JOBFISCH - Linux

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JOBFISCH - Linux
Linux Carpc
Einleitung
Der nachfolgende Artikel beschreibt den Zusammenbau und die Konfiguration eines CarPCs der komplett
unter Linux läuft und fest im Fahrzeug eingebaut werden kann. Der Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, er ist eher eine Art Erfahrungsbericht, denn auf Grund mangelnder (Frei-)Zeit und "geringer Priorität" vergingen vom Kauf der ersten Komponenten bis zur Einbaureife ca. 7 Monate.
Mittlerweile sind kompakte GPS-Navigationsgeräte nicht nur viel bedienfreundlicher als früher, sondern auch
preislich deutlich attraktiver, so dass sich der Aufbau eines eigenen CarPCs wirtschaftlich eigentlich nicht
mehr lohnt, wenn es um reine Navigation geht.
Und um eins vorweg zu nehmen: Nein, natürlich braucht man einen solchen CarPC nicht wirklich. - Aber da
gibt es ja noch den nicht zu unterschätzenden "Freak-Faktor", den "Linux-Entdecker-Geist" und die spannende Herausforderung, ob man es wohl schafft...
Was "er" kann
"Einschlafen" und "Aufwachen" (Suspend-to-Disk) mit Zündschlüssel
Europaweite GPS Navigation mit Sprachausgabe (auch eigener Kommandos)
Audiowiedergabe aller gängigen Formate (auch über USB-Stick und CF Slot)
Videowiedergabe aller gängigen Formate (wird nicht genutzt)
Bildwiedergabe (Diashow) aller gängigen Formate (wird momentan nicht genutzt)
Internetzugriff über Mobiltelefon (z.B. Verkehrsinfos oder E-Mail)
Systemüberwachung (Spannungen, Temperatur)
Netzzugang per WLAN (wird momentan nicht genutzt)
Optional: Rückfahrkamera (in Vorbereitung)
Was "er" nicht kann
In 2 Sekunden booten (reale Zeiten liegen im Bereich von >20 Sekunden je nach hardware)
Fahrzeugdaten anzeigen (nur möglich mit speziellen adapter bzw. obd/obd2 oder can bus)
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2008-07-03
Ausgangsmaterial
Hardware
Gehäuse VoomPC Spec bei cartft.com (http://www.cartft.com/catalog/item/?wm_item_id=526)
Mainboard VIA EPIA M-II 12000 (1.2GHz) Spec bei via.com (http://www.via.com.tw/en/products/mainboards/motherboards.jsp?motherboard_id=202)
RAM 512MB DDR 333
Festplatte 40GB HDD 2.5"
Netzteil M1-ATX 6-24V DC/DC (90 Watt) Spec bei cartft.com (http://www.cartft.com/catalog/item/?wm_item_id=459)
USB Touchscreen VGA 7" TFT - MM400-V2 Spec bei cartft.com (http://www.cartft.com/catalog/item/?wm_item_id=442)
USB GPS Maus Navilock NL-202 U Spec bei navilock.de (http://www.navilock.de/produkte/gruppen/3/Kabel_Empfaenger/61121_NL-202U.html)
Mini-Stereo-Aktivbox LS 111 von Elta Spec bei Elta (http://www.elta.at/katalog/product.asp?productid=863)
Taster (Power, Reset) und Buchsen (USB)
Befestigungsmaterial und Kabel
Optional: MiniKey (Tiny USB keyboard) Spec bei cartft.com (http://www.cartft.com/catalog/item/?wm_item_id=478)
Optional: PCMCIA WLAN Karte Netgear MA401 Spec bei netgear.com (http://kbserver.netgear.com/products/MA401.asp)
Optional: FM-Transmitter AT-FMT8 Spec bei audio-technica (http://www.audio-technica.co.jp/products/caracc/at-fmt8.html)
Optional: Cassette Adapter for iPod Spec bei Belkin (http://catalog.belkin.com/IWCatProductPage.process?Product_Id=153161)
Optional: CMOS Farbkamera-Modul C6915 S von conrad.de (http://www.conrad.de)
Nachgerüstet: Car2PC Adapter (CD Wechsler-Emulator für's Autoradio) http://www.car2pc.com
Software
SUSE Linux 10.0 von http://www.opensuse.org
Directions Navigator 4 Plus Europe von http://www.directions.ltd.uk bzw. http://www.navilock.de
Optional: Multimedia Software Pakete für SUSE 10.0 von http://packman.links2linux.de
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2008-07-03
Hardware Vorbereitungen
Verkabelung
Die Verkabelung bzw. Verdrahtung des Mainboards mit den anderen Komponenten der Hardware ist relativ
einfach. Zweckmäßig ist es, vor dem eigentlichen Zusammenbau einen Vorabtest durchzuführen, um defekte Hardwarekomponenten (oder verpolte Steckkontakte) rechtzeitig zu finden.
Desweiteren ist es sinnvoll, alle Kabel und Leitungen gegen mechanische Beanspruchung mit einem Kunststoff-Mantel zu versehen, damit auch starke Vibrationen im Fahrzeug die Isolation nicht beschädigen können.
Etwas Vorsicht ist beim Anschluss der Festplatte geboten. Der notwendige 3.5" zu 2.5" Adapter nimmt viel
Platz weg, eine Kürzung des mitgelieferten IDE-Kabels ist empfehlenswert. Eine zusätzliche Isolierschicht
zwischen IDE-Kabel und Netzteil schützt vor ungewollten Kurzschlüssen.
Im Handbuch des M1-ATX Netzteiles (siehe Link oben) befinden sich alle Informationen für eine Konfiguration der zeitlichen Abfolge für automatisches Hoch- und Herunterfahren des PCs. Zu empfehlen ist die Konfiguration "2". Ein Herunterfahren des PCs erfolgt nach 5 Sekunden. Nach zwei Stunden erfolgt ein "hartes
Abschalten".
Das hat den Vorteil, dass der USB GPS Empfänger noch bis zu 2 Stunden mit Spannung versorgt wird (geringer Stromverbrauch) und so das Fortsetzen einer Navigation (z. B. nach Tankstellen-Stopp schneller geht,
da der GPS Empfänger keinen Kaltstart durchführen muss.
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Zusätzliche Umbauten
Weitere Tipps zum Einbau ins Gehäuse lassen sich aus der VoomPC Anleitung bei
cartft.com (http://www.cartft.com/support/doku/manuals/manual_dl/Voom_de.pdf) entnehmen. Zur Reduzierung der Lüfterlautstärke kann der Original-Lüfter gegen einen "SUNON" Lüfter ausgetauscht werden. Aus
Platzgründen muss er in der Mitte montiert werden.
Zur Überwachung der tatsächlich vorhandenen Systemtemperatur ist die Konfiguration der entsprechenden
Sensoren sinnvoll (siehe unten). Der Betrieb ohne Gehäuselüfter führt besonders bei Sommertemperaturen
trotz Kühlrippen des Gehäuses zu einer Überhitzung des Prozessors bzw. der Festplatte. Eine "Heatpipe"Anbindung des Prozessorkühlkörpers wäre hier eine sinnvolle Alternative, ist jedoch auf Grund des mechanischen Zusammenbaukonzeptes schwierig zu realisieren. Der einfache, zusätzliche Gehäuselüfter ist für den
Normalbetrieb jedoch ausreichend.
Der freigewordene Platz an der Seite wird für den Einbau eines Lausprechers genutzt. Dafür kann die Aktivbox-Elektronik aus der Elta-Mini-Aktivbox ausgebaut und in ein schmales Kunststoffgehäuse eingesetzt werden. Dies ermöglicht den völlig autonomen Betrieb des CarPCs auch ohne Anschluss an die Fahrzeug-HiFiAnlage. Über einen 3.5mm Klinkenstecker kann dann die interne Aktivbox in Betrieb genommen werden. Wahlweise kann die Einspeisung in die Fahrzeug-HiFi-Anlage per FM-Transmitter erfolgen.
Da der Touchscreen VGA 7" TFT - MM400-V2 (http://www.cartft.com/catalog/item/?wm_item_id=442) Monitor über zwei zusätzliche Video-In Eingänge verfügt, bietet sich der optionale Einbau einer einfachen Rückfahrkamera an. Eine solche Kamera kann das Einparken in schwierigen Situationen erleichtern. Bei Conrad (http://www.conrad.de) gibt es Farbkamera-Module bereits ab knapp über 20EUR. Der Einbau einer solchen Kamera in die hintere Stoßstange des Fahrzeugs sollte auf Grund der kleinen Kamera-Modulabmessungen (32mm x 16mm x 19mm) kein Problem darstellen.
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Aus Komfortabilitätsgründen werden weiterhin folgende Zusatzelemente in das CarPC-Gehäuse eingebaut:
Zwei zusätzliche USB Anschlüsse
Ein-Aus Taster ("PWR")
Reset Taster ("RST")
Betriebszustand-LED ("PWR")
Festplatten-LED ("HDD")
Schalter für den Gehäuselüfter
Software Vorbereitungen
BIOS
Um es kurz zu machen: Es ist nicht sinnvoll ein BIOS-Update auf das BETA BIOS "i0a0t137.bin" zu wagen.
Grafik-Probleme mit der Onboard-Karte können die Folge sein. Falls man aber dennoch das BIOS updaten
muss, so ist das auch ohne Windows möglich.
Über ein angeschlossenes CD-ROM oder DVD-Laufwerk (IDE oder USB) kann man FREEDOS (ISO boot
image von http://www.freedos.org booten und anschließend mit dem BIOS Flash tool
awfl823b.exe (http://www.via.com.tw/download/mainboards/5/0/awfl823b.exe) das neue BIOS einspielen,
das man zuvor auf eine Extra-CD gebrannt hat. Hier der Link zum (Original-)BIOS, mit dem der CarPC gut
funktioniert: I0A00135.bin (http://www.via.com.tw/download/mainboards/1/0/I0A00135.bin).
Linux-Installation
SUSE Linux 10.0 lässt sich ohne Probleme über ein angeschlossenes CD-ROM oder DVD-Laufwerk (IDE
oder USB) installieren. Um die Installationszeit zu verkürzen kann man einen Installationspfad bereits auf einer Festplattenpartition anlegen. Dann benötigt man nur die (Mini) FTP-Boot-CD.
Mit YOU (YaST Online Update) ist Vorsicht geboten. Im Prinzip lassen sich alle Updates installieren, dennoch kann es Probleme mit einem Kernel-Update geben (evtl. ist das mittlerweile behoben). Das Einspielen
des Original Kernels der SUSE 10.0 Distribution per RPM (kernel-default-2.6.13-15.i586.rpm) hilft zu einem
wieder "lauffähigen" System.
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2008-07-03
Um Probleme mit dem Via C3 Nehemiah Prozessor zu verhindern (PC bleibt bei einigen Powersave-Aktionen hängen) muss man unbedingt in /etc/sysconfig/powersave/cpufreq die automatische CPU-Frequenzänderung "verbieten" indem man folgenden Eintrag vornimmt:
CPUFREQD_MODULE="off"
Eigentlich sollte die automatische Frquenzänderung mit dem 'longhaul' Modul funktionieren. Sicherer ist es
jedoch diese Änderung (wie oben beschrieben) komplett abzuschalten.
Zum Einrichten aller weiteren Komponenten ist YaST unter SUSE Linux mittlerweile ein reifes und gutes
Werkzeug. So lassen sich auch Partitionierungen, WLAN- und ACPI- (Powermanagement) Einstellungen
hervorragend ohne komplizierte Komandozeilen- und Script-Anpassungen vornehmen.
Zur Einrichtung des X-Servers eignet sich das in YaST integrierte SaX-2 nur bedingt. Da der Touchscreen
sowieso manuell eingebunden werden muss, kann man die Datei /etc/X11/xorg.conf auch "zu Fuß" editieren.
Mehr dazu siehe unten.
Um die Startzeit des Systems zu reduzieren empfielt es sich, folgende Einstellungen im System vorzunehmen:
BIOS Tests (Speicher etc.) abschalten
Alle nicht benötigten Dienste im YaST Runlevel-Editor abschalten
Ggf. "early"-Dienste (z.B. readahead_early) im YaST Runlevel-Editor laden
GRUB Bootloader-Wartezeit von 8 auf ca. 2 Sekunden verkürzen
Ggf. alle "Splash"-Screens abschalten
Automatische Benutzeranmeldung einschalten
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2008-07-03
Touchscreen Konfiguration
Bildschirmauflösung
Der (USB) Touchscreen VGA 7" TFT - MM400-V2 (http://www.cartft.com/catalog/item/?wm_item_id=442)
hat eine physikalische Auflösung von 800x480 Bildpunkten. Diese Auflösung lässt sich mit der Onboard-Grafikkarte nicht einstellen. Stattdessen ist eine Auflösung von 800x600 zu empfehlen, so dass ggf. die Standardeinstellungen der in der Datei /etc/X11/xorg.conf so belassen werden (bzw. leicht angepasst werden)
können. Auszug:
Section "Modes"
Identifier
"Modes[0]"
Modeline "640x480" 25.20 640 656 752 800 480 490 492 525 -hsync -vsync
Modeline "800x600" 40.0 800 840 968 1056 600 601 605 628 +hsync +vsync
EndSection
Section "Screen"
DefaultDepth 16
SubSection "Display"
Depth
15
Modes
"800x600"
EndSubSection
SubSection "Display"
Depth
16
Modes
"800x600"
EndSubSection
Touchscreen
Nach vielen Versuchen und Tests mit alternativen Treibern ist die Verwendung des Linux-Touchscreen Treibers evtouch 0.8.0 (http://stz-softwaretechnik.com/~ke/touchscreen/evtouch.html) zu empfehlen. Nicht empfehlenswert ist die Installation der auf CD mitgelieferten Treiber für Linux.
Seit Einführung des 2.6.x-er Kernels bringt Linux einige wesentliche Module zur Ansteuerung von Touchscreens bereits mit (z.B. touchkitusb). Nachfolgend eine Kurzanleitung mit den wichtigsten Schritten zur erfolgreichen Einbindung des Touchscreens.
Vorkompilierte Treiber evtouch 0.8.0 (http://stz-softwaretechnik.com/~ke/touchscreen/evtouch0.8.0.tar.gz) herunterladen und entpacken
"evtouch_drv.o" nach /usr/X11R6/lib/modules/input/ kopieren
"ev_calibrate" nach /usr/X11R6/bin/ kopieren
Nach Anschluss des Touchscreens (USB), Prüfen welches "event" (event 0 bis 3) dem Touchscreen zugeordnet ist, im Terminal mit: cat /proc/bus/input/devices
Um zu verhindern, dass dies jedesmal ein anderer Eintrag (event 0 bis 3) ist, folgenden Eintrag in
/etc/udev/rules.d/50-udev.rules hinzufügen
BUS=="usb", KERNEL=="event[0-3]*", SYSFS{product}=="USB TouchController",
SYMLINK+="input/touchscreen"
Abschnitt "InputDevice" der Datei /etc/X11/xorg.conf anpassen (Auszug):
Section "InputDevice"
Identifier "touchscreen0"
Driver "evtouch"
Option "Device" "/dev/input/touchscreen"
Option "DeviceName" "touchscreen"
Option "SwapX"
# Notwendig
#
Option "SwapY"
Option "MinX" "78"
# Wird nach
Option "MinY" "108"
# Wird nach
Option "MaxX" "1965"
# Wird nach
Option "MaxY" "1910"
# Wird nach
Option "ReportingMode" "Raw"
Option "Emulate3Buttons"
Option "Emulate3Timeout" "50"
Option "SendCoreEvents" "On"
Option "Calibrate" "1" # Eintrag wird nur
EndSection
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falls Richtung vertauscht
Kalibrierung
Kalibrierung
Kalibrierung
Kalibrierung
angepasst
angepasst
angepasst
angepasst
zur Kalibrierung benötigt!
2008-07-03
Abschnitt "ServerLayout" der Datei /etc/X11/xorg.conf anpassen (Auszug):
Section "ServerLayout"
Identifier
"Layout[all]"
# InputDevice "Keyboard[0]" "CoreKeyboard"
# InputDevice "Mouse[1]" "CorePointer"
# InputDevice "touchscreen0" "SendCoreEvents"
InputDevice "touchscreen0" "CorePointer"
Option
"Clone" "off"
Option
"Xinerama" "off"
Screen
"Screen[0]"
EndSection
Evtl. Abschnitt "Files" der Datei /etc/X11/xorg.conf anpassen und event3 hinzufügen (Auszug):
Section Files
#[...]
InputDevices "/dev/input/event3"
#[...]
EndSection
Kalibrierung manuell durchführen (die automatische Kalibrierung funktioniert leider nicht) dazu die folgenden Schritte "abarbeiten":
X-Server beenden (z.B. mit "init 3")
Ausführen von "./calibrate.sh" (im entpackten Verzeichnis von evtouch-0.8.0)
Auf dem nun weißen Bildschirm Rand und Ecken mehrmals abfahren und die Minimal- und Maximalwerte
für x und y notieren
X-Server beenden (z.B. mit [STRG]+[ALT]+[<--])
Abschnitt "InputDevice" der Datei /etc/X11/xorg.conf mit den korrekten Werten ergänzen (siehe oben)
In /etc/X11/xorg.conf Option "Calibrate" "1" entfernen
In /etc/X11/xorg.conf nach Bedarf Optionen hinzufügen (z.B. für die rechte Maustasten-Emulation, siehe
oben)
X-Server wieder starten (z.B. mit "init 5")
Eine detaillierte Anleitung von Wilfried Hemp befindet sich auf den Seiten von
cartft.com (http://www.cartft.com/support/drivers/TFT/Linux_HowTo)
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2008-07-03
Windowmanager Xfce
Als Oberfläche für den CarPC wird kein spezielles Programm verwendet sondern der Resourcen-schonende
Fenstermanager Xfce (The Cholesterol Free Desktop Environment) von http://www.xfce.org. Er ist schnell,
einfach und übersichtlich. Gnome und KDE Programme laufen ohne Probleme auch unter Xfce.
Da standardmäßig keine Hardware-Tastatur am CarPC angeschlossen ist, wird eine Bildschirmtastatur verwendet. "Xvkbd" eignet sich dafür sehr gut, da es so eingerichtet werden kann, dass es die Bildschirmgröße
optimal ausnutzt. Xvkbd kann so konfiguriert werden, dass die Tastatur dauerhaft zur Verfügung steht (im
Hintergrund).
Die Leiste am oberen Bildschirm zeigt alle offenen Fenster an und beinhaltet auch Systemelemente (Systray). Über die angepasste Leiste am unteren Bildschirmrand können alle wichtigen Programme erreicht werden. Im vorliegenden Fall sind das die folgenden Einträge (von links nach rechts):
Hauptmenü (alle Programme)
Navigator (GPS Navigation)
Amarok (Audioplayer)
(G)Mplayer (Videoplayer)
Gwenview (Bild- Diashow-Betrachter)
Konqueror (Dateimanager)
Konsole (Terminal)
Firefox (Internet)
YaST (Systemeinstellungen)
xvkbd (Bildschirmtastatur)
Mixer (Lautstärken)
GPS Treiber neu laden
"Herunterfahren"
"Suspend-to-Disk"
"Abmelden"
Uhr
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2008-07-03
GPS Empfänger Konfiguration
Der Einsatz des USB GPS Empfängers Navilock NL-202 U gestaltet sich unter SUSE Linux relativ einfach.
Die notwendigen Module "usbserial" und "pl2303" werden automatisch geladen und das Gerät steht per serieller Emulation unter /dev/ttyUSB0 zur Verfügung.
Jedoch sind die Zugriffsrechte unter Linux auf dieses Gerät meist so eingestellt, dass es nur von "root" bzw.
der Gruppe "uucp" verwendet werden kann. Um das zu ändern gibt es mehrere Möglichkeiten.
Um Rechte dauerhaft für bestimmte User (z.B. "pt") hinzuzufügen kann man eine Regel für das Subsystem
"udev" erstellen. Dazu kann entweder die Datei /etc/udev/rules.d/50-udev.rules verändert, oder eine neue
Datei /etc/udev/rules.d/60-gps.rules mit folgendem Inhalt erstellt werden:
KERNEL =="ttyUSB*" OWNER="pt",GROUP="uucp", MODE="0660"
Navigator Installation und Konfiguration
Für die Installation von Navigator 4 Plus unter Linux befindet sich auf der Installations-DVD/CD eine kurze
Anleitung im Textformat sowie ein Script, das durch die Installation führt.
Bei der Standard Installation wird eine fehlende Bibliothek "libaudio.so.2" angemahnt. Die Audioausgabe
funktioniert nicht. Ursache hierfür ist, dass die Navigator Software "NAS" benötigt (network audio system).
NAS wird nicht mehr mit SUSE Linux mitgeliefert. Ein passendes RPM Paket (der PLD Distribution) "nas1.5-4.i586.rpm" gibt es zum Beispiel bei http://rpm.pbone.net.
Um NAS automatisch zu starten kann man folgenden Eintrag in /etc/init.d/boot.local vornehmen:
/usr/X11R6/bin/nasd -aa &
Alternativ kann man auch ein kleines Script erzeugen, das beim Start geladen wird und den obigen Eintrag
enthält.
Hardware Sensor Zugriff
Um wichtige Daten, wie Betriebsspannungen und Temperaturen anzuzeigen, kann unter Linux prinzipiell das
lm_sensors- (bzw. sensors-) Paket verwendet werden. Es kann über verschiedene Treibermodule HardwareInformationen verschiedenster Chipsätze über I2C, ISA oder SMB auslesen.
Der im EPIA Mainboard vorhandene vt1211 kompatible Chipsatz kann standardmäßig leider nicht ausgelesen werden, da SUSE das entsprechende Treibermodul (für den 2.6-er Kernel) nicht mitliefert. Auf der Seite
Vt1211 module for 2.6 kernel (http://hem.bredband.net/ekmlar/vt1211.html) findet man Informationen, wie
man einen solchen Treiber als Modul dennoch einfach selbst kompilieren kann.
Das Modul muss unter /lib/modules/2.6.13-15-default/kernel/drivers/hwmon/vt1211.ko abgespeichert werden. Danach nicht vergessen, das folgende Kommando auszuführen, damit das neue Modul dem Kernel
"bekannt" wird:
depmod -a
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2008-07-03
Nun kann die Sensor-Suche gestartet werden mit "sensors-detect". Den Anweisungen leistet man Folge und
trägt anschließend die folgenden Zeilen in die Datei /etc/init.d/boot.local ein:
#----cut here---# I2C adapter drivers
modprobe i2c-viapro
modprobe i2c-isa
# I2C chip drivers
modprobe eeprom
modprobe vt1211
# sleep 2 # optional
/usr/bin/sensors -s # recommended
#----cut here---Zum Vergleich hier eine funktionierende Datei aus /etc/sensors.conf. Ein gutes GUI für lm_sensors (bzw.
sensors) ist KSensors. Für die Spannungen können hier auch ganz einfach Korrekturfaktoren eingetragen
werden, falls es Abweichungen zur tatsächlich anliegenden Spannung gibt (ausmessen).
Internet Zugang
Nachfolgend ist beispielhaft die Einrichtung des Internetzugangs mit einem Mobiltelefon Motorola SLVR
L7 (http://direct.motorola.com/ger/web_producthome.asp?Country=DEU&language=GER&productid=30315)
per GPRS (über Simyo/e-plus) dargestellt. Das Telefon wird dazu per USB-Kabel mit dem CarPC verbunden. Wenn das Telefon auf "Data/Fax Verbindung" eingestellt ist, wird es automatisch als /dev/ttyACM0 eingerichtet. Mit YaST kann es als modem0 konfiguriert werden. Geräteadresse ist dabei /dev/ttyACM0. Folgende Einstellungen sind dabei notwendig:
Baudrate:
57600
Init1:
AT+CGQREQ = 1,2,4,3,9,31
Init2:
AT+CGDCONT = 1, "IP", "internet.eplus.de"
Diese Einstellungen richten sich natürlich nach dem jeweiligen Provider. Die eigentliche Einwahl ins Internet kann man mit dem Programm KInternet vornehmen.
Für Simyo/e-plus gelten die folgenden Einwahl-Details:
Einwahlnummer:
*99#
Benutzername:
eplus
Kennwort:
gprs
Sollte der Zugriff auf /dev/ttyACM0 nicht funktionieren, ist es sinnvoll den Zugriff als "root" zu testen. Klappt
dies ohne Probleme, so ist es, wie auch beim GPS Empfänger, eine Frage der Berechtigungen. Das Hinzufügen des Benutzers zur Gruppe "tty" sowie "dialout" und die Anpassung des Eintrags in /etc/udev/rules.d/50-udev.rules schaffen Abhilfe:
KERNEL=="tty[A-Z]*", NAME="%k", GROUP="tty", MODE="666", OPTIONS="last_rule"
Optional ist auch der Internetzugang via Wireless LAN möglich mit einer PCMCIA WLAN Karte von Netgear
(MA401). Die Einrichtung dieser Netzwerkkarte erfolgt einfach über YaST. Aufgrund fehlender "Flächenabdeckung" mit freien WLAN-Netz-Hotspots wird dieser Zugang momentan aber nicht verwendet.
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2008-07-03
Suspend-to-Disk
Um den CarPC mit dem Zündschlüssel möglichst schnell ein- bzw. auszuschalten wird er nicht jedesmal
"hoch-" und wieder "runter-"gefahren. Es wird mit "Suspend" gearbeitet. Suspend-to-RAM ist aus Gründen
des hohen Stromverbrauch im Ruhezustand (>150mA) nicht geeignet, da sonst die Fahrzeugbatterie zu
stark entladen wird (in etwa vergleichbar mit einer vergessenen Fahrzeuginnenbeleuchtung). Vielmehr wird
Suspend-to-Disk verwendet.
ACPI wird vom EPIA Bord und BIOS gut unterstützt. Über das in SUSE Linux integrierte Powermanagement
kann auch der Ein- bzw. Ausschaltknopf entsprechend konfiguriert werden, dass nicht ausgeschaltet wird,
sondern der gesamte RAM Inhalt auf der Festplatte "geparkt" wird (Suspend-to-Disk, ACPI-S4), wenn der
entsprechende Knopf betätigt wird. Das Komando dafür lautet:
powersave -U
Um ein reibungsloses "Einschlafen" und "Aufwecken" zu gewährleisten, müssen einige Module vor dem Suspend entfernt und später wieder geladen werden. Diese Module kann man in der Datei /etc/powersave/sleep
festlegen. Standardmäßig sind das die Module "usb_storage sbp2 ohci_hcd uhci_hcd stir4200 ohci1394
ipw2200 rt2500 prism54 lt_modem Intel536 Intel537". Diese Einträge sind in SUSE 10.0 schon gut vorgewählt, so dass hier keine manuelle Modifikation notwendig ist.
Zwei Probleme treten auf:
Manchmal reagiert der Touchscreen-Zeiger nicht mehr nach dem "Aufwachen"
Der GPS Empfänger arbeitet überhaupt nicht mehr nach dem "Aufwachen"
Pragmatische Abhilfe schaffen hier manuelle Einträge in der Datei: /usr/lib//powersave/scripts/restore_after_suspend_to_disk:
restore_after_sleep "suspend2disk"
echo "=======================================" >> $LSMOD_LOG
echo "sleep a few seconds to get X settled:OK" >> $LSMOD_LOG
sleep 12
echo "=======================================" >> $LSMOD_LOG
echo "Change to console for resetting pointer" >> $LSMOD_LOG
chvt 6
chvt 7
echo "=======================================" >> $LSMOD_LOG
echo "sleep another 8-12 seconds to reload GPS" >> $LSMOD_LOG
sleep 8
echo "=======================================" >> $LSMOD_LOG
echo "Reload GPS serial and USB driver: OK" >> $LSMOD_LOG
rmmod pl2303
rmmod usbserial
modprobe usbserial
modprobe pl2303
echo "=======================================" >> $LSMOD_LOG
echo "restore_after_suspend_to_disk: finished" >> $LSMOD_LOG
# $SCRIPT_RETURN is called in restore_after_sleep.
Der erste Eintrag löst das Touchscreen-Zeiger Problem, indem kurz in eine Konsole umgeschaltet wird und
danach sofort wieder in den X-Server geschaltet wird. Das ist eine temporäre Lösung "frei" nach einem Forumbeitrag bei mp3car.com (http://www.mp3car.com/vbulletin/archive/index.php/t-55727.html).
Der zweite Eintrag lädt die Treiber für den GPS Empfänger neu. Voraussetzung dafür ist, dass sie im Navigator-Programm nicht mehr geladen sind (sonst funktioniert das Entladen nicht). Dazu im Navigator unter
"Settings" --> "GPS" --> "Disconnect when no data from the GPS for 5 seconds" einstellen.
Jetzt sollte es funktionieren. Startzeiten für den CarPC inklusive aller Anwendungen (Navigator) liegen im
Bereich von 60...90 Sekunden. Stopzeiten liegen bei ca. 30 Sekunden. Natürlich ist hier noch Verbesserungspotenzial, besonders wenn das Touchscreen-Zeiger Problem auf andere Art und Weise gelöst werden
kann.
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2008-07-03
CarPC in Aktion
Navigation
Nachfolgend ein paar kurze Praxis-Ergebnisse einiger erster Tests mit der Navigationssoftware Direction(s)
(InfoMap) Navigator 4.4 Plus Europe von http://www.directions.ltd.uk:
Das deutsche Handbuch ist, ähnlich wie das Programm selbst, sehr umfangreich, aber auch gut. Die Anpassung der Symbolleiste mit größeren Zeichen und die Reduzierung auf die wichtigsten Funktionen ist sehr
empfehlenswert. Für einige Aktionen ist die rechte Maustaste notwendig. Dafür muss einfach länger auf den
Touchscreen gedrückt werden (sofern man die "3 Button Emulation" eingeschaltet hat).
Der in der "Plus"-Variante des Programs vorhandene CarPC-Modus eignet sich hervorragend für die schnelle Zieleingabe. Ganz so einfach wie bei einigen Standard-KFZ-Navigationssystemen ist das jedoch nicht (besonders wegen der schlecht unterstützten Adresseingabe außerhalb von GB). Mit dem CarPC-Modus startet
eine vereinfachte Oberfläche, in der man zwischen "Benutzerobjekt", "Objekt", "Home", "Postleitzahl" und
"Letztes Reiseziel" wählen kann. Danach unterstützt eine (gute) Bildschirmtastatur etwaige Eingaben.
Trotz der unten aufgeführten Nachteile lässt sich die Software gut für eine "entspannte Fahrzeugnavigation"
verwenden. Die deutsche Stimme ist zugegeben nicht gerade "sexy". Aber das ist Geschmackssache und
lässt sich einfach ändern. Da alle Sounds *.wav Dateien sind, lassen sich auch eigene Ansagen verwenden.
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2008-07-03
Navigator 4 Nachteile:
Startzeit der Software (> 5...10 sec)
Standardmäßig nur Navigation nach Postleitzahl möglich (außer in GB)
Suche nach Straßen zwar möglich, dann muss aber unter hunderten Straßen ausgewählt werden (je
nachdem wie "einzigartig" der Straßenname ist)
Wenn kein GPS-Signal am Start vorhanden ist, erfolgt keine Routenberechnung
Bei Routenabweichnungen ertönt ein unnötiges "Sie haben sich verfahren!"
Kein "Nacht-Mode" verfügbar
Die Aufforderung zum Wenden ist manchmal "Scharf rechts abbiegen"
Weitere kleine "Bugs", die aber bereits adressiert sind
Navigator 4 Vorteile:
Umfangreiches Kartenmaterial (ganz Europa von Tele Atlas)
Sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis
Deutsche(s) Handbuch, Bedienoberfläche und Sprachanweisungen
Symbolleisten und Einstellungen gut konfigurierbar
Sehr umfangreiches Programm mit -zig Einstellungen
Schnelle Routen-(Neu-)berechnung
Übersichtliche 2D Darstellung im Splitscreen
CarPC Interface in der "Plus" Version
Benutzerobjekte können über "Pushpins" in der Karte gesetzt werden
Guter Support über http://www.directions.ltd.uk
Windows- und Linux-Version auf einer DVD (Linux-Version ist "nativ" - keine "Wine"-Version)
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2008-07-03
Einbau
Der Einbau des CarPCs hängt natürlich stark vom Fahrzeug-Fabrikat ab. Der Chrysler PT Cruiser (http://www.chrysler.de/content/chrysler/de/modelle/ptcruiser/exterieur.html) ist wie geschaffen für einen
CarPC, denn unter dem Fahrersitz ist viel Platz. Außerdem befinden sich hier auch ausreichend Besfestigungsmöglichkeiten. Das Gehäuse des CarPC (VoomPC) kann über zwei Metall-Flacheisen fest mit dem
Sitz verschraubt werden, so dass der PC auch bei extremen Manövern fest an seinem Platz bleibt.
Alle Zuleitungen werden (soweit möglich) hinter Verkleidungen verstaut. Freie Leitungen werden mit einem
zusätzlichen Kunststoffmantel versehen um gegen Abrieb und Kurzschluss zu schützen.
Der Monitor kann unter der eigentlichen Mittelkonsole mit einem zusätzlichen Winkel und dem mitgelieferten
Schwenkgelenk befestigt werden. Eine aufwendige, zusätzliche Verkleidung ist möglich, aber nicht notwendig. Die Position im unteren Bereich der Mittelkonsole ist sicher nicht ideal, erfordert aber den geringsten
Aufwand beim Einbau.
Die Spannungsversorgung erfolgt über zwei KFZ-Bord-Stecker oder eine feste Verdrahtung zum Sicherungskasten. Ein Stecker wird an die Dauerversorgung +12V angeschlossen (CarPC "Battery" und Monitor).
Der andere Stecker wird an die "Zündung an" Versorgung +12V angeschlossen (CarPC "Ignition").
Los geht's
Das wars! Jetzt viel Spaß mit Linux im Auto! Hinweise und Rückmeldungen sind gern willkommen. Bitte beachten: Es wird keine Garantie oder Haftung für ggf. auftretende Schäden übernommen. Alles geschieht also auf "eigene Gefahr". Aber: "No risk - no fun" ;-)
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2008-07-03