bbva bank london
Transcrição
bbva bank london
Das Kundenmagazin von Horváth & Partners Ausgabe 2/2015 S c h w e r p u n k t D I g i t a l isi e r u n g Die neue Welt der Unternehmenssteuerung Projekte & Profile Groß denken, um zu überleben Wie die Banco Bilbao Vizcaya Argentaria den Bankensektor revolutioniert D Foto: BBVA ie Bankenkrise hat weltweit deutli che Spuren hinterlassen. Seit 2008 sinkt die Anzahl der Kreditinstitute stetig, Finanzkraft und Rentabilität sind nach wie vor schwach. Was die einen als Konsolidie rung beschreiben, nennen andere Kanniba lisierung. Manche Institute überstanden die Krise nur knapp bzw. mussten staatlich ge rettet werden. Doch auch für sie gilt: Weiter machen wie bisher geht nicht. Denn von seiten der FinTechs wächst der Verdrängungswettbewerb. Hinzu kommen neue technologische Möglichkeiten wie Big Data Analytics und die gestiegene Nachfrage nach mobilen Banking-Lösungen. Francis co González, Chairman und CEO der spani schen Bankengruppe BBVA (Banco Bilbao Vizcaya Argentaria) findet deutliche Worte für seine Branche: „Modernisiert, oder sterbt!“ Für die zweitgrößte spanische Uni versalbank mit einer Bilanzsumme von 651 Mrd. Euro (2014), über 100.000 Mit arbeitern in 31 Ländern und über 50 Milli onen Kunden aber geht es um mehr als das reine Überleben. Die BBVA will anders sein als andere Banken – und eine der bes ten im digitalen Zeitalter. Dass der 70-jährige langjährige Firmen lenker nicht nur groß denkt, sondern auch 20 entsprechend handelt, hat er in der Vergangenheit mehrfach be wiesen. Erfolgreich hat die amerikanische Tochter BBVA Compass Anfang 2014 die Direktbank Simple akquiriert. In diesem Jahr folg te die türkische Bank Garanti, die als eine der innovativsten und technologisch fortschrittlichsten Banken der Welt gilt. Tabellenführer der Euro-Liga Das Grundproblem der Branche sieht die BBVA vor allem in der anti quierten Infrastruktur, mit der viele Banken noch immer arbeiten. Unternehmen wie Amazon, Spotify und Uber machen vor, wie man auf dem veränderten Markt mitspielt – doch die Branche reagiert zu langsam. Oder sie reagiert falsch. „Im Hype um die Digitalisierung investieren Banken in Applikationen und hübsche Front Ends, doch dahinter stapeln sich häufig nach wie vor die Papierberge, und die Auftragsabwicklung läuft über ‚Uraltsysteme‘“, erläutert Sebastian Ostrowicz, Leiter des Bereichs Digitization in Financial Industries bei Horváth & Partners. Das sei langsam und ineffizient. Während viele Wettbewerber ihre Anstrengungen also primär auf die Neuausrichtung der Kundenschnittstelle fokussieren, hat die BBVA die Herausforderungen der Digitalisierung umfassend – und frühzeitig – für ihre Organisation und Infrastruktur angenommen. Der Transformationsprozess begann fernab der Kundenwahrneh mung mit gewaltigen Investitionen in die technologische Infrastruk tur. 2007 startete BBVA den Digitalisierungsprozess, 2013 nahm er mit der Gründung der Abteilung „Digital Banking“ weiter an Fahrt auf. Zu Beginn des Programms stand der Aufbau von zwei großen Rechenzentren in Spanien und Mexiko mit einer sehr leis tungsfähigen, nachhaltigen und sicheren IT-Infrastruktur. Im nächs ten Schritt durchleuchtete man die Software- und Prozesslandschaft und modernisierte sie Front-to-Back. Heute verfügt die Bank über ei nes der modernsten Kernbankensysteme der Branche und ist in der Lage, Transaktionen in Echtzeit abzuwickeln, ihre Prozesse weitge hend zu automatisieren und effizient zu steuern – und wird damit auch von den Kunden als hochinnovativ wahrgenommen. Das Sys tem wickelt aktuell 400 Millionen Transaktionen pro Tag ab. 2006 waren es noch 90 Millionen. 2020 sollen es rund 1,5 Milliarden sein. Was González als „open in the world, open in the system“ be zeichnet, ist heute ein maximal flexibles, effizientes und skalierba res System, das überdies nach außen geöffnet werden kann, um auch Drittanbieter zu integrieren. Dadurch können typische Bank leistungen auch Nichtbanken zur Verfügung gestellt werden, etwa einem Supermarkt, der den Kunden ein eigenes Konto anbietet, das letztlich von der BBVA geführt wird. Und um ihren Effizienzvor Projekte & Profile Foto: BBVA sprung noch weiter auszubauen, plant die Bank auch die Erweite rung des eigenen Produktportfolios: So soll es neben klassischen Finanzdienstleistungen künftig auch darüber hinausgehende An gebote wie Versicherungs- oder Unterhaltungsprodukte geben. Was heute mit Amazon Marketplace als State of the Art gilt, strebt die BBVA künftig mit einem eigenen „Finanzsupermarkt“ an. Auch im Mobile Banking tritt BBVA mit der App „BBVA Wallet“ als Marktführer auf. Mit 700.000 Downloads gehört sie zu den beliebtesten Apps in Europa und bietet beispielsweise direkte Fi nanzierung bei Kreditkartenkäufen an. Der Kunde definiert damit schon im Moment der Zahlung Höhe und Zeitpunkt der Tilgung. Aber digital darf nicht unpersönlich werden: Mit nur einem Click werden Kunden sofort mit ihrem Berater verbunden. Die Summe der durch die App abgeschlossenen Finanzierungen erreicht heute bereits die Summe der Abschlüsse aller anderen Kanäle (Filiale, Geldautomat, Internetbanking). Aktuell nutzen 6,4 Millionen Kunden das Mobile Banking. In Qualität steckt auch Qual Will ein Unternehmen im Wettbewerb so weit vorn sein, braucht es ein Team, das es zu dieser Leistung antreibt. Und so gehört der Kulturwandel wohl zu einer der größten Herausforderungen in BBVAs Transformationsprozess. Das neue Hauptquartier in Mad rid wurde auf diesen Wandel ausgerichtet und zeichnet sich durch ein Open-Space-Prinzip für alle Mitarbeiter aus – inklusive CEO. Zudem wurden direkte Reportingwege zu Francisco González in allen Digitalisierungsfragen eingeführt und eine Kultur- und Talentabteilung eingerichtet. Der Kulturwandel ist in der Füh rungsetage bereits deutlich spürbar. Im nächsten Schritt gilt es, diesen Wandel auf das gesamte Unternehmen auszuweiten. Darüber hinaus blickt die Bank stets über den Tellerrand des eigenen Unternehmens: Um der Disruption der Branche durch FinTech-Start-ups zu begegnen, gründete die BBVA 2013 den Venture-Capital-Arm „BBVA Ventures“, der als Minderheitsinvestor diver se Start-ups unterstützt und so gleichzeitig von ihnen lernt. Der Digitalisierungsprozess kostete BBVA nicht nur viel Geld – das bishe rige Gesamtinvestitionsvolumen beträgt fünf Milliarden Euro. Vielmehr bedurfte es einer großen, unerschütterlichen Vision gepaart mit außerordentlichem Durchhaltevermögen und der Bereitschaft, mit hohem Aufwand den gesamten Prozess End-to-End neu aus zurichten und den dafür notwendigen kultu rellen Wandel zu implementieren. Die zurückliegende Bankenkrise und die Digitalisierung werden auf lange Sicht zu einer wesentlichen Konsolidierung der Fi nanzbranche führen und die Wettbewerbs situation maßgeblich wandeln. Das Erfolgs modell der BBVA zeigt, wie Unternehmen sich erfolgreich an neue Wettbewerbsbedin gungen anpassen und zu den Gewinnern der Veränderung gehören können. Ansprechpartner: Sebastian Ostrowicz Competence Center Financial Industries +49 69 2695898-1353 [email protected] 21