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Le nouveau Son de Marseille-Provence Festival im Muffatwerk 13. bis 15. Juni 2013 Le nouveau Son de Marseille-Provence Die Provence … wilde Berge, Mare Nostrum, italienisch anmutende Städte und Dörfer, überall eine sehr alte Zivilisation, Erbe der Provincia Romana Narbonensis. Und Marseille, vor dieser Zeit noch von griechischen Siedlern gegründet. Einer der fünf größten europäischen Häfen, mit allen Fantasmen, die er mit sich vehikuliert. Südliche Metropole, die mit dem ganzen Mittelmeerraum und mit Afrika verbunden ist. Die zweitgrößte Stadt Frankreichs ist ein mediterraner Meltingpot, nicht so brav wie Paris. Für die Marseille-Provence Urban Sounds 2013 wurde eine Auswahl der interessantesten Bands aus der Region getroffen. Am ersten Tag aus der World Music-Szene, am zweiten aus dem Hip Hop und den Global Beats und am letzten Tag aus der Electro-Rock-Mouvance. Wir danken dem Freistaat Bayern, der Stadt Marseille, der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur, dem Französischen Außenministerium, Citroën und Ricard für ihre Unterstützung dieses Festivals. Die Musikszene des Südens dockt in München an. Die Provence mit dieser bunten Stadt auf einem solaren Territorium, wo die Leidenschaften stark sind, ist ein Musikmotor, der eine ungeheure Kraft entfaltet. Fusion sämtlicher Traditionen, Mix aller Genres zwischen jiddischem Folk, arabischem Rock, Zigeunermelodien, Flamenco, Indy, Electro, engagiertem Rap, experimenteller Musik zwischen Klassik und Metall und okzitanischem Rock… Borderline, borderless, transmediterran. Der Eintritt ist frei. Pascal Filiu-Derleth Institut Français München Dietmar Lupfer Muffatwerk 3 Marseille-Provence Urban Sounds 2013 Le nouveau Son de Marseille-Provence MUFFATWERK Zellstraße 4 · 81667 München Infotelefon 089 45 87 5010 www.muffatwerk.de Der Eintritt ist frei. Verkehrsanbindung: MVV alle S-Bahnlinien Isartor oder Rosenheimer Platz, Trambahn-Linie 18 Deutsches Museum 4 5 13. Juni im Ampere Sam Karpienia und Pierre-Laurent Bertolino gehören zu den großen Figuren der aktuellen okzitanischen Musik in der Provence. Die Band Dupain ist vor Kurzem neugebildet worden. Die Musiker spielen aus der Tradition heraus und produzieren einen neuartigen Stilmix: Eine mit Maestria beherrschte und nahtlose Legierung zwischen der französischen Sprache, der ganz mit Gold und Rot bekleideten okzitanischen Sprache und einer sehr rockigen Orchestrierung. Geprägt von der cultura flamenca sowie von starken italienischen und orientalischen Einflüssen für einen intensiven mediterranen Blues, rau und hart… Weit entfernt von den sanften, pasteurisierten, konsensorientierten Arien des internationalen Mainstreams. Dieser durch eine sehr potente Rhythmik verstärkte Canto ist Träger engagierter und proletarischer Themen, die aus den Docks, Becken, Hochhöfen und Raffinerien der Hafenzonen zwischen Marseille und Port-de-Bouc, weit ab von Saint-Tropez, stammen. Treiböl, Container, Leiden, Revolte, Sonnenlicht – Ein radikal anders klingender urbaner Sound. Samuel Karpienia: Komposition, Gesang, Mandola Pierre-Laurent Bertolino: elektro-akustische Drehleier, Samplers Francois Rossi: Schlagzeug Gurvant Le Gac: Querflöte, Klarinette www.myspace.com/dupain 6 13. Juni im Ampere Stéphane Galeski: Gesang, Mandola, Banjo, Gitarren, Fx Uli Wolter: Gesang, Saxophone, Klarinette, Flöte, Marimba, Vibrafon, Glocken, Celesta, Keys, Fx Anna Startseva: Gesang, Geige, Bratsche Patrick Ferné: Kontrabass, Chöre Gérard Gatto: Schlagzeug, Chöre www.kabbalah-music.net Die spaßige Band mit dem kabbalistischen Namen illustriert die Vielfältigkeit von Marseille, da die fünf Musiker in Jiddisch, Englisch, Russisch und, mit ihren Gästen, in Berbersprache singen. Verbunden mit dem kultischem Ort „La Mesón“, wo die Flamenco-Familien aus Marseille, der Jazzman Cyril Benhamou und andere Künstler in Residenz sind, vertritt Kabbalah die erzählerische Tradition der Klezmer-Musik. Aber mit einem Gemisch, das sie „Jiddisch Dada“ nennen (Jazz, Swing, Rock, Hip Hop & Akzente aus dem Balkan, Orient und Afrika …). Und mit einer thematischen Erneuerung, die der Titel ihres Albums „Boxes, Bagels & Elephants“ oder die blonden XXL-Dreadlocks von Uli Wolters ( aus Dortmund ), der 1993 nach Massilia emigrierte, zum Ausdruck bringen. Im Schtetl des Südens spricht man von Liebe, von illegalen Einwanderern, vom Recht auf Unterschied und, ganz „meschugggah“ (verrückt), vom imaginären Epos von Moyshe, dem Elefanten… mit wilden Rüssellauten untermauert. Allein die weit gefächerte Instrumentation der Gruppe zeugt von ihrer Virtuosität. Eine festliche Musik mit perfekter Rhythmik 7 14. Juni im Ampere Die Marseille-Provence Urban Sounds 2013 wären nicht das, was sie sind, ohne die Entdeckung junger Künstler. Aus der Underground-Szene und den Quartiers Nord von Marseille stammend, gab Epsylone ihre erste CD „Sang d’Encre“ (Tief besorgt) zum Downloaden frei, hat vor Kurzem die Buzz Boosters Provence gewonnen und wurde Zweite beim nationalen Finale dieses Wettbewerbs, der urbane Musik fördert. „Ich rappe roh, wahrhaftig“, heißt es in einem Song… Der Rap von Epsylone ist voller Wut, oft düster, unterstützt von Beats, die wie Boxschläge knallen und wie eine Mobilmachung dröhnen. Er ist erstaunlicherweise reif, sein Flow sehr klar, frei von schnörkeliger Ästhetik. Mit engagierten, chirurgischpräzisen Texten, die von Rissen und Kluften sprechen, die sich in unseren Gesellschaften auftun, kommt er ohne Umwege auf den Punkt: Schicksale der Einwanderung, Integration und Desintegration, Ungleichheit, Ghetto, Gewalt, Selbstzerstörung, Drogen, extreme Arbeitslosigkeit … Epsylone: Gesang Beatmaker www.myspace.com/epsyloneofficiel www.epsylone1399.skyrock.com 8 14. Juni im Ampere Sista K: Gesang Suprem Clem: Maschinen, Keys, Akkordeon, Samplers Nassim Kouti: Gimbri, Gitarre, Gesang Matt Labesse: Kontrabass, Gitarre www.watchaclan.com Der Watcha Clan besteht aus Nomaden außerhalb jedes Stammes. Mauern und Stacheldraht lehnen sie ab. Sie touren viel im Ausland und sind crossover, nicht einzuordnen. Beats wie aus einem NeoPop-Dschungel in TV-Reihen der Sixties, Songs, die klar im Dub anzusiedeln sind (Asian Dub Foundation ist eine wichtige Referenz der Band), Chaabi, Ragga, Raï oder Rap vermischen sich mit zentral-europäischen Melodien, mit der Roma-Kultur und mit der überwältigenden Stimme von Sista K und ihren hypnotischen baltisch-mediterranen blauen Augen. In dieser durch und durch rekomponierten und elektronisch gemixten Folklore verschmelzen Englisch mit Jiddisch, Hebräisch, Arabisch, Französisch, Spanisch und afrikanischen Sprachen in einer Musik, die -ganz klar- auf der Terrasse des Turms zu Babel erfunden worden ist. Zahlreiche Vokaleffekte, Kommentare und Geräuschkulissen lassen die Dichte der gewürzten, komplexen Songs anschwellen, in denen sich Gimbri und Oud mit westlichen Instrumenten und interkontinentaler Elektronik vermischen. 9 Merakhaazan: Kontrabass, Samplers www.merakhaazan.com/ http://www.myspace.com/merakhaazan 15. Juni im Ampere Mit glattrasiertem Kopf steht Merakhaazan allein mit seinem Kontrabass auf der Bühne. Ob gezwickt, gekratzt, mit der Hand oder mit Stöcken geschlagen, mit Loops in Echtzeit gekoppelt, manchmal mit Flöten oder mit einer Laute gemixt, wirkt der Kontrabass wie ein vollständiges Orchester. An der Musikhochschule von Nizza ausgebildet, komponiert, spielt und improvisiert Merakhaazan eine elektronische Musik zwischen Klassik und Metal, hybrid, borderline, experimentell. Eine Schwester der mathematischen Chaostheorie. Will man Referenzen finden, kann man an „Apocalyptica Plays Metallica by Four Cellos (1996)“ oder an Philip Glass denken. Die Kompositionen und Performances von Merakhaazan haben den gleichen Dringlichkeitscharakter als die 10 Remixes der berühmten finnischen Band. Schrille Post-Punk Vibrationen, die an eine HochfrequenzSirene oder an den Reaktor eines Überschallflugzeugs denken lassen, halluzinogene Basstöne in Endlosschleifen, die an genauso bedrohliches schweres Gerät erinnern. Unterstützt durch eine perfekte Rhythmik klingen die Sounds und Geräusche, die der Künstler aus seinem Instrument herausholt, in ihrem Raffinement und Polyphonie so übernatürlich und fremdartig wie der source code aus einer fernen Sternengruppe. Arabesken, indische Tonalitäten, Träume von Äthiopien und sakrale Höhepunkte vermischen sich mit diesem Mutantensound. Mehdi Haddjeri: Gitarre, Gesang Hassan Tighidet: Gitarre Jérôme Bernaudon: Bassgitarre Djamel Taouacht: Schlagzeug Mathieu Hours: Maschinen www.myspace.com/temenikelectric 15. Juni im Ampere Ein schwerer und mächtiger Bass, satte Riffs und die Perkussionen der Darbouka und des Bendirs versorgen mit dem notwendigen Strom die Hochspannungsleitung dieses schönen und schwarzen Rocks, der im arabischen Dialekt von Oran, Französisch und Englisch gesungen wird. Eine gewaltige Welle, die Sie aus Ihrer Strandliege in Marseille oder Mers-El-Kébir herausreißt. On stage, wo sich okzitanische, arabische, afrikanische und noch andere Sounds miteinander vermischen, singt Mehdi Haddjeri wie ein Löwe. Die Musik von Temenik Electric ist ein physisches Phänomen aus dem Bereich der hohen Energien. Im bekannten Kulturmagazin Télérama schreibt Gilles Rof: „Gegründet nach einer Residenz in der algerischen Wüste erinnert diese Gruppe an ihre Vorbilder in der Kunst, Kulturen zu vermischen. Sie verfügt über die gleiche Energie wie das Orchestre national de Barbès und hat die gleiche Vorliebe für jede Form von Übertretung, wie der Meister des Mix Rachid Taha. Dank des hervorragenden Gitarristen Hassa Tighidet und des rauhen Gesangs von Mehdi Haddjeri weiß Temenik Electric, wie man aus einem nervösen, orientalischen Blues-Rock einen Trancezustand hervorrufen kann.“ (2013) Mehdi selbst erwähnt so verschiedenartige Einflüsse wie La Mano Negra, Led Zeppelin, U2 oder Cheb Khaled. Die Themen der Songs sind vielfältig: arabischer Frühling, Toleranz oder unmögliche Liebe. 11 15. Juni im Ampere Nicolas Viegolat: Schlagzeug, Gesang Simon Henner: Gitarre, Keys Romain Chicha: Maschinen www.wearenasser.com 12 Der Name der Band, der in den großen Pariser Konzerthallen und auf den großen französischen Festivals gut bekannt ist, wurde aus den Vornamen der drei Kumpel Nico, Simon und Romain gebildet, die dem berühmten Mr. Oizo und dem nicht weniger kultischen Jessie Chaton, u.a. Komponist vom Stück D.A.N.C.E. von Justice, nahestehen. grollt und donnert dank eines permanenten Crashs zwischen analogischer und akustischer Instrumentierung wie der Motor eines Dodge Viper in der Beschleunigungsphase nach einer überhöhten Kurve… Oder wie der Maschinenraum eines Erzfrachters, der volle Pulle zurückrudert, um die Pier von Fos-sur-Mer nicht aufzureißen. Zwei Dunkelhaarige und ein Rothaariger, meistens strubbelig und vollbärtig. Obwohl sie „in Marseille geboren wurden, in Marseille leben und in Marseille sterben werden“ (so die Band), singen sie in der Sprache von Shakespeare und Johnny Rotten und machen eine Musik, die die Dancefloors von New York bis Singapur über London, Berlin oder München erbeben lassen kann. Ihr Electrorock, der irgendwo zwischen Noise und Industrial anzusiedeln ist, Ein fetter, satter Klang direkt aus den Seventies wiederauferstanden, mit einer Pointe korrosiver Säure wie ein Ölteppich, Salven von Uppercuts und Geräuschen wie von Strommasten mitten im Kurzschluss. Die ironischen und hektischen wie mit Amphetaminen gedopten Texte erklären, dass wir alle „bad boys“ und „bad girls“ sind und es voll ausleben sollten… Anzeige Adelin Schweitzer and the deletere group, Marseille, Frankreich A-REALITY-P03 Interaktive Medieninstallation 7. – 15. Juni 2013 im Rahmen der Austellung Exit to the Entrance im Muffatwerk Exit to the Entrance fordert ein Heraustreten aus gängigen Prägungen und Vorstellungen und lädt dazu ein, das Fluidum vertrauter Wahrnehmungen von Bewegung und Bewegtheit, von Verortung und Entgrenzung, für eine kurze Zeitspanne zu verlassen. Der in Marseille lebende Künstler Adelin Schweitzer und seine deletere group eröffnen mit in ihrer Arbeit A-REALITY-P03 dem Besucher ein interdisziplinäres Experimentierfeld, in dem der Besucher selbst zum Forscher und zugleich auch Forschungsgegenstand wird. Öffnungszeiten: Mi, Do, Fr 18.00 – 22.00 Uhr Sa, So 11.00 – 22.00 Uhr Mo 10. Juni und Di 11. Juni Ruhetag Der Eintritt ist frei. 13 Marseille-Provence Urban Sounds 2013 Le nouveau Son de Marseille-Provence Impressum: Eine Koproduktion des Institut Français München und des Muffatwerkes MUFFATWERK Zellstraße 4 81667 München Infotelefon 089 45 87 5010 www.muffatwerk.de aus Anlass von Marseille-Provence 2013, Kulturhauptstadt Europas, vom 50. Jahrestag des Elysée-Vertrags und im Rahmen des Abkommens zwischen dem Freistaat Bayern und der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur Künstlerische Leitung: Pascal Filiu-Derleth, Institut Français München Dietmar Lupfer, Muffatwerk Organisation: Elke Luginsland Babara Maul Elvira Ratib Christine Zurmeyer Wir danken dem Freistaat Bayern, der Stadt Marseille, der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur, dem Französichen Außenministerium, Citroën und Ricard für ihre Unterstützung dieses Festivals. Technische Leitung: Florian Haderer Grafik-Design: Sigrid Lupfer Wir danken allen Experten und Künstlern, die wir in der Provence kennenlernen durften. Unter den Experten insbesondere: Marc Ambrogiani (Nuits Métis), Patrice Angosto (Espace Jullien), Miloud Arab-Tani (L’Affranchi), Julie Chénot (MP13), Gilles Hosipoff und Sarah Lepêtre (La Mesón), Dro Kilndjian und Laurence Chansigaud (Marsatac), Stefan Raffi (Concert and Co), Sami Sadak (Babel Med Music), Baba Squaaly (Radio Nova) und den Machern der Pacabox. 14 Bildrechte: © Hadrien Bells (Dupain) © Dylan Doyle (Nasser) © Simon Lupfer (Seiten 4–5) © Cédric Moulard (Temenik Electric) © Jean Louis Neveu (Merakhaazan) © Guillaume Panariello (Watcha Clan) © Emmanuel Schmitt (Kabbalah) © Alex Seggio-Street Report (Epsylone) Le nouveau Son de Marseille-Provence Eine Koproduktion von: MUFFATWERK www.muffatwerk.de INSTITUT FRANÇAIS MÜNCHEN www.institutfrancais.de/muenchen