April 2004

Transcrição

April 2004
an.schläge04/2004
an.schläge
DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN april
interview
FreieLiebe
Annie Sprinkle gab anlässlich ihrer
Show in Wien Tipps in Sachen Sex
thema
EuroGames
Im Juli treffen sich wieder lesbischwule
SportlerInnen zum Kräftemessen
e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,–
QUALITÄT GENIESSEN
ZUKUNFT SCHAFFEN
GERECHT HANDELN – SINNVOLL KAUFEN.
W ELT
LADE N
DAS FACHGESCHÄFT FÜR FAIREN HANDEL.
Zeitschrift für Stadtforschung
!
Jetzt erschienen
räre Nutzungen
punkt: Tempo
Nr. 14 - Schwer - Frauenöffentlichkeiten
r. 15
Demnächst: N
Verkaufsstellen: Wien: Architekturzentrum, Prachner, Winter, Ortner,
LMZ/Fric, Zentralbuchha ndlung, Amadeus Mariahilferstraße, u.a. Graz:
Kunsthaus am Landesmuseum Joanneum Linz: Buchhandlung Alex
Salzburg: Galerie 5020 Innsbruck: Galerie im Taxispalais
Jahresabo (4 Ausgaben): Euro 14,50
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an.schläge
an.spruch
Schwamm drüber?
„Pietät“ blockiert ein Aufarbeiten österreichischer Geschichte
05
wahlen.kärnten
Magic Women und fauler Zauber
Ein realsatirischer Erlebnisbericht mit Originalzitaten
08
interview
Raus aus dem Gulaschtopf
Johanna Dohnal ist mit 65 Jahren keineswegs im Ruhestand
10
international.mexiko
Nicht eine Tote mehr!
auf.takt
politik
thema
forum
14
an.sage
Sex in the City?
Die Novelle des Wiener Prostitutionsgesetzes auf der Waagschale
24
eurogames.2004
Eine Woche „pride“ tanken
München steht im Juli ganz im Zeichen lesbischwulen Sportes
16
forum.wissenschaft
Utopischer Cyberfeminismus
Machen Neue Technologien Frauen mächtiger?
22
arbeit
frauen.armut
Hauptsächlich arm
Aktuelle Daten zur tatsächlichen Frauenarmut fehlen
28
weinviertel.festival
Bewegt durchs Leben
Das nordöstliche Niederösterreich ist auf jeden Fall eine Reise wert
32
interview
„Großartige Loverin“
Annie-Sprinkle gab Tipps aus ihrem reichhaltigen Erfahrungsschatz
34
ausstellung
Aus dem Schatten
Eine Werkschau der US-amerikanischen Künstlerin Eva Hesse
36
an.klang
Lautstarke Dramatik
Virtuose Klavierkompositionen und eigenständige Gitarren
38
lese.zeichen
Verdichtete Worte
Gedichte können berühren, verstören und entzücken
39
ge.sehen
kultur
Ja, es ist fad und überstrapaziert, aber: Wir freuen
uns so über den Frühling, der sich endlich durch
die Schneedecke gefressen hat. Die Fenster der
Redaktion stehen offen. Der Zigarettenrauch zieht
dadurch auf die Straße, was die Langzeit- sowie
Kurzzeit-Nichtraucherinnen unter uns besonders
freut. Und pünktlich zu den ersten Sonnenstrahlen startete Renate Billeth ihre erste Arbeitswoche als neue Koordinierende Redakteurin der
an.schläge. Und wie sie loslegte: Innerhalb kürzester
Zeit hat sie sich selbstverständlich und -verantwortlich in ihren neuen Job eingearbeitet. Die
Entlastung der Noch-Koordinierenden Gabi und
Karin war sofort spürbar – und Karin kann
etwas beruhigter in den „Ruhestand“ gehen.
Apropos Entlastung: Svenja Häfner startete im
März ihr Praktikum, und welche sich von ihrem
Arbeitsfleiß überzeugen möchte, kann beispielsweise die Autorinnenkürzel „svh“ unter den Kurzmeldungen in dieser Ausgabe abzählen. Und für
das Thema EuroGames 2004 (ab Seite 16) ist sie
kurzfristig als Co-Autorin von Lisa Rosenblatt eingesprungen.
Eine letzte personelle Bewegung haben wir noch
anzubieten: Lea Susemichel wird ab sofort die
Verwaltung der Termine-Seiten sowie die Inserate
übernehmen.
Einen ganz besonderen Termin haben Klaudia
Gruber und Johanna Schaffer für die an.schläge
wahrgenommen: Sie trafen die außergewöhnliche Annie Sprinkle anlässlich ihres Besuches im
KosmosTheater zum Interview (ab Seite 34). Und
unsere Fotografin Magdalena Blaszczuk hatte
ihre Freude mit einer Frau, die es gewohnt ist
zu posieren.
Wir wünschen euch kritische Lesestunden sowie
viel Vergüngen!
Eure an.schläge-Redaktion
Seit Jahren verschwinden in Ciudad Juárez hunderte Frauen
Hurra, ein Bambi!
Elfriede Jelineks „Bambiland“ in einer Schlingensief-Inszenierung
42
an.an.schläge
In Graz hieß es am 8. März Hürden nehmen. Die eine oder andere wird
wohl darüber gestolpert sein.
an.schläge
Betrifft:„Zeitreise ins Zweite Mittelalter“ in an.schläge 3/04
Witzig
(Koordination, Buchhaltung), Verena Fabris/vab (web),
Liebe Redaktion!
Originell in der Aufmachung, witzig in
der Formulierung (obwohl der Inhalt ja
nicht zum Lachen ist): Die „Zeitreise ins
Zweite Mittelalter“. Mehr Mut zu unkonventioneller Arbeit!
Liebe Grüße
Gabi Horak/GaH (Koordination, Abos), Petra Öllinger/PÖ,
Martha
Herausgeberinnen und Verlegerinnen:
CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik
A-1030 Wien, Hetzgasse 42/1, T. 01/920 16 76
Fax: 01/ 715 98 88, e-mail: [email protected],
[email protected], http://www.anschlaege.at
Redaktionskollektiv: Renate Billeth, Karin Eckert/keck
Inserate, PR: Lea Susemichel, [email protected]
Ständige Mitarbeiterinnen: Daniela Fohn/DF, Kerstin
Betrifft:„Männer- oder Frauenarchitektur?“ in an.schläge 3/04
Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Klaudia Gruber, Svenja Häfner/svh,
Michaela Ilming, Heidi Kolm/heko, Eva Liegl, Michaela
Wohltuend
Moser, Lisa Rosenblatt, Ariane Rüdiger, Johanna Schaffer
an.sage: Renate Brauner & LEFÖ
neu.land: Jasmina Jankovic’
heim.spiel: Eva Steinheimer
lesben.nest: Ursula Raberger
ge.sehen: Daniela Fohn
an.klang: Regina Himmelbauer
plus.minus: Helga Pankratz
Cartoon: Klaudia Wanner
Unsere Werbung: Magdalena Blaszczuk
Cover: Magdalena Blaszczuk
Fotos: an.schläge-Archiv, Marian Bakker, Magdalena Blaszczuk,
Christian Brachwitz, Michaela Bruckmüller, Eva Dranaz,
Karin Eckert, Pez Hejduk, Stephen Korbet, Anita-Daniela
Krappel, Lunacek/Neundlinger, redsepova, Hermann
Richter, Anja Salomonowitz, Erzen Shkololli, Eva Steinheimer, Christine Weislein
an.schläge Schrift: Martha Stutteregger
Grafisches Konzept: Beate Schachinger für
Layout: Andrea Gadler
Druck: Reha Druck, Graz
© an.schläge: Titel, Vorspänne und Zwischentitel von der
Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge
müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion
entsprechen. Kürzungen vorbehalten.
04 an.schlägeapril 2004
Christiane Schloss
Betrifft:„Ich gehöre niemandem“ in an.schläge 3/04
Wurscht?
Helga Pankratz/ pan
Kellermann/kek , Claudia Saller/cs, Eva Steinheimer/ESt
tektur-Szene hat sich bis heute nicht.
Wer einmal einen Besuch bei der Werkbund-Siedlung im 13. Bezirk absolviert
hat, weiß: von der Praktikabilität und
Ästhethik so manches modernen Sozialbaus lässt sich wohl nur träumen.
Liebe an.schläge-Frauen!
Ich finde euer forum.wissenschaft immer total interessant! Und diese Rubrik
ist immer die erste, die von mir verschlungen wird. Edith Friedls Gegenüberstellung von Schütte-Lihotzky und
Loos in eurer letzten Ausgabe ist hier
nur ein weiteres und spannendes Highlight – leider viel zu kurz – aber glücklicherweise nicht wieder eine der vielen
Reduktionen dieser Architektin auf ihre
Frankfurter Küche. Sehr wohltuend, vor
allem in Zeiten wie diesen, wo überall
Adolf-Loos-Staatspreis-Plakate kleben…
Wer genauer hinsieht: Viel geändert an
der Nicht-Frauen-Präsenz in der Archi-
Liebe Frauen,
Seid ihr jetzt auch der Starmania-Hysterie
verfallen? Prinzipiell eine spannende Idee,
Frauen aus der Mainstream-Kultur-Szene
zu ihrer Einstellung zu befragen. Jedoch
war ich bei den Antworten eurer Inteviewpartnerin (Verena Pötzl, Anm.) schlichtweg entsetzt. Da fragt frau sich schon,
ob sie sich da nicht ein bisserl in die Tasche lügt, wenn sie sagt, sie habe „diesen
Kampf nicht mehr gebraucht für sich“.
Oder ist jetzt auch noch Naivität „in“?
Wirklich herzig:„Aber alles was nackt ist,
find ich nicht so schön.“ Naja, und wenn
dann die Mama noch was sagt… Bravo, da
ist frau wirklich auf dem richtigen Weg
und die Welt ist eine Scheibe… Wie wäre
es mit Daniel Küblböck – zwar ein Mann,
aber eh wurscht, oder?
Liebe Grüße
Tanja
an.schläge werden gefördert von:
FRAUEN
BURO
MAGISTRAT DER STADT WIEN
an.spruch
Helga Pankratz
Schwamm drüber?
Dass sich im Februar die blutigen Kämpfe zwischen
sozialdemokratischem Schutzbund und austrofaschistischer Heimwehr zum siebzigsten Mal jährten, von
denen wir in der Schule unter der Überschrift „Bürgerkrieg“ oder auch „Bruderkrieg“ zu wenig und zu
wenig genau erfahren haben, ist in der breiten Öffentlichkeit
auch heuer nicht ausreichend und fundiert genug thematisiert worden. Die knappe Erwähnung des 12. Februar 1934 in
den ORF-Nachrichten vermischt sich – ein Monat später –
in meiner Erinnerung mit der tendenziösen Desinformation
über die Anti-Opernballdemo: Beide Schlagzeilen vermittelten jeweils den Eindruck, „die Roten“ bzw. „Chaoten“ hätten
gewalttätig rebelliert und dabei „Ordnungshüter“ verletzt:
„Zum 70. Mal jähren sich dieser Tage die Februarkämpfe 1934.
Sozialdemokraten kämpften gegen Christlichsoziale, mehr
als 300 Menschen starben“, lautete die Formulierung auf der
ORF-Homepage.
Die weiterführende Behandlung des Themas mündete
größtenteils auch heuer wieder in die immer gleichen Beschwörungsformeln, die regelrechte „Geisterbeschwörungen“ sind. Mit dem Gründungsmythos der Zweiten Republik
– dass sich die ehemaligen KontrahentInnen allesamt als
Opfer des Nationalsozialismus in den Konzentrationslagern
wieder begegneten und dort einander die Hände reichten,
zur Versöhnung und Wiedererrichtung des demokratischen
Österreich – werden die bis heute ungemütlichen Fragen
nach Schuld und TäterInnenschaft zugedeckt. Das Beharren
auf gründlicher Klärung der politischen Verantwortung für
die Jahre vor 1938 kann mit diesem Leitmotiv vom „historischen Moment“ als pietätlos (zu deutsch: unfromm!) gegenüber den Gründungsvätern abgetan werden, als aggressives
„Gräben-Aufreißen“, das den Boden unterminiere, auf dem
die Zweite Republik steht. Diese Art von „Erinnern“ ist de facto ein aktives Vergessen! Während die einende Gemeinsamkeit betont wird, dass „wir alle“ Opfer des Deutschen Nationalsozialismus geworden sind, liegen im Keller der nur auf
solchem Fundament aufbauenden Republiksgeschichte die
Leichen von Opfern der Österreichischen Diktatur: Einer Profil-Meldung vom 6. Februar 2004 zufolge wurden zwar die
NS-Justizopfer rechtlich rehabilitiert, „vergessen“ wurde jedoch bis heute auf eine Rehabilitierung der im Ständestaat
Hingerichteten.
Opfersaga und Märtyrer-Legende werden besonders bemüht, um die konkrete Frage nach der konkreten Schuld von
Engelbert Dollfuß als Störung der Friedhofsruhe erscheinen
zu lassen. Als hätten Nazi-Putschisten im Juli 1934 den demokratisch legitimierten Vertreter eines freien Landes erschossen, und nicht den Spitzenrepräsentanten einer antimarxistischen, antidemokratischen, klerikal-reaktionären vaterländischen Diktatur. Das Porträt des kleinen niederösterreichischen
Bauernbündlers und großen Freundes des italienischen Duce, der 1933 das Parlament auflöste und 1934 die Sozialdemokratische Partei verbot, ist nach wie vor im ÖVP-Klub Bestandteil von Schüssels Ahnengalerie der schwarzen Kanzler. In
Dollfuß’ Geburtsort gibt es seit 1998 ein Dollfuß-Museum, in
dem die Geschichtsklitterung so weit geht, dass die Zerschlagung des Parlaments mit keinem Wort erwähnt, und der 12.
Februar 1934 lapidar als „Aufstand des Schutzbundes“ bezeichnet wird.
Die Pietät, die mit Legenden und Toten-Gedenk-Kulten
hierzulande verbunden ist, blockiert ein Aufarbeiten und Ausdiskutieren all dessen, was in den Jahren der kleinen, hausgemachten Österreich-patriotischen Diktatur der Einverleibung
Österreichs durch die große Nationalsozialistische Diktatur
vorausgegangen ist. „Nie wieder!“ ist in der Zweiten Republik
viel zu oft gleichbedeutend mit konflikt- und konfrontationsscheuem „Schwamm drüber!“ und „Deckel zu!“, mit dem „Nichtmehr-davon-Reden“, was Unrecht und ein Fehler war. Ein demokratisches, aufgeklärtes „Nie wieder!“ müsste aus den Fehlern der Geschichte Lehren ziehen wollen und deshalb auch
bedeuten: Nie wieder zu lange zögern und abwarten, klein
beigeben und Mund halten! Nie wieder Nationalismus, Militarismus, politischen Klerikalismus und patriotisch-kleinbürgerliche Intoleranz an die Macht kommen lassen!
❚
april 2004an.schläge 05
österreichan.riss
Fo t o : Pe z H e j d u k
homo-ehe
Heiratsfähig?
obdachlos
Wohin als Frau?
Es mag am heurigen lang andauernden Winter liegen, dass noch im
März das Thema Obdachlosigkeit durch die Medien geistert. Ein oft vergessener Punkt der Problematik ist die spezielle Situation betroffener
Frauen. Sie sind in der Öffentlichkeit weniger sichtbar. Viele flüchten in
Zweckpartnerschaften mit Männern, in denen Ausbeutung, Abhängigkeit und Gewalt drohen. Viele Obdachlosenprojekte sind nur Männern
zugänglich, oder Frauen sind die Minderheit und strukturell benachteiligt. Aus diesen Gründen startet der Verein neunerHAUS in Wien einen
frauenspezifischen Schwerpunkt. MitarbeiterInnen werden entsprechend geschult und die rein äußerlichen Voraussetzungen verbessert,
etwa durch die Einrichtung eines Frauenstockwerkes. Langfristig soll die
Hälfte der Plätze an Frauen vergeben und für diese auch tatsächlich die
Hälfte der vorhandenen Mittel aufgewendet werden. Auch in St. Pölten
gibt es eine Neuerung: Der Verein Emmausgemeinschaft gründete vor
kurzem eine eigene Frauenwohngruppe. Angesprochen sind nicht nur
obdachlose, sondern alle sozial benachteiligten oder am Arbeitsmarkt
schwer vermittelbaren Frauen, die durch Arbeit in den vereinsnahen Betrieben reintegriert werden sollen. ESt
http://www.neunerhaus.at und http://www.emmaus.at
plus.minus
„I stand uf’d VEG“
Mit diesem Spruch wirbt der Vertreter einer Küchen erzeugenden Firma auf dem
aktuellen Plakat der VEG für die Vorarlberger Erdgas GmbH. – Okay. Im Text darunter
ist aber zu lesen, dass „Hausfrauen und Hobbyköche“ das Kochen mit Erdgas schätzen.
Die da ausgedrückte Geschlechterstereotypie über die Arbeit am heimischen Herd
ist alles andere als okay.
06 an.schlägeapril 2004
Während aus den USA täglich neue Meldungen über die Eheschließung
homosexueller Paare eintrudeln, wird das Thema in Österreich nach wie
vor gemieden. Aufhorchen ließ zuletzt die Meldung, der Verfassungsgerichtshof habe erkannt, dass die Unzulässigkeit der Ehe zwischen Homosexuellen nicht verfassungswidrig sei. Die umgekehrte Frage, nämlich
ob die Zulässigkeit einer solchen Verbindung verfassungsgemäß sei,
wurde nicht behandelt. Immerhin wurde im Urteil festgehalten, dass
gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften nicht unsachlich benachteiligt werden dürfen. Gleichzeitig wollten die Wiener Grünen Anfang
März eine mündliche Anfrage an Bürgermeister Häupl im Gemeinderat
einbringen, ob er nicht dem Vorbild seines Kollegen in San Francisco folgen und homosexuelle Eheschließungen auf Landesebene ermöglichen
wolle. Damit wären zwar kaum rechtliche Konsequenzen verbunden, es
könnte damit aber endlich eine Diskussion in Gang gebracht werden.
Die mündliche Anfrage wurde gar nicht erst zugelassen. Stadträtin
Maria Vassilakou dazu: „So gesehen ist die Nicht-Antwort des Bürgermeisters auch eine klare Ansage: Die Stadt Wien hat zuwenig Mut!“. ESt
genitalverstümmelung
StopFGM!
Jährlich werden an die zwei Millionen Frauen sexuell verstümmelt. Dabei werden Teile ihrer äußeren Genitalien einfach mit Messern oder Glasscherben weg geschnitten. Lebenslanges psychisches und physisches
Leiden ist die Folge. Viele Mädchen sterben sogar an den Folgen dieses
schmerzvollen Eingriffes. Genitalverstümmelungen haben keinen religiösen Hintergrund und kommen in allen gesellschaftlichen Schichten vor.
FGM (female genital mutilation) wird auch hier in Europa, ja selbst
plus.minus Reaktionen und Anregungen an die Redaktion per Brief oder e-mail, mit dem Betreff:„plus.minus“
ein korb
ein korb
Zitronen für ORF-Liebestest
Buchteln gegen Schwarz-Blau
„Der große Liebestest“ am 14. Februar war eine
echte Zumutung. 48 von Gerti Senger und Walter Sommer entwickelte Fragen fixierten männliche Dominanz, weibliche Fügsamkeit sowie Heterosexualität so sehr als Norm, dass alle halbwegs aufgeschlossenen, emanzipierten Menschen von dem Test praktisch ausgeschlossen
waren. Das ganze wurde von Dodo Roscic in einer penetrant männerzentrierten Sprache präsentiert. Auf diestandard.at, wo Frauenfeindliches mit „Zitronen“ bedacht wird, bekamen Roscic, Senger, Sommer und der ORF für das, was sie
(sich) mit dieser Sendung geleistet haben, gleich
einen ganzen Korb voller Zitronen. (+)
Einen Korb Buchteln mit blauer Glasur gibt
es bei den Widerstandslesungen, wenn – wie
am 26. Februar – ein Jubiläum ansteht: Seit
24.2.2000 treten jeden Donnerstag um 17.00
Uhr am Wiener Ballhausplatz AutorInnen, KabarettistInnen und LiedermacherInnen auf.
Der ungebrochene vierjährige Bestand dieses
öffentlichen Kulturprotests ist dem Durchhalten der Hauptinitiatorinnen El Awadalla und
Traude Korosa zu verdanken. Und hunderten
KünstlerInnen, die am Ballhausplatz schon
Buchteln gegessen und Wuchteln geschoben
haben und so der schwarzblauen Koalition einen Korb geben. (+)
an.rissösterreich
in Österreich praktiziert. Eltern glauben, durch diesen schmerzhaften
Eingriff ihren Töchtern ein gutes Leben an der Seite des Ehemannes sichern zu können. Das Inter African Committee hat den 6. Februar zum
„International Day of Zero Tolerance to FGM“ ausgerufen. Frauen- und
Menschenrechtsorganisationen wie Care, die Kinderfreunde oder die
Wie-ner SPÖ-Frauen haben sich nun zur Plattform StopFGM zusammengeschlossen, um diese Praxis zu beenden. Alle Infos zu Hintergründen und möglicher Unterstützung gibt es online. heko
an.ruf
Gabi Horak sprach mit Amina Baghajati
http://www.stopFGM.net
Feministische Kernfragen
erinnerung
Rosa Jochmann
„Für damalige Verhältnisse ziemlich erfolgreich – und mutig!“ ist
nur eine von vielen Reaktionen auf den Namen Rosa Jochmann. Die
Kämpferin gegen Faschismus, Nationalrätin und langjährige SPÖFrauensekretärin wurde am 28. Jänner 1901 in Wien geboren. Ihr sozialpolitisches Engagement begann sehr früh. Mit 18 Jahren stieß
sie über die Gewerkschaft zu den SozialdemokratInnen. 1926 trat sie
ihre Tätigkeit als Frauensekretärin in der ChemiearbeiterInnengewerkschaft an. Bereits im selben Jahr befand sie sich in der Elite
gruppe des ersten AbsolventInnenlehrganges der neu gegründeten
Parteihochschule. Zu ihren Mentorinnen zählten unter anderem
Käthe Leichter und Adelheid Popp. 1933 gelang ihr der Sprung in den
Parteivorstand. Aufgrund ihrer politischen Gesinnung musste sie
1934 eine einjährige Kerkerhaft absitzen. Danach setzte sie ihren
Einsatz fort.
Sie wurde 1939 von der Gestapo verhaftet und war schließlich von
1940 bis 1945 im KZ Ravensbrück interniert. Jedoch konnten die Jahre
des NS-Regimes ihren Mut und ihren Willen, sich neben vielen anderen
Themenbereichen weiterhin den Lebens- und Arbeitsverhältnissen
von (berufstätigen) Frauen zu widmen, nicht brechen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie Frauensekretärin der SPÖ. Ab 1980 trat Rosa
Jochmann als Zeitzeugin in Schulen auf.
Nie war Verbitterung über ihr Schicksal vernehmbar. Fühlbar waren ihre Menschlichkeit, ihr Enthusiasmus und ihre Empathie. Ihr
„Nicht-unterkriegen-Lassen“ vermittelte den Mut sich einzumischen
und einzusetzen. Vor zehn Jahren, am 28. Jänner 1994, verstarb Rosa
Jochmann im Alter von 93 Jahren. PÖ
http://www.frauen.spoe.at/jochmann/
abtreibung
Bestätigt
Nachdem es dem Manager von Human Life International (HLI) Dietmar
Fischer mit dubiosen Methoden gelungen ist, ein Konkursverfahren
über die Lucina-Klinik zu erwirken, ist der Weiterbestand der Klinik wieder einmal in Gefahr. Gleichzeitig ist aber auch ein gerichtlicher Erfolg
gegen Fischer zu vermelden. HLI hatte die Frauensprecherin der Sozialistischen Linkspartei (SLP) Claudia Sorger wegen übler Nachrede geklagt,
weil sie die Methoden der Organisation als Terror bezeichnet hatte. Im
Juni 2003 hatte ein Gericht in erster Instanz zugunsten von SLP entschieden. Am 15. März erfolgte nun die Bestätigung des Urteils am
Oberlandesgericht. ESt
Ende Februar waren Sie die einzige muslimische Vertreterin auf einem
Diskussions-Podium zum Thema Kopftuch und zweite Frau neben Kopftuch-Kritikerin Elfriede Hammerl. War das ein vorprogrammierter „Hennenkampf“?
Nach wie vor frage ich mich, ob unsere Positionen tatsächlich so
gegensätzlich sind – könnten wir einmal das Kopftuch für den Augenblick beiseite nehmen. Da wäre ich gerne ein Stück weitergekommen, was bei der aufgeheizten Stimmung und der polarisierenden
Frage „Kopftuch – ja oder nein?“, die uns klare Rollen zuwies, dann
schwer war. Ich spüre eine große Angst, dass wir muslimische Frauen
Erfolge der Frauenbewegung torpedieren könnten. Und viele machen
sich leider nicht die Mühe, einem auch aus dem Islam selbst entwickelten Plädoyer für Frauenrechte zuzuhören, weil sie dies angesichts ihres Bildes von den Zuständen in der islamischen Welt für
zwecklos halten. Wir müssen uns immer wieder mit Projektionen
aus dem westlichen, katholisch geprägten Erbe herumschlagen. So
wie der interreligiöse Dialog seit Jahren besteht und viel gebracht
hat, ist jetzt wahrscheinlich die Stunde eines „interfeministischen
Dialogs“ gekommen.
Während die einen von Frauenrechten sprechen, um gegen das Kopftuch
zu argumentieren, ist es für Sie ein Recht der Frauen im Islam, dieses Kleidungsstück zu tragen. Ist da eine Annäherung überhaupt möglich?
Ja! Vor allem die Reduzierung der Debatte auf das Kopftuch ist das
Problem. Als wären wir muslimische Frauen nicht fähig, Missstände
als solche wirkungsvoll von innen anzugreifen. Es ist so billig, annehmen zu wollen, mit einer Änderung der Kleiderordnung hätte man
Frauenrechten zum Durchbruch verholfen. Von muslimischer Seite
findet schon seit langer Zeit ein intensiver Diskurs statt, der auch
theologisch begründet Frauenrechte einfordert und dabei Themen
bearbeitet, die feministische Kernfragen sind.
Denken Sie, dass auch in Österreich das Kopftuchverbot – ähnlich wie in
Frankreich – kommen könnte?
Nein. Österreich hat ein säkulares System der Machtverteilung entwickelt, in dem Staat und Religion getrennt sind, gleichzeitig aber der
gesellschaftspolitische Stellenwert von Religion nicht unterdrückt
wird. Der Islam ist eine anerkannte Religionsgemeinschaft, hat damit
das Recht auf freie und öffentliche Religionsausübung und innere Autonomie.
Amina Baghajati ist Medienreferentin der Islamischen Glaubensgemeinschaft in
Österreich
http://www.slp.at und http://www.die-abtreibung.at
april 2004an.schläge 07
Fo t o s : A r c h i v, M i c h a e l a B r u c k m ü l l e r ( m i t t e )
wahlenkärnten
Magic Women und fauler Zauber
Landtagswahl in Kärnten aus feministischer Sicht. Ein realsatirischer Erlebnisbericht mit
Originalzitaten. Von Eva Liegl
In Kärnten fiel der Internationale Frauentag heuer auf den 1.
März, schien mir. Die SPÖ-Frauen baten gar schon am 27. Februar zur „SPÖ-Frauentagsveranstaltung“ unter dem Motto „Spiel mit
dem Feuer“. Die entsprechende Einladung samt Info-Material hatte ich am
20. Februar aus einem öffentlichen
Mistkübel gefischt, wo sie sich in zahlreichen Exemplaren befand. Zum Entsetzen der Umstehenden.
Eva Liegl, geb. 1967, Texterin,
Radiomacherin, Kulturarbeiterin.
08 an.schlägeapril 2004
Veranstaltungsmarathon. Am 1. März veranstaltete das Referat für Frauen- und
Gleichbehandlung „un-geschminkt/unangepasst/un-bequem“. Zu dieser „Auftaktveranstaltung des Internationalen
Frauentages – und wir begnügen uns
nicht mit einem Tag“ hatte Landesrätin
Gabriele Schaunig-Kandut (SPÖ) ins
Klagenfurter Künstlerhaus eingeladen.
Eva Rossmann las aus „Ausgekocht“,
ihrem neuesten Mira Valensky-Kriminalroman. Befragt nach Frauensolidarität, betonte sie, dass Frausein allein
für sie kein hinreichender Grund sei, eine Kandidatin zu wählen, deren Weltanschauung sich massiv von der eigenen
unterscheidet – ein kurzer Ausflug Richtung Bundespräsidentschaftswahlkampf.
In drei Gesprächsrunden zu „Frauen und Politik“, „Frau und Gesellschaft“
und „Frauenförderung“ kamen auch
unbeirrbare Feministinnen zu Wort.
Wie Susanne Dermutz („Die Uni ist ein
Herrenhaus.“),die wie andere auch vor
allem mahnte, „was rückläufig ist“. Einen lebendigen Tätigkeitsbericht über
die letzten vier Jahre des Frauenreferates stellte Helga Grafschafter vor. Grafschafter ist diejenige Landesfrauenbeauftragte, pardon: Landesbeauftragte
für Frauen- und Gleichbehandlung, die
widerrechtlich 2001 von höchster Stelle der Kärntner Landesregierung ihres
Postens enthoben worden war. Sie hatte öffentlich gegen die Abschaffung
des Frauenministeriums protestiert.
Kurz: Sie musste wieder eingesetzt
werden.
Zuversichtlich zeigte sich SchaunigKandut angesichts der Tatsache, dass –
wie bundesweit – in Kärnten die Zahl
der Wählerinnen eindeutig die der
Wähler übersteigt.
Ebenfalls am 1. März lud die Klagenfurter Frauen-Stadträtin, pardon:
Stadträtin und Referentin für Frauen,
Familie und sozialen Wohnneubau,
Andrea Wulz (Die Grünen; ursprünglich:
VGÖ) „anlässlich des Internationalen
Frauentages und des zehnjährigen Jubiläums des Klagenfurter Frauenbüros“
zu der Diskussionsveranstaltung „Fluch,
eine Frau zu sein“. Im Programm: „Tanz
und Frauengeschichten in Bildern“. Am
5. März fand ein „fetziger Abend mit
den Rounder Girls“ in der Hypo-AlpeAdria-Arena statt – jene Bank, die der
Kärntner FPÖ einen großzügigen Kredit
gewährte, um den unheimlich aufwändigen Wahlkampf in der letzten heißen
Phase finanzieren zu können. Sicherheit
für die Bank: Verpfändung zukünftiger
(!) Parteiförderungen bis 2014.
Am 3. März wollte Staatsekretärin
Ursula Haubner (FPÖ), Schwester eines
Bruders, zu „Neuerungen im Bereich der
Frauen-, Kultur- und Bildungspolitik“
sprechen, was mich dazu veranlasste,
erstmals einer Wahlveranstaltung ihrer
Partei beizuwohnen. Die „blue cult
hour“ fand in den Räumlichkeiten des
Kulturvereins „Kult“ nahe der Stadt-Galerie Klagenfurt statt. Beim Betreten erhielten die BesucherInnen von einer
freundlichen jungen Frau einen überdimensionierten blauen Kuli, ein Bärli mit
blauem Halstuch und die blaue Broschüre „Sagen aus Kärnten“ in die Hand
gedrückt, sozusagen als Eintrittskarte.
Die „Sagen aus den einzelnen Regionen“ hatte laut Vorwort in Fraktur-ähnlicher blauer Schrift und mit Karikatur
„Ihr Landeshauptmann Jörg (der Erste)
Haider“ „für Sie zusammengestellt“.
Das angekündigte Kurzreferat dauerte
insgesamt etwa zehn Minuten und
wies als frauenspezifische Neuerungen
u.a. aus: „In Kärnten haben Frauen viel
kärntenwahlen
„Black Magic Woman“, der ohne ihr
Konterfei auch als Werbebotschaft für
ein Bordell miss-gedeutet hätte werden
können.
Grünen-Bundessprecherin Eva Glawischnig nahm viele Mühen und bösartige Untergriffe auf sich, um in ihrem
Geburtsland den Spitzenkandidaten
Rolf Holub (vormals vor allem in der
Freien Kulturszene zuhause) zu unterstützen. Der Wahlkampfslogan versprach:„Saubere Hände für unser Kärnten“/„Ciske roke za naso Korosko“. Der
„Grüne Kontrollbericht zur Lage in Kärnten“ entschädigte für diese Null-Aussage. Zweitgereiht war Barbara Lesjak, deren Auftreten bei öffentlichen Konfrontationen mit politischen GegnerInnen,
beeindruckend war. Beeindruckender jedenfalls als die Auftritte von Holub.
Letztendlich waren aber anscheinend
alle Beteiligten glücklich – gleich zwei
der insgesamt 36 Sitze im zukünftigen
Kärntner Landtag konnten die Grünen
mit ihren 6,7 Prozent erreichen, vor allem durch das Wahlergebnis in Klagenfurt (13 Prozent).
^
^
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meisten SPÖ-Politikern völlig fremd ist.
Die ersten Wahlplakate zeigten gar Peter Ambrozy mal zwei – einmal leger als
Privatmann gekleidet, einmal im Anzug
als Politiker – und Landschaft. Nach herben Protesten wurde beschlossen, doch
der Linie „Kompetenz-Team“ den Vorzug
zu geben. Dafür gab es schließlich bei
einer Wahlbeteiligung von 78 Prozent
der Wahlberechtigten 38,4 Prozent
WählerInnenzuspruch.
Da war die ÖVP mutiger. „Der nächste Landeshauptmann wird eine Frau“,
lautete ein Slogan für die Spitzenkandidatin, Nationalratsabgeordnete Elisabeth Scheucher. Scheucher, Ehefrau des
regierenden Klagenfurter Bürgermeisters Harald Scheucher, hätte schon bei
den letzten Gemeinderatswahlen als
Spitzenkandidatin – also statt ihm – antreten können, wohl auch wollen, war
Feministische Inhalte? Stattdessen hörte
aber damals parteiintern gescheitert.
ich mir meine Tonaufnahme eines
Sie sprach sich im nunmehrigen WahlSchaunig-Kandut-Statements vom 1.
kampf dezidiert gegen eine künftige
März nochmals an: „Wir haben einen
Regierungsbeschluss zum geschlechter- (Wieder-)Wahl des derzeitigen Landeshauptmanns aus. Diese Aussage kostegerechten Sprachgebrauch – wenn ich
dann einen Regierungssitzungsakt ein- te sie viele Umfragepunkte und brachte
ihr unter den ParteikollegInnen gehöribringe, wo männliche und weibliche
Fassung gleichermaßen enthalten sind, ge Schelte ein. Diese Aussage wird als
einer der maßgeblichen Gründe für das
dann sagen alle, wie unmöglich das
letztlich katastrophale Abschneiden der
ausschaut, man kann den Text überÖVP (mit einem Spitzen-Negativ-Wert
haupt nicht lesen, das versteht kein
Mensch.“ Alle, also auch ihre Parteikolle- von 11,6 Prozent sind sie in Klagenfurt
hinter die Grünen zurückgefallen) bei
gen. Schaunig-Kandut war in der letzder Landtagswahl gesehen. Dass Frauten Legislatur-Periode die einzige Frau
enpolitik vorrangig als Familienpolitik
in der aus sieben Personen bestehenden Kärntner Landesregierung. Sie wur- zu verstehen ist, legten die meisten ihrer diesbezüglichen Ausführungen im
de trotz der höchsten Vertrauenswerte
Wahlkampf nahe; wäre da nicht das
in der Bevölkerung unter allen Mitglieletzte Wahlplakat gewesen: „Frauen
dern der Landesregierung nicht SPÖSpitzenkandidatin für die Landtagswahl denken anders. Arbeit statt Streit“, das
sie sich mit drei anderen Frauen teilte.
2004. Viele (Frauen) können sich dies
Die Autos zum Wahlkampf zierten
einzig damit erklären, dass die Bereitschaft zu realer Gleichbehandlung den Scheuchers Porträt und den Schriftzug:
zu sagen – nicht nur in der Familie, wo
Frauen nach wie vor die großen Managerinnen sind.“ Schnell eilte Haubner
hernach zur Verleihung des Preises für
den „familien- und frauenfreundlichsten Betrieb in Kärnten“ in die Wirtschaftskammer, nicht ohne erwähnt zu
haben: „In Kärnten ist wirklich ein anderes Tempo, ich merke, dass in Kärnten
etwas los ist, auf allen Ebenen, in allen
Bereichen.“ Am Abend sollte sie noch
beim business frauen center vorbeischauen, um die Reihe „Mama im Management“ zu eröffnen. Im Rahmen der
„blue cult hour“ gab es danach eine
„Verlosung von Kunstwerken Kärntner
KünstlerInnen“ – frau beachte diesfalls
besonders das Binnen-I –, die ohne
mich auskommen musste.
Das Finale. Am 7. März, dem Tag der Wahl,
suchte ich den Napoleonstadel auf.
Dort lief eine Ausstellung, die ich mitorganisiert hatte. Die Grünen hofften dort
auf einen glücklichen Ausgang. 14.00
Uhr, die erste offizielle ORF-Hochrechnung, auf die große Leinwand geworfen. Zuerst verstörte Ungläubigkeit
(FPÖ: 42,7 Prozent – Endergebnis: 42,5
Prozent), dann verhaltene Freude. Ein
befreundeter Fotograf raunte mir entsetzt zu: „Es ist wirklich unfassbar, wie
verblödet die Kärntner sind!“ Das war
der Moment, wo ich als Feministin versagte. Denn ich ergänzte nicht:„Und
erst die Kärntnerinnen!“
❚
april 2004an.schläge 09
Fo t o : M a g d a l e n a B l a s zc z u k
interviewjohanna dohnal
Raus aus dem Gulaschtopf
Ex-Frauenministerin Johanna Dohnal hat sich von den Feierlichkeiten zu ihrem 65. Geburtstag erholt und erzählte Karin Eckert und Gabi Horak, warum sie ohne politisches
Engagement nicht sein kann.
an.schläge: Sie sind derzeit in Sachen
Pensionsvolksbegehren unterwegs.
Wie sind Sie dazu gekommen, sich
da wieder zu engagieren?
Johanna Dohnal: Das ist für mich
selbstverständlich. Schon im Frauenvolksbegehren haben wir formuliert,
was für Frauen wichtig wäre: Die eigenständige Pensionsabsicherung, unabhängig auch von Erwerbstätigkeit und
Lebensformen. Beim Sozialstaatsvolksbegehren war das wieder ein sehr wichtiger Punkt. Und jetzt bin ich sehr froh,
dass die oberösterreichische SPÖ das
Pensionsvolksbegehren initiiert hat und
es auch von der ganzen Partei getragen
wird. Mir ist schon klar, dass – egal wie
10 an.schlägeapril 2004
viele Stimmen dieses Volksbegehren erreichen wird – diese Regierung keinen
Finger rühren wird. Aber es ist eine
Möglichkeit, die Hintergründe der Pensionsreform aufzuzeigen, die Menschen
zu informieren. Die meisten Frauen haben schon resigniert, sagen, man könne
eh nichts machen. Viele sind aber trotzdem froh, dass etwas passiert. Resignation gibts vor allem bei Frauen, die jetzt
um die fünfzig sind, die nach vierzig Arbeitsjahren mit 55 in Pension hätten gehen können, und das jetzt nicht können.
Diese Frauen haben ja keine Chance
mehr, durch eine private Pensionsvorsorge Zusätzliches aufzubauen! Meine
Lebensgefährtin hat sich das ausge-
rechnet: Wenn sie mit 51 Jahren begonnen hätte, privat vorzusorgen, müsste
sie 82 Jahre alt werden, damit sie nur
das herausbekommt, was sie bis dahin
eingezahlt hätte.
Wäre für Sie heute eine feministische Partei denkbar?
Eine feministische Partei ist denkbar, eine Frauenpartei nicht. Frau-Sein
allein ist kein Programm, das sage ich
schon seit Jahrzehnten. Allerdings müssten wir vielen Menschen vorher erklären, was feministisch bedeutet.
Laut einer kürzlich erschienenen Untersuchung soll es viele Frauen in Assistentinnenpositionen geben, die sagen,
sie seien sehr glücklich damit, ihrem Chef
johanna dohnalinterview
Kaffee zu kochen und ihm jeden Wunsch
von den Augen abzulesen. Ist das symptomatisch?
Ja und nein. Ich sitze im Weinviertel
und treffe eher mit denen zusammen,
für die das nicht symptomatisch ist.
Aber ich merke, dass ich mehr mit jungen Frauen reden muss, raus muss aus
meinem Gulaschtopf. Ich möchte zuhören, was die Jungen sagen. Ich bin draufgekommen, dass ich da viel zu weit weg
bin.
Was ist Ihr Standpunkt zur derzeit
heftig diskutierten Kopftuch-Frage?
Ich glaube, ich bin mit den meisten
einig, dass die Verhüllung der Frau ein
Unterdrückungsmechanismus ist. Die
Argumentation mancher VertreterInnen der muslimischen Konfession, die
das auf die Religiosität zurückführen,
kann ich nicht glauben. Weil ich andere
kenne, die sagen, im Koran sei das überhaupt nicht begründet. Für mich stellt
sich die Frage, wie auch in Frankreich
und Deutschland, nach einer Regelung
für den Öffentlichen Dienst. Was ist in
einem Staat möglich und was nicht?
Wir haben dafür gekämpft, dass gewisse Frauenrechte verankert werden. Das
ist für mich das höhere Grundrecht. Ich
möchte nicht, dass Frauenrechte, die
wir erkämpft haben, sichtbar konterkariert werden.
Sie hatten in Ihrer Amtszeit mit autonomen Feministinnen zu tun, die Ihnen auch das Leben schwer gemacht haben…
Und das war gut so, das hätten sie
noch viel mehr machen sollen.
…haben Sie das Gefühl, dass die
Feministinnen heute ein bisschen brav
geworden sind, oder auch müde?
Müde wird sicher stimmen, vor allem bei denen, die schon lange und immer wieder kämpfen. Natürlich geht
mir etwas ab, natürlich hätte ich gerne
Bewegung. Aber man darf auch nicht
übersehen: Viele arbeiten in den Frauenprojekten unter immer größeren
Schwierigkeiten. Die Frauen sind in finanzieller Abhängigkeit von den GeldgeberInnen. Ich verstehe, dass die existenzielle Gefährdung für die in den
Projekten Beschäftigten immer stärker
wird. Ganz grundsätzlich ist es so: Je
mehr die Menschen kämpfen müssen,
damit sie das Leben überhaupt leben
können, desto weniger wird man sie für
Anderes motivieren können. Gerade bei
Frauen: Wo sollen sie die Zeit her nehmen, wenn sie nach zwei, drei Billigjobs
am Abend das Kind von der Großmutter
holen müssen, diese hatte das Kind mittags vom Kindergarten abgeholt, weil
der zu Mittag zusperrt. Wo soll ich da
etwas einfordern? Irgendeine Erklärung
muss es ja geben, dass so viele Menschen Schwarz-Blau gewählt haben
letztes Jahr. Und da will ich gar nicht die
Fehler der Sozialdemokratie beschönigen.
Vor allem haben auch sehr viele
Frauen ÖVP gewählt.
Und die Gründe dafür sind mannigfaltig. Die SPÖ schleppt einen Rucksack mit Versäumnissen mit sich herum,
den sie seit ein paar Jahren abbaut.
Glaubwürdigkeit zu erreichen ist schwer,
verspielt hat man sie leicht, und das ist
leider passiert. Das letzte sichtbare Zeichen war der Umgang mit dem Frauenvolksbegehren. Mir war damals klar,
dass viele Frauen das Vertrauen verloren haben und das hat sich bei der
nächsten Wahl gezeigt.
Jörg Haider wird in Kärnten mit
SPÖ-Hilfe an die Macht gehievt. Riskiert
die Partei hier nicht wieder massiven Vertrauensverlust?
Tatsache ist, dass es Länderentscheidung ist und es war nicht verhinderbar. Aufgrund der Landesverfassung
ist die Konzentrationsregierung vorgeschrieben. Aber Gusenbauer hat sich
klar deklariert, dass das für die Bundespartei keine Option ist! Und dafür leg
ich meine Hand ins Feuer – das wäre für
mich das Ende meiner Parteimitgliedschaft.
Ist das grundsätzlich noch Ihre Partei?
Ja, jetzt wieder! In der Klimazeit habe ich keine Einladungen zu Referaten
und Diskussionen angenommen, weil
ich nicht konnte. Ich konnte nichts Gutes sagen, und schlecht reden wollte ich
auch nicht, also bin ich daheim geblieben. Das hat sich gegeben. Jetzt bin ich
wieder wenig zu Hause.
Anlässlich Ihres Geburtstags gab es
viele lobende Worte von Leuten, die Ihnen früher eher Steine in den Weg gelegt
haben. Fühlt frau sich da nicht auf den
Arm genommen?
Der Vranitzky ist im Profil-Interview
wenigstens ehrlich geblieben. Ich hab ja
mit ihm gut zusammengearbeitet. Es
gab halt unterschiedliche Ansichten,
nicht nur in der Frauenfrage. Auch in
der Frage nach dem Selbstverständnis
der SPÖ als Regierungspartei, in Koalition mit der ÖVP. Meine Ansicht war: Das
sind zwei verschiedene Parteien, wir
sind Sozialdemokraten, das muss sichtbar werden. Wir müssen sagen, was wir
wollen und dafür kämpfen. Und in jedem Schritt den Menschen aufzeigen,
warum es anders ist: weil wir einen Koalitionspartner haben, der dieses will.
Kompromisse – die in einer Koalition
sein müssen – wurden aber als sozialdemokratisch dargestellt. Das ist meines Erachtens auch der Grund, warum
die Mehrheit verloren gegangen ist.
Sie sprechen erst in letzter Zeit offen
über ihre lesbische Lebensweise und verteidigen dies mit dem Argument, Sie hätten auch über Ihre frühere Ehe nie gesprochen. Ein Coming-Out in ihrer Zeit
als Ministerin wäre aber auch ein wichtiges Zeichen gewesen…
Ja, aber es gibt viele andere Argumente, die schwerer wiegen. Ich mag
über mein Privatleben nicht reden. Ich
wollte das nie und bin auch der Meinung, dass ein Politiker/eine Politikerin
nicht dazu verpflichtet ist. Ich möchte
über das, was ich erreicht habe, identifiziert werden und nicht über Lebensformen. Und bei einem Coming-Out haben immer beide Partnerinnen ein
Wörtchen mitzureden. Im übrigen ist
meine jetzige Lebensform für mich genauso normal wie meine vorherige.
Haben Sie noch politische Ambitionen?
Vermutlich bis zum Tod, aber nicht
in gewählten Funktionen.
Sie könnten sich also keine Bundespräsidentin Johanna Dohnal vorstellen?
Unmöglich. Ich bin für die Auseinandersetzung, sogar für die Polarisierung. Diese repräsentative Tätigkeit wäre mit meiner Lebenseinstellung nicht
vereinbar.
Wird die SPÖ, sollte sie in einigen
Jahren wieder in der Regierung sein, das
Pensionsvolksbegehren umsetzen?
Ganz sicher! Ziel des Volksbegehrens ist es, die schwarz-blauen Beschlüsse vom vorigen Jahr aufzuheben
und ein gerechtes Gesamtpaket zu
schnüren. Und zwar auch gegen den
Widerstand eines möglichen ÖVP-Koalitionspartners. Ich würde mir Rot-Grün
wünschen, aber die müssen erst eine
Mehrheit bekommen.
❚
april 2004an.schläge 11
internationalan.riss
Rechtsmittel einzulegen, da der Oberste Gerichtshof in El Obeid am
15. Oktober das Urteil bestätigte. Die Grundlage des Urteils bildet das
sudanesische Strafgesetzbuch, das teilweise auf der Interpretation der
Scharia basiert. Demzufolge können Personen des Ehebruchs schuldig
befunden werden, wenn vier „Zeugen“ aussagen, wenn ein Geständnis vorliegt oder wenn die Angeklagte schwanger und unverheiratet
ist. Amnesty International fordert von der sudanesischen Regierung,
die Strafe unverzüglich umzuändern. Darüber hinaus soll das sudanesische Recht endlich mit den internationalen Menschenrechtskonventionen in Einklang gebracht werden, die auch von der sudanesischen
Regierung unterzeichnet worden waren. svh
guatemala
Im Gänseschritt zur Gleichbehandlung
indien
Musliminnen in Boxershorts
Ärmste Bevölkerungsgruppe, bildungsmäßig und wirtschaftlich benachteiligt, politisch marginalisiert – das ist, kurz gesagt, die Situation muslimischer Frauen in Indien. Da überrascht es nicht, dass es schwierig ist, muslimische Frauen überhaupt aus ihrer Isolation, geschweige denn zum Boxen zu bewegen. Razia Shabnan, 23, und drei andere Frauen waren die ersten, die vor fünf Jahren den Schritt aus ihrem muslimischen Ghetto in
Kalkutta in den Boxring gemacht haben. Mittlerweile ist Shabnan Indiens
erste muslimische Box-Trainerin und internationale Ringrichterin. Sie wirkt
auf die muslimischen Frauen wie ein Magnet und schafft es, viele von ihnen in den Boxring zu holen. Inspiriert werden die Frauen durch Laila Ali,
die Tochter der Box-Legende Muhammad Ali.„Ich glaube nicht, dass Frauen zu Hause bleiben und kochen sollen, ich will so sein wie Laila Ali“, meint
eine der Fäuste-schwingenden Ladies. Frauenboxen verstößt in Indien gegen alle gesellschaftlichen Konventionen. Heute boxen 150 Frauen in Indien, die Mehrheit von ihnen sind Musliminnen. Respekt! svh
sudan
100 Peitschenhiebe
Mahasin Abaker Fadul war 14 Jahre alt und im neunten Monat schwanger, als ein Gericht im westsudanesischen Nyala sie am 17. Mai 2003 zu
hundert Peitschenhieben verurteilte. Die Anklage lautete auf außerehelichen Geschlechtsverkehr. Ein 25-jähriger Mann, der im Zusammenhang mit dem Fall angeklagt war, wurde aus Mangel an Beweisen
freigesprochen. Abaker Fadulhat hat keine weiteren Möglichkeiten,
12 an.schlägeapril 2004
Der im Dezember 2003 neugewählte konservative Präsident Guatemalas, Oscar Berger, hat zehn junge indigene Frauen zur Unterstützung
seiner Regierung unter Vertrag genommen. Sie arbeiten in der Administration des Präsidentschaftspalastes, für den Vizepräsidenten, in
den Staatssekretariaten und für die First Lady. „Kein Mitglied meiner
Gemeinschaft hat jemals den Präsidentschaftspalast betreten“, erzählte eine der Mitarbeiterinnen, „zusätzlich bin ich die erste Frau meiner
Gemeinschaft, die sich in der Nähe des Präsidenten aufgehalten hat.“
Durch ihre neue Arbeit, neben der sie auch ihr Studium weiterführen
kann, habe sich ihr Leben verändert.
Die jungen indigenen Frauen stammen alle aus dem Westen des
Landes und wurden auf Grund ihrer Fähigkeiten, Führungsqualitäten
und akademischen Ausbildung ausgewählt. Die Regierung will damit
ihren Sinn für Pluralismus unter Beweis stellen. In dem mittelamerikanischen Land sind 41 Prozent der elf Millionen EinwohnerInnen indigener Abstammung, die Indigenen selbst schätzen ihre Stärke mit
über sechzig Prozent ein. Die Gesellschaft für bedrohte Völker Südtirol begrüßt diesen Schritt der Regierung als einen ersten Schritt zur
Gleichberechtigung der indigenen Völker. Es ist zu hoffen, dass die
konservative Regierung sich auch noch auf etwas größere Schritte
einlässt. svh
kolumbien
Festnahme
Seit der Präsidentschaft von Álvaro Uribe Vélez hat sich die Situation
der ländlichen sozialen Bewegung in Arauca (Kolumbien) extrem verschlechtert. Über die Bauern/Bäuerinnengemeinden wurde der Ausnahmezustand verhängt und die zivilen Rechte weitgehend außer
Kraft gesetzt. Viele der bäuerlichen Organisationen sehen aus diesem
Grund ihre verfassungsmäßigen Rechte auf demokratische Meinungsäußerung und Organisation nicht mehr gesichert, genauso wenig wie
ihr Recht auf einen fairen Prozess im Falle der Festnahme. In der Nacht
des 18. Februar 2004 wurde Luz Perly Córdoba, Vorsitzende der Bauernorganisation von Arauca (Asociación Campesina de Arauca) und Menschenrechtsverantwortliche der kolumbianischen Bauernföderation
FENSUAGRO-CUT, von BeamtInnen der kolumbianischen Staatssicherheit festgenommen. Ihre Verhaftung fand während einer Teilnahme
an einer rechtswissenschaftlichen Vorlesung in der INNCA-Universität
Bogotá statt. Die Aktivistin aus armen bäuerlichen Verhältnissen und
an.rissinternational
Mutter von zwei Kindern, wurde schon in ihrer Jugend vom kolumbianischen Militär verfolgt und gefoltert. Ihr Einsatz für Sozial- und Menschenrechte der kolumbianischen Bäuerinnen/Bauern ist auch in Europa bekannt: Im Juli 2003 besuchte sie Österreich, wo sie sich mit verschiedenen NGOs und Menschenrechtsorganisationen traf. Sie ist eine
der wichtigsten Ansprechpartnerinnen für die Solidaritätsarbeit der
österreichischen Gruppen im Rahmen der europäischen Kampagne
„Ein anderes Kolumbien ist möglich. Mit Frieden und sozialer Gerechtigkeit“. svh
Nähere Infos: Gernot Bodner, Vertreter der Kampagne „Ein anderes Kolumbien ist möglich.
In Frieden mit sozialer Gerechtigkeit“ in Österreich, e-mail: [email protected]
indonesien
Wiedereinstellung
Die ArbeiterInnen des Betriebs PT Kahatex in Indonesien produzieren
für s.Oliver, H&M, Nike und andere bekannte Konzerne. Im Frühjahr
dieses Jahres streikten die ArbeiterInnen für die Bezahlung des gesetzlichen Mindestlohns. Auf den Streik eines Großteils der Belegschaft
reagierte das Management mit Aussperrung aller 537 ArbeiterInnen,
die nicht unter dem Mindestlohn arbeiten wollten. Trotz Interventionen des indonesischen Arbeitsministeriums hat sich daran lange nichts
geändert. Kahatex-Auftraggeber wie H&M oder Nike haben das (Image-)
Problem rasch erkannt und sich für die Wiedereinstellung in anderen
Betrieben der Kahatex-Gruppe eingesetzt, konnten diese aber nicht
erreichen. s.Oliver hielt es nicht für nötig, sich dem anzuschließen. Erst
aufgrund des internationalen Drucks der KonsumentInnen – allein in
Österreich gingen 1.191 e-mails an s.Oliver – setzte sich auch s.Oliver
und die von ihm beauftragte Consulting Firma Systain für die Wiedereinstellung der entlassenen ArbeiterInnen ein. Das Management von
PT Kahatex hat jetzt die Wiedereinstellung aller ArbeiterInnen, die das
wollen, zugesichert. 210 von ihnen wurden bereits mit 1. März wiedereingestellt, die anderen können bis spätestens 19. April an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. svh
Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO ist Gewalt die
häufigste Todesursache von Frauen im Alter zwischen 16 und 44 Jahren.
Ungleiche Macht- und Besitzverhältnisse, frauenfeindliche Gebräuche
und Gesetze bereiten weltweit den Nährboden für ein Klima der Gewalt,
das Millionen von Frauen zu Opfern macht. Gewalt gegen Frauen ist der
größte Menschenrechtsskandal unserer Zeit – und der verborgenste. Um
diesen Zustand sichtbar zu machen und ins Interesse der Öffentlichkeit
zu rücken, startete amnesty international am 5. März, als Auftakt zum
Internationalen Frauentag, eine weltweite Kampagne „Gewalt gegen
Frauen – nicht mit uns.“ Zwei Jahre lang sollen mit Nachdruck die Menschenrechte für Frauen eingefordert werden – bei Regierungen, GesetzgeberInnen, jedem Mann und jeder Frau, in den unterschiedlichsten
Ländern. svh
http://www.oneworld.at/cleanclothes/
Infos: T. 01/7 80 08, e-mail: [email protected]; http://www.amnesty.at
wyber.space
www.schwarzefrauen
international
„Entschuldigen reicht nicht!“
Fo t o : a m n e s t y i n t e r n a t i o n a l
Seit kurzem bietet die „Schwarze Frauen Community für Selbsthilfe
und Frieden“ (SFC) unter http://www.schwarzefrauen.net eine Anlaufstelle für in Österreich lebende Frauen aus Afrika und in der Diaspora, sowie für MehrheitsösterreicherInnen, die sich für diese Zielgruppe interessieren. Die Community sieht sich mit ihren frauenspezifischen Themen als notwendige Ergänzung zu bestehenden Angeboten. Migrantinnen haben neben Rassismus, Fremdenfeindlichheit
und Ausgrenzung auch mit dem bestehenden Sexismus zu kämpfen.
Schwarze Frauen unterschiedlicher Herkunft und Nationalität haben
hier z.B. die Möglichkeit, sich aktiv Unterstützung auf „ihrem Weg
zur Integration“ zu holen, indem direkte Kontakte zu Österrecherinnen hergestellt werden. Neben den üblichen Informationen bietet
die Homepage einen Einblick in die Ergebnisse wichtiger Studien, etwa über die berufliche Situation Schwarzer Frauen in Österreich. Ein
Gästinnenbuch für Kommentare, eine umfangreiche Linksammlung,
Pressemitteilungen und Termine runden das Informationsangebot
noch ab. Interessant und spannend für alle Frauen, leider nur in deutscher Sprache. svh
april 2004an.schläge 13
mexicociudadjuárez
Fo t o : A r c h i v
Nicht eine Tote mehr!
Wo Frauen austauschbares Produktionsmittel sind, ist der Schritt zu ihrer Ermordung nur
noch ein kleiner. Von Karin Eckert
Judith Galarza, Vorsitzende
vom FEDEFAM, mit dem Bild
ihrer 1978 „verschwundenen“
Schwester.
14 an.schlägeapril 2004
Die Nacht bricht herein über
Ciudad Juárez. Die Menschen
ziehen sich in ihre Häuser zurück. Im Gegensatz zu früher,
wo die Straßen auch des Nachts
bevölkert waren, vermeiden heute vor
allem junge Frauen, sich in der Dunkelheit auf der Straße aufzuhalten. Ein Klima der Angst herrscht in der mexikanischen Grenzstadt. Seit über zehn Jahren
verschwinden hier hunderte Frauen. 370
wurden nachweislich ermordet, 500
gelten euphemistisch als „verschwunden“. Die Opfer werden vergewaltigt
und grausam gequält, bevor sich die Täter ihrer nach Tagen oder Wochen durch
Erschlagen, Erwürgen, Erstechen oder
Genickbruch entledigen. Viele der Ermordeten tauchen Monate später wieder auf: weggeworfene Frauenleichen
in der Wüste um Ciudad Juárez.
Die Opfer. Die meisten der Ermordeten
sind junge Frauen, die in den Maquilas,
den Weltmarktfabriken transnationaler
Konzerne, gearbeitet oder eben erst angeworben haben. Sie verschwinden oft
am Weg zur oder von der Arbeit, wenn
sie über unbeleuchtetes Gelände bis
zur Station der firmeneigenen Busse
gehen, die sie nach Hause bringen sollten. Viele der jungen Frauen verfügen
über kein familiäres Netz, denn sie sind
aus anderen Regionen Mexikos auf der
Suche nach Arbeit in die Grenzstadt gezogen. Ihr Verschwinden fällt daher mitunter nicht einmal auf und wenn, dann
bleibt die Polizei so lange untätig, bis
es zu spät ist. Es ist kein Zufall, dass die
Opfer zu den Allerärmsten zählen, denn
derart brauchen die Täter keinen Rechtsstreit zu fürchten, den sich die Familienangehörigen der Opfer nicht leisten können. Was diese Methoden der Terrorisierung für die Bevölkerung bedeuten, erzählt Judith Galarza, Vertreterin einer
Organisation von Hinterbliebenen der
Mordopfer, die im März auf Einladung
juárezciudadmexico
lich mit Frauenfeindlichkeit zu erklären,
weil das die eigentlich Schuldigen schützen, und sich dadurch das Morden ausbreiten würde. Und tatsächlich sind
auch im angrenzenden Guatemala bereits 300 Frauen verschwunden, berichtet Galarza. Dass die Morde gerade 1993
anfingen, ist für sie kein Zufall. Neben
dem Boom der Maquilaindustrie und
Die Hintergründe. In Ciudad Juárez liegt
Gewalt in der Luft. Direkt an der Grenze der damit einhergehenden Kriminalität
nennt sie den Regierungswechsel in Chizu den USA, in der Provinz Chihuahua
gelegen, ist die Region stark militarisiert. huahua als Grund für die Morde: Schon
während des Wahlkampfes wurde dem
Die ArbeiterInnen in den Maquilas – zu
siebzig Prozent Frauen – sind austausch- Kandidaten der konservativen PAN2,
bare Humanressourcen, die so lange
Francisco Barrios, schwer zugesetzt: bei
ausgebeutet werden, bis sie nicht mehr einem Auto„unfall“ wurde sein Chaufdie erwartete Leistung bringen, bis sie feur und dessen Sohn, sowie eine Tochschwanger werden oder bis sie es wa- ter des Kandidaten getötet. Demonstragen, auf ihre Rechte zu pochen. Im Han- tionen, an denen unzählige Frauen teildumdrehen werden sie dann entlassen
nahmen, überzeugten ihn davon, denund durch eine der vielen, bereits auf Ar- noch weiter zu kandidieren. Schließlich
beit wartenden Frauen ersetzt. Die Kon- konnte die PAN unter Barrios hauptsächkurrenz ist groß, die Arbeitsbedingungen lich mit den Stimmen von Frauen 1992
unter jeder Kritik: Unbezahlte Überstun- die PRI3 ablösen. Mit den beginnenden
den, festgelegte Klozeiten, sexuelle Über- Morden sollten nun Frauen eingeschüchgriffe, minimale Löhne, gesundheitsschä- tert und von politischem Engagement
digendes Arbeitsumfeld, Akkordarbeit.
abgehalten werden. Zum anderen geht
Galarza bringt die Rolle der Maquilaines laut Judith Galarza auch darum, die
dustrie auf den Punkt:„Was wir draußen Arbeit der Provinzregierung in den
in Ciudad Juárez erleben, ist ein Spiegel- Schmutz zu ziehen, indem man sie (zu
bild dessen, was innerhalb der Maquilas Recht) der Unfähigkeit in der Verfolgung
passiert.“
der Morde bezichtigt. Barrios rührte aus
Anfang der 1990er Jahre floss viel
Angst vor einem weiteren Attentat keiGeld in den Ausbau der Maquilaindunen Finger mehr, um die Morde aufzustrie. Die mexikanische Regierung schuf klären. Als 1998 die PRI neuerlich an die
für die Konzerne paradiesische BedinRegierung kam, verschwanden plötzlich
gungen: Steuerfreiheit, spottbillige Res- wichtige Beweismittel. Für Galarza ist
sourcen, keinerlei Umweltauflagen, billi- klar:„Hier werden politische Machtspiege Arbeitskraft. Unterdessen unternahm le auf dem Rücken von Frauen ausgedie Regierung für die enorm anwachtragen!“
sende Bevölkerung gar nichts: die Viertel rund um Ciudad Juárez haben weder Die Vertuschung. Die Ablenkungsmanöver
Strom noch Fließwasser. Die Straßen
der Verantwortlichen sind vielseitig:
sind unbefestigt und unbeleuchtet.1 In
Statt sich um die Aufklärung zu kümChihuahua werden große Mengen Geld, mern, würdigen PolitikerInnen die MorMenschen und Drogen bewegt. Das Dro- dopfer herab, indem sie mit dem angeblich unmoralischen Lebenswandel
genkartell Juárez gilt als das größte der
Welt. Seine Macht reicht bis in den Poli- der Frauen argumentieren: wer sich des
Nachts in Bars herumtreibe und mit enzeiapparat und in die Politik, deren VertreterInnen entweder an den schmutzi- ger Kleidung und Miniröcken provoziere, dürfe sich auch nicht wundern…4
gen Geschäften mitschneiden oder aus
Angst die Machenschaften der Drogen- „Das ist ein Effekt eines psychologischen
barone decken. Judith Galarza sieht geKrieges, der verunmöglicht, eine objektinau hier die Wurzel der Morde und der
ve Analyse dessen vorzunehmen, was
Straflosigkeit:„Wenn es keine Veranttatsächlich passiert“, erklärt Galarza die
wortlichen gibt, dann deshalb, weil hin- Intention hinter den Verleumdungster all dem sehr mächtige Leute stehen, kampagnen.
die nicht festgenommen werden könIn der Zwischenzeit wurden mehrenen.“ Sie warnt davor, die Morde ledigre Personen festgenommen – Sündenvon Frauensolidarität und amnesty international in Wien war: „Es herrscht eine totale Unsicherheit im Alltagsleben.
Die Leute machen sich Sorgen, wenn ihre Kinder nicht rechtzeitig am Abend
nach Hause kommen“, beschreibt sie
die Stimmung.
böcke, um die eigentlichen Täter zu
schützen. Nach deren Festnahme ging
das Morden jedenfalls weiter. Der Sohn
der Anwältin eines der Inhaftierten hat
ein Attentat knapp überlebt. Jene Frau,
die diesen Mann seinerzeit stark belastet hatte, ist inzwischen an einer Überdosis gestorben. Ein weiterer Inhaftierter ist bei einer Leistenbruchoperation
verstorben. Zwei JournalistInnen, die
Ende 2003 Namen von vermutlich Involvierten veröffentlicht hatten – darunter der Besitzer eines TV-Senders und
der Manager von Coca Cola in Chihuahua – wurden mit Mord bedroht. Als ein
bedeutender Provinzpolitiker Judith Galarza dazu aufforderte, die Finger von all
dem zu lassen und sich nicht mit den
Mächtigen anzulegen, und sie sich weigerte, verschwand die Tochter einer Mitarbeiterin der Hinterbliebenenorganisation. Inzwischen lebt Galarza aus Sicherheitsgründen in Venezuela.
Wer nun tatsächlich hinter den Morden steht, darüber gibt es viele Spekulationen. Manche der Ermordeten wurden
auf Gewalt-Pornos wieder entdeckt. Und
auch Trittbrettfahrer dürften die Situation der de-facto-Straffreiheit ausnützen.
Inwieweit die Maquilaindustrie involviert ist, ist unklar. Tatsache ist jedenfalls,
dass viele der ermordeten Frauen gerade
erst in den Maquilas zu arbeiten begonnen hatten, ehe sie verschwanden. Aber
woher hatten die Täter diese Informationen? In den Maquilas werden jedenfalls
keine Untersuchungen durchgeführt…
Die Gegenwehr. Seit Jahren kämpfen Judith
Galarza und andere Hinterbliebene gegen die Straflosigkeit. Nachdem etliche
Sonderstaatsanwältinnen/anwälte der
letzten Jahre eher die Interessen der Täter,
als die der Opfer vertreten hatten, scheint
mit María Urbina nun eine Staatsanwältin mit der Aufklärung betraut worden zu
sein, die zumindest einen guten Ruf genießt, und auf der die ganze Hoffnung
liegt. Ganz bewusst gehen Galarza und
ihre MitstreiterInnen gerade jetzt an die
internationale Öffentlichkeit, denn nur
Protestbriefe aus aller Welt können verhindern, dass auch Urbina eingeschüchtert und korrumpiert wird. Die internationale Gemeinschaft muss jetzt aktiv werden, Druck ausüben, zeigen, dass viele
ihren Blick auf Mexiko gerichtet haben,
damit nicht eine einzige Frau mehr Opfer
des Sumpfes in Ciudad Juárez wird!
❚
Protestschreiben bitte massenhaft
und immer wieder an die Mexikanische Botschaft und/oder an
Präsident Vicente Fox schicken.
Nähere Infos dazu unter:
www.amnesty.at/vaw/cont/laen
der/mexiko/index.htm
Auch Appellbriefe an Außenministerin Ferrero Waldner
([email protected])
sind zielführend.
Spendenkonto für die Arbeit der
Hinterbliebenenorganisation:
Frauensolidarität, Kennwort Mexiko,
PSK 60000, Kto.Nr.: 93009458
Organisationen
(Infos auch auf englisch):
FEDEFAM – lateinamerikanische
Vereinigung von verschwundenen/
ermordeten Personen,
www.desapaecidos.org/fedefam
Nuestras Hijas de Regreso a Casa:
http://www.geocities.com/
pornuestrashijas/
1 Heute sind in dem Gebiet etwa
2.500 Maquilas angesiedelt, für die
mehr als eine Million ArbeiterInnen
etwa 16 Milliarden US-Dollar
Gewinn erwirtschaften.
2 Partei der Nationalen Aktion, die
auch den derzeitigen Präsidenten,
Vicente Fox stellt.
3 Partei der Institutionalisierten
Revolution. Die PRI regierte auf
nationaler Ebene über Jahrzehnte
das Land.
4 Dementsprechend haarsträubend
klingt auch der Vorschlag eines
Politikers, der im Fernsehen erklärte:
„Wenn die Guten zu Hause bleiben,
dann sind nur noch die Bösen auf
der Straße und die Sache erledigt
sich von selbst.“
april 2004an.schläge 15
Fo t o s : A r c h i v, A n i t a - D a n i e l a K ra p p e l ( 2 .v. l i )
eurogames2004
Eine Woche „pride“ tanken
Die EuroGames zählen mittlerweile zu den bedeutendsten Sportereignissen des Kontinents.
Selbst der Freistaat Bayern kann sich dem Charme dieses lesbischwulen Großevents nicht
entziehen – München, wir kommen! Von Lisa Rosenblatt und Svenja Häfner
Ich, Lisa Rosenblatt, habe 2003
an den EuroGames in Kopenhagen teilgenommen. Als „Ausländerin“ für Österreich anzutreten, war eine besondere Erfahrung für mich, die ich in fast keinem anderen Bereich oder bei keiner anderen
Veranstaltung als „Österreicherin“ bezeichnet werde. Die Verschmelzung von
Grenzen empfand ich als besonders
schön: Gemeinsamer Spaß am Sport
und sportlichen Wettkampf; der persönliche Einsatz beim Training, wobei jede/r
für sich die persönlichen Grenzen austesten kann;„dabei sein“; das Erreichen einer persönlichen „Bestzeit“ oder einfach
die ersten Erfahrungen mit sportlichem
Wettkampf; sich „öffentlich“ als lebisch
16 an.schlägeapril 2004
oder schwul outen; bewegen; Sport machen und feiern – die Vielfalt von internationalen Meisterschaften mit verschiedenen Schwerpunkten und Ausrichtungen ist ein Schritt in Richtung
Pluralität. Gäbe es über die offiziellen
MeisterInnenschaften hinaus noch weitere Veranstaltungen, die in der breiten
Öffentlichkeit bekannt sind, hätten einzelne Staaten mehr Möglichkeiten, in einem internationalen Zusammenhang
präsent zu sein. Das sehe ich als einen
praktischen Schritt weg von einzelnen
Nationen, die in einer homogenen internationalen Welt einander begegnen.
Offenheit. Helga Pankratz, Mitbegründerin der Sportvernetzung „Rainbow
Sports Austria“ und Sportredakteurin
bei der Zeitschrift Lambda Nachrichten
ist von der positiven Wirkung solcher
Events überzeugt: „Ich finde es wichtig,
dass es eine selbstorganisierte, selbstbewusste lesbische und schwule Sportkultur gibt und auch internationale
Wettkämpfe, die für uns den Stellenwert von EuropameisterInnenschaften
und Olympischen Spielen haben. In den
,normalen’ Sportvereinen, Sportverbänden und bei den Wettkämpfen herrscht
in fast allen Sportarten weltweit noch
immer sehr viel Heterosexismus vor. Die
EuroGames sind eine tolle Alternative
und Bestandteil des Kampfes gegen
diese ausgrenzende Ignoranz.“ Für Helga Pankratz sind Sport und Politik nicht
2004gameseuro
zu trennen: „Mein Sport, den ich mit
großer Leidenschaft ausübe, ist zugleich politischer Aktivismus.“
Die Offenheit der EuroGames geht
noch weiter. Alle Formen von Sexualität
und Nationalität finden Akzeptanz, jede
Leistung wird honoriert. In Kopenhagen
habe ich erlebt, dass die langsamsten
SchwimmerInnen genau so viel Applaus und Begeisterung ernteten wie
die Schnellsten. Helga Pankratz kann
diesen Eindruck aus eigener Erfahrung
bestätigen: „In Zürich ( Jahr 2000, Anm.
d. Red.) war die EuroGames-Tanzkultur
schon so weit fortgeschritten, dass Rankings, Konkurrenzkampf und der Trend
zu Spitzenleistungen schon sehr im Vordergrund standen. Dennoch machte
mein Auftritt mit einer Tanzpartnerin
aus der Slowakei, mit der ich zusammen ganz bewusst Dilettantismus verkörperte, viel Vergnügen. Wir waren die
Clown-Nummer des gesamten Wettbewerbs. Es hat trotzdem allen gefallen.
Meiner Meinung nach sollte der Breitensport-Gedanke nicht ganz vernachlässigt werden.“
Gabriela Reichkendler, ehemalige
Schwimmmeisterin in Tirol, war in Kopenhagen ebenfalls mit dabei, obwohl
sie schon seit zwanzig Jahren nicht
mehr aktiv ist:„Die Teilnahme hat mir
viel Spaß gemacht, die Atmosphäre war
sehr entspannt und nicht von Ehrgeiz
durchtrieben.“
Sport hat mich schon immer fasziniert. Es ist das Erlebnis als Ganzes und
nicht nur der Moment des Siegens, das
mich immer wieder zu einer intensiven
Auseinandersetzung mit meinen körperlichen Grenzen geführt hat. Obwohl
ich als Leistungssportlerin jahrelang regelmäßig an Wettkämpfen teilgenommen habe, waren die EuroGames 2003
seit fast zwei Dekaden wieder meine
ersten Wettkämpfe. Besonders hier in
Österreich finde ich es bereichernd, dieses erweiterte Erlebnis von Sport zu ermöglichen, da Sport noch oft mit der
strengen Disziplin der 1930er Jahre in
Verbindung gebracht wird – viele Frauen haben schlechte Erinnerungen an
den Schulsport oder sehen Sport als
reinen (Wett)Kampf. Die strikte Einteilung und Trennung von Wissenschaft,
Politik und Sport mag vielleicht eine
gewisse Ordnung schaffen, mit der
Realität hat dies jedoch wenig zu tun,
sondern dient vielmehr dem Prozess
der Ausgrenzung.
Weg aus dem „closet“. Ulrike Lunacek, offen lesbische Abgeordnete der Grünen
und selbst aktive Teilnehmerin bei den
EuroGames in Zürich, Hannover, und Kopenhagen, hält die EuroGames für
„wichtig, weil es einfach Spaß macht,
mit anderen Lesben und Schwulen
Sport zu treiben und sich nicht immer
nur zu ernsthaften politischen Debatten zu treffen, wie das bei mir meist der
Fall ist.“ Sie betont den Spaß beim Trainieren und bestätigt die Notwendigkeit
von eigenen Vereinen, „da es in den
meisten regulären Vereinen noch nicht
üblich ist, offen und nicht-diskriminierend mit lesbischen und schwulen Mitgliedern umzugehen.“ Lunacek verweist
auf die große mediale Aufmerksamkeit
für lesbischwule Themen. Darüber hinaus biete der lesbischwule Sport manchen Homosexuellen auch eine Möglichkeit, den Weg aus der gesellschaftlichen Isolierung, zu finden.
Michaela Haberl, Körper- und Psychotherapeutin sowie multitalentierte
Athletin, gewann bei den GayGames
1998 in Amsterdam eine Bronze Medaille im Kampfsport („black belt level“) –
die erste Medaille, die bei GayGames
für Österreich errungen wurde. Darüber
april 2004an.schläge 17
eurogames2004
hinaus gewann sie als Schwimmerin in
Kopenhagen etliche Medaillen. Das
Gruppengefühl hat sie dort – vor allem
beim Staffelschwimmen – besonders
geschätzt. In Amsterdam war Michaela
Haberl besonders von der Stimmung
begeistert: „Ganz Amsterdam war lesbisch-schwul, die Bevölkerung extrem
freundlich und unterstützend, Regenbogenfahnen überall. Es war wirklich eine
Woche ‚pride’ tanken!“ Ulrike Lunacek
war so begeistert von der Begrüßungsfeier für die österreichischen SportlerInnen nach den GayGames in Amsterdam, dass sie beschloss: „Da mach ich
auch mit!“ Und endlich, 2003 in Kopenhagen, waren es genug Frauen – Gabriela, Michaela, Ulrike und ich – um mit
der ersten Österreichischen Frauenstaffel im Schwimmen starten zu können.
Dieses Jahr werden auch die Fußballerinnen, die „Ballerinas“, die gemeinsam mit den „Drama Queens“ eine würdige Frauenschaft bilden, in München
dabei sein, und hoffentlich viele andere
Sportlerinnen. Michaela Haberl sieht im
gemeinsamen selbstbewussten Auftreten in der Öffentlichkeit und in den
sportlichen Leistungen eine ungeheure
Stärkung des Selbstwertgefühls. Ich
schließe mich der Meinung von Michaela an und während ich dies so schreibe, überlege ich mir gerade, ob ich nicht
doch nach München fahren soll.
Geschichte. Die EuroGames stecken im
Vergleich zu anderen internationalen
Sportveranstaltungen noch in den Kinderschuhen. Zwölf Jahre ist die lesbischwule Multisportveranstaltung
erst alt und doch hat sie in dieser kurzen Zeit einen enormen Zuwachs an
Popularität und Professionalität erfahren. Inspiriert von der großen Schwester GayGames, die lesbischwule Olympiade, die 1982 zum ersten Mal in San
Francisco ausgetragen wurde, organisierte die EGLSF (European Gay and
Lesbian Sport Federation) 1992 in Den
Haag die ersten EuroGames als kleines
„Multisport-Turnier“ mit 300 TeilnehmerInnen. Der Enthusiasmus, mit anderen Gleichgesinnten auf unverkrampfte Art Sport zu treiben, fand
rasch seine AnhängerInnenschaft. 1993
folgten schon die nächsten Spiele. Seitdem vergibt die EGLSF die EuroGames
jeweils an eine andere europäische
Stadt. Die Anzahl der TeilnehmerInnen
18 an.schlägeapril 2004
(und die der angebotenen Sportarten)
ist im Laufe der Jahre enorm gestiegen:
von 2.000 im Jahr 1995 in Frankfurt auf
über 4.000 im Jahr 2000 in Zürich. Der
erste große Boom im Jahr 1995 resultierte aus dem Riesenspektakel GayGames 1994 in New York (mit großer europäischer Beteiligung) und der Tatsache, dass die lesbischwule Sportbewegung in Europa aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht war. Zwischendurch gastierten die Spiele noch in Berlin (1996)
und Paris (1997). Trotz der Freude über
den regen Zulauf wurde es jedoch in
zunehmendem Maße schwieriger, Gruppen zu finden, die willens und in der Lage waren, künftige EuroGames auszutragen. Daraufhin entschied die EGLSF
1999, in Zukunft zwei Arten von EuroGames zu veranstalten.
Mit Zürich 2000 wurde die Ära der
sogenannten „normalen“ EuroGames
eingeläutet: Spiele im großen Stil, die
alle vier Jahre mit vielen TeilnehmerInnen, unzähligen Sportarten und einer
breiten Auswahl an kulturellen Aktivitäten stattfinden sollten. Zürich stellte mit 4.233 TeilnehmerInnen aus 32
Ländern und 19 Sportarten einen neuen Rekord auf. Die sogenannten „kleinen“ EuroGames, wie sie 2001 in Hannover und 2003 in Kopenhagen ausgetragen wurden, finden im Abstand von
zwei Jahren zwischen den „normalen“
EuroGames und den GayGames in kleinerem Rahmen statt: die TeilnehmerInnenzahl ist auf 1.500 begrenzt, das
Sportprogramm auf maximal sieben
Sportarten festgelegt, und ein kompaktes Kulturprogramm beschränkt sich
auf Eröffnungs- und Schlussfeier sowie
einzelne Partys.
ten, mit und ohne Behinderung, unabhängig von Herkunft, sexueller Orientierung, religiöser oder politischer Einstellung.
Nach der erfolgreichen Bewerbung
um die EuroGames haben sich neun
Teams gebildet, die sich relativ eigenständig um verschiedene Schwerpunktthemen kümmern. Drei Frauen sind in
dem neunköpfigen Leitungsteam aktiv.
Neben Annette Wolf (Teamleiterin für
Finanzen) und Sophie Ruhlig (Sponsoring) ist auch Sabine Malecek im Organisationsteam vertreten. Als sie von der
Idee hörte , dass die EuroGames nach
München geholt werden sollen, war sie
begeistert. Im Frühjahr 2001 fand ein
erstes Meeting statt. Es folgte ein allgemeines Brainstorming, zu dem sehr
breit eingeladen wurde. Der Verein EuroGames München e.V. wurde gegründet und die Bewerbung für die EGLSF
geschrieben – mit Erfolg.
Präsenz zeigen. Die 36jährige Geografin
Sabine Malecek ist Teamleiterin für das
Sportmanagement bei den diesjährigen
EuroGames in München. Zurzeit ist sie
hauptberuflich auf einer halben Stelle
tätig und arbeitet ungefähr 25-30 Wochenstunden für die EuroGames. Diese
Arbeit macht sie, ebenso wie die insgesamt 120 HelferInnen, unbezahlt und
mit viel Enthusiasmus. Ohne dieses Engagement wären die Spiele überhaupt
nicht finanzierbar.
an.schläge: Was ist Ihre Motivation,
sich so für die EuroGames einzusetzen?
Sabine Malecek: Ich finde es gut, diese Offenheit und Präsenz als Lesben und
Schwule zu zeigen, auch dass wir offen
zusammenarbeiten mit Hetero-SportverMünchen 2004. Im Jahr 2002 bekam Mün- einen, mit der Stadt, mit Behindertenverbänden. Diese Offenheit gefällt mir gut,
chen den Zuschlag als Austragungsort
der EuroGames 2004. Mit 37 zu 15 Stim- dieser Integrationsgedanke und dieser
Sichtbarkeitsgedanke. Ich finde es super,
men setzte sich die bayerische Metropole gegen ihre Konkurrenz durch. Auch dass es in einer Stadt wie München
Wien gehörte damals zu den Mitbewer- möglich ist, so ehrenvolle Orte wie den
Olympiapark zu kriegen, an einer olympiberInnen. Die ehemalige Olympiastadt
schen Stätte eine schwul-lesbische VerMünchen hat sich ein sehr hohes, jedoch nicht unrealistisches Ziel gesteckt. anstaltung zu machen. Die Arbeit für die
EuroGames macht mir ziemlich Spaß
5.000 Sportlerinnen und Sportler aus
und es ist sehr spannend so etwas von
47 Ländern werden vom 29. Juli bis 1.
Anfang an wachsen zu sehen. Zu sehen
August rund um das Olympiagelände
von 1972 in 27 Disziplinen um Gold-, Sil- wie viel Handlungsspielräume wir haben, was möglich ist, was nicht. Ich finde
ber- und Bronzemedaillen kämpfen.
Mehr als 200 Wettkämpfe sind geplant. die schwul-lesbische Zusammenarbeit
sehr gut, ich lerne da sehr viel.
Willkommen sind alle Sportbegeister-
Fo t o s : M a r i a B a k k e r ( l i n k s) , L u n a c e k / N e u n d l i n g e r ( r e c h t s)
2004gameseuro
Fit zu den EuroGames. Und üben,
üben, üben.
Hat es was mit Ihrem Lesbisch-Sein
zu tun?
Ich habe einen neuen Blick auf die
Dimension „Lesben und Schwule im
Sport“ bekommen. Das ist eine totale Bereicherung, da so viel mit zu kriegen. Insbesondere durch die Europaarbeit der
EGLSF, bei der ich mich auch eingeklinkt
habe. Das heißt, die politischen Aspekte
meines Lesbisch-Seins haben eine neue
Dimension für mich bekommen. Ich
komme ja aus der Frauenbewegung und
es ist für mich eine Bereicherung mit
Schwulen zusammen zu arbeiten und
diese Dimensionen im Bereich Sport kennen zu lernen. Zum Beispiel im Fußball:
Dort ist das Lesbisch- oder Schwul-Sein
ein Tabu, egal ob im Breitensport oder im
Profisport. Das heißt Sport ist der Lebensbereich, wo die Diskriminierung von
Homosexuellen am offensichtlichsten
ist. Im Bereich Arbeit z.B. gibt es Gesetze.
Der Sportbereich hinkt hier hinterher.
Das alles war vorher für mich kein Thema. Sport war vorher für mich etwas, das
ich zwar selbst auf einem hohen Niveau
mache – Volleyball bei den „Amazonen“
und vorher in Innsbruck im Verein – jedoch nicht so reflektiert habe. Ich habe
mich nie mit Diskriminierung beschäftigt und Sport als Politikum angesehen.
Bei der EGLSF habe ich gelernt, dass die
EuroGames eine Art Rollenmodell sein
können. Sie zeigen, dass es unter all den
Sportlerinnen und Sportlern Lesben und
Schwule gibt, sowohl im Breitensport als
auch im Profisport. Die EuroGames sind
nicht nur Fun, sondern haben auch eine
politische Dimension. Dass eine Stadt
wie München sagt, dies ist die wichtigste
Sportveranstaltung zwischen Leichtathletik EM 2003 und Fußball WM 2006, ist
doch eine Aussage!
Wie groß ist die Beteiligung der
Frauen an diesen Spielen?
Bei den OrganisatorInnen sind etwa ein Drittel Frauen, in letzter Zeit
zeichnet sich eine Tendenz Richtung
Hälfte ab. Es scheinen mehr Frauen einzusteigen. Bei den TeilnehmerInnen-Anmeldungen sind wir aktuell bei der Gesamtzahl von 4.200 mit einem Frauenanteil von 37 Prozent. Die Sportarten
mit den höchsten Frauenanteilen sind:
Fußball mit 85, Basketball mit sechzig
und Tanzen mit siebzig Prozent. Line
Dance, Aerobic und Cheerleading sind
demgegenüber fast zu hundert Prozent
in Männerhand. Wobei ich dazu sagen
muss, dass Cheerleading in den USA
zum Beispiel auch von immer mehr Lesben gemacht wird. Das sieht man bei
den Christopher Street Days.
Sie sind bemüht, den Anteil an Frauen und an behinderten Menschen zu erhöhen. Wie wollen Sie das erreichen?
Wir hatten ein halbes Jahr lang eine Regelung, dass fünfzig Prozent der
Plätze für Frauen reserviert sein müssten. Wir machen gezielt PR und Pressearbeit, nicht nur bei Frauensportvereinen, sondern auch bei Frauen- und Les-
beneinrichtungen und natürlich in der
Frauenpresse, um auch einzelne, nicht
organisierte Frauen und Lesben zu erreichen. Und wir bemühen uns um eine
geschlechtergerechte Sprache und ein
ausgewogenes Verhältnis in der visuellen Darstellung. Es werden also sowohl
Bilder von sporttreibenden Frauen als
auch von Männern für Werbematerialien und im Internet verwendet.
Um behinderte Menschen zu motivieren, arbeiten wir mit dem Behinderten- und Versehrtensportverband zusammen. Wir haben auch eine extra Anlaufstelle eingerichtet, eine Fachfrau,
die sich in dem Bereich auskennt. Integriert in die jeweiligen Wettkämpfe,
wird es ein Blindenschachturnier und
ein Rolli-Tanz-Turnier geben. Außerdem
findet während der EuroGames eine
eintägige Fachtagung zum Thema Homosexualität und Behinderung statt.
Werden Sie noch selber aktiv an den
Spielen teilnehmen?
Nein, ich werde dann die Früchte
meiner Arbeit genießen.
Was ist für Sie das Besondere an den
EuroGames?
Die Größe, das Europaweite, der Austragungsort. Ich freue mich auf die Sommertage, an denen ich über den Olympiapark und das dort eingerichtete RainbowVillage flanieren werde, umgeben von
Lesben und Schwulen, die nach München
gekommen sind, um Sport zu treiben und
eine tolle Zeit hier zu haben.
❚
EuroGames:
29. Juli bis 1. August 2004 in München
Infos und Registrierung unter
www.eurogames.info/2004
april 2004an.schläge 19
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an.risswissenschaft
^
Vom 21.-23. Oktober findet im Tiroler Alpbach der alljährliche „größte
Essstörungskongress“ im deutschsprachigen Raum statt. Ziel ist es, den
aktuellen Stand der Forschung, Behandlung und Prävention von Essstörungen und Adipositas darzustellen und kritisch zu betrachten sowie den
wissenschaftlichen und klinisch-therapeutischen Kontakt zu fördern. Diesjährige Themen werden unter anderem die soziokulturellen Aspekte von
Essstörungen sein, insbesondere der gesellschaftliche Schlankheitswahn
und die Rolle der Frau am Beginn des 21. Jahrhunderts. Der Schwerpunkt
liegt bei psychologischen Behandlungsmethoden, wobei auch andere Methoden berücksichtigt werden.Weitere Themenbereiche sind u.a. (angeleitete) Selbsthilfe(-gruppen), ambulante und stationäre Behandlung, Hilfe
und Unterstützung für Angehörige sowie Familientherapie. Um die Brücke zwischen Essstörungen und Adipositas zu schlagen, wird sich eine eigene Sektion mit den aktuellen Ansätzen in der Adipositas-Behandlung
befassen, die dem gesellschaftlichen Schlankheitswahn entgegenwirken
muss. Die Tagung richtet sich an Angehörige aller Gesundheits- und Sozialberufe und umfasst Vorträge, Posterpräsentationen mit Kurzdiskussion,
parallele Workshops, Plenardiskussionen und Ausstellungen. Aktive Teilnahme ist erwünscht: Einreichfrist für Abstracts ist der 9. Juli. svh
^
Essstörungen
Untersuchung „Frauenleben in Innsbruck. Ein historisches Stadt- und
Reisebuch“ von Ursula Stanek, Astrid von Schlachta und Ellinor Forster,
die sich mit der weiblichen Dimension der Stadt Innsbruck auseinandersetzen. Daneben wurde die Diplomarbeit „Die beginnende Frauenbewegung in Russland und N.G. Cernysevskijs Roman Cto delat“ von Marion Kaufer vom Institut für Slawistik ausgezeichnet. Die Autorin geht in
ihrer Arbeit anhand eines 1863 veröffentlichten Romans der Frage nach,
welchen Einfluss die beginnende russische Frauenbewegung um 1860
auf neue gesellschaftliche Utopien eines gleichberechtigten Zusammenlebens der Geschlechter hatte. Initiiert wurde der Preis im Jahr 2001 von
Peter Loidl, dem damaligen Vizerektor für Forschung und Evaluation. Mit
dieser Auszeichnung sollen junge Wissenschafterinnen gefördert und
wissenschaftliche Arbeiten, die im Bereich der Frauen- und Geschlechterforschung geschrieben wurden, einer größeren Öffentlichkeit bekannt gemacht werden. svh
^
kongress
Organisation und Anmeldung: Netzwerk Essstörungen, Fritz-Pregl-Strasse 5, 6020 Innsbruck,
T. 0512/57 60 26, F. 0512/58 36 54, e-mail: [email protected]
oberösterreich
Diplomandin gesucht
Die Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur in Oberösterreich,
FIFTITU%, ist an umfangreichen Informationen über die aktuelle Situation von Frauen vor allem in größeren Kulturinstitutionen in Oberösterreich interessiert, mit besonderem Blick auf die personelle Situation,
Machtstrukturen, Programmgestaltung u.a.m. Daten und Fakten sollten
qualitativ und quantitativ aufbereitet werden, um als Grundlage für politische Aktivitäten zur Frauenförderung in Kunst und Kultur genutzt
werden zu können. FIFTITU% kann eine Diplomandin/Dissertantin mit
vielen Informationen als Basis für die Arbeit und eventuell auch mit einem kleinen finanziellen Beitrag unterstützen. Ebenso wäre eine Unterstützung bei der Publikation der Arbeit seitens FIFTITU% denkbar. Das
genaue Thema der Arbeit sollte in Kooperation mit der Vernetzungsstelle definiert werden. Grundsätzlich können sich Studentinnen aller Studienrichtungen angesprochen fühlen, das Thema fällt jedoch eher in
den sozial- oder kulturwissenschaftlichen Bereich. Kenntnisse in empirischer Sozialforschung sind auf jeden Fall von Vorteil. svh
Kontakt: FIFTITU%, Andrea Mayer-Edoloeyi, Kapuzinerstraße 36, 4020 Linz, T. 0732/770 353, http://www.fiftitu.at
innsbruck
Doppelte Preisverleihung
Bereits zum dritten Mal wurde der Preis für „Frauenspezifische Forschung
an der Universität Innsbruck“ vergeben. Pünktlich zum Internationalen Frauentag am 8. März 2004 fand in der Aula des Hauptgebäudes
der Uni die Preisverleihung statt. Die Auszeichnung wurde dieses Jahr
auf zwei Arbeiten aufgeteilt: Die erste ausgezeichnete Arbeit ist die
graz
Eingespart
Nachdem dem Bildungsreferat des Vereins Frauenservice Graz im Jahr
2004 die Subventionen des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur um die Häfte gekürzt wurden, waren Umstrukturierungen nötig: Das Bildungsreferat ist übersiedelt und das Bildungsangebot wurde empfindlich geschmälert. So wurde die Anzahl der Veranstaltungen halbiert. Trotzdem ist der Verein bemüht, die Qualität der
Veranstaltungen in gewohnter Weise zu erhalten. Geboten wird dieses
Jahr eine Therapiegruppe zum Thema „Begehren“, eine Schneeschuhwanderung, ein Ashtanga Yoga-Wochenende und die Linux-Werkstatt.
Die FrauenStadt Spaziergänge präsentieren sich mit zum Teil neuen Themen. Der Umfang der Zeitschrift „Laufschritte“ ist 2004 auf ein Drittel
geschrumpft. Kostenlose Veröffentlichungen von aktuellen Veranstaltungen in und rund um Graz mussten ganz eingestellt werden. Ausnahmen sind Plattformen und Netzwerke (und deren Aktivitäten), in denen der Verein Frauenservice aktiv ist. Die Preise für Inserate in den
„Laufschritten“ können im Bildungsreferat angefordert werden. svh
Frauenservice Bildungsreferat, Griesgasse 8/ 2. Stock, 8020 Graz,
T. 0316/72 20 44, F. (vorläufig) 0316/712 44 88, e-mail: [email protected]
april 2004an.schläge 21
Fo t o : M a g d a l e n a B l a s zc z u k
wissenschaftforum
Utopischer Cyberfeminismus
Machen Neue Technologien Frauen mächtiger? Cyberfeministische Konzepte suchen nach
Antworten und öffnen Räume für utopische Entwürfe. Von Michaela Ilming
Michaela Ilming schrieb ihre Diplomarbeit 2003 zum Thema „Utopien des
Cyberfeminismus. Technologische
Entwicklung und Emanzipation.“
22 an.schlägeapril 2004
Neue Technologien bringen
neue Denkanstöße. Cyberfeminismus untersucht und erforscht die Schnittstelle zwischen Geschlechteridentität,
Körper und Technik und bezieht so diese
Technologien in den feministischen Diskurs mit ein. Feministische Theoretikerinnen wie die US-Amerikanerin Donna
Haraway sehen in Wissenschaft und
Technologien neue Quellen der Macht,
gesellschaftliche Verhältnisse zu verändern und ihnen eine grundlegende
neue Struktur zu geben. Haraway betont, dass vormals eindeutige Identitäten brüchig und widersprüchlich ge-
worden seien und keine politische Einheit mehr darstellen können, weil es
keine Grundlage mehr für ein Zusammengehörigkeitsgefühl gebe. Durch
zahlreiche Aufsplitterungen und Fragmentierungen von feministischen Strömungen sei das Konzept Frau undefinierbar geworden. Es sei schwierig,
Frauen für den politischen Kampf zu
vereinen, einen gemeinsamen Nenner
für ihre Anliegen zu finden. Dazu komme, dass die meisten Frauen sich eine
„vergleichbare historische Verortung in
einem weißen, weiblichen, radikalen,
nordamerikanischen Körper der berufstätigen Mittelschicht mittleren Alters
teilen“ (Haraway), was wiederum einen
Grund für die problematische Verbindung entsprechender Identitäten darstelle. Die Reaktion darauf bzw. auf die
Krise der Identitätsfindung führte abermals zu zahlreichen Spaltungen unter
den amerikanischen Feministinnen und
dem Bestreben, eine neue essenzielle
Einheit zu finden. Für Haraway liegt diese Einheit im stark utopisch besetzten
Feld des „Cyborg-Universums“.
Utopie und Science-Fiction. In Donna Haraway’s Cyborg-Utopie geht es um Visionen, die sich auf reale Entwicklungen in
der (v.a. Bio- und Gen-)Technologie be-
forumwissenschaft
ziehen. Das Charakteristische an der
Science-Fiction ist, dass sie, ausgehend
von Tendenzen, die sich in der Gegenwart abzeichnen, über Zukunftsszenarien spekuliert. Feministische ScienceFiction dient u.a. Donna Haraway, Rosi
Braidotti, Anne Balsamo und Karin Giselbrecht als „Cyborg-Universum“, als
Grundlage für Gegenkonzepte, als Schauplatz zur Erprobung möglicher cyberfeministischer Strategien und Praktiken.
Während feministische Science-Fiction
das Verwischen von Geschlechtermerkmalen und -grenzen in vergnüglicher
und beispielhafter Weise ausprobiert,
um so neue Formen der Körperlichkeit
und Geschlechtlichkeit denkbar zu machen, bleiben herkömmliche ScienceFiction-Comics und -Videospiele oft in
traditionellen Repräsentationsformen
und Geschlechterrollen verhaftet. Zweigeschlechtlichkeit und Geschlechteridentität sind nicht zuletzt durch die Dominanz von männlichen Spiele-Entwicklern und Filmemachern patriarchalen
Diktaten untergeordnet. Die Geschlechtergrenzen stellen sich hier als undurchlässig und starr heraus.
Euphorie durch Technologie? Doch nicht nur
die Science-Fiction gibt Auskunft über
utopische, cyberfeministische Visionen.
Auch die Technologien selbst geben Anlass zu visionären Gedankenspielen. Allein schon das Vorhandensein und die
stetige Weiterentwicklung von Technologie entlocken Sadie Plant (2000) euphorische Visionen im Hinblick auf die
Veränderung und Verbesserung von Le-
bensbedingungen. So würden die patriarchalen Strukturen der Weißen, männlichen Welt durch die globale Kommunikation und die Migration des Kapitals
untergraben und Neue Technologien
Stärke und Macht zu den Arbeiterinnen
der „3. Welt“ bringen. IT erhöhe die Möglichkeiten zu kommunizieren, zu lernen
und auf Informationen zugreifen zu
können. Vor allem im Internet, das durch
seine dezentrale und anti-hierarchische
Struktur dazu beiträgt, Geschlechteridentitäten neu zu schreiben, sieht Plant
das Potenzial zur Veränderung.
Der Cyberspace wird oft als hierarchiefreies Terrain gepriesen, in dem alles
dezentral organisiert ist und jede/r ihre/seine Meinung kundtun kann, in dem
alternative Öffentlichkeiten existieren
und demokratische Mitbestimmung
und Gestaltung möglich sind. Das Internet als neue Weltordnung, als Mittel zur
Errichtung einer Post-Gender Welt?
Trotz dieser vielversprechenden Potenziale genügt schon ein kurzer Blick in
das verheißungsvolle Medium, um zu einer ernüchternden Erkenntnis zu kommen: Pornografische und sexistische
Darstellungen dominieren eine Großzahl der Seiten im World Wide Web, Rassismen und Sexismen sind in Cyberwelten genauso präsent wie traditionelle
Macht- und Hierarchiestrukturen. Neben utopischen Visionen bedarf es also
auch cyberfeministischer Strategien, um
sich diesen Macht- und Herrschaftsverhältnissen entgegenzustellen und die
Eintönigkeit und Wiederkehr stereotypisierter Geschlechterbilder aufzuheben.
Strategie und Ziel. Cyberfeministische
Strategien verknüpfen feministische
Anliegen mit künstlerischem und politischem Aktivismus. Von Women-OnlyMailinglisten hin zum Aufbau einer alternativen Netzkultur spannt sich der
Bogen an Projekten. Gemeinsames Ziel
ist die aktive Einmischung von Frauen
in die Technologiegestaltung sowie die
Unterwanderung des „Malestreams“.
Der Mythos der männlichen Technik soll
durch feministische Gegenkonzepte
entlarvt und aufgebrochen werden. Geschlechterrepräsentationen sollen dekonstruiert, traditionelle Konzepte im
Netz prinzipiell untergraben werden,
sodass feministische Vorstellungen an
Raum gewinnen können.
Ob Cyberfeminismus die Chance
für reale Veränderungen bietet? Die
Voraussetzungen dafür sind denkbar
schlecht: Jene Menschen, die dazu in
der Lage sind, sich für cyberfeministische Anliegen einzusetzen, machen
nur eine kleine Gruppe aus. Vorwiegend Weiße, gebildete Frauen aus Industrienationen haben Zugang zu den
Neuen Technologien. Auch wenn die
Anzahl der Userinnen stark wächst, so
darf frau sich dadurch nicht zu euphorisch stimmen lassen. Daraus, dass immer mehr Frauen das Internet nutzen,
lässt sich nämlich nicht ableiten, dass
automatisch auch cyberfeministische
Anliegen eingefordert werden. Um mit
den Worten von Nancy Paterson zu
sprechen: „Cyberfemmes are everywhere, but Cyberfeminists are few and far
between.“
❚
SubRosa:
http://www.cyberfeminism.net
Old Boys Network:
http://www.obn.org
VNS Matrix:
http://x.sysx.org/vns
Motherboard :
http://www.notam02.no/motherboard
http://www.let.uu.nl/womens_studies/rosi/cyberfem.htm
Haraway, Donna (1995): Ein
Manifest für Cyborgs. Feminismus
im Streit mit den Technowissenschaften, in: dies: Die Neuerfindung
der Natur. Primaten, Cyborgs und
Frauen. Frankfurt/New York:
Campus Verlag, 33-72.
Plant, Sadie (2000): On the
Matrix. Cyberfeminist Simulations,
in: Bell, David/Kennedy,
Barbara (Hg.): 325-336
Braidotti, Rosi (1996): Cyberfeminism
with a Difference
Cyborgs.
Der Begriff „Cyborg“ (cybernetic organism) wurde von den amerikanischen Forschern Manfred Clynes und Nathan Kline
eingeführt, die damit im Jahr 1960 ihre Vision eines Hybriden aus Mensch und Maschine beschrieben. Seither wurde der
Begriff „Cyborg“ zumeist mit einem Wunschkörper in Verbindung gebracht, durch den die Erforschung des Weltalls und
andere Träume der Menschheit ermöglicht werden sollten. Cyborgs sind hier von Anfang an ein wissenschaftlich-militärischer Traum. Doch ein Cyborg ist nicht bloß ein Organismus-Maschine-Hybrid, das als Experiment hinter verschlossenen Labortüren entsteht. Cyborgs existieren ebenso als ProtagonistInnen in der Popkultur, und auch wir Menschen
sind zu Cyborgs geworden. Jene Menschen, deren Körper mit künstlichen Behelfen ausgestattet sind (z.B. Herzschrittmacher) sind genauso als Cyborgs zu bezeichnen, wie PatientInnen, die während einer Operation an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen werden. Es geht im Prinzip immer darum, den Menschen mit künstlichen Komponenten zu perfektionieren und/oder auszubessern. Die Figur des Cyborg bringt vormals eindeutig abgrenzbare Kategorien wie „Mensch“
und „Maschine“ durcheinander. Durch diese Vermischung der Bedeutungszuschreibungen wird nicht nur deren Grenzziehung und Unterscheidung durchlässig – es kommt generell zu einer Herausforderung der Dualismen, die im Zusammenhang mit politischen und gesellschaftlichen Herrschaftssystemen stehen. Besonders utopische Bereiche wie die
Science-Fiction sind ideale Experimentierfelder für neue Identitätskonzeptionen.
april 2004an.schläge 23
an.sage
LEFÖ – Beratung, Bildung und
Sex in the City
Begleitung für Migrantinnen
LEFÖ/TAMPEP: Gesundheitsprävention für Migrantinnen in
Die Novellierung des Prostitutionsgesetzes soll den Wiener Sexarbeiterinnen
den Berufsalltag erleichtern. Meint zumindest Stadträtin Renate Brauner. Die
Initiative LEFÖ ist da anderer Meinung und ortet eine Verschärfung der
bisherigen Verhältnisse.
der Sexarbeit, www.lefoe.at
Kommentare müssen nicht
mit der Redaktionsmeinung
übereinstimmen.
Renate Brauner
LEFÖ
Die Ausübung von Prostitution ist kein Job wie jeder andere und
soll es nach meiner Meinung auch nicht werden. Dass Menschen,
hauptsächlich Männer, sich andere Menschen, hauptsächlich Frauen, kaufen können, kann niemals Normalität, sondern nur der Auswuchs
eines patriarchalen Systems sein. Prostitution ist aber gesellschaftliche
Realität und somit hat die Politik selbstverständlich die Aufgabe, die bestmöglichen Rahmenbedingungen zu schaffen. Prostituierte müssen möglichst sicher, gesund und selbstbestimmt leben können.
Unter diesem Aspekt wurde die Novellierung des Wiener Prostitutionsgesetzes und des Wiener Landessicherheitsgesetzes entwickelt und
am 29. Januar 2004 im Wiener Landtag beschlossen. Diesem Beschluss ist
eine lange inhaltliche Diskussion vorausgegangen. In Abstimmung mit
Frauenberatungsstellen, SozialarbeiterInnen, PolizistInnen und den Bezirken wurde nach einer Regelung gesucht, die Verbesserungen für Prostituierte bringt und für die Sicherheitskräfte praktikabel ist. Allerdings sind die
Kompetenzen des Landes Wien bei der rechtlichen Gestaltung des Prostitutionswesens äußerst limitiert: Das Wiener Prostitutionsgesetz kann im
Wesentlichen lediglich regeln, wo und wann Prostitution ausgeübt werden darf, Verwaltungsstrafen vorsehen, wenn die Regelungen übertreten
werden und es kann regeln, welche gesundheitlichen Angebote Prostituierte erhalten.Wichtige Verbesserungen, wie die gewerberechtliche Stellung oder sozialrechtliche Absicherung, können nur auf Bundesebene beschlossen werden. Die Strafsätze für Prostituierte wurden generell auf weniger als ein Drittel der bisherigen herabgesetzt. Damit wurde ein konkreter frauenpolitischer Schritt gegen die Schuldenspirale gesetzt, die vielen
Prostituierten einen Ausstieg erheblich erschwert. Die eingenommenen
Strafgelder sind zweckgewidmet und fließen als zusätzliche Mittel Beratungsstellen und Projekten für Prostituierte zu. Eine Novelle im Wiener
Landessicherheitsgesetz ermöglicht erstmals Anrainerinnen, sich gegen
aufdringliche Freier zu wehren. Die Novelle sieht zudem eine Verbesserung
der Gesundheitsvorsorge durch regelmäßige AIDS-Tests, ein strengen Kriterien unterliegendes Betretungsrecht für die Polizei und eine stärkere Verantwortung der Hauseigentümer vor. Frauenhandel und Zwangsprostitution gehören ohne Zweifel zu den größten Menschenrechtsverletzungen
unserer Zeit und müssen mit allen Mitteln bekämpft werden. Hier bedarf
es konkreter und gezielter internationaler Zusammenarbeit – und einer
Anpassung der gesetzlichen Rahmenbedingungen auf Bundesebene.
Denn Opfer von Frauenhandel und Zwangsprostituierte müssen befreit
statt verhaftet und betreut statt abgeschoben werden.
❚
Das neue Wiener Prostitutionsgesetz stellt keinen Schritt in
Richtung Liberalisierung dar, sondern bedingt in Wirklichkeit
eine Verschärfung des bestehenden Kontrollsystems – auch
wenn dies auf den ersten Blick nicht gleich sichtbar wird. Es scheint
auch so zu sein, dass die Motivation offensichtlich mehr bei den Anliegen der AnrainerInnen als bei den Rechten der arbeitenden Frauen
gelegen hat.
So wurden z.B. die Verbotszonen ausgeweitet und die Legitimation
festgeschrieben, bei „begründetem Verdacht“ der „illegalen Prostitution“, ohne vorherige gesetzliche Anordnung, ein Gebäude, eine Wohnung, ein Grundstück oder ein Fahrzeug zu betreten. Dies greift unserer
Meinung nach die Grund- und Menschenrechte an. Weiters wurde die
gesundheitspolizeiliche Kontrolle noch einmal ins Gesetz aufgenommen, obwohl es diesbezüglich bereits andere gesetzliche Bestimmungen gibt. Auch hier wird eine verstärkte Kontrollabsicht, die den Druck
auf die Frauen nur noch erhöht, sichtbar.
Die Senkung der Strafen finden wir grundsätzlich sehr begrüßenswert. Gleichzeitig möchten wir aber auch betonen, dass die Bemessung
der Strafhöhe für Sexarbeiterinnen nach wie vor viel zu hoch ist und die
Realität der Arbeits- und Lebensbedingungen von Sexarbeiterinnen (v.a.
von Migrantinnen) leugnet. Es ist ein Vorurteil, dass (Geheim-)Prostitution ein finanziell einträglicher Erwerb wäre.
Natürlich handelt es sich beim Wiener Prostitutionsgesetzes „nur“
um ein Gesetz auf Landesebene, das der Bundesgesetzgebung untergeordnet ist. Aber trotzdem zielt das Gesetz klar auf verschärfte Kontrolle
ab und weniger auf die Unterstützung der Frauen, die in diesem Bereich
tätig sind. So haben wir bereits in unserer Stellungnahme zum Novellierungsentwurf des Wiener Prostitutionsgesetzes gefordert: „Österreich
benötigt eine neue, liberale und entkriminalisierte Prostitutionsgesetzgebung, die in einem einzigen Konzept Bundes- und Landesgesetze integrieren kann. Diese Gesetzgebung muss die Sexarbeiterinnen als
Hauptakteurinnen sehen und die Frauen schützen und entkriminalisieren – und: sich endlich von der Vorstellung verabschieden, dass Prostituierte – mehr als andere Berufstätige – die öffentliche Ordnung stören
würden!“ Abschließend möchten wir noch erwähnen, dass wir des öfteren versucht haben, bei der zuständigen Stadträtin Brauner einen Gesprächstermin zu bekommen, um unsere langjährige Erfahrung in der
Arbeit mit Sexarbeiterinnen einbringen zu können. Leider war dies nicht
möglich.
❚
24 an.schlägeapril 2004
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an.rissarbeit
Arbeitsqualität?
Ab 1. Mai 2004 haben Eltern bis zum 7. Lebensjahr bzw. bis zu einem
späteren Schuleintritt ihres Kindes – unter bestimmten Bedingungen –
das Recht auf Teilzeit bei gleichzeitigem Rückkehrrecht zur ursprünglichen Arbeitszeit. Damit sollte eine wesentliche Voraussetzung zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie geschaffen werden. Eine Studie im Rahmen der Evaluierung des NAP (Nationaler Aktionsplan für Beschäftigung), die im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit
und Frauen durchgeführt wurde, zeigt, dass 85 Prozent aller Teilzeitbeschäftigten in Österreich Frauen sind. Dieser Anteil ist im internationalen Vergleich sehr hoch. Wesentlicher Grund hierfür ist, dass die Teilzeitbeschäftigung den Frauen als nahezu einzige Vereinbarkeitsstrategie
angeboten wird; eine Benachteiligung am Arbeitsmarkt ist die Folge.
Neben den vielen finanziellen Einschränkungen, zeigt ein näherer Blick
auf die Situation, dass Teilzeit zumeist nur bis zur mittleren berufshierarchischen Position angeboten wird. Insgesamt sind Arbeitsplätze mit
niedrigen hierarchischen Positionierungen bei Teilzeitbeschäftigten
weit überrepräsentiert, obwohl deren formales Bildungsniveau in etwa
jenem der Vollzeitbeschäftigten entspricht. Des weiteren sehen Teilzeitbeschäftigte ihre Aufstiegschancen als sehr gering an. Von ArbeitgeberInnenseite werden mit höherwertigen Tätigkeiten verknüpfte Anforderungen oft mit möglichst langer zeitlicher Anwesenheit gleichgesetzt,
die im Rahmen von Teilzeitarbeit nicht möglich ist. Vorschläge für Gegenmaßnahmen gibt es genug, wie Ausbau qualitativ hochwertiger
Teilzeitarbeit im öffentlichen Sektor, Förderung „selbstgewählter“ Arbeitszeiten, Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen und Sicherstellung
der Nachmittagsbetreuung von SchülerInnen, Sicherung betrieblicher
Qualifizierung und Aufstiegschancen, Initiativen zur Erhöhung des Anteils der Männer in Teilzeitbeschäftigung u.v.m. Jetzt geht es nur noch
um die Umsetzung… svh
und zwei Prozent aus der ArbeitnehmerInnenförderung des Landes
beigesteuert werden, 45Prozent stammen aus KundInnenbeiträgen,
17.000 Euro sind Eigenmittel der Volkshilfe. „Haus und Garten“ ist ein
Projekt, das in die richtige Richtung weist, aber ein paralleles Projekt
mit weniger rollentypischen Inhalten wäre wünschenswert. svh
Fo t o : Ka r i n E c k e r t
teilzeit
ögb-beratung
Gesamte Studie „Qualifizierte Teilzeitbeschäftigung in Österreich.
Bestandsaufnahme und Potenziale“ unter http://www.lrsocialresearch.at
beschäftigungsprojekt
„Haus und Garten“
Über das Frauenbeschäftigungsprojekt „Haus und Garten“ der Service
Mensch GmbH der NÖ Volkshilfe in Wiener Neustadt finden durchschnittlich achtzig Frauen pro Monat eine Beschäftigung. Neben einem
neuen Dienstleistungsangebot (Wohnungsputz, Entrümpelungen, Wäscheservice, Gartenpflege, Pflanzenversorgung etc.) soll mit diesem
Projekt langzeitarbeitslosen Frauen, Wiedereinsteigerinnen und Frauen in Betreuungspflichten „eine Berufsorientierung, gutes Training und
Schulung und damit eine Qualifizierung zur modernen Dienstleisterin angeboten werden“, so Landeshauptmannstellvertreterin Liese
Prokop. Das Langzeitprojekt läuft seit 1997 und bisher wurden mehr
als 3.000 Frauen als sogenannte Transitarbeitskräfte betreut. Durchschnittlich werden sechzig Prozent der Teilnehmerinnen intern vom
Gesundheits- und Pflegeservice der NÖ Volkshilfe übernommen bzw.
am „freien Markt“ vermittelt. Seit 2001 ist dieses Projekt zur Dauereinrichtung mit klaren arbeitsmarktpolitischen Zielvorgaben geworden.
Die niederösterreichische Landesregierung hat die weitere Förderung
des Projektes beschlossen. Die Gesamtkosten liegen pro Jahr bei
694.000 Euro, wobei rund dreißig Prozent vom AMS Niederösterreich
All inclusive
Unter dem Motto „Ihr Recht ist unser Ziel!“ sind jetzt alle Beratungsstellen des Österreichischen Gewerkschaftsbundes unter einem Dach
vereint. Am 5. März eröffnete der ÖGB in Wien sein neues Beratungszentrum. Sowohl Gewerkschaftsmitgliedern als auch Nicht-Mitgliedern steht damit ein umfangreiches Beratungsangebot zur Verfügung: FlexPower-Beratung für atypisch Beschäftigte – hier erhalten
DienstnehmerInnen und Neue Selbständige kostenlos Auskunft zu
Fragen des Vertrags-, Steuer- und Sozialrechts (Beratungszeiten:
jeden Mittwoch von 14-18.00 Uhr, Terminvereinbarung erforderlich),
Mobbing-Beratung (Terminvereinbarung erforderlich), Beratung für
Menschen mit Behinderung (Beratung ist sowohl telefonisch als auch
– nach Terminvereinbarung – persönlich möglich), Rechtsberatung
der ÖGB-Zeitung „Solidarität“ – sie bietet Unterstützung bei Rechtsangelegenheiten abseits vom Arbeitsrecht (keine Voranmeldung erforderlich. Beratungszeiten: Dienstag und Donnerstag von 16.30-18.00
Uhr) und muttersprachliche Beratung für MigrantInnen – hier können
sich MigrantInnen, die in der Gewerkschaft sind, auf Bosnisch, Kroatisch und Serbisch arbeitsrechtlich beraten lassen (Terminvereinbarung erforderlich). Geleitet wird das Beratungszen-trum von Elisabeth
Rolzhauser, die im ÖGB bereits die FlexPower-Beratung für atypisch
Beschäftigte aufgebaut hat. svh
ÖGB-Beratungszentrum, Wipplingerstraße 33, 1010 Wien, T. 01/534 44-580, e-mail: [email protected],
http://oegb.or.at, Terminvereinbarungs- und Öffnungszeiten: Mo-Do 8-16.00, Fr 8-13.00
april 2004an.schläge 27
Fo t o : S a b i n e S c h w a i g h o fe r
frauenarmutösterreich
Hauptsächlich arm
Die politischen Reformen der letzten Monate und Jahre haben die finanzielle und soziale
Situation vieler Frauen in Österreich dramatisch verschärft. Aussagekräftige und
aktuelle Daten zur tatsächlichen Frauenarmut werden vorsichtshalber erst gar
nicht erhoben. Von Michaela Moser
Liest frau den Entwurf für die
bundesweite Sozialhilfereform,
der am 18. März bei einer Enquete in der Wiener Volksanwaltschaft präsentiert wurde, könnte sie glatt an ein mögliches sozialpolitisches Wunder glauben. Ein vom Arbeitsund Sozialrechtler Walter Pfeil „als Diskussionsvorschlag“ ausgearbeitetes Modell wurde von Sozialminister Haupt in
einem Interview mit dem Standard zumindest als finanzierbar bezeichnet.
Doch das vordergründig gut klingende
Konzept hat für Frauen einige Haken.
28 an.schlägeapril 2004
Das Modell. Konkret soll die derzeitige Sozialhilfe, deren Höhe und Vergabepraxis
von Bundesland zu Bundesland äußerst
unterschiedlich sind, durch eine „soziale
Mindestsicherung“ in Höhe von 652 Euro für all jene ersetzt werden, „die zur
Führung eines selbstbestimmten Lebens und zur Vermeidung sozialer Ausschließung der Hilfe der Gemeinschaft
bedürfen“. Zumindest der Aufwand für
Lebensunterhalt und Unterkunft, für
Nahrung, Bekleidung, Körperpflege,
Hausrat, Heizung und Strom soll damit
abgedeckt werden. Neu und erfreulich
ist neben dem erhöhten Betrag, dass es
Rechtsanspruch auf diese Sozialleistung geben soll, und zwar für alle Personen, „die zu einem Aufenthalt von
mehr als drei Monaten in Österreich berechtigt sind“, was den bisher massiv
eingeschränkten Zugang für MigrantInnen verbessern würde. Der Zugang soll
außerdem unbürokratischer werden,
wodurch sich die Zahl der BezieherInnen (derzeit rund 90.000) nach Schätzungen mindestens verdoppeln würde.
Heute zumindest theoretisch geltende
Rückzahlungspflichten sind im neuen
österreichfrauenarmut
Modell nur mehr bei Vermögen, etwa
durch eine Erbschaft, vorgesehen. Dieser Vorschlag erfüllt in vieler Hinsicht
einige langjährige Forderungen, hat jedoch auch seine Grenzen. Denn selbst
ein derart verbessertes System wird
kaum in der Lage sein, auszugleichen,
was die letzten Jahre für Frauen und
Männer im unteren Einkommensbereich an Verschlechterungen gebracht
haben.
Den Namen Mindestsicherungskonzept verdient der Entwurf – bei aller
Wertschätzung für seine positiven Elemente – jedenfalls nicht. Dafür fehlt der
garantierte Zugang zu qualitativ hochwertigen sozialen Dienstleistungen in
der Gesundheitsversorgung, Bildung
oder im öffentlichen Verkehr. Arbeitsmarktpolitik müsste parallel dazu dafür
sorgen, dass ArbeitnehmerInnen von
ihren Löhnen leben können und Arbeitsplatzbeschaffungsmaßnahmen
von Freiwilligkeit und Respekt für die
Betroffenen geprägt sind.
Auf spezifische Bedürfnisse von
Frauen wird in Pfeils Modell kaum eingegangen. Gerade aber die Situation
von in Armut lebenden Frauen hat sich
in den letzten Jahren dramatisch verschärft. Für fünfzig Prozent aller Frauen
bringt die Steuerrefom wider alle Versprechungen nichts, weil sie über gar
kein oder ein zu geringes Einkommen
verfügen, um überhaupt Einkommenssteuer zu zahlen. Belastet werden sie jedoch durch die in den letzten Jahren angestiegenen Abgaben etwa im Gesundheitsbereich. Durch die Koppelung von
Kinderzuschlägen an den AlleinverdienerInnenabsetzbetrag wird zudem das
Familienmodell „männlicher Ernährer –
Frau daheim beim Kind“ gefördert. Eltern, die beide im annähernd ähnlichen
Ausmaß berufstätig sind, verlieren unter bestimmten Umständen beträchtliche Steuervorteile.
Pensionsreform. Der zweite Nationale Aktionsplan zur Bekämpfung von Armut
und sozialer Ausgrenzung, von der
Österreichischen Bundesregierung im
Vorjahr vorgelegt, sieht vor, dass allfälligen Benachteiligungen in der Altersversorgung durch die Pensionsreform entgegengewirkt werden soll. Nach wie vor
ist jedoch die eigenständige Altersver-
sorgung für Frauen nicht gesichert. Die
durchschnittlichen Pensionen von Frauen sind erschreckend niedrig. 16 Prozent
der Frauen über sechzig haben weder
eine eigene noch eine Witwenpension.
Die durchschnittliche Eigenpension lag
bei den Neuzuerkennungen 2002 bei
monatlich 683 Euro und erreichte damit
weniger als die Hälfte der mittleren
Männerpension (1.427 Euro).
Selbst wenn im Zuge der Ausweitung des Durchrechnungszeitraums pro
Kind drei Jahre abgezogen werden können, kommt es zu drastischen Pensionsverlusten für Frauen – ein Resultat der
insgesamt niedrigen Bewertung von Kindererziehungszeiten sowie zu geringer
Aufwertungsfaktoren für lang zurückliegende Einkommen. Auch Bildungskarenz
wirkt sich zukünftig negativ auf die Pensionshöhe aus und wird zum Luxusgut.
Die Erhöhung der Ausgleichszulage
bringt nur einem geringen Prozentsatz
Verbesserungen, die viel zitierten Einmalzahlungen aus dem Härtefonds sind
Anzeichen für ein zunehmendes Gnadenwesen in der Sozialpolitik.
Kein Gendermainstreaming. Ein Bericht der
EU-Kommission zu den im Vorjahr vorgelegten sozialen Aktionsplänen vermerkt gleich zu Beginn, dass einige
Mitgliedstaaten zwar „allmählich“ ihr
KnowHow in Sachen Gendermainstreaming weiterentwickeln würden, diese
jedoch „nicht systematisch mit eindeutigen Zielsetzungen“ unterlege. Kein
Wunder, dass es zumeist auch an konkreten Strategien zur Bekämpfung von
Frauenarmut fehlt. Das gilt auch für
den österreichischen Aktionsplan zur
Bekämpfung von Armut und Ausgrenzung 2003-05 (NAP inclusion). Weder
Wohnungslosigkeit noch Fragen der
Überschuldung und Straffälligkeit werden hinsichtlich der besonderen Situation von Frauen analysiert. Kinderbetreuungsgeld (440 Euro/Monat) und
Familienhospizkarenz werden als „bewährte Maßnahmen“ der Armutsbekämpfung gepriesen, von denen im
Sinne einer besseren Vereinbarung von
Familie und Beruf besonders Frauen
profitierten. Die sogenannte „Integrationsvereinbarung“ bezeichnet der
NAP inclusion als wichtigen Beitrag zur
Integration von Migrantinnen, „die oft
aus Ländern mit ausgeprägten geschlechtsspezifischen Diskriminierungen“ stammen. Als „Schlüsselziel“ wird
ein Mindestlohn von 1.000 Euro (für
Vollerwerbstätigkeit) angeführt. Für
dessen tatsächliche Einführung, von
der primär Frauen profitieren würden,
fehlt derzeit jegliches Anzeichen.
Forschung. Doch es fehlen auch aktuelle
und aussagekräftige Daten zur Frauenarmut in Österreich. Laut aktuellem Sozialbericht leben 200.000 Frauen (4,9 Prozent) in akuter Armut (bei Männern: 2,9
Prozent), fast drei Mal so viele Frauen leben an der Armutsgrenze. Diese aktuellsten verfügbaren Zahlen stammen jedoch aus dem Jahr 2000, ihre Aussagekraft im Hinblick auf die Realität im Jahr
2004 darf in Frage gestellt werden. Zudem gehen diese – wie auch so gut wie
alle anderen Armutszahlen – immer vom
Haushaltseinkommen und dabei von einer fairen Einkommensverteilung innerhalb eines Haushalts aus. Erfahrungen
aus Frauenberatungsstellen und Frauenhäusern lassen mehr als berechtigte
Zweifel an dieser Annahme zu. Die Naivität, mit der die Mainstreamarmutsforschung hier operiert und völlig unhinterfragt von konsensualen Verhältnissen
in den Haushalten ausgeht, offenbart
den Mangel an feministischen Ansätzen
in diesem Forschungsbereich. Eine wichtige feministische Forderung ist deshalb
der Übergang vom Haushaltsprinzip zu
einem Individualprinzip beim Bezug von
Sozialleistungen. Bis zu ihrer Durchsetzung ist noch ein langer Weg zu gehen.
In der Zwischenzeit gäbe es einiges zu
tun. So liegt bislang nur für das Bundesland Salzburg ein Frauenarmutsbericht
vor. Im Wiener Gemeinderat wurde ein
entsprechender von der Grünen Gemeinderätin Monika Vana eingebrachter Antrag abgelehnt. Auch in Vorarlberg wurde
die Finanzierung eines Armutsberichtes
von der Landesregierung abgelehnt.
Auf Bundesebene lässt ein umfassender Frauenbericht seit Jahren auf
sich warten. Vor allem eine Studie zur
Ressourcenverteilung innerhalb Österreichs Haushalte ist als Argumentationsgrundlage für dringend benötigte
sozialpolitische Veränderungen unverzichtbar. Auch hier müssen wir wohl auf
ein Wunder warten!
❚
http://www.frauenarmut.at
Den Salzburger Frauenarmutsbericht gibt es unter
http://www.stadt-salzburg.at
zum downloaden
april 2004an.schläge 29
kulturan.riss
literaturtage
Verwandlungen
Vom 22. bis 25. April finden die 5. Bad Tatzmannsdorfer Literaturtage unter dem Motto „Verwandlungen“ statt. Dort setzen sich die TeilnehmerInnen mit den verschiedenen Wahrnehmungsweisen auseinander, etwa
mit dem Aufspüren, Arrangieren, Weiterent-wickeln und Verwandeln
von Fundstücken. Ziel ist es, neue Perspektiven zu gewinnen. Interessierte sollten Freude am spielerischen Umgang mit der Sprache – Hochsprache oder Mundart – mitbringen. Durch diese Werkstatt führen:
Petra Ganglbauer, freischaffende Autorin und Vizepräsidentin der Grazer AutorInnenversammlung, Gertrude Moser-Wagner, Lehrbeauftragte
an der Akademie der Bildenden Künste und an der Ange-wandten in
Wien sowie Elisabeth Wörndl, die in Salzburg und Mondsee lebt und
arbeitet. Beginn ist am Donnerstag, den 22. April 2004, 17 Uhr im Café
Krone, Hauptplatz. Die Teilnahmegebühr beträgt 62 Euro. heko
Infos: Marlene Harmtodt-Rudolf, Lehargasse 4, 7431 Bd. Tatzmannsdorf, T. 03353/8310, e-mail: [email protected]
zensur
Fo t o : E v a D ra n a z
Kirche im Untergrund
theaterprojekt
irre desinfiziert
„Waunst laung depat bist, kaunst glei aufd Baumgoartner Höh’ geh…“
Bitte! Gerne! Gibt es doch wieder Gelegenheit einem Theaterstück an
einem Originalschauplatz beizuwohnen. Tina Leisch, Film-, Text- und
Theaterarbeiterin, startet in Wien bereits ihr drittes Projekt, das sich mit
Zeitgeschichte auseinandersetzt. Der Ort diesmal: das Jugendstiltheater
am Steinhof. „Irrgelichter im Spiegelgrund – Eine Desinfektion“ spielt im
Jahr 1934. Eine sozialistische Freiheitskämpferin flüchtet vor der Verfolgung durch die Heimwehr in die Anstalt am Steinhof. Dort begegnet
sie verschiedenen zeitgeschichtlichen ProtagonistInnen: Margarethe
Trude Neumann, Tochter von Theodor Herzl. Oder Friedl Roth, Ehefrau
von Joseph Roth. Sie trifft auf VertreterInnen der Individualpsychologie,
Psychoanalyse und Rassenhygiene. Ideologische Diskurse entbrennen
außerhalb der „normalen“ Welt sowohl zwischen PatientInnen als auch
zwischen MedizinerInnen. Interessant ist die Konzeption des Stückes.
Einerseits bilden historische Recherchen die Basis, andererseits entwickelten sich Inhalte aufgrund der Zusammenarbeit mit PatientInnen
des Otto Wagner-Spitals. Das Ensemble setzt sich zusammen aus ProfischauspielerInnen und PatientInnen der Abteilung für forensische Psychiatrie und Alkoholkranke. Entspanntes Zurücklehnen im ZuschauerInnensessel ist bei Leischs neuem Stück auch dieses Mal nicht drinnen –
glücklicherweise. Diskussionen rund um aktive und passive Sterbehilfe,
gentechnische und gentherapeutische Forschungsmethoden, pränatale
Diagnostik zeigen: das Thema der Ausgrenzung von „Ver-Irrten“ ist keineswegs abgeschlossen. PÖ
1., 4., 7. - 11., 13., 15., 16., 18., 20. - 22. April 2004, Jugenstiltheater am Steinhof, Baumgartner Höhe 1, 1140 Wien,
Karten: T. 0699/104 08 608, e-mail: [email protected]
30 an.schlägeapril 2004
Eine Künstlerin wird wegen einer künstlerischen Arbeit zu sechs Monaten Freiheitsbeschränkung verurteilt. Sie darf ihre Heimatstadt Gdansk
nicht verlassen. Wie kam es zu diesem Skandal? Dorota Nieznalska hatte in einer Installation eine fotografische Abbildung des männlichen
Geschlechtsteiles auf einem Kreuz montiert. Die „Liga der polnischen
Familien“, eine Partei, die ihren Rückhalt vor allem in rechtskatholischen,
nationalistischen Kreisen hat und mit 38 Abgeordneten im pol-nischen
Parlament vertreten ist, protestierte heftigst. Artikel 196 des Strafgesetzbuches sieht bis zu zwei Jahre Gefängnisstrafe für die „Beleidigung religiöser Gefühle“ vor. Die Verurteilung Nieznalskas löste eine Protestwelle aus. Die vielgerühmte „Freiheit der Kunst“ ist immer vom gesellschaftlichen Kontext abhängig. Wie Anna Kowalska in der „Springerin“ schreibt,
werden künstlerische Arbeiten in Polen noch immer am Kanon der ästhetischen und moralischen Werte der Kirche gemessen, denn zwei wesentliche Traditionen, die in Westeuropa und Nordamerika die Kultur
veränderten, würden in Polen fehlen: der Underground und die Psychoanalyse. Deswegen kann auch der Begriff der „postfeministischen“ Kunst
nicht so einfach übernommen werden, da der Kontext ein anderer ist.
„Den Spagat zwischen den Anforderungen der reaktionären DiskurswächterInnen und denen eines profitorientierten Kunstmarktes in
Westeuropa schaffen verständlicherweise nur wenige Künstlerinnen“,
schreibt Kowalska. kek
Infos: http://www.spam.art.pl/nieznalska
Unterstützungserklärungen an e-mail: [email protected]
debatte
Moraks Putzfrau
Kürzlich veranstaltete das Magazin „Profil“ in den Räumen der Secession eine Diskussion zur Freiheit der Kunst. Agnes Husslein, Museumsdirektorin des Salzburger Rupertinums, war geladen und berichtete
noch einmal von dem Vorfall um die KünstlerInnen-gruppe Gelatine:
Eine männliche Skulptur, die sich rückwärts selbst in den Mund
an.risskultur
pinkelte – eine Persiflage an Männer, die sich zu ernst nehmen – hatte
2003 für Aufregung gesorgt. Salzburgs Bürgermeister Schaden hatte
äußerst untergriffig gemeint, die sexuellen Fantasien der Frau Husslein
sollten nicht so öffentlich zur Schau gestellt werden! Die Skulptur musste abtransportiert werden. Wer garantiert also die Freiheit der Kunst?
Wer schmeißt sich für die Kunst in die Bresche? PolitikerInnen bemühen
sich doch so: Kunst Staatsekretär Franz Morak zum Beispiel. Er erzählt
von der Putzfrau eines Nachbarn, die doch glatt ein Brett-Kunstwerk des
Padhi Friedberger verräumte, „und er kann noch froh sein, dass sie es
nicht in den offenen Kamin steckte!“ Wie wir schon immer wussten:
Putzfrauen sind gegen die Freiheit der Kunst. Und Kunst hat nichts mit
elitärem Wissen oder Kunstverständnis zu tun, sondern mit einer Art angeborener Sensibilität!! kek
heim.spiel
Eva Steinheimer
Nebenbei
festival
Musikalische Reife
Fo t o : r e d s e p o v a
Fo t o : S t e i n h e i m e r p r i v a t
Musik vom Balkan ist mehr als die Wiener Tschuschenkapelle – eine etwas lapidare Bemerkung, aber wahr (obwohl die Kapelle selbstverständlich ihre Qualitäten hat und immerhin eine Vorreiterin musikalischer Darbietungen von „da drüben“ gewesen ist). Vom weiten musikalischen
Spektrum des Balkans kann sich frau bei „Balkan Fever“, dem 1. Internationalen Balkan Festival in Wien vom 16. April bis 16. Mai 2004 überzeugen. Einmal mehr bietet sich bei „Balkan Fever“ die Gelegenheit, Einblick
in das künstlerische Schaffen dieser, von den Medien oft als für einen
EU-Beitritt zu unreif dargestellten Länder zu gewinnen – und zwar abseits von der Wirtschaftsmainstream-Berichterstattung. Die Repräsentation des Balkans als Ort ständiger kreativer Modernisierung steht für
die OrganisatorInnen des Festivals im Mittelpunkt. Vertreten sind Musikerinnen wie Matilda Leko, Jazz- und Bossa-Sängerin aus Novi Sad.
Esma Redzepova, „Queen of the Gypsies“. Oder Aleksandra Tehovnik,
eine aus der Steiermark stammende Schauspielerin und Jazz-Sängerin
mit Band. Frau darf hoffen, dass endlich die Gewissheit in das Bewusstsein der ÖsterreicherInnen sickert, dass Balkan-Länder-BewohnerInnen
mehr sind als billige LohnarbeiterInnen. PÖ
Noch kurz vor Lennis Geburt vor zwei Jahren hatte ich einen Projektantrag fertig geschrieben, und bekam in der Folge tatsächlich eine Zusage: Abgabetermin März 2004. Im März 2003 sagte ich – zwischen Stillen, Babyschleppen und Schlaflosigkeit – dann auch zu. Bis in einem
Jahr würde das schon irgendwie gehen. Die Betonung liegt auf irgendwie. Untertags kann ich das Arbeiten natürlich vergessen. Lenni ist ein
so enthusiastischer Helfer, dass kein Stein auf dem anderen bleibt. Er
schleppt Bücher davon, reißt Seiten heraus, malt mit Stiften herum –
wo auch immer er die herzaubert. Sobald ich beim Computer sitze, will
er auf meinen Schoß. Mit der einen Hand halte ich dann ihn in Schach,
während ich mit der anderen im Adlersuchsystem ein paar Notizen
oder auch mal ein e-mail tippe. Dann klettert Lenni weiter, auf den
Heizkörper und dann auf das Fensterbrett – mit einer Hand kann ich
ihn gerade noch an einem Ärmel, einem Hosenbein festhalten – dann
hat er es geschafft: mangels Teleskoparm verlasse ich meinen Sessel
und verfolge den Kletterer. Abends zu arbeiten ist aus mehreren Gründen mühsam: erstens bin ich einfach zu müde und nicht mehr sehr produktiv, zweitens geht Lenni ja nicht gerade früh ins Bett und im anderen Zimmer mit Papa zu spielen, während ich am Computer neben der
interessanten Heizung und dem spannenden Fensterbrett sitze, ist
natürlich nicht drin. Bleiben die Wochenenden. Zum Glück hab ich eine
gute Freundin, die großzügig ihr WG-Zimmer mit mir teilt – auch wenn
ich sie Samstagvormittag schon mal aus dem Bett werfe. Das erinnert
dann an die gemeinsame Zeit im StudentInnenheim… Daheim läuft
derweilen alles gut, Vater und Sohn freuen sich anscheinend beide über
die Abwechslung. Leider kommt ständig was dazwischen, das meinen
Abgang hinauszögert: ständig ist eine/r krank oder es geschieht eine
der hundert kleinen Alltagskatastrophen (die Konsequenzen undichter
Windeln, die am besten vier Erwachsenenhände zur Beseitigung brauchen, will ich lieber nicht so genau schildern). Aber irgendwann komme
ich dann doch zum Arbeiten – irgendwie so nebenbei.
16.4. - 16.5.2004, Karten: T. 01/405 34 65, e-mail: [email protected]., http://www.balkanfever.com
april 2004an.schläge 31
Fo t o : H e r m a n n R i c h t e r
weinviertelfestival
Bewegt durchs Leben
Einen kulturellen Höhepunkt nach dem anderen hat das niederösterreichische Weinviertel
ab April zu bieten. Einige davon hat Gabi Horak gesammelt.
Was haben eine 81-jährige Hebamme, eine sozial engagierte
Leiterin eines Hilfsprojektes
und eine lehrende Ethnologin
gemeinsam? Sie alle leben im
Weinviertel und wurden für das Buchprojekt „Bewegte(s) Leben“ von Gabriele
Lempradl porträtiert und von Hermann
Richter fotografiert. In oft mehrstündigen Gesprächen erzählten insgesamt 14
Frauen über ihre Kindheit, ihre Familien,
32 an.schlägeapril 2004
ihre Arbeit und schwelgten in schönen
wie auch unliebsamen Erinnerungen.
Das Buch vereint ihre Lebensgeschichten, gleichzeitig werden die unterschiedlichen Seiten weiblicher Existenzen
durch die Fokussierung auf bestimmte
Themen sichtbar gemacht – beispielsweise „Frauen und Krieg“ oder „Frauen
und Weinbau“.
„Allen Frauen war gemeinsam, dass
sie sehr bewegt durchs Leben gingen“,
erinnert sich Gabriele Lempradl, „sie
setzen ihre Kraft, ihren Mut und ihre
Stärke ein, um all das zu verwirklichen,
was sie sich unter einem erfüllten Leben vorstellen. Das Motto der Frauen
scheint zu sein: In Bewegung bleiben.“
Frauen und Arbeit. Im Themenschwerpunkt „Frauen und Arbeit“ wird stellenweise sichtbar, was Statistiken bereits
wissen: Die Arbeitsmarktsituation ist
festivalweinviertel
auch in Niederösterreich gespannt – gerade für Frauen, noch mehr in den Grenzregionen.„Viele Frauen sind im Dienstleistungsbereich beschäftigt und vielfach
unter ihrer eigentlichen Qualifikation
eingestellt und eingestuft. Teilzeitarbeit
ist gerade bei Frauen stark im Zunehmen
begriffen“, weiß Christa Bogath, Frauenreferentin der Niederösterreichischen ArbeiterInnenkammer und Vorsitzende der
ÖGB-Frauen in Niederösterreich. Im Jahr
2002 betrug das mittlere weibliche Einkommen in Niederösterreich 1.200 Euro,
knapp sechzig Prozent der berufstätigen
Frauen können selbst kaum einen eigenen Haushalt finanzieren.
Diese Zahlen hat Gabriele Lempradl
bei der Vorbereitung zur Wanderausstellung, basierend auf dem Buchprojekt, gesammelt und damit die biografischen Inhalte ergänzt. Ihr Ziel ist es,
sichtbar zu machen, dass viele Handlungen, die Frauen setzen, meist als
selbstverständlich hingenommen werden. „Dass Frauen sich aber als wahre
Meisterinnen im Zeitmanagement, in
der Organisation oft alltäglicher Dinge,
im Konfliktmanagement etc. entpuppen, bleibt in der Öffentlichkeit all zu
oft verborgen.“
Festival-Tourismus. Sichtbar machen
von vermeintlich Verborgenem – so
könnte das Motto des gesamten Weinviertel-Festivals lauten. Die Ausstellung „Bewegte(s) Leben“, die ein Stück
der Lücke zu füllen versucht, die durch
das Ignorieren weiblicher Lebensrealitäten und dem daraus resultierenden
Fehlen zeitgenössischer Quellen entstanden ist, ist ein Beispiel für zahlreiche ambitionierte Projekte im Rahmen
des Festivals.
Das Weinviertel-Festival ist Teil des
Niederösterreichischen Viertelfestivals,
das auf Anregung des Landes Niederösterreich aus der Taufe gehoben wurde. 2001 wurde mit dem WaldviertelFestival begonnen, 2002 folgte das
Mostviertel und im vergangenen Jahr
stand das Industrieviertel ganz im Zeichen kultureller Höhepunkte. „Über
zweihundert Veranstaltungen an etwa
hundert Festspiel-Orten verwandeln
das gesamte Weinviertel und Teile des
angrenzenden Südmährens und der
Westslowakei in die größte und vielfältigste Kulturbühne Österreichs“, freut
sich Stephan Gartner, Geschäftsführer
des Vereins Weinviertel-Festival 2004.
Klingt nach Marketing, ist es auch.
Dass das Kulturfestival in erster Linie
als „touristisches Zusatzangebot“ entwickelt wurde, um mehr Gäste ins hügelige Land zu holen, wird gar nicht erst
verheimlicht. Die Weinviertel Tourismus
GmbH jubelt über „unmittelbare touristische Wertschöpfung“ und eine „unschätzbare Marketingaktivität“.
Den örtlichen KünstlerInnen und
Gruppen mit ihren vielfältigen Ideen ist
es wohl zu verdanken, dass das Weinviertel-Festival weit mehr zu bieten hat,
als nur gut gelungene Marketing-Strategie zu sein.
Zielgruppe von „Radost – Freude“, initiiert von der Caritas-Einrichtung Turmhof in Retz. Die beim Kreativ-Workshop
im Juli erstellten Arbeiten werden bei
anschließenden Ausstellungen in Wolkersdorf und Znaim präsentiert und
verkauft. Wie bei den meisten Veranstaltungen sind auch hier Eintritt und
Teilnahme kostenlos.
Ladys und Weiber. Grenzüberschreitend
ist auch die Aktion „Portrait of a Lady“,
eine „nachbarschaftliche Menschenerkundung nach Käthe Kunstmaler“:
Sechs Weinviertler Künstlerinnen treffen im Juni auf jeweils drei tschechische und slowakische Kolleginnen, sie
bilden Paare und jede porträtiert ihr
Grenzen überschreiten. Vom 1. April bis
Gegenüber und erfährt die andere so
31. Oktober werden 113 Einzelprojekte
über die eigene Arbeit. Interessierte
im nordöstlichen Niederösterreich gezeigt, gespielt, gefeiert. Dabei legt etwa können den Arbeitsprozess tagsüber
verfolgen, abschließend werden die ferein Drittel der Projekte den Focus auf
tigen Arbeiten in einer Ausstellung im
grenzüberschreitende Themen oder
Juni präsentiert.
Aktionen.
Wenn „Medea“, „Die heilige JunDie gesamte Festspielzeit etwa lafrau“ Jeanne d’Arc, Hermia/Helena aus
den rund siebzig bildende KünstlerIn„Sommernachtstraum“ und Martha aus
nen im Weinviertel, in Südmähren wie
in der Westslowakei an den Wochenen- „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ an
einem Abend auf die Bühne gebracht
den zu den Tagen der offenen Ateliers.
Der dreisprachige Atelierführer, der den werden, dann verspricht das einen
außergewöhnlichen Theaterabend. Die
BesucherInnen bei der Orientierung
Theatergruppe T.A.B.U. (Theater Als Behelfen soll, wird zum Auftakt am 16.
wusster Umgang) zeigt in ihrer Collage
April in Mistelbach präsentiert.
„Berauschte Weiblichkeit“ vier FrauenfiEinen Tag vor dem Tag der Arbeit,
guren der klassischen Dramaturgie, die
am 30. April, findet am Grenzübergang
Drasenhofen ein schwungvolles Begeg- unterschiedlichste „Rauschzustände“
durchleben: Vom Blut- bis zum Alkoholnungsfest mit den NachbarInnen der
Tschechischen Republik statt: Musikan- rausch. „Zugleich ist der Rausch nicht
nur ein zutiefst weinviertlerischer BetInnen, SängerInnen und TänzerInnen
griff, sondern in seiner Bedeutung als
überschreiten gemeinsam die Grenze,
um sie gleichzeitig hinter sich zu lassen. Synonym für das Betrunken-Sein auch
ein dominantes Thema in der Region“,
„Der grenzüberschreitende Mai-Steig“
versteht sich auch als Happening anläss- weiß die Theatergruppe.
Auf die mangelnde Präsenz von
lich des EU-Beitritts der Tschechischen
Frauen im Weinviertel aufmerksam maund Slowakischen Republik, deshalb
chen möchte der Verein FRAULenzen
wird am 1. Mai im Schloss Mikulov in
mit dem Frauenkabarett „lauteR WeiNikolsburg bei einem tschechischber“. Gemeinsam mit der Theaterösterreichischen Frühschoppen auch
pädagogin Beate Leyer wird ein Stück
gleich weiter gefeiert.
erarbeitet, das diese Defizite aufzeigen
Den „Roma in der Slowakei“ widmet sich eine Fotoausstellung von Mag- will. Die insgesamt zehn Künstlerinnen
planen im übrigen eine Weiterentwickdalena Frey und Tibor Huszár, die im
September eröffnet wird. Sie haben den lung des Projektes für die kommenden
Jahre – ein sechs Monate langes FestiAlltag der an den Rand der slowakival kann schließlich nicht aufholen, was
schen Gesellschaft gedrängten Roma
porträtiert und stellen diesen Bilder aus Jahrzehnte lang versäumt wurde. Nicht
zufällig hat Gabriele Lempradl im Leben
dem Leben im Weinviertel gegenüber.
Kunstschaffende mit Behinderung der Weinviertlerinnen das Motto „In Bewegung bleiben“ erkannt.
❚
aus Österreich und Tschechien sind die
Festivalbüro:
T. 02572/342 34-0
e-mail: [email protected]
http://www.weinviertelfestival.at
Wanderausstellung
„Bewegte(s) Leben“
3.-12.4.: Museum Hohenau
an der March
16.-23.4.: Kulturzentrum Korneuburg
30.4.-5.5.: Veranstaltungszentrum
Sinnvoll, Aderklaa
7.-14.5.: Stadt Café Schneider,
Hollabrunn
15.-23.5.: Schloss Thürnthal,
Fels am Wagram
7.-15.8.: forumschlosswolkersdorf,
Wolkersdorf
17.-26.9.: Bürgerspital, Laa/Thaya
Infos: Gabriele Lempradl,
T. 0664/93 66 498,
e-mail: [email protected]
Das Buch „Bewegte(s) Leben“ ist
im Verlag Bibliothek der Provinz
erschienen.
april 2004an.schläge 33
Fo t o : M a g d a l e n a B l a s zc z u k
interviewannie sprinkle
„Großartige Loverin“
Annie Sprinkle, ehemals Prostituierte und Pornostar, heute wichtige Persönlichkeit der
„Sex-Positive-Feminist“-Bewegung, war zu Gast in Wien. Zum Gespräch gebeten hat sie
Klaudia Gruber, Interview-Assistenz: Johanna Schaffer
Pünktlich zum Internationalen
Frauentag zeigte Annie Sprinkle
auf Einladung des Kosmos
Theaters in Wien ihre Performance „Annie Sprinkle’s Herstory of Porn“, eine biografisch persiflierte Überblicksshow mit Ausschnitten
aus den Pornofilmen aller ihrer Lebensund Schaffensperioden. Als eine der ersten Frauen in der Position der Produzentin/Regisseurin/Drehbuchautorin
stellte sie ab den 1970er Jahren selbst
Pornofilme und Erotica her. Sie hat ein
eigenes Genre von Pornofilmen kreiert,
34 an.schlägeapril 2004
die sich als feministischer Art-Porn verstehen. Alle ihre neueren Arbeiten verführen auch das Zwerchfell, so hat sie
kurzerhand den „laughasm“ erfunden.
Die ehemalige Prostituierte ist neben der Kunstarbeit gegenwärtig auch
als Sex-Educator aktiv. Sie bietet Sexualberatung an und pflegt die Vermittlung
von Sex-Wissen über Workshops. „Unsere besten Loverinnen sind wir uns
selbst!“ begrüßte sie die Workshopteilnehmerinnen in Wien und schaffte es,
eine Gruppe von fünfzig Frauen und
Transgenderpersonen ohne Peinlichkeit
zu intensiver sexueller Selbsterfahrung
zu führen.
Mittlerweile ist Annie Sprinkle zur
Ikone positiver Sexualität und sexueller
Wissenschaft mutiert. Sie inszeniert
sich gerne als Göttin und erklärt, dass
wir alle Göttinnen sind. Als „Metamorphosexuelle“, wie sie sich selbst bezeichnet, mag sie sich mit den anderen
Göttinnen in guter Gesellschaft wiederfinden.
In fragilen, leicht zu vereinnahmenden Feldern ist es riskant, eine Bewegung des sexuellen Empowerment zu
annie sprinkleinterview
entgegen gebracht, aber niemand nahm
Notiz von den Opfern. Also gründete ich
den „Internationalen Tag zur Beendigung von Gewalt gegen Sexarbeiterinnen“:Wir errichteten eine Gedenkstätte
in San Francisco, eine Gruppe von Leuten
erstellte eine Website. Kommendes Jahr
machen wir das wieder.
Auf deiner Homepage steht ein Interview zwischen dir, Pionierin des feministischen Pro-Sex-Aktivismus, Pornoherstellerin und Sexarbeiterin, und einer
feministischen Anti-Porno-Aktivistin. Dieses Interview, das ganz eindeutig zwei
unterschiedliche Positionen und Herkünfte verhandelt, ist gleichzeitig auch
ein Lehrstück über gewaltvermeidende
an.schläge: Was hat dich bewogen,
Kommunikation. Wo, glaubst du, können
den „Aphrodite-Award für sexuelle Verdienste um die Community“ zu kreieren? Sex-AktivistInnen1 von Anti-Porno-AktiviAnnie Sprinkle: Ich fand, nach
stinnen lernen und umgekehrt?
zwanzig Jahren Prostitution habe ich
Das Hauptproblem ist, dass dies in
eine Auszeichnung verdient! Also ent- der Geschichte des feministischen Aktiwickelte ich eine Performance, in der
vismus zwei so völlig voneinander geich mir selbst eine Auszeichnung vertrennte Sphären waren – während die
lieh. Ich wollte Anerkennung für die
einen sich primär mit Gewalt und deren
Arbeit, die ich geleistet hatte, aber da
Strukturen beschäftigt haben, haben
gab es keine. Es ist manchmal ein andie anderen über Vergnügen und Lust
strengender Job , mitunter auch ein
geredet und geforscht. Ich zum Beispiel
großzügiger Job . Und ich entschied:
habe mich überhaupt nicht mit dem
Prostituierte brauchen überhaupt
Bereich sexuelle Gewalt auseinandermehr Anerkennung. Ob sie jetzt gute
gesetzt, und stelle es mir ungeheuer
Erfahrungen oder schlechte machten: schwierig vor, diese beiden Wissensauch sie bekamen diese Auszeichnung. sphären zusammenzubringen. Über
Denn es ist ein harter Job. So war der
Gewalt zu reden ist nicht meine SpeziaAward anfangs ausschließlich für Sex- lität. Ich bin froh, dass andere das tun –
arbeiterinnen gedacht; mittlerweile
es ist so hart!
finde ich, wenn jemand Sex-Education
Du sagst, Pornografie sei das sexuelmacht oder ein Risiko in Bezug auf Sele Erbe unserer Kulturen.
xualität auf sich nimmt, dann bekommt
Unser erotisches Erbe, zum Teil unsie/er auch einen Award. Zurzeit unter- sere erotische Geschichte.
richte ich gerne und oft an Colleges,
Wo ist der Unterschied?
und am Ende sage ich: „Wenn jemand
Pornografie ist vielfältiger als früSexarbeit oder Sex-Kunst macht, beher, das Genre ist differenzierter geworkommt sie/er einen Award.“ Dann
den. In meiner Show werdet ihr misokommen die StudentInnen, manchmal gyne Pornografie, Kunst-Porno, feminizwanzig, dreißig Leute, um sich die
stischen Porno sehen. Ihr werdet SoftAuszeichnung abzuholen. Sie sind
core sehen, Erotika, Grotesque-Porn. Ich
StripperInnen oder Prostituierte und
versuche den ganzen Regenbogen zu
niemand wusste das.
zeigen. Die Leute denken, was sie spät
Mein Spezialgebiet sind die Rechte nachts im Fernsehen sehen, seien Porfür Prostituierte! Die meisten Prostitunos, aber das ist immer dieselbe Art
ierten sind Frauen, die vom System miss- Filme: sehr männerorientiert. Leute, die
braucht werden. Und in den USA ist
nichts über Pornos wissen, können in
Prostitution illegal. Ihr habt vielleicht
meiner Show die unterschiedlichen
von diesem Familienvater gehört, der
Weisen sehen. Es gibt diese romantisechzig Frauen – großteils Prostituierte sche Idee: Männer und Frauen, die ei– ermordet hat, mit dem Argument,
nander lieben und dann Liebe machen.
dass sie ohnehin niemand vermisse.
Den Orgasmus haben sie zur selben
Ihm wurde sehr viel Aufmerksamkeit
Zeit. Und sie produzieren ausschließlich
initiieren. Personen, die ethnisiert oder
rassisiert werden, haben sowohl gegen
rassistische Sexualisierungen, als auch
sexualisierte Rassismen zu kämpfen.
Behinderte Personen verlangen zurzeit
u.a. sexuelle Autonomie und danach, als
geschlechtliche Subjekte wahrgenommen zu werden. Transgender-Gruppierungen gehen vermehrt und fordernd
an die Öffentlichkeit. Sexarbeiterinnen,
als eine der marginalisierten und gesellschaftspolitisch vernutzten Positionen, haben mit Annie Sprinkle eine starke Stimme, die Anerkennung fordert für
das, was sie leisten.
politisch korrekte Liebesfantasien. Aber
Faktum ist: Die Leute haben politisch
unkorrekte Fantasien, mit allen denkbaren Unterschieden – und das fährt als
Kraft in die Leben der Leute ein.
Du hast auch Sexarbeit für andersfähige Menschen gemacht.
Während der zwanzig Jahre als Prostituierte arbeitete ich auch in einem
Massagesalon. Wenn behinderte Personen kamen, schickten sie sie immer zu
mir. Sie waren liebenswürdige Menschen, haben wirklich Aufmerksamkeit
gebraucht, wollten ihre Sexualität
fühlen, und ich hab ihnen das gerne
verschafft. Ich bevorzugte sie als Klienten.
Warum hast du dich entschieden,
monogam zu leben?
Manchmal gebe ich erotische Massagen, oder in Workshops gehen wir
mit nackten Frauen um. Wo ziehst du
die Grenze? Wenn der Raum voller Leute ist, sind wir dann monogam? Ich will
nicht zu exklusiv sein, aber ich bin glücklich wenn ich mit meiner Gefährtin den
Rest meines Lebens verbringen kann.
Das wäre schön.
Ich kenne Frauen, die waren ihr
ganzes Leben monogam, und dann auf
einmal wollen sie mit hundert Leuten
gleichzeitig sein. Ich brauche nach
2.000 Leuten nicht noch einmal 1.000,
oder auch nur zehn. Manche wollen forschen und manche haben Spaß mit einer einzigen Person. Und manche sind
glücklich ganz ohne Sex, das ist großartig! Ich glaube auch nicht, dass es eine
Frage des Alters ist. Ich habe FreundInnen, die sind älter als ich und arbeiten
als Prostituierte. Es gibt eine Frau, die
Pornos macht mit fast sechzig Jahren.
Du hast gemeint, du bist bald fünfzig Jahre alt, hättest den besten Sex deines Lebens, und bist jetzt eine bessere
Liebhaberin denn je.
Ich glaube, wir haben unsere kulturelle Konditionierung zu überwinden.
Dass ich jung und schön zu sein habe,
um Sex genießen zu können, ist Bullshit! Es ist nicht wahr! Ich war auch
ausgeprägt konditioniert und brauchte
eine Menge Therapie, um an diesen
Punkt zu gelangen. Liebe machen ist
eine Kunst. Ich denke, ich bin fähiger
geworden. Ich kann jetzt besser großartige Erfahrungen gestalten – Gott, ich
werde verlegen – Ich bin mittlerweile
eine großartige Loverin!
❚
Die an.schläge wurden mit dem
„Aphrodite-Award für sexuelle
Verdienste um die Community“
ausgezeichnet. Danke, Annie!
Annie Sprinkle empfiehlt:
http://www.anniesprinkle.org,
e-mail:[email protected]
Susie Bright:
http://www.susiebright.com
Buchtipp: Susie Bright: Mommy’s
Little Girl – Susie on Sex,
Motherhood, Porn, & Cherry Pie
Betty Dotson (74 Jahre, immer noch
aktiv in der Sexarbeit):
http://www.bettydodson.com
Sexual Freedom Coalition England,
Tuppy Owens (u.a. Expertin zu
Sex-Empowerment für Personen
mit Behinderungen):
http://www.sfc.org.uk
Schulen:
http://www.bodyelectric.org
(Oakland)
http://www.bodyelectric.nl
(Amsterdam)
1 Bei den US-AmerikanerInnen
zirkulieren unterschiedliche Begriffe:
„sex positive“ sein,„pro sex“ sein,
einE „sex radical“ sein. Was sie eint,
ist die Kritik an einer in der westlichen Kultur endemischen „Sex-Negativität“, die davon ausgeht, dass
„Sex eine gefährliche, zerstörerische,
negative Kraft ist“ und „nahezu
jede sexuelle Praxis anhand ihrer
schlechtesten Ausdrucksform
konstruiert und beurteilt“ (Gayle
Rubin, Thinking Sex, 1984)
april 2004an.schläge 35
Fo t o : S t e p h e n Ko r b e t
ausstellungeva hesse
Aus dem Schatten
Mit der Ausstellung „Eva Hesse. Transformationen – Die Zeit in Deutschland 1964/65“ in
der Kunsthalle Wien stellt Kuratorin Sabine Folie einen bisher weniger beleuchteten Lebensabschnitt der US-amerikanischen Künstlerin vor. Die private und künstlerische Emanzipation
Eva Hesses steht im Mittelpunkt der Werkschau. Von Daniela Fohn
Eva Hesse. Transformationen –
Die Zeit in Deutschland 1964/65;
5.3.-23.5.04, Kunsthalle Wien,
Museumsplatz 1, 1070 Wien,
T. 01/521893
http://www.kunsthallewien.at
* Zitate aus dem Katalog zur
Ausstellung
36 an.schlägeapril 2004
„Das Drama dieser Künstlerin
ist, dass bis in die 1990er Jahre
hinein das Hauptaugenmerk
nicht auf ihr künstlerisches
Werk, sondern auf ihre tragische Biografie gelegt wurde.“ Mit diesem Satz bringt eine Kunstvermittlerin
der Kunsthalle Wien die Sache auf den
Punkt: Eva Hesse, die 1936 in Hamburg
geborene Jüdin, die 1939 mit ihren Eltern nach New York emigriert. Eva Hes-
se, das Scheidungskind, dessen Mutter
1946 Selbstmord begeht. Eva Hesse, die
junge Künstlerin, die sich von ihrem erfolsgverwöhnten Ehemann, dem Bildhauer Tom Doyle, in die Rolle der Hausfrau und treusorgenden Gattin zurückgedrängt sieht. Eva Hesse, die sich
schließlich ab 1965/66 privat wie künstlerisch zu emanzipieren beginnt, ihren
eigenen Stil findet und 1970 im Alter
von gerade mal 34 Jahren an einem
Gehirntumor stirbt. Genug Stoff also,
um über die Künstlerin zu schreiben,
ohne sich mit ihrem Werk näher auseinandersetzen zu müssen.
Deutschland. Der Industrielle Friedrich Arnhard Scheidt lädt 1964 Tom
Doyle ein, für ein Jahr in Kettwig im
deutschen Ruhrgebiet zu arbeiten und
seine Skulpturen auszustellen. In einem Interview aus dem Jahr 1995 kann
eva hesseausstellung
sich Scheidt an eine junge Frau erinnern, die sich an ihn „heranschlängelte“ und meinte, sie sei Tom Doyles
Frau und würde dann wohl mit nach
Deutschland kommen.* Für ihre erste
Ausstellung in Deutschland – im Rahmen einer Skulpturenschau Tom Doyles
im Garten der Scheidt’schen Villa –
wird Eva Hesse dann 1965 gnädigerweise das Gewächshaus zur Verfügung
gestellt. Von Juni 1964 bis August 1965
lebt das Paar also im Geburtsland der
Künstlerin – eine in vielerlei Hinsicht
schwere Zeit für Hesse, geprägt von
Umbrüchen und dem damit verbundenen längst fälligen Loslösungsprozess
von dem nicht nur auf künstlerischer
Ebene dominanten Doyle, aus dessen
Schatten sie langsam herauszutreten
beginnt.
stellung ist den ersten dieser Arbeiten
aus den Jahren 1965/66 gewidmet:
Dunkle, düstere Skulpturen, hier noch
vorwiegend aus Schnüren, Ballons und
Papiermaché. Durch die geringe Haltbarkeit von Latex und anderen Materialien, mit denen Hesse in ihren letzten
Lebensjahren vorwiegend arbeitete,
sind viele ihrer späten Skulpturen heute leider schlichtweg kaputt und somit
nicht mehr ausstellbar.
Notizen. Besonders spannend ist
die im Rahmen dieser Ausstellung erstmalig lückenlose und nicht aus dem
Zusammenhang gerissene Veröffentlichung von Eva Hesses sogenannten
„Datebooks“ (Kalendernotizen). Kaum
eine Künstlerin hat ihr Leben schriftlich
so gut dokumentiert wie Hesse. Neben
täglichen kurzen Kalendereintragungen über das Tagesgeschehen führt
Transformation. Um die künstlerische Wandlung während dieses Aufent- sie seit ihrer Kindheit Tagebücher und
folgt damit einer Tradition ihres Vaters.
haltes besonders sichtbar zu machen,
So ist auch ihre Zeit in Deutschland
zeigt die Ausstellung auch Werke, die
von diesen täglichen Kalendernotizen
kurz vor der Abreise nach Deutschland
begleitet, in denen sie stichwortartig
und kurz nach der Rückkehr in die USA
nicht nur wichtige Ereignisse, wie den
entstanden sind. Während Hesse 1963
noch der (zweidimensionalen) Tradition Besuch des ehemaligen elterlichen
Wohnhauses in Hamburg oder Treffen
der Abstrakten ExpressionistInnen der
mit FreundInnen wie Harald Szeemann
1940/50er Jahre verhaftet ist, vollzieht
sich in Deutschland die Transformation festhält, sondern auch ihre labile Gesundheit und die immer auswegloser
zur Dreidimensionalität und dem typischen Stil ihrer Skulpturen. Hesse arbei- erscheinenden Differenzen mit Tom
Doyle thematisiert. Am 19.10.1964
tet in Kettwig in einem aufgelassenen
schreibt Hesse in ihr Tagebuch: „Ich
Fabriksgebäude. So entsteht 1965 eine
Reihe von Zeichnungen mit „absurden“ habe immer noch Selbstzweifel, sowohl an mir selbst, wie an meinem
Maschinenformen. Einfache, klare LiniWerk. Indem ich mit Tom in Konkurrenz
en mit Tusche und farbiger Tinte. Eva
Hesse dazu: „Das Ergebnis sieht geplant trete, scheine ich unbewusst mit meinem anderen Ich zu konkurrieren…
aus, die Linie muss mit Präzision geWenn ich ihm beim Lesen zusehe, beführt werden, aber der Zufall regiert
obachte ich die innere Furcht vor meimit.“* Die im selben Jahr folgenden 14
ner eigenen Dummheit. Verbitterung
Materialbilder markieren den Durchmacht sich in mir breit, besonders
bruch in Eva Hesses endgültiger Entwicklung zur dreidimensionalen Arbeit, wenn ich etwas kochen muss, die Wäsche aufhängen oder das Geschirr wabei der sie später viel mit neuen Mateschen soll, während er da sitzt wie ein
rialien wie Fiberglas und Latex experimentieren wird. Die Bedeutung der Ma- Pascha und einfach nur liest.“* 1966
terialbilder liegt auch im immer stärker lässt sie sich dann auch von Doyle
werdenden sprachlichen Bezug. So ver- scheiden. Ein Jahr vor ihrem Tod nimmt
wendet Hesse auch schon mal das Wör- Hesse einen Lehrauftrag an der Boston
terbuch, um geeignete, sprachlautmale- Museum School an und macht sich so
rische Titel wie Ringaround Arosie, Legs auch als Theoretikerin einen Namen.
of a Walking Ball oder Oomamaboomba Vielleicht hätte sie noch angefangen
für ihre farbenfrohen Reliefbilder zu fin- zu schreiben, sicher hätten wir noch
viele „Transformationen“ auf ihrem
den. Nach ihrer Rückkehr in die USA
künstlerischen Weg erlebt. Schade,
wendet sich Hesse vollends der reinen
dass sie so früh sterben musste.
❚
Skulptur zu. Der letzte Raum der Aus-
lesben.nest
Ursula Raberger
Einmal Göttin, immer Göttin
Fo t o : Pe z H e j d u k
„Wo ist mein schwarzer Gürtel?“ Kim außer sich vor Freude.
Kim in nervöser Extase, aber: Kim wusste nicht, was sie anziehen sollte, denn frau wollte eine alte Freundin treffen … da wo
es vor fast genau einem Jahr geendet hatte. In einem stadtbekannten U-Bahnbogenlokal mit einer eingeflogenen Göttin:
Alison! Ihres Zeichens Frontfrau einer jetzt viel bekannteren
maltesischen Band namens Beangrowers. Es war soweit: das
feine Chelsea füllte sich und Kim erblickte ihr persönliches
Highlight des Abends. Fulminantes Konzert! Doch Kims Blicke
– mitunter samt jauchzender Freudenseufzer – waren nur auf
die charmant mit dem Kopf wippende und ihr immer wieder
zublinzelnde Sängerin gerichtet. Um es kurz zu machen und
die peinlichen Momente zu vertuschen: als das Konzert zu Ende war, gab es einen etwas längeren, sehr privaten Umtrunk
mit der Band, samt Gesangseinlagen – wie Kim später erfahren sollte. Als sie nämlich aufwachte war es frühmorgens, der
Kopf war ein einziger Schmerz und ein neuer Arbeitstag hätte
eigentlich beginnen sollen. Etwas unklar? Hier die Aufklärung:
Bier auf leeren Magen ist nicht zu empfehlen! Frau Doktor war
der selben Ansicht und schrieb die grünlich verfärbte Kim
krank. Samstag – nach zig Vorsätzen, nie wieder einen Tropfen
anzurühren – befand sich selbige Frau mit gesunder Gesichtsfarbe und Gläschen Cola im winterlich verschneiten Oberwart.
Tiefstes Burgenland, aber Alison sang und kam nach vollbrachter Zugabe schnurstracks auf Kim zu, zog sie zu sich in
den Backstage-Bereich und flüsterte: „My dear – no more
beer!“ Wie sich herausstellte, verband die beiden das gleiche
Schicksal. Was folgte, war ein Abend wie aus dem Bilderbuch:
lange Gespräche, der Malta-Urlaub samt Bootsausflug wurde
fixiert und eine hingerissene Alison herzte und busselte Kim
ab, wie sie es sich besser nicht vorstellen hätte können. „Und
ich schwöööre – ich hab’ den Duft ihrer Haare jetzt noch in
meiner Nase…“, erzählte sie dem verduzten Reisebüroangestellten am darauffolgenden Montag.
april 2004an.schläge 37
an.klang
Lautstarke Dramatik
Neben virtuosen Klavierkompositionen und eigenständigen Gitarrenklängen hat Regina Himmelbauer einige Hörbuch-Tipps anzubieten.
Christina Harnisch: „Piano Portrait
of Cécile Chaminade“
Sofia Gubaidulina: „The Canticle
of the Sun“
Renate Hornstein, Thomas Lang
Erika Pluhar: „Es war einmal.
Ein Lebensweg in Liedern“
Miriam Pressler: „Die Zeit der
schlafenden Hunde“
38 an.schlägeapril 2004
Schön, wenn auf einer CD mit
dem lapidaren Titel „Mendelssohn“ (Hyperion CDA 67388)
Lieder nicht nur von Felix, sondern auch von seiner Schwester Fanny zu finden sind. Feine Textausdeutungen, anspruchsvolle Klavierbegleitung – Kleinodien, die ursprünglich unter dem Namen ihres Bruders
erschienen sind. Sie sind es wert, wieder unter den Namen der Komponistin
ins Bewusstsein des interessierten
Publikums zu rücken. Eine schöne,
stellenweise etwas vibratoreiche Aufnahme.
Cécile Chaminade (1857-1944) zählte zu ihrer Zeit zu den erfolgreichsten
KomponistInnen und PianistInnen. Ihre
brillanten Stücke zeigen eine Vielfalt an
Formen und kompositorischen Einfällen
der immer auf Selbständigkeit bedachten Künstlerin. Diesem Reichtum anhand der Klavierkompositionen zu zeigen, gelingt der Pianistin Christina Harnisch auf der CD „Piano Portrait of Cécile Chaminade“ (Salto Records SAL 7013).
Klug ausgewählte Etüden, Walzer, Romanzen sowie eine Sonate zeigen stimmungsvolle Schattierungen eines starken Ausdruckswillens.
Auf sperrigen, aber lohnenden Wegen der E-Musik bewegen sich die russische Komponistin Sofia Gubaidulina
und ihre rumänische Kollegin Myriam
Marbé. Gubaidulinas beeindruckender
Sonnengesang nach dem Gebet von
Franz von Assisi sowie ihre Hommage
an die russische Dichterin Marina Tsvetayeva sind nun auf CD zu hören. Ruhige, konzentrierte Musik, bei der, trotz
aller aufkeimenden lautstarken Dramatik, auch Stille von Bedeutung ist (Chandos CHAN 10106). Die 1997 verstorbene
Myriam Marbé war für eine ganze KomponistInnengeneration Vorbild, nicht
zuletzt durch konsequentes Verfolgen
einer musikalischen Avantgarde, die gegen die offizielle Kunstdoktrin des Staates ihren eigenen Weg verfolgte. Die
schlicht ihren Namen tragende DoppelCD (Raumklang cmn003) vereinigt
kammermusikalische Werke Marbés
mit einer Hommage verschiedenster
KomponistInnen, darunter auch das
Stück „Zeitglocken für Myriam“ von
Violeta Dinescu.
Junge 22 Jahre alt ist Renate Hornstein. Zusammen mit dem Gitarristen
Thomas Lang schreibt und interpretiert
sie eigene (englischsprachige) Lieder
(Extraplatte ISBN 3-221-15612-X). Sie wirken sehr persönlich, was auch durch die
sparsame Instrumentierung unterstützt wird. Die Gitarre beschränkt sich
dabei nicht auf bloße Untermalung
durch sparsame Akkorde, sondern unterstreicht durch einen eigenständigen
musikalischen Satz den einfachen, dadurch pathosfreien Gesang Renate
Hornsteins.
Annette Giesriegls Musik besticht
durch eine gelungene Mischung aus
Musikalität, Humor und (vokaler) Virtuosität. Auf ihrer neuesten CD „hear i
am“ (Extraplatte ISBN 3-221-16232-4)
gibt es mit einer Ausnahme keine Eigenkompositionen zu hören, sondern
genussvoll-eigenwillige Interpretationen von Sambas und sonstigen Beschwingtheiten.
Erika Pluhars „Es war einmal. Ein
Lebensweg in Liedern“ (Extraplatte
ISBN 3-221-16282-0) zeigt die Entwicklung der letzten dreißig Jahre der Künstlerin von ersten Liedinterpretationen bis
hin zu neuesten Liedern, die ausschließlich auf eigenen Texten basieren. Es ist
tatsächlich ein Lebensweg, der Veränderung, der Wandlungen zeigt.
Und für diejenigen, die lieber hören
als lesen: Petra Hammesfahrs Roman
„Die Lüge“ (der hörverlag, ISBN 389940-317-7) erzählt von einer Doppelgängerin, die zunächst als „Double“ einen Seitensprung ermöglichen soll.
Aber aus dem harmlosen Spiel wird eine undurchsichtige Verstrickung in dubiose Machenschaften und mörderische Verschwörungen. Eine forcierte
Geschichte, dennoch spannend.
Gita Lehrs „Die Lewins“ (Lido, ISBN 38218-5349-2) hat ebenfalls nicht den Anspruch,„realistisch“ zu sein: Leander, würdiges Mitglied einer neurotischen, exaltierten Familie, liebt seine Zwillingsschwester Wanda – oder doch den hübschen
Ralph oder Rahel, die Neue in der Klasse?
Mirjam Pressler, engagierte Jugendautorin, hat schon mehrmals Themen
der deutschen Geschichte aufgegriffen.
In „Die Zeit der schlafenden Hunde“
(der hörverlag, ISBN 3-89940-325-8)
geht es um eine komplexe Darstellung
von Schuld, Mitwisserschaft, einem netten Großvater und dessen Nazivergangenheit. Keine eindeutigen Antworten,
keine einfachen Lösungen werden angeboten, dafür viele Fragen, die zeigen,
dass die Geschichte noch lange nicht
„aufgearbeitet“ ist.
❚
lese.zeichen
Verdichtete Worte
Manchmal ist weniger mehr – einzelne Worte in einem Gedicht können berühren, verstören und entzücken. Hamid,
Wochner und Zingsem gelingt dies mit Leichtigkeit.
Poetischer Ruf
„Verwunschene, du!“
Endlich Lilith
Mit „Trotzdem singe ich“ sind Gedichte
der 1965 im Sudan geborenen Wiener
Politologin Ishraga Mustafa Hamid
erstmals in deutscher Sprache als Buch
erschienen. Die höchst lyrischen und
zugleich politischen Gedichte bringen
„Rosen für Omofuma“, verlangen „Eine
Erde für uns alle“, sprechen von Abschied und Umkehr, die das Leben im
Exil der Menschenseele abverlangen,
richten sich an „Meine Schwarzen
Schwestern“ ebenso wie an den „Rosenverkäufer“ aus Ägypten. In elegischen
Liedern bringt Hamid „das bittere Gesicht des Exils“ zur Sprache: die schal
werdende Liebe des Geliebten, das Frausein und die damit verbundene Sorge
um die Tochter, das Altern und jene Veränderungen, die langes Leben im Norden der Seele aufzwingt. Ein besonderer Edelstein afrikanischer politischer
Gegenwartsdichtung ist das Langgedicht „6. April“, das dem kurzen Lichtblick einer Revolution im Sudan des Jahres 1985 gewidmet ist. Hamids Dichtung ist ein unter die Haut gehender
poetischer Ruf. Ein Ruf an die Schwarzen. Und ein Angebot an die Weißen: Gemeinsam eine Heimat zu schaffen, die
diese Erde zu einem Ort menschenwürdigen Lebens für alle macht, „Eine Welt
ohne Grenzen“. Es sind Lieder eines an
Unrecht nie zerbrechenden, sondern
vielmehr klarsichtig werdenden – oder
bleibenden – Verstandes und einer Seele, die – trotzdem – singt.
„Starrsinn meinen Sie? Ja, Sie“, „…Zusammenhänge eruptiv erschlagen.“
„Sie können doch nicht. Das Zerrinnen
der Elementaren. Schön.“ Herausforderungen. Tatsachen. Ein Gedicht fließt in
das Nächste hinein. Zusammenhänge
und das Bild vervielfältigen sich und
eröffnen dabei endlose Geschichten.
Zuerst verwirrend, mit der Zeit faszinierend. Hier erzähle ich nicht von einem
Sprachband mit ausgefeilten Zeilen mit
einem entziehbaren Sinn. Nein, hier,
drinnen in diesem Sprachband von Barbara Wochner mit einem Vorwort von
Petra Ganglbauer und einem Nachwort
von Michi Ebner erleben wir, uns selbst
zwischen Wort und Bild und Text zu setzen und zu steuern. Es gibt keinen konkreten Ort, kein Du oder Ich, wir als LeserInnen sind aufgefordert, hinein zu
greifen und zu erleben, was mit diesem
Starrsinn gemeint ist. Vom ersten
„Wenn die Zeit verrinnt“ bis zum dreizehnten Kapitel „Verwunschene, du!“
befinden wir uns in einer Landschaft
ohne festgelegtes Äußeres; oder besser
gesagt in unserem eigenen Äußeren, irgendwo fühlen wir uns dort zu Hause,
aber dort ist kein Ort… Angeboten werden offene Gedichte mit viel Platz zum
Herumtoben. Wochner eröffnet – Zwischen-Dinge, Zwischen-Menschliches,
Zwischen-Bedeutungen und -Gedanken
– und geht. „Zwischen Grenzen wandern. Und da. Das ist ein normaler Vorgang heute.“ Es ist normal, in einer
wilden, weiblichen und offenen Welt.
„Von Adam, dem armen Erdenkloß /
Bau’ ich durch Lilith eine Leiter / Zum
höchsten Sitz des Himmels weiter“
lässt Isolde Kurz den „Schöpfer“ in
ihrem 1908 erschienenen Gedicht
„Die Kinder der Lilith“ sprechen. Göttin, Dämonin, Verführerin der Männer,
Schwester Aphrodites, Regenmacherin
und Schatzhüterin – das sind nur einige der Beinamen, die Lilith im Laufe
der Jahrhunderte erhalten hat, doch
vom Schöpfungsmythos bis zur modernen Psychologie haften ihr stets Attribute einer düsteren Gestalt an. Der
2001 entwickelte „Lilith-Komplex“ von
Hans-Joachim Maaz basiert auf einer
Psychologie-Studie, die sich der „Nachtseite des Weiblichen“ widmete. Dabei
entfernt sich Maaz jedoch von den Originaltexten, die für Vera Zingsem den
Ausgangspunkt darstellen. Was ihr
Buch unter anderem so aufregend
macht, sind die großzügigen Originalzitate – sie legt nicht einfach Interpretationen vor, die nicht nachvollziehbar
sind, sondern präsentiert die Texte
christlicher, jüdischer, griechischer Mythologien, sodass keiner Leserin verschlossen bleibt, was für Zingsem so
offensichtlich wurde: „Denken hat ein
Geschlecht … Die Erschaffung der Frau
steht noch aus.“ Literarische Versuche,
den Lilith-Mythos kreativ umzudeuten,
gibt es bereits, wie das frühe Beispiel
von Isolde Kurz zeigt. Vera Zingsem liefert die detaillierte Grundlagenforschung dazu.
Lisa Rosenblatt
Gabi Horak
Gedichte. Mit einem Nachwort von Tudamir Shiekh Eddin.
Barbara Wochner: Manch eine wird
Vera Zingsem: Lilith. Adams erste Frau
Milena 2003, e 29,30 (Ö)
Milena 2003, e 15,90 (Ö)
Klöpfer&Meyer 2003, e 23,20 (Ö)
Helga Pankratz
Ishraga Mustafa Hamid: Trotzdem singe ich
april 2004an.schläge 39
lese.zeichen
Damoklesschwert
Wie wichtig der Geschlechterblick auf
die Auswirkung von gesetzlichen Bestimmungen ist, beweist der Sammelband „Migration von Frauen und strukturelle Gewalt“. Die Worthülse „Mehrfachdiskriminierung“ wird hier mit
sehr lebendigen, erschreckenden und
lehrreichen Inhalten gefüllt.
Frauen flüchten aus Gewaltverhältnissen nach Österreich und sind
hier neuerlich mit Gewalt konfrontiert:
Gesetze verweisen sie in eine Abhängigkeitsposition vom Ehemann – ohne
ihn haben Migrantinnen oftmals keine
Existenzberechtigung in Österreich.
Schlimmer noch, wenn dieser Ehemann
gewalttätig wird (2001 war ein Viertel
der betroffenen Frauen, die in der Wiener Interventionsstelle Schutz suchten,
Migrantinnen): das Lob für das Österreichische Gewaltschutzgesetz mag
bei mehrheitsösterreichischen Betroffenen angebracht sein, Migrantinnen
müssen sich zehn Mal überlegen, ob
sie sich von ihrem gewalttätigen Ehemann trennen. Unter Umständen stehen sie dann nämlich vor dem finanziellen Nichts. Ohne Kindergeld, ohne
Recht auf Arbeit, ohne eigenes Aufenthaltsrecht. Das Unterhaltsverfahren ist
noch im Gange? Der Mann arbeitslos,
unauffindbar, die Kinder keine österreichischen StaatsbürgerInnen? Pech
gehabt, denn dann gibt’s kein Geld.
Wieviele der von Gewalt betroffenen
Migrantinnen mögen wohl aus diesem
Grund zum Täter zurückkehren?
Der Sammelband ist Ergebnis eines Symposiums, das 2002 abgehalten wurde, und behandelt unter anderem Themen wie Aufenthaltsrecht,
Migrantinnen am Arbeitsmarkt, Frauenhandel, Fallen des Kinderbetreuungsgeldes, Gewalt an Migrantinnen.
Stilistisch heterogen und etwas gewöhnungsbedürftig, besticht das
40 an.schlägeapril 2004
Buch durch seine Inhalte, die eine Ahnung dessen vermitteln, mit welch
existenzbedrohenden Situationen Migrantinnen konfrontiert sein können.
Arbeitsgruppe Migrantinnen und Gewalt (Hg): Migration von
sprache schminkt die Sätze ab, schält
das Wesentliche heraus und ordnet es –
nach Prioritäten – neu. So entsteht ein
Erzählfluss, der nicht nur der Dynamik
von Filmsprache sehr ähnlich ist, sondern auch jener des menschlichen Denkens und Wahrnehmens.
Frauen und strukturelle Gewalt
Helga Pankratz
Karin Eckert
Milena 2003, e 18,90 (Ö)
Gabriele Neudecker: Freaky/Glas.Gebirge
Zwei Kino-Geschichten.
Edition Eizenbergerhof 2003,e 10,- (Ö)
Kino im Kopf
Für die Filmfassung von „Freaky“ (Österreich, 2001) hat die Autorin und Filmemacherin Gabriele Neudecker schon internationale Preise bekommen. Nun
erschien Freaky als Prosa, gemeinsam
mit Neudeckers mit einem Rauriser
Literaturpreis bedachten Text „Glas.Gebirge“. Eine Tasche in Herzform, herzförmige Zuckerln, Herzjesu- und MarienBildchen symbolisieren, worum es in
Freaky geht: die Zuneigung und Komplizinnenschaft der Mädchen Maria und
Natalja, die beide unter den Dorfkindern Außenseiterinnen sind – freaky
eben. Glas.Gebirge erzählt die VerliebtSchwanger-Bäueringeworden-Geschichte von Sonja, der Tochter des
einzigen Nichtbauern in einem Ort namens Himmelreich, wo Kühe Namen
wie Britney haben und Kinder Kevin
oder Jeanine heißen. Es ist zugleich die
Geschichte der ganzen Generation von
Frauen in Sonjas Alter, Sonjas Schulkolleginnen und Nachbarinnen, die zwischen Traktor, Tupper-Party und Kinderkriegen meistens zu- und manchmal
gegen einander stehen. Die 1965 in
Salzburg geborene Neudecker schreibt
junge Feministische Prosa, die berechtigt schon mit Jelineks „Liebhaberinnen“ verglichen und vielfach als „stark“
bezeichnet wurde. Neudeckers Erzähl-
LINZen und lesen
Welche bei Linz Assoziationen hat wie
„Linz ist gleich VÖEST“ oder „In Linz beginnt’s“ MUSS sie haben. Aber auch jene, die meint, die Stadt eh schon in- und
auswendig zu kennen, MUSS sie haben
– die „Linzer Stadtführerin“. Neun Autorinnen und Mitfrauen des Autonomen
FRAUenzentrums Linz machen weibliche Geschichte in der oberösterreichischen Hauptstadt wieder und neu sichtbar. Neben der bekannten Marianne
von Willemer erblicken weniger „berühmte“ Frauen quasi von neuem das Licht
der Welt. Zum Beispiel die Komponistin
und Schriftstellerin Hedda Weiß. Oder
Henriette Haill, die es in der Literaturgeschichte offiziell gar nicht gibt. Jedoch
nicht nur ein Inhalt-Hirnschmaus, auch
eine Layout-Augenweide ist die „Linzer
Stadtführerin“. Texte über historische
Aspekte der Stadt sind schwarz, Frauenporträts und Frauen„stätten“ sind rot
gedruckt, was die Überschaubarkeit erhöht. Die Erfahrungen der beiden
Stadtführerinnen bei diesem Projekt
prägten die unverzichtbare Praktikabilität der Reiseführerin, wie zum Beispiel
der unverwüstliche Einband (hält jedem „In-den-Rucksack-und-Taschen-
lese.zeichen
Quetschen“ stand). Übersichtlich und
spannend aufbereitet gibt es einen
Rundgang Ost, einen Rundgang West
und zwei Exkursionen auf den Pöstlingberg sowie nach Urfahr. Und damit
frau nicht verloren geht, gibt es im Inneren je einer Umschlagseite einen
Plan plus Markierung der im Text erwähnten Orte. Der vorbildlich aufbereitete Anhang – unter anderem mit einem Themenregister, einem Verzeichnis von Literatinnen über Linz oder über
Einrichtungen für Frauen – ist ein weiteres Zuckerl.
sellschaft hat ihre Tage und frisst ihre
Kinder – und das nicht nur zu Weihnachten.
neu.land
Kerstin Kellermann
Michèle Thoma: Mobil Home
Lyrik Theater Feuilleton.
ultimo mondo 2003, e 17,35 (Ö)
Ausgekocht
Petra Öllinger
Lisa & Co: Linzer Stadtführerin
Frauengeschichtliche Stadtrundgänge.
Edition Geschichte der Heimat 2004, e 17,50 (Ö)
Laissez-Faire revisited
„Wollt ihr den totalen Frühling?“ „Grüß
die Götter, sagt die Mutter zu den Exekutionsbeamten.“ Welche Lust auf politisch unkorrekte, sarkastisch untermalte Texte hat, sollte sich auf das neue
mobile Heim der Luxemburger Autorin
Michèle Thoma einlassen. Die in Wien
lebende Schriftstellerin und Autorin
(sie schreibt z.B. Reportagen in der
„Bunten Zeitung“) verfügt stilistisch
in ihrer Prosa und in ihrem Theaterstück erstaunlicherweise über mehr
lyrische Elemente als in ihren kurzen
pointierten Gedichten. Hauptthemen
sind Armut und die nötige Ablenkung
von ihr – aber nicht die des schuftenden Proletariates, sondern die des frechen, nach der damaligen Marxschen
Analyse so benannten, „Lumpenproletariates“, das sich mit seiner Kinderschar durch das Leben schlägt und
trickst. „Du stirbst bald, sagt mein 4jähriger Sohn und sieht mich erwartungsvoll an … Ach? (Schluck) So? Wie
kommst du darauf? Na bei euch sind
die Hände so … und bei uns sind sie so…
und er zeigt auf die blauen Schlangen
auf meinem Handrücken. – Du stirbst
bald, stimmts? – Hüpft vom Stuhl, geht
schaukeln.“ Die 68er sind erwachsen
geworden und die, die nicht in den
Museen ausstellen oder Minister geworden sind, versuchen in den Grenzen
des Laissez-faire zu überleben. Die Ge-
Mira Valensky, die Freizeitdetektivin und
Lifestyle-Journalistin, hat es diesmal mit
einem besonders ausgekochten Fall zu
tun: Ihre Ermittlungen führen sie diesmal in die Welt der GastronomiekritikerInnen und SpitzenköchInnen. Der JungWirtin Billy Winter werden seltsame
Streiche gespielt: Zunächst werden
nur Salz und Zucker vermischt und eine
Wassermelone findet ihren Weg durchs
geschlossene Fenster. Als aber 46 Bürgermeister eine Pilzvergiftung erleiden
und ein berühmter Gastronomiekritiker mit einem Messer in der Brust tot
aufgefunden wird, das Winters Monogramm trägt, wird Mira schnell klar,
dass die Gastronomiebranche mörderisch sein kann. Für den Krimi rund um
stahlglänzende Großküchen, abgebrühte Küchenprofis, Messer und Tomatensauce hat Eva Rossmann selbst bei den
Großen der Branche recherchiert: In
der „Alten Schule“ in Riedenthal bei
Wolkersdorf durfte sie dem Maitre de
cuisine, Manfred Buchinger, so lange
auf die Finger schauen, bis genug InsiderInnenwissen gesammelt war. Bekanntschaften mit Köchinnen und
Köchen der Zunft waren dabei ein angenehmer Nebeneffekt, hat sich doch
die eine oder andere Eigenschaft der
HerrscherInnen über die Kochtöpfe in
die Nebenfiguren im Buch eingeschlichen. Ein Tipp noch: Vor dem Lesen unbedingt etwas essen, sonst steht frau
nach spätestens drei Seiten selbst am
Herd und versucht, das zusammenlaufende Wasser im Mund durch venezianische Gerichte zu stillen. Hoffentlich
mit mehr Erfolg als Mira.
Barbara Oberrauter
Eva Rossmann: Ausgekocht
J a s m i n a J a n k o v i c’
Geschichten aus 1.001 Sache
Schon dreimal nacheinander das Heute ins Morgen nahtlos
eingenäht, sinke ich langsam in dieses schwebende Nichts,
das eigentlich alles ist, die Schaukel hin und her, hey, halt
dich fest, aber wo denn, die Haltegriffe schweben ja auch
mit, in zwei Reihen tanzend, nein, nicht einschlafen, noch
nicht, du willst doch noch etwas schreiben, ein Wölkchen
und viele Fragen, banal, ja, klar, aber was ist eigentlich eine
richtig banale Frage? Diese etwa: Wie drückst du deine
Zahnpastatube, oben, unten, in der Mitte? Schläfst du
nackt? Wie trinkst du deinen Kaffee? Hast du Rituale, die
keine sein wollen und es – gerade deshalb – dann doch
sind? Hast du mit den Büchern auch eine körperliche und
possessive Beziehung? Bist du ein Morgenmuffel? Wie viel
Rotwein kannst du trinken und dich danach noch erinnern?
Pinkelst du im Sitzen oder Stehen? Magst du die Art, auf
die sich Eskimos küssen? Willst du noch lange auf einen
stolpernden Nasenzusammenstoß warten? Geschichten.
Wer hat keine? Wer kennt keine? Wer lebt keine? Geschichten. Geschrieben. Erfunden. Improvisiert. Lebend. Tötend.
Gelebt. Getötet. Länger. Kürzer. Spannend. Gespannt. Wie
Mieder. Platz. Riss. Schnitt. Geschichten. In Schichten. Erzählt. Neu. Mit Anfang. Ohne Ende. Mit Anfang. Mit Ende.
Ohne Anfang. Mit Ende. Ohne Anfang. Ohne Ende. Interessant. Langweilig. Alltagsgeschichten. Filmgeschichten. Geschichten. Von Siegern. Geschrieben. Zeitgeschichten. Von
Zeit. Zu Zeit. Gemacht. Machtgeschichten. Machbar. In der
Zeit. Sichtbar. Unsichtbar. Zeitlos. Sich mögen: Weggehen
können. Um sich zu freuen. Beim nächsten Wiedersehen.
Allein sein. Manchmal. Sich um eigene Knochen sammeln,
wie eine Fahne an ihrer Stange klebt. Nicht allein sein.
Manchmal. Von den Knochen loslösen. Lösung. Immer wieder ein neues Rezept. Und: Mach Zeit und dich hübsch. Eine
Geschichte ist eine Geschichte wie meine wie deine wie
keine und keine Geschichte ist wie eine die geschrieben
werden möchte: aus tausendundeiner Sache.
Folio/BUGRIM 2003, e 19,50 (Ö)
april 2004an.schläge 41
Fotos: Christian Brachwitz
ge.sehen
Hurra, ein Bambi!
Auch im vierten Spielmonat von Elfriede Jelineks „Bambiland“ im Wiener Burgtheater
präsentiert sich Regisseur und Hauptdarsteller Christoph Schlingensief hauptsächlich ohne
Hose. Wieso? fragt sich Daniela Fohn
„Es fängt schon wieder an! Es
fängt schon wieder an! Mama!
Ich kann es nicht stoppen!“
Michael rennt schreiend über
die Bühne des Wiener Burgtheaters, reißt sich die Hose herunter, kippt
sich Farbe über seinen Anzug, bis alles
eingesaut ist, taucht seinen Hintern in
blaue Farbe, stülpt sich einen frischen
Margarinetiegel über seinen Schwanz.
Zweijährige Jungs sind angepasste
Spießer gegen diese geballte Wucht
frühkindlicher Trieberfüllung. Allerdings
wird „es“ Michael alias Christoph Schlingensief, Aktionskünstler und Regisseur
des mittlerweile zum Kassenschlager
aufgestiegenen Stücks „Bambiland“ von
Elfriede Jelinek, an diesem Abend noch
oft nicht stoppen können!
Dass die Inszenierung, von ein paar
Zitatfragmenten, dem gemeinsamen Titel und ein paar Bambis einmal abgesehen, etwas mit dem Text der Schriftstellerin zu tun hat, kann so gut wie ausgeschlossen werden. Jelineks Stück beschäftigt sich mit dem Irakkrieg, mit
Amerika, seinen Waffen und Allah, der
zwar sämtliche Streubomben und
Marschflugkörper zu kennen scheint,
aber auch nicht so genau weiß, was da
in seinem Namen so alles passiert. Disneyworld für Soldaten.
Schlingensiefs Inszenierung thematisiert zwar teilweise auch den Irakkrieg, im Mittelpunkt des Geschehens
steht aber seine „Church of Fear“. Mit
dem seit März 2003 propagierten Ruf
42 an.schlägeapril 2004
nach Recht auf Terror und Angst („Man
hat uns unseren Glauben genommen,
unsere Angst nimmt man uns nicht.“;
„Terror Jetzt“) ist Jelineks Bambiland zu
einem Teil von Schlingensiefs Atta-Zyklus (der seinen Namen von einem der
Terroristen der 11.-September-Attentate
herleitet) mutiert. Zeitgleich in Zürich
und Berlin finden des Aktionskünstlers
Porno-Terror-Bambi-„Massaker“ statt.
Zu Beginn kann das Stück noch mit
einem gewissen Überraschungseffekt
punkten. Die ersten Minuten sind kritisch, absurd und witzig und versprechen einen kurzweiligen Theaterabend.
Nach einer halben Stunde Schlingensiefscher Selbstinszenierung wird es
dann (zumindest mir) sterbenslangweilig. Alle männlichen Protagonisten
haben sich inzwischen mehrmals ausgezogen, ein überdimensionaler AttaFilm, der sich im Laufe des Abends zu
einem Pseudo-Porno entwickelt, „überzieht“ im wahrsten Sinne des Wortes
die Szenen auf der Bühne. Die dazwischen geäußerten, durchaus interessant scheinenden Textpassagen (mit
oder ohne Jelinekbezug), sind akustisch
leider kaum zu verstehen.
Unklares Frauenbild. Auch das von Schlingensief gezeichnete Frauenbild verwirrt. Menschenverachtend behandelt
werden ja sämtliche ProtagonistInnen,
Frauen erfahren jedoch wesentlich
grausamere Misshandlungen. So jagt
man im Atta-Film eine dicke Frau durch
unterirdische Gänge, um sie dann zu
vergewaltigen, während literweise rotes
Blut aus ihrem Körper quillt. Auch die
„Farbbeschüttung“ der jungen Braut
wirkt besonders brutal. Ob zu brutal, sei
dahingestellt. Offen bleibt nämlich, ob
sich Schlingensief einfach keine Gedanken über das transportierte Frauenbild
gemacht hat und somit einer dieser politisch korrekten Machos ist, die in der
Kunstszene nur allzu oft vertreten sind,
oder ob er diese überbordende Brutalität Frauen gegenüber sehr wohl überlegt und beabsichtigt, die Umsetzung
dieser Gesellschaftskritik jedoch ein wenig ungeschickt ausgeführt hat.
Warum sich Christoph Schlingensief so oft ohne Hose präsentiert, bleibt
auch am Ende des Theaterabends rätselumwoben. Wollte er schockieren?
Wollte er provozieren? Selbstdarsteller
Schlingensief hat den Medien mehrmals bedeutet: Nein! Provozieren um
des Provozierens Willen wollte er nie.
Was wollte er dann? Aber sogar mit diesen Fragen haben die ZuschauerInnen
an diesem Abend keine Chance. Zehn
Minuten vor Schluss fragt eine Hauptdarstellerin in die Menge, was das Publikum denn eigentlich in einem Stück
wolle, in dem es um nichts gehe, ein
Porno gezeigt werde und die ersten ZuschauerInnenreihen mit eingesauter
Kleidung den Heimweg antreten müssten? Tja, warum eigentlich wirklich?
Betretenes Schweigen. Vielleicht weil
das Stück doch nicht so schlecht ist? ❚
an.künden
musik.tanz
bis 7.4., 20.00, Wien
VerWEILLt. Eine Song Performance
mit Jella Jost
dietheater Konzerthaus, 3., Lothringerstr. 20,
T. 01/58 70 504,
www.dietheater.at
2.4., 19.30, Wien
Tina Rauch, Countrymusic pur
Theater am Alsergrund, 9., Löblichgasse 5-7,
T. 01/310 4633, www.alsergrund.com
3.4, 20.00, Wien
Frauenclub… just the girls 3
FZ-Bar, 9., Währingerstr. 59/6,
Eingang Prechtlg.
3.4, 21.00, Wien
Las Chicas – Frauenfest mit Latin
dance workshop
Andino, 6., Münzwardeingasse 2,
Anmeldung e-mail: [email protected]
13.-20.4, 20.00, Wien
Tanztheater Homunculus: par
terre/bruchstücke
Kosmos Theater, 7., Siebensterng. 42,
T. 01/523 1226,
www.kosmostheater.at.
16.4, 20.00, Wien
Rounder Girls: „A Celebration“
Metropol, 17., Hernalser Hauptstr. 55,
T. 01/407 7740,
www.wiener-metropol.at
15.-17.4, 20.30, Wien
Bad. She She Pop
Tanzquartier Wien, Halle G, 7.,
Museumsplatz 1, T. 01/581 3591,
www.tqw.at
17.4, 21.00, Wien
1. Internationales Balkan Festival
„Balkan Fever“: Divas of Balkan, Jazz:
Matilda Leko & Band (Serbien/
Türkei/Österreich)
Tunnel Vienna Live, 8., Florianigasse 39,
T. 01/40 53 465
18.4, 20.00, Wien
„Balkan Fever“: „The Queen of the
Gypsies“, Esma Redzepova
(Mazedonien)
Tunnel Vienna Live, 8., Florianigasse 39,
T. 01/40 53 465
20./21.4, 20.30, Wien
Visitors Only. R. Meg Stuart
Tanzquartier Wien, Halle E, 7.,
Museumsplatz 1, T. 01/581 3591,
www.tqw.at
20./27.4, 18-21.00, Wien
XX-Competition: Erstes FRAUENmitTANZturnier. Zum Mittanzen und
Zuschauen
Turnsaal Hauptschule, 11., Rzehakgasse 7,
Anmeldung e-mail: [email protected],
Startgebühr pro Paar 10.-,
Zuschauerin: 6.-
21.4, 19.30, Wien
Frühlinsfestival im Wiener Konzerthaus. Savina Yannatou: „Terra nostra“.
Lieder aus Spanien, Italien,
Griechenland, der Türkei, dem
Libanon u.a.
Wiener Konzerthaus, 3., Lothringerstr. 20,
T. 01/242002, www.konzerthaus.at
22.4, 21.00, Wien
„Balkan Fever“: Divas of Balkan, Jazz:
Aleksandra Tehovnik & Band
(Slowenien)
Tunnel Vienna Live, 8., Florianigasse 39,
T. 01/40 53 465
„Das wirst Du nie verstehen“
Fo t o : A n j a S a l o m o n o w i t z
Anja Salomonowitz porträtiert in ihrer Dokumentation drei Frauen und ihre unterschiedlichen Erinnerungen an
die NS-Zeit: Ihre Großtante, eine Auschwitz-Überlebende, ihre Großmutter, eine Mitläuferin und ihre Kinderfrau,
die sich im Widerstand engagierte. Diese drei Perspektiven verbindet Salomonowitz mit ihrer eigenen und reflektiert ihre Position als Nachkommende sowohl der Opfer- als auch der TäterInnengeneration.
„Das wirst Du nie verstehen“ (Österreich 2003). R. Anja Salomonowitz. Ab 24.4 im Wiener Votivkino, 9., Währinger Str. 12,
T. 01/317 3571, http://www.votivkino.at
23.-25.4, 20.00, Wien
generator special. Die Plattform für
Neues und Experimentelles im Wiener
Konzerthaus bietet an drei aufeinanderfolgenden Abenden Kino für die
Ohren und Musik für die Augen.
Video: Michaela Grill
Wiener Konzerthaus, 3., Lothringerstr. 20,
T. 01/24 2002, www.konzerthaus.at
28.4, 20.00, Wien
Kompanie Doris Stelzer / dis.dance:
inner space / outerspace
Kosmos Theater, 7., Siebensterng. 42,
T. 01/523 1226, www.kosmostheater.at.
film
Ab 16.4, Wien
Im Anfang war der Blick
(Österreich/Luxemburg 2003).
R. Bady Minck
Fimcasino, 5., Margaretenstr. 78,
T. 01/581 3900 10, www. filmcasino.at
Ab 23.4, Wien
„Das wirst du nie verstehen“
(Österreich 2003),
R. Anja Salomonowitz
Votivkino, 9., Währingerstr. 12, T. 01/317 3571,
www.votivkino.at
t h e a te r . ka b a r e t t
23.4, 21.00, Wien
„Balkan Fever“: Divas of Balkan, Jazz:
Eda Zari & Band (Albanien/Deutschland)
bis 3.4., 20.00, Wien
Auf Grund: happy ends. Eine irritative
Pop-Performanz für drei Frauen und
einen Geist
Tunnel Vienna Live, 8., Florianigasse 39,
T. 01/40 53 465
Kosmos Theater, 7., Siebensterng. 42,
T. 01/523 1226, www.kosmostheater.at
2.-28.4, 20.00, Wien
Wunschkonzert von Franz Xaver
Kroetz mit Sandra Cervik
Rabenhof Theater, 3., Rabengasse 3,
T. 01/712 8282, www.rabenhof.at
4./15.4, 20.00, Wien
Alltagsgeschichten: Dolores
Schmidinger und Andrea Händler
Kulisse, 17., Rosensteingasse 39,
T. 01/485 3870, www.kulisse.at
6.-7.4., 20.00, Wien
Das Werk. Elfriede Jelinek
Akademietheater, 3., Lisztstr. 1,
T. 01/514 44-4740
6.+8.4., 19.30, Wien
Bambiland. Elfriede Jelinek
Burgtheater, 1., Dr. Karl-Lueger-Ring 2,
T. 01/514 44-4440, www.burgtheater.at.
Ab 12.4., 20.30, Wien
Sonntagsclub: Bier für Frauen,
von Felicia Zeller
Foyer WUK, 9., Währingerstraße 59,
T. 01/401 2170, www.wuk.at
13.-23.4, 20.00, Wien
Seele brennt. A tribute to Werner
Schwab. Mit Hilde Sochor
Rabenhof Theater, 3., Rabengasse 3,
T. 01/712 8282 , www. rabenhof.at
16.4-8.5, 20.00, Wien
Dreier. R. Margit Mezgolich
dietheater Konzerthaus, 3., Lothringerstr. 20,
T. 01/5870 504, www.dietheater.at
22./24.4, 20.00, Wien
„Wir machen’s auch ohne!“ Hommage
an Werner Schwab. Vier neue Stücke
österreichischer zeitgenössischer
Dramatik. U.a. von Kathrin Röggla
und Franzobel
Kasino am Schwarzenbergplatz, 3.,
Am Schwarzenbergplatz 1,
T. 01/514 44-4830
s e m i n a r . w o rk s h o p
1.4, 17.00, Wien
Frauen und Recht
ega: frauen im zentrum, 6.,
Windmühlgasse 26, telefonische
Anmeldung: T. 01/53427-229,
www.ega.or.at
2.-4. April, Salzburg
Rituale – Flügel oder Fesseln?
Eine theoretische und praktische
Reflexion. Mit Diann L. Neu (USA)
und Susanne Meier (CH)
St. Virgil Bildungszentrum, 5026,
Ernst-Grein-Str. 14, Infos und Anmeldung:
T. 0662/65 901,
[email protected],
Micheala Moser T. 0676/544 26 46
3.4., 15.00, Salzburg
betrifft: Alleinerziehende. Ich zuerst…
wie Egoismus Liebe erschafft
St. Virgil Bildungszentrum, 5026,
Ernst-Grein-Str. 14, T.0662/65901-514,
www.virgil.at, Teilnahme und kostenlose
Kinderbetreuung nur nach Voranmeldung
bis Mittwoch vor Veranstaltungsbeginn
möglich!
5.4, 19.00, Mattersburg
Frauenschreibwerkstatt. Leitung:
Fini Zirkovich
Literaturhaus Mattersburg, 7210,
Wulkalände 2, T. 02626/67710-13
ab 14.4, 17.00-20.15
Gesprächsgruppe für Frauen mit
sexuellen Gewalterfahrungen.
Leitung: Bettina Reisch
Räumlichkeiten des Notrufs, 17.,
Telefonische Anmeldung: T. 01/523 2222,
Dauer: 1 Jahr, 14-tägig,
Kostenbeitrag: 16.-/Termin,
www.frauenweb.at/notruf
ab 14.4, 18.30, Wien
Guter Sex ist kein Zufall! Leiterin:
Julia Kastenhuber
Semmelweis-Frauenklinik, 18.,
Bastiengasse 36-38, 14-tägig,
Kosten: 90,70 eur, T. 01/47615-5771,
www.fem.at
21./28.4, 18.00, Wien
FrauenWohnprojekt [ro*sa]: Infoworkshop zu aktuellen Themen
rund um das Wohnprojekt
GSZ Gesundheits- und Sozialzentrum für
den 4., 5. u. 10. Bez., 11., Gudrunstr. 145-149
22.-25.4, 17.00, Bad Tatzmannsdorf
5. Bad Tatzmannsdorfer Literaturtage.
Verwandlungen. Mit P. Ganglbauer,
G. Moser-Wagner, Elisabeth Wörndl
Café Krone, Hauptplatz,
Teilnahmegebühr: 62.-
23.-26.4., Haarberghof
Frauen in Veränderung. Ein schamanisches Transformationswochenende
mit INIPI Schwitzhüttenritual. Leiterinnen: Adelheid Boll und Romana Tripolt
Kosten: 250.- inkl. Übernachtung,
Vollpension und Material. Haarberghof.
Information und Anmeldung: [email protected], T. 0676/5294834 oder
[email protected], T. 0676/5659557
april 2004an.schläge 43
an.künden
ega, 6., Windmühlgasse 26, Kosten: 85.-,
T. 01/534 27 229, www.ega.or.at
23.+24.4., Wien
Schluss mit dem Frust – Ich werde
selbstbewusst! Leiterin: Margarete Kunz
Semmelweis-Frauenklinik, 18.,
Bastiengasse 36-38, Kosten: 50.-,
T. 01/47615-5771, www.fem.at
24.4, 14-16.00, Neunkirchen
Einfach-Schmuck-Gestalten. Leitung:
Isabella Reifer
Freiraum, Frauenberatungsstelle, 2620,
Wiener Straße 4/9 (Am Plätzl),
Kosten: 5-10.-, T. 02635/61125,
www.frauenberatung-freiraum.at
29.4-2.5., Salzburg
Frauenbeteiligung im Europa von
morgen! Konzepte Europäischer
BürgerInnenschaft, politische Partizipationsmöglichkeiten und
feministische Perspektiven
St. Virgil Bildungszentrum, 5026, Ernst-GreinStr. 14, T.0662/65901-514, www.virgil.at
30.4, 9-17.30, Wien
„Ich werde immer und überall gebraucht und das hört nie auf“. Selbsterfahrung zu Stress und burn-out
für Frauen in sozialen, beratenden
und pflegenden Berufen. Leiterinnen:
M. Scherl und M. Brandl
Frauenberatung, 6., Lehárgasse 9/2/17,
Weitere Termine: 13.5, 3.6. u. 17.6.,
Kosten: 100.-. Für die Teilnahme ist ein
Vorgespräch erforderlich. T. 01/587 6750,
www.frauenberatenfrauen.at
v o r t r a g . d i s ku s s i o n
1.4, 16.00, Wien
Frauengeschichte/Frauengeschichten.
Bildhauerinnen: Camille Claudel,
Luise Bourgeois, Niki de Saint Phalle
und Clara Westhoff
VHS Urania, 1., Uraniastr. 1, Kosten: 8,-,
T. 01/712 6191
1.4, 19.00, Wien
Frauen verändern ihre Zeit. Ruth
Devime: Labyrinth, Labrys und Labien
VHS Urania, 1., Uraniastr. 1, Kosten: 8.-,
T. 01/712 6191
1.4., 19.30, Wien
konzerne, kodizes, kooperationen…
Präsentation einer Kurzdokumentation
über die Indien-Reise der Frauensolidarität, anschl. Diskussion
ega, 6., Windmühlgasse 26., Infos unter:
T. 01/317 4020-0,
www.frauensolidaritaet.org
14.4, 19.00, Wien
In Österreich Künstlerin sein.
Sieben Zwiegespräche. U.a. mit
Christa Hauer, Eva Choung-Fux
Depot, 7., Breitegasse 3, T. 01/522 7613,
www.depot.or.at
15.4, 16.00, Wien
Frauengeschichte/Frauengeschichten.
Lebenskünstlerinnen: Susanne
Wenger, Ella Maillart, Valerie Solanas
und Helene von Druscowitz
VHS Urania, 1., Uraniastr. 1, Kosten: 8.-,
T. 01/712 6191
15.4, 19.00, Wien
Frauen verändern ihre Zeit. Birgit
Pecs: Knopf im Kopf und Knoten
im Leib
VHS Urania, 1., Uraniastr. 1, Kosten: 8.-,
T. 01/712 6191
19.4., 19.30, Graz
Depressionen: Wenn alles schwer
fällt. Mit Christine Saiko-Jogan
Frauengesundheitszentrum Graz, 8010,
Joanneumring 3, Kosten: 5.-,
T. 0316/83 79 98, Anmeldung erforderlich
20.4, 18.30, Wien
Vortragsreihe biografiA/Frauen im
Exil. Schwerpunkt: Die weibliche
Perspektive. Dr. Susanne Bock:
Heimgekehrt und fremd geblieben.
Eine alltägliche Geschichte aus Wien
1946 bis 1955 (Buchpräsentation)
Institut für Wissenschaft und Kunst,
9., Berggasse 17, [email protected]
20./27.4, 18.00, Wien
Ringvorlesung: „eine von fünf“:
Gewalt gegen Frauen im sozialen
Nahraum
NIG, 1., Universitätsstr. 7, Hörsaal II
21.4., 18.30, Wien
Vortragsreihe Psyche und Soma.
Normalität, Normalisierung, Normativität. Dr. Waltraud Ernst: Zivilisationsgeschichten. Das Erotische zwischen
„Natur“ und „Zivilisation“ im europäischen Diskurs der Aufklärung
Wien Museum Karlsplatz, 4., Karlsplatz,
T. 01/505 8747-0, www.museum.vienna.at,
Di-So 9-18.00
14.4-8.5, Wien
Keep smiling in hell. Bilder von
Dagmar Lipovics
Kosmos Theater, 7., Siebensterngasse 42,
T. 01/523 1226, www.kosmostheater.at.
An allen Spieltagen 19-22.00
bis 18.4., Wien
Body Display. Performative
Installationen #4
Secession, 1., Friedrichstr. 12, T. 01/587 5307,
www.secession.at,
Di-So 10-18.00, Do 10-20.00
bis 24.4., Wien
Dass die Körper sprechen, auch das
wissen wir seit langem
Generali Foundation, 4.,Wiedner Hauptstr. 15,
T. 01/504 9880, Di-So 11-18.00, Do bis 20.00
bis 30.4., Wien
HOMELIKEdot. Neue Arbeiten der
österreichisch-türkischen Künstlerin
Canan Dagdelen
Institut für Wissenschaft und Kunst,
9., Berggasse 17, [email protected]
Galerie Artrium ed Arte, 7., Lerchenfelderstr. 31, T. 01/522 87 38,
www.artriu-ed-arte.at
22.4, 16.00, Wien
Frauengeschichte/Frauengeschichten.
Lesbische Künstlerinnen: Christa
Reinig, Lena Vandrey, Monique Wittig
und Ariane Mnouchkine
6.4.-5.5., Wien
Stilleben I. KünstlerInnen: Doris
Krüger, Eva-Maria Ocherbauer,
Magriet Smulders u.a.
VHS Urania, 1., Uraniastr. 1, Kosten: 8.-,
T. 01/712 6191
22.4, 19.00, Wien
Identitätspolitik: Kosten und Nutzen.
Radio Stimme-Diskussionsforum.
Mit Ursula Knoll, Alev Korun, Verena
Krausneker und Sabine Strasser
Depot, 7., Breitegasse 3, T. 01/522 7613,
www.depot.or.at
22.4, 19.00, Wien
Frauen verändern ihre Zeit. Irene
Fleiss: Kreis – Alpha – Hufeisen und
die Entwicklung zur Geometrie
Fotogalerie Wien, WUK, 9., Währingerstr. 59,
T. 01/498 5462, www.fotogalerie-wien.at,
Di-Fr 14-19, Sa 10-14
bis 23.5., Wien
Eva Hesse. Transformationen
Kunsthalle Wien, 7., Museumsplatz 1,
T. 01/521 89 33, www.kunsthallewien.at,
tgl. 10-19.00, Do bis 22.00
bis 30.5, Wien
UNFINISHED (Fotografie). Vanda
Vucicevic (Bosnien), Aleksandra Vajd
(Slowenien) u.a.
VHS Urania, 1., Uraniastr. 1, Kosten: 8.-,
T. 01/712 6191
Kulturkontakt Austria Pavillon
„Piroschkarev“ im quartier 21
(„transeuropa-Straße“), 7., Museumsplatz 1,
Di-So 14-18.00
23.4, 19.00, Wien
Gender Mainstreaming & Gender
Planning. Über Geschlechterdemokratie in Stadt-, Landschafts- und
Regionalplanung. Vortrag und Diskussion mit Bente Knoll und Elke Szalai
bis 31.5., Wien
CoC_codes of conduct. mixed media
installation. Verhaltenskodizes – ein
Instrument zur Verbesserung von
Arbeitsbedingungen? Eine Recherche
der frauensolidarität in Indien
STICHWORT. Archiv der Frauen- und
Lesbenbewegung, 15., Diefenbachgasse
38/1, T. 9201676, www.stichwort.or.at
28.4., 18.30, Wien
Vortragsreihe feministische Theorie
und Geschlechterforschung. Dr. Michaela Ralser: Wenn der Leib spricht…
Institut für Wissenschaft und Kunst,
9., Berggasse 17, [email protected]
29.4, 16.00, Wien
Frauengeschichte/Frauengeschichten.
The-Dinner-Party. Das größte feministische Frauenkunstwerk der Welt
VHS Urania, 1., Uraniastr. 1, Kosten: 8.-,
T. 01/712 6191
29.4, 19.00, Wien
Frauen verändern ihre Zeit. Antonia
Indrak: Besenflug durch Raum
und Zeit
VHS Urania, 1., Uraniastr. 1, Kosten: 8.-,
T. 01/712 6191
a u s s te l l u n g
16.4., 16.00, Graz
Körperlich gesund – aber krank vor
Angst. Mit Klaudia Tertschig
bis 11.4, Wien
Gastarbajteri – 40 Jahre Arbeitsmigration
Frauengesundheitszentrum Graz, 8010,
Joanneumring 3, Kosten: 5.-,
T. 0316/83 79 98, Anmeldung erforderlich
Wien Museum Karlsplatz, 4., Karlsplatz,
T. 01/505 8747-0,www.museum.vienna.at,
Di-So 9-18.00
44 an.schlägeapril 2004
bis 11.4., Wien
Phantom Fremdes Wien. Lisl Ponger
Klaudia Wanner
23.+24.4., Wien
NEIN sagen lernen. Mit Michelle Haintz
ega-lounge, 6., Windmühlgasse 26,
T. 01/53427-229, www.ega.or.at,
Mo-Do 10-16.00, Fr 10-14.00
bis 6.6., Innsbruck
Mobilien. Olga Chemysheva,
Tamara Grcic, Renée Green u.a
Galerie im Taxispalais, 6020, MariaTheresien-Str. 45, T. 0512/508 3171,
www.galerieimtaxispalais.at,
Di-So 11-18.00, Do 11-20.00
bis 19.6., Wien
Arbeiten von 12 KünstlerInnen aus
Bratislava, Budapest, Ljubljana, Prag
und Wien
BAWAG Foundation, 1., Tuchlauben 7a,
T. 01/53453-22655, Mo-Sa 10-18.00 Eintr. frei
bis 4.7., Wien
Stimmungsimpressionismus,
Bilder von Olga Wisinger-Florian,
Maria Egner, Tina Blau u.a.
Österr. Galerie Belvedere, Oberes Belvedere,
3., Prinz Eugen-Str. 27, T. 01/795 57 113,
www.belvedere.at, Di-So 10-18.00
lesung
14.4, 19-24.00, Wien
Venus im Bade
Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169,
T. 01/988 98 111, www. sargfabrik.at
18.4, 16-20.00, Wien
Frauenbadefreuden
Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169,
T. 01/988 98 111,
www. sargfabrik.at
ab 23.4., 17.00, Graz
Vom Gehen zum Laufen – für Dick
und Dünn. Mit Susa Walk
Treffpunkt: Filmteich neben dem Hilmteichschlößl. Anmeldung: Frauengesundheitszentrum Gras, 8010, Joanneumring 3,
Kosten: 3.-/Einheit (insgesamt 9 Einheiten),
T. 0316/83 79 98
30.4., ab 16.00, Wien
Der Grüne Tag der Arbeitslosen
2004. Das Leben endet (Nicht?!)
am Arbeitsplatz.
Straßenfest mit viel Musik und Polit.Talk
mit Monika Vana, Klaudia Paiha u.a.,
6./7., Mariahilferstraße/Neubaugasse,
www.wien.gruene.at/frauenorganisation
f i x te r m i n
2.4, 20.00, Wien
Kathrin Röggla: „Wir schlafen nicht“
Literaturhaus, 7., Seidengasse 13,
T. 01/526 20 440, www.literaturhaus.at
Montag
14.4., 19.00, Wien
Ana Bilic und Hilde Langthaler
autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,
Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00,
www.frauenzentrum.at.
Jeden Mo 18-22.00
Literaturhaus, 7., Seidengasse 13,
T. 01/526 20 440, www.literaturhaus.at
23.4., 19.00, Graz
„Doch alle Lust in Ewigkeit...“.
Ein Streifzug durch die sinnlichsten,
zärtlichsten und aufregendsten
erotischen Stellen der Weltliteratur.
Mit Petra Rudolf
Frauengesundheitszentrum Graz, 8010,
Joanneumring 3, Kosten: 5.-, T. 0316/83 79 98,
Anmeldung erforderlich
29.4, 19.00, Mattersburg
Buchpräsentation: „Schreibweisen.
Poetologie.“ Mit Elfriede Gerstl,
Barbara Neuwirth, Heidi Pataki
Literaturhaus Mattersburg, 7210,
Wulkalände 2, T. 02626/67710-13
a k t i v i t ä te n
7.4, 17.00, Wien
Orientalischer Abend f. sinnliche Frauen
Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169,
T. 01/988 98111, www. sargfabrik.at
Frauencafé
Internet-Café für Frauen und
Mädchen
Auch Anfängerinnen. Kinderbetreuung.
Zeit!Raum, 15., Braunhirscheng. 33-37,
T. 895 72 67. Jeden Mo 15-18.00
Jour Fixe für lesbische Frauen über
50, Leitung: Andrea Scheutz
(Psychotherapeutin)
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,
T. 89 58 440, e-mail: [email protected].
Jeden 1. und 3. Mo, 19-20.30
„Lesbentutorium“ an der Uni Wien
UniFrauenOrt, 9., Berggasse 5/24.
Jeden Mo ab 19.00
Offene Encounter-Gruppe für Lesben
und Frauen, die sich DA nicht
so sicher sind
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,
T. 89 58 440, e-mail: [email protected].
Jeden 2. und 4. Mo, 19.30-21.00,
Anm. erforderlich
an.künden
Fo t o : M a g d a l e n a B l a s zc z u k
Tutorium für Lesben, BiFrauen und
TransG an der Uni Wien
UniFrauenOrt, 9., Bergg. 5/24.
Jeden Montag ab 19.00
Dienstag
Frauenlaufgruppe Hollabrunn.
Mit Sylvia Möstl
Treffpunkt: Parkplatz des ATSV,
2020 Hollabrunn. Jeden Di 9.00
Frauencafé der Frauengruppe
ABRAXA
4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/55 6 40,
[email protected]. Jeden Di 14-18.00
Dick und fit – Sport, Spiel und Körperspaß. Leiterin: Karin Weingartmann
Morgengruppe „Carpe diem“ –
Körpertherapeutisch orientierte
Jahresgruppe für Frauen.
Leiterin: Renate Frotzler-Dittrich
Verein „Frauen beraten Frauen“, 6.,
Lehárgasse 9/2/17, Voranm.: T. 587 67 50,
UKB eur 11,-. Jeden Mi 9-10.30,
Einstieg jederzeit möglich
Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen und Frauen in Trennungssituationen
Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1.,
Stephanspl. 6/V/30.
Jeden 1. u. 3. Mi, 18-20.00,
Anm.: Frauen beraten Frauen, T. 587 67 50
Offenes Atelier für Frauen
8010 Graz, Volksschule Brockmanng. 119,
Anm. erforderlich:
Frauengesundheitszentrum, Joanneumring 3, 8010 Graz, T. 0316/83 79 98-30.
Jeden Di, 19-21.00
Anna Rakos, Kunsttherapeutin,
Hofstattgasse 15/10, 18., Info und
Anmeldung: T. 478 63 88, Kosten: eur 15,pro Abend (inkl. Material),
jeden 1. Mi 19-21.00
Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen
zu sehr lieben“
Que(e)r-Beisl
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20,
T. 0316/71 60 220, e-mail: [email protected]. Jeden Di 19.30-21.00
Geheimer Garten für Frauen und
Mädchen
Reichsapfelg., 15., Infos: Zeit!Raum
Stadtteilprojekt, T. 895 72 67,
www.zeitraum.co.at
Ernst Kirchweger Haus, 10., Wielandg. 2-4,
www.raw.at. Jeden Mi 18.30-24.00
Donnerstag
Ungehalten – gehalten. Schwimmkurs für Frauen.
Leiterin: Theresia Blatnek-Wondraczek
Anm.: Frauenberatung Zwettl, 3910,
Galgenbergstr. 2,
T. 2822/522 71-0. Do 19-20.00
Gesprächsgruppe für Frauen in
Patchwork-Familien
„Komm Oma – surf mit mir!“
Internet-Café für Jung und Alt
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,
T. 89 58 440, Anm. erf. 14-tägig
Frauentreff Rohrbach, 4150, Stadtplatz 16,
T. 07289/66 55, keine Anm. erforderlich,
Surfgebühr: eur 1,50/h. Jeden Don 15-18.00
Modern-Afro-Latin-Dance für Frauen
aller Altersgruppen
Regenbogen Stammtisch
Autonomes Frauenzentrum, 9.,
Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock,
Info: T. 54 54 393
Gasthaus Zur Brücke, 4840 Vöcklabruck,
Vorstadt 18, T. 0699/11 34 12 14.
Jeden Do ab 20.00
Mittwoch
HOSI-Jugendabend
Schreibwerkstatt für Frauen.
Mit Fini Zirkovich
HOSI Wien, 2., Novaragasse 40.
Jeden Do ab 19.00
Literaturhaus Mattersburg, 7210,
Wulkalände 2. Jeden Mi 19.00.
Anm.: T. 02626/677 10
Muttertag. Kostenlose
Kinderbetreuung
Frauencafé
Jugend- u. Kulturhaus AGATHON, 3002
Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49,
Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20.
Jeden 1. Mi im Monat
Mittwochs-Frauentratsch mit
Netzanschluss
Frauenberatungsstelle Freiraum, 2620
Neunkirchen, Wiener Str. 4/9,
T. 02635/61125, e-mail: [email protected]. Jeden 1. Mi im Monat
Dick und fit – Schwimmen.
Leiterin: Karin Weingartmann
Schwimmhalle ATG, 8010 Graz,
Kastellfeldg. 8, Infos:
Frauengesundheitszentrum, Joanneumring 3, 8010 Graz, T. 0316/83 79 98-30.
Jeden Mi 17-18.00
Anm. erforderlich!
Dein Körper – Deine Verbündete.
Leitung: Andrea Scheutz
(Psychotherapeutin)
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,
T. 89 58 440, e-mail: [email protected].
Jeden 2. Mi 18-19.30, Anm. erforderlich!
Anm.: ega, 6., Windmühlg. 26,
T. 589 80/0. Jeden Do 14-19.00
Psychotherapeutische Selbsterfahrungsgruppe für Frauen, Lesben und
Mädchen. Mit Barbara Tiwari
FZ-Bar, 9., Währingerstr. 59/6,
Eingang Prechtlg., T. 402 87 54.
Jeden Do 17.30-19.00
schmökern, gustieren, plaudern,
Tee trinken, Bücher kaufen
Buchhandlung Frauenzimmer, 7., Zieglergasse 28, T. 522 48 92, e-mail: [email protected]. Jeden Do bis 21.00
Widerstandslesung. Künstlerische
Beiträge (lesen, spielen, singen,
feuerschlucken etc.) willkommen:
www.awadalla.at/el/kalender.at
Journalistin für einen Tag
Im Rahmen des Dritten Wiener Töchtertages, einer Initiative der Frauenstadträtin
Renate Brauner und des Frauenbüros der Stadt Wien, haben Mädchen ab vierzehn
dieses Jahr die Möglichkeit, an einem an.schläge-Workshop teilzunehmen: Die Mädchen können in den journalistischen Alltag einer Frauenredaktion hineinschnuppern, Grundlagen der journalistischen Arbeit kennenlernen, eigene Texte verfassen,
im Internet recherchieren, fotografieren und layoutieren. Die Beiträge werden in
der Juni-Nummer der Zeitschrift veröffentlicht.
Wiener Töchtertag am 29. April 2004, Infos: T. 0800/22 22 10, http://www.toechtertag.at
Offenes Treffen feministischer
Migrantinnen
Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8.
Jeden 1. Fr
Samstag
Botschaft der besorgten Bürgerinnen, 1.,
Ballhausplatz 1a. Jeden Do 17-19.00
Club Anderwelt
Freitag
Frauenclub… just the girls
Treffpunkt für junge Lesben bis 25
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6, Eingang
Prechtlg., T. 402 87 54.
Jeden 1. Sa ab 21.00
HOSI Linz, 4020, Schubertstr. 36,
T. 0732/60 98 98. Jeden 2. u. 4. Fr ab 20.00
6., Theobaldg. 10. Jeden 2. Sa ab 22.00
Welser Frauen-Stammtisch –
gemütlicher Frauentreffpunkt
Sonntag
Frauen-Treffpunkt
Schubert-Stüberl, 4600 Wels,
Schubertstr. 13. Jeden 4. Fr. ab 20.00
Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8,
T. 581 09 60, UKB eur 1,50.
Jeden Mi 18-20.00, keine Anm. erf.,
Kekse/Tee willkommen
Frauencafé der Rosa-Lila-Pantherinnen – der Abend für Lesben und
Freundinnen
Café Barcelona, 8010 Graz, Reitschulg. 20,
Kontakt: Verein Labrys, Martina Kump,
www.labrys.gundl.at,
e-mail: [email protected]. Jeden 1. So 18.00
Frauenfest im U4
12., Schönbrunner Str. 222.
Jeden 1. Mi im Monat, ab 22.00
Lesbengruppe
HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40, T. 216 66 04,
www.hosiwien.at. Jeden Mi ab 19.00
Feel Free, 8010 Graz, Rapoldg. 24,
meist einmal im Monat, 19-23.00,
Info T. 0316/36 66 01
Internet-Café von Frauen für Frauen
abz wien.cybercenter, 6., Gumpendorfer
Str. 83, T. 595 21 55. Jeden Fr 13-19.00,
jeden letzten Fr speziell für Mädchen
Labrys Lounge
Sonntagsfrühstück für Alleinerzieherinnen
Eltern-Kind-Zentrum, 8010 Graz,
Bergmanngasse 10/1, T. 0316/37 81 40,
e-mail: info@ekiz-graz-at, www.ekizgraz.at, Termine: 11.4., 9.5., 13.6., 9-12.00
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und
interessierte Frauen
Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2,
T. 05574/45 538,
e-mail: [email protected].
Jeden 1. So ab 11.00
Rosa’s TanzBar. Tanzvergnügen für
Lesben und Schwule. Standard und
Latein-Tanz zu ausgesuchten
Lieblingsmelodien
Cheek2Cheek, 8., Lange Gasse 50,
UKB: +5,-, e-mail:[email protected],
www.cheek2cheek.at. Jeden 4. So 19.00
Selbsthilfegruppe Anonyme
Ess-Süchtige
13., St. Veitg. 25, T. 0676/78 79 144,
jeden So 19.30
Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion,
Provokation, feministische Literatur,
veganes Buffet
E.K.H., 10., jeden 1. So
Nach Vereinbarung
Frauenberatung
Verein Frauen für Frauen Burgenland,
7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55;
7540 Güssing, Hauptstr. 26,
T. 03322/430 01
Frauenleserunde
Literaturhaus Mattersburg, 7210,
Wulkalände 2, Infos T. 02626/67 71 012
Psychologische, juristische und
arbeitsmarktpolitische Beratung
sowie Sozialberatung für Frauen
Die Tür – Frauenservicestelle, 7210 Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/62 670;
7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2,
T. 02682/66 124
Beratung, Gruppen, Kurse, Vorträge
für Frauen. Auch muttersprachliche
Beratung
Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt,
Raugasse 16, T. 02622/825 96.
Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-20.00
Beratung im Schwangerschaftskonflikt, bei Verhütungsfragen und
Essstörungen
ISIS, 5020 Salzburg,Willibald Hauthalerstr. 12,
T. 0662/44 22 55
Ganzheitliche Beratung zu Wechseljahren, Brustveränderungen,
Myomen, u.a.m.
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
Joanneumring 3, T. 0316/83 79 98, kostenlos
april 2004an.schläge 45
an.künden
Fo t o : E r z é n S h k o l o l l i , B e d , 1 9 9 9
aus.blick
an.schläge
im mai
Mobilien
„Mobilien“ sind Alltagsgegenstände, die ihrer ursprünglichen Aufgabe enthoben
wurden und deren Funktion als Träger von Geschichten und Erinnerungen dadurch
sichtbar wird. Die Ausstellung in der Galerie im Taxispalais in Innsbruck zeigt diese
Symbole kollektiver und individueller Geschichte(n) mit Fotoarbeiten, Videos und
Installation u.a. von Renée Green, Olga Chernysheva und Tamara Grcic.
2.4 bis 6.6, Galerie im Taxispalais, 6020 Innsbruck, Maria-Theresien-Str. 45,
T. 0512/508-3170, http://www.galerieimtaxispalais.at. Di bis So 11-18.00, Do 11-20.00
Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums Graz
Telefon zum Ortstarif: 0810/810 400.
Mo, Do 16-19.00; Mi 9-12.00
Schwangerschaftstest zum Selbstkostenpreis (eur 1,50), Hilfe zur Selbsthilfe und Infos zu Schwangerschaftshilfen und/oder Schwangerschaftsabbruch
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
Joanneumring 3, T. 0316/83 79 98.
Mo-Mi und Fr 9-13.00, Do 15-19.00
Verhütung für Frauen.
Mit Monika Vucsak
Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010
Graz, Joanneumring 3,
T. 0316/83 79 98, eur 5,-
Arbeitsgruppe für Frauen mit
sexuellen Missbrauchserfahrungen
in der Kindheit
Frauen beraten Frauen, 1., Seitenstetteng. 5/7, Info T. 0676/717 29 67
Beratung, Kurse, Information für
geistig oder mehrfach behinderte
Frauen und ihre Angehörigen
Verein Ninlil, 3., Hetzg. 42/1, T. 714 39 39
Einzelberatung für Frauen in Krisensituationen
Schlank & glücklich?
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, Workshop n. V.,
Anm./Info: T. 476 15/57 71
Sexualberatung – Was Sie schon
lange oder gerade jetzt dringend
besprechen wollten.
Leitung: Julia Kastenhuber,
Psychologin
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 476 15/57 71,
UKB eur 10,-/Einzel-oder Paar
Theaterworkshop „Liebe, Sex & Co“.
Leiterin: Martina Nöster,
Psychotherapeutin
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,
T. 476 15/5772
r a d i o . f i x te r m i n
jeden 1. Mo 18-19.00
Khorschid Khanum – die persischsprachige Frauensendung
Radio Orange 94 MHz
(Telekabel Wien 92,7)
Di 18-19.00
HOSI Lesbenradio (1. Do), La manifesta
(2. Do), Görls linkup (3. Do), Lourdes
(4. Do)
Radio Orange 94 Mhz
Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,T. 476 15/57 71;
Erstgespräch kostenlos! Tel. Beratung Di
10-12.00 u. Do. 14-16.00 unter
T. 476 15/57 75 sowie unter [email protected]
Di 18-19.00
ta mera – an Orten wie diesen.
Von Frauen für Frauen. Von Lesben
für Lesben
Help – Schnelle Hilfe für junge Leute
Alles muss man nicht alleine
schaffen! Leiterin: Martina Nöster,
Kinder- u. Jugendpsychologin
Radio Orange 94 Mhz
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 476 15/57 72.
Erstgespräch kostenlos, weitere eur 4,-
Körper(Wohl-)Gefühle. Lerne Dich in
Deinem Körper wohl zu fühlen.
Leiterin: Martina Rainer, ShiatsuPraktikerin
F.E.M, 18., Bastieng. 36-38, T. 476 15/5771,
UKB eur 23,-
Mädchenworkshop: Besuch bei der
Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch
Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,
T. 476 15/57 71
Medizinische Sprechstunde für
Mädchen und Frauen mit
Essstörungen
Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,
T. 476 15/57 71
46 an.schlägeapril 2004
Mi 20.05-20.20
Das Frauenzimmer. Die Plattform
für eine frauenspezifische
Information
Freies Radio Salzburg, FM 94 MHz
Mi 17-18.00
femme totale – feministisches
Radioprogramm
radio helsinki, 92,6 Mhz (Graz)
Mi 18-19.00
Abwechselnd: orangina – Fanzine
zu Mädchennetzwerken in der Subkultur/bauch.bein.po – Die Sendung
für die ganze Frau
Fr 18-19.00
Abwechselnd: Dyketime – Radiomagazin für Lesben/Frauenforum
Roma in Europa
Polizeiliche Gewalt gegen Roma in der Slowakei ist
die Spitze eines Eisberges an Diskriminierung der
Roma-Bevölkerung in manchen Teilen Europas.
radio helsinki, 92,6 MHz (Graz)
thema
Fr 18-19.00
Radio UFF. Das Radio des
Unabhängigen Frauenforums
Verhüllte Tatsachen
Radio Orange 94 MHz, jeden 2. Fr.
tanz.fest
6.4., 20.00, Wien
Noise Appeal feiert den 1. Geburtstag
und zu diesem Anlass gibt’s ein
kleines aber feines Fest
Wo genau liegen die Vorbehalte gegen Kopftücher
muslimischer Frauen und was halten jene den
feministischen Argumenten entgegen?
B.A.C.H, 16., Bachgasse 21
23.4, 21.00, Wien
TanzFest. 10 Jahre Verein Drehungen –
Selbstbewusstsein, Selbstbehauptung, Selbstverteidigung für Mädchen
und Frauen. Mit DJane Lisa S. Deen
Siebenstern, 7., Siebensterngasse 31,
T. 01/523 6157-74, Women Only!
28.4, 18.00, Wien
Frauenfest zur AK-Wahl
ega, 6., Windmühlgasse 26,
T. 01/589 80 422, www.ega.or.at
porträt
Stella Rollig
Das Lentos-Museum in Linz wird seit kurzer Zeit
von einer starken Frau geführt, die ihre Wurzeln
in feministischer Kunst und Bewegung hat.
diverses
14.4, 16.00, Graz
Verein Frauenselbsthilfe nach
Brustkrebs: Maltherapie.
Leitung: E. Holzer. G. Lutz, G.Pertl
Frauengesundheitszentrum Graz, 8010,
Joanneumring 3, T. 0316/837998
15.4, 19.00, Graz
Eine Frau und ihre Krankheiten: Die
chinesische Medizin als Ergänzung.
Referentin: M. Weingraber
Frauengesundheitszentrum Graz, 8010,
Joanneumring 3, T. 0316/837998,
Unkostenbeitrag: 5.-,
Anmeldung erforderlich
Redaktionsschluss
Radio Orange 94 MHz
Termine 05/04: 13.04.04
Fr 16.30-17.30
SPACEfemFM. Frauenradio
[email protected]
Radio FRO, 105 MHz (Linz).
Jeden 1. u. 3. Fr.
diskriminierung
an.schläge gibts in folgenden Buchhandlungen
Winter
Zentralbuchhandlung
Ebbe & Flut
Südwind
Frauenzimmer
Riedl
Averroes
Leporello
Löwenherz
Südwind
Kulturver. Waschaecht
1010
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1030
1070
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4600
Landesgerichtsstr. 20
Schulerstr. 1-3
Radetzkystr. 11
Mariahilferstr. 8
Zieglergasse 28
Alser Str. 39
Schwarzspanierstr. 20
Liechtensteinstraße 17
Berggasse 8
Schwarzspanierstr. 15
Dragonerstr. 22
Fo t o s : A r c h i v
eurogamesgolf
Befreiungsschlag
Andrea Gollbach hat den Golfsport für sich entdeckt und hofft auf spannende Bewerbe im
Rahmen der EuroGames in München. Von Ariane Rüdiger
senten für die Rainbowgolfers gewinnen“, sagt sie. Eine Mail an rund 300
Adressen aus dem Sappho-Guide, in
dem sie auf die Rainbowgolfers hinwies
und weitere Kontakte zur queeren Golfszene suchte, blieb bis auf eine zaghafte
Antwort resonanzlos – es kann also nur
besser werden.
Andrea Gollbachs Leben hat sich
durch den Sport verändert:„Wer mir
früher gesagt hätte, ich würde um sechs
aufstehen, den hätte ich für verrückt erklärt.“ Und heute? Graut der Morgen,
geht ihr erster Blick zum Fenster. Ist es
schön und hat sie Zeit, fährt sie nach
Riem und dreht dort eine Runde, bevor
der Alltag sie einholt.
Die Sache mit der Zeit ist freilich
ein Problem: Als Miteigentümerin des
traditionsreichen Münchner Frauenbuchladens Lillemors in der Barerstraße
in Schwabing ist dieser kostbare Stoff
knapp bemessen. Einmal Golf spielen
dauert „inkusive An- und Abfahrt sowie
einer Stunde Kaffeetrinken“ immerhin
sieben Stunden und damit fast genau
so lange wie der durchschnittliche Angestellten-Arbeitstag. Zuhause gibt es keinen Ärger wegen des Golf-Engagements,
denn Andrea Gollbach ist gegenwärtig
Single.„Eine Freundin, die sich nicht für
Golf interessiert – das wäre sicher schwierig. Denn man spielt entweder leidenschaftlich gern oder gar nicht“, sagt sie.
Klar, dass sie zu den leidenschaftlichen
Golferinnen gehört.
Zaghaft. Rund vier Stunden verbringt
An ihrem Sport liebt sie die MiAndrea Gollbach jede Woche mit orgaschung aus körperlicher Anstrengung
nisatorischen Vorarbeiten.„Ich hoffe,
und Konzentration – so ähnlich wie
dass wir über das Turnier auch lesbischschwule Golferinnen und Golfer aus dem beim Bogenschießen. Das versuchte sie
Ausland kennen lernen und neue Interes- in ihrer Jugend nur ganz kurz, dann fiel
Morgens um sieben ist die Welt
noch in Ordnung. Jedenfalls
wenn man wie Andrea Gollbach
auf dem Golfplatz steht.„Mir
geht das Herz auf, wenn ich sehe,
wie die Tautropfen auf der Wiese in der
Sonne blitzen“, sagt sie. Und natürlich
auch dann, wenn sie es schafft, den kleinen Ball mit möglichst wenigen Schlägen gezielt ins Loch zu putten.
Andrea Gollbach entdeckte ihre Begeisterung für den etwas anderen Schlägersport erst 2001. Sie erwarb in einem
Grundkurs die Platzreife (einer Art Führerschein für GolferInnen) und schloss
sich 2002 den Rainbowgolfers an, einem
Netzwerk von rund 25 golfbegeisterten
Lesben und Schwulen aus München und
Umgebung. 2002 und 2003 nahm sie
nicht nur an den Sommerturnieren der
Rainbowgolfers teil, sondern übernahm
2003 zusammen mit einem schwulen
Golfkollegen auch die Organisation des
Wettbewerbs.
Kein Wunder also, dass die beiden
beschlossen, während der EuroGames
ein Golfturnier auf die Beine zu stellen.
Achtzig Anmeldungen aus Deutschland
und benachbarten Ländern liegen bereits vor, hundert sollen es werden. Ein
Turniertag und ein Tag zum Kennenlernen sind geplant – beides auf dem Golfplatz im voralpenländischen Iffeldorf mit
seinem phantastischen Bergpanorama.
ihr die Vereinsmeierei auf die Nerven.
Sie ließ es bleiben und blieb bis zum
Einstieg ins Golfen sportabstinent. Das
harmlos aussehende Golfen hat es, ganz
entgegenverbreiteten Vorurteilen, in
sich:„Wenn ich vier Stunden lang über
einen 18-Loch-Platz gelaufen bin und
dabei die rund acht Kilo Material geschleppt habe, weiß ich, was ich getan
habe“, meint die Buchhändlerin.
Breitentauglich. Und die Mär vom snobistischen Golf-Volk? Andrea Gollbach
lächelt:„Golf ist nicht billig, aber auch
nicht teurer als zum Beispiel Alpin-Ski.
Und wie snobbish man ist, bestimmt
man selbst.“ Die Golfverbände jedenfalls
wollen den ehemaligen Elite-Sport
längst zum breitentauglichen Freiluftvergnügen machen. Nur wenige Vereine
versuchen einen Hauch von haute volée
aufrecht zu erhalten, indem sie fremde
SpielerInnen nur in Begleitung eines
Mitglieds aufs Green (den Rasen) lassen
oder hohe Gebühren erheben. Kurz: Auch
wer mit Fahrrad oder altertümlicher Ente
vorgefahren kommt, ist, sofern platzreif,
meist herzlich willkommen.
Noch eine gute Nachricht gibt es für
an Golf interessierte Lesben und Schwule:„Auf dem Green mischen sich Junge
und Alte – man kann sehr früh im Leben
mit Golf anfangen, muss es aber nicht,
und man kann sein ganzes Leben lang
spielen“, sagt Andrea Gollbach.Wer wegen Falten oder grauer Haare beim Besuch jugendgeiler Diskos nur noch schräge Blicke erntet, sollte also sein Glück ruhig einmal auf dem Green versuchen –
die Aussicht(en) sind dort bestimmt besser – von der Luft ganz zu schweigen. ❚
februar 2003an.schläge 47
an.schläge
Nr. 04/04, april 2004/18. Jahrgang, e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,– , P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M