Sepak Takraw – Ein asiatisches Ballspiel

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Sepak Takraw – Ein asiatisches Ballspiel
Sepak Takraw – Ein asiatisches Ballspiel
Die Geschichte des Sepak Takraw in Malaysia
Früher hiess das Spiel Sepak Raga. Man spielte zu sechst oder siebt im Kreis und musste einen Rattanball
möglichst lange mit den Füssen in der Luft jonglieren. Besonders ernsthaft wurde das Spiel früher in
königlichen Kreisen betrieben: Eine Anekdote berichtet, dass Sultan Mansur den Ball mehr als hundert Mal
kicken konnte, bevor er ihn an seine adligen Mitspieler passte. Das dauerte angeblich so lange, dass man in
der Zwischenzeit «viele Töpfe Reis» hätte kochen können.
Wenn man die heutigen Takraw-Spieler jonglieren sieht, glaubt man der Überlieferung gerne – egal, wie
stark vielleicht übertrieben wurde, um den König in ein rechtes Licht zu rücken. Für einen jungen
Normanizam (professioneller Takraw-Spieler) am Anfang seiner Karriere sind 2000 Ballberührungen in Folge
das normale Pensum für das tägliche Training.
Wie wurde Sepak Raga zu Sepak Takraw?
Das Netz, der Court und die kompetitive Form bildeten sich in den 1930ern heraus. Zu dieser Zeit war
Malaysia unter britischer Kolonialherrschaft und die Briten brachten ihre eigenen Sportarten mit. Unter
jungen Malaien war Sepak Raga jedoch nach wie vor populär - die Sportarten der Briten waren sowieso nur
etwas für die gehobeneren Schichten. Eines Tages kamen ein paar junge Männer auf die Idee, ihr
traditionelles Spiel auf ein Badmintonfeld zu übertragen. Zwei Mannschaften wurden gebildet und man
spielte fortan über das Netz. Das Spiel heisst wörtlich übersetzt: «Kick den Rattan».
Sepak Takraw - Regeln
Es stehen sich jeweils drei Spieler, durch ein Badmintonnetz getrennt, gegenüber. Es gilt, den Ball, dessen
Grösse zwischen der eines Tennisballs und der eines Volleyballs liegt, über das Netz zu befördern. Dabei
darf ausser den Armen und Händen jeder Teil des Körpers benutzt werden. Nach drei Ballkontakten
innerhalb eines Teams muss der Ball wieder über das Netz. Ein Spieler kann auch mehrere Ballkontakte
nacheinander haben. Zum Punktgewinn führen Fehler der gegnerischen Mannschaft, also wenn diese den Ball
nach drei Kontakten nicht zurückspielt, ins Aus spielt oder der Ball im gegnerischen Feld landet. Bei einem
Fehler der aufschlagenden Mannschaft wechselt der Aufschlag, bei einem Fehler der anderen Mannschaft gibt
es einen Punkt für das aufschlagende Team. Gewinner ist das Team, das zwei von drei Sets gewinnt. Um ein
Set zu gewinnen, muss ein Team jeweils fünfzehn Punkte machen. Das dritte Set endet bei sechs Punkten
und wird als «tie-breaker» bezeichnet.
Der Court
Der Sepak-Takraw-Court hat standardisierte
Masse, die in etwa denen eines Badminton-Feldes
entsprechen. Die Höhe des Netzes ist rund
1.50m.
Quarter Circles oder Center Circle: An der Mitte
der beiden Seitenlinien ragt je ein Halbkreis mit
einem Radius von 90 Zentimetern in den Court
hinein.
Serving Circle: Der Service Circle hat einen
Durchmesser von 30 Zentimeter und sein
Zentrum ist 2,45 Meter von der Grundlinie und
3.05 Meter von der Seitenlinie entfernt.
Das Spiel beginnt, wenn einer der vorderen Spieler, die in den Viertelkreisen am Netz stehen, den Ball zu
dem hinteren Spieler wirft. Dieser muss einen Fuss im «Serving Circle» haben. Der Ball muss mit dem Fuss,
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der ausserhalb des Kreises ist, gekickt werden und beim ersten Versuch über dem Netz landen. Er darf
dabei das Netz berühren. Die beiden vorderen Spieler müssen im Viertelkreis bleiben, bis der Ball vom Back
Player berührt wurde. Nach dem Aufschlag dürfen alle Spieler ihre Position auf dem Feld frei wählen.
Beim Aufschlag gilt das Verlassen der vorgeschriebene Kreise und Viertelkreise mit beiden Beinen als Fehler.
Während des Spiels ist es nicht erlaubt, auf die Mittellinie zu treten, mit einem Körperteil über das Netz zu
kommen, den Ball auf irgendeine Weise fest zu halten und natürlich den Ball mit den Händen zu berühren.
Das Spiel ist am einfachsten zu begreifen, wenn man es gesehen hat. Auf www.youtube.com finden Sie unter
dem Stichwort «Sepak Takraw» ein grosse Sammlung von Clips.
Der Ball
Jahrhunderte spielten Sepak-Spieler mit dem klassischen Ball aus Rattan. Als jedoch 1984 ein thailändischer
Ingenieur einen Ball aus synthetischem Material entwickelte, wurde der ursprüngliche Rattanball bald durch
diesen ersetzt, auch weil er weicher und haltbarer ist als das Naturmaterial. Das Hauptproblem des
Rattanballes war jedoch, dass es so gut wie unmöglich war, seine Daten zu standardisieren, was für die
Entwicklung von Sepak Takraw zum international anerkannten Breitensport wichtig war.
Der Aufbau des Balles ist jedoch der gleiche geblieben: Etwa drei Zentimeter breite Bänder werden stabil
miteinander verwoben. Dabei bleiben kleine Lücken zwischen den Bändern. Der Sepak-Takraw-Ball
unterscheidet sich also von anderen Bällen wie Fuss- oder Volleybällen vor allem darin, dass er nicht mit Luft
gefüllt wird. Aus diesem Grund prallt er weniger stark von dem schiessenden Körperteil ab und muss fester
geschossen werden.
Der Ball kann übrigens bei der Kalebasse, dem Fair-Trade-Laden von mission 21, bestellt werden.
Varianten des Spiels
Sollten Sie nach einigen Spielen Lust auf neue Herausforderungen haben, finden Sie hier noch einige
Variationen des Spiels. Vorsicht, für Verrenkungen und Lachanfälle des Publikums wird nicht gehaftet... ☺
•
In Thailand werden in 5,80 Meter Höhe drei Reifen mit einem Durchmesser von 20 Zentimetern
über den Spielern aufgehängt, durch den sie den Ball befördern müssen. Für gewöhnlich sieben
Spieler versuchen nun gemeinsam, den Ball möglichst lange in der Luft zu halten und möglichst häufig
durch die Ringe zu bekommen. Je schwieriger die Art des Kicks, desto mehr Punkte werden dafür
vergeben: Ellbogen-, Knie- oder Schulterschüsse zählen mehr als Schüsse mit dem Fuss. Der Schuss,
der am meisten zählt, sieht folgendermassen aus: Der Spieler steht mit dem Rücken zum Ring,
springt dann mit beiden Beinen ab und kickt den Ball durch seine zu einem Kreis geschlossenen
Arme in den Reifen hinein. Diese Art des Spielens nennt man «Lawd Huang» oder «Hoop Takraw»,
also Reifen-Takraw, und wird seit den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gespielt.
•
Ebenfalls in Thailand spielt man «Flag Takraw». Dabei muss der Spieler eine etwa 50 Meter lange
Strecke zurücklegen und dabei den Ball in der Luft halten - wieder mit Füssen, Kopf oder Ellbogen.
Wem es gelingt, den Ball nicht fallen zu lassen und nicht neben die Spur zu treten, wird Sieger.
Dieses Spiel wird gerne bei Dorffesten gespielt.
•
Eine besonders kuriose Variante ist das «In-Carrying-Takraw». Diese Version erinnert eher an eine
Jongleurnummer als an ein Spiel: Ein Spieler fängt und trägt so viele Bälle wie möglich. Dabei darf er
sogar seine Zähne benutzen - nur nicht die Hände! Der Rekord liegt übrigens bei siebzehn Bällen.
Viel Spass beim Erleben einer neuen Sportart, die eines Tages vielleicht doch noch olympisch werden
könnte...
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