Ohrenanlegen- nicht immer ein operativer Eingriff
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Ohrenanlegen- nicht immer ein operativer Eingriff
Ohrenanlegennicht immer ein operativer Eingriff Ohrenanlegen ist eine der einfacheren Möglichkeiten, um Höhe abzubauen. Bild: DHV Ohrenanlegen ist eine immer wieder diskutierte Abstiegshilfe. Sie ist relativ einfach zu erlernen, erfordert aber trotzdem Vorwissen und ist für „mal Ausprobieren“ nicht geeignet, da bei falschen Aktionen heftigste Schirmreaktionen auftreten können. Das grundlegende Prinzip ist die Flächenverringerung durch gezieltes Einklappen der Flügelseiten. Der Anstellwinkel erhöht sich, genau wie der Widerstand. Die Sinkgeschwindigkeiten liegen zwischen 2,5 und 8 Metern pro Sekunde. Vergleicht man es mit anderen Abstiegshilfen wie B-Stall und Steilspirale, ergeben sich Vorund Nachteile: Vorteile - für den Piloten lange haltbar - richtungssteuerbarer Flugzustand (Gewichtsverlagerung) Nachteile - bei manchen Schirmtypen geringe Sinkgeschwindigkeit - Anstellwinkel erhöht sich - geringere Fluggeschwindigkeit © Sebastian Dollinger Ohrenanlegen - Wie funktioniert‘s? Einleiten: Der Pilot streckt sich nach oben und greift von außen die vorderen äußeren A-Leinen - bei getrennten A- Gurten: den mit einer Leine dran, - bei Tragegurten mit Anlegehilfe: eben die Anlegehilfe und zieht sie ruhig mit leichtem Impuls zu sich herunter. Die Steuerleinen behält er in der Hand. Anfangs kann auch erst eine und dann die andere Seite abwechselnd herunter gezogen werden. Um die eingeklappte Fläche zu vergrößern (Big Ears - nicht auf den Bildern zu sehen), kann der Pilot mehr Leine einholen. Hierzu streift er an der A-Leine nach Außen und kann so noch höher ansetzen. WICHTIG: Immer vergewissern, dass es wirklich die richtigen Leinen sind und die Reaktionen des Schirms beobachten. Ausleiten: Der Pilot gibt die beiden äußeren A-Leinen nach oben frei (nicht hoch schnalzen lassen). Dabei gehen die Hände mit nach oben und der Pilot beobachtet wieder die Reaktion des Schirms. Bilder: DHV Bleiben die Ohren trotzdem, bremst der Pilot leicht an und öffnet so den Schirm. © Sebastian Dollinger Ein Kinderspiel würde man meinen... Probleme beim Einleiten: - Greift man zu tief am Leinenschloss, riskiert man einen Frontklapper. Dann: Hände hoch - Schirm fliegen lassen! - Zieht der Pilot die Leinen zu weit (real big ears!), fliegt er nahe am Strömungsabriss. Dann: Äußere A-Leine frei geben. Neustart der Aktion! - Greift der Pilot die Stabilo- Leinen (äußerste Leine des Schirms!) kommt es zu „ungesund“ aussehenden Deformationen. Deshalb immer die Reaktion des Schirms beobachten. Stimmt das „Bild“ nicht: Hände hoch Schirm fliegen lassen! Probleme beim Ausleiten: - Das Anbremsen des Schirms während des Ausleitens unbedingt vermeiden. Ohrenanlegen und Beschleunigen (empfohlen) Um die Sinkgeschwindigkeit weiter zu erhöhen, kann der Pilot den Beschleuniger treten. Der Anstellwinkel wird verkleinert, was den Flugzustand verbessert. Manöverablauf: 1. Fussbeschleuniger vorbereiten 2. Ohren anlegen 3. Fussbeschleuniger treten 4. Sinkwerte genießen 5. Fussbeschleuniger langsam lösen (Anstellwinkel wird wieder größer) 6. Ohren lösen Bitte beachten: Ist durch das Nachziehen der äußeren A-Leine keine Flächenverkleinerung mehr möglich, ist das Ohrenanlegen ausgereizt. Zwei A-Leinen zu ziehen ist kein klassisches Ohrenanlegemaniver mehr, sondern ein Versuch, welchen jeder Pilot gerne über Wasser mit fachlicher Betreuung ausprobieren kann. Auch zusätzliches Rollen kann hier angetestet werden. Ich gebe aber den erhöhten Anstellwinkel zu bedenken. Ohrenanlegen in Bodennähe ist, wenn es geht, zu vermeiden. Der erhöhte Anstellwinkel in Kombination mit thermischen Bedingungen kann zum Strömungsabriss in Bodennähe führen. Wenn der Pilot dann noch anbremst wie gewohnt... Ohweia! © Sebastian Dollinger Tipp: Ohrenanlegen mit Beschleuniger ist eine gute Möglichkeit längere Zeit die Sinkwerte zu erhöhen. Die körperliche Belastung ist relativ gering und der Pilot kann gemütlich mit dem Hintern die Richtung korrigieren. Es gibt Situationen in denen man aber schnell nach unten muss. Jeder Pilot sollte daher sicher auf mehrere Abstiegsmöglichkeiten zurückgreifen können und diese im Ernstfall kombinieren. B-Stall und Steilspirale helfen effektiv weiter. Beide Manöver sind NICHT zum Selbsttest geeignet und sind Inhalt eines Sicherheitstrainings. Trainieren und Weiterlernen macht Spaß und bringt Sicherheit. Gönnt es euch! Wer Infos und Tipps zu Sicherheitstraining- Veranstaltern braucht, kann mich gerne kontaktieren. Solong - bis zum nächsten Mal! Sebastian P.S. Wer beim Sicherheitstraining ins Wasser plumpst, wird ganz schön nass! :-) © Sebastian Dollinger