Die anziehende Stadt

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Die anziehende Stadt
Gemalte Monarchie: Das Goldene Zeitalter Spaniens – Seiten 20 und 21
Deutsche Geschichte:
Georg-Büchner-Preis
für Marcel Beyer – Seite 17
BERLIN, MITTWOCH, 29. JUNI 2016 / 72. JAHRGANG / NR. 22 802 *
Iran sucht
in Deutschland
Atomtechnik
EM 2016: Alle Spiele
und die besten Geschichten in
11 Freunde täglich – Seiten 27 – 30
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Merkel und der Brexit
Die anziehende Stadt
Viel nichts
um Lärm
Der Blick in die modische
Zukunft für den nächsten
Sommer macht richtig Spaß.
Und leuchtende Ideen
gibt es auch noch
– Seiten 13 und 15
Von Stephan-Andreas Casdorff
W
Foto: Jörg Carstensen/dpa
Berlin - Der Iran setzt trotz des Abkommens über eine Drosselung seines
Nuklearprogramms die Versuche fort, in
Deutschland an Atomtechnik heranzukommen. Die 2015 festgestellten illegalen Beschaffungsaktivitäten hätten sich
weiterhin auf einem „quantitativ hohen
Niveau“ befunden, berichtet das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) in einer
Kurzfassung seines Jahresberichts zu Aktivitäten von Extremisten und ausländischen Nachrichtendiensten. Den Report
stellten Bundesinnenminister Thomas de
Maizière (CDU) und BfV-Präsident
Hans-Georg Maaßen am Dienstag in Berlin vor. Im Bereich des iranischen Trägertechnologieprogramms, das auch dem
Einsatz von Kernwaffen dienen könnte,
registriert das BfV sogar eine „steigende
Tendenz der ohnehin schon erheblichen
Beschaffungsbemühungen“.
fan
— Seite 4 und Meinungsseite
Merkel: Briten werden Privilegien verlieren
Bundeskanzlerin zeigt Großbritannien die Folgen des Brexits auf / EU-Kommissionschef verbietet Vorverhandlungen mit London
Berlin - Fünf Tage nach dem Referendum in Großbritannien über ein Ausscheiden aus der Europäischen Union
wird der Druck auf die Regierung in London größer. Kanzlerin Angela Merkel
(CDU) machte in ihrer Regierungserklärung am Dienstag deutlich, dass die Briten
nach einem Brexit nicht alle Privilegien
der Gemeinschaft behalten werden.
„Es muss und es wird einen spürbaren
Unterschied machen, ob ein Land Mitglied der Familie der Europäischen
Union sein möchte oder nicht. Wer aus
dieser Familie austreten möchte, der
kann nicht erwarten, dass damit alle
Pflichten entfallen, die Privilegien aber
weiter bestehen bleiben“, sagte Merkel in
ihrer Regierungserklärung. „Wir werden
sicherstellen, dass die Verhandlungen
nicht nach dem Prinzip der Rosinenpickerei geführt werden“, sagte sie weiter und
betonte: „Die EU ist stark genug, um den
Austritt Großbritanniens zu verkraften.“
Die Kanzlerin gestand den Briten zwar
zu, dass sie gemäß Artikel 50 des EU-Vertrages selbst bestimmen könnten, wann
sie in Brüssel den Austrittswunsch anmelden. Sie warnte Großbritannien aber davor, dass es bis dahin keine „formellen
oder informellen Verhandlungen“ über
den künftigen Status des Landes mit der
EU geben werde. Erst mit dem formellen
Austrittswunsch könne der zweijährige
Verhandlungsprozess starten, in dem das
Land weiter Mitglied sei und dieselben
Rechte und Pflichten wie alle anderen
EU-Länder habe – Zahlungen an die EU
inbegriffen.
Norwegen habe als Nicht-EU-Mitglied
etwa nur vollen Zugang zum EU-Binnen-
markt, weil es gleichzeitig die vier Grundfreiheiten der EU für Menschen, Güter,
Dienstleistungen und Kapital akzeptiere,
und dazu gehöre auch die Einwanderung
aus der EU. Die Ablehnung der Zuwande-
„Verhandlungen
ohne Rosinenpickerei“
Angela Merkel, Bundeskanzlerin (CDU)
rung von EU-Bürgern auf die Insel war
ein zentrales Thema der Brexit-Befürworter gewesen.
Zeitgleich zur Kanzlerin redete EUKommissionspräsident Jean-Claude Juncker vor dem Europäischen Parlament.
Juncker verbot nach eigenen Angaben zudem jegliche Vorverhandlungen mit der
C
Unicef warnt vor dem Tod von
69 Millionen Kindern bis 2030
Köln/New York - Trotz großer Fortschritte in den vergangenen 25 Jahren leben weltweit noch immer Millionen Kinder unter furchtbaren Bedingungen. Bis
zum Jahr 2030 werden nach UnicefSchätzungen allein 69 Millionen Jungen
und Mädchen unter fünf Jahren an vermeidbaren Krankheiten sterben, wenn
nichts dagegen unternommen wird. Besonders dramatisch ist die Lage laut dem
am Dienstag in Köln und New York veröffentlichten Jahresbericht des UN-Kinderhilfswerks im südlichen Afrika. Eine bessere Welt für Kinder sei möglich, betont
Unicef und mahnt die Staatengemeinschaft, mehr dafür zu tun.
Wenn sichanderEntwicklung nichtsändert, werden laut Bericht bis 2030 weltweit167Millionen Kinder in extremerArmut leben. In Afrika südlich der Sahara
seien davon dann neun von zehn Kindern
betroffen. Bereits jetzt leiden dort zwei
von drei Kindern – insgesamt 247 Millionen Mädchen und Jungen – unter Armut.
Das Hilfswerk forderte die Staaten auf,
mehr Geld in die Überwindung von Armut und sozialer Benachteiligung zu stecken. „Wir haben die Wahl, jetzt in diese
Kinder zu investieren oder zuzulassen,
dass unsere Welt noch gespaltener und
ungerechter wird“, sagte Unicef-Direktor
Anthony Lake. Wenn mehreren hundert
Millionen Kindern eine faire Chance im
Leben vorenthalten werde, gefährde dies
die Zukunft der ganzen Gesellschaft. Ungerechtigkeit sei weder vorprogrammiert
noch unüberwindbar.
Das effektivste Mittel gegen Armut sei
Bildung, heißt es im Unicef-Bericht „Zur
Lage der Kinder 2016“. Um für mehr
Chancengleichheitzu sorgen, seien Investitionenin dieBildung der am stärkstenbenachteiligten Kinder und eine Umverteilung öffentlicher Bildungsgelder nötig.
Derzeitgehenweltweit 124MillionenKinder nicht zur Schule. Seit 1990 wurde die
Zahl der Kinder halbiert, die in extremer
Armut leben.
epd
INDEX
WIRTSCHAFT & BÖRSEN . . . . . . . . . . . . . . 6–8
Die Anleger sind
Dax
wieder optimistischer.
Der Dax steigt und geht
bei 9551 Punkten
aus dem Handel.
WETTER
............................................ 2
Wolken, Schauer, Sonne –
das Wetter wird wechselhaft.
23 /16 Ab Donnerstag ist es
wieder freundlicher.
Bis zum Wochenende kann es aber
gelegentlich etwas regnen.
SPORT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
TAGESTIPPS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
MEDIEN/TV-PROGRAMM . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
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ISSN 1865-2263
30026
4 190662 202006
britischen Seite, solange der Antrag auf
den Austritt nicht vorliegt.
Am Dienstagnachmittag begann in
Brüssel ein zweitägiger EU-Gipfel, an
dem zunächst auch der britische Premierminister David Cameron teilnehmen soll.
Am Mittwoch wollen die übrigen 27 Regierungen dann ohne Cameron über den
weiteren Weg der Union und die Verhandlungen mit London beraten. Ein Streitpunkt ist derzeit, wie viel Zeit sich die
britische Regierung mit dem Austrittsantrag lassen kann. Cameron hatte angekündigt, dies seinem Nachfolger überlassen
zu wollen. Nach dem mehrheitlichen Ja
der Briten zu einem Austritt hatte der Premierminister für Oktober seinen Rücktritt erklärt.
Cameron will eine direkte Konfrontation mit den europäischen Partnern aber
vermeiden. „Ich will, dass dieser Prozess
so konstruktiv wie möglich ist“, sagte Cameron vor Beginn des EU-Gipfeltreffens
in Brüssel.
Die EU-Regierungen und die Wirtschaft pochen auf einen schnellen Beginn
über den zukünftigen Status des Landes
im Verhältnis zur EU. Die britische Regierung selbst gerät zunehmend unter
Druck, nachdem mehrere Ratingagenturen die Bonität des Landes wegen der politischen Unsicherheiten herabgestuft
hatten. Das Pfund konnte sich zwar am
Dienstag nach der Talfahrt der vergangenen Tage stabilisieren. Der britische Finanzminister George Osborne kündigte
als Folge des Brexit-Votums und seiner
Auswirkungen aber bereits die Erhöhung
von Steuern und die Kürzung staatlicher
Ausgaben an.
mit rtr
Mindestlohn
steigt um 34 Cent
auf 8,84 Euro
15 Milliarden –
USA bitten
VW zur Kasse
Berlin - Arbeitnehmer in Deutschland
bekommen künftig einen spürbar höheren gesetzlichen Mindestlohn. Die Lohnuntergrenze steigt Anfang 2017 von derzeit 8,50 Euro auf 8,84 Euro pro Stunde.
Das legte die Mindestlohnkommission
von Arbeitgebern und Arbeitnehmern
am Dienstag in Berlin fest. Der Beschluss
sei einstimmig gefallen, sagte der Vorsitzende der Kommission und ehemalige Arbeitsdirektor des Energiekonzerns RWE,
Jan Zilius. „Die Höhe der Anpassung orientiert sich nachlaufend an der Tarifentwicklung.“ Der Mindestlohn war eine
zentrale sozialpolitische Neuerung der
schwarz-roten Koalition. Seit eineinhalb
Jahren gilt die Lohnuntergrenze. Die
Kommission, die frei von politischer Einflussnahme entscheiden soll, legt die
Höhe nun alle zwei Jahre neu fest. dpa
Berlin - Volkswagen muss in den USA
zur Beseitigung der Folgen des DieselSkandals mehr als 15 Milliarden Dollar
zahlen. Wie das US-Justizministerium
und die Umweltbehörden am Dienstag
mitteilten, soll Volkswagen fast eine
halbe Million manipulierter Diesel-Fahrzeuge für rund zehn Milliarden Dollar zurückkaufen. Kunden, die ihr Auto reparieren lassen, sollen zwischen 5000 und
10 000 Dollar Schadenersatz bekommen.
Erwartet worden war eine Belastung von
rund zehn Milliarden Dollar. Der Diesel-Skandal ist nach Einschätzung des Justizministeriums eine der schwerwiegendsten Verletzungen von Verbraucherund Umweltrecht in der Geschichte der
USA. Verbraucherschützer und Anwälte
forderten ähnliche Entschädigungen
auch für deutsche VW-Kunden.
mot
— Seite 6 und Meinungsseite
— Seite 6
— Seiten 2, 3, 8 und Meinungsseite
D
Foto: Arno Burgi/dpa
Von Lutz Haverkamp
enn doch stimmt, dass wir uns
mit dem Brexit in revolutionären Zeiten befinden, die den
ganzen Kontinent erfassen können –
dann war die Regierungserklärung der
Bundeskanzlerin die Abdankung der Politik. Das soll eine Antwort gewesen sein
auf das, was geschehen ist und noch geschehen soll, nämlich EU-Europa zu retten? Darum geht es aber!
Da, wo Angela Merkel – immerhin fünf
Tage nach dem Einschnitt, wie sie selbst
sagt – nicht banal war, war sie irrelevant.
Ihre Politik in, sagen wir, Handeln übersetzt bedeutet: strikte Einhaltung des einmal Vereinbarten. Abgesehen davon,
dass das wie weiland bei Breschnew
klingt, dem ehemaligen sowjetischen KPGeneralsekretär – das ist keine Politik.
Europa, so lautet wohl ihr Theorem,
soll sich in Zeiten der Krise als Hort der
Rechtsstaatlichkeit verstehen und präsentieren. Nun wollen wir annehmen, dass
die Bundeskanzlerin damit die Hoffnung
verbindet, die Briten und alle anderen,
die sich an Regeln der Europäischen
Union nicht weiter halten mögen, ins Unrecht zu setzen. Bloß, was ist mit den
Franzosen, die das seit Jahren in Etatfragen tun? Ungestraft! Gerecht ist das
nicht. Und was ist mit denen, für die Regelverletzung gerade der Vorsatz ist?
Gleich wie der Paragraf heißt, auf den
sich Merkel bezieht – Revolutionen verlaufen nicht nach Paragrafen. Wenn die
Kanzlerin schon von Fliehkräften
spricht, die nicht gestärkt werden dürften, dann darf sie das auch nicht tun.
Ruhe, Besonnenheit, Analyse, ihre Kernbegriffe: alles gut, alles richtig. Nur stellt
sich die Frage, wie viele Tage Zeit sie
noch braucht, um die Lage zu analysieren? Eine Lage, die das Kanzleramt, die
alle sogenannten Experten um sie herum
Wochen, Monate hätten vorhersehen können, antizipieren müssen. „Worst-CaseSzenarien“, davon reden sie doch immer
so gern gescheit. Die übrigens zur Analyse und zur strategischen Vorausschau
gehören.
Aber nein, nichts davon. Klein, klein,
klein ist die Rede im Bundestag, die sie
der Kanzlerin für diesen Tag, einen weiteren historischen, aufgeschrieben haben.
Mit Erasmus plus als dem Besten, das sie
zu bieten haben?
Ja, schon recht, die Briten müssen sich,
solange sie noch in der EU sind, auch an
alle Pflichten aus den Verträgen halten.
Wie alle anderen, die nicht zu vergessen.
Bloß braucht es dafür keine Regierungserklärung, zumal die auch keinen Aufschluss darüber gegeben hat, wie zu verfahren wäre, wenn sich London einfach
nicht daran halten wollte. Nein, dazu gab
es nichts – und zur Zukunft konkret auch
nichts.
Nichts Konkretes außer dem Hinweis
auf den Vertrag (!) von Lissabon, in dem
2000 versprochen wurde, Wachstum, Arbeitsplätze und mehr sozialen Zusammenhalt zu schaffen. Dass Versprechen
gehalten, Verträge und Regeln geachtet
werden müssen. Das ist so wahr wie banal. Nur wie? Mit welchen Ideen? Welchen konkreten Maßnahmen? Die Bundeskanzlerin
der
Bundesrepublik
Deutschland, der allein schon ökonomisch stärksten Macht in Europa, nannte
nicht eine einzige. Dabei hängt von den
Maßnahmen der Fortbestand Europas ab.
Politik ist das nicht. Merkels Kurs ist permanente Rückversicherung. Ist Tasten
und Warten und Hoffen und Schauen.
Und am Ende die Vermutung, dass sich
alles fügen wird.
In Revolutionen ist das nicht so sicher.
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Fragen DES TAGES
DER TAGESSPIEGEL
NR. 22 802 / MITTWOCH, 29. JUNI 2016
Jeder für sich
Am Dienstag hat der EU-Gipfel in Brüssel begonnen.
Hauptthema: der Brexit. Seit dem Votum zerren enorme Fliehkräfte
an Großbritannien und an der Europäischen Union.
Wer will jetzt was?
NIGEL FARAGE
D
er Brexit-Vorkämpfer Nigel Farage hat den Sieg
der EU-Gegner beim Referendum in Großbritannien am Dienstag vor dem Europaparlament voll
ausgekostet. „Ist es nicht lustig?“, begann der
Chef der rechtspopulistischen und EU-feindlichen United Kingdom Independence Party (Ukip) seine Rede: Zu
Beginn seiner Zeit in Brüssel, vor 17 Jahren, sei er von
den anderen Abgeordneten noch ausgelacht worden. Nun
hätten sich „die kleinen Leute“ aber den Konzernen, den
Banken und den Politikern entgegengestellt und gesagt:
„Wir wollen unser Land zurückhaben“, erklärte Farage:
„Jetzt lachen Sie nicht mehr.“
Das Vereinigte Königreich werde nicht der letzte Mitgliedstaat sein, der die Europäische Union verlässt, sagte
Farage, der auf dem Weg in den Sitzungssaal von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker persönlich begrüßt wurde. ch mit einem Lächeln und einer Umarmung
begrüßt. Während der Debatte wurde der Ton aber zunehmend rauer. Juncker bezichtigte Farage, im Wahlkampf
gelogen zu haben. Am Ende sprach er nur noch französisch mit dem Briten – Juncker klang dabei versöhnlich,
aber nicht ohne die ihm eigene Ironie: „Ich habe es, Herr
Farage, gemocht, mit Ihnen zu debattieren. Wir haben
denselben Sinn für Humor.“ Er bedauere es sehr, dass dies
nun das letzte Mal gewesen sei. „Denn Sie werden nicht
wiederkommen.“
Farage forderte die EU auf, mit Großbritannien ein Freihandelsabkommen ohne Zölle zu schließen. Eine solche
Vereinbarung nach dem Austritt der Briten aus der EU sei
„vernünftig, pragmatisch und realistisch“, sagte der Politiker von der Unabhängigkeitspartei Ukip. Denn ohne ein
solches Abkommen wären die wirtschaftlichen Folgen für
die EU-Staaten „weit schlimmer als für uns“.
AFP/dpa
DAVID CAMERON
D
er scheidende britische Premierminister David Cameron hofft nach dem Austritt
seines Landes auf ein weiter
gutes Verhältnis zur EU. Er wolle
„engstmögliche“ Beziehungen mit
der Europäischen Union „in den Bereichen Handel und Zusammenarbeit bei Sicherheitsfragen“, sagte Cameron am Dienstag vor dem EU-Gipfel in Brüssel. „Ich möchte, dass dieser Prozess so konstruktiv wie möglichwird.“ Großbritannien wolle„Europa nicht den Rücken zukehren“.
Nach seiner Rücktrittsankündigung bringen sich nun mögliche
Nachfolger in Stellung. Als Favoriten
gesetzt gelten Londons Ex-Bürgermeister Boris Johnson, der für den
Brexit war, und Innenministerin Theresa May. Berichten zufolge werben
beide bereits seit dem Wochenende
unter den konservativen Abgeordneten um Unterstützung.
Gesundheitsminister Jeremy Hunt
sagte am Dienstag, er ziehe eine Bewerbung „ernsthaft in Betracht“.
Hunt hält eine zweite Volksabstimmung über die Mitgliedschaft seines
Landes inder EU für möglich. Voraussetzung sei, dass mit der EU ein Ein-
wanderungsabkommen
erzielt
werde, das Großbritannien die vollständige Kontrolle über seine Grenzen einräume, erklärte Hunt in einem
vom „Daily Telegraph“ am späten
Montagabend veröffentlichten Brief.
Immigranten aus EU-Ländern waren
ein zentrales Thema bei der Kampagne der Brexit-Befürworter. Hunt
schrieb, der neue Regierungschef
solle die Chance erhalten, mit der EU
zu verhandeln, bevor Großbritannien einen Antrag auf Austritt stelle.
Finanzminister George Osborne,
lange Zeit einer der Favoriten auf die
Nachfolge Camerons, will sich nicht
bewerben. „Ich bin nicht die Person,
die die Einigkeit bieten kann, die
meine Partei braucht“, schrieb der
Politiker in einem Gastbeitrag für
die „Times“. Osborne hatte gegen
den Brexit gestimmt.
Formell kandidieren für die
Tory-Parteispitze und damit auch
das Amt des Premierministers können die Politiker voraussichtlich ab
Mittwoch.
In der Gunst der Tory-Wähler
liegt einer YouGov-Umfrage vom
Dienstag zufolge May vorn. Auch sie
war gegen den Brexit.
AFP
DIDIER SEEUWS
B
ei aller Brexit-Unsicherheit steht zumindest schon einmal eine Personalie fest: Ein Scheidungsanwalt, der
die Interessen der EU vertreten
wird, ist benannt. Der Belgier Didier Seeuws soll auf Seiten der EU die Trennungsverhandlungen mit dem Vereinigten Königreich führen. Der 51-jährige Karrierediplomat wurde am Wochenende zum Chef der
„Brexit-Arbeitsgruppe“ berufen. Die belgische Zeitung „Le Soir“ schreibt dem dunkelhaarigen Flamen, der mühelos zwischen holländisch und französisch wechselt, die Attribute „leutselig“ und „brillant“ zu. Seeuws,
der wie viele Belgier in seiner Freizeit gern
in die Pedale tritt, hat Jura studiert und ist
mit 26 Jahren in den diplomatischen Dienst
eingetreten. Er hat auf Auslandsposten etwa
in den USA gearbeitet und hatte Positionen
als Pressesprecher inne – im Außenministerium und für den belgischen Premier Guy
Verhofstadt. Er leitete von 2012 bis 2014
das Büro seines Landsmannes Herman Van
Rompuy, dem ersten Ratspräsidenten der
EU. Seeuws hat sein Büro aktuell im Ministerrat, der die nationalen Regierungen auf
EU-Ebene in Brüssel repräsentiert.
Seit Ende 2014 ist Seeuws Direktor der
Abteilung für Verkehr, Telekommunikation
und Energie. Von ihm wird jetzt Pionierarbeit verlangt: Artikel 50 des EU-Vertrags regelt nicht einmal im Ansatz, wie die Schei-
JEREMY CORBYN
dungsverhandlungen ablaufen sollen. Klar
ist nur, dass sie zunächst einmal auf zwei
Jahre angesetzt sind.
Offenbar gibt es eine Rangelei zwischen
den EU-Institutionen um die Kompetenzen
beiden Scheidungsverhandlungen.DieKommission soll verwundert über die Benennungvon Seeuws sein.DamitseiEU-Ratspräsident Donald Tusk gegenüber der EU-Kommission vorgeprescht, hört man. In Brüssel
heißt es: „Tusk beansprucht so für sich und
den Ministerrat eine zentrale Rolle bei den
Verhandlungen mit London.“ Ein Sprecher
der Kommission erklärte, es sei zentrale Aufgabe der Kommission, die Gespräche mit
London zu führen. Wie man hört, kam die Sache auch bei der Sitzung der Kommissare am
Montag zur Sprache. Jean-Claude Juncker ist
dort dem Vernehmen nach aufgefordert worden, für die Kommission das Verhandlungsmandat zu beanspruchen. Der Sachverstand
der EU-Beamten werde dringend für die Abwicklung der Beziehungen benötigt. Die Finanzbeziehungen seien so komplex, dass damit der Ministerrat überfordert sei.
Einen offenen Streit erwartet aber niemand. Vermutlich wird es auf eine Arbeitsteilung hinaus laufen. Dabei könnte der Ministerrat eher für die politischen Fragen der
Scheidungsverhandlungen zuständig werden. Und die Kommission würde den technischen Sachverstand beisteuern.
mgr
NICOLA STURGEON
A
D
ihm jetzt vor, sich beim Brexit-Referendum nicht genügend
für den Verbleib in der EU eingesetzt zu haben. Wähleranalysen zeigen, dass das Austrittslager auch in Labour-Hochburgen im Nordwestens Englands punkten konnte.
Einen offensichtlichen Kandidaten für die Nachfolge gibt
es nicht. Bevor Corbyn 2015 zum Favoriten avanciert war,
hatte der Abgeordnete Andy Burnham vorn gelegen. Der
46-Jährige aus der nordenglischen Arbeiterschicht gibt
sich als Durchschnittsbürger, der jeden Labourwähler vertreten kann. Kritiker werfen ihm Opportunismus vor. Am
Wochenende hatte er deutlich gemacht, dass er sich nicht
an einem „Coup“ gegen Corbyn beteiligen wolle – das
könnte ihn zusätzlich als Konsenskandidat positionieren.
Bereits zuvor waren mehr als die Hälfte der Labour-Schattenminister zurückgetreten, um so den Druck
auf Corbyn zu erhöhen. Allerdings reagierte dieser prompt
mit der Bildung eines neues Schattenkabinetts.
dpa
uch in der britischen Opposition brodelt es. Der
britische Labour-Chef Jeremy Corbyn wehrt sich
gegen massive Rücktrittsforderungen aus den eigenen Reihen. Zahlreiche Abgeordnete fürchten, mit
Corbyn an der Spitze schwere Verluste bei Neuwahlen. Teilnehmer bezeichneten die Stimmung des Treffens als „feindselig“ und „katastrophal“. Am Dienstag stand ein Misstrauensvotum gegen den 67-Jährigen an (das Ergebnis lag bei
Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht vor).
Ein enger Vertrauter Corbyns erklärte, der Labour-Chef
werde auf keinen Fall weichen. Es seien lediglich einige
Abgeordnete, die sich gegen ihn stellten. Notfalls werde
sich Corbyn erneut einer Urwahl der Partei stellen. Der
67-jährige, der dem linken Parteiflügel angehört, war erst
vor neun Monaten bei einer Urwahl mit breiter Mehrheit
an die Parteispitze gekommen – in der Fraktion gab es aber
schon immer viel Kritik. Zahlreiche Abgeordnete halten
tritt Großbritanniens aus der EU und für einen Verbleib
gestimmt. Seitdem stemmt sich Schottland gegen das Votums-Ergebnis und strebt ein neues Referendum über eine
Unabhängigkeit von Großbritannien an. Im Herbst 2014
hatten 55 Prozent der Schotten dafür gestimmt, Teil des
Vereinigten Königreichs zu bleiben. Eine neue Abstimmung werde „keine Wiederholung des Referendums von
2014“, hatte Sturgeon schon am Sonntag der BBC gesagt.
„Der Kontext und die Umstände haben sich dramatisch verändert."“Das Vereinigte Königreich, für das Schottland
2014 gestimmt habe, „existiert nicht mehr“.
Sturgeon trat im November 2014 als erste Frau an die
Spitze der schottischen Regierung. Wegen ihrer sachlichnüchternen Beharrlichkeit wird sie gelegentlich mit Kanzlerin Angela Merkel verglichen. Sie profilierte sich in ganz
Großbritannien mit bissiger Kritik an der Sparpolitik des
konservativen Premiers David Cameron.
dpa/AFP
ie schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon
ist nach dem Brexit-Votum der Briten entschlossen, Schottlands Platz in der EU zu verteidigen.
Sie werde am Mittwoch nach Brüssel reisen und
dort Gespräche mit den Spitzen des EU-Parlaments führen,
sagte sie am Dienstag im schottischen Parlament. Sie sei
„vollkommen entschlossen“, Schottlands Beziehung zur
EU und seinen Platz in dem Staatenbund zu bewahren.
Sollte sich eine Unabhängigkeit als geeignetster Weg dazu
erweisen, wolle sie dem Parlament in Edinburgh einen entsprechenden Vorschlag unterbreiten. Sturgeon sagte bei ihrer Rede im Parlament weiter, sie werde am Mittwoch in
Brüssel „die Position und die Interessen Schottlands darlegen“. Geplant seien Gespräche mit Parlamentspräsident
Martin Schulz (SPD) und Vertretern der Fraktionen.
Die Wähler im schottischen Landesteil hatten am vergangenen Donnerstag mit 62 Prozent deutlich gegen einen Aus-
Fotos: Francois Lenoir/Reuters, Benoit Doppagne/AFP, Vincent Kessler/Reuters, Imago, Neil Hall/Reuters, Fotolia; Montage: Tsp
Berlin und die Ostsee
Deutschland
AUSSICHTEN
29. 06. 2016
Göhren
20/17
Waren/Müritz
22/15
Prenzlau
23/15
Schwedt
23/15
Berlin
Rathenow
24/15
Berlin
Frankfurt/Oder
24/15
Brandenburg
24/15
Luckenwalde
24/14
Lübben
24/16
Finsterwalde
24/15
Cottbus
24/16
HEUTE IN BERLIN
Am Mittwoch beginnt der Tag in
Berlin und Umgebung mit starker Bewölkung und es regnet
noch zeitweise ein wenig. Am
Nachmittag lockern die Wolken
dann schon wieder etwas öfter
auf, einzelne kurze Regenschauer sind aber weiterhin
noch möglich. Die Temperaturen steigen leicht an und erreichen Werte um 24 Grad.
Wind: Der Wind weht mäßig, zeit-
Fr
24/16
Potsdam
24/15
23/16
Do
Sa
So
Kiel
19/15
Rostock
22/15
Hamburg
20/16
Bremen
19/15
Hannover
20/16
Magdeburg
24/15
Dortmund
20/15
weise auflebend aus Südwest
bis West mit der Stärke 3 bis 4
im Mittel.
Biowetter: Es ist vor allem am
Nachmittag wieder mit mäßigen
Belastungen durch Gräserpollen
zu rechnen. Roggenpollen und
Beifußpollen sind nur in geringer
Konzentration in der Luft vorhanden und beeinträchtigen kaum Allergiker. Es sind eher neutrale
Biowetterreize zu erwarten.
25/18
25/13
22/13
Köln
21/15
GESTERN IN BERLIN
Ozon
um 13 Uhr
89 bis 93
µg/m3
(Grenzwert 180)
Tegel
Tempelhof
Dahlem
Schönefeld
Potsdam
16.8
17.1
14.8
15
16.2
19.8
22.5
21.3
21.1
21.2
1.9
0
0
0
0
10.1
9.1
10.2
8.3
11.6
Berlin
23/16
Leipzig
24/15
Eberswalde
22/15
Sonnenstunden
vorgestern
Neuruppin
23/15
Wittenberge
23/15
Niederschlag
bis 12 Uhr (mm)
Pritzwalk
23/14
Am Donnerstag zeigt sich die
Sonne wieder etwas öfter, die
meiste Zeit ist es trocken, die
Temperaturen steigen ein wenig
an. Am Freitag und am Sonnabend ist es zeitweise länger
sonnig, ein kurzer Regenschauer
ist aber möglich. Am Sonntag ist
etwas kühler, aber meist sonnig.
Temperatur
um 14 Uhr
Schwerin
21/15
Heringsdorf
21/16
Rostock
22/15
Frankfurt
22/16
Erfurt
23/16
Dresden
25/17
Nürnberg
24/15
Stuttgart
25/18
Saarbrücken
21/16
München
24/17
Freiburg
24/18
21˚C
21˚C
21˚C
21˚C
21˚C
SONNE & MOND
20.07.
01:37
04.07.
15:23
Namenstage: Peter, Paul, Gero,
27.07.
12.07.
HEUTE IN DEUTSCHLAND
Am Vormittag überwiegt im Nordosten und Osten zunächst die
starke Bewölkung und es regnet
besonders in Mecklenburg-Vorpommern, sonst kommt es nur
örtlich zu Regenschauern und
zeitweise scheint die Sonne. Im
Tagesverlauf lockern die Wolken
Auf der Iberischen Halbinsel ist
es sonnig und heiß mit Temperaturen um 35 Grad. Am NachmittagundAbend bilden sich aberörtlich Hitzegewitter. In Frankreich
kommt es im Nordwesten und im
Süden zu ein paar Regenschauern oder einzelnen Gewittern. In
Italien und im gesamten Adriaraum ist es sonnig und sommerlich warm, hier wirkt das Hoch Xaver. Sehr kühl und regnerisch ist
das Wetter auf den Britischen Inseln, hier zeichnet das Tief Pamela verantwortlich. In Skandinavien ist es ebenfalls unbeständig
mit Regenschauern bei gedämpften Temperaturen. In Griechenland ist es sonnig und warm. In
der Türkei kommt es zu Regenschauern und Gewittern.
H
im Osten wieder auf. Einzelne gewittrige Regenschauer sind am
Nachmittag vor allem im Süden
möglich. Es weht schwacher bis
mäßiger, nach Norden zu teils
lebhafter Wind aus Südwest bis
West. Tageshöchsttemperaturen zwischen 18 und 26 Grad.
Reykjavik
13
DEUTSCHLAND
T
OLIANE
Oslo
17
T
Bordeaux
23
Malaga
30
Las Palmas
22
Riga
23
Wilna
25
Kopenhagen
19
Dublin
17 PAMELA
London
16
Paris
21
Lissabon Madrid
33
24
Stockholm Helsinki St. Petersburg
21
20
21
Moskau
25
Berlin
Warschau
23
26
Brüssel
Kiew
19
27
Zürich Wien
29
24
Budapest
Venedig
28 Bukarest
26
Cannes
26
Dubrovnik
XAVER
24 Rom
Sofia Istanbul
26
27
25
24
H
Palma
31
Algier
32
Athen
29
Tunis
30
T
Antalya
29
H
Über dem Nordatlantik herrscht
rege Tiefdrucktätigkeit. Das
mächtige Tief, das bis in große
Höhen reicht, bleibt zunächst nahezu ortsfest. West- und Mitteleuropa bleiben vorerst in einer
Südwestströmung, eingelagerte
Frontensysteme gestalten den
Wetterablauf unbeständig und
insgesamt nur mäßig warm. Im
gesamten Mittelmeerraum ist es
meist sonnig und heiß.
H Hochdruckzentrum
Warmfront
Kaltfront
Mischfront
Schauerlinie
WASSERTEMPERATUREN
Nordsee
Ostsee
Biskaya
Adria
Ägäis
Schwarzes Meer
17˚
18˚
20˚
25˚
25˚
24˚
Westliches Mittelmeer
Östliches Mittelmeer
Algarve
Kanarische Inseln
Karibik
Thailand
Auf unserer Internetseite: Das neue
Berlin-Wetter – mit der Wetterlage und den Aussichten
für jeden einzelnen Berliner Bezirk. Zu finden unter:
wetter.tagesspiegel.de
Aachen
Bonn
Brocken
Düsseldorf
Feldberg/Schw.
Fichtelberg
Garmisch-P.
Hof
Karlsruhe
Konstanz
Passau
Schwerin
Sylt
Trier
Weimar
Würzburg
Zugspitze
stark bewölkt
wolkig
heiter
stark bewölkt
wolkig
wolkig
leichte Regenschauer
wolkig
heiter
wolkig
heiter
leichte Regenschauer
leichte Regenschauer
leichte Regenschauer
wolkig
wolkig
leichte Regenschauer
19˚
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20˚
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EUROPA UND DIE WELT
T Tiefdruckzentrum
AUSSICHTEN
WASSERTEMPERATUREN
Wannsee
Müggelsee
Ruppiner See
Müritz
Halensee
04:47
21:33
Reisewetter
WETTERLAGE
Tiefstwert
bis 8 Uhr
Kühlungsborn
20/16
Europa
23˚
27˚
21˚
21˚
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Amsterdam
Barcelona
Bern
Djerba
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Hongkong
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Jerusalem
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leichter Regen
heiter
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Regenschauer
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leichte Regenschauer
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leichte Regenschauer
heiter
Quelle: mowis GmbH / www.mowis.com
18˚
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MITTWOCH, 29. JUNI 2016 / NR. 22 802
DIE DRITTE SEITE
DER TAGESSPIEGEL
3
fragt Farage bei der Gelegenheit, was er
eigentlich noch wolle im Europaparlament. Aber wenn es um sie selbst geht,
sind die Europakritiker seit jeher nicht
ganz so streng mit Europa.
Merkel ist die Letzte, die sich nicht weiter gute und enge Wirtschaftsbeziehungen mit Großbritannien wünscht. Diese
Art von Erpressung kann sie schlechterdings nicht durchgehen lassen. „Wir werden sicherstellen, dass die Verhandlungen nicht nach dem Prinzip der Rosinenpickerei geführt werden“, versichert sie.
„Es muss und wird einen spürbaren Unterschied machen, ob ein Land Mitglied
der Familie der Europäischen Union sein
möchte oder nicht.“ Freihandel mit der
EU sei nicht zu haben ohne die übrigen
Freiheiten, die Freizügigkeit von Arbeitnehmern inklusive.
Johnson und Farage werden das nicht
gerne hören, zu schweigen von ihren
Wählern, denen man versprochen
hatte, dass Schluss sein werde mit dem
Bei der SPD klatscht
demonstrativ keiner
Chaosverwaltung. Ihre Regierungserklärung hat Angela Merkel in sechs Punkte unterteilt. Die Frage ist, ob Nummerieren in einer historischen Krise hilft.
Foto: John Macdougall/AFP
Erstens, zweitens, drittens ...
V
erwaltungshandeln ist auch
eine Möglichkeit in chaotischen Zeiten. „Erstens“, sagt
Angela Merkel. Die Kanzlerin
steht im Reichstag am Rednerpult und blickt in einen ungewöhnlich
gut besetzten Plenarsaal. Ungewöhnlich
nicht nur, weil an einem Dienstag hier
normalerweise nur Besuchergruppen
leere blaue Bänke vor dem Bundesadler
betrachten. Aber die Tagesordnung des
deutschen Parlaments ist noch das Geringste, was die britischen Wähler durcheinandergebracht haben. Seit dem Brexit-Votum tobt Chaos in London, Hektik
in Brüssel, Durcheinander in Berlin. Es
wird Zeit, das alles mal etwas zu ordnen.
„Erstens“, sagt Merkel also. Am Ende ihrer Regierungserklärung kommt sie bei
„sechstens“ an. Die Frage ist nur, ob das
Nummerieren weiterhilft in einer historischen Krise.
Ob das Ausmaß eigentlich alle schon
begriffen haben, also so richtig? „Diese
Katastrophe wird schleichend kommen“,
hat ahnungsvoll einer aus der Regierungsspitze am Brexit-Tag vorhergesagt. Wenn
man von der vollen Besetzung absieht,
geht es im Plenarsaal zu wie immer.
Wolfgang Schäuble lässt seinen Rollstuhl schwungvoll die flache Rampe vor
dem Rednerpult hinunterflitzen. Bevor
es losgeht, redet Merkel länger mit ihrem Finanzminister, weil sie hinterher
gleich weg muss zum EU-Sondergipfel
nach Brüssel.
Schäuble, der alte Europäer, der hat bestimmt begriffen, was da passiert ist. Am
Montagabend bei einer Veranstaltung in
seiner baden-württembergischen Heimat
hat er gesagt, dass ihm zum Weinen zumute ist und den Briten inzwischen wahrscheinlich auch. „Das nützt jetzt aber
auch nichts, das hätten sie sich vorher
überlegen sollen.“ Schäuble hat dabei in
einer Schule gesessen. In dem Satz klingt
er wie ein alter Lehrer, der sich darin fügen muss, dass seine Schüler ihn bitter
enttäuscht haben.
Es ist ja nicht nur so, dass da einfach
mal ein Land beschlossen hat, Europa zu
verlassen, und dass das so ähnlich wäre
wie ein Beitritt, bloß umgekehrt. Nein,
der Brexit hat die Europäische Union aus
der Bahn geschleudert, einer Bahn, auf
der es seit Menschengedenken immer
nur vorwärts zu gehen schien – größer,
besser, tiefer, mehr. Auf Rückschläge war
die Antwort fast automatisch immer die
gleiche: Europa wachse an seinen Krisen.
Aber wenn ein Land wie Großbritannien wegbricht, fällt dieser Trost schon
deshalb aus, weil das Bild vom Wachsen
allzu offensichtlich nicht mehr stimmt.
Vielleicht haben deshalb die ersten Reaktionen der Amts- und Herzenseuropäer
so hilflos trotzig geklungen, die „Jetzt
erst recht“- und „Mehr Europa“-Rufe der
Das Brexit-Referendum hat die EU
in ihren Grundfesten erschüttert.
Nun herrscht Durcheinander in London,
Hektik in Brüssel und Berlin.
Angela Merkel hat auch noch keine Lösung.
Doch im Bundestag wird klar,
was sie jetzt verhindern will
Von Robert Birnbaum
Schneller Abgang. EU-Präsident Jean-Claude Juncker begrüßte Premierminister David Cameron (rechts) in Brüssel vor einem Ensemble aus britischer
und europäischer Fahne.
Foto: Olivier Hoslet/dpa
Jean-Claude Junckers, Martin Schulzes
und wie sie alle heißen. Es ist etwas passiert, also weiter so?
Merkel hat diesen Schwung vom ersten
Moment an zu bremsen versucht. Das betreibt sie fort. „Naturgemäß“, sagt die
Kanzlerin, gebe es jetzt jede Menge Vorschläge, von „Nun erst recht“ bis zum
Ruf, Kompetenzen von Europa an die Mitgliedsländer zurückzuverlagern. Aber all
das müsse sich einem Ziel unterordnen:
Zusammenhalt. „Jeder Vorschlag, der die
Europäische Union der 27 als Ganzes aus
der Krise führen kann, ist willkommen“,
sagt Merkel. Jeder Vorschlag, der die vorhandenen „Fliehkräfte“ stärke, würde Europa nur weiter spalten. Das wolle „die
ganze Bundesregierung“ verhindern, mit
aller Kraft.
Bei der Union klatschen sie demonstrativ Beifall. Bei der SPD klatscht demonstrativ fast keiner. Frank-Walter Steinmeier blickt von der Regierungsbank mit
Weltschmerzmiene ins Nirgendwo. Sigmar Gabriels Mimik erkennt man hinter
verschränkten Händen nicht. Sie wären
jetzt gerade lieber nicht „ganze Bundesregierung“, nicht mal halbe. Gabriel hat
gleich nach dem Brexit mit dem EU-Parlamentspräsidenten Schulz zusammen ein
Zehn-Punkte-Papier in Umlauf gebracht,
Steinmeier hatte mit dem französischen
Kollegen Jean-Marc Ayrault schon auf
Vorrat einen Plan B formuliert.
Merkel tut beide als parteipolitische
Schnellschüsse ab. Ihr Fraktionschef Volker Kauder wird hinterher noch deutlicher. Man müsse die Lage sorgfältig analysieren „und nicht nach politischen Interessen“. Den „lieben Koalitionspartner“
erinnert Kauder bei der Gelegenheit daran, welche Rolle zum Beispiel Steinmeier bei der Formulierung der Agenda
2010 gespielt hat. Steinmeier muss da sogar lächeln, weil, das stimmt ja.
Das kleine Geplänkel deckt einen der
Gründe für Merkels Unwillen gegen rasche Reaktionen und schnelle Schlussfolgerungen auf: Nach Lage der Dinge würden die allemal so ausfallen, dass sie ihr
nicht passen können. Europas Sozialisten
und Sozialdemokraten wittern Morgenluft. Die Briten waren Merkels Verbündete, wenn es um Wirtschaftsreformen
und gegen großzügige Investitionsprogramme im Süden des Kontinents ging.
Die CDU-Chefin will verhindern, dass
der Brexit zum Anlass und Vorwand für
einen Linksschwenk in Brüssel wird.
Das Motiv dürfte auch hinter der Einladung an die zwei Besucher stecken, die
den Montagabend mit Merkel im Kanzleramt verbrachten: der Franzose François
Hollande und der Italiener Matteo Renzi,
„zwei Sozialisten zum Abendbrot“, wie
anderntags ein CDU-Abgeordneter bissig vermerkt, der sich darüber ärgert,
dass alle anderen Fraktionen am Diens-
tagmorgen zur Sondersitzung einberufen
waren, bloß ausgerechnet die Union der
Frau Kanzlerin nicht!
Merkel wird sich aber gedacht haben:
Gerade die zwei Sozialisten, gerade die
muss sie an ihre Seite binden beim Versuch, die Krise in ihrem Sinne zu steuern.
Die müssen mitmachen bei „erstens“ bis
„sechstens“, Schritt für Schritt. Was übrigens funktioniert hat. Merkels Plan ist
vor allem ein Zeitplan, sie trägt ihn vor
wie eine staatsrechtliche Vorlesung: Erst
muss London den Austritt erklären, dann
muss Rest-Europa die Bedingungen für
die Austrittsverhandlungen festlegen.
Und was die Zukunft der übrig gebliebenen 27 angeht, sollen bis zum September
Vorschläge ausgearbeitet werden, die
dann im März zum 60. Jahrestag der Römischen Gründungsverträge verabschiedet werden sollen. „Ein erfolgreiches Europa“ müsse das werden, sagt Merkel,
„ein Europa, das sich an seine Verträge
und seine Versprechen hält.“
Verwaltungshandeln, ja. Aber Verwaltung schafft immerhin Ordnung, bremst
die Revolution und verhindert weitere
Ob alle verstanden haben,
was da passiert ist?
Unordnung. Davon gibt es ja auch so
schon genug. Europa hat sich in den letzten Monaten als zerstrittener Haufen präsentiert, gerade noch zu gemeinsamen Beschlüssen fähig, aber – man braucht da ja
nur mal kurz an die Flüchtlingskrise denken – überhaupt nicht willens, die dann
auch umzusetzen.
Und alleine was in London los ist! Der
Premierminister David Cameron geht,
bleibt aber noch etwas, über seinen Nachfolger raufen sich die Konservativen, die
Labour-Opposition wäre ihren Chef am
liebsten auch los, im Parlament hat der
Brexit keine Mehrheit, die Schotten drohen mit Sezession – und die Brexit-Sieger
präsentieren wahlweise komplette Ratlosigkeit und große Klappe. Boris Johnson
hat den Briten schon versprochen, dass
alles so bleibt, wie es ist, nur noch besser
– was man dreist oder hilflos finden kann
von dem früheren Londoner Bürgermeister mit der blonden Fusselfrisur und den
klemmenden Anzügen oder, was vermutlich die Wahrheit ist, beides zugleich.
Wie viel Angst der Brexiteers vor den
Folgen des eigenen Erfolgs haben, kann
man am Dienstag besonders gut bei Nigel
Farage studieren. Der Chef der antieuropäischen Ukip-Partei fordert im Brüsseler Europaparlament sozusagen ultimativ
ein Freihandelsabkommen. Sonst wären
bei den deutschen Auto-Arbeitern „hunderttausende Jobs“ in Gefahr. Juncker
Zuzug von Polen oder Rumänen oder
Bulgaren. Dafür kriegt die Kanzlerin an
dem Punkt mal fast allgemeinen Beifall
aus dem Bundestag.
Den bekommt sie auch für die Absage
an eine weitere kreative Idee der Sieger
in London. Nein, es wird keine Verhandlungen geben, bevor Großbritannien
nicht förmlich den Austritt erklärt hat.
An dem Punkt herrscht EU-weit Einigkeit. Kommissionspräsident Juncker hat
seinen Mitarbeitern schon einen, sagt er,
„Mufti-Befehl“ erteilt: keine Gespräche
über den Austritt, auch nicht vertrauliche, vor dem Austritt.
Für den EU-Gipfel ist damit der Rahmen ziemlich klar abgesteckt. Man wird
sich anhören, was Cameron zu sagen hat,
wird dem Briten die Botschaft mitgeben,
dass es keinen Ausstieg de luxe geben
wird, und ansonsten Zeitpläne und Kommissionen beschließen. Das ist nicht
ganz das, was sich Gabriel oder Steinmeier gewünscht haben mögen. Aber
was sollen sie machen als Teil einer „ganzen Bundesregierung“?
Selbst in der Frage des Tempos, das die
Briten bei ihrer Austrittserklärung vorlegen sollen, hält die SPD nur noch den Anschein eines Streits aufrecht. Es sei die
„Pflicht der Bundesregierung“, in Brüssel
auf Tempo zu drängen, ruft SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann in Richtung Regierungsbank. Aber im Satz davor, sozusagen im Kleingedruckten, hat
er zugestanden, dass die Drängerei
nichts bringt. Natürlich entschieden die
Briten allein, wann sie den Austrittsartikel 50 in Anspruch nehmen. In Brüssel
redet Sozialdemokrat Schulz schon vom
September.
Im Bundestag hat es dann übrigens
noch eine Debatte gegeben über Merkels
Regierungserklärung, so wie es sie immer gibt. Hinterher im Foyer sagt einer,
dass er so etwas Überflüssiges noch nie
erlebt habe in seiner Abgeordnetenzeit.
Aber das stimmt eigentlich nicht. Sie war
bloß relativ ratlos. Die alte Erzählung
von Europa, sagt Unionsmann Kauder,
die funktioniere nicht mehr so gut heutzutage. „Jetzt muss eine neue Geschichte erzählt werden!“ Aber wie die gehen soll,
das weiß er wohl auch noch nicht. So wenig wie Katrin Göring-Eckardt von den
Grünen, die findet, dass man viel mehr
gut reden müsse über Europa, aber auch
viel mehr darüber streiten, und die außerdem plötzlich Probleme hat mit alten grünen Grundsatzforderungen. „Ich bin
nicht plötzlich gegen direkte Demokratie, aber die Abstimmung über Politik ersetzt nicht Politik!“
Oder wie Dietmar Bartsch. Der Linken-Fraktionschef hält eine sehr kritische
Rede, deren Adressaten überwiegend in
den Reihen rechts von seiner eigenen
Fraktion zu vermuten sind. „Wir brauchen endlich eine andere Politik!“, ruft
Bartsch, und dass der SPD-Chef Gabriel
ja völlig recht habe mit seinen zehn Punkten zum Beispiel für mehr Investitionen
gegen Jugendarbeitslosigkeit, nur leider
stehe das Papier „diametral der aktuellen
Politik entgegen“. Außerdem, sagt
Bartsch, sei der letzte Europäer im Kanzleramt Helmut Kohl gewesen. Was dem
SPD-Kollegen Oppermann die Chance zu
dem Witz gibt, dass die Christdemokratisierung der Linken voranschreite.
Das übliche Geplänkel also. Was das genau mit dem Brexit zu tun hat? Gute
Frage. Vielleicht ist das Ereignis aber
auch einfach zu groß für so eine Debatte
irgendwo zwischen der Tagespolitik. Das
vereinte Europa, hat Merkel am Ende ihrer Rede gesagt, stehe an einem „historischen Scheideweg“. Was für ein Wort in
diesen Tagen – und was für ein Bild: Es
gibt eine Wahl, aber danach kein Zurück.
4
POLITIK
DER TAGESSPIEGEL
DEUTSCHLANDS SICHERHEIT Gefahr
Berlin - Das Kanzleramt legt den Bundesnachrichtendienst (BND) als Konsequenz aus dem Skandal um Spionage unter Freunden an eine kürzere Leine. Das
Kabinett verabschiedete den Entwurf für
ein neues BND-Gesetz, das die Kontrolle
und die Arbeit des Auslandsgeheimdienstes auf eine neue rechtliche Grundlage
stellen soll. Das Gesetz muss noch vom
Bundestag verabschiedet werden. Eine
Zustimmung der Koalitionsfraktionen
von Union und SPD gilt als sicher.
Kernpunkt des BND-Gesetzes ist eine
neue externe Kontrollinstanz. Das neue
Kontrollgremium besteht aus zwei Richtern und einem Bundesanwalt am Bundesgerichtshof. Die Juristen sollen vom Kanzleramt über brisante Aktionen informiert
werden und über Spionage gegen Einrichtungen der Europäischen Union oder ihrer Mitgliedsstaaten entscheiden.
Diese Abhöraktionen bleiben ausdrücklich erlaubt, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. So müssen die Aktionen
nötig sein, um Gefahren für die innere
und äußere Sicherheit zu begegnen, die
Handlungsfähigkeit Deutschlands zu
wahren oder „sonstige Erkenntnisse von
außen- und sicherheitspolitischer Bedeutung“ zu gewinnen.
Die neuen BND-Regeln sollen gemeinsam mit dem Gesetzentwurf für eine bessere parlamentarische Kontrolle der Geheimdienste in die parlamentarische Beratung eingebracht werden. Der Bundestag soll noch in diesem Jahr zustimmen.
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger,
ehemalige Bundesjustizministerin und
Vorstand der Friedrich-Naumann-Stiftung, findet die Reform „schlecht gemacht und nicht gut gemeint“. So funktionierten die neuen Regelungen nur im Auftrag der Mehrheit im parlamentarischen
Kontrollgremium und Whistleblower
könnten noch immer keine Abgeordneten direkt und geschützt kontaktieren.
„Abhören unter Freunden bleibt“, sagt
sie, „statt die verfassungswidrige Überwachung der europäischen Partner einzustellen, wird sie legalisiert.“
dpa/Tsp
durch Extremisten und ein neues Gesetz
Mit aller Gewalt
Geheimdienst
an
der Leine
BND soll besser
kontrolliert werden
NR. 22 802 / MITTWOCH, 29. JUNI 2016
Das Bundesamt für Verfassungsschutz beschreibt in seinem Jahresbericht 2015 die zunehmende Militanz bei Radikalen.
Außerdem schwindet bei der Anti-Asyl-Agitation die Abgrenzung von Neonazis zu Normalbürgern
Von Frank Jansen
Berlin - Wie selten zuvor wird die innere
Sicherheit der Bundesrepublik durch extremistische Umtriebe gefährdet. Neonazis, Autonome, Islamisten, fanatisierte
Kurden und nationalistische Türken hetzen, drohen und scheuen auch nicht vor
Gewalt zurück. Deutschland wird zudem
von ausländischen Nachrichtendiensten
attackiert. In welchem Ausmaß die
Feinde der Demokratie agieren, zeigt der
Jahresbericht 2015 des Bundesamtes für
Verfassungsschutz (BfV). Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat
am Dienstag gemeinsam mit BfV-Präsident Hans-Georg Maaßen den mehr als
300 Seiten umfassenden Report in Berlin
vorgestellt. Der Tagesspiegel dokumentiert wesentliche Aussagen.
Rechtsextremismus
Die Debatte um den enormen Zustrom
von Flüchtlingen hat 2015 nicht nur die
Willkommenskultur hervorgebracht, sondern auch einen Aufschwung der rechtsextremen Szene bewirkt. „Der exorbitante Anstieg rechtsextremistischer Gewalt und die zunehmende Anschlussfähigkeit des Rechtsextremismus sind zwei
Entwicklungen, die für das Berichtsjahr
prägend waren“, sagt das BfV in einer Zusammenfassung des Reports. Die
Anti-Asyl-Agitation sei „zum beherrschenden Thema“ geworden und werde
geprägt „von einer schwindenden Abgrenzung zum Rechtsextremismus und einer Akzeptanz von Gewalt und Militanz
in Teilen der Bevölkerung“.
Das BfV warnt denn auch vor der Gefahr rechten Terrors. Im Mai 2015 hob
die Polizei die militante Bande „Oldschool Society (OSS)“ aus, sie hatte Anschläge auf Flüchtlinge geplant. Für den
Verfassungsschutz ist die OSS der Beleg
für das Risiko rechter Fanatisierung über
das Internet. Mitglieder der OSS hatten
sich bei Facebook kennengelernt. „Die
enthemmte Hetze im Internet kann zu einer individuellen und kollektiven Radikalisierung führen“, sagt das Bundesamt.
Die Polizei registrierte 2015 insgesamt
22 960 rechte Straftaten (2014: 17 020),
darunter 1485 Gewaltdelikte (1029). Pa-
rallel stieg die Zahl der vom BfV als gewaltorientiert eingestuften Rechtsextremisten auf 11 800 (2014: 10 500). Damit
ist mehr als die Hälfte der Rechtsextremisten in der Bundesrepublik (2015 insgesamt 22 600, 2014: 21 000) zumindest
potenziell militant.
Beim Blick auf das Spektrum fällt auf,
dass die vom BfV als „subkulturell geprägte Rechtsextremisten“" bezeichneten Milieus rechter Hooligans, Skinheads
und mäßig politisierter Anhänger einschlägiger Musik um 1000 Personen auf
nun 8200 zugenommen haben. Bei den
hart politisierten Neonazis gab es einen
Zuwachs um 200 auf 5800. Die NPD
konnte sich laut Jahresbericht bei 5200
Mitgliedern „konsolidieren“.
Das BfV erwähnt im Jahresbericht
auch Pegida und weitere „Gida“-Gruppierungen. Die Bewegung insgesamt sei „heterogen“ und kein Beobachtungsobjekt
des Verfassungsschutzes, heißt es. Aber:
die „Versuche der Einflussnahme durch
Rechtsextremisten“ hat der Nachrichtendienst im Blick. Denn „Intention und Rhetorik der Gida-Bewegung bieten grundsätzliche Anknüpfungspunkte für Rechtsextremisten“. Einige Gida-Gruppierungen hält das BfV auch für rechtsextremistisch eingefärbt. Genannt werden Thügida in Thüringen und MVGida in Mecklenburg-Vorpommern – in beiden dominiert die NPD – sowie Magida 2.0 in Magdeburg, Bärgida in Berlin, BraMM-Pegida in Brandenburg und Pegida Franken.
Islamismus
Der größte Risikofaktor ist für den Verfassungsschutz die Terrormiliz „Islamischer
Staat“. Vor allem die Anschläge im November in Paris „haben uns in Europa
eine neue Dimension des Terrors vor Augen geführt“, heißt es. Es sei davon auszugehen, „dass der IS Pläne für weitere Anschläge in Europa, und damit auch in
Deutschland, verfolgt“. Das BfV verweist
aber auch auf die unvermindert große Gefahr, die von Al Qaida ausgeht.
Auch wenn die Ausreisen von Salafisten zum IS nicht mehr so stark zunehmen
wie 2014, sieht das Bundesamt keinen
Anlass für Entwarnung. Denn vor allem
die Propaganda des IS und weiterer dschi-
hadistischer Gruppierungen in sozialen
Netzwerken bereitet große Sorgen. Sie
trage „wesentlich zur Radikalisierung insbesondere junger Menschen bei“, heißt
es. Und die Dauer der Radikalisierung
„bis zum Eintreten für den militanten
Kampf“ werde immer kürzer. Die Zahl
der Salafisten liegt aktuell bei 8900.
Aus dem Milieu der Islamisten wie der
anderen Ausländerextremisten wurden
2015 insgesamt 1524 Straftaten mit 235
Gewaltdelikten begangen. Das ist etwas
weniger als im Vorjahr.
Weitere ausländische Extremisten
Die Szene der extremistischen Ausländerorganisationen jenseits des Islamismus
war 2015 mit 29 050 Personen fast genauso groß wie im Vorjahr. Die „mit Abstand aktions- und kampagnenfähigste
Organisation“ im Bereich des „säkularen“
Ausländerextremismus ist laut BfV die
PKK (Arbeiterpartei Kurdistans). Ihr werden 14 000 Anhänger zugerechnet. Angesichts des heftigen Konfliktes zwischen
der PKK und türkischen Sicherheitskräften sowie der Kämpfe zwischen PKK-nahen Milizen und dem IS in Nordsyrien
befürchtet der Verfassungsschutz weiterhin „Stellvertreter-Auseinandersetzungen“ in Deutschland. Auf 10 000 Personen schätzt das BfV die Szene der türkischen Rechtsextremisten.
Linksextremisten
Etwas kleiner geworden ist das Spektrum
der Linksextremisten, doch die Militanz
nahm zu. Das BfV zählte 2015 insgesamt
26 700 (Vorjahr: 27 200) Personen, darunter 7700 gewaltorientierte Linksextremisten (2014: 7600). Die meisten Militanten sind Autonome (6300, zuvor
6100). Die Zahl der linken Gewalttaten
stieg drastisch. Die Polizei stellte 2246
fest (zuvor 1664). Damit wuchs auch die
Zahl aller linken Straftaten von 8113 auf
9605. Das „Aktions- und Aggressionsnviveau“ der gewaltorientierten Autonomen
sei beträchtlich gestiegen, sagt das BfV.
Tatort Sachsen. In Heidenau kommt es im August 2015 zu gewalttätigen Ausschreitungen
Foto: Christian Ditsch/imago
gegen eine Flüchtlingsunterkunft.
Mehr zum BfV-Bericht lesen Sie unter:
www.tagesspiegel.de/politik
Mehr Beratung, mehr Kontrolle
Gemeinsam gegen Gröhe
Wie die Regierung das Pflegesystem in Deutschland verbessern will
Abgeordnete aller Fraktionen wollen Arzneitests an Dementen beschränken
Berlin - Strengere Kontrollen für ambulante Pflegedienste und eine deutlich bessere Beratung von Pflegebedürftigen in
den Kommunen: Mit diesem Doppel will
Gesundheitsminister Hermann Gröhe
(CDU) das gesetzliche Pflegesystem weiter verbessern. Am Dienstag wurde sein
drittes Pflegestärkungsgesetz vom Bundeskabinett beschlossen. „Mir ist wichtig, dass die Hilfe auch dort ankommt, wo
sie gebraucht wird“, sagte Gröhe. Gute
Pflege müsse „wie ein Maßanzug auf die
persönliche Situation zugeschnitten
sein“. Dafür sollten sich Städte und Gemeinden künftig stärker und eigenverantwortlicher in der Beratung engagieren.
Dem Gesetz zufolge soll erprobt werden, ob durch die Vernetzung der Angebote von Pflegekassen, Selbsthilfeeinrichtungen oder Mehrgenerationenhäusern
die Beratung verbessert werden kann.
Gleichzeitig erhalten die Kommunen das
Recht, an Ort und Stelle zentrale Anlaufstellen für Pflegebedürftige und deren Angehörige zu gründen. Dafür sind in den
nächsten fünf Jahren bis zu 60 Modellvorhaben vorgesehen. Bisher gibt es in
Deutschland mehr als 550 solcher Pflegestützpunkte, die noch von der früheren
Gesundheitsministerin Ulla Schmidt
(SPD) initiiert wurden. Sie sind aber ungleich verteilt. Während es in Rheinland-Pfalz weit über 100 gibt, kommt Bayern auf gerade mal neun.
Der Städtetag warnte davor, die Kommunen bei der Pflegeberatung in ein „zu
enges Korsett“ zu pressen. Die Versicherer wiederum ärgert die Finanzierung.
„Es kann nicht sein, dass die Kommunen
aus den Portemonnaies der Beitragszahler gesponsert werden“, sagte Gernot Kiefer vom GKV-Spitzenverband.
Im zweiten Teil des Gesetzes reagierte
Gröhe auf bekannt gewordene Betrügereien durch vorwiegend russischstämmige Pflegedienstbetreiber. Sein Gesetz
sieht nun auch in der häuslichen Krankenpflege systematische Prüfungen durch
den Medizinischen Dienst der Kassen
(MDK) vor. Bisher wurden nur Dienste
kontrolliert, die reine Pflegeleistungen erbringen. Den Grünen geht das nicht weit
genug. „Die bloße Verschärfung von Kontrollen stellt eine ganze Branche unter Generalverdacht und nützt nur wenig“, sagte ihre pflegepolitische Sprecherin Elisabeth Scharfenberg. Nötig sei es, die die
Zusammenarbeit der Kassen mit den Sozialhilfebehörden zu intensivieren. Zudem
müssten sogenannte Whistleblower geschützt und die Umstellung auf elektronische Pflegedokumentation vorangetrieben werden.
Rainer Woratschka
Berlin - Die Einigung ist gelungen, nun
geht es ans Stimmensammeln. Mit einem
gemeinsamen Änderungsantrag stemmen sich Abgeordnete aller vier Bundestagsfraktionen gegen den Plan von Gesundheitsminister
Hermann
Gröhe
(CDU), die Möglichkeiten für Arzneiversuche an Demenzkranken auszuweiten.
Unterzeichnet sind Antrag und erklärendes Begleitschreiben, die dem Tagesspiegel vorliegen, vom behindertenpolitischen Sprecher der Union, Uwe Schummer (CDU), der früheren Gesundheitsministerin und Bundestags-Vizepräsidentin
Ulla Schmidt (SPD) sowie den Expertinnen von Linken und Grünen, Kathrin Vogler und Kordula Schulz-Asche.
Klinische Prüfungen, so heißt es in
dem Änderungsantrag, dürften an Nichteinwilligungsfähigen nur durchgeführt
werden, wenn die Teilnahme „einen di-
rekten Nutzen für die betroffene Person
zur Folge hat, der die Risiken und Belastungen einer Teilnahme an der klinischen
Prüfung überwiegt“. Gröhe dagegen
möchte auch Studien erlauben, von denen die Probanden selber nichts haben.
Bisher ist das in Deutschland verboten.
Über den Gesetzentwurf des Ministers
will der Bundestag am Freitag nächster
Woche entscheiden. Aufgrund der ethischen Brisanz wurde dafür der Fraktionszwang aufgehoben. Für Aussprache und
Beschluss sind knapp zwei Stunden angesetzt. Vorher hatte es den Versuch gegeben, die Änderungen in wesentlich kürzerer Zeit beschließen zu lassen. Das Thema
flog dann aufgrund heftiger Kritik aber
wieder von der Tagesordnung.
Gröhes Vorhaben würde „die hohen
Schutzstandards, die es in Deutschland
für Studien an Nichteinwilligungsfähigen
gibt, erheblich unterhöhlen“, schreiben
die Antragsteller. Gleichzeitig verweisen
sie darauf, dass eine Änderung der
Rechtslage nicht zwingend sei. Die umzusetzende EU-Verordnung gestehe den
Mitgliedstaaten ausdrücklich zu, Nichteinwilligungsfähige „weiterhin von einer
rein fremdnützigen Forschung auszunehmen“. Zudem gebe es keinen Bedarf für
solche Studien. Bislang sei „kein Forschungsvorhaben bekannt, das an der bisherigen Rechtslage gescheitert wäre“.
Die Opposition wird dem Vernehmen
nach nahezu einhellig für den Änderungsantrag stimmen. Die Grünen verweisen
darauf, dass die darin enthaltenen Forderungen dem Beschluss ihres Fraktionsvorstandes nahezu entsprechen. Und bei den
Linken heißt es, dass sogar die forschungspolitischen Experten gegen Gröhes Pläne
votierten.
Rainer Woratschka
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Der 6. Elektromobilitäts-Gipfel am 25. und 26. Oktober 2016
Helfen die Kaufprämien der Bundesregierung dabei, das Ziel von einer Million
wir mit der Digitalisierung vor einer Mobilitätsrevolution: dem automatisierten und vernetzten
Elektrofahrzeugen bis zum Jahr 2020 zu erreichen, und wie sieht die erste Bilanz für Ver-
Fahren? Diesen und anderen Fragen widmet sich der Tagesspiegel beim sechsten eMobility
braucher und Unternehmen aus? Diesel- und Feinstaub-Diskussion: Beflügelt sie die
Summit am 25. und 26. Oktober im Tagesspiegel-Haus in Berlin. Wir erwarten nationale und
Entwicklungen in der Elektromobilität? Wie stehen die Chancen für eine nationale
internationale Entscheider aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft.
Batteriefertigung, und welche Ministerien, Behörden und Unternehmen gehen bei der
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Vorstandsmitglied
der Daimler AG
und verantwortlich
für Mercedes-Benz
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Olaf Lies
Niedersächsischer
Minister für
Wirtschaft, Arbeit
und Verkehr
POLITIK
MITTWOCH, 29. JUNI 2016 / NR. 22 802
DER TAGESSPIEGEL
5
Städtetag
fordert Gelder
ohne Umwege
Wer
schützte
die Täter?
Berlin - Der Deutsche Städtetag fordert
Bund und Länder auf, ihren vor einer Woche gefassten Beschluss zur Entlastung
der Kommunen um fünf Milliarden Euro
zu korrigieren. „Die fünf Milliarden Euro,
die uns der Koalitionsvertrag ab dem Jahr
2018 direkt zugesagt hat, müssen voll bei
den Kommunen ankommen. Deshalb
darf nicht eine Milliarde davon an die Länder fließen“, sagte Städtetagspräsidentin
Eva Lohse dem Tagesspiegel. „Wir haben
immer wieder die Erfahrung gemacht,
dass Gelder, die der Bund zur Entlastung
der Kommunen bereitstellt, nicht vollständig bei uns ankommen. Solche Umwege über die Länder sind deshalb ein
handfestes Problem für uns.“
Die CDU-Politikerin Lohse bewertet
positiv, dass die Fünf-Milliarden-Entlastung der Kommunen jetzt bald als Gesetz
beschlossen werden soll. „Besonders notwendig ist eine Entlastung im Sozialbereich, da die Sozialausgaben der Kommunen inzwischen bei 54 Milliarden Euro
im Jahr liegen“, betonte Lohse. Die von
Soziallasten
besonders
betroffenen
Städte sollen zielgerichtet entlastet werden. Lohse fordert, dass die Kommunen
einen größeren Teil der fünf Milliarden
Euro bekommen, mit denen der Bund
sich an den Unterkunftskosten für HartzIV-Empfänger beteiligt. Bund und Länder hatten sich nach langem Gerangel geeinigt, wie die schon 2013 im Koalitionsvertrag vereinbarte Entlastung der Kommunen konkret aussehen soll. Demnach
sollen 1,6 Milliarden Euro über die Bundesbeteiligung an den Unterkunftskosten
verteilt werden. 2,4 Milliarden Euro gehen direkt über die Umsatzsteuer an die
Kommunen. Eine Milliarde fließt dagegen indirekt über die Länderhaushalte an
Städte, Kreise und Gemeinden – somit
können die Landesregierungen bei der
Verwendung mitbestimmen.
Auch der Landkreistag ist unzufrieden
mit diesem Bund-Länder-Beschluss. Vizepräsident Bernhard Reuter pocht darauf,
dass die eine Milliarde Euro, die indirekt
über die Länder ausgezahlt wird, auch „in
voller Höhe“ in den Kommunalhaushalten ankommt. Nur mit dieser Maßgabe
werde die Zusage aus dem Koalitionsvertrag erfüllt.
Albert Funk
Missbrauch in der Kirche:
Kritik an Aufarbeitung
RERUM
CAUSAS
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ZEITUNG FÜR BERLIN UND DEUTSCHLAND
Pflichtblatt der Börse Berlin
Verleger: Dieter von Holtzbrinck. Herausgeber: Giovanni di
Lorenzo, Sebastian Turner. Chefredakteure: StephanAndreas Casdorff, Lorenz Maroldt. Stellvertretender Chefredakteur: Arno Makowsky. Berater der Chefredaktion: Gerd
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Kompromiss auf 500 Seiten
Die Endlagerkommission einigt sich in ihrem Abschlussbericht auf Kriterien für ein Atommüllager
In einem vergleichenden Suchverfahren und mit viel Bürgerbeteiligung soll ein Standort gefunden werden
Von Dagmar Dehmer
Berlin - Um 1.15 Uhr in der Nacht zum
Dienstag hat die Endlagerkommission ihren Abschlussbericht beschlossen. Nach
zweieinhalb Jahren Arbeit stimmten 14
der 16 stimmberechtigten Mitglieder der
Kommission nach einer 13-stündigen Marathonsitzung für den Abschlussbericht.
Auf gut 500 Seiten hat die Kommission,
der neben acht Wissenschaftlern und
acht Vertretern gesellschaftlicher Gruppen auch Politiker aus dem Bundestag
und den Ländern angehörten, Kriterien
für die Suche nach einem Standort für ein
Atomendlager erarbeitet und Vorschläge
gemacht, wie die Bürgerbeteiligung über
den langen Such-, Bau- und Betriebsprozess organisiert werden könnte.
Die beiden Vorsitzenden der Endlagerkommission, Ursula Heinen-Esser (CDU)
und Michael Müller (SPD), sind erleichtert, dass weitgehende Einigkeit gefunden
werden konnte. Heinen-Esser sagte dem
Tagesspiegel, die Endlagerkommission
habe einen „Katalog erarbeitet, mit dem
man die Endlagersuche probieren kann“.
Sie lobte: „Der Wille zum Konsens war
spürbar.“ So hätten die Grünen beim
Thema Gorleben „gestanden“, sagte Hei-
nen-Esser anerkennend. Sogar der niedersächsische Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne), der sich damit lange schwergetan hatte, stimmte am Ende zu. Auf der
anderen Seite steht in Gestalt des Bundestagsabgeordneten Steffen Kanitz zumindestdie CDU zumKompromiss. Kanitzbetont „die Gleichbehandlung aller potenziellen Standorte durch die Anwendung
wissenschaftlicher Kriterien ineinem vergleichenden Verfahren“. Außerdem stellt
er klar, dass „alle drei für Deutschland in
Betracht kommenden Wirtsgesteine berücksichtigt werden: Steinsalz, Tongestein und Kristallingestein“. Damit widersprichtKanitzderbayerischenUmweltministerin Ulrike Scharf (CSU) und ihrem
sächsischen Kollegen Thomas Schmidt
(CDU), die ein Sondervotum angekündigt
haben. Scharf sagte dem Tagesspiegel:
„Die Gesteine in Bayern sind nicht für ein
Endlager geeignet – das gilt für Granit,
Ton und Salz. Sie bieten die notwendige
geologische Barrierewirkung nicht.“
Der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) hofft,
dass das Umweltministerium die Arbeit
der Endlagerkommission noch in dieser
Legislaturperiode mit einer Novelle des
Standortauswahlgesetzes (StandAG) um-
setztunddieSuchedann tatsächlichbeginnen kann. „Es wird beim Standortsuchund -auswahlverfahren jetzt darauf ankommen, dass Einzelinteressen nicht wieder die Überhand über die gesamtgesellschaftliche Notwendigkeit gewinnen, ein
an höchsten Sicherheitskriterien ausgerichtetes Endlager zu bauen“, sagte er am
Dienstag.
„Diese
Chance nicht zu verspielen, sind wir unGanz am
seren Nachkommen
Schluss
schuldig.“ Michael
Müller sagte: „Der
scherte der
Bericht hat mehr geBUND aus
bracht, als ich erwarhabe.“ Zufrieden
und stimmte tet
ist er mit der „politidagegen
schen Einordnung
der Technikbewertung und Zukunftsethik“, denn Fehler wie den Einstieg in die
Atomenergie könnte man mit diesem moralischen Kompass vermeiden. Bei den Sicherheitskriterien, über die am Montag
noch stundenlang verhandelt wurde, „haben wir einen Sprung nach vorn gemacht“, findet Müller.
Allerdings kritisiert der Kommissionsvorsitzende Müller, „dass die Kommis-
sion nicht die Kraft hatte, Gorleben als
Standort auszuschließen“. Aus der AntiAkw-Bewegung gab es deshalb Kritik. Der
Atomexperte Tobias Münchmeyer von
Greenpeace findet: „Der Endbericht ist
kontaminiert durch ein Wort: ,Gorleben‘.“
Die Atomexpertin der grünen Bundestagsfraktion, Sylvia Kotting-Uhl, bedauert die Gegenstimme von Klaus Brunsmeier vom BUND, denn er „hat viel zum
guten Ergebnis der Kommission beigetragen“. Noch am Montag setzte Brunsmeier
durch, dass betroffene Bürger nach jedem
Verfahrensschritt noch individuell Klage
erheben können, was im StandAG nicht
vorgesehen war. „Schade, dass es seinem
Verband nicht genug war“, bedauerte Kotting-Uhl. Sie findet: „Mit unseren Empfehlungen eröffnen wir die Möglichkeit eines
fairen und gerechten Verfahrens."
Die beiden Industrievertreter, Bernhard Fischer (Eon) und Gerd Jäger
(RWE), stimmten zwar bei den Einzelabstimmungen über die Suchkriterien und
den Rechtsschutz der Bürger am Montag
mehrfach nicht zu. In der Schlussabstimmung stellten sie sich aber dennoch hinter
den Bericht der Endlagerkommission.
— Meinungsseite
IS-Anschläge im Jemen
Ende eines Alleingangs
Selbstmordattentäter töten Dutzende Menschen
Türkeis Präsident Erdogan sucht wieder Verbündete
Aden - Bei mehreren Selbstmordanschlägen auf Soldaten im Süden des Jemen
sind am Montag mehr als 40 Menschen
getötet worden. In der Hafenstadt Mukalla, einer ehemaligen Hochburg des
Terrornetzwerks Al Qaida, sprengten
sich nach Angaben der örtlichen Regierung fünf Angreifer an vier verschiedenen Orten in die Luft. Die Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) bekannte
sich am Dienstag zu der Anschlagsserie
und sprach sogar von 50 Toten.
Nach Angaben von Sicherheitskräften
sprengte sich zunächst zeitgleich an drei
Kontrollpunkten je ein Attentäter in die
Luft. Dort schlugen die Angreifer zu, als
die Soldaten am Abend gerade das Fastenbrechen begingen. Einer der Attentäter
fragte demnach die Streitkräfte noch, ob
er mit ihnen essen dürfe, bevor er die
Bomben zündete. Wenig später gab es
eine vierte Attacke am Eingang eines Militärcamps, dort schlugen zwei Selbstmordattentäter zu. Insgesamt wurden mindestens 40 Soldaten sowie eine Frau und ein
Kind getötet, sagte der höchste Gesundheitsbeamte der Provinz Hadramaut, deren Hauptstadt Mukalla ist. Außerdem
gab es demnach mindestens 37 Verletzte.
Wie das auf die Beobachtung islamistischer Websites spezialisierte US-Unternehmen Site berichtete, bekannte sich
der IS zu den Angriffen. Die Dschihadisten sprachen von acht Attentätern, die
insgesamt 50 Mitglieder der jemenitischen Sicherheitskräfte getötet hätten.
Die jemenitischen Regierungstruppen
hatten die ein Jahr lang von Al-QaidaKämpfern kontrollierte Hafenstadt Mukalla erst Ende April zurückerobert. Die
Die Jemeniten leiden auch unter einer akuten Hungersnot. Millionen Menschen sind
auf Hilfe angewiesen.
Foto: Y.Arhab/dpa
Armee vertrieb die Islamisten mit Unterstützung der von Saudi-Arabien geführten Militärkoalition. Allerdings sind die
Al-Qaida-Kämpfer in der Küstenprovinz
am Golf von Aden nach wie vor präsent.
Die sunnitische Militärallianz hatte im
März 2015 in den Konflikt eingegriffen,
umdie schiitische Huthi-Milizzubekämpfen. Die vom Iran unterstützten Rebellen
hatten Anfang vergangenen Jahres die
Hauptstadt Sanaa und andere Städte erobert und den jemenitischen Präsidenten
Abd Rabbo Mansur Hadi zur Flucht nach
Saudi-Arabien gezwungen. Die Islamistengruppe Al Qaida auf der Arabischen
Halbinsel sowie auch der IS selbst machten sich den Konflikt zunutze, um ihre
Macht im Südjemen auszuweiten. AFP
Athen - Wladimir Putin spricht wieder
mit ihm. Schlag zwölf Uhr Mittag wird
der russische Präsident am Mittwoch bei
Recep Tayyip Erdogan anrufen. So wurde
es am Dienstag in Ankara freudig verbreitet. Putin will sich erkenntlich zeigen,
heißt es. Wie viel Überwindung dem türkischen Präsidenten die Entschuldigung
für den Abschuss eines russischen Kampfjets vor sieben Monaten gekostet hat,
mag der ähnlich starrköpfige Putin nachempfinden. Trotzdem will er die Türken
noch ein wenig zappeln lassen. Eine
schnelle Normalisierung soll es nicht geben. Vor allem nicht vor dem Hintergrund der türkisch-israelischen Annäherung vom Beginn der Woche.
Vor ein paar Jahren noch waren sie
ganz groß im Geschäft. Das dachten Erdogan und sein langjähriger Außenminister
Ahmet Davutoglu, der ihm später im Amt
des Regierungschefs nachfolgte, jedenfalls. „Ich grüße Sarajevo, Baku, Kairo,
Mekka und Medina“ – so oder abgewandelt lauteten die Formeln, mit denen die
beiden zu Hause ihre Reden auf Parteitagen und in der Provinz eröffneten und dabei in neo-osmanischen Wunschträumen
schwelgten. Davutoglu, der Politikprofessor, wollte eine aktivere Rolle für die Türkei als jene mit dem gern bemühten Bild
von der „Brücke“ zwischen Orient und
Okzident, über die dann andere gehen.
So wurde zunächst die Idee von der Politik der „null Probleme“ mit den Nachbarn geboren. Diese Politik der ausgestreckten Hand reichte Ankara dann
nicht mehr, als 2011 der Arabische Frühling begann. Nun sollte die Türkei als Modell für die neuen Demokratien dienen,
die ihre Autokraten abgeschüttelt hatten.
Geworden ist daraus nichts. Bis vor wenigen Tagen hatte es sich Erdogans Türkei
mit so ziemlich allen in der Region verscherzt. Vor allem die russischen Wirtschaftssanktionen treffen die Türkei empfindlich. Jetzt wird hartnäckig an der außenpolitischen Wende gearbeitet.
Davutoglus Ablösung als Ministerpräsident im vergangenen Mai dient als Vorwand für die Kurskorrektur. Ihm werden
die Fehler vor allem in der Syrienpolitik
in die Schuhe geschoben. Erdogan lässt
nun seinen getreuen Regierungschef Binali Yildirim auftreten,
der den Türken die Normalisierung mit Israel
nach sechs Jahren Auszeit als diplomatischen
Sieg verkauft und schon
die nächste Ouvertüre
mit Ägypten ankündigt.
„Kontakte auf Ministerebene können beginErdogan
nen“, erklärte Yildirim,
„Geschäftsleute können kommen und gehen“. Noch bis vor Kurzem nannte Erdogan den ägyptischen Präsidenten Abdel
Fattah al Sisi einen „Putschgeneral“.
Einfach gestaltet sich der Ausbruch aus
der außenpolitischen Isolation aber nicht.
„Israel kniet“, schrieb das national-islamistische Boulevardblatt „Günes“ am
Dienstag. „Er hat kapituliert“, schrieb dagegen „Sözcü“, eines der letzten regierungskritischen Blätter, über Erdogan.
Weil er sich bei Putin entschuldigt hat, obwohl er schwor, es nie zu tun. Und weil er
Israels Seeblockade des Gazastreifens
doch akzeptiert hat.
Markus Bernath
Foto: Emmanuel Dunand/AFP
DER TAGESSPIEGEL
So nicht. Atommüllfässer mit schwach und mittel radioaktivem Müll lagern in Morsleben. Die Fässer sind für abgebrannte Brennelemente allerdings zu unsicher.
Berlin - Es braucht schon einiges, damit
Johannes-Wilhelm Rörig der Kragen
platzt. Doch jetzt ist es so weit. Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung
fordert von der katholischen Kirche „volle Transparenz“, was die Aufarbeitung
des sexuellen Missbrauchs betrifft. Die
Namen der Bischöfe und kirchlichen Vorgesetzten, die Taten verschwiegen hätten, müssten genannt werden. Hintergrund sind die Aussagen von Kriminologen, Forensikern und Gerontologen, die
seit 2014 im Auftrag der Bischofskonferenz die Fälle aufarbeiten.
„Wir dürfen kein Bistums-Bashing betreiben. Wenn es ein Problem in den Führungsstrukturen gab, beschreiben wir
das, aber ohne Namen zu nennen“, sagt
Harald Dreßing vom Zentralinstitut für
Seelische Gesundheit in Mannheim. Es
gehe darum, die spezifischen Strukturen
herauszuarbeiten, die den Missbrauch in
der Kirche begünstigten. Die Ethikrichtlinie der Universität Heidelberg verbiete
es, Namen zu nennen.
Für Matthias Katsch vom Betroffenenverein „Eckiger Tisch“ wäre das unbefriedigend. „Wir wollen, dass die Verantwortlichen klar benannt werden.“ Zumal
diese Frage Brisanz bekommen hat, seitdem Papst Franziskus Anfang Juni einen
neuen Erlass veröffentlicht hat. Danach
kann es Bischöfe das Amt kosten, wenn
sie nachlässig mit Missbrauchsfällen umgehen, sie ignorieren oder zu vertuschen
versuchen.
Ein erster Versuch
der Bischofskonfe- In vielen
renz, die Verbrechen vom Kriminolo- Fällen gibt es
gen Christian Pfeif- keinerlei
fer aufarbeiten zu
lassen, war 2013 ge- Spuren in
scheitert. Die For- den Akten
scher, die nun Interviews mit Betroffe- der Bistümer
nen führen und Informationen der Kirche auswerten, mussten ihre Methodik
mehrfach verändern, weil sich herausstellte, dass die Personalakten der Bistümer nicht sehr aussagekräftig sind. „In
vielen Fällen finden sich überhaupt keine
Spuren in den Akten“, sagt Harald Dreßing – weil Dokumente aus Datenschutzgründen vernichtet, Hinweise vertuscht
wurden oder weil sich Kinder nicht trauten, über das zu sprechen, was ihnen angetan wurde. Umso mehr sind die Forscher darauf angewiesen, dass sich Betroffene melden. Sie können seit Kurzem
anonym an einer Online-Umfrage teilnehmen (http://fleaweb.zi-mannheim.de).
„Nur die Betroffenen kennen die Wahrheit“, sagt Dreßing. Die Auswertung vorhandener Studien ergab, dass sich Geistliche vorwiegend an Jungen vergriffen und
sie in einem Viertel aller Fälle vergewaltigten oder Oralverkehr erzwangen. Fast
jedem dritten Täter bescheinigten die
Forscher emotionale oder sexuelle Unreife, bei 22 Prozent lag eine Persönlichkeitsstörung vor.
Claudia Keller
E
NACHRICHTEN
F
EUROPA
Frontex-Chef: Flüchtlinge kommen
immer häufiger über Ägypten
Berlin - Der Direktor der EU-Grenzschutzagentur Frontex, Fabrice Leggeri,
warnt vor einer Verlagerung der Flüchtlingskrise. „Mittlerweile kommen aus Libyen 13- bis 14-mal mehr Flüchtlinge
nach Italien als Migranten aus der Türkei
nach Griechenland“, sagte Frontex-Chef
Leggeri den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die zentrale Mittelmeerroute sei
so stark frequentiert wie noch nie. Die
Zahl der illegalen Grenzübertritte zwischen Libyen und Italien übersteigt Leggeri zufolge in diesem Jahr die Zahl aller
anderen illegalen Grenzübertritte in die
EU. Zudem hob Leggeri hervor, dass Frontex-Beamte einen „neuen Hotspot“ für
Überfahrten nach Europa erkennen:
„Ägypten beginnt nun auch, ein Abreiseland zu sein. Und die Route wächst. Die
Überfahrt ist hochgefährlich, die Fahrt
dauert oft länger als zehn Tage.“
KNA
USA
Regierung wirft Russland Schikanen
gegen Diplomaten in Moskau vor
Washington - Die USA haben Russland
eine gezielte Schikanierung von US-Diplomaten und deren Familien vorgeworfen. Die US-Vertreter würden in Moskau
von Sicherheitsbeamten und Verkehrspolizisten vermehrt observiert und drangsaliert, sagte eine Sprecherin des US-Außenministeriums in Washington. Es sei
ein „beträchtlicher Anstieg“ solcher Fälle
beobachtet worden, seitdem Russland
vor zwei Jahren die ukrainische Halbinsel
Krim annektierte. „Wir nehmen dies
ernst“, fügte die Sprecherin hinzu. Mit ihren Äußerungen reagierte sie auf einen
Bericht der „Washington Post“ vom Montag, in dem Details solcher Vorfälle dargestellt wurden.
AFP
Mauer im Kopf: Eine Initiative will mehr Gerechtigkeit für Frauen im Job – Seite 9
WIRTSCHAFT
WWW.TAGESSPIEGEL.DE/ WIRTSCHAFT
Dax
28.06.
M-Dax
zum Vortag
9.477,42 + 2,25 %
28.6.
28.06.
(16:45 Uhr)
28.06.
zum Vortag
Tec-Dax
19.333,78 + 2,18 %
28.6.
28.06.
zum Vortag
Dow Jones
1.557,07 + 2,38 %
28.06.
zum Vortag
Nasdaq
17.311,45 + 1,00 %
28.6.
SEITE 6
28.06.
zum Vortag
4.665,45 + 1,55 %
28.6.
Euro
28.06.
in Dollar
zum Vortag
1,1073 + 0,68 %
28.6.
Rohöl
28.06.
zum Vortag
47,10 + 1,66 %
Dollar je Barrel
28.6.
(US-Leichtöl /WTI)
28.6.
* © Nihon Keizai Shimbun, Inc.
MITTWOCH, 29. JUNI 2016 / NR. 22 802
++ S-Dax 8.578,37 (+ 1,31 %) ++ Euro Stoxx 50 2.769,04 (+ 2,65 %) ++ Nikkei 15.323,14 (+ 0,09 %) ++ Gold 1.312,91 (– 0,84 %) ++ Rex 143,76 (– 0,02 %) ++ Euro-Bund-Future 166,67 (– 0,11 %) ++ Euroleitzins 0,00% ++ Umlaufrendite -0,21 (+ 9,52 %) ++
KURVE des Tages
K+S
18,015
– 2,75%
Kurs vom 28.06.16 (16.34 Uhr)
Veränderung zum Vortag
Schlusskurs Vortag
18,6
18,4
18,2
18,0
17,8
9.00
11.00
Angaben in Euro
13.00
15.00
17.30 Uhr
Tsp/PM
K+S-Aktien gehörten zu den Verlierern im
M-Dax. Der Salz- und Düngerkonzern hatte
dieAnleger zumWochenauftaktmiteiner Gewinnwarnung geschockt, nun kamen negative Analystenkommentare hinzu.
PARKETT Geflüster
Sie war die Ober-Streberin – dabei war
alles nur ein Fake. In Indien ist jetzt eine
17-Jährige festgenommen worden, weil
ihre guten Noten nur durch Schummeln
zustande gekommen sind. Bei einer Nachprüfung für das Abschlussexamen
konnte sie selbst einfachste Fragen nicht
richtig beantworten. So meinte sie etwa,
im Fach Politikwissenschaften lerne man
Kochen. Da hat wohl jemand zu viel USFernsehen geschaut. Die Amerikaner kennen schließlich das Geheimnis des Erfolgs: Fake it till you make it. Nur erwischen lassen darf man sich nicht.
cne
E
F
NACHRICHTEN
Ifo: Flüchtlinge sind positiv für die
Konjunktur in Ostdeutschland
Dresden - Die nach Ostdeutschland gekommenen Flüchtlinge wirken sich nach
einer Prognose des ifo-Instituts günstig
auf die Konjunktur aus. Die Flüchtlingsmigration gebe positive Impulse für die
ohnehin kräftige Binnennachfrage, teilten die Wirtschaftsforscher am Dienstag
in Dresden mit. Das ifo-Institut rechnet
für das laufende Jahr mit einem Anstieg
des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts in Ostdeutschland um 1,7 Prozent,
in Sachsen sogar um 1,8 Prozent. Für das
kommende Jahr wird ein Wachstum von
1,3 Prozent in Ostdeutschland und von
1,5 Prozent in Sachsen vorhergesagt.
Auch bei der Aussicht für 2017 wirken
sich nach den ifo-Berechnungen Migranten günstig für die Konjunktur aus. epd
Steilmann-Insolvenzverwalter
kündigt Schließungen an
Bergkamen - Der Insolvenzverwalter
des Bekleidungsunternehmens Steilmann will bis Ende August den Betrieb in
mehreren Gesellschaften einstellen. Davon seien insgesamt rund 680 Mitarbeiter betroffen, von denen ein Großteil
noch in diesem Monat die Kündigung erhalten werde, teilte ein Sprecher des Insolvenzverwalters am Dienstag mit. Geschlossen werden sollen unter anderem
die Unternehmen Apanage, DC Design &
Concept sowie Kirsten Mode Design in
Gelsenkirchen sowie die Klaus Steilmann
GmbH & Co. Kommanditgesellschaft in
Bergkamen.
dpa
C
TELEFONTARIFE
Volkswagen
hält US-Kunden
schadlos
Autokonzern zahlt in den USA
für Reparaturen, Rückkäufe und Strafen
mehr als 15 Milliarden Dollar
Schwarzer Dienstag für Matthias Müller. Der VW-Chef dankte den Kunden für ihre Geduld. Neun Monate nach Aufdeckung der Diesel-Affäre ist nur ein kleiner Teil des Schadens behoben.
Von Henrik Mortsiefer
Berlin - VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch hatte schon vor einer Woche
bei der Hauptversammlung in Hannover
vor höheren finanziellen Risiken gewarnt, die Volkswagen in den USA drohen könnten. Nichts, so Pötsch, dürfe bis
Dienstag aus den Vergleichsverhandlungen mit den US-Behörden nach außen
dringen. Doch alles Schweigen hat nicht
geholfen. Die Befürchtung des ehemaligen VW-Finanzchefs bewahrheitet sich:
Statt der erwarteten zehn Milliarden Dollar muss VW mehr als 15 Milliarden Dollar zur Behebung des Diesel-Schadens in
den USA zahlen. Verschiedene Medien
und Agenturen hatten am Dienstagmorgen über die Summe berichtet, VW hüllte
sich zunächst weiter in Schweigen. Am
Nachmittag gab es dann Klarheit.
Die Gesamtsumme des Vergleichs mit
der US-Umweltbehörde EPA und den klagenden Besitzern von Diesel-Autos beläuft sich auf 14,733 Milliarden Dollar,
wie den mehrere hundert Seiten umfassenden Unterlagen zu entnehmen ist, die
am Dienstag bei einem Gericht in San
Francisco eingereicht wurden. Dies ist
der teuerste Vergleich, den ein Autohersteller bislang wegen Vergehen in den
USA mit Behörden schließen musste.
Laut US-Justizministerium hat der
Skandal historische Ausmaße. Verbraucher hätten VW vertraut und seien bitter
enttäuscht worden, sagte Vize-Generalbundesanwältin Sally Q. Yates in Washington. „Sie haben über 500000 Amerikaner unwissentlich zu Komplizen gemacht.“ Yates bestätigte den Eingang des
Dokuments bei Gericht in San Francisco.
D
Günstig telefonieren
Uhrzeit
0−7
7−18
18−19
19−24
Vorwahl
01028
01070
01097
01028
01097
01028
01070
01013
Anbieter
Cent/Min.
Sparcall
0,10
Arcor
0,69
01097telecom
1,12
Sparcall
1,68
01097telecom
1,12
Sparcall
1,68
Arcor
0,69
Tele2
0,94
Ferngespräche: Montag − Freitag
0−7
7−8
8−18
18−19
19−24
01028
01070
010052
010012
010052
01094
010052
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01070
01045
Sparcall
Arcor
010052
010012
010052
Star
010052
01045
Arcor
01045
0,10
0,53
0,84
0,87
0,84
1,00
0,84
0,94
0,66
0,94
Vom Festnetz zum Handy: Montag − Freitag
0−24
01045
010011
01045
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2,09
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Stand: 28.06.16 Quelle: www.teltarif.de
AUDI-KLAGE
D
Trotz Abgas-Schummelsoftware wird ein
Audi-Käufer seinen Wagen wohl nicht
zurückgeben können. Das Düsseldorfer
Landgericht beschied dem Kläger am
Dienstag wenig Aussichten auf Erfolg.
Er habe dem Verkäufer keine Frist gesetzt, um den Mangel zu beheben,
sagte Richter Joachim Matz. Außerdem
sei fraglich, ob ein so schwerer Mangel
vorliege, dass eine Rückgabe gerechtfertigt sei. Schließlich könne er seinen
Wagen praktisch ohne Einschränkungen
nutzen. Zudem liege keine arglistige
Täuschung vor: Es sei nicht erkennbar,
dass der Händler, der ihm den Wagen
vor vier Jahren verkauft habe, von den
Manipulationen des Herstellers wusste
(Az.: 6 O 413/15). In anderen Fällen
waren Besitzer von Modellen der
VW-Kernmarke mit Klagen auf Rücknahme ihrer Dieselautos teils erfolgreich gewesen. In Belgien hat vor zwei
Wochen derweil die belgische Verbraucherschutzorganisation Test-Achat eine
Sammelklage wegen des Abgas-Skandals beim Wolfsburger Autobauer angekündigt. Mit der Klage solle VW zu Entschädigungszahlungen gezwungen werden, teilte Test-Achat mit. Bislang habe
sich der Konzern taub gegenüber der
Forderung nach finanzieller Entschädigung seiner belgischen Kunden gestellt. „Belgische Kunden sind genauso
Opfer der Machenschaften bei VW geworden wie Kunden in den USA“, begründet Test-Achat die Klage. Aber nur
die VW-Kunden in den USA seien bislang finanziell entschädigt worden. dpa
wertet. Nun sei die Lage in den USA weniger unsicher, hieß es bei Analysten. Die
VW-Aktie stieg um 3,4 Prozent.
Volkswagen hatte vor neun Monaten
auf Druck der US-Umweltbehörden zugegeben, Abgaswerte mit einer Software
manipuliert zu haben. Am Dienstag lief
die vom Bezirksgericht in San Francisco
gesetzte Frist ab, bis zu der die Kläger
einen mit dem Konzern ausgehandelten
außergerichtlichen Vergleich präsentieren sollten, wie die Manipulation von Dieselabgasen technisch behoben und die
US-Kunden entschädigt werden sollen.
Es wird damit gerechnet, dass VW weitere fünf Milliarden Euro für die Schadensbeseitigung in Europa aufbringen
muss, wo insgesamt 8,5 Millionen Fahrzeuge betroffen sind.
Angesichts der Ungleichbehandlung
von US- und deutschen Kunden fordert
der oberste deutsche Verbraucherschützer ein stärkeres Engagement der Bundesregierung. „Die Bundesregierung ist gefordert, sich konsequent für Verbraucherbelange einzusetzen. Betroffene Kunden
müssen angemessen entschädigt werden“, sagte Klaus Müller, Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen,
dem Tagesspiegel. Strafen und Zahlungen an Geschädigte von bis zu 10000 Dollar seien ein deutliches Zeichen, dass die
USA Abgasbetrügereien nicht tolerierten, betonte Müller. Die hohen Zahlungen in den USA zeigten, dass das Rechtssystem dort Betrügereien und Tricksereien hart bestrafe. „Leider lehnt VW
eine Entschädigung europäischer Verbraucher weiterhin ab“, kritisierte Müller. „Auch in Deutschland haben wir offenkundig Kunden zweiter Klasse.“
Volkswagen hat wiederholt deutlich gemacht – und am Dienstag erneut bekräftigt –, dass eine Entschädigung wie in den
USA in Europa und damit auch in
Deutschland nicht infrage komme. Einige
Anwaltskanzleien haben sich dennoch
zum Ziel gesetzt, auch für betroffene Autobesitzer in Europa Schadenersatz zu erstreiten. Die Erfolgsaussichten sind aber
aufgrund der unterschiedlichen Rechtssysteme ungewiss.
Fraglich ist, ob die Rückstellungen von
mehr als 16 Milliarden Euro, die VW für
Rückrufe, Reparaturen und Rückkäufe
von weltweit elf Millionen Diesel-Fahrzeugen sowie andere Schadenersatzleistungen gebildet hat, ausreichen werden.
Rechtsanwalt Andreas Tilp, der milliardenschwere Klagen institutioneller VWAnleger betreut, glaubt, dass weitere
rund 5,5 Milliarden Euro notwendig
sind, um alle Schäden zu beheben. „Die
bisherigen Rückstellungen der Volkswagen AG für die „Dieselthematik“ reichen
nicht aus“, teilte Tilp am Dienstag mit.
Analysten rechnen mit einem Gesamtschaden für Volkswagen in Höhe von
rund 30 Milliarden Euro.
Nachbesserungsbedarf bei den Rückstellungen sieht Volkswagen indes nicht:
Der erzielte Vergleich in den USA bewege sich im Rahmen der bereits veröffentlichten Rückstellungen und sonstigen finanziellen Verpflichtungen, erklärte Finanzvorstand Frank Witter am
Dienstag. „Wir sind in der Lage, die Konsequenzen zu beherrschen.“ Der angestrebte Vergleich mit US-Behörden und
-Klägern bedeute aber eine „sehr erhebliche Bürde für das Geschäft“, räumte Witter ein.
mit hej, dpa, rtr
Der neue Mindestlohn: 8,84 Euro
Preiswert anrufen mit Call-by-Call
Ortsgespräche: Montag − Freitag
Danach sind gut zehn der 14,7 Milliarden Dollar für den Rückkauf oder Leasingrücknahmen von fast einer halben Million
manipulierter VW-Dieselautos mit 2,0-Liter-Motoren vorgesehen. Dabei handelt
essichallerdings umeine Obergrenze:Lassen Volkswagen-Kunden ihren Diesel reparieren, bekommen sie von Volkswagen
zwischen 5100 und 10 000 Dollar Schadenersatz. Zudem
hat sich Volkswagen
nach eigenen AngaVW-Chef
ben mit mindestens
Müller:
44 Bundesstaaten
Es bleibt viel auf einen separaten
Vergleich geeinigt,
zu tun, um
der den Konzern
603 Millionen DolVertrauen
lar kosten wird. Dader Kunden
mit werden Verbrauzu gewinnen cherschutzklagen
vermieden, wie VW
mitteilte. 2,7 Milliarden Dollar bringt der Konzern in den kommenden drei Jahren für Zahlungen in einen Umweltfonds auf sowie Investitionen
in Null-Emissions- Fahrzeuge in den kommenden zehn Jahren.
„Wir wissen das konstruktive Zusammenwirken aller Beteiligten zu schätzen
und sind unseren Kunden sehr dankbar
für ihre Geduld auch im weiteren Verlauf
dieses Verfahrens“, teilte VW-Chef Matthias Müller mit. Man sei sich bewusst,
dass Volkswagen noch viel tun müsse,
„um das Vertrauen der Menschen in Amerika zurückzugewinnen“.
An der Börse wurde der Vergleich, der
noch nicht rechtskräftig ist, solange der
zuständige US-Richter Charles Breyer
dem Entwurf nicht zustimmt, positiv ge-
Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Statt 8,50 Euro bekommen Geringverdiener ab dem nächsten Jahr 34 Cent mehr in der Stunde. Nicht alle sind damit zufrieden
Berlin - Ab dem nächsten Jahr bekommen deutsche Arbeitnehmer einen höheren gesetzlichen Mindestlohn. Die Lohnuntergrenze soll Anfang 2017 von derzeit 8,50 Euro auf 8,84 Euro pro Stunde
steigen – was für jemanden mit einer Vollzeitstelle gut 55 Euro mehr im Monat ist.
Die Erhöhung legte die Mindestlohnkommission von Arbeitgebern und Arbeitnehmern am Dienstag einstimmig fest.
Der Mindestlohn war eine zentrale sozialpolitische Neuerung der schwarz-roten Koalition und gilt seit eineinhalb Jahren. Neben dem Vorsitzenden Jan Zilius
gehören der Kommission je drei Vertreter der Gewerkschaften und der Arbeitgeber sowie zwei beratende Wissenschaftler an. Im Kern orientiert sich die Kommission am Tarifindex – der Steigerung
des durchschnittlichen tariflichen Stundenlohns. Die Abschlüsse, die in den letzten eineinhalb Jahren wirksam wurden,
machen ein Plus von 3,2 Prozent aus, womit der Mindestlohn auf exakt 8,77 Euro
gestiegen wäre. Das Gremium hatte aber
einen eigenen Entscheidungsspielraum.
In ihrem Beschluss berücksichtigte die
Kommission den jüngsten Tarifabschluss
für den öffentlichen Dienst. Die Gewerkschaften scheiterten allerdings an der Forderung, auch den jüngsten Tarifabschluss für die Metall- und Elektrobranche miteinzubeziehen. Dann hätte der
künftige Mindestlohn bei 8,87 Euro gelegen. Kommissionsmitglied und DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell meinte
trotzdem: „Aus unserer Sicht ist das Glas
etwas voller als halbleer.“
Der Mindestlohn gilt für alle volljährigen Arbeitnehmer. Mit Ausnahme von
Azubis, Menschen mit einem Pflichtpraktikum oder einem Praktikum unter drei
Monaten, und Langzeitarbeitslosen nach
einer Arbeitsaufnahme in den ersten
sechs Monaten. Vor der gesetzlichen Einführung hatten Unternehmer und Wirtschaftsexperten vor dem Verlust vieler
Arbeitsplätze gewarnt. Das sei zwar ausgeblieben – aber die Kommission räumte
ein, noch immer nicht genügend Kennt-
nisse über die Wirkung des Mindestlohns
zu haben. Zudem hieß es: „In den Beratungen wurden einzelne Aspekte des Berichts kontrovers diskutiert.“ Weit gingen auch die Reaktionen auseinander:
34 Cent mehr. Von
der ersten Mindestlohn-Erhöhung sollen
rund vier Millionen Geringverdiener profitieren. Allerdings umgehen einige Arbeitgeber
noch immer die Lohnuntergrenze. Foto: dpa
Auf der einen Seite wurden noch höhere
Personalkosten, mehr Bürokratie und
schwindende Chancen für Langzeitarbeitslosen genannt. Auf der anderen
Seite wurde der Beschluss als unzurei-
chend bezeichnet. „Der Mindestlohn
muss deutlich erhöht werden“, sagte
VdK-Präsidentin Ulrike Mascher. Er
müsse garantieren, dass Beschäftigte von
ihrem Einkommen leben und für das Alter vorsorgen könnten. Verdi-Chef Frank
Bsirske bedauert, dass der Mindestlohn
in den nächsten zwei Jahren nicht die
Neun-Euro-Marke erreichen wird. Damit
bleibe er „deutlich hinter denen der westeuropäischen Nachbarländer zurück“.
Was Ökonomen zudem beschäftigt,
sind mögliche Auswirkungen für die Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen.
Ifo-Präsident Clemens Fuest hätte es in
diesem Zusammenhang für angemessen
gehalten, den Mindestlohn vorerst nicht
zu erhöhen. DIW-Präsident Marcel Fratzscher glaubt zwar, dass die große Mehrheit der Unternehmen die Erhöhung des
Mindestlohns verkraften könne, ohne
viele Arbeitsplätze abbauen zu müssen.
Sagt aber auch: „Viele derFlüchtlinge werden mit niedrigen Löhnen in den Arbeitsmarkt einsteigen.“
Marie Rövekamp
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Immer mehr
Milchbauern
geben auf
Wiesbaden - Wegen geringer Ertragsaussichten geben immer mehr kleine Milchbauern in Deutschland die Viehhaltung
auf. Die Zahl der Betriebe mit Milchkühen war Anfang Mai um 4,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert gesunken,
teilte das Statistische Bundesamt am
Dienstag mit. Zum Stichtag besaßen
noch 71 302 Betriebe Milchkühe. Das
waren 3460 Betriebe weniger als 2015.
Die Zahl der Milchkühe sank hingegen im
selben Zeitraum nur um 0,3 Prozent auf
4,27 Millionen Tiere. Allgemein sind die
Zahlen der Rinder und Schweine zurückgegangen. Rund 12,56 Millionen Rinder
und gut 27 Millionen Schweine standen
im Mai in den Ställen und auf den Weiden. Das waren 0,7 Prozent respektive
3,7 Prozent weniger als 2015.
dpa
Fresenius-Chef
lenkt künftig
Nestlé
Wie das Referendum die Geschäfte durcheinanderwirbelt
Soros kann es nicht lassen
präsentiert
START-UP des Tages
NR. 22 802 / MITTWOCH, 29. JUNI 2016
Der Star-Investor hatte auf einen Brexit gesetzt – und über Umwege damit Millionen gewonnen
Von Rolf Obertreis
Frankfurt am Main - Es war das Jahr
1992, als aus dem „Investor George Soros“ der „Star-Investor George Soros“
wurde. Damals hatte der heute 86-jährige Amerikaner ungarischer Herkunft gegen das britische Pfund und die Bank of
England gewettet, eine Milliarde Dollar
Gewinn eingefahren und schließlich bewirkt, dass sich die britische Währung
aus dem Europäischen Währungssystem
(EWS) verabschieden musste. Jetzt hat
Soros wieder Geld mit den Briten verdient – auch über den Umweg Frankfurt
am Main. Wieder hat er gewonnen.
Neue Regeln haben ihm das Geschäft
gleichwohl ein wenig erschwert. Bereits
seit Ende 2012 kann man große Wetten
auf die Kurse von Aktien nicht mehr im
Dunkeln laufen lassen. Seitdem müssen
hierzulande Leerverkäufe deutscher Aktien ab einem Volumen von 0,5 Prozent
des ausgegebenen Kapitals im Bundesanzeiger veröffentlicht werden. Am Freitag
teilte die Soros Fund Management mit,
dass sie eine Leerverkaufsposition von
0,51 Prozent am Kapital der Deutschen
Bank halte. Mit anderen Worten: Soros
hat mit 100 Millionen Euro darauf gewettet, dass die Aktie der Bank nach dem Brexit-Votum abstürzt. Rund sieben Millionen Aktien der Deutschen Bank hat er
sich geliehen und danach mit Gewinn verkauft. Beobachter schätzen den Gewinn
auf mindestens zehn Millionen Euro.
Dem Investor, von dem Soros die Aktien geliehen hatte, muss er sie wieder zu
einem bestimmten Termin zurückgeben.
Zwar ist eine Leihgebühr fällig. Aber Soros kann sich die Aktien nach dem dramatischen Kursverfall wegen des Brexits erheblich günstiger wieder kaufen. Am 23.
Juni kostete das Papier 15,60 Euro, einen
Tag später waren es nur 13,40 Euro, am
Montag dann sogar nur noch 12,50 Euro
– ein Minus von rund 20 Prozent. Für sieben Millionen Deutsche-Bank-Aktien
mussten am Donnerstag, bevor das Ergebnis der Brexit-Abstimmung bekannt war,
rund 109 Millionen Euro auf den Tisch
gelegt werden, am Montag aber nur noch
gut 87 Millionen. Das entspricht sogar einem Brutto-Gewinn von 22 Millionen
Euro. Ein Sprecher Soros’ bestätigte lediglich, dass dieser von den Entwicklungen
an den Finanzmärkten nach der Bre-
Goldenes Händchen. Investor Soros könnte mit Wetten auf die Deutsche Bank und den Goldpreis viel Geld verdient haben.
xit-Entscheidung profitiert habe. Großinvestoren und Hedgefonds scheinen es
zwar vor allem auf Banken abgesehen zu
haben, aber nicht nur: Der Londoner Hedgefonds Marshall Wace meldete ebenfalls
Leerverkäufe im Volumen von 0,5 Prozent bei der Deutschen Bank. Er ging
aber auch eine Wette mit der Lufthansa-Aktie ein. Dort ging der Hedgefonds vor der Brexit-Entscheidung laut
Bundesanzeiger eine Leerverkaufsposition sogar von 2,44 Prozent der ausgegebenen Aktien ein. Das sind rund zwölf
Millionen Papiere. Am Donnerstag waren die bei einem Kurs von zwölf Euro
noch 144 Millionen Euro wert, am Montag bei 10,15 Euro nur noch rund 122
Millionen Euro.
Bei Covestro ging Marshall Wace eine
Wette im Volumen von 0,8 Prozent der
ausgegebenen Aktien ein, was 16 Millionen Stück entspricht. Hier rutschte der
Kurs von Donnerstag bis Montag um
rund zehn Prozent ab.
Ob Soros und andere Investoren auch
an Wetten vor allem gegen das britische
Pfund verdient haben, ist derzeit unklar.
Wahrscheinlich ist es. Ein Sprecher von
Soros bestritt am Wochenende aber solche Investments. „George Soros hat nicht
gegen Sterling spekuliert, während er für
den Verbleib Britanniens in der EU gestritten hat.“ Er habe sogar auf die britische Währung gesetzt. Das Pfund hat
nach der Brexit-Entscheidung dramatisch an Wert verloren und ist zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit 31 Jahren abgerutscht. Soros soll aber auch auf
den Goldpreis gewettet haben.
Die Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin hat die Entwicklung an den Börsen
und speziell auch bei den Banken seit Tagen im Blick. Hedgefonds könnten die
Banken sicher weiter im Auge haben. Ob
Foto: Reuters
sie die Institute aber langfristig attackieren, sei reine Spekulation, sagte Bafin-Präsident Felix Hufeld. Der Kurssturz
bei Bank-Aktien allein sei noch kein Problem. Es werde erst kritisch, wenn dies
auf das Geschäftsmodell durchschlage,
das Rating beeinträchtige oder die Refinanzierung verteuere. Erst das könne die
Stabilität der Institute gefährden. „Wenn
es mit dem Kurs mal zehn Prozent runter- und am nächsten Tag wieder acht Prozent hochgeht, ist das kein Problem“.
Nach Angaben von Hufeld hat das Risikomanagement bei Versicherungen, Börsen
und Banken in den letzten Tagen funktioniert. Auch die Liquidität sei sichergestellt. Auch beim größten deutschen
Geldhaus sieht Hufeld eine stabile Lage,
die Attacken von Soros und anderen betrachtet er gelassen. „Die Deutsche Bank
ist sicher. Daran hat sich durch den Brexit nichts geändert“.
Das Brexit-Votum schmerzt noch
Die Märkte erholen sich zwar von den extremen Kursstürzen. Doch es zeigen sich neue Risiken
London/Frankfurt/Berlin - Unternehmen und Märkte verarbeiten den Schock
des britischen Referendums von Donnerstag. „Wir steuern auf ein Desaster zu. Ich
glaube nicht, dass die Bürger schon begriffen haben, was für einen Schlamassel
ihr Votum auslösen wird“, sagte der englische Milliardär Richard Branson, Gründer der Virgin-Gruppe, am Dienstag im
britischen Fernsehen. Seine Fluggesellschaft habe nach dem Referendum bereits einen „sehr großen“ Deal abgesagt,
der etwa 3000 Arbeitsplätze geschaffen
hätte. Virgin habe seit der Entscheidung
ein Drittel an Wert eingebüßt. Tausende
und Abertausende Stellen würden dadurch verloren gehen. Salz in die Wunden der Briten streute der Ire Michael
O’Leary, Chef der Billigfluglinie Ryanair.
Es sei „höchst unwahrscheinlich“ dass im
kommenden Jahr auch nur eines seiner
50 neuen Flugzeuge in Großbritannien
stationiert werde. „Wir werden all unser
Wachstum in die Europäische Union umleiten“, drohte O’Leary.
Die Rating-Agenturen Fitch und S&P
beließen es derweil nicht bei Drohungen,
sondern entzogen dem Land bereits die
Top-Bonitätsnoten. Das treibt üblicherweise die Finanzierungskosten für den
Staat und dort tätige Unternehmen in die
Höhe. Diesmal freilich blieben die Folgen
begrenzt. Die Rendite für zehnjährige britische Anleihen steigen am Dienstag
zwar auf 0,986 Prozent, blieben aber in
Reichweite des Rekordtiefs von 0,933
Prozent. Grund für die verhaltene Reaktion der Anleger dürften Spekulationen
auf Zinssenkungen durch die Bank of England gewesen seien. In diesem Fall wären
neue Anleihen noch niedriger verzinst
als die aktuellen. Ein weiterer Grund:
Nach den brutalen Kursstürzen – das Britische Pfund notierte am Montag noch
auf dem tiefsten Stand seit 31 Jahren –
war das Marktumfeld am Dienstag insgesamt freundlicher. Fast alle Indizes legten
wieder zu. Die Analysten von Fitch teilten mit, sie würden aber mittelfristig
Rückschläge auch für andere europäische Volkswirtschaften erwarten und
nannten jene Länder, die enge Beziehungen zu Großbritannien pflegen: Irland,
Malta, Belgien, die Niederlande, Zypern
und Luxemburg zum Beispiel.
Der Brexit war auch das große Thema
auf der Notenbankerkonferenz im portugiesischen Sintra. EZB-Präsident Mario
Draghi rief die Notenbanken der Welt zu
einer besseren Zusammenarbeit auf. Alle
würden davon profitieren, wenn sich die
Zentralbanken besser absprechen würden. Eine formal geregelte Zusammenarbeit sei vielleicht gar nicht nötig - aber
alle könnten von einer gemeinsamen Abstimmung profitieren.
dpa/rtr/kph
GEPLANTE FUSION
D
Bafin gegen London als
Sitz der Riesen-Börse
Die Finanzaufsicht Bafin ist gegen London als Sitz der geplanten europäischen Superbörse aus Deutscher Börse
und der Londoner LSE. „Es ist schwer
vorstellbar, dass der wichtigste Börsenplatz im Euroraum von einem Standort
außerhalb der EU gesteuert wird“,
sagte Bafin-Präsident Felix Hufeld am
Dienstag. Deutsche Börse und LSE planen ein Gemeinschaftsunternehmen,
dessen Dachgesellschaft ihren rechtlichen Sitz in London haben soll. Das Tagesgeschäft soll wie bisher von den beiden Zentralen in Eschborn bei Frankfurt
sowie London gesteuert werden.
dpa
Vevey - Der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé bekommt einen neuen Chef
aus Deutschland. Ab dem 1. Januar 2017
übernimmt der bisherige Vorstandsvorsitzende des Gesundheitskonzerns Fresenius, Ulf Schneider, den Posten. Er folgt
auf Paul Bulcke, der den Vorsitz des Verwaltungsrats von Nestlé übernehmen
soll. Um einen reibungslosen Übergang
zu gewährleisten, fange Schneider schon
am 1. September bei Nestlé an, teilte das
Unternehmen am Montag mit.
Vorgänger Bulcke wiederum soll auf
der Hauptversammlung im April 2017 in
sein neues Amt gewählt werden. Er
beerbt Peter Brabeck-Letmathe, der sich
laut Nestlé nicht erneut zur Wahl stellt.
Der 50-jährige Schneider hatte erst am
Wochenende sein Ausscheiden bei Fresenius bekannt gegeben. Er hatte die Geschicke des Gesundheits-Spezialisten
mehr als 13 Jahre gelenkt und das Geschäft dabei deutlich ausgebaut.
So trieb Schneider die Übernahme einer Reihe von Kliniken des Krankenhauskonzerns Rhön-Klinikum voran. Schneider bringe eine ganze Reihe von Fähigkeiten mit, die die Kultur von Nestlé ausgezeichnet ergänzten, sagte sein Vorgänger
Bulcke. Schneider soll auch in den Verwaltungsrat von Nestlé einziehen. Der
Wechsel an der Spitze von Nestlé war erwartet worden und auch die Nachfolge
von Bulcke für Brabeck-Letmathe galt als
sicher. Als mögliche Kandidaten für den
freiwerdenden Chefposten wurden hingegen vor allem konzerninterne Lösungen
gehandelt.
dpa
Windows 10:
Entschädigung
für Update
Seattle - Microsoft entschädigt erstmals
eine Nutzerin für ein sogenanntes
Zwangsupdate auf das neue Betriebssystem Windows 10. Wie die „Seattle Times“ online berichtete, war der Software-Konzern zunächst gegen ein Urteil
in Berufung gegangen, einigte sich dann
jedoch mit der betroffenen Anwenderin
Teri Goldstein aus Kalifornien auf eine
Zahlung von 10 000 Dollar.
Die Frau aus Sausalito hat demnach
glaubhaft machen können, dass das Upgrade auf das neue Betriebssystem auf ihrem Rechner fehlerhaft war und ihren
Rechner für Tage unbrauchbar gemacht
habe. „Ich habe nie von Windows 10 gehört“, erklärte sie. „Niemand hat mich gefragt, ob ich ein Update möchte.“ Der
Rechtsstreit ist dem Bericht zufolge bereits vergangenen Monat beigelegt worden. Microsoft betonte, dass die Zahlung
kein Schuldeingeständnis sei. Das Unternehmen habe nur Kosten für einen weiteren Rechtsstreit vermeiden wollen, sagte
eine Sprecherin der Zeitung.
Auch in Deutschland hatten sich vielfach Nutzer über ein automatisches Update auf Windows 10 beschwert. Verbraucherschützer störten sich daran, dass Microsoft ein bis zu sechs Gigabyte großes
Installationspaket auf der Festplatte ablege – ohne das Wissen und die Zustimmung der Nutzer. Bis Ende Juli bietet Microsoft das System für Nutzer von Windows 7 und höher bei einem Upgrade
noch kostenlos an, danach soll die Software allerdings umgerechnet rund
100 Dollar kosten.
dpa
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MITTWOCH, 29. JUNI 2016 / NR. 22 802
„Geschlechterklischees sind tief verankert“
Ministerin von der Leyen unterstützt die Initiative „Chefsache“. Sie setzt sich für die Chancengleichheit von Frauen und Männern ein
Von Marie Rövekamp
BERLINER WIRTSCHAFT
Berlin - Als sie Familienministerin
wurde, wollten Journalisten ständig wissen, wie sie das denn schaffen wolle, mit
sieben Kindern. Im Amt der Verteidigungsministerin sollte sie acht Jahre später erklären, was es für ein Gefühl sei,
wenn ein Mann vor einer Frau strammstehen müsse. Ursula von der Leyen lacht
kurz beim Erzählen der Anekdoten.
Nicht, weil es sie amüsiert, sondern weil
sie so exemplarisch sei. „Geschlechterklischees sind in den Köpfen noch immer
tief verankert.“
Ihren Impulsvortrag hielt die Bundesministerin am Montagnachmittag beim
Jahrestreffen der Initiative „Chefsache“.
Elf Firmen, soziale Institutionen und das
Verteidigungsministerium hatten sich im
Juli 2015 zu einem Netzwerk zusammengeschlossen. Ihre Motivation: die Chancengleichheit von Männern und Frauen.
Im ersten Jahr wurden Veranstaltungen
organisiert, Best-Practice-Beispiele gesammelt, Broschüren und Magazine erstellt. Inzwischen engagieren sich 14 Mitglieder bei der Initiative. Hinzugekommen sind der Energieversorger EnBW,
Tüv Rheinland und die Lufthansa.
Was die Initiative vor allem verändern
will, sind Denkmuster – und zwar unbewusste („unconscious bias“). Viele bringen Frauen nach wie vor mit Familie und
Männer mit Karriere in Verbindung.
Ohne es immer zu merken. Damit es in
der Arbeitswelt zu weniger Diskriminierung kommt, stellt Siemens-Personalchefin Janina Kugel Bewerbungen mit Fotos
generell infrage. Der erste Eindruck
könne Personalentscheidungen beeinflus-
sen. „Negativ betroffen sind möglicherweise junge Männer mit Piercings, Ältere
oder Bewerber mit Migrationshintergrund“, meinte sie. In manchen Staaten
wie Kanada sind Fotos in Bewerbungen
schon jetzt verboten. In Europa bewege
man sich bei dem Thema hingegen „nicht
ganz so schnell“, sagte Kugel vor ein paar
Tagen. An die Adresse potenzieller Siemens-Bewerber appellierte sie: „Bewer-
Talanx
Wacker Chemie
Zalando
So war der Tag
Erholung
N
ach dem massiven Kurseinbruch infolge des Brexit-Votums hat sich der
Dax am Dienstag erholt. Bis zum
Nachmittag baute der deutsche
Leitindex seinen Zuwachs auf
3,1 Prozent auf 9551 Punkte
aus. An den beiden vorangegangenen Handelstagen hatte er fast
1000 Punkte eingebüßt und den
tiefsten Stand seit Februar markiert. Der M-Dax der mittelgroßen deutschen Werte erholte
sich am Dienstag um 2,5 Prozent auf 19 395 Punkte, und der
Tec-Dax gewann 2,5 Prozent auf
1559 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
ging es sogar um knapp 3,5 Prozent nach oben.
Zu den Favoriten der Anleger
gehörten einige Finanztitel, die
mit dem Brexit besonders heftig
unter die Räder gekommen wa-
GEWINNER
1 Jenoptik
Kurs
absolut
13,89
+ 0,71
%
+ 5,35
RWE St.
Morphosys
EVOTEC
Dt. Pfandbriefbank
Hugo Boss NA
Zalando
Steinhoff Intern.
Deutsche Börse
Xing NA
12,76
34,96
3,66
8,88
48,79
24,03
4,81
73,50
165,10
+ 0,63
+ 1,71
+ 0,18
+ 0,42
+ 2,07
+ 0,99
+ 0,19
+ 2,87
+ 6,40
+ 5,15
+ 5,14
+ 5,08
+ 4,90
+ 4,42
+ 4,30
+ 4,14
+ 4,06
+ 4,03
ren. So erholten sich Deutsche
Bank und Allianz deutlich.
Am Rentenmarkt stieg die
durchschnittliche Verzinsung
deutscher Bundesanleihen von
minus 0,23 Prozent am Vortag
auf aktuell minus 0,21 Prozent.
Am Montag war sie auf ein Rekordtief gefallen. Der Rentenindex Rex fiel um 0,02 Prozent auf
143,75 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,21 Prozent auf
166,51 Punkte. Der Kurs des
Euro fiel: Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1073 (Montag:
1,0998) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9031
(0,9093) Euro.
Tsp
16:40 Uhr Veränd. % 12 Monate
28.06. z. Vortag Hoch/Tief
– 1,20
+ 2,61
+ 5,57
– 1,47
– 0,30
+ 0,79
± 0,00
+ 3,61
+ 2,23
+ 4,75
+ 4,71
– 1,85
+ 2,67
– 2,12
+ 1,00
– 1,69
+ 0,89
+ 0,46
+ 3,98
± 0,00
– 0,41
– 1,51
+ 1,43
– 2,57
– 6,31
+ 6,08
– 1,21
+ 2,11
+ 4,65
– 2,22
+ 12,55
+ 1,01
– 1,35
– 1,45
+ 2,72
– 2,50
– 2,85
+ 0,46
–
– 3,56
+ 22,22
+ 4,79
+ 0,97
± 0,00
– 6,59
– 8,54
± 0,00
2,56/1,01
5,64/2,56
1,19/0,61
3,38/1,42
5,36/0,43
55,69/42,07
23,50/12,86
8,11/6,77
3,55/1,55
0,89/0,54
1,21/0,88
3,33/1,97
1,57/0,99
6,92/2,41
3,60/0,92
14,86/10,58
24,28/17,12
25,10/8,67
6,76/1,75
37,48/32,90
12,59/9,00
4,85/3,58
79,07/50,22
5,46/4,03
5,64/0,80
94,21/24,66
4,63/2,84
6,56/4,38
2,16/1,18
31,65/18,70
5,41/2,28
2,69/1,95
8,25/2,30
1,14/0,55
14,69/10,61
1,53/1,11
40,85/16,72
3,89/3,15
11,19/4,90
9,88/7,08
0,23/0,10
2,63/1,22
4,59/3,12
2,50/0,68
3,07/1,64
5500/3600
4000/2900
Div.
–
–
–
–
–
1,80
–
0,40
–
–
–
–
–
–
–
0,70
0,60
–
–
1,45
–
0,12
1,40
0,30
–
–
–
–
–
0,57
–
0,12
–
–
0,21
–
–
0,16
–
–
–
–
–
–
–
–
–
+ 1,84
+ 1,74
+ 4,30
30,60/23,59
95,12/58,20
36,63/22,81
1,30
2,00
–
1 Salzgitter
Kurs
absolut
23,51
– 0,88
16:40 Uhr Veränd. % 12 Monate
28.06. z. Vortag Hoch/Tief
%
– 3,59
28.6.
K+S NA
Siltronic
STRATEC Biomed.
Kion Group
Henkel Vz.
Vonovia
DMG Mori
CTS Eventim
RTL Group
17,96
14,17
51,30
43,06
105,60
32,17
42,00
27,88
74,33
– 0,57
– 0,32
– 0,85
– 0,41
– 0,25
– 0,08
± 0,00
+ 0,09
+ 0,25
16:40 Uhr Veränd. % 12 Monate
28.06. z. Vortag Hoch/Tief
Aareal Bank
27,59
Airbus Group (NL)
51,19
Alstria Office
11,85
Aurubis
40,61
Axel Springer SE
47,05
Bilfinger
26,10
Brenntag NA
41,81
Covestro
38,12
CTS Eventim
27,88
DMG Mori
42,00
Dt. EuroShop NA
40,47
Dt. Pfandbriefbank
8,88
Dt. Wohnen Inh.
30,10
Dürr
64,87
Evonik Ind.
25,66
Fielmann
63,01
Fraport
46,03
Fuchs Petrolub Vz.
34,38
GEA Group
40,35
Gerresheimer
67,31
Hann. Rückvers. NA
91,22
Hella
29,53
Hochtief
109,85
Hugo Boss NA
48,79
Jungheinrich
27,12
K+S NA
17,96
Kion Group
43,06
Krones
93,86
Kuka
106,85
Lanxess
38,33
LEG Immobilien
81,54
Leoni
25,18
Metro St.
26,82
MTU Aero Engines
82,19
Norma Group
42,50
Osram Licht
43,53
Rheinmetall
53,22
Rhön-Klinikum
25,65
RTL Group (LU)
74,33
23,51
Salzgitter
Schaeffler
12,07
Stada Arznei vNA
43,95
Steinhoff Intern. (NL)
4,81
Ströer SE & Co.
41,00
Südzucker
18,98
Symrise
57,90
TAG Immob.
11,69
+ 0,71
+ 2,57
+ 1,85
+ 1,22
+ 0,79
+ 1,32
+ 1,49
+ 2,29
+ 0,32
± 0,00
+ 2,57
+ 4,90
+ 2,12
+ 2,97
+ 1,91
+ 0,82
+ 1,71
+ 3,29
+ 2,23
+ 3,00
+ 2,08
+ 3,31
+ 2,52
+ 4,42
+ 0,69
– 3,05
– 0,94
+ 1,34
+ 0,52
+ 1,12
+ 2,33
+ 0,62
+ 2,04
+ 1,75
+ 1,12
+ 1,86
+ 1,29
+ 2,21
+ 0,34
– 3,59
+ 3,61
+ 3,96
+ 4,14
+ 2,41
+ 2,98
+ 3,63
+ 2,82
+ 0,92 12,04/6,90
–
+ 1,46
7,74/2,91
–
+ 2,31 103,00/68,50 1,40
+ 3,05 52,99/28,60 0,50
+ 1,59 35,19/22,19 0,38
+ 3,16 40,26/24,49 0,35
+ 1,97 53,85/23,21
–
+ 2,39 99,44/51,12 0,19
+ 2,33 49,60/32,60 1,75
+ 5,08
4,31/2,86
–
+ 1,01 33,11/22,20 1,55
+ 0,99 32,70/16,73 0,30
+ 5,35 15,31/10,47 0,22
+ 5,14 76,96/32,90
–
+ 2,21 54,25/26,82 0,50
+ 3,54 33,90/20,70
–
+ 2,86 115,65/75,28 3,20
+ 2,23 26,05/17,76
–
+ 2,15 16,94/8,00 0,16
+ 3,95 65,78/39,00 0,38
– 2,21 36,72/12,18
–
+ 1,24 26,27/13,32
–
+ 2,28 56,01/19,75 0,14
+ 1,03 36,70/22,80 0,55
– 1,63 62,85/41,00 0,75
+ 2,11
9,95/4,76
–
+ 1,30
5,99/3,52
0,24
+ 3,42 51,94/35,50 0,70
+ 2,04 48,96/29,40 0,14
+ 4,03 200,00/135,80 2,53
S-DAX
VERLIERER
28.06. (16:40 Uhr)
7,37
5,27
93,09
43,99
33,58
35,25
26,45
54,46
35,36
3,66
22,57
17,78
13,89
34,96
48,24
24,89
82,78
18,60
8,32
61,81
14,17
22,06
44,79
29,01
51,30
6,43
3,65
37,02
38,51
165,10
Div.
Am Dienstag sind drei Berliner Betriebe
für ihr vorbildliches Engagement bei der
Vereinbarkeit von Familie und Beruf
ausgezeichnet worden. Die Jury
berücksichtigte familienbewusste
Arbeitszeiten und Angebote für die Betreuung von Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen. Ein Augenmerk lag
auch darauf, ob speziell Väter angesprochen und erreicht werden. „ Wenn
die Work-Life-Balance stimmt, steigt
nicht nur die Freude am Job. Die Mitarbeiter sind produktiver, fehlen seltener
und bleiben länger“, sagte Melanie
Bähr, Stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der IHK Berlin. Der Landeswettbewerb „Unternehmen für Familie – Berlin 2016“ fand in diesem Jahr zum vierten Mal statt. Von den 24 Bewerbern
wurden die ekon Haus- und
Vermögensverwaltung (Kategorie drei
bis 20 Beschäftigte), die Projektron
GmbH (Kategorie 21 bis 250 Beschäftigte) und der Deutsche Rentenversicherung Bund (Kategorie ab
250 Beschäftigte) prämiert. Der Geschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB),
Alexander Schirp, meinte: „Gerade im
Zuge des fortschreitenden digitalen und
demografischen Wandels wird es für
Unternehmen immer existenzieller, gute
Fachkräfte zu finden und langfristig zu
binden.“
röv
Foto: Fotolia
Um seine eigenen Vorurteile zu reflektieren, stellt die Initiative einen Test und
ein Training auf ihrer Internetseite zur
Verfügung. Damit jeder sehen kann, in
welchen Situationen er sich indirekt von
Rollenbildern und Klischees leiten lässt.
Im Oktober ist im Bundeskanzleramt
eine Konferenz des Netzwerks geplant,
zu der Angela Merkel einlädt. Sie ist
Schirmherrin der Initiative.
DAX 30 (Xetra-Handel)
28.06.
Adidas NA
Allianz SE vNA ◊
BASF NA ◊
Bayer NA ◊
Beiersdorf
BMW St. ◊
Commerzbank
Continental
Daimler NA ◊
Deutsche Bank NA ◊
Deutsche Börse
Deutsche Post NA ◊
Deutsche Telekom NA ◊
E.ON SE ◊
Fresenius Med. Care St.
Fresenius SE&Co ◊
HeidelbergCement
Henkel Vz.
Infineon NA
Linde
Lufthansa vNA
Merck
Münchener Rück vNA ◊
ProSiebenSat.1
RWE St.
SAP SE ◊
Siemens NA ◊
ThyssenKrupp
Volkswagen Vz. ◊
Vonovia
16:40 Uhr
123,00
124,35
66,12
88,63
80,43
66,13
5,99
170,25
53,82
12,80
73,50
24,34
14,44
8,43
76,07
63,27
67,77
105,60
12,67
123,15
10,43
88,09
145,40
38,38
12,76
66,36
89,52
17,60
108,15
32,17
Veränderung %
zum Vortag
2,71 WWWWWWWW
3,50 WWWWWWWWWW
1,43 WWWWW
1,90 WWWWWW
1,68 WWWWWW
0,70 WWW
1,94 WWWWWW
2,19 WWWWWWW
0,84 WWW
2,03 WWWWWWW
4,06 WWWWWWWWWWWW
2,83 WWWWWWWWW
3,33 WWWWWWWWWW
2,36 WWWWWWW
3,60 WWWWWWWWWWW
2,15 WWWWWWW
2,73 WWWWWWWW
WW -0,24
2,55 WWWWWWWW
1,53 WWWWW
3,73 WWWWWWWWWWW
2,62 WWWWWWWW
1,15 WWWW
1,00 WWWW
5,15 WWWWWWWWWWWWWWW
1,78 WWWWWW
2,44 WWWWWWWW
3,50 WWWWWWWWWWW
1,93 WWWWWW
WW -0,23
KGV
Div.
2016 Rendite
30,37 1,30
8,43 5,87
16,53 4,39
15,55 2,82
26,81 0,87
6,82 4,84
5,99 3,34
11,27 2,20
6,19 6,04
31,99
–
16,33 3,06
12,81 3,49
19,25 3,81
11,23 5,93
18,55 1,05
21,82 0,87
13,83 1,92
21,33 1,39
19,80 1,58
17,59 2,80
3,59 4,80
24,81 1,19
8,43 5,67
15,66 4,17
12,38
–
20,11 1,73
13,99 3,91
16,00 0,85
5,85 0,16
15,32 2,92
Div.
1,60
7,30
2,90
2,50
0,70
3,20
0,20
3,75
3,25
–
2,25
0,85
0,55
0,50
0,80
0,55
1,30
1,47
0,20
3,45
0,50
1,05
8,25
1,60
–
1,15
3,50
0,15
0,17
0,94
Hoch
124,75
170,00
85,87
138,00
89,54
104,85
12,30
231,90
86,59
32,31
87,41
29,10
17,57
12,69
83,17
70,00
79,99
113,05
14,20
182,55
15,41
98,82
193,65
50,95
20,58
75,75
100,90
25,13
218,60
33,10
12 Monate
Range
Tief
62,51
119,05
56,01
83,45
67,92
65,01
5,76
165,85
52,00
12,07
69,80
19,55
13,39
7,08
63,10
52,39
58,17
87,17
8,32
113,50
9,90
70,68
142,80
37,00
9,13
53,91
77,91
12,56
86,36
24,92
DIE WICHTIGSTEN INDIZES IM ÜBERBLICK
– 3,05
– 2,21
– 1,63
– 0,94
– 0,24
– 0,23
± 0,00
+ 0,32
+ 0,34
M-DAX
BERLINER WERTE
aap Implantate
1,32
Accentro Real Est.
4,72
Air Berlin (GB)
0,72
Artnet
2,68
Auden
3,33
Axel Springer SE
47,05
Bechstein
16,70
7,80
Berliner Effekten
Beta Systems Software 2,98
0,64
bmp Holding
Cinemedia
0,96
2,70
Co.don
CR Capital Real Estate 1,19
3,14
Deag
1,83
Deutsche Real Estate
Dt. Grundstücksaukt. 13,39
Eckert + Ziegler
19,35
8,74
elumeo
4,83
Epigenomics
Fernheizwerk Neukölln 33,73
First Sensor
9,08
3,79
Francotyp-Post.
72,40
GSW Immobilien
Haemato
4,73
0,89
Heliocentris
Hypoport
81,43
IVU Traffic Technologies 3,01
MagForce
4,80
1,42
Maternus-Kliniken
29,28
MBB
Mologen
2,86
MPH Mittelst. Pharma
2,61
4,24
MyHammer Hold.
Pelikan
0,61
PSI NA
13,02
quirin bank
1,17
Rocket Internet
16,72
SHF Communication
3,29
Social Commerce Group SE –
Tele Columbus
7,70
Teles
0,19
wallstreet:online
1,88
Westgrund
3,87
0,69
Wild Bunch
YOC
2,44
Zoo Berlin m. Aquarium5030,10
Zoo Berlin o. Aquarium3850,10
ADVA Optical
Aixtron SE NA
Bechtle
Cancom
Carl Zeiss Meditec
CompuGroup Med.
Dialog Semic. NA (GB)
Drägerwerk Vz.
Drillisch
EVOTEC
freenet NA
GFT Technologies
Jenoptik
Morphosys
Nemetschek
Nordex SE
Pfeiffer Vacuum
Qiagen (NL)
RIB Software
Sartorius Vz.
Siltronic
SLM Solutions Group
SMA Solar Techn.
Software
STRATEC Biomed.
Süss MicroTec
Telefonica Deutschl.
United Internet NA
Wirecard
Xing NA
Mehr Börsenkurse und
Finanzthemen unter:
www.tagesspiegel.de/
wirtschaft/finanzen/
2
3
4
5
6
7
8
9
10
26,08
76,16
24,03
16:40 Uhr Veränd. % 12 Monate
28.06. z. Vortag Hoch/Tief
28.6.
2
3
4
5
6
7
8
9
10
ben Sie sich auch gerne ohne Foto.“ Bei
Bosch ist man anderer Auffassung.
„Ohne Fotos würde sich nichts gravierend ändern“, sagte Bosch-Personalchef
Christoph Kübel, der auch Mitglied der
Initiative „Chefsache“ ist. Man nehme in
Deutschland sowieso schon Bewerbungen mit und ohne Bilder an. Er ist sich
sicher: „Wir stellen sicher, dass wir nicht
nach Fotos auswählen.“
TEC-DAX
ermittelt aus H-DAX (DAX, M-DAX, Tec-DAX)
28.06. (16:40 Uhr)
D
Familienbewusste
Betriebe ausgezeichnet
Kindererziehung? Für viele Deutsche ist das noch immer eine Angelegenheit für Frauen.
38,04/21,51
68,50/49,53
13,11/10,76
62,23/36,65
55,69/42,07
45,35/25,61
56,91/39,86
43,24/24,35
37,74/25,30
46,00/31,82
44,06/35,76
12,35/7,29
30,21/20,71
90,30/49,52
37,75/24,35
70,37/53,42
61,50/44,70
45,49/33,20
43,93/31,16
76,62/52,09
112,60/83,00
46,02/28,31
117,20/67,78
113,90/46,38
29,47/18,41
39,25/17,57
52,64/35,50
117,10/88,51
114,40/60,67
56,50/32,90
84,73/61,44
61,93/23,24
31,76/21,58
94,72/73,02
53,30/39,90
55,38/34,25
71,29/44,71
28,73/22,29
88,20/68,53
35,00/16,81
17,47/11,45
49,40/28,05
5,84/3,77
64,49/36,10
19,10/11,84
64,47/50,37
12,41/9,54
Div.
1,65
1,30
0,50
1,35
1,80
–
1,00
0,70
0,46
0,55
1,35
0,43
0,54
1,85
1,15
1,60
1,35
0,82
0,80
0,85
4,75
0,77
2,00
3,62
0,40
1,15
0,77
1,45
0,50
0,60
2,26
1,00
1,00
1,70
0,90
0,90
1,10
0,80
3,00
0,25
0,50
0,66
1,65
0,70
0,25
0,80
0,55
Adler Real Estate
ADO Properties (LU)
Amadeus Fire
BayWa vNA
Bertrandt
Biotest Vz.
Bor.Dortmund
Braas Monier (LU)
Capital Stage
CeWe Stiftung
comdirect bank
Deutz
DIC Asset
Dt. Beteiligung
ElringKlinger NA
Ferratum Oyj (FI)
Gerry Weber Int.
GfK SE
Grammer
Grenke
Hamborner Reit
Hamburger Hafen
Hapag-Lloyd
Heidelberger Druck.
Hornbach Hold.
Hypoport
Indus Hold.
Klöckner&Co. SE NA
Koenig & Bauer
KWS SAAT
PATRIZIA Immob. NA
Puma SE
Rational
SAF Holland (LU)
Scout24
SGL Carbon SE
Sixt SE St.
Stabilus (LU)
TAKKT
Tele Columbus
TLG Immobilien
Vossloh
VTG
Wacker Neuson
Washtec
WCM Bet. Gr.
Wincor Nixdorf
Wüst.&Wür.
Zeal Network (GB)
zooplus
11,56
33,85
55,05
25,88
86,35
13,38
3,84
19,89
5,83
62,20
9,13
3,66
8,26
25,80
16,92
18,90
10,21
35,10
36,44
156,45
9,53
13,24
18,17
2,36
59,14
80,89
42,13
10,06
43,65
291,40
20,72
195,90
390,70
9,72
33,94
9,55
46,08
42,73
17,79
7,67
18,36
55,11
25,20
13,31
30,23
3,05
51,72
16,10
31,21
124,10
– 0,47
+ 2,08
– 0,38
+ 0,33
+ 1,59
+ 1,56
+ 2,78
+ 2,39
+ 0,02
+ 1,88
+ 1,40
+ 2,49
+ 2,19
+ 3,10
+ 0,77
+ 2,08
+ 0,54
– 0,28
+ 1,21
– 0,89
+ 2,12
+ 2,28
+ 4,19
+ 5,82
+ 1,51
+ 4,89
+ 2,97
– 1,42
+ 8,95
+ 1,13
+ 1,05
+ 0,90
+ 0,18
+ 0,77
– 0,40
– 1,81
+ 4,54
– 1,23
+ 2,27
+ 0,26
+ 2,00
+ 0,25
+ 4,96
– 1,37
+ 7,95
+ 1,60
+ 0,58
+ 3,14
– 0,94
+ 0,98
15,20/10,05
34,15/18,57
92,60/52,60
34,60/25,25
125,00/84,22
28,46/10,31
4,50/3,33
27,44/18,31
9,40/5,31
65,40/43,40
11,40/8,51
5,64/2,62
9,43/7,28
30,05/23,30
24,72/16,56
31,69/16,85
23,34/9,57
42,00/25,02
43,12/18,30
200,80/126,30
9,95/7,46
18,53/11,86
22,20/14,60
2,82/1,59
79,49/50,43
93,50/25,05
47,90/35,60
11,68/6,90
48,40/19,56
313,55/235,10
28,29/17,84
219,30/142,50
482,25/310,00
15,44/8,87
38,24/24,11
17,25/8,24
53,73/32,86
49,85/28,80
20,53/14,42
9,99/6,94
19,82/14,16
67,66/45,24
30,24/18,63
21,39/10,92
37,72/19,10
3,35/1,77
54,80/32,31
20,35/15,24
49,60/29,81
149,00/99,79
Div.
–
0,35
3,53
0,85
2,45
0,04
0,05
0,40
0,18
1,60
0,40
0,07
0,35
1,00
0,55
0,10
0,40
0,65
0,75
1,50
0,42
0,59
–
–
0,77
–
1,20
–
–
3,00
–
0,50
7,50
0,40
–
–
1,50
–
0,50
–
0,72
–
0,50
0,50
1,70
–
–
0,60
0,70
–
WEITERE DEUTSCHE TITEL
16:40 Uhr Veränd. % 12 Monate
28.06. z. Vortag Hoch/Tief
AdCapital
Bauer
Beate Uhse
BMW Vz.
C.A.T. OIL (AT)
Celesio NA
CENTROTEC S.
centroth. ph.konv.
Chorus Cl. Energy
Clere
Co.don
Colonia Real Est.
Constantin Med.
CropEnergies
Delticom
DO Deutsche Office
Euromicron
Fuchs Petrolub St.
Gesco
H&R
Hawesko Hold.
Henkel St.
Highlight (CH)
Homag Group
4,31
12,06
0,22
57,75
6,35
25,25
13,05
2,95
9,09
24,83
2,76
8,55
2,73
4,88
15,11
4,71
8,52
31,23
69,91
11,51
40,53
94,75
5,51
35,00
– 0,09
– 0,51
– 3,90
– 0,01
+ 1,13
+ 0,98
+ 2,15
+ 5,36
– 2,00
+ 1,14
– 3,16
+ 0,41
– 2,57
+ 1,73
– 0,24
+ 0,21
+ 0,22
+ 2,38
– 1,65
+ 5,69
+ 1,29
– 0,39
– 0,47
± 0,00
Div.
5,22/4,15
0,40
19,33/11,22 0,15
0,50/0,16
–
79,95/56,63 3,22
9,78/4,99
0,12
26,80/24,25 1,04
15,37/11,50 0,25
5,14/2,42
–
10,58/7,70 0,18
35,30/22,00 11,00
3,51/2,00
–
9,33/5,74
–
2,82/1,43
–
6,30/3,21
–
25,69/14,00 0,50
4,85/3,43
0,15
10,10/5,42
–
39,33/29,50 0,81
75,60/62,29 1,75
12,36/6,62
–
44,41/38,26 1,30
96,37/75,60 1,45
6,07/4,16
–
36,50/34,00 1,01
Kanada / S&P TSX
13.838,54 + 1,09%
England / FTSE 100
6.150,43 + 2,81%
Russland / RTS
906,58 + 2,00%
Japan / Nikkei 225
15.323,14 + 0,09%
Italien / MIB 30
15.678,47 + 3,81%
USA / Dow Jones
17.297,07 + 0,91%
Singapur / Straits Times
2.756,53 + 0,98%
EURO STOXX 50 (ohne deutsche Indexwerte)
28.06.
Air Liquide (FR)
Anh.-Busch Inbev (BE)
ASML Hold. (NL)
AXA (FR)
Banco Santander (ES)
BBVA (ES)
BNP Paribas (FR)
Carrefour (FR)
Danone (FR)
Enel (IT)
Engie (FR)
Eni (IT)
Essilor (FR)
Generali (IT)
Iberdrola (ES)
Inditex (ES)
ING Groep (NL)
Intesa Sanpaolo (IT)
L’Oréal (FR)
LVMH (FR)
Nokia (FI)
Orange (FR)
Philips Elec. (NL)
Safran (FR)
Sanofi S.A. (FR)
Schneider Electr. (FR)
Société Générale (FR)
St. Gobain (FR)
Telefónica (ES)
Total (FR)
Unibail-Rodamco (FR)
UniCredit (IT)
Unilever N.V. (NL)
Vinci (FR)
Vivendi (FR)
16:40 Uhr
90,34
110,25
84,93
17,16
3,39
4,88
38,47
21,75
60,75
3,74
13,51
13,68
115,65
10,26
5,71
28,97
8,84
1,63
165,50
134,95
4,84
14,05
21,34
57,70
72,60
50,85
27,18
33,56
7,88
41,47
229,15
1,96
39,87
60,30
15,71
Veränderung %
zum Vortag
1,84 WWWWW
0,68 WWW
1,72 WWWWW
4,60 WWWWWWWWWWW
2,67 WWWWWWW
2,39 WWWWWW
4,23 WWWWWWWWWWW
1,40 WWWW
0,48 WW
4,29 WWWWWWWWWWW
2,50 WWWWWWW
3,40 WWWWWWWWW
2,25 WWWWWW
2,65 WWWWWWW
3,10 WWWWWWWW
1,95 WWWWW
2,74 WWWWWWW
5,16 WWWWWWWWWWWWW
1,66 WWWWW
2,70 WWWWWWW
6,23 WWWWWWWWWWWWWWW
3,39 WWWWWWWWW
1,55 WWWW
3,00 WWWWWWWW
3,10 WWWWWWWW
2,26 WWWWWW
2,99 WWWWWWWW
3,21 WWWWWWWW
2,81 WWWWWWW
2,83 WWWWWWW
1,53 WWWW
2,57 WWWWWWW
1,84 WWWWW
2,95 WWWWWWWW
2,78 WWWWWWW
KGV
Div.
2016 Rendite
16,43 2,88
22,97 1,81
25,74 1,24
7,00 6,41
7,70 4,41
6,97 1,64
6,81 6,00
12,79 3,22
20,25 2,63
12,47 4,28
11,75 7,40
45,60 5,85
28,91 0,97
6,41 7,02
14,28 0,53
28,97 2,07
7,37 7,35
8,15 8,59
25,66 1,87
16,26 2,63
16,15 5,37
14,05 4,27
17,07 3,75
15,59 2,39
16,88 4,04
15,41 1,10
6,47 7,42
15,25 3,70
11,25 10,16
14,81 5,88
11,46 4,19
5,59 6,13
20,98 3,03
15,08 3,05
31,41 19,10
2,82
90,77
90,48
29,15
16,75
19,68
82,27
42,92
28,96
9,29
25,72
2,98
10,60
6,30
0,91
20,42
3,52
10,60
12,85
123,40
Frankfurt am Main - Hapag-Lloyd
treibt den geplanten Schulterschluss mit
dem kleineren arabischen Rivalen UASC
voran. Beide Unternehmen haben sich
auf einen Fusionsvertrag geeinigt, teilte
Hapag-Lloyd am Dienstag mit. Durch die
Verschmelzung baut das Hamburger Traditionsunternehmen seine Position als
weltweit fünftgrößte Containerreederei
aus. UASC rangiert derzeit an elfter
Stelle. Die Aktien des Hamburger Konzerns stiegen nach der Ankündigung in
der Spitze um zehn Prozent.
Konkret sollen bei der Fusion sämtliche Aktien der UASC in Hapag-Lloyd eingebracht werden. Der Hapag-Lloyd-Aufsichtsrat habe dieser Transaktion unter
dem Vorbehalt zugestimmt, dass die Ankeraktionäre die in der Vereinbarung vorgesehenen Verpflichtungen übernehmen. Die Aktionäre von UASC müssen
dem Deal auf einer Hauptversammlung
am Mittwoch in Dubai noch zustimmen.
Hapag-Lloyd transportierte Waren mit
175 Containerschiffen um die Welt.
Rund 7,4 Millionen Standardcontainer
jährlich werden von den rund 9300 Mitarbeitern nach Unternehmensangaben auf
Reisen gebracht. Wegen des Preiskampfs
in der Branche war der Jahresstart 2016
wieder mit roten Zahlen von fast 43 Millionen Euro versehen – nach einem Gewinn von 128 Millionen ein Jahr zuvor.
Operativ blieb die Reederei knapp in der
Gewinnzone. Der Umsatz lag im Auftaktquartal bei 1,9 Milliarden Euro. Vor der
UASC-Fusion hatte Hapag zuletzt die chilenische CSAV übernommen, die mit
31,4 Prozent Anteilseigner ist.
rtr/dpa
+ 0,86
4,10/2,45
–
– 0,13 96,40/89,00 3,07
– 0,35 95,00/88,16 3,07
+ 3,91 77,34/22,38
–
+ 0,60 17,40/16,00 0,69
– 0,91 22,66/19,05 0,90
+ 0,45 117,48/75,74 3,20
+ 1,68 78,27/34,14 2,01
+ 0,48 28,96/17,07
–
+ 5,56 15,60/7,28 0,13
+ 1,46 43,21/18,53 1,00
– 0,40
6,82/2,60
–
+ 4,90 16,37/8,14
–
+ 1,94 17,10/5,21
–
± 0,00
1,13/0,91
–
+ 2,41 24,00/17,03 0,70
+ 3,38
9,76/3,28
–
+ 2,89 17,35/10,19 0,56
– 0,32 14,90/11,00 0,49
+ 1,98 216,50/95,07 0,11
Div.
2,60
2,00
1,05
1,10
0,15
0,08
2,31
0,70
1,60
0,16
1,00
0,80
1,12
0,72
0,03
0,60
0,65
0,14
3,10
3,55
0,26
0,60
0,80
1,38
2,93
0,56
2,02
1,24
0,80
2,44
9,60
0,12
1,21
1,84
3,00
Hoch
123,65
124,20
98,92
26,02
6,73
9,46
61,00
32,34
66,50
4,45
18,12
16,34
125,15
18,27
6,71
35,38
16,00
3,65
178,95
176,60
7,11
16,98
26,10
72,45
101,10
65,26
48,77
44,84
14,31
47,40
257,85
6,45
42,84
68,29
24,83
12 Monate
Range
Tief
88,25
87,73
70,25
16,11
3,15
4,50
35,27
20,90
51,73
3,33
12,34
10,93
95,01
9,93
4,80
26,00
8,30
1,52
140,40
130,55
4,48
12,21
20,48
48,87
62,50
45,32
25,00
31,47
7,45
35,21
212,05
1,88
32,86
51,10
14,87
ERLÄUTERUNGEN: Alle Angaben in Euro. Dividenden in Landeswährung einschließlich eventueller Boni. Dax, M-Dax,
Tec-Dax und S-Dax auf Xetra-Basis (Schluss 17:30 Uhr), weitere Berliner Werte sind Börsenplatz Berlin, weitere deutsche Titel und Auslandsaktien Börsenplatz Frankfurt (Schluss jeweils 20:00 Uhr). Die Länderkennung steht in Klammern hinter dem jeweiligen Titel. ABKÜRZUNGEN: St. = Stammaktie, Vz. = Vorzugsaktie, NA = Namensaktie, ◊ = Euro
Stoxx 50 Wert. Alle Angaben ohne Gewähr.
Quelle
Standard Chartered (GB) 6,33
– 2,57
14,29/4,90
0,14
Starbucks Corp. (US) 49,05
0,70
Telecom Italia (IT)
1,99
Tesco (GB)
Time Warner New (US) 63,15
44,82
Toyota (JP)
+ 0,37
+ 4,47
+ 4,80
+ 0,37
– 1,06
59,21/38,90
1,30/0,65
3,16/1,84
83,50/51,00
69,20/41,60
0,20
–
0,01
0,40
110
Twitter (US)
UBS Group (CH)
UPS (US)
Vodafone Group (GB)
Westpac Banking (AU)
+ 2,68
– 1,60
+ 1,20
+ 2,24
– 0,10
34,15/11,85
21,91/11,47
99,16/79,80
3,53/2,33
23,24/17,20
–
0,85
0,78
0,08
0,94
14,58
11,47
94,85
2,69
18,65
Woolworth (AU)
13,61
32,40
Yahoo (US)
Zurich Insur. Grp (CH) 210,14
– 1,00 19,71/13,40 0,44
– 0,33 37,01/23,36
–
+ 2,85 294,06/178,03 17,00
ANLEIHEN UND ZINSEN
DOW JONES
16:40 Uhr Veränd. % 12 Monate
28.06. z. Vortag Hoch/Tief
3M
American Express
Apple Inc.
Boeing
Caterpillar
Chevron Corp.
Cisco Systems
Coca Cola
Disney Co.
DuPont
Exxon Mobil
General Electric
Goldman Sachs
Home Depot
IBM
Intel
Johnson&Johnson
JP Morgan Chase
McDonald’s
Merck & Co.
Microsoft
Nike
Pfizer
Procter & Gamble
Travelers Comp.
United Technol.
UnitedHealth Group
Verizon
VISA Inc.
Wal-Mart Stores
152,51
52,38
83,81
112,32
65,39
92,08
25,06
39,58
86,65
58,00
81,65
26,96
128,90
113,00
130,83
28,06
106,03
53,04
107,05
50,11
44,59
47,36
30,91
74,10
101,46
88,97
124,69
49,82
68,10
65,00
+ 0,36
– 0,81
+ 0,59
+ 0,01
+ 1,17
+ 0,73
+ 1,14
– 0,22
+ 0,28
+ 0,02
+ 1,52
+ 0,42
+ 2,03
– 1,39
+ 0,64
– 0,02
+ 1,08
+ 1,26
+ 1,08
– 0,39
+ 1,58
+ 0,65
+ 1,36
+ 0,67
+ 1,46
– 0,01
+ 0,69
– 0,24
+ 1,53
+ 0,81
153,90/116,17
73,63/44,73
123,20/78,49
141,38/91,08
77,77/51,80
92,35/59,87
26,73/19,91
41,47/31,40
113,73/76,58
69,00/41,45
81,65/57,95
29,04/19,08
197,15/124,99
128,30/95,00
159,85/103,33
33,25/21,41
106,46/73,18
64,34/46,81
115,74/77,28
54,69/42,51
52,82/34,08
64,10/43,21
33,35/25,00
76,65/58,00
109,86/84,38
103,20/74,59
125,71/92,14
49,98/32,79
76,30/53,80
68,08/51,41
16:40 Uhr Veränd. % 12 Monate
28.06. z. Vortag Hoch/Tief
HK / Hang Seng
20.191,94 – 0,12%
Südafrika / JSE
77.336,94 + 2,02%
Kontron
MAN SE St.
MAN SE Vz.
Manz
Medion
MVV Energie NA
Pfeiffer Vacuum
Porsche SE Vz.
Rofin-Sinar (US)
RWE Vz.
SHW
SKW Stahl-Metall.
SMT Scharf
SolarWorld konv.
Stöhr
Surteco SE
Tom Tailor
TUI NA
Villeroy&Boch Vz.
Volkswagen St.
Hapag-Lloyd
und Araber
sind sich einig
Div.
1,11
0,29
0,57
1,09
0,77
1,07
0,26
0,35
0,71
0,38
0,75
0,23
0,65
0,69
1,40
0,26
0,80
0,44
0,89
0,46
0,36
0,16
0,30
0,67
0,67
0,66
0,63
0,57
0,14
0,50
WEITERE AUSLANDS-TITEL
Frankreich / CAC40
4.090,36 + 2,65%
Brasilien / Bovespa
50.041,26 + 1,62%
9
DER TAGESSPIEGEL
ABB (CH)
17,50
3,51
Alcatel-Lucent (FR)
8,20
Alcoa (US)
Alphabet Inc. A (US) 625,76
Amazon (US)
635,44
Anglo American (GB)
7,80
ArcelorMittal (LU)
4,00
AstraZeneca (GB)
51,84
37,95
AT&T (US)
AXA (FR)
17,18
Bank of America (US) 11,41
1,63
Barclays PLC (GB)
BB Biotech NA (CH)
39,92
BHP Biliton (AU)
12,42
BP PLC (GB)
4,97
Brit. Am. Tobacco (GB) 55,22
Canon (JP)
25,29
China Mobile (HK)
10,06
0,63
China Petroleum (CN)
35,63
Citigroup (US)
Colgate-Palmolive (US) 63,49
23,50
CRH (IE)
23,62
Diageo (GB)
Dow Chemical (US)
45,00
eBay (US)
20,86
Ericsson B (SE)
6,65
Facebook (US)
100,92
Fanuc (JP)
141,77
11,21
Ford Motor (US)
3,84
Gazprom (RU)
General Motors (US)
25,09
GlaxoSmithKline (GB) 18,51
68,88
Heineken Hold. (NL)
Hennes&Mauritz (SE) 25,64
Honda Motor (JP)
22,20
HP Inc. (US)
10,47
HSBC Hold. (GB)
5,40
Imp. Tobacco (GB)
46,65
Japan Tobacco (JP)
35,89
0,67
Lloyds Bank.Grp. (GB)
Lockheed Martin (US) 215,91
36,76
Lukoil Nefty. (RU)
3,91
Mitsubishi UFJ (JP)
Morgan Stanley (US) 21,68
Nestlé NA (CH)
67,53
Nintendo (JP)
120,30
8,13
Nissan Motor (JP)
Novartis NA (CH)
71,46
Novo-Nordisk AS B (DK) 46,93
24,43
NTT DoCoMo (JP)
Oracle (US)
35,10
91,90
Pepsico (US)
88,20
Philip Morris (US)
Reckitt Benckiser (GB) 86,91
68,80
Renault (FR)
Rio Tinto (GB)
26,31
Roche Hold. GS (CH) 227,50
28,96
Rofin-Sinar (US)
23,47
Royal D.Shell A (GB)
11,15
Ryanair Hld. (IE)
Samsung (KR)
536,14
12,88
Securitas B (SE)
49,71
Softbank (JP)
24,86
Sony (JP)
– 1,04
+ 1,30
– 0,13
+ 1,71
+ 0,97
+ 3,39
– 1,96
+ 2,15
– 0,63
+ 2,48
+ 2,03
+ 3,04
+ 0,97
+ 4,79
+ 3,41
+ 1,38
– 3,22
+ 1,16
+ 2,95
+ 0,61
– 0,75
– 1,95
+ 0,84
– 1,06
+ 1,81
+ 2,43
+ 1,95
+ 2,36
+ 2,24
+ 1,78
– 1,48
+ 0,36
– 0,61
+ 2,38
– 1,75
– 1,62
+ 0,95
+ 3,34
– 5,54
+ 4,99
– 0,24
+ 0,44
– 2,47
– 0,11
+ 1,56
– 0,19
– 1,02
+ 1,37
+ 2,01
+ 1,28
+ 0,49
+ 0,25
– 0,08
+ 3,24
+ 3,96
+ 2,77
+ 0,82
+ 0,48
+ 0,76
+ 0,47
+ 1,93
– 2,03
– 0,71
+ 0,73
19,44/14,50
3,87/2,70
10,20/5,65
750,72/486,20
656,55/388,89
13,25/2,90
6,98/2,02
65,65/47,74
38,32/27,41
26,01/16,14
16,91/9,83
4,15/1,51
62,30/35,61
18,75/8,52
6,25/3,97
56,56/44,18
29,84/23,41
12,24/9,09
0,77/0,44
55,30/30,87
64,47/51,94
28,40/20,86
28,36/21,50
52,38/34,38
28,00/19,21
10,33/6,28
108,14/65,00
188,49/118,00
14,37/9,77
4,75/2,67
34,52/23,65
20,98/16,67
75,80/57,54
38,21/24,02
32,72/21,80
13,76/7,89
8,57/5,17
52,40/40,06
38,50/26,35
1,26/0,62
218,66/163,00
39,95/23,51
6,71/3,38
37,51/19,39
71,24/60,75
182,50/111,39
10,24/7,27
98,66/61,36
56,40/40,64
24,43/14,59
37,81/30,22
95,62/74,00
90,27/66,00
92,97/73,02
97,98/59,75
37,97/20,08
272,38/205,82
28,96/17,07
27,10/16,40
15,67/10,45
554,35/363,48
14,89/10,58
56,00/32,90
27,40/17,42
Div.
0,74
–
0,03
–
–
0,32
0,16
1,31
0,48
1,10
0,05
0,04
0,45
0,16
0,10
1,05
75,00
1,20
0,06
0,05
0,39
0,44
0,23
0,46
–
3,70
–
208
0,15
0,23
0,38
0,19
0,86
9,75
22,00
0,12
0,10
0,24
64,00
0,02
1,65
0,81
9,00
0,15
2,25
120
21,00
2,70
6,40
35,00
0,15
0,75
1,02
0,89
2,40
0,74
8,10
–
0,47
–
8,65
3,50
21,00
10,00
16:40 Uhr
28.06.
102,37
108,95
103,40
118,10
Staatsanleihen 10 Jahre
Frankreich
Großbritannien
Japan
Schweiz
Bundesanleihen
Bund v. 14/24
Bund v. 14/24
Bund v. 15/25
Bund v. 15/26
Bund v. 15/25
Bund v. 16/26
Veränd. %
z. Vortag
+ 0,41
– 0,34
+ 0,25
– 0,13
Rendite
0,26 %
0,98 %
-0,23 %
-0,53 %
– 0,16
– 0,18
– 0,20
– 0,21
– 0,23
– 0,25
-0,31 %
-0,28 %
-0,22 %
–%
-0,16 %
-0,09 %
114,48
110,53
106,32
109,99
110,66
105,73
SONSTIGE
28.06.
Basiszins
Rex
EuroBundFuture
Euroleitzins
Umlaufrendite
-0,83 %
143,76 %
166,69 %
0,00 %
-0,21 %
DEVISEN & NOTEN
28. Juni
1 Euro = 1,95583 DM
Sorten (1 €)*
Ankauf Verkauf
Devisen (1 €)*
Geld
Brief
Australien (Aus. Dollar) 1,393
1,603
1,4996
Bulgarien (Lew)
1,731
2,171
1,9483
Dänemark (Kronen)
7,095
7,840
7,4370
England (Pfund)
0,791
0,865
0,8306
Japan (Yen)
107,380 121,380 113,5710
Kanada (Kan. Dollar)
1,360
1,520
1,4459
Kroatien (Kuna)
6,104
9,246
7,4830
Neuseeland (NZD Dollar) 1,294
1,864
1,5701
Norwegen (Kronen)
8,988
9,988
9,3929
Polen (Zloty)
3,962
5,076
4,4315
Russ. Rubel
64,072 81,715 71,4545
Schweden (Kronen)
8,979 10,129
9,4455
Schweiz (Franken)
1,045
1,128
1,0839
Südafrika (Rand)
15,074 19,474 16,8145
Thailand (Baht)
31,753 49,553 38,9500
Tschechien (Kronen) 23,385 29,785 27,0970
Türkei (Lira)
3,034
3,468
3,2112
Ungarn (Forint)
264,610 394,610 316,7500
USA (US-Dollar)
1,041
1,173
1,1062
1,4998
1,9633
7,4375
0,8306
113,5820
1,4460
7,5460
1,5705
9,3967
4,4323
71,5036
9,4488
1,0840
16,8405
39,0400
27,1130
3,2121
316,9500
1,1062
* mitgeteilt von der Deutschen Bank, Devisen Freiverkehr
ÖL
WELTSPOTMARKTPREISE ROHÖL
28.06.
Rohöl, Brent ($/Barrel)
47,92
+ 0,82%
Veränderung zum Vortag
28.6.
USA, WTI Cushing ($/Barrel)
Rohöl OPEC (Vortag)
LEICHTES HEIZÖL BERLIN
47,18
44,32
23.06.
VORWOCHE
1.000 Liter . . . . . . . . . . . . . .55,63 - 62,28
54,92 - 61,09
3.000 Liter . . . . . . . . . . . . . .51,65 - 60,87
50,93 - 59,68
5.000 Liter . . . . . . . . . . . . . .50,68 - 60,08
49,97 - 58,89
10.000 Liter . . . . . . . . . . . . . .49,86 - 59,24
49,15 - 58,05
15.000 Liter . . . . . . . . . . . . . .49,74 - 58,31
49,03 - 57,12
Preise je 100 Liter incl. MwSt. Tagespreise zur Zeit nur im Internet
unter www.verbraucherzentrale-berlin.de abrufbar.
ROHSTOFFE & MÜNZEN
METALLE (in Euro je 100 kg)
Blei in Kabeln
Kupfer; DEL-Notiz
Messing MS 63
28.06.
27.06.
180
440–443
442–444
180
435–438
438–440
EDELMETALLE (in Euro)
Gold ($/Feinunze)
Veränderung zum Vortag
1313,32
– 0,81%
28.6.
Gold (1 Kilo)
37625/38291
37735/38405
Silber (1 Kilo)
481/549
485/553
Platin (100 g)
2770/2907
2769/2910
Ankauf/Verkauf aus Sicht der Bank. Quelle: UniCredit Bank AG
MÜNZEN (in Euro)
Britannia / Am. Eagle (1 Unze)
1159/1232
1174/1247
1/2 Am. Eagle
579/642
586/650
Krügerrand (1 Unze)
1159/1232
1174/1247
Maple Leaf (1 Unze)
1159/1230
1174/1245
Ankauf/Verkauf aus Sicht der Bank. Quelle: Deutsche Bank
10
MEINUNG
DER TAGESSPIEGEL
STUTTMANN
NR. 22 802 / MITTWOCH, 29. JUNI 2016
D
Mehr als Worte
braucht
das Land
Mindestlohn bei 8,84 Euro
Absurde Statistik
Zum Bericht des
Verfassungsschutzes
A
m Ende ging es zu wie bei Tarifverhandlungen. Ein Geschacher um jeden Cent. Aber warum auch sollten Arbeitgebervertreter und Gewerkschafter in der Mindestlohnkommission nicht ebenso einen Verteilungskonflikt ausstehen wie normale Tarifpartner? Weil das Gesetz etwas anderes vorsieht: Als
Grundlage für die Erhöhung des Mindestlohns ist der Tarifindex
des statistischen Bundesamtes vorgeschrieben, in dem ein paar
hundert Tarifabschlüsse aus einen bestimmten Zeitraum einfließen. Die Statistik gibt also vor, um wie viel Cent der Mindestlohn
steigt. Das klingt gut, ist aber absurd, wenn nicht das Inkrafttreten eines neuen Tarifs entscheidend ist, sondern der erstmalige
Auszahlungszeitpunkt. Ganz konkret hätte das beinahe die Empfänger des Mindestlohns sechs Cent je Arbeitsstunde gekostet,
weil die Schnarchnasen in den öffentlichen Verwaltungen eine
bereits ab März fällige Tariferhöhung für die Beschäftigten der
Kommunen erst nach dem 30. Juni auszahlen. Das ist aber der
Stichtag der Statistiker, die deshalb diesen Abschluss nicht eingerechnet haben. Schließlich hat sich doch der gesunde Menschenverstand der Mitglieder der Mindestlohnkommission durchgesetzt, die sechs Cent werden gezahlt.
alf
Von Frank Jansen
S
Der Bauch kann irren
— Seiten 1 und 6
***
Suche nach Atommüll-Endlager
Es hat sich gelohnt
Wofür in Demokratien Abgeordnete da sind – über Sinn und Unsinn von Referenden
Von Arno Makowsky
J
örg Sommer hat sich getraut. Der Vorsitzende der Deutschen
Umweltstiftung stimmte in der Nacht zum Dienstag dem Abschlussbericht der Endlagerkommission zu, an dem er selbst
zweieinhalb Jahre lang mitgearbeitet hatte. Der BUND dagegen, der seinen Vizepräsidenten Klaus Brunsmeier in die Kommission geschickt hatte, verweigerte die Zustimmung am Ende.
Der gesellschaftliche Großkonflikt um den Atommüll ist also
noch nicht ganz gelöst. Zumal auch Bayern schon wieder einen
Sonderweg auf Kosten aller anderen angedroht hat und verhindern will, dass auch im Kristallingestein nach einem Endlager für
die abgebrannten Brennelemente aus dem deutschen Atom-Irrtum gesucht wird. Dennoch hat die Endlagerkommission eine
gute Grundlage für die Suche nach einem Endlagerstandort erarbeitet. Das war mühsam. Für alle Beteiligten war die Diskussion
eine echte Tortur. Aber sie haben sich um Kompromisse bemüht,
die auch den politischen Nahkampf im Bundestag überleben können. Die Kommission hat zudem Verfahren und Beteiligungsformen erfunden, die auch für andere Großprojekte zum Vorbild
werden könnten. Die Mühe hat sich gelohnt.
deh
— Seite 5
N
ach dem Brexit kommt
der „Bregret“: das Bedauern, bei einer historischen Entscheidung
womöglich einen historischen Fehler gemacht zu haben.
Es dämmert vielen Briten, dass ihr
harmloses Kreuzchen beim Referendum plötzlich unumkehrbare,
unüberschaubare
Folgen
hat.
Herrje, so war das doch nicht gemeint!
Ganz offensichtlich war vielen
Wählern nicht bewusst, was sie da
anrichten. Was sofort zur Frage
führt: Hätten sie es dann tun dürfen? Ist es ein Fehler, über politische Fragen von solcher Tragweite
das Volk in einem Referendum abstimmen zu lassen? „Das ist russisches Roulette für Demokratien“,
sagt zum Beispiel der Harvard-Ökonomieprofessor Kenneth Rogoff.
In Großbritannien sei es einfacher,
die EU zu verlassen, als in den
meisten anderen Gesellschaften,
eine normale Ehescheidung durchzuziehen.
Dabei gehören in den westlichen
Ländern, auch in Deutschland, Instrumente der direkten Demokratie ganz normal zum politischen
Prozess. Bei Referenden steht eine
Vorlage von Regierung oder Parlament zur Abstimmung, beim Volksentscheid geht es um ein konkretes
politisches Anliegen, das aus dem
Volk heraus an die Öffentlichkeit
gebracht wird. Volksabstimmungen sind neben Wahlen im Grundgesetz (Artikel 20) ausdrücklich
vorgesehen.
Es gibt viele Beispiele dafür,
dass Volksentscheide gerade auf regionaler Ebene viel Gutes bewirken können. Ihr Ergebnis wird von
den Bürgern in der Regel akzeptiert und führt vor allem bei Streit-
themen zu einer Befriedung. Von
„Stuttgart 21“ über das strikte
Rauchverbot in Bayern bis zur Nutzung des Tempelhofer Felds in Berlin: Nach der Volksabstimmung ist
Schluss mit Demos und Diskussionsschlachten. Direkte Demokratie wirkt direkt demokratisch.
Allerdings: Viel spricht dafür,
dass komplexe Fragen à la Brexit
für eine Volksabstimmung ungeeignet sind. Nicht umsonst sind Volksentscheide in Deutschland auf Bundesebene nicht zugelassen. Nicht
weil man die Bürger von heiklen
Entscheidungen
fernhalten
müsste. Sondern weil sich Fragen
von nationaler Bedeutung nicht
auf Ja oder Nein reduzieren lassen.
Genau das war das Problem beim
Brexit. Keine Bevormundung
durch Bürokraten, sondern „Britain first!“. Keine Überforderung
durch Migranten, sondern „Stop
Refugees!“.
Populisten haben es leicht – es
gibt keine Abwägungen, keine Zwischentöne, keine Kompromisse.
Genau darauf kommt es aber an bei
so schwierigen Fragen wie den
Vor- und Nachteilen einer EU-Mitgliedschaft. Und für eben diese
(manchmal unattraktiven) Kompromisse gibt es Abgeordnete, die
vom Volk gewählt wurden.
Wer über komplexe Themen mit
Fachwissen und Erfahrung urteilt,
kommt zu anderen Ergebnissen als
Menschen, die aus dem Bauch heraus entscheiden. Nur 30 Prozent
der britischen Unterhaus-Abgeordneten stimmten für den Brexit –
aber 52 Prozent der Bürger. Dieses
Missverhältnis offenbart die Haltung vieler Briten (und anderer Europäer), die parlamentarische Demokratie vertrete nicht mehr ihre
Interessen. Dass sie es doch getan
hätte, wird vielen jetzt schmerzlich bewusst.
Was WISSEN schafft
Angstmacherei statt sachlicher Argumente
D
ie Zeit drängt: Am Donnerstag läuft die Zulassung für
das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat in der EU aus.
Am Montag sollte die EU-Kommission entscheiden, ob es weiter eingesetzt werden darf, doch nach
dem Brexit-Entschluss der Briten
hatte das oberste EU-Gremium andere Sorgen. Wahrscheinlich wird
es in letzter Minute eine Zulassungsverlängerung bekannt geben
um bis zu 18 Monate. Es wäre
eine Gnadenfrist, mehr nicht.
Die Debatte um das Herbizid
hat längst eine Stufe erreicht, auf
der die schrillen Töne der Kampagnenführer dominieren und Sachargumente weitgehend ignoriert
werden. Das kennt man von anderen verpönten Themen wie Grüne
Gentechnik oder Fracking. Studie
um Studie wird angefertigt, doch
die Einschätzungen der Experten
werden nur dann als Argumente
aufgegriffen, wenn sie ins Bild pas-
sen. Widersprechen sie der Parteilinie oder dem, was der lautstarke
Teil der Öffentlichkeit einfordert,
werden sie nicht weiter beachtet.
Dementsprechend fiel der Koalitionskompromiss zum Fracking
aus, der im Schatten der BrexitAufregung am vergangenen Freitag vom Bundestag gebilligt
wurde. Das Verfahren, bei dem
tief liegende Gesteine mittels Wasserdruck, Sand und Chemikalien
aufgebrochen werden, um mehr
Erdgas und Erdöl zu fördern,
wurde seit Jahrzehnten in Deutschland angewandt. Nach einem faktischen Moratorium soll es nun wieder genutzt werden dürfen, aber
nur in „konventionellen“ Lagerstätten, wo die Kohlenwasserstoffe in
Sandstein liegen, und unter strengeren Auflagen als zuvor. Für „unkonventionelle“ Lagerstätten
wurde ein Frackingverbot beschlossen. Dazu gehören Schiefer,
Kalkmergel und Kohleflöze, die
Die Wissenschaft
wird bei Glyphosat
und Fracking ignoriert
Von Ralf Nestler
Gas und Öl führen können und als
Hoffnungsträger galten, um den
Rückgang der Erdgasproduktion
auszugleichen. Ausnahme: In unkonventionellen Lagerstätten sol-
len vier „Erprobungsmaßnahmen“
möglich sein, damit Forscher klären, welche Folgen die Technologie für die Umwelt hat – vorausgesetzt die jeweilige Landesregierung genehmigt das.
Kontrolle ist gut, aber es gibt bereits viele Daten zu Risiken und
Nicht-Risiken von Fracking. In
Deutschland sind bisher keine
Schadensfälle bekannt geworden.
Anders sieht es in den USA aus,
wo es vereinzelt Unfälle gab. Angesichts von tausenden Bohrungen
ist das nicht überraschend. Hinweise auf eine systematische und
weitreichende Beeinträchtigung
des Grundwassers gibt es nach Einschätzung der US-Umweltbehörde aber nicht. Nicht zu vergessen: Die Sicherheitsanforderungen
sind hierzulande strenger.
So verwundert es nicht, wenn
die Staatlichen Geologischen
Dienste der Bundesrepublik sagen, Fracking sei sicher und um-
weltverträglich, wenn die technischen Standards eingehalten werden. Von den Studien, die – unter
anderem im Auftrag des Umweltbundesamts – gestartet wurden,
kommt keine zu dem Fazit, es handele sich um eine „Risikotechnologie“, die verboten werden sollte.
Vor diesem Hintergrund muss
der Fracking-Beschluss zumindest
als wissenschaftsignorant bezeichnet werden. Nicht anders verhält
es sich mit der Forderung, Glyphosat zu verbieten. Bis auf eine Institution, die so ziemlich alles unter
Krebsverdacht stellt, was sie näher anschaut, sagen alle anderen
Experten: Bei sachgemäßer Anwendung des Herbizids sind keine
Erkrankungen zu befürchten. Zweifelsohne setzt ein überbordender
Einsatz der Biodiversität zu und
gehört reglementiert. Ein völliger
Verzicht erfordert jedoch häufigeres Pflügen, was fruchtbaren Boden schneller erodieren lässt.
Diese Fakten waren sicher im
Bundesumweltministerium bekannt. Zumindest kündigte Barbara Hendricks (SPD) im April einen Kompromiss an: weitere Glyphosatzulassung, aber unter strengen Anforderungen. Unterdessen
hat sie eine andere Meinung. Solange nicht zweifelsfrei geklärt
sei, dass die Chemikalie gesundheitlich unbedenklich ist, soll sie
nicht weiter zugelassen werden.
Dieses Vorsorgeprinzip, einst
eine segensreiche Errungenschaft
der Umweltbewegung, wird in der
Politik zunehmend als Verhinderungsprinzip angewandt: Was ich
– aus welchen Gründen auch immer – ablehne, stelle ich unter Risikoverdacht. Je mehr mitmachen,
umso schneller kommt das Verbot.
Es fällt allerdings auf, dass noch
keiner gegen Mobilfunk vorgeht.
Auch da ist eine Krebsgefahr nicht
völlig ausgeschlossen.
ie werden dreister, aggressiver, gewalttätiger. Extremisten, gleich welcher Couleur
und Herkunft, scheinen die Republik als eine Art Abenteuerspielplatz zu betrachten. Rassisten zünden Flüchtlingsheime an, Autonome verwüsten Straßenzüge in
Frankfurt und Leipzig, kurdische
Separatisten prügeln sich mit türkischen Rechtsextremisten, Salafisten agitieren in Fußgängerzonen
gezielt Jugendliche und versuchen,
sie in den angeblich heiligen Krieg
zu locken. Was das Bundesamt für
Verfassungsschutz (BfV) in seinem
Jahresbericht 2015 auflistet, ist
zwar weitgehend bekannt, aber in
der geballten Wucht doch unvermindert schockierend. Außerdem
wird dieses Jahr offenbar kaum weniger schrecklich, zumindest was
die Attacken auf Asylbewerber angeht. Geht das immer so weiter?
Die Rufe nach mehr Personal für
Polizei und Verfassungsschutz sind
berechtigt, aber Staat und Zivilgesellschaft müssen mehr zustande
bringen. Extremismus lässt sich
nur eindämmen, wenn Prävention
weitflächig, koordiniert und früh
ansetzt, schon in Kindergarten und
Grundschule. Extremisten ihrerseits haben keine Hemmungen,
Kinder und Jugendliche zu werben, auch für Mord. Der Messerangriff, den eine 15-jährige Salafistin
im Februar auf einen Bundespolizisten in Hannover verübte, und
der
Bombenanschlag
zweier
16-jähriger Islamisten im April in
Essen auf einen Sikh-Tempel sollten als drastische Warnung verstanden werden. Auch bei rechten
Schlägern ist das Einstiegsalter oft
erschreckend niedrig.
Familien- und Innenministerien,
Polizei, Verfassungsschutz, Schulbehörden, Kirchen, Parteien und
weitere Institutionen sollten gemeinsam mit zivilgesellschaftlichen Initiativen überlegen, wie
stärker als bisher einer Radikalisierung vorgebeugt werden kann. Ein
Mittel könnten pädagogische Programme für Schulen und Kindergärten sein, für Lehrer, Betreuer
wie auch für Minderjährige, zur
Aufklärung über extremistische
Lock- und Verführungsmethoden.
„Extremismus“ müsste in allen
Schulen Pflichtstoff werden.
Bundesinnenminister Thomas
de Maizière spricht sich für einen
„ganzheitlichen
Präventionsansatz“ aus und hat jetzt bei der Vorstellung des BfV-Berichts eine „Gesamtstrategie“ angekündigt. Das
klingt gut, doch angesichts der jahrelangen Wurstelei der Politik bei
Programmen gegen Rechtsextremismus dürfte Skepsis verständlich sein. Das Land braucht mehr
als große Worte, die oft genug in
bürokratische Prozeduren und
kleinteilige Finanzierung münden.
Vorbeugende Aufklärung über Extremismus muss nachhaltig wirken, sie braucht Geduld, sie wäre
arbeits- und kostenintensiv. Wenn
die Republik dazu nicht die Kraft
hat, werden Extremisten immer
weiter in junge Köpfe eindringen.
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Wein statt Braunkohle: Wie die Lausitz sich neu erfindet – Brandenburg, Seite 14
BERLIN
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MITTWOCH, 29. JUNI 2016 / NR. 22 802
Von Tag zu Tag
SEITE 11
Nächster Halt: Politisches Bezirksamt
Klare Verantwortung, souveräner Status – nicht nur die Grünen wollen eine Reform der Verwaltung
Von Ulrich Zawatka-Gerlach
Rollt nicht
Bernd Matthies fühlt sich
beim Weg zur Arbeit für dumm verkauft
A
m S-Bahnhof Anhalter Bahnhof
gibt es eine Rolltreppe. Sie zielt genau in Richtung Tagesspiegel, was
sie nicht wichtiger macht als andere Rolltreppen – aber sie wird naturgemäß genauer beobachtet. Deshalb wissen wir,
dass sie sensibel ist, öfter kaputt als ein
50 Jahre alter englischer Roadster. Nun
ist es aber anders als vor 50 Jahren so,
dass die Bahnleute kundenfreundlich
und transparent sein wollen: Sie lassen
den Kram nicht einfach liegen, bis die
neuen Teile da sind. Sondern kleben umgehend einen Zettel an mit dem finalen
Reparaturdatum, damit die Bahnkunden
wissen, aha, die kümmern sich und geben
ihr Allerbestes.
Als unsere Rolltreppe also Mitte April,
ungefähr, wieder mal kaputt ging, folgte
alsbald ein erstes Versprechen: Repariert
werde in „KW 18“. Das war raffiniert ungenau, weil kein Mensch aus dem Ärmel
weiß, wann die 18. Kalenderwoche ist
(gleich nach dem 1.Mai.). Geraume Zeit
später wurde alles mit einem präzisen
Termin überklebt: 24.5. Auch dieser Termin verstrich, man versprach den 3.6.,
dann neue Termine im Wochenrhythmus
bis zum 28.6. Nun plötzlich ein Rückfall: 5.6. Ein Irrtum? Wir fürchten: Diesmal ist womöglich 2017 gemeint.
Das ist Berlin, wir kennen das Prinzip.
Unsere Rolltreppe orientiert sich natürlich am Flughafen BER. Das Ergebnis hier
wie dort: Man glaubt überhaupt nichts
mehr, fühlt sich aber für sackdumm verkauft. Manchmal scheint es, als seien die
Verantwortlichen nicht mal mehr bemüht, diesen Eindruck zu vermeiden.
Wäre es besser, wenn die zwölf Berliner
Bezirke von „Koalitionsregierungen“ geführt werden? Die Frage ist so alt wie die
Großstadt Berlin mit ihrer zweigeteilten
Verwaltung, die sich immer wieder gegenseitig ins Gehege kommt. Die Aufgaben- und Kompetenzverteilung ist seit
1920 ein ständiger Streitpunkt zwischen
Haupt- und Bezirksverwaltung. Aber
auch die Frage, welche Parteien die Bürgermeister und Stadträte stellen dürfen,
wurde oft kontrovers diskutiert. Jetzt fordern die Grünen wieder die Einführung
eines „politischen Bezirksamts“, damit
auch die Bürger klar erkennen können,
wer die Verantwortung jeweils trägt.
„Das könnte hilfreich sein, um die Bezirke zu stärken“, sagte die Grünen-Fraktionschefin Ramona Pop am Dienstag bei
der Vorstellung eines Reformkonzepts
für den öffentlichen Dienst. Sie betonte,
dass es ihr nicht darum gehe, die AfD aus
den Bezirksämtern fern zu halten. Denn
die Bildung von Mehrheitskoalitionen in
den Bezirken müsste nach der Wahl am
18. September erst einmal in die Berliner
Verfassung geschrieben werden und
könnte frühestens ab der übernächsten
Wahlperiode gelten.
Seit 1971 werden in Berlin (vor dem
Mauerfall im Westen der Stadt) die Bezirksämter nach Proporz, also dem Stärkeverhältnis der Parteien in den Bezirksverordnetenversammlung (BVV) besetzt. Nur die Bezirksbürgermeister dürfen seit 1992 von politischen Mehrheiten
in der BVV, sogenannten Zählgemeinschaften gewählt werden. In den Bezirksämtern kommt deshalb ein bunter Mix
von Parteienvertretern zusammen, die
sich oft nicht viel zu sagen haben und
sehr verschiedene politische Interessen
vertreten. Ob das für die Arbeit der Kommunalverwaltung gut oder schlecht ist,
bleibt in Berlin eine umstrittene Frage.
Eigentlich wollten SPD und Linke, als
sie noch zusammen regierten, das politische Bezirksamt einführen, um klare politische Verantwortlichkeiten zu schaffen
und die Bezirke gegenüber dem Senat zu
stärken. Der damalige SPD-Landes- und
Fraktionschef Michael Müller war auch
dafür, doch dann schwenkten die Sozialdemokraten 2008 überraschend um. Die
geplante Verfassungsänderung kam nicht
zustande. Das Thema wurde zu den Akten gelegt, obwohl es nach wie vor in allen Parlamentsparteien sowie der FDP
entschiedene Befürworter des politischen Bezirksamts gibt.
Aber
bitte ohne
Fahne
Al-Quds-Demo: Polizei
verschärft Auflagen
Nicht in Stein gemeißelt. Welche Aufgaben und Kompetenzen die Bezirke in Berlin – hier das Spandauer Wappen – gegenüber der Hauptverwaltung haben, ist seit bald 100 Jahren umstritten. Nach der Wahl könnte das Thema neu verhandelt werden. Foto: Doris Spiekermann-Klaas
Auch in den Bezirken sprachen sich in
einer Umfrage des Tagesspiegel die Bürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, Neukölln, Spandau, Marzahn-Hellersdorf, Treptow-Köpenick und Steglitz-Zehlendorf für ein politisches Bezirksamt aus, manche knüpften dies an
Bedingungen. Etwa eine Richtlinienkompetenz der Bezirksbürgermeister bzw.
ein Weisungsrecht gegenüber den Stadträten oder sogar eine Direktwahl der
zwölf Bürgermeister.
Aber auch jene Bezirksvertreter, die
mit dem Proporzsystem zufrieden sind,
wollen mehr Einfluss der Bezirke auf die
finanziellen und personellen Ressourcen
der öffentlichen Hand. Einige Bezirksbürgermeister beklagten zentralistische Tendenzen des Senats und des Abgeordnetenhauses und forderten eine klarere Abgrenzung der Landes- und Bezirksaufgaben.
Das Verhältnis zwischen Senat und Bezirken hält auch die Grünen-Politikerin Pop
für ein „zentrales Thema“ bei künftigen
Reformen der Verwaltung.
GRÜNES KONZEPT FÜR DIE BERLINER VERWALTUNG
D
Jedes Jahr 6000 Stellen besetzen
ROT-GRÜNER KONSENS
Den schlechten Zustand
der Berliner Verwaltung sehen die Grünen als eine
schwere Hypothek für die
nächste Regierung. „Die
Probleme werden sich aber
nicht von heute auf morgen beheben lassen“,
sagte die Grünen-Fraktionschefin Ramona Pop. Sie
sieht bei den Vorschlägen
ihrer Partei viele Übereinstimmungen mit einem
Konzept, das der SPD-Spitzenkandidat und Regierende Bürgermeister Michael Müller letzte Woche
vorgestellt hatte. Konsens
ist beispielsweise die künf-
tige Bündelung der Verantwortung für das öffentliche
Personal in einem Senatsressort. Während die SPD
das Finanzressort im Auge
hat, käme für die Grünen
auch die Innenverwaltung
des Senats in Frage.
MEHR PERSONAL
Auch die Grünen gehen davon aus, dass jährlich
5000 altersbedingt frei
werdende Stellen im öffentlichen Dienst neu besetzt
werden müssen. Außerdem fordern sie für Lehrer
jedes Jahr 800 bis 850 zusätzliche Stellen und für
die allgemeine Verwaltung
eine jährliche Aufstockung
um 150 bis 200 Stellen.
Das Outsourcing von Aufgaben müsse gestoppt werden. Die Anpassung der
Gehälter an das bundesweite Niveau soll bis 2022
erreicht werden. Dafür
müsse auf die bisherige
Finanzplanung jährlich ein
Sockelbetrag von 200 Euro
pro Arbeitnehmer draufgelegt werden.
Die Polizei hat für die Al-Quds-Demonstration am Sonnabend Flaggen der libanesischen Partei und Miliz Hisbollah verboten. Dies teilte Innensenator Frank Henkel (CDU) am Dienstag mit: „Es wird
nicht erlaubt sein, für die Hisbollah zu
werben und Kennzeichen, Symbole oder
Embleme dieser Organisation zu zeigen.“ Henkel hat die Polizei angewiesen,
Verstöße gegen die Auflagen „umgehend
zu unterbinden und bei wiederholtem
Verstoß die Versammlung notfalls auch
aufzulösen.“
Der Al-Quds-Tag war nach der Islamischen Revolution 1979 im Iran erfunden
worden; weltweit gehen seitdem vor allem schiitische Muslime auf die Straße,
um für die „Befreiung“ Jerusalems (arabisch: Al Quds) von den Israelis zu demonstrieren. In Berlin gibt es die Aufzüge seit 1996 – mehrfach hatte es Störungen durch volksverhetzende und israelfeindliche Parolen gegeben. Wie berichtet, hat das American Jewish Committee
(AJC) ein Gutachten in Auftrag gegeben.
Dieses fordert Auflagen gegen die Demo
und ihre Verlegung vom Kurfürstendamm auf die parallele Kantstraße.
Hisbollah-Flaggen hat die Versammlungsbehörde nun untersagt. Begründung der Berliner Polizei: Die libanesische Hisbollah habe keinen thematischen
Bezug zum iranischen Al-Quds-Tag und
könne deshalb versammlungsrechtlich
verboten werden. Offen bleibt, ob der Anmelder der Demo, die Al-Quds-AG, gegen das Verbot klagen wird. 2006 hatte
die Polizei schon einmal Hisbollah-Fahnen bei einer Demo verboten – war vor
Gericht aber gescheitert. Damals war
SCHNELLER EINSTELLEN
Jede freie Stelle wollen die
Grünen innerhalb von drei
Monaten besetzen, derzeit
dauern die Verfahren bis
zu neun Monate.
za
Diesmal nicht. Hisbollah-Flagge bei der AlQuds-Demo 2015. Foto: imago/Christian Ditsch
Zurück nach vorn: Die handgemalte Info
am Anhalter Bahnhof. Foto: Kitty Kleist-Heinrich
U-Bahn
bekommt
W-Lan
Beim kostenlosen Surfen will jetzt auch
die BVG ganz vorne mitmischen. Auf
acht U-Bahnhöfen soll in den nächsten Tagen ein frei zugängliches W-Lan-Netz verfügbar sein. „BVG-Wifi“ gibt es dann an
diesen Stationen: Mehringdamm, Möckernbrücke, Gleisdreieck (Ebene U2),
Alt-Tempelhof, Hausvogteiplatz, Bülowstraße, Rosa-Luxemburg-Platz und Nollendorfplatz (Ebene U2). Die BVG lässt
sich den Ausbau rund fünf Millionen
Euro kosten.
Das Einwählen soll unkompliziert funktionieren: W-Lan auf dem Smartphone aktivieren, BVG-Wifi anklicken, eine beliebige Seite im Browser öffnen, das System
leitet dann automatisch auf eine Seite mit
den Nutzungsbedingungen weiter, akzeptieren – fertig. Anmelden mit Benutzernamen und Passwort sei nicht nötig, teilte
die BVG mit. Die Nutzungsbedingungen
müssen nur einmal akzeptiert werden.
Erst bei einer „siebentägigen Nutzungspause“ werde die Anmeldeprozedur wiederholt. Die Zugangspunkte befinden
sich in der Regel in der Bahnsteigmitte.
Am Bahnhof Osloer Straße (U8/U9)
war bereits im vergangenen Jahr ein
W-Lan-Netz getestet worden. Weitere
Bahnhöfe sollen in den nächsten Monaten folgen, darunter Zoologischer Garten, Rathaus Spandau, Hermannplatz,
Leopoldplatz, Wittenbergplatz, Kurfürstendamm und Stadtmitte. Die BVG will
„auf den größten und umsteigestärksten
Bahnhöfen“ mit vielen Pendlern und Touristen freies W-Lan anbieten.
Tsp
Showdown mit Tiger
Plan mit Pfusch
Aktion „Flüchtlinge fressen“ neben Gorkitheater:
Syrer durften nicht einreisen
Für die geplante S21 muss ein U-Bahn-Zugang am
Hauptbahnhof vorübergehend verschwinden
Ob die provokante Aktion des Zentrums
für politische Schönheit am Dienstagabend tatsächlich wie angedroht ein blutiges Finale fand, war bis Redaktionsschluss der Frühausgabe noch nicht klar –
die Bühne für die Aktion „Flüchtlinge
fressen“ durch vier Tiger am Gorkitheater in Mitte war jedenfalls bereitet. Dienstagvormittag wurde bekannt, dass der
Charterflieger, mit dem die Künstler
mehr als 100 syrische Flüchtlinge ohne
Visa nach Berlin bringen wollten, am Boden bleiben muss – und auch das Bundesinnenministerium ließ sich nicht zu einer
Ausnahme erweichen. Machen die Künstler wie angekündigt ernst, wollten sich
um 18.45 Uhr mehrere Menschen freiwillig an vier Tieger verfüttern. „Wir haben
elf Freiwillige“, sagte eine Sprecherin.
Mindestens die Hälfte sei so verzweifelt,
dass sie sich fressen lassen würden.
Die Fluggesellschaft Air Berlin hatteden seit Monaten bestehenden Charterflugvertrag mit dem Künstlerkollektiv
am Montagabend „außerordentlich aus
wichtigem Grund“ gekündigt. Dienstagmorgen sollte ein Flugzeug von Berlin
nach Antalya fliegen, abends mit mehr
als 100 Menschen zurück sein. Daraus
wurde nichts: Die Künstler hätten den
„Transport von Statisten eines Theaterstücks“ angekündigt, aber erst kurzfristig
mitgeteilt, dass kaum ein Passagier eine
Einreiseerlaubnis für Deutschland habe,
so Air Berlin. Man sei über „wesentliche
Aspekte der Beförderung“ im Unklaren
gelassen worden, das „Vertrauensverhältnis zum Vertragspartner“ sei erschüttert,
hieß es.
Zuvor war das „Zentrum für politische
Schönheit“ beim Bundesinnenministerium mit dem Ersuchen abgeblitzt, die syrischen Flüchtlinge ausnahmsweise ohne
Visa einreisen zu lassen. Man werde „weder die Aufnahme der Personen anordnen noch von einer Einreiseverweige-
Im Käfig. Ein Tiger vor dem MaximFoto: Maurizio Gambarini/dpa
Gorki-Theater.
rung oder Zurückschiebung absehen“,
teilte das Ministerium schriftlich mit. Die
rechtlichen
Einreisevoraussetzungen
Deutschlands könnten nicht wegen einer
Kunstaktion außer Kraft gesetzt werden.
Im Übrigen seien „Unterstützungshandlungen zur unerlaubten Einreise in das
Bundesgebiet“ strafbar, ließ das Ministerium wissen.
Nach Angaben des Zentrums für politische Schönheit will man die Flüchtlinge
nun dabei unterstützen, ihre Einreise aus
humanitären Gründen vor Gericht zu erzwingen. Man werde gegen die Bundesregierung klagen, im Zweifel sogar bis vor
das Bundesverfassungsgericht ziehen,
um „im Wege des Eilverfahrens eine Einreiseerlaubnis nach Deutschland zu erhalten“, sagte die Sprecherin. Schließlich
würden die Flüchtlinge aus Syrien schon
von ihren Verwandten in Berlin erwartet.
Die Polizei kündigte vorsorglich an,
dass man etwaige Selbstverfütterungen
verhindern werde. „Wir werden am Theater präsent sein, um Aktionen am Tigerkäfig, die Menschen möglicherweise in Gefahr bringen, wirksam zu begegnen“,
sagte eine Sprecherin.
Timo Kather
So böse kann weitsichtige Planung in die
Grütze gehen: Vor mehr als zehn Jahren
hatte die Deutsche Bahn bei der Errichtung des Hauptbahnhofs gleich noch die
„vorbereitenden Bauwerke für die S21“
angelegt. Die S-Bahn-Linie soll in einigen
Jahren dort halten, ebenso wie die U5 übrigens; die „Kanzler-U-Bahn“ U55, die
schon jetzt am Hauptbahnhof hält, wird
ja derzeit zur U5 verlängert. Doch nun
stellt sich heraus: „Pläne und vorgefundene Bauwerke passen nicht zusammen“
und „entsprechen nicht den erforderlichen Anforderungen“ – deshalb wird das
vorbereitende S-Bahn-Bauwerk abgerissen und außerdem noch der Eingang zum
U-Bahnhof, direkt daneben gelegen.
Wie viele Millionen diese eines Sisyphos würdige Arbeit verschlingen wird,
berechnet die Bahn noch und will die kursierenden vier Millionen Euro nicht bestätigen. Bei der BVG heißt es, die Kosten
trage die Bahn allein. Außerdem „setzen
wir uns dafür ein, dass der Ausgang im
Jahr 2020 wieder aufgebaut ist“, sagt ein
BVG-Sprecher. Denn im Jahr 2020 soll
der U-Bahn-„Lückenschluss“ fertig sein
und die U5 am Hauptbahnhof halten. Da
wäre es wünschenswert, wenn die Fahrgäste auch aus dem unterirdischen Bahnhof ans Tageslicht gelangen könnten.
Genau genommen an das Friedrich-List-Ufer, das neben dem Hauptbahnhof gelegen zum Humboldt-Hafen
führt. Die BVG versichert, dies sei nur
einer von „je nach Zählweise vier oder
fünf Ausgängen“ – und sicher nicht der
am meisten benutzte. Wobei das daran liegen mag, dass noch nicht alle Neubauten
an dem schönen Wasserbecken stehen,
die dort geplant sind – sei’s drum, die
Fahrgäste kämen notfalls auch anderswo
raus aus dem Schacht.
Dass beide Bahn-Trassen betroffen
sind, liegt daran, dass dieser „südliche
Ausgang der U55 und der südliche Aus-
gang der S21 über ein und dieselbe Passerelle führen“, wie die Bahn weiter mitteilt. Das soll auch so bleiben. Trotzdem
sei es „technisch und wirtschaftlich“ aber
die „günstigste Lösung“, dass der südliche U-Bahnhof-Ausgang komplett abgebaut wird – „und mit der Errichtung des
S21-Bauwerks genau so wieder aufgebaut wird“.
Schuld daran sei das „Baukonzept für
den Neubau des Bahnhofs der S21“, das
geändert werden musste. Warum das so
ist? Nichts genaues erfährt man nicht. Warum Anforderungen geändert werden
Abriss und identischer Aufbau
sei die „günstigste Lösung“
mussten, bleibt unklar. Schlampereien bei
den Bauarbeiten wegen des Zeitdrucks,
unter dem der Hauptbahnhof kurz vor der
Fußball-WM 2006 fertig gebaut werden
musste? „Es geht nicht schlicht um Mängel“, so die Bahn. An anderer Stelle aber
nennt sie „auch“ den „schwierigen Berliner Baugrund“ und die „dadurch eintretenden Setzungen bei der vorhandenen
Bebauung“ als weitere Ursache.
Zurzeit bemühen sich die Verantwortlichen um Schadensbegrenzung. Immerhin gibt es ein Notkonzept: „Die Bahn hat
mit dem Land Berlin die Errichtung eines
unterirdischen Interimsbahnsteigs im Bereich der Invalidenstraße vereinbart, um
von dort trockenen Fußes zum Hauptbahnhof gelangen zu können“, heißt es
weiter. Über den Zeitpunkt der Inbetriebnahme dieses Interimsbahnsteiges fänden allerdings ebenfalls noch weitere Abstimmungen mit dem Senat statt. Dass
Zwischennutzungen in Berlin schon mal
zur Dauereinrichtung werden, ist ein ander’ Ding.
Ralf Schönball
aber der Krieg zwischen Israel und Hisbollah Thema der Demo, die Flagge hatte
also thematischen Bezug, so die Richter.
2009 hatte das Verwaltungsgericht ein
Verbot von Hamas-Flaggen gekippt.
Gegen die Route über den Kurfürstendamm gibt es „keine rechtliche Handhabe“, wie es im Präsidium hieß. Der Anmelder einer Demo habe freie Wahl der
Route. Tatsächlich lief die Demo meistens über den Ku’damm. Nur in den Jahren 2003 bis 2005 hatte die Polizei die
Kantstraße mit dem Endplatz Savignyplatz durchgesetzt. Die Kanzlei des AJC
empfiehlt die Verlegung, da nahe dem
Ku’damm mehrere Synagogen seien. Dieses Argument hält die Polizei für unsinnig. „Wir können diese Einrichtungen
schützen“, sagte ein leitender Beamter.
Die Jüdische Gemeinde in der Fasanenstraße und die Synagoge in der Joachimsthaler Straße seien weit genug entfernt.
Starten soll die Demo am Sonnabend mit
bis zu 1500 Menschen um 14 Uhr am
Adenauerplatz, um bis zum Wittenbergplatz zu ziehen. Der Anmelder, die islamistische Gruppe „Al-Quds-AG“, wird
vom Verfassungsschutz beobachtet.
Zwei pro-israelische Demos sind zeitgleich angemeldet: Eine Kundgebung am
Adenauerplatz und eine Demo „Gegen
Antisemitismus, Islamismus und Homophobie“. Diese soll am Joachimsthaler
Platz beginnen und vermutlich ebenfalls
über den Kurfürstendamm zum GeorgeGrosz-Platz ziehen. Jörn Hasselmann
BER ups and downs
1488
550
Tage seit
Nichteröffnung *
Tage bis zur
Eröffnung **
*Der Flugbetrieb sollte ursprünglich
am 3. Juni 2012 starten
**Der Flughafen soll im 4. Quartal 2017
eröffnen. Wir rechnen mal großzügig mit dem
31. Dezember – aber ob das reicht?
12
BERLIN
DER TAGESSPIEGEL
FDP setzt
auf
Planwirtschaft
Liberale treten mit
Lenin-Look zur Wahl an
Den Blick auf eine bessere Zukunft gerichtet wie vor ihm Lenin und Ernst Thälmann: So will Sebastian Czaja, Spitzenkandidat der Berliner FDP, im Wahlkampf Interesse an den Ideen seiner Partei wecken. Czaja hat das Plakat, das provozieren will und ab Anfang August für
die Liberalen werben soll, am Dienstag
auf dem Molkenmarkt vorgestellt, ziemlich genau zwischen dem Roten Rathaus
und der Innenverwaltung. Dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller und
dessen Koalitionspartner, dem Innensenator Frank Henkel, wirft er kleingeistige
Politik vor. Die FDP habe Ideen für „das
nächste Berlin“, denn es sei an der Zeit,
„Berlin groß zu denken“.
Was er meint, hat Czaja schon mit der
Initiative für die Offenhaltung des Flughafens Tegel gezeigt. Dem Senat fehle die
Kraft, neue Ideen zu entwickeln und „der
Stadt endlich wieder eine Vision zu geben“. Die Liberalen, so Czaja, fassen ihre
Vorstellungen von einer jährlich um
40 000 bis 50 000 Menschen wachsenden Stadt unter dem Begriff Plan B zusammen. Plan A, so Czaja – das sei eben die
Senatspolitik, zu besichtigen in den Bürgerämtern. Der Plan B der Liberalen setzt
Der Zukunft zugewandt. Sebastian Czaja,
Frontmann der Berliner FDP. Foto: Zinken/dpa
darauf, mit der Digitalisierung vieler
Dienstleistungen die Ämter den Bürgern
wieder nahezubringen.
Eine andere Großbaustelle sei das Wohnen, so der FDP-Mann. Die Liberalen wollen es den Bürgern möglich machen, „in
dieser Stadt Eigentum zu bilden“. Die Verkehrspolitik will die FDP so modernisieren, dass der „Krieg zwischen Ampel und
Auto, Fußgänger und Radfahrer, ÖPNV
und Individualverkehr“ endet.
Heftig fiel Czajas Attacke auf den Innensenator aus. Sicherheit sei in Berlin
zum „Fremdwort“ geworden, sagte er.
Berlin nehme inzwischen einen Spitzenplatz in der Kriminalitätsstatistik ein. Dabei sei es möglich – so zitierte Czaja eine
Polizeigewerkschaft –, 3000 Polizisten
mehr auf die Straßen zu bringen. Allerdings müssten sie von einer Bürokratie
entlastet werden, die sie in einer Schicht
von zwölf Stunden für sechs Stunden an
den Schreibtisch binde. Die FDP will außerdem die Ordnungsämter zentralisieren, sodass sich Streifenwagenbesatzungen nicht mehr um Falschparker in der
zweiten Reihe kümmern müssten. wvb.
Halbe Million
Besucher bei
Dino „Tristan“
Das Berliner Naturkundemuseum erwartet an diesem Donnerstag den 500 000.
Besucher des Dino-Skeletts „Tristan“. Zu
dem Ereignis ist auch der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) eingeladen, teilte das Museum mit. Der Saurier
gilt unter internationalen Experten als
ganz besonderer Fund und wird seit
Mitte 2015 in Berlin erforscht.
Das zwölf Meter lange Originalskelett
eines Tyrannosaurus rex ist seit dem
17. Dezember 2015 im Naturkundemuseum zu sehen und hat dem Haus einen
Besucheransturm beschert. Es soll mindestens drei Jahre im Museum bleiben.
Auf 50 bis 70 beziffern Experten die Zahl
der Funde zum T. rex weltweit – oft nur
einzelne Knochen oder Fragmente. Tristan gehört hingegen zu den vollständigsten Skeletten, beeindruckend ist vor allem sein 180 Kilogramm schwerer Schädel.
Das Skelett wurde 2012 in Montana
(USA) gefunden und gilt unter Experten
als einmaliger Fund. Das Alter des Fossils
wird mit mehr als 65 Millionen Jahren angegeben. Auf das zwölf Meter lange Skelett von „Tristan“ ist im Naturkundemuseum eine Kopie des Kopfes montiert, da
der originale Schädel zu schwer wäre. Er
wird in einer extra Vitrine gezeigt.
Das Museum verdankt T-Rex „Tristan“
dem dänischstämmigen Mäzen Niels
Nielsen. Neben der Ausstellung des Skeletts wird an den Knochen durch das Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung geforscht.
dpa/epd
NR. 22 802 / MITTWOCH, 29. JUNI 2016
In die Höhe geschossen
Sie
waren’s
nicht
In Tegel entsteht das erste Modul-Gebäude für Flüchtlinge, das Wohnungsbaugesellschaften errichten
Von Frank Bachner
Majestätisch langsam dreht sich der
mächtige Ausleger über dem Betonboden. Ein Bauarbeiter in gelber Signalweste steht auf einem Gerüst im dritten
Geschoss und wartet lässig, bis der Ausleger zum Stehen kommt. Es ist wichtig,
das dritte Geschoss. Es zeigt die Geschwindigkeit, mit der hier gebaut wird.
Am 3. Juni war in der Bernauer Straße
138 A, in Tegel, ein paar Fußminuten entfernt vom Tegeler See, gerade mal die Bodenplatte gegossen worden. Am 17. Juni
stand schon das Erdgeschoss. Und Dienstagabend war das dritte Geschoss fertig.
Weihnachten werden acht Geschosse
stehen, so ist der Plan, dann sollen in dieses Gebäude 230 Flüchtlinge einziehen.
Dann hat der Betonklotz zwar 5,5 Millionen Euro gekostet, 1700 Euro pro Quadratmeter, wurde aber auch in nur sieben
Monaten hochgezogen.
Die Modulbauweise macht es möglich,
die Methode, mit der ganz schnell auf die
Flüchtlingsproblematik reagiert werden
soll. Für acht dieser Gebäude, erstellt von
kommunalen Wohnungsbaugesellschaften, gibt es in diesem Jahr noch den ersten Spatenstich.
Die Adresse Bernauer Straße 138 A ist
die erste Unterkunft in Modulbauweise,
die eine der sechs kommunalen Wohnungsbaugesellschaften von Berlin errichtet. Für sie ist die Gewobag zuständig. Und weil es die erste ist, wurde sie
am Dienstag sehr feierlich präsentiert.
Engelbert Lütke Daldrup, Staatssekretär
für Bauen und Wohnen, redete nochmal
„von dem sehr großen Druck“, der in November herrschte, als Tausende Flüchtlinge plötzlich in Berlin ankamen und hektisch in Notunterkünften untergebracht
werden mussten.
Turnhallen, Verwaltungsgebäude und
die Hangars des Tempelhofer Feldes taugen vielleicht als logistische Erste-HilfeMaßnahme, aber sie sind natürlich kein
Dauerzustand. Derzeit sind sieben Turnhallen geräumt, in 57 leben noch Flüchtlinge. Im Oktober soll auch die letzte dieser Turnhallen wieder dem Sport zur Verfügung stehen. Und wegen der Not erhielten die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften im November Order, jede von
ihnen sollte zwei Projekte zur Unterbringung von Flüchtlingen errichten.
60 Häuser in Modulbauweise sollen in
Berlin entstehen, sie werden aus Fertigtei-
Schnell gewachsen. Die Staatsekretäre Gerstle (links) und Lütke Daldrup (Mitte) besichtiFoto: Frank Bachner
gen mit Gewobag-Vorstandsfrau Michaelis das neue Gebäude.
len zusammengesetzt, deshalb wächst
ein Geschoss nach dem anderen so
schnell. Sieben Monate bis zur Fertigstellung, das läuft nur so.
Ein konventioneller Bau ist verglichen
damit zeitraubend. „Da benötigt man allein für den Rohbau neun Monate“, sagt
Snezana Michaelis, die leitende Bauingenieurin bei der Gewobag und Vorstandsmitglied des Unternehmens.
Aber so viel Zeit haben sie in Berlin
nicht, die Verantwortlichen für die Unterbringung der Flüchtlinge. Schließlich erreichten allein nach 4. September 2015,
als Bundeskanzlerin Angela Merkel das
Dublin-Abkommen zeitweise außer
Kraft setzte, tausend Flüchtlinge pro Tag
die Hauptstadt. „Und die Unterbringung
dieser Menschen bedeutete im vergangenen Jahr eine ganz erhebliche Herausforderung“, sagte Dirk Gerstle, der Staatssekretär für Soziales. „Ab September hatten
wir eine völlig veränderte Situation.“
Die völlig veränderte Situation erforderte auch Ideen, wie man die geflohenen Menschen integriert, schließlich werden viele von ihnen die nächsten Jahre in
Berlin leben. Deshalb werden die Modul-Bauwerke auch direkt in Kieze gesetzt, im Fall Bernauer Straße 138 A in
eine Umgebung, die sozial eher etwas
schwierig ist. Und, wenig überraschend,
kritische Fragen von Anwohnern und
Nachbarn blieben nicht aus. Aber jetzt,
so sieht es jedenfalls aus, ist alles in Ordnung.
Zumal ja die Planung nicht davon ausgeht, dass die Flüchtlinge dauerhaft unter
dieser Adresse leben werden. Nachnutzung ist ein großes Thema, zwei Zukunftskonzepte existieren. Das erste geht
davon aus, dass irgendwann Studenten in
das Gebäude ziehen, das zweite basiert
auf der Überlegung, dass die Wohnungen
umgebaut und auf dem normalen Wohnungsmarkt angeboten werden. Und damit diese Angebote auch angenommen
werden, wird dann jede Wohnung noch
einen Balkon erhalten.
Aber erstmal ziehen vor allem Menschen aus dem Irak, aus Syrien, Pakistan
und Afghanistan in die Bernauer Straße
138 A. Sprachenvielfalt ist man bei der
Gewobag ohnehin gewöhnt. In einem
Kiez in Kreuzberg artikulieren sich die
Gewobag-Mieter in 78 Sprachen. Die
Vielfalt hat inzwischen auch die Gewobag-Führung erreicht. 50 Prozent der
Vorstandsmitglieder haben einen Migrationshintergrund.
Terminstress
Zweite soll Erste sein
Wieland, Geisel und die Verwirrung um ein Treffen
Neue Spitze für Sozialgericht noch vor der Wahl
Genug zu besprechen hätten sie ja, der
„Beirat für Zusammenhalt“ und Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD).
Deshalb hatte Wolfgang Wieland
(Grüne) sich für den Beirat eindringlich
um einen Termin mit Geisel bemüht.
Denn das Gremium, das als eine Art Vermittler zwischen Bürgern und Politik bei
Flüchtlingsfragen agiert, hat einige Fragen: zu den Grundstücken, auf denen die
sogenannten „Tempohomes“ entstehen
sollen, zur Zusammenarbeit der Bezirke
bei den „MUFs“, den Mobilunterkünften
für Flüchtlinge und dazu, wie bestehender Wohnraum für Flüchtlinge effektiv genutzt werden könnte.
Dennoch kam ein Termin bislang – wie
berichtet – nicht zustande. Darüber hatten sich Wieland und Geisel nun ein absurdes Theaterstück geliefert. Wieland
hatte dem Senator im Interview mit dem
Tagesspiegel vorgeworfen, kein Interesse
an einem Gespräch zu haben. Dem Senator sei der Wahlkampf wichtiger. Geisel
wies das auf Nachfrage von sich. Ihm
seien zwei Termine vorgeschlagen worden, an beiden habe er bereits andere Verpflichtungen gehabt.Über die Unterstellung Wieland sei er deshalb „angefasst“
gewesen.
Das ruft nun wiederum den Beirat auf
den Plan. Man habe zwar zwei Terminvorschläge gemacht, dazu aber explizit ergänzt: „„Natürlich können Sie mir gern
alternative Termine zusenden.“ Erst nach
mehrmaligem telefonischen Nachfragen
habe das Büro des Stadtentwicklungssenators schließlich reagiert, dann aller-
Senats-Kritiker.
Der Grünen-Politiker
Wolfgang Wieland,
hier mit dem ehemaligen Regierenden Bürgermeister Eberhard
Diepgen, macht Bausenator Geisel Vorwürfe.
Foto: Thilo Rückeis
dings mit einer Pauschalabsage. Eine Mitarbeiterin des Büros Geisel habe einem
Mitarbeiter aus Wielands Büro am Telefon wissen lassen, die Arbeit des Beirats
sei zwar schön, aber für den Senator
nicht relevant. Da aber der Wahlkampf
bevorstehe und damit auch zahlreiche
(Themen-)relevante Termine, könne
man generell keine Zusage geben. Ein
Sprecher des Senators weist diese Darstellung nun zurück, das sei „schlichtweg
falsch“. Um weitere Unklarheiten zu beseitigen, werde sich der Senator aber am
Freitag mit dem Beirat treffen. Es sei nun
auch wenig sinnvoll, in ein „Aussagen-Ping-Pong über das Finden von Terminen“ einzutreten.
Aufzuklären wäre dann auch, wieso
der Senator behauptet hatte, sich bereits
im April mit dem Beirat getroffen zu haben, während Wieland beteuert: „Herr
Geisel hat noch nie mit uns gesprochen.“
Seine Vermutung: Geisel verwechsle
schlicht den „Beirat für Zusammenhalt“
mit dem „Runden Tisch zur Versorgung
von Flüchtlingen“.
Den moderiert ebenfalls Wieland, insofern könne er eine Verwechslung verstehen, ebenso wie Termindruck. „Aber ansonsten sollte man bei der Wahrheit bleiben.“ Über Geisels Reaktion sei er deshalb „verschnupft“. Die mögliche Verwechslung von Beirat und Rundem Tisch
durch den Senator kommentierte ein
Sprecher der zuständigen Senatsverwaltung auf Anfrage lapidar: „Sie können sicher sein, dass der Senator den Unterschied kennt.“
Christian Vooren
Jetzt soll es mit der Besetzung des seit
Ende 2013 vakanten Präsidentenpostens
am Landessozialgericht Berlin-Brandenburg in Potsdam ganz schnell gehen –
wenn es keine neuen politischen Ränke
im Berliner Senat gibt. Nach dem Rückzug des Favoriten für die Stelle wollen Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) und
Brandenburgs Justizminister Steffen Ludwig (Linke) die Personalie noch vor der
Berliner Abgeordnetenhauswahl im September regeln, durch die Kabinette und
den gemeinsamen Richterwahlausschuss
bringen.
Dabei läuft es auf Sabine Schudoma zu,
die Präsidentin des Sozialgerichts Berlin,
des größten Deutschlands. Sie ist auch
Präsidentin des Verfassungsgerichtshofes Berlin. Eine Neuausschreibung wollen alle Beteiligten vermeiden. Die Zeit
drängt: Im Herbst geht der Vize-Präsident des Gerichts, Herbert Oesterle, in
Pension. Ohne eine zügige Entscheidung
wäre es führungslos.
Wie berichtet, hatte Senatskanzleichef
Björn Böhning (SPD) seit Jahresbeginn
verhindert, dass der Senat dem Favoriten
E
zustimmt, dem Bundessozialrichter Martin Karl Ernst Estelmann – obwohl Brandenburg das längst getan hatte. Böhning
hatte rechtliche Bedenken gegen die
Wahl des als CDU-nah geltenden Estelmann angemeldet, riet zu einer Neuausschreibung und wollte die zweitplatzierte Bewerberin auf den Posten hieven:
Sabine Schudoma.
Seither verhandelten Böhning und Justizsenator Heilmann nur noch schriftlich.
Es drohte, dass die Personalie im Wahlkampf um das Abgeordnetenhaus versinkt. Böhning warf Heilmann indirekt
vor, Schudoma wegen ihrer SPD-Nähe
verhindern zu wollen. Die Senatsjustizverwaltung sah sich gezwungen, Böhning
über die Grundsätze des Ausschreibungs- und Stellenbesetzungsrechts und
die vorherigen Verfahrensfehler zu belehren, wegen derer sich die Auswahl um
zwei Jahre verzögerte. Estelmann zog
seine Bewerbung dem Vernehmen nach
zurück, um allen Seiten einen langen
Rechtsstreit zu ersparen. Zudem habe er
sich zunehmend durch die Ränke beschädigt gesehen.
Alexander Fröhlich
NACHRICHTEN
F
Senat vertagt Beschluss über
Sondersitzung zu Videoüberwachung
Dozent wehrt sich gegen Kündigung
wegen islamfeindlicher Äußerungen
Der Senat hat am Dienstag die Entscheidung vertagt, ob die Videoüberwachung
gefährlicher Orte in dieser Legislaturperiode beschlossen werden kann. Über die
Ausgestaltung des Vorhabens sind CDU
und SPD uneins. Der Antrag von Innensenator Frank Henkel (CDU), zur Verabschiedung des Gesetzes eine Parlamentssondersitzung einzuberufen, wurde lediglich diskutiert. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) hatte
jüngst signalisiert, dem Wunsch der
CDU nachzukommen. Solange sich aber
die Fraktionen nicht einig seien, brauche
man keine Sondersitzung zu beschließen. Die CDU fordert Müller auf, die
SPD-Fraktion von dem Projekt zu überzeugen. „Müller ist unverändert in der
Pflicht, die Vorlage zur Videoüberwachung in den eigenen Reihen durchzusetzen“, sagte CDU-Fraktionschef Florian
Graf. Das Verhalten der SPD-Fraktion
werde zeigen, ob auf die Worte Müllers
Verlass sei, sagte der Innenexperte der
CDU-Fraktion, Robbin Juhnke.
sik
Der umstrittene Statistikdozent Wolfgang Hebold wehrt sich juristisch gegen
die fristlose Kündigung seines Lehrauftrags an der privaten Hochschule SRH.
Für Freitag ist ein Gütetermin am Arbeitsgericht anberaumt. Die Hochschule hatte
Hebold nach islamfeindlichen Ausfällen
gekündigt. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe leitete die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts
der Volksverhetzung ein. Hebold selbst
beteuert, kein Rassist zu sein.
kat
Bezirksamtsbüros in Wilmersdorf
wegen Schadstoffbelastung geräumt
Die gesundheitsschädliche und möglicherweise krebserregende Chemikalie
Naphthalin strömt aus dem Dach des Gebäudes des Bezirksamts Charlottenburg-Wilmersdorf am Hohenzollerndam
174-177. Fünf Büros der Bauaufsicht wurden geräumt; Mitarbeiter hatten den Geruch, Kopfschmerzen und Übelkeit beklagt. Die soeben gestartete Dachsanierung soll zwei Monate lang dauern. CD
Lobby schrieb laut Senat
nicht an Gutachten mit
Stümperhaft vorbereitet war der geplante
Zugriff auf das Gasnetz durch den Senat.
Justizsenator Thomas Heilmann (CDU)
war dabei. Doch er zog spät und für viele
unerwartet die Notbremse und rettete so
dem Marktmonopolisten Gasag das Geschäft. Begründet wurde der Schritt mit
einer im Juni 2014 vorgelegten gutachterlichen Stellungnahme, die die Entscheidung zugunsten einer landeseigenen
Firma regelrecht zerpflückt. Besser hätte
es die Lobby der zunächst unterlegenen
Bieter nicht tun können.
Oder tat sie vielleicht mit bei der Expertise? Dieser Verdacht drängte sich den
beiden SPD-Abgeordneten Nikolaus Karsten und Daniel Buchholz auf, sie fragten
den Senat: „Schreiben Lobbyisten Prüfberichte für den Justizsenator bei der Vergabe von millionenschweren Energiekonzessionen?“ Die Antwort liegt nun vor:
„Es haben neben der Leitungsebene ausschließlich langjährige Mitarbeitende
der Senatsverwaltung für Justiz einschließlich eines abgeordneten Richters
mitgewirkt“ an dem Prüfbericht, der den
Plan durchkreuzte, das Gasnetz zurück in
Landeshand zu bringen und mehr Wettbewerb sicherzustellen. Der Senat schließt
sogar aus, dass die Gasag oder andere
Lobbyisten mitgewirkt haben könnten.
Alle Zweifel ausgeräumt? „Es bleibt für
uns ein großes Mysterium, warum der
Justizsenator als Senatsmitglied zunächst
alle Entscheidungen zur Rekommunalisierung des Netzes mitgetragen hat und
auf der Zielgeraden mit einem kritischen
Gutachten kommt“, sagt Buchholz. Dieser „sehr deutliche Meinungsumschwung“ sei nicht nachvollziehbar,
ebenso wenig wie die Verbreitung des
Gutachtens in der Öffentlichkeit. Auf welchem Wege dies geschah, kann sich der
Senat nicht erklären.
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Streit um
Gebühren für
Rettungseinsätze
Der Berliner Senat will noch vor der Abgeordnetenhauswahl das neue Rettungsdienstgesetz vom Abgeordnetenhaus verabschieden lassen. Die zuständigen Fachleute von Innensenator Frank Henkel
(CDU) hatten dazu fast 200 Seiten voller
Details ausgearbeitet. Doch nicht nur die
Grünen lehnen das Gesetz in der geplanten Form ab. Auch die Krankenkassen,
die für die Noteinsätze der Feuerwehr bezahlen, sind dagegen. An diesem Mittwoch wird in einer Sondersitzung des Innenausschusses darüber gesprochen.
Dem Vernehmen nach wollen Kassenvertreter vor dem Verwaltungsgericht klagen, wenn das Gesetz in seiner aktuellen
Form verabschiedet werden sollte. Für
den neuen Senat ab September wäre das
ungünstig – insbesondere weil unklar ist,
welche Kosten auf ihn zukommen. Denn
die Kassen kritisieren die aus dem Gesetz
resultierende Gebührenordnung.
Ihnen sind die abgerechneten Einsätze
schonseit Jahrenzuteuer– die Kassenzahlendeshalb nurunter Vorbehalt.BeideSeiten warten aufeinUrteil zurGebührenordnung, das in den nächsten Tagen erwartet
wird: Gibt das Oberverwaltungsgericht
den Kassen recht, dann hat die Feuerwehr
jahrelang zu viel abgerechnet – oder die
Summen schlecht begründet. Womöglich
müsste das Land den Kassen dann bis zu
80 Millionen Euro zurückzahlen.
hah
STADTLEBEN
MITTWOCH, 29. JUNI 2016 / NR. 22 802
START DER FASHION WEEK
DER TAGESSPIEGEL
E STADTMENSCHEN F
Die Stadt ist nicht nur in den kommenden Tagen anziehend
Donnersmarck
dreht wieder
Revolution
im
Kleiderschrank
Fashion Week öffnet
sich weiter fürs Publikum
Momentaufnahme. Auch das Logo der Modemesse Bread & Butter hat sich verändert. Im Herbst gibt es einen Neustart.
Foto: Caroline Seidel / dpa
Mercedes Benz ist zwar nach wie vor der
Namensgeber der Fashion Week, aber die
Trend-Apostel von Vogue und vom
Zeit-Magazin setzen mit ihren Events
ringsum immer mehr Akzente.
Traditionell feiert das „Zeit-Magazin“
in das Erscheinen der neuen Ausgabe hinein. Anlässlich der Fashion Week würdigt die Redaktion diesmal die „Russische Revolution“ in Berlin, die Tatsache,
dass Berlin wieder zum Sammelpunkt
der russischen Kreativen wird, die mit ihrem hier geprägten Stil die Modewelt begeistern. Der 26-jährige Fotograf Vitali
Gelwich aus Nowosibirsk, der seit sechs
Jahren hier lebt, erklärt die Unterschiede. „In Russland laufen die sozial
Schwachen in dem rum, was Gosha Rubchinsky und Demna Gvasalia in Paris auf
dem Laufsteg zeigen. Ein reicher Russe
würde sich niemals so anziehen.“ Fotografiert haben sie ihre Modestrecke in der
Karl-Marx-Allee. Gelwich demonstriert die
zwei Kulturen in sich, indem er zur Rolex einen
Trainingsanzug
von
„Adidas x Palace“ trägt
und Söckchen von America Apparel.
Der Trend, dass die
Mode nicht nur für eiHillerin
nen exklusiven Zirkel
da ist, sondern für alle, setzt sich weiter
fort. Auch diesmal hat sich das KaDeWe
mit der deutschen „Vogue“ zusammengetan, um noch bis 10. Juli den „Berliner
Mode-Salon“ zu präsentieren. Wegen der
laufenden Umbauarbeiten sind Designer
wie Dawid Tomaszewski und Isabell de
Hillerin diesmal im „Apartment“ im vierten Stock zu sehen. Für Marketing-Chefin Petra Fladenhofer ist es wichtig, ungewöhnliche Orte zu finden, „um unseren
Kunden kreative Pop-up-Ideen zu zeigen.“ Natürlich wird der Erfolg des letzten Salons motivierend gewirkt haben.
Passanten ohne jegliche Kaufabsicht
können sich infizieren lassen bei einer
Aktion der Stiftung der Deutschen Bekleidungsindustrie zur Förderung der Ausbildung von Nachwuchskräften. Auf den
U-Bahnsteigen der Linie 6 werden die Siegerfilme zum European Fashion Award
Fash gezeigt. Das Thema „Change“ wie
Wandel soll neue Modewege aufgreifen.
Synergie-Effekte erreichen auch die Diplomatie. US-Botschafter John Emerson
und seine Frau Kimberly luden am Dienstag in die Botschaft ein um das Thema
„Sustainability & Style“ zu feiern und
eine kulturelle Brücke zu schlagen zwischen jungen deutschen Modetalenten
und US-Designern. Die sind nicht nur in
Gestalt von American Apparel präsent in
Berlin. Ralph Lauren oder Donna Karan
begegnet man zum Beispiel im KaDeWe
an mehreren Stellen. Auch die Ungarische Botschaft lud am Dienstag in einen
speziell zur Fashion Week eingerichteten
Showroom ein.
Elisabeth Binder
Von der alten Bread & Butter-Messe bleibt wenig übrig – nicht einmal der Erfinder Karl-Heinz Müller.
Ab Herbst läuft sie in der Treptower Arena und gibt sich weniger exklusiv
Von Grit Thönnissen
Das ist auf jeden Fall eine clevere Idee,
um die Massen zu begeistern: Zalando
lud zusammen mit den Modebloggern
von Dandy Diary zu einer Party zum Beginn der Fashion Week ein.
Wobei im SEZ an der Landsberger Allee am frühen Montagabend erst einmal
nicht gefeiert, sondern diskutiert wurde,
der Berliner Onlinehändler stellte das
neue Konzept der Bread & Butter vor. Zalando hat die Messe vor zwei Jahren von
ihrem Gründer Karl-Heinz Müller gekauft, im kommenden September soll sie
in die Treptower Arena ziehen. Sie richtet sich dann nicht mehr ans Fachpublikum, sondern an all jene, die sich eine
Eintrittskarte für 15 Euro kaufen wollen.
Schon das Logo zeigt es deutlich: Von
der alten Bread & Butter ist nicht viel übrig. Kein Bär weit und breit, dafür knallbunte Zeichen. Was Zalando-Chef David
Schneider wohl vor allem an der ehemaligen Fachmesse für Denim-, Sports- und
Streetwear interessierte, war einzig die
Marke. Der Standort Tempelhof ist
ebenso Geschichte wie die Ausrichtung
als Messe für Händler.
Schneider war seinerzeit sicher beeindruckt von der Jahrmarktatmosphäre, die
die Bread & Butter bis zu ihrem Ende im
Sommer 2015 auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof ausstrahlte. Das lag
eher am Drumherum mit Liegestühlen,
Viel Platz. Unterm Dach der Treptower Arena, einem früheren Bus-Depot, präsentieren
sich künftig Streetwear-Firmen für ein paar Tage.
Foto: Markus Nass/promo
Karussells und Planschbecken als an der
Mode selbst. Man weiß ja, wie die Produkte von G-Star, Adidas und Desigual
aussehen.
An der Markenausrichtung wird sich
laut Carsten Hendrich, Vice President
Marketing von Zalando, nicht viel ändern: „Das war immer eine Messe, die
den coolen Mainstream abgebildet hat.
Das wollen wir fortführen. Deshalb sind
Marken wie Adidas, Reebok, Eastpak und
Nike dabei.“ Auch Hugo Boss kommt mal
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Tom Schilling und Florian Henckel von Donnersmarck.
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STADTLICHTER
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Themen – Trends – Termine
Der rosarote Panther kehrt zurück. In der
Reihe „Mein Film“ zeigt die Deutsche
Filmakademie an diesem Mittwoch,
19.30 Uhr, in der Astor Film Lounge am
Kurfürstendamm 225 Blake Edwards
„The Return of the Pink Panther“ von
1975 in der Originalfassung. In der Reihe
stellen Prominente Filme vor, die in ihrem Leben und Denken eine wesentliche
Rolle spielen. Diesmal ist es der
deutsch-russische Pianist Igor Levit. Im
Anschluss an die Vorführung wird er eine
Kostprobe seines Könnens geben – und
im Gespräch mit der Schauspielerin,
Opern-Regisseurin und Autorin Adriana
Altaras seine Wahl begründen.
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Schaufenster Berlin
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Wenn Handwerk,
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dann Innung!
Die Fachbetriebe der Innungen! ,- *+$
Dr. med.
Rainer Biglmaier
Facharzt für
Orthopädie und Unfallchirurgie
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wieder mit einer Schau nach Berlin, aber
dieses Mal mit Kleidern, die man sofort
auf der Messe und online kaufen kann.
Zalando will Marken, die wissen, wie
man auf dem Markt agiert. Das bestätigte
auch der Chefdesigner von Adidas, Dirk
Schönberger. Er saß auf einem Podium
neben Jeremy Tai Abbott von Google vor
lauter fröhlichen „Digital Natives“ und
sollte über die neue Messe reden. Aber
erst mal stellte er klar, dass er nicht mit
dem Handy in der Hand geboren wurde:
„Ich bin altmodisch.“ Brav trug er trotzdem vor, wie sich Adidas eine Revolution
vorstellt: „Wir lassen die Kunden jetzt in
unsere Entwicklungsabteilung, die war
bisher geheim.“ Auf der Bread & Butter
soll es ein Adidas-Labor geben. Die Berliner Designerin Marina Hoermanseder
durfte auch etwas dazu sagen, wie wichtig die digitale Welt für sie geworden ist:
„Fans posten uns, weil sie uns mögen,
nicht, weil wir sie kaufen.“
So richtig schienen sich aber die meisten geladenen Gäste nicht für die Diskussion über die neue Bread & Butter zu interessieren, sie waren wohl vor allem froh,
schon im Kellergeschoss des SEZ an ihren Getränken zu nippen und nicht draußen vor der Tür in der langen Schlange
zu stehen, die sich immer bildet, wenn
David Roth und Carl Jakob Haupt zu ihren Partys einladen. Auch ihr Dandy
Diary ist eine Marke, und das kommt an
bei Zalando.
Erst wurden Häppchen herumgereicht, später durften alle an der muskelentspannenden Droge Poppers schnüffeln, die unter Schwulen beliebt ist. Passend dazu gab es eine Hüpfburg. Zu einer
gelungenen Party von Dandy Diary gehört normalerweise, dass irgendwann die
Polizei auftaucht. Diesmal wurden die
Grenzen der Legalität und des guten Geschmacks nur gedehnt.
Neun Jahre liegt der Oscar-Erfolg von
„Das Leben der Anderen“, dem Erstling
des Regisseurs Florian Henckel von Donnersmarck zurück, auch zahlreiche andere Preise, darunter drei Lolas, konnte
der Film einheimsen. An den Kinokassen
war die Stasi-Geschichte ein Renner, wie
auch Donnersmarcks zweite Arbeit „Der
Tourist“ von 2010, der bei Filmkritikern
allerdings meist schlecht wegkam. Derzeit arbeitet der Regisseur an seinem dritten Film, die Dreharbeiten zu „Werk
ohne Autor“ haben kürzlich in Berlin begonnen, werden später in Sachsen und
Nordrhein-Westfalen fortgesetzt. In Dresden suchte die Berliner Agentur Filmgesichter bereits 1500 Komparsen für Szenen, die in der NS-Zeit und in den beiden
folgenden Jahrzehnten spielen sollen.
Wie in „Das Leben der Anderen“ handelt
es sich um einen deutschen Stoff über das
Verhältnis von Kunst und Staat.
Im Mittelpunkt steht der von Tom Schilling gespielte junge DDR-Künstler Kurt
Bannert, der zwar in die Bundesrepublik
geflohen ist, aber seine Kindheits- und Jugenderlebnisse in der NS- und der
SED-Zeit treiben ihn weiter um. Zum
Glück trifft er Ellie, die Liebe seines Lebens, und nun gelingen ihm Bilder, die
sein eigenes Schicksal wie auch die Traumata einer ganzen Generation widerspiegeln. Er hoffe, „dass es uns gelingen wird,
einen Film zu machen, der zeigt, dass
Kunst Dinge erahnen kann, die dem Verstand für immer verschlossen bleiben“,
lässt sich der Regisseur zum Drehstart zitieren. Neben Schilling hat er unter anderem Sebastian Koch, Paula Beer, Saskia Rosendahl und Ina Weisse vor der Kamera
versammelt. Bis zum August sollen die
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BRANDENBURG
DER TAGESSPIEGEL
NR. 22 802 / MITTWOCH, 29. JUNI 2016
Lausitz statt Languedoc
Verstörende Funde
Im Prozess gegen Silvio S. berichtet die Polizei,
was der Angeklagte in seiner Wohnung sammelte
Mit Wein und Gründergeist raus aus der Braunkohle. Wie die Potsdamer Regierung ihr Land präsentiert
Von Dagmar Dehmer
Welzow/Cottbus - Vor drei Jahren sind
die Stare in Scharen über die Trauben hergefallen. Damals gab es keine Ernte vom
Wolkenberg, einer Rekultivierungsfläche
des Braunkohletagebaus Welzow in der
Lausitz. Inzwischen werden die Weinstöcke mit Netzen vor den Vögeln geschützt. 2015 hat der Meißener Kellermeister Martin Schwarz 15 000 Flaschen
Wein aus der Lese auf dem Wolkenberg
gekeltert. Dort wachsen seit 2010 auf
sechs Hektar Reben. Hartmuth Zeiß, Vorstandsvorsitzender der Kohlesparte von
Vattenfall, zeigt fröhlich auf ein paar
schlanke Flaschen mit Grauburgunder,
Weißburgunder und Rotem Riesling –
„eine echte Rarität“, schwärmt Zeiß.
2005 hatte Schwarz mit 99 Reben getestet, ob auf dem Gelände des ehemaligen
Dorfes Wolkenberg, das den Braunkohlebaggern zum Opfer gefallen war, Wein erzeugtwerden kann. Es kann. Der erfolgreiche Winzer vermarktet seinen Wein für
zehn bis 16 Euro pro Flasche. Vermutlich
zahlen die Kunden nicht nur für das Getränk, sondern auch für den leichten Grusel. Schließlich kommt der Wein aus einer
Mondlandschaft. Der Wolkenberg hatdieses Stadium allerdings schon hinter sich.
Direkt daneben erstrecken sich Naturschutzflächen, Aufforstungsgebiete und
einige Äcker, die schon wieder bewirtschaftet werden. Die Lerchen stehen in
der Luft und singen ihr Lied. Keinen Kilometer weiter frisst sich der Braunkohlebagger weiter durch die Erde.
Auf der Suche nach den Lausitzer Perspektiven nach der Braunkohle darf der
Wolkenberg nicht fehlen. Deshalb hat
Brandenburgs Wirtschaftsminister Albrecht Gerber (SPD) den Weinberg mit
einer Gruppe Hauptstadtjournalisten bei
einer Rundfahrt angesteuert. Gerber will
einerseits vermitteln, dass er weiß, dass
das Kohlezeitalter ans Ende gekommen
ist. „Auch ich bin am Erfolg der Energiewende interessiert – auch wenn das nicht
jeder so wahrnimmt“, sagte er am Montag. Die Braunkohle werde aus Gründen
der Versorgungssicherheit „noch eine
ganze Weile gebraucht“, sagte Gerber
aber auch. Brandenburg überarbeitet gerade sein Energiekonzept, ergänzt sein
Abteilungsleiter Energie und Rohstoffe,
Klaus Freytag, der bis Ende 2015 das Landesbergamt geleitet hat. Die rituelle Verteidigung der Braunkohle durch die bran-
Nach der Kohle. Der Wolkenberg ist heute ein Weinberg. Birgit Zuchold (SPD) ist seit sieben Jahren Bürgermeisterin von Welzow und trauert der Braunkohle nach. Wirtschaftsminister Albrecht Gerber (SPD) sucht derweil nach der Zukunft.
Fotos: Dagmar Dehmer
denburgische Landesregierung klingt etwas müde an diesem sonnigen Sommertag in der Lausitz. Die Fahrt führt vorbei
an unzähligen Windrädern, gegen die ein
Teil der Brandenburger in einem Volksentscheid „Rettet Brandenburg“ gerade
Sturm läuft. Gerber bedauert, dass es
hier kaum gelungen sei, die Bürger direkt
an den Gewinnen aus den Windenergieanlagen zu beteiligen. Die meisten Windparks stünden in strukturschwachen Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit wie
der Prignitz, „wo sich die Leute Beteiligungen gar nicht leisten können“. Aber
da suche sein Ministerium gerade nach
praktikablen Lösungen.
Diese Lösungen sucht auch René Markgraf. Der Gründer und Alleingesellschafter der Firma Ibar Systemtechnik in Cottbushatsichkurz nachderWende mitAutomatisierungssoftware selbstständig gemacht. Inzwischen beschäftigt er 50 Programmierer und sich selbst unter anderem mit dem Stromnetz und der Steuerungstechnik, die nötig ist, um erneuerbare Energien zur Wärmeversorgung und
im Verkehr einzusetzen. Markgraf träumt
von Cottbus als „energieautarker Stadt“.
Mit 100 000 Einwohnern würde die Stadt
die zahlreichen energieautarken Dörfer
ausstechen, und es ermöglichen, „die Lausitz besser zu vermarkten“, sagt er.
Das Vermarkten scheint überhaupt das
Kernproblem der Lausitz zu sein. Hans
Rüdiger Lange ist seit April Geschäftsführer der „Innovationsregion Lausitz
GmbH“. Er hat „innovative Unternehmer“ und „findige Technologiepioniere“
gefunden, denen sein Netzwerk nun helfen will, sich auf die eigenen Stärken zu
besinnen und in Kooperation mit anderen Unternehmen neue Produkte für
neue Märkte herzustellen. Daran arbeitet
auch Professor Jörg Steinbach. Der ehemalige Präsident der TU Berlin führt nun
die Brandenburgische Technische Universität Cottbus und will vor allem den
Gründergeist der jungen Ingenieure wecken. Albrecht Gerber betont am Ende
seiner Exkursion: „Vom Tretbootvermieten können wir nicht leben.“ Aber keine
Region in seinem Bundesland habe einen
stärkeren industriellen Kern als die Lausitz. Hans Rüdiger Lange ist sich sicher,
dass sich in der Lausitz viel Neues „nicht
nur neben sondern auch nach der Kohle“
entwickeln kann. Die Lausitzer müssten
sich das nur zutrauen. Und nicht darauf
warten, dass andere ihre Probleme lösen.
Potsdam - Fesselutensilien, Fetisch- Masken, Kinderkleider, lebensechte Kinderpuppen, ausgeschnittene Kinder-Bilder,
bizarre Wunschzettel – die Ermittler
machten nach der Festnahme von Silvio
S. Ende Oktober 2015 erschreckende
Funde. Am Dienstag schilderten mehrere
Beamte im Mordprozess gegen Silvio S.,
der den sechsjährigen Elias aus Potsdam
ermordet und den vierjährigen Flüchtlingsjungen Mohamed sexuell misshandelt und dann stranguliert haben soll, Details von der Durchsuchung der Wohnung des 33-Jährigen.
Die Polizeibeamtin Annika D. berichtete, dass S. am Tag nach dem Tod von
Elias, den er am 8. Juli 2015 entführt hat,
noch einmal im Wohngebiet Am Schlaatz
gewesen sein muss. Jedenfalls hätten die
Ermittler in der Wohnung von Silvio S.
zwei Handzettel gefunden. Sie waren in
in einer Klarsichtfolie verpackt und offensichtlich von einem Mast abgerissen worden. Es waren die ersten Flyer, die auf der
Suche nach Elias im Wohngebiet verteilt
worden waren – und zwar nur einem Tag
nach seinem Verschwinden, sagte die Ermittlerin.
Anika D. berichtet auch von Notizzetteln, die die Beamten in der Wohnung unter Müllsäcken fanden, beschrieben mit
rosa Textmarker und den Worten: „Mädchen Junge Messer“, „Kind fesseln“,
„Mund zukleben“, „Wohnwagen im
Wald“ oder „Kind betrunken machen“.
Die Schrift sei dem Angeklagten zuzuordnen. Ein DNA-Abgleich sei aber nicht erfolgt, sagte die Ermittlerin. Auf Nachfrage des Richters erklärte sie: „Die
Worte scheinen die Interessen von Herrn
S. wiederzugeben.“ Ebenso sei bekannt,
dass er sich für Wohnwagen interessiert
habe. „Es klingt, wie eine Fantasieanleitung“, sagte sie. Offenbar gehe es um
Wünsche des Angeklagten, die in die Tat
umgesetzt werden sollten.
Zu den Polizisten, die das Haus von Silvio S. in Kaltenborn bei Jüterbog (Teltow-Fläming) untersuchten, gehörte
auch Grit H. Ihre Aufgabe war es, mit Leichenspürhunden nach Kleidung der in
Sachsen-Anhalt vermissten Inga zu suchen. Sie fanden zwar Mädchenkleidung,
aber keine Spuren zu Inga. Im Schlafzimmer seien lebensechte Puppen, Kinderbekleidung, Perücken und Fesselwerkzeug
entdeckt worden, im Wohnzimmerschrank gefüllte und leere Kondome.
In einer zwei mal drei Meter großen
Kammer, in der auch der Leichnam von
Mohamed zwischenzeitlich abgelegt war,
habe sich ein „Riesenhaufen Müll“ befunden – unter anderem mit „Massen an ausgeschnittenen Babyköpfen, Mädchenköpfen, Jungenköpfen“ oder ein Fotobuch
mit Zeitungsausschnitten von Kindern.
Das sei präzise Kleinarbeit gewesen.
In einer Einkaufstüte fand sich etwa
Mädchenkleidung, ein Kinderslip, Einmalhandschuhe und Paketband, anderswo etwa ein Baderock. In der Mitte
des Raums stand ein aufblasbarer schwarzer Fesselstuhl. „Für mich ist schon klar,
dass sich der Angeklagte wohl ziemlich
lange mit diesem Thema beschäftigt hat“,
sagte die Beamtin. Die Ermittler hätten
den Eindruck gehabt, dass das alles zur
Vorbereitung einer Kinderentführung
dienen sollte.
Das Gericht verlas auch eine Einkaufsliste von S. bei der Internetauktionsplattform Ebay. Dort kaufte sich der Angeklagte Säuglings- und Künstlerpuppen,
Prinzessinnenkleider, ein Tigerkostüm
für ein Kleinkind, Horrormasken und
Die Ermittler entdeckten
Kinderbilder, Horrormasken
und Handschellen
eine Bondage-Ledermaske, Handschellen, Riemen, Mundknebel und eine Halskrause für Kinder. Dabei waren auch ein
ein Nachtsichtgerät, diverse Kameras,
auch eine in einem Teddy verbogene Kamera. Darauf fanden die Ermittler Bilderreihen, darauf zu sehen war, „wie sich
eine männliche Person sich auf dem Bett
mit einer Puppe sexuell beschäftigt. Es
gibt auch ein Bild, wo die männliche Person mit Latexmaske zu sehen ist“, sagte
die Beamtin.
Silvio S. muss sich seit zwei Wochen vor
dem Landgericht Potsdam wegen zweifachenMordes verantworten.Trotz mehrfacher Appelle des Gerichts, eine Aussage
zu machen und den Müttern damit zu helfen, schwieg der Angeklagte auch amfünften Verhandlungstag.
Am Montag wird die Verhandlung fortgesetzt. Ein Urteil gegen Silvio S. wird
Ende Juli erwartet.
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BERLINER MODEWOCHE
MITTWOCH, 29. JUNI 2016 / NR. 22 802
DER TAGESSPIEGEL
15
FASHION WEEK
Tägliche Modeseiten
RENÉ STORCK
In Berlin wird jede Menge geredet, auch darüber, ob die
Schauen künftig größer ausfallen und Endkunden
einschließen sollten. Für den Frankfurter Designer
René Storck ist das nichts, er zeigte in kleinem
Rahmen. „Für mich ist ein Defilee nach wie vor eine
professionelle Veranstaltung und kein Entertainment“,
sagt er. Das passt auch zu seiner Mode, die leise Töne
anschlägt. „Man zieht sich an und muss nie wieder
darüber nachdenken“, das sei sein Credo. Das erste
Mal auch für Männer. „Bisher war für meine Idee von
Männermode noch nicht die richtige Zeit“, sagt
Storck. Nun wolle er aber die Lücke zwischen Freizeitund Businessmode schließen: Seine Looks tragen sich
leicht vom Büro in den eleganten Feierabend.
mav
Heute geht es mal wieder um die
Zukunft der Mode. Die soll möglichst intelligent sein und, wenn
es nach Lisa Lang geht, leuchten.
Ganz altmodisch begann die Modewoche mit einer Schau des Niederländers Erik Frenken, der einen hohen Standard für die Woche vorgab. René Storck und das
Designerduo Odeeh reichten
schon mal locker heran. So
macht der Blick in die Zukunft
richtig Spaß.
gth
Fotos: dpa
Von Ariane Bemmer
W
Fummel oder Fusel? Warsteiner hat jetzt
Foto: dpa
eine Modekollektion.
Bier zum
Anziehen!
War ja klar, dass das irgendwann noch
kommt, können sie jetzt verächtlich sagen, die grundsoliden, ehrlich durstigen
und jedem Chichi abgeneigten Biertrinker, wie man sie kennt: Männer, dürr
oder mit Bäuchen und Pranken, in denen
halbe Liter versinken. Klar, dass das nicht
ausbleibt, in einer Welt, in der flaumbärtige Hipster Craft Biere erfinden, so süß,
so gar nicht Bier, dass ihre Freundinnen
dafür ihre Hugo-Plörre stehen lassen.
Und nun kommt der große Bierlieferant
Warsteiner zur Fashion Week mit der
Nachricht von einer Modekollektion
raus. Mehr noch: „Wir sind die erste
Brauerei mit einer eigenen Modekollektion auf der Fashion Week.“
Ja, woran mag das liegen? Bier und
Mode, das ging bisher nicht zusammen.
Champagner, Kir Royal, Sekt, na klar, das
trinkt die Society, die vorm Kleiderschrank die Hacken knallt. Bier dagegen
war mehr der Saft zum karierten Kurzarmhemd, zur Herrensandale, zum Kapuzenpulli mit Bärchenprint, gezapftes Antimodestatement. Nun also Schluss damit
– und Crossover mit Gärbottich. Hicks.
Die Kollektion, teilt Warsteiner mit,
biete „22 Artworks“, da weiß man doch
gleich nicht mehr, worum es geht, die
sprachliche Annäherung an die Modebranche darf als gelungen bezeichnet werden. Entworfen wurde die Kollektion von
„Miss Goodlife“, die laut Warsteiner, „mutig feinste Stoffe und Strickwaren mit
trendigen und ausdrucksstarken Motiven
kombiniert“. Genau das Richtige für uns,
brüllt da schon der Erste am Stammtisch,
und wischt er sich etwa mit einem Warsteiner-Kaschmir-Artwork-Piece die Empörung vom Kinn? Hoffentlich nicht,
denn für ihn und Konsorten ist die Kollektion natürlich nicht gedacht. „Wir verkörpern damit einen jüngeren Lifestyle und
wenden uns einer jüngeren Zielgruppe
zu“, teilt Warsteiner mit. Na dann: Wohl
bekomm’s.
ari
D
Grillen und
Chillen in Mitte
Auf der Fashion Week wird
angegrillt: „Head & Heart“ laden
zum Crew Barbeque. Mitgucken
und mitessen darf aber nicht nur
die Agentur-Besetzung, sondern
jeder, der Lust auf Bratwurst und
Kartoffelsalat hat. Wobei das
Grillgut der Fashion Week
entsprechend sicherlich ein wenig
exotischer ausfällt. Mode gibt’s
natürlich auch noch: Designerin
Anne Gorke und Modekollektiv
Zukker präsentieren ihre neuen
Kollektionen.
mav
Head & Heart Crew Barbecue,
29. Juni ab 18 Uhr in der
Gartenstraße 1 in Mitte,
www.headnheart-store.com
Light
my
wire
TECH FASHION Pullis blinken, Jacken weisen Wege,
technisch alles möglich, aber das ist nicht die einzige Frage.
Pionierin Lisa Lang über die Chancen
der digitalisierten Mode – und die Risiken
Rot gesträhnt geht sie
voran: Lisa Lang, Gründerin
von Elektrocouture
Auch das ist Bio.
Der Pullover aus
80 Prozent BioMerinowolle wird mit
einem USB-Kabel
geladen. Er ist aus der
Kollektion „Berlin
Graffiti“, einer
Zusammenarbeit von
Elektrocouture und
Christopher Santos.
ja immer zu langsam. Wenn das dann endlich irgendwann geklärt ist, sei es noch
eine Frage der Zeit, bis leuchtende T-Shirts
auch bei H & M und Co. verkauft würden.
Lang selbst kann das nur recht sein, ihr Modemotto lautet unmissverständlich: „Bei
mir persönlich muss es immer leuchten.“
Leuchtend darum auch die Zukunftsaussichten, die sie sieht: Sie baue sich mit ihren Ideen und Kontakten „ein kleines Imperium auf und navigiere das Ganze“. Und
die Mode selbst? Was kann sie sich da vorstellen? Zum Beispiel dies: Stoffe als interaktive Oberflächen, die permanent verändert werden können. „Wenn ich ins Museum gehe und einen van Gogh sehe und
mir gefällt das Motiv, dann – wisch“, sie
streicht mit der rechten Hand über ihren
linken Unterarm, „ziehe ich mir das einfach auf den Ärmel.“ Eine Idee, die man
direkt rahmen und aufhängen möchte.
— Mehr unter elektrocouture.com, Infos
zum Ideenwettbewerb unter fashionfusion.telekom.com. Die Fashion Tech beginnt
am Mittwoch um 10 Uhr auf der Premium,
Luckenwalder Straße 4–6, im Kühlhaus.
Das Programm unter fashiontech.berlin
Pragmatische Avantgarde
Foto: promo
MODE FÜR ALLE
enn eine Modefirma namens
Elektrocouture ihre Büros in einer Straße namens Wattstraße
hat, muss man sich nicht wundern, wenn
die Kleider, Hosen oder Pullover, die dort
gefertigt werden, leuchten.
Und so ist es dann. Der pink gemusterte
Pullover für Herren leuchtet. Der Schal
leuchtet. Der Kettenanhänger leuchtet.
Der Rock soll auch leuchten, ist aber noch
nicht fertig. Er ist gespickt mit vielen
Mini-LED-Leuchten, die wie dürre Würmchen aus dem Stoff hervorlugen. Alles
kann leuchten oder blinken, audiogesteuert, also auf Zuruf.
Manche sagen, das sei die Zukunft der
Mode. Tech-Fashion, Weareables, Smart
Textiles sind ihre Schlagworte. Sie wollen
die Technologie aus der Roboterwelt zur
Mode für jedermann manchen, und nennen die Google Brille als Beispiel dafür,
wie es nicht geht: zu hässlich. Sie wollen
schöne und vor allem waschbare Produkte
entwickeln und denken beispielsweise an
Yogakleidung aus einem silberbasierten
Stoff, der Körperwärme speichert und mit
dieser Energie dann das Smartphone aufladen könnte, das später über eine mit leitfähigen Fasern versetzte Stoffstelle am Jackenärmel bedient werden könnte. Oder
an Diabetikerkleidung, die Insulinwerte registriert, oder die Fahrradjacke, die den
Weg weist. Oder eben das Kleidungsstück,
das zweckfrei, aber schön leuchtet.
Technisch sei fast alles möglich, sagt
Lisa Lang, die Elektrocouture 2014 in Berlin gründete. Und darum liege hier die Lösung für die Krise der Branche. Sie sagt das
mit einer Entschlossenheit, die jeden Zweifel abräumt, und kann darauf verweisen,
dass bei ihr als Pionierin und Netzwerkerin
des Metiers zunehmend um Rat nachgesucht werde. „Wir haben es mit ziemlich
verzweifelten Leuten zu tun“, sagt sie. Vor
allem aus Modehäusern, denen nichts mehr
einfällt, die sich jahrelang nur auf den Vertrieb konzentrierten und die Mode vergaßen, sodass die Kundschaft sich gelangweilt abwendet. Aber auch bei Technikhäusern lodere Interesse auf, wie etwa der Telekom, mit der sie einen Ideenwettbewerb ersonnen hat, der am heutigen Mittwoch auf
der Fashion Week präsentiert wird.
„Wenn du Innovationen stoppst, das killt
dich“, sagt Lisa Lang. Sie lehnt am großen
Arbeitstisch in der Mitte des Studios, wieder in Schwarz gekleidet, und in die Haare
knallrote Strähnen gefärbt, als wolle sie die
Elektrisierung des Lebens nicht nur vorantreiben sondern auch symbolisieren. Im
Hintergrund brummt ein Lasercutter, irgendwo formt ein 3-D-Drucker eine zuckerbasierte Masse zu Knöpfen, an Tischen sitzen junge Frauen vor Laptops und
beraten Designs und Features. Es gehören
auch Ingenieure zum Team, denn eine der
Herausforderungen der Tech Fashion sind
die Batterien. Klein, leicht, versteckbar,
waschbar, biegbar? Es gibt viel zu tun.
An einem Tisch wird über ein Jackett
nachgedacht, in dessen Brusttasche ein visitenkartenähnliches Display stecken soll,
das den Namen des Jackettträgers zeigen
kann und ihn – beispielsweise auf Konferenzen – durch den Tag lotst. Dass das alles
keine Spinnereien sind, sei spätestens seit
März wohl jedem klar, sagt Lisa Lang. Da
verkündeten Google und Levi’s, dass sie
bis 2017 gemeinsam eine smarte Jacke auf
den Markt bringen würden. Die Giganten
schreiten voran. Lisa Lang zieht eine Augenbraue hoch. Alles klar? Das sei vielleicht der letzte Warnschuss gewesen.
Aber das ist nur der eine Acker. Der andere ist der bürokratische. Da sieht Lisa
Lang den allerdringendsten Handlungsbedarf. Bisher könne man beispielsweise
smarte Kleidung nur schwer handeln, weil
nicht geklärt ist, ob es sich dabei um Kleidung oder Elektronik handelt. „Aber auf
den entsprechenden Formularen muss
man das eine oder andere ankreuzen“, sagt
sie. Soll die modische Revolution der digitalen Welt etwa an fehlenden Ankreuzkästchen scheitern? Ha!, sie schaut kämpferisch und ihr fränkisches R rollt grollend.
Nicht, wenn sie das verhindern kann.
Auch im Bereich Datenschutz gebe es
enormen Klärungsbedarf. Was ist denn,
fragt sie, wenn die Diabetiker-Jacke nicht
nur den Kranken up to date hält, sondern
auch der Krankenkasse meldet, dass er
sich in der Konditorei versündigt? Was,
wenn die Jacke gehackt wird – und der
Kranke an einem Insulinschock stirbt? Das
muss alles geklärt werden, hätte nach Lisa
Langs Vorstellungen längst geklärt sein
können. Aber Pionieren sind die anderen
Foto: promo
ALLES auf Anfang
Erik Frenken macht mit seinem Label Avelon Kleidung, die nach viel aussieht, aber ganz einfach zu tragen ist
Vor zwei Jahren hat sich meine Mutter in
Rotterdam ein schwarzes Kleid von Avelon kauft. Toll sah sie darin aus! „Genau
so soll es sein, meine Sachen sollen elegant, aber einfach zu tragen sein“, sagt
der Designer Erik Frenken. Er kann sich
genau an das mehrlagige Kleid erinnern. Dass eine 62-Jährige sich in seiner
Mode wohlfühlt, ist ihm nur recht.
Diesen Eindruck machen auch seine
Entwürfe, die am Dienstagmorgen bei der
ersten Schau der Berliner Modewoche im
Erika-Hess-Eisstadion zu sehen sind. Da
merkt man, wie hilfreich das Insiderwissen der eigenen Mutter sein kann. Die anderen müssen das erst lernen, immer wieder hört man die Frage, wer Avelon eigentlich sei. Das ist der Grund, warum Frenken sich entschlossen hat, seine Mode
diese Saison nicht nur in Paris, sondern
auch in Berlin zu zeigen.
Wobei das einem Zufall geschuldet
war: Eine Mitarbeiterin des Veranstalters
der Mercedes Benz Fashion Week kam
Richtig gewickelt. Ein Outfit aus der ReFoto: dpa
sort-Kollektion von Avelon.
nach der Mittagspause mit einem neuen
Rock von Avelon zurück. Auch er war
schwarz, er hatte tiefe Falten, die von innen knallgelb leuchteten und gefiel allen
so gut, dass sie beschlossen, den 40-Jährigen nach Berlin einzuladen.
Das kam dem Niederländer gerade
recht, denn in Deutschland will er expandieren. Es gibt landesweit 15 Läden, aber
er glaubt, dass mehr Geschäfte seine Kleider im Sortiment vertragen könnten.
„Die Boutiquen stehen sehr unter Druck.
Sie brauchen etwas, das einzigartig genug ist, um aufzufallen, aber auch nicht
so, dass man lächerlich wirkt.“
Eben wie das Kleid meiner Mutter.
Auch die in Berlin gezeigten Kleider erfüllen diesen Anspruch, aber vor allem wirken sie professionell gemacht, im Gegensatz zu einigen Kollektionen, die man
von Berliner Designern während der Fashion Week zu sehen bekommt. Da sitzt
jede Falte einer Bluse, ein knallroter Rock
ist genau an der richtigen Stelle in der
Taille geschnürt, das lange Kleid im klassisch gestreiften Blusenstoff fällt locker
um die Hüften.
Das nennt Frenken „Casual Couture“,
und es trifft gleich doppelt auf das hier
Gezeigte zu: Es ist seine Resort-Kollektion, die zwischen die Winter- und Sommersaison geschoben wird, um den Kunden öfter etwas Neues zu bieten und die
Umsätze nicht nur auf die zwei Hauptkollektionen zu konzentrieren. Deshalb bekamen die Berliner Zuschauer auch keine
flatterigen Sommerkleider zu sehen, das
aufwendigste Kleidungsstück war ein aus
einzelnen Streifen zusammengesetzter
Lederrock.
Auch wenn Erik Frenken in Amsterdam lebt, ist Paris das Zentrum für seine
Arbeit. Trotzdem findet er die Berliner
Modewoche nicht überflüssig: „Hier ist
es ähnlich chaotisch wie in Amsterdam.
Wir sollten uns nicht mit den großen Modestädten wie Mailand oder Paris vergleichen, es ist gut, dass es Modewochen wie
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SCENTS
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die Berliner gibt. Da geht es darum, den
Kunden vor allem mehr über Mode beizubringen, das ist unser Job.“ Den hat Erik
Frenken mit seiner Modenschau erfüllt.
Sie zeigt, wie gut Mode auf einem internationalen Level aussehen kann.
Grit Thönnissen
16
BERLIN
DER TAGESSPIEGEL
NR. 22 802 / MITTWOCH, 29. JUNI 2016
Zum Trösten durch die Geheimtür
SPIELORT
Kleine Schlammschlacht. Kinder
mögen die Wasserpumpe. Foto: saa
Spielplatz am
Wildenbruchplatz
WO IST DAS?
In Neukölln – am südlichen Ende des
Wildenbruchplatzes.
WAS KANN MAN DA MACHEN?
In die mit Mosaik verzierte Fantasiefigur klettern, um danach die Tunnel-Rutsche hinunterzusausen. Die
Wasserpumpe anwerfen und im Sandkasten Matschkugeln formen.
FÜR WEN?
Für Kinder im Windelalter, die gerne
mit Wasser spielen und Ältere, die
gerne klettern, Tischtennis spielen
oder sich trauen, auf dem Bolzplatz
mit den großen Jungs Bälle zu kicken.
Davor oder danach kann man es sich
auf der Liegewiese im Park gemütlich
machen. Kaffee und Süßes gibt’s in
der Café-Bäckerei Zimt & Mehl (Wildenbruchstraße/Ecke Weigandufer).
WANN?
Das ganze Jahr über. An heißen Tagen spenden die großen Bäume rings
um den Wasserspielbereich genug
Schatten.
saa
— Weigandufer/Ecke Innstraße in
Neukölln.
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GERETTETES GEMÜSE KOCHEN
Mittwoch, 29.Juni
Unter dem Titel „Schnell, gesund, frisch:
Essen für die ganze Familie aus geretteten Lebensmitteln“ kann man von 15 bis
17 Uhr im STZ Pestalozzi Treff, Pestalozzistr. 1A, 12623 Berlin, unter Anleitung
einer Ernährungsberaterin Brotaufstriche, Salate und Fingerfood herstellen.
Eine Anmeldung unter Tel. 56 58 69 20
ist erforderlich.
dma
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SUPERSONDEREXTRA-ZIRKUS
Donnerstag, 30. Juni
Zum 30. Geburtstag des Kindertheaters
Rasselbande gibt es von 10–12 Uhr eine
„Märchen-Lieder-Circus-Supersonderextrajubiläumsvorstellung“
mit
Mitspiel-Märchen (Theater Dreikäsehoch),
Lieder-Geschichten (Rainers Kindermusik) und dem Clown Pico für Kinder ab 3
im Kompass – Haus im Stadtteil, Kummerower Ring 42 in 12619 Berlin. Eintritt: 3
Euro, Erzieher frei, Anmeldung unter
Tel. 56 49 74 01 erforderlich.
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Sonnabend, 2. Juli
Von 13 bis 18 Uhr ist Kindertag (für alle
bis 15 Jahre) im Forum Steglitz, Schlossstraße 1, mit Dosenwerfen, Airbrush-Tattoo-Studio, Schnellzeichner, Fotostudio,
Luftballons, Popcorn und Bühnenprogramm von Radio Teddy.
dma
AUF DIESER SEITE
FAMILIE
Was macht die FAMILIE ?
Wie ein Vater die Stadt erlebt
In Prenzlauer Berg
gibt es Berlins erste Kita
mit angeschlossenem
Gemeinschaftsbüro
für Eltern. Aber wie
funktioniert das
im Alltag? Ein Besuch
Im zauberhaften
Schweinestall
Lars Spannagel trifft Hühner,
Schafe und den Bundespräsidenten
Von Susanne Grautmann
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
lässt sich jetzt besichtigen. Natürlich in
Prenzlauer Berg: An einem Mittwoch,
pünktlich um halb zwölf sitzen Kinder,
Eltern und Erzieher der Kita „Coworking
Toddler“ im Gemeinschaftsraum und essen zu Mittag. Es gibt Seelachsfilet mit
Currysauce, geliefert von einem Vollwert-Caterer. Der Kommunikationsberater Clemens Lerche, 48, hat seine kleine
Tochter Fritzi auf dem Schoß und schiebt
abwechselnd sich selbst und ihr eine Gabel davon in den Mund. Eine Mutter hat
sich mit ihrem vier Monate alten Baby in
die Stillecke zurückgezogen.
Bis vor einer Minute haben die Eltern
noch an ihren Schreibtischen gearbeitet
und die Kinder waren mit Erzieher Yannick draußen unterwegs. „Coworking
Toddler“ ist Berlins erste Kita mit angeschlossenem Gemeinschaftsbüro. Vorne
in der Kita können zwölf Kinder zwischen drei Monaten und sechs Jahren
spielen, während hinten im Bürobereich
zwölf feste Arbeitsplätze für die Eltern
eingerichtet sind. Jeder Erwachsene hat
einen Schreibtisch und ein Schließfach,
es gibt eine Teeküche und W-Lan. Büro
und Kita sind getrennte Bereiche, die
durch einen kurzen Gang miteinander
verbunden sind. Mittags kommen Eltern
und Kinder zum Essen zusammen.
„Als unser zweites Kind zur Welt kam,
habe ich ein Betreuungskonzept gesucht,
das es uns erlaubt hätte, noch nah bei unserem Sohn zu sein und trotzdem konzentriert zu arbeiten“, sagt Gründerin Sandra Runge, 38. Gerade Freiberufler, die
relativ ortsunabhängig und flexibel arbeiten können, hätten dazu grundsätzlich
die Möglichkeit. Aber es gab in Berlin
noch keine Kita, die Kinderbetreuung
und Arbeitsplätze für Freiberufler unter
einem Dach anbot. Dabei waren hier
nach Angaben des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg im letzten Jahr immerhin 12,4 Prozent aller Erwerbstätigen
selbstständig. Damit ist Berlin Spitzenreiter unter allen Bundesländern und liegt
auch über dem Bundesdurchschnitt:
Deutschlandweit arbeiteten nur zehn Prozent freiberuflich.
Runge war so überzeugt von der Idee,
dass Berlin eine Kita mit anliegendem Coworking Space fehlte, dass sie mit Mann
Marc, einem selbstständigen Unternehmensberater, eine gründete. Ihr Ziel: „Coworking Toddler“ sollte eine öffentlich geförderte Kita werden, für die die Kitagutscheine vom Jugendamt gelten. Soweit
der Plan, über den der Tagesspiegel im
vergangenen Frühjahr berichtete. Vor wenigen Wochen nun konnten Kinder und
Eltern ihren ersten Kita- und Arbeitstag
in den Räumen an der Greifenhagener
Straße verbringen. Zeit für einen Besuch,
um nachzusehen, wie gut das im Alltag
funktioniert.
Für Clemens Lerche ist „Coworking
Toddler“ so etwas wie ein Betriebskindergarten, der der Arbeitswelt von heute gerecht wird. Die üblichen Kinderbetreuungsangebote würden den real existieren-
MONTAG GESUND
D
Getrennte Bereiche. Hier das Spielzimmer,
da das Büro für die Eltern. Foto: Thilo Rückeis
DIENSTAG LERNEN
FIRMEN UND KITAS
D
Auch die Mitarbeiter einiger großer Unternehmen in Berlin genießen die Vorzüge von Kinderbetreuung am Arbeitsplatz: Die Bayer Pharma AG unterhält
seit 1972 einen Betriebskindergarten
in Wedding. Siemens hat im Dezember
2015 seine erste betriebseigene Kita in
Berlin in Siemensstadt eröffnet.
Auch Firmen ohne eigenen Kindergarten können ihren Mitarbeitern Kinderbetreuung vor Ort anbieten: Es gibt freie
Kita-Träger, wie zum Beispiel die Fröbel-Gruppe, bei denen Unternehmen sogenannte Belegplätze für die Kinder ihrer Mitarbeiter reservieren können. Mit
den Beiträgen, die die Träger dafür von
den Unternehmen erhalten, finanzieren
sie die sieben Prozent Eigenanteil, die
sie zu ihren Betriebskosten beitragen
müssen. In Berlin bietet das Spielesoftwareunternehmen Wooga in Mitte seinen Mitarbeitern solche Belegplätze an.
Firmen, die bei ihrer Suche nach Arbeitskräften in starkem Wettbewerb mit Konkurrenten stehen, können mit Kinderbetreuungsangeboten bei den Bewerbern
punkten. Auch die Berliner Verwaltung
hat Belegplätze für die Kinder von Mitarbeitern in nahe gelegenen Kitas reserviert. Die Senatskanzlei kooperiert zum
Beispiel mit der Fröbel-Kita auf der Fischerinsel. Oft bieten diese Kitas in Abstimmung mit den Firmen auch verlängerte Öffnungszeiten an.
MITTWOCH FAMILIE
den Beschäftigungsverhältnissen nicht
gerecht, findet er. „Und wie so oft ist es
dann ein kleines Start-up, das neue Wege
beschreitet.“ Den Büroplatz müssen die
Eltern zusätzlich für 350 Euro netto im
Monat anmieten. Dafür können sie den
Schreibtisch ganz flexibel unter allen Mitgliedern der Großstadtfamilie aufteilen:
an einem Tag kann ihn der Papa nutzen,
am nächsten Oma.
Das Angebot trifft offenbar auf großes
Interesse. Runge sagt, dass sie sich vor
Anfragen kaum retten könne. Die Familien kommen aus ganz Berlin in die Kita
in Prenzlauer Berg, aus Neukölln, Pankow, Weißensee oder Friedrichshain.
Nicht alle sind Freiberufler – auch Angestellte ohne Anwesenheitspflicht, Studenten und Stipendiaten arbeiten hier.
Dass die Eltern mindestens genauso
von dieser Lösung profitieren wie die Kinder, liegt für Marie-Luise Mähler auf der
Hand. „Ich esse zum ersten Mal anständig, seit ich Kinder habe“, sagt die 38-jährige PR-Assistentin, die zurzeit ein Aufbaustudium absolviert. Solange sie von
zu Hause aus gearbeitet habe, habe sie
mittags nie für sich gekocht. Aber noch
wichtiger ist ihr, dass sie die Mahlzeit gemeinsam mit ihrer Tochter einnehmen
kann, sie noch mal sieht und mit ihr kuscheln kann, bevor die Erzieher die
Kleine zum Mittagsschlaf hinlegen.
Kommunikationsberater Lerche genießt es, dass er seinen Tag am Schreibtisch nicht mehr allein verbringt, seitdem
er und seine Tochter bei „Coworking
Toddler“ sind. „Das ist hier ein Gemeinschaftserlebnis, ein echter Zugewinn an
Lebensqualität.“ Ein willkommener Nebeneffekt: Auch berufliche Netzwerke
und Synergien entstehen dabei.
Wie können sich die Eltern konzentrieren, wenn sie ihr kleines Kind nur einen
Raum weiter wissen oder wenn sie es
weinen hören? „Ich arbeite viel mit Kopfhörern“, sagt Lerche und lacht. Mähler
meint, sie höre ihre Tochter deutlich häufiger lachen als weinen. Bei „Coworking
Toddler“ bekomme man eben mehr vom
Alltag der Kinder mit als in anderen Kitas. Mähler hat schon einen älteren Sohn
DONNERSTAG HELFEN
in einer anderen Kita. Auch dort hätte
sie einen Platz für ihre Tochter haben
können. Aber Mähler und ihr Mann haben sich für „Coworking Toddler“ entschieden, weil sie nach der Geburt ihres
zweiten Kindes beide früh wieder arbeiten wollten. Die Kleine schon im Alter
von zehn Monaten komplett abzugeben,
konnten sie sich aber nicht vorstellen.
Laut Senatsjugendverwaltung entscheiden sich berlinweit nur 2,7 Prozent aller
Eltern dafür, ihre Kinder schon im ersten
Lebensjahr in eine
öffentliche Betreuungseinrichtung zu
Nebenbei
geben.
entstehen
Und die Kinder?
Stehen die nicht
neue
ständig an der Zwiberufliche
schentür, weil sie zu
Mama und Papa wolNetzwerke
len? Bisher nicht.
Was allerdings auch
daran liegen könnte, dass sie noch gar
nicht mitbekommen haben, dass ihre Eltern direkt nebenan arbeiten. Die geben
ihre Kinder nämlich morgens am Kitaeingang ab und gehen dann einmal um das
ganze Gebäude herum bis zur Bürotür.
Die Zwischentür ist das am besten gehütete Geheimnis von „Coworking Toddler“.
Es dürfte wohl trotzdem nur eine Frage
der Zeit sein, bis die Kinder darauf kommen, wieso ihre Eltern so schnell bei ihnen sein können, wenn sie mal dringend
Trost brauchen. Wie gut sie dann akzeptieren werden, dass ihre Eltern in der
Nähe, aber nicht für sie greifbar sind,
wird sich zeigen. Im Moment wirken alle
Beteiligten ziemlich entspannt. Allerdings ist bisher auch nur ein Drittel aller
Kinder eingewöhnt. Wenn erst mal alle
zwölf mit ihren Eltern angekommen sind,
wird es wohl turbulenter werden.
Runges eigener Sohn wird übrigens
nicht darunter sein. Er geht inzwischen
in eine andere Kita und Sandra Runge
wollte ihn nicht wieder aus seinem gewohnten Alltag herausreißen.
FREITAG GENUSS
— www.coworkingtoddler.com
omenedale. Wenn meine Tochter
das sagt, klingt es wie ein Zauberspruch. Abrakadabra, Domenedale, Hexhex. Dabei meint sie einen
ganz und gar bodenständigen – wenn
auch recht zauberhaften – Berliner Ort.
Die Domäne Dahlem, offiziell „Freilandmuseum für Agrar- und Ernährungskultur mit ökologischem Schwerpunkt“. Für
uns ist es der Bauernhof für Stadtkinder.
Im Zoologischen Garten und im Aquarium kann man exotischere, gefährlichere und größere Tiere aus der Nähe sehen. Auf der Domäne Dahlem kann man
die eher normalen Tiere beobachten, die
im Leben einer knapp vierjährigen Charlottenburgerin aber trotzdem kaum eine
Rolle spielen. Umso schöner ist es, Hühner, Ziegen, Schafe, Kühe, Pferde und
Schweine zu besuchen und zu schnuppern, wie das Landleben so duftet.
Unsere Besuche in Dahlem laufen eigentlich immer gleich ab: Zuerst spazieren wir einmal über die ganze Anlage und
klappern die Tiergehege ab. Meistens versuche ich dabei, Jola irgendeinen Quatsch
zu erzählen. Leider glaubt sie mir schon
lange nicht mehr alles. Die Schweine werden beispielsweise auf einer großen, matschigen Freifläche gehalten, als Unterkunft stehenihnen zeltähnliche Mini-Hütten zur Verfügung. Ich versuchte deshalb,
Jola diese spezielle Rasse ganz offiziell als
„Camping-Schweine“ zu verkaufen. Ihre
knappe Antwort: „Mann, Papa!“ Auch
meinVorschlag,wir könnten einpaarHühner für unseren Balkon anschaffen, nahm
meine Tochter nicht ernst.
Nach dem Rundgang geht es zuerst
zum Kletterbaum, dann zu dem Baumstumpf-Hüpf-Parcours, dann zum Voltigierplatz, dann zur Töpferei. Hier darf
sich Jola immer ein kleines Ton-Tier aussuchen und bunt anmalen, das abschließende Anstreichen mit Glitzerlack übernimmt meine Frau. Danach geht es kurz
auf den Spielplatz, zum Bratwurststand
und für eine Runde aufs historische Karussell. Bevor wir gehen, wird das mittlerweile getrocknete Ton-Tier eingesammelt. Zu Hause zieren schon ein Igel und
ein Pinguin unser Bücherregal, die Großeltern sind mit Osterhasen versorgt.
Wirklichspektakulärist keine dieserAktivitäten, dafür aber entspannt. Neulich
sah ich Jola auf dem Spielplatz zu, wie sie
aufeinem stillgelegtenTraktor herumkletterte. Neben mir stand ein alter Herr, der
seinen Enkel gerade mit dem Fahrrad über
das Gelände geschoben hatte. Wir nickten
uns freundlich zu, erst auf den zweiten
Blick erkannte ich, dass es sich um Joachim Gauck handelte. Kurz darauf verlor
ich den Bundespräsidenten auch schon
wieder aus den Augen, Gauck war nur
kurz wie ein alter Zauberer aufgetaucht.
Domenedale eben.
— Königin-Luise-Straße 49. Der Eintritt
auf das Hofgelände ist frei, es wird aber
um ein freiwilliges Eintrittsentgelt von
1–2 Euro gebeten.
SONNABEND KINDERSEITE
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Der Sieg der Feder: Ein Ausflug ins John-Heartfield-Haus – Seite 18
KULTUR
WWW.TAGESSPIEGEL.DE/KULTUR
MITTWOCH, 29. JUNI 2016 / NR. 22 802
Frau des Rabbis
Die US-Schriftstellerin
Silvia Tennenbaum ist tot
Foto: dontworry/Wikipedia
Ihr schönstes Buch hat einen programmatischen Titel: „Die Straßen von gestern“.
Es ist ein Erinnerungs- und ein Abschiedsbuch, denn die Straßen, die Silvia Tennenbaum da beschreibt, gehören zu einer
Stadt, die nicht mehr existiert. „Es ist im
Grund ein Buch über meine Familie, ein
Schlüsselroman“, hat sie erzählt. Das
Haus ihrer Großeltern mütterlicherseits
– der Familie Stern, die mit Anne Frank
verwandt war – stand wie das Haus der
Wertheims aus dem Roman im Frankfurter Westend.
Heute ragen dort die beiden Türme des
Deutsche-Bank-Hochhauses auf. Mit der
Figur des Eduard Wertheim setzte die Autorin
ihrem Großonkel ein
Denkmal, dem Industriellen Paul Hirsch, der
die größte private Musikbibliothek in Europa
aufbaute. „Straßen von
gestern“ folgt der Familie Wertheim durch KaiTennenbaum
serreich und Weimarer
Republik bis ins „Dritte Reich“, von der
Geburt der jüngsten Tochter Lene 1903
bis ins Jahr der Pogromnacht 1938, als es
einigen Familienmitgliedern gelingt, den
Nationalsozialisten zu entkommen und
ein Ausreisevisum für die USA zu bekommen. Als Frankfurt am Main im Jahr 2012
den Roman für die Reihe „Frankfurt liest
ein Buch“ aussuchte und mit 70 Veranstaltungen ehrte, kam die Schriftstellerin
noch einmal aus New York zurück in ihre
Geburtsstadt. Sie war gerührt: „Mir
wurde fast schwindelig. Noch nie bin ich
so gefeiert worden.“
Als Silvia Tennenbaum Frankfurt 1936
mit ihrer Familie verlassen musste, war
sie acht Jahre alt. Sie entstammte einer
großbürgerlichen jüdischen Familie, ihr
Vater war der Journalist und Schriftsteller Erich Pfeiffer-Belli, der am Bauhaus
studiert hatte. Nachdem die Eltern sich
scheiden ließen, heiratete die Mutter
Charlotte Stern den Dirigenten Hans Wilhelm Steinberg. Die Emigration führte
über die Schweiz nach New Jersey. Tennenbaum heiratete einen Rabbi, zog mit
ihm nach Virginia, bekam drei Söhne, zog
zurück nach New York, um an der Columbia-Universität Kunstgeschichte zu studieren, ließ sich scheiden und arbeitete
als Kunstkritikerin. Ihr erster Roman
„The Rabbi’s Wife“ erschien 1978 und
wurde ein großer Erfolg, 1983 folgte
„Yesterday’s Streets“. Beide Bücher sind
in den letzten Jahren in deutschen Übersetzungen herausgekommen.
Silvia Tennenbaum ist am Montag auf
Long Island gestorben, wie der Schöffling Verlag mitteilte. Sie wurde 88 Jahre
alt.
Christian Schröder
Ich stand unter der Erde, der Himmel blieb
Deutsche Geschichte nach Schuld und Sühne: Der Dichter und Erzähler Marcel Beyer erhält den Georg-Büchner-Preis
Von Gregor Dotzauer
Dresden, Radeberger Straße 101. Ein
sechsstöckiger Plattenbau in der Neustadt, Google Street View zeigt ihn in seiner ganzen gesichtslosen Geheimnislosigkeit. Wer sich aber mit Marcel Beyer dorthin begibt, dem verrutschen alsbald die
Koordinaten. Man betritt ein Stück Russland, das zu DDR-Zeiten auf dem Stadtplan gar nicht existierte. Im dritten Stock
wohnte Mitte der 80er Jahre der junge
KGB-Hauptmann Wladimir Putin.
Kaum aber geht der Leser mit Beyer
auf die Suche nach „Putins Briefkasten“
(2012), wie die Titelgeschichte seiner
acht Expeditionen in gleichermaßen
reale wie imaginierte Räume zwischen
Estland und Weißrussland heißt, folgt er
ihm schon in den Dresdner Zoo, wo Fjodor M. Dostojewski 1867 den Tagebucheintragungen seiner Frau zufolge einen
einäugigen Löwen so lange fixierte, bis
dieser zu brüllen begann. Und zwei Absätze weiter, nach Elias Canettis Überlegungen zum Führen von Tagebüchern,
stolpert man mit
höchster assoziativer Selbstverständ- Dresden
lichkeit in Beyers Erkenntnis hinein: „In stieß
der Fremde erweist für ihn
sich die eigene Sprache als der unzähm- das Tor
bare Löwe selbst.“
zum Osten
Welche Fremde?
Die terra incognita, Europas auf
die ihn zu diesem
Denkbild
inspirierte, fand er vor der Haustür. 1965 im
württembergischen Tailfingen geboren,
studierte er Germanistik und Anglistik in
Siegen, lebte dann einige Jahre in Köln, bevor er 1996 nach Dresden zog. Die Stadt
wurde sein Tor zum Osten, den er sich reisend nach und nach eroberte. Er betrieb
„Erdkunde“ (2002), wieder Eröffnungszyklus des gleichnamigen Gedichtbands
hieß: „Mir träumte von Knochen, / ich war
im Gelände, / mein Gesicht, meine Füße, /
ich schaute auf meine Hände. // in den
Staub, den Niesel, / ich wusste nicht, bin
ich /in Teplitz, in Teplice oder in Tepl, /
ich berührte nichts, alles // fürchtete ich,
würdezerbröckeln, / so wie derName, porös, / porös in der Hand, der Senke, / es
roch,als seietwasverbrannt,/ eineSchürfstelle sicher, / ich stand unter der Erde, /
doch der Himmel blieb / da. Nirgendwo
Knochen.“
Es war die natürliche Fortsetzung seiner Auseinandersetzung mit deutscher
Geschichte, die in Beyers bis heute berühmtestem Roman „Flughunde“ (1995)
einen ersten Höhepunkt fand. Er erzählt
darin die Geschichte des Schallforschers
E NACHRICHTEN F
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*aus: »Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs«
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Deutscher Kulturrat setzt
Kunstfest Weimar auf „Rote Liste“
Der Deutsche Kulturrat hat das Kunstfest
Weimar aufdie „Rote Liste“bedrohterKultureinrichtungengesetzt. Durchden angekündigten Wegfall der städtischen Förderung und der damit verbundenen Landeszuschüsse wäre das Kunstfest ab 2019
„massiv bedroht“, so der Kulturrat in seiner Zeitschrift „Politik & Kultur“. Die Entscheidung falle zeitlich zusammen mit
dem100.Jahrestag derGründung desBauhausessowieder Verabschiedungder Weimarer Verfassung. Gerade hier bestünde
„in ganz besonderer Bedarf an differenzierter künstlerischer Auseinandersetzung mit diesen historischen Ereignissen
und ihrer aktuellen Bedeutung“.
KNA
Im Olymp angekommen. Der diesjährige Büchner-Preisträger Marcel Beyer 2014 auf der Frankfurter Buchmesse.
Hermann Karnau, der sich immer enger
in die Dienste der Nazis begibt, bis er als
Wachmann im Führerbunker die letzten
Stunde von Goebbels und Hitler begleitet. Als Tontechniker ist er anfangs nur
für die Akustik bei Propagandaveranstaltungen zuständig. Später nimmt er an der
Front das Geröchel sterbender Soldaten
auf und assistiert bei Kehlkopfoperationen, die auf Himmlers Betreiben das Wesen der „arischen“ Stimme erforschen.
Auch „Flughunde“ ist imaginiert und
real zugleich: erfunden in der Figur des
Stimmenvampirs Karnau, ansonsten
aber, nicht zuletzt unter Zuhilfenahme
der Goebbels-Tagebücher, historisch
weitgehend verbürgt und mediengeschichtlich sorgfältig recherchiert. Beyer
legt Schichten eines Abhörterrors frei, in
dem sich die ganze Tyrannei spiegelt –
und das vor allem auf der Ebene der
Handlanger und Opfer.
Wenn Marcel Beyer am 5. November
den mit 50 000 Euro dotierten GeorgBüchner-Preis der Deutschen Akademie
für Sprache und Dichtung erhält, wird
ein Schriftsteller ausgezeichnet, der sich
als Nachgeborener anfangs zunächst
selbst wunderte, warum er sich so tief
mit der Vergangenheit einließ. Doch von
Buch zu Buch fand er genauer heraus,
wie sie ihn und sein Schreiben jenseits
unmittelbar moralischer Schuld und
Sühne bedingte. Mit ihm würdigt die Jury
einen Autor, „der das epische Panorama
ebenso beherrscht wie die poetische Mikroskopie. Er widmet sich der Vergegenwärtigung deutscher Vergangenheit mit
derselben präzisen Hingabe, mit der er
die Welten der Tiere und Pflanzen erforscht. Er hat den Sound der Straße im
Ohr, er kennt die Testgelände der ästhetischen Avantgarden, er ist vertraut mit der
tückischen Magie der Medien. Seine
Texte sind kühn und zart, erkenntnisreich und unbestechlich. So ist während
dreier Jahrzehnte ein unverwechselbares
Werk entstanden, das die Welt zugleich
wundersam bekannt und irisierend neu
erscheinen lässt.“
Foto: Arno Burgi/dpa
Das gelang ihm, wie in dem 2008 erschienenen Roman „Kaltenburg“, nicht
immer überzeugend. Darin versucht er
sich an einer Art Ost-Pendant zu den
„Flughunden“. Der Ich-Erzähler begibt
sich, von den Dresdner Bombennächten
des Jahres 1945 traumatisiert, in denen
er massenweise Vögel vom Himmel stürzen sieht, in die Obhut des an den Tierforscher Konrad Lorenz angelehnten Zoologen Ludwig Kaltenburg und wird Ornithologe. An Kaltenburgs Seite erlebt er die
Wechselfälle des kommunistischen Nachkriegszeitalters – und sieht, wie das Experiment am Tier eigentlich das menschliche Verhalten im Visier hat.
Selbst für das zusammengezwungene
Stückwerk von „Kaltenburg“ aber gilt
jene Suche nach einer „Haltung des Hörens“, die er in seiner Dankesrede zum
Uwe-Johnson-Preis 1997 herausstellte.
„Schweigen ist unmöglich.“ Und: „Die guten Leute sollen das Maul halten.“ Diese
beiden Johnson-Sätze, die sich in den
„Jahrestagen“ noch zur Bemerkung „Die
Toten sollen das Maul halten“ steigern,
bilden für ihn die Spannung seines Schreibens: „Als Nachkomme von Schweigegeneration und Antwortgeneration, dazu
als jemand, der weder einen Stern noch
einen farbigen Winkel sich an die Kleidung hätte heften müssen, der nicht zur
Ermordung vorgesehen wäre, weiter als
jemand, der mit Worten umgeht, aus Neigung zudem vor der Öffentlichkeit, und
der aus seiner Neigung notwendigerweise eine Befragung, eine unabschließbare Prüfung seines
Materials, der Spraableitet.“
Eine Haltung cheAngefangen
hat
des Hörens – Beyer nach ersten
Gedichten indes mit
um das
wahren IntertextualiSchweigen
tätsexzessen. Sein
Debütroman „Das
zu
Menschenfleisch“
überwinden
(1991) verwurstete
Zitate postmoderner Heroen von Antonin Artaud und Roland Barthes und
montierte sie ein in eine hochfragmentierte Körper- und Liebesgeschichte: Sie
verschlingt ihren Erzähler am Ende in einer fleischfressenden Pflanze. Es war die
Zeit, in der er unter dem Einfluss von
Alain Robbe-Grillets nouveau roman jeder historischen Erzählsubstanz misstraute. Es war die Zeit, in der er, ein Bewunderer der Cut-up-Techniken von William S. Burroughs und Brion Gysin, für
das Kölner Musikmagazin „SPEX“ zu
schreiben begann. Und es war die Zeit, in
der er noch ganz unter dem Einfluss von
Friederike Mayröcker stand, die seine
Leseinteressen zwischen Michel Leiris
und Francis Ponge prägte.
Manche Verrenkung und Verrätselung
mag ihm davon geblieben sein – mit ihr
aber auch die Widerständigkeit gegen ein
unbefragt realistisch-mimetisches Literaturverständnis, das der Dichter Beyer ohnehin scheut. Sein jüngster Lyrikband
„Graphit“ (2014), ein „Grundbuch für
zeitgemäße Dichtung“, wie Michael
Braun in dieser Zeitung schrieb, durchquert – mit einer großen Verneigung vor
seinem verstorbenen Freund Thomas
Kling – einmal die Welt vom Rheinland
bis zum Schwarzen Meer. Dabei macht er
mit dem großen Gedicht „Sanskrit“ Halt
bei Karl May in Radebeul bei Dresden.
Ihm widmete er ein Libretto zum Musiktheater von Manos Tsangaris, nachdem
er bereits dreimal mit dem Komponisten
Enno Poppe arbeitete. Höher geht es in
der deutschen Literatur seiner Generation nach dieser Wahl kaum noch hinaus.
Es wird deshalb spannend, in welchen Regionen sich die Akademie in den kommenden Jahren umsehen will.
Ein Halleluja für zwei Fäuste
Expat Philharmonic Orchestra
spielt „Fidelio“ in Berlin
Am Sonntag, den 10. Juli, wird im Großen Sendesaal des RBB in der Masurenallee Beethovens „Fidelio“ aufgeführt. Der
syrische Regisseur Anis Hamdoun will
dabei das Thema der politischen Freiheit
und der individuellen Verantwortung,
um die es in der Oper geht, in den Kontext aktueller Ereignisse stellen. Julien Salemkour, ehemaliger Assistent Daniel Barenboims an der Staatsoper, wird das Expat Philharmonic Orchestra dirigieren,
den Florestan singt Ünüsan Kuloglun,
Barbara Krieger übernimmt die Rolle der
Leonore. Außerdem wirken Mitglieder
des Chores sowie des Kinderchores der
Staatsoper mit.
Tsp
SEITE 17
Er sei kein Schauspieler, hat Bud Spencer immer wieder versichert. Jetzt ist der Publikumsliebling gestorben
Das wäre eine gute Quizfrage: Was haben
Hans Rosenthal und Bud Spencer gemeinsam? Figürlich und beruflich nicht das Geringste, aber nach beiden hat man
Schwimmbäder benannt. Der Showmaster wurde 2012 Namensstifter des Stadtbads Berlin-Schöneberg, in dem er einst
mit Vorliebe untergetaucht war. Der neapolitanische Haudrauf erfuhr solche Ehre
noch zu Lebzeiten, als 2011 der Gemeinderat von Schwäbisch Gmünd, angestiftet
durch eine Art Volksentscheid, das örtliche Freibad nach ihm benannte. Dort
hatte Bud Spencer, noch als italienischer
Schwimmstar und unter dem bürgerlichen Namen Carlo Pedersoli, an einem
Wettbewerb teilgenommen. Aber nicht
die Erfolge im Wasser – 1950 schwamm er
als erster Italiener 100 Meter Freistil unter einer Minute, war wiederholt italienischer Meister und nahm an den Olympischen Spielen 1952 und 1956 teil – waren
der Grund für die Namenspatronage, vielmehr die auf der Leinwand.
Allerdings, als Schauspieler hat Bud
Spencer, der am Montag in Rom im Alter
von 86 Jahren starb, sich nie gesehen.
Oder jedenfalls fast nie. Ein Schauspieler
habe viele Persönlichkeiten, er nur eine,
aber die könne niemand besser spielen
als er – so oder ähnlich hat er es viele Male
betont, nur 2004, beim Besuch der Berlinale, hat er diese selbstkritische Sicht, mit
der er sich nur als ikonenhafte Marke,
nicht als Schauspieler gelten ließ, gemildert: Ermanno Olmis Film „Singing Behind Screens“, eine Art kunstvoller
Italo-Eastern um eine chinesische Piratin
des18. Jahrhunderts, mit ihmals altem Kapitän – das war für Bud Spencer „mein erster wichtiger Film“, der Regisseur habe
ihn darin zum Schauspieler gemacht –
„ein Wunder“. Allein schon die Dialoge,
die er nun zu bewältigen hatte! Ganz anders als in seinen Westernrollen. Denn
wie viele Wörter braucht schon ein
Cowboy? „40 bis 50 genügen.“
Aber ihm genügten sie nun nicht, als er
ausführlicher über den Piratenfilm zu
sprechen begann, der doch von den klassischen Spencer-Rollen tausende Seemeilen entfernt war. Ein Kerl wie ein Bär, noch
immer,saßdaimHotelzimmer, massig,gewaltig, das nun schüttere Haar zurückgekämmt, der Vollbart ergraut, aber wuchernd wie gewohnt. Ein alter
Mann, gewiss, aber
Sogar
einTypeben,beidesein Freibad
sen Anblick jeder
noch immer verwurde nach
stand, warum man
dem alten
1967 gerade ihn, den
schauspielerischen
Haudrauf
Laien, in dem Italobenannt
western „Gott vergibt... Django nie!“
als Hauptdarsteller
eingesetzt hatte, neben Terence Hill, Beginn einer wunderbaren Partnerschaft.
Und Start in das Leben unter dem Künstlernamen Bud Spencer, Reverenz an sein
Lieblingsbier Budweiser und seinen Lieblingsschauspieler Spencer Tracy.
Damals hatte er schon eine gehörige
Portion Leben hinter sich. Am 31. Oktober 1929 war er als Sohn eines neapolitanischen Fabrikanten geboren worden.
1940 war im Hafen ein Munitionsschiff
durch Bomben in die Luft geflogen und
die Fabrik gleich mit, und so zog die Familie erst nach Rom, später nach Südamerika, von wo der junge Italiener 1948 zurückkehrte, um ein Jurastudium zu beginnen, das er nie beendete. Die Schwimmkarriere war nun wichtiger, nach deren
Zufrieden mit der Gesamtsituation. Bud Spencer mit Terence Hill in der Westernparodie
„Die rechte und die linke Hand des Teufels“ von 1970.
Foto: imago/United Archives
Ende Spencer sich in wechselnden Jobs
wieder in Südamerika herumtrieb, ab
1960 zurück in Rom für die Schallplattenfirma RCA arbeitete, als Komponist von
Filmmusiken und Schlagern für die Sängerin Rita Pavone, die auch in Deutschland
erfolgreich war. Und er heiratete, was
sich als nützlich erweisen sollte: Sein
Schwiegervater war Giuseppe Amato, einer der einflussreichsten italienischen
Produzenten, über den Spencer Zugang
zur Filmszene in Roms Cinecittà fand
und kleine Nebenrollen ergatterte.
Den Sprung zum Hauptdarsteller verdankte er zunächst seiner Leibesfülle, wie
Spencer 2012 im Tagesspiegel verriet. Ob
ernoch immer so muskulös sei wie bei den
Olympischen Spielen, wollte ein befreundeter Regisseur, der seine Frau angerufen
hatte, wissen. Sie musste verneinen, er sei
nun viel dicker: „Er frisst nur noch und
macht keinen Sport mehr.“ Genau so ein
Typ wurde gesucht. Der Django-Film war
noch ein klassisch-knallharter Italowestern, aber mit dem Gespann Spencer-Hill
war der Grundstein für ihre Zusammenarbeit gelegt, die besonders in Deutschland, in West wie Ost, das jugendliche Publikum in den siebziger und achtziger Jahren in Massen in die Kinos trieb.
Schon die Titel sagten alles über Inhalt
und Tendenz der Filme aus: „Vier Fäuste
für ein Halleluja“, „Die rechte und die
linke Hand des Teufels“ oder „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“. Es waren Krawallkomödien, Parodien auf den
klassischen und mehr noch auf den Italowestern, mit Hill als blauäugig-draufgängerischem Mädchenschwarm und Spencer als brummig-gutmütigem Kraftmenschen und Raufbold, berühmt-berüchtigt besonders für „La bomba“, seinen
Dampfhammer-Schlag mitten auf die
Birne des jeweiligen Gegners – eine
Kampftechnik, die sich auch ohne Hill als
Kampfgenossen bewährte, in Filmen wie
„Sie nannten ihn Mücke“ oder der „Plattfuß“-Reihe. Ein Vielfraß blieb er in allen
Rollen, und man hatte mitunter den Eindruck, dass er sich vor allem von aufgewärmten Bohnen ernährte, die einmal sogar, in „Auch die Engel essen Bohnen“,
titelstiftend waren.
Doch wie immer seine Filme auch hießen – Bud Spencer blieb Bud Spencer und
er war es gern, wie er im Tagesspiegel-Interview versicherte: „Ichhabevier Generationen von Fans, die meine Filme mögen.
Die Menschen sehen diesen Typen, der
das tut, was sie selbst nicht tun dürfen:
dem nervigen Chef einfach mal eine Backpfeife verpassen – ohne dass Blut spritzt.
Dashatdiese Figurinder ganzenWelt sympathisch gemacht. Und ich bin eins mit ihr
geworden.“
Andreas Conrad
18
KULTUR
DER TAGESSPIEGEL
NR. 22 802 / MITTWOCH, 29. JUNI 2016
Beethoven
und sein
Klangschatten
Die Uhr tickt
Runnicles’ Sinfoniekonzert
in der Deutschen Oper
András Schiff zu Gast
bei der Staatskapelle
Foto: Christian Stelling
Während die 6. Armee Deutschlands im
Herbst 1942 versucht, Stalingrad zu erobern, findet in München die glänzende
Uraufführung der Strauss-Oper „Capriccio“ unter der Leitung von Clemens
Krauss statt. In der Handlung wird auf
einem Schloss die ästhetische Streitfrage
diskutiert, ob der Dichtung oder der Musik der Vorrang einzuräumen sei. Aristokratischer Rokoko-Charme. Naturgemäß
weiß auch die schöne Gräfin Madeleine
keine Entscheidung.
Deren Schlussgesang im Licht des Mondes aber hält seine Beliebtheit bei bedeutenden Sängerinnen und ihrem Publikum, auch wenn es schwerfallen mag,
beim Hören des „Konversationsstücks“
den Weltkrieg wegzudenken.
In der Deutschen Oper versenkt sich
Michaela Kaune in die große Soloszene
der Gräfin: „Was sagt
dein Herz?“ Wählt sie
den Dichter oder den
Musiker? Mit innigem
Klang, leicht tremolierend schon, besingt sie
die
„himmlisch-süße
Not“ eindrucksvoll – beinahe Tragödin – in der
hymnischen
SteigeMichaela
rung. Und es passt zu
Kaune
der feinsinnigen Rolle,
dass sich Michaela-Madeleine laut Regieanweisung des Textbuchs „graziös mit einem tiefen Knicks“ verabschiedet.
Dabei fungiert die Bühne an der Bismarckstraße an diesem sinfonischen
Abend als Podium, und die Szene des Mozart-Verehrers Richard Strauss wird von
Wiener Klassik gerahmt. Was an Qualität
im Orchester der Deutschen Oper Berlin
steckt, das zeigt sich im Andante der Sinfonie Nr. 101 von Joseph Haydn, deren
Variationen immer eindringlicher werden wie auch die vielen Farben der Ticktack-Begleitung, die zu dem Beinamen
„Die Uhr“ geführt hat.
„Abgründe“ erkennt ein Musiker wie
Donald Runnicles durchaus in der
g-Moll-Sinfonie KV 550 von Wolfgang
Amadeus Mozart. Und seine theatererfahrenen Musiker wissen aus ihrer Arbeit,
dass die Tonart bei den Operngestalten
Constanze und Pamina den Affekt tiefer
Traurigkeit ausdrückt.
Aber von den Gedanken der schmerzensreichen Welt bis zur „Selbstquälerei“, die der Mozartforscher Hermann
Abert in der Sinfonie sah, lässt der Chefdirigent der Deutschen Oper sich nicht leiten. Eher geht es ihm mit dem wiederum
im sinfonischen Bereich spürbar motivierten Orchester um ein differenziertes
Ausleuchten der kompositorischen Charaktere, Schatten werden nicht geleugnet, vibrierende Achtel rollen im Finale.
Die Kapellmeisternatur des Dirigenten
Runnicles steht dafür ein, dass die Interpretation im besten Sinn musikantisch gefärbt ist.
Sybill Mahlke
Mit Empfehlung von Brecht. John Heartfield (1891–1968) bezog in seinen letzten Lebensjahren dieses Häuschen im brandenburgischen Waldsieversdorf.
Foto: Astrid Landsmann, Freundeskreis
Der Sieg der Feder
Eine Ausstellung im Brandenburger Sommerhaus des Bildkünstlers John Heartfield
Von Peter von Becker
Im Frühjahr 2018 plant die Berliner Akademie der Künste am Pariser Platz eine
große Ausstellung zum Werk John Heartfields. Dann wird der 50. Todestag des
Berliner Bildkünstlers sein, dessen politisch wie auch dadaistisch inspirierte
Druckgrafiken, Fotomontagen, Bühnenbilder und Buchumschläge die Nazis so
gefürchtet hatten, dass sie Heartfield
1933 sofort verhaften wollten. Knapp ist
er den Fängen der Gestapo entkommen
und über Prag ins englische Exil gelangt,
bevor er im Sommer 1950 wieder nach
Deutschland (in die DDR) zurückgekehrt
und in Ostberlin 1968 gestorben ist.
An seine wenig bekannte Zeit als Emigrant in London erinnert nun eine kleine,
bemerkenswerte Ausstellung im John-Heartfield-Haus im brandenburgischen Örtchen Waldsieversdorf. Freund Brecht,
der sein Sommerhaus im nahen Buckow
besaß, hatte dem zunächst nach Leipzig
gezogenen Heartfield (Geburtsname: Helmut Herzfeld) des anregenderen Klimas
wegen Berlin und seinem „lieben Johnny“
für „gemeinsame Kamingespräche“ auch
die Märkische Schweiz empfohlen.
Freilich erst nach Brechts Tod konnte
Heartfield mit seiner Frau das auf einem
waldigen Hügel mit Zugang zum eigenen
Bootssteg am Däbersee gelegene Holzhaus beziehen. Nach einigem Streit ums
Haus und den von Rhododendren, Fliederbüschen und lichten Kiefern gesäumten Garten, ist die Immobilie nunmehr in
Gemeindebesitz – und das vom Verfall bedrohte Haus ist mit EU-Mitteln, lokalen
Geldern und dem Engagement eines Heartfield-Freundevereins vor sieben Jahren schön grundsaniert als kleines Heartfield-Museum mit teilweise originalem
Mobiliar und Erinnerungsstücken von
Mai bis Oktober zu besichtigen.
Die jetzige Ausstellung führt mit Bildern und Dokumenten durch Heartfields
Jahrzehnt des Londoner Exil (ab 1938),
in dem der einstige Starillustrator der auflagestarken „Arbeiter Illustrierten Zeitung“, der Freund und Partner von
George Grosz, der satirisch aggressive
linke Plakatkünstler und Buchgestalter
des legendären Malik-Verlags mangels Be-
achtung und Auftraggebern zunächst
ziemlich darben musste. Gleichzeitig war
Heartfield aber auch ein Kopf der (mitunter von Neid und Streit erschütterten)
deutschen Emigrantenszene, er arbeitete
im Freien Deutschen Kulturbund und
war Mitglied des von Lion Feuchtwanger
und Ernst Toller in London gegründeten
Deutschen PEN-Clubs im Exil.
Das Motto der Waldsieversdorfer Ausstellung, kuratiert von der Berliner Kunsthistorikerin Anna Schultz, die in der Akademie der Künste unter anderem den grafischen Nachlass von John Heartfield betreut, lautet „The Pen is Mightier“. Da ist
natürlich die Feder der Zeichner und
Schriftsteller gemeint, und eine 1946 in
England erschienene Anthologie mit
Anti-Kriegscartoons von Heartfield und
anderen Künstlern trug diesen Titel.
Aber die kleine Verwechslung, die bei
der Ankündigung der Ausstellung einem
lokalen Blatt unterlief, hätte Heartfield
vermutlich auch gefallen: „The Penis is
Mightier“.
Übrigens wird – aus kuratorischen
Gründen wie alle seltenen Werke hier als
Faksimile – auch das Urvorbild für das
Motto präsentiert: eine Zeichnung Goyas
aus dem Fitzwilliam Museum in Cambridge, die eine Richterwaage zeigt, auf
der ein Schwert und eine Feder liegen.
Und Letztere wiegt schwerer.
Interessant ist, wie in Waldsieversdorf
nun Heartfields Verhältnis nicht nur zur
großen englischen Tradition der satirischen, politischen Cartoonkunst mit William Hogarth oder James Gillray dokumentiert wird. Es geht gleichfalls um die
Beziehung zu seinen deutschen Zeitgenossen, etwa dem auch im britischen Exil
erfolgreichen Zeichner Walter Trier
(1890–1951). Trier wurde als Illustrator
der Bücher von Erich Kästner berühmt
und hat für die sonst von Heartfield gestaltete Buchanthologie „The Pen is
Mightier“ den Titel und die Schlussvignette gezeichnet. Man sieht beide nun,
aus Heartfields persönlichem Nachlass.
— „The Pen is Mightier“, bis 2. Oktober im
John-Heartfield-Haus, 15377 Waldsieversdorf (Schwarzer Weg 12, Fr–So, 13–18 Uhr,
Eintritt frei, Spenden willkommen).
Ein Abend der feinen Bezüge: „Con brio“
hat Jörg Widmann seine Konzertouvertüre genannt, Verweis auf das „Allegro
con brio“, mit dem Beethovens 5. Symphonie eröffnet. Allerdings sind es dann
vor allem die 7. und 8., mit denen sich
Widmann auseinandersetzt. Es komme
ihm auf Gestus und Geist an, sagt er,
keine einzige Note werde direkt zitiert.
Ein F-Dur-Akkord, der in ein Lachenmann’sches Luftgeräusch übergeht, klappernde Bögen, Rasseln, Pusten, dazwischen an Beethoven erinnernde Klangfragmente: Das Stück spielt mit seinen
Materialien, denkt ihn weiter, Steinbruch
und Hommage zugleich. Die Staatskapelle unter Daniel Barenboim stürzt sich
heißhungrig in die Kleinteiligkeit der Partitur, ohne darüber das Ganze zu vergessen. Buhfreier Jubel ist die Belohnung.
Sein Landsmann Béla Bartók liegt,
könnte man denken, András Schiff nahe.
Doch mit dem 1. Klavierkonzert hat er
seine Mühe. Bartók hat es in den 1920er
Jahren geschrieben, Maschinenstampfen
und Rhythmusdominanz entspringen
dem Geist der Zwischenkriegszeit, in der
zugleich eine barocke Form wieder in
Mode kam, die fast auf Beethovens Epoche zurückverweist:
das Concerto, in
dem das Tutti mit ei- Barenboims
ner Solistengruppe
wetteifert, hier: Kla- Heißhunger
vier plus Schlag- auf Details
werksolisten. Die Expressivität
des gipfelt
Stücks, seine ins Jaz- verletzlich
zige ragenden Rhythmen scheinen Schiff in der Eroica
nicht zu liegen, in
den ersten beiden
Sätzen versanden seine Impulse, enthuscht er ins Unscheinbare. Erst den virtuoseren Finalsatz druckbetankt er mit
Farbe und Glanz, hier kann er seine Qualitäten ausspielen: Balance, die nicht auf
Kosten der Dramatik geht, überraschende
Attacken, lyrische Augenblicke.
Dann„originaler“ Beethoven.Edelbronzen, mit verhaltenem Tempo geht die
Staatskapelle die Eroica an, nimmt sich
Zeit zur Entwicklung von Phrasen und Bögen, stellt die Grandezza der Symphonie
damit noch stärker heraus. Die Detailverliebtheit, die schon das Widmann-Stück
prägte, steigert sich noch – und äußert
sich nicht nur in glänzenden Oboen, Flöten oder Hörnern, sondern in der quicklebendigen Bewegtheit des gesamten Orchesters: atmende Musik. Wer immer der
„grand Uomo“, der „große Mensch“ war,
dem Beethoven das Werk widmete: Hier
zeigt er sich als Held und Mensch, nahbar,
fehlbar und verletzlich.
Udo Badelt
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POLITISCHE LITERATUR
MITTWOCH, 29. JUNI 2016 / NR. 22 802
Räterepublik
und
Re-Education
DER TAGESSPIEGEL
19
Máximo Líder
Eine Biografie
über Otto Neurath
I
n seinen „Erinnerungen eines deutschen Revolutionärs“ erwähnt Ernst
Niekisch einen österreichischen Kollegen, der – wie er selbst als Vorsitzender
des Arbeiter- und Soldatenrates – ein kurzes Gastspiel in der Münchner Räterepublik von 1918/19 gab: Otto Neurath, für
sechs Wochen Leiter des Zentralwirtschaftsamts und zuständig für die geplante umfassende Sozialisierung. Obwohl seine Pläne nicht mehr zum Tragen
kamen, wurde er beim Sturz der Räterepublik verhaftet, zu Festungshaft verurteilt und schließlich nach Österreich abgeschoben. Niekisch behielt ihn als energischen Kämpfer für seine Ideen in Erinnerung, der wie ein „Diktator und Pistolenpolitiker“ auftreten konnte.
Max Weber dagegen fand Neuraths
Vorhaben dilettantisch, das den Sozialismus „für hundert Jahre diskreditieren“
könne. In einem sehr kollegialen Brief
warnte er: „Ich fürchte, Sie tragen dazu
bei, diese Gefahr zu steigern, die Sie gewaltig unterschätzen.“ Das mochte zutreffen, aber zum „Oberkommunisten“, wie
ihn ein missgünstiger früherer Schüler
nannte, hat der umtriebige, aber menschenfreundliche Befürworter einer demokratischen Planwirtschaft so wenig getaugt wie für Terror und Kommandowirtschaft nach russischem Vorbild. Im Gespräch über gemeinsame Sozialisierungspläne für Bayern und Sachsen sagte er,
„daß wir das Glück Sachsens nicht durch
Massenhinrichtungen schaffen wollen“.
Die Versuchung, auf Lenins Spuren zu
wandeln, war für ihn und seine Wiener
Freunde nie sehr stark, seit Lenin den Philosophen und Physiker Ernst Mach als unmarxistisch verdammt hatte, dessen empirisch-kritische Methode unter Austromarxisten populär war und blieb. Otto
Neurath gehörte 1928 zu den Gründern
des „Vereins Ernst Mach“, der aus dem
Wiener Kreis um die empirisch orientierten Philosophen Carnap und Schlick und
ihrem Projekt einer „Wissenschaftlichen
Weltauffassung“ als „Einheitswissenschaft“ hervorging. Ziel war die „Reinigung der Sprache von Metaphysik“. Von
dogmatischen Marxisten und der „Frankfurter Schule“ wurde das als blanker Positivismus abgetan.
Neuraths eigener Beitrag war die Entwicklung der „Wiener Methode der Bildstatistik“, die sich nach dem Urteil seines
Biografen Günther Sandner zu einer grafischen Weltsprache entwickelte, die empirische statistische Tatsachen ohne
Sprachbarrieren darzustellen vermag.
Wir kennen sie bis heute unter der Bezeichnung „Piktogramme“, Neurath und
seine Frau Marie tauften sie 1935 Isotype
(International System of Typographic
Picture Education). Das Wort Education
steht dabei für den pädagogischen und
volksbildnerischen Gebrauch, den Neurath von seiner Methode so erfolgreich
machte, dass sie sogar in der Sowjetunion
Anfang der 30er Jahre Anwendung fand.
Obwohl sich Neurath in Wien im Umkreis der österreichischen Sozialdemokratie und ihrer Volksbildungsarbeit bewegte und deshalb von konservativer
Seite und den Austrofaschisten der Parteipropaganda beschuldigt wurde, ließ er
sich nie parteipolitisch vereinnahmen.
Auch nicht im niederländischen und Londoner Exil, wo er sich kommunistischem
Bündniswerben entzog. Wahrscheinlich
hat Ernst Niekisch mit seinem Urteil
recht behalten: „Die politische Verfassung des Landes war ihm völlig gleichgültig, er war nur besessen von dem Gedanken, sein Projekt durchzuführen.“ Trotzdem nennt Günther Sandner sein Buch
über Neurath mit gleichem Recht eine politische Biografie, denn politisch war und
blieb dessen menschheitsbeglückende
Utopie einer aufgeklärten Gesellschaft
von Gleichen ohne Gleichmacherei und
Zwangsbeglückung. In der englischen Zivilgesellschaft fühlte er sich wohl und begann sich gegen Kriegsende schon Gedanken über eine re-education der Deutschen
zu machen. Doch er starb unverhofft
nach einem Schlaganfall Ende 1945 in Oxford.
Sein letztes Porträt zeigt einen heiteren alten Herrn, das eine von Ernst Niekisch ebenfalls überlieferte Legende widerlegt: Bei einem Wiedersehen 1924
habe er Neurath gefragt, warum er sich
als Verkünder reiner Sachlichkeit noch
immer hinter seinem roten Vollbart versteckt halte. Neurath habe ihm zögernd
recht gegeben, „aber sehen Sie mich doch
an, der Bart gibt meinem Gesicht ein imposantes Aussehen. Ohne Bart kommt
eine fiese Visage zum Vorschein“. Einspruch!
Hannes Schwenger
– Günther Sandner:
Otto Neurath. Eine politische Biographie.
Paul Zsolnay Verlag,
Wien 2014. 352 Seiten,
24,90 Euro.
Unterwegs auf Kuba. Fidel Castro ist heute ein alter Mann und die Feindschaft zu Amerika fast vorbei. Lee Lockwood war auf Kuba, als es noch anders war: Der amerikanische Fotograf (1932–2010) kam dem Revolutionsführer nah, fotografierte ihn, sein Land und auch seine Gefängnisse – und sprach sieben Tagen mit ihm: So lange dauerte das Interview auf der Veranda seiner Plantagenvilla. Immer wieder kehrte Lockwood in den 60er Jahren
auf die Insel zurück und schickte seine Bilder an „Newsweek“ und „Life“. Seine Gespräche und Reportagen, ursprünglich 1967 als „Castros Kuba“ veröffentlicht, erscheinen nun als prächtiger Nachdruck.
– Lee Lockwood: Castros Kuba. Ein Amerikaner in Kuba. Reportagen aus den Jahren 1959–1969. Taschen Verlag, Köln 2016. 368 S., 49,99 €.
Politik des Überlebens
Hans Kundnani schreibt über ein deutsches Europa. Doch um Deutschland geht es nicht mehr
Von Thomas Speckmann
I
n Europa wird immer wieder der Ruf
nach einer „neuen Erzählung“ laut. Sie
soll helfen, ein europäisches Bewusstsein zu schaffen, eine gemeinsame Identität. Dann, so die Hoffnung, werden die Europäer weiter zueinanderhalten – trotz aller Krisen in und um Europa, trotz Brexit.
Dochwie könnte solch eineErzählung lauten? Auffallend in der Europa-Literatur
der jüngsten Krisenjahre ist, dass dort
zwar häufig nach kollektivem Denken und
vor allem Handeln der Europäer gerufen
wird. Aber zugleich leisten viele Autoren
eben dazu keinen produktiven Beitrag. Ihnen scheint es bei der Wahl ihrer Thesen
vielmehr um das angeblich Trennende in
Europa zu gehen, um Unterschiede, Gegensätze und Konflikte.Dazu wird eine Erzählung der jüngeren europäischen Geschichte bemüht, die eher Mythen bildet,
als der Realität zu entsprechen.
Hans Kundnani ist dafür ein Beispiel.
Der Senior Transatlantic Fellow des German Marshall Fund, bis 2015 Forschungsdirektor am European Council on Foreign
Relations in London, schreibt an einer Legende mit, die inzwischen weite Verbreitung gefunden hat: Die Euro-Krise habe
Deutschland in eine außergewöhnliche –
und in der Geschichte der EU beispiellose
– Position befördert. Die gesamte
Euro-Zone habe auf Deutschland geblickt
– den größten Gläubiger in einer Krise der
Gemeinschaftswährung souveräner Staaten – und Führungsstärke erwartet. Doch
aus Angst vor einer „Transferunion“ – in
der haushaltspolitisch verantwortungsvolle Mitgliedstaaten fiskalisch verantwortungslose Mitgliedstaaten subventionierten – habe sich Deutschlandeiner Vergemeinschaftung der Schulden widersetzt und anderen Staaten in der
Euro-Zone eine harte Austeritätspolitik
verordnet, um Europa „wettbewerbsfähiger“ zu machen. Dieser Ansatz habe die
Kluft zwischen Überschuss- und Schuldenstaaten in mancherlei Hinsicht vertieft statt verringert:Währenddie Arbeitslosigkeit in Deutschland auf den tiefsten
Stand seit der Wiedervereinigung gesunken sei, habe sie in den Ländern der sogenanntenPeripherie außergewöhnlicheDimensionen erreicht. Und dann spitzt
Kundnani seine Darstellung noch einmal
zu, indem er Andrew Moravcsik, Professor an der Princeton University, aus der
Zeitschrift „Foreign Affairs“ 2012 zitiert,
die Anpassungskosten der Einheitswährung hätten in übergroßem Maße die „Armen und Machtlosen“ zu tragen.
Es ist nicht nur der tendenziöse Duktus
einer solchen Darstellung, der verhindert, dass in Europa eine „neue Erzählung“ seiner Gegenwart entstehen kann,
die dem wirklichen Geschehen zumindest nahekommt. Es ist vor allem die Faktenlage, die Kundnani nicht ausreichend
zur Kenntnis genommen zu haben
scheint: 2016, im Jahr des Erscheinens
dieses Buches, hat sich längst gezeigt,
dass der zu Beginn der Krise 2010 eingeschlagene Weg der richtige war – vor allem für die von der Krise besonders betroffenen Staaten, denen Hilfe zur Selbsthilfe geleistet worden ist, in einer gemeinsamen Kraftanstrengung von Europäischer Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds, zusätzlich unterstützt von bilateralen Hilfen wirtschaftlich gerade besser dastehender Mitgliedstaaten.
In der Folge ist kein „deutsches Europa“ entstanden, das Kundnani thematisiert, obwohl diese Debatte spätestens
mit Beginn der Flüchtlingskrise 2015 als
überholt zu gelten hat. Schon gar nicht ist
ein selbstgerechtes Streben nach Dominanz und ökonomischem Vorteil das
Kennzeichen deutscher Politik, wie es
bei Kundnani diskutiert wird. Wer derlei
Begriffe für die gegenwärtigen Protagonisten in Berlin verwendet, zeigt allenfalls, dass er scheinbar keinen wirklichen
Einblick in die entscheidenden Personen,
ihr Denken und Handeln hat. Es ist auch
nicht die „deutsche Frage“ in Europa zuANZEIGE
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rückgekehrt, wie das Ergebnis von Kundnanis Beobachtungen lautet, zumal er
auch hier etwas spät dran ist – diese ohnehin künstlich erscheinende Debatte beschäftigte Leitartikler und Feuilletons
vor allem 2014. Zurückgekehrt ist vielmehr eine Politik, die das wirtschaftliche
und damit auch das politische Überleben
Europas ermöglichen wird, sollte sie konsequent fortgesetzt werden.
Was bei Kundnani zu kurz kommt, ist
die aktuelle Verfasstheit Europas, die aber
prägend sein dürfte für die gegenwärtige
wie zukünftige Wahrnehmung und damit
auch Rolle Deutschlands in Europa: Der
Euro-Raum wie die EU insgesamt steht
heute strukturell besser da als zu Beginn
der Krise. Die Institutionen der Währungsunion wurden verbessert. Solidarität der Mitgliedstaaten untereinander
wurde geübt. Und es wurden Verfahren
eingeführt, die eine solide Haushaltspolitik und eine nachhaltige Wirtschaftspolitik wahrscheinlicher machen. In der Folge
sind öffentliche Defizite gesunken. Mitgliedstaaten – gerade und vor allem die
Länder, die mit Hilfsprogrammen unterstütztwurdenoder werden– haben begonnen, ihre Wettbewerbsfähigkeit durch Reformen zu stärken. Dadurch ist Wachstum
zurückgekehrt. Und mitder unvermeidbaren Verzögerung sinkt auch die Arbeitslosigkeit in Europa wieder.
Ist es an sich überaus sinnvoll, die Gegenwart in die Geschichte einzubetten,
um sich wiederholende Prozesse und Mechanismen sichtbar zu machen und daraus Rückschlüsse für das aktuelle und
zukünftige Handeln zu ziehen, so lässt
Kundnani bei seiner Einordnung Deutschlands in die Geschichte Europas weitgehend außer Acht, was historisch betrachtet weit über den europäischen Kontinent hinaus gilt, aber auch hier entscheidend sein dürfte für die nähere Zukunft:
Politische Gebilde – das gilt für alle Formen gleichermaßen, ob Nationalstaaten,
Zusammenschlüsse von Staaten oder Imperien, ob Demokratien oder Diktaturen
– haben im Lauf der Geschichte oft gerade auch deswegen an Bedeutung und
Gestaltungsmacht verloren, weil ihnen finanzielle Solidität und wirtschaftliche
Stärke abhandenkamen.
Von diesen Zusammenhängen kann
sich niemand frei machen – auch das heutige Europa nicht. Ohne finanzielle Solidität und wirtschaftliche Stärke wird es geradezu zwangsläufig seine strategische
Handlungsfähigkeit verlieren. Doch die
neuen und sicherlich nicht weniger werdenden Herausforderungen in und um Europa können nur von einer finanziell und
ökonomisch gesunden Europäischen
Union bewältigt werden. Da wirkt es
umso irritierender, wenn Kundnani
Frankreich und Italien dazu aufruft, sich
gegen Deutschland zu stellen, um die
erste Erfolge zeigende Reformpolitik in
Europa zu beenden. Und dies in einer
Zeit, wo sich die chinesische G-20-Präsidentschaft auf die Förderung nachhaltigen Wachstums durch Strukturreformen
und weitere weltwirtschaftliche Integration konzentriert – als Folge eines globalen Lernprozesses, in dem die Notwendigkeit von Strukturreformen allmählich besser begriffen wird. Auch hier scheint
Kundnani nicht auf der Höhe der Debatte.
— Der Autor ist Historiker und Politikwissenschaftler und Leiter des Referats Reden
und Texte, Stab Strategie und Kommunikation im Bundesministerium der Finanzen.
Der Beitrag gibt seine persönliche Meinung wieder.
– Hans Kundnani:
German Power. Das
Paradox der deutschen Stärke. Aus
dem Englischen von
Andreas Wirthensohn.
C.H. Beck Verlag, München 2016. 207 Seiten,
18,95 Euro.
Ein Lob der Vielseitigkeit
Der Historiker David Schoenbaum hat eine beeindruckende Kulturgeschichte der Violine geschrieben
E
in Buch wie eine Abenteuerreise.
Dabei verfügt David Schoenbaum
als Historiker über einen gefestigten Ruf. Seine Studie „Die braune Revolution“ machte in den sechziger Jahren Furore, weil sie zum ersten Mal den sozialen Modernisierungsschub zum Thema
machte, der mit dem „Dritten Reich“
auch einherging – und damit das bis dahin politisch dominierte Bild des Regimes sozialhistorisch öffnete. Sein Buch
über die „Spiegel-Affäre“ fand auch das
Lob von Rudolf Augstein. Doch außerdem ist der emeritierte Professor für Geschichte an der University of Iowa ein passionierter Amateurgeiger. Die Folge davon ist ein 730-Seiten-Wälzer. Er heißt
lapidar „Die Violine“.
Rund zwanzig Jahre lang dauerte
Schoenbaums Exkursion in die Welt des –
wie er sogleich im Untertitel seines Buches erklärt – „vielseitigsten Instruments“ der Musikgeschichte. Wes Geistes Kind da unterwegs war, verrät schon
die Einleitung, in der das Instrument in
den Kontext der Globalisierung gestellt
wird, die Erfindung des Buchdrucks und
die rasend schnelle Verbreitung der Kar-
toffel ihren Auftritt haben, während mit
Beispielen aus der Sozial- wie die Kolonialgeschichte die Einzigartigkeit des Instruments koloriert wird. Und mit Benedikts auf die Geige bezogenen Frage aus
Shakespeares „Viel Lärm um nichts“ –
wie es denn sein könne, „dass Schafdärme die Seele aus eines Menschen Leib
Joachim steht für ihn an der
Pforte zur neuen Musikkultur
ziehen können“ –, nähert sich Schoenbaum dem Rätsel der Unvergleichbarkeit
des Geigenklangs.
Was entstanden ist, ist kein lexikalisches Handbuch, obwohl ein Personenregister es auch für die normale Neugierde
brauchbar macht. Es ist eine ambitionierte Kulturgeschichte, und in Wahrheit
ist es eine Liebeserklärung. Keine verschämte, sondern fallweise eine unverschämte, die den Leser immer wieder mit
Kuriositäten und Anekdoten, Pointen
und mit Ausflügen auf Nebenschauplätze
überschüttet. Das nimmt dem Buch
nichts von seiner Außerordentlichkeit.
Schoenbaum hat eine beeindruckende
Fülle von Forschungsergebnissen, Lesefrüchten und Gesprächen zusammengetragen – nicht zuletzt auch in den Berliner Archiven, zumal dem des Instituts
für Musikforschung. Die Lust am Musik-Feuilleton, die überall zwischen Thesen, Erkenntnissen und Informationen
sprießt, lenkt nicht ab – oder nur dann
und wann –, sondern fordert vor allem
das Staunen darüber heraus, worauf ein
origineller Kopf wie Schoenbaum bei seinen Recherchen alles gestoßen ist.
Er geht sein Thema auf ausgedehnten
Touren, ja, Kraftmärschen an, quer durch
das Feld der Geschichte des Instruments,
seine Entwicklung und seine technischpraktischen Aspekte. Zum Beispiel wird
die Geschichte des Geigenbaus zu einem
faszinierenden Gemisch aus Familiengeschichten, zumal der Lombardei zu Beginn des 16. Jahrhunderts, und dem aufregenden sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Aufbruch der Epoche;
Schoenbaum konstatiert ein „goldenes
Zeitalter“, ohne dessen Nachbarschaft zu
Krisen und Kriegen zu unterschlagen.
Dem Geigenhandel sind gut hundert Seiten des Buches gewidmet – eine spannende Geschichte mit kriminellen Einschlägen. Das Kapitel über das Geigenspiel entfaltet sich als Kaleidoskop von
Spielern und Lehrern, von Ausbildungsstätten und Schulen – mit einem Schwerpunkt bei Joseph Joachim, dem großen
ungarisch-deutschen Geiger, dessen Tod
1907 der „New York Times“ nicht nur einen Nachruf, sondern auch einen Leitartikel wert war. Dem großen Virtuosen und
Pädagogen, Gründungsrektor der Berliner Musikhochschule, gehört David
Schoenbaums besondere Sympathie; er
steht für ihn an der Pforte zur neuen Musik- und Konzertkultur, auch der Berliner
Musikkultur.
Wenn etwas an diesem Buch zum Problem wird, dann ist es Schoenbaums
Drang, nichts auszulassen. Zur breiten
Erörterung der großen Geiger-Karrieren
treten die Schatten – oder grellen Lichter
–, die Politik und Geschäfte auf das Instrument werfen, und auch die Rolle der
Geige in Dichtung, Malerei und Film
wird gewürdigt. Hätte man sich mehr Be-
grenzung der Forschungs- und Erzählfreude des Autors gewünscht? Manchmal
schon. Aber vielleicht hätte solche Selbstregulierung dem Buch einiges an Unterhaltsamkeit und Witz gekostet, die
Schoenbaums Stärke ausmachen. Und
möchte man zum Beispiel auf die hübsche Antwort verzichten, die der Geiger
Rudolf Kolisch auf die Frage gab, wohin
die Musik sich entwickele? Der aus Wien
stammende Emigrant, der als Lehrer an
einer Universität im Mittleren Westen
Schoenbaums Musikleidenschaft erweckte, bekannte, das wisse er nicht:
„Aber hätten sie mich das zu Schumanns
Zeiten gefragt, hätte ich auch keine Antwort gehabt.“
Hermann Rudolph
– David Schoenbaum:
Die Violine. Eine Kulturgeschichte des vielseitigsten Instruments der Welt. Bärenreiter Metzler, Kassel/
Stuttgart 2015. 730 Seiten, 49,95 Euro.
20
SONDERTHEMA
DER TAGESSPIEGEL
DAS GOLDENE ZEITALTER SPANIENS Ausstellung
NR. 22 802 / MITTWOCH, 29. JUNI 2016
zur Ära Velázquez in der Gemäldegalerie Berlin vom 1. Juli bis 30. Oktober
Gemalte Monarchie
Zeitalter der Widersprüche: Mit einer Flut von Kunstwerken untermauern die spanischen Könige ihren Herrschaftsanspruch – trotz des drohenden Niedergangs
Von Fernando Bouza
Caspar Schoppe (1576–1649) rühmte
sich, in weniger als 20 Tagen die spanische Sprache erlernt zu haben. Hierzu bediente er sich einer neu ausgearbeiteten
Methode, die das Lernen von Fremdsprachen erleichtern sollte und 1611 in Salamanca entwickelt wurde. Als er nun drei
Jahre später in Madrid weilte, besuchte
er den aus Irland stammenden, nach Spanien immigrierten jesuitischen Schriftsteller William Bathe. Dieser veröffentlichte als Erster die Methode des vereinfachten Lernens, vor allem, um den Ansprüchen der Missionare zu genügen; sowohl zur Unterstützung für Botschafter
als auch für Sprachlehrer.
Für jemanden, der in Pappenberg
(Oberpfalz) geboren und im Schoße einer lutherischen Familie aufgewachsen
war und später als Student in Heidelberg
wohnte, war es eine besondere Herausforderung, sich den Gepflogenheiten des
streng katholischen Hofes und seiner Majestät zu unterwerfen und anzupassen.
Katholiken aus der ganzen Welt zog es in
die politische Metropole.
Obwohl Schoppe dem Protestantismus
bereits 1598 während seines Aufenthalts
in Prag abgeschworen hatte und schon einige Jahre in Rom wohnte, erinnerte er
sich an seine alten Glaubensgenossen,
für die dieser Ort stets das Zentrum jenes
Spinnennetzes darstellte, in dem Dämonen Verwirrung und Tyrannei stifteten.
In Madrid widmete er sich dann einer
neuen Publikation, einem Traktat mit
dem Titel „De admirandis Hispaniae“,
das beweisen sollte, dass das „Spanische
Imperium“ dem Römischen Reich bereits
weit überlegen war und den Spaniern
weitaus mehr Bewunderung zustand als
den Römern.
Der Plan war, die These zu untermauern, dass die Monarchie von Philipp III.
(1598–1621) das Römische Reich nicht
nur hinsichtlich territorialer Expansion
weitaus übertraf, sondern auch größere
militärische Stärke aufwies, einen beträchtlicheren Reichtum – dank des in
Amerika angehäuften Reichtums, und
trotz der steigenden Preise – und das antike Reich nicht zuletzt im Geiste und im
Wissen übertraf, da sie heute im Dienste
des wahren Glaubens handelten.
Die spanischen Habsburger
schufen die erste
globalisierte Monarchie
In seinem Werk „An alle Spanier“
(1614) rief er dazu auf, die Entwürfe seiner Arbeit als theoretische Grundlage zu
nutzen. Gleichzeitig bat er jedoch jeden,
der ihn mit weiteren Informationen und
Nachrichten zu seinen Themen versorgen konnte, den Kontakt zu ihm zu suchen, um seine Niederschriften zu vervollständigen und zu stützen.
Die beiden kleinen Episoden über den
Aufenthalt eines Deutschen in Madrid im
frühen 17. Jahrhundert enthalten einige
Lehren, die es erlauben, sich der Geschichte jener Zeit zu nähern.
Velázquez wurde 1599 in Sevilla in eine
Monarchie hineingeboren, der ein großes hegemoniales Potenzial zu Zeiten Philipp II. (1556–1598) zugeschrieben
wurde. Trotz aller Rückschläge, die das
Ende der Herrschaft vermuten ließen –
wie zum Beispiel der Untergang der „Unbesiegbaren Armada“ (1588) –, wurde
den westeuropäischen Mächten klar,
dass die Monarchie der spanischen Habsburger, die als Erste die Dimension einer
wahrhaften Globalisierung erreichte
(was auf die Expansion in Amerika und
Asien zurückzuführen war und natürlich
auch darauf, dass Portugal sich seit 1580
dem spanischen Reich unterwarf), ihr Imperium unter Einbezug der bereits geerbten und eroberten Gebiete, ständig grö-
ßer und mächtiger machte. Es schien der
Moment gekommen zu sein, dass sich die
klassische Legende des Königreichs der
nie untergehenden Sonne bewahrheitete,
voller politischer und theologischer Hallräume. Und es ist wichtig zu betonen,
dass die spanische Habsburger-Monarchie sich nicht nur als das größte Königshaus seiner Zeit präsentierte, sondern
das größte aller Zeiten.
Es ist auch zu beachten, dass Schoppe
die Habsburger Monarchie Spaniens
nicht nur als die größte ihrer Zeit, sondern als die größte in der Geschichte beschrieb. Der Deutsche aus der Oberpfalz
sprach von einem einzigartigen Imperium, obwohl er diese Bezeichnung nur
im Vergleich mit dem Heiligen Römischen Reich verwandte.
Alle jedoch verband das gleiche Schicksal: die Ausbreitung des Katholizismus,
der sich bis an die Enden der damals bekannten Welt ausdehnte. In der militanten Verteidigung des katholischen Glaubens fanden die Spanier eine Form, ihren
Hegemonieanspruch zu rechtfertigen –
ein Anspruch, der ohnehin kaum versteckt wurde. Es war die Zeit der Zuwanderer wie Bathe oder Schoppe, die den
Schutz Spaniens suchten und die Fragen
stellten über den Status einer Welt. Eine
Welt, die erste Schritte in Richtung Globalisierung einschlug.
Das Spanien der Ära Velázquez konsolidierte zu jener globalen Lebensform und
schuf ein iberisches Imperium von universellen Dimensionen, auch dank der
Eingliederung Portugals (1580–1640).
Portugal war weit von einer staatlichen
Einheit entfernt, in administrativen,
rechtlichen oder Zentralisierungsfragen
bei Weitem nicht ausreichend entwickelt. Eine ganze Reihe von Binnengrenzen, die als Gebiete des katholischen Monarchen anerkannt waren, blieben unter
der Regierung des Königs von Spanien
und wurden wie alter Besitz regiert. Die
Monarchie war die eines Königs, der (außer in Kastilien) nicht vor Ort regierte,
mit Ausnahme von sporadischen Reisen
zu Zeiten Philipps II.
Ganz gleich, ob die Gebiete friedlich
oder mit Waffengewalt erobert oder vererbt wurden: Diese Monarchie der Absente Reyes (Könige in Abwesenheit)
schaffte es, sie alle unter ihrer Herrschaft
zusammenzufügen, auch wenn ihre Differenzen zu Fragen der Gesetzgebung, einer einheitlichen Sprache und Währung
sowie zu institutionellen Maßnahmen in
der Regel ungeklärt blieben.
Die Monarchie der Abwesenden Könige bewies eine enorme Anpassungsfähigkeit, mit der sie sich auf die unterschiedlichsten Situationen in Zeit und
Raum einstellte. Sie erlaubte ihr, mit
kompliziertesten Krisen umzugehen,
wie die Revolutionen und die Aufstände
der 1640er Jahre, die die Herrschaft
von Philipp IV. (1621–1665) prägten.
Die Trennung von Portugal, das seit
1640 von der Dynastie der Braganza
regiert wurde, war der stärkste Verlust
in dieser kritischen Zeit. Aber die Monarchie war in der Lage, auch diese
Verluste zu überwinden und sich nachhaltig durchzusetzen, sogar bis in die
nächsten Jahrhunderte.
Ein wichtiger Teil dieser Anpassungsfähigkeit war in den Absprachen und mehr
oder weniger formalisierten Pakten begründet, die die Monarchie mit den lokalen Eliten der unterschiedlichen Territorien einging – wobei sie sich natürlich immer auf hypothetische oder auch grausam reale militärische Einschüchterung
stützte.
Man könnte auch sagen, dass dieses iberische Reich auf der Basis der kontinuierlichen, freiwilligen oder erzwungenen internen Verhandlungen funktionierte, von
Portugal über die Lombardei bis in die
Grafschaft „Franco Rio de la Plata“. Nach
außen sollte sie ein Bild der Universalmacht transportieren, einen Ruf, den es
um jeden Preis zu verteidigen galt.
Die spanische Monarchie zu Zeiten Velázquez’ vertrat eine interessante These,
in der es zu einer Debatte über den „äußeren Eindruck“ dieser Macht kam. Wie
war sie zu gestalten und wie zu verbreiten? Wie konnte ungünstigen Vorzeichen
entgegengewirkt werden? Um nur ein Beispiel zu geben, war die Schrift „De admirandis Hispaniae“ von Schoppe etwa ein
Versuch, den guten Ruf der Monarchie
im Ausland zu stützen.
Viele Schriftsteller diskutierten die
Vorteile und Möglichkeiten einzelner
Kommunikationsformen, um wissenschaftliche Theorien zu verbreiten. Es
galt, sie zu dokumentieren und zu verbreiten, dabei war auch die Dokumentation
von Überzeugungen und Ideologien zu
beschreiben und schließlich eine immerwährende Treue und Gehorsam den Königen gegenüber zu betonen.
Die spanische Monarchie wurde auch
als „Reich der Tinte“ beschrieben. Durch
die Implementierung eines Schriftsystems, die sowohl zur Entscheidungsfindung und zur Kommunikation an entfernten Standorten, als auch zur Dokumentation benutzt wurden, wurde eine dokumentenbasierte Verwaltung möglich. Die
Monarchen Spaniens waren somit Könige, die nicht nur auf Archive von handgeschriebenen Exemplaren zurückgreifen konnten, sondern auch auf Druck-
Druckschriften festigten
in Übersee die „Macht der
Könige in Abwesenheit“
schriften zu Propagandazwecken und Regelwerke für die Verwaltung. So entstanden einige der ersten Fragebögen und
Rundschreiben der Geschichte.
Die Einführung der Drucktechnik in
Lima 1584 und auf den Philippinen in
den 1590er Jahren erleichterte es der Monarchie, die Ausbreitung der Buchdruckerkunst durchzusetzen. Wenn wir uns
an die Lebensabschnitte von Schoppe erinnern, können wir sehen, wie sich diese
Form der modernen Kommunikation im
Spanien zu Zeiten von Velázquez ausbreitete. Somit wuchs auch der Anreiz zum
Erlernen von Fremdsprachen und zum
Sammeln von Schriften. Dies war für die
kollektive Gemeinschaft aller Spanier ein
großer Fortschritt. Das öffentlich zugängliche Werk eines Gelehrten wie Schoppe
förderte diese Entwicklung.
Viele Analphabeten waren bezeichnend für diese Zeit, deshalb verstand sich
die Monarchie vor allem als eine Monarchie der visuellen Bilder. Einerseits gab
es also die informelle Komponente der
diplomatischen Geschenke: Es gab den
Brauch, Gemälde als diplomatische Geschenke zu überreichen; so hat Philip II.
dem Botschafter des Kaisers von China
eine Serie seiner Porträts geschenkt.
Andererseits ging es darum, wie man
die Präsenz eines Königs in einem so weitläufigen Königreich sicherstellen kann.
Die beste Möglichkeit dafür wurde darin
gesehen, mit Abbildern in Form von Münzen, Medaillen, Statuen, Gemälden oder
Drucken als effizienteste Mittel zu arbeiten. Dies diente nicht nur der Darstellung
von dem jeweiligen Abbild, sondern auch
als Zeichen der Ehrerbietung und Verehrung seiner Untertanen in der Zeit seiner
Abwesenheit.
Letztlich lag der Sinn darin, die Macht
der „Könige in Abwesenheit“ zu unterstreichen und sich die Ergebenheit ihrer
Untertanen zu sichern. Diego Velázquez
konnte sich so als erfolgreicher Verfasser
und hervorragender Vertreter der Monarchie behaupten und verewigen.
„Der ruhende Mars“ (1638) von Diego Rodríguez de Silva y Velázquez (1599–1660). Das Gemälde ist eine der Ikonen
der Kunst des Meisters aus Sevilla und zeigt deutliche Einflüsse seiner Reisen nach Italien, naturalistische Wiedergabe der
Körperhaltung sowie die Farbkontraste. Auch die Rezeption der antiken Bildhauerkunst ist in dieses Werk eingeflossen,
dessen Deutung Rätsel aufgibt: Die einen sehen das Bild als satirische Parodie auf die antiken Mythen, die anderen als
Verkörperung von Spaniens Niedergang.
Foto: © Museo Nacional del Prado
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stolz darauf, die vielfältigen Aktivitäten der Stiftung mit unserem Engagement zu unterstützen.
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— Der Autor ist Professor für Moderne Geschichte an der Universidad Complutense
Madrid.
Aus dem Spanischen von Carmen Garcia
und Fabian Federl
SONDERTHEMA
MITTWOCH, 29. JUNI 2016 / NR. 22 802
DAS GOLDENE ZEITALTER SPANIENS Ausstellung
21
DER TAGESSPIEGEL
zur Ära Velázquez in der Gemäldegalerie Berlin vom 1. Juli bis 30. Oktober
Die früheste Weltarchitektur
Die andalusischen Kirchen des 16. und 17. Jahrhunderts waren die wichtigsten Vorbilder der neu gegründeten Bischofskirchen in Amerika
Von Henrik Karge
1492 war ein Jahr von zweifacher welthistorischer Bedeutung: Spanische Truppen
eroberten Granada, die letzte arabische
Bastion auf der Iberischen Halbinsel, und
drei spanische Schiffe unter Führung von
Christoph Kolumbus landeten auf einer
Insel der heutigen Bahamas. Beide Vorgänge – der Sieg über den Islam im Westen Europas und die Entdeckung Amerikas – markieren den Aufstieg des kurz zuvor vereinigten Königreichs Spanien zur
Weltmacht und werden nicht ohne
Grund häufig als Wendemarke vom Mittelalter zur Neuzeit angesehen.
Als ein Symbol des Triumphs über den
Islam kann die Kathedrale von Granada
gelten, die ab 1523 an der Stelle der vormaligen Hauptmoschee errichtet wurde.
1528 übernahm Diego de Siloe den Kathedralbau und formte aus der in Spanien
fortwirkenden spätgotischen Bautradition und dem System der italienischen Renaissance eine neuartige Synthese, für
die sich in Italien nichts Vergleichbares
findet: eine weiträumige Hallenkirche
mit riesigen antikisierenden Pfeilern, die
gotische Sterngewölbe tragen. Die an einen Triumphbogen erinnernde Fassade
wurde 1667 von Alonso Cano entworfen,
der als Universalgenie des Siglo de Oro
zuvor mit Gemälden und Skulpturen hervorgetreten war (s. Artikel unten).
Der bedeutendste Kirchenbau der Renaissance in Spanien aber ist die Kathedrale von Jaén. Die andalusische Stadt
wird noch heute von dem mächtigen Baukörper der Kathedrale überragt, die ab
der Mitte des 16. Jahrhunderts von Andrés de Vandelvira als Modellbau der Renaissance erbaut wurde: Die mit korinthischen Halbsäulen besetzten Pfeiler tragen Segelgewölbe mit geometrischen
Mustern, die dem rechteckigen Hallenraum der Bischofskirche eine Wirkung
von ruhigem Gleichmaß verleihen – und
eine Noblesse, mit der sich kaum ein anderer Kirchenbau der europäischen Renaissance messen kann. In der wirtschaft-
Vorbild für Lateinamerika. Die Kathedrale von Jaén ist der bedeutendste Kirchenbau der Renaissance in Spanien, der 1667–1688 im Siglo de
Foto: © Ken Welsh / Alamy Stock Photo
Oro eine zweitürmige Westfront in den reichen Formen des frühen Barock bekam.
lichen Krisenzeit des frühen 17. Jahrhunderts kam der Kathedralbau jedoch zum
Erliegen, ab 1634 wurde er erneut aufgenommen und erhielt in den Jahren
1667–1688 eine zweitürmige Westfront
nach Plänen von Eufrasio López de Rojas, nun in den reichen Formen des
frühen Barock.
Die großen Kirchenbauten des 16. Jahrhunderts in Andalusien, zu denen auch
die Kathedralen von Málaga und Baeza
zu zählen sind, wirken auf den ersten
Blick wie ein Randphänomen der europäischen Renaissance. Der Süden Spaniens
mit der Hafenstadt Sevilla befand sich jedoch im Zentrum des Welthandels und
des kulturellen Austauschs mit den spanischen Vizekönigreichen in Mittel- und
Südamerika. So lag es nahe, dass die andalusischen Kirchen des 16.–17. Jahrhun-
Im Schatten des großen Meisters
derts zu den wichtigsten Vorbildern der
neugegründeten Bischofskirchen in Amerika und damit zu den Modellbauten des
ersten Architekturstils von globaler
Reichweite wurden: der spanischen Renaissance. Die bedeutendste Wirkung
übte der Kathedralbau von Jaén aus, der
mit seiner markanten Doppelturmfront
zum Vorbild der Kathedralen von Mexiko-Stadt und Puebla in Mexiko wurde.
Die politische Macht Spaniens konzentrierte sich in der neugegründeten
Hauptstadt Madrid und der nahe gelegenen Klosterresidenz des Escorial. Dieser gigantische Palastbau mit seiner zentralen Kuppelkirche entstand 1563–84
im Auftrag Philipps II. und galt schon
in der frühen Neuzeit als achtes Weltwunder. Tatsächlich spiegelt sich in der
majestätischen Größe und dem geometrischen Regelmaß, aber auch in der
bewussten Schmucklosigkeit des Palastkomplexes die Idee einer universalen
Hegemonie wider, die Rationalität und
katholischen Glauben zu verknüpfen
versuchte.
In der Realität erlitt die spanische
Weltherrschaft jedoch bald massive
Rückschläge: 1588 scheiterte die Armada vor England, und mit dem Abfall
der nördlichen Niederlande gerieten die
spanischen Armeen auch in Mitteleuropa in die Defensive. Die wirtschaftlichen und sozialen Krisen, die Spanien
bis nach der Mitte des 17. Jahrhunderts
erschütterten und die in einem markanten Kontrast zum Aufblühen der Künste
im „goldenen Zeitalter“ stehen, wirkten
sich stark auf die Baukonjunktur aus
und ließen die Neubautätigkeit drastisch zurückgehen.
Die wenigen neuen Kirchenbauten
waren nun geprägt vom nüchternen Stil
des Escorial, der für Jahrzehnte kanonisch blieb und in einigen Bauten, wie
der Klosterkirche Encarnación in Madrid (1611–16), eine gewisse Eleganz
entfaltete. So stand der sich nun rasch
entfaltenden spanischen Malerei, die
Realismus und Spiritualismus verband,
eine minimalistische Architektur gegenüber – ein keineswegs unharmonisches
Verhältnis beider Künste, die mit dem
Begriff des Barock freilich nur schwer
zu verknüpfen sind.
Die Wende zum spanischen Barock erfolgte um die Mitte des 17. Jahrhunderts,
in einer Zeit militärischer Misserfolge, in
der aber auch die späten Meisterwerke
des Velázquez, die „Meninas“ und die
„Spinnerinnen“, entstanden. Nach den
Jahrzehnten des architektonischen Purismus kam eine nahezu ungezügelte
Freude am Ornament auf, die zu einem
eigentümlichen Dekorationsstil führte,
der sich von seinen italienischen Vorbildern rasch zu emanzipieren vermochte.
Wegweisend waren wiederum Sakralbauten in Andalusien, wie die Sevillaner Kirche Santa María la Blanca mit ihrem überreichen Stuckdekor (1659). Die neuen
Architekturtendenzen wurden beflügelt
von dem wirtschaftlichen WiederaufANZEIGE
Nachklang • Fr • 8. 7. 2016 • 20 Uhr
Gemäldegalerie, Kulturforum
›Hispaniae Musica‹ – Musik des
Goldenen Spanischen Zeitalters
La Ritirata
(Spanien)
Konzert im Rahmen der
Sonderausstellung ›El Siglo de Oro‹
Tickets 24,–/16,– € für Konzert incl.
Ausstellung online unter www.elsiglodeoro.de
und Kasse Kulturforum
Die Ausstellung ist ab 19 Uhr für Konzertbesucher geöffnet.
stieg Spaniens in der Regierungszeit Karls
II. (1665–1700). Nun nahmen auch die
amerikanischen Vizekönigreiche aktiv an
der architektonischen Entwicklung teil
und strahlten in das spanische Kernland
zurück – mit der Capilla del Rosario in der
Dominikanerkirche der mexikanischen
Stadt Puebla entstand 1690 das erste sinnenberauschende Gesamtkunstwerk des
spanischen Spätbarock.
— Der Autor ist Professor für Kunstgeschichte an der Technischen Universität
Dresden mit dem Forschungsschwerpunkt
Architektur und bildende Kunst in Spanien
und Lateinamerika.
Weitere Fotos von Bauwerken der
Renaissance und des Barock unter
www.tagesspiegel.de/kultur
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Francisco Pacheco war einer der bedeutendsten Kunsttheoretiker des Siglo de
Oro, des Goldenen Zeitalters Spaniens.
Zu seinen Schülern gehörte Diego Velázquez, der 1620 das meisterhafte düstere
Porträt seines Schwiegervaters und Lehrmeisters gemalt hat, das jetzt aus dem
Prado nach Berlin kommt. Es ist ein
Glanzstück der Berliner Ausstellung, die
erstmals das Goldene Zeitalter umfassend darstellt und viele hierzulande weniger bekannte Künstler vorstellt.
Einer davon ist Alonso Cano, der wie
sein zwei Jahre älterer Freund Diego Velázquez ebenfalls bei Pacheco das Malerhandwerk lernte. Cano war nicht nur ein
exzellenter Maler, sondern auch ein begnadeter Bildhauer und Architekt. Er gilt
als ein Multitalent des Goldenen Zeitalters in Spanien. Manch einer nennt ihn
den Michelangelo Spaniens, auch wenn
solche Vergleiche problematisch sind.
Aber was seine Vielseitigkeit und seine
Qualitäten angeht, ist Cano es wert, endlich auch in Deutschland entdeckt zu werANZEIGE
ZUR AUSSTELLUNG
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den. In der Berliner Ausstellung ist er mit
Skulpturen, Gemälden und einer meisterhaften Zeichnung vertreten.
Wer ist dieser Cano? Er wird am
19. März 1601 in eine kunsthandwerklich begabte Familie in Granada hineingeboren. Der Vater ist ein bekannter Retabelbauer. Retabeln sind große Altaraufsätze, die kunstvoll geschnitzt, mit Figuren und Malereien versehen sind. Der
kleine Alonso hilft früh in der Werkstatt
seines Vaters mit und entwickelt ein großes Interesse für dessen Arbeit. Ein Retablero muss gleichzeitig etwas von Malerei, Skulptur und Architektur verstehen,
die Aufsätze füllen oft ganze Wände aus –
bis unter die Decke.
Die Familie zieht 1614 nach Sevilla,
das durch den Amerika-Handel reich geworden und das Kulturzentrum der Iberischen Halbinsel ist. Cano geht bei Francisco Pacheco in die Lehre, wo er Veláz-
Meisterhaft. Alonso Cano: Johannes von
Gott (Detail), um 1660–1665, Museo de Bellas Artes de Granada.
Foto: © Javier Muñoz/Paz Pastor
quez kennenlernt. Pacheco ist eine schillernde Figur: erzkonservativ und Beauftragter der Inquisition, doch gleichzeitig
ein Befürworter humanistischer Bildung,
die er gerade für Maler als notwendig erachtet. Cano bekommt also eine umfassende Ausbildung, die er 1626 mit der
Meisterprüfung abschließt. Er interessiert sich wie Pacheco vor allem für italienische Kunst und lernt sie über Kunststiche und Skizzenbücher kennen.
Anfangs neigt er mehr zur Skulptur,
lässt sich aber auch von den Werken seiner Zeitgenossen wie Zurbarán und Velázquez inspirieren – eine damals übliche
Methode, das Motiv eines anderen aufzugreifen und dann ein eigenes Werk zu
schaffen. Canos Geschäfte in Sevilla laufen gut, er produziert Skulpturen und Re-
tabeln. Das Schicksal meint es allerdings
nicht gut mit ihm. Seine erste Frau stirbt
im Kindbett und der zweiten, deutlich
jüngeren, kann er den Unterhalt nicht
mehr zahlen und landet im Gefängnis.
Graf Olivares, einflussreicher Minister
bei Philipp IV., holt ihn an den Hof nach
Madrid, wo er 1640 nach dem großen
Feuer 160 Gemälde aus dem Palast restauriert. Zusammen mit Velázquez reist
er durch das Land, um neue Bilder für die
königliche Sammlung zu erwerben.
Zu den bedeutenden Gemälden Canos
zählt „Christus in der Vorhölle“ (1646),
das auch nach Berlin kommt und lange
vor Velázquez’ Venus die Eva als Rückenakt darstellt. Cano gilt zudem als produktivster und bester Zeichner seiner Zeit,
was man an der Zeichnung „Der heilige
Sebastian“ in Berlin studieren kann.
Bei allen Erfolgen überschattet die Ermordung seiner zweiten Frau Canos Leben, zumal man ihn der Tat verdächtigt.
Er flieht nach Valencia in ein Kloster,
kehrt aber bald nach Madrid zurück.
Letztlich jedoch zieht es ihn in seine Heimatstadt Granada, wo er eine – schlecht
bezahlte – Stelle bei der Kathedrale annimmt und für deren Ausgestaltung zuständig ist. Aus dieser Zeit stammen die
Skulpturen „Der Heilige Johannes von
Gott“ und die „Büste des Heiligen Paulus“, beide in Berlin zu sehen.
Betritt man die Kathedrale von Granada
durch ihr ungewöhnliches triumphbogenartiges Portal, Canos letztes Werk, findet
man im Inneren viele seiner Meisterwerke: arabisch inspirierte Hängeleuchten aus Silber, die berühmte Statue der
„Immaculata“ und den Zyklus zum „Marienleben“ im Altarraum. Seine Auftraggeber waren damit nicht zufrieden. Die Umsetzung seines Fassadenentwurfes von
1667erlebte ernicht mehr;er starbim gleichen Jahr.
Rolf Brockschmidt
VERANSTALTUNGEN ZUR AUSSTELLUNG
AUS DEM PROGRAMM
29. Juni, 22 Uhr: Sommerkino: El Siglo de Oro,
Kulturforum, Eintritt frei
1. Juli, 11 Uhr: Wundersame Weintrauben. Stillleben, Führung, sechs Euro
2. Juli, 14 Uhr: ¡Acción!
Workshop für Neun- bis
Zwölfjährige, neun Euro
Vorträge:
14. Juli, 18 Uhr: „Culture
and Crisis in Golden Age
Spain“, Sir John Elliott
15. September, 18 Uhr:
„Rubens und Velázquez“,
Martin Warnke
13. Oktober, 18 Uhr:
„Cervantes, Velázquez
and cultural propaganda in
the Spanish Golden Age“,
Fernando Bouza (alle im
Kulturforum, Eintritt frei)
Inspirieren
ist einfach.
terstützen
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Wenn Kulturförderung
großgeschrieben wird.
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Sommerkino, Kinder-Workshops und Vorträge
El Siglo de Oro.
Die Ära Velázquez
1. Juli–30. Oktober 2016
Gemäldegalerie/Kulturforum, Berlin-Tiergarten.
Eintritt: 14 Euro, ermäßigt
sieben Euro, Jugendliche
unter 19 Jahren frei.
Alonso Cano – Bildhauer, Maler und Architekt – harrt seiner Entdeckung
Aus Anlass der Ausstellung
gibt es außerdem SpanienVeranstaltungen im IberoAmerikanischen Institut
(www.iai.spk-berlin. de/
veranstaltungen/
themenschwerpunkte/
spanien-2016) und die Ausstellung „Reencuentros.
Dialoge mit dem Siglo de
Oro“ des Instituto Cervantes (berlin.cervantes.es/
de, Rubrik „Kultur“)
Tsp
Infos & mehr Termine:
www.el-siglo-de-oro.de
Kunst und Kultur setzen schöpferische Kräfte frei,
öffnen Geist und Sinne für Überliefertes und
Ungewöhnliches. Als größter nichtstaatlicher Kulturförderer unterstützt die Sparkassen-Finanzgruppe
Projekte in allen Regionen Deutschlands. Für die
Staatlichen Museen zu Berlin engagiert sie sich seit
2011 als Hauptförderer.
22
TAGESTIPPS
D
DER TAGESSPIEGEL
NR. 22 802 / MITTWOCH, 29. JUNI 2016
FESTIVAL
CHARLOTTENBURG-WILMERSDORF
B
Astor, Tel. 883 85 51: Ein ganzes halbes Jahr 15; Der rosarote Panther kehrt zurück - The Return Of The Pink Panther
(OV) 19.30; Bundesplatz, Tel. 85 40 60 85: Rico, Oskar und
der Diebstahlstein 16; Peggy Guggenheim: Ein Leben für die
Kunst 18; Cafe Belgica 20.30; Cinema Paris, Tel. 881 31
19: 7 Göttinnen 15.30, 18, 20.30; Delphi, Tel. 312 10 26:
Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in Amerika 15.30, 18,
20.30; Eva, Tel. 92 25 53 05: The Liverpool Goalie oder Wie
man die Schulzeit überlebt! 10; Der alte deutsche Film:
Glück im Schloss 15.45; Tomorrow: Die Welt ist voller Lösungen 17.45; Peggy Guggenheim: Ein Leben für die Kunst Peggy Guggenheim: Art Addict (OmU) 20.30; Filmkunst 66,
Tel. 882 17 53: F 1 Demolition - Lieben und Leben 17; Premiere: InnSaei: Die Kraft der Intuition - InnSæi: the sea within (OmU) 19.30; F 2 Athos - Im Jenseits dieser Welt 17.45;
Cafe Belgica 20; Kant, Tel. 319 98 66: K 1 The Lobster
(OmU) 15, 17.45, 20.30; K 2 Kill Billy 15.45, 18, 20.15; K 3
Birnenkuchen mit Lavendel 16.30; Nur Fliegen ist schöner
18.45; Peggy Guggenheim: Ein Leben für die Kunst - Peggy
Guggenheim: Art Addict (OmU) 21; K 4 Einmal Mond und zurück 15.30; Tomorrow: Die Welt ist voller Lösungen 17.30,
20; K 5 Peggy Guggenheim: Ein Leben für die Kunst 16.15;
Jussi Adler-Olsen: Erlösung 18.30, 20.50; Zoo Palast, Tel.
018 05/22 29 66: Z 1 Ein ganzes halbes Jahr 14.45,
17.25, 20.15; Central Intelligence 23; Z 2 Central Intelligence 15.15, 17.50, 20.30; Ein ganzes halbes Jahr 23.10;
Z 3 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 15; 3D:
Warcraft: The Beginning 17.45; Bastille Day 20.45, 23.10;
Z 4 Angry Birds 15.30; Money Monster 18; The Nice Guys
20.30, 23.15; Z 5 3D: The Jungle Book 14.45; 3D: Alice im
Wunderland: Hinter den Spiegeln 17.15; Money Monster
20; 3D: X-Men: Apocalypse 22.30; Z A Einmal Mond und zurück 15.20; Bastille Day 17.30; Vor ihren Augen 19.45,
22.15; Z B Ein Hologramm für den König 14.30; The Neon
Demon 17, 23.15;
FRIEDRICHSHAIN-KREUZBERG
B
b-ware!, Tel. 63 41 31 15: A Bigger Splash (OmU) 11; Peggy
Guggenheim: Ein Leben für die Kunst - Peggy Guggenheim:
Art Addict (OmU) 11; Ein Hologramm für den König - A Hologram for the King (OmU) 11; Hope for All. Unsere Nahrung Unsere Hoffnung 12.30; Das Talent des Genesis Potini
12.45; Junges Licht (DFmenglU) 13; Wild 14.15; Monsieur
Chocolat 14.45; Zen for Nothing 15; Ein letzter Tango - Un
tango mas (OmU) 15.45; 3D: Einmal Mond und zurück
16.45; Everybody Wants Some!! 16.45; Der Moment der
Wahrheit - Truth (OmU) 17.15; Tomorrow: Die Welt ist voller
Lösungen 18.15; Rockabilly Requiem (DFmenglU) 18.45;
Miss Hokusai 19.15; 3D: Warcraft: The Beginning (OV)
20.15; Cafe Belgica 20.15; Money Monster 21; Green
Room 22.15; 3D: Love (OV) 22.20; Der Nachtmahr (DFmenglU) 22.45; Babylon, Tel. 61 60 96 93: A The Neon Demon
(OmU) 17.10, 19.50, 22.30; B Tomorrow: Die Welt ist voller
Lösungen - Demain (OmU) 17; Demolition - Lieben und Leben (OmU) 19.30, 21.50; fsk, Tel. 614 24 64: f 1 Die Frau
mit der Kamera - Abisag Tüllmann 18; Sworn Virgin - Vergine
giurata (OmU) 20, 22; f 2 Nefesim kesilene kadar - Until I
Lose My Breath: Bis ich meinen Atem verliere (OmU) 18.15;
Treppe aufwärts 20.15; The Whispering Star - Hiso hiso
boshi (OmU) 22.15; Intimes, Tel. 29 77 76 40: Sing Street
17.45; Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in Amerika 20; Money Monster 22.15; Moviemento, Tel. 692 47 85: M 1 Piranha Arts Preisverleihung "Nächte des Ramadan": Kurzfilmprogramm 19.30; Schau mich nicht so an 22; Gayby
Baby (OmU) 23.59; M 2 Gayby Baby (OmU) 14.15, 20.45;
Doktor Proktors Zeitbadewanne 16.15; Miss Hokusai - Sarusuberi Miss Hokusai (OmU) 18.30; Mr. Gaga (OmenglU)
22.45; M 3 Doktor Proktors Zeitbadewanne 10.15; Hilfe,
ich hab meine Lehrerin geschrumpft 12.30; Bibi & Tina:
Mädchen gegen Jungs 14.45; Das Talent des Genesis Potini - The Dark Horse (OmU) 17.15; Cafe Belgica 20; Cafe Belgica (OmU) 22.45; Sputnik, Tel. 694 11 47: S 1 Dirty Games
- Das Geschäft mit dem Sport (OmU) 17.30; Sing Street 19;
Stolz und Vorurteil & Zombies 21; Green Room 22.45; S 2
Eva Hesse (OmU) 17.30; Treppe aufwärts 19.30; Money
Monster (OmU) 21.15; B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin (OmenglU) 23; Kinobar im Sputnik Projekt A - Eine Reise
zu anarchistischen Projekten in Europa (OmU) 21; Tilsiter,
Tel. 426 81 29: T 1 Rico, Oskar und der Diebstahlstein 14;
Mikro & Sprit 16; Mikro & Sprit - Microbe et Gasoil (OmU) 18;
A Bigger Splash (OmU) 20.15; Der Nachtmahr (DFmenglU)
22.30; T 2 Parchim International 15; Mr. Gaga (OmU) 17;
Wer ist Oda Jaune? (OmU) 19; The Whispering Star - Hiso
hiso boshi (OmU) 20.30; Der Schamane und die Schlange:
Eine Reise auf dem Amazonas - El abrazo de la serpiente
(OmU) 22.45; UCI Friedrichshain, Tel. 42 20 42 20: K 1 Angry Birds 14.30; Ein ganzes halbes Jahr 14.45, 17, 19.45;
Central Intelligence 14.45, 17.15, 20; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14.45, 17.30; X-Men: Apocalypse
16.45; 3D: Warcraft: The Beginning 16.45, 19.30; Bastille
Day 17.15, 20.15; The Conjuring II 19.30; Yorck, Tel. 78 91
32 40: Yorck Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in Amerika
15, 17.30, 20; New Yorck 7 Göttinnen 14.50, 17.10,
19.30, 21.50; Zukunft, Tel. 01 76/57 86 10 79: Zukunft 3
Sing Street (OmU) 18; God of Happiness (OmenglU) 20; Preview: 90 Minuten: Bei Abpfiff Frieden - 90 Minutes war
(OmU) 21.45; Zukunft 4 Junges Licht 18.15; Agnes
(DFmenglU) 20.30; Remainder (OmU) 22.30;
B
LICHTENBERG
CineMotion Hohenschönhausen, Tel. 471 13 70: C 1 Einmal Mond und zurück 14.50; The Conjuring II 17, 19.50; C 2
3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 15; Sworn Virgin - Vergine giurata (OmU) 17.30, 19.40; C 4 Central Intelligence 15.15; Bastille Day 17.40, 19.50; C 5 Ein ganzes halbes Jahr 15.10, 17.40, 20.15; C 6 Angry Birds 15.20; Warcraft: The Beginning 17.30; Central Intelligence 20.15; C 7
Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 15.10, 20; Central Intelligence 17.40; C 8 Warcraft: The Beginning 14.50;
The Nice Guys 17.30, 20.10; C 9 3D: Einmal Mond und zurück 15; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln
17.10; 3D: Warcraft: The Beginning 19.45;
B
MARZAHN-HELLERSDORF
CineStar Hellersdorf, Tel. 04 51/703 02 00: C 1 Alice im
Wunderland: Hinter den Spiegeln 13.50; 3D: The Jungle
Book 13.55; 3D: Angry Birds 14.05; Ein ganzes halbes Jahr
14.10, 17.10, 20; Einmal Mond und zurück 14.15; Central
Intelligence 14.25, 17.20, 20.20; Angry Birds 14.40; The
Conjuring II 16.40, 19.50; Bastille Day 16.45, 20; 3D: Warcraft: The Beginning 16.50, 19.40; 3D: Einmal Mond und zurück 17; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln
17.15; 3D: X-Men: Apocalypse 19.20; Money Monster
19.45; Kiste, Tel. 998 74 81: Nur Fliegen ist schöner 14;
The Jungle Book 16; Mängelexemplar 18; Whiskey Tango
Foxtrot 20.05; UCI Eastgate, Tel. 93 03 02 60: U 3 Ein ganzes halbes Jahr 14.45, 17.30, 20.15; U 4 Central Intelligence 14.30, 17.15, 20; U 5 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14.15; 3D: Warcraft: The Beginning 17,
20; U 6 Einmal Mond und zurück 14; Alice im Wunderland:
Hinter den Spiegeln 16.30; The Conjuring II 19.30; U 7 Angry Birds 14.30, 17; Money Monster 20.15; U 8 The Jungle
Book 14.30; Bastille Day 17.30, 20;
B
MITTE
Acud, Tel. 44 35 94 98: A 1 Ente gut! Mädchen allein zu
Haus 17; Mustang 19; Nordlichter: Kaikella rakkaudella Things We Do For Love: In aller Liebe (OmU) 21; A 2 Tomorrow: Die Welt ist voller Lösungen - Demain (OmU) 18; Sonderveranstaltung 20.15; Schau mich nicht so an 22; Arse-
Kinder
(engl.)
Gewinn
(ugs.)
Hauptstadt von
Armenien
mit
Namen
erwähnen
Norbert Gstrein
John wird erstochen.
Einfach so, auf offener
Straße. Aber warum?
Sein langjähriger Freund
Hugo reist aus Österreich
nach San Francisco, um
diesem Rätsel auf die
Spur zu kommen. „In der
freien Welt“ hat der Tiroler
und Wahlhamburger Norbert Gstrein sein neues
Werk genannt. Aber welche ist das: Die USA, Israel, oder doch eher die
Welt als abstrakte Größe?
Creamcake
2015 brachte die Clubnacht-Reihe Creamcake
neue und hybride Soundund Performanceprojekte
aus dem Internet auf die
Bühne des HAU. Als Ausblick auf die zweite Ausgabe des Festivals
(11.-15.10.) präsentiert
das Pre-3hd-FestivalEvent Performances der
taiwanischen Rapperin
und Grimes-Kollaborateurin Aristophanes und der
amerikanischen Musikerin Eartheater (Foto).
Kabarett-Bundesliga
Seit Herbst 2015 tourten
14 Kabarettisten durch
die Republik und buhlten
um die Gunst des Publikums. Mit dem unvorstellbar knappen Vorsprung
von 0,01 Punkten hat Klavier-Kabarettist Matthias
Ningel die Meisterschaft
für sich entschieden. Zeit
für eine fulminante Meisterschaftsfeier!
20 Uhr, 5/3 Euro
Literaturhaus Fasanenstr. 23, Charlottenburg
20 Uhr, 10/15 Euro
HAU 1 Stresemannstr.
29, Kreuzberg
20 Uhr, 21,50-26,50 €
Wühlmäuse Pommernallee 2-4, Westend
KINOPROGRAMM
nal, Tel. 26 95 51 00: A 1 Robert Gardner: Correspondence; m. Kurzfilmen 20; A 2 Magical History Tour: Ich tanz
mich in dein Herz hinein - Top Hat (OV) 19.30; Babylon, Tel.
242 59 69: B 1 KinderwagenKino: Everybody Wants
Some!! 11; Monsieur Chocolat (OmU) 17.15; Sing Street
(OmU) 17.30; Dirty Games - Das Geschäft mit dem Sport
(OmU) 18; Treppe aufwärts 19.30; Remainder (OmU)
19.30; Premiere: Meier Müller Schmidt 20; Everybody
Wants Some!! (OmU) 21.30; Happy Hour 21.30; Central,
Tel. 28 59 99 73: C 1 Gayby Baby (OmU) 12.45, 19.15;
Doktor Proktors Zeitbadewanne 14.30; Cafe Belgica
(OmU) 16.30, 23.45; The Neon Demon (OmU) 21.15; C 2
Rico, Oskar und der Diebstahlstein 11; Das Talent des
Genesis Potini - The Dark Horse (OmU) 13; Mr. Gaga (OmU)
15.30; The Neon Demon (OmU) 17.30; Cafe Belgica
(OmU) 20; Gayby Baby (OmU) 22.45; CinemaxX Potsdamer Platz, Tel. 040/80 80 69 69: C 1-19 Warcraft: The
Beginning 13.30; Central Intelligence 13.30, 16.30,
19.30, 22.30; The First Avenger: Civil War 13.30; Bad
Neighbors II 13.30, 15.45, 18, 20.40, 23; Rico, Oskar
und der Diebstahlstein 13.30, 15.30; Angry Birds 13.45;
3D: Zoomania 13.45; 3D: The Jungle Book 13.45; Ein ganzes halbes Jahr 14, 17, 20, 23; Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in Amerika 14, 16.45, 19.30; Sky - Der Himmel
in mir 14; 3D: Einmal Mond und zurück 14.15; Zoomania
14.15; Bastille Day 14.30, 17, 20.20, 23; Professor Love
14.45, 17.15, 19.45; The Jungle Book 14.45, 17.30;
Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 15; The Conjuring II 16.30, 19.45, 23; 3D: X-Men: Apocalypse 16.30,
19.15, 23; 3D: Angry Birds 16.30; Kill Billy 16.45, 19, 22;
Demolition - Lieben und Leben 16.45, 20.15; 3D: Warcraft: The Beginning 16.45, 19.45, 23; Vor ihren Augen
17, 19.45, 22.30; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den
Spiegeln 17, 20, 23; Money Monster 17, 19.45, 22.30;
Der Moment der Wahrheit 17.15; Elsterglanz und der
Schlüssel für die Weibersauna 17.45, 20.30; Miss Hokusai 17.50; 3D: The First Avenger: Civil War 19.30, 23; The
Neon Demon 20, 23; The Nice Guys 20.10, 23; Jussi Adler-Olsen: Erlösung 20.15, 23; The Other Side of the Door
22.10; Stolz und Vorurteil & Zombies 22.15; Green Room
23; The Witch 23; Cineplex Alhambra, Tel. 01 80/505 03
11: A 1-7 3D: Einmal Mond und zurück 12, 17.05; Einmal
Mond und zurück 12, 14.15; The Jungle Book 12; Kung Fu
Panda III 12; Zoomania 12; Alvin und die Chipmunks IV:
Road Chip 12; Angry Birds 12.15, 14.40; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14.15, 17; Central Intelligence
14.20, 17.20, 20; 3D: Warcraft: The Beginning 14.20,
16.45, 19.30; Ein ganzes halbes Jahr 14.30, 17.30, 20;
Ein Mann namens Ove 15; The Conjuring II 17, 19.45;
Bastille Day 17.20, 20; Money Monster 20; The Nice Guys
20.10; CineStar CUBIX, Tel. 04 51/703 02 00: C 1 3D:
Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 11, 16.40; Ein
ganzes halbes Jahr 11.10, 14, 16.50, 19.45, 22.45; Professor Love 11.15; Doktor Proktors Zeitbadewanne
11.30; The First Avenger: Civil War 11.35; Rico, Oskar und
der Diebstahlstein 11.40; Einmal Mond und zurück 11.50;
Central Intelligence 12, 14.45, 17.30, 20.15, 23.15; The
Jungle Book 12.15; 3D: The Jungle Book 13.45; Alice im
Wunderland: Hinter den Spiegeln 13.50; 3D: Einmal Mond
und zurück 14.10; 3D: Warcraft: The Beginning 14.15,
16.30, 19.30, 23; 3D: The First Avenger: Civil War 14.20;
Angry Birds 14.50; Bad Neighbors II 15; 3D: X-Men: Apocalypse 16.20, 19.40, 22.30; The Conjuring II 17.15, 20,
23; 3D: Angry Birds 17.20; Bastille Day 17.25, 20.30,
23.10; Jussi Adler-Olsen: Erlösung 17.50; The Neon Demon 19.50, 22.50; Money Monster 20.40; The Nice Guys
23.05; Vor ihren Augen 23.15; CineStar Sony Center, Tel.
04 51/703 02 00: C 1 Ein ganzes halbes Jahr - Me Before
You (OV) 14, 16.45, 19.30; Alice im Wunderland: Hinter
den Spiegeln - Alice Through the Looking Glass (OV) 14;
3D: Warcraft: The Beginning (OV) 14, 16.50, 19.45; The
First Avenger: Civil War - Captain America: Civil War (OV)
14.10; 3D: Angry Birds (OV) 14.20; 3D: The Jungle Book
(OV) 14.40; Demolition - Lieben und Leben (OV) 14.45;
Central Intelligence (OV) 14.45, 17.20, 20.10; 3D: X-Men:
Apocalypse (OV) 16.40, 19.40; 3D: Alice im Wunderland:
Hinter den Spiegeln - Alice Through the Looking Glass (OV)
16.45; The Conjuring II (OV) 17.10, 20; Bastille Day (OV)
17.20, 19.45; The Nice Guys (OV) 17.30; Money Monster
(OV) 20.15; The Neon Demon (OV) 20.20; CineStar IMAX,
Tel. 04 51/703 02 00: 3D: Galapagos: Wunderland der
Natur 11; 3D: Buckelwale: Giganten der Meere - Humpback Whales 12.15; 3D: Warcraft: The Beginning (OV)
13.30, 19.30; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln - Alice Through the Looking Glass (OV) 16.30; Filmrauschpalast, Tel. 394 43 44: Evolution (OmenglU) 18;
Film und Diskussion 20; Sing Street (OmU) 22.30; Hackesche Höfe, Tel. 283 46 03: H 1 Die Prüfung (DFmenglU)
14.30; Cafe Nagler (OmU) 16.30; Demolition - Lieben und
Leben (OmU) 18, 20.15, 22.30; H 2 Agnes (DFmenglU)
14.30; Ein neues Leben - In grazia di dio (OmU) 16.45,
19.30; The Nice Guys (OV) 22.15; H 3 Vor der Morgenröte Stefan Zweig in Amerika 15, 17.30, 20; Wild (DFmenglU)
22.15; H 4 Solness (DFmenglU) 15.15, 19.30; Sing Street
(OmU) 17.15, 21.30; H 5 Wie die anderen 15.45; Kill Billy Her er Harold (OmU) 18, 20; Schau mich nicht so an 22;
International, Tel. 24 75 60 11: International Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in Amerika 14.30, 17, 19.30; The
Lobster (OmU) 21.50; Zeughauskino, Tel. 20 30 44 21:
Sohrab Shahid Saless: Wechselbalg 20;
B
NEUKÖLLN
Cineplex Neukölln Arcaden, Tel. 01 80/505 06 44: K 1-9
Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14, 17.30; Warcraft: The Beginning 14, 16.30, 19.45; Central Intelligence 14.20, 17, 19.45; Einmal Mond und zurück 14.30,
17.15; Angry Birds 14.30, 17; Zoomania 14.30; Ein ganzes halbes Jahr 14.45, 17, 19.30; Ein Mann namens Ove
15; Bastille Day 15, 17.30, 20; The Conjuring II 17, 19.30;
Vor ihren Augen 17, 20.15; The Nice Guys 19.45; The
Neon Demon 20; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 20.10; IL KINO, Tel. 81 89 88 99: Wild (OV) 16;
Sworn Virgin - Vergine giurata (OmU) 18; Victoria (DFmenglU) 20; Petting Zoo (OmU) 22.30; Neues Off, Tel. 62 70
95 50: The Lobster (OmU) 17.15, 19.50, 22.30; Passage,
Tel. 68 23 70 18: P 1 Kill Billy 16.30, 18.45, 21; P 2
Tomorrow: Die Welt ist voller Lösungen 16; Jussi Adler-Olsen: Erlösung 18.30, 21; P 3 Demolition - Lieben und Leben 18, 20.30; P 4 Sing Street (OmU) 18, 20.30; Rollberg, Tel. 62 70 46 45: R 1 The Neon Demon (OV) 17.45,
20.30, 21.40; R 2 Athos - Im Jenseits dieser Welt (OmU)
17.15, 19.30; R 3 The Nice Guys (OV) 17.30, 20, 21.50; R
4 7 Göttinnen - Angry Indian Goddesses (OmU) 17, 19.30;
R 5 Cafe Belgica (OmU) 18.15, 21; UCI Gropius Passagen, Tel. 66 68 12 34: G 1 Angry Birds 14.20; Ein ganzes
halbes Jahr 14.40, 17.15, 20; Central Intelligence 15,
17.35, 20.15; 3D: Warcraft: The Beginning 16.45; 3D:
Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 16.50; The Conjuring II 17, 19.45; Money Monster 19.45; Bastille Day 20;
B
PANKOW
Blauer Stern, Tel. 47 61 18 98: B 1-2 Rico, Oskar und der
Diebstahlstein 15.45; 3D: Angry Birds 15.45; Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in Amerika 18, 20.15; Hannas
schlafende Hunde 18; Schau mich nicht so an 20.15; BrotfabrikKino, Tel. 471 40 01: Zen for Nothing (OmU) 19;
Miss Hokusai - Sarusuberi Miss Hokusai (OmU) 21; FT am
Friedrichshain, Tel. 42 84 51 88: F 1 The Lobster (OmU)
15, 17.45, 20.30; F 2 Athos - Im Jenseits dieser Welt 15,
18; Peggy Guggenheim: Ein Leben für die Kunst 15.45; 7
Göttinnen 16.45, 20.15; F 3 Kill Billy 17, 19, 21; F 4
Tomorrow: Die Welt ist voller Lösungen 15.30; The Neon
Demon (OmU) 18, 20.45; F 5 Einmal Mond und zurück
14.45; Demolition - Lieben und Leben 19; Demolition -
förmliche
Anrede
Berufsverband
oberdeutsch:
nicht
krank
und
gebrechlich
Erdgeist
Lieben und Leben (OmU) 21.20; Kino in der Kulturbrauerei, Tel. 04 51/703 02 00: K 1-8 Doktor Proktors Zeitbadewanne 14.15; Ein ganzes halbes Jahr 14.30, 17, 20; Alice
im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14.50; Kill Billy 15,
20; Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in Amerika 15,
17.30, 20; 3D: The Jungle Book 15; Cafe Belgica 15.10,
20.10; 3D: Einmal Mond und zurück 15.10; Demolition Lieben und Leben 17; The Neon Demon 17.15, 20.15; 3D:
Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 17.20; Jussi
Adler-Olsen: Erlösung 17.30; The Nice Guys 17.30; Gayby
Baby (OmU) 18; 7 Göttinnen 19.50; Preview: Lou Andreas-Salome 20; Money Monster 20.15; Krokodil, Tel.
44 04 92 98: Sworn Virgin - Vergine giurata (OmU) 19;
Athos - Im Jenseits dieser Welt (OmU) 20.30; Lichtblick,
Tel. 44 05 81 79: Wer ist Oda Jaune? 18.30; EXBlicks:
Phantomanie (OmenglU) 20; Treppe aufwärts 22; Toni,
Tel. 92 79 12 00: Toni Alice im Wunderland: Hinter den
Spiegeln 15.30; Der Moment der Wahrheit 17.45, 20; Tonino The Jungle Book 16; Sky - Der Himmel in mir 18.15;
Money Monster 20.15; UCI Colosseum, Tel. 44 01 92 00:
C 1 Zoomania 14.15; Alice im Wunderland: Hinter den
Spiegeln 14.15; Ein ganzes halbes Jahr 14.30, 17.15, 20,
22.45; Angry Birds 14.30; Einmal Mond und zurück 14.55;
Rico, Oskar und der Diebstahlstein 15; 3D: Warcraft: The
Beginning 15; Central Intelligence 15.15, 17.45, 20.15,
22.45; Money Monster 15.20; The First Avenger: Civil War
16.45; Vor ihren Augen 17; 3D: Angry Birds 17; The Conjuring II 17.10, 20.15, 22.45; Jussi Adler-Olsen: Erlösung
17.15; Bastille Day 17.45, 20.15, 22.45; 3D: Alice im
Wunderland: Hinter den Spiegeln 17.45, 20; X-Men: Apocalypse 19.30; The Neon Demon 20; Warcraft: The Beginning 20; 3D: The Jungle Book 20.20; The Nice Guys 22.45;
REINICKENDORF
säubern
Fremdwortteil:
mit
enthaltsam
Abk.:
Oberinspektor
englisch:
eigenes
Weltalter
in der
griech.
Antike
Gegner
Luthers,
† 1543
dt.
Physiker
† 1854
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CineStar Tegel, Tel. 04 51/703 02 00: C 1 Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 13.55; Angry Birds 14,
16.45; 3D: Einmal Mond und zurück 14.10; 3D: The
Jungle Book 14.20; 3D: Angry Birds 14.25; 3D: Warcraft:
The Beginning 14.30, 16.40, 20.15; Ein ganzes halbes
Jahr 14.35, 16.35, 19.30; Bad Neighbors II 14.45; Central Intelligence 15.05, 17.45, 20.25; Money Monster
16.55, 19.35; The Conjuring II 17, 20.10; Jussi Adler-Olsen: Erlösung 17.05, 20; 3D: Alice im Wunderland: Hinter
den Spiegeln 17.25; Bastille Day 17.30, 20; 3D: X-Men:
Apocalypse 19.40; Vor ihren Augen 19.50;
SPANDAU
D
THEATER
Berliner Ensemble, Mitte,
Bertolt-Brecht-Pl. 1, 콯 284 08-155,
Frühlings Erwachen, von Frank Wedekind,
Regie: Claus Peymann, 19.30 Uhr, anschl.
Publikumsgespräch
Der entfesselte Wotan, von Ernst Toller,
Regie: Veit Schubert, Pavillon, 20 Uhr
Deutsches Theater, Mitte,
Schumannstr. 13a, 콯 28 44 12 25,
Unterwerfung, nach Michel Houellebecq,
Regie: Stephan Kimmig, 19.30 Uhr,
mit engl. ÜT
Deutsches Theater Kammerspiele, Mitte,
Schumannstr. 13a, 콯 28 44 12 25,
Die Verwandlung, nach Franz Kafka,
Junges DT, Regie: Miriam Tscholl, Box,
19.30 Uhr
Tape, von Stephen Belber,
Regie: Stefan Pucher, 20 Uhr
Kleines Theater, Friedenau,
Südwestkorso 64, 콯 821 20 21,
Der Kontrabass, von Patrick Süskind,
Gastspiel Rainer Reiners, 20 Uhr
Foto: Jana Kay
SIEGEREHRUNG
TERMINE
Neuköllner Oper, Neukölln, Karl-Marx-Str.
131-133, 콯 68 89 07 77, Stella,
von Wolfgang Böhmer, Peter Lund, 20 Uhr
Ratibortheater, Kreuzberg, Cuvrystr. 20,
콯83 03 75 04, Ick & Berlin, Die Gorillas,
Improvisationstheater, 20.30 Uhr
Scheinbar, Schöneberg, Monumentenstr. 9,
콯784 55 39, Open Stage Varieté,
Mod.: Masud, 20 Uhr
Stachelschweine, Charlottenburg,
Tauentzienstr. 9-10, 콯 261 47 95,
Ausweg freihalten, 20 Uhr
Theater am Potsdamer Platz, Tiergarten,
Marlene-Dietrich-Pl. 1, 콯01805/44 44,
Hinterm Horizont, von Thomas Brussig,
Regie: Ulrich Waller, 19 Uhr
Theater des Westens, Charlottenburg,
Kantstr. 12, 콯 01805/44 44, Tanz der
Vampire - Das Musical, von Michael Kunze
nach Roman Polanski, 18.30 Uhr
Wühlmäuse, Charlottenburg,
Pommernallee 2-4, 콯 30 67 30 11,
Kabarett-Bundesliga - Siegerehrung,
Abschluss-Show der Saison 2015/16,
20 Uhr
ROCK - POP - JAZZ
D
Apostel-Paulus-Kirche Schöneberg,
Schöneberg, Klixstr. 2, 콯781 12 80,
An intimate duo evening: Lucinda Williams
feat. Stuart Mathis (The Wallflowers) Country, Folk, Americana / support: Dirk
Darmstaedter, 20 Uhr
A Trane, Charlottenburg, Bleibtreustr. 1,
콯313 25 50, Sommer-Wochen-Konzerte:
Friedhelm Schönfeld Quartet (Modern Jazz)
(CD Release), 21 Uhr
Badehaus - Szimpla Musiksalon,
Friedrichshain, Revaler Str. 99,
콯95 59 27 76, Sven Hammond, 21 Uhr
Badenscher Hof Jazzclub, Wilmersdorf,
Badensche Str. 29, 콯 861 00 80, Fuasi’s
Blue Wednesday Jazz Show (Jazz with Soul),
21 Uhr
Bi Nuu, Kreuzberg, Schlesische Str.,
콯69 56 68 40, Highasakite (Pop, Indie),
20 Uhr
HAU 1, Kreuzberg, Stresemannstr. 29,
콯25 90 04 27, Creamcake Pre-3hd Festival
Event: Eartheater / Aristophanes, 20 Uhr
ANZEIGE
B
Cineplex, Tel. 01 80/505 02 11: K 1-5 Einmal Mond und
zurück 10, 12.10; Angry Birds 10, 11.55, 15; Bibi & Tina:
Mädchen gegen Jungs 10; Rico, Oskar und der Diebstahlstein 10; The Jungle Book 10, 12.30; 3D: Einmal Mond
und zurück 12.20; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 12.30, 14.30; Ein ganzes halbes Jahr 14.10, 16.50,
19.30; Central Intelligence 14.30, 17.10, 20.10; Ein
Mann namens Ove 15; The Conjuring II 16.40, 19.45; 3D:
Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 17.30; Bastille
Day 17.40, 20.15; 3D: Warcraft: The Beginning 20; Kulturhaus Spandau, Tel. 333 60 81: Bach in Brazil 18.15;
Rabbi Wolff 20.15;
STEGLITZ-ZEHLENDORF
TEMPELHOF-SCHÖNEBERG
B
Cinema Walther-Schreiber-Platz, Tel. 852 30 04: Birnenkuchen mit Lavendel 15.30; Der Moment der Wahrheit 17.50;
Money Monster 20.40; Cosima, Tel. 85 07 58 02: Birnenkuchen mit Lavendel 18; Monsieur Chocolat 20.15; Urania,
Tel. 218 90 91: Die Kommune 16.30, 19; Xenon, Tel. 78 00
15 30: Mr. Gaga (OmU) 18; Gayby Baby (OmU) 20;
TREPTOW-KÖPENICK
B
Astra, Tel. 636 16 50: A 1-5 Bastille Day 10, 12, 18, 20.15,
22.30; Ein ganzes halbes Jahr 10, 12.30, 15, 17.30, 20,
22.30; Einmal Mond und zurück 10, 14; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 10, 12.30, 15; Angry Birds 10,
15; 3D: Einmal Mond und zurück 12, 16; 3D: Angry Birds
12.30; Central Intelligence 15, 17.30, 20, 22.30; The Conjuring II 17.30, 20, 22.30; 3D: Alice im Wunderland: Hinter
den Spiegeln 17.30; 3D: Warcraft: The Beginning 20,
22.30; Casablanca, Tel. 677 57 52: Nur Fliegen ist schöner
16.15; Ein Hologramm für den König 18.30; Monsieur Chocolat 20.30; CineStar Treptower Park, Tel. 04 51/703 02
00: C 1 Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14.30; Angry Birds 17.25; The Conjuring II 19.55; C 2 3D: Warcraft:
The Beginning 14.30; Bastille Day 17.30, 20.10; C 3 God of
Happiness 14.55; 3D: The Jungle Book 17.25; 3D: Alice im
Wunderland: Hinter den Spiegeln 20.05; C 4 3D: Angry
Birds 14.40; 3D: Einmal Mond und zurück 17.10; 3D:
X-Men: Apocalypse 19.35; C 5 Ein ganzes halbes Jahr 14,
16.50, 19.45; C 6 Central Intelligence 14.05, 16.55; 3D:
Warcraft: The Beginning 19.55; C 7 Einmal Mond und zurück 14.10; 3D: Warcraft: The Beginning 16.35; Money
Monster 19.35; C 8 Angry Birds 14.20; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 16.50; Central Intelligence
19.45; C 9 The Jungle Book 14.05; The Conjuring II 16.35;
The Nice Guys 19.45; Spreehöfe, Tel. 538 95 90: K 1 Ein
ganzes halbes Jahr 15, 17.30, 20; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 15.15; Angry Birds 15.30; Central Intelligence 15.45, 18, 20.30; Einmal Mond und zurück 15.45;
The Nice Guys 17.45; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den
Spiegeln 17.45; Bastille Day 18, 20.30; Money Monster
20.15; 3D: Warcraft: The Beginning 20.15; Union, Tel. 65
01 31 41: Ein ganzes halbes Jahr 10, 15, 17.30, 20; Der
Moment der Wahrheit 10.15, 17.30, 20.15; Mängelexemplar 15; 3D: Angry Birds 15.30; 3D: X-Men: Apocalypse 18,
21;
FREILUFTKINOS
B
B-ware! Open Air FMP1, Tel. 63 41 31 15: Der Schamane
und die Schlange: Eine Reise auf dem Amazonas - El abrazo de la serpiente (OmU) 22; Freilichtbühne Weißensee, Tel. 24 72 78 01: Lee Scratch Perry's Vision of Paradise 21.45; Radio EINS-Freiluftkino Friedrichshain Er ist
wieder da 21.45; Hasenheide, Tel. 283 46 03: James
Bond 007 - Spectre (OmU) 21.45; Freiluftkino KreuzbergWild (DFmenglU) 21.45; Sommerkino Kulturforum am
Potsdamer Platz, Tel. 89 37 14 31: El siglio de oro - Das
goldene Zeitalter 22; Freiluftkino Rehberge The Lady in
the Van 21.45; Nomadenkino Open Air im Birgit & Bier,
Tel. 26 94 89 45: Carol (OmU) 21.30; Pompeji, Tel. 01
76/57 86 10 79: Preview: 90 Minuten: Bei Abpfiff Frieden
(OmU) 21.45;
B
Autokino am BER, Tel. 01 78/333 31 50: The Nice Guys
22; Central Intelligence 22.15; ALA Falkensee, Tel. 033
22/279 88 77: Ein Mann namens Ove 15; Einmal Mond
und zurück 17.40; Money Monster 20; Filmpalast Bernau,
Tel. 033 38/70 54 54: FB 1-3 Ein ganzes halbes Jahr
15.30, 18, 20.30; 3D: Einmal Mond und zurück 15.30;
3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 15.30; Central Intelligence 18, 20.30; The Nice Guys 18; 3D: Warcraft: The Beginning 20.30; Filmpalast Oranienburg, Tel.
033 01/70 48 28: F 1 Angry Birds 15.05; The Conjuring II
17.15, 20; F 2 Ein ganzes halbes Jahr 15.05, 17.30, 20; F
3 Einmal Mond und zurück 15.30; 3D: Warcraft: The Beginning 17.45, 20.15; F 4 Central Intelligence 15.30, 17.45,
20.15; Kammerspiele Kleinmachnow, Tel. 03 32 03/84
75 84: Rico, Oskar und der Diebstahlstein 16; Mängelexemplar 18; Miss Hokusai 20.30; Movieland Erkner, Tel.
033 62/36 68: M 1 Angry Birds 15.15; Ente gut! Mädchen
allein zu Haus 16.15; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den
Spiegeln 17.30; Nur Fliegen ist schöner 18.15; 3D: Warcraft: The Beginning 20; Money Monster 20.30.
Alle Angaben ohne Gewähr
Topics, Neukölln, Weserstr. 166,
Flaneur-Abend - Über alle Aspekte des
Flanierens, mit den Machern des FlaneurMagazins, 19 Uhr, in engl. Sprache
VORTRÄGE
THE 12 TENORS
Greatest Hits
Bis 10. 07.
Tickets 030. 883 15 82
www.bar-jeder-vernunft.de
Tickets 030. 39 06 65 50
www.tipi-am-kanzleramt.de
Komödie am Ku’damm, Charlottenburg,
Kurfürstendamm 206, 콯 88 59 11 88,
Der Pantoffel-Panther, von Lars Albaum,
20 Uhr
Renaissance-Theater, Charlottenburg,
Hardenbergstr. 6, 콯 312 42 02, Schlaflos
in Berlin, von Adelheid Kleineidam, Nadine
Schori, Katharina Zapatka, Bruckner-Foyer,
20 Uhr
Schaubühne, Wilmersdorf,
Kurfürstendamm 153, 콯 89 00 23,
Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs, von Milo Rau, Saal C, 19.30 Uhr
Fear, Regie: Falk Richter, Saal A, 20 Uhr
Das Kalkwerk, von Thomas Bernhard,
Regie: Philipp Preuss, Studio, 20.30 Uhr
Sophiensaele, Mitte, Sophienstr. 18,
콯283 52 66, The Root, Joséphine Evrard,
Choreogr.: Joséphine Evrard, Kantine, 20 Uhr
Studiotheater Schauspielschule Charlottenburg, Charlottenburg, Otto-Suhr-Allee 94,
콯34 09 77 31, Volpone, von Ben Johnson,
Vanessa Baden, Rebecca Biel, Avid Moslem
u. a., Regie: Kai Schubert, 1. Hof, 20 Uhr
Theaterdiscounter, Mitte, Klosterstr. 44,
콯28 09 30 62, Pol Pots Lächeln,
von Peter Fröberg Idling, Anne Hoffmann,
Regie: Ruth Messing, 20 Uhr
Theaterforum Kreuzberg, Kreuzberg,
Eisenbahnstr. 21, 콯 70 07 17 10,
Wie geht Frieden? Träum weiter!,
Gastspiel ACT e. V., 19.30 Uhr
Theater Strahl, Schöneberg, Martin-LutherStr. 77, 콯 695 99 222, Klasse Tour
(ab 14 Jahre), Regie: Michael Vogel, 11 Uhr
Vaganten Bühne, Charlottenburg, Kantstr.
12a, 콯 312 45 29, Shakespeares sämtliche
Werke (in 90 Minuten!), von Adam Long u. a.,
Regie: Andreas Schmidt, 20 Uhr
SHOW
D
Berliner Kriminal Theater, Friedrichshain,
Palisadenstr. 48, 콯 47 99 74 88, Tatort
Bühne, Theatersport Berlin, Improvisationstheater, 20 Uhr
BKA, Kreuzberg, Mehringdamm 34,
콯202 20 07, Claire Waldoff - Ich will aber
gerade vom Leben singen ..., Sigrid Grajek,
20 Uhr
Bluemax Theater, Tiergarten, Marlene-Dietrich-Pl. 4, 콯 01805/44 44, Blue Man Group
- The Show, Regie: Caryl Glaab, 18, 21 Uhr
Chamäleon, Mitte, Rosenthaler Str. 40-41,
콯400 05 90, Roots Circus Stories,
Cirk La Putyka, 20 Uhr
Comedy Club Kookaburra, Mitte,
Schönhauser Allee 184, 콯 48 62 31 86,
How to become a Berliner in one hour?,
Karsten Kaie, 19 Uhr
NonSens, Michael Sens & Gäste, 20.30 Uhr
Distel, Mitte, Friedrichstr. 101,
콯204 47 04, Einmal Deutschland für alle!,
20 Uhr
Estrel Festival Center, Neukölln,
Sonnenallee 225, 콯 68 31 68 31,
Beatles-Musical „All you need is love!“,
20.30 Uhr
Friedrichstadt-Palast, Mitte, Friedrichstr.
107, 콯 23 26 23 26, The Wyld, 19.30 Uhr
D
Tickets 030. 39 06 65 50
www.tipi-am-kanzleramt.de
D
KLASSIK
Deutsche Oper, Charlottenburg,
Bismarckstr. 34-37, 콯 343 84 343,
Dornröschen, von Peter I. Tschaikowsky,
Staatsballett Berlin, Regie: Nacho Duato,
Choreogr.: Nacho Duato, 19.30 Uhr
Hochschule für Musik Hanns Eisler - Neuer
Marstall, Mitte, Schlosspl. 7,
콯203 09 21 01, Vortragsabend Klavierklasse Prof. Susanne Grützmann, 19 Uhr
Kammersaal Friedenau, Friedenau,
Isoldestr. 9, 콯 859 19 25, Vortragsabend
Klasse Historische Tasteninstrumente von
Prof. Mitzi Meyerson, 19.30 Uhr
Foto: Katja Riemann
BERLIN-REVUE
Schlaflos in Berlin
Auf der Bühne werden „Die Räuber“ gespielt – doch das wahre
Drama findet in der Garderobe
statt. Die nächste Vorstellung
muss gerettet werden ...
20 Uhr, 18/12 €, RenaissanceTheater Hardenbergstr. 6
Komische Oper, Mitte, Behrenstr. 55-57,
콯47 99 74 00, Cendrillon (Aschenputtel),
von Jules Massenet, Regie: Damiano
Michieletto, 19.30 Uhr
Museum Charlottenburg-Wilmersdorf in
der Villa Oppenheim, Charlottenburg,
Schlossstr. 55, 콯 90 29 24-108, Michael
Hussla (Cello), Tomoko Takahashi (Klavier),
Beethoven: Sonate Nr. 1 op. 5 F-Dur;
Schubert: Sonate „Arpeggione“ a-Moll;
Strauss: Sonate op. 6 F-Dur, 18 Uhr
Musikinstrumenten-Museum, Tiergarten,
Tiergartenstr. 1, 콯 25 48 11 78, Jour fixe Musik am Nachmittag, 15.30 Uhr
Staatsoper im Schiller Theater,
Charlottenburg, Bismarckstr. 110,
콯20 35 45 55, Infektion! Festival für
Neues Musiktheater: Die Luft hier: Scharfgeschliffen, von Matthias Hermann, Ernst
Poettgen, Regie: Hans-Werner Kroesinger,
Werkstatt, 20 Uhr
UdK Kammersaal, Charlottenburg,
Fasanenstr. 1B, 콯 3 18 50, Vortragsabend
Klavierklasse Prof. Thomas Menrath,
19.30 Uhr
Wabe, Prenzlauer Berg, Danziger Str. 101,
콯9 02 95 38 50, Earcleaning:
MAM.manufaktur für aktuelle musik,
Neue und Experimentelle Musik, 20 Uhr
Musik & Frieden, Kreuzberg, Falckensteinstr. 48 Silverstein (Hardcore, Emo) /
Flyktpunkt, 20 Uhr
Olympiastadion Berlin, Charlottenburg,
Olympischer Pl. 3-5, 콯 30 68 86 18,
Coldplay, 18 Uhr
Petruskirche Lichterfelde, Lichterfelde,
Oberhofer Pl. 1, 콯 77 32 84 52,
Saiten der Welt: Krishn Kypke, 20 Uhr
Schokoladen Mitte, Mitte, Ackerstr.
169-170, 콯 282 65 27, fourtrack on stage:
Karl Blau (Indie-Folk) / Air Cushion Finish
(Experimental) (mit DJ Joe le Taxi), 19 Uhr
Tipi am Kanzleramt, Tiergarten, Große
Querallee, 콯 39 06 65 50, The 12 Tenors:
Greatest Hits (Klassische Arien, Pop-Hymnen, Rock-Klassiker), 20 Uhr
Wild At Heart, Kreuzberg, Wiener Str. 20,
콯611 70 10, Wild Wednesday: Stonerunner
(Bluesrock), 21 Uhr
Yaam, Friedrichshain, An der Schillingbrücke
3, 콯 615 13 54, Christopher Martin
(Reggae, Loversrock, Dancehall), 20 Uhr
Yorckschlösschen, Kreuzberg, Yorckstr. 15,
콯215 80 70, The Lips (Acoustic Blues),
21 Uhr
Zig Zag Jazz Club, Friedenau, Hauptstr. 89,
콯94 04 91 47, Alexa Rodrian
(Jazz & Songs), 21 Uhr
PARTY
D
Alte Kantine, Prenzlauer Berg,
Knaackstr. 97, 콯 44 31 50, MittwochsParty, 22 Uhr
Ava, Friedrichshain, Warschauer Platz,
Techno Mittwoch, 23 Uhr
House of Weekend, Mitte, Alexanderstr. 7,
OpenAir Wednesdays - Fashion Week
Special: Reznik, Sleepy & Boo, Rohrmann
& Deroux (Rooftop & Club), 19 Uhr
HRD Bar, Mitte, Auguststr. 2,
drafted ::: Geoff Pye, 21 Uhr
Magdalena, Friedrichshain, Alt-Stralau 1-2,
Daniel Boon, DeKai und Die Jungen Wilden,
23 Uhr
Stereo 33, Friedrichshain, Krossener Str. 24,
Bergfest: Toby aka Ondafly, 21.30 Uhr
Watergate, Kreuzberg, Falckensteinstr. 49,
콯61 28 03 94, People Like Us: Cesar
Merveille, Dani Ramos, Momo Trosman,
23.55 Uhr
LITERATUR
D
C. Bechstein Centrum Berlin,
Charlottenburg, Kantstr. 17, Die Bechsteins,
Gunna Wendt, mit musik. Begleitung von
Ulrike Haage am Flügel. Mod.: Nele Holdack.
Anm. dringend erb. unter
[email protected], 19.30 Uhr
Literaturhaus Berlin, Charlottenburg,
Fasanenstr. 23, 콯88 72 86-0, Wir schaffen
das! Deutschland die postsouveräne Großmacht. Warum Sarrazin irrt. Warum Multikulti
unsere Zukunft sichert, Dr. Klaus Dierlich,
Buchvorstellung, anschl. Diskussion,
19 Uhr
In der freien Welt, Norbert Gstrein, mit
Gespräch, Mod.: Christoph Schröder, 20 Uhr
D
Haus am Kleistpark, Schöneberg,
Grunewaldstr. 6-7, 콯 902 77 69 64,
Mauermittwoch: All along the watchtower Bautyp, Symbolik und Rezeption des Wachturms, Hans Georg Hiller von Gaertringen,
Matthias Struch, mit Diskussion, 20 Uhr
Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz
(HZT), Wedding, Uferstr. 23,
The World must be Romanticised - NonHuman Performances and Humanitary Crisis,
Esa Kirkkopelto, 18 Uhr, in engl. Sprache
Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum, Mitte,
Geschwister-Scholl-Str. 1-3, Palestine Ltd:
Neoliberal Peacebuilding and Statebuilding
in the Occupied Palestinian Territory,
Dr. Toufic Haddad, 18 Uhr, in engl. Sprache
Stiftung EVZ, Kreuzberg, Lindenstr. 20-25,
콯26 92 97 49, Wehrmachtsbordelle. Nach
den Frauen hat bisher kaum jemand gefragt,
Grußwort: Günter Saathoff, Einführung und
Gespräch mit Dr. Regina Mühlhäuser,
Michiko Kajimura und Uta Gerlant. Anm. erb.,
19 Uhr
Urania, Schöneberg, An der Urania 17,
콯218 90 91, Gesundheitstag: Tumore
des Verdauungstraktes - Schonende Behandlungsverfahren für bessere Heilungschancen, Prof. Dr. med. Rudolf Ott, 17 Uhr
Politik mit der Angst - Wie Rechtspopulisten
Meinungen machen, Prof. Dr. Ruth Wodak,
19.30 Uhr
FÜHRUNGEN
B
Adria, Tel. 01 80/505 07 11: Ein ganzes halbes Jahr
15.15, 17.45, 20.15; Bali, Tel. 811 46 78: Peggy Guggenheim: Ein Leben für die Kunst 18; Fritz Lang 20.30; Capitol, Tel. 831 64 17: Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in
Amerika 15.30, 18, 20.30; Cineplex Titania, Tel. 01
80/505 05 20: T 1-7 Doktor Proktors Zeitbadewanne 10,
11.55; Einmal Mond und zurück 10, 12.05, 14.45; Zoomania 10, 12.20; 3D: Angry Birds 10, 12; Angry Birds 10,
12.05, 14.50, 17.15; Rico, Oskar und der Diebstahlstein
10, 12.10; The Jungle Book 10, 12.20; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14.10; 3D: Alice im Wunderland:
Hinter den Spiegeln 14.15, 16.50, 20.10; 3D: Warcraft:
The Beginning 14.20, 17.10, 20, 22.50; Central Intelligence 14.25, 17.05, 19.45, 22.30; Ein Mann namens
Ove 15; The Conjuring II 17, 19.30, 22.45; Jussi Adler-Olsen: Erlösung 17.20, 20, 22.50; Bastille Day 17.30,
20.15, 22.45; The Nice Guys 20, 22.45; X-Men: Apocalypse 22.40; Thalia, Tel. 774 34 40: T 1 Ein ganzes halbes
Jahr 15.30, 18, 20.30; Warcraft: The Beginning 15.30;
3D: Angry Birds 15.30; 3D: Einmal Mond und zurück
15.45; The Conjuring II 17.45, 20.30; Central Intelligence
18, 20.30; The Nice Guys 18; 3D: Warcraft: The Beginning
20.30;
UMLAND
störrisch
Ziffernkennung
(engl.)
Foto: Promo
Foto: Peter-Andreas Hassiepen/Hanser
LESUNG
D
Audiotouren - stadt im ohr,
콯20 07 88 41, Berlin im Ohr - ausleihen,
aufsetzen, losgehen!: Hörspaziergang ,Zwischen Schlange und Schwan' (ab 14 Jahre),
Ein Hörspiel zum Mitlaufen über das Leben in
DDR-Baudenkmälern, Treff: Platz der Vereinten Nationen 1. 9, 11, 14, 19 Uhr
Bärentouren, Wedding, 콯 46 06 37 88,
Das Berliner Schloß und seine Peripherie Führung über Geschichte, Ausgrabung und
Wiederaufbau, Treff: Granitschale im
Lustgarten (Anm. erf.), 14 Uhr
Berlin entdecken, 콯 0179/748 72 25,
Vom Brandenburger Tor zur Reichstagskuppel, Treff: Tourist-Info beim Brandenburger Tor, 11.45 Uhr
Deutsches Historisches Museum, Mitte,
Unter den Linden 2, 콯203 04-0, Bild und
Recht - Dialogische Führung, Treff: Ausstellungshalle, 18 Uhr
Die großen Schatzsucher, Mitte,
콯03379/348 18 19, Die blaue Liste!
Stadtführung für Krimifans rund um das
Brandenburger Tor (Anm. erf.), 14.30 Uhr
KINDER
D
Die kleinen Schatzsucher, Mitte,
콯03379-348 18 19, Wie war das
eigentlich damals in der DDR? (ab 7 Jahre),
Interaktive Familienführung mit Rätseln und
Geschichten rund um das Brandenburger
Tor, Anm. erf., 11.30 Uhr
Figurentheater Grashüpfer, Treptow,
Puschkinallee 16a, 콯 53 69 51 50/52,
Der Fischer und seine Frau (4-10 Jahre),
Andersens Koffertheater, 10 Uhr
Grips Hansaplatz, Tiergarten, Altonaer
Str. 22, 콯 39 74 74 77, Ein Fest bei Baba
Dengiz (ab 9 Jahre), von Volker Ludwig,
10 Uhr
Hans Wurst Nachfahren, Schöneberg,
Gleditschstr. 5, 콯 216 79 25, Lotte, Paul
und Anton (ab 4 Jahre), 10 Uhr
MACHmit! Museum für Kinder,
Prenzlauer Berg, Senefelderstr. 5,
콯74 77 82 00, NamensFlaschenPost,
Flaschenpost basteln, 10 Uhr
KUNST
D
Bauhaus-Archiv - Museum für Gestaltung,
Tiergarten, Klingelhöferstr. 14,
콯25 40 02-0, Die Sammlung Bauhaus,
Originale der Klassischen Moderne,
10-17 Uhr
Galerie Diehl, Charlottenburg, Niebuhrstr. 2,
콯22 48 79 22, Prime Time - Archetypes of
Abstraction in Photography: The Decisive
Aeon, Stefan Heyne, Inge Dick, Hiroshi
Sugimoto u. a., 11-18 Uhr
Kupferstichkabinett, Tiergarten,
Matthäikirchpl. 8, 콯 266 42 42 42,
Zeichnungen, Aquarelle & illustrierte Bücher
vom 11. bis zum 21. Jahrhundert, 10-18 Uhr
Museum für Fotografie / Helmut Newton
Stiftung, Charlottenburg, Jebensstr. 2,
콯266 42 42 42, Ein Foto kommt selten
allein. Paare, Reihen und Serien aus der
Sammlung Fotografie der Kunstbibliothek,
Otto Steinert, Boris Mikhailov, Francesca
Woodman u. a., 11-19 Uhr
Museum für Kommunikation, Mitte,
Leipziger Str. 16, 콯 20 29 40, Mein Name
ist Hase! Redewendungen auf der Spur,
Mitmach- und Mitdenk-Ausstellung:
Sprichwort-Generator, Redewendungsrätsel,
Selfie-Pranger-Station u. a., 9-17 Uhr
Schwerbelastungskörper, Tempelhof,
General-Pape-Str. 60, Oppressive
Architecture, Gesche Würfel, Fotografie,
14-18 Uhr
Scotty-Enterprises Kunstverein, Kreuzberg,
Oranienstr. 46, Sweet Hysteria, Bettina
Weiß, Malerei, 15-19 Uhr
Under the Mango Tree, Schöneberg,
Merseburger Str. 14, 콯 78 71 84 75,
Allusion, Joris Goeritz, Malerei,
15.30-18.30 Uhr
MITTWOCH, 29. JUNI 2016 / NR. 22 802
„Frei planen
und gestalten“
Erwartungen an Berlins künftige Regierung:
Eine Position der vier Uni-Präsidenten
1. Mit ihrer Leistungsstärke, Innovationskraft und internationalen Reputation
fördern die vier Berliner Universitäten
die wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung, die Innovationsdynamik und globale Anziehungskraft der deutschen
Hauptstadt in Wissenschaft und Kunst
auf maßgebliche Weise. Aus ihren vielbeachteten Erfolgen in den Bereichen von
Lehre, Forschung, Wissenstransfer, Nachwuchsförderung und Gleichstellung leiten sie einen Gestaltungsanspruch ab,
den sie in Zukunft verstärkt über gemeinsame Strategien und Handlungsfelder verwirklichen werden.
2. Damit die Berliner Universitäten
ihre vielfältigen Funktionen als herausragende Lehr- undLernorte, alsInnovationstreiber und Think Tanks, als Inkubatoren
und Schrittmacher für eine weltoffene
wachsende Stadt erfüllen können, bedarf
es politischer Rahmenbedingungen, die
ihre Entwicklungsdynamik aktiv fördern
undnicht behindern. Im Blickauf dieWahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus und
die anschließende Regierungsbildung erwarten die Leitungen der vier Universitäten eine konstruktive Wissenschaftspolitik, die es ermöglicht, die Stärken des
Standorts weiter auszubauen.
3. Für die nächsten Jahre stehen den
Berliner Universitäten wichtige Weichenstellungen bevor: In der dritten Runde
der Exzellenzinitiative müssen sie ihre
bisherigen Erfolge fortsetzen und in
größtmöglicher Gemeinsamkeit die
Chance auf eine dann dauerhafte Förderung nutzen. Im Rahmen der bald beginnenden Verhandlungen über die neuen,
bis 2022 laufenden Hochschulverträge
wird es für die Universitäten darauf ankommen, eine höhere Grundfinanzierung zu erreichen, die gestiegene Lehrlasten abfedert, Infrastruktur fortentwickeln hilft und weiterhin Forschungsleistungen auf höchstem Niveau ermöglicht.
Wir erwarten von den politisch Verantwortlichen, dass sie den Universitäten
die erforderliche finanzielle Sicherung
verschaffen, auf deren Basis eine langfristige Planung ihrer Aktivitäten in Lehre,
Forschung, Wissenstransfer und Personalentwicklung organisiert werden kann.
4. Die wachsende Stadt verlangt allen
erhebliche Leistungen ab. Die Universitäten haben in den vergangenen Jahren ihre
gesellschaftliche Verantwortung mit großem Engagement wahrgenommen und
ständig steigende Überlasten in der Lehre
getragen. Jedoch darf die Immatrikulation
zusätzlicher Studierender nicht zu einer
Absenkung des hohen Qualifizierungsniveaus führen. Eine Steigerung der Studierendenzahlen kann nur mit einer nachhaltigen Erweiterung der Personalstruktur
bewältigt werden. Es geht um qualitatives
Wachstum, nicht um die bloße Erhöhung
von Zielzahlen. Das erfordert langfristige
Investitionen von politischer Seite, damit
dieAufgaben derZukunftüberzeugend bewältigt werden können.
5. Erfolgreiche Universitäten müssen
im Rahmen ihrer sozialen Verantwortung
frei planen und gestalten können. Das Gebot der Hochschulautonomie ergibt sich
aus dem im Grundgesetz festgeschriebenen Wert der Wissenschaftsfreiheit. Autonomie ist die Basis für unabhängige Forschung, für akademische Lehre und interne Organisation gleichermaßen. Daher fordern die Berliner Universitätspräsidenten mit Nachdruck jeglichen Verzicht auf eine politische Detailsteuerung
durch kleinteilige Zielsetzungen, überbordende Berichtspflichten und übertriebene bürokratische Formalisierung. Das
Miteinander von Universitäten und Senatsverwaltung muss durch wechselseitiges Vertrauen bestimmt sein. Die Universitäten haben durch ihre Erfolge in der
Vergangenheit bewiesen, dass sie mit
Freiräumen verantwortungsvoll umgehen können. Es darf daher keinen Weg
zurück in bürokratische Kontrolle geben
– einzig und allein in
Selbstbestimmung
können die Berliner
Forschung
Universitäten ihre
auf höchstem volle Leistungskraft
entfalten.
Niveau: Die
6. Angesichts der
Universitäten Vielzahl von Aufgaben, die in den kombrauchen
menden fünf Jahren
eine höhere
zu bewältigen sind,
Finanzierung erwarten die Universitäten, dass ihre erfolgreichen Governance-Strukturen in der jetzigen Form erhalten bleiben. Eine erneute Diskussion
über die Zusammensetzung von Gremien
oder eine weitere Novellierung des Hochschulgesetzes wären Signale in die falsche
Richtung. Sie lösten zeitraubende Anpassungsprozesse aus, die die Institutionen
lähmen und den erfolgreichen Ausbau des
Wissenschaftsstandorts Berlin behindern
würden. Hochschulpolitik muss Gestaltungsmöglichkeiten schaffen und Handlungsbarrieren aus dem Weg räumen.
7. Erfolge, Reputation und Dynamik
des Wissenschaftsstandorts Berlin können nur dann fortgeschrieben werden,
wenn die politische Verantwortung für
die erforderlichen Rahmenbedingungen
in einem einzelnen Senatsressort vereinigt ist. Die 2011 vorgenommene Trennung der Zuständigkeiten für Wissenschaft und Forschung, die von den Berliner Universitäten stets kritisiert wurde,
hat bremsende Wirkung entfaltet. Geboten ist daher ein einheitliches Ressort für
Wissenschaft und Forschung, das angesichts der Wichtigkeit der hier anstehenden Aufgaben nicht mit anderen bildungs- und sozialpolitischen Arbeitsbereichen verknüpft werden sollte. Wissenschaft und Forschung sind gesellschaftliche Schlüsselfelder und müssen in ungeteilter, konzentrierter Zuständigkeit politisch verantwortet werden.
Peter-André Alt (Präsident der Freien
Universität Berlin)
Sabine Kunst (Präsidentin der Humboldt-Universität zu Berlin)
Martin Rennert (Präsident der Universität der Künste Berlin)
Christian Thomsen (Präsident der Technischen Universität Berlin)
WISSEN & FORSCHEN
Kindern und Enkeln geht es schlechter
Mobilität nach unten: Die deutsche Gesellschaft wird weniger durchlässig und gerecht
Von Astrid Herbold
Der Großvater war noch ein Fabrikarbeiter, die Großmutter ein ungelerntes
Dienstmädchen. Die Kinder schafften
schon die mittlere Reife und arbeiteten
später als Angestellte. Die Enkel und Enkelinnen haben es noch weiter gebracht:
Sie konnten studieren, rückten in Führungsetagen auf oder gründeten sogar eigene Unternehmen. – So oder ähnlich
klingt sie, die typische deutsche Familiengeschichte des 20. Jahrhunderts. Der stetige soziale Aufstieg war zwar nicht vorprogrammiert, aber im Westdeutschland
der Nachkriegsjahre durchaus möglich.
Wirtschaftliche Entwicklung, steigende
Löhne, höhere Bildungsabschlüsse begünstigten den Trend. „Intergenerationale Mobilität“ nennen Soziologen das
Phänomen.
Doch wie stellt sich die Situation im
21. Jahrhundert dar? Leben wir in einem
Land, in dem es theoretisch immer noch
jeder vom Arbeiterkind zum Professor
bringen kann? Und wenn ja, welcher Teil
einer Generation schafft den Aufstieg?
Wer tritt auf der Stelle? Und wer bleibt
aufgrund seiner Herkunft chancenlos zurück? Um solche Fragen differenziert beantworten zu können, braucht man vor
allem eins: sehr viele Daten. Diese müssen über einen langen Zeitraum von möglichst vielen Menschen, deren Kindern
und Kindeskindern erhoben werden. Genau das liefert das „Sozio-oekonomische
Panel“ (SOEP), das am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung Berlin
(DIW) angesiedelt ist. 1983 ins Leben gerufen, ist das SOEP heute eine der größten und ältesten Langzeitstudien der
Welt. Über 22 000 Teilnehmer aus rund
11 000 Haushalten
werden jedes Jahr
nach Einkommen,
Für ganz
Erwerbstätigkeit,
Europa gilt:
Bildung und Gesundbefragt.
Mit 40 fallen heit
Die SOEP-Daten
viele zurück, liefern noch keine Inmit.
sie sind wie terpretationen
Aber sie dienen Forfestgenagelt schern aus aller
Welt als Ausgangsmaterial für sozialwissenschaftliche, psychologische, wirtschaftswissenschaftliche Studien. Seit
kurzer Zeit kann dabei auch die soziale
Durchlässigkeit der deutschen Gesellschaft genauer unter die Lupe genommen
werden. Kürzlich hatte das SOEP in Berlin zur Jahrestagung eingeladen, wichtigstes Thema war die intergenerationale Mobilität.
„Wir haben jetzt, nach rund 30 Jahren,
erste empirische Ergebnisse, ob es den
Kindern besser geht als ihren Eltern“, erklärt Jürgen Schupp, Direktor des SOEP.
Denn nach drei Jahrzehnten ausgiebiger
Familienbefragungen weiß man nun, wie
sich der jeweilige Nachwuchs einer Familie langfristig beruflich entwickelt hat.
Erstmals können die Lebensumstände
der Eltern direkt mit denen ihrer Kinder
in Verbindung gesetzt werden.
Die Zahlen bestätigen, was Politik und
Öffentlichkeit ohnehin längst ahnen: dass
es in Deutschland einen sehr engen Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft
und späteren Aufstiegschancen gibt. Die
Abstieg. Mit Sozialdaten aus 30 Jahren lassen sich 22 000 Bildungsbiografien verfolgen.
Ein Ergebnis: Die Schule kann soziale Prägungen kaum ausgleichen. Zudem fällt die junge
Generation heute gegenüber Älteren beim Sozialstatus zurück.
Foto: Doris Spiekermann-Klaas
Schule kann familiäre Einflüsse teilweise
kompensieren, aber die zentralen Weichen werden lange vor Beginn der Schulzeit gestellt. „Wie Menschen sich entwickeln, wird in der Familie in der frühen
Kindheit geprägt“, sagt Schupp. Das Fundament der kognitiven und sozial-emotionalen Fähigkeiten, das hier gelegt (oder
auch nicht gelegt) wird, wirkt lebenslang
nach.
Und das nicht nur von einer Generation zur nächsten, sondern sogar zur
übernächsten. Guido Neidhöfer und Maximilian Stockhausen, Nachwuchswissenschaftler der Freien Universität, haben
die SOEP-Daten genutzt, um die langfristige Bildungsmobilität in Deutschland im
Vergleich zu den USA und Großbritannien zu untersuchen. „Wir fanden heraus, dass die Bildungsmobilität über einen längeren Zeitraum in Deutschland
deutlich geringer ist als in den beiden anderen Ländern“, sagt Neidhöfer. Wenn
man die Jahrgänge der 1960 bis 1985 Ge-
borenen betrachtet, dann haben nur 20
Prozent derjenigen, deren Großeltern
noch ein niedriges Bildungsniveau aufweisen, einen veritablen Bildungsaufstieg hingelegt. In den USA schafften 23
Prozent den Bildungsaufstieg über zwei
Generationen, in Großbritannien waren
es sogar 31 Prozent.
Die Ergebnisse, die Neidhöfer selbst
„erschreckend“ nennt, knüpfen nahtlos
an eine andere düstere Zahl an. Schon
2013 hatte Wirtschaftswissenschaftler
Daniel Schmitzlein anhand der SOEP-Daten nachgewiesen, dass sich 40 Prozent
der Ungleichheit beim individuellen Arbeitseinkommen durch den Familienhintergrund erklären lassen. Beim Bildungserfolg ist der Faktor sogar noch größer:
66 Prozent der Ungleichheit bei Bildungsabschlüssen gehen in Deutschland auf familiäre Einflüsse zurück. Anders gesagt:
Wer aus einer bildungsfernen Schicht
kommt, studiert nicht nur deutlich seltener, sondern verdient meist lebenslang
Schwangerschaft kann Infektion mit Zika verlängern
Versuche mit Makaken geben erste Hinweise auf Wechselwirkungen zwischen Mutter und Kind und lassen auf Impfschutz hoffen
Sie war gerade in der elften Woche
schwanger, als die Ferien in Guatemala,
Mexiko und Belize begannen. Ein Ausflug in den Sommer, während es Ende November in Washington D.C. allmählich
kühler wurde. Als die 33-Jährige und ihr
Partner in Guatemala von Mücken zerstochen wurden, dachten sie sich nichts dabei. Auch nicht, als sie fünf Tage später
leichtes Fieber und Ausschlag bemerkten. Die Augen schmerzten, aber sie gingen nicht zum Arzt. Erst als die junge
Frau über Weihnachten ihre Familie in
Finnland besuchte, ließ sie vorsorglich
ihr Blut untersuchen. Es waren Antikörper gegen Dengue- und Zika-Viren nachweisbar. Zumindest war das Kind gesund, zeigten Ultraschallaufnahmen.
Nach ihrer Rückkehr in die USA wurde
die Schwangerschaft fortan genau überwacht. Während bei ihrem Partner die Viren längst aus dem Blut verschwunden
waren, fanden die Ärzte bei der Schwangeren immer wieder Zika. Ab der 19. Woche gab es Anzeichen, dass sich das Gehirn des Fötus nicht mehr richtig entwickelte und zu klein blieb. Sie entschied
sich schließlich für einen Abbruch.
Was die Ärzte um Rita Driggers von
der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore bei der Autopsie des Fötus entdeckten, bestätigte ihre Befürchtung: Im Hirn
des Kindes hatte sich das Virus weiter vermehrt und Nervenzellen in den Tod getrieben. Auch Nabelschnur und Plazenta
enthielten große Mengen Zika. Durch die
infizierte Plazenta oder den Fötus könnten die Viren immer wieder neu ins Blut
der Mutter gelangt sein, vermuten die
Rätselhaft. Erst in Südamerika ist aufgefallen, dass eine Zika-Infektion der Mutter ungeborene Kinder schädigen kann. Forscher
fahnden nun fieberhaft
nach den Gründen.
Foto: Antonio Lacerda, dpa
Ärzte im Fachblatt „New England Journal
of Medicine“. Nach der Abtreibung dagegen konnten die Antikörper das Virus erfolgreich bekämpfen, es war bald nicht
mehr nachweisbar.
Ähnlich ergeht es derzeit zwei Affenmüttern, die Forscher von der Universität von Wisconsin-Madison im ersten Trimester mit Zika infiziert haben. Während sechs andere Makaken – Männchen
wie Weibchen – das Virus innerhalb etwa
einer Woche aus dem Blut loswurden
und sich knapp drei Monate später auch
nicht wieder mit Zika anstecken konnten,
blieb der Erreger im Blut der trächtigen
Weibchen 30 beziehungsweise mindestens 70 Tage nachweisbar, berichtet das
23
DER TAGESSPIEGEL
Team um David O’Connor im Fachblatt
„Nature Communications“. Auch diese
Forscher spekulieren, dass das Virus
durch die Infektion des Fötus immer wieder in den Blutstrom der Mutter getragen
wird. Eine zweite Hypothese ist, dass
sich das Immunsystem der Schwangeren
einfach nicht so gut gegen das Virus wehren kann. „Wenn die erste These richtig
ist, wäre die andauernde Viruslast im
Blut der Mutter ein Gradmesser für die
Schädigung des Kindes“, sagt O’Connor.
Regelmäßige Bluttests könnten den
Frauen dann schneller Gewissheit verschaffen, was die Familie erwartet – ohne
dass Ärzte gleich Fruchtwasser analysieren müssten. Doch noch können er und
seine Kollegen nicht sagen, ob die beiden
Affen-Föten geschädigt sind. Sie werden
erst im September geboren und die Ultraschallbilder waren bisher nicht auffällig.
Dass Zika im Körper von Menschen
und Makaken ähnliche Auswirkungen
habe, sei hilfreich, sagt Peter Barry von
der Universität von Kalifornien in Davis.
So könne man bestmögliche Impfstoffe
entwickeln, die Mechanismen der Infektion während der Schwangerschaft verstehen und in Zukunft vielleicht mit Medikamenten die Ansteckung des Fötus verhindern. Die Forscher untersuchten zudem
Körperflüssigkeiten wie Speichel, Vaginalsekret, Nervenwasser und Urin. Dort
war Zika bis zu 21 Tage nachweisbar.
Nach drei Wochen erreichte die Zahl der
Antikörper ihren Höhepunkt. „Sie können zeigen, wo und wie lange das Virus
sich verteilt“, sagt Barry. Dass sich die
nicht trächtigen Tiere kein zweites Mal
anstecken konnten, sei „ermutigend“.
Experimente eines Teams um Dan Barouch von der Harvard Medical School in
Boston legen ebenfalls nahe, dass ein
Impfschutz gegen Zika leichter erreichbar sein könnte als gegen andere Erreger.
Mäuse, denen sie einen Impfstoff aus abgetöteten
Zika-Viren
oder
einen
DNS-Impfstoff mit dem Erbgut für die
Oberflächenmoleküle des Virus gaben,
waren bereits nach einer Spritze komplett geschützt. Eine Auffrischung vergrößerte die Zahl der gebildeten Antikörper
nochmals um das Hundertfache, berichten sie im Fachblatt „Nature“. „Man muss
natürlich vorsichtig sein, wenn man von
Mäusen auf den Menschen schließt“, sagt
Barouch. „Aber wir waren überrascht
und beeindruckt, dass eine Spritze ausreicht. Das gibt Anlass zur Hoffnung.“
Unklar sei, wie lange der Schutz anhält
und ob eine vorherige Infektion mit dem
eng verwandten Dengue-Virus Auswirkungen auf die Körperabwehr hat. Denn
die Oberflächenmoleküle beider Viren ähneln sich besonders stark. Manche Antikörper gegen Dengue können Zika sogar
neutralisieren, berichtete zum Beispiel
eine Forschergruppe um Jens Wrammert
von der Emory-Universität in Atlanta im
Fachblatt „PNAS“. Andere verstärken die
Infektion allerdings zusätzlich.
Der paradoxe Effekt ist bereits
vom Dengue-Virus bekannt, das vier verschiedene Varianten hat. Hat man die
Krankheit einmal überstanden, kann man
sich immer noch mit den anderen Subtypen anstecken. Die Antikörper können
dann mitunter nicht besonders fest an
diese Dengue-Variante binden. Sie transportieren die Viren zwar zu Immunzellen. Doch diese können sie nicht zerstören. Stattdessen wird das Virus freigesetzt und infiziert die Abwehrzelle. Unfreiwillig wird diese dann zum Helfer des
Eindringlings. Der Mensch erleidet so
eine besonders schwere, manchmal tödliche Verlaufsform von Dengue.
Es sollte untersucht werden, ob Antikörper gegen Dengue die Übertragung
von Zika während der Schwangerschaft
erleichtern, mahnen daher Wrammert
und seine Kollegen. Gleichzeitig könnte
der Effekt die vermeintlich einfache Impfstoffentwicklung erheblich erschweren.
Jana Schlütter
auch weniger – und hat somit definitiv
nicht die gleichen Chancen wie andere
seines Jahrgangs. Und anders als etwa in
Dänemark gleicht das deutsche Bildungssystem die unterschiedlichen biografischen Startbedingungen kaum aus.
Aber nicht nur die deutsche Gesellschaft ist seit den 1970er Jahren undurchlässiger und ungerechter geworden. Der
negative Trend lässt sich auch für andere
westliche Staaten nachweisen. Richard
Breen, Soziologieprofessor an der University of Oxford und einer der bekanntesten MobilitätsforEin Rat
scher weltweit, hat
der Forscher: die Geburtenjahrgänge von 1930 bis
bestimmte
1975 in mehreren
Gruppen
europäischen Länuntersucht. Er
identifizieren dern
betrachtete die jeund fördern
weiligen Bildungsabschlüsse, die die Befragten bis Mitte 20
erworben hatten – und verglich dann, wo
die gleiche Person zwanzig Jahre später,
mit Mitte 40, beruflich angekommen
war.
Warum dieser große Zeitsprung?
Breen argumentiert, dass es in der Regel
nach der Ausbildung einige Jahre dauert,
bis sichtbar wird, wie und wohin sich berufliche Wege entwickeln. Während es
bei vielen 30-Jährigen noch so wirkt, als
wäre soziale Mobilität in großem Umfang möglich, verflüchtigt sich diese
scheinbare Wahlfreiheit mit jedem weiteren Lebensjahr. Spätestens mit Anfang
40 ist man von den eigenen Wurzeln eingeholt worden. Und werde dann geradezu „festgenagelt“ von ihnen, sagt
Breen. Vor allem für die Jahrgänge ab
1960 sieht Breen schwarz: „Die social fluidity stirbt aus.“
Wo die genauenUrsachen für diezunehmendeChancenungleichheit liegen, darüber können Soziologen bisher nur spekulieren. Untersuchungen zu den Mikromechanismen in den jeweiligen Ländern stehen noch aus. Die Vermutung liegt nahe,
dass in Deutschland unter anderem das
mehrgliedrige Schulsystem, bei dem leistungsschwächere Kinder aus bildungsfernen Familien früh von ihren leistungsstarken Klassenkameraden separiert werden,
zur Ungerechtigkeit beiträgt.
Aber auch fehlende Infrastrukturangebote in den ersten Lebensjahren könnten
eine mögliche Ursache sein. Für
SOEP-Leiter Jürgen Schupp ist jedenfalls
klar: Eine breit angelegte staatliche Förderung von familiär benachteiligten Kindern muss so früh wie möglich einsetzen.
„Es gibt bestimmte soziale Gruppen, die
wir auch identifizieren können, bei denen
besonderer Handlungsbedarf besteht.“
Denn dass Talente lebenslang unentdeckt bleiben, nur weil in den ersten Lebensjahren die kindliche Entfaltung nicht
ausreichend gefördert wurde, das können sich die alternden westlichen Gesellschaft schlicht nicht mehr leisten. Für
Schupp geht die SOEP-Erhebung daher
mit einen ausdrücklichen politischen Auftrag einher: „Wir sehen es als unsere Aufgabe an, den Ursachen für soziale Ungleichheit nachzugehen und uns mithilfe
der Daten in aktuelle Debatten einzumischen.“
E
NACHRICHTEN
F
Mehr Frauen habilitieren sich
Frauen holen bei den Habilitationen weiter auf. Nach Angaben des Statistischen
Bundesamts vom Dienstag lag ihr Anteil
2015 bei 28 Prozent – das sind zwei Prozent mehr als im Vorjahr und fünf Prozent
mehr als 2005. Den höchsten Frauenanteil haben mit 33 Prozent die Geisteswissenschaften, gefolgt von Humanmedizin/
Gesundheitswissenschaften und Mathematik, Naturwissenschaften. Insgesamt
dominiert die Medizin mit rund der Hälfte
der abgeschlossenen Habilitationen (571
Männer, 225 Frauen). Das Durchschnittsalter liegt bei 41 Jahren. Die Zahl der abgeschlossenen Verfahren ist trotz anderer
Qualifikationen, die heute zur Professur
führen, darunter die Juniorprofessur und
die Nachwuchsgruppenleitung, mit 1627
gegenüber2014unverändert. DenFrauenanteil bei den Professuren hatte zuletzt
die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) ausgewiesen – er lag demnach 2013/14 bei 21,3 Prozent.
-ry
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CAMPUS
F
HU BERLIN
Debatte zum Sozialismus
Gehört der Sozialismus zurück auf die
Agenda einer progressiven linken Politik? In seinem neuen Buch „Die Idee des
Sozialismus“ bejaht der einflussreiche Sozialphilosoph Axel Honneth diese Frage.
Soziale Freiheit sei „die eigentliche Idee
des Sozialismus“. Über seine These diskutieren am 5. Juli mit Honneth Christoph
Menke (Universität Frankfurt), Gesine
Schwan und Sahra Wagenknecht (Linke).
Die Veranstaltung ist öffentlich. –18 Uhr,
Audimax der Humboldt-Universität, Unter den Linden 6.
Tsp
24
SPORT
DER TAGESSPIEGEL
Der nächste Schachzug
Union Berlin
verpflichtet
Hosiner
Tritt Alba im Eurocup an? Oder doch nicht? Der Streit in Europas Basketball nimmt wieder Fahrt auf
Von Lars Spannagel
Foto: dpa/Jäger
Berlin - Am Dienstagmorgen war er
dann endlich da. Philipp Hosiner stand
auf dem Sportplatz in Kremmen, wo der
1. FC Union Berlin bis zum Donnerstag
ein Kurztrainingslager abhält, bereit für
seine erste Trainingseinheit mit den
neuen Kollegen. Einen Tag zuvor hatte
der 27 Jahre alte Angreifer einen Dreijahresvertrag beim Berliner Zweitligisten unterschrieben. Hosiner kommt vom französischen Erstligisten Stade Rennes, spielte
vergangene Saison aber auf Leihbasis für
den 1. FC Köln. Bei 15 Einsätzen gelang
ihm ein Tor. Über die
Höhe
der
Ablösesumme machten beide
Vereine keine Angaben.
„Ich bin erleichtert
und glücklich, dass der
Wechsel endlich geklappt hat“, sagt Hosiner. Schon länger hatten
sie beim 1. FC Union eiHosiner
nen Spind mit seinem
Namen versehen, in den vergangenen Tagen hatten sich die Verhandlungen aber
in die Länge gezogen. Es hakte an einigen
Details, sodass der Österreicher den offiziellen Trainingsauftakt am Sonntag verpasste.
Hosiner ist Unions Wunschspieler, er
soll im Angriff den zum Hamburger
SV abgewanderten Bobby Wood ersetzen, der in der vergangenen Saison 17
Tore erzielte – mehr hatte noch kein Unioner in einem Jahr geschossen.
Die Erwartungen an Hosiner sind dementsprechend groß. „Philipp ist ein Stürmer an dem wir mit großer Sicherheit
viel Freude haben werden“, lässt sich Manager Helmut Schulte in einer Pressemitteilung des Vereins zitieren. Wenn Hosiner gesund bleibt, ist von ihm tatsächlich
einiges zu erwarten. In der Saison
2012/13 war er mit 32 Treffer Torschützenkönig in Österreich. Anfang 2015
wurde ein Nierentumor bei ihm festgestellt. Hosiner fiel einige Monate aus, in
Köln erreichte er nie seine alte Form. sst
E
NACHRICHTEN
NR. 22 802 / MITTWOCH, 29. JUNI 2016
Berlin - Die Mitteilung an Montagabend
wirkte wie ein definitives Statement, wie
der Schlusspunkt eines langen, zähen
Kampfes. Die Basketball-Euroleague verkündete offiziell,welche Klubsin der kommenden Saison im wichtigsten Europapokal und dem zweitwichtigsten, dem
Eurocup, spielen sollen. Mit dabei: der
Deutsche Meister Bambergin derEuroleaguesowieim Eurocupdie dreiBundesligisten Alba Berlin, FC Bayern München und
Ulm. Wirklich abschließend geklärt ist
der Streit zwischen der Euroleague und
dem europäischen Verband Fiba Europe
aber noch nicht. „Natürlich nicht“, sagt
Stefan Holz, der Geschäftsführer der Basketball-Bundesliga (BBL). „Die Veröffentlichung ist nur ein weiterer Schachzug der
Euroleague.“
Auffällig war am Dienstag, dass nur die
Bamberger die Entscheidung der Euroleague offiziell vermeldeten und sich zu eigen machten. Alba, der FC Bayern und
die Ulmer vermieden jede öffentliche
oder gar offizielle Reaktion. Die Manager
der Berliner und Münchner, Marko Pesic
und Marko Baldi, reagierten auf Anfragen des Tagesspiegel nicht. Anscheinend
will auch nach Monaten des Wartens und
Taktierens noch kein Klub so wirklich
aus der Deckung kommen.
Seit Monaten ringen die Fiba Europe
und die Euroleague um die besten Klubs
des Kontinents. Der europäische Verband
will mit aller Macht seine neue Champions League und einen neuen Spielplan für
Nationalmannschaften
durchdrücken.
Und drohte bereits damit, Nationalteams
zu suspendieren, sollten Klubs im
Eurocup antreten. Mittlerweile befinden
sich beide Seiten in einem erbitterten
Rechtsstreit. Die BBL hat es bislang vermieden, sich klar zu positionieren. „Wir
als BBL haben noch keine Vereinbarung“,
sagt Stefan Holz auch noch am Dienstag.
Allerdings hätten nun wohl einige Klubs
angesichts ablaufender Fristen „auf individueller Basis“ im Eurocup gemeldet. „Irgendwannwärendie Wettbewerbe voll ge-
F
HANDBALL
Fäth im vorläufigen Olympia-Kader
Rückraumspieler Steffen Fäth kann sich
trotz eines Mittelhandbruchs Hoffnungen auf die Olympischen Spiele machen.
Der Europameister gehört zum 28 Spieler umfassenden vorläufigen Aufgebot
für Rio de Janeiro, den Bundestrainer Dagur Sigurdsson am Dienstag dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB)
vorgeschlagen hat. Fäth wechselt nach
Olympia zu den Füchsen Berlin.
dpa
GOLF
Jason Day verzichtet auf Olympia
Der australische Profi Jason Day wird
nicht an den Olympischen Spielen teilnehmen. „Der Grund für meine Entscheidung ist die mögliche Übertragung des
Zika-Virus und die potenziellen Risiken
für künftige Schwangerschaften meiner
Frau“, teilte der 28-Jährige mit.
dpa
bekomme ich nicht schon ein 15:0 zum
Start oder einen Breakball geschenkt. Es
geht wieder von vorne los. Und niemand
gibt dir den Sieg einfach so.“
So musste Brown auch gestern in seinem Auftaktmatch hart kämpfen, bis er
den serbischen Weltranglisten-82. Dusan
Lajovic mit 4:6, 6:3, 3:6, 6:3 und 6:4 in einer eher nüchternen Partie noch bezwang. Nicht auf den Centre Court, sondern auf einem der Nebenplätze vor 100
Zuschauern spielte er. Aber das kennt
Brown nur zu gut. Zumindest die Wildcard hatte ihm der AllEngland Club alsAnerkennung geschenkt, es ersparte ihm den
mühsamen Weg durch die Qualifikation
in Roehampton. Beschwerlich war sein
Weg in den vergangenen 14 Jahren ohnehin. Den größten Teil davon legte Brown
in einem alten VW-Campingbus zurück,
den ihm seine Eltern zum Start seiner Profikarriere kauften. Mehr Unterstützung
war nicht drin, und so tingelte er lange
Zeit für eine Handvoll Preisgeld zu drittklassigen Challenger- und Future-Turnieren. Mit mäßigem Erfolg, Brown dümpelte jahrelang zwischen Platz 800 und
400 der Weltrangliste. Für einen Coach
reichte das Geld nur selten. Aufgegeben
aber hat er nie.
Gut gesprungen. Brown gewann in vier Sätzen gegen den Serben Lajovic. Foto: dpa/Rain
ZAHLEN
Momentan steht Brown auf Rang 85.
Und manchmal fragt er sich, wo er wohl
sein könnte, wenn er immer einen Trainer gehabt hätte. Oder jemanden, der
seine Rechnungen zahlt. „Es war nie einfach, aber ich bin einer, der es ohne Hilfe
geschafft hat. Ich hatte auch viel Glück in
meiner Karriere. Und wenn meine Eltern
mir nicht das Wohnmobil gekauft hätten,
würde ich heute wohl irgendwo in einem
Laden arbeiten.“ Leben kann Brown
heute zwar vom Profisein, große
Sprünge sind aber nicht drin. Vor Wimbledon gewann er das Challenger-Turnier
in Manchester. „Aber scheide ich in
Runde eins aus, kriege ich 100 Pfund.
Die Woche dort kostet mich aber 1000
Pfund plus Verpflegung. So muss man
das sehen.“ Umso mehr weiß Brown die
Tage im Luxus der Grand-Slam-Turniere
zu schätzen. Hohes Preisgeld, alle Kosten
inklusive. Die 50 000 Pfund, die ihm sein
Erstrundensieg bereits bescherte, verschaffen ihm etwas Luft, wenn die Tingelei im Alltag wieder weiter geht. Bis es
soweit ist, wartet am Mittwoch Australiens Shootingstar Nick Kyrgios in Runde
zwei auf Brown. Es könnte wieder ein
Spektakel werden. Bei Dustin Brown
weiß man das nie.
Petra Philippsen
Wimbledon. Frauen, Einzel. 1. Runde: Serena Williams (USA/1) - Sadikovic (Schweiz) 6:2, 6:4;
Ying-Ying Duan (China) - Pliskova (Tschechien) 6:3,
3:6, 7:5; Gawrilowa (Australien) - Qiang Wang
(China) 2:6, 6:3, 6:4; McHale (USA) - Hantuchova
(Slowakei) 7:5, 6:2; Cibulkova (Slowakei/19) - Lucic-Baroni (Kroatien) 7:5, 6:3; Putinzewa (Kasachstan) - Melnikowa (Russland) 7:5, 6:2; Wesnina
(Russland) - Paszek (Österreich) 7:5, 6:2; Babos
(Ungarn) - Swan (Großbritannien) 6:2, 6:3.
Männer, Einzel. 1. Runde: Becker (Mettlach) - Bagnis (Argentinien) 6:3, 6:3, 6:1; Brown (Winsen) Lajovic (Serbien) 4:6, 6:3, 3:6, 6:3, 6:4; Novikov
(USA) - Saville (Australien) 4:6, 6:4, 7:5, 6:4; Gasquet (Frankreich/7) - Bedene (Großbritannien) 6:3,
6:4, 6:3; Granollers (Spanien) - Burgos (Dominikanische Republik) 6:2, 6:4, 2:6, 6:4; Troicki (Serbien/25) - Lamasine (Frankreich) 6:4, 6:2, 6:2; Monaco (Argentinien) - Daniel (Japan) 7:5, 4:6, 6:3,
6:2; Tsonga (Frankreich/12) - Cervantes (Spanien)
6:4, 7:6 (7:5), 6:4; Kyrgios (Australien/15) - Stepanek (Tschechien) 6:4, 6:3, 6:7 (9:11), 6:1; Paire
(Frankreich/26) - Skugor (Kroatien) 12.40;
Yen-Hsun Lu (Taiwan) - Kudrjawzew (Russland) 6:4,
6:1, 6:4; Sousa (Portugal/31) - Tursunow (Russland) 3:6, 7:6 (7:2), 4:6, 6:3, 7:5; Ramos (Spanien) - Pospisil (Kanada) 6:4, 3:6, 6:3, 6:4; Millman (Australien) - Montanes (Spanien) 7:5, 4:6,
5:7, 6:4, 6:3; Lopez (Spanien/22) - Ram (USA) 7:6
(7:5), 6:4, 6:4.
E
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F
TENNIS
Dustin Brown steht in Runde zwei. Lange ist der Deutsche herumgetingelt, heute kann er vom Tennis leben
London - Vor einem Jahr hatte es die Zuschauer auf dem Centre Court in Wimbledon schier von den Sitzen gerissen. Denn
selten war es dort auf dem Rasen so verrückt zugegangen. Der Qualifikant Dustin
Brown hatte den zweimaligen Champion
Rafael Nadal mit seinem wilden Spiel und
seinen kuriosen Schlägen in der zweiten
Runde zur Verzweiflung getrieben – und
ihn mit 7:5, 3:6, 6:4 und 6:4 bezwungen.
Der Deutsch-Jamaikaner aus Winsen an
der Aller mit den markanten Rastalocken
war die Sensation. „Das war einer der besten Tage meiner Tennis-Karriere“, sagt
Brown heute, „aber Tennis ist leider sehr
schnelllebig. Man kann sich schlecht darauf ausruhen und sagen: 'Hey, das war so
ein geiles Match letztes Jahr gegen Nadal.'
Es geht immer Schlag auf Schlag weiter.“
Und von den besten Tagen erlebt der
31-Jährige nach wie vor nicht sonderlich
viele. Auch nach dem Coup gegen Nadal
kam damals gleich das Aus, so ist das mit
Brown eben. Sein Tennis rangiere von
furchtbar bis fantastisch, sagt er. Aber damit hat er sich inzwischen abgefunden.
Brown ist Realist. Sein Sieg über Nadal
zählt längst nicht mehr. „Ob ich Rafa geschlagen habe, interessiert im nächsten
Match keinen mehr“, sagt Brown, „dafür
Frankfurt am Main - Fünfeinhalb Wochen vor Beginn der Olympischen Spiele
haben bereits 187 deutsche Sportler ihr
Ticket für Rio de Janeiro sicher. Der Deutsche Olympische Sportbund präsentierte
bei der zweiten Nominierungsrunde am
Dienstag in Frankfurt am Main 143 weitere deutsche Olympia-Teilnehmer, von
denen sechs bislang noch als Ersatz vorgesehen sind. Ende Mai waren schon 44
Athleten in die deutsche Mannschaft berufen worden, die am Zuckerhut aus insgesamt rund 440 Sportlern bestehen soll.
Da sich die Rugby-Auswahl nicht für
Olympia qualifizieren konnte, fällt das
Team etwas kleiner aus, als noch vor ein
paar Wochen verkündet. Damals hatten
die Verantwortlichen von rund 450 möglichen Startern gesprochen
„Wir machen uns dennoch voller Zuversicht auf den Weg nach Rio“, sagte der
DOSB-Vorstandsvorsitzende
Michael
Vesper. Das Ziel steht seit Monaten: Es
soll mindestens genauso viele Medaillen
geben wie vor vier Jahren in London. Damals holten die deutschen Sportler insgesamt 44 Mal Edelmetall. Unter den am
Dienstag nominierten Athleten sind einige Hochkaräter, die in Rio für Medaillen sorgen sollen. So stehen die deutschen Olympioniken unter anderem im
Kanu, Rudern und Moderner Fünfkampf
mit Lena Schöneborn an der Spitze sowie
im Wasserspringen fest. „Ich brenne für
eine weitere Medaille und werde alles dafür geben – selbst die Zika-Mücken sollen
sich vorsehen“, sagte Wasserspringer Patrick Hausding, der 2008 in Peking Silber
im Synchron-Springen vom Zehn-Meter-Brett gewonnen hatte.
Der in Brasilien grassierende Zika-Virus ist auch im deutschen Lager ein
Thema. Vesper erklärte am Dienstag aber
noch einmal, dass die deutschen Sportler
bestens informiert seien und sich die
Lage in Rio zudem deutlich entspannt
habe. „Die Mücke ist im Winter längst
nicht so aktiv wie im Sommer“, sagte der
Chef de Mission.
dpa
E
Wimbledon ist bezahlt
FUSSBALL
Staatschef: Messi soll weiterspielen
Argentiniens Präsident Mauricio Macri
hatLionelMessigebeten,weiterfürdieNationalelf zu spielen. „Er hat ihn angerufen,
seinen Stolz über die Leistung der Mannschaft zum Ausdruck gebracht und ihn gebeten, nicht auf die Kritiker zu hören“,
sagte ein Regierungssprecher. Messi hatte
nach der Finalniederlage bei der Copa
América gegen Chile seinen Rücktritt aus
dem Nationalteam verkündet.
dpa
Im Zeichen des blauen Pokals. Wird das Logo der Eurocups auch in der kommenden
Foto: Imago/Camera4
Saison bei Heimspielen von Alba Berlin am Korb prangen?
wesen“, sagt der deutsche Liga-Chef. „Die
Klubssindfrei inihrerEntscheidung, stimmen sich aber untereinander ab. In anderen Ländern herrscht Kannibalismus.“
Wie zum Beispiel in Russland. Laut der
Mitteilung vom Montagabend sollen vier
russische Spitzenteams im Eurocup antreten: Khimki Moskau, Zenit St. Petersburg
Nischni Nowgorod und Krasnodar. Russlands
Basketball-Verband
reagierte
prompt: Die vier Vereine seien von allen
nationalen Wettbewerben ausgeschlossen, die Nationalspieler würden nicht
mehr im Nationalteam auflaufen, alle
Transfers seien verboten. Wie ernst diese
Drohungen zu nehmen sind, ist schwer
zu sagen. Schließlich treten alle vier Vereine auch in der osteuropäischen
VTB-Liga an, die weitaus wichtiger ist als
Russlands nationale Liga.
Ähnlich drastische Maßnahmen sind
vom Deutschen Basketball-Bund (DBB)
nicht zu erwarten. „Ich bin kein Freund
von Sanktionierungen“, sagt DBB-Präsident Ingo Weiss. „ Wir werden im Einvernehmen mit der Bundesliga sehen, was
wir machen.“ Weiss erwartet eine endgültige Entscheidung über die Europapokal-Teilnahme deutscher Klubs in zwei bis
drei Wochen,schon am7.Juli willdie Euroleague aber die Gruppen-Auslosung für
den Eurocup durchziehen. Für Ingo
Weiss, der auch im Vorstand der Fiba Europa sitzt, ist mittlerweile das Maß voll.
„Sie können sich gar nicht vorstellen, wie
viel wir die ganze Zeit telefonieren. Mir
geht das Ganze so was von auf den Wecker“, sagt der DBB-Präsident. „Ich bin
überzeugt davon, dass es weiter schwelen
wird. Aber wie soll ich das noch einem Fan
erklären? Oder einem Journalisten?“
Auch BBL-Chef Stefan Holz hat den
Dauerstreit inzwischen mehr als satt.
Laut Holz können die nationalen Ligen
und Vereine das Problem nicht aus der
Welt schaffen. „Die beiden Blöcke müssen das lösen, entweder einvernehmlich
oder durch ein Gerichtsurteil oder die
EU-Kommission“, sagt Holz. „Die sollen
das verdammt noch mal jetzt hinkriegen,
das ist doch der komplette Irrsinn.“
Deutsches
Olympia-Team
wächst
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MEDIEN
MITTWOCH, 29. JUNI 2016 / NR. 22 802
Was kosten
Scholl
und Kahn?
Diskussion um angebliche
Millionengehälter
Ausgesprochen verärgert hat die ARD
auf Meldungen über ein angebliches Millionen-Honorar für ihren Fußball-Experten Mehmet Scholl reagiert. Der frühere
Nationalspieler kommentiert derzeit die
EM-Spiele in Frankreich und erhält nach
Angaben des Medien-Branchendienstes
Kress 50 000 Euro pro Einsatz. Insgesamt soll Scholl im EM-Jahr 1,6 Millionen Euro verdienen.
„Es gleicht beinahe schon vorsätzlicher Bösartigkeit, welche Zahlen auch
hier im Zusammenhang mit dem Expertenvertrag von Mehmet Scholl geschrieben und vervielfältigt werden“, erklärte
ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky
am Dienstag. Genaue Zahlen nannte er
nicht. Volker Herres, der Programmdirektor der ARD sagte auf einer Pressekonferenz im Anschluss an die Sitzung der
Zu teure Experten? Mehmet Scholl kommentiert die EM-Spiele in der ARD, Oliver
Kahn im ZDF.
Fotos: dpa
ARD-Intendanten am Dienstag: „Die Zahlen, die sie heute lesen konnten, sind
falsch, unwahr und meilenweit von der
Wahrheit entfernt.“
Der frühere Nationalkeeper Oliver
Kahn, der als ZDF-Experte die EM kommentiert, soll laut Kress ein ähnlich hohes Honorar wie Scholl kassieren. Kahn
meldete sich via Facebook zu Wort: Bei
dem Bericht „handelt es sich um eine eklatante Falschmeldung, die jeglicher Grundlage entbehrt.“ Der Dienst verbreite eine
Fehlinformation, „die bewusst Neid und
Missgunst in der Öffentlichkeit in Kauf
nimmt und den Zuschauern die Freude
an der Berichterstattung vermiesen soll“.
Kahn kündigte an, sich rechtliche
Schritte vorzubehalten.
dpa/sag
ARD
D
ZDF
„Mit der Fernbedienung abgestimmt“
25
VON TOR zu Tor
Hagen von Ortloff über „Eisenbahn-Romantik“, die Macht der Zuschauer und die Ohnmacht der Vernunft
Herr von Ortloff, seit 25 Jahren gibt es nun
die Fernsehsendung „Eisenbahn-Romantik“, über 880 Folgen wurden seither produziert. Allzu viele idyllische Strecken und
alte Dampfrösser, die Sie und die Redaktion noch nicht vorgestellt haben, kann es
eigentlich nicht mehr geben?
Wir haben noch Themen für die nächsten 50 Jahre. Es gibt so viel Strecken,
Menschen, Eisenbahnen, über die man
noch Folgen produzieren kann. In
Deutschland gibt es beispielsweise über
hundert Museumseisenbahnen. Davon
haben wir vielleicht 15 porträtiert. Bei
zwanzig neuen Sendungen im Jahr
bräuchten wir allein vier Jahre, um alle
Museumseisenbahnen
vorzustellen.
Dazu kommen die vielen anderen Strecken in Deutschland. Ich hatte einmal
den Gedanken, Flusstäler als Thema zu
nehmen. Also die Bahn entlang des
Rheins, entlang von Elbe, Weser, Oder
etc. Oder Bahnen durch das Bergland,
wie Pfälzer Wald, Schwäbische Alb oder
das Weserbergland. Und dann sind wir
aber nur in Deutschland unterwegs.
Nimmt man die Wiederholungen in anderen dritten Programmen hinzu, kommt
jede Folge von „Eisenbahn-Romantik“ auf
rund eine Million Zuschauer. Was ist so
faszinierend an den qualmenden Ungetümen?
Eine Dampflokomotive ist wie ein Lebewesen. Es zischt, es faucht, es setzt sich
mit Getöse in Bewegung. Man sieht bewundernd die Kraft und die Technik.
Man möchte augenblicklich hinauf auf
den Führerstand. Der Erfolg der Sendung
„Eisenbahn-Romantik“ beginnt eigentlich schon mit dem Titel. Da kommt eine
kleine Lokomotive mit vier Wagen aus
dem Wald gezuckelt und rollt scheinbar
durch die Wiese, weil die Gleise zugewachsen sind, dazu eine heimelige Musik
mit „Sentimental Journey“ – mit dieser
Kombination aus Bild und Musik wurde
genau das getroffen, was wir zeigen wollten. Dabei möchte ich nicht nur die Fans,
sondern die ganze Familie ansprechen.
Aber auch das Thema muss begeistern.
Das Thema Eisenbahn oder, wenn Sie so
wollen, das Thema Reisen ist etwas, was
unbewusst in uns allen drin ist. Viele
von uns Älteren wollten Lokführer werden. In den 50er und 60er Jahren hatte
die Eisenbahn einen ganz anderen Stellenwert. Wir hatten kein Auto, wir
mussten mit der Bahn fahren. Auch
D
RTL
paar kleine Erfolge hatten wir dennoch.
Wir hatten zum Beispiel eine kleine Bahnlinie im Siegerland gerettet. Die Industrie
wollte den Verkehr auf die Straße bringen und die Bürgermeister wollten einen
Radweg auf die Trasse bauen. Durch unseren Einsatz haben wir es geschafft, dass
diese Bahnlinie nicht abgebaut werden
durfte. Und die funktioniert jetzt wieder
wunderbar, sowohl im Güter- als auch im
Personenverkehr.
Am Anfang war „Eisenbahn-Romantik“ ein Pausenfüller, der jedoch schnell erfolgreicher
wurde als die Sendungen davor und dahinter. Das von Hagen von Ortloff aufs Gleis gesetzte Format erreicht rund eine Million Zuschauer je Folge. Im Juli feiert die wohl erfolgreichste Nischensendung des deutschen Fernsehens ihr 25-jähriges Bestehen. Der Erfinder
des Formats geht nach den Feierlichkeiten endgültig in den Ruhestand.
Foto: SWR
heute erfreut es viele Menschen, dass
sie damit schöne Landschaften erfahren
können. Oft sagen mir Zuschauer: Sie
zeigen mir Gegenden aus dieser Welt,
in die ich nie kommen würde, aber ich
fahre mit Ihnen einfach mit. Ein bisschen Sehnsucht, ein bisschen Fernweh,
ein bisschen Freude am Reisen, der
Landschaft und den Menschen, das
spielt alles mit.
Dass die „Eisenbahn-Romantik“ 1991 auf
große Fahrt ging, wird zum Jubiläum als
Zufall beschrieben. Worin bestand dieser?
Man suchte damals händeringend Pausenfüller für das Dritte Programm, weil die
Sendungen damals zeitlich noch nicht so
durchgenormt waren wie heute. Da endete ein Film für eine 90-Minuten-Leiste
schon mal nach 75 Minuten. Die Sendeleitung wusste, dass ich meine Eisenbahnfilme auf jede beliebige Länge kürzen
konnte. So ist die „Eisenbahn-Romantik“
in diese Lücke gerutscht. Nach einem
Jahr hat man gemerkt, dass die Einschaltquote für den Pausenfüller besser war als
für die Filme davor und dahinter. Die Zuschauer haben quasi mit der Fernbedienung abgestimmt.
D
5.30 Morgenmagazin 9.00 Tagesschau 9.05 Rote Rosen 9.55 Sturm
der Liebe 10.44 Tagesschau 10.45
Gefragt - Gejagt 11.35 Seehund,
Puma & Co. 12.00 Tagesschau 12.15
ARD-Buffet 13.00 Mittagsmagazin. Cameron lässt Europa zappeln: Wie reagieren die „EU27“? / Hohe Schadenersatzzahlungen in USA: Welche Chancen haben deutsche VW-Kunden?
14.00 Tagesschau 14.10 Rote Rosen
15.00 Tagesschau 15.10 Sturm der
Liebe 16.00 Tagesschau 16.10
Panda, Gorilla & Co. 17.00 Tagesschau 17.15 Brisant. Boulevardmagazin 18.00 Wer weiß denn sowas?
18.50 Hubert und Staller 19.45 Wissen vor acht - Werkstatt 19.50 Wetter
19.55 Börse
5.30 Morgenmagazin 9.00 heute
Xpress 9.05 Volle Kanne - Service täglich 10.30 Die Rosenheim-Cops
11.15 SOKO Stuttgart 12.00 heute
12.10 drehscheibe 13.00 Mittagsmagazin. Milchpreisverfall Thema beim
Bauerntag: Wie ein Hightech-Kuhstall
zur Schuldenfalle wird 14.00 heute - in
Deutschland 14.15 Die Küchenschlacht 15.00 heute Xpress 15.05
Bares für Rares. Die Trödel-Show mit
Horst Lichter 16.00 heute - in Europa
16.10 SOKO Wien 17.00 heute 17.10
hallo deutschland 17.45 Leute heute.
Neues von Barbara Schöneberger - Arbeit am eigenen Magazin 18.05 SOKO
Wismar 18.54 Lotto am Mittwoch - Die
Gewinnzahlen 19.00 heute 19.20 Wetter 19.25 Küstenwache
6.00 Guten Morgen Deutschland.
Info-Magazin. Mit Wolfram Kons, Susanna Schumacher 8.30 Gute Zeiten,
schlechte Zeiten. Daily-Soap 9.00 Unter uns. Soap 9.30 Der Blaulicht-Report.AufregendeGeschichtenaus dem
Berufsalltag von Polizisten, Sanitätern
und Notärzten 11.00 Die Trovatos - Detektive decken auf. Doku-Soap 12.00
Punkt 12. Moderation: Roberta Bieling
14.00 Der Blaulicht-Report. DokuSoap 16.00 Verdachtsfälle. DokuSoap 17.00 Betrugsfälle. Doku-Soap
17.30 Unter uns 18.00 Explosiv - Das
Magazin 18.30 Exclusiv - Das Star-Magazin. Mit Frauke Ludowig 18.45 aktuell 19.03 Wetter 19.05 Alles was zählt.
Daily-Soap 19.40 Gute Zeiten,
schlechte Zeiten. Daily-Soap
20.00 Tagesschau
20.15 Besondere Schwere der
Schuld Drama, D 2014
Mit Götz George, Hanno
Koffler, Hannelore Elsner
Regie: Kaspar Heidelbach
21.45 Plusminus Nach dem Brexit Wer sind die Gewinner, wer
die Verlierer? / Gravierende
Unwetter - Angst vor der
plötzlichen Flut
22.15 Tagesthemen
22.45 Maischberger Rote Karte für
Brüssel: Besiegen Populisten
Europa? Gäste: Viviane Reding, Heinz-Christian Strache,
Jürgen Trittin, Dirk Schümer,
Albrecht von Lucke
0.00 Nachtmagazin
0.20 Besondere Schwere der
Schuld Drama, D 2014
1.53 Tagesschau
1.55 Kanaille von Catania
Satire, I 1954. Mit Alberto
Sordi, Armenia Balducci
3.18 Tagesschau
20.15 Aktenzeichen XY... ungelöst
- Spezial Wo ist mein Kind? /
Der Fall Annika Seidel / Der
Fall Miriam und Sylvia Schulze
/ Der Fall Inga / Der Fall Aref
/ Der Fall Baumgartner und
Leitner
21.45 Heute-Journal
22.15 auslandsjournal Brexit-Hochburg Boston - Splendid isolation an Englands Küste / Die
Konfliktlinien des Brexit - Alt
gegen Jung, Reich gegen Arm
/ Wer ist Boris Johnson? Der
Polit-Rüpel aus gutem Hause
22.45 Das Geschäft mit der Krankheit Wie wir zu Patienten
gemacht werden
23.15 Markus Lanz
0.30 heute+
0.45 Verschwörung oder Wahrheit
MH17 - Abschuss über der
Ukraine
1.30 Aktenzeichen XY... ungelöst
- Spezial
3.00 SOKO Wismar
20.15 Die 10 ... überraschendsten
Liebesgeschichten
Beiträge: Modedesigner Karl
Lagerfeld liebt seine Katze /
Linda Ducharme liebt Riesenrad Bruce / Von der Herzspende zur Liebe
21.15 I Like the 90’s Show
22.15 „Stern“-TV Alptraum Einbruch: So jagt die Polizei organisierte Diebesbanden in
Deutschland / Fünf Jahre im
Wachkoma: „Ich wusste
nicht, dass ich eine Tochter
bekommen hatte“ / Vom
Schläger zum Einser-Abiturienten: Wie Yigit und Joe ihre
zweite Chance nutzten / Tierischer Nachwuchs: Zwei
weiße Löwenbabys verzaubern Magdeburg
0.00 Nachtjournal
0.30 Die 10 ... überraschendsten
Liebesgeschichten
1.20 Rach, der Restauranttester
3.10 Nachtjournal
RBB
NDR
ARTE
D
DER TAGESSPIEGEL
D
D
12.10 Verrückt nach Meer 13.00 Aktuell 13.05 Schloss Einstein 13.30 Der
Berlin-Brandenburg Check 14.15 Planet Wissen 15.15 Korsika - Mit dem
Zug von Calvi nach Ajaccio 16.00 rbb
UM4 17.00 Aktuell 17.05 Panda, Gorilla & Co. 17.55 Unser Sandmännchen 18.00 rbb UM6 - Das Ländermagazin 18.27 wetter 18.30 zibb 19.27
wetter 19.30 Abendschau
10.00 Ländermagazine 11.30 Die fantastische Reise der Vögel 12.15 In aller Freundschaft 13.00 NaturNah
13.30 Brisant 14.00 aktuell 14.15 Bilderbuch Deutschland 15.00 aktuell
15.15 Island - Feuer im Herzen 16.00
aktuell 16.10 Mein Nachmittag 17.10
Elefant, Tiger & Co. 18.00 Ländermagazine 18.15 Wie geht das? 18.45
DAS! 19.30 Ländermagazine
12.35 Das Glück liegt auf dem Teller
13.20 Journal 13.55 Der Rebell. Historienabenteuer, USA 1950 15.25 Kulinarische Reise durch Brasilien 15.50
Wie das Land, so der Mensch 16.20
Wildes Berlin 17.00 X:enius 17.30
Das Geheimnis von Phaistos. Fälscher
am Werk? 18.25 Italien, meine Liebe.
Die Küste der Toskana 19.10 Journal
19.30 Italien, meine Liebe
20.00 Tagesschau
20.15 Das ist Spitze!
Kandidaten: Sabine Lisicki,
Oliver Pocher, Andy Borg,
Pinar Atalay, Thomas Heinze,
Mariella Ahrens, Kamilla
Senjo, Werner Schulze-Erdel
21.45 Aktuell
22.15 Klartext Das Politik-Magazin
22.45 Solo für Klarinette
Thriller, D 1998. Mit Götz
George, Corinna Harfouch,
Tim Bergmann
0.15 Die Herbstzeitlosen
Tragikomödie, CH 2006
Mit Monica Gubser,
Stephanie Glaser
1.40 Klartext Das Politik-Magazin
2.10 Abendschau
2.40 Brandenburg aktuell
20.00 Tagesschau
20.15 Expeditionen ins Tierreich
Wildes Deutschland Die Berchtesgadener Alpen
21.00 Der XXL-Ostfriese
„Safari-Feeling“
21.45 aktuell
22.00 Großstadtrevier Krimi-Serie
22.50 Neues aus Büttenwarder
Donnerschlach. Serie
23.15 Tatort Mord hinterm Deich.
Krimi-Reihe, D 1997
Mit Manfred Krug, Charles
Brauer, Heiner Lauterbach
0.45 Kommissar LaBréa - Todesträume am Montparnasse
Krimi-Reihe. Mit Francis
Fulton-Smith, Bruno Bruni Jr.
2.30 Tagesschau - Vor 20 Jahren
30.06.1996
20.15 Ein perfektes Leben
Familientragödie,
F/CH/E 2002
Mit Daniel Auteuil, Géraldine
Pailhas, François Cluzet
Regie: Nicole Garcia
22.20 Kinogeschichten
... aus dem wahren Leben
23.15 Hinter dem Berg
Familiendrama,
TRK/GR 2012
Mit Tamer Levent, Reha
Özcan, Mehmet Ozgur
Regie: Emin Alper
0.45 Die Erbschaft
Drama-Serie
2.40 Die Mauer und das Mädchen
Dokumentation
3.35 Yourope Spezial
4.05 28 Minuten
3 SAT
D
12.00ImBannkreisderErwählten.Sektenaussteiger und ihre Erfahrungen
12.30 Schweizweit 13.00 ZIB 13.20
Aga-Kröten - Die Eroberung Australiens
14.05 Grüne Ameisen - Freund oder
Feind? 14.50 Der Garten Erde 17.00
Spaniens Burgen und Städte 17.45
Spaniens Küsten und Strände 18.30
nano 19.00 heute 19.20 Kulturzeit
20.00 Tagesschau 20.15 Darf ich bitten? Liebesfilm, USA 2004. Mit Richard Gere, Jennifer Lopez, Susan Sarandon 21.55 Kom(m)ödchen-Ensemble: Deutschland gucken 22.45 Kalahari Gemsen 23.10 Stay. Mysterythriller, USA 2005. Mit Ewan McGregor,
Naomi Watts, Ryan Gosling. Regie:
Marc Forster 0.45 Der Bestatter 1.45
ECO. Das Wirtschaftsmagazin
Für die Zuschauer ist die Sendereihe fest
mit Hagen von Ortloff als Erfinder, Leiter,
Autor, Moderator verbunden. Was ist Ihre
Motivation?
Ich will den Leuten zeigen, dass die Eisenbahn ein unverzichtbarer Bestandteil des
täglichen Lebens ist. Auch wenn man
über die Bahn schimpft, ohne sie würde
das gesamte öffentliche Leben zusammenbrechen. Ich würde mir wünschen,
„Auch wenn man über die Bahn
schimpft. Ohne sie bricht das
öffentliche Leben zusammen.“
dass die Politik die Bahn ein bisschen
wichtiger nimmt als derzeit und keine Gedanken an die Privatisierung verschwendet.
Solche Appelle sind ja auch aus ihrer Sendung bekannt. Hat es von der Bahn oder
der Politik jemals Reaktionen gegeben?
Bei mir selber hat sich die Bahn nie gemeldet. Das erwarte ich auch gar nicht. Ein
D
N24
Stündlich Nachrichten 12.45 Börse
am Mittag. Stündlich Nachrichten
13.05 Die Transporter - Let’s move it!
14.05 Top Gear USA 15.30 N24 Cassini. Leckere Erfindung: Die Wurst im
Brot 16.05 Der ICE - Highspeed auf
Schienen 17.05 Auftrag Schwertransport - Giganten auf Reisen 18.15
Börse am Abend 18.25 N24 Cassini.
Warum ist Hummer so teuer? 19.10
Welt der Wunder 20.05 The World
Wars. Der Große Krieg / Fataler Frieden / Diktatoren und Demokraten /
Der Blitzkrieg / Globaler Krieg / Sieger
und Besiegte 1.25 Raketenwerfer und
Haubitzen - Die Artillerie der Bundeswehr 2.10 Der Leopard 3.40 Schwebezustand - Mission deutscher Senkrechtstarter
Viele Jahre bevor die Protestanten gegen
„Stuttgart 21“ auf die Barrikaden gingen,
wurde in Ihrer Sendung bereits über die
Umbaupläne für den ehemaligen Kopfbahnhof berichtet. Aufgeregt hat das damals nur wenige. Hat Sie das eigentlich gewurmt?
Wenn du mit einem Thema zu früh dran
bist, interessiert es niemanden. Woran
das liegt, weiß ich nicht. Die erste Sendung darüber hatten wir schon in den
neunziger Jahren gehabt. „Stuttgart 21“
wurde erst richtig zum Thema, als man
merkte, dass es jetzt tatsächlich losging.
Über ein Jahrzehnt konnte man sich nicht
vorstellen, dass das ernsthaft realisiert
würde. Ich kann mir das heute noch nicht
vorstellen, weil das eine falsche Entscheidung ist. Aber ich habe ein bisschen resigniert und mich aus dem Thema herausgezogen.
Sie haben also nicht Ihren Frieden damit
gemacht.
Nein, und ich habe weiterhin die leise
Hoffnung, dass irgendwelche Politiker
noch vernünftig werden und sagen: Wir
haben jetzt zwei Milliarden Euro in den
Sand gesetzt, aber das ist immer noch billiger, als es durchzuziehen.
Inzwischen sind Sie Pensionär, eigentlich,
denn bis nach dem offiziellen Jubiläum von
„Eisenbahn-Romantik“ im Juli repräsentieren Sie die Sendung weiter. Einen Nachfolger für Sie hat der SWR nicht gefunden.
Warum nicht?
Es gibt einen Nachfolger als Redaktionsleiter, aber für die Moderation hat man
keinen Nachfolger gefunden. Wenn ein
Gesicht, wie meines, 25 Jahre eine Sendung prägt – wenn es einen zweiten Moderator gegeben hätte, hätte es gar keine
Diskussion gegeben – hat ein Nachfolger
dies sehr schwer, zumal ich wohl auch
die nächsten Jahre nahezu täglich in den
Wiederholungen auftrete.
— Das Gespräch führte Kurt Sagatz.
PHOENIX
D
7.30 Feuerberge - Oasen im Ozean
8.15 Brexit - Fakten und Hintergründe
8.30 Vor Ort 9.10 Bon(n)jour 9.30
Thema 10.45 Thema 12.00 Vor Ort
13.00 Thema 14.15 Vor Ort 16.00
Mission Mali. Der lange Weg zum Frieden 16.45 Die Flüchtlingskanzlerin.
Was treibt Angela Merkel an? 17.15
Brexit - Fakten und Hintergründe
17.30 Vor Ort 18.00 Nur eine falsche
Bewegung. Wenn ein Unfall das ganze
Leben verändert 18.30 Feuerberge Oasen im Ozean 19.15 Risiko Vulkan.
Der Feuerberg von Java 20.00 Tagesschau 20.15 Der Spreewald 21.00
Der Brocken 21.45 heute journal
22.15 Phoenix-Runde 23.00 Der Tag
0.00 Phoenix-Runde 0.45 Der Spreewald 1.30 Der Brocken
TV-Tipp
„Ausgebremst – Die Lance Armstrong Story“. Am Ende musste der siebenmalige Sieger
der Tour de France zugeben, dass bei allen Titeln Doping im Spiel war (WDR, 23 Uhr 20).
Am Samstag startet die Frankreichrundfahrt 2016 in Mont St. Michel.
Foto: AFP
SUPER RTL
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14.20 ALVINNN!!! und die Chipmunks
14.45 Inspector Gadget 15.15 Die
Dschungelhelden 15.40 Camp Sumpfgrund 16.10 Dinotrux 16.40 Go Wild! Mission Wildnis 17.10 Coop gegen
Kat 17.35 Sally Bollywood 18.15 Tom
und Jerry 18.45 D.I.E. Detektive im Einsatz 19.15 ALVINNN!!! und die Chipmunks 19.45 Der gestiefelte Kater
20.15 Dr. House 23.55 Nurse Jackie
KIKA
D
15.50 Stoked 16.15 logo! 16.20 Pippi
Langstrumpf 17.10 Der kleine Ritter
Trenk 17.35 Marco Polo 18.00 Der
kleine Nick 18.15 Ben & Hollys kleines
Königreich 18.40 Zoés Zauberschrank 18.50 Sandmännchen 19.00
Lassie 19.25 pur+ 19.50 logo! 20.00
Ki.Ka Live 20.10 Die Mädchen-WG
RTL 2
D
16.00 All About Love 17.00 Die Straßencops West - Jugend im Visier
18.00 Köln 50667 19.00 Berlin - Tag
& Nacht 20.00 News / Wetter 20.15
Teenie-Mütter - Wenn Kinder Kinder
kriegen. Doku-Soap 22.25 BABYs!
Das erste Jahr. Doku-Soap 0.20 Autopsie - Mysteriöse Todesfälle
N-TV
D
Stündlich Nachrichten 16.10 Überleben! 18.20 Telebörse 18.35 Ratgeber
- Bauen & Wohnen 19.10 PS - Das Automagazin 20.15 Giganten der Luftfahrt 21.05 Die Black-Box - Absturz-Ermittler bei der Arbeit 22.05 Telebörse
22.10 Flugzeug-Katastrophen. Verhängnisvolles Wetter 23.05 Motorradfahrer extrem: Illegale Exkursionen
0.10 Waffentechnik der Superlative
TELE 5
D
20.15 Population 436. Thriller, CDN/
USA 2006. Mit Jeremy Sisto, Fred
Durst 22.05 Two Eyes Staring - Der
Tod ist kein Kinderspiel. Horrorfilm,
B/NL 2010. Mit Hadewych Minis,
Barry Atsma 0.20 Population 436.
Thriller, CDN/USA 2006 2.00 Exiled.
Kriminalfilm, HK 2006
ZDF NEO
D
20.15 Einsatz in Hamburg. Tödliches
Spiel. Krimi, D 2008. Mit Aglaia Szyszkowitz 21.46 Wilsberg. Das Jubiläum.
Krimi, D 2008. Mit Leonard Lansink
23.10 Kommissar Beck. Das tote Mädchen. Krimi-Reihe, S 2006. Mit Peter
Haber 0.40 Aktenzeichen XY... ungelöst - Spezial 2.10 Wunder des Lebens
WDR
D
18.00 aktuell / Lokalzeit 18.15 Servicezeit 18.45 Aktuelle Stunde 19.30
Lokalzeit 20.00 Tagesschau 20.15
Vorsicht, Verbraucherfalle! 21.00 Die
ErnährungsDocs 21.45 aktuell 22.10
Kochende Geschäfte - Schuhbeck &
Kollegen 22.55 Weltweit 23.20 Ausgebremst - Die Lance Armstrong Story.
Dokumentarfilm, AUS/GB/USA/NZ/
I/F 2014 1.00 Domian 2.00 Lokalzeit
MDR
D
19.50 Tierisch, tierisch 20.15 Exakt
20.45 Einmal noch ein spätes Glück?
Vom Suchen und Finden mit 70plus
21.15 Die Spur der Ahnen 21.45 Aktuell 22.05 Polizeiruf 110. Zwischen den
Welten. Krimi, D 2013. Mit Charly Hübner 23.35 Kanzleramt Pforte D - Spezial 0.20 unicato. Junger Film im MDR
BR
D
19.30 Dahoam is Dahoam 20.00 Tagesschau 20.15 Münchner Runde
21.00 Kontrovers 21.45 Rundschau
Magazin 22.00 Akte D 22.45 Südlicht.
Kunst und Literatur 23.15 kinokino
23.30 Frantic. Thriller, USA/F 1988.
Mit Harrison Ford, Emmanuelle Seigner. Regie: Roman Polanski
SAT 1
Ehe-Szenen
D
ie Partner, deren Zweierbeziehung im Folgenden analysiert werden soll, so wie sie ihrerseits für
sich beanspruchen, Fußballspiele zu analysieren, haben sich nicht gegenseitig ausgesucht. Andere haben die Partnerschaften arrangiert – mit dem Hintersinn, dass
sie im Idealfall die Qualität von Langzeit-Ehen entwickeln. So beschrieb einmal der Paartherapeut Ulrich Clement
das Verhältnis von Günter Netzer zu Gerhard Delling, weil die „eingespielt“ seien,
aber in ihrer Interaktion „noch Verführungsmomente drin“ seien.
Bei dieser EM gibt es ein junges Paar:
Stefan Effenberg, Ex-Nationalspieler,
und Alexander Bommes, ARD-Moderator. Zum Spiel England – Island saßen sie
im 90-Grad-Winkel im Studio, gleichermaßen einander sowie der Kamera zugewandt. Wie hindrapierte Schaufensterpuppen. Bommes versuchte, Effenbergs
Stinkstiefel-Charisma durch ein Kichern
zu kontrastieren, wie es Mädchen tun.
Ein Paar in der Anbahnungsphase. Bommes warb, doch Effenberg, der mit steifem Kreuz und Nacken dasaß, als wäre er
im Zeugenstand vor Gericht, ist aus
schwer entflammbarem Material.
Matthias Opdenhövel, der zuvor mit
seinem langjährigen Partner Mehmet
Scholl das Spiel Italien gegen Spanien besprach, scheint sich hingegen bereits in
der abgeklärten Phase zu befinden. Reserviert reagierte er auf die Eifrigkeit seines
Kompagnons, der begeistert seine Analysen vortrug.
Das charmanteste Paar saß im
ARD-Morgenmagazin: Gernot Rohr,
Ex-Profi bei Girondins Bordeaux, zurzeit
ARD-EM-Experte: gutmütig, bescheiden. Rohrs Ex-Mannschaftskollege Dieter Müller war zu Gast. Müller wirkte fast
schüchtern, dabei war er Ende der 70er
Deutschlands bester Mittelstürmer. Im
Gespräch entfaltete sich ein Charme aus
der Zeit, als Fußballer noch nicht zu Akteuren der Unterhaltungsindustrie geschliffen waren.
Barbara Nolte
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PRO 7
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5.30Frühstücksfernsehen.KatjaKessler: Der Untenrum-Burnout. Mit Daniel
Boschmann, Marlene Lufen. Aktuelle
Informationen, prominente Gäste
10.00 AufStreife - Die Spezialisten.Reportage-Reihe 11.00 Richterin Barbara
Salesch. Gerichts-Show 12.00 Richter
AlexanderHold.Gerichts-Show.BeiAlexander Hold werden Deutschlands härteste Gerichtsprozesse für das Fernsehen nachgestellt und verhandelt.
14.00 Auf Streife. Reportage-Reihe
15.00 Auf Streife - Die Spezialisten
16.00 Auf Streife 17.00 Mein dunkles
Geheimnis. Doku-Soap 17.30 Schicksale - und plötzlich ist alles anders.
Doku- Soap 18.00 Auf Streife - Die Spezialisten19.00 FahndungDeutschland
19.55 Nachrichten
3.45 Malcolm mittendrin 4.30 Scrubs
- Die Anfänger 4.50 Mike & Molly 5.25
How I Met Your Mother 6.05 Two and a
Half Men 8.00 2 Broke Girls 8.50 The
Big Bang Theory 10.40 Mike & Molly
11.35 How I Met Your Mother 12.30
Two and a Half Men 12.55 Two and a
Half Men 13.25 Two and a Half Men
13.55 Two and a Half Men 14.20 2
Broke Girls 14.45 2 Broke Girls 15.15
The Big Bang Theory 15.40 The Big
Bang Theory 16.05 The Big Bang
Theory 16.30 The Big Bang Theory
17.00 taff. Magazin. Model Debut
Cheyenne Ochsenknecht / Bonnie in
L. A (2) / Lascana Bikini / Dessous
Night. live. Mit Daniel Aminati 18.00
Newstime 18.10 Die Simpsons 18.40
Die Simpsons 19.05 Galileo
20.15 15 Dinge, die Sie über
Sex wissen müssen
Dokumentarfilm, D 2016
Mit Paula Lambert, Matthias
Killing, Désirée Nick
22.30 Körperkult Wo ist die Grenze?
Dokumentarfilm, D 2015
Die Reporter treffen Menschen, die einen extremen
Körperkult leben und zeigen,
welche Geschichten dahinterstecken.
0.40 News & Stories
Der mit den Bildern tanzt
1.25 So gesehen
Gedanken zur Zeit
1.30 Auf Streife
Reportage-Reihe
2.20 Im Namen der Gerechtigkeit
- Wir kämpfen für Sie!
Doku-Soap
3.50 Auf Streife
Reportage-Reihe
4.45 Fahndung Deutschland
Magazin
20.15 Man of Steel
Actionfilm,
USA/CDN/GB 2013
Mit Henry Cavill, Amy Adams,
Michael Shannon, Kevin
Costner, Diane Lane,
Russell Crowe
Regie: Zack Snyder
23.00 Superman Returns
Comicverfilmung, USA 2006
Mit Brandon Routh, Kate
Bosworth, Kevin Spacey,
James Marsden, Parker
Posey, Sam Huntington
Regie: Bryan Singer
1.55 ProSieben Spätnachrichten
2.00 Fringe - Grenzfälle des FBI
Die Bürde. Mystery-Serie
2.50 Scrubs - Die Anfänger
Meine Beförderung
Comedy-Serie
3.15 Malcolm mittendrin
Die Tiki-Stunde
Comedy-Serie
3.35 Watch Me - das Kinomagazin
Ice Age - Kollision voraus!
VOX
KABEL 1
D
D
6.00 CSI: NY 6.50 Verklag mich doch!
10.50 nachrichten 11.00 Mein himmlisches Hotel 12.00 Shopping Queen
13.00 4 Hochzeiten und eine Traumreise 14.00 Mein Kind, dein Kind - Wie
erziehst du denn? 15.00 Shopping
Queen 16.00 4 Hochzeiten und eine
Traumreise 17.00 Mein himmlisches
Hotel 18.00 mieten, kaufen, wohnen
19.00 Das perfekte Dinner
7.50 Cold Case 8.35 Navy CIS 9.30
The Mentalist 10.25 Castle 11.20 Without a Trace 12.15 Numb3rs 13.05
Cold Case - Kein Opfer ist je vergessen
14.00 Navy CIS 14.55 The Mentalist
15.50 News 16.00 Castle 16.50 Abenteuer Leben täglich 17.55 Mein Lokal,
dein Lokal - Wo schmeckt’s am besten? 18.55 Achtung Kontrolle! Einsatz
für die Ordnungshüter
20.00 Prominent!
Magazin
20.15 Rizzoli & Isles
Tod im Park / Das Jüngste
Gericht. Krimi-Serie
22.10 Revenge
Hinterhalt / Kontakt
Drama-Serie
0.00 Rizzoli & Isles
Tod im Park
0.55 nachrichten
1.15 Rizzoli & Isles
Das Jüngste Gericht
2.00 Medical Detectives - Geheimnisse der Gerichtsmedizin
Tod aus dem Nichts /
Zerstörerische Gewalt
3.35 Medical Detectives Die
bessere Hälfte / Abgründe
5.15 CSI: NY Krimi-Serie
20.15 Déjà Vu Wettlauf gegen die Zeit
Mysterythriller, USA 2006
Mit Denzel Washington, Paula
Patton, Val Kilmer
Regie: Tony Scott
22.45 Dämon - Trau keiner Seele
Thriller, USA 1998
Mit Denzel Washington, John
Goodman, Donald Sutherland
Regie: Gregory Hoblit
1.10 Watch Me - das Kinomagazin
1.25 Late News
1.30 Déjà Vu - Wettlauf gegen die
Zeit Mysterythriller, USA
2006. Mit Denzel Washington
3.35 Late News
3.40 Dämon - Trau keiner Seele
Thriller, USA 1998
Mit Denzel Washington
26
E
WELTSPIEGEL
DER TAGESSPIEGEL
NACHRICHTEN
NR. 22 802 / MITTWOCH, 29. JUNI 2016
F
Spiel, Spaß –
und keine
Schokolade
Deutscher Werberat rügt Wiesenhof
und Atze Schröder
Berlin - Geflügelproduzent Wiesenhof
und der Komiker Atze Schröder haben
für ihr heftig in die Kritik geratenes Werbevideo mit Anspielungen auf das Model
Gina-Lisa Lohfink nun auch eine Rüge
des Deutschen Werberats bekommen.
Der von dem Unternehmen bereits zurückgezogene Spot wäre beanstandet
worden, teilte der Werberat am Dienstag
mit. Das Gremium stufe das Video als
„entwürdigend und diskriminierend“ ein.
In dem Video ist Atze Schröder mit einer
langen Bratwurst zu sehen. Er sagt dazu:
„Danach müssen Gina und Lisa erst mal
in die Traumatherapie.“
AFP
Chile verbietet
Überraschungseier
Teurer
Tennisball
Syrer findet 50 000 Euro und
übergibt das Geld an die Behörden
Minden - Ein syrischer Flüchtling hat im
nordrhein-westfälischen Minden in einem gespendeten Schrank 50 000 Euro
Bargeld und mehrere Sparbücher mit einem Guthaben von mehr als 100 000
Euro gefunden und bei den Behörden abgeben. Der 25-Jährige hatte den Kleiderschrank von einer karitativen Einrichtung für seine spärlich möblierte Wohnung bekommen, wie die Polizei am
Dienstag mitteilte. Unter einem Einlageboden entdeckte er das Geld.
AFP
1109 Karat in drei Milliarden
Jahren für 60 Millionen Euro –
So könnte die Verkaufsanzeige
für „Lesedi La Rona“ lauten,
dem zweitgrößten Diamanten,
der je gefunden wurde. „Unser
Licht“ bedeutet das auf Setswana, einer Sprache aus Botswana, wo der drei Milliarden
Jahre alte Edelstein entdeckt
wurde. Das Auktionshaus Sotheby’s will den tennisballgroßen, 221,8 Gramm schweren,
Diamanten am 29. Juni versteigern. David Bennett, Chef der
Schmuck-Abteilung ist begeistert: „Ich habe einige der besten Diamanten der Welt verkauft. Als ich ihn das erste Mal
in Händen hielt, habe ich
gezittert.“
Text und Foto: dpa
Ermittler sichern Daten
des Egyptair-Flugschreibers
Kairo - Französische Experten haben
eine erste Flugschreiber-Speicherkarte
der Mitte Mai ins Mittelmeer gestürzten
Egyptair-Maschine repariert und die Daten sichern können. Tests hätten ergeben, dass die Flugparameter „korrekt gespeichert“ wurden, hieß es von der französischen Flugunfallbehörde BEA. Nun
versuchen die Experten, auch die Speicherkarte des Cockpit-Stimmrekorders
wiederherzustellen.
dpa
E
LEUTE
F
Heute aus Hamburg
Kultschauspieler Otto Waalkes spricht
seit 14 Jahren in den Animationsfilmen
„Ice Age“ die Synchronstimme des Faultiers Sid und hat damit nach eigenen Erfahrungen eine neue Generation von
Fans gewonnen. „Kinder kommen auf
mich zu und fordern mich auf: ,Mach
mir Sid‘ “, sagte der 67-Jährige dem Magazin „Tina“. „Otto und Sid sind richtiggehend miteinander verwachsen, wir
sind eine Einheit.“
AFP
***
Foto: Tobias Schwarz/AFP
Während ihrer Brustkrebserkrankung
hat die niederländische Fernsehmoderatorin Sylvie Meis (38) Trost darin gefunden, über die Krankheit
zu sprechen. „Ich habe
viel gesprochen – mit Familie, Freunden, Ärzten.
Ängste sollte man nicht
in sich hineinfressen“,
sagte Meis der Zeitschrift „Closer“.
„Aber natürlich ist
es auch ein
Thema, mit dem
man manchmal
alleine sein
möchte, um es
für sich selbst
auch richtig zu
verarbeiten.“ Außerdem habe sie
damals gebetet
und mache das
auch heute noch.
Ärzte hatten 2009
bei der damals
31-Jährigen Brustkrebs diagnostiziert.
dpa
Der Weg der Diebe
Berlin - Kindern in Chile stehen schwere
Zeiten bevor, sagen manche. Dafür könnten sie bald dünner werden. Denn ein
neues Gesetz verbietet es, Nahrungsmittel durch Beigabe von Spielzeug zu vermarkten. So könnte es zum Beispiel bald
keine Überraschungseier mehr geben.
Mit der Regelung soll Übergewicht bei
Kindern bekämpft werden. Laut einer Studie der Organisation für wirtschaftliche
Zusammenarbeit
und
Entwicklung
(OECD) sind in Chile 28,6 Prozent der
Jungen und 27,1 Prozent der Mädchen im
Alter zwischen fünf und 17 Jahren übergewichtig.
Das Gesetz ist bereits seit Montag in
Kraft und verlangt, die Zutaten bei Nahrungsmitteln nun „vollständig und wahrheitsgemäß“ auszuweisen. Dabei geht es
vor allem um Kalorien, Zucker, gesättigte
Fette und Natrium. Alle Lebensmittel,
die beispielsweise 400 Milligramm Natrium oder vier Gramm gesättigte Fettsäuren enthalten, müssen speziell gekennzeichnet werden. Es gehe nicht um Erziehung, sagte der Leiter eines Gesundheitsministeriums der Region Coquimbo,
Jorge d’Alençon, der Tageszeitung „El
Día“. „Die Leute sollen lediglich durch
eine Kennzeichnung über ungesunde Produkte informiert werden.“ Das Ministerium für Gesundheit werde überprüfen,
ob alle Informationen enthalten sind. Sie
müssen sichtbar und „von der Bevölkerung leicht verständlich“ lesbar auf den
Etiketten zu lesen sein.
Herstellern und Verkäufern, die sich
an das neue Gesetz nicht halten, drohen
finanzielle Strafen und die Konfiszierung
Immer mehr georgische Banden brechen in Deutschland in Wohnungen und Geschäfte ein.
Dabei gehen sie höchst professionell vor – und nutzen laut Polizei das deutsche Asylsystem aus
Von Silvia Stöber
Berlin - Der Vorwurf wiegt schwer: Georgische Einbrecherbanden begehen in
Deutschland Wohnungseinbrüche und
Ladendiebstähle in großem Stil. Der Schaden liegt inzwischen im dreistelligen Millionenbereich. Viele Menschen, deren
Wohnungen ausgeraubt wurden, bleiben
mit einem Schock und einem Gefühl der
Unsicherheit in den eigenen vier Wänden zurück. Doch nicht nur das.
Kriminelle Georgier nutzten das Asylverfahren aus, sagt André Schulz, Chef
des Bundes der Kriminalbeamten (BDK).
Obwohl sie wüssten, dass sie als Georgier
praktisch keine Chance auf Bewilligung
hätten, stellten sie Asylanträge und nutzten die Wartezeit. Bis sie abgelehnt und
abgeschoben würden, vergehe etwa ein
Jahr. Vor allem im Umfeld von Erstaufnahmeeinrichtungen in Süddeutschland
hätten sich Ladendiebstähle und Wohnungseinbrüche gehäuft.
Im vergangenen Jahr wurden laut polizeilicher Kriminalstatistik 8085 tatverdächtige Georgier registriert. Die Rekrutierung finde in Georgien statt, sagt
Schulz. Beamte des Bundeskriminalamts
sprechen in Zusammenhang mit den Banden von den „Dieben im Gesetz“. Sie stehen synonym für Mafia-Banden aus dem
post-sowjetischen Raum, die sich in Straflagern gebildet hatten und bis heute in einem weit verzweigten Netzwerk zusammenarbeiten. Dort sind strenge Hierarchien und ein Ehrenkodex angesagt. So
müssen die Banden-Mitglieder etwa zusichern, nicht mit den Behörden zu kooperieren und die Gewinne in eine Gemeinschaftskasse einzuzahlen. Die Machen-
schaften der Diebe sind so oft nur schwer
nachzuvollziehen.
Vor diesem Hintergrund passt es einigen gar nicht, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel Georgien kürzlich die Visafreiheit zusicherte – könnten doch noch
mehr Georgier nach Deutschland kommen, um Diebstähle und Einbrüche zu begehen. In der Südkaukasusrepublik jedoch warnt man vor der Verknüpfung beider Themen, schließlich könnten nicht
alle georgischen Bürger bestraft werden.
Dies sei inakzeptabel und ungerechtfertigt, sagt der Parlamentspräsident David
Usupaschwili. Er fordert andere Maßnahmen zur Bekämpfung der Kriminalität:
„Die Behörden Deutschlands, Georgiens
undanderer Staaten müssen ihre Kooperation intensivieren, die Instrumente verbessern undprofessioneller gegen Verbrecher vorgehen.“
Bereits 2014 vereinbarten die deutsche und die georgische Regierung eine
Zusammenarbeit bei der Bekämpfung
der organisierten Kriminalität und des
Terrorismus. Bislang trat das Abkommen
nach Angaben der georgischen Botschaft
aber nicht in Kraft. Die deutsche Seite
habe es bislang nicht ratifiziert. Davon abgesehen schickte die georgische Regierung 2015 einen Polizeiattaché nach Berlin, um die Kooperation zwischen den Ermittlungsbehörden zu verbessern. Auch
bot sie eine engere Geheimdienstkooperation an. Dass die Zahl der registrierten
Tatverdächtigen aus Georgien stieg, ist
deshalb nicht allein auf eine wachsende
Zahl an Tätern zurückzuführen, sondern
auch auf die Kooperation zwischen den
Behörden.
Trotzdem weist der georgische Innenminister Giorgi Mghebrishvili Aussagen
Schwer zu schnappen.
Den Behörden gelingt
es oft nicht, an die Hintermänner der Taten
zu kommen. Doch
zumindest werden
mehr Diebe angeklagt
als früher.
Foto: Philipp Schulze/dpa
zurück, wonach die „Diebe im Gesetz“
von Georgien aus kriminelle Machenschaften in Europa organisieren: „In
Georgien haben ,Diebe im Gesetz’ nur einen Platz, und zwar im Gefängnis.“ Experten bestätigen, dass Georgien in den
vergangenen Jahren die organisierte Kriminalität erfolgreich bekämpft hat und
Führungsstrukturen der „Diebe im Gesetz“ zerstört wurden. Doch nicht alle Beteiligten kamen ins Gefängnis.
Viele setzten sich in andere post -sowjetische Staaten und später nach Westeuropa ab, zum Beispiel nach Spanien. Dort
wurde vor einiger Zeit Kachaber Schuschanischwili zu 20 Jahren Haft verurteilt. Einer seiner Untergebenen soll in
München für das Sammeln von Geldern
mehrerer Banden zuständig gewesen
sein. Schuschanischwilis Bruder Lascha
spielte einst eine führende Rolle als „Dieb
im Gesetz“ in Georgien und ist anders als
sein Bruder wieder auf freiem Fuß.
Gemein ist allen ihre professionelle
Vorgehensweise. Die Banden kundschaften potenzielle Tatorte vorher genauestens aus, überlisten Alarmanlagen in
Wohnhäusern und selbst Sicherungssysteme in Geschäften. Und dabei geht es
den Dieben keineswegs nur um hochpreisige Waren, sie stehlen vor allem auch Zigaretten, Kleidung oder Alkohol.
Die Berichte über die Diebstähle bereiten Georgien also weiter Probleme, obwohl die Kriminalität im eigenen Land
weitgehend erfolgreich bekämpft wurde.
Die Kaukasusrepublik fürchtet um ihren
Ruf, ist sie doch auf Auslandsinvestitionen angewiesen, um die schwache Wirtschaft in Gang zu bringen und Arbeitsplätze zu schaffen.
Süße Versuchung. Das Gesetz soll Übergewicht bei Kindern verhindern.
Foto: dpa
der Ware. Durch das neue Gesetz wolle
sich Chile „als eines der weltweiten Pionierländer bei der Förderung gesunder
Ernährung profilieren“, erklärte Gesundheitsministerin Carmen Castillo. Es ist zudem von nun an verboten, ungesunde
Produkte als Gratis-Geschenke an Kinder
unter 14 Jahren zu verteilen. An Bildungseinrichtungen wie Schulen wird der Verkauf von „ungesunden Lebensmitteln“ generell untersagt. Außerdem dürfen Nahrungsmittel nicht mehr mithilfe von Spielzeug vermarktet werden.
McDonald’s wird beim Verkauf des
„Happy Meal“ das Spielzeug einfach weglassen können. Härter trifft es das Überraschungsei von Ferrero. Das Unternehmen kündigte an, vor nationalen und internationalen Gerichten gegen die neue
Vorgabe vorzugehen. Auch andere Lebensmittelkonzerne hatten über Jahre hinweg versucht, das Inkrafttreten des
neuen Gesetzes zu verhindern. Das Gesetz „beeinträchtigt den Ruf eines unserer beliebtesten Produkte“, sagte ein Ferrero-Sprecher.
Robert Klages
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MITTWOCH, 29. JUNI 2016 | WWW.TAGESSPIEGEL.DE/EM2016 | SEITE 27
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Das Tagesspiegel EM-Magazin | 20
KEINANGSTHASEN
Löw will Italien eins
hinter die Löffel geben
ETERNAL SHAME
Englands Bengels
trollen sich auf die Insel
Titelfoto: Getty Images/iStockphoto
UUH!
Island brüllt,
Europa zittert
28
EM
DER TAGESSPIEGEL
Neues,
altes England
Sie wollten wieder eine Fußballmacht sein.
Doch das junge Team enttäuschte bei der EM –
wieder bleibt nur die Hoffnung auf die Zukunft
Das Bild des Grauens findet seine Aufnahme, als gerade alles vorbei ist. Am
Strafraum, den die Engländer so phantasie- wie erfolglos belagert haben, direkt
vor dem fassungslosen Anhang, der sich
auf vier Wochen in Frankreich eingerichtet hat und jetzt nach Hause reisen muss.
Die englischen Spieler sinken zusammen,
sie kosten ein letztes Mal den Geschmack
des grünen Gras von Nizza und mögen
nicht hochschauen. Es braucht Zeit zum
Verstehen. 1:2 gegen Island. „Das ist beschämend“, spricht Wayne Rooney, der
Kapitän und Anführer von Manchester
United. „Wir sind alle schwer enttäuscht.
Und wir wissen, dass nur wir daran schuld
sind.“
Rooney ist an diesem Abend so gut wie
gar nichts gelungen, mal abgesehen von
dem frühen Elfmeter, verwandelt zum
Führungstor mit einer Kaltblütigkeit, wie
sie dem englischen Team später komplett
abging. Danach aber ist Rooney nur noch
hilflos über den Rasen von Nizza gestolpert, immer wieder verspringt ihm der
Ball, Pässe gehen ins Irgendwo und
Schüsse Richtung Tribüne. Island schießt
Roy Hodgson hatte seine
Rücktrittsrede wohl für ein Aus
gegen Frankreich vorbereitet
zwei schnelle Tore und hat danach keine
Mühe, das ideenlose Anrennen des Gegners abzuwehren. England ist im Status einer alten und doch wieder kommenden
Weltmacht zur Europameisterschaft gereist. Es fährt zurück als eine Ansammlung von millionenschwerem Talent, das
sich nicht gegen die angeheiterten Burschen eines Junggesellenabschieds aus
der Provinz durchsetzen kann. Der Brexit
vom vergangenen Freitag wirkt wie ein
wohl durchdachtes Projekt im Vergleich
zur Perfomance von Nizza.
„Englands Absturz aus Europa – zweimal innerhalb einer Woche“, titelt der
„Daily Mirror“. England hat die teuerste
Liga der Welt, aber sie wird dort vertreten
von einer Ansammlung unbedarfter Dilettanten. Jamie Vardy ist auch dabei, der
Stürmer von Leicester City. Vardy steht
für ein anderes, für ein überraschendes
England. Im Frühling hat er mit Leicester
City die Meisterschaft gewonnen, es war
der größte Außenseiter-Triumph ever, ein
Erfolg der guten alten Kameradschaft
über das frische ausländische Geld. Seit
Montag steht Vardy für zwei Sensationen,
auf die zweite hätte er ganz gern verzichtet. Er hat es im reifen Alter von 29 Jahren
in die Nationalmannschaft geschafft und
zum Hoffnungsträger für die EM. Vor ein
paar Wochen, als die Engländer in Berlin
gastierten, hat er dasSpiel mit einem grandiosen Hackentrick gewendet und seiner
Mannschaft den Status eines Geheimfavoriten beschert. Jamie Vardy entschwindet
wortlos in die Nacht von Nizza.
Roy Hodgson betrittdie Bühne. Taubenblauer Anzug, weißes Hemd, das graue
Haar sorgfältig zurückgekämmt. Der englische Trainer hat zu Ostern in Berlin eine
Mannschaft präsentiert, die den Weltmeister nach einem 0:2-Rückstand besiegte, ein neues England, das alte Werte
neu beleben wollte und von dem Hodgson
sagte, das seine besten Tage noch vor ihm
liegen.Wo wardiesesEngland amMontagabend in Nizza? Hodgson räuspert sich, er
zieht ein Manuskript aus der Tasche sei-
nes Jackets, vor der Verlesung scherzt er
mit den englischen Reportern. „Ihr wollt
mich, oder?“ Dann referiert er. Über eine
großartige Reise über vier Jahre, so lange
ist er schon im Amt. Jetzt hatten sie große
Ziele, aber es hat leider nicht geklappt,
„deswegen ist esan der Zeit, dass ein anderer übernimmt“, er stehe jedenfalls nicht
mehr zur Verfügung.
Hodgson lacht. Er wirkt entspannt und
hat seine Rücktrittserklärung ganz bestimmt nicht spontan in der Kabine nach
dem Debakel von Nizza verfasst. Anders
als seine Mannschaft ist er perfekt vorbereitet, aber wahrscheinlich war seine
Rede eher für ein mögliches Aus im Viertelfinale vonSaint-Denis gegen dieFranzosen geplant. Es gibt kein Viertelfinale.
Hodgson preist seinen Stab, von der Putzfrau bis zum Co-Trainer, dann steht er auf
und geht. Nein, keine Fragen mehr.
Hodgson entlässt England in die Ratlosigkeit.
1:2 gegen Island. Was gibt es an vergleichbaren Katastrophen? 1950 in Brasilien, als die Engländer sich zum ersten
Mal bequemten, an einer Weltmeisterschaft teilzunehmen, was zuvor unter ihrer Ehre war, denn als Erfinder des Fußballs fühlten sie sich als automatischer
und selbstverständlicher Weltmeister.
Bis sie dann 1950 in Belo Horizonte 0:1
gegen das damalige Fußball-Entwicklungsland USA verloren.
Die Zeiten waren anders, mit Mundpropaganda und Telegrammen und so. Als die
Zeitungsredaktionenin der Heimat dasErgebnis gekabelt bekamen, glaubten sie an
einen Übermittlungsfehler und machten
aus dem 0:1 ein 10:1 und ein paar Wochen
später war alles vergessen. So einfach ist
das heute nicht mehr. Die ganze Welt hat
zugeschaut und sich köstlich amüsiert
über den Fehltritt einer Mannschaft, die
wieder eine Weltmacht sein wollte und
doch nur fortgesetzt hat, was die englische Bevölkerung in Sachen Brexit verfügt hat, nämlich einen Abschied aus Europa.
Wayne Rooney will weitermachen,
„wenn mich Roys Nachfolger ruft, dann
bin ich dabei“. Und: „Unsere Zukunft
leuchtet, auch wenn das zurzeit schwer zu
erkennen ist.“Aber werwill jetztandieZukunft denken?
Sven Goldmann
Erst kaltblütig, dann schwermütig. Wayne
Rooney konnte England nicht vor der
Blamage retten. Foto: Reuters/Pfaffenbach
JE T’EM
Kreislauf der Natur
Wir sehen Isländer,
denen Freudentränen
aus den Augen schießen
wie Geysire.
Und auf dem toten Rasen
wachsen plötzlich
bunte Blumen.
Lasst sie uns pflücken und
Roy Hodgson schenken
zum Abschied.
Von Stefan Hermanns
Das Duell d
J
oachim Löw war verschwunden.
Wie vom Erdboden verschluckt
und nicht zu erreichen. Vier Wochen wusste seine berufliche Entourage nicht, wo er steckte, ahnte
nicht, was er vorhatte. Der Sommer 2012, die Wochen nach der
1:2-Niederlage im EM-Halbfinale gegen
Italien in Warschau, sind wie ein schwarzes Loch in der Biografie des Bundestrainers, das hat in diesen Tagen sogar das
französische Fachblatt „France Football“
noch einmal berichtet. Der Abend von
Warschau war vermutlich einer der bittersten, die Löw als Bundestrainer erlebt
hat – weil er an jenem Abend von den
Höhen des Olymps gestürzt wurde.
Diese Niederlage sei schmerzlich gewesen und habe ihm unheimlich weh getan,
sagt Joachim Löw. „Aber im Nachhinein
hat sie uns allen geholfen, sie hat auch
mir als Trainer geholfen.“
Vier Jahre und ein Tag sind seit Warschau vergangen, drei Tage sind es noch
bis zum Wiedersehen im EM-Viertelfinale in Bordeaux. Die italienische
Mannschaft hat sich verändert, die deut-
Joachim Löw hat aus seinen Fehlern der Vergangenheit gelernt.
Gegen Italien will der Trainer seine Spielidee durchsetzen
Das 1:2 im EM-Halbfinale 2012
war eine der bittersten
Niederlagen in Löws Karriere
sche Mannschaft hat sich verändert –
aber vor allem hat sich Joachim Löw als
Trainerverändert. Und dazu hatnicht zuletzt das verlorene Halbfinale 2012 beigetragen. Es war eine von zwei epochalen Niederlagen in Löws Amtszeit. Die
erste war bei der WM 2010 das 0:1 gegen
den späteren Weltmeister Spanien: ein
Spiel, in dem die Deutschen nur hinterherliefen. „Wir wollten gegen die Spanier auch anders spielen“, sagt Löw, „sie
haben es nicht so zugelassen.“ Mehr als
die Niederlage war es der Verlauf des
Spiels, der ihn dazu bewogen hat, die eigene Herangehensweise zu überdenken.
Sich zurückziehen, die Spanier machen
lassen und sie dann auskontern – das
würde gegen dieses Team auch in Zukunft nicht funktionieren. Wie soll man
Kontern ohne Ball? Die Halbfinalniederlage in Südafrika war für Löw der Impuls,
sich stärker an den Spaniern und deren
Ballbesitzfußball zu orientieren.
Das 1:2 gegen Italien zwei Jahre später war auf eine andere Art einschneidend – weil diese Niederlage zu großen
Teilen selbstverschuldet war. In jenen
Juni-Tagen befanden sich die Nationalmannschaft und ihr Trainer eigentlich
auf der Höhe ihrer Schaffenskraft. Mit
ihrem 15 Pflichtspielsieg hintereinander hatten sie gerade einen neuen Weltrekord aufgestellt. Die Mannschaft
wirkte frisch und mutig, und ihr Coach
wurde von den Medien als „Jogi Superstar“ gefeiert, als „Liebling Löw“, als
„der Mann, der alles richtig macht“. Gegen Italien aber machte Löw ziemlich
viel falsch. Mittlerweile sieht sogar er
selbst das so. „Man kann sich auch mal
verzocken“, sagt er. „Es war für mich
auch eine gute Lehre.“
Die Niederlage entsprang einer Mischung aus Übermutund Feigheit. Einerseits glaubte Löw, dass er gar nicht falsch
liegen könnte, egal welche Taktik er seiner Mannschaft verordnen würde; andererseits war er nicht mutig genug, die
Mannschaft einfach ihr Ding spielen zu
lassen. „An diesem Tag haben wir alle irgendwie nicht die Leistung gebracht, die
wirhätten bringen müssen“, sagt er. „Solche Spiele passieren immer mal.“
Das erste der beiden Tore durch Mario Balotelli erzählt die ganze Geschichte des Spiels: Im Zentrum steht
Holger Badstuber allein gegen den italienischen Stürmer – weil Mats Hummels
sich nach außen hat locken lassen – weil
Jerome Boateng es dort mit zwei Italie-
nern aufnehmen muss – weil Andrea
Pirlo den Ball aus dem Mittelkreis unbedrängt auf die Seite hat passen können.
Es ist eine Fehlerkette, die ihren Anfang
bei Joachim Löw genommen hat. Der
Bundestrainer hatte das rechte Mittelfeld bewusst freigeräumt, um mit Toni
Kroos eine Art ständigen Begleiter für
Pirlo aufzubieten. „Es war eine taktische Überlegung, den Pirlo ein bisschen
aus dem Spiel zu nehmen“, erinnert sich
Löw. „Im Nachhinein ist der Plan nicht
aufgegangen.“
In den Tagen vor dem Spiel hatte er einen solchen Plan immer entschieden dementiert – was schon deshalb sehr glaubhaft klang, weil Löw für solche Probleme
inder Vergangenheit eigentlichimmerintelligentere Lösungen gefunden hatte.
Löw hat das Spiel seiner Mannschaft nie
auf einen einzigen Spieler des Gegners
ausgerichtet. Ein bisschen hat er sich damals gegen die Italiener also auch selbst
verraten. Dass ihm das seitdem nicht
mehr passiert ist, ist kein Zufall.
Gut gemacht, mein
kleiner Iniesta. Aber
ich darf den Ball
nicht reinlassen,
weißt du doch.
Dafür bekommst du
von mir noch einen
Trostklaps.
Foto: Reuters/Hartmann
Manuel Neuer ist der beste Torwart der Welt, aber er ist
kein Torwart. Zumindest nicht nur, denn er ist zugleich
auch Defensivstürmer, falsche Fünf und Einserkette, er ist
mit seinen acht Armen der raumgreifendste
Verteidigungsoktopus des Weltfußballs, ein Monster, an
das ein phantasiebegabter slowakischer Stürmer im
Moment der Ballannahme nur denken muss, und schon
verliert er den Mut, überhaupt loszulaufen. Neuer ist
überall, vor allem in den Köpfen seiner Gegner, aber auch
an der Mittellinie und an der Eckfahne – in der eigenen
Hälfte, das muss man bei ihm ja dazu sagen. Noch
jedenfalls hat man ihn keine Eckstöße ausführen sehen,
würde sich aber wohl kaum wundern, wenn er es täte und
sogleich selbst zum Kopfball hochstiege.
„Wir haben kein Italien-Trauma“, sagt
derBundestrainer vor dem EM-Viertelfinale. „Ich freue mich wahnsinnig darauf.“ Löw gibt sich in Frankreich demonstrativ selbstgewiss, er wirkt überzeugt und überzeugend in allem, was er
tut. Viele führen das auf den Titelgewinn
in Brasilien zurück, der ihn unangreifbar
gemacht hat. Mag sein, dass diese Erfahrung ihn in seiner Haltung noch bestärkt
hat;der Ursprung aberliegtinder Niederlage in Warschau. Als Löw in jenem Sommer wieder aus seinem schwarzen Loch
gekrabbelt kam, war er noch entschlossener und mehr denn je davon überzeugt,
dass er nur dann erfolgreich sein kann,
wenn er seiner Idee vom Fußball bedingungslos folgt. „Unser Weg, der
stimmt“, hat er im August 2012, bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach
Vertrauen in die eigene Stärke.
Joachim Löw streitet vehement ab,
dass Italien der Angstgegner seiner
Mannschaft ist. Foto: AFP/Stollarz
der Niederlage in Warschau, gesagt. „Es
gibt keinen Grund, völlig von unserem
Konzept abzuweichen.“
Wenn man in den Tagen bis zum Viertelfinale für jede Benutzung des Worts
„Angstgegner“ einen Cent Lizenzgebühren bekäme, wäre man am Ende der Woche vermutlich ein gemachter Mann.
Die Italiener gelten als Schrecken der
Nationalmannschaft, nie haben sie ein
Pflichtspiel gegen die Deutschen verloren. „Natürlich ist es unser Bestreben,
die Italiener zu schlagen. Ich habe einfach auch ein gutes Gefühl“, sagt Joachim Löw. „Wir müssen unsere Stärken
ins Spiel bringen, unseren Fußball versuchen durchzuziehen.“
Also genau das tun, was sie vor vier
Jahren in Warschau nicht gewagt haben.
GIANLUIGI BUFFON Der Vater der Null
Gütige Unbezwingbarkeit
Ihn spielen zu sehen, verleiht dem Betrachter mitunter das
Gefühl, er habe aus Versehen in eine osbkure N24Dokumentation über den Fußball im Jahr 2100 gezappt, in
der humanoide Roboter ihre Fähigkeiten vorführen, er
weiß bloß immer noch nicht, wer der beste Torwart der
Welt ist, hier und heute, im klassischen Sinne, als Mann,
der die Bälle hält, der aufpasst, dass die Null steht.
Er muss aber nur dort nachschauen, wo die Null immer
steht, in Italien, jenem Fußballland, das diese Zahl so sehr
verehrt wie die Babylonier einst die 7. Ein Kult ist darum
entstanden, dessen Hoherpriester seit nunmehr 19 Jahren
und 158 Länderspielen im Amt ist: Gianluigi Buffon,
verniedlichend Gigi genannt, aber nur, damit man nicht
noch mehr Ehrfurcht vor ihm hat als ohnehin schon.
Für die Generation der über 30-Jährigen, die Torhüter noch
nicht als polyvalente Mittelfeldstaubsauger kannten,
sondern als vierschrötige Harsardeure, die von 90 Minuten
30 quer in der Luft lagen, 30 Minuten lang Angreifer unter
sich begruben und weitere 30 mit ihren Stollen mystische
Markierungen in den Strafraum pflügten, ist dieser Buffon
eine Reminiszenz an das einfache Spiel ihrer Jugend:
Letzter Mann hält. Und der erste letzte Mann, die
Nummer 1 ohne Zahl hinterm Komma, das ist er. Buffon,
der Klassiker, der immer noch im Straddle die Latte
überspringt, der ohne Handschuhe boxt und dessen Rad
keine Gangschaltung hat. Und der trotzdem siegt.
Im Achtelfinale gegen Spanien wehrte er einen Schuss von
Iniesta ab wie ein Vater einen Hund, der im Park auf seine
kleine Tochter zurennt. Und wie ein solcher verbreitete er
hinterher keine Panik durch hysterisches Gerede, was
Schlimmes hätte passieren können, er lächelte bloß und
zwinkerte. Iniesta ermahnte er noch mit erhobenem
Zeigefinger: du kleiner Schlingel, du! Nicht schlecht, was
du und deine drolligen Freunde hier versuchen. Aber
vergesst nie: Ich bin es, Buffon, der Ein-Mann-Catenaccio.
Ihr kommt hier nicht rein – so leid es mir tut.
Wird er mit dieser gütigen Unbezwingbarkeit im
Viertelfinale gegen Deutschland auch einen Kopfball von
Manuel Neuer parieren? „Nur du und ich, Manu“, hört
man ihn schon sagen. „Ich geh’ ins Tor.“ Dirk Gieselmann
2016
NR. 22 802 / MITTWOCH, 29. JUNI 2016
Flugbälle, wenn es mal nach vorn gehen
sollte. Italien gewann locker und leicht
2:0.
Gegen Spanien gelang Conte im Achtelfinale am Sonntag die nächste taktische Meisterleistung. Volles Tempo, vollesRisiko. SeineBestAger solltendie Spanier jagen, sie früh unter Druck setzen,
damit sie nicht ihr Passspiel aufziehen
konnten. Die Gefahr, sich früh zu verausgaben, war groß. Conte ging sie trotzdemeinundwurdebelohnt. DerTitelverteidiger ist draußen, Italien spielt gegen
Deutschland. Wie vor vier Jahren.
Nun muss Conte erneut zu großer
Form auflaufen, um die individuell deutlich besser besetzte Mannschaft des
Weltmeisters zu schlagen. „Er wird
Deutschlands Schwachstellen längst
ausgemacht und sich bereits einen Plan
zurechtgelegt haben“, sagt Kohler.
Conte wirkt mit seinem mutigen, taktischen Variantenreichtum wie der glücklichere Gegenentwurf zu Joachim Löw,
dessen Pläne in der Vergangenheit im
entscheidenden Moment nicht immer
funktionierten.
Vor einigen Jahren war Kohler für
zwei Wochen zu Besuch bei Conte und
schaute seinem alten Freund beim Training in Turin zu. Was Kohler imponierte: Wie akribisch Conte den Gegner
studierte und einzelne Details im Training immer und immer wiederholen
ließ. So wie Giovanni Trapattoni und
der Denker
Antonio Conte hat bei der EM als genialer Taktiker überzeugt.
Gegen Deutschland will der Trainer erneut überraschen
Von Sebastian Stier
I
mmer, wenn es Abend wurde und
sichdieFußballer vonJuventusTurin vor den Spielen auf ihre Hotel
zurückzogen, begannen Jürgen
Kohlerund AntonioConte zu plaudern. „Panzer, was willst du später mal
machen, wenn das mit dem Calcio vorbei ist?“,fragte Conte,dessen süditalienische Zunge nie Freundschaft mit dem
deutschen „ü“ schließen wollte und der
Kohler immer beim Spitznamen nannte.
Il Panzer hatte nur wage Vorstellungen,
als Spieler in den besten Jahren machte
er sich darüber kaum Gedanken.
„Was ist mit dir?“, fragte Kohler dann
lieber schnell und Conte, deutlich jünger, begann zu erzählen. „Panzer, ich
werde Trainer.“ Da war Antonio Conte
25 Jahre alt.
Er ist dann tatsächlich Trainer geworden. In Arrezo, Bari, Bergamo, Siena
und bei Juventus Turin, ehe er 2014
nach dem Vorrundenaus der Italiener
bei der WM in Brasilien die Nationalmannschaft übernahm.
Nun führt Conte, inzwischen 46,
Italiendurch dieseEMwie ein fachkundiger Reiseführer eine Gruppe von Best
Agern durch unwegsames Gelände. Nie
war eine Mannschaft bei einer EM-Endrunde älter im Schnitt als diese Italiener
und vielleicht nie mittelmäßiger von ihren Veranlagungen her. Doch das ist alles
nichtig, wenn einer wie Conte an der Seitenlinie steht. Kein Trainer übte bisher
bei diesem EMTurnier einen größeren
Einfluss auf seine Spieler und die Ergebnisse aus als er.
Im ersten Gruppenspiel entnervte
Conte, die hochgehandelten Belgier, in-
dem er in Person von Eder und Graziano Pellè zwei Angreifer aufbot.
Nicht, weil er so offensiv spielen wollte.
Eder und Pellè bekamen einen Spezialauftrag. Sie sollten die belgischen Innenverteidiger am Spielaufbau hindern.
Auch wenn das Wort Manndecker im
Fußballjargon dieser Tage als obsolet
gilt, Eder und Pellè spielten genau das:
Manndecker für die Manndecker. Passwege zustellen, anlaufen, nerven. Diese
ständige Präsenz eines direkten Gegenspielers waren die Belgier, Kinder der
Moderne, nicht mehr gewohnt. Contes
„Straßenschläue“, wie Kohler sagt,
zeigte Wirkung. Mit einfachsten Mitteln
brachte er die Belgier aus dem Konzept.
Die begannen in ihrer Verzweiflung und
ihrem Entsetzen genau das zu tun, was
Conte beabsichtigte: Sie schoben den
Ball nur noch quer und schlugen lange
ACHTELFINALE
In Nizza: England – Island
England: Hart – Walker, Cahill, Smalling, Rose –
Dier (46. Wilshere) – Alli, Rooney (87. Rashford) –
Sturridge , Sterling (60. Vardy) – Kane.
Island: Halldorsson – B. Saevarsson, Arnason,
R. Sigurdsson, A. Skulason – Gudmundsson, G. Sigurdsson, Gunnarsson, B. Bjarnason – Bödvarsson
(89. Traustason), Sigthorsson (77. T. Bjarnason).
Schiedsrichter: Skomina (Slowenien).
Zuschauer: 35 000.
Tore: 1:0 Rooney (4. Foulelfmeter), 1:1 Sigurdsson
(6.), 1:2 Sigthorsson (18.).
ACHTELFINALE
England – Island
1:2
2:0
In St. Denis: Italien – Spanien
Italien: Buffon – Barzagli, Bonucci, Chiellini –
Florenzi (84. Darmian), Parolo, De Rossi (54.
Motta), Giaccherini, De Sciglio – Pellè, Martins (82.
Insigne).
Spanien: De Gea – Juanfran, Piqué, Sergio Ramos,
Alba Ramos – Fàbregas, Busquets, Iniesta – David
Silva, Morata (70. Vazquez), Nolito (46. Aduriz (81.
Pedro)).
Schiedsrichter: Cakir (Türkei).
Zuschauer: 76 165.
Tore: 1:0 Chiellini (33.), 2:0 Pellè (90.+1).
Italien – Spanien
Eine Mannschaft
ist Geschichte
Nach dem frühen EM-Aus rätselt Spanien
über die Zukunft von Trainer Del Bosque
Gegen Belgien und Spanien
hatte Antonio Conte stets
die richtige Idee
Mann mit Geistesblitzen.
Conte ist schon auf der Suche
nach dem Schlüssel zum Sieg
gegen Deutschland. Foto: Reuters
29
Spanien war gerade aus dieser Europameisterschaft ausgeschieden, gedemütigt von in allen Belangen überlegenen Italienern, da sprach Gerard Piqué einen
Satz in die Mikrophone, wie er treffender
nicht hätte sein können, um das gerade
Geschehene zu analysieren. „Wir haben
einfach nicht mehr das Niveau wie zu der
Zeit, als wir Welt- und Europameister
wurden.“ Wer das Spiel der Spanier gegen Italien sah, konnte dem Verteidiger
des FC Barcelona kaum widersprechen.
Nach einer der schwächsten Leistungen
der jüngeren Turniergeschichte war man
mit dem 0:2 noch gut bedient. Was so verheißungsvoll begonnen hatte mit Siegen
gegen Tschechien und die Türkei, endete
schamvoll. 1:2 gegen Kroatien, 0:2 gegen
Italien. Aus im Achtelfinale.
„Wir sind Geschichte“ titelte die
größte Sportzeitung des Landes,
„Marca“, einen Tag später auf ihrer Online-Seite und zeigte zur Erinnerung
noch mal Jubelbilder von den Europameisterschaften 2008 und 2012 und der
Weltmeisterschaft 2010. So als würde
sich kaum noch jemand daran erinnern
können, dass es mal anders war als in dieser tristeza nach dem Aus in Paris. Vermutlich wird es wirklich einige Zeit dauern, bis wieder ähnliche Motive zur Verfügung stehen.
Spanien war während dieser Turnierwochen wieder La Furia Roja, dieses ungebändigte, wilde Wesen, das sich selbst
im Weg steht. Zu viele Nebenschauplätze
erzeugten Unruhe. Da waren die Anschuldigungen gegen Torwart David de Gea,
der bei der Vermittlung von Prostituierten eine unrühmliche Rolle gespielt haben soll. Ersatzspieler Pedro motzte über
sein Reservistendasein und als sich Gerard Piqué während der Hymne mit Fingerübungen beschäftige, wurden ihm unterstellt, er zeige dem Nationalstaat den
ausgestreckten Mittelfinger.
Skandale und Skandälchen, die von
Trainer Vicente Del Bosque gewohnt gelassen heruntermoderiert wurden. Was
in den Erfolgsjahren als Del Bosques
große Stärke dargestellt wurde, das Unaufgeregte, wurde ihm jetzt als zu laxe
Mannschaftsführung ausgelegt. Del Bosque ließ seine Zukunft offen. „Ich muss
das jetzt mit dem Präsidenten besprechen“, sagte er nur. Der, namentlich Ángel María Villar, will den Trainer weiter
Marcello Lippi es einst bei Juventus getan hatten. „Das waren die zwei Trainer,
die uns am meisten geprägt haben“, sagt
Kohler. Conte saugte in den Einheiten
als Spieler alles auf und interessierte
sich mit Vorliebe für Systeme und taktische Formationen. Später diskutierte er
mit seinem Freund, dem Panzer, darüber. „Vielleicht war er der lernwilligste
Spieler, dem ich in meiner Karriere begegnet bin“, sagt Kohler.
Sein Arbeitsethos hat den aus Lecce
stammenden Conte, der wegen des Verschweigens von versuchter Spielmanipulation mal für mehrere Monate gesperrt war, auch als Trainer ganz nach
oben geführt. Nach der EM wird er den
FC Chelsea in der Premier League übernehmen und wagen, was er als Spieler
nie wagte: den Schritt ins Ausland.
Conte, als Fußballer ausgestattet mit
Mut und Pferdelunge, nicht aber mit
dem größten Talent, war es gewohnt,
für den Erfolg mehr tun zu müssen als
andere. Die Leichtigkeit eines Roberto
Baggio oder Gianluca Vialli ging ihm ab.
Für die EM hat er eine Mannschaft zusammengestellt, die von ihrem Wesen
her ihm als Spieler gleicht. Wissbegierige Arbeiter, Soldaten des Kollektivs.
Potentielle Störenfriede wie Mario Balotelli, dem im Halbfinale gegen Deutschland vor vier Jahren beide Tore gelangen, mussten zu Hause bleiben. Für ihn
war kein Platz und auch Andrea Pirlo,
dem großen italienischen Meister des
ruhenden Balls, redete Conte den Comebackversuch aus. Er kann da ziemlich direkt sein. Seine Wort sind manchmal
hart, sein Ton immer sachlich, auch
wenn er an der Seitenlinie gern den
Heißsporn gibt. „Er besitzt ein gutes Gespür, wann er wie mit einem Spieler reden muss“, sagt Kohler.
Italienische Journalisten lud Antonio
Conte einmal dazu ein, sich einer Taktikschulung bei ihm zu unterziehen. Sie
sollten später in der Lage sein, auf Augenhöhe mit ihm diskutieren zu können. Joachim Löw ist gut beraten, sich
vorher so seine Gedanken zu machen.
Damit er am Sonnabend nicht unfreiwillig in einen Gratisunterricht hineinplatzt.
im Amt halten, del Bosque wohl lieber
aufhören. Bei einer Onlineumfrage der
„Marca“, wer denn Spanien in Zukunft
trainieren soll, landete del Bosque bei einer Auswahl von zehn Trainern nur auf
Platz sieben. Mit großem Abstand sprachen sich die Leser für den ehemaligen
Nationalspieler Paco Jemez aus, der gerade mit Rayo Vallecano aus der Primera
Division abgestiegen ist. Der Verband favorisiert angeblich Marcelino García
vom FC Villarreal. Del Bosque will sich
zeitnah erklären, ob er weitermacht oder
nicht.
An Spaniens Mannschaft wird sich in
Zukunft wenig verändern. Fast alle, die in
Paris an Italien scheiterten, werden mit
Spanien in die Qualifikation für die WM in
Zu lax? Vicente del Bosque wird
in Spanien kritisiert. Foto: dpa/Kneffel
Russland starten. Dort bietet sich die baldige Möglichkeite zur Wiedergutmachung. Schon am 6. Oktober geht es gegen: Italien.
Einzig Iker Casillas dürfte dann nicht
mehr dabei sein. Sein Rücktritt wird erwartet. Leistungsträger wie Sergio Ramos, Gerard Piqué oder Sergio Busquets
sind erst Ende zwanzig beziehungsweise
im Fall von Ramos 30 Jahre alt. Der Umbruch, der nach der WM 2014 eingeleitet
wurde, wird weiter langsam erfolgen,
sollte Del Bosque im Amt bleiben. Ein
neuer Trainer könnte den vor zwei Jahren
eingeleiteten Prozess schneller angehen.
Spanien verfügt weiterhin über viele Fußballer mit herausragenden Fähigkeiten.
Was fehlt, das wurde auch in Frankreich
deutlich, sind nicht etwa einanderes Spielsystemoder mehrFlexibilität.Es sind Fußballer wie Xavi und Xabi Alonso. Absolute
Weltklasse also. Spieler, wie sie auch in
Spanien nur einmal in 50 Jahren vorkommen.
Sebastian Stier
Spielplan der Fußball-Europameisterschaft vom 10. Juni bis 10. Juli 2016
GRUPPE A
GRUPPE B
Spiele Tore
Frankreich
Schweiz
Albanien
Rumänien
3
3
3
3
7
5
3
1
4:1
2:1
1:3
2:4
GRUPPE C
Spiele Tore
Pkt.
Wales
England
Slowakei
Russland
3
3
3
3
6:3
3:2
3:3
2:6
GRUPPE D
Spiele Tore
Pkt.
Deutschland
Polen
Nordirland
Ukraine
6
5
4
1
3
3
3
3
7
7
3
0
3:0
2:0
2:2
0:5
GRUPPE E
Spiele Tore
Pkt.
Kroatien
Spanien
Türkei
Tschechien
3
3
3
3
7
6
3
1
5:3
5:2
2:4
2:5
GRUPPE F
Spiele Tore
Pkt.
Italien
Belgien
Irland
Schweden
3
3
3
3
Spiele Tore
Pkt.
6
6
4
1
3:1
4:2
2:4
1:3
Ungarn
Island
Portugal
Österreich
3
3
3
3
Pkt.
5
5
3
1
6:4
4:3
4:4
1:4
VIERTELFINALE 1
DO, 30. Juni, 21.00 Uhr/ARD
(Marseille)
Polen –
Portugal
:
n.V.
HALBFINALE 1
MI, 6. Juli, 21.00 Uhr / *
(Lyon)
FR, 10. Juni, 21.00/ZDF (St. Denis)
Frankreich – Rumänien
SA, 11. Juni, 18.00/ZDF (Bordeaux)
2:1
SA, 11. Juni, 15.00/ZDF (Lens)
MI, 15. Juni, 18.00/ARD (Paris)
MI, 15. Juni, 21.00/ARD (Marseille)
Frankreich – Albanien
England – Wales
Deutschland – Polen
Russland – Wales
Ukraine – Polen
MO, 20. Juni, 21.00/ARD/Sat1 (St. Étienne)
0:0
Slowakei – England
0:2
0:0
DI, 21. Juni, 18.00/Sat1 (Marseille)
0:3
0:0
Spanien – Tschechien
Tschechien – Kroatien
2:2
SA, 18. Juni, 15.00/ARD (Bordeaux)
Spanien – Türkei
Belgien – Irland
3:0
Island – Ungarn
Portugal – Österreich
DI, 21. Juni, 18.00/ARD (Paris)
DI, 21. Juni, 21.00/ARD/Sat1 (Bordeaux)
MI, 22. Juni, 21.00/ZDF/Sat1 (Nizza)
Nordirland – Deutschland 0 : 1
Kroatien – Spanien
Schweden – Belgien
2:1
0:0
Island – Österreich
2:1
Wales –
Belgien
Ungarn – Portugal
n.V.
ACHTELFINALE 2
ACHTELFINALE 3
ACHTELFINALE 4
ACHTELFINALE 5
ACHTELFINALE 6
ACHTELFINALE 7
Sieger Halbfinale 1 –
Sieger Halbfinale 2
VIERTELFINALE 3
SA, 25. Juni, 15.00 / ZDF
(St. Étienne)
SA, 25. Juni, 18.00 / ARD
(Paris)
SA, 25. Juni, 21.00 / ZDF
(Lens)
SO, 26. Juni, 15.00 / ZDF
(Lyon)
SO, 26. Juni, 18.00 / ZDF
(Lille)
SO, 26. Juni, 21.00 / ZDF
(Toulouse)
MO, 27. Juni, 18.00 / ARD
(St. Denis)
MO, 27. Juni, 21.00 / ARD
(Nizza)
Schweiz –
Polen
Wales –
Nordirland
Kroatien –
Portugal
Frankreich –
Irland
Deutschland –
Slowakei
Ungarn –
Belgien
Italien –
Spanien
England –
Island
5:6
n.E.
1:0
0:1
n.V.
2:1
3:0
0:4
2:0
1:2
:
n.V.
SA, 2. Juli, 21.00 Uhr / ARD
(Bordeaux)
Deutschland –
Italien
:
n.V.
HALBFINALE 2
DO, 7. Juli, 21.00 Uhr / *
(Marseille)
3:3
ACHTELFINALE 8
FINALE
SO, 10. Juli, 21.00 Uhr / ARD
(St. Denis)
Sieger Viertelfinale 3 –
Sieger Viertelfinale 4
VIERTELFINALE 4
ACHTELFINALE 1
n.V.
:
MI, 22. Juni, 18.00/ZDF/Sat1 (Lyon)
0:1
:
FR, 1. Juli, 21.00 Uhr / ZDF
(Lille)
1:1
MI, 22. Juni, 18.00/ZDF/Sat1 (St. Denis)
0:1
Italien – Irland
VIERTELFINALE 2
SA, 18. Juni, 21.00/ARD (Paris)
3:0
MI, 22. Juni, 21.00/ZDF/Sat1 (Lille)
0:2
1:1
SA, 18. Juni, 18.00/ARD (Marseille)
FR, 17. Juni, 21.00/ZDF (Nizza)
Tschechien – Türkei
Portugal – Island
1:0
Italien – Schweden
0:2
DI, 14. Juni, 21.00/ZDF (St. Étienne)
FR, 17. Juni, 15.00/ZDF (Toulouse)
DI, 21. Juni, 21.00/ARD/Sat1 (Lens)
0:1
Österreich – Ungarn
0:2
Belgien – Italien
Sieger Viertelfinale 1 –
Sieger Viertelfinale 2
DI, 14. Juni, 18.00/ZDF (Bordeaux)
1:1
Irland – Schweden
MO, 13. Juni, 21.00/ARD (Lyon)
1:0
FR, 17. Juni, 18.00/ZDF (St. Étienne)
DO, 16. Juni, 21.00/ZDF (St. Denis)
2:1
MO, 20. Juni, 21.00/ARD/Sat1 (Toulouse)
0:1
SO, 19. Juni, 21.00/ZDF/Sat1 (Lille)
Schweiz – Frankreich
Ukraine – Nordirland
MO, 13. Juni, 18.00/ARD (St. Denis)
0:1
Türkei – Kroatien
MO, 13. Juni, 15.00/ARD (Toulouse)
2:0
DO, 16. Juni, 18.00/ZDF (Lyon)
DO, 16. Juni, 15.00/ZDF (Lens)
2:0
SO, 19. Juni, 21.00/ZDF/Sat1 (Lyon)
Rumänien – Albanien
Deutschland – Ukraine
1:2
Russland – Slowakei
SO, 12. Juni, 15.00/ARD (Paris)
1:0
SO, 12. Juni, 21.00/ARD (Lille)
1:1
England – Russland
MI, 15. Juni, 15.00/ARD (Lille)
1:1
Rumänien – Schweiz
Polen – Nordirland
SA, 11. Juni, 21.00/ZDF (Marseille)
0:1
Albanien – Schweiz
SO, 12. Juni, 18.00/ARD (Nizza)
2:1
Wales – Slowakei
:
n.V.
S0, 3. Juli, 21.00 Uhr / ZDF
(St. Denis)
Frankreich –
Island
:
n.V.
* = Die letzten Spiele der Gruppenphase werden
von ARD, ZDF oder Sat 1 übertragen. Die Finalrunden laufen ausschließlich bei ARD oder ZDF.
Quelle: dpa (UEFA), Sportschau · Tsp/Bartel
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EM 2016
DER TAGESSPIEGEL
EM-LISTE
NR. 22 802 / MITTWOCH, 29. JUNI 2016
D
Kleine Geschichten
von einem großen
Turnier.
Wäre doch schade,
wir hätten sie nicht
aufgeschrieben.
UMSONST IST NUR DAS AUS
Am Morgen nach dem Desaster
von Nizza. Zwei schwer angeschlagene englische Fans besteigen den
Bus zum Flughafen und fragen nach
dem Preis. Der Busfahrer winkt sie
durch: „Rund um die Spieltage ist
die Fahrt umsonst.“ Wie schon in
der Nacht zuvor verstehen die Engländer die Welt nicht mehr. „Seltsam, diese Franzosen. Bei uns würden sie die Preise verdoppeln.“
UNITED WE STAND
Dienstagfrüh im Kinderladen,
ein Junge ist im England-Trikot
gekommen. Auf die mitleidigen Blicke der anderen Eltern antwortet
die Mutter spitz: „Noch nie was
von Solidarität gehört?“
VON PAPA VERSCHONT
Deutschland gegen die Slowakei,
Anpfiff zu kinderfreundlicher Zeit,
gesehen vom fünfjährigen Enkel.
Am nächsten Tag überrascht er die
Erzieherin mit der Ansage: „Ich bin
ein besserer Torwart als Manuel
Neuer.“ Auf die erstaunte Nachfrage, wie das denn sein könne,
erklärt er etwas zurückrudernd:
„Naja, das kann natürlich daran
liegen, dass mein Papa das Tor nie
trifft.“
VON MAMA DURCHSCHAUT
Deutschland gegen die Slowakei
Teil zwei. Diesmal die eigene Mutter in der Hauptrolle. „Hey, Poldi!
Da schlägt dein Herz sicher höher,
oder“, so die rhetorische Frage per
Whatsapp kurz nach der Einwechslung des Stürmers. Die Antwort:
ein großes Herz. Und die Vermutung, dass man die Zuneigung zu
einem einzelnen Spieler wohl lange
und deutlich genug kommuniziert
hat.
ZWECKPESSIMIST
Der Cousin der Freundin ist in Spanien als Kind deutscher Eltern aufgewachsen und fiebert im Fußball
mit beiden Nationen mit. Am späten Montag, nach dem 0:2 der Spanier gegen Italien, sagt er: „Die EM
ist mir nun egal, aus Selbstschutz,
Ich werde mir nicht anschauen,
dass meine Mannschaft zwei Mal in
einer Woche ausscheidet.“ Und
wenn Deutschland doch gewinnt
gegen Italien? „Dann interessiert
mich die EM wieder.“
11FREUNDE TÄGLICH
Das EM-Magazin des Tagesspiegels
Redaktion: Friedhard Teuffel;
Philipp Köster und
Dirk Gieselmann (11 Freunde)
Gestaltung: Sabine Wilms
Produktion: Detlev Jackschenties
Anzeigen: Philipp Nadler
Liebe Leser, falls Sie auch kleine
Geschichten erlebt haben oder uns
Ihre Fanfotos senden wollen:
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Feuer und Eis
K
urz vor zwei an der Promenade des
Anglais, Nizzas mondäner Strandmeile, gleich vor dem Negresco, dem
elegantesten derendlos eleganten Hotels hier. Ein junger Mann kommt vorbei geradelt. Er trägt ein blau-weiß-rotes Leibchen, schwenkt eine Bierdose und fährt abenteuerliche Linien. Ganz nüchtern ist er nicht mehr,
wer mag ihm das verdenken in dieser Nacht. Es
reicht noch zu einem Schwenk hinüber zu drei
Engländern, auch sie halten Bierdosen in den
Händen, aber keiner mag sie triumphierend
schwenken. Der Isländer singt „Iceland’s on fire,
nananananana!“, ein musikalischer Verweis auf
den Nordiren Will Grigg und das Comeback guter Laune bei der Europameisterschaft, dann verschwindet er in der Nacht. Die Engländer starren
runter auf ihre Dosen.
Island will nicht schlafen gehen. Nicht zu
Hause in Reykjavik, wo die Straßen der Innenstadt gesperrt werden, weil sie überquellen vor
jüngeren und älteren Frauen und Männern mit
Wikinger-Helmen und blauen Fahnen mit
rot-weißem Kreuz. Und erst recht nicht in Nizza.
An der Côte d’Azur duftet es nach Zypressen und
Zitronen, nach Mittelmeer, umtost von der isländischen Wucht des Atlantiks. Niemanden schert
es, dass Bier in Nizza so teuer ist wie anderswo
Champagner. Iceland’s on fire! Steht im Hotel
noch eine kleine Party an nach dem zugleich sensationellen und nie ernsthaft gefährdeten
Island hat das ancien régime
mit schnörkelloser Stringenz
niedergerungen
2:1-Sieg im Achtelfinale überEngland? Ragnar Sigurdsson windet sich so souverän um eine konkrete Antwort, wie er zuvor als Innenverteidiger
den englischen Angriffen getrotzt hat. „Wir reden in der Öffentlichkeit nicht über Alkohol.“
Die Pointe der Nacht von Nizza schreibt ein
blonder Stürmer, der sein Geld beim französischen Erstligisten FC Nantes verdient. Einen
Siegtorschützen Sigthorsson hätte sich wahrscheinlich nicht mal René Goscinny für den leider ungeschriebenen Comic „Asterix bei den Isländern“ ausgedacht. „Siegtor durch Sigthorsson“, läuft bei Twitter rauf und runter, was die
Isländer ein bisschen irritiert, denn der deutsche Kontext erschließt sich im nordischen
Island steht Kopf,
nur das Team
bleibt cool.
Nach dem Triumph
gegen England soll nun
Gastgeber Frankreich
ausgeschaltet werden
Von Sven Goldmann, Nizza
Zweig der indogermanischen Sprachfamilie nur
über Google-Translator.
Island hat 330 000 Einwohner, nicht ganz so
viele wie Berlin-Neukölln, und gefühlt alle wollen sie jetzt zum Viertelfinale am Sonntag in
Saint-Denis gegen Frankreich reisen. „Ich kann
mir gut vorstellen, dass unser Land Kopf steht“,
erzählt der Mannschaftskapitän Aron Gunnarsson, ein Hüne mit Vollbart und großflächigen Tätowierungen, dem nur noch ein Helm mit zwei
Hörnern zur Karikatur eines Wikingers fehlt.
Aron Gunnarsson steht für die schnörkellose
Stringenz, mit derderEM-Debütant das ancienrégime besiegt hat. England ist früh in Führung
gegangen durch einen Elfmeter von Wayne Rooney,Island scheintgeschlagen, dennist seineStrategie nicht darauf ausgerichtet, möglichst lange
ein 0:0 zu halten? Dann aber kommt Gunnarsson,
sein Einwurf in den Strafraum ist wuchtiger als
alle englischen Flanken, und dann liegt der Ball
auch schon im Tor. Island jubelt, England verfällt
in Agonie. Dasselbe hatten sie so schon vor ein
paar Tagen gegen Österreich exerziert, was den
Engländern offenbar verborgen geblieben war.
„Keine Überraschung, Einwürfe sind unsere
Waffe“, sagt der Torschütze Ragnar Sigurdsson.
Das ist keine aus Effekthascherei gespielte Lakonie. Die Isländer treten in Frankreich so cool
auf, wie es das Klischee des Nordländers verlangt. In diesem Sinne bilanziert Ragnar Sigurdsson das Spiel. Ja, er habe schon als kleiner Junge
von diesem Spiel geträumt, aber das angebetete
Ideal bleibt in Nizza alles schuldig, was den englischen Fußball einmal ausgemacht hat. Leidenschaft, Kampf, Siegeswille. „Sie hatten so gut wie
keineTorchance“, sagt Sigurdsson, „nurdieseneinen Kopfball von Harry Kane“, aber der landet in
den Armen von Hannes Halldorsson. „Ihr wisst
ja, dass es nicht ganz einfach ist, ein Tor gegen Island zu schießen. Also, ich kann nicht sagen, dass
wir besonders gestresst waren“, sagt Sigurdsson.
Mal abgesehen von der Nachspielzeit, als der Triumph immer näher rückt und damit auch die
Angst vor einem späten Querschläger.
Es gibt keinen Querschläger, denn auch den
muss man sich erst einmal verdienen, und England verdient sich nichts in Nizza. Ragnar Sigurdsson konstatiert eine gewisse Larmoyanz
der einstigen Idole – „die dachten wohl, das wäre
für sie ein walk in the park“, er wählt mitten im isländischen Vortrag ganz bewusst eine englische
Phrase. Auch Heimir Hallgrimsson wundert sich
ein wenig über den phlegmatischen Gegner, legt
aberWert aufdieFeststellung,„dass wirunserbis-
her bestes Spiel gemacht haben, die Mannschaft
hat als Einheit perfekt funktioniert und jeder seinen Job erledigt“.
Heimir Hallgrimsson verantwortet als Trainer
gemeinsam mit dem Schweden Lars Lagerbäck
das Fußball-Wunder aus dem hohen Norden. Es
ist noch gar nicht so lange her, da hat er sein Geld
als Zahnarzt verdient. Jetzt steht er vor der psychologisch schwierigen Aufgabe, seine Mannschaft aus dem Rausch des Kindheitstraums he-
Halb Island will am Sonntag nach
Saint-Denis reisen, zum Viertelfinale
gegen EM-Gastgeber Frankreich
runterzuholen in die Realität, die da heißt: Frankreich. Viertelfinale im Stade de France. Keine
Sorge, sagt Ragnar Sigurdsson, „das war ein gutes
Spiel heute, aber gegen Frankreich wollen wir es
besser machen und einbisschen dominanter spielen“. Mehr Dominanz vor 80 000 Franzosen?
Sigurdssonnickt.„Frankreichhateinegute Mannschaft, aber sie hat bei der Europameisterschaft
noch nicht ihren besten Fußball gezeigt.“ Kurze
Pause. „Island aber auch noch nicht!“
Nackte Tatsachen.
Die isländischen Spieler
feierten noch lange nach
Spielende mit ihren Fans,
Kapitän Aron Gunnarsson
hatte den Sieg seines
Teams mit einem langen
Einwurf eingeleitet,
der zum 1:1 führte.
Nach dem Abpfiff war
Gunnarsson erst recht
nicht mehr aufzuhalten.
Fotos: Imago/Bildbyran, Imago/IBL
Ein Schlachtruf verzückt ganz
Europa – und lässt Island auf
das nächste Wunder hoffen
Die große Zeit der Wikinger, sie ist abgelaufen,
seit mehr als einem Jahrtausend. Vollbärte sind in
Europa längst modisches Accessoire und werden
auf Longboards statt Kriegsschiffen spazieren gefahren, nordische Namen haben sich – je nach Härtegrad der Konsonantenabfolge – gleichermaßen
auf Waldorfschüler (Fynn, Lasse) und verwirrte
völkische Siedler (Ragnar, Thor) verteilt.
Und trotzdem konnte einem am Montagabend
in Nizza – die Isländer hatten England gerade aus
dem Turnier geworfen – Angst und Bange werden. Schließlich waren sie plötzlich wieder da,
die Wikinger. In Gestalt der isländischen Nationalmannschaft standen sie in einer Ecke des Stadions auf dem Rasen, den Blick grimmig ihren
Fans auf der Tribüne zugewandt, die Arme zur
Seite gestreckt. Die Stille, zuvor vom vollbärtigen Kapitän Aron Gunnarsson von den Zuschauern eingefordert, plötzlich zerschnitten durch
ein gemeinsames Klatschen und ein kollektives
„UUH!“. Immer schneller schallte der Schlachtruf durchs Stadion, ein mulmiger Mix aus Bewunderung und Furcht durchzog die beobachtenden
Körper.
Ob es sich tatsächlich um einen alten Wikingerschrei handele, lautete die Frage an den isländischen Trainer Heimir Hallgrimmsson – ein Name,
wie er programmiger nicht sein könnte. Nein, ein
isländischer Fanklub habe sich das Ritual ausgedacht. „Aber wenn es euch Angst macht, behalten
wir es natürlich bei.“
Einschüchtern dürften die Schreie, ähnlich
dem neuseeländischen Haka, in erster Linie die
sportlichen Gegner. Und auch, wenn auf Frankreich im Viertelfinale keine plündernden Krieger,
sondern – nur – bis zum Umfallen kämpfende Fußballer warten. Die Tatsache, dass man mit der Einschüchterung schon unmittelbar nach dem Spiel
gegen England begann, dürfte den Franzosen die
Vorfreude auf den Sonntag rauben. Die Isländer
dagegen machten deutlich: Sie sind längst noch
nicht fertig. Oder wie es Ragnar – sicher kein völkischer Siedler – Sigurdsson auf den Punkt
brachte: „Wir sind Wikinger. Wir haben vor niemandem Angst.“
Max Dinkelaker

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