Rotenburger Rundschau 02.06.13

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Rotenburger Rundschau 02.06.13
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und alles ergibt das ganze
Viele kleine Erfolgsgeschichten verbergen sich im Karo Von Wibke Woyke
Olga Vollmer hat ihren Spaß am Nähen im Karo – nun sucht das Team Stoff-Spenden Foto:
Woyke
01.06.2013 10:00:00
Rotenburg. Anfang Februar fiel der Startschuss fürs neue Qualifizierungsprojekt rund ums
Karo in Rotenburg. Wie’s läuft, darüber berichteten jetzt Verantwortliche wie Teilnehmer
gleichermaßen. Die Stimmung, so der Eindruck, ist gut – und wer einen Blick auf die 13
einzelnen Bereiche wirft, erkennt auf Anhieb die Vielschichtigkeit der Maßnahme.
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Zur Erinnerung: Träger des Karo ist der Herbergsverein. Bei dem Projekt geht es darum,
langzeitarbeitlose Menschen in beruflicher und sozialer Hinsicht weiterzuqualifizieren,
Fähigkeiten zu entdecken und Kompetenzen zu stärken. Gefördert wird die Maßnahme vom
Europäischen Sozialfonds (ESF). Mit Maßnahme Nummer vier wurde im Februar gestartet.
Zurzeit sind 37 Teilnehmer (davon mehr Migranten als zuvor) mit unterschiedlicher Anzahl
an Wochenstunden an Bord. allesamt kommen sie übers Jobcenter. und daher war dessen
Leiter Harald Glüsing jetzt vor Ort, um sich umzuschauen und von den festen Mitarbeitern
Norma Burfeind-Hinck, Karl Indorf und Jörg Stolzmann informieren zu lassen.
Ziel des ganzen ist die Weiterqualifizierung der Teilnehmer – und die führt bestenfalls auf
den ersten Arbeitsmarkt. dass dort aber jeder wirklich landet, ist aus verschiedensten Gründen
unrealistisch. Aber es gibt zahlreiche kleinere und größere Erfolgsgeschichten, die den
Fortbestand des Projekts rechtfertigen. das wissen sowohl das Karo-Team als auch Glüsing.
Für viele der Teilnehmer geht es darum, nach langer Arbeitslosigkeit wieder eine sinnvolle
Struktur in den Alltag zu bekommen, Kontakte zu Kollegen zu haben, sich
weiterzuqualifizieren und ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Die Teilnehmer erhalten
währenddessen ihre Bezüge weiter übers Jobcenter. Glüsing ist es wichtig, dass eine solche
Maßnahme eben dazu beiträgt, die Möglichkeiten der einzelnen weiterzuentwickeln und so
auch das Selbstwertgefühl zu stärken. „dazu gehören viele kleine Schritte“, weiß er. und die
gebe es. Aber Probleme, die der eine oder andere habe, und denen er sich teils erst bewusst
werden müsse, kämen in der Zeit ebenso vertrauensvoll zur Sprache, berichtet Stolzmann. So
fügten sich letztlich Puzzlestücke zu einem ganzen zusammen, ergänzt Indorf.
Wichtig: Der Großteil der Teilnehmer erkenne die Sinnhaftigkeit der Maßnahme, denn
schließlich gehe es darum, auf allen Ebenen fitter für den Arbeitsmarkt zu werden. So
mancher, erzählt Burfeind-Hinck, wachse über sich hinaus, bringe tolle Ideen und Kreativität
ein – wenn demjenigen eben dieser Raum auch geboten werde. Genau so sei es im Karo.
Ein gutes Beispiel ist Olga Vollmer. Sie war in der vorherigen Maßnahme bereits mit an Bord
und entdeckte dabei die Freude am Nähen. Vollmer ist weiter mit dabei – aber ein Nähbereich
war in der neuen Maßnahme nicht vorgesehen. Weil das Team aber eben ihre Fähigkeiten
stärken wollte, wurde doch das Nähen ermöglicht. und so kann die Teilnehmerin jetzt an der
Maschine arbeiten, sich kreativ einbringen – und wenn das eine oder andere Tolle dabei
entsteht (wie beispielsweise liebevoll gestaltete Kissen) können die im Karo auch verkauft
werden. So erfährt Vollmer Wertschätzung ihrer Arbeit und lernt Stück für Stück dazu. Der
Spaß an der Sache ist ihr anzumerken und sie hat den Plan, sich jetzt an eine PatchworkDecke zu wagen. Die Bitte des Karo-Teams: Bürger, die Stoffe übrig haben sowie alles rund
ums Nähen, sollten ihre Spende im Karo abgeben, damit Olga Vollmer ihrer Kreativität freien
Lauf lassen kann.
Ebenfalls mit vollem Einsatz dabei ist Heinz Kempe. Er kommt beruflich eigentlich aus dem
Kfz-Bereich, ist aber im Karo quasi der Mann für alle Fälle. Mit zwei weiteren Teilnehmern
ist er in der Werkstatt tätig und vielfältig einsetzbar. „Er ist zuverlässig und freundlich. Eine
große Hilfe“, lobt Stolzmann.
und im Bereich Fahrradwerkstatt lernt zurzeit Benjamin Lutz dazu. Bereits im Projekt Introw
(das rund ums Heimathaus stattfand) beschäftigte er sich gern mit der Reparatur der Räder –
und das macht er weiterhin. Ob Räder der Kollegen oder die Stadtfahrräder, alle werden auf
Vordermann gebracht. dafür steht extra ein Container bereit, in dem die Werkstatt ihr Zuhause
findet.
Auch Gartenpflege ist weiterhin als Bereich dabei. Zum einen im vereinsinternen
Schrebergarten, zum anderen am Heimathaus.
Natürlich gibt’s zudem viele Arbeiten im Karo - ob Disposition, Sortierung,
Ladenpflege/Dekoration oder Verkauf (Kasse). dazu kommen Möbelbesichtigung, -abholung
und -aufbau und im Mikaro fallen ebenfalls Tätigkeiten an. Zudem ist Hauswirtschaftshelferin
daniela Bienert im Karo neu dabei, die die Küche in Schwung hält. Eben jene Küche hat dann
auch ein Malerhelfer aus dem Team gestrichen, der mit Blick in die Zukunft auf den
Gesellenstatus blickt.
So fügen sich im Karo viele kleine Einzelgeschichten zusammen. Die Gesamtmaßnahme läuft
ein Jahr.
Übrigens: Spenden nimmt das Karo gern an, denn nur durch diese funktioniert das Prinzip.
Insbesondere auch etwas neuere Möbel sind willkommen. Wer etwas übrig hat, kann sich
direkt im Geschäft am Neuen Markt melden.
© Rotenburger Rundschau GmbH & Co. KG Sonntag 2.Juni 2013