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April 2012 Nr. 984 · 66. Jg. Akutes koronares Syndrom in der Praxis Psoriasis-Arthritis Kontrazeption bei Jugendlichen Eisenmangel aus der Sicht des Gastroenterologen Osteoporose-Therapie – aktuelle österreichische Empfehlungen Volkskrankheit „Rhinosinusitis” BEILAGE: Themenheft NEUROLOGIE / PSYCHIATRIE Fachkurzinformation siehe Seite 123 P.b.b. · Verlagspostamt 1180 Wien · GZ10Z038411M · ISSN 0048-5128 Fachkurzinformation siehe Seite 101 I N H A LT IMPRESSUM ISSN 0048-5128 DVR 0163538 ARZT & PRAXIS: Medieninhaber und Verleger: ARZT & PRAXIS VerlagsgmbH, Währinger Straße 112, 1180 Wien, Tel. 01/479 05 78, Fax: 01/479 05 78 DW 30, E-Mail: [email protected], www.arztundpraxis.at Herausgeberin: Dkfm. Karin Schmitt Geschäftsführung: Mag. Manuela Moya Redaktion: Dr. Michael Burgmann, Mag. Gabriele Vasak Druckerei: agensketterl Druckerei GesmbH, 3001 Mauerbach Layout/Grafik/DTP: Grafikstudio Gabriela Urabl, 1080 Wien, www.grafikstudio-urabl.at Bezugsbedingungen: Der Abonnementpreis beträgt jährlich (einschließlich Porto, in Österreich auch einschließlich Ust.) Euro 35,– · Turnusärzte: Euro 19,– · Abonnement Ausland: Euro 80,– Schriftleitung: Dr. Michael Burgmann, Oberer Panoramaweg 10, 8112 Gratwein, Tel. 0676/671 01 98, michael. [email protected] Wissenschaftlicher Beirat: Dr. Erich Auer, Oberndorf, Univ.Prof. Dr. Heinz Dittrich, Wien, Prim. Univ.Prof. Dr. Bernd Eber, Wels, Univ.Prof. Dr. Walter Gebhart, St. Pölten, Univ.Prof. Dr. Reinhard Graf, Murau, Prim. Dr. Stefan Harrer, Wien, OA Dr. Hans Jürgen Heppner, Nürnberg, Univ.Prof. Dr. Gerhart Hitzenberger, Wien, Univ.Prof. Dr. Gert Klein, Graz, Univ.Prof. Dr. Gertrude Kubiena, Wien, Univ.Prof. Dr. Ronald Kurz, Graz, Univ.Prof. Dr. Anton Neumayr, Wien, Prim. Univ.Prof. Dr. Max Pichler, Großgmain, Prim. Univ.Prof. Dr. Friedrich Renner, Ried im Innkreis, Univ.Prof. Dr. Helmut Sinzinger, Univ.Prof. Dr. Gerd Zechner, Wien DER KASSENARZT: Medieninhaber: Ärzteverlag GmbH Stoss im Himmel 1, 1010 Wien, Tel. 01/532 25 40-0, Fax: 01/532 25 40-20 DW, E-Mail: [email protected], www.kassenarzt.at Herausgeber/Geschäftsführung: KR Axel C. Moser Redaktionelle Leitung: Wolfgang Wagner Wirtschaft: Mag. Renate Haiden Grafisches Konzept: andrej.cc Namentlich gezeichnete Artikel, Leserbriefe und sonstige Beiträge sind die persönliche und/oder wissenschaftliche Meinung des Verfassers und müssen daher nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. Die Zeitschrift dient zur persönlichen Information des Empfängers und seiner Mitarbeiter, soll aber nicht im Wartezimmer aufgelegt werden. Für Angaben über Dosierungen, Applikationsformen und Angaben pharmazeutischer Spezialitäten kann der Verlag keine Gewähr übernehmen. Sie sind vom jeweiligen Anwender auf ihre Richtigkeit zu überprüfen. Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt, verwertet oder verbreitet werden. Druckauflage: 15.000 / ÖAK-geprüft (1. HJ/11) WISSENSCHAFT B. Eber Akutes koronares Syndrom in der Praxis 98 E. Cauza, G. Gonda Psoriasis-Arthritis 102 B. Spängler Kontrazeption bei Jugendlichen 106 C. Gasche Eisenmangel aus der Sicht des Gastroenterologen 112 THEMA Der Hort unserer Bestimmung 96 Literarische Betrachtung einer Sucht unserer Zeit FORTBILDUNG Medikamentöse Osteoporose-Therapie – Aktuelle österreichische Empfehlungen 116 Volkskrankheit „Rhinosinusitis“ – Stellenwert medikamentöser Therapieoptionen 119 Liebe Leserin, lieber Leser! Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen die männliche Form gewählt. Die Angaben beziehen sich aber auf Angehörige beider Geschlechter. Jahrgang 66 / 983 / 2012 ARZT & PRAXIS 96 THEMA Der Hort unserer Literarische Betrachtungen einer Sucht unserer Zeit. Von Gabriele Vasak ir bewegen uns an den Hort unserer Bestimmung. Jeden Tag bewegen wir uns an den Hort unserer Bestimmung. Wir bewegen uns heute dorthin so wie wir uns gestern und vorgestern und vorvorgestern hinbewegt haben, so wie wir uns morgen, übermorgen und überübermorgen dorthin bewegen werden an einer unendlichen Kette von Tagen bis an den jüngsten Tag. W gesehen, alles gehört, alles erlebt, was man sehen, hören, erleben kann, wir waren überall und nirgendwo und vor allem immer zwischendrin – zwischen den Stühlen wie man so sagt, und weil wir den Faden unserer Bestimmung verloren haben, haben wir ihn auf die Straße der Sieger verlegt, dorthin wo heute Künstler unserer Zeit die Fassaden jener glitzernden Paläste gestalten, denen wir huldigen. Der „Hort“ ist in Der Hort unserer BestimWir huldigen den bunten Güder Nibelungensage ein mung ist jene Straße, die tern unserer Zeit, denn sie sagenhafter, in einigen vom größten Bahnhof der und nur sie in ihrer schillernStadt bis ins Herz ebendieser Sagenversionen fluchbeladener den Pracht können uns glückSchatz. Stadt führt, diese Straße lich machen, und glücklich heißt Straße der Sieger und wollen wir sein, also horten sie glitzert. Ja, sie glitzert in allen Farben diewir. Wir horten, was unser Herz begehrt, und ses Universums, und wir bewegen uns dorthin unser Herz begehrt täglich, stündlich, minütwie sich schon unsere Vorfahren dorthin belich anderes, Neues, immer Neues, und der Hort wegt haben, an den Brillantengrund der Seiunserer Bestimmung beherbergt alles, was undenmanufakteure des siebzehnten Jahrhunsereins sich vorstellen kann. derts, den die Dichter und Musiker in Liedern besangen und den wir heute besingen für seiSo wachen wir auf, jeden Tag, und jeden Tag im ne Farben, denn Farben brauchen wir, alle FarAugenblick des Aufwachens sehen wir uns ben der Welt, grau wäre naturgemäß das Leschon auf der Straße der Sieger, doch noch ist ben ohne sie, und Grau können wir nicht erviel zu tun, bis es Zeit ist, die Siegerrüstung antragen. zulegen und sich an den Hort der Bestimmung zu begeben. Aber während Der Hort unserer Bestim- Die innere Mariahilfer Straße wir tun, was wir tun müssen, mung aber trägt Farbe, und in Wien war die Einkaufsstraße weil die Zwänge unseres Leer trägt drei große Häuser, bens es bestimmen, schlägt der k.u.k. Monarchie und die das Zentrum jener Vielunser Herz schon im Takt des ist heute noch eine der falt bilden, die wir suchen, bedeutendsten Einkaufsstraßen Glitzers: Da wir putzen, drei Häuser, von denen zwei schreiben, rechnen, schillern Österreichs. zu Zeiten ihrer Gründung sie immer wieder auf – die dem edlen Gewerbe der Stofferzeuger zuzuMomente des Glück, die auf uns warten, wenn ordnen waren, und eines gar zur Feier des Gewir erledigt haben, was wir zu erledigen haben, burtstags des Kaisers vor mehr als hundert Jahund während wir tun, was zu tun ist, beren eröffnet wurde. Zu Recht, zu Recht jubeln schleichen uns warmherzig Gedanken an das, wir, und wir begeben uns wieder an den Hort was wir noch nicht besitzen, doch bald, bald unserer Bestimmung, die heutige Straße der schon besitzen werden – es sind nur mehr weSieger, und Sieger sind auch wir, wenn wir nige Stunden oder auch Minuten nur, bis wir ebendort unterwegs sind, dann und nur dann, uns aufmachen können auf die Jagd nach der sonst aber nicht. Farbe des Lebens. Und wenn unsere Wohnungen und Häuser Denn sonst leben wir in einer kleinen, allzu auch schon bersten vor glitzerndem Glück, wir grauen Welt, wir haben alles hinter uns, was wollen mehr, wir wollen alles, und so erwacht man hinter sich haben kann, wir haben alles in uns ein Schimmer in der Sekunde, da wir zu ARZT & PRAXIS Ende geputzt, geschrieben oder gerechnet haben, und wir begeben uns an den Hort unserer Bestimmung, und schon während wir auf dem Weg sind, wird unser zuvor so grauer Kopf heller, zarte Pastellfarben der Vorfreude beleben unser Denken, egal ob wir wissen, wonach wir jagen werden oder ob wir es noch nicht wissen. Und dann sind wir angekommen: Dort, wo einst die Seidenmanufakturen ihren Besitzern Reichtum einbrachten, dort, wo man schon zu Kai- Jahrgang 66 / 984 / 2012 THEMA Bestimmung ©: Gabriele Vasak Das Tagwerk heißt uns das suchen, was uns der graues Heim zu holen, und kaum haben wir – Tag der Arbeit schon vorgegaukelt hat, und schnell zu begeistern - den seidigen Stoff bewir suchen es mit Liebe, mit Verve, mit Leitastet, greifen wir auch schon wieder zu undenschaft. Noch wandern wir vielleicht ein weserer Brieftasche, die schon kein Bares mehr nig unbestimmt durch das enthält, doch Karten in alGeschäft, dessen Portal uns len Gold- und Silberfarben, Selbstbild und damit geschluckt hat, doch schon Karten, die unser Glück siverbunden, der Selbstwert, nach wenigen Sekunden sind chern, doch halt, blitzt da stellen einen wesentlichen wir glücklich Gefangene des nicht noch ein edles Weiß psychischen Faktor für die bunten Glitzers, inmitten Entwicklung und Etablierung hervor, ein Weiß, das den dessen sich das finden lassen optimalen Kontrast zum seikompensatorischer bzw. wird, was wir suchen, und digen Türkis bilden würde, kaufsuchtbegünstigender während wir suchen, finden ein Weiß, das das MeeHandlungsabläufe dar. wir Neues vom dem, was wir restürkis noch besser hernicht gesucht, doch wohl schon immer und vorstechen lassen würde in unserem kleinen eigentlich so sehr wie nichts anderes ersehnt grauen Heim? Und ja, die silberne Karte behaben, und wir wühlen atemlos in den seidigen siegelt das Glück dieses Tages, wir wollen weiStoffen, greifen erregt nach den smarten Handter, und wir machen weiter, wir jagen in untelefonen, blättern hastig in den Büchern mit gezählten Tempeln der Freude nach dem, was den grellfarbigen Rücken, bestaunen nervös uns glücklich macht, wir jagen bis zum endzartes Kristallglas und massive Holzmöbel, tasgültigen Schluss der Pforten, und erschöpft und ten besinnungslos in buntem, wertlosem Glitglücklich tragen wir dann unsere Beute nach zer herum. Hause, ins kleine traurige Heim. serszeiten einkaufte und flanierte, dort, wo heute die Portale der Geschäfte einladend leuchten und blinken in Rot, Gelb, Grün, Blau und allen Schattierungen dieser Farben, dort, wo wir alle immer wieder und immer öfter unterwegs sind, und wir folgen dem Ruf der leuchtenden Portale und lassen uns schlucken – hinein in die Pracht der Stoffe, der Möbel, der Elektronik, der Bücher und Zeitschriften, der Süßwaren, des unendlichen Allerleis, und wir beginnen unser eigentliches Tagwerk. Jahrgang 66 / 984 / 2012 Moment- oder auch minuJa, traurig ist und bleibt unDie Kaufsucht ist eine eher tenweise vergessen wir, was ser kleines graues, ach so unauffällige Sucht, wir eigentlich gesucht ha- die oft lange unerkannt bleibt – graues Heim, in dem sich mit ben, doch inmitten der un- sowohl von den Süchtigen selbst einem Mal zu unserer größendlichen Vielfalt, die uns ten Enttäuschung das Meeals auch von der Umwelt. umgibt, finden wir mitunter restürkis als leblos, das strahtatsächlich auch das, was uns an diesem Tag lende Weiß als schmutzig entpuppt, und wir trieb, den Hort der Bestimmung aufzusuchen, wissen, wir haben einen Fehler gemacht, wir und unser Herz rast vor Freude. Wir be-greihaben das Falsche erjagt, doch wir wissen auch, fen den Gegenstand unserer Begierde, ja, er dass es das Richtige gibt, wir haben es nur noch ist das, was wir ersehnt und immer schon genicht gefunden, doch wir werden es finden, wünscht haben, und wir greifen gerne ohne morgen, ja morgen schon, wir sind dessen ganz auch nur eine Sekunde lang nachzudenken gewiss, denn der Hort unserer Bestimmung mehr oder weniger tief in die Geldtasche und wartet schon auf uns, so wie er jeden Tag auf bezahlen gedankenlos, was uns wartet, und wir enttäuInsgesamt sind 2011 für das Glück zu bezahlen ist, schen ihn nicht, wir werden und wenn wir den Tempel 28 Prozent der Bevölkerung von uns wieder dorthin bewegen unserer ersten Wahl verlas- einer Kaufsucht (-gefährdung) so wie wir uns gestern und betroffen. sen wollen, um das nächste vorgestern und vorvorgesHaus der Freude aufzusutern hinbewegt haben, so chen, springt uns eine neue Farbe an – ja, vielwie wir uns morgen, übermorgen und überleicht ein schillerndes Türkis, das uns in seiübermorgen dorthin bewegen werden an einer Tönung an die Wellen des Meeres erinnert, ner unendlichen Kette von Tagen bis an den und es erfasst uns eine Gewissheit davon, dass jüngsten Tag. wir eben dieses Türkis brauchen, um uns das Anmerkung: Die kursiv gesetzten Zitate stammen aus Wikipedia, Institut für Suchtprävention und Arbeiterkammer. blaugrün schimmernde Meer in unser allzu ARZT & PRAXIS 97 98 WISSENSCHAFT Prim. Univ.Prof. Dr. Bernd Eber (Foto), PD Dr. T. Weber, OA Dr. E. Maurer, OA Dr. M. Porodko OA Dr. E. Laßnig, OA Dr. M. Rammer, Dr. M. Suppan Abteilung für Innere Medizin II mit Kardiologie und Intensivmedizin, Klinikum Wels-Grieskirchen, 4600 Wels, Grieskirchner Straße 42, [email protected] Akutes koronares Syndrom in der Praxis Fokus auf das prä- und posthospitale Management Zusammenfassung Das akute koronare Syndrom umfasst alle akuten Phasen von Patienten mit koronarer Herzkrankheit. Die Symptomatik variiert sehr stark von eher diskreten meist thorakalen Beschwerden bis zum kardiogenen Schock, typisch sind der retrosternale Druck, die Atemnot oder der anders nicht erklärbare Leistungsknick. In der prähospitalen Phase ist neben der Anamnese und dem klinischen Status stets eine EKG-Aufzeichnung innerhalb kurzer Zeit erforderlich, die Therapie umfasst neben der Sedierung und Analgesie die Verabreichung von Nitroglycerin sublingual, ASA peroral und Sauerstoff. Eine sofortige stationäre Aufnahme in ein PCI-Zentrum ist bei Patienten mit STEMI unumgänglich, bei allen anderen Patienten sollte eine Aufnahme im nächsten Krankenhaus mit Herzüberwachung erfolgen. Die Therapie nach Krankenhausentlassung beinhaltet nahezu immer eine duale Plättchentherapie (ASA plus Clopidogrel, Ticagrelor oder Prasugrel) für ein Jahr und eine HochdosisStatintherapie mit dem LDL-Cholesterin-Zielwert <70mg/dl. In der Posthospitalphase sollte dringend eine kardiologische Rehabilitation wenn möglich ambulant - durchgeführt werden. Damit können die Patienten-Compliance und auch harte Endpunkte wie Letalität und Reinterventionen entscheidend verbessert werden. Einleitung In dieser Übersichtsarbeit soll das aktuelle Management von Patienten mit akutem koronarem Syndrom (ACS) möglichst praxisnahe abgehandelt werden. Trotz entwickelter Standards zu Diagnostik und Therapie (diverse ACS-Guidelines der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft 2007, 2008, 2010, 2011) bestehen oft erhebliche regionale Unterschiede in Österreich. ARZT & PRAXIS Guidelines sind leider auch nicht die von praktisch tätigen Ärzten gewünschten „Kochrezepte“ zur Vereinfachung des Managements. Bewusst wird in diesem Artikel daher auf zu viel Wissenschaft verzichtet, um die Lesbarkeit nicht negativ zu beeinflussen. Gerade beim Management eines ACS scheint ein ständiges Update für Allgemeinmediziner, Notärzte und Internisten unumgänglich zu sein, da Guidelines zunehmend auch für rechtliche Fragestellungen herangezogen werden. Der Begriff ACS wurde erstmals 2004 in Publikationen erwähnt und umfasst ein breites Spektrum klinischer Entitäten der akuten koronaren Herzkrankheit (KHK). In Tabelle 1 finden Sie die verschiedenen Präsentationen einer KHK. Erscheinungsformen der KHK Tab. 1 • Stabile Angina pectoris (AP) • Akutes koronares Syndrom (ACS) = unmittelbar lebensbedrohliche Phasen der KHK • Instabile AP ° De-Novo-, Crescendo-, Ruhe-, Postinfarkt• Akuter Myokardinfarkt ST-Elevation (STEMI) ° mit ohne ST-Elevation (NSTEMI) ° • Kardiogener Schock • Plötzlicher Herztod • Zustand nach Myokardinfarkt, ischämische CMP • Zustand nach PCI (PTCA, Stent, Rotablator etc.) • Zustand nach ACB, Zustand nach TX An dieser Stelle sollen die wichtigsten - auch in dieser Arbeit verwendeten - Abkürzungen erwähnt werden, um allfällige Missverständnisse zu vermeiden (Tabelle 2). Alle Kürzel sollten bei Unklarheiten hinterfragt werden, da auch verschieden Nomenklaturen verwendet werden. Wichtige Abkürzungen zum Thema Tab. 2 • • • • • • • • • • ACB ACS AP ASA CCU CMP CPK DES HI HOCM Aortokoronare Bypassoperation Akutes koronares Syndrom Angina pectoris Azetylsalizylsäure Coronary Care Unit Cardiomyopathie Creatininphosphokinase Drug eluting stent (beschichtet) Herzinsuffizienz Hypertrophe obstruktive Cardiomyopathie • ICU Intensive Care Unit • KHK Koronare Herzkrankheit • LSB Linksschenkelblock • NSTEMI Nicht-ST-Streckenhebungsinfarkt • OAK Orale Antikoagulantien • PCI Perkutane koronare Intervention • PTCA Perkutane transluminale Koronarangioplastie • STEMI ST-Streckenhebungsinfarkt • TAH Thrombozytenaggregationshemmer • TX Herztransplantation • VKA Vitamin K Antagonisten • WPW Wolff-Parkinson-White-Syndrom Prähospitales Management Differentialdiagnose Der akute Thoraxschmerz kann differentialdiagnostisch eine ziemliche Herausforderung darstellen; an ein ACS muss jedoch stets gedacht werden. Unter anderem sollten folgende Organmanifestationen ausgeschlossen werden: Aorta - Gefäße (Dissektion, Aneurysma), Lunge (Pulmonalembolie, Pneumothorax), Gastrointestinaltrakt (Reflux, Ulkus), Wirbelsäule (Diskuspro- Jahrgang 66 / 984 / 2012 WISSENSCHAFT laps, Interkostalneuralgie), Haut (Herpes Zoster), Psyche (Panikattacken). Eine Angina pectoris kann auch ohne signifikante Koronarstenosen auftreten (unter anderem bei Anämie, Hyperthyreose, Stress-Cardiomyopathie (Tako-tsubo), hypertrophe Cardiomyopathie, tachykardes Vorhofflimmern). Ein ausgeprägtes kardiovaskuläres Risikoprofil (unter anderem: positive Familieanamnese, Dyslipidämie, Hypertonie, Zigarettenrauchen, psychosozialer Stress, Übergewicht, Bewegungsmangel) unterstützt zwar die Diagnostik, kann aber zur Differentialdiagnose nicht herangezogen werden. Bei einer bereits bekannten KHK wird naturgemäß bei entsprechender Symptomatik mit einer größeren Wahrscheinlichkeit ein ACS vorhanden sein, auch ältere Personen sind statistisch häufiger von einer akuten KHK betroffen. Symptomatik Für ein ACS spricht ein neuaufgetretenes und/ oder zunehmendes retrosternales Druckgefühl mit möglicher Ausstrahlung in Oberbauch, Hals und/oder linken Unterarm ulnarseits. Aber auch eine neuaufgetretene Atemnot oder ein plötzlicher Leistungsknick sind Hinweis für ein ACS. Auf die geschlechtsspezifischen Unterschiede muss hier hingewiesen werden, es besteht bei Frauen öfters ein eher atypisches Beschwerdebild. Es ist weiters bekannt, dass Frauen daher später und seltener mit ACS hospitalisiert beziehungsweise auch koronarinterveniert werden. Je stärker sich die vegetative Begleitsymptomatik (kalter Schweiß, Angstgefühl, Tachykardie, Hypotonie) präsentiert, desto eher ist mit einer ausgedehnten Myokardischämie zu rechnen. Aber: eher diskrete Symptome schließen niemals auch einen größeren Myokardinfarkt aus! Übrigens: erst kürzlich konnte wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass Schneeschaufeln bei entsprechender Risikokonstellation ein Auslöser für ein ACS darstellen kann. Weitere Trigger können körperliche Belastung, Nahrungsaufnahme, psychosozialer Stress oder Kälteexposition sein. Diagnostik Die Abklärung eines kardialen Notfallpatienten muss rasch und effizient erfolgen. Neben der gezielten Anamnese ist ein genauer physikalischer Status unumgänglich – dabei sollten Blutdruck (besser beidseits), ein kompletter Pulsstatus, die Analyse der Halsvenen, die Lungenauskultation, die Abdomenpalpation (nicht auf die Milz vergessen!) und eine Herzpalpation (Schwirren?) und Auskultation (neue Geräusche? Vorhofflimmern?) fixe Bestandteile Jahrgang 66 / 984 / 2012 sesicherung durch Herzfermente CPK und Troponin I oder T im Krankenhaus) niemals aus. Laborchemisch (fakultativ) kann natürlich neben dem Troponin bzw. der CPK und CK-MB auch ein Blutzucker, ein Blutbild, die Messung des Blutalkohols oder der Blutgase erfolgen, oberstes Prinzip ist es jedoch, die Zeit bis zu einer möglicherweise notwendigen akuten Revaskularisationstherapie nicht zu verzögern. Abb. 1: Verschluss der proximalen rechten Koronararterie Prognose Mit einer schlechteren Prognose ist bei folgenden Konstellationen zu rechnen: höheres Alter, Mann, Diabetes, Niereninsuffizienz, Anämie, Herzinsuffizienz, klinische Instabilität, vorbestehende KHK. Bei einer typischen ST-Streckenhebung in 2 Ableitungen von ≥1mm über den inferioren oder ≥2 mm in den Brustwandableitungen besteht eine günstigere Prognose, wenn diese Patienten rasch in ein Katheterlabor gebracht werden und das schuldige Gefäß (‚culprit lesion’) erfolgreich interveniert wurde (üblicherweise mit beschichteten Koronarstents; DES). Akuttherapie An vorderster Stelle steht die Beruhigung des Patienten, am besten durch den therapieführenden Arzt. Das Legen einer intravenösen LeiAbb. 2: Rechte Koronararterie nach Rekanalisation und PCI tung am Unterarm sollte aus Sicherheitsgründen (Observanz von möglichen Komplikationen) durchgeführt werden. Die Lagerung ASA – Fakten für die Praxis Abb. 3 kann je nach Patientenwunsch erfolgen • ASA: irreversible Azetylierung der Cyclooxygenase 1 eine Immobilisierung kann oft nur mit • Wirkungseintritt: rasch, oral < 1 h; HWZ 15–20 min. Überredungskünsten der Beteiligten erfolgen, für ausreichenden Sauerstoff ist zu • Wirkungsdauer: 7–10 d = Plättchen-Lebensdauer sorgen (Fenster öffnen, beengende Klei• 7–10 d nach Absetzen >90% Thrombos normale Funktion • 4–5 d → ca. 50% der Wirkung dung entfernen, fakultativ Sauerstoff per Nasensonde oder Maske 4–6 l/h). • Kein pharmakologisches Antidot → Plättchenkonzentrate Die medikamentösen Maßnahmen kann • Positiv: kaum „echte“ Non-Responder • Negativ: „schwache“ Plättchenhemmung man mit dem MONA-Schema am besten zusammenfassen: • M Morphin 2,5-10 mg iv. (Vendal®) zur Vorsein. Die Blutdruckmessung ist der nächste diaund Nachlastsenkung, Verbesserung des gnostische Schritt. koronaren Blutflusses, Senkung des myoEin Standard-12-Ableitungs-EKG muss innerkardialen Sauerstoffverbrauchs, Analhalb von maximal 10 Minuten geschrieben und gesie interpretiert werden, dabei sollte nicht nur Au• O O2 (siehe oben) genmerk auf die ST-Strecken und Q-Zacken ge• N Nitroglycerin 0,4–0,8 mg sublingual (Nilegt werden. Frequenz, Herzrhythmus, Lagetyp trolingual®) zur Vor- und Nachlastsen(Änderung?) und die einzelnen Abschnitte Pkung, Koronardilatation und Senkung Welle, PQ-Zeit, QRS-Komplex, ST-T-Strecke des myokardialen Sauerstoffverbrauchs und die QT-Dauer sollten analysiert werden. Ei• A Azetylsalizylsäure (ASA) – 500 mg perne ST-Streckenhebung in den entsprechenden oral (Aspirin®, ASS „Genericon“®, „ratioAbleitungen weist auf einen STEMI hin, falsch pharm“®) oder Aspisol® (wenn verfügbar, positive Resultate sind jedoch bei HOCM, LSB, da in Österreich nicht zugelassen) iv. Hypertrophie oder WPW-Syndrom möglich. Ein Darüber hinaus kann auch Heparin iv. verabunauffälliges EKG schließt eine instabile Anreicht werden (bevorzugt LMWH - Enoxapagina pectoris und/oder einen NSTEMI (Diagno- ARZT & PRAXIS 99 100 WISSENSCHAFT rin/Lovenox®) nach Schema (Rücksprache mit PCI-Zentrum erforderlich). Das Loaden mit Clopidogrel 600 mg peroral sollte ebenfalls Gegenstand der Diskussion mit dem Klinikum sein. Im Zweifel ja, da im Krankenhaus ein Switchen zu Prasugrel oder Ticagrelor ohne Probleme möglich ist. Ein prähospitale Lyse spielt in manchen Bereichen Österreichs ebenso noch eine gewisse Rolle (z.B. lange Fahrtzeit), in Wels wird seit 2003 kein Patient mit STEMI mehr lysiert. Die weitere Therapie richtet sich nach den individuellen Bedingungen, z.B. Hypertonie – Betablocker etc., Herzinsuffizienz – Furosemid etc.. Eine detaillierte Darstellung würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Clopidogrel – Fakten für die Praxis Abb. 4 • Irreversible Bindung an den P2Y12-Rezeptor Hemmung der ADP-vermittelten Plättchenaktivierung ° • Langsamer Wirkungseintritt Steady State mit Erhaltungsdosis 75 mg erst nach ca. 4 d ° Loading-Dosis (600 mg) → Wirkung nach ca. 2h • Limitationen: durch Zytochrom P450-mediierte Oxidation ° (2Prodrug, Schritte) in Leber in aktiven Metaboliten umgewandelt Abhängig von genetischen Polymorphismen / ° pharmakologischen Interaktionen → „Non-Responder“ • → hohes Risiko für Stentthrombose von Kalorien, Fett, Salz und Alkohol – individuelle Ziele nötig • Psychisches Gleichgewicht, Förderung von entspannenden Maßnahmen (Massagen, autogenes Training, Akupressur etc.), Ruhephasen einlegen – Möglichkeiten individuell festzulegen • Compliance-fördernde Maßnahmen (Medikamenteneinnahme): standardmäßiger Tagesablauf, überwiegend Morgenmedikation (z.B. Atorvastatin und Rosuvastatin morgens möglich, ebenso jede (!) gerinnungshemmende Therapie), Großpackungen bzw. /1/2-Tabletten zur Kostenreduktion [Rezeptgebühr]) eines Standard-EKGs scheint neben Anamnese und Status zum Zeitpunkt der Erstpräsentation nach Spitalsaufenthalt sinnvoll zu sein. Gerinnungsaktive Therapie Basis jedes medikamentösen Managements nach ACS ist die konsequente Durchführung einer dualen Plättchen-hemmenden Prasugrel – Fakten für die Praxis Abb. 5 Therapie (TAH) für ein Jahr. ASA üblicher• Irreversible Bindung an den P2Y12-Rezeptor weise als Generikum stellt die Basis dar. • Prodrug mit einem aktiven Metaboliten Clopidogrel (Aclop®, Clogrelhexal®, Clopidogrel „1APharma“®, „Actavis“®, „G.L.“®, • Loading Dosis 60 mg; dann 1 x 10 mg/d „Genericon“®, „Krka d.d.“®, „Medico Uno“®, • Rascherer, stärkerer und konstanter Effekt auf „Mylan“®, „+pharma“®, ratiopharm“®, SanPlättchenaggregation als Clopidogrel doz“®, „Stada“®, Cloroden®, Grepid®, Pla• Ausscheidung 70% renal, 25% biliär vix®) gilt seit kurzem nur mehr als Medi• KI: Zustand nach Apoplexie oder TIA kament zweiter Wahl und sollte vor allem beim älteren Menschen (>75 Jahre) zum • ½-Erhaltungsdosis: Patient >75a, <60 kg Körpergewicht Einsatz kommen. Für die modernen TAH Rehabilitation gibt es derzeit aufgrund der Studienlage keine Die kardiale Rehabilitation kann sowohl staeindeutige Differentialtherapie. Prasugrel (Efitionär als auch ambulant durchgeführt werden. ent® 10 mg 1x täglich) wird oft beim STEMI beMan unterscheidet die intensivierte Phase II (für vorzugt, während Ticagrelor (Brilique® 90 mg 2x 4-6 Wochen) von der Phase III für einen Zeittäglich) beim NSTEMI zum Einsatz kommt. Ein raum von bis zu einem Jahr. Folgende ProgramRück-Switchen zu Clopidogrel sollte auch aufme werden dabei durchgeführt und diese Ziele grund ökonomischer Überlegungen nicht gevereinbart: macht werden. Eine Tripple-Therapie gemein• Regelmäßiges Trainingsprogramm: Ausdausam mit OAK bzw. VKA muss nach Rücksprache Posthospitales Management er (Rad, Laufen, Gehen) und Kraft im Verhältmit dem kardiologischen Zentrum fortgeführt Zurück vom Spital, der Klinik und/oder dem Renis 3:1 – Intensität und Umfang abhängig werden; die Blutungsneigung verdient dabei habilitationszentrum gilt es, zunächst die Arztvom Individuum stets Beachtung. Vor allfälligen chirurgischen briefe zu sichten, den Verlauf des Patienten im • Ausgewogene Ernährung mit Einschränkung Eingriffen oder bei Unfällen sollte stets das stationären Bereich retrospektiv zu analyzuständige Zentrum involviert werden, ein sieren und die hoffentlich schon vereinbarSwitchen auf Heparin ist aufgrund der UnTicagrelor – Fakten für die Praxis Abb. 6 ten Therapieziele für den Patienten nochwirksamkeit und des fehlenden Schutzes • ‚Non-Thienopyridin‘ – CPTP mals zu definieren. Neben den schriftlichen strikt abzulehnen! • Direkte reversible Hemmung des ADP-Rezeptors P2Y12 Aufzeichnungen wäre auch die Anforderung • Keine Biotransformation, aktive Droge einer CD-Kopie des Herzkatheters vom PCIStatine Zentrum, wenn durchgeführt, sinnvoll – Trotz immer wieder kontroversieller Diskus• Nicht abhängig von Zytochrom P450 nach ein wenig Übung lassen sich auch für sionen zum Thema Cholesterin sind auch • Biliäre Elimination Nicht-Herzkatheterkundige, gemeinsam mit Statine fixer Bestandteil des Therapiekon• PPI kein Einfluss (PLATO PLATELET Studie) dem Befund, mehr Schlüsse ziehen (z.B. Einzepts von ACS-Patienten. Dabei sollte leit• Loading-Dosis 180 mg; dann 2 x 90 mg/d gefäßerkrankung ist nicht gleich Eingelinienkonform und auch ökonomisch vorfäßerkrankung: Stenose proximal oder digegangen werden. Start ist stets Simvasta• Maximale Wirkung nach 2–4h; HWZ ca. 12h stal, umschrieben oder diffus, Seitenast intin (Gerosim G.L.®, Nyzoc®, Simvarcana®, • Cross-over möglich (RESPOND-Studie) volviert usw.). Die nochmalige Aufzeichnung Simvastad®, Simvastatin „1APharma“®, Hospitalisierung Bei der Betreuung eines ACS-Patienten sollte man wegen der möglichen Akut-Komplikationen (maligne Arrhythmien, Pumpversagen) stets mit der Notwendigkeit eines Notfallmanagements rechnen (d.h. Notarzttasche, Defibrillator bereithalten). Eine rasche Einweisung mit einem Notarztsystem (Netzwerke in Österreich je nach Bundesland unterschiedlich!) ist stets zwingend erforderlich. Die Übermittlung der Patientendaten und des EKGs (Telefon, Fax, Telemonitoring) beschleunigt das Management im Spital entscheidend. Beim STEMI sollte der Patient an ein kardiologisches Zentrum mit PCI-Möglichkeit über 24 Stunden direkt gebracht werden, um die ‚door-to-balloon’-Zeit so kurz wie möglich zu halten. Beim NSTEMI ist eine Einweisung in das nächste Krankenhaus mit Interner Abteilung und Überwachungsmöglichkeit (CCU, ICU) anzustreben. ARZT & PRAXIS Jahrgang 66 / 984 / 2012 WISSENSCHAFT „Actavis“®, Alternova“®, „Bayer“®, „Bluefish“®, Genericon“®, „Hexal“®, „Interpharm“®, Merck“®, +pharma“®, „Pfizer“®, Ranbaxy“®, „ratiopharm“®, „Sandoz“®, „Teva“®, Simvatin®, Zocord®; Kombination mit Ezetimib: Inegy®) in einer Dosierung von 20 oder 40 mg 1x abends. Kurzfristige LDLCholesterin-Kontrollen sind erforderlich, die Ziele liegen beim ACS-Patienten bei <70 mg/dl. Kann der Zielwert nicht erreicht werden, muss entweder auf Atorvastatin (Sortis®) oder Rosuvastatin (Crestor®) gewechselt oder eine Kombination mit Ezetimib (Ezetrol®; Kombination mit Simvastatin: Inegy®) angestrebt werden. Bei vermindertem HDL-Spiegel, exzessiven Choleste- rinwerten, hohem Lp(a) etc. sollte ein lipidologisches Zentrum zu Rate gezogen werden. Weitere Therapie Die weitere Therapie richtet sich nach den individuellen Zielen des ACS-Patienten. Antihypertensiva, Pharmaka bei Herzinsuffizienz, Antianginosa usw. sollten entsprechend den Gegebenheiten verabreicht werden. Eine routinemäßige Betablockade scheint nicht mehr erforderlich zu sein, wenn der Ruhe-Puls <70/min beträgt. Betablocker wirken darüber hinaus deutlich schwächer bei Rauchern und bei älteren Menschen. Schlussworte Folgende Errungenschaften der letzten Jahre haben die Prognose der ACS-Patienten entscheidend verbessert: Notarztsystem, CCU/ICU, AkutPCI mit Stent (DES), (Thrombolyse), duale Plättchentherapie, Statine, kardiale Rehabilitation. Der Teufel heutzutage liegt eher im Detail - von der atypischen klinischen Präsentation bis zu regionalen Unzulänglichkeiten (z.B. fehlende 24Stunden-Bereitschaft), aber auch in der Compliance unserer Patienten (z.B. bezüglich Lebensstil, Medikamenteneinnahme). Dazu soll diese Arbeit einen kleinen Beitrag und Anstoß leisten. Literatur beim Verfasser Fachkurzinformation Zanipril 10 mg/10 mg Filmtabletten, Zanipril 20 mg/10 mg Filmtabletten. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Zanipril 10 mg/10 mg Filmtabletten: 1 Filmtablette enthält 10 mg Enalaprilmaleat (entspricht 7,64 mg Enalapril) und 10 mg Lercani-dipinhydrochlorid (entspricht 9,44 mg Lercanidipin). Sonstiger Bestandteil: eine Filmtablette enthält 102,0 mg Lactose-Monohydrat. Zanipril 20 mg/10 mg Filmtabletten: 1 Filmtablette enthält 20 mg Enalaprilmaleat (entspricht 15,29 mg Enalapril) und 10 mg Lercani-dipinhydrochlorid (entspricht 9,44 mg Lercanidipin). Sonstiger Bestandteil: eine Filmtablette enthält 92,0 mg Lactose-Monohydrat. Anwendungsgebiete: Zanipril 10 mg/10 mg Filmtabletten: Behandlung der essentiellen Hypertonie bei Patienten, bei denen unter Lercanidipin-Monotherapie (10 mg) keine angemessene Blutdruckkontrolle erzielt werden kann. Die Fixkombination Zanipril 10 mg/10 mg sollte nicht für die initiale Therapie von Bluthochdruck verwendet werden. Zanipril 20 mg/10 mg Filmtabletten: Behandlung der essentiellen Hypertonie bei Patienten, bei denen unter Enalapril-Monotherapie (20 mg) keine angemessene Blutdruckkontrolle erzielt werden kann. Die Fixkombination Zanipril 20 mg/10 mg sollte nicht für die initiale Therapie von Bluthochdruck verwendet werden. Gegenanzeigen: Zanipril 10 mg/10 mg Filmtabletten: · Überempfindlichkeit gegen einen arzneilich wirksamen Bestandteil (Enalapril oder Lercanidipin), irgendeinen Dihydropyridin-Calcium-Kanal-Blocker oder ACE-Hemmer oder einen der sonstigen Bestandteile dieses Arzneimittels · Schwangerschaft im zweiten und dritten Trimenon · Linksventrikuläre Ausflussbehinderung (inklusive Aortenstenose) · Nicht behandelte Stauungsinsuffizienz · Instabile Angina pectoris · Innerhalb von 1 Monat nach Auftreten eines Myokardinfarktes · Schwere Nierenfunktionsstörungen (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min) inklusive Patienten unter Dialyse · Schwere Leberfunktionsstörung · Gleichzeitige Anwendung von: starken CYP3A4-Inhibitoren, Cyclosporin, Grapefruitsaft · Bei anamnestisch bekanntem, durch vorhergehende Therapie mit einem ACE-Hemmer ausgelöstem Angioödem · Hereditäres oder idiopathisches Angioödem. Liste der sonstigen Bestandteile: Kern: Lactose-Monohydrat, Mikrokristalline Cellulose, Carboxymethylstärke-Natrium, Povidon, Natriumhydrogencarbonat, Magnesiumstearat. Filmüberzug: Hypromellose, Titandioxid (E 171), Talk, Macrogol 6000, Chinolingelb, Lack (E 104; Zanipril 20 mg/10 mg Filmtabletten), Eisenoxid gelb (E 172; (Zanipril 20 mg/10 mg Filmtabletten). Inhaber der Zulassung: Recordati Ireland Limited, Raheens East, Ringaskiddy Co. Cork, Irland. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Wirkstoffgruppe: ACEHemmer und Calciumkanalblocker: Enalapril und Lercanidipin, ATC-Code: C09BB02. Die Informationen zu den Abschnitten Warnhinweise, Wechselwirkungen und Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Stand: 03/2008 1) Omboni S. et al.; Antihypertensive efficacy of lercanidipine at 2.5, 5 and 10 mg. in mild to moderate essential hypertensives assessed by clinic and ambulatory blood pressure measurements; Journal of Hypertension; Vol. 16: 18311938; 1998. 2) The European Agency for the Evaluation of Medicinal Products. Committee for Proprietary Medicinal Products (CPMP): summary information on referral opinion pursuant to Article 30 of Council Directive 2001/83/EC for Renitec and associated names (see Annex I) [online]. Available from URL: http://www.emea.eu.int [Accessed 2005 Oct 5]. 3) Bang LM Lercanidipine. A review of its efficacy in the management of hypertension. Drug 2003; 63: 2449-2472. 4) Todd PA, Goa KL. Enalapril: a reappraisal of its pharmacology and therapeutic use in hypertension. Drugs 1992; 43: 346-381. 5) Barrios V. et al.; Lercanidipine: experience in the daily clinical practice. Elypse study; Journal of Hypertension; Vol. 18 (Suppl. 2): 22; 2000. 6) Sica DA. Rationale for fixed-dose combinations in the treatment of hypertension: the cycle repeats. Drugs 2002; 62 (3): 443-62 101 102 WISSENSCHAFT Priv.Doz. Dr. Edmund Cauza, OA Dr. Georg Gonda Abteilung für Innere Medizin – Herz-Jesu Krankenhaus, Baumgasse 20A, 1030 Wien, [email protected], [email protected] Psoriasis-Arthritis ine Autoimmunerkrankung wie die Psoriasis, die oft mit Hautveränderungen und Gelenksschwellungen einhergeht, wird oft - gemessen an den heutigen Möglichkeiten – untertherapiert. Die Hautläsionen bzw. Gelenksschmerzen und -schwellungen sind jedoch oft nur die Spitze des Eisberges einer Erkrankung, die durch ihr inflammatorisches Potential den Gesamtorganismus massiv schädigen und die Lebenserwartung dramatisch vermindern kann. Die Intensivierung der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Allgemeinmedizinern, Dermatologen, Orthopäden und Rheumatologen/Internisten wäre dabei wünschenswert, um eine optimale Diagnostik und Behandlung der Patienten zu gewährleisten. Die Psoriasis ist eine chronisch-rezidivierende Entzündung der Haut und fakultative Entzündung eines oder mehrerer Gelenke bzw. Befall des Achsenskeletts mit genetischem Hintergrund. Die Prävalenz der Psoriasis liegt in der kaukasischen Bevölkerung bei etwas über 2% - das sind annäherungsweise 160.000 Betroffene allein in Österreich. Je nach Literatur schwanken die Angaben hinsichtlich Psoriasis mit Gelenksbeteiligung zwischen 5-40%, von denen ca. 25-40% einen Befall des Achsenskeletts aufweisen. Auf Basis klinischer und genetischer Merkmale wird die Psoriasis in eine Typ I- und eine Typ IIPsoriasis eingeteilt, welche meist als „PlaqueForm“ auftritt. Die Typ I-Psoriasis manifestiert sich meist erstmalig zwischen der 2. und 4. Lebensdekade, 85% dieser Patienten exprimieren das Psoriasis Susceptibility Gene 1 (PSORS1). Die Typ II-Psoriasis tritt meist nach der 4./5. Lebensdekade auf und weist keine bekannten genetischen Marker auf - Patienten haben oft nur geringe Krankheitsmanifestationen. Klinisch präsentiert sich die Schuppenflechte meistens als klassische chronische Plaque-Psoriasis (ca. 90% der Erkrankten) mit entzündlichen, schuppenden Plaques an typischen Loka- E ARZT & PRAXIS lisationen (Ellbögen, Knie, sakral), die insgesamt nur einen geringen Prozentsatz des Integuments einnehmen (Abb. 1). In selteneren Fällen nimmt jedoch die Psoriasis einen exanthematischen bis zur Erythrodermie führenden - Verlauf, der lebensbedrohlich sein kann. Abb. 1: Plaque-Psoriasis Weitere klinische Varianten beinhalten: - die Psoriasis guttata/punctata, mit kleinen, oft eruptiv auftretenden Papeln und Plaques am gesamten Körper; sie betrifft vor allem Kinder und Jugendliche und tritt oft nach Streptokokkeninfekten des Nasen-Rachen-Raumes auf. - die Psoriasis inversa, eine Plaque-Form, die sich vor allem in Beugen und Hautfalten lokalisiert, daher nicht die typische Schuppung aufweist und deshalb oft lange unerkannt bleibt. - andere Formen sind durch Pusteln gekennzeichnet, die pustulöse Psoriasis: lokalisierte Varianten finden sich häufig an Handflächen und Fußsohlen als palmoplantare Psoriasis, sehr selten generalisiert als Plaque-Psoriasis cum pustulatione oder als primär pustulöse generalisierte Varianten. Dabei handelt es sich um zwei lebensbedrohliche Krankheiten, die Psoriasis pustulosa Zumbusch und die Impe- tigo herpetiformis, eine Spätgestose (also in der Schwangerschaft auftretend). Weiters leiden 15-20% der Psoriasis-Patienten an einer entzündlichen Mitbeteiligung der Gelenke und gelenknahen Weichteile (Psoriasis-Arthritis - PsA). Dabei zeigt sich keine Korrelation zwischen dem Schweregrad der Hauterscheinungen und der Wahrscheinlichkeit an einer PsA zu erkranken. Es ist nicht verwunderlich, dass viele Patienten, welche an einer schweren Form der PsA leiden, kaum Hautläsionen aufweisen und deswegen nie einen Dermatologen aufsuchen. Lediglich der Nagelbefall (Abb. 2) und eine Psoriasis des Caput zeigen sich statistisch signifikant häufiger bei Patienten mit PsA. So kann der Blick auf die Nägel eines Patienten, der eine seronegative Arthritis aufweist, oft schon diagnostisch sein. Aber auch andere Körperstellen gehören inspiziert, falls die Diagnose nicht klar zu stellen ist. So können Kopfhaut, äußerer Gehörgang, retroaurikuläre Stellen, Geschlechtsorgane, Bauchnabel und große Beugen (Achseln, Leisten, Rima ani) bei der Psoriasis inversa oft unentdeckte Läsionen der Schuppenflechte verbergen. Dabei stellt ein von den Patienten angegebener Pruritus durchaus kein Ausschlusskriterium dar, wie früher durch Lehrbücher vermittelt wurde. Viele Psoriasis- Patienten klagen sogar über heftigen Juckreiz! Eine frühzeitige Erkennung der Erkrankung ist wichtig, um etwaige Folgeschäden durch gezielte Therapie zu vermeiden. Damit ist nicht nur die Gelenksdestruktion durch die PsA gemeint, welche ja zumeist eher im späteren Verlauf der Erkrankung auftritt. Die Psoriasis ist - wie andere Autoimmunerkrankungen - als Systemerkrankung zu sehen. Durch die ständige Inflammation sind Komorbiditäten wie Vorhofflimmern, Arteriosklerose, arterielle Hypertonie, Adipositas, Diabetes mellitus etc. bei Psoriasis-Patienten (mittelschwerer bis schwerer Krankheitsverlauf) gehäuft und damit die Lebenserwartung deut- Jahrgang 66 / 984 / 2012 Fachkurzinformation siehe Seite 123 104 WISSENSCHAFT lich verringert! Eine frühzeitige gezielte Therapie ist essentiell, um dem entgegen zu wirken. sind die daraus resultierenden Teleskopfinger oder das Bild einer „Opera-glass hand“. • Distaler Befall (DIP-Gelenke) Fälschlicherweise wird diese Varian• Daktylitis (Wurstfinger, Wurstzehe),Schwellung von umgebenden Weichteilen Psoriasis-Arthritis - PsA te für die PsA oft als typisch betrach• Strahlförmiger Befall (Schwellung von MCP-, PIP-, DIP-Gelenken) Die PsA beginnt meist in der 3.-4.Letet. Juvenile rheumatoide Arthritis, • Mono- und Oligoarthritis bensdekade, und befällt Frauen und Gicht, erosive Arthrosen, MCTD (Mi• Arthritis mutilans Männer im Verhältnis 1:1. Aufgrund xed connective tissue disease), mul• Spondylarthritis mit oder ohne peripherer Gelenksbeteiligung des Befalls der Wirbelsäule, periphetizentrische Histiozytose, Mb. Ray• Enthesiopathien (Entzündung von Sehnen-, Band-, Kapselansätzen) rer Gelenke, der Sehnen bzw. -annaud, Sarkoidose, TBC und tertiäre sätze, der RF-Seronegativität und der HLA-B27gativen rheumatoiden Polyarthritis nicht zu unSyphillis können ein ähnliches Bild verursachen. Assoziation gehört die PsA zu den seronegativen terscheiden. Hautbeteiligung, NagelverändeDie Spondylarthritis führt durch Entzündung der Spondylarthropathien. Während die HLA-B27rungen und für die PsA typische Röntgenverkleinen Wirbelgelenke und der SakroiliakalgeAssoziation bei peripherer Gelenksbeteiligung änderungen können die Diagnose liefern. lenke zum typischen Bild des entzündlichen schwach ist, beträgt sie bei Spondylitis 60-70%. Mono- oder asymmetrische Oligoarthritiden der Rückenschmerzes (Tab. 2). Auch das SternoklaDie PsA tritt meist bei bereits bestehender PsoSprung-, Knie- und selten Hand- und Ellbogenvikulargelenk kann durch eine PsA betroffen sein riasis und Jahre nach deren Beginn, seltener sigelenke sollten immer an eine PsA denken lasund kann Schmerzen vor oder hinter dem Brustmultan oder vor der Psoriasis (Psoriasis sine psosen. Eine Gichtarthritis sollte durch Synovialbein verursachen. Die Beteiligung des Achsenriasis) auf. analyse ausgeschlossen werden. Eine mögliskeletts setzt keine periphere Arthritis voraus Die Krankheit verläuft chronisch in Schüben mit cherweise erhöhte Harnsäure sollte nicht Anlass es sollte daher auch bei blanden Gelenken und unterschiedlich langen Episoden annähernder zur Diagnose einer Gichtarthropathie sein. Durch vorliegender Psoriasis der Haut immer nach eiBeschwerdefreiheit. nem entzündlichen Rückenschmerz gefragt werden. Die SpA bei PsA verläuft in der Regel Klinisches Bild und Differentialdiagnosen harmloser als bei Mb. Bechterew. Zum klinischen Bild gibt Tabelle 1 Auskunft. EiÄußerst unangenehm - weil therapeutisch hartne DIP-Gelenksbeteiligung (Abb. 4) und Daktynäckig - sind die Enthesiopathien. Häufig ist dalitis sind die typischen Befallsmuster der PsA. bei unter anderen die Achillessehne mit ihrem 90% der Patienten haben zu Beginn ein oligoAnsatz am Calcaneus betroffen, aber auch anoder polyartikuläres Befallsmuster. dere Sehnenansätze an Brustbein, Becken, PaTypisch für die DIP-Arthropathie ist wegen der tella oder Trochanter können involviert sein. Mitbeteiligung des Nagelbetts die NageldystroAssoziierte Erkrankungen phie. Dystrophe Nägel - insbesondere der un• Uveitis anterior (einseitiger Befall, schubweiteren Extremität - sollten daher nicht voreilig als se, oftmals die Seite wechselnd) Nagelpilz diagnostiziert werden, wobei psoria• Chronische entzündliche Darmerkrankungen tisch veränderte Nägel durchaus empfänglich Abb. 2: Nagelpsoriasis für Pilze sind. Nageldystrophien dürfen jedoch Diagnostik nicht ausschließlich an eine Psoriasis denken lasDie PsA ist meist eine klinische Diagnose, welsen. Sie könne auch bei anderen chronischen Erden hohen Zellturnover bei bestehender Psoche durch die Bildgebung und Anamnese unkrankungen, wie zum Beispiel Diabetes, PAVK riasis kann die Harnsäure durchaus erhöht sein terstützt wird. Hilfreich können dabei die CASoder orthopädischen Fehlstellungen der Zehen Der Beweis kann in diesem Fall lediglich durch PAR-Kriterien (Classification criteria for the diavorkommen. Nachweis von Uratkristallen in der Synovialgnosis of psoriathric arthritis) sein (Tab. 3). DIP-Arthropathie und Daktylitis sind oft eine difflüssigkeit erbracht werden. Das Labor ist durch die oft nur geringgradig erferentialdiagnostische Herausforderung. Rötung, Die Arthritis mutilans ist zum Glück eine sehr höhten Entzündungsparameter CRP bzw. BSG Schwellung und starke Schmerzen sollten imseltene Verlaufsform. Sie betrifft Finger bzw. Zeeher irreführend als wegweisend. Ein meist nemer an eine aktivierte Arthrose, Gicht bzw. ein hen und führt dort durch Osteolysen zur Knogativer RF und die HLA-B27-Assoziation beim septisches Gelenk denken lassen. Die Kombinachen- und Gelenksdestruktion sowie daraus reBefall des Achsenskeletts spezifizieren natürlich tion aus Anamnese, Klinik, Röntgen, Labor, Gesultierenden erheblichen Behinderungen im Allkeineswegs die Erkrankung. lenkspunktat und mögliche internistische Betag. Ankylosen der Gelenke sind häufig. Typisch Typische Röntgenveränderungen präsentieren gleiterkrankungen (Diabetes, PAVK, Hyperuriksich bei peripherem Gelenksbefall meist asymämie...) können in diesem Fall wegweisend sein. ASAS-Kriterien des entzündlichen Tab. 2 metrisch bzw. proliferativ (Protuberanzen) mit BeAls Daktylitis (Abb. 3) gilt ein strahlförmiger BeRückenschmerzes (4 von 5 positiv) vorzugung von Endphalangen oder MTP-Köpffall der Finger – sie bedeutet eine entzündliche • Alter <40 Jahre chen als „abgelutschte“ Phalangenenden und Veränderung des umliegenden Sehnengewebes, • langsamer Beginn Osteolysen („Pencil in cup“-Phänomen). Weiters woraus der wurstförmige Charakter der Finger • Besserung der Bewegung finden sich diaphysäre Periostossifikationen an oder Zehen resultiert. Es muss nicht immer ein • keine Besserung in Ruhe den Phalangen, (Sub)luxationen, und eine kapGelenksbefall damit einhergehen! • nächtliche Schmerzen suläre Fibroostitis bei vorliegenden EnthesioDie symmetrische Polyarthritis der PIP- und (Besserung durch Aufstehen) pathien (z.B. am Calcaneus, Trochanter, Patella). MCP-Gelenke ist klinisch oft von einer serone- ARZT & PRAXIS Klinisches Bild der PsA Tab. 1 Jahrgang 66 / 984 / 2012 WISSENSCHAFT Diagnose einer PsA nach CASPAR-Klassifikationskriterien (mehr als 3 Punkte zur Diagnose erforderlich) Tab. 3 1. Leidet der Patient gerade an einer Psoriasis? 2 Punkte 2. Hat der Patient selbst oder ein Arzt jemals eine Psoriasis festgestellt? (falls Frage 1 mit „nein” beantwortet wurde) 1 Punkt 3. Leiden Familienmitglieder (Eltern, Geschwister, Kinder) an Psoriasis? (falls die Fragen 1 und 2 mit „nein” beantwortet wurden) 1 Punkt 4. Zeigen sich Psoriasis-Veränderungen an den Finger- oder Zehennägeln? 1 Punkt 5. Kein Rheumafaktor im Blut nachweisbar 1 Punkt 6. Entzündliche Schwellung ganzer Finger oder Zehen 1 Punkt 7. Gabe es jemals eine entzündliche Schwellung ganzer Finger oder Zehen? (falls Frage 6 mit „nein” beantwortet wurde) 1 Punkt 8. Sind im Röntgenbild PsA-typische Veränderungen an den Gelenken der Hände oder Füße feststellbar? Am Achsenskelett findet man häufig eine Sakroileitis (meist einseitig). Insbesondere bei kurzer Erkrankungsdauer empfiehlt sich eine MRT zur Diagnostik. Die HWS ist häufig beteiligt, kann erosive Veränderungen ähnlich der RA zeigen, aber auch als ankylosierende Spondylitis imponieren. Spondylitis, paraspinale Ossifikationen - sogenannte Parasyndesmophyten - und oft stierhornartige Syndesmophyten ergänzen das Spektrum an radiologischen Veränderungen der WS. Die Sonographie kann wertvolle Information über entzündete Gelenke und Enthesiopathien liefern. Therapieempfehlungen Abb. 3: Daktylitis Zehen 2. Bei Patienten mit aktiver Krankheit - also vielen geschwollenen Gelenken, strukturellen Schäden plus Entzündung, hoher BSG oder hohen CRP-Werten sowie relevanten extraartikulären Manifestationen - sollte der frühe Einsatz von Basistherapeutika (DMARD) wie Methotrexat (MTX), Leflunomid und Sulfasalazin erwogen werden. Als medikamentöse Therapie stehen Basistherapeutika (DMARD) – einschließlich der für die Psoriasis-Arthritis zugelassenen TNFα-Hemmer Etanercept (Enbrel®), Adalimumab (Humira®), Infliximab (Remicade®) bzw. Golimumab (Simponi®) – zur Verfügung. Aufgrund des komplexen Krankheitsverlaufs sind die geltenden Therapieempfehlungen der Österreichischen Gesellschaft für Rheumatologie (2005) völlig unzureichend und in der Praxis nicht anwendbar. Daher sollte man je nach vorliegendem Krankheitsbild differenziert vorgehen und sich an den EULAR (European League against Rheumatism)-Empfehlungen wie folgt orientieren: 1. NSAR können unter Berücksichtigung des Nutzen-RisikoProfils zur Linderung muskuloskelettaler Symptome eingeAbb. 4: Befall Psor Endgelenke setzt werden. Jahrgang 66 / 984 / 2012 1 Punkt 3. Bei PsA und relevanter Psoriasis ist MTX zu bevorzugen, weil es auch auf die Hauterscheinungen wirkt. 4. Lokale Steroidinjektionen können adjuvant sinnvoll sein; systemisch können Steroide in der niedrigsten effektiven Dosis eingesetzt werden. 5. Bei Patienten mit inadäquatem Ansprechen auf ein DMARD wie MTX sollte ein Therapieversuch mit einem Biologikum unternommen werden. 6. Bei Patienten mit Enthesitis oder Daktylitis und unzureichendem Ansprechen auf NSAR oder lokale Steroidinjektionen sollte ein TNFα-Hemmer eingesetzt werden. 7. Bei Patienten mit aktiver, überwiegend axialer Erkrankung, die auf NSAR nicht ausreichend ansprechen, sollte ein TNFα-Hemmer verordnet werden. 8. Bei schwer erkrankten Patienten kann ein TNFα-Hemmer ausnahmsweise auch bei DMARD-naiven Patienten eingesetzt werden. 9. Bei Versagen eines TNFα-Hemmers sollte auf einen anderen TNFα-Hemmer umgestellt werden. 10. Bei der Therapieanpassung sollten außer der Krankheitsaktivität auch Komorbiditäten und die Sicherheit der Therapie in Betracht gezogen werden. Orthopädische Therapie • Nichtansprechen der primär konservativen Therapie (Synovektomie, Tenosynovektomie) • Endoprothetik destruierter Gelenke • Operationen zur Beseitigung von Fehlstellungen bzw. zur Funktionsverbesserung der betroffenen Extremität Zusammenfassung Die PsA ist eine komplexe Erkrankung, die durch ihr buntes klinisches Erscheinungsbild nur durch eine differenzierte Therapie optimal behandelt werden kann. Die Therapieempfehlungen zeigen, dass nicht immer sofort eine systemische Therapie in Erwägung gezogen werden sollte, sondern je nach klinischem Beschwerdebild eine gezielt eingeleitete Behandlung (Gelenksinfiltration) durchaus sinnvoll sein kann. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit der verschiedenen Fachgruppen sollte deshalb nicht dem Zufall unterliegen, sondern aktiv vorangetrieben werden. Literatur bei den Verfassern ARZT & PRAXIS 105 106 WISSENSCHAFT Dr. Babette Spängler Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, 1180 Wien, Währinger Straße 93/13, [email protected] Kontrazeption bei Jugendlichen Einleitung Nach wie vor stellt in unserer Gesellschaft die Kontrazeption vor allem eine Aufgabe für Frauen dar und ist deshalb auch bei Jugendlichen eine Domäne der Gynäkologie. Trotz aller hoch erfreulichen Erfolge der noch jungen Wissenschaft der Gender Medizin, geschlechtsspezifische und soziale Unterschiede bezüglich Chancen der Gesundheitserhaltung zu verringern, haben sich u.a. auf dem Gebiet der hormonellen Verhütung basale Erkenntnisse noch nicht allerorts durchgesetzt: Hierzu gehört die Risikoerhöhung für Thrombembolien durch kombinierte orale Kontrazeptiva durchschnittlich um den Faktor 3. Thrombembolien sind nicht mehr nur mit der Ethinylöstradioldosierung, sondern teilweise auch mit der Gestagenkomponente assoziiert (Abb. 1). Die Entscheidung über die Form der Verhütung in der Adoleszenz ist unter anderem von der endokrinen bzw. geistigen Reife des Mädchens und der Koitusfrequenz abhängig und muss in adäquater Diskussion mit der Adoleszentin erfolgen. Bei der Wahl der Kontrazeption sind Sicherheit, Akzeptanz, Reversibilität und Compliance der Anwenderin wichtige Momente. Jugendliche dürfen nicht als „kleine Erwachsene“ betrachtet werden. Die Entwicklungsphysiologie muss beachtet werden. Das Gespräch muss so geführt werden, dass die Jugendliche es nachvollziehen kann. Gesetzliche Grundlagen beim Verordnen von Verhütungsmittel an Jugendliche Mündige Minderjährige - also Jugendliche nach dem vollendeten 14. Lebensjahr – gelten in Österreich als beschränkt geschäftsfähig. Sie können einen Behandlungsvertrag eingehen, allerdings darf der gesetzliche Vertreter jedoch Verpflichtungen aus wichtigem Grund wieder Abb. 1: Inzidenz an VTE(venöse Thrombembolien) auf 100.000 Frauenjahre der KOK lt. Fachinformation besonders Drospirenon* wurde 2011 in verschiedenen Kohortenstudien auf VTE-Risiko untersucht. (KOK: kombinierte orale Kontrazeptiva, DSG: Desogestrel, GSD: Gestoden, OC: oral contraception) ARZT & PRAXIS auflösen (§ 152 ABGB). Der Behandlungsvertrag ist aber gesetzlich streng von der Einwilligung in medizinische Diagnostik und Therapie getrennt. Ein Mädchen kann sich demnach - den Frauenarzt selbst bezahlend - selbstständig und ohne Wissen der Eltern Verhütungsmittel verschreiben lassen. Derselbe darf sie aber nur verordnen, wenn er das Mädchen für „mündig erachtet, mit diesen Verhütungsmitteln umzugehen“. Dies nach Aufklärung und Einwilligung, die grundsätzlich von mündigen Minderjährigen in die medizinische Behandlung entsprechend ihrer Einsichts- und Urteilsfähigkeit gegeben oder verweigert werden kann. Oft wird argumentiert, dass auch bereits einem 13-jährigen Mädchen, das selbst danach verlangt und damit Reife beweist, Ovulationshemmer rezeptiert werden können. Im Regelfall werden aber allfällige Komplikationen bei diesem Vorgehen für Ärzte forensische Problematik bedeuten. 1.1 Pille: Orale hormonelle Kontrazeption Nach wie vor stellt die „Anti-Baby-Pille“ (Ovulationshemmer, OvH) in der Adoleszenz ein passendes und sehr sicheres orales Kontrazeptivum (OC, oral contraception) dar. Während der präpubertären Adrenarche beginnt die Nebennierenrinde DehydroepiandrosteronSulfat (DHEAS) zu produzieren. DHEAS induziert in hypothalamischen Zentren die Freisetzung von Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH) - hypophysäres follikelstimulierendes (FSH) und luteinisierendes Hormon (LH) werden stimuliert. Vereinzelte GnRH-Episoden gehen schließlich in typische, schlaf-assoziierte GnRH-Pulse über, die zum Anstieg des ovariellen Östradiols, zum adulten zirkhoralen GnRH-Freisetzungsmuster und zur ersten Monatsblutung (Menarche, 13.-14. Lebensjahr) führen. Die Pille sollte erst bei stabilem Zyklus, zumindest aber nach einigen Regelblutungen (3-4) verschrieben werden. Jahrgang 66 / 984 / 2012 WISSENSCHAFT Absolute Kontraindikationen Relative Kontraindikationen Tiefe Venenleiden Gallenwegserkrankungen Kopfschmerz nach Pillenbeginn Nach Geschlechtserkrankungen Zerebrovaskuläre Erkrankungen Medikamente: • Antibiotika • Antiepileptika • Beruhigungsmittel • Antidiabetika Kurze Immobilisation Familiäre Anamnese von Brust-, Unklare Bluterkrankungen (Sichelzellanämie!) Gebärmutter- oder Eierstockkrebs Diabetes mit Komplikationen Kopfschmerz mit fokalem Charakter oder mit Aura Lebererkrankungen Zervixdysplasien und -karzinom Adipositas Schwerer Bluthochdruck Brustkrebs Potentielle Störungen Lange Immobilisation (z.B. bei Operationen) der Blutgerinnung Tab. 1: Kontraindikationen zur Pillenverordnung im Jugendalter Die östrogene Komponente ist bei Kombinationspräparaten fast immer Ethinylöstradiol. Vor allem „androgene Partialwirkungen“ - wie ungünstige Änderungen des Fett- bzw. Kohlenhydratstoffwechsels und Stimmungsschwankungen - haben immer wieder die Abänderung der Gestagenderivate bewirkt. Drei Gestagenkomponenten stehen zur Verfügung: Norethisteron, Levonorgestrel und die dritte Generation der Progestagene, wie z.B. Drospirenon, Norgestimat, Gestoden, Dienogest und Desogestrel (Abb. 1). Monophasen-, aber auch Sequenz- und Stufenpräparate sind als niedrigst dosierte Kombinationspräparate zur Kontrazeption bei jungen Mädchen geeignet. Zur Notfallskontrazeption werden mittlerweile nur mehr Präparate mit ausschließlichem Gestagengehalt (Levonorgestrel: Vikela®, und Postinor®) und EllaOne® (synthetischer Wirkstoff Ulipristalacetat, Progesteron-Rezeptor-Modulator) zur Ovulations- bzw. Nidationshemmung angewendet. 1.2.1 Verordnungsrichtlinien unter Bedachtnahme auf Nebenwirkungen Als wichtigste Nebenwirkungen sind Hypertonie und Thromboseneigung anzuführen. Wegen verschiedenster Kontraindikationen ist die Anamnese wichtig (Tab. 1). Liegen Verdachtsmomente bezüglich Thrombophilierisiken vor, so muss eine allfällige Mutation des F5-Gens (Faktor 5 Leiden, F5), der Hauptursache der Resistenz gegenüber aktiviertem Protein C (APC-Resistenz) und damit des genuinen Thromboserisikos, abgeklärt werden. Bei heterozygoter Ausprägung einer Faktor 5-Mutation dürfen nur Gestagene („Minipille“, z.B. Micronovum®, Cerazette®) zur Verhütung verabreicht werden, bei homozygoter Ausprägung ist von Hormongaben überhaupt Abstand zu nehmen. Protein C- bzw. Protein SMängel treten wesentlich seltener auf. 2011 sind Kohortenstudien erschienen, die ein erhöhtes Thromboserisiko von Progestagenen der dritten Generation gegenüber Levonorgestrel postulieren. Demnach bietet sich als Einstiegspille ein orales Kontrazeptivum der Wahl Ein Pillenwechsel kann immer nach der Pillenpause bzw. bei Packungen mit 28 Pillen sofort im Anschluss nach der ersten Packung durchgeführt werde. Üblicherweise sind Stufen- und Sequentialpräparate zyklusstabilisierend. Das erhöhte Thrombembolierisiko von Progestinen der dritten Generation gegenüber Levonorgestel ist zu beachten. Problem: Konsequenz: Thromboserisikosenkung Produkt mit niedrigem Östrogen Vermeidung von Übelkeit, Brustspannen, vaskulärem Kopfschmerz Produkt mit niedrigem Östrogen Vermeidung von Spotting oder Durchbruchsblutungen Östrogenerhöhung bzw. Progestin mit erhöhter Wirkung Vermeidung von androgenen Effekten (= Wasserretention, Akne, Gewichtszunahme) Einsatz von Progestinen der 3. Generation Vermeidung von Fettstoffwechselstörungen Einsatz von Progestinen der 3. Generation Rezidivierende Ovarialzysten (Follikelzysten) Gestagenbetonte Pillen Hirsuitismus, Akne Produkt mit Antiandrogenen Tab. 2: Pillenwechsel Jahrgang 66 / 984 / 2012 mit Levonorgestrel an. Solcherart Pillen sind z.B. Microgynon-30®, Madonella®, Levostrol® und Selina®. Nach dem Warenverzeichnis des Österreichischen Apothekerverlages vom Oktober 2011 liegt hier Selina® als Generikum von Microgynon-30® mit dem geringsten Apothekenverkaufspreis am kostengünstigsten und dürfte deshalb bei jungen Mädchen besonders willkommen sein. Monophasenpillen eignen sich auch besonders gut für den „Langzyklus“, bei dem es über mehrere Monate nicht zur Menstruation kommt (z.B. für mehrmonatige durchgehende berufliche Arbeit, wie im Gastgewerbe). Mit Monophasenpillen ist es auch einfach, die Monatsblutung durch Hinzufügen oder Weglassen von Pillen vor- oder rückzuverlegen. Besonders im Jugendalter bedingen Zwischenblutungen oder gehäufte Anfälligkeit für Pilzinfektionen (= Bedarf nach einer Pille mit höherem Östradiolgehalt) oft einen Pillenwechsel (Tab. 2). 1.2.2 „Positive“ Zusatzwirkungen der Pille Bei der Behandlung von polyzystischen Ovarien (PCO-Syndrom, hyperandrogenämische Amenorrhoe) eignen sich Pillen mit antiandrogener Komponente. Sehr potente Antiandrogene sind Cyproteronacetat (z.B. in Diane mite®) und Dienogest (z.B. in Valette®). Es soll ovarielle Funktionsruhe hergestellt werden, gleichzeitig werden Akne und Seborrhoe behandelt. Die Ausprägung von Hirsuitismus wird verbessert. Generika der Cyproteronacetat-haltigen Diane mite® sind Alisma®, Xylia®, Bellgyn®, Midane® u.a. Bei der Behandlung von Akne und funktioneller Hypertrichose bzw. Hirsuitismus ist auch auf kostengünstige Generika von der schwächer antiandrogenen, Chlormadinonacetat-haltigen Belara® (Bilinda®, Mellow-Ratiopharm®, Madinette® u.a.) hinzuweisen. Es ist wichtig, zu wissen, dass Chlormadinon- ARZT & PRAXIS 107 123 110 WISSENSCHAFT Die Problematik der Differentialdiagnose bei Androgenisierungserscheinungen im Jugendalter liegt in den vielen Gemeinsamkeiten der klinischen Symptomatik verschiedenster Erkrankungen. Die Hyperandrogenämie im Rahmen diverser Erkrankungen ist von der funktionellen Form im Rahmen der Pubertät abzugrenzen. Nur beim PCOS (Polyzystisches Ovarialsyndrom) und bei funktionellen Formen können orale Ovulationshemmer als Behandlung eingesetzt werden. Erkrankungen mit Hyperandrogenämie Leitsymptome PCOS (Polyzystisches Ovarialsyndrom) Oligoamenorrhoe, Hirsutismus (= Haare im Gesicht, zwischen Schambereich und Bauchnabel, um die Brustwarzen) ausgeprägte Akne, Hyperhidrosis, Seborrhoe männliche Alopezie Nebennierenrindentumor Virilisierung, Klitoromegalie, beschleunigtes Wachstum, Cushing-Syndrom Cushing-Syndrom u.a. Vollmondgesicht, Stammfettsucht Hirsutismus Hyperprolaktinämie Oligoamenorrhoe, Hirsutismus, Galaktorrhoe Hypothyreose Oligoamenorrhoe, Hirsutismus Akromegalie Vergröberung der Gesichtszüge, Herzerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen, Hypertrichose, Hyperhidrosis Seltene jugendliche Ovarialtumore (Androblastome, Gynandroblastome, Lipidzelltumore, Keimstrangtumore mit annulären Tubuli) Virilisierung, Oligoamenorrhoe, Hirsutismus Tab. 3: Erkrankungen mit Androgenisierung acetat antidepressiv / stimmungsaufhellend wirkt und sich damit positiv von Cyproteronacetat unterscheidet. Es ist jedoch davor zu warnen, ohne endokrinologische Abklärung Hirsuitismus und Viri- lisierung sofort mit antiandrogenen Pillen zu behandeln! (Tab. 3). Weiters verringert die Pille die Bildung von Myomen und gutartigen Zysten des Eierstockes, Eierstockkrebs kommt seltener vor. Durch Verrin- gerung der Blutungsstärke besteht zudem Anämieprophylaxe. Manchmal hilft der Einsatz der Pille bei Kopfschmerzen, weil dann der Östrogenspiegel stabilisiert wird. Keinesfalls sollte die Pille bei Migräne mit Aura verwendet werden! Diese Migräneform ist zumeist nicht menstruell assoziiert und es besteht oft leicht erhöhtes Schlaganfallrisiko (Tab. 1). 1.3 Pille vergessen - was tun? Wird die Pille für über 12, aber weniger als 24 Stunden vergessen, so soll die Verhütung nach Einnahme der vergessenen Pille weitergeführt werden. Bei Vergessen über 24 Stunden sollen die vergessenen Pillen verworfen werden, der Packungsrest aber weiter eingenommen werden. Immer muss aber eine zusätzliche Verhütung (z.B.: Kondom) für den jeweiligen Zyklus erfolgen. Eine zusätzliche Verhütung ist auch bei der Einnahme von Antibiotika bzw. bei Durchfall und Erbrechen für 7 Tage angebracht. 2. Transdermal applizierte Hormonpräparate - Transdermales Pflaster (Evra®) und Vaginalring (Nuvaring®) als Alternativen zur Pille Transdermal applizierte Hormonpräparate (transdermales Pflaster Evra®, Ethinylöstradiol/Norelgestromin und Vaginalring Nuvaring®, Ethinylöstradiol/Etonogestrel) stellen eine wichtige Alternative zur Pille dar, besonders bei „Pillenmüdigkeit“ und damit verbundenen Compliance- Zusammenfassende Darstellung der hormonellen Verhütungsmittel. Nach der Entfernung besteht kein Schutz mehr vor Schwangerschaft, lediglich bei der 3-Monatsspritze* kann es bis zu 18 Monate dauern, bis die Fruchtbarkeit wieder hergestellt ist. Der Geschlechtsverkehr kann stets ohne Vorbereitung erfolgen und muss nie unterbrochen werden. Allesamt bieten keinen Schutz vor STDs (sexual transmitted diseases). Verhütungsmittel und Anwendungssicherheit, Art der Anwendung PI = Pearl Index Effektivitätsbeeinträchtigung Erforderliche Compliance Pille (Östrogen und Gestagen) PI = 0,3 – 0,5 täglich Pilleneinnahme länger als 12 Stunden vergessen, Durchfall, Erbrechen, Antibiotikaeinnahme hoch Minipille Cerazette® (nur Gestagen) PI = 1 – 3 täglich, innerhalb eines 12-Stunden-Zeitfensters Pilleneinnahme länger als 12 Stunden vergessen, Durchfall, Erbrechen, Antibiotikaeinnahme hoch Hormonpflaster (Östrogen und Gestagen) PI = 0,7 – 1 wöchentlich, nach 3 Wochen Pause für 1 Woche Pflasterwechsel über 48 Stunden vergessen, Pflaster länger als 24 Stunden verloren, Körpergewicht > 90 kg mittel Vaginalring (Östrogen und Gestagen) PI = 0,4 – 1,7 alle 4 Wochen, verbleibt für 3 Wochen in der Scheide Entfernen des Ringes für mehr als 3 Stunden, Anwendung eines einzelnen Ringes für länger als 4 Wochen mittel 3-Monats-Spritze* (nur Gestagen) PI = 0,3 alle 12 Wochen durch den Arzt sehr sichere Methode, das Anwendungsintervall von 13 Wochen darf aber nicht überschritten werden mittel Hormonspirale (nur Gestagen) PI = 0,2 wird alle 5 Jahre vom Arzt gewechselt sehr sichere Methode, eine Ausstoßung kann aber unbemerkt bleiben niedrig Hormonimplantat (nur Gestagen) PI = 0,1 wird alle 3 Jahre durch den Arzt gesetzt sehr sichere Methode außer bei hohem Körpergewicht, mangelnde Langzeitdatenlage niedrig Tab. 4: Übersicht über hormonelle Kontrazeptiva ARZT & PRAXIS Jahrgang 66 / 984 / 2012 WISSENSCHAFT Zusammenfassende Darstellung der nichthormonellen Verhütungsmittel. Nur das Kondom bietet Schutz vor STDs (sexual transmitted diseases). Bei Verwendung von Kondom* und Spermiziden** muss der Geschlechtsverkehr unterbrochen werden. Der im Gegensatz zu hormonellen Antikonzeptiva schlechtere Pearl Index des Kondoms wird aber bei Anwendung mit hoher Compliance gegenüber der Anwendung hormoneller Kontrazeption des „typical users“ (= user mit verminderter Compliance) oft ausgeglichen. Verhütungsmittel und Anwendungssicherheit, Art der Anwendung PI = Pearl Index Effektivitätsbeeinträchtigung Erforderliche Compliance Kondom* PI = 3 – 12 vor dem Geschlechtsverkehr falsche Anwendung, Beschädigung des Kondoms hoch Spermizide** PI = 6 – 21 vor dem Geschlechtsverkehr falsche Anwendung hoch Kupferspirale PI = 0,5 – 2 wird alle 5 Jahre vom Arzt gewechselt eine Ausstoßung kann unbemerkt bleiben niedrig Kupferkette PI = 0,3 – 1 wird alle 5 Jahre vom Arzt gewechselt eine Ausstoßung kann unbemerkt bleiben niedrig Chirurgische Sterilisation PI = 0,1 – 0,4 dauerhaftes, nicht reversibles Verfahren niedrig Tab. 5: Übersicht über nichthormonelle Kontrazeptiva Problemen. Durch Umgehung der Leberpassage ist die Hormonbelastung geringer, Durchfall und Erbrechen können keinerlei Wirksamkeitsbeeinträchtigung herbeiführen (Tab. 4). 3. Anwendung von ausschließlich Gestagen enthaltenden Präparaten Cerazette® (Desogestrel) stellt eine Alternative zu den Kombinationspräparaten dar (siehe auch 1.2.1, Verhütung bei Thrombophilie). Subkutan implantiertes Implanon® hat als gestagenes, unter der Haut liegendes „Verhütungsstäbchen“ seinen Platz in der Jugendgynäkologie gefunden. Die „Drei-Monats-Spritze“, (Depocon®, Sayana®; Medroxyprogesteronacetat) ist wegen häufiger Zwischenblutungen und der Osteoporosegefahr nicht zu empfehlen. Allenfalls stellt die Depotspritze für sozial gefährdete oder auch junge psychiatrische Patientinnen eine Verhütungsmöglichkeit dar, hier bieten sich eventuell auch die Kupferspirale oder das gestagenhaltige Intrauterinpessar (Mirena®) an (Tab. 4, 5). 4. Kupferspirale und Kupferkettchen In den letzten Jahren erscheint auch die Kupferspirale als mögliches Kontrazeptivum bei Adoleszentinnen (in verschiedenen Größen erhältlich), das Kupferkettchen Gynefix® passt sich jeder Gebärmuttergröße an. Wegen ihres für den Ungeübten schwierigen Einlagemodus bietet die Vertreiberfirma Kurse an (Tab. 5). Durchaus besteht bei diesen Methoden jedoch die Gefahr von aufsteigenden Entzündungen über den intrazervikal liegenden Faden, daher sollten Nutzen bzw. Risiko sehr genau hinterfragt werden. 5. Barrieremethoden Unter den Barrieremethoden besitzt das Kondom einen sehr hohen Stellenwert. Es weist auch hohe Akzeptanz unter Jugendlichen auf, da es Jahrgang 66 / 984 / 2012 zusätzlichen Schutz vor Geschlechtskrankheiten bietet. Deshalb wird auch eine zusätzliche Anwendung zur Pille empfohlen. Chemische Verhütungsmittel (Gel, Creme, Schaum) sind sehr unsicher, die Akzeptanz und Compliance sind gering. Sie sollen stets mit einer zusätzlichen Barrieremethode (Kondom, Portiokappe, Diaphragma) verwendet werden (Tab. 5). 6. Natürliche Familienplanung (NFP) Die natürliche Familienplanung (NFP) besteht in der Zeitwahl und in der symptothermalen Methode: Der Zeitpunkt des Eisprungs wird durch Messung der morgendlichen Auf wachtemperatur (Temperaturmethode) und Untersuchung des Vaginalschleims (Schleimstrukturmethode) bestimmt. Während der fruchtbaren Tage (von vier Tagen vor bis zwei Tagen nach dem recht unsicher bestimmten Eisprungzeitpunkt) muss ein Verhütungsmittel verwendet werden. Erkrankungen oder Stress verschieben den Zeitraum, deshalb liegt der Pearl-Index dieser Methode – je Autor – bei 1–30. Diese Methode ist im Jugendalter deshalb kaum geeignet, auch bei zusätzlichem Einsatz eines Hormon-Computers (Persona®, Lady Comp®), der mittels Urin-Teststreifen über die Kon- zentration der Hormone FSH und LH die fruchtbaren bzw. unfruchtbaren Tage der Frau berechnet. Trotz vieler kontrazeptiver Möglichkeiten im Jugendalter darf niemals auf einfühlsame Aufklärung vergessen werden. Es muss durch alle Beteiligten (Jugendliche, Eltern, Erziehungspflichtige, Sozialpädagogen, Psychologen und Ärzte) stets das für die Jugendliche passende und möglichst einfach zu handhabende Kontrazeptivum gefunden werden. ARZT & PRAXIS 111 112 WISSENSCHAFT ao. Univ.Prof. Dr. Christoph Gasche Loha for Life – Medizinisches Kompetenzzentrum Eisenmangel und Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Medizinische Universität Wien Eisenmangel aus der Sicht des Gastroenterologen Seit der Einführung des Serum-Ferritin (Anfang der 1970iger Jahre) beschränkt sich die Diagnosestellung „Eisenmangel“ auf die Interpretation von Laborwerten. Knochenmarksbefunde, wie noch vor 40 Jahren, sind mittlerweile obsolet. Im Jahr 2012 ist der Gastroenterologe der primäre Ansprechpartner für den Hausarzt. ie weltweit häufigste Mangelerscheinung ist Eisenmangel. Länder mit niedrigem Entwicklungsstandard sind davon am meisten betroffen. Aber auch in Industriestaaten liegt der Anteil an Patienten mit Eisenmangel bei Frauen im gebärfähigen Alter, Schwangeren, Kindern im Wachstum, Patienten vor und nach Operationen sowie Senioren zwischen 10 und 20 Prozent. Eisenmangel wird nicht mehr von Hämatologen abgeklärt. Heutzutage geht es vielmehr um die medizinische Fragestellung, woher der individuelle Eisenmangel kommt. Ist es ein Diätfehler, eine Aufnahmestörung, chronische Blutung aus dem Gastrointestinaltrakt, jeweils per se oder in Kombination mit starker Menstruationsblutung? Daher ist Eisenmangel eine Domäne der Gastroenterologie. Teil der Ausbildung für das Zusatzfach Gastroenterologie und Hepatologie ist die detailierte Kenntnis über Eisenstoffwechsel. Etwa 1 bis 2 mg Eisen werden pro Tag aus der Nahrung aufgenommen (bei Eisenmangel 5 bis 10 mg). Eisen kommt konzentriert nicht nur in tierischem Muskel vor (als Häm-gebundenes Eisen wie im Myoglobin oder Hämoglobin), sondern auch als pflanzliches Eisen in den Schalen von Reis, Getreide und Hülsenfrüchten. In pflanzlicher Nahrung gibt es aber auch Liganden, die mit Eisen eine schwer lösliche Verbindung eingehen (Phosphate, Polyphenole und Phytate) und so die Resorption stören. Dasselbe gilt für diverse Medikamente, an führender Stelle Protonenpumpenblocker. Nach der Aufnahme wird Eisen im Plasma an Transferrin gebunden und erreicht so alle Zielorgane im Körper (Abbildung). Etwa 60% des verfügbaren Eisens geht in die Erythropoese, der Rest verteilt sich auf Muskelzellen, Gehirn und den übrigen Orga- D ARZT & PRAXIS nismus. Jede Zelle benötigt Eisen zur Energiegewinnung und zum intrazellulären Sauerstofftransport. Aus dieser Tatsache leitet sich auch die unspezifische Symptomatik von Eisenmangel ab. Kosmetische Veränderungen gehören bei Frauen oft zum Alltag: Haarausfall, brüchige bzw. längsgerillte oder weissfleckige Nägel und Mundwinkelrhagaden. Neurologisch/psychiatrische Symptome sind weniger offenkundig, aber ebenfalls oft unabhängig von Anämie zu beobachten. Abgeschlagenheit, chronische Müdigkeit, Schlafstörungen, Libidoverlust werden gerne als Deppression interpretiert und können zu Fehlverschreibungen von Antidepressiva führen. Die Beschwerden von Betroffenen sind oft jahrelang unerkannt bzw. haben sich die Patienten an die schlechte Lebensqualität mit Eisenmangel gewöhnt. Besonders hervorzuheben ist das Restless-LegsSyndrom, das bei jungen Frauen praktisch immer durch Eisenmangel bedingt ist. Hier ist es notwendig, den Serum-Ferritinspiegel auf hochnormale Werte (zumindest 100 ng/ml) anzuheben, was nur mit intravenöser Eisensubstitution gelingt. Für die Diagnosestellung von Eisenmangel braucht man 3 Laborwerte: Hämoglobin, Ferritin und Transferrinsättigung. Die unteren Hämoglobin-Grenzwerte liegen bei Frauen im gebährfähigen Alter bei 12,0 g/dl bzw. bei Männern bei 13 g/dl. Das Ferritin sollte bei beiden Geschlechtern über 30 µg/l liegen und die Transferrinsättigung über 16%. Entzündungsprozesse verändern den Eisenhaushalt, sodass bei erhöhtem CRP bzw. bei Leukozytose diese Werte etwas anders zu interpretieren sind. Chronische Entzündungsreaktionen führen auch zu gestörter Eisenaufnahme, ein häufiges Problem bei Patienten mit rheumatoider Arthritis. Eisenmangel - der Gastroenterologe am Steuer In der Vergangenheit haben Hausärzte ihre Patienten mit Eisenmangel an eine hämatologische Abteilung zugewiesen. Eisenmangel ist aber in fast 100% der Fälle ohne Knochenmarkpunktion aus den Laborbefunden zu diagnostizieren, weshalb heutzutage eine weitere hämatologische Abklärung des Eisenmangels obsolet ist. Neben dem vermehrten menstruellen Blutverlust sind es vor allem Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, die mit vermehrtem Eisenverlust oder Störung der Eisenaufnahme einhergehen. Oft ist es eine Kombination von verstärkter Menstruationsblutung, eisenarmer Diät (wie bei rein vegetarischer Ernährungsweise) und leicht verminderter Resorptionsstörung (wie bei chronischer Gastritis Typ A). Es gibt viele Gründe, Patienten regelmäßig auf das Vorliegen von Eisenmangel zu testen. Eisenmangel sollte nicht ignoriert, sondern behandelt und die Ursache abgeklärt werden, genau in dieser Reihenfolge. Oft verzögert sich durch Terminmangel die endoskopische Abklärung und Patienten werden in dieser Phase unbehandelt belassen. Die Empfehlungen zur Eisensubstitution haben sich nämlich in den letzen Jahren etwas geändert. Im Vordergrund stehen Verträglichkeit und Compliance. Hohe orale Eisendosen werden üblicher Weise schlecht vertragen und sind auch nicht unbedingt mit besserem Ansprechen verbunden. Die Dosis richtet sich nach Schweregrad und individueller Situation. Bei leichtem Eisenmangel sind zumeist 50mg elementares Eisen pro Tag ausreichend. Es ist zu beachten, dass weniger als 10% des oral verabreichten Eisensalzes aufgenommen werden, sodass 90% im Darmlumen bleiben und mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Die Jahrgang 66 / 984 / 2012 Fachkurzinformation siehe 123 114 WISSENSCHAFT 1. Die Eisenresopertion findet im Duodenum und oberen Jejunum statt. Eisen wird durch die Schleimhautzelle aus dem Darmlumen aufgenommen und im Plasma an Transferrin gebunden. 2. Transferrin gebundenes Eisen wird im Plasma transportiert und versorgt alle Körperzellen (insbesonders das Knochenmark zur Bindung von Erythrozyten). 3. Alte Erythrozyten werden von Makrophagen (Reticulo-Endotheliale Zellen der Milz) abgebaut und Eisen wird dem Organismus (im Sinne eines Recycling Verfahrens) erneut zur Verfügung gestellt. 4. Überschüssiges Eisen wird in der Leber gespeichert. 5. Laufender Eisenverlust (durch Menstruation, Haut, Haare, Nägel, Darmschleimhaut) wird durch Resorption kompensiert. schwarze Stuhlverfärbung ist ein klinisches Indiz für diese Tatsache, ebenso wie die häufigen gastrointestinalen Beschwerden, die mit oraler Eisensubstitution verknüpft sind. Magenschmerz oder Obstipation sind häufige Nebenwirkungen, die ein beträchtliches Complianceproblem, vor allem bei Frauen, zur Folge haben. Die intravenöse Eisensubstitution ist eine moderne Alternative für Patienten, die Eisentabletten schlecht vertragen oder nur ungenügend darauf ansprechen. Moderne Präparate sind sicher und gut verträglich, wobei auf das richtige Medikament geachtet werden muss (Tabelle). Von Spitalsapotheken wird oft aus Kostengründen ein Präparat (Ferrlecit®) ausgegeben, das in Österreich nicht und in Deutschland nur bei Dialysepatienten (in niedrigen Einzeldosen) zugelassen ist. Bei einem durchschnittlichen Eisenbedarf von 1.500 mg müssten bis zu 24(!) intravenöse Infusionen verabreicht werden. Im Gegensatz dazu liegt die zugelassene Einzeldosis bei Ferinject® und Monofer® bei 500 bis 1.000mg (je nach Körpergewicht), wobei diese Produkte zwar zugelassen sind, aber durch Krankenkassen nicht erstattet werden. Mittlerweile sind Patienten aber bereit, Medikamentenkosten selber zu tragen, als wiederholte Infusionen über sich ergehen zu lassen. Einen guten Preis-Leistungs-Kompromiss stellt Eisen-Saccharose (Venofer® bzw. Fermed®) dar, wobei die österreichische Fachinformation Intravenöse Eisenpräparate Eisen-Gluconat* Ferrlecit® Eisen-Dextran CosmoFer® Eisen-Saccharose Venofer® Fermed® Eisen-Carboxymaltose Ferinject® Eisen-Isomaltosid Monofer® Fe+++/Amp Max. Einzeldosis Testdosis Infusionsdauer Vertrieb 62,5 mg 62,5–125 mg/100 ml NaCl – 30 min Sanofi 100 mg 1.000 mg/500 ml NaCl + 100 mg 100 mg 200 mg/100 ml NaCl 200 mg/200 ml NaCl + + 30 min 30 min Vifor Medice 500mg 500 mg/100 ml NaCl 1.000 mg/250 ml NaCl – 6 min 15 min Vifor 500 mg 500 mg/250 ml NaCl 1.000 mg/500 ml NaCl – 30 min 60 min Cosmopharma * Importprodukt aus Deutschland, in Österreich nicht zugelassen ARZT & PRAXIS 4 – 6 Stunden Cosmopharma vor der ersten Gabe eine Testdosis empfiehlt. Dextran-assoziierte allergische Reaktionen sind bei Saccharose als Eisenträgermolekül jedoch nicht zu erwarten, weshalb in der klinischen Praxis und in den Fachinformationen anderer Länder auf eine Testdosis verzichtet wird. Auch ist die zugelassene Einzeldosis anderswo höher als 200 mg. Bei Verdacht auf gastrointestinale Blutung oder Resoptionsstörung sollte eine endoskopische Abklärung erfolgen. Die endoskopischen Algorithmen richten sich nach Alter und Geschlecht des Patienten, wobei eine kombinierte Untersuchung (Gastroskopie und Coloskopie innerhalb einer Sitzung) für den Patienten am angenehmsten ist und dem Gesundheitssystem Kosten (z.B. für Sedierung) spart. Die Kapselendoskopie und schichtgebende Verfahren (Darmultraschall, Enteroklysma-CT oder -MRI) sind moderne ergänzende Tests, die eine erweiterte Diagnostik darstellen. Jedenfalls sind eine stationäre Aufnahme und die Gabe von Erythrozytenkonzentraten nur bei akuter hämodynamisch wirksamer Blutung angezeigt. Alle chronischen Blutungen lassen sich auch bei schwerer Anämie (Hb unter 10 g/dl) mittels moderner intravenöser Therapie in der Regel gut behandeln. So kann man selbst Patienten mit einem Hämoglobin zwischen 5 und 6 g/dl bei guter hämodynamischer Kompensation ohne Bluttransfusionen und ohne stationäre Aufnahme sicher behandeln. Als Richtwert gilt: 250 mg Eisen entsprechen etwa einem Erythrozytenkonzentrat. Ein durchschnittliches Ansprechverhalten liegt bei einem Hämoglobinanstieg von 1 g/dl pro Woche. Wichtig ist, dass Eiseninfusionen unmittelbar mit Diagnosestellung einer schweren Eisenmangelanämie starten. Nur so können Patienten sicher aus dieser prekären Situation geführt werden. Seit letztem Jahr gibt es in Wien und Niederösterreich Kompetenzzentren (www. lohaforlife.at), die auf die gastroenterologische Abklärung und intravenöse Eisensubstitution spezialisiert sind. Loha ist Hindi und bedeutet Eisen. Für Lebenskraft und -freude ist die richtige Menge an Eisen in jeder Körperzelle wichtig. Loha for Life Zentren sind spezialisiert auf die Diagnostik, Therapie und gastroenterologische Abklärung von Eisenmangel. Ziel von Loha for Life ist es, die Gesundheit und Lebensqualität von Patienten mit Eisenmangel zu verbessern. Weitere Informationen unter: www.lohaforlife.at 0660 36066 60 Jahrgang 665 / 984 / 2012 116 FORTBILDUNG Medikamentöse Osteoporose-Therapie aktuelle österreichische Empfehlungen Prävention und Therapie der Osteoporose sind fachspezifisch und die Behandlungsmaßnahmen in Abhängigkeit von Alter, Geschlecht und zahlreichen anderen Faktoren zu sehen - soweit ein Zitat aus dem Editorial zum rezent publizierten Update des österreichischen Konsensuspapiers „Osteoporose - Prävention & Therapie“ und gleichzeitig auch ein Appell an ein primär auf medizinischen Erkenntnissen basierendes Management. eine Aktualisierung erfuhr der Konsensus [1] durch eine Expertengruppe unter dem Vorsitz von Prim. Univ.Prof. Dr. J. Bröll und Prim. Univ.Prof. Dr. H. Resch unter Patronanz der ÖGKM (Österreichische Gesellschaft für Knochen- und Mineralstoffwechsel) - wesentliche Aussagen zur Pharmakotherapie werden in der Folge zusammengefasst. S Kalzium und Vitamin D Daten aus einer großen österreichischen Multicenter-Studie von Kudlacek et al. zeigen, dass die tägliche Kalziumzufuhr mit der Nahrung im Durchschnitt der erwachsenen Bevölkerung nur etwa 600 mg/Tag beträgt und somit deutlich unter der international empfohlenen Mindestmenge von 1.000-1.300 mg liegt. Auch die tägliche Vitamin D-Zufuhr liegt mit 100 IE deutlich unter dem Tagesbedarf von 600-800 IE. Der Ausgleich dieses Defizits durch UV-induzierte Synthese von Vitamin D3 in der Haut ist auch bei körperlich aktiven Erwachsenen besonders in den Wintermonaten nur schwer möglich – bei älteren und immobilen Personen ist mit einem ganzjährigen Vitamin DMangel zu rechnen. Die Notwendigkeit einer kombinierten Kalzium/ Vitamin D-Supplementation ergibt sich aus der Tatsache, dass in Österreich - so wie in vielen anderen Ländern Europas und in Übersee - ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung eine gleichzeitige Unterversorgung mit Kalzium und Vitamin D aufweist. Dieser chronische Mangel führt zu einer Reduktion von mineralisierter Knochenmasse und kann letztlich die Entwicklung einer Osteoporose begünstigen. So ist etwa bei gleichzeitiger Korrektur eines niedrigen Kalzium- und Vitamin D-Status eine Reduktion der Hüftfrakturinzidenz um durchschnittlich 20% bzw. im günstigsten Fall - also bei ausreichender Compliance - um bis zu 40% möglich. Gemäß international anerkannten Richtlinien ist eine adäquate Zufuhr von Kalzium und Vitamin D als integraler Bestandteil jeglicher ARZT & PRAXIS Maßnahme zur Reduktion des Sturzrisikos und des beschleunigten Knochenabbaus und somit zur Verhinderung osteoporotischer Frakturen anzusehen. Die in einer Studie von Bolland et al. rezent publizierte Beobachtung eines um 30% höheren Herzinfarktrisikos unter Einnahme von Kalziumsupplementen ist statistisch nicht einwandfrei erwiesen. Vielmehr dürfte es sich um einen Zufallsbefund handeln, der in der Öffentlichkeit für Verwirrung gesorgt hat. So haben die Schlussfolgerungen der Autoren etwa in der internationalen Fachwelt massive Kritik ausgelöst. Eine im Gegensatz zu dieser Studie methodisch einwandfrei durchgeführte Untersuchung von Lewis et al. über 5 Jahre (inklusive einer weiteren 4,5 Jahre dauernden Nachbeobachtungszeit) an einer großen Gruppe älterer Frauen zeigt eindeutig unter Kalziumcarbonatzufuhr von 1.200 mg/Tag zusätzlich zu einer Basiseinnahme von rund 950 mg/Tag keinerlei Auswirkung auf das kardiovaskuläre Risiko. Eine Kalziummonotherapie dürfte die Knochenfrakturrate nur bei Patienten mit ausgeprägtem Kalziumdefizit deutlicher beeinflussen, sonst geht man derzeit eher von einem günstigen Effekt der Kombination von Kalzium und Vitamin D aus. Die weit verbreitete Ansicht, dass eine Erhöhung der Zufuhr allein von Vitamin D3 für die Prävention und Therapie der Osteoporose ausreicht, ist falsch, da die Vitamin D-abhängige Absorption von Kalzium aus dem Darm, durch die ja nur ein Teil des Bedarfs gedeckt werden kann, schon bei relativ geringen Dosen von Vitamin D gesättigt ist. Eine Erhöhung der Dosis hat keinen zusätzlichen Effekt und ein eventuell bestehendes alimentäres Kalziumdefizit kann somit nicht kompensiert werden. In Österreich liegen die Empfehlungen einer täglichen Vitamin D3-Zufuhr bei 800–1.000 IE für den Erwachsenen bzw. 2.000 IE für Risikogruppen oder institutionalisierte Personen. Mit einem erhöhten Vitamin D-Bedarf ist vor allem während der Schwangerschaft und auch im höheren Alter zu rechnen. In besonderen klinischen Situationen sollte es in der Entscheidung des einzelnen Arztes liegen und von Rahmenbedingungen abhängig gemacht werden, ob nicht im Einzelfall kurzfristig höhere Dosen bis zur Erlangung eines normalen 25(OH)DSpiegels verordnet werden sollen. Von einer langfristigen Einnahme von Vitamin D-Supplementen über 4.000 IE täglich, wie sie von manchen Seiten für eine optimale Gesundheitsversorgung propagiert wird, ist jedoch wegen der noch nicht erforschten möglichen Nebenwirkungen abzuraten. Zusammenfassend ist laut Konsensus die tägliche Einnahme von mindestens 800 IE Vitamin D3 und 1.200 mg Kalzium bei Hinweisen auf ein hohes Frakturrisiko sowie als Basistherapie bei klinisch manifester Osteoporose angezeigt. Die kombinierte Vitamin D/Kalzium-Supplementation allein genügt zwar nicht, um eine Osteoporose zu behandeln, stellt aber eine unverzichtbare Ergänzung jeglicher medikamentösen Therapie dar. Medikamentöse Osteoporosetherapie Ziele Das Behandlungsziel bei manifester Osteoporose besteht in der weiteren Frakturverhinderung über Knochenqualitätsverbesserung, adäquate Schmerzbehandlung sowie Rehabilitation, um eine altersgemäße soziale Reintegration zu ermöglichen. Die Wirkung von Osteoporose-Therapeutika sollte rasch eintreten und sowohl Wirbel- als auch extravertebrale Frakturen verhindern. Die Effizienz der Behandlung - gemessen an der absoluten Risikoreduktion - steigt mit zunehmendem Alter. Unter antiresorptiven Therapien besteht weder für Wirbel- noch für extravertebrale Frakturen ein hohes Maß an Assoziation zwischen Frakturrisikoreduktion und Knochendichtezunahme - letztere erklärt maximal 20% des frakturpräventiven Effekts. Jahrgang 66 / 984 / 2012 FORTBILDUNG Antiresorptive Therapie Bisphosphonate Alendronat • Therapie der postmenopausalen Osteoporose zur Verringerung von Frakturen • Therapie einer Osteoporose bei Männern, um Frakturen zu verhindern • Therapie und Prävention der Glukokortikoidinduzierten Osteoporose • Zunahme der Knochenmineraldichte an allen Skelettregionen • Wirksamkeitsnachweis über 7 und 10 Jahre • Risikoreduktion von vertebralen sowie nichtvertebralen Frakturen und Hüftfrakturen mit/ ohne vorangegangenen Frakturen Dosierung: 10 mg/die bzw. 70 mg 1x /Woche; Glukokortikoid-induzierte Osteoporose: 5 mg/ die, bei postmenopausalen Frauen ohne Östrogenersatz 10 mg/die (siehe Fachinformation) Risedronat • Behandlung der postmenopausalen Osteoporose zur Verringerung des Risikos von vertebralen Frakturen und Hüftfrakturen • Prävention der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen mit erhöhtem Frakturrisiko • 8-Jahres-Daten (in Österreich Erstverordnung nur bei Männern möglich) • Risikoreduktion vertebraler Frakturen unter Glukokortikoid-Langzeitgabe (>6 Monate bei >7,5 mg/d Prednisolonäquivalent) Dosierung: 5 mg/d oder 35 mg/Woche; 35 mg 1x/Woche auch zur Behandlung der Osteoporose bei Männern mit hohem Frakturrisiko zugelassen Ibandronat • Therapie der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen mit erhöhtem Frakturrisiko • Reduktion des Risikos vertebraler Frakturen • 7-Jahres-Daten • Wirkung auf Hüftfrakturen liegt nur bei Subgruppenanalysen vor Dosierung: 3 mg als intravenöse Injektion alle 3 Monate Zoledronsäure • Behandlung von Frauen in der Postmenopause und von Männern mit Osteoporose • Behandlung Glukokortikoid-induzierter Osteoporose mit erhöhtem Frakturrisiko • Reduktion des Risikos von vertebralen Frakturen und Hüftfrakturen • Mortalitätsreduktion bei Gabe nach Hüftfrakturen (zur Sekundärprävention) • 5-Jahres-Daten Dosierung: 5 mg in 100 ml wässriger Lösung per infusionem einmal jährlich Allgemeine Kontraindikationen für Bisphosphonate Kontraindiziert sind Bisphosphonate bei Überempfindlichkeit und Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance ≤30 ml/Min), ebenso bei Hypokalzämie und Vitamin D-Defizit, wobei nach Korrektur von Vitamin D-Spiegel und Hypokalzämie die Behandlung durchgeführt werden kann. Unter Bisphosphonaten kann es zu einer Beeinträchtigung der Kreatinin-Clearance kommen, was vor allem bei parenteraler Applikation von Bedeutung ist. Dieses Problem kann durch gute Hydrierung des Patienten, langsame Infusions- 123 geschwindigkeit und Gabe eines größeren Infusionsvolumens abgeschwächt werden. Alendronat bzw. Zoledronsäure sind kontraindiziert bei einer Kreatinin-Clearance <35 ml/min.; Ibandronat bzw. Risedronat bei <30 ml/min.. Denosumab • Behandlung der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen mit erhöhtem Frakturrisiko • Behandlung von Knochenschwund im Zusammenhang mit Hormonablation bei Männern mit Prostatakarzinom mit erhöhtem Frakturrisiko) • Denosumab ist auch geeignet für Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz einschließlich Stadium IV (GFR 15-29 ml/min.) Die Subgruppenanalyse der FREEDOM-Studie legt einen besonderen Nutzen nahe für: • Patientinnen über 75 Jahre mit Osteoporose • Patientinnen mit einem T-Score ≤-2,5 am Schenkelhals • Patientinnen über 70 Jahre mit einem T-Score ≤-3,0 und einer prävalenten Wirbelkörperfraktur Dosierung: 60 mg subkutan zweimal jährlich Kontraindikationen: Hypokalzämie; vor Beginn einer Behandlung mit Denosumab sollte eine Hypokalzämie ausgeschlossen/korrigiert werden. Selektive Östrogen-Rezeptor-Modulatoren (SERM s) Raloxifen • Behandlung der postmenopausalen Osteoporose • Verminderung von vertebralen Frakturen 117 FORTBILDUNG Anabole Therapie Parathormon Teriparatid • Behandlung der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen und Männern mit hohem Frakturrisiko • Behandlung der Glukokortikoid-induzierten Osteoporose bei Frauen und Männern mit hohem Frakturrisiko • Signifikante Reduktion der Inzidenz vertebraler und extravertebraler Frakturen bei postmenopausalen Frauen • 36-Monatsdaten zur Reduktion des Frakturrisikos und der Abnahme von Rückenschmerzen Dosierung: 20 µg täglich subkutan (Abdomen oder Oberschenkel) Dosierung: 2 g/die zwischen den Mahlzeiten (2 Stunden nüchtern) Kontraindikationen: Nierenfunktionsstörungen (Kreatinin-Clearance <30 ml/min.; bei 30–70 ml/ min. ist keine Dosisanpassung erforderlich) Andere Substanzen mit möglichem Benefit Calcitonin Einen möglichen Stellenwert hat diese Therapie bei Patienten mit akuter schmerzhafter Fraktur als zusätzliche kurzfristige Behandlung und bei prämenopausalen Patientinnen mit osteoporotischen Frakturen. Anabolika Es gibt Hinweise für die direkte Wirkung von Nandrolondecanoat auf die Knochenzellen allerdings fehlen aussagekräftige Frakturdaten. Die muskelaufbauende und kraftfördernde Wirkung der Anabolika kann in Einzelfällen zusätzlich zur Osteoporosetherapie nützlich sein. Schmerztherapie Die Schmerztherapie bedarf der klinisch-diagnostischen Differenzierung. Eine adäquate Schmerzbehandlung ermöglicht eine frühere Rehabilitation der Patienten und unterliegt den Kriterien des WHO-Stufenschemas zur Schmerztherapie und den Empfehlungen der Österreichischen Schmerzgesellschaft einschließlich physikalisch-therapeutischer Maßnahmen. –mb- Literatur: [1] Bröll J, Resch H; Konsensus - Osteoporose - Prävention & Therapie; Österreichische Ärztezeitung; Supplementum Dezember 2011 SIN_2012_033 • Reduktion des Mammakarzinomrisikos Dosierung: 60 mg/die per os Kontraindikationen: gebärfähige Frauen, bestehende oder in der Vorgeschichte aufgetretene venöse thromboembolische Ereignisse, eingeschränkte Leberfunktion einschließlich Cholestase, schwere Nierenschädigung, ungeklärte Uterusblutungen, Verdacht auf Endometriumkarzinom 123 118 PTH 1-84 • Behandlung der Osteoporose bei postmenopausalen Hochrisikopatientinnen mit hohem Frakturrisiko • Signifikante Reduktion der Inzidenz vertebraler, nicht aber von extravertebralen Frakturen Dosierung: 100 µg täglich subkutan Absolute Kontraindikationen für eine PTH-Therapie: Nicht abgeschlossenes Knochenwachstum, Malignome des Skelettsystems einschließlich Metastasen, Strahlentherapie, bei der das Skelett im Strahlenfeld war, Hyperkalziämie, Hyn.), ein erhöhtes Osteosarkom-Risiko, hochgradig eingeschränkte Leberfunktion (PTH 184) sowie Schwangerschaft und Stillzeit. Nicht empfohlen bei: Kausal anders behandelbaren sekundären Osteoporosen (z.B. Hypogonadismus, Malabsorption), Osteomalazie, Nierensteinen (aktuell oder kürzlich), mittelschwerer Niereninsuffizienz oder Patientinnen mit Orthostaseproblemen. Anderswirkende Substanzen Strontiumranelat • Behandlung der postmenopausalen Osteoporose zur Verringerung des Frakturrisikos • 10-Jahres-Daten ARZT & PRAXIS Jahrgang 66 / 984 / 2012 FORTBILDUNG Volkskrankheit „Rhinosinusitis” - Stellenwert medikamentöser Therapieoptionen Akute wie chronische Rhinosinusitis nehmen das Ausmaß von „Volkskrankheiten” an. Erhebliche krankheitsassoziierte Morbidität, sozioökonomische Belastungen durch die Erkrankung sowie die seltenen, aber lebensbedrohlichen Komplikationen erfordern eine zielgerichtete und effiziente Diagnose und Therapie. oweit die aktuelle Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopfund Hals-Chirurgie - nachfolgend werden daraus die entsprechenden Empfehlungen zur pharmakologischen Therapie [1] zusammengefasst. S Analgetika Die Einnahme von Analgetika/Antiphlogistika wird lediglich bei bestehenden Schmerzen und nicht als abschwellende Maßnahme empfohlen (Empfehlung) - zur Verfügung stehen unter anderem Paracetamol, Diclofenac bzw. Ibuprofen. Antibiotika Obwohl mehr als 2.000 Studien über die antibiotische Therapie bei akuter Rhinosinusitis veröffentlicht wurden, erfüllen nur wenige davon die durch das Cochrane-Board festgelegten Kriterien. Die Auswertung der eingeschlossenen Studien ergab bei 631 Patienten eine gering erhöhte Ansprechrate auf die Antibiotikatherapie gegenüber Placebo (Heilungsrate 90 versus 80%). In einer weiteren Metaanalyse wurde von Young et al. festgestellt, dass 15 Patienten mit akuter Rhinosinusitis mit einem Antibiotikum behandelt werden müssen, um im Vergleich zu Placebo einen Patienten mehr zu heilen. Mehrere Metaanalysen verglichen die Wirksamkeit unterschiedlicher Antibiotika bei akuter Rhinosinusitis - dabei erwiesen sich Nicht-Penicilline (Cephalosporine, Makrolide, Minocycline) den Penicillin-Derivaten als ebenbürtig. Ein Vergleich von Nicht-Penicillin-Derivaten mit Amoxicillin/Clavulansäure erbrachte keine Unterschiede in der Heilungsrate. Aus einer weiteren Metaanalyse von de Bock et al. lässt sich eine bessere Wirkung von Cotrimoxazol und Makroliden gegenüber den Penicillin-Derivaten ableiten. In einer Metaanalyse von Karageorgopoulos et al. ergaben sich keine Vorteile für Fluorochinolone gegenüber Betalaktamantibiotika. Die überwiegende Mehrzahl der akuten Rhinosinusitiden gilt als viral bedingt, sodass eine An- Jahrgang 66 / 984 / 2012 tibiotikabehandlung nicht indiziert ist. Zudem stellt auch eine eindeutige akute bakterielle Rhinosinusitis bei einem ansonsten gesunden Menschen lediglich unter den im Folgenden genannten Bedingungen eine Indikation zur Antibiotikatherapie dar: - starke Beschwerden - Fieber >38,3°C - Verstärkung der Beschwerden im Laufe der Erkrankung - drohende Komplikation - Patienten mit chronisch entzündlicher Lungenerkrankung - immundefiziente bzw. -supprimierte Patienten - Patienten mit schweren Grundleiden oder besonderen Risikofaktoren Nach Abwägung von Wirkungen, Nebenwirkungen und Wirtschaftlichkeit kann daher bei adäquat diagnostizierter akuter Rhinosinusitis unter oben genannten Voraussetzungen eine Antibiotikatherapie durchgeführt werden (starke Empfehlung). Mittel der Wahl ist Amoxicillin (Alternativen: Aminopenicillin + Betalaktamaseinhibitor, Oralcephalosporin der 2. Generation, Makrolid, Cotrimoxazol, Clindamycin, Doxycyclin) bzw. bei schweren Formen oder Vorliegen von Risikofaktoren ein Aminopenicillin + Betalaktamaseinhibitor bzw. ein Cephalosporin der 2. Generation oder Cefotaxim (Alternativen: Cephalosporin der Generation 3a bzw. Moxi-, Levo-, Ciprofloxacin). Die Beurteilung der Effektivität einer antibiotischen Behandlung stellt sich bei der chronischen Rhinosinusitis bedeutend schwieriger dar als bei der akuten Form. Die meisten diesbezüglichen Therapie-Studien verglichen retrospektiv die Behandlung mit unterschiedlichen Antibiotika. Wegen der hohen Prävalenz von gram-negativen Bakterien und Staphylokokken erwies sich die Amoxicillin/Clavulansäure-Kombination gegenüber Amoxicillin, Ampicillin oder Erythromycin als wirksamer. Bei gleicher Heilungsrate zeigte erstere auch gegenüber Cefuroxim eine signifikant geringere Rezidivquote. Legent et al. konnten hingegen einen signifikanten, aber klinisch kaum relevanten Vorteil von Ciprofloxacin gegenüber Amoxicillin/Clavulansäure beobachten. Als Mittel der Wahl zur Behandlung der chronischen Rhinosinusitis werden empfohlen: Aminopenicillin + Betalaktamaseinhibitor oder Cephalosporin der 2. Generation (Alternativen: Clindamycin, Cotrimoxazol, Fluorchinolon, Doxycyclin). Eine längerfristige antibiotische Therapie der chronischen Rhinosinusitis in Kombination mit Steroiden kann als Alternative zur chirurgischen Therapie erwogen werden (offene Empfehlung). Da keine deutliche Überlegenheit bestimmter ausgetesteter Antibiotikagruppen in den Metaanalysen festgestellt werden konnte, dominieren bei der Auswahl der Antibiotika zur Behandlung der akuten wie auch chronischen Rhinosinusitis andere Kriterien wie Resistenzmuster, Nebenwirkungen und/oder Kosten sowie das Risiko der Induktion von Resistenzen und Unterschiede in der Pharmakokinetik bzw. -dynamik. Durch eine adäquate Antibiotikatherapie kann die chirurgische Intervention bei Komplikationen wie z.B. Stirnhöhlenempyem oder Orbitaödem in bestimmten Fällen vermieden werden. Dekongestiva Der therapeutische Effekt nasaler Dekongestiva ist für die akute Rhinosinusitis kaum untersucht, Placebo-kontrollierte Untersuchungen liegen nicht vor. Zwei neuere Arbeiten mit radiologisch abgesicherter Diagnose konnten bei Erwachsenen und Kindern keine positiven Effekte nachweisen. Die europäische Leitlinie (EPOS) empfiehlt jedoch den Gebrauch von abschwellenden Nasentropfen oder -sprays zur symptomatischen Behandlung der akuten Rhinosinusitis. Lokale Dekongestiva werden je nach Präparat für eine Dauer von maximal 7-10 Tagen empfohlen (Empfehlung). Eine therapeutische Anwendung oraler Sympathomimetika wird wegen dosisabhängiger Ne- ARZT & PRAXIS 119 120 FORTBILDUNG benwirkungen, schlechter Steuerbarkeit und besser belegter Wirksamkeit der Lokalanwendung nicht empfohlen (Empfehlung). Kortikosteroide Akute wie chronische Rhinosinusitis stellen entzündliche Erkrankungen dar, deren Ausmaß durch Kortikosteroide gehemmt werden kann. Neue topische Präparate zeichnen sich dabei durch eine niedrige systemische Verfügbarkeit, hohe Rezeptorbindungsaffinität und gute Aufnahme in die Schleimhaut aus. Topische Kortikosteroide: Durch deren zusätzliche Anwendung (zu Antibiotika) lassen sich bei der akuten Rhinosinusitis zumindest subjektive Symptome verbessern, auch wenn dies in einer neueren Untersuchung (Williamson et al.) zumindest für die allgemeinärztliche Versorgung in Abrede gestellt wird. In einem Cochrane-Review (Zalmanovici et al.) zur Gabe nasaler Steroide bei akuter Rhinosinusitis wurde als einziger signifikanter Effekt ein gegenüber Placebo um 10% höherer Anteil an geheilten oder zumindest subjektiv gebesserten Patienten festgestellt. Die Gabe nasaler Steroide auch als Monotherapie ist somit Evidenz-basiert, allerdings nicht bei Vorliegen einer schweren, wahrscheinlich bakteriellen akuten Rhinosinusitis. Bei rezidivierend auftretenden akuten und chronischen Rhinosinusitiden lassen sich durch die additive Gabe topischer Steroide Gesamtsymptomscore, Kopf- und Gesichtsschmerzen, nasale Obstruktion sowie Scores für Sekretion und Husten tendenziell verbessern. Zur chronischen Rhinosinusitis ohne Polyposis nasi liegen ferner mehrere kontrollierte Studien vor - in allen wird eine signifikante Besserung der nasalen Symptome nach topischer Steroidapplikation angegeben. Insbesondere die Eosinophilen-assoziierte Entzündungsreaktion in Nasenpolypen bei der chronischen Rhinosinusitis mit Nasenpolypen wird von topischen Steroiden effektiv gehemmt - als klinische Folge ist eine deutliche Reduktion der Symptomatik zu beobachten. In den letzten Jahren wurden diese klinischen Beobachtungen zunehmend durch objektive Parameter gestützt. So zeigte sich in einigen Studien eine signifikante Verbesserung der Rezidivrate bzw. Hinauszögerung des Auftretenszeitpunkes nach Operation - die Untersuchungen gehen allerdings über den Zeitraum eines Jahres nicht hinaus. Der Einsatz von topischen Kortikosteroiden über mehrere Monate bei unbehandelten Nasenpolypen sowie als Behandlungsversuch zur Vermeidung einer Operation sowie zur Rezidivprophylaxe ARZT & PRAXIS nach chirurgischer Therapie (6 Monate bis 1 Jahr) ist damit zu empfehlen (starke Empfehlung). Unter einer mehrmonatigen postoperativen Steroidtherapie scheint es auch zu einer verbesserten Wundheilung zu kommen. Insgesamt wird daher bei akuter oder chronischer Rhinosinusitis eine Behandlung mit topischen Kortikosteroiden empfohlen (starke Empfehlung). Systemische Kortikosteroide in absteigender Dosierung wurden - meist gefolgt von einer mehrmonatigen topischen Steroidtherapie zur Behandlung der Polyposis nasi eingesetzt. In etwa 80% der Fälle ließen sich Operationen über diesen Zeitraum hinauszögern - Rezidive waren allerdings in mehr als 50% der Patienten feststellbar. Die Gabe oraler Steroide kann die Operation erleichtern (Empfehlung). Sonstige pharmakologische Therapie Der Einsatz von Antihistaminika erscheint bei an einer akuten Rhinosinusitis erkrankten Allergikern sinnvoll - ihr adjuvanter Einsatz wird daher bei nachgewiesener allergischer Rhinitis empfohlen (Empfehlung). Die Gabe des Leukotrienantagonisten Montelukast bei der Polyposis nasi wurde in mehreren klinischen Prüfungen untersucht. In einer kürzlich erschienenen Übersichtsarbeit zeigten sich Effekte bei präoperativer Anwendung wie auch in der postoperativen Rezidivprophylaxe. Die chemisch definierten Sekretolytika Acetylcystein und Ambroxol werden zwar häufig unterstützend neben der Antibiotikagabe bei der Rhinosinusitis eingesetzt, jedoch liegt für deren Nutzen keine Evidenz vor. Da sich keine Studien zur Rhinosinusitis mit Hinweis auf deren therapeutische Wirkung finden, kann eine Anwendung nicht empfohlen werden (Empfehlung). In einer doppelblinden, Placebo-kontrollierten Studie wurde ein homoopathisches Kombinationspräparat bei der akuten Rhinosinusitis untersucht und signifikante Verbesserungen beschrieben. Eine generelle Empfehlung für den Einsatz homöopathischer Arzneimittel bei akuter Rhinosinusitis kann nicht gegeben werden. Die Beurteilung der Phytotherapeutika hängt von den eingesetzten Präparaten ab. Eine doppelblinde, randomisierte Multicenterstudie über die Wirkung von Myrtol bei der akuten Sinusitis ergab eine signifikante Überlegenheit gegenüber Placebo. Cineol stellt eine Komponente des Eucalyptus globulus dar und wurde ebenfalls doppelblind bei akuter, nicht purulenter Sinusitis in zwei methodisch hochwertigen Studien getestet - im Vergleich zu Placebo wurden die Symptome signifikant gebessert. Es bestehen daher Hinweise für symptomlindernde und kurative Wirkungen von Myrtol und Cineol (GeloMyrtol®) bei akuter, nicht bakterieller Rhinosinusitis (Empfehlung). Mit einem Phytotherapeutikum aus den 5 kombinierten Arzneipflanzen Enzianwurzel, Schlüsselblumenblüte, Ampferkraut, Holunderblüte und Eisenkraut (Sinupret®) ließen sich bei der Behandlung einer radiologisch gesicherten bakteriellen Rhinosinusitis mit Nasennebenhöhlenverschattung zusätzlich zur Basistherapie additive therapeutische Effekte erzielen. In einer doppelblinden, Placebo-kontrollierten Studie konnte ein statistisch signifikanter Effekt eines Phytotherapeutikums (Kaloba®), das Pelargonium sidoides enthält, auf die Symptome der akuten Rhinosinusitis nachgewiesen werden. Ähnliche Studien wurden auch für das Ananasenzym Bromelain erstellt - sie zeigten eine signifikante Besserung für 1-2 Symptome. Die Natural Standard Research Collaboration kommt in einem aktuellen Evidenz-basierten Review zur Schlussfolgerung, dass eine additive Anwendung aufgrund der abschwellenden Eigenschaften eine symptomatische Verbesserung erzielen kann, die Datenlage jedoch heterogen erscheint. Die vorsichtige therapeutische Empfehlung zur Anwendung von Enzympräparaten stützt sich allerdings überwiegend auf veraltete Arbeiten (offene Empfehlung). Bezüglich der Anwendung von Echinacea wurde in einer Cochrane-Analyse zur Therapie des banalen Schnupfens festgestellt, dass einige Präparate besser als Placebo wirkten, aber der Effekt für eine Empfehlung noch nicht ausreiche. Allerdings sei darauf hingewiesen, dass über allergisch bedingte Reaktionen mit teilweise lebensbedrohlichen Verläufen nach intravenöser, aber auch nach oraler Gabe von Echinacea-Produkten berichtet wird. Das Vorliegen einer Allergie auf Korbblütler bzw. polyvalenter Allergien stellt eine Kontraindikation dar. Eine Anwendungsempfehlung kann daher nicht ausgesprochen werden (offene Empfehlung). -mbLiteratur: [1] Stuck BA; Überarbeitete Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie „Rhinosinusitis“ - Stand 1.3.2011; www.awmf.org Jahrgang 66 / 984 / 2012 L I T E R AT U R Pharmakotherapie-assoziierte nächtliche Beinkrämpfe Blutdruckziele bei chronisch Nierenkranken unter der Lupe Morbus Parkinson – Tai Chi verbessert Gleichgewicht Der Zusammenhang zwischen der Gabe von Diuretika, Statinen bzw. langwirksamen Beta-2-Sympathomimetika (LABA) und Muskelkrämpfen stützt sich weitestgehend auf klinische Berichte. S. R. Garrison et al. versuchten nun anhand bevölkerungsbasierter Daten (von 4,2 Millionen Einwohnern der Provinz British Columbia, Kanada) diesbezügliche Assoziationen bei Personen ≥ 50 Jahre zu evaluieren. Dazu bedienten sie sich einer Sequenzanalyse, um die Zahl aller Therapiebeginne mit Chinin (Indikator für eine Therapie bei nächtlichen Beinkrämpfen) im Jahr vor mit der Zahl im Jahr nach Einführung eines Diuretikums, Statins oder LABA´s miteinander zu vergleichen. Diese Sequenz-Ratio´s betrugen 1,47, 1,16 bzw. 2,42 für die genannten Substanzklassen. Bei näherer Differenzierung der Diuretika bzw. LABA´s zeigten sich Unterschiede: Kalium-sparende Diuretika: 2,12, Thiaziddiuretika: 1,48, Schleifendiuretika: 1,20; LABAMonotherapie: 2,17; Kortikosteroid + LABA: 2,55. Diesen Zahlen zufolge – so die Autoren – dürften nächtliche Beinkrämpfe insbesondere bei Kalium-sparenden bzw. Thiaziddiuretika sowie LABA (vor allem in Kombination mit Kortikosteroiden) ein Thema sein, wohingegen die Assoziationen mit Schleifendiuretika und Statinen schwach ausfielen. Insgesamt war bei knapp 60,3% aller mit Chinin Therapierten zumindest eine solche Medikation in den letzten 13 Jahren erhebbar. Die Hochdrucktherapie bei chronisch Nierenkranken ist schwierig und die Ansichten bezüglich der anzustrebenden Blutdruckziele sind kontroversiell. Das Wissen rund um die Zusammenhänge zwischen systolischem bzw. diastolischem Blutdruck und dem Risiko für das Fortschreiten hin zur terminalen Niereninsuffizienz ist erweiterungsbedürftig. C. A. Peralta et al. nahmen dies zum Anlass, die genannten Assoziationen an 16.129 Teilnehmern des KEEP(Kidney Early Evaluation Program)-Programms mit einer geschätzten glomerulären Filtrationsrate von 60 ml/min./ 1,73 m2 über einen Zeitraum von knapp 3 Jahren hinweg zu untersuchen. Das Durchschnittsalter betrug 69 Jahre, 43% hatten einen Diabetes mellitus. Mehr als ein Drittel der Studienteilnehmer hatten eine unkontrollierte Hypertonie (systolisch ≥ 150, diastolisch ≥ 90 mmHg) – mehrheitlich (54%) eine isolierte systolische Hypertonie. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein hoher systolischer Blutdruck den größten Anteil am erhöhten Risiko für ein Fortschreiten hin zur terminalen Niereninsuffizienz haben dürfte. Entgegen derzeit empfohlenen Zielwerten < 130 mmHg dürfte die Risikoerhöhung erst mit einem systolischen Wert von 140 mmHg aufwärts beginnen und am höchsten ab Werten von 150 mmHg sein. Zudem könnten insbesondere Therapiestrategien, die vor allem auf eine systolische Blutdrucksenkung abzielen, hilfreich sein, um die Blutdruckkontrolle bei chronisch Nierenkranken zu verbessern. Parkinson-Patienten leiden oftmals an Gleichgewichtsstörungen mit konsekutiver funktionaler Einschränkung und erhöhtem Sturzrisiko. Wenngleich generell zu Bewegung geraten wird, so haben sich dennoch nur wenige diesbezügliche Interventionen als wirksam erwiesen. F. Li et al. haben nun an 195 Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom unterschiedlich schwerer Ausprägung (Stadium 1-4 nach Höhn und Yahr) drei verschiedene Interventionen (Tai Chi, Krafttraining, Dehnungsübungen) hinsichtlich ihres Effekts auf die Haltungskontrolle miteinander verglichen. Über 24 Wochen hinweg nahmen die Studienteilnehmer zweimal wöchentlich an Trainingseinheiten (Dauer 60 Minuten) teil. Dabei wurden Maximalexkursion der Bewegungen und Richtungskontrolle unter Tai Chi besser beeinflusst als unter den anderen Trainings. Zudem schnitten die Patienten unter Tai Chi bezüglich aller sekundären Outcomes besser ab als unter dem Stretching-Programm bzw. profitierten bezüglich Schrittlänge und funktioneller Reichweite von Tai Chi mehr als von Krafttraining. Tai Chi-Patienten stürzten weniger häufig als jene aus der Stretching-Gruppe bzw. in vergleichbarem Ausmaß als jene unter Krafttraining. Die beobachteten Tai Chi-Effekte hielten auch drei Monate nach Intervention noch an. Tai Chi dürfte also Gleichgewichtsstörungen bei Patienten mit mildem bis moderatem Mb. Parkinson – unter gleichzeitiger Vergrößerung der funktionalen Kapazität und Reduktion des Sturzrisikos – verbessern. Arch Intern Med 2012; 172(2): 120-126; http://archinte.ama-assn.org Arch Intern Med 2012; 172(1): 41-47; http://archinte.ama-assn.org 121 Fachkurzinformation siehe Seite 123 NEJM 2012; 366: 511-519; www.nejm.org Jahrgang 66 / 984 / 2012 ARZT & PRAXIS 122 PHARMA Mehr Möglichkeiten für die individuelle Therapie der Hypertonie und der Folgeschäden Gerot Lannach baut mit der Einführung von Valsax®- (Valsartan) und Co-Valsax® (Hydrochlorothiazid+ Valsartan) Filmtabletten sein Angebot zur differenzierten Therapie der Hypertonie und der Herzinsuffizienz um einen modernen, selektiv wirkenden Angiotensin IIRezeptor-Antagonist aus. Der Wirkstoff Valsartan ist zusätzlich zur Behandlung von Bluthochdruck auch für die Therapie der chronischen Herzinsuffizienz und zudem auch für die Behandlung nach einem Herzinfarkt zugelassen. Studien mit insgesamt mehr als 50.000 Patienten dokumentieren seine gute Wirksamkeit und Verträglichkeit [1]. Ab 1. April 2012 sind Valsax®- (Valsartan) und Co-Valsax® (Hy dro chloro thiazid + Valsartan) Filmtabletten „IND – befreit“ aus der Grünen Box frei verschreibar. Valsax® - Filmtabletten sind in den Wirkstärken 80 mg und 160 mg verfügbar. Anwendungsgebiete sind zusätzlich zur Therapie der essenziellen Hypertonie die Behandlung von klinisch stabilen Patienten mit symptomatischer Herzinsuffizienz oder einer asymptomatischen, linksventrikulären systolischen Dysfunktion nach einem vor kurzem aufgetretenen Myokardinfarkt. Co-Valsax®-Filmtabletten gibt es für eine individuellere Dosistitration mit 80 mg/12,5 mg, 160 mg/12,5 mg und 160 mg/25 mg Valsartan/ Hydrochlorothiazid. Sie sind indiziert für die Behandlung der essenziellen Hypertonie bei Patienten, deren Blutdruck mit Valsartan oder Hydrochlorothiazid allein nicht ausreichend kontrolliert werden kann. Valsax®- Filmtabletten und Co-Valsax®-Filmtabletten gibt es in allen Wirkstärken in Packungen zu 30 Stück. Valsax®- und Co-Valsax® Filmtabletten bieten gerade in der Langzeittherapie ein sehr hohes Einsparungspotential. Dies erlangt bei einer Prävalenz der Hypertonie von z.B. 48% bei den über 60jährigen Österreichern eine weitreichende gesundheitsökonomische Bedeutung (Statistik Austria, 18.7.2008) [1]VALIANT-Studie. Pfeffer MA. McMurray JJV. Velazquez EJ. Et al. Valsartan, captopril, or both in myocardial infarction complicated by heart failure, left ventricular dysfunction, or both; the Valsartan in Acute Myocardial Infarction Trial Investigators. N Engl J Med 2003a; 349:1893-1906. VALUE-Studie: Julius S. Kjeldsen SE. Weber M. et al. Outcomes in Hypertensive patients at high cardiovascular risk treated with regimens based on valsartan or amlodipine: the VALUE randomized trial. Lancet 2004; 363 (9426):2022-2031. Val-HeFT-Studie: Cohn JN. Tognoni G. A randomized trial of the angiotensinreceptor blocker valsartan in chronic heart failure; the Valsartan Heart Failure Trial investigators. N Engl J Med 2001; 1345:16671675. Nähere Informationen: G. L. Pharma GmbH, Dr. Hugo Leodolter Tel: +43/1/485 35 05-170 [email protected] FA C H K U R Z I N F O R M AT I O N E N Balanca® - Filmtabletten, Z.Nr.: 1-26296, Eine Filmtablette enthält 2 mg Chlormadinonacetat und 0,030 mg Ethinylestradiol. Liste der sonstigen Bestandteile: Tablettenkern: Lactose-Monohydrat, Maisstärke, Povidon K30, Magnesiumstearat; Tablettenhülle: Hypromellose, Lactose-Monohydrat, Macrogol 6000, Propylenglycol, Talkum, Titandioxid (E171), rotes Eisenoxid (E172). ATC-Code: G03AA. Anwendungsgebiete: Hormonale Kontrazeption. Gegenanzeigen: Balanca® darf nicht angewendet werden bei: bestehenden oder vorausgegangenen arteriellen oder venösen Thrombosen, z. B. Thrombosen der tiefen Venen, Lungenembolie, Myokardinfarkt, Schlaganfall, Vorstadien oder ersten Anzeichen einer Thrombose, Thrombophlebitis oder bei Symptomen einer Embolie, zum Beispiel einer transitorisch ischämischen Attacke, Angina pectoris, geplanten Operationen (mindestens 4 Wochen vorher) und während des Zeitraumes einer Ruhigstellung, zum Beispiel nach Unfällen (z.B. bei Gipsverband nach Unfällen), Diabetes mellitus mit Gefäßveränderungen, entgleister Diabetes mellitus, unkontrollierter Hypertonie oder einer signifikanten Blutdruckerhöhung (ständige Werte über 140/90 mm Hg), angeborener oder erworbener Prädisposition für venöse oder arterielle Thrombosen wie APC-Resistenz, Antithrombin-III-Mangel, Protein-C-Mangel, Protein-S-Mangel, Hyperhomocysteinämie und Antiphospholipidantikörper (Antikardiolipidantikörper, Lupusantikoagulans), Hepatitis, Ikterus, Leberfunktionsstörungen, solange sich die Leberfunktionswerte nicht normalisiert haben, generalisiertem Pruritus und Cholestase insbesondere während einer vorangegangenen Schwangerschaft oder Östrogentherapie, Dubin-Johnson Syndrom, Rotor-Syndrom, Störungen der Gallesekretion, vorangegangenen oder bestehenden Lebertumoren, starken Oberbauchschmerzen, Lebervergrößerung oder Symptomen für intraabdominale Blutungen, erstmaligem oder erneutem Auftreten von Porphyrie (alle 3 Formen, insbesondere die erworbene Porphyrie), bestehenden oder vorausgegangenen hormonempfindlichen bösartigen Tumoren, z.B. Brustoder Gebärmuttertumoren, schweren Fettstoffwechselstörungen, vorausgegangener oder bestehender Pankreatitis verbunden mit schwerer Hypertriglyzeridämie, erstmaligem Auftreten migräneartiger oder gehäuftem Auftreten ungewohnt starker Kopfschmerzen, Migräne mit fokalen neurologischen Symptomen in der Vorgeschichte (sog. Migraine accompagnée), akuten sensorischen Ausfällen, z.B. Seh- oder Hörstörungen, motorischen Störungen (insbesondere Paresen), Zunahme epileptischer Anfälle, schweren Depressionen, Otosklerose mit Verschlechterung in vorangegangenen Schwangerschaften, ungeklärter Amenorrhoe, Endometriumhyperplasie, ungeklärten Genitalblutungen, Überempfindlichkeit gegen Chlormadinonacetat, Ethinylestradiol oder einen der sonstigen Bestandteile. Packungsgrößen: Packungen mit 1 x 21 und 3 x 21 Stück. Abgabe: Rezept- und apothekenpflichtig. Pharmazeutischer Unternehmer: Grünenthal Ges.m.b.H., 2345 Brunn am Gebirge, Österreich. Hersteller: Grünenthal GmbH, 52078 Aachen, Deutschland. Vertrieb: MedLance Pharma GmbH, 1160 Wien, Österreich. Stand: Mai 2009. Weitere Angaben zu Dosierung, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und zu den besonderen Warnhinweisen zur sicheren Anwendung sind der Austria-Codex-Fachinformation zu entnehmen. Stand der Information: Mai 2009. CAL-D-VITA® - Kautabletten; Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Eine Kautablette enthält Kalzium 600 mg als Calciumcarbonat 1500 mg, Colecalciferol (Vitamin D3) 400 I.E. (äquivalent zu 10 Mikrogramm) Sonstige Bestandteile: Aspartam (E 951) 6 mg, Saccharose 3 mg, Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1. Liste der sonstigen Bestandteile: Mannitol, Povidon, Talkum, Magnesiumstearat, Aspartam (E 951), Wasserfreie Citronensäure, Aromastoff (Orangenaroma), α-Tocopherol, Nahrungsfette, Fischgelatine, Maisstärke, Saccharose; Pharmakotherapeutische Gruppe: Mineralstoffe ATC-Code: A12AX; Anwendungsgebiete: Korrektur von kombinierten Vitamin D- und Kalziummangelzuständen bei älteren Patienten. Vitamin D- und Kalzium Supplementierung als Zusatz zu einer spezifischen Osteoporosebehandlung bei Patienten, bei denen ein kombinierter Vitamin Dund Kalziummangel diagnostiziert wurde oder ein hohes Risiko für solche Mangelzustände besteht. Gegenanzeigen: Hyperkalzämie, schwere Hyperkalzurie, Nierensteine, Langzeitimmobilisation in Kombination mit Hyperkalzurie und/oder Hyperkalzämie, Hypervitaminose D, Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe oder einen der sonstigen Bestandteile. Inhaber der Zulassung: Bayer Austria Ges.m.b.H, Herbststraße 6-10, 1160 Wien Verschreibungs-/Apothekenpflicht: rezept- und apothekenpflichtig; Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstigen Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit und Nebenwirkungen entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation. Stand der Information: Oktober 2007 Multodrin-Salbe. Zusammensetzung: 1 g Salbe enthält 1 mg (0,1%) Dexamethason, 15 mg Diphenhydraminhydrochlorid, Benzalkoniumchlorid (12 mg/g), Macrogol 550, Gelot 64, Wasser für Injektionszwecke. Zulassungsinhaber: Pharm. Fabrik Montavit Ges.m.b.H., 6067 Absam/Tirol Anwendungsgebiete: Hauterkrankungen, die auf eine lokale Glucocorticoidtherapie ansprechen, allergische und ekzematöse Erkrankungen wie: Kontaktekzem, allergisches Ekzem, Berufsekzem, endogene Dermatitis und Neurodermitis, atopische Dermatitis, Pruritus, nicht infizierte Insektenstiche mit starker Ödembildung, Gletscher- und Sonnenbrand, Verbrennungen 1.Grades, Erfrierungen und Strahlenschäden der Haut. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen einen der Wirkstoffe oder einen der sonstigen Bestandteile. Neugeborene und Kinder bis 2 Jahren. Multodrin-Salbe darf nicht angewendet werden bei folgenden Erkrankungen: Periorale Dermatitis und Rosacea, Hauttuberkulose, luetischen Hautaffektionen, Hautaffektionen nach Virosen (Variola, Varizellen)und Vaccina. Multodrin-Salbe darf nicht auf offene Wunden und Schleimhäute aufgetragen werden. Weiters darf Multodrin-Salbe nicht auf großflächige Hautveränderungen, wie auf entzündeter und verletzter Haut, insbesondere bei Patienten mit Blasenbildung der Haut, angewendet werden. Dermodrin - Salbe. Zusammensetzung: 1 g Salbe enthält 20 mg Diphenhydraminhydrochlorid Zulassungsinhaber: Pharm. Fabrik Montavit Ges.m.b.H., 6067 Absam/Tirol. Anwendungsgebiete: Behandlung von Juckreiz, lokalen Schmerzen und Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut bei Allergien, Insektenstichen, Dermatitiden, Urtikaria, Pruritus, Ekzemen, juckenden Wundrändern und Exkorationen, leichten Verbrennungen, Sonnenbrand, polymorpher Lichtdermatose (Sonnenallergie). Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, gegen andere Antihistaminika oder einen der sonstigen Bestandteile. Neugeborene und Kinder bis 2 Jahre. Dermodrin - Salbe darf nicht auf offene Wunden oder Schleimhäute auftragen werden, weiters darf Dermodrin - Salbe nicht auf großflächigen Hautveränderungen, wie auf entzündeter und verletzter Haut, insbesondere bei Patienten mit Varicellen, Morbilli und Blasenbildungen der Haut angewendet werden. Foster® 100/6 Mikrogramm/Sprühstoß, Druckgasinhalation, Lösung. Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge): Jeder Sprühstoß (aus dem Dosierventil) enthält 100 Mikrogramm Beclometasondipropionat und 6 Mikrogramm Formoterolfumarat-Dihydrat. Dies entspricht einer über das Mundstück abgegebenen Dosis von 84,6 Mikrogramm Beclometasondipropionat und 5,0 Mikrogramm Formoterolfumarat-Dihydrat. Wirkstoffgruppe: ATC Code R03AK07. Anwendungsgebiete: Foster ist indiziert für die regelmäßige Behandlung von Asthma, bei der die Anwendung eines Kombinationsprodukts (inhalatives Kortikosteroid und lang wirkender Beta-2-Agonist) angezeigt ist:• Patienten, die mit inhalativen Kortikosteroiden und inhalativen kurz wirkenden Beta-2-Agonisten zur bedarfsweisen Inhalation nicht ausreichend eingestellt sind, oder • Patienten, die mit inhalativen Kortikosteroiden und lang wirkenden Beta-2-Agonisten in Kombination bereits ausreichend eingestellt sind. Hinweis: Foster ist nicht geeignet für die Behandlung von akuten Asthmaanfällen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Beclometasondipropionat, FormoterolfumaratDihydrat und/oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels. Hilfsstoffe: Norfluran (HFA-134a), Ethanol wasserfrei, Salzsäure. Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers: Chiesi Pharmaceuticals GmbH, A-1010 Wien. Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln, Nebenwirkungen sowie Gewöhnungseffekten sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Abgabe: rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Erstellungsdatum/Änderungsdatum: 31.05.2011 Referenzen: 1 extrastarke Wirkung = zusätzliche Wirkung in den kleinen Atemwegen 2,3, 2 De Backer W. et al, J Aerosol Med. Pulm. Drug Deliv. 2010, 3 Vos W. et al., Eur Resp J 2009, 4 Huchon G. et al, Respiratory Medicine 2009, * im Vergleich zu BDP/F nicht-extrafein Sinupret® Tropfen. Zusammensetzung: 100 g enthalten einen wässrig-alkoholischen Auszug (Auszugsmittel 59 Vol.-% Ethanol) aus: Enzianwurzel 0,2 g, Schlüsselblumen mit Kelch 0,6 g, Sauerampferkraut 0,6 g, Holunderblüten 0,6 g, Eisenkraut 0,6 g; Enthält 19 Vol.-% Ethanol, 1 ml = 0,98 g = ca.17 Tropfen, 1 ml enthält 0,15 g Ethanol. Hilfsstoffe: Ethanol, Wasser. Anwendungsgebiete*. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegenüber einem Bestandteil. ATC-Code: R05CB10 Sinupret® Saft. Zusammensetzung: 100 g enthalten 10 g Auszug (Droge/Extraktverhältnis 1:11) aus 0,07 g Enzianwurzel, 0,207 g Eisenkraut, 0,207 g Gartensauerampferkraut, 0,207 g Holunderblüten, 0,207 g Schlüsselblumenblüten mit Kelch; Auszugsmittel: Ethanol 59% (V/V). 1ml enthält 1,21g. Sonstige Bestandteile: Das Arzneimittel enthält 8 % (V/V) Alkohol und 65,2 g flüssiges Maltitol. Liste der sonstigen Bestandteile: Maltitol-Lösung, gereinigtes Wasser, Ethanol, Kirscharoma. Anwendungsgebiete*. Gegenanzeigen: Sinupret Saft darf nicht eingenommen werden, wenn Überempfindlichkeiten (Allergien) gegenüber Enzianwurzel, Schlüsselblumenblüten, Gartensauerampferkraut, Holunderblüten, Eisenkraut oder einem der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels bestehen. ATC-Code: R05CB10. Sinupret®-Dragees. Zusammensetzung: 1 Dragee enthält : Radix gentianae 6 mg, Flores primulae cum calycibus 18 mg, Herba rumicis var. 18 mg, Flores sambuci 18 mg, Herba verbenae 18 mg. Hilfsstoffe: Kartoffelstärke, Hochdisperses Siliciumdioxid, Lactose, Gelatine, Sorbitol, Stearinsäure, Calciumcarbonat, Glucosesirup, Magnesiumoxid, Maisstärke, basisches Polymethacrylat, Montanglycolwachs, Natriumcarbonat, Polyvidon, Rizinusöl, Saccharose, Schellack, Talkum, Farbstoffe: Chinolingelb (E 104), Indigotin (E 132), Titandioxid (E 171). Anwendungsgebiete*. Gegenanzeigen: Bei Überempfindlichkeit gegenüber einem Bestandteil darf Sinupret nicht eingenommen werden. Da die Dragees nicht teilbar sind, sind diese für Kinder unter 12 Jahren nicht geeignet. ATC-Code: R05X. Sinupret® forte Dragees. Zusammensetzung: 1 Dragee enthält: Radix gentianae (Enzianwurzel) 12 mg, Flores primulae cum calycibus 36 mg (Schlüsselblumenblüten mit Kelch), Herba rumicis var. (Ampferkraut) 36 mg, Flores sambuci (Holunderblüten) 36 mg, Herba verbenae (Eisenkraut) 36 mg. Hilfsstoffe: Kartoffelstärke, Hochdisperses Siliciumdioxid, Lactose, Gelatine, Sorbitol, Stearinsäure, Calciumcarbonat, Glukosesirup, Magnesiumoxid, Maisstärke, Basisches Polymethacrylat, Montanglycolwachs, Natriumcarbonat, Polyvidon, Rizinusöl, Saccharose, Schellack, Talkum, Farbstoffe: Chinolingelb (E 104), Indigotin (E 132), Titandioxid (E 171). Anwendungsgebiete*. Gegenanzeigen: Bei Überempfindlichkeit gegenüber einem Bestandteil darf Sinupret forte nicht eingenommen werden. Da die Dragees nicht teilbar sind, sind diese für Kinder nicht geeignet. Für Kinder über 12 Jahren stehen Sinupret Dragees zur Verfügung.ATC-Code: R05X. * gilt für alle Darreichungsformen: Zur Verflüssigung von zähem Schleim und zur Unterstützung spezifischer Maßnahmen bei akuten und chronischen Katarrhen der Atemwege, insbesondere der Nasennebenhöhlen. Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit und Nebenwirkungen entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation. Hersteller und Zulassungsinhaber: Bionorica AG, 92318 Neumarkt, Deutschland, Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht, rezeptfrei, apothekenpflichtig SPIRIVA® Respimat® 2,5 Mikrogramm - Lösung zur Inhalation. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Die abgegebene Dosis beträgt 2,5 Mikrogramm Tiotropium pro Sprühstoß (eine therapeutische Dosis besteht aus 2 Sprühstößen), entsprechend 3,124 Mikrogramm Tiotropiumbromid-Monohydrat. Die abgegebene Dosis ist die Dosis, die für den Patienten nach dem Austritt aus dem Mundstück verfügbar ist. Tiotropiumbromid ist ein langwirksamer, spezifischer Muskarin-Rezeptor-Antagonist, in der klinischen Medizin häufig als Anticholinergikum bezeichnet. Liste der sonstigen Bestandteile: Benzalkoniumchlorid, Natriumedetat, gereinigtes Wasser, 3,6%ige Salzsäure (zur Einstellung des pH-Wertes). Anwendungsgebiete: Tiotropium ist indiziert als Bronchodilatator zur Dauerbehandlung der Symptome von Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenkrankheit (Chronic Obstructive Pulmonary Disease = COPD). Gegenanzeigen: SPIRIVA® Respimat® ist kontraindiziert bei Patienten mit Überempfindlichkeit gegenüber Tiotropiumbromid, Atropin oder einem seiner Derivate, z.B. Ipratropium oder Oxitropium, oder gegen einen der sonstigen Bestandteile. Inhaber der Zulassung: Boehringer Ingelheim International GmbH, Ingelheim am Rhein, Deutschland. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkung mit anderen Mitteln und Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. SPIRIVA® 18 Mikrogramm - Kapseln mit Inhalationspulver. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Kapsel enthält 22,5 Mikrogramm Tiotropiumbromid Monohydrat entsprechend 18 Mikrogramm Tiotropium. Die aus dem Mundstück des HandiHaler® abgegebene Dosis beträgt 10 Mikrogramm Tiotropium. Tiotropiumbromid ist ein langwirksamer, spezifischer Muskarin-Rezeptor-Antagonist, in der klinischen Medizin häufi g als Anticholinergikum bezeichnet. Liste der sonstigen Bestandteile: Laktose Monohydrat (enthält Milcheiweiß). Anwendungsgebiete: Tiotropium ist indiziert als Bronchodilatator zur Dauerbehandlung der Symptome von Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenkrankheit (Chronic Obstructive Pulmonary Disease = COPD). Gegenanzeigen: Tiotropiumbromid-Inhalationspulver ist kontraindiziert bei Patienten mit Überempfindlichkeit gegenüber Tiotropiumbromid, Atropin oder einem seiner Derivate, z.B. Ipratropium oder Oxitropium, oder gegenüber dem sonstigen Bestandteil Laktose Monohydrat (enthält Milcheiweiß). Inhaber der Zulassung: Boehringer Ingelheim International GmbH, Ingelheim am Rhein, Deutschland. Verschreibungspfl icht/Apothekenpfl icht: Rezept- und apothekenpflichtig. Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkung mit anderen Mitteln und Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Valsax 80 / 160 mg-Filmtabletten. Zusammensetzung: 1 Filmtablette enthält 80 / 160 mg Valsartan, Sonstige Bestandteile: 80mg, 160 mg Tablettenkern: Mikrokristalline Cellulose (E460), Crospovidon (E1202), Magnesiumstearat (E572), hochdisperses Siliciumdioxid (E551), vorverkleisterte Stärke. 80 mg:Tablettenfilm: Opadry® II pink – 85G64757 bestehend aus: Polyvinylalkohol - teilweise hydrolysiert, Titandioxid (E171), Talkum (E553b), Macrogol 3350, Sojalecithin (E322), Eisenoxid rot (E172), Eisenoxid schwarz (E172), Eisenoxid gelb (E172). 160 mg Tablettenfilm: Opadry® II yellow – 85G62511 bestehend aus: Polyvinylalkohol – teilweise hydrolysiert, Titandioxid (E171), Talcum (E553b), Macrogol 3350, Eisenoxid gelb (E172), Sojalecithin (E322), Eisenoxid rot (E172), Eisenoxid schwarz (E172), Anwendungsgebiete: Hypertonie: Behandlung der essentiellen Hypertonie. Nach einem vor kurzem aufgetretenen Myokardinfarkt: Behandlung von klinisch stabilen Patienten mit symptomatischer Herzinsuffizienz oder einer asymptomatischen, linksventrikulären systolischen Dysfunktion nach einem vor kurzen (12 Stunden bis 10 Tage) aufgetretenen Myokardinfarkt. Herzinsuffizienz: Behandlung der symptomatischen Herzinsuffizienz, wenn ACE-Hemmer nicht gegeben werden können oder zusätzlich zu einem ACE-Hemmer, wenn Beta-Blocker nicht angewendet werden können. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Schwere Leberinsuffizienz, biliäre Zirrhose und Cholestase, zweites und drittes Schwangerschaftstrimester. Wirkstoffgruppe: Pharmakotherapeutische Gruppe: Angiotensin-IIRezeptor-Antagonist, rein, ATC-Code: C09CA03. Inhaber der Zulassung: G.L. Pharma GmbH, 8502 Lannach, Verschreibungspflicht/ Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Packungsgrößen: 30 Stück. Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie Angaben über Gewöhnungseffekte entnehmen Sie bitte den veröffentlichten Fachinformationen! update: 02.2012 CO-Valsax 80 mg/12,5 mg-Filmtabletten, CO-Valsax 160 mg/12,5 mg-Filmtabletten, CO-Valsax 160 mg/25 mg-Filmtabletten. Zusammensetzung: Jede Filmtablette enthält 80 mg Valsartan und 12,5 mg Hydrochlorothiazid. Jede Filmtablette enthält 160 mg Valsartan und 12,5 mg Hydrochlorothiazid. Jede Filmtablette enthält 160 mg Valsartan und 25 mg Hydrochlorothiazid. Sonstige Bestandteile: Tablettenkern: Mikrokristalline Cellulose, Crospovidon, Natriumstärkeglykolat, Magnesiumstearat, hochdisperses Siliciumdioxid. Tablettenfilm: Polyvinylalkohol - teilweise hydrolysiert, Titandioxid (E171), Talkum (E553b), Macrogol 3350, Sojalecithin (E322), 80mg/12,5mg: Eisenoxid rot (E172), Eisenoxid schwarz (E172), Eisenoxid gelb (E172). 160mg/ 12,5mg: Eisenoxid rot (E172, ), Eisenoxid schwarz (E172), Eisenoxid gelb (E172), 160mg/25mg: Eisenoxid rot (E172), Eisenoxid gelb (E172). Anwendungsgebiete: Behandlung der essentiellen Hypertonie bei Erwachsenen. Die fixe Kombination CO-Valsax ist bei Patienten angezeigt, deren Blutdruck mit Valsartan oder Hydrochlorothiazid alleine nicht ausreichend kontrolliert werden kann. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Valsartan, Hydrochlorothiazid, andere von Sulfonamiden abgeleitete Substanzen oder einen der sonstigen Bestandteile. Zweites und drittes Schwangerschaftstrimester. Schwere Leberinsuffizienz, biliäre Zirrhose und Cholestase. Schwere Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min), Anurie. Therapieresistente Hypokaliämie, Hyponatriämie, Hypercalcämie und symptomatische Hyperurikämie Wirkstoffgruppe: Pharmakotherapeutische Gruppe: AngiotensinII-Rezeptor-Antagonisten und Diuretika, Valsartan und Diuretika; ATC-Code: C09DA03. Inhaber der Zulassung: G.L. Pharma GmbH, 8502 Lannach, Verschreibungspflicht/ Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Packungsgrößen: 30 Stück. Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie Angaben über Gewöhnungseffekte entnehmen Sie bitte den veröffentlichten Fachinformationen! update: 02.2012 Jahrgang 66 / 984 / 2012 ARZT & PRAXIS 123