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Warum Bamberg? Was ist es, das den einzigartigen Reiz Bambergs ausmacht und einen Besuch der ehrwürdigen Domstadt so reizvoll macht – sei es für wenige Stunden auf der Durchreise, für einen Tag oder gar für eine Woche? Bamberg hat schlicht und einfach für jeden Geschmack etwas zu bieten und dies zumeist im Übermaß. Da wären zum einen die kulturellen Anziehungspunkte in der Bischofs- und Universitätsstadt. Ohne Frage kommen in erster Linie Kunstund Architekturfreunde nach Bamberg. Die Bamberger Altstadt mit dem Dom, der Neuen Residenz, dem Michelsberg, den zahlreichen Kirchen und hübschen Bürgerhäusern aus allen Epochen zählt zu den herausragendsten Städtebildern in ganz Deutschland, ja in ganz Europa. Dieser Meinung war auch die UNESCO, die Kulturorganisation der Vereinten Nationen, die das Ensemble der Bamberger Altstadt in ihre Weltkulturerbeliste der Menschheit aufnahm – eine Auszeichnung, die nur einer handvoll Städten in ganz Deutschland wiederfuhr. Viele der historischen Gebäude Bambergs stehen dem Besucher heute offen und können besichtigt werden, die Geschichte der Stadt wird auf diese Weise eindrucksvoll erlebbar. Darüber hinaus laden über ein Dutzend Museen, von hochrangigen Kunstsammlungen bis hin zu außergewöhnlichen Spezialmuseen, den Besucher zum Verweilen ein und lassen zudem die Stadt auch bei schlechtem Wetter zu einem Erlebnis werden. Doch Bamberg bietet weit mehr als „nur“ Kunst und Architektur. Auch Freunde kulinarischer Genüsse kommen in Bamberg stets auf ihre Kosten (die im Vergleich zu anderen Städten im übrigen noch nicht in astronomische Höhen gestiegen sind). Die deftige fränkische Küche, vor allem aber das herrliche Bamberger Bier, das bis heute aus einem guten Dutzend Brauereien direkt in die durstigen Kehlen der Bamberger und ihrer Gäste strömt, lohnen allein einen Besuch der alten Bischofsstadt. Am besten schmeckt der edle Gerstensaft natürlich in einem der gepflegten Brauereigasthöfe, wo in rustikaler Umgebung ohne falsche Folklore für wenig Geld gespeist und getrunken werden kann – oder aber „auf dem Keller“ hoch oben über der Stadt, im Freien und mit gratis Panoramablick über die Dachlandschaft der Altstadt. www.guide-bamberg.de Bei aller Schönheit und Tradition lebt Bamberg aber nicht nur in und von der Vergangenheit. Als ausgesprochene Einkaufsstadt zieht Bamberg ebenfalls zahlreiche Besucher an. Ein Einkaufsbummel durch die weitläufige Fußgängerzone, vorbei an barocken Prachtbauten, zählt ebenfalls zu den lohnenden Erlebnissen eines Bamberg-Besuches. Nicht zuletzt ist es auch das überaus reizvolle Bamberger Umland, das einen Abstecher hierher so interessant macht. Einfach mal einen Tag „raus aufs Land“ fahren, die landschaftlichen Schönheiten des Steigerwaldes, der Fränkischen Schweiz oder des Oberen Maintales genießen, die ungezählten kulturellen Schätze der Bamberger Umgebung erkunden, wie etwa das prachtvolle Schloss Weißenstein in Pommersfelden, die Abteikirche in Ebrach oder das international beachtete Levi-Strauss-Museum in Buttenheim, und zwischendurch die Seele in einem der fast in jedem Ort anzutreffenden Brauereigasthöfe baumeln lassen – das Bamberger Land steht in dieser Beziehung der Stadt in nichts nach. Gerade auch für Wanderer, die dem hektischen Getriebe der Städte entrinnen wollen, bieten sich so immer neue Möglichkeiten, Ruhe und Entspannung in einer gleichermaßen malerischen wie auch geschichtsträchtigen Umgebung zu finden. Wer folglich einmal nach Bamberg kommt, so lehrt uns die Erfahrung, kommt meist wieder. Immer wieder gibt es Neues und Unbekanntes zu entdecken, gibt es unvergessliche und einzigartige Eindrücke und Erlebnisse, und genau das macht den Reiz eines Bamberg-Besuches aus. © guide-bamberg.de / Januar 2003 www.guide-bamberg.de Bamberger Spaziergänge - Bahngebiet, Gärtnerviertel, Hof- und Theuerstadt Rund um den Bahnhof, in einem Gebiet, das in anderen Städten oft erschreckend gesichtslos wirkt, hat Bamberg abseits der großen Touristenströme viel Historie und eine ganze Reihe hochkarätiger Sehenswürdigkeiten zu bieten. Dies beginnt für Zugreisende schon beim Verlassen des 1844 bis 1848 errichteten, bis 1908 mehrfach erweiterten Bahnhofsgebäudes. Nein, nicht das fraglos abscheuliche Gebäude der Deutschen Post AG auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist hier gemeint, sondern vielmehr die hier beginnende Luitpoldstraße, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als repräsentative, beinahe schon großstädtisch wirkende Verbindung vom Bahnhof zum Inselgebiet angelegt wurde. Vorbei an ansehnlichen mehrgeschossigen Wohn- und Geschäftsbauten flaniert man die Luitpoldstraße entlang und schließlich über die Luitpoldbrücke auf die Insel, wo der großzügige Boulevard in die Willy-Lessing-Straße übergeht. Man sollte allerdings die Luitpoldstraße nicht nur als kürzesten Weg in die Altstadt betrachten, sondern sich durchaus auch die Zeit nehmen, links und rechts davon das weitere Bahngebiet zu erkunden. Denn im Gegensatz zu anderen Städten entstanden der Bamberger Bahnhof und die Luitpoldstraße als seine Anbindung zur Innenstadt nicht auf der grünen Wiese, sondern inmitten eines seit Jahrhunderten bestehenden, gewachsenen Stadtviertels. Tatsächlich durchschneidet die Luitpoldstraße die Hof- und Theuerstadt, die sich hier bereits seit dem hohen Mittelalter herausgebildet hatte. Deren interessantester Anziehungspunkt ist ohne Frage die ehemalige Stiftskirche St. Gangolf, die über die Luitpoldstraße in wenigen Minuten zu erreichen ist, wenn man, vom Bahnhof kommend, links in die Theuerstadt einbiegt und deren Straßenverlauf bis zum Ende folgt. Die ältesten Bauteile der Gangolfskirche reichen bis ins späte 11. Jahrhundert, also bis in die Gründungszeit Bambergs zurück. Immer wieder jedoch wurde der stattliche Bau in den folgenden Jahrhunderten verändert und erweitert. Erst mit der Fertigstellung des Chores im Jahre 1458 war der heutige Bau, eine dreischiffige Basilika mit markanter Doppelturmfassade, im wesentlichen vollendet. Ab etwa 1750 nahm die Künstlerfamilie Mutschele eine Barockisierung der Ausstattung vor, die im 19. Jahrhundert wiederum in Teilen einer Regotisierung weichen mußte. So präsentiert sich St. Gangolf heute zwar nicht als einheitlicher, nichtsdestotrotz aber als einer der schönsten Bamberger Kirchenbauten des Mittelalters. Biegt man nun von der Theuerstadt nach rechts in die Obere Königstraße ein, so trifft man exakt auf die mittelalterliche Fernhandelsstraße von Nürnberg nach Erfurt und Leipzig, die Bamberg in diesem Bereich aber lediglich am Rande streifte. Zuvor jedoch lohnt sich ein kurzer Abstecher in die nahegelegene evangelische Erlöserkirche, die man über den gegenüber der www.guide-bamberg.de Theuerstadt beginnenden Rüdelweg und die Martin-Luther-Straße erreicht. 1930 bis 1933 durch German Bestelmeyer als erster evangelischer Kirchenbau Bambergs errichtet, folgt die im Zweiten Weltkrieg erheblich beschädigte und bis 1950 wiederaufgebaute Erlöserkirche, ein Zentralbau auf dem Grundriss eines Zehnecks, unverkennbar frühchristlichen Vorbildern, kündigt zugleich aber auch die Architektursprache des nahenden Dritten Reiches an, in dessen Kunstschaffen Bestelmeyer eine nicht gerade unbedeutende Rolle spielen sollte. Doch zurück zur alten Handelsstraße von Nürnberg nach Erfurt! Entlang dieser Straße, entlang also der heutigen Oberen und Unteren Königstraße sowie der Siechenstraße siedelten sich im hohen und späten Mittelalter zahlreiche Gasthäuser, Brauereien und Herbergen für die Händler und Reisenden an. Vieles davon hat sich bis heute erhalten, etwa die Gasthöfe der Brauereien Fäßla und Spezial in der Oberen Königstraße. Es lohnt sich durchaus dieser alten Handelsstraße ein Stück weit zu folgen, vorbei an schmucken Fassaden aus dem 18. Jahrhundert, bis man schließlich am Ende der Siechenstraße auf einen eigentümlichen Sakralbau trifft: die St. Ottokirche. In den Jahren 1911 bis 1914 von Otho Orlando Kurz erbaut, steht St. Otto am Beginn der modernen Kirchenbaukunst in Bamberg. Aus Elementen früherer Epochen einerseits und Anregungen aus der sich ankündigenden Moderne andererseits schuf Kurz hier einen monumentalen Kirchenbau, dessen beide ungleich hohe Türme schon von weitem einen markanten Blickfang darstellen. Auch im Inneren bildet St. Otto ein ganz eigenes, ja einzigartiges Raumgepräge aus, das so gar nicht in die Vorstellung vom mittelalterlichen Bamberg passen will, dennoch aber unbedingt Beachtung verdient. www.guide-bamberg.de In unmittelbarer Nachbarschaft dieses bemerkenswerten Sakralbaues, im 1737/38 von Johann Jakob Michael Küchel erbauten Jagdzeughaus (Siechenstraße 75, Ecke Magazinstraße), ist das sehenswerte Feuerwehr-Museum untergebracht, dessen Hauptattraktion vier knallrote Löschfahrzeuge aus den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts sind. Schräg gegenüber der Ottokirche zweigt von der Siechenstraße die Mittelstraße ab, die genau ins Bamberger Gärtnerviertel führt, welches sich zwischen Siechen- und Königstraße auf der einen sowie der Bahnlinie auf der anderen Seite erstreckt. Auch wenn die früher landwirtschaftlich genutzten Flächen heute weitgehend überbaut sind, stellt doch die kleinteilige, beinahe dörflich anmutende Bebauung des Gärtnerviertels einen reizvollen Kontrast zum großstädtischen Gepräge der nahen Luitpoldstraße dar. Über die Historie der Bamberger Gärtner berichtet ein eigenes Kapitel, unbedingt aber sollte man dem Gärtner- und Häckermuseum in der Mittelstraße 34 einen Besuch abstatten. In einem zu Beginn des 19. Jahrhunderts errichteten, 1895 erweiterten einstöckigen Gärtnerhaus kann man seit 1979 einen authentischen Blick in das Alltagsleben einer Bamberger Gärtnerfamilie um das Jahr 1900 werfen – ein Freilichtmuseum mitten in der Stadt! Folgt man weiter dem Verlauf der Mittelstraße und biegt nach wenigen Metern nach links in die Spitalstraße ein, trifft man nach kurzer Zeit auf die Heiliggrabstraße mit der etwas versteckt liegenden, meist nur von außen zu besichtigenden Heilig-Grab-Kirche aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Wer diesen kleinen Umweg scheut, kann allerdings die Mittelstraße auch gleich bis zum Ende gehen, wo man wieder auf die Luitpoldstraße trifft. © guide-bamberg.de / Januar 2003 www.guide-bamberg.de Bamberger Spaziergänge - Rund um die Obere Brücke Ganz gleich, ob man vom Domberg oder aus der Fußgängerzone auf der Insel kommend die Obere Brücke betritt, der Anblick ist stets beeindruckend und zählt fraglos zu den schönsten Fotomotiven in Bamberg. Vorbei an kleinen Boutiquen und Cafés steigt man hinauf auf die Brücke, in deren Mitte das nicht nur in Deutschland einzigartige Alte Rathaus steht – nicht auf „festem“ Boden, sondern vielmehr mitten in der Regnitz, welche die Obere Brücke an dieser Stelle seit bald eintausend Jahren überspannt. Der ungewöhnliche Standort des einstigen Bamberger Rathauses gibt immer wieder Anlass zu Fragen und führte natürlich fast zwangsläufig zur Bildung von Legenden. Zwischen der vom Bischof bestimmten Sandstadt und der bürgerlichen Inselstadt gelegen, hätten die findigen Bamberger Bürger, so die Erzählung, ihr Rathaus gebaut, weil der Bischof ihnen keinen geeigneten Baugrund zur Verfügung stellen wollte. Tatsächlich aber resultiert der Standort des Alten Rathauses aus einem Kompromiss zwischen Bürgern und Bischof: während die Bürger ihre Verwaltung nicht allzu nah am unmittelbaren Einflussbereich des Bischofs errichten wollten, war dieser wiederum bestrebt, eine sichtbare Aufwertung der Inselstadt zu verhindern – man traf sich also in der Mitte, genauer gesagt in der Flussmitte, wo vermutlich gegen Ende des 14. Jahrhunderts der erste Bau des Alten Rathauses entstand. Bei einer Erneuerung der Oberen Brücke in den fünfziger Jahren des 15. Jahrhunderts begann man dann mit einem Neubau des Rathauses; das Rippengewölbe in der Tordurchfahrt sowie der hübsche Fachwerkanbau, das sogenannte Rottmeisterhäuschen, sind noch sichtbare Reste dieser Baumaßnahme. Ansonsten aber kommt das Alte Rathaus heute weitgehend barock daher. Mitte des 18. Jahrhunderts erneuerte Martin Mayer den Rathausturm, Johann Anwander wiederum versah die Längsseiten des Gebäudes mit den jüngst restaurierten herrlichen Malereien, die die ganze Bandbreite barocker Prachtentfaltung offenbaren: gemalte Scheinarchitekturen und Engelchen, die plötzlich gar lebendig zu werden scheinen, wenn an zwei Stellen – der findige Betrachter möge selber herausfinden, wo genau – die Malerei plötzlich zur Skulptur wird und ein steinernes Engelbein oder gar ein ganzer Putto aus dem Gebäude ragen. www.guide-bamberg.de Heute steht das Alte Rathaus natürlich nicht mehr nur den Bamberger Bürgern und ihren Ratsherren zur Verfügung. Häufig wird das repräsentative Gebäude für ebensolche Empfänge genutzt. Vor allem aber haben hier seit 1995 die barocken Fayencen und Porzellanstücke der Sammlung Ludwig in Bayern ihr Domizil. Welch besseren Ort für diese Sammlung von internationalem Rang könnte man sich vorstellen als das Alte Rathaus in der Regnitz? Wer nach dem Museumsbesuch noch Zeit und Muße hat, sollte den Blick von der Oberen Brücke den Fluss entlang schweifen lassen. Flussaufwärts liegen die Reste des alten Bamberger Mühlenviertels mit den Oberen und den Unteren Mühlen, flussabwärts zur rechten wiederum hatten die Bamberger Fischer ihr Viertel: KleinVenedig, wie Romantiker es später betitelten. Zahlreiche kleinere und größere Häuser, teils barock überformt, oft aber noch erkennbar aus dem Mittelalter stammend, reihen sich hier dicht an dicht entlang der Regnitz, nur wenige Meter vom Flussufer entfernt. Am oberen Ende von Klein-Venedig erblickt man das Alte Schlachthaus, 1741/42 von Paulus Mayer errichtet und am Ochsen in der Nische des 1. Obergeschosses zu erkennen. Das heute von der Universität genutzte Gebäude ruht auffälligerweise zu einem Teil auf mehreren Bögen im Fluss: hier an dieser Stelle wurden einst die Schlachtabfälle in die Regnitz gekippt, eine wenig appetitliche Vorstellung, wenn man bedenkt, dass keine fünfzig Meter weiter flussabwärts die Fischer ihrer täglichen Arbeit nachgingen. In unmittelbarer Nachbarschaft des Alten Schlachthauses stehen noch zwei der insgesamt vier erhaltenen Kranen des früheren Ludwig-Donau-Main-Kanals aus dem 19. Jahrhundert. Hier beginnen heute die lohnenden Schiffsrundfahrten durch den Bamberger Hafen. Wichtig: die Karten für die Hafenrundfahrten werden ausschließlich beim Einstieg in die Boote verkauft, nicht aber im Alten Schlachthaus! www.guide-bamberg.de Auf der gegenüberliegenden Regnitzseite fallen dem Betrachter mehrere hübsche Bürgerhäuser in der Sandstadt ins Auge, so etwa das barocke Blaue Haus an der Unteren Brücke, welche parallel zur Oberen Brücke die Regnitz am unteren Ende des Alten Rathauses überquert. Tipp für Fotografen: den wohl schönsten Blick auf das Alte Rathaus und die Obere Brücke hat man von einem dritten Regnitzübergang, dem flussaufwärts gelegenen Steg, der die Sandstadt mit Geyerswörth verbindet. Am anderen Ende der Unteren Brücke fällt eine Skulptur ins Auge, die der unvoreingenommene Betrachter vielleicht eher im antiken Griechenland oder Rom erwarten würde. Tatsächlich aber handelt es sich um ein ausgesprochen zeitgenössisches Kunstwerk: Igor Mitorajs “Centurione I“, Teil des im Entstehen begriffenen Bamberger Skulpturenweges. Tipp für Fotografen: den wohl schönsten Blick auf das Alte Rathaus und die Obere Brücke hat man von einem dritten Regnitzübergang, dem flussaufwärts gelegenen Steg, der die Sandstadt mit Geyerswörth verbindet. © guide-bamberg.de / Januar 2003 www.guide-bamberg.de Bamberger Spaziergänge - Vom Michelsberg ins Sandgebiet Ein kurzer, aber an Sehenswürdigkeiten und Eindrücken reicher Spaziergang, der sich vor allem an Tagen mit guter Fernsicht lohnt, führt vom Michelsberg hinunter ins Sandgebiet, den ältesten Teil der Bamberger Bürgerstadt. Es empfiehlt sich, diesen Spaziergang im Anschluss an jenen vom Domberg zum Michelsberg vorzunehmen, vielleicht nach einer stärkenden Mahlzeit oder dem Besuch des Fränkischen Brauereimuseums. Auf diese Weise kann man einen wunderbaren Rundweg zu einer Reihe der wichtigsten Bamberger Anziehungspunkte absolvieren. Beginnen wir also am Michelsberg, dessen Klosteranlagen in einem eigenen Abschnitt beschrieben wurden. Wenn man das Areal der einstigen Benediktinerklosters nicht durch die Toreinfahrt verlässt, durch die man den Innenhof betreten hat, sondern sich in Richtung des Durchganges im Nordosten des Geländes wendet – dieser bildet die einzige Lücke innerhalb der ansonsten geschlossenen Bebauung und ist daher nicht zu verfehlen -, gelangt man direkt zum obersten Punkt der Michelsberger Gartenanlagen. Unversehens steht man auf einer großen, terrassenartigen Freifläche, die an klaren Tagen imposante Blicke bis weit in die Fränkische Schweiz hinein erlaubt. Aber selbst bei trüberem Wetter ist das Panorama über die Bamberger Altstadt noch eindrucksvoll genug, es reicht von der Altenburg über den Domberg bis hin zur Gangolfskirche am Horizont und zum früheren Spital direkt am Fuß der Gärten. Über Treppenabgänge und verschlungene Wege kann man durch die Gärten hinabsteigen in die Stadt, vorbei an pittoresken kleinen Pavillons und Gartengebäuden, die Johann Jakob Michael Küchel und Konrad Fink Mitte bis Ende des 18. Jahrhunderts hier errichteten. Aus der selben Zeit stammen auch noch Teile der Pflanzungen, namentlich die zierlichen Kornellkirschbäume, die sich in mehreren gleichförmigen Reihen über den Hang erstrecken. Kaum vorstellbar, dass diese unscheinbaren, aber sehr langlebigen Bäumchen tatsächlich vor über 230 Jahren hier angepflanzt wurden! Beim Abstieg durch die Michelsberger Gärten halte man sich stets nach rechts, um nicht zu weit von der Altstadt abzukommen. Teilweise recht steil geht der Weg nach unten, zuletzt über eine lange Treppe, welche in ein letztes, zugegebenermaßen wenig anheimelndes Wegstück entlang einer Hauswand überleitet. Durch ein kleines Tor schlüpft man nach draußen in die Aufseßstraße und befindet sich nun genau zwischen Dom- und Michelsberg. www.guide-bamberg.de Unser Weg führt uns nach links, ein letztes Stück bergab. Über den Ottoplatz und die Elisabethstraße gelangt man schließlich in die Obere Sandstraße, wo zunächst die ehemalige Spitalkirche St. Elisabeth aus dem 14. und frühen 15. Jahrhundert den Blick auf sich zieht. In der Oberen Sandstraße wende man sich nun nach rechts und folge dem Straßenverlauf. Man befindet sich nun inmitten des ältesten bürgerlichen Stadtteils, der hier bereits seit dem 11. Jahrhundert erwuchs. Dem Besucher ist der Sand, wie das Sandgebiet im allgemeinen genannt wird, jedoch weniger aufgrund seiner Bedeutung für die Bamberger Stadtentwicklung bekannt als vielmehr durch die größte und berühmteste Bamberger Festivität: die Sandkerwa, die jedes Jahr im August hier stattfindet. Für wenige Tage verwandelt sich das Sandgebiet dann in ein einziges Tollhaus, Tausende Bamberger und noch mehr Besucher zwängen sich durch die zahlreichen Buden und Attraktionen der Kirchweih oder vergnügen sich beim Fischerstechen vor der Kulisse von Klein-Venedig. Nichts für Leute mit Platzangst! Aber auch für den Rest des Jahres stellt die Obere Sandstraße das Amüsierviertel Nummer Eins in Bamberg dar – nicht immer allerdings zur Freude der Anwohner. Eine Kneipe reiht sich an die nächste, Nachtschwärmer sind hier bestens aufgehoben. Doch auch bei Tageslicht bietet diese Ecke Bambergs einiges an Attraktionen. Eine ganz besondere stellt ohne Frage das Schlenkerla dar, der mit Abstand berühmteste der Bamberger Brauereigasthöfe. Der Weg dorthin ist leicht zu finden. Man folgt einfach weiter der Oberen Sandstraße, die unterhalb des Katzenberges (der im übrigen die Möglichkeit eines zwar steilen, aber lohnenden Treppenaufganges zum Domberg bietet) zur Dominikanerstraße wird. Im Haus Nummer 6, einem herrlichen und kaum zu übersehenden Fachwerkbau, bietet sich die Möglichkeit, für wenig Geld das berühmte Bamberger Rauchbier und natürlich auch als „Grundlage“ eine deftige Mahlzeit zu verköstigen, und dies alles in einem wahrhaft unvergleichlichen Ambiente. An blankgescheuerten Holztischen sitzen Einheimische wie Touristen und erfreuen sich an dem dunklen, im Geschmack an Schinken erinnernden Gerstensaft, von dem nicht wenige behaupten, man müsse schon drei oder vier „Seidla“ getrunken haben, ehe man auf den Geschmack kommt. Dann aber kann daraus auch schon mal eine Liebe fürs Leben entstehen! www.guide-bamberg.de So gut das Schlenkerla auch mundet, man sollte sich dann doch noch die Zeit nehmen, den Weg fortzusetzen. Vorbei an der von der Universität genutzten und daher nicht zu besichtigenden ehemaligen Dominikanerkirche aus dem 15. Jahrhundert, deren hochaufragender Baukörper vor allem vom Michelsberg oder dem Rosengarten einen äußerst imposanten Anblick darstellt, gelangt man in ein immer kleinteiliger werdendes Gewirr von Sträßchen und Gässchen. Unser Ziel ist die Karolinenstraße, in die man wenige Meter nach der Dominikanerkirche einbiegt. Von hier bietet sich ein Orientierung verschaffender Blick: links erhebt sich das Alte Rathaus auf der Oberen Brücke, rechts geht es hinauf zum Domberg. Hier fällt auch sofort ein grün verputztes Gebäude auf, dessen schlichte Barockfassade das wahre Alter des Hauses auf den ersten Blick nicht erkennen lässt. Es handelt sich um das Anwesen Karolinenstraße 17, das vielleicht älteste Wohnhaus der Stadt. Der Hohe Giebel verweist bereits auf die Entstehung des Gebäudes im Mittelalter, die spätere Barockisierung ist ganz typisch für die Entwicklung des Bamberger Stadtbildes. Vor wenigen Jahren stieß man bei einer Renovierung des Hauses auf mehrere Balken, die aus dem Jahr 1187 datierten (die also in diesem Jahr gefällt wurden). Ob diese Balken dann aber sofort hier verbaut wurden oder aber erst später in das Haus gelangten, ist ungeklärt; da hier jedoch auch die Keimzelle der ältesten Bamberger Bürgerstadt liegt, erscheint eine derart frühe Datierung des Hauses zumindest nicht gänzlich unwahrscheinlich. In der Karolinenstraße angelangt steht man nun vor der Wahl, sich bergauf in Richtung Domberg zu begeben oder in die Gegenrichtung zur Oberen Brücke und von dort in die Fußgängerzone. © guide-bamberg.de / Januar 2003 www.guide-bamberg.de Bamberger Spaziergänge - Die Insel: barocke Pracht in Bambergs Bürgerstadt War der Domberg im Mittelalter das geistliche, das kirchliche Zentrum Bambergs, so war die Insel der Mittelpunkt des bürgerlichen Lebens. Schon frühzeitig beschränkten sich die Bamberger Bürger nicht mehr nur auf das Sandgebiet, jenen schmalen Streifen unterhalb von Dom- und Michelsberg, sondern ließen sich zunehmend auch auf der Insel nieder, einem langgestreckten Gebilde zwischen zwei Regnitzarmen. Hier siedelten sich alsbald zahlreiche Handwerker, Kaufleute und auch reiche Patrizierfamilien an, die ein ganz eigenes Gemeinwesen ausbildeten und sich vielfach in ausgesprochener Konkurrenz zum Bischof sahen – wenn man es damit auch nicht immer ganz konsequent hielt. So residierte hier zwar das wohlhabende Geschlecht der Andechs-Meranier, stellte gleichzeitig aber auch über mehrere Jahrzehnte den Bamberger Bischof... Das heutige Erscheinungsbild der Insel resultiert aber weniger aus mittelalterlicher Zeit, sondern entspringt vielmehr dem Barock, der unter den Fürstbischöfen von Schönborn in Bamberg zu erstaunlicher Blüte gelangte und gerade hier auf der Insel eine ganze Reihe erstklassiger Bauten hervorbrachte. In einem solchen Ambiente flaniert es sich gleich doppelt gut, und so stellt der Kernbereich der Insel mit dem Grünen Markt und dem Maximiliansplatz heute die als Fußgängerzone ausgewiesene Einkaufsmeile Bambergs dar. Aber, wie schon gesagt, auch die Kultur kommt hier nicht zu kurz. Beginnen wir unseren Rundgang an der Oberen Brücke, deren Beschreibung ein eigenes Kapitel einnimmt. Vom Alten Rathaus kommend, überquert man zunächst am Obstmarkt die Lange Straße, eine bis heute von vielen Geschäften gesäumte, aber auch von Autoverkehr stark frequentierte Verkehrsachse, und gelangt daraufhin in die Bamberger Fußgängerzone, deren Kernbereich der Grüne Markt ist. Hier fällt zunächst zur rechten ein prächtiger Neptunsbrunnen auf, der sogenannte Goblmoo (Gabelmann), welcher 1698 von Johann Caspar Metzner geschaffen wurde. Von hier sind es nur noch wenige Meter zu einem der herrlichsten Bauten des Barock in Bamberg, zur ehemaligen Jesuitenkirche, der heutigen Pfarrkirche St. Martin. Diese kündigt sich schon von weitem durch ihre ausladende Fassade an, die, wie bei Jesuitenkirchen seinerzeit üblich, nach dem Vorbild von Il Gesù in Rom gestaltet wurde. Georg Dientzenhofer lieferte die Pläne für den 1686 begonnenen Bau, sein Bruder Leonhard führte das Projekt nach dem Tod Georgs bis 1693 zu Ende. Im Inneren zeigt sich St. Martin als monumentale Wandpfeilerkirche, deren auffälligster Blickfang sicher das 1716 entstandene Kuppelfresko von Francesco Marchini über der Vierung darstellt. www.guide-bamberg.de Biegt man links der Fassade in die Jesuitenstraße ein und schreitet die Kirche von außen ab, gelangt man an das angrenzende ehemalige Jesuitenkolleg, dessen Innenhof durch ein Tor am Ende der Straße betreten werden kann. Heute wird das Kolleg weitgehend von der Universität genutzt, doch wartet hier noch ein Juwel auf den Besucher, das dieser keinesfalls unbeachtet lassen sollte. Durchquert man den Innenhof und verlässt diesen am anderen Ende wieder, liegt nach dem Ausgang zur rechten, in einem kleineren zweiten Hof und auf den ersten Blick leicht zu übersehen, das NaturkundeMuseum, das nicht nur durch seine aufwendigen modernen Ausstellungsteile besticht, sondern vor allem durch einen der wohl schönsten Museumssäle in ganz Europa. 1790 gründete der damalige Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal ein Naturalienkabinett, dessen Bestände in einem eigens eingerichteten Raum im Jesuitenkolleg untergebracht werden sollten. Lorenz Fink als Architekt und Georg Joseph Mutschele als Bildhauer schufen hier daraufhin einen bis heute erhaltenen frühklassizistischen Ausstellungssaal, den ältesten in Deutschland. Aus dem Naturkunde-Museum kommend, verlässt man den zweiten Innenhof durch einen weiteren Tordurchgang und biegt nach rechts in die Fleischstraße ein. Nach wenigen Schritten erhebt sich rechterhand der großzügige Maximiliansplatz, der allerdings auf seltsame Weise etwas „leergeräumt“ wirkt. Dies hat durchaus seinen Grund, stand hier doch einst die frühere Pfarrkirche der Insel, Alt-St. Martin, die sogenannte Untere Pfarrkirche. Diese wurde allerdings 1804 abgebrochen, weswegen der Maximiliansplatz heute derart weitläufig wirkt. Zwei monumentale Bauten Balthasar Neumanns rahmen den Maximiliansplatz auf voller Länge ein und verleihen ihm sein barockes Gepräge: das heute von mehreren Geschäften genutzte ehemalige Katharinenspital aus den Jahren 1729 bis 1738 sowie das 1732 bis 1737 errichtete frühere Priesterseminar, in dem heute das Neue Rathaus untergebracht ist. Wendet man sich nun wieder zurück in die Fleischstraße, der man bis zum Ende folgt, gelangt man, vorbei an Fernando Boteros umstrittener Skulptur „Die Liegende“ am anschließenden Heumarkt, zum Holzmarkt mit der Kirche des Englischen Instituts. Der schlichte Barockbau wurde 1724 bis 1727 durch den Stadtbaumeister Johann Friedrich Rosenzweig errichtet. An seinem gegenüberliegenden Ende trifft der Holzmarkt auf die Kapuzinerstraße, der Fortsetzung der Langen Straße. Wer Zeit und Lust hat, kann ruhig nach rechts in die Kapuzinerstraße einbiegen und dieser bis zum Ende folgen, bis sie schließlich in die Markusstraße und diese wiederum in die Weide übergeht. www.guide-bamberg.de Markusstraße und Weide, beiderseits einer kleinen Grünanlage gelegen, weisen einen hübschen Baubestand aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf. Folgt man dem Straßenverlauf, trifft man schließlich in der Mußstrasse auf einen der umstrittensten Bamberger Bauten der jüngsten Vergangenheit: die Konzert- und Kongresshalle der Bamberger Symphoniker. Der 1993 nach Plänen der Münchner Architekten Rollenhagen & Großmann errichtete gelb-rot gestreifte Kubus verfügt zwar über eine ausgezeichnete Akustik (die Gelegenheit zu einem Konzert der Symphoniker sollte man sich in keinem Fall entgehen lassen), handelte sich aber häufig den nicht ganz von der Hand zu weisenden Vorwurf der Klobigkeit ein. Über einen kleinen Fußgängersteg gelangt man seitlich der Konzerthalle über die Regnitz und somit wieder auf die Dombergseite. Dort trifft der Steg auf die Rückseite eines Gebäudekomplexes, der noch kurz unsere Aufmerksamkeit verdienen soll: das ehemalige allgemeine Krankenhaus. In zwei Bauabschnitten, die jeweils in ihrer Zeit den modernsten Stand des Spitalbaues repräsentierten, entstand hier ein großzügiges Krankenhaus, das als solches auch noch bis vor wenigen Jahrzehnten genutzt wurde. Der größere der beiden Bauten, eine dreiflügelige Barockanlage, welche Johann Philipp Geigel und Johann Lorenz Fink 1787 bis 1789 errichteten, beherbergt heute ein Hotel, während der kleinere Chirurgische Pavillon, 1899 bis 1901 nach einem Entwurf Hans Jakob Erlweins erbaut, nunmehr vom Stadtarchiv genutzt wird. Dieses veranstaltet hier übrigens – unter Einbeziehung eines seinerzeit hochmodernen Operationssaales – immer wieder höchst sehenswerte Ausstellungen, die sich nicht nur mit Bamberger Themen auseinandersetzen. An der Vorderfront des Krankenhauses gelangt man in die Untere Sandstraße und von hier aus zurück in die Altstadt. © guide-bamberg.de / Januar 2003 www.guide-bamberg.de Bamberger Spaziergänge - Die etwas „andere“ Insel: Geyerswörth, Ludwig-DonauMain-Kanal und Hain Barocke Pracht allenthalben, das ist die eine Seite der Insel, die jedoch noch einiges mehr zu bieten hat. Will man die mitunter selbst Einheimischen kaum bekannten Museen und Sehenswürdigkeiten, die es sonst noch auf der Insel zu entdecken gibt, erkunden, empfiehlt sich wiederum die Obere Brücke als Ausgangspunkt. Von hier aus überquert man die Lange Straße und wendet sich sodann nach links, in Richtung des Alten Schlachthauses, welches im Kapitel zur Oberen Brücke näher beschrieben ist. Rechts zweigt nach wenigen Metern die unscheinbare Austraße ab. Hier, in einem Bürgerhaus aus dem Jahre 1584, befindet sich eines der ungewöhnlichsten und zugleich herausragendsten Bamberger Museen: das vom Lehrstuhl für Türkische Sprache, Geschichte und Kultur der Universität Bamberg betreute Museum für Frühislamische Kunst (Austraße 29), das in dieser Form in Deutschland seinesgleichen sucht. Vor allem kunsthandwerkliche Metallarbeiten des 7. bis 11. Jahrhunderts sind in dieser seit 1981 aufgebauten und 1995 als Museum eröffneten Sammlung zu sehen, die zudem in der katholisch geprägten Bischofsstadt Bamberg einen reizvollen Kontrast bildet zum Reichtum kirchlicher Kunst, wie er hier im Übermaß anzutreffen ist. Zurück in der Langen Straße, die man erneut überquert und deren Verlauf man, vorbei an der Oberen Brücke, etwa einhundert Meter weit folgt, biegt man nach rechts in die Habergasse ein, die einen direkt zum Brücknersteg führt. Dieser quert hier den sogenannten Nonnengraben und endet auf einer zweiten, kleineren Insel, dem Geyerswörth, auf dem vor allem ein Gebäude sofort ins Auge sticht: das rotverputzte Schloss gleichen Namens, an dessen Rückfront wir jetzt stehen. Wendet man sich nach rechts und folgt dem Verlauf des Fußweges, umrundet man den massigen Baukörper und gelangt so zum Eingangsportal. Dieses steht Besuchern allerdings nur an Werktagen offen, da das Schloss heute eine Reihe von Ämtern und Behörden beherbergt, die natürlich an Wochenenden geschlossen sind. Der Blick in den pittoresken Innenhof lohnt sich, der Turm kann zu den Öffnungszeiten der Behörden auch bestiegen werden; den Schlüssel kann man sich im benachbarten Fremdenverkehrsamt holen. Die Geschichte von Schloss Geyerswörth reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Asmus Braun plante hier eine erste, äußerst wehrhafte und damals bereits unregelmäßig-vierflügelige Anlage, die 1587 vollendet war. Später verfiel jedoch das Schloss und wurde erst ab 1743 durch Johann Jakob Michael Küchel zum Ämtergebäude hergerichtet und so gerettet. www.guide-bamberg.de Auf der Insel Geyerswörth findet sich auch das eindrucksvollste Relikt des Ludwig-Donau-Main-Kanals, jener 1846 eingeweihten ersten Wasserstraße vom Main zur Donau, die unweit Bamberg bei Bischberg ihren Ausgang nahm. Kriegszerstörungen, Autobahnbau und nicht zuletzt der neue Rhein-MainDonau-Kanal ließen von diesem ehrgeizigen, wirtschaftlich jedoch gescheiterten Verkehrsprojekt des vorvergangenen Jahrhunderts nicht mehr viel übrig. Vier Krananlagen, je zwei Am Kranen beim Alten Schlachthaus und Am Kanal, der gegenüber von Schloss Geyerswörth verlaufenden Uferstraße, zeugen noch von der alten Wasserstraße, vor allem aber die Schleuse 100 mit dem noch erhaltenen Schleusenwärterhaus am Mühlwörth, der Südspitze von Geyerswörth. Hierhin gelangt man, wenn man aus dem Hof von Schloss Geyerswörth kommend nach links in die Geyerswörthstraße einbiegt, der man bis zum Ende folgt. Dort richtet man sich nach rechts und gleich wieder nach links und folgt nun dem Verlauf des Mühlwörth. Vorbei am gegenüberliegenden Schloss Concordia, einem 1715/16 bis 1722 durch Johann Dientzenhofer errichteten barocken Gartenpalast, erreicht man schließlich die letzte noch vollständig erhaltene Schleuse des Ludwig-Donau-Main-Kanals mit noch voll funktionsfähiger Hebebrücke und hölzernen Schleusentoren. Das dazugehörige Schleusenwärterhaus wurde nach Plänen des berühmten Münchner Architekten Leo von Klenze in einer Art Serienbauweise errichtet und dient heute als Wohnhaus. Über die Brücke verläuft der Weg wieder zurück auf die Insel, wo man sich alsbald in einem weitläufigen Parkareal wiederfindet. Man ist im Hain angelangt, der grünen Lunge Bambergs und einem vielbesuchten Naherholungsgebiet, das sich bis zur Südspitze der Insel, der sogenannten Buger Spitze erstreckt. Ab 1803 wurde der Hain auf persönliche Anordnung des bayerischen Regenten Max IV. Josef als Englischer Park angelegt, als zweite Anlage dieser Art überhaupt in ganz Deutschland nach dem Englischen Garten in München. Geplant wurde die großflächige Anlage durch Stephan Freiherr von Stengel, einem königlich-bayerischen Beamten. Unterteilt ist der Hain in den Theresienhain im Norden und den Luisenhain im Süden, die Grenze zwischen beiden markiert in etwa die bedauerlicherweise recht unsensibel mitten durch den Park geführte Betonbrücke der Bamberger Südumgehung. Von den ab 1810 errichteten Pavillons und Wirtschaften haben sich leider nur einige wenige erhalten, so etwa der Kleine Ruhesitz an der sogenannten Schillerwiese oder der gegenüberliegende Monopteros, ein kleines Rundtempelchen. Obwohl sich vieles im Hain nicht gerade zu dessen Vorteil verändert hat, stellt er doch nach wie vor eine der schönsten Parkanlagen dieser Art in ganz Deutschland dar. Am Nordrand des Hain erstreckt sich überdies eine der begehrtesten Wohngegenden Bambergs. Wunderschöne Villen aus dem späten 19. Jahrhundert säumen hier die Straßen, die einen geradezu mondänen Eindruck hinterlassen. Eine der schönsten Villen des Haingebietes hat glücklicherweise ihre Pforten für neugierige Besucher geöffnet: die Villa Dessauer in der Hainstraße 4a. Die Hainstraße zieht sich am Ostrand des Theresienhains entlang. An ihrem nördlichen Ende trifft man auf die historistische Villa, die F. Geb um 1883 in Anlehnung an www.guide-bamberg.de die Formensprache des flämischen Barock errichtete. Nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten konnte die Villa Dessauer 1987 als Stadtgalerie für moderne Kunst der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Seitdem kann man sich von der Architektur des Gebäudes genauso gefangen nehmen lassen wie von den ausgezeichneten Ausstellungen, die hier in unregelmäßigen Abständen veranstaltet werden. An der Rückseite der Villa Dessauer liegt der über die Richard-Wagner-Straße erreichbare Schillerplatz, an dem das einstige Wohnhaus von E. T. A. Hoffmann besichtigt werden kann (Schillerplatz 26). Der unscheinbare schmale Bau birgt neben dem Wohn- und Arbeitszimmer des Dichters, der hier von 1809 bis 1813 lebte, auch zahlreiche Dokumente zum Schaffen des bedeutenden Romantikers. Von der Villa Dessauer erreicht man nach wenigen Schritten den in Sichtweite gelegenen Schönleinsplatz, von dem links die Lange Straße ins Zentrum der Inselstadt abzweigt. Man kann sich aber auch die Zeit nehmen und dem Straßenverlauf der Hainstraße weiter zu folgen, welche ab dem Schönleinsplatz zur Willy-Lessing-Straße wird. Diese wurde nach dem Vorbild der Münchner Ludwigstraße als klassizistische Prachtstraße angelegt, wenn auch mit fast fünfzigjähriger Verspätung in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Stilistisch wirken die klassizistischen Bauten der Willy-Lessing-Straße daher etwas überholt. Über die Luitpoldbrücke leitet die Lessing-Straße schließlich in die Luitpoldstraße und ins Bahngebiet über. © guide-bamberg.de / Januar 2003 www.guide-bamberg.de Bamberger Spaziergänge – Der Domberg Den Höhepunkt eines jeden Bamberg-Besuches stellt ohne jeden Zweifel die Besichtigung des Domberges dar. Auf engstem Raum stehen hier die Herzstücken des Weltkulturerbes zusammen: der Dom, die Alte Hofhaltung und die Neue Residenz. Beginnen wir mit dem markantesten und zugleich bedeutendsten Bauwerk der Bamberger Silhouette, dem Dom St. Peter und Georg. Der frischgekrönte König und spätere Kaiser Heinrich II. war es, der im Jahre 1004 den Dombau an der Stelle einer kleinen Saalkirche aus dem frühen 9. Jahrhundert anordnete – drei Jahre bevor überhaupt ein eigenständiges Bistum Bamberg gegründet wurde. Dieser sogenannte Heinrichsdom, welcher 1012 vollendet wurde, dürfte eines der monumentalsten Bauvorhaben seiner Zeit gewesen sein, doch sowohl der Bau selbst als auch seine überaus reiche Ausstattung haben die Zeit nicht überdauert. Ein Brand im Jahre 1081 machte einen völligen Neubau unumgänglich, der wiederum 1185 erneut einem Feuer zum Opfer fiel. So ist der heute zu besichtigende Dom bereits die vierte Kirche an dieser Stelle. Nicht ganz geklärt ist die Bauzeit der Bischofskirche, vermutlich aber wurde mit der Errichtung des Domes nicht vor 1215 begonnen. Nach relativ kurzer Zeit, nämlich bereits im Jahre 1237, konnte die prachtvolle Kathedrale schließlich geweiht werden. Zumindest in seinem äußeren Erscheinungsbild hat sich der Dom seither kaum verändert. Einzig die beiden Osttürme erfuhren im 18. Jahrhundert durch Johann Jakob Michael Küchel eine einfühlsame Aufstockung, die in Ansätzen bereits den Historismus des 19. Jahrhunderts vorwegnimmt. Ansonsten aber präsentiert sich der Dom wie eh und je als eine gewaltige Basilika mit drei Schiffen und zwei Chören – einen im Osten (dem Georgenchor) und einen im Westen (dem Peterschor) -, die jeweils von zwei Türmen eingerahmt werden. Irritierend ist dabei die Uneinheitlichkeit des Baustils, wurde der Dom doch im sogenannten Übergangsstil von der Romanik zur Gotik errichtet: begonnen wurde der Bau mit dem Ostchor noch in spätromanischen Formen, während der jüngere Westteil der Kirche bereits die Stilsprache der frühen Gotik aufweist. Vier Hauptportale führen in das Innere des Domes: die Gnadenpforte (auch Marienportal genannt) und die Adamspforte im Osten sowie die Veitspforte und das Fürstenportal im Norden, der dem Domplatz zugewandten Seite. Vor allem letzteres sollte man vor Eintritt in den Dom einer kurzen Betrachtung würdigen, zeigt doch der Tympanon des auch als „Goldenen Portals“ bezeichneten Eingangs eine äußerst kuriose Darstellung des jüngsten Gerichts: während nämlich auf der Seite der Seligen (zur linken Jesu Christi) lediglich einige niedere Kleriker sowie ein König zu www.guide-bamberg.de erkennen sind, finden sich auf der Seite der Verdammten, deren Weg direkt ins Fegefeuer führt, die wahrhaft Mächtigen ihrer Zeit wieder – ein weiterer König, ein Bischof und gar ein Papst. Nach der Betrachtung des prächtigen Portals, mit dem tatsächlich in Bamberg die Spitze der europäischen Kunst erreicht war, wird es Zeit für einen Rundgang durch den Dom. Hierfür sollte man sich angemessen Zeit nehmen, zählt doch der Bamberger Dom zu den wichtigsten Kathedralen des Mittelalters auf deutschem Boden. Der Eingang für die zahlreichen Dombesucher liegt zu Seiten des Ostchores, Rollstuhlfahrern steht ein ausgeschilderter Zugang im Westen der Kirche zur Verfügung. Über eine repräsentative Treppe steigt man hinauf zur Gnadenpforte, der nördlichen, also rechten der beiden Ostportale, welche einen direkt ins nördliche Seitenschiff führt. Im Inneren des Domes angelangt, muss der Besucher allerdings seine Phantasie arg strapazieren, will er einen Eindruck vom ursprünglichen Bau gewinnen. Die Zeit der Säkularisation, als der Dom vorübergehend zur Pfarrkirche degradiert wurde, und vor allem eine Purifizierung unter König Ludwig I. in den Jahren 1828 bis 1837 schufen einen völlig neuen Raumeindruck, der nur noch wenig mit dem Dom des 13. Jahrhunderts gemein hat. Weite Teile der Ausstattung einschließlich der reichen mittelalterlichen Fresken wurden fast völlig entfernt (und gelangten teilweise in den Kunsthandel), so dass sich der Dom seit Mitte des 19. Jahrhunderts als unverputzte und weitgehend leergeräumte Kathedrale präsentierte – so leergeräumt, dass man zwischen den beiden Weltkriegen gar eine Reihe von Ausstattungsstücken aus anderen Kirchen in den Dom verbrachte, um so wenigstens annähernd den Eindruck einer mittelalterlichen Bischofskirche wieder herzustellen. Nichtsdestotrotz ist das, was heute noch bzw. wieder an Ausstattung im Dom zu sehen ist, allemal beeindruckend genug. Erhalten blieben unter anderem mehrere bedeutende Werke der ursprünglichen Domskulpturen aus der Erbauungszeit der Kathedrale, unter welchen wiederum der berühmte Bamberger Reiter eine herausragende Stellung einnimmt. Kein anderes Kunstwerk wird derart häufig mit Bamberg in Verbindung gebracht und gibt dabei doch immer wieder Anlass zu Spekulationen, Legenden und Irrtümern wie der Bamberger Reiter. Den ersten Trugschluss ziehen zahlreiche Dombesucher bereits bei der Suche nach dem Standort des Reiters. Einer nicht totzukriegenden Mähr Glauben schenkend, umkreisen nicht wenige Ortsunkundige gleich einer Prozession der glücklosen Kulturhungrigen immer und immer wieder den Dom von außen, in der Hoffnung, dort irgendwo an der Weite der Fassade den berühmten Reiter ausfindig zu machen. Andere gar sind sich nicht einmal der Tatsache bewusst, dass es sich beim Reiter um eines der wichtigsten Werke der Monumentalskulptur des 13. Jahrhunderts handelt, nicht aber um einen realen Pferdefreund unserer Tage. Tatsächlich ist die Geschichte von der Frau, die am Domberg einen hiesigen Fremdenführer ungeduldig nach dem Eintreffen des Reiters befragte, keine Legende... Daher sei an dieser Stelle das Wesentliche in aller Deutlichkeit gesagt: der Reiter steht wahrhaftig im Dom, nicht am oder vor demselben. Und er ist aus Stein, nicht aus Fleisch und Blut. www.guide-bamberg.de Mit diesem Wissen ausgestattet, ist es ein Leichtes, den Bamberger Reiter rasch zu finden: nachdem man den Dom an beschriebener Stelle betreten hat, durchschreite man das nördliche Seitenschiff bis zu jener Stelle, an der der Blick ins Mittelschiff freigegeben wird. Nun wende man sich um und erblickt am linken Pfeiler vor dem Ostchor in gut vier Meter Höhe den berühmten Reitersmann. Nicht einmal lebensgroß thront er da auf seinem Pferd, und die geringe Größe des Gespanns veranlasst so manchen Besucher erst einmal zu einem Ausruf der Enttäuschung. Dies ist indes völlig unangebracht. Nicht die Größe des Werkes ist es, die dessen Bedeutung ausmacht, vielmehr ist es die unglaublich lebensnahe und völlig natürliche, ja beinahe schon vollplastische Gestaltung des Reiters, die ihn derart bedeutend macht. Tatsächlich waren die Bildhauer der Dombauhütte in ihren Ausdrucksmöglichkeiten ihrer Zeit weit voraus, weswegen der Bamberger Reiter zu Recht als eines der wichtigsten und großartigsten Kunstwerke des hohen Mittelalters gelten kann. Zwei immer wieder gestellte Fragen allerdings werden sich wohl niemals eindeutig klären lassen können, nämlich die Frage nach der Identität der Künstler, denen wir dieses einzigartige Werk zu verdanken haben und die nach der Identität des Reiters, der seit bald achthundert Jahren auf seine Bewunderer blickt. Da sich Bildhauer und Maler im hohen Mittelalter zumeist noch als Handwerker sahen und folgerichtig in Zünften zusammengeschlossen waren, wären sie wohl nie auf die Idee gekommen, ein Kunstwerk zu signieren (der geneigte Leser erwartet ja auch nicht beim Kauf seiner Semmeln, diese vom verantwortlichen Bäcker unterschrieben zu bekommen). Folglich bleiben uns die Namen der beteiligten Bildhauer wohl auf ewig unbekannt. Gleiches gilt womöglich auch für den Reiter, denn auch hier fehlen uns eindeutige Hinweise auf dessen Identität. Viel wurde spekuliert: ist es vielleicht Kaiser Heinrich II., der Bistumsgründer und –heilige? Oder ist es Kaiser Konstantin der Große, der einst in Rom das Christentum zur Staatsreligion erhob? Oder ist es gar einer der heiligen drei Könige? – Vermutungen über Vermutungen. Neuere Untersuchungen indes lassen es als wahrscheinlich gelten, dass es sich bei dem rätselhaften Reiter um den heiligen König Stephan von Ungarn handeln könnte, dem Schwager von Heinrich II., aber letztlich kann auch dies nur eine von vielen Vermutungen sein. Wie auch immer: man entkommt dem Reiter in Bamberg schlichtweg nicht. Nicht nur in Form des Originals im Dom ist er präsent, auch aus dem Stadtwappen schaut er uns an, von den Stadtbussen und sogar vom Logo des hiesigen Fußballvereins. Wenn er das zu Lebzeiten auch nur geahnt hätte... Nun denn, der Dom bietet jedenfalls noch einiges mehr als „bloß“ den Reiter. Gleich rechts, sprich südlich des berühmtesten Bambergers erblickt man, in der Mitte des Hauptschiffes vor dem Ostchor stehend, das großartige Grabmal für Kaiser Heinrich II. und dessen Gemahlin Kunigunde, eine ab 1499 in der Werkstatt Tilman Riemenschneiders aus Solnhofener Kalk gefertigte Arbeit. Die Deckplatte dieses grandiosen Grabmals zeigt das liegende Kaiserpaar, während die seitlichen Wandungen teilweise legendenhafte Darstellungen aus dem Leben des Regenten und seiner Frau tragen: die Feuerprobe etwa, die Heilung des an Stein leidenden Kaisers durch den heiligen Benedikt oder aber das Sterben Heinrichs. Einen guten Überblick über das Grabmal und das gesamte Kircheninnere gewinnt man vom direkt dahinter aufsteigenden Treppenaufgang zum erhöht über der - nur im www.guide-bamberg.de Rahmen von Domführungen zugänglichen - Ostkrypta liegenden Georgenchor – vorausgesetzt, man besichtigt den Dom nicht gerade zur allergrößten Stoßzeit, dann nämlich drängen sich oft Hunderte Besucher in der altehrwürdigen Kathedrale, und vor allem auf besagtem Treppenaufgang ballt sich dann oft das gesamte Besucherpotenzial, so dass an ein Weiterkommen auch beim besten Willen nicht mehr zu denken ist. Genau gegenüber des Georgenchores und des Grabmals für Heinrich und Kunigunde befindet sich im Westchor, dem Peterschor, das für Besucher leider nicht zugängliche Grabmal für Papst Clemens II., eine Arbeit aus der Zeit um 1230, zugleich das einzige Papstgrabmal nördlich der Alpen – errichtet für jenen glücklosen Papst Clemens II., der nach nur neunmonatigem Pontifikat im Jahre 1047 verstorben war. Hier im Bereich des Westchores befinden sich zudem mehrere Altäre, die erst nach der Purifikation des 19. Jahrhunderts hierher verbracht wurden, etwa der Mühlhausener und der Kirchgattendorfer Altar. Überragende Bedeutung aber nimmt sicherlich der geschnitzte Marienaltar am Westende des südlichen Seitenschiffes ein, vom Eingang aus betrachtet also links des Westchores. Hierbei handelt es sich um eine eigenhändige Arbeit des berühmten Nürnberger Bildhauers Veit Stoß, die dieser in den Jahren 1520 bis 1523 ursprünglich eigentlich für die Nürnberger Karmelitenkirche geschaffen hatte. Als sein Werk fertiggestellt war, war zwischenzeitlich jedoch die Reformation nach Nürnberg gekommen und folglich die Gemeinschaft der Karmeliten als eigentlicher Auftraggeber nicht mehr vorhanden. Über Umwege gelangte nun der Altar in den folgenden Jahren nach Bamberg, wo er zunächst 1543 Aufstellung in der Oberen Pfarre fand, ehe er schließlich 1937 im Austausch gegen ein Tintoretto-Gemälde an seinen heutigen Standort im Dom verbracht wurde. Kurioses Detail des Altars: bei einem der zahlreichen Auf- und Abbauten des Marienaltars wurden einige Bildtafeln in der falschen Reihenfolge zusammengesetzt, so dass die Chronologie des Marienlebens gehörig durcheinander geriet. Wer einmal den Dom besichtigt, sollte unbedingt auch die Zeit mitbringen, um sich das gleich angrenzende Diözesanmuseum anzusehen, das größte und umfangreichste Domschatzmuseum im ganzen Freistaat Bayern. Untergebracht ist das Museum im Domkapitelhaus, das Balthasar Neumann in den dreißiger Jahren des 18. Jahrhunderts als eines der hervorragenden Bamberger Barockhäuser errichtete, der Zugang zum Museum erfolgt jedoch durch den Kreuzgang, den man im Südosten der Kirche betreten kann. Dazu wende man sich vom Marienaltar wieder in Richtung Ostchor und halte sich dabei immer im südlichen Seitenschiff, bis www.guide-bamberg.de schließlich ein Wegweiser nach rechts den Abgang zum Diözesanmuseum markiert. Über einige Treppenstufen steigt man in den etwas tieferliegenden Kreuzgang hinab, wo man sich sodann nach rechts wende. Dort befindet sich das Kassenhäuschen, an dem man nicht nur die Eintrittskarten für das Museum lösen, sondern auch aus einem großen Sortiment an Postkarten und Schriften auswählen kann. Da das Kassenhäuschen nur zu den Öffnungszeiten des Museums geöffnet ist, sollten diejenigen, die am Erwerb von Kirchenführern, Katalogen oder Kunstpostkarten interessiert sind, ihren Dombesuch tunlichst nicht auf einen Montag legen – dann nämlich ist das Museum geschlossen und folglich auch der Schriftenstand. Das Museum selbst besticht durch eine Reihe hochkarätiger Ausstattungsstücke, die die Sammlung wesentlich interessanter erscheinen lassen als so manch anderen Kirchenschatz: da wären zum einen höchst bedeutende romanische Figuren der Adamspforte, zum anderen Reste der barocken Domausstattung, die die Purifikation unter Ludwig I. heil überstanden. Vor allem aber sind es die früh- und hochmittelalterlichen Textilien, die den Besuch des Museums zu einem einzigartigen Erlebnis machen: die byzantinischen Kaisermäntel von Heinrich II. und Kunigunde, das Grabtuch des 1065 verstorbenen Bischofs Gunther sowie das einzigartige Ornat von Papst Clemens II., die ältesten erhaltenen Papstgewänder überhaupt. Diese wurden bei der letzten Öffnung des Papstgrabes geborgen, restauriert und werden seither zusammen mit den anderen Textilien im Diözesanmuseum präsentiert. Kleiner Tipp am Rande: das Diözesanmuseum erfreut seine Besucher auch immer wieder durch äußerst ansprechende und profunde Sonderausstellungen, deren Palette von Weihnachtskrippen bis hin zu Salvador Dali reicht – ein Blick in den Veranstaltungsund Ausstellungskalender lohnt also allemal! Wer nun den Dom und das Diözesanmuseum mit gebührender Aufmerksamkeit bedacht hat und dabei immer noch aufnahmefähig ist für weitere Kunstgenüsse, kann seine kulturellen Bedürfnisse gleich nebenan weiter befriedigen. Nördlich des Domes und nur durch eine schmale Gasse von diesem getrennt, erhebt sich die imposante Alte Hofhaltung, die erste Residenz der Bamberger Bischöfe. Freilich hat der umfangreiche Gebäudekomplex im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Änderungen erfahren: die erste Bischofspfalz des 11. Jahrhunderts wurde beim großen Brand des Jahres 1185 weitgehend zerstört, der Neubau um 1200/1220 erfolgte jedoch auf dem alten Grundriss. Seit 1475 kam es immer wieder zu Erweiterungen der Hofhaltung, die ihre größte Ausdehnung erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts erreichte. 1777 wurden dann aber bei einem Umbau durch Franz Ignaz Michael Neumann, dem Sohn Balthasar Neumanns, bedeutende Teile der Alten Hofhaltung abgebrochen. Das was übrig blieb, ist allerdings in jedem Fall einen Besuch wert. Blickfang der Alten Hofhaltung ist die 1576/77 fertiggestellte Renaissancefassade nach Plänen von Erasmus Braun, die zu den bedeutendsten Schöpfungen jener Epoche im süddeutschen Raum gezählt werden darf. Überragt vom Giebelbau der Ratsstube stellt die Schauseite der Hofhaltung einen reizvollen Kontrast zum mittelalterlichen Erscheinungsbild www.guide-bamberg.de des Domes dar. Rechterhand der Ratstube befindet sich der Zugang zum Innenhof der Alten Hofhaltung, die Schöne Pforte, ein Werk P. Wagners aus den Jahren 1571 bis 1573 mit Allegorien der Flüsse Regnitz und Main sowie Darstellungen des Kaiserpaares, der Heiligen Petrus und Georg und zweier Bischöfe. Betritt man nun durch die Schöne Pforte den Innenhof der Alten Hofhaltung zeigt sich die ganze Größe und Geschlossenheit der Anlage: um den großen, unregelmäßigen Hof gruppieren sich die einzelnen Bauteile der Hofhaltung, Prunkräume ebenso wie Wirtschaftsbauten. Beeindruckendstes Bauteil ist die gleich nach dem Eingang liegende, erst seit wenigen Jahren – wenn auch nur sporadisch – wieder zugängliche Thomas- und Katharinenkapelle, eine Doppelkapelle, die noch bemerkenswerte spätromanische Bauteile aufweist. Schräg gegenüber befindet sich der Eingang in den eigentlichen Gebäudekomplex, der zugleich den Weg zur heutigen Funktion der Alten Hofhaltung weist. Tatsächlich nämlich wurde die Alte Hofhaltung bereits am Ende des 16. Jahrhunderts, also nur wenige Jahre nach ihrer Fertigstellung, zu eng für all die Aufgaben, die sie als bischöflicher Wohnund Verwaltungssitz zu erfüllen hatte. Kurzerhand zog der Bischof hinunter nach Schloss Geyerswörth, wo er für mehr als einhundert Jahre seinen Sitz nahm. In der Alten Hofhaltung verblieben indes lediglich die bischöflichen Stallungen und Teile des Dienstpersonals, ehe in neuerer Zeit das Historische Museum der Stadt Bamberg hier sein Domizil fand. Ein Besuch dieses Museums lohnt sich aufgrund der historischen Räume und der interessanten Sammlungsbestände allemal. Den monumentalen Abschluss eines Dombergbesuches bildet der barocke Bau der Neuen Residenz, der durch Leonhard Dientzenhofer im wesentlichen in den Jahren 1697 bis 1703 an der Stelle eines im 16. Jahrhunderts abgebrochenen Gebäudekomplexes errichtet wurde. Dientzenhofers Bau blieb allerdings unvollendet, und auch spätere Planungen Neumanns zur Erweiterung der Residenz blieben letztlich unrealisiert – zum Glück für die Alte Hofhaltung, die www.guide-bamberg.de dann dem letzten fehlenden Teilstück der Neuen Residenz hätte weichen müssen, wie noch heute an der gut erkennbaren Anschlussstelle für den nie gebauten Flügel zu erkennen ist. Heute beherbergt die Neue Residenz zum einen die umfangreichen Bestände der Staatsbibliothek, zum anderen einige Schauräume, die im Rahmen einer Führung besichtigt werden können. Der Eingang zur Führung befindet sich auf der linken Seite des großen Durchgangs, gegenüber des Eingangs zur Staatsbibliothek. Höhepunkte einer Residenzbesichtigung sind ohne Frage die Gemälde der Zweigstelle der Staatsgalerie mit Werken etwa von Lucas Cranach d. Ä., Hans Baldung Grien und Hans von Kulmbach sowie der prächtige Kaisersaal, der zu den schönsten barocken Prunkräumen im Fränkischen gezählt werden darf. Unbedingt sollte man auch einen Blick vom Rosengarten der Residenz auf das herrliche Panorama der Stadt Bamberg werfen. Auch wenn sich der Garten im Vergleich zu den großen barocken Residenz- und Schlossgärten wie etwa in Würzburg oder Veitshöchheim recht bescheiden ausnimmt, bezaubert er doch durch seinen beinahe schon intimen Charakter, die regelmäßige Anlage der Pflanzungen und durch den schon erwähnten Blick auf die Dachlandschaft der Bamberger Altstadt. Balthasar Neumann plante und realisierte den damals natürlich noch privaten, der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Garten für die Neue Residenz, sein Schüler Küchel fügte später noch den reizenden Gartenpavillon hinzu, der heute ein Café birgt. Dort kann sich der müde Dombergerkunder bei Kaffee und Kuchen laben und so wieder zu Kräften kommen. © guide-bamberg.de / Januar 2003 www.guide-bamberg.de Bamberger Spaziergänge - Vom Domberg zum Michelsberg Einer der schönsten Spaziergänge durch die Bamberger Altstadt führt uns vom Domberg hinüber zum nicht minder geschichtsträchtigen Michelsberg. Den Domberg, wo unser kleiner Spaziergang beginnt, verlässt man zwischen Alter Hofhaltung und Neuer Residenz über die Obere Karolinenstraße in Richtung des sogenannten Berggebietes. Vorbei an einigen repräsentativen bischöflichen Bauten gelangt man nach wenigen Minuten zum Jakobsplatz, der beherrscht wird vom Bau der ehemaligen Chorherrenstiftskirche St. Jakob. Die barocke Fassade des Balthasar-Neumann-Schülers Johann Michael Fischer aus dem Jahre 1771 täuscht über das wesentlich ältere Innere der Kirche hinweg. Tatsächlich stellt die Jakobskirche ihrem heutigen Bestand nach die älteste erhaltene Bamberger Kirche dar: gegründet um 1070, vollendet im frühen 12. Jahrhundert und später mehrfach umgebaut, präsentiert sich St. Jakob heute als eine romanische Pfeilerbasilika mit Querhaus und Chor im Westen; letzterer datiert aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts und ist folglich stilistisch der Gotik zuzurechnen. Wie der Dom wurde allerdings auch St. Jakob im 19. Jahrhundert purifiziert, das heißt jeglicher Ausstattung und Malerei beraubt und auf die bloße Architektur reduziert; ein Besuch der Kirche zählt dennoch zum Pflichtprogramm einer Bamberg-Visite, offenbart sich doch an keiner anderen Stelle der Stadt die Monumentalarchitektur der Romanik derart eindringlich wie in St. Jakob. Von hier sind es nur wenige Meter – erst steil bergab, dann ebenso steil wieder bergauf – zur einstigen Benediktinerabtei St. Michael. Verlässt man die Jakobskirche, wende man sich am Jakobsplatz nach links, die Straße, die einen direkt zum früheren Michaelskloster führt, trägt bereits den richtigen Namen: Michelsberg. Nach kurzem, aber anstrengendem Aufstieg erreicht man am höchsten Punkt des Michelsberges zur rechten das großflächige Areal der früheren Abtei. Durch eine Tordurchfahrt gelangt man in den Innenhof der Anlage, wo der Blick sofort von der barocken Fassade der St. Michaelskirche angezogen wird. Die Brüder Leonhard und Johann Dientzenhofer führten die Frontseite der Kirche ab 1697 aus, zur gleichen Zeit errichteten sie auch wesentliche Teile der noch bestehenden Klostergebäude, welche später nach Planungen von Balthasar Neumann und Johann Jakob Michael Küchel vollendet wurden. Die Klosterkirche hat indes eine weitaus längere Geschichte. 1015 durch Kaiser Heinrich II. gegründet, wurde der erste Kirchenbau 1117 bei einem Erdbeben mit www.guide-bamberg.de Zentrum in Norditalien (!) zerstört, der daraufhin errichtete Nachfolgebau erlitt 1610 bei einem Brand schwerste Zerstörungen. Den erneut fälligen Neubau führte in den Jahren bis 1614 Georg Niedermaier unter Verwendung erhalten gebliebener Bauteile als dreischiffige Basilika durch. Trotz der barocken Fassade und der monumentalen Freitreppe Johann Dientzenhofers ist der Raumeindruck von St. Michael noch ausgesprochen mittelalterlich. Man spricht hier von der sogenannten Nachgotik, einem sehr konservativ erscheinenden Baustil, der sich gerade im Franken des frühen 17. Jahrhunderts vielfach feststellen lässt. Drei Anziehungspunkte sollte sich kein Besucher bei einer Besichtigung von St. Michael entgehen lassen. Den ersten erblickt man gleich beim Eintreten in die Kirche – vorausgesetzt, der Blick ist nach oben gerichtet. Bei der Einwölbung der Kirche nach 1610 wurde nämlich eine sich durch den gesamten Innenraum ziehende Deckenmalerei aufgetragen, die ihresgleichen sucht: 586 Pflanzenmotive, biologisch absolut korrekt, vermutlich nach Vorlagen aus Handschriften und frühen Druckwerken angefertigt, in jedem Fall aber einem strengen theologischen Schema folgend, zieren das Gewölbe und faszinieren den Betrachter noch heute. Keine Pflanze kommt doppelt vor, zum Teil erkennt man auch ausgesprochen exotische Gewächse, wie etwa Flieder, Jasmin, Goldregen, Tabak oder eine Palme. Den zweiten Anziehungspunkt bildet das Hochgrab für Bischof Otto I. aus dem späten 13. Jahrhundert in einem kryptaähnlichen, aber ebenerdig zu erreichenden Raum im Osten der Kirche. Das Grab weist einen kleinen Durchschlupf auf. Bei eifrigem Beten, so heißt es, hilft das Durchzwängen durch die Öffnung gegen jegliche Rückenschmerzen – bei der Enge der ganzen Angelegenheit könnte aber auch genau das Gegenteil der Fall sein! Vom Hochgrab jedenfalls ist es nicht weit zur Heilig-Grab-Kapelle im äußersten Südosten der Michaelskirche. Man muss den unscheinbaren Eingang schon gezielt suchen, lediglich ein kleines Schild weist auf die seitlich des eigentlichen Kirchenraumes gelegene Kapelle hin. Doch welch ein Kleinod offenbart sich hier dem Besucher! Unbekannte Meister schufen mit der Kapelle zwischen 1728 und 1730 ein Barockjuwel, welches um 1789/90 endgültig in die heutige Gestalt gebracht wurde. Im Zentrum steht ein ausladendes, plastisch gestaltetes Grab Christi, an der Decke erblickt man einen teils gemalten, teils in Stuck ausgeführten Totentanz, ein Motiv, das man sonst eher aus der Kunst des Mittelalters gewohnt ist. Doch ganz anders als seine oft beklemmend wirkenden Kollegen des 14. oder 15. Jahrhunderts kommt dieser barocke Tod daher: beinahe leichtlebig erscheint der Tod in der Heilig-GrabKapelle, auf verschiedenen Motiven frönt er seinen Leidenschaften, zu denen sogar das Spielen mit Seifenblasen zählt – und dies alles vor dem Hintergrund eines strahlend blauen Himmels und einer friedlichen Naturlandschaft! www.guide-bamberg.de Leider ist gerade die Malerei nur noch fragmentarisch erhalten. Lange Zeit war die Kapelle nicht zugänglich und stark vom Verfall bedroht. Nach einer umfangreichen Restaurierung kann der Raum erst seit 1996 wieder besichtigt werden. Noch beeindruckt vom Inneren der Michaelskirche tritt man wieder hinaus in den Innenhof. Hier kann man sich entweder in einem der beiden Lokale im früheren Klosterareal stärken, oder aber man besichtigt noch das äußerst sehenswerte Fränkische Brauereimuseum, das in den restaurierten Gewölben der einstigen Benediktiner-Braustätte untergebracht ist – einen passenderen und stimmungsvolleren Ort hätte man sich für ein solches Museum in der Bierstadt Bamberg wohl kaum aussuchen können. Über die Gärten von St. Michael gelangt man wieder in die Stadt zurück – doch dies soll für uns der Ausgangspunkt für einen weiteren Spaziergang sein... © guide-bamberg.de/ Januar 03 www.guide-bamberg.de Bamberger Spaziergänge - Vom Pfahlplätzchen zum Kaulberg und weiter zum Stephansberg Einer der geschichtsträchtigsten Plätze in Bamberg ist ohne Frage das heute eher unscheinbare Pfahlplätzchen, das etwas abseits der Hauptstrecke vom Domberg zur Oberen Brücke gelegen ist. Der schönste und stimmungsvollste Weg hierher führt vom Domberg über den Vorderen Bach und die Roppeltsgasse, von der Oberen Brücke aus erreicht man den Platz über die Herrenstraße und die Schranne. Auch wenn man es dem Pfahlplätzchen heute kaum mehr ansieht: einst befand sich hier das früheste nachweisbare Judenviertel in ganz Franken. Bereits für das Jahr 1007, also das Jahr der Bistumsgründung, ist die erste Zuwanderung von Juden nach Bamberg belegt. Diese ließen sich im Schatten des Domes am heutigen Pfahlplätzchen nieder und errichteten hier nach und nach eine Schule, ein Tanzhaus, ein Gemeindehaus, mehrere Wohnhäuser und natürlich auch eine Synagoge. Leicht hatten es die Juden in Bamberg indes von Anfang an nicht. Kaiser Heinrich II. war, dezent formuliert, nicht gerade ein Freund der Juden, und auch in späteren Jahrhunderten sahen sich die Juden immer wieder Anfeindungen und Pogromen ausgesetzt, wie etwa im Jahre 1298, als bei Übergriffen mehr als 130 Bamberger Juden ermordet wurden. Gegen 1350 wurden die Juden mit Ausbruch der Pest in Bamberg schließlich endgültig vom Pfahlplätzchen vertrieben und durften sich erst etwa 15 Jahre später wieder in der Stadt niederlassen. In der Zwischenzeit aber waren ihre Gebäude im früheren Judenviertel in bürgerlichen bzw. bischöflichen Besitz gefallen, die Synagoge war zerstört worden. An ihrer Stelle und wohl auch mit Abbruchmaterial des einstigen Gotteshauses wurde zu Beginn des 15. Jahrhunderts die Marienkapelle an der südöstlichen Ecke des Platzes errichtet. Die heute von der Evangelischen Freikirche genutzte und meist geschlossene Kapelle erinnert zumindest indirekt an das älteste Judenviertel Frankens. Vom Pfahlplätzchen sind es nur wenige Schritte zur Oberen Pfarre am Unteren Kaulberg, der größten bürgerlichen Pfarrkirche des mittelalterlichen Bamberg und mit ihrem hochaufragenden Turm einer der markantesten Punkte der Bamberger Stadtsilhouette. Die vermutlich im späten 13. Jahrhundert begonnen Kirche besticht vor allem durch ihren herrlichen Hochchor mit Chorumgang. Geplant durch die böhmische Baumeisterfamilie der Parler und gegen 1375 begonnen, stellt der Chor eine der wohl großartigsten Leistungen gotischer Architektur in Bamberg dar. www.guide-bamberg.de Auch der Innenraum zeigt noch eindeutig die mittelalterliche Konzeption, auch wenn eine spätere Barockisierung den Gesamteindruck etwas verändert hat. Herausragendstes Ausstattungsstück ist die etwas versteckt im rechten Seitenschiff aufgehängte Himmelfahrt Mariä, ein Gemälde des Venezianers Tintoretto, das in den Jahren 1547/48 entstand, zwischen den beiden Weltkriegen im Austausch gegen den Veit-Stoß-Altar aus dem Dom hierher verbracht wurde und zu einem Schlüsselwerk für die Entstehung der Barockmalerei in Bamberg wurde. Ersteigt man den Kaulberg noch um einige weitere Meter, trifft man auf der rechten Straßenseite nach kurzer Zeit auf die Karmelitenkirche St. Theodor mit dem dazugehörigen Karmelitenkloster. Weniger die von Leonhard Dientzenhofer 1694 barockisierte Klosterkirche als vielmehr der daran anschließende Kreuzgang aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts zieht immer wieder die Besucher aus nah und fern in seinen Bann. Man erreicht den Kreuzgang über die Klosterpforte am Karmelitenplatz. Obwohl in gotischer Zeit errichtet und mit gotischer Kapitellplastik verziert, zeigt der Kreuzgang überraschenderweise weitgehend noch spätromanische Formen – ein ungewöhnlicher, ja kurioser Rückgriff auf eine zur Entstehungszeit eigentlich schon längst abgeschlossene Epoche. Von der Karmelitenkirche kann man in wenigen Minuten wieder hinuntersteigen zum Pfahlplätzchen. Von dort lohnt sich ein erneuter Aufstieg in Richtung Stephansberg. Zunächst wendet man sich in die gegenüber des Pfahlplätzchens gelegene Judenstraße, in der vor allem das prachtvolle Stadthaus des Hofbeamten Ignaz Tobias Böttinger ins Auge sticht. Das 1708 bis 1713 von dem wenig bekannten Stadtmaurermeister Andreas Ammon errichtete, nach seinem Besitzer als Böttingerhaus benannte Gebäude zählt zu den absoluten Höhepunkten der Barockarchitektur in Bamberg. www.guide-bamberg.de Über den Unteren Stephansberg gelangt man nach kurzem Aufstieg zu einem weiteren Glanzpunkt dieser Epoche in Bamberg, der heute evangelischen St. Stephanskirche. Die im Kern mittelalterliche frühere Chorherrenstiftskirche wurde ab 1677 von Antonio Petrini in die heutige frühbarocke Form gebracht und stellt somit den ersten barocken Großbau in Bamberg dar. Soviel Kultur und Bergsteigen verlangt natürlich nach einer Belohnung. Über den Oberen Stephansberg gelangt man rasch zu einigen der schönsten Kellern der Bamberger Brauereien, den im Wortsinn auf den Lagerkellern der Brauhäuser eingerichteten Biergärten. Das Bier schmeckt hier gleich noch mal so gut wie im Gasthaus, und außerdem bietet sich von hier aus ein wunderbarer und völlig kostenfreier Blick auf die Altstadt – einen besseren Ausklang für einen Spaziergang über zwei der sieben Bamberger Hügel kann man sich kaum wünschen! © guide-bamberg.de / Januar 2003 www.guide-bamberg.de Bamberger Spaziergänge - Sehenswertes am Stadtrand Nein, ein Spaziergang ist die folgende Übersicht über die Sehenswürdigkeiten am Bamberger Stadtrand sicherlich nicht. Man muss schon öffentliche Verkehrsmittel oder das eigene Auto benutzen, um die doch oft recht weit vom Stadtkern entfernt liegenden Anziehungspunkte der Außenbezirke zu erreichen. Für die meisten Tages- oder Wochenendausflügler werden die folgenden Bauten und Museen daher eher von geringerem Interesse sein, wer aber mehrere Tage in Bamberg verbringt, sollte durchaus auch einmal einen Blick in die Peripherie der Weltkulturerbestadt wagen. Beginnen wir unsere „BambergUmrundung“ am besten in Gaustadt, dem nordwestlichen Stadtteil Bambergs, der sich bis heute noch einen ganz eigenen Charakter bewahrt hat. Der Ort wird vor allem durch den weithin sichtbaren Turm der oberhalb der Gaustadter Hauptstraße gelegenen Pfarrkirche St. Josef dominiert, einer großzügigen Basilika im neugotischen Stil. 1899 bis 1906 durch Georg II. Hofbauer errichtet, erfuhr die Kirche später mehrfach einschneidende Veränderungen, die jedoch bei der letzten, 1999 abgeschlossenen Renovierung größtenteils wieder rückgängig gemacht werden konnten. Seitdem erstrahlt St. Josef wieder im alten Glanz und lohnt vor allem wegen des noch originalen Terrazzobodens sowie der wiederhergestellten herrlichen Schablonenmalereien einen Besuch. Im Westen und Südwesten Bambergs erstreckt sich das Berggebiet, das überragt wird vom Bau der Altenburg, welche über die Altenburger Straße zu erreichen ist. Auch wenn die Altenburg, was ihre Größe und kunstgeschichtliche Bedeutung betrifft, bei weitem nicht mit den großen Burganlagen in Coburg, Würzburg, Nürnberg oder Kulmbach konkurrieren kann – der Ausblick über Bamberg und das Bamberger Umland zählt zu den schönsten überhaupt. Die einstige fürstbischöfliche Veste weist im Bereich der äußeren Umfassungsmauer noch spätmittelalterliche Bauteile auf; der Bergfried wird etwa auf das Jahr 1400 datiert. Die Burgkapelle aus der selben Zeit wurde 1834 durch Karl Alexander Heideloff, einem der bedeutendsten Architekten seiner Zeit, neugotisch umgestaltet, Gustav Häberle schließlich fügte dem Komplex 1901 das gotisierende Gaststättengebäude hinzu. Die größte Attraktion der Altenburg ist indes leider Geschichte: der allseits geliebte Burgbär Poldi hängte schon vor über zwanzig Jahren sein Fell an den Nagel und zog um ins Naturkunde-Museum. www.guide-bamberg.de Beinahe kleinstädtisches Flair empfängt den Besucher am Oberen Kaulberg, des oberhalb der Oberen Pfarre gelegenen Stadtteils. Rund um die Laurenzikapelle haben sich hier, an einer vielbefahrenen Ausfallstraße in Richtung Würzburg, noch einige barocke Häckerhäuser erhalten, Wohnhäuser der Bamberger Weingärtner also. Besonders am Laurenziplatz fühlt man sich eher wie in einer verschlafenen fränkischen Kleinstadt und meint nicht, nur wenige Schritte vom Domberg entfernt zu sein. Der südlichste der Bamberger Stadtteile ist das an der Regnitz gelegene Bug, ein langgestreckter, unscheinbarer Ort, der jedoch eine besondere Sehenswürdigkeit zu bieten hat: das Missionsmuseum, das die seit 1960 im benachbarten Buger Schloss ansässigen Missionsbrüder des heiligen Franziskus mit Exponaten zur Volksfrömmigkeit sowie handwerklichen Arbeiten aus Indien, Sri Lanka, Bolivien und Paraguay in einem Flachdachbau direkt an der Buger Hauptstraße eingerichtet haben. Östlich von Regnitz und Main-Donau-Kanal verdient zunächst der zwischen Kunigundendamm und Bahnlinie gewachsene Stadtteil Wunderburg unsere Aufmerksamkeit. Hier entstand bis 1886 der einzige Kirchenneubau Bambergs im 19. Jahrhundert, die nach Plänen von Chrysostomus Martin errichtete Pfarrkirche Maria Hilf in der Wunderburg, eine neugotische Hallenkirche und zugleich – neben St. Josef in Gaustadt – das schönste Beispiel dieses Stils in Bamberg. Die östlich der Bahnlinie gelegenen, als Bamberg-Ost zusammengefassten Stadtteile wuchsen erst im Laufe des 20. Jahrhunderts zu nennenswerter Größe heran, haben aber für Freunde moderner Architektur durchaus das eine oder andere lohnende Objekt zu bieten. Eine zugegebenermaßen eher ungewöhnliche Attraktion stellt etwa das Volksparkstadion im gleichnamigen Park dar, einem im äußersten Osten Bambergs, zwischen Pödeldorfer Straße und Moosstraße gelegenen Areal mit zahlreichen Sportanlagen. Hier, am Rande des sogenannten Hauptsmoorwaldes, erhebt sich eines der ältesten noch weitgehend unverändert erhaltenen Sportund Fußballstadien Deutschlands. 1926 wurde das Stadion eingeweiht und 1938 um eine überdachte Tribüne ergänzt. Seitdem hat sich hier wenig verändert, wie man der zum Teil recht maroden Bausubstanz allerdings auch ansieht. Wer das Stadion besichtigen möchte, muss hierzu jedoch eine Eintrittskarte für ein Fußballspiel des 1. FC Bamberg lösen. Dessen ruhmreiche Zeit der Erstklassigkeit liegt indes bereits über fünfzig Jahre zurück. Heute heißen die Gegner in den Niederungen der Landesliga Nord (so die offizielle Bezeichnung) auch nicht mehr Bayern München oder 1. FC Nürnberg, sondern stattdessen TSV Scheuerfeld oder SV Memmelsdorf. Dessen ungeachtet besitzt das Volksparkstadion auch bei den eher schwach besuchten Partien der Gegenwart immer noch eine ganz eigene Atmosphäre, die durchaus nicht nur für Fußballfans reizvoll sein kann. Wieder etwas näher an der Bahnlinie, am Eugen-Pacelli-Platz, trifft man auf die St. Heinrichskirche mit ihrer markanten Doppelturmfassade. Der nüchterne, 1926 bis 1929 durch Michael Kurz errichtete Bau pendelt stilistisch zwischen der frühen Moderne der www.guide-bamberg.de zwanziger Jahre und gleichzeitigen Anklängen an die Architektur der Gotik. In ihrem Inneren allerdings erweist sich die Kirche als wegweisender Bau moderner Architektur auch über die Grenzen Bambergs hinaus, unternahm doch Architekt Kurz erst gar nicht den Versuch, die verwendeten Materialien zu kaschieren. Während die Bruchsteinmauern des Außenbaues noch relativ konventionell wirken, stellt der Innenraum in der Tat eines der frühesten Beispiele für Sichtbetonbau in Deutschland dar. Völlig ungeschönt spannen sich die weiten Stahlbetonträger durch den Raum und kündigen so ein völlig neues Zeitalter im Kirchenbau an, dem man sich auch in Bamberg nicht verschließen wollte. Beenden wollen wir unsere Bamberg-Umrundung in der Gartenstadt, einem im äußersten Nordosten Bambergs gelegenen reinen Wohnviertel, das einen in sich weitgehend geschlossenen Charakter aufweist. Mittelpunkt der Gartenstadt ist die in der Josef-Otto-KolbStraße stehende Kirche St. Kunigund, die 1953 von J. Lorenz als Bambergs erster großer Kirchenbau der Nachkriegszeit errichtet wurde, in ihrer Bedeutung aber nicht annähernd an St. Heinrich heranreicht. Man sieht also: auch am Rande Bambergs gibt es einiges zu entdecken. Wer genügend Zeit mitbringt, sollte sich daher nicht scheuen, auch diese sonst wenig beachteten Stadtteile einmal aufzusuchen. Es lohnt sich durchaus! © guide-bamberg.de / Januar 2003 www.guide-bamberg.de Fränkische Lebensart - Bamberger Bier Mal ganz ehrlich: Dom, Reiter, Klein-Venedig. Alles gut und schön, aber sieht der eigentliche Hauptanziehungspunkt im touristischen Leben Bambergs – und im Leben der Einheimischen natürlich auch - nicht ganz anders aus? Mit einem Farbspektrum, das von hellem, glänzenden Messing bis hin zu dunkel schimmernden Kupfertönen reicht und immer wie von innen heraus leuchtend? ...und dazu eine frische Schaumkrone. Ganz richtig, die Rede ist natürlich von den Bamberger Bierspezialitäten – und davon gibt es reichlich. Auf die ungefähr 70 000 Einwohner der Stadt kommen sage und schreibe neun Brauereien (das ist ein Verhältnis, von dem eine Stadt wie München, die sich ja als bayerische Biermetropole sieht, nur träumen kann), welche wiederum insgesamt um die 60 hauseigene Spezialitäten vorweisen können. Die Spanne reicht von hellen Pilssorten und Weizenbieren bis hin zu einer typischen Bamberger Spezialität, dem Rauchbier. Flaggschiff in der Bamberger Bierszene ist natürlich das „Aecht Schlenkerla Rauchbier“ der Brauerei Heller, das in den urigen Räumen in der Dominikanerstraße 6 ausgeschenkt wird. Wer sich allerdings abseits der Touristenströme an das nach Räucherschinken schmeckende Bier gewöhnen will, dem sei die Brauerei Spezial in der Oberen Königstraße 10 empfohlen. Dort kann man bei einem „Seidla“ (halber Liter) oder einem „Schnitt“ (zum halben Preis wird so lange eingeschenkt, bis der Schaum den Glasrand erreicht) auch tiefer in die Bamberger Eigenheiten eintauchen, denn wer weiß – vielleicht hat man ja Glück und kann einer der dort regelmäßig stattfindenden „Nachsitzungen“ der CSUFraktion des Stadtrates lauschen und einen Einblick in die „Lokal“-Politik erhaschen. Doch sollen auch die anderen sieben Brauereien nicht vergessen werden, die alle ihre Stadtteile prägen. Wer sich ins pralle Studentenleben stürzen will, dem sei der regelmäßig im November stattfindende Bockbieranstich der Brauerei Greifenklau am Laurenziplatz 20 empfohlen – volles Haus garantiert. Wer es etwas ruhiger mag, setzt sich in die etwas versteckt an der Oberen Mühlbrücke 1-3 liegende Gaststätte der Brauerei Klosterbräu und probiert eine weitere Bamberger Spezialität, das nach eigenem Hausrezept gebraute Braunbier. Im BrauereiGasthof der Kaiserdom-Brauerei in der Gaustadter Hauptstraße26 ist vor allem das anlässlich einer Ausstellung ersonnene Meranier-Schwarzbier empfehlenswert. Vor die Qual der Wahl gestellt sieht man sich im Stadtteil Wunderburg. Ist einem heute eher nach dem SternlaLagerbier der Brauerei Keesmann (Wunderburg 5) oder will man das nur in den Sommermonaten gebraute Gig-Kutscherbier im gleich gegenüber liegenden Mahrs-Bräu www.guide-bamberg.de (Wunderburg 10) probieren? Keine Frage, wohin der passionierte Weizenbier-Fan geht, natürlich ins Bamberger Weißbierhaus der Brauerei Meisel in der Oberen Königstraße 38. Last but not least sei hier auf eine weitere Bamberger Institution verwiesen: die Brauerei Fässla in der Oberen Königstraße 19-21, die in ihrem Hauswappen eine Zwerg führt, der auch namensgebend für das höchst empfehlenswerte Zwergla-Bier ist. Allen Brauereien gemeinsam ist jedoch die urige Atmosphäre mit den holzgetäfelten Gaststuben, den blank gescheuerten Tischen und dem allenthalben zu hörenden Bamberger Dialekt. Wer Bamberg im Sommer besucht, kommt nicht an einem Gang „auf den Keller“ vorbei. Die ehemals in den Katakomben der Sieben-Hügel-Stadt beheimateten Eiskeller zur Bierlagerung waren seit jeher auch Schankstätten – natürlich an der Oberfläche auf den Hügeln. Daher kommt zu den meisten „auf den Kellern“ befindlichen Biergärten neben dem Biergenuss im Schatten großer Bäume auch noch ein traumhafter Ausblick über die Stadt und das Umland. © guide-bamberg.de / Januar 2003 www.guide-bamberg.de