B. Leunig Zur Geschichte und Konzeption der Pädagogischen

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B. Leunig Zur Geschichte und Konzeption der Pädagogischen
B. Leunig
Zur Geschichte und Konzeption der Pädagogischen Werkstatt im
Studienseminar Verden
Die Idee, eine Lernwerkstatt am Studienseminar einzurichten, hat sich im Laufe der
letzten sieben Jahre als Folge von zahlreichen Informationen,
interessanten Erkenntnissen und Eindrücken entwickelt, die wir von Fortbildungen
und Reisen mitbringen konnten. Die Konzeption wurde von Fachseminarleiterinnen
und –leitern erarbeitet, Anwärterinnen und Anwärter haben die Arbeitsmaterialien für
fachübergreifende Projekte in den Fachseminaren erstellt.
Die Pädagogische Werkstatt wurde am 7.2. 05 eingeweiht.
Gliederung:
1. Stationen der Entwicklungsgeschichte (S. 1- 3)
1.1. Teilnahme am Comenius- Projekt „Euromobil“ (S. 1)
1.1.1. Transfer und Entwicklung im Studienseminar
1.2. Besuch der „Forschungswerkstatt LehrerInnenbildung“ an der
Universität Bremen (S. 2)
1.2.1. Transfer und Entwicklung im Studienseminar
1.3. Klausurtagung zur Erarbeitung der Konzeption (S. 3)
1.3.1. Transfer und Entwicklung im Studienseminar
2. Funktionen der Pädagogischen Werkstatt (S. 3)
3. Aspekte der Weiterentwicklung (S. 5)
4. Einschätzung (S. 5)
1. Stationen der Entwicklungsgeschichte
Die seminarinterne Geschichte der Entwicklung der Pädagogischen Werkstatt wird in
drei Stationen gesehen.
1.1. Teilnahme am Comenius- Projekt „Euromobil“
Unser Seminar hat von 1998 – 2001 an dem Comenius- Projekt
„Euromobil“ (European mobile learning centre) mitgearbeitet. Die Organisation lag in
den Händen von A. Bortfeldt, der damals Konrektor im Seminar war.
Ca. 20% der Fachseminarleiterinnen und – leiter haben in anderen europäischen
Ländern (u.a. in Györ/ Ungarn – westungarische Universität-, in Wien/Österreich,
Pädagogische Akademie des Bundes, in Kalmar/ Schweden und im Kontakt zur
Pädagogischen Hochschule Hengelo/ NL und zur Universität Joensu/
Finnland) außerschulische Lernorte und Lernwerkstätten besucht und sich mit deren
Konzeptionen auseinander gesetzt.
Die Besuche in Wien, Györ und Kalmar und ein Gegenbesuch der Ungarn in Verden
(2001) haben uns ein ganzheitliches Lernen voneinander und miteinander ermöglicht.
1.1.1. Transfer und Entwicklung im Studienseminar
Wir haben einen engen fachbezogenen Austausch mit Partner-Hochschulen der
genannten europäischen Länder gepflegt.
Unser besonderes Interesse haben die Ausbildungen in Österreich
( Peter-Petersen- Übungsschule der Pädagogischen Akademie Wien) und in
Ungarn (Waldschule in Ravazd) gefunden.
In der Kommunikation und der Kooperation ging es auch um die Adaption
reformpädagogischer Gedanken auf die heutige Ebene der Seminardidaktik und –
methodik. Unsere Fachseminarleitungen für Sachunterricht, Kunst und Sport waren
hier aktiv beteiligt.
Aus dieser Arbeit ist später in Zusammenarbeit mit den beteiligten
Lehrerausbildungsinstitutionen ein „Europäisches Handbuch reformpädagogischer
Seminardidaktik“ (Hrsg. W.D. Kohlberg) veröffentlicht worden.
Mit der Initiierung und Umsetzung des Verdener Waldklassenzimmers, das in
Zusammenarbeit mit der Forstverwaltung und der BBS Verden errichtet wurde, hat
das Engagement der FSLn/FSL für Sachunterricht ( Herr Krahl soll hier besonders
erwähnt werden) einen sichtbaren handlungsorientierten Ausgang genommen. Ein
weiteres Bsp., an dem der Fachseminarleiter Kunst Herr Vogeler intensiv
mitgearbeitet hat, ist die Auseinandersetzung mit Künstlerkolonien in mehreren
Europäischen Ländern.
1.2. Besuch der „Forschungswerkstatt LehrerInnenbildung“ an der
Universität Bremen
Im Sommer 2000 hat uns ein Betriebsausflug in die Forschungswerkstatt der
Universität Bremen geführt. Es war sehr anregend zu sehen, zu hören und zu
erleben, wie die Werkstatt von Lehramtsstudierenden genutzt wurde. Der Besuch in
dieser Werkstatt hatte seminarintern auch die Funktion, der Werkstatt- Idee eine
breitere Basis zu geben.
1.2.1. Transfer und Entwicklung im Studienseminar
Diskutiert und in pädagogischen Seminaren auch weiter exemplarisch erprobt
wurden und werden z. B. die Ideen zur Durchführung von Lernverträgen (verbindliche
Begleitung und Zielabsprachen zwischen „alten“ und “neuen“ Anwärterinnen und
Anwärtern eines Pädagogischen Seminars).
Anlässlich einer Dienstbesprechung im Sommer des Jahres 2002 haben wir
begonnen, konkret an der Konzeption und Einrichtung unseres Raumes
„Lernwerkstatt“ zu arbeiten. Neben der fachübergreifenden Ausweitung wurden
Möglichkeiten, die Organisation (z.B. Öffnungszeiten und Gewährleistung der
Aktualität vorhandener Materialien) auf „feste Füße“ zu stellen, schwerpunktmäßig
diskutiert.
Die Idee der Einrichtung einer Werkstatt, in der Anwärterinnen und Anwärter, aber
auch Fachseminarleitungen Selbsterfahrungen mit Formen der Freiarbeit machen
können und auch Material dafür bereitstellen, wurde geboren.
1.3. Klausurtagung zur Erarbeitung der Konzeption
Mit externer Begleitung durch Frau Dr. Bolland (damals Universität Bremen, jetzt
Universität Leipzig) haben wir im November 2002 in Bergkirchen an der Konzeption
der Werkstatt gearbeitet. Mit der Wahl der Referentin stand uns eine kompetente
Fachkraft zur Verfügung, die schon über zahlreiche Veröffentlichungen in diesem
Bereich verfügte und zudem in der Uni Bremen praxisbezogene Erfahrungen in der
Werkstattarbeit mit Studierenden gesammelt hatte. Die Klausurtagung endete mit
dem Auflisten notwendiger Schritte für die Weiterarbeit, einer entsprechenden
Zeitleiste und mit einer Fülle kreativer Ideen.
Die Arbeitsschritte und Ergebnisse der Tagung wurden in Form einer Broschüre
zusammengetragen und intern veröffentlicht. Die Broschüre liegt in der Werkstatt
aus.
Finanzielle Unterstützung zur Durchführung dieser Tagung hatten wir durch die
Projektförderung des NLI (jetzt NiLS).
1.3.1.Transfer und Entwicklung im Seminar
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Die Suche nach Sponsoren war 2004 erfolgreich.
Die Fa. DCS aus Armsen hat uns mit einer Sachspende in Höhe von 1000 €
im Bereich der PC- Hardware unterstützt und die Stiftung der Kreissparkasse
Verden mit einer großzügigen Geldspende von 6300 €.
Auch Gelder aus unserem Vermögenshaushalt sind in die Einrichtung der
Werkstatt investiert worden.
Eine Tischlerklasse der Berufsbildenden Schulen in Verden hat gegen
Erstattung der Materialkosten die Regale für die Werkstatt passgerecht
gearbeitet und eingebaut.
So konnten unsere Einrichtungsideen endlich umgesetzt werden.
Die Werkstatt enthält eine Sammlung Reformpädagogischer Literatur
und Filmmateria l mit Unterrichtsbeispielen.
Parallel zur materiellen Ausstattung der Werkstatt wurde an der Erstellung
von Arbeitsmaterialien gearbeitet. Sowohl die Deutsch- und
Sachunterrichtsseminare, als auch das Kunst- und Musikseminar und die
Pädagogikseminare haben im letzten Jahr aktiv daran gearbeitet.
Folgende Projekte sind schon mit fachübergreifenden Materialien in die
Werkstatt gestellt worden:
Projekte des Kunst- und Musikseminars:
- „Farbklänge- Klangfarben“
- „Alte Gemäuer“ (Literalität im musisch- kulturellen Bereich)
Projekte der Deutschseminare:
- Kreatives Schreiben
- Schreibanlässe in der GS zum Thema „Meer“
- Übungen zur Sprachförderung
Projekt der Sachunterrichtsseminare:
- Methodenlernen im Sachunterricht
- Experimente mit Luft und Wasser
Projekte der Pädagogikseminare:
- Freiarbeit lernen an Stationen
- Gestaltete Lernumgebung als ein Merkmal guten Unterrichts
- Ausgewählte Fragen des Schulrechts
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Am 7.2. 2005 haben wir die Werkstatt im feierlichen Rahmen eingeweiht.
Den Fachvortrag hielt Frau Dr. Angela Bolland mit dem Titel:
„ Lernwerkstätten- ein Reformkonzept zwischen Anpassung und
didaktischer Kontravention“ (s. Vortragsmanuskript auf der Webseite).
Die Einweihung ist von der regionalen Presse beachtet worden.
2. Funktionen der pädagogischen Werkstatt
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Pädagogische Werkstatt als Dauereinrichtung, ein Raum für ganzheitliches
Lernen und Experimentieren zu ausgewählten fachübergreifenden Themen
der Ausbildung soll zur Verfügung gestellt werden
eine anregende, gestaltete Lernumgebung soll vorhanden sein
Die Nutzung der Werkstatt für allen an der Ausbildung beteiligten LAn/LA und
FSLn/ FSL, evtl. auch Fachlehrerinnen und Fachlehrern ermöglicht werden
Werkstattseminare für Ausbilder und Auszubildende können stattfindengemeinsam lernen
Eigenes Erleben im Lernprozess, individuell und in Kleingruppen und
Reflexion der Selbsterfahrungen ermöglichen
Methodenlernen: Korrelationen zwischen Methoden der Seminararbeit und
Unterrichtsmethoden in der Schule finden und selbst erfahren
Stärkung der Selbstorganisationskompetenz der Anwärterinnen und Anwärter
und dadurch mehr und klarere Eigenverantwortung für die eigene Ausbildung
als Lehrerin/ Lehrer (vergl. auch Anspruch der PVO-Lehr II §2, DB)
3. Aspekte der Weiterentwicklung
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Die Pädagogik- Seminarleiterinnen und – leiter planen im Sommer 2005 eine
Exkursion nach Hengelo/ NL, um die sog. Studienlandschaft der
Pädagogischen Hochschule zu besichtigen und Schulen im Umfeld zu
besuchen, die nach reformpädagogischen Grundsätzen arbeiten. Wir können
hier auf bestehende Kontakte zur Hochschule und zu Schulen aus der Zeit
der Teilnahme am Comenius-Projekt „Euromobil“ zurückgreifen.
Fragen, die noch erörtert werden müssen sind:
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Was bedeutet „Werkstattlernen“ konzeptionell für unsere Seminararbeit?
Wie wird die Werkstattarbeit in die vorhandenen Arbeitspläne und
Seminarsitzungen der Fachseminare und der Pädagogischen Seminare
integriert?
Wie kann die werkstattmäßige Nutzung der vorhandenen Informations- und
Kommunikationsmedien aussehen?
Sehen wir eine Möglichkeit, auch Fachlehrerinnen und Fachlehrern unserer
Ausbildungsschulen die Nutzung der Werkstatt zu ermöglichen?
Hat auch das im gleichen Hause arbeitende Studienseminar für das Lehramt
an Gymnasien ein Interesse an der „Methode Lernwerkstatt“?
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Evaluation des Projekts- wie kann sie aussehen?
(Möglich erscheint: eine Evaluation durch unsere ehemaligen PartnerHochschulen aus dem Comenius-Projekt oder eine Peer –Evaluation durch
ein anderes StS GHRS in Niedersachsen unter Einbeziehung der im
Comenius- Projekt „Euromobil“ erarbeiteten Ansätze).
4. Einschätzung
Das Projekt war und ist für unser Seminar ehrgeizig und aufwändig. Das Gelingen
wird für die interne Arbeit als sehr bedeutsam eingeschätzt, weil sich das Projekt
im Denkansatz schon über mehrere Jahre entwickelt hat und jetzt eine breite
Basis unter den FSLn/ FSL vorhanden ist. Hinzu kam, dass der Werkstattraum
von Beginn der Planung an (Mai 2000) im neuen Seminargebäude in der
Andreasstr. 17 vorgesehen war.
Die kontinuierliche Arbeit an der Einrichtung war neben der regulären Arbeit eine
Herausforderung für uns. Zeitlich haben wir bis zur Einrichtung der Werkstatt
(7. 2. 2005) weit mehr als 1 Jahr länger gebraucht als geplant.
Ohne eine selbst gesetzte Ziel- und Zeitvorgabe hätte die Realisierung kaum eine
Chance gehabt.
Wir haben Grundsteine gelegt und begonnen, Aufbauarbeit zu leisten.
Unsere Werkstatt mit Leben zu füllen wird gelingen!
Wer lehrt, muss selbst ‚Raum zum Lernen nehmen.
Stand: Februar 2005