Erste Hilfe kann Leben retten – auch bei Tieren

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Erste Hilfe kann Leben retten – auch bei Tieren
Erste Hilfe kann Leben retten –
auch bei Tieren
R+V-Infocenter gibt Tipps für Notfallsituationen
Wiesbaden, 23. Juli 2002. Verletzt sich das geliebte Haustier,
sind viele Tierbesitzer unsicher, ob sie helfen können. Aber: Mit
Erster Hilfe kann man Hund oder Katze das Leben retten. „Das
Wichtigste ist, dass Tierbesitzer im Notfall Ruhe bewahren und
sich nicht scheuen, das Tier zunächst selbst zu versorgen“,
sagt Rita Jakli, Leiterin des R+V-Infocenter für Sicherheit und
Vorsorge. Dabei hilft es, Erste-Hilfe-Maßnahmen einfach einmal
zu üben. Allerdings ersetzen die eigenen Sofortmaßnahmen bei
schwerwiegenden Verletzungen nicht den Gang zum Tierarzt.
Hunde und Katzen verletzen sich oft – ihre Besitzer müssen mit
Unfällen, Bisswunden, Fensterstürzen oder Schnittverletzungen an
den Pfoten rechnen. Bei schweren Verletzungen sollte der erste Blick
immer den Vitalfunktionen des Tieres gelten, die - wie bei Menschen
- nach dem so genannten A-B-C-Schema kontrolliert werden. Dabei
steht A für freie Atemwege, B für mögliche Beatmung, wenn das Tier
nicht mehr selbst atmet, und C für Kreislaufkontrolle (Circulation).
Verhalten bei Schock und offenen Wunden
Wie Menschen können auch Tiere durch starken Blutverlust und
Schmerzen einen Schock erleiden. Diese lebensgefährliche Kreis-
laufstörung macht sich vor allem durch Zittern, schnelles, flaches
Atmen und rasenden Herzschlag bemerkbar. In diesem Fall: das Tier
auf die Seite legen, die Zunge aus dem Maul ziehen, den Patienten
mit einer Decke oder einer Jacke warm halten und sofort den Tierarzt
verständigen.
Wunden sollten – auch wenn sie nicht bluten - mit einem sauberen
Tuch abgedeckt und locker verbunden werden, so können sie nicht
verschmutzen. Wenn die Wunde stark blutet, empfiehlt sich ein
Druckverband. Scherben oder Dornen kann der Besitzer des Vierbeiners vorsichtig entfernen, die Wunde von grobem Dreck befreien,
verbinden und mit Wasser kühlen, das lindert den Schmerz. Ein
Tierarzt sollte die Wunde überprüfen, wenn die Gefahr besteht, dass
sie sich entzündet.
Gefahren im Sommer
An heißen Tagen droht auch Hunden und Katzen ein Hitzschlag. Das
merkt man, wenn das Tier extrem hechelt oder ohne ersichtlichen
Grund sehr aufgeregt ist. „Am besten bringt man das überhitzte Tier
an einen schattigen und kühlen Ort“, rät Rita Jakli. Reicht das nicht
aus, ist es besser, zum Tierarzt zu fahren.
Hunde und Katzen schnappen oft spielerisch nach Bienen und
Wespen. Ein Insektenstich in die Zunge kann jedoch lebensbedrohlich werden - durch die Schwellung können die Tiere
ersticken.
Vorsicht bei kleinen Nagern und Vögeln
Je kleiner ein Tier, desto schwieriger sind Erste-Hilfe-Maßnahmen.
Mit Nagetieren wie Hamstern und Meerschweinchen oder mit Vögeln
kann man eigentlich nur sofort zum Tierarzt fahren. Gerade Vögel
zeigen Krankheitssymptome erst dann, wenn es ihnen sehr schlecht
geht - sie wissen instinktiv, dass sie sonst für Raubtiere eine leichte
Beute wären. Vorsicht jedoch bei stark blutenden Wunden: Vögel
haben eine sehr schlechte Blutgerinnung. Deshalb sollte der Besitzer
versuchen, das Blut vorsichtig mit einem Taschentuch oder einer
Kompresse zu stillen. Für den Transport zum Tierarzt steckt man
Sittiche und Papageien am besten in einen Pappkarton mit Luftlöchern – sobald es um sie herum dunkel ist, halten sie still.
Wichtig bei allen Tieren - egal ob Hund, Katze, Hamster oder Vogel –
ist es, Ruhe zu bewahren: den Tieren gut zusprechen, sie streicheln
und immer wieder beruhigen. Bei Hunden kann es angebracht sein,
die Schnauze zuzubinden, denn selbst das freundlichste Tier kann
unter Schmerzen beißen.
Übung macht den Meister
Gerade bei Hunden und Katzen ist es ratsam, das Anlegen eines
Verbands, das Festhalten und das Öffnen des Mauls zu üben. „Wenn
das Tier daran gewöhnt ist, wird es sich im Notfall weniger dagegen
wehren“, erklärt Rita Jakli. „Und auch Tierbesitzern gibt diese Übung
eine gewisse Sicherheit.“ Ähnlich ist es mit den Transportboxen für
Katzen und kleine Nagetiere: Sie sollten nicht nur für den Besuch
beim Tierarzt eingesetzt werden.
Für vorsorgende Tierliebhaber empfiehlt das R+V-Infocenter, einen
speziellen Erste-Hilfe-Kasten mit Verbandmaterial, Decke, Pinzette
und Jod-Lösung zum Reinigen von Wunden einzurichten – so hat
man im Notfall immer die richtigen Hilfsmittel parat. Dieser Kasten
sollte auch die Telefonnummern der Tierambulanz oder des
nächsten Tierarztes enthalten. Eine kleine Notfalltasche kann man
auch auf längere Reisen mitnehmen.
Für Hunde- und Katzenbesitzer gibt es sogar Erste-Hilfe-Kurse. Eine
Liste von Tierärzten, die solche Kurse anbieten, kann kostenlos bei
der Bundestierärztekammer unter der Faxnummer: 0228/7 25 46 66,
per E-Mail: [email protected] oder per Post:
Oxfordstraße 10, 53111 Bonn, angefordert werden.