Männer - MedIALINe.de

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mann!
Männer,
M
änner, M
Mode,
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Stil
til
APRIL 2012
Stürmer-Star Gomez
über Geld, Ruhm
und Freundschaft
Super,
Mario!
KULTBOOT RIVA
GOURMET-TREND GRILLEN
IM TEST MASSHEMDEN
be
ottokern-fragrances.com
12
inhalt
Grillen
30
Wurst de luxe Barbeque ist die neue Passion von
Hobby-Gourmetköchen
Mode
32
Clever & smart Die schönsten Sommer-Looks
Pflege
Der Torjäger privat
4
Was haben Sie denn an?
Selbstversuch
12
Das Riva-Revival
Sammler zahlen Hunderttausende für die Mahagoni-Boote
Auto
Hotspot
14
18
Inhalt: Sea & See/Guido Cantini, Alescha Birkenholz/FOCUS-Magazin
Titel: Kristian Schuller/FOCUS-Magazin
20
Warum wir Vanille lieben
Duftentwickler Robert Müller-Grünow erklärt, was
Muttermilch mit Industriedüften zu tun hat
Parfüm II
46
Duschen unterm Wasserfall
Opernstar Erwin Schrott hat in Brasilien
sein Paradies gefunden
Feine Baumwolle, kleiner Preis
Das sind die besten Weißen für drunter und drüber
Parfüm I
44
Der Baum und ich
Vom Gefühl, einen umzulegen
Formel 1 für alle
Im Teutoburger Wald darf bald jeder Rennen fahren
Stress-Test für Hemden
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Herrenschneider Gildo Zegna liebt Anzüge – und
deutsche Autos. Ein Interview über Stil und Kunst
Mario Gomez wollte schon mit acht Jahren Profi werden
Heute entspannt er mit Pilates. Ein sehr persönliches Gespräch
Retro-Trend
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Schnell & spurlos So viel Creme
braucht Männerhaut
Höchstpreise für einen Mythos Riva-Boote in Santa Margherita Ligure
29
700 Herrendüfte stehen bei Douglas im Regal
Tief durchatmen – FOCUS stellt die Favoriten vor
32
Jetzt aber schnell!
Urlaub? Business?
Acht Seiten Sommermode
für jede Gelegenheit
Blaue Wildleder-Schuhe:
Camel active; Trench:
Moncler; Hose: Hattric;
Pulli: Ermenegildo Zegna;
Gürtel: Digel; Hemd:
Olymp; Koffer: Rimowa
FOCUS Magazin Verlag GmbH, Arabellastraße 23, 81925 München, Postfach 81 03 07, 81903 München, Telefon: 0 89/92 50-0, Fax: 0 89/92 50 - 20 26
Herausgeber: Helmut Markwort
Chefredakteur: Uli Baur
Stellvertetende Chefredakteure: Markus Krischer, Carin Pawlak
Art Director: Bardo Fiederling
Titel: Eva Dahme
Chef vom Dienst: Sonja Wiggermann
Konzept: Barbara Jung-Arntz
Redaktion: Jobst-Ulrich Brand, Gabi Czöppan, Ellen Daniel,
Elke Hartmann-Wolff, Stefan Ruzas
Mitarbeiter dieser Ausgabe:
Marie Sophie Hirsch, Kinga Rustler, Marika Schaertl
Grafik: Heike Noffke
Bildredaktion: Sirka Henning
FOCUS-Dokumentation/-Schlussredaktion
FOCUS 16/2012
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Bildtechnik: Harald Neumann, Tobias Riedel
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Redaktionstechnik: Ingo Bettendorf
FOCUS „mann!“ erscheint in der FOCUS Magazin Verlag GmbH.
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Verleger: Dr. Hubert Burda
3
Im Fußball gelingt MARIO GOMEZ im Moment fast alles. Hier spricht er über Stil, Geld und seine Gefühle
4
FOCUS 16/2012
Chic aus Schwaben
Gomez trägt auf allen Fotos
die Frühjahrskollektion von
BOSS Black, BOSS Selection –
und seine eigene Uhr von
IWC (Chronograph Top Gun
Miramar)
5
Herr Gomez, was ist härter – der Fußballer-Job
oder der des Modelns?
Wie fühlt sich das perfekte Tor an?
Ganz klar ist’s vor der Kamera schwerer. Weil
dort letztlich alles gestellt ist. Beim Fußball passiert alles aus der Situation heraus. Man muss
nicht auf Knopfdruck lachen können oder abrupt
ernst gucken.
Verändert man sich charakterlich durch
so einen gewaltigen Erfolg?
Bastian Schweinsteiger hat Sie mal als sein
modisches Stilvorbild bezeichnet.
Hat er das gesagt? Ich glaube, das war einer
seiner Scherze. Mode ist entgegen der Klischees
null Thema bei uns.
Wenn Jogi Löws babyblauer Kaschmirpulli
bundesweit Thema ist – zieht ihn seine Mannschaft
nicht auf?
Nein, den Trainer veräppelt man nie. Das ist eine
Sache des Respekts.
Mit Louis van Gaal kamen Sie nicht immer klar.
Dabei schwärmte er, Sie hätten einen
„Körper wie ein Gott“.
Sicher. Fußball ist finanziell ein Riesengeschäft,
mittlerweile auch Showgeschäft. Da so zu bleiben,
wie man von Jugend an ist, ist schwierig. Aber ich
denke nicht, dass gerade Fußballer völlig durchdrehen. Ein 20-jähriger Schreiner würde sich bei
so viel Geld auch ein tolles Auto kaufen. Deswegen muss man sich nicht als Mensch verändern.
Der Schriftsteller Albert Camus sagte:
„Nirgendwo lernt man so viel über Moral und
Werte wie im Fußball.“ Hat er Recht?
Ja, zum Beispiel beim Thema Integration ist der
Fußball eine Art Vorreiter geworden. Bei einem
Mannschaftssport muss man als Team Visionen
verfolgen. Natürlich versucht jeder Spieler darüber hinaus, für sich das Beste herauszuholen.
Fällt es schwer, auch mal zurückzustecken?
Na ja, das hat er ja nicht sportlich gemeint. Ich
selbst sehe das auch nicht so. Es gibt Spieler,
deren Körper besser definiert sind. Die tun auch
mehr dafür als ich.
Sicher. Gerade Kommentare hätte man oft auf
der Zunge, aber die werden einem heutzutage
wochenlang um die Ohren geschlagen. Vor allem
durchs Internet verfolgen einen Sprüche ja ewig.
Stimmt’s, dass Sie gern Yoga üben?
Bereuen Sie Sachen, die Sie gesagt haben?
Yoga haben wir während der WM gemacht. Privat
finde ich Pilates ganz lustig und entspannend.
Nein. Ich bin auf dem Platz sicher aufbrausend,
aber vor den Kameras halte ich mich schon zurück.
Wer beim FC Bayern bringt die größte
Kosmetiktasche mit in die Kabine?
Ist das der Spanier in Ihnen, der bei emotionalen Momenten durchbricht?
Man lernt ganz früh beim Fußball: Was in der
Kabine passiert, bleibt in der Kabine.
Eher der grundsätzliche Ehrgeiz.
Woran zeigt sich Ihre eigene Eitelkeit?
Nein. Es gibt natürlich Momente, die anrühren.
Aber minutenlanges Heulen? So einen Moment
hatte ich noch nie.
Ich nehme täglich eine gute Gesichtscreme
wegen meiner trockenen Haut. Das ist eher Sinn
für Zweckmäßigkeit. Ich ziehe auch nichts an, nur
weil es trendy ist. Ich habe immer den gleichen
Stil – schlicht.
Woran orientieren Sie sich beim Shoppen?
Nach meinem eigenen Geschmack.
Apropos Shoppen: Sie sammeln Vintage-Autos
und fahren gern Motorrad?
Sammeln ist aber übertrieben, ich habe nur
einen Oldtimer. Ich finde 50, 60 Jahre alte Autos
schön. Ein Traum wäre das 300er-SL-Flügeltüren-Modell von Mercedes. Einen Motorradführerschein habe ich nicht. Aber ich liebe alte
Motorräder.
Wofür geben Sie sonst Geld aus?
Ich esse gern und gut. Ich werfe mein Geld aber
auch nicht aus dem Fenster.
Sie gelten als einer der zehn teuersten Kicker
der Welt. Fühlen sich solche Millionensummen
nicht manchmal Schwindel erregend an?
Mein Ziel ist nur, sehr erfolgreich zu sein. Ich
habe eine Begabung für den Fußball mit auf
den Weg bekommen, und will das Beste daraus
machen. Ich versuche letztlich nur, den Ball ins
Tor zu schießen.
6
Glücksgefühle: Freude, Emotion, Stärke.
Auf der Sonnenseite
Mario Gomez Garcia, 26,
wurde im schwäbischen
Riedlingen geboren.
Sein Vater ist Spanier,
seine Mutter Deutsche.
Bereits mit acht
Jahren wollte Gomez
Profi-Fußballer werden.
Schon mal geheult nach einem verlorenen Spiel?
»Es gibt wohl keinen Fußballer,
der nicht sensibel ist.
Das ist keine Schwäche«
Dramen wie der Selbstmord von Robert Enke
oder die Depressionen von Sebastian Deisler
waren öffentliches Thema:
Wie sensibel darf ein Spitzenfußballer sein?
Es gibt wohl keinen Fußballer, der nicht sensibel ist. Das ist keine Schwäche. Ohne Gefühle
funktioniert nichts auf dem Platz. Aber wenn
du mit Druck nicht umgehen kannst, fällt es
schwer, Top-Leistungen zu bringen. Wenn
du über Probleme nicht sprechen kannst,
wird es noch schwieriger. Weil du dich selber
runterziehst.
FOCUS 16/2012
FOCUS 16/2012
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FOCUS 16/2012
Bei jemandem, der so im Mittelpunkt steht wie
Sie, sind die Reaktionen extrem: von großem Lob
bis zu Schmähgesängen. Wie gehen Sie damit um?
Im Moment der Kritik trifft einen so etwas. Aber
ich bin Profi-Fußballer, seit ich 18 war. Meine Karriere ging meist nach oben, zweimal ging es brutal nach unten. Ich hatte diese schwierige Zeit im
Nationalteam, als ich nicht so glücklich gespielt
habe: Ich bekam den Kopf nicht frei, die Leute
nörgelten. Solche Phasen härten ab. Ich werde
immer polarisieren. Ich bin bei Bayern, bin Stürmer, da werde ich immer Kritik abbekommen.
Wichtig ist nicht, was die Leute denken, sondern
ob ich Spaß an meinem Job habe.
Entspannt erfolgreich
Gomez führt die Liste der
Torschützen in der Bundesliga an. Bei seinem
Wechsel vom VfB Stuttgart
zum FC Bayern im Jahr
2009 flossen 30 Millionen
Euro – der teuerste Transfer in der BundesligaGeschichte. Seit 2011 hat
er einen Stammplatz in
der Nationalmannschaft
Wie gehen Sie mit der permanenten medialen
Beobachtung um?
Das ist Teil meines Lebens, kein Problem.
Wäre ein so öffentliches Leben wie das von
David Beckham für Sie vorstellbar?
Schwierig. Ich bleibe gern privat. Ich muss mein
Privatleben nicht öffentlich dokumentieren. Das
Leben ist schon durchleuchtet genug. Ich wäre
eher froh, wenn mich die Leute nach meiner
Fußballkarriere nicht mehr erkennen.
Wann haben Sie zuletzt richtig gefeiert
und einen über den Durst getrunken?
Silvester. Das gehört auch dazu. Aber ich trinke
während der Saison keinen Alkohol, nur in der
Sommer- und Winterpause.
Sind Sie mit anderen Spielern befreundet?
Mit einigen, zum Beispiel mit Sami Khedira, Andi
Ottl, Holger Badstuber, Jerome Boateng. Viele
sind es nicht, weil wir ja ohnehin mehr mit den
»Ich werde immer polarisieren.
Ich bin bei Bayern,
bin Stürmer, da werde ich immer
Kritik abbekommen«
Mitspielern als mit Freundin und Familie zusammen sind. Da bin ich froh, wenn ich die Fußballwelt auch mal hinter mir lassen kann und zu
Hause bin.
Was machen Sie dann so?
An meinem letzten freien Tag bin ich zu meinen
Eltern gefahren. Ich bin supergern dort.
Sagt Ihnen Ihre Mutter eher „Junge,
ich bin stolz auf dich“ oder „Jetzt räum mal
endlich deine Sachen auf!“?
9
Beides. Wobei sie nicht jeden Tag sagen muss,
dass sie stolz auf mich ist. Sie kann stolz auf sich
sein. Meine Eltern haben einen großen Anteil an
meinem Erfolg.
Ihr Opa ist Olivenbauer in einem kleinen Dorf
in Südspanien. Haben Sie die dortige
Mario-Gomez-Straße selbst eingeweiht?
Leider nicht. Aber das ist auch nicht spektakulär
dort: Die Straße besteht nur aus drei Häusern.
Zwei gehören meinem Opa. Aber der ist mächtig
stolz auf mich.
Gab es Zeiten, in denen Ihre Familie an Ihrer
Berufswahl zweifelte?
Nein. Mein Daddy ist ja Handwerker, aber es gab
nie ein Drängen von ihm, dass ich ein Handwerk
lernen soll. Ich habe mein Fachabitur gemacht,
»So lange meine Beine
mich tragen, werde ich Fußball
spielen«
während ich schon Profi wurde. Ich wusste, die
nächsten zehn Jahre würde ich im Profisport
bleiben – wenn nichts gewaltig schiefgeht.
Wenn’s gut läuft, spielen Sie noch gut zehn
Jahre. Was wäre danach eine Option?
Vielleicht Management, Marketing. Wirtschaft
interessiert mich. Fußball ist so schnelllebig,
heute weißt du nicht, was morgen ist. Aber ich
will nicht viel überlegen. So lange meine Beine
mich tragen, werde ich Fußball spielen.
Gehen Sie vielleicht noch nach Spanien?
Ja, wenn ich irgendwann der Mannschaft nicht
mehr weiterhelfen kann, wenn ich zu alt bin,
wenn es nicht mehr reicht für Bayern. Aber
momentan habe ich nicht vor, etwas anderes zu
machen.
Was die Zukunft angeht: Mit Ihrer Freundin
sind Sie seit Jahren zusammen. Woran liegt es,
dass sich viele Fußballer so jung binden?
Man wird Profi-Fußballer mit etwa 18 Jahren,
dann beginnt die weite Reise: Du bist alle drei
Tage ein, zwei Nächte von zu Hause weg, hast
kein richtig geregeltes Leben. Da sehnt man sich
nach Geborgenheit – nach Frau, Kindern.
Viele Schauspieler, Musiker sagen, dass sie
berühmt werden wollten, um Frauen zu erobern.
Ist das bei Fußballern ähnlich?
Ich glaube nicht. Ich wollte mit acht Fußballer
werden – da habe ich kein bisschen an Mädchen
gedacht.
■
INTERVIEW: E. HARTMANN-WOLFF / M. SCHAERTL
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FOCUS 16/2012
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Riva,
la DIVA!
In den sechziger Jahren waren die Mahagoni-Motorboote von Riva beim Jetset begehrt.
Heute erzielen die noch existierenden 2000 Originale Spitzenpreise
Maritimes Meisterstück
Die restaurierte „Aquarama“
verließ als Vierte das Werk
in Sarnico. Sie gewann beim
Concours d’Elégance auf dem
kalifornischen Lake Tahoe
12
Foto: Olaf Tamm
I
n einer Vollmondnacht im Jahr 1966
buhlte Gunter Sachs um die Gunst der
begehrtesten Frau der Welt. Rote Rosen
ließ der Lebemann aus einem Helikopter über das südfranzösische Anwesen von
Brigitte Bardot regnen. Der Legende nach
legte Sachs dann im Smoking mit seinem
Riva-Boot am Steg von Bardots Anwesen La Madrague an. Sein Plan ging auf:
Die französische Schauspielerin erlag dem
deutschen Industrieerben. Fotos, die das
strahlende Paar – er in Badehose, sie im
Bikini – an Bord eines schnittigen RivaBootes an der Côte d’Azur zeigen, bezeugten
das Glück. So sah also das Dolce Vita aus.
Der Rest ist Geschichte. Die Ehe der Society-Stars wurde drei Jahre später geschieden.
Gunter Sachs weilt nicht mehr unter uns.
La Bardot zeigt sich nur, wenn es ihrer Tierschutzkampagne dient. Und Saint-Tropez ist
fest in der Hand russischer Oligarchen.
Und ewig lockt die Riva. Nichts anhaben
konnten die Zeitläufte indes der Bootsmarke aus dem oberitalienischen Sarnico. Die
Traumschiffchen vom Lago d’Iseo sind nach
wie vor das Objekt der Begierde vieler Freizeitkapitäne. Das heißt, all jene Mahagoniboote, die noch aus der Zeit stammen, als
Carlo Riva die Geschicke der Werft leitete.
Das Gros der 4200 windschnittigen Wasserfahrzeuge zimmerten die Bootsbauer in
Sarnico von Anfang der fünfziger bis Ende
der sechziger Jahre nach den Plänen Rivas.
Ungefähr die Hälfte der Edelschiffe existiert
noch und erfreut sich, genau wie VintageNobelautos aus der Mitte des vergangenen
Jahrhunderts, wachsender Beliebtheit. Die
Preise steigen entsprechend.
Carlo Riva übernahm 1949 im Alter von
27 Jahren den Betrieb mit dem Ziel, „Pleasure Boats“ zu fabrizieren. Mit der Präzision
eines Schweizer Uhrmachers und der Ästhetik
eines Sportwagendesigners entwarf der Italiener sechs PS starke Modelle. Was Rolls-Royce
auf der Straße war, wurde Riva zu Wasser.
Sean Connery, Sophia Loren, Aga Khan,
Aristoteles Onassis: Die High Society fegte in
ihren Rivas über Seen und Meere oder sonnte
sich darauf in den Buchten von Monaco, Porto
Cervo und Marbella. Vor allem die zweimotorige „Aquarama“ mit ihren bis zu zweimal
350 PS avancierte zum Lieblingsspielzeug
der hedonistischen Kundschaft.
1969 verkaufte Carlo Riva wegen Gewerkschaftsstreitigkeiten die Werft an einen amerikanischen Investor, der vermehrt auf Glasfaserkunststoff setzte statt auf kostspielige
Hölzer. Der Mythos der Marke ging baden.
FOCUS 16/2012
40 000
Euro kostet das
Einstiegsmodell,
die »Riva
Junior«. Für
eine restaurierte
»Aquarama«
werden
zwischen
250 000 und
einer halben
Million Euro
aufgerufen
1996 liefen in Sarnico die letzten der Mahagonimeisterstücke vom Stapel. Heute gehört Riva zur italienischen Ferretti-Gruppe.
Die wiederum wurde unlängst vom chinesischen Shandong-Weichai-Konzern gekauft.
An Stelle von stilvollen Schiffchen fabriziert Riva unter Ferretti gigantische Jachten
wie beispielsweise die 35 Meter lange „115
Athena“ für zwölf Millionen Euro.
Wahre Riva-Enthusiasten wie Norman Bauer von der Boat Lounge in Berlin können
über derlei Dekadenz nur müde lächeln:
„Geldvernichtung.“ Mehr will Bauer dazu
nicht sagen. Überhaupt ist Geld kein großes
Thema für den Händler und Vizepräsidenten
des Riva Clubs Deutschland. „Wir verkaufen
Emotionen“, erklärt er sein Business.
Und die haben ihren Preis: von 40 000 Euro
an aufwärts werden derzeit für das Einstiegsmodell, eine restaurierte „Riva Junior“, aufgerufen. Die „Aquarama“ liegt zwischen
250 000 und einer halben Million Euro – je nach
Zustand. Seine Klientel, die die Boat Lounge in
der Classic Remise in Berlin-Moabit aufsucht,
charakterisiert Bauer als „Menschen, die von
allem zu viel haben, außer Zeit“. Deshalb bietet er einen Rundumservice an und liefert das
Boot auch direkt zum Urlaubsort.
Während die Luxusbootbranche seit der
Finanzkrise von 2008 unter einer Flaute
leidet, läuft das Geschäft mit den VintageMotorbooten wie geschmiert. Ob eine Riva
als Investment tauge? „Ich verspreche meinen Kunden nicht, dass sie Geld verdienen.
Verluste hat bislang noch keiner gemacht“,
pariert Bauer. Die Nachfrage, so der Händler, übersteige derzeit das Angebot. Rund
30 Rivas schippern über die Berliner und
Brandenburger Seen. Deutschlandweit findet
man rund 100 der maritimen Oldtimer.
Neuerdings stilisiert Ferretti die neu aufgelegten Rivas zu Kunstobjekten. Die
von Stardesigner Marc Newson frisierte
Glasfaserkunststoff-„Aquariva“ wird für 1,2
Millionen Euro exklusiv in der New Yorker
Gagosian-Galerie verkauft. Newson erklärte,
er wollte bei seinem Facelift zu den Wurzeln
der Kultmarke zurück.
Zu den Wurzeln zieht es Ende August auch
die Riva-Afficionados. In Sarnico werden
zwei Jubiläen gefeiert: der erste Stapellauf
der „Aquarama“ vor 50 Jahren und die Feier von Carlo Rivas 90. Geburtstag. Bereits
mehr als 100 Eigner aus aller Welt wollen mit
ihren Motorbooten auf dem Iseosee fahren.
In Mahagoni-Originalen versteht sich.
■
ELKE HARTMANN-WOLFF
13
Auf der Zielgeraden
Anfangs schien er eher wie der Traum eines versponnenen Adeligen. Im Juli wird der neue
Auto-Rundkurs BILSTER BERG im Teutoburger Wald nun eröffnet. Er ist bereits fast ausgebucht
14
W
alter Röhrl kennt die 4,2 Kilometer mit den 70 Meter Höhenunterschied in- und auswendig.
Die Kurve Nummer 11 ist für den ehemaligen Rallye-Weltmeister eine Schlüsselstelle.
Es ist der Teil mit dem größten Gefällewechsel, „Mausefalle“ genannt: „Der Einlenkpunkt ist nicht sichtbar, und so geht es blind
in ein bis zu 26-prozentiges Gefälle. Hier
gehen wir früh nach innen und wieder aufs
Gas, um das Gefälle auszunützen. Die Kurve
geht am Ausgang viel schneller, als man
denkt, da das Auto in der Kompression der
aufmachenden Kurve mehr Grip bekommt“,
beschreibt der 65-Jährige seine ideale Linie.
Und danach mit bis zu 20 Prozent Steigung
den Berg wieder hinauf „wie gegen eine
Wand aus Asphalt“. Am Computer.
Gefahren ist Röhrl den Rundkurs im Teutoburger Wald noch nie. Planiert ist er zwar
schon, aber Tragschicht, Bindeschicht und
Deckschicht fehlen noch. Der Asphalt also.
Dann ist sie fast fertig, die „Test- und Präsentationsstrecke“ mit dem feinen Namen Bilster Berg Drive Resort. In den bis jetzt absolvierten Simulationen erinnert sie Röhrl gar
an die „unverwechselbare Streckenführung
großer Naturrennkurse wie den Nürburgring“. „Der Lange“, so Röhrls Spitzname,
ist einer der Berater von Marcus Graf von
Oeynhausen-Sierstorpff, dem Ideengeber
des Neubaus. Seit dem 29. Mai 1932, dem
Tag der Eröffnung des Hockenheimrings,
wurde in Westdeutschland kein vergleichbarer Auto-Parcours mehr gebaut. Der Nürburgring stammt aus dem Jahr 1927.
Nach sechs Jahren Plan- und Bauzeit eröffnet im Juli auf der Anhöhe bei Bad Driburg
zwischen Nieheim und Merlsheim etwas in
Europa Einmaliges. Es ist eine anspruchsvolle Strecke, die zwar Formel-1-tauglich
ist, aber anders genutzt werden soll: als Forschungs- und Entwicklungszentrum für die
Automobilindustrie, als Testpark der Verkehrsmedizin, als Anlage für Fahrtrainings
und private Ausfahrten oder auch für
FOCUS 16/2012
Foto: Stefan Thomas Kröger/FOCUS-Magazin
Standort »Mausefalle«
Graf Oeynhausen und
sein Familien-Porsche
auf der planierten
Strecke am Bilster Berg
7. Mai 2000. Der Große Preis von Spanien. 15:34 Uhr.
David Coulthard fährt als Zweiter durchs Ziel. Trotz angebrochener Rippen.
CHARAKTER ZEIGT MAN, WENN
MAN GEGEN ALLE WIDERSTÄNDE
SEIN ZIEL VERFOLGT.
Die ganze Geschichte auf tabac-original.de
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Präsentationen neuer Kraftwagen. Mit angeschlossenem Hotel, Clubhaus, Hubschrauberlandeplatz und, je nach Bedarf, mit Spezialitäten wie „Dynamikfläche“ oder einer
Passage für „Nass-Handling“.
34 Millionen Euro kostet das Ganze, und Graf
Oeynhausen hat dieses Ganze bis auf vier
Millionen Euro ausschließlich privat finanziert. Ohne Fördergelder. Mehr als 150 Investoren, darunter auch einige Frauen, haben
jeweils mindestens 100 000 Euro in einen
geschlossenen Fonds einbezahlt: „Weil unser
Projekt aus Steinen und Erde ist, hat uns
die Euro- und Finanzkrise sogar geholfen“,
erzählt der Auto-Graf. „Es liegt im Trend
der Zeit, in etwas zu investieren, was ich
anfassen kann. Und es ist eines der besten
Beispiele dafür, dass in Deutschland mit klarem Willen und mutigem Unternehmertum
tatsächlich auch ungewöhnliche Vorhaben
realisiert werden können.“
Jahrzehntelang gehörte das versteckte
Areal der britischen Rheinarmee, die es als
streng bewachtes Munitionsdepot nutzte. Die
Briten errichteten ein 6,5 Kilometer langes
Straßennetz, unterirdische Wasserreservoirs,
meterhohe Explosionsschutzmauern und 35
Hallen, deren Bauweise mit „massiv“ zu
beschreiben eine Untertreibung wäre. 1993,
nach dem Zerfall des Ostblocks, zogen die
Soldaten ab. Das Gelände lag brach.
Die Idee für die Rennstrecke entstand auf
einer gemeinsamen Radtour des Grafen
mit einem Kenner des Grundstücks auf den
Bilster Berg. Auch der passende Architekt
war schnell gefunden: Es ist Hermann Tilke,
der bereits Formel-1-Pisten in Malaysia, Bahrain oder Istanbul entworfen hat. „Wir sind
aber mehr wie ein Country-Club und kein
Ort für Großveranstaltungen“, betont Graf
Oeynhausen. Für das Premierenjahr 2012 ist
die Anlage trotzdem schon fast ausgebucht.
16
Leben nach der Baustelle
An der Start-Ziel-Geraden
(hier eine 3-D-Animation)
entstehen aus den Hallen
des Munitionsdepots zwei
Boxengassen. „Darum
wird uns die ganze Welt
beneiden“, ahnt der Graf
»Weil unser
Projekt aus
Steinen und
Erde ist, hat
uns die Finanzkrise sogar
geholfen«
Manche können die Eröffnung kaum
erwarten: Volkswagen zum Beispiel präsentierte sein neues Pick-up-Modell Amarok einfach auf der Baustelle. Ein anderer bekannter
Automobilhersteller wollte gleich mit einem
Anteil einsteigen, der ihm eine Sperrminorität gesichert hätte. Und Jean Todt, der ehemalige Formel-1-Teamchef von Ferrari und
aktuelle Präsident des Welt-Automobilverbands FIA, war kürzlich auch schon da.
„Ich bin der Anschieber", sagt Graf Oeynhausen, „aber das geht nur, weil alle mitziehen: Investoren, Behörden und Bevölkerung.“ In puncto Umweltschutz habe man
„sogar mehr Ausgleich geschaffen, als an
Substanz da gewesen“ sei: „Wenn auf dem
Gelände eine Fledermaus gefunden wurde,
haben wir sogenannte Ersatzhabitate für
fünf Fledermäuse geschaffen.“ Selbst für die
Kammmolche, die in einem alten Löschwasserbetonbecken gefunden wurden, sei ein
eigener Teich angelegt worden. Ein weiterer
wird folgen. Klagen der nicht besonders vielen Gegner, die sich in der Interessengemeinschaft „Ruhe am Bilster Berg“ zusammengeschlossen haben, gäbe es trotzdem noch,
räumt Graf Oyenhausen auf Nachfrage ein,
aber auch da ist er natürlich guter Dinge.
Er ist also auf der Zielgeraden, der Mann, dessen Idee viele anfangs als Spinnerei abtaten.
Eigentlich hat er ja genügend andere Dinge zu
tun, mit seinen bald fünf Kurkliniken, seinem
„Gräflicher Park Hotel & Spa“, seinen Mineralwasserquellen, seinen mehr als 1300 Mitarbeitern, seiner Frau und seinen drei Kindern.
Wenn da nicht die Autos wären. Der Herr Graf
fährt nämlich selbst Rennen und bastelt gerade wieder an einem neuen Wagen rum: „Ein
Austin 35 ist das. 900 Kubik. Auf dem haben
Graham Hill und James Hunt gelernt!“
■
STEFAN RUZAS
FOCUS 16/2012
lieber pitschnass als knochentrocken.
mein leben passt mir
Shop online:
www.brax.com
Was braucht ein Hemd? Was
muss man beim Kauf beachten?
MAX DIETL, Deutschlands
berühmtester Herrenschneider,
BEWERTET VIER HEMDEN aus
Maßkonfektion, InternetManufaktur und von der Stange
D
as Hemd entscheidet. Zumindest für
den perfekten Verkäufer. Es ist noch
entscheidender als Schuhe, Anzug
oder Krawatte. Zeigt jedenfalls eine Studie
der Beratungsgesellschaft Pawlik Sales Consultants, für die 1928 Vertriebsexperten verschiedener Branchen befragt wurden. „Für
87 Prozent aller Befragten hat das Hemd
äußerste Wichtigkeit“, heißt es dort. Einfarbig sollte ein Hemd sein und hell, meinen
all die Verkäufer, einen Kent- oder Haifischkragen sollte es haben und einen Ärmel, der
einen Zentimeter länger ist als das Sakko.
Nach einem Anzugtest (FOCUS 16/11),
in dem der Herrenschneider Max Dietl drei
Zweiteiler für unter 400 Euro bewertet hat, ist
nun das Weiße dran. Basis jeder Garderobe.
In Dietls Haus an der Münchner Residenzstraße kostet solch ein Hemd mindestens
320, zuweilen auch bis zu 800 Euro. Es sind
Maßkonfektionsstücke von Brioni oder Kiton.
FOCUS beschränkt sich im Hemdencheck
auf Preise von maximal 87 Euro. Wir bestellen auf der Internet-Seite der Müller Maßmanufaktur. Wir wählen für Hemden von der
18
Überraschend
Das „Classic“ von COS kostet zwar nur 49 Euro, aber
Dietl gefielen bis auf ein „minimal zu großes Armloch“ nicht
nur Verarbeitung und Qualität,
sondern auch die Passform
Solide
Das Müller-Hemd hat zwar
einen Polyester-Anteil
(79,90 Euro), kam nach der
Vorrunde aber auf Rang zwei.
Dietl: „Sehr guter Schnitt,
schöner Kragen“
Fotos: Alescha Birkenholz/FOCUS-Magazin
Das
kleine
Weiße
FOCUS 16/2012
Unpassend
Die Kragenweite 41 passt,
der Rest nicht so. Das Hemd
von Jacques Britt (79,95 Euro)
sei „ganz schön mächtig“,
so Dietl. Und er habe den
Eindruck, es sei „nicht fertig“
Enttäuschend
Strahlendes Weiß reicht
nicht: Am Hemd von
La Chemiserie Traditionnelle
(87 Euro) moniert Dietl zu viele
Falten, mangelhafte Form und
einen „kartonartigen Kragen“
Stange die Edelmarke von Hennes & Mauritz, COS, sowie das Label Jacques Britt.
Und wir testen einen weiteren Maßkonfektionär, die Firma La Chemiserie Traditionnelle mit Filialen in Düsseldorf, München und
Hamburg, in denen man vor Ort vermessen
wird. Hemdlänge, Taillierung, Kragen, Manschettengröße und einige Maße mehr. Sogar
der Faden für die Knopflöcher ist wählbar.
Dietls wichtigste Hemden-Lehrsätze lauten:
1. Natur wirkt immer schöner und wertvoller als Kunststoff. Egal, ob bei Stoff oder
Knöpfen. 2. Das Weiß der Baumwolle ist ein
Qualitätsmerkmal. Je heller, desto besser.
3. Monogramme sind völlig in Ordnung. Wenn
ein Hemd persönlich angefertigt wird, darf es
auch persönlich gekennzeichnet sein. 4. Ein
zu kleiner Kragen ist gefährlich. Er rutscht
unters Sakko. 5. Überhaupt: Vorsicht bei
der Wahl des Kragens! Ein breiter Haifischkragen macht ein breites Gesicht noch breiter.
6. Nur Mut zu Manschettenknöpfen. Sie sind
neben der Uhr das einzige Schmuckstück
des Mannes. Das darf gefeiert werden.
„Früher wurden ja alle Hemden weit getragen. Das war für die von der Stange einfacher. Heute muss alles schlank und optimiert
sein. Da sind wir Maßarbeiter doch eigentlich im Vorteil“, mutmaßt Gutachter Dietl zu
Beginn des Checks, für den alle Etiketten
der Hemden unkenntlich gemacht werden.
Umso überraschender fällt dann nach sorgfältiger Prüfung sein Gesamturteil in den
Kategorien Qualität, Verarbeitung und Passform aus: Auf dem ersten Platz landet ausgerechnet das mit Abstand günstigste Hemd
der H & M-Marke COS (49 Euro). Dessen
hundertprozentiger Baumwollstoff sei nicht
nur „geschmeidiger als der der anderen“,
meint Dietl. Es sei zudem „recht sauber
genäht, auch an den Seitennähten schön
verarbeitet und im Schnitt das modernste“.
Und das teuerste, das, wofür der FOCUSRedakteur persönlich vermessen wurde? „Es
ist leider zu weit, und es zieht schon jetzt
Querfalten, die Sie auch durch Bügeln nicht
rauskriegen“, meint Dietl. „Ich habe fast den
Eindruck, das Hemd wurde schief genäht.“
Was den stets höflichen Dietl fast ein
wenig ungehalten werden lässt, sind aber
die Knopflöcher sämtlicher Hemden. „Überall Fäden, an denen man hängen bleiben
kann. Da sieht man einfach, dass das alles in
Eile entsteht“, moniert der Maß-Mann, der
sich für Bekleidung gern etwas mehr Zeit
nimmt.
■
STEFAN RUZAS
FOCUS 16/2012
19
Richtiger
Riecher
Der Kölner ROBERT
MÜLLER-GRÜNOW hat
eine Nase für Duftmarken.
Seine Firma kreiert
Parfüms für Autos,
Hotels und Modeläden
Der Geruch der Kindheit. Duft wirkt sehr
emotional und löst unmittelbar Erinnerungen aus. Da läuft vor dem inneren Auge ein
Film ab. Meist verbinden wir mit einem Duft
ein schönes Erlebnis aus der Kindheit, zum
Beispiel wenn es nach frisch gebackenen
Plätzchen duftet.
Welchen Geruch mögen alle Menschen?
Vanille. Muttermilch schmeckt danach, und
die Ersatzprodukte sind mit noch mehr Vanillearomen angereichert. Der Duft kommuniziert daher bei den meisten Erwachsenen
Wärme und Behaglichkeit.
Kann mich ein Parfüm attraktiver machen?
Mit Duft kann man alles kommunizieren. Sie
machen sich attraktiver, wenn Sie versuchen,
bestimmte Charaktereigenschaften, die Sie
haben oder die Sie sich wünschen, damit
zu betonen. Nach diesem Prinzip arbeiten
wir auch für Unternehmen. Das ist aber eine
Frage der Dosierung. Die Duftnote muss zur
Marke passen. Wir arbeiten daher meist an
der Wahrnehmungsgrenze, dann wirkt der
Duft unterschwellig und selbstverständlich.
Kann ein Mann eine Frau mit einem Duft
verführen?
Daran glaube ich nicht. Der Geruch allein
wird nicht ausreichen. Da spielen schon alle
Sinne mit. Aber der Duft bestimmt, welche
Paare zusammenpassen. Der eigene Geruch
transportiert alle genetischen Informationen,
nach denen wir unsere Partner auswählen.
20
Nur wenn die Frau die Pille nimmt, verändert das ihren Körpergeruch und damit auch
die Partnerwahl. Laut einer Studie liegt bei
so zusammengewürfelten Paaren die Scheidungsrate deutlich höher.
Beduften Sie auch Wohnräume?
Ja, wir haben dafür einen Scentcube entwickelt, den man mit Duftkartuschen füllen
kann. Allerdings riecht jede Wohnung ganz
eigen, meist ein Gemisch aus Körpergeruch
und den Materialien, die sich darin befinden.
Daher sollte man erst verschiedene Düfte
ausprobieren. Für Samsung haben wir einen
passenden Ladenduft kreiert: Er riecht sehr
männlich, zitronig frisch, nach Ozon, Metall
und Kunststoff. Und im „Swissôtel Berlin“
haben wir Aromen von Schnee, Holz und
roten Beeren verwendet.
Kann das auch des Guten zu viel sein?
Absolut. Las Vegas ist für mich ein abschreckendes Beispiel. Dort riecht jedes Hotel,
jede Bar, jeder Laden anders. Die Düfte benebeln einen so intensiv, das grenzt
schon an Geruchsbelästigung. Weniger ist da
mehr. Wer in der Parfümerie zu viele Düfte
versprüht, blockiert die Rezeptoren seiner
Nase und riecht gar nichts mehr. Für dezente
Aromen bringen wir bald einen Scentstick
für den Zigarettenanzünder im Auto auf den
Markt. Pfefferminzduft etwa erfrischt und
hält wach.
■
INTERVIEW: GABI CZÖPPAN
FOCUS 16/2012
Foto: Dominik Asbach/FOCUS-Magazin
Herr Müller-Grünow, was ist guter Duft?
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So duftet Design
»Es gibt keinen Luxus ohne Parfüm«, sagt Karl Lagerfeld. Recht hat er. Immer mehr Modehäuser pflegen
ihr Image mit EIGENEN DUFTLINIEN FÜR DEN MANN – von sportlich-frisch bis orientalisch-schwer
7. Unser
Favorit
1. Ein ganzer
Kerl
Für seinen ersten Duft Bang
warb Designer Marc Jacobs
höchstselbst und höchst
erfolgreich mit ganzem Körpereinsatz. Das neue Bang
Bang ist die dynamischere
Variante des Debüts: Zitrone, Sandelholz, Moschus.
Besser!
2008 erfand Givenchy
Play, jetzt kommt Play
Sport dazu: eine prickelnde Mischung aus Minze,
Ingwer, Bergamotte, Zitrus. Das Einzige, was man
gegen diesen Duft sagen
könnte: Er ist sehr gefällig.
Aber wer will nicht gefallen?
7.
6.
1.
3.
6. Neues aus
der Dose
5.
2. Vor dem
Spiel
Foto: Alescha Birkenholz/FOCUS-Magazin
Das zweite Lacoste-Parfüm
L.12.12. Rouge soll so
duften, wie ein rotes PoloShirt aussieht (hoffentlich
vor dem Match). Ob das
gelungen ist, mag jeder
selbst entscheiden. Fakt
ist: riecht gut, sieht gut
aus. Probieren!
3. Unterwegs mit
dem Mainstream
Kritiker werfen Chanels Haus-Parfümeur Jacques Polge vor, sich mit
Bleu de Chanel an den Mainstream
verkauft zu haben. Stimmt – aber
was soll’s? Bleu duftet unaufdringlich maskulin. Neu als Reisegröße.
FOCUS 16/2012
2.
Designer Jean Paul Gaultier
mixt Parfüms für Mutige.
Seinen Klassiker Le Male
hat er für die Reisesaison
2012 in einen Flachmann –
Achtung, Trend! – gefüllt (s.
Nr. 4) und in die obligatorische Dose gesteckt. Duftet
orientalisch wie immer.
4.
4. Nichts für
Flachmänner
Mit seinem ersten Sportswear-Duft
Loaded will das Schweizer Label
Strellson Großstadthelden begeistern.
Achtung, Trend: der Flachmann-Flakon
(s. Nr. 6)! Das pfefferig-holzige Eau de
Toilette ist erfrischend individuell.
5. Für ausgeprägte
Persönlichkeiten
Siebzehn Jahre nach der Lancierung
von Le Male präsentiert Gaultier
Kokorico. Der Meister wollte „etwas
mit Federn“, rührte Patchouli,
Zedernholz und Kakao zusammen.
Kikeriki! Definitiv kein Mainstream.
29
Männer, die
auflegen
Mehr Holzkohle war nie. Ein Gartenspaß wird ausgeklügelt:
GRILLEN IST DIE NEUE PASSION der Hobby-Gourmetköche
D
as Schwein wurde knusprig, als die
Sonne über den Isarauen unterging.
In der Nähe vom Münchner Tierpark
Hellabrunn hatte der Unternehmer Ludwig
Heiter Quartier bezogen: Auf einem mächtigen Holzkohlegrill drehte sich seit Stunden
ein Spanferkel. Als neugierige Passanten
wissen wollten, welcher Gastronom hier am
Werk sei, musste Heiter sie enttäuschen. Die
Party an der Isar war „ganz privat“, ein Spaß
für ihn und 40 geladene Freunde.
Größer, öfter und mit Mut zum Experiment:
Deutschland grillt durch. Schönes Wetter
ist ein Plus, aber schon lange nicht mehr
Voraussetzung. Wofür gibt es Terrassen mit
Markisen? Der amerikanische Gerätehersteller Weber-Stephen jedenfalls verzeichnet seit
Jahren ein zweistelliges Umsatzwachstum.
Damit verbessere sich auch das Grill-Knowhow der Deutschen erheblich, hat Weber bei
einer Befragung von 746 Grillbesitzern festgestellt. So gut wie vorbei sind danach die
30
Burger und Steaks sind
die Könige auf dem Grill.
Der Hofstaat besteht aus
karamellisierten Zwiebeln,
Espresso-Soße oder Tomaten-Relish. Diese Grill„Offenbarung“ ist 300 Seiten dick. Und liefert sogar
Rezepte für gestürzten
Ananaskuchen vom Rost.
ELLEN DANIEL
FOCUS 16/2012
Foto: MM Productions/Corbis
Diese zwei üben noch Echte Grillprofis benutzen keinen Brandbeschleuniger!
Zeiten, in denen man Schweinswürstel mit
Benzingeschmack aß und glaubte, das strenge Aroma gehöre dazu wie der Kasten Bier.
Anzündflüssigkeiten auf Erdölbasis sind
für Gourmet-Griller tabu. Stattdessen kommen geschmacksneutrale Beschleuniger wie
Anzündkamine und Turbokohle zum Einsatz.
Kaum geändert hat sich die Rollenverteilung
am Rost: In nur einem Viertel der befragten
Familien geht auch Mutti ans Feuer. Bei der
Mehrheit der Deutschen sind es die Männer,
die auflegen.
Feuer und Rauch gehören für die meisten dazu. Acht von zehn deutschen Grillfans
haben einen klassischen Holzkohlegrill. Der
kommt bevorzugt im Hof zum Einsatz, wie
Weber herausgefunden hat. Wenig überraschend: Wenn Männer auflegen, sind Bratwurst und Schweinenacken, Spareribs und
Burger am beliebtesten. Beachtliche 39 Prozent grillen aber auch regelmäßig Fisch und
Meeresfrüchte. Fast die Hälfte legen öfter
Gemüse auf den Rost, und immerhin neun
Prozent versuchen sich an Wildbret.
Heißräuchern mit Holzchips: Fortgeschrittene
Grillfans beschäftigen sich aktuell mit dem
Thema Räuchern. Die Idee dazu stammt vermutlich von einem Weber-Mitarbeiter, der
im Türkei-Urlaub gesehen hat, wie Lammhack-Spießchen auf gewässertem Zedernbrett zubereitet wurden und ihre betörenden
Schwaden über den Bosporus schickten. Um
das Verfahren heimtauglich zu machen, bieten verschiedene Hersteller Holzchips an.
Die Chips werden gewässert und auf die glühende Kohle gestreut. Eine in den geschlossenen Grill gestellte Aluschale mit Wasser
reduziert die Gartemperatur.
Empfehlenswert ist Eiche für Rind und
Schwein. Apfelbaum, Pekannuss oder Erle
passen besser zu Huhn oder Fisch. Geduld
gehört dazu: Beim langsamen Heißräuchern
gart das Fleisch bei einer Temperatur von
110 bis 120 Grad und braucht entsprechend
länger. Das Zaubern mit Holzaromen erfordert ein bisschen Fingerspitzengefühl. Zu
viele Chips geben dem Fleisch einen seifigen Geschmack. Wer zu zaghaft einstreut,
schmeckt die Aromen hinter dem Rauch
nicht heraus. Eine Warnung an Orientfans
zum Schluss: Weiches, harzreiches Zedernholz eignet sich nicht zum Einstreuen. Auch
als Grillbrett geht es nur, wenn das Harz ausgeblutet ist. Dazu sollte man in mindestens
zweiter Generation holzräuchern. Immer auf
demselben Brett, versteht sich.
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Für Mutige: Seite 30 – richtig
kombiniert, dürfen es auch hellblaue Bermudas sein . . .
33
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34
»Eleganz heißt
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Gedächtnis zu
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36
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Mode geht«
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FOCUS 16/2012
37
»Wer Ellbogen
zeigt, kann auch
Knie zeigen«
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38
FOCUS 16/2012
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Uhr aus Stahl und Roségold,
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Fotos: Alescha Birkenholz
Styling: Mischa Oexle
Visagistin: Sabrina Aigner
using Chanel & ghd
Produktion: Sirka Henning
Redaktion: Barbara Jung
Assistenz: Sophie Hirsch
Vielen Dank an das
„Kempinski Hotel
Airpor t München“
39
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Hautalterung
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Men mattiert
Schnell & spurlos!
So wollen es Männer bei
der Pflege – 13 Minuten
verwenden sie täglich für
ihr GESICHT. Wie es um
Anti-Aging, UV-Schutz oder
Naturkosmetik steht, zeigt
der FOCUS-Pflege-Guide
40
1.
Was ist das Mindeste,
das man tun sollte?
„Die normale gesunde Haut ist in der Lage,
sich selbst zu helfen“, sagt Professor Torsten Zuberbier, Leiter der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Charité Berlin.
Doch ein sanftes Reinigungsgel (z. B. von
Kiehl’s oder Biotherm) wäscht Staub und
Fett des Tages ab. Allgemein gilt: negative
Einflüsse wie Stress, Nikotin oder Alko-
hol vermeiden. „Unnötige UV-Belastung
durch Sonne und Solarien oder Überfetten der Haut können zur Entstehung von
roten Äderchen und akneähnlichen Hautveränderungen führen“, erklärt Professor
Thomas Proebstle, Dermatologe und Phlebologe mit eigener Privatklinik in Mannheim. Ungesunder Lebensstil trägt maßgeblich zur Hautverschlechterung und
auch -alterung bei. Lieber viel schlafen:
Eine Stunde mehr pro Tag hilft der Haut,
sich besser und schneller zu regenerieren.
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2.
Sind Anti-AgingProdukte ein Muss?
Nein, aber sie sind sinnvoll. Proebstle:
„Anti-Aging-Produkte, die starke Antioxidantien enthalten, können teilweise schädliche Einflüsse von außen abschwächen.“
Dabei sorgen sie nicht nur für ein jüngeres
Erscheinungsbild, sondern auch für gesunde Haut. Damit diese langsamer altert,
hilft Lichtschutz. 90 Prozent der Hautalterung entstehen durch UV-A-Strahlung.
Danach folgt Nikotin als Ursache.
3.
Wie wichtig ist heutzutage UV-Schutz?
Wir werden älter, und viele Freizeitaktivitäten finden im Freien statt. Proebstle:
„Deshalb und weil die Haut Sonnenschäden lebenslang summiert, ist die Nutzung
von Präparaten mit UV-Schutz unverzichtbar.“ Zuberbier warnt: „Man muss Sonnenschutz ernst nehmen, darf es aber auch
nicht übertreiben. Es ist sinnvoll, die Sonne zu genießen, damit die Haut Vitamin D
produzieren kann. Trotzdem: 70 Prozent
aller Hautkrebsfälle sind sonnenbedingt!“
4.
Reicht die Creme
der Partnerin?
Foto: Alescha Birkenholz/FOCUS-Magazin
Generell spricht nichts dagegen – außer
dass sich Ihre Frau ärgert, wenn Sie in ihr
teures Cremetöpfchen greifen. Jeder dritte
Mann nutzt sogar schon die Pflegeprodukte
der Frau mit. „Ob das sinnvoll ist, hängt
vom Hauttyp an. Nur der Duft wird für Männer höchstwahrscheinlich gewöhnungsbedürftig sein“, sagt Zuberbier.
5.
Pflegen Naturprodukte besser?
Entgegen der gängigen Meinung sind sich
beide Experten einig: Produkte mit pflanzlichen Wirkstoffen sind nicht immer die
bessere Wahl. Im Gegenteil: Sie können
Allergien auslösen. Zuberbier: „Chemische
Produkte sind genauer definiert, pflanzliche enthalten hingegen Hunderte EinzelFOCUS 16/2012
chemikalien. Wir wissen oft nicht genau,
was drin ist. Dazu verändern sie sich, wenn
sie mit Sauerstoff oder Licht in Berührung
kommen. Die entstehenden Chemikalien können hautreizend oder allergieauslösend sein.“
D e r Schuh
zum Wohlfühlen.
Damen-Clog
» STANFORD
6.
Wann pflegt man
zu viel?
Zu viel Creme kann die Haut regelrecht
überfetten. „Bei der perioalen Dermatitis
kommt es zum Aufquellen der Poren und
zum Kalkstau. Bakterien setzen sich leichter ab“, erklärt Zuberbier. Wer zu Akne
neigt, sollte auf den Hinweis „nicht komedogen“ achten. Besser als Sonnencreme
ist in diesem Fall ein Sonnengel.
7.
Warum achten Männer
heute mehr auf sich?
31 Minuten verbringen Männer täglich
im Bad, 46 Prozent pflegen dabei ihr
Gesicht. Gutes Aussehen wird vor allem
im Job immer wichtiger: Für 89 Prozent der
Männer ist der Wettbewerb am Arbeitsplatz die Hauptmotivation für Körperpflege. „Niemand will aussehen, als hätte
er drei Nächte gefeiert – selbst wenn es
so wäre“, so Proebstle.
8.
Schönheits-OPs und
Botox: eine Alternative?
Bei einem kosmetischen Eingriff ist jeder
fünfte Patient ein Mann. Dabei geht es u. a.
um Fettabsaugung oder Nasen- und Ohrenkorrekturen. Falten werden mit Hyaluronsäure oder Botox weggespritzt. „Es gibt
kleine Falten durch Hautalterung, die das
Rauchen verstärkt. Große vom Lachen sind
sicher auch nicht hässlich. Zornesfalten hingegen beeinflussen die Lebenseinstellung.
Ihnen kann man nur mit Botox entgegenwirken“, sagt Zuberbier. „Die Nachfrage ist
konstant da. Bei einigen Menschen ist Botox
sehr dosiert sinnvoll.“ Trotzdem ist es nicht
ungefährlich. Besser: eine gesunde Lebensweise und innere Gelassenheit.
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Er verkauft Männerträume
aus Stoff. GILDO ZEGNA, 56,
Chef der italienischen Marke,
liebt Innovation –
bei Anzügen und Autos
Was haben Sie denn
an, Herr Zegna?
42
Herr Zegna, was braucht ein Mann wie Sie,
um gut auszusehen?
Ich fühle mich in Anzügen sehr wohl. Ich
mag die Stoffe. Aber unter der Woche trage
ich statt des Zweiteilers auch öfter mal nur
ein Jackett, sogar ohne Krawatte. Ein Jackett
ist ein Muss im Büro. Das ist für einen Mann
so wichtig wie seine Uhr. Ich liebe meine
weißgoldene Monterubello aus unserer Kollektion, die wir zusammen mit dem Schweizer Uhrmacher Girard Perregaux entwickelt
haben. Was ist ein Mann ohne Uhr, ohne
Jackett, ohne gute Schuhe? Das sind seine wichtigsten Kleidungsstücke. So wie bei
einer Frau die Handtasche und die Schuhe.
Das sind die ersten Dinge, die mir bei einer
Frau ins Auge springen. Ihnen als Frau fallen
bei einem Mann wahrscheinlich zuerst seine
Uhr und seine Schuhe auf.
Apropos: Welches Auto fahren Sie?
»Deutsche
wollen Qualität,
aber sie
haben noch zu
wenig Stil«
Kleiden sich die deutschen Männer anders
als die Italiener?
Oh ja. Aber wir haben etwas gemeinsam:
Die Deutschen lieben die Innovation, das
sieht man an der Technik ihrer Autos. Und
wir lieben die Innovation beim Herstellen
unserer Stoffe. Das sieht man an der neuen
Ermenegildo-Zegna-Kollektion „Passion For
Silk“. Die Deutschen wollen Qualität, aber
sie haben noch nicht genug Stil. Seit ich vor
40 Jahren als Schüler um den Starnberger
See radelte, will ich die deutschen Männer
dazu bringen, sich mehr für Mode zu interessieren. Kaufkraft, Kultiviertheit, Reisefreudigkeit und Weltgewandtheit, das alles
haben die Deutschen. Aber immer noch nicht
genug Modeempfinden.
Sind die Deutschen Modemuffel?
Nein, aber sie haben andere Interessen, sie
setzen andere Prioritäten. Mode gehört eben
noch nicht dazu. Daher wollen wir für sie
Mode aufregender machen. Das ist auch eine
Frage der Erziehung.
Foto: Paolo Verzone/VU/laif
Sie sind einer der Weltmarktführer
in Männermode. Im vergangenen Jahr
machten Sie einen Rekordumsatz
von 1,2 Milliarden Euro, 17 Prozent mehr
als im Vorjahr. Davon entfielen mehr
als 50 Prozent auf Asien. Gibt es einen
globalen Stil für Männermode?
Ich denke mehr und mehr. Das ist unsere Vision. Der Zegna-Stil ist global, eine Mischung
aus luxuriösen Stoffen, italienischem Stil
und innovativen Materialien. Und wir produzieren in nachhaltiger Qualität. Manche
Kleidungsstücke, die ich trage, etwa Pullover
oder Mäntel, sind 25 Jahre alt. Der Stil mag
sich etwas ändern, unsere Qualität hält ewig.
Wie ein gutes deutsches Auto.
FOCUS 16/2012
»Was ist ein
Mann ohne
seine Uhr, sein
Jackett und
gute Schuhe?
Ich schaue
bei einer Frau
auch zuerst auf
ihre Schuhe
und ihre Handtasche«
Ich muss zugeben, nur deutsche Autos. Mercedes und Audi. Aber ich besitze auch einen
Oldtimer, einen Lancia Aurelia B20, Baujahr
1955, mein Jahrgang. Den Wagen fuhr schon
mein Großvater. Ich habe ihn restaurieren
lassen.
Sie leiten die Firma Ermenegildo Zegna in
dritter Generation. Ihr Großvater war
Philantrop, der sich schon in den 30er-Jahren
für den Umweltschutz einsetzte.
Sie unterstützen neuerdings Kunstprojekte,
derzeit im römischen Museum MAXXI
das Künstlerpaar Lucy und Jorge Orta.
Was verbindet Mode und Kunst?
Vielerlei. Die Liebe zu Schönheit und Innovation, im Falle des Künstlerpaars Orta auch
Ethik und Ästhetik. Lucy und Jorge Orta lieben dieselben Dinge wie wir: edle Materialien wie Kaschmir, Seide und Strickwaren. Diese haben die Künstler in Skulpturen
zu einer Art Schutzbehausung verarbeitet.
Mode wie Kunst sind internationale Sprachen, mit denen man unterschiedliche Kulturen einander näher bringen kann. Beide sind
global verständliche Formen der Kommunikation. Mit dem, was man am Morgen aus
dem Schrank holt und anzieht, sendet man
eine Botschaft in die Welt. Immer mehr junge Leute interessieren sich heute ebenso für
Kunst und Kultur wie für Mode und Design.
Mode ist auch ein Thema für Kulturschaffende.
Bereits 1986 nannte der Dichter Thomas
Bernhard in seinem Dramolett „Claus Peymann
kauft sich eine Hose und geht mit mir essen“
Ihre Marke. Den damaligen Burgtheaterdirektor kleidet er in Zegna-Sommerhosen ein.
Derzeit trägt der argentinische Künstler Jorge
Orta Ihre neue Kollektion „Passion For Silk“.
Fördert Ermenegildo Zegna mit diesem Look
ein neues Männerbild, weg vom konservativen
Businessman hin zum lässigen Kreativen?
Dieses Image des traditionellen Anzugträgers hat unsere Marke ja nur in Deutschland. Daher propagieren wir unseren neuen
Look vor allem dort und in der Schweiz. Wir
zeigen in der Anzeigenkampagne für unsere Kollektion „Passion For Silk“ einen jungen Mann im Anzug ohne Krawatte. Nur
in Hosen, Jackett, Hemd und Schuhen. Das
zu tragen ist keine Frage des Alters, sondern des Stils. Man schlüpft in diese Kleider
und kann sich darin wie 30 fühlen, egal ob
man 20, 50 oder 70 ist. Und warum soll man
nicht auch so ins Büro gehen? Ich tue das.
Nicht immer, aber immer öfter.
■
INTERVIEW: GABI CZÖPPAN
43
Ich hab einen
umgelegt!
Hingestreckt
FOCUS-Redakteur Jobst-Ulrich
Brand (r.) und sein Ausbilder
Max Eichendorff präsentieren
ihre Beute
Brennholz aus dem Baumarkt? Ach was! Wer es ernst meint mit dem
LANDLEBENSGEFÜHL, fällt selbst. Unser Autor hat es ausprobiert
E
in Hüne steht da vor mir. Zehnmal größer als ich. Massiv. Respekt einflößend. Ein Kerl von
einem Baum. Aber ich ziehe bestens
gerüstet in die Schlacht. Deshalb wird
Goliath auch dieses Mal wieder keine
Chance haben. Ich werde ihn umhauen, diesen Hünen, keine Frage.
Es ist mein erster Kampf Mann gegen
Baum – und eigentlich hatte ich ihn mir
leichter vorgestellt. Herz und Motorsäge in beide Hände nehmen, ein paar
Mal Gas geben, und – zack – liegt das
Monstrum am Boden. So ungefähr.
Aber wer unbedarft an die Sache rangeht, wird am Ende vom Schlachtfeld
getragen. An die 1000 Forstunfälle
passieren jedes Jahr in Deutschland,
jeder zehnte endet mit schwersten Verletzungen. Also lieber Vorsicht walten
lassen und Rat suchen. Man schneidet
sich ja nicht gern ins eigene Fleisch.
44
Seit der Ölpreis steigt und sich die
Deutschen massenweise Kamine und
Ofenheizungen in ihre Häuser einbauen lassen, kommt es häufiger zum
Existenzkampf in unseren heimischen
Wäldern. Denn wer es ernst meint mit
dem Landlebensgefühl, lässt sich das
Brennmaterial nicht fertig portioniert
vom Händler vor die Garage kippen,
sondern zieht selbst los. Außerdem ist
es billiger: Die Axt im Haus erspart den
Lieferservice.
Bloß: Ohne mindestens zweitägige
Ausbildung ist es nicht ratsam, sich auf
den Holzweg zu begeben. Es sei denn,
man will sich bis auf die Knochen blamieren. Deshalb profitieren neben den
Ofenhändlern auch all diejenigen vom
gegenwärtigen Trend, die fachmännisch Motorsägekurse anbieten.
Lehrmeister vermitteln die örtlichen
Forstverwaltungen. In Bayern ist die
FOCUS 16/2012
Fotos: Wolf Heider-Sawall/FOCUS-Magazin
Waldbauernschule in Kelheim an der
Donau erste Wahl. Eine top ausgerüstete Anstalt mit Internat, wo man die
Motorsägerei nun wirklich nicht auf
die leichte Schulter nimmt. Also finde
ich mich an einem Märzmorgen dort
ein. Perfekt ausstaffiert mit Helm und
Schnittschutzanzug (freundlicherweise
zur Verfügung gestellt vom Fachhändler Eschbaumer aus Neufarn).
Forstwirtschaftsmeister Max Eichendorff nimmt sich meiner an. Er ist einer,
der schon so manche Schneise geschlagen hat. Vor seinem Engagement als
Waldbauernschullehrer hat er mit
einem sogenannten Vollernter, einer
fahrenden Baumverarbeitungsfabrik,
ganze Wälder plattgemacht. Aber als
Förstersohn kann er es natürlich auch
klassisch mit Motorsäge und Axt.
Bevor es losgeht, zeigt er mir Abschreckungsmaterial. Einen Film, auf dem
eine Waldarbeiterpuppe zu sehen ist,
die zerquetscht wird, weil bei einem
gebogenen Stamm die Säge auf der
falschen Seite angesetzt wurde. Okay,
Botschaft verstanden: Manchmal ist die
Spannung in diesem Job schlicht nicht
auszuhalten.
Am ersten Tag lässt mich Eichendorff
noch ein paar Stämme zerstückeln,
dann bin ich gerüstet für den Kampf,
findet er. Ein einigermaßen beeindruckender Gegner soll her. Schließlich
haben wir einen Fotografen dabei. An
die 20 Meter hoch ist mein Opfer und
sicher 50 Jahre alt, ’ne Menge Holz.
Sein Pech, dass er im bayerischen
Schulwald aufgewachsen ist.
Ich gehe streng nach Plan vor: Erst
mal festlegen, wohin der Baum fallen
soll, dann die entsprechende Kerbe
einsägen, schließlich von der anderen Seite vorarbeiten und mit der Axt
einen Keil einschlagen. Goliath hat
keine Chance. Krachend geht er zu
Boden.
Das Bier danach, das eigentlich beim
ersten Mal obligatorisch ist, schenken
wir uns. Immerhin ist das hier ein offizieller Motorsägekurs. So fühlt es sich
also an, wenn man einen umgelegt
hat, denke ich auf der Rückfahrt. Und
nehme mir vor, daheim schleunigst ein
Bäumchen zu pflanzen. Sollte man ja
auch mal gemacht haben im Leben. ■
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FOCUS 16/2012
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»E-Mails im
Dschungel«
Opernstar ERWIN SCHROTT hat in BRASILIEN sein Paradies
gefunden. Ohne Großstadtstress – aber mit Wasserschlangen
I
ch habe schon viele schöne Orte gesehen. Aber am meisten begeistert hat mich
ein winziger Flecken in Brasilien namens
Porto do Sauípe in der Nähe der Küstenstadt
Salvador de Bahia. Meine 14-jährige Tochter Iara und ich sind dort auf eine alternativ
lebende Kommune gestoßen und haben uns
mit den Leuten angefreundet.
Porto do Sauípe liegt an der Costa dos
Coqueiros, der „Kokosnuss-Küste“. Das
gesamte Küstengebiet ist eine blühende,
unter Naturschutz stehende Landschaft –
aber vor allem das Landesinnere tief
im Urwald hat Iara und mich besonders
berührt: kristallklares Wasser statt Stadtlärm,
ewig lebende „Sempre Vivas“-Pflanzen und
prächtig gedeihende Bäume.
Mitten in dieser Natur trafen wir auf die
erwähnte Hippie-Gemeinde. Leute, die strikt
umweltbewusst und fern von den Ansprüchen unserer Gesellschaft leben. Sie wohnen
in kleinen Häusern, essen Früchte, duschen
unter den Wasserfällen, machen ihre ganz
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Weltstar
aus Uruguay
Bassbariton Erwin
Schrott, 39, gilt international als einer der besten
Mozart-Interpreten. Im
Juni singt er in Berlin im
„Don Giovanni“ gemeinsam mit Lebensgefährtin
Anna Netrebko als Donna
Anna. Das Paar hat einen
Sohn. Tochter Iara stammt
aus Schrotts erster Ehe.
eigene Musik: Sie singen und trommeln
zum Rauschen der Bäume. Sie brachten uns
Capoeira bei, diese faszinierende Mischung
aus Kampfkunst und Tanz. Die Hippies
waren unglaublich großzügig zu uns, eine
Eigenschaft, die im hektischen Alltag häufig
vergessen wird.
Mir kamen diese Leute glücklicher vor als
jeder Mensch, den ich je getroffen hatte. Kinder spielten überall und plantschten unbeschwert im See. Iara und ich taten es ihnen
gleich, auch wenn mich die Wasserschlangen
zuerst erschreckten. Aber wenn die Kinder
keine Angst hatten, wieso sollte ich mich
fürchten?
Iara und ich erlebten eine Unbeschwertheit, die man in der Stadt schwer findet,
zwischen all den Menschen, die sich den
ganzen Tag lang mit Sorgen plagen. Wir vergaßen alle Unruhe, jeglichen Stress – übrig
blieb das Gefühl purer Glückseligkeit.
Unsere Zivilisation hat enorm viel geschaffen, wir haben jede Menge High-Tech-Kram
erfunden, aber wir können noch tausend
Dinge von der Natur lernen. Die wirklich giftigen Schlangen sind Dinge, denen wir uns
unterworfen haben: Technik, Geld, Ruhm.
Sie werden zu einem Fluch, wenn unser
Leben von nichts anderem als von ihnen
bestimmt wird.
Dass ein Minimum an moderner Technologie durchaus praktisch sein kann, ist mir
allerdings besonders bewusst geworden, als
Iara und ich uns von der Kommune verabschiedeten, um in unser „normales“ Leben
zurückzukehren: Die Hippies versicherten
uns, wir könnten sie jederzeit problemlos erreichen – und gaben uns ihre E-MailAdresse.
Aufgezeichnet von Marika Schaertl
FOCUS 16/2012
Fotos: Ber trand Gardel/Hemispheres Images/laif, Jason Bell/Sony Music
Wellen, Palmen, weißer Sand Die Küste vor Sauípe bietet wahre Traumstrände. Erwin Schrott gefällt der Urwald im Hinterland noch besser
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