Das klassische Drama Datei
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Das klassische Drama Datum: _ _ . _ _ . 2 0 1 3 H:\03 FÄCHER\01 DEUTSCH\INTERPRETATION\DRAMA\00 DRAMENTHEORIE\Das geschlossene Drama.docx DIE GESCHLOSSENE FORM DES DRAMAS Johann Wolfgang von Goethe (1748 – 1832) und Friedrich Schiller (1759 – 1805) ahmten das antike Drama nicht nach, sondern belebten es neu. Jede einzelne Szene entwickelt sich aus der vorhergehenden und hat somit auch logische Verbindung mit der nächsten. Szenen und Akte haben ihren festen Platz, man kann sie nicht beliebig vertauschen, dadurch entsteht eine feste Form. Man ist um Klarheit und Ordnung bemüht, die Einteilung in Akte bringt System in die Handlung. Ziel der Dichter ist die Erziehung des Zuschauers zu einem besseren Menschen. Das Publikum wird nicht direkt angesprochen und auch nicht in die Handlung mit einbezogen, um die Illusion nicht zu zerstören. Man würde zu deutlich sehen, dass einem hier etwas vorgespielt wird. Enthüllungsdrama (Analytisches Drama) In der Art des Kriminalromans wird die Handlung aus der Vergangenheit aufgerollt. Der Held bleibt bis zum grausamen Ende unwissend, während das Publikum längst Bescheid weiß. Entfaltungsdrama (Synthetisches Drama) Zu Beginn des Dramas weiß der Held genauso viel wie das Publikum. Wenn er neue Informationen bekommt, bekommt sie auch das Publikum, das Publikum erlebt somit die Handlung mit dem Helden. Strukturbedingend: der rückwärtige Beziehungspunkt Strukturbedingend: der Zielpunkt Stück beginnt, nachdem wesentliche Teile der Fabel bereits geschehen sind: Aufrollen der Fakten; in der Vergangenheit liegende Ursachen werden wirksam und erst in der Katastrophe voll erkannt und erlitten. Bspe.: SOPHOKLES, König Ödipus; SCHILLER, Die Braut von Messina KLEIST, Der zerbrochene Krug; IBSEN, Gespenster Stück beginnt nach kurzer Exposition und richtet sich auf ein zukünftiges Gelingen. Nur für das Zieldrama gilt das von FREYTAG aufgestellte Aufbauschema: Exposition (Situation und Atmosphäre), erregender Moment (Konflikt), Steigerung auf den Höhepunkt, dann Umschwung (Peripetie), mehrere Stufen des Abstiegs (fallende Handlung) bis zur Katastrophe (dabei dürfen Exposition und Katastrophe niemals auf derselben Kurvenhöhe liegen !) Bsp.: SCHILLER, Wallenstein Mischformen von äußerer Enthüllungshandlung und innerer Zielhandlung bei LESSING: Nathan der Weise; SCHILLER: Maria Stuart; KLEIST: Das Käthchen von Heilbronn; HEBBEL: Herodes und Marianne. Enthüllungsdrama braucht von seinem Wesen her nur einen Akt. Aufbau des Entfaltungsdramas fuhrt zur Teilung in mehrere Akte. Die Griechen und SHAKESPEARE kannten keine Akteinteilung. Diese wurde eingeführt von den Theoretikern des frz. klass. Dramas. Muster der dram. Technik im geschlossenen Drama. Teilung in 5 Akte, später auch in 3 Akte, selten (von der strengen Theorie abgelehnt) Aufteilung in 4 Akte, z. B. GERHART HAUPTMANN: Der Biberpelz. Zusammenfassung von Mehraktern in der „Triologie“ (z. B. SCHILLER: Wallenstein; HEBBEL: Die Nibelungen) oder (selten) der „Tetralogie“ (z.B. GERHART HAUPTMANN: Die Atridentetralogie). aus: Ivo Braak, Poetik in Stichworten, Verlag Ferdinand Hirt, Unterägi, 1990, S. 282 f Die meisten Dramen sind keine reinen analytischen oder synthetischen Dramen. Aber meistens enthalten Sie analytische oder synthetische Elemente. Beispiel: "Nathan der Weise" von G. E. Lessing spielt während der Kreuzzüge in Jerusalem. die Jüdin Recha und der Christ Leu von Filnek sind, ohne es zu wissen, Geschwister. Ihr Vater war der Bruder des mohammedanischen Fürsten Saladin, der in Jerusalem herrscht. Diese verworrenen Beziehungen kommen erst ans Licht, als der Jude Nathan ein Tagebuch des Vaters liest. Das laute Vorlesen auf der Bühne ist das analytische Element, in dem den Zuschauern etwas mitgeteilt wird, was lange vor der eigentlichen Dramenhandlung geschehen ist. Der Christ Leu von Filnek ist ein fanatischer Rassist. Besonders die Juden verachtet er. Als Tempelritter hat er den dritten Kreuzzug mitgemacht und ist in Jerusalem in Gefangenschaft geraten. Hier trifft er auf den weisen und toleranten Juden Nathan. In mehreren Gesprächen gelingt es Nathan, Leu von Filnek zu einem aufgeklärten, gegenüber andersdenkenden und andersgläubigen Menschen, toleranten Mann zu erziehen. Diese Wandlung des Christen ist ein synthetisches Element, denn das Drama hat das Ziel, aufzuzeigen, dass es ein tolerantes Miteinander der Religionen geben kann. Erläutern Sie die Begriffe »analytisches« und »synthetisches« Drama an einer Kriminalgeschichte und einer Liebesgeschichte! 1-1 www.pander.de