Ein Zusatzangebot für Konsumenten und Werbekunden - WAN-IFRA
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Ein Zusatzangebot für Konsumenten und Werbekunden - WAN-IFRA
Elektronische Medien Isabelle Repiton Oktober 2004 zeitungstechnik Terrestrisches Digitalfernsehen in Frankreich Ein Zusatzangebot für Konsumenten und Werbekunden das Fünf- bis Sechsfache an digitalisierten, komprimierten Signalen zu übermitteln. Im März 2005 sollen in Frankreich die ersten digital-terrestrischen Fernsehsender starten. Über fünf Jahre dauerte die Vorbereitung auf den Eintritt in das neue Zeitalter der französischen Fernsehlandschaft, bei der viele Hürden und Widerstände zu überwinden waren. Schrittweise Implementierung Im Zuge dieser Digitalisierung des Fernsehen machen es sich die Länder, die die Frequenzen verwalten, in ganz Europa zur Aufgabe, das Funkfrequenzspektrum neu zu verteilen. So werden Frequenzen, die bisher vom herkömmlichen analogen Fernsehen beansprucht wurden, für andere Anwendungen frei. Durch die Digitalisierung verringern sich darüber hinaus die Kosten für die Ausstrahlung über die Sendenetze, welche schwer auf den Budgets der TV-Sender lasten, denn künftig verteilen sich diese Kosten auf die Nutzer ein und derselben Frequenz. Nach der offiziellen Einführung im März 2005 wird das DVB-T vorerst nur 35 Prozent der französischen Bevölkerung erreichen – hauptsächlich die Haushalte in Paris und im Umkreis der großen Ballungszentren. Während sich die Sendeanstalten entsprechend ausrüsten und die Frequenzen neu geordnet werden, wird der Empfang auf weitere Gebiete ausgedehnt. Das erklärte Ziel der obersten französischen Medienbehörde CSA besteht darin, das DVB-T bis September 2005 für 50 Prozent Um das terrestrische Digitalfernsehen (DVB-T) empfangen zu können, benötigen die französischen Haushalte keine neue Parabolantenne: Die Hausantenne auf dem Dach genügt. Sie müssen an ihre Fernsehgeräte lediglich einen Dekoder (auch SetTop-Box genannt) anschließen, der bereits für weniger als 150 Euro im Handel erhältlich ist. Fast drei Viertel der 23 Millionen französischen Haushalte, die bisher nur fünf öffentliche überregionale Fernsehprogramme empfangen, können dann mit einem Mal auf ein dreimal so großes kostenloses Fernsehangebot zugreifen. Ermöglicht wird diese Programmvielfalt durch die digitale Komprimierung. Im Gegensatz zur analogen Übertragungstechnik, bei der auf einer Frequenz nur ein Programm übertragen werden kann, macht die digitale Komprimierung es möglich, auf einer Frequenz Mehr Programmvielfalt wird die Einführung des digitalen terrestrischen Fernsehens bringen. In Frankreich sollen die ersten DVB-T-Fernsehsender im März 2005 auf Sendung gehen. 62 Ab dem ersten Quartal des Jahres 2005 werden die Haushalte in den gelb markierten Zonen das digitale terrestrische Fernsehen empfangen können. Diese Frankreich-Karte wurde von der staatlichen französischen Medienaufsicht CSA erstellt. der französischen Bevölkerung, bis Ende des ersten Halbjahres von 2006 für 65 Prozent und bis 2007 für insgesamt 80 bis 85 Prozent der Bevölkerung empfangbar zu machen. Hierbei wurde allerdings kein Zeitraum für die 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung festgelegt, die in geografisch abgelegenen Regionen leben und deren Versorgung mit Digitalfernsehen hohe Kosten verursachen würde. Um die DVB-T-Sender zu empfangen, genügt es jedoch nicht, in dem betreffenden Gebiet zu wohnen. Auch wenn die neuen Fernsehgeräte zunehmend ohne Zusatzausrüstung DVB-T-kompatibel sein werden, benötigt der Nutzer gegenwärtig noch einen Dekoder. Mit der Einführung des DVB-T in Europa ist mit rapide sinkenden Preisen für die künftig massenproduzierten Dekoder zu rechnen. Mit ausschlaggebend für den Erfolg des DVB-T ist, wie eifrig sich die Haushalte mit diesen Geräten ausrüsten werden. Dies wiederum hängt von der Attraktivität der Programme, insbesondere der kostenlosen Sender, sowie davon ab, welche Anstrengungen die Betreiber unternehmen, um für das neue Angebot in der Öffentlichkeit zu werben. Als Hindernis für das Vorhaben erwies sich bis vor kurzem der heftige Wider- Elektronische Medien Isabelle Repiton > Überallfernsehen: DVB-T in Deutschland In Deutschland sollen nach den Plänen der Bundesregierung spätestens 2010 alle Fernseh- und Radionetze komplett digitalisiert sein. Durch die digitale Übertragungstechnik werden die verfügbaren Fernsehkanäle viel besser ausgenutzt, sodass zukünftig ein Vielfaches an Fernsehprogrammen ausgestrahlt werden kann. Bei der heutigen Kanalverteilung, bei der jedem Bundesland mindestens sechs Fernsehkanäle zur Verfügung stehen, heißt das bis zu 24 Programme in digitaler Qualität. Durch die Übertragung in so genannten Daten-Containern können nebeneinander Fernsehen und Radio, aber auch neue interaktive Sendungen und multimediale Datendienste übertragen werden. Bereits heute können zahlreiche digitale Programme über Kabel (DVB-C) und Satellit (DVB-S) empfangen werden. Die schnellste Entwicklung macht aber das terrestrische Digitalfernsehen durch, das per Antenne empfangen werden kann. Die Umstellung erfolgt zunächst in Ballungsgebieten und wird bis 2010 auf ganz Deutschland ausgedehnt („Insellösung“). Der Anfang wurde in der Hauptstadtregion Berlin-Potsdam gemacht. Seit dem 4. August 2003 kann in Berlin und Umgebung Fernsehen über Antenne nur noch digital empfangen werden. Nach Aussagen von Fachleuten wurden in der Region über 220 000 DVB-T-Dekoder verkauft. In den Regionen Köln/Bonn, Hannover/Braunschweig und Bremen/Unterweser hat der DVB-T-Regelbetrieb am 24. Mai 2004 begonnen. Im Rhein-MainRaum (Frankfurt/Mainz/Wiesbaden) sollen die analogen Programmübertragungen nach einer zweimonatigen Startphase (Beginn: 4. Oktober 2004) bereits am 6. Dezember abgeschaltet werden. Mehr als sechs Millionen Menschen können dann mit einer Zimmer- oder Dachantenne bis zu 24 Fernsehprogramme empfangen. Ab 8. November folgen Hamburg/Lübeck und Kiel sowie in NRW die Region Düsseldorf/Ruhrgebiet. Diese Projekte sollen im April 2005 mit der Abschaltung der letzten analogen Programme abgeschlossen sein. In den Regionen Mitteldeutschland (Leipzig/Halle und Erfurt/Weimar) und Bayern (München und Nürnberg/Erlangen) ist der Start von DVB-T für den Mai 2005 vorgesehen. In Deutschland spricht man im Zusammenhang mit DVB-T häufig auch von „Überallfernsehen“. Während man bei Satellitenempfang und Kabelübertragung immer einen (meist fest verlegten) Antennenanschluss braucht, ermöglicht das digitale terrestrische Fernsehen erstmals portablen und sogar mobilen Empfang in hoher Qualität. Portabel heißt, das Gerät ist unabhängig von einer Anschlussdose nahezu überall, d. h. auch außerhalb der Wohnung oder unterwegs mit einer kleinen Geräteantenne empfangsbereit. Mobiler Empfang kann bedeuten: im Bus, in der Bahn oder sogar im fahrenden Auto (Navigations- und Informationssysteme wie multimediale CityGuides sowie zur Unterhaltung der Mitfahrer im Fond) oder aber der Empfang mit Die DVB-T-Empfangsbereiche in Deutschland. Rot = kleinen tragbaren Geräten wie DVB-T in Betrieb, Grün = DVB-T ab 2004, Blau = DVBz. B. PDAs und Smartphones. T ab 2005 (Empfangsbereich noch nicht definiert). Weitere Informationen: www.ueberall-tv.de 64 Oktober 2004 zeitungstechnik stand der beiden französischen Privatsender TF1 und M6, die nicht locker ließen, die Einführung des DVB-T zu verzögern. Für sie bedeutet das DVB-T mehr Mitbewerber im kommerziellen Fernsehen, mit denen sie sich den Werbekuchen teilen müssen. Im Bereich des Bezahlfernsehens könnte sich die neue Ausstrahlungsart negativ auf das Programmpaket ihrer gemeinsamen Satellitenfernsehtochter auswirken. Eine der gesetzlich festgeschriebenen Bestrebungen war es, die französische Fernsehlandschaft, die seit 20 Jahren von drei privaten Konzernen (TF1, M6 und Canal Plus) beherrscht wird, für neue Markteinsteiger zu öffnen. Dass keine ausreichenden Frequenzen zur Verfügung standen, schränkte die „kleinen“ Kabel- oder Satellitensender ein. Das Zuteilungsverfahren der französischen Medienbehörde, die infolge einer Ausschreibung im Oktober 2002 23 Privatsendern die Zulassung für das DVB-T erteilte, zielt vor allem darauf ab, Wettbewerb zu gewährleisten. Im späten Frühjahr wurde schließlich der mehrfach verschobene Zeitplan für die Einführung der kostenlosen Sender auf März 2005 festgelegt. Für die Pay-TV-Sender wurde ein etwas späteres Datum gewählt, weil man bei ihnen warten will, bis der Flächendeckungsgrad über 50 Prozent beträgt, damit ihnen ein ausreichendes Potenzial an Abonnenten sicher ist. Wirtschaftliche Unsicherheiten Wenn es den großen Handelsketten ab 1. Januar 2007 gestattet sein wird, Fernsehwerbung in den überregionalen Programmen zu schalten, wird auch dies dem Fernsehen neue Einnahmen bringen. Dem Carat TVMI-Institut zufolge, das mit einer sehr langsamen Marktdurchdringung des DVB-T rechnet (2 Millionen Haushalte im Jahre 2009), werden die neuen DVB-T-Sender im Jahre 2006 etwa 16 Millionen Euro, im Jahre 2007 etwa 47 Millionen Euro, im Jahre 2008 ca. 82 Millionen Euro und im Jahre 2009 rund 147 Millionen Euro an Werbeeinnahmen erzielen. Im Vergleich hierzu betrugen die Werbeerlöse von TF1, M6 und France Télévisions im Jahr 2003 rund 2,8 Milliarden Euro. Sollten sich die Prognosen des CaratInstituts bestätigen, ständen die neuen DVB-T-Sender wirtschaftlich gesehen also auf wackligen Beinen, es sei denn, sie stützen sich auf mächtige TV-Konzerne, die es zeitungstechnik Oktober 2004 sich erlauben können, etwa zehn Jahre zu warten, bis sich die Haushalte entsprechend ausgerüstet haben. Pay-TV-Sender können heute schon über Kabel oder Satellite empfangen werden. Für sie wird das DVB-T zu zusätzlichen Übertragungskosten in der Größenordnung von einigen Millionen Euro pro Jahr führen, die durch einen Zugewinn an neuen DVB-T-Abonnenten kompensiert werden müssen, wenn das wirtschaftliche Gleichgewicht, das bereits jetzt schon etwas ungewiss ist, aufrechterhalten werden soll. Eine der großen Unbekannten des terrestrischen Digitalfernsehens in Frankreich ist bis heute die Frage, wer der oder die Betreiber sein werden, die die Abonnements für die Pay-TV-Sender und die Dekoder vertreiben werden. Der Privat-Sender Canal Plus wurde lange Zeit als potenzieller Kandidat für diese Rolle gehandelt. Als geradezu ideale Ausgangsbasis erschienen seine 2,6 Millionen Abonnenten, die das verschlüsselte Programm noch per analoger terrestrischer Übertragung empfangen und denen man durch einfache Implementierung eines Dekoders die Umstellung auf das DVB-T vorschlagen könnte. Doch Canal Plus scheut das mit einer solchen Investition verbundene Risiko. Zumal TPS, sein Konkurrent im Bereich des SatellitenTV, stets betonte, er werde seine DVB-TSender selbst vermarkten, insbesondere seinen Kinosender sowie das Sportprogramm TPS Star. Beim Verbraucher könnte dies zu Verwirrung führen, der, um die 14 Bezahlsender des DVB-T empfangen zu können, mehrere Abonnements bezahlen muss – für ein kleineres Programmangebot im Vergleich zum Kabel- oder Satelliten-TV-Angebot. Und noch vor seiner Einführung sieht sich das DVB-T in Frankreich mit neuen technologischen Herausforderungen konfrontiert. Ursprünglich wurden in jeder Region drei Kanäle für die lokalen Fernsehprogramme reserviert. Dann war entschieden worden, bis 2008 mit der Einführung dieser zweiten Phase zu warten. Heute kündigt sich aus Asien die zunehmende Verbreitung des hoch auflösenden Fernsehens und der baldige Durchbruch des HandyFernsehens an. Wer die restlichen verfügbaren Frequenzen bekommt, darüber wird erneut diskutiert, und welchen Rang die lokalen Sender bei der Zuteilung haben, steht noch nicht endgültig fest. < Elektronische Medien Ihr perfekter Publishing-Partner. Zeitungsredaktionsteams lieben AMC. Unsere international bewährten Software-Lösungen bieten die notwendige Flexibilität – von der Content-Erzeugung bis hin zur Produktverbreitung. Sucht man dazu noch die harmonische Verbindung mit einem standardbasierten Angebot, mit dem die Integration von marktgängigen Softwareprogrammen Wirklichkeit wird, könnte dies der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein. AMC. 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