Reisebericht von Nicole Forse und Silke Grabowski

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Reisebericht von Nicole Forse und Silke Grabowski
Konzertreise des SZOs nach Japan
Nach mehrjähriger Planung unseres Dirigenten Reiner Stutz, des SZO-Vorsitzenden
Markus Lauer, der Konzertmeisterin Monika Reiter sowie des BZVS-Präsidenten
Thomas Kronenberger war es am Freitag, dem 14. März 2008, soweit: Gegen acht
Uhr morgens starteten die Orchestermitglieder und Japaninteressierten aus allen
Teilen des Saarlandes sowie Rheinland-Pfalz mit verschiedenen Flughafenshuttles in
Richtung Frankfurt. Um elf Uhr trafen alle pünktlich im Terminal 1 ein, wo sofort unter
der Leitung von Thomas Kronenberger das Gruppencheck-in begann. Dreiunddreißig
Personen erhielten die begehrten Lufthansa-Tickets mit dem Ziel OSAKA!
Die Uhren wurden schon einmal acht Stunden vorgedreht, die Zeit verging „wie im elf
Stunden und 15-minütigen Flug“, bis wir auf dem Kansai-International-Airport
landeten. Miko-San, unsere deutschsprachige Reiseleiterin, erwartete uns bereits um
zehn Uhr Ortszeit mit dem Schildchen in der Hand: „SZO-Konzerttournee Japan“. Mit
ihr bestiegen wir unseren Bus, der uns zur ersten Besichtigung, einem
Weltkulturerbe, brachte: der imposanten Himeji-jo Burg, auch bekannt als Burg der
weißen Reiher. Beeindruckt waren alle vom japanischen Frühling, der die weißen
Gemäuer vor strahlend blauem Himmel erscheinen ließ. Das erste Gruppenfoto auf
dem Vorplatz war Pflicht.
Etwas müde von der langen Reise traten wir gegen 15.30 Uhr die Fahrt in unser
Portopia-Vier-Sterne-Hotel in Kobe an. Thomas hatte nicht zu viel versprochen, denn
uns erwartete in den Zimmern Luxus pur und vor allen Dingen High-tech-Toiletten!
Nach kurzer Pause und einer warmen Dusche startete die gesamte Gruppe zum
ersten Treffen mit dem einheimischen Orchester, dem Philmusica-Ensemble unter
der Leitung von Ayako Yokota. Flugs ging es mit dem Fahrstuhl in die 29. Etage
unseres Hotels zu einem mehrgängigen chinesischen Menü, das hervorragend
schmeckte. Erste Kontakte und lustige Konversationen ließen die Reisestrapazen
schnell vergessen.
Mit Kobe-Rundumblick frühstückten wir am nächsten Morgen sowohl europäische als
auch japanische Spezialitäten, bevor es um neun Uhr dann zum ersten
Arbeitseinsatz in die Uehara-Hall/Kobe ging. Zusammen mit dem PhilmusicaEnsemble probte unser Orchester für das gemeinsame Konzert um 16 Uhr, das vor
vollen Rängen stattfand. Wie bei fast allen Konzerten dieser Reise spielte das SZO
sowohl alleine als auch zusammen mit dem gastgebenden Orchester – ein tolles
Gemeinschaftserlebnis, das schließlich in einem gemütlichen Zusammensein in
einem typisch japanischen Restaurant seinen Ausklang fand. Wie auch schon am
Vorabend übten wir uns in der Stäbchen-Kunst, sehr zur Freude unserer Gastgeber
… Da japanische Zusammenkünfte auf die Dauer von zirka zwei Stunden begrenzt
sind, hieß es um 22 Uhr Abschied nehmen, doch glücklicherweise hatte die Hotelbar
jede Menge Sake (Reiswein) und Cocktails auf der Karte, so dass die Nacht erneut
kurz wurde. Bereits um 7 Uhr in der Früh klingelte der Wecker, da ein
Ganztagesausflug nach Nara, der ehemaligen Kaiserstadt, auf dem Programm
stand. Dort erwartete uns der Todaiji-Tempel mit seinen zahmen Rehen im Park und
der sechzehn Meter hohen Buddha-Statue. Einer Herausforderung stellten sich
besonders schmale Orchestermitglieder: Durch ein Loch in einer Holzsäule, der
Größe von Buddhas Nasenloch entsprechend, führte der Weg der Erleuchtung. 3000
Stein- sowie 1500 Messinglaternen säumten den Weg zum Kasuga-Schrein ganz in
der Nähe. Natürlich kamen auch die Shopping-Süchtigen auf ihre ersten Kosten:
Eine überdachte Einkaufspassage lockte mit allerlei japanischen Speisen und
Souvenirs. Am selben Abend kamen wir schließlich im Karasuma-Kyoto-Hotel an,
von wo aus sich die Gruppe nach kurzer Verschnaufpause gleich wieder zu einem
Einkaufsbummel in Kyotos Innenstadt aufmachte.
Ein Treffen der besonderen Art bot sich dem SZO am Dienstag, dem 18.03.08, in der
Tezukayama-High-School, denn dort musizierten wir zusammen mit dem weiblichen
Schulorchester, das hervorragend spielte. Auch hier zeigte sich wieder die
japanische Gastfreundschaft in Form eines reichhaltigen Büffets in der Schulkantine.
Abwechslungsreiche Speisen warteten dort auf uns ebenso wie die Digitalkameras
der jungen Damen.
Ein stressiger Tag nahm seinen Lauf, denn nach dem morgendlichen Konzert folgte
direkt ein zweites am Abend in der modernen Kyoto-Concert-Hall, zusammen mit
drei Orchestern unter der Leitung des bekannten Dirigenten Masayuki Kawaguchi,
der selbst in den siebziger Jahren Spieler des SZOs war. Imposant war das
Zusammenspiel aller Zupfer, etwa 80 insgesamt, am Konzertende, so dass Standing
Ovations von Seiten der Zuhörer keine Frage waren. Den Ausklang bildete wieder
ein kulinarischer Hochgenuss im futuristischen Restaurant der Konzerthalle: Allerlei
Fingerfood und ausgefallene Leckerbissen fanden den Weg in hungrige deutsche
und japanische Gaumen.
Nach viel Sonnenschein zeigte sich Japan am 19.03.08 einmal von seiner grauen
Seite: Etwas Regen begleitete uns während der Ganztages-Sightseeing-Tour durch
Kyoto, die uns zum Nijo-Castle, Kinkakuji-Tempel, Heian-Schrein sowie
Kiyomizudera führte. Besonderes Highlight an diesem Regentag war das abendliche
Shabu-Shabu-Essen in Kyotos Altstadt, bei dem dünngeschnittene Fleischscheiben
mit verschiedenen Gemüsesorten in heißer Brühe gekocht wurden.
Der Donnerstag war ausschließlich dem Transfer nach Fujinomiya, einer Kleinstadt
am Fuße des legendären Vulkans Fuji-San, gewidmet. Der Vulkan jedoch verbarg
sich noch hinter einer dicken Wolkendecke. Einen Tag später zeigte er sich dann
vom Hotelzimmer aus bis auf den Gipfel wolkenlos und beeindruckend. Aber nicht
der Fuji war heute unser Ziel, sondern die Schwefelquellen des Owakudani-Tals,
bekannt durch die im Schwefelwasser gekochten schwarzen Eier, sowie eine Fahrt
auf dem Ashi-See.
Der Fuji wurde am Samstag, dem 22.03.08, zum beliebtesten Fotomotiv: Aus allen
möglichen Perspektiven wurde der Schichtvulkan - da endlich wolkenlos - digital
verewigt: Fuji von links, Fuji von rechts, Fuji mit und ohne Kirschblüte, Fuji mit und
ohne Schrein usw. Dabei vergaß man fast, dass ein Konzert in der Fujinomiya-City-
Hall anstand. Mit den Volksweisen „Unter der Dorflinde“ gab das SZO seinen Dank
zum Ausdruck, erneut zum japanischen Essen in tollem Ambiente, natürlich diesmal
mit Blick auf den Fuji, eingeladen worden zu sein. Eine Samurai-Schwertvorführung
brachte alle Anwesenden zum Staunen.
Ostersonntag: Ankunft im Meridien Pacific Hotel in Tokio. Erste Eindrücke der
hektischen, sehr sauberen Großstadt sammelten wir im mondänen Einkaufsviertel
Ginza, wo einige Spieler endlich etliche Yen unters japanische Volk bringen konnten.
Kimonos, Teekannen, Elektroartikel, alles stand im Visier der frohgelaunten
Orchestermitglieder. Müde fielen wir an diesem Abend in unsere Betten.
Tags darauf genoss ein jeder sein feudales Frühstück mit Blick auf eine hoteleigene
Gartenanlage samt Wasserfall. Jedoch um 10.45 Uhr wartete der Bus zur Fahrt in
die ländlich gelegene Higashi-High-School, wo wir uns mit grünen Schulpantoffeln
den Weg zu Proben- und Konzertraum suchten. Dort musizierte unser Orchester mit
15 Jungen, die seit einem Jahr Instrumentalunterricht hatten! Beeindruckende
Leistung!
Zurück in der Großstadt stand am nächsten Tag ein Konzert mit dem japanischen
Solisten Goh Mochizuki auf dem Plan, der sich auf das Calace-Mandolinen-Konzert
vorbereitet hatte. Trotz der kurzen gemeinsamen Probe im Lutheran Ichigaya Center,
einem evangelischen Gemeindehaus, zeigte sich die Professionalität des Solisten
und des Orchesters am Abend. Begeisterte Zuhörer sowie die anerkennenden Worte
des anwesenden Komponisten eines unserer Stücke, Herrn Takashi Kubota, waren
der Lohn für die vorangegangene intensive Vorbereitungszeit. Sukyaki, d.h. dünne
Rindfleischscheiben, und Yakitori (Hühnerleberschaschlik) wurde am Abend
zusammen mit viel Bier kredenzt. Kanpai!
Nach sechs Konzerten brach nun der eigentliche gemütliche Teil der Reise an: Am
26.03.08 besichtigte das Orchester unter fachkundiger Führung von Miko-San den
Meiji-Schrein, anschließend genossen wir vom 333 m hohen Tokio-Tower den
Rundumblick auf die Millionenstadt. Leider zeigte sich von hier aus an diesem Tage
der Fuji nicht. Schade! Dennoch beeindruckte die uns zu Füßen liegende
Stadtlandschaft.
Mit Wehmut stiegen wir am Donnerstag aus unseren Betten: Der letzte Tag in Japan
war angebrochen. Mit dem Bus ging es hinaus durch herrliche Teeplantagen und
Gebirgslandschaften zum Nikko-Tempel. Diese Anlage zählt - umsäumt von 14.000
Zedern - zu den größten und schönsten Tempelanlagen des Landes. Faszinierend
waren vor allen Dingen die filigranen Steinmetzarbeiten. Den Abschluss bildete der
Kegon-Wasserfall im Nikko-Nationalpark. Abends feierten wir Abschied in einem
typisch japanischen Restaurant: Barfuß auf dem Boden sitzend wurden uns Fisch-,
Gemüse- und Fleischspeisen serviert, der Sake tat sein Übriges, wie manche Fotos
beweisen. Eine gelungene Konzertreise fand hier einen würdigen Ausklang, bevor es
am Freitag, dem 28.03.08, zurück nach Deutschland ging.
Fazit: Jeder investierte Euro in die Reise hat sich gelohnt. Nicht nur japanische
Gastfreundschaft, tolles Essen, Sehenswürdigkeiten, gelungene Konzerte konnten
wir genießen, auch trugen wir zur deutsch-japanischen Völkerverständigung in
Sachen Cola-Bier bei. Wir danken hiermit allen Organisatoren der Reise ganz
herzlich: Reiner Stutz, Markus Lauer und Monika Reiter für die Kontakte und
Konzertplanungen, Thomas Kronenberger für die gesamte Reiseplanung, die einen
reibungslosen Ablauf gewährleistete. Domo arigato!!!
Nicole Forse und Silke Grabowski-Kirst