the history of hiphop mi 26.03. | backstage

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the history of hiphop mi 26.03. | backstage
Titelstory
Titelstory
THE HISTORY OF HIPHOP
MI 26.03. | BACKSTAGE
SUGARHILL GANG – KURTIS BLOW
GRAND WIZARD THEODORE – GRANDMASTER MELLE MEL
In den frühen 70er Jahren wurde eine neue Musikrichtung und Kultur in den Straßen der Bronx
geboren: HipHop. Die allererste Single ist noch keine 30, die Gründer der Bewegung sind keine
50 Jahre alt. Aber die meisten von ihnen haben sich zurückgezogen, verärgert von der Kommerzialisierung ihrer Musik, desillusioniert vom jahrzentelangen Eastcoast-Westcoast-Konflikt,
zermahlen in den Mühlen der US-Musikindustrie. Wer zurück zu den Wurzeln will, hat ganz selten eine Möglichkeit dazu.
Am 26. März ist es so weit: Die HISTORY OF HIPHOP-TOUR ist ein Pflichtabend für alle, die sich
für die Geschichte der größten schwarzen Musikbewegung interessieren. FRESHGUIDE hat eine
kleine Einführung für Euch!
New York, 1974. Ein Schallplattenpromoter und DJ namens Tom Moulton erfindet
die Maxi-Sing­le, indem er die kurzen
Discosongs dieser Zeit durch lange,
tanzbare Rythmuspassagen zu 10-Minuten-Tracks ausbaut. Die­se Passagen unterbrechen den eigentlichen Sound und
heißen Breaks.
Bronx, New York, immer noch 1974:
Kool Herc, eines der Ghetto-Kids, spielt
mit dem Sound und entdeckt, dass man
zu den Beats der Breaks perfekt toasten
kann. Toasting ist ein Sprech­gesang, den
tausende von Jamaicanern in die Ghettos New Yorks gebracht haben. Damit
der Spaß nach einer Rythmuspassage
nicht zu Ende ist, arbeitet Kool Herc mit
zwei Plattenspielern: ist der eine Break
vorbei, mixt er den nächsten rein. Hat
man auf beiden Tellern die gleiche
Platte, kann man das gesampelte Break
endlos hin­tereinander spielen („Looping“). Kool Herc nennt seinen Sound
BREAKBEAT.
Amerika ist rassistisch. Wo sich
Schwarze niederlassen, ziehen die
Weißen weg. In den Ghettos sind die
Weißen weggezogen. Alles findet auf
der Straße statt, Jugendhäuser gibt es
nicht. Die Trends im Viertel verbrei-
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ten sich blitzschnell. Kool Herc ruft zu Battles auf, zu den
„Block Partys“, in den öffentlichen Parks der Bronx. Seine
mobile PA ist gigantisch. Ein MC Hollywood beginnt, sein
Toasting zu reimen, nennt es Rap (Rythm And Poetry), bald
reimen auch die anderen. DJ GRAND WIZARD THEODORE
erfindet das Scratchen und erhält Respects, viele machen
es nach. In einer befreundeten Crew erfindet Grandmaster Flash die Beatangleichung („Cutting“) und
das Backspinning. Die beiden verewigt der
Kultfilm „Wildstyle“ (1982), der diese ersten
Jahre auf Zelluloid gebannt hat. Ein weiterer
DJ, Afrika Bambaataa, organisiert, stellt Regeln auf und macht die Battles zum Vierkampf:
DJ, Rapper, Sprayer, B(reakdance)-Boy. Jede
Crew, die mitmachen will, muss seiner ZULU
NATION beitreten, eine Art Ghetto-Friedensbewegung.
Sie sind alle noch Kinder, maximal 18 Jahre alt. HipHop ist 1974-1979 die interne Jugendbewegung der Bronx. Kein Mensch
draußen nimmt sie wahr. „True School“
heißen diese Jahre heute.
Draußen die Welt tanzt Disco. Zum Beispiel
zu Chic‘s Good Times. Jeder kennt den Titel,
heute noch.
Eine New Yorker Labelchefin hat eine Idee:
Sie holt sich drei Rapper und lässt sie auf das
Break von „Good Times“ rappen: Disco + Rap
= HipHop.
Melle
Mel
Daraus wird die erste HipHop-Platte überhaupt,
ein Chartbreaker: „RAPPERS DELIGHT“ von der
SUGARHILL GANG. Es ist das Jahr 1979, mit einem
Schlag ist HipHop in der großen Welt angekommen.
„Rappers Delight“ ist mit 8 Millionen Singles die
meistverkaufte Platte aller Zeiten.
allen voran MELLE MEL – er war der Rapper,
Flash der DJ. 1984 trennte sich die Crew, in
GRANDMASTER MELLE MEL & THE FURIOUS
FIVE, und in Grandmaster Flash. Melle Mel
hat die BBC als „Greatest Rapper of all Time“
ausgezeichnet.
Die Platte erscheint auf dem eigenen Lagel Sugar
Hill, und auf der ersten Labelparty mit der Sugarhill
Gang traut sich ein Rapper aus dem Ghetto ans Mikro: KURTIS BLOW. Die Menge tobt, und die Musikindustrie ist inzwischen hellwach. Kurtis Blow erhält
einen Plattenvertrag: Mit „Christmas Rappin“ ist er
der erste Rapper bei Top of The Pops, kurz darauf
wird „THE BREAKS“ der zweite Mega-Hit der HipHop-Geschichte, erreicht Goldstatus noch vor Rappers Delight und ist ein Mega-Hit bis heute. Kurtis
Blow steigt später als Produzent bei Run DMC ein. Er
ist der erste HipHop-Millionär der Geschichte.
Außer Grandmaster Flash prägen den Old
School Crews wie Run DMC, Beastie Boys
oder LL Cool J. Er dauert bis 1987: Die fette
Medienindustrie der Westküste will Gewinne
sehen, und die politischen Texte des schwarzen Eastcoast verkaufen sich bei
den Weißen nicht gut. Sie entwickelt den Westcoast Gangsta Rap, inhaltsschwache
Abenteuergeschichten,
die auch bei der übergewichtigen weißen Jugend
gut ankommen. Im Großen
und Ganzen ist es dabei
geblieben. Wer zahlt, bestimmt.
Erst jetzt konnte man über die Musik Messages aus
dem Ghetto nach draußen bringen, darum wurde HipHop erst jetzt politisch. „Old School“ heißt
diese zweite Phase, sie begann mit dem Album
„GRANDMASTER FLASH & THE FURIOUS FIVE“. Die
Furious Five war die Crew von Grandmaster Flash,
Kurtis Blow
Sugar Hill Gang
Grandmaster Flash
and the Furious Five
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