REINHARD STRANZINGER Der Vater spielte bei Hochzeiten und
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REINHARD STRANZINGER Der Vater spielte bei Hochzeiten und
REINHARD STRANZINGER Der Vater spielte bei Hochzeiten und Wirtshaus-Stammtischen virtuose Volksmusik auf der Mundharmonika. Der Bub, ein Innviertler aus Braunau, sah im junge, Alter ein Rockkozert und legte jeden Schilling seines Lehrgeldes zusammen, um sich mit 15 die erste Gitarre leisten zu können. Mit 18 hatte er seine erste Band und unbändigen, bis heute nicht zu bremsenden Freiheitsdrang. Nach Abschluß seiner Zimmererlehre trampte er durch Spanien, Frankreich und Marokko und blieb schließlich in München hängen. Sein Geld verdiente er sich dort als u.a. Gleisbauarbeiter, Fahrer, Zeitungsausträger, Drucker und Schnitzer von Jesus- und MariaFiguren. Seinen Spaß hatte er als Straßenmusikant am Stachus und in Bands mit Lisa Fitz, deren persischem Mann Ali und mit dem eigenen Projekt Stranzinger, das sich Hardrock mit deutschen Texten zum Stil erkoren hatte und u.a. für Eric Burdon und Roger Chapman im Vorprogramm antrat. Als Stranzinger gerade in einer Krise war, meldete sich Hubert von Goisern. Der hatte über gemeinsame Bekannte von dem urigen Gitarren-Rockviech gehört. Reinhard Stranzinger war bei den Aufnahmen zu Aufgeigen statt Niederschiassn (wie auch Sabine) als Studiomusiker dabei. Im Frühjahr 1992 zimmert er noch seinen letzten Dachstuhl, dann wurde er fix engagiert. Nach der Auflösung der Alpinkatzen startete Reinhard sein Soloprojekt Stranzinger und veröffentlichte sein Solo-Album Ois oda nix. Er trat auch bei unterschiedlichen Gruppen wie Drahdiwaberl und IrishSteirisch auf und spielte auch Gitarre auf Hubert von Goiserns 2002 Album Iwasig. Das Projekt Stranzinger existiert immer noch, und die Band spielte 2004 beim Donauinselfest. Ois oda nix Reinhard Stranzingers Solo-Album "Ois oda Nix" wurde am 21. Juli 1997 veröffentlicht. CD 74321475942 1. Da Teifi sois hoin 8. Deine roten Hoar 2. Ois oda nix 9. Rastlos 3. I hoit di 10. An Schritt z'weit 4. Rock 'n' Roll Star 11. Woat auf mi 5. Di Sunn 12. Voda 6. Es geht auf 13. Das Tier in mir 7. Working Class Hero Reinhard Stranzinger X-Act Nr 37 Februar 1999 Ois oda nix , so hieß die erste Solo-CD von Reinhard Stranzinger, vielen vielleicht besser bekannt als Gitarrist von Hubert von Goisern. Mit Liedern wie Da Teifl sois hoin, Deine roten Hoar und dem Springsteen-Cover Ois oda nix (All Or Nothing At All) zeigte er auf, daß es auch ein Leben nach Hubert von Goisern gibt. Der Jahreswechsel bot sich geradezu an, mit ihm gemeinsam Bilanz über das letzte Jahr zu ziehen und seinen Fans einen Ausblick auf 1999 zu geben. So unmittelbar vor dem Jahreswechsel drängt sich folgende Frage natürlich auf: Was waren für dich die musikalischen Highlights des vergangenen Jahres? Die musikalischen Highlights waren sicherlich die Festivals und Open Air Konzerte im Sommer. Wir traten mit so verschiedenen Künstlern wie Wolfgang Ambros, der Spider Murphy Gang und auch mit brasilienischen Bands auf. Die Konzerte führten uns durch halb Deutschland und in die Schweiz. Und zum Abschluß spielten wir in München in kleinen Clubs, was uns unter anderem sehr gute Konzertkritiken in einigen namhaften Zeitungen in Süddeutschland eintrug. Das klingt ja beinahe nach dem Propheten im eigenen Land. Im benachbarten Ausland live präsent und in eigenen Landen konnte man dich nur sehr selten live erleben... Das hat aber nicht nur mit dem Propheten im eigenen Land zu tun. Durch meine bajuwarische Abstammung und dadurch, daß München meine alte Heimat ist, spiele ich gerne in Deutschland. Außerdem gibt es in Österreich zur Zeit einen musikalischen Wandel. Meiner Meinung nach stehen die jungen Leute mehr auf Raves uns Abtanzen, wie auf "handmade music". Aber auch für diese Art von Musik werden wieder bessere Zeiten kommen. Für das neue Jahr sind bereits Konzerte von Reinhard Stranzingers Powerpoint in der Schweiz angekündigt? Foto: Soulshine Reinhard Stranzingers Powerpoint ist ein Nebenprojekt von mir. Gemeinsam mit dem ehemaligen Gitarristen des Hot Pants Road Clubs und dem Schlagzeuger von Goisern gebe ich Soulstandards von James Brown bis Joe Cocker zum Besten. Ein zweites Standbein, einfach weil mir das Livespielen viel Spaß macht. Das heißt aber nicht, daß ich Stranzinger vernachlässige. Gemeinsam mit Kircher Klaus und Thomas Fend (ehemaliger Schlagzeuger von Twist of Fate) habe ich bereits einige neue Nummern geschrieben. Das heißt, es gibt bald eine neue Stranzinger-CD? Einen genauen Termin gibt es noch nicht. Aber sicher habe ich für 1999 eine Stranzinger-CD geplant. Aber wir heißt es so schön: Gut Ding braucht Weile. Wie war das eigentlich nach dem Rückzug von Hubert von Goisern aus dem Musikgeschäft. Standest du vor dem Nichts, oder hattest du schon konknrete Pläne bezüglich deiner weiteren musikalischen Laufbahn? Einige Lieder waren bereits im Endstadium von Goisern entstanden und wurden von mir nur noch überarbeitet. Nach dem Ende von Goisern startete ich zwar einen Versuch, die Alpinkatzen zu reaktivieren und in dieser Schiene weiterzumachen, aber nach kurzer Zeit ließ ich diese Idee wieder fallen. Ich wollte eher meinen eigenen Weg gehen und das war ein Crossover aus Rock, Rock'n'Roll und Blues. Was waren Deiner Meinung nach die Gründe, daß nach Hubert von Goisern diese Art von Musik wieder eingeschlafen ist? Ich glaube, dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen erspielten wir unser Publikum live und haben diese Musik auch gelebt. Ich glaube, wir hatten auch die richtige Einstellung zur Musik. Viele Bands, die dann auf diesen Zug aufspringen wollten und die Volksmusik-Elemente nur verwendeten, um die schnelle Kohle zu machen, konnten auf Dauer nicht bestehen. Das Publikum läßt sich nicht so leicht hinters Lich führen und merkt sehr wohl, ob man zu seiner Musik steht, oder ob man diese nur verkaufen will. Und was sind deine Erwartungen für das Jahr 1999? Ich freue mich auf einige Open Air Konzerte und Festivals. Erwartungen für das Jahr 1999? Nachdem meine Musik bei den Jungen zur Zeit nicht so angesagt ist, eher die Endzwanziger und darüber anspricht, muß man, was die Erwartungen an Erfolg anbelangt mit beiden Füßen am Boden bleiben. Die Hauptsache ist doch, daß ich von meiner Musik leben kann, mein Hobby als Beruf ausüben zu können. Die Konzerte in München haben mir riesigen Spaß gemacht. Es waren richtige Clubgigs, wie in den Siebziger und Achtzigerjahren mit unmittelbaren Kontakt zum Publikum. Wir wünschen dir, daß sich deine Erwartungen für das Jahr 1999 erfüllen und daß wir auch einige Konzerte von Stranzinger in österreichischen Gefilden ankündigen können. Ich danke dir für das Gespräch. Michael Stecher John Mayall und Stranzinger - Planet Music, Wien, 14. November 1999 X-Act Nr 45 Winter 99/00 Eines gleich vorweg, an diesem Abend spielte Stranzinger mit seiner hervorragenden Band alles in Grund und Boden. Für diese Aussage werden mir gestandene Blues- und Mayall-Fans die Pest an den Hals wünschen, aber das ist mir egal, denn für mich war er mit Abstand besser, frischer und energiegeladener als der auch echt gut spielende John Mayall und dessen grandiose Band, - und das will was heißen! Stranzinger live hat livehaftig bewiesen, daß es für ihn mehr als nur ein Leben nach Hubert von Goisern gibt uns sowohl sein Gesang als auch sein hervorragendes Gitarrespiel sind megahörenswert. Sein Set bestand größenteils aus seinem ersten Soloalbum. Das Publikum war von den starken Songs hin und hergerissen und immer wenn der Stranzi zum Solo ansetzte, grinsten die Leute im Publikum vor Freude um die Wette. Einzigartig und genial! Sollte Stranzinger einmal in Eurer Nähe aufgeigen, so laßt Euch das nicht entgehen! Tom Proll Stranzingers Aufstieg! Concerto Nr. 5 Oktober/November 1997 Aufstieg! Nach all den Jahren des verzweifelten Hoffens hat Österreich endlich wieder den Aufstieg in die oberste internationale Spielklasse geschafft. Nein, ausnahmsweise ist einmal nicht vom Fußball die Rede, sondern von handgefertigter, klassischer Rockmusik. Beschert hat uns dieses denkwürdige Ereignis ein Mann, dessen Gesicht und Gitarrenspiel vielen bekannt sein dürfte, nicht so sehr aber sein Name. Dabei hat Reinhard Stranzinger wesentlich zum unverwechselbaren Sound Hubert von Goiserns und seiner Alpinkatzen beigetragen. Als sich der Goiserer Hubert dann vor zwei Jahren vom Musikgeschäft verabschiedete, brach für Stranzinger die Welt aber nicht zusammen. Schon vor seiner Zeit bei den Alpinkatzen musikalisch tätig, unter anderem zehn Jahre in einem Trio mit dem Ex-Mann von Lisa Fitz, lag es nahe, auch einmal den Versuch eines Soloalbums zu wagen. Ois oda nix heißt die zweifellos beste österreichische Rockproduction der Neunziger (mindestens!), eine Platte, die Maßstäbe setzt, tief verwurzelt im amerikanischen Rock eines Bruce Springsteen, John Cougar Mellencamp oder auch Southside Johnny, allerdings eine Spur härter. Nach dem Split der Alpinkatzen zog es Reinhard Stranzinger zunächst in den kalifornischen Raum, wo er sich in der Clubszene Los Angeles' und San Franciscos umsah. "Zurück von dieser Reise, habe ich mich entschlossen, "back to the roots", also zu Rock'n'Roll und Blues, zu gehen, etwas was ich eben auch spüre. Das liegt zwar momentan nicht im Trend, aber man sollte doch die "Handwerkskunst" nicht vernachlässigen", erzählt Stranzinger. Ois oda nix ist eine jener inzwischen raren Produtionen geworden, denen man als "gesättigter" Musikkonsument stets hinterherjagt, die man aber nur selten einholt. Man stelle sich dieses spezifische Gefühl vor, ohne besondere Erwartungen im Plattenladen in ein Album reinzuhören und bereits nach wenigen Takten ein erfreutes "genau das ist es"-Lächeln auf den Lippen zu haben. Nach einer weiteren Strophe wird bereits der unumstößliche Kaufbeschluß gefaßt und nach dem zweiten Lied hat sich die Gewißheit verfestigt, auf etwas Besonderes gestoßen zu sein. Diese Reaktion ist bei Reinhard Stranzingers erster Soloplatte praktisch vorprogrammiert, denn allein schon der Opener Da Teifi sois hoin, ein knochentrockener Rocker über die Hektik unsere Zeit, ist das Geld für die CD wert. Der zweite Song, das Titellied, entpuppt sich als gelungene Coverversion Bruce Springsteens All Or Nothing At All und danach folgen elf Eigenkompositionen, deren Qualität keine Vergleiche zu scheuen braucht. Das Spektrum reicht dabei von klassischen Rocknummern bis zu gefühlsvollen Balladen und mit Voda fehlt auch eine eindringliche Warnung vor wieder aufkeimendem Rechtsextremismus und Fremdenhaß nicht. Getragen wird das Album von Stranzingers erstklassiger Gitarrenarbeit und seiner kraftvollen Stimme. Überraschend ist auch die perfekte Bandleistung, die ausgezeichnete Produktion und die Tatsache, wie harmonisch sich der Innviertler Dialekt einfügt. Obwohl die CD mit einem Sticker "Der Gitarrist von Hubert v. Goisern" versehen ist, hat Reinhard Stranzinger der Versuchung - so sie überhaupt gegeben war - widerstanden, das Konzept der Alpinkatzen auf Ois oda nix fortzuführen. "Ich habe versucht, mich mit dieser Platte selbst zu verwirklichen. Die Geschichte mit Hubert war auch für mich neu, und ich habe sie - wie die gesamte Band - mit voller Intensität betrieben. "Gewinnen oder verlieren" war das Motto und da haben wir unsere volle Energie und unseren ganzen Enthusiasmus hinein gesteckt. Aber wenn du mit jemandem auf der Buuhne gestanden bist, der dieses Charisma und diese Aussagekraft gehabt hat wie Hubert, dann würdest du dir lächerlich vorkommen, würdest du versuchen das nachzumachen. Es als eine billigere oder auch härtere Version aufzuwärmen, wäre vielleicht aufgegangen, aber ich hätte es einfach nicht gemacht. Ich wollte den guten, alten Rock'n'Roll, den ich empfinde, auf Tonträger bringen", hält Stranzinger unmißverständlich fest. Unterstützung durch besonders viel Airplay ist Stranzinger nicht beschieden, so wie vielen anderen heimischen Künstlern mit Qualitätsanspruch auch. Die Eigeninterpretation des öffentlich-rechtlichen Rundfunks dessen Kulturauftrag angehend, entzieht sich ja ohnehin schon lange rationalen Erklärungsversuchen. Somit verbleibt es den aufgeschlossenen Musikfreunden selbst, durch käuflichen Erwerb des Tonträgers und höchstpersönlichen Besuch der Konzerte für jene Verbreitung der Musik Stranzingers zu sorgen, die sich diese verdient hat. Gelegenheiten, Livegigs Stranzingers und seiner Band ("alles Spezln") mitzuerleben, wird es in den nächsten Monaten etliche geben, so daß für echte Rockfans keine Ausreden erlaubt sind. An insgesamt 25 Abenden in Österreich und Deutschland erhält man als "Draufgabe" sogar noch ein Konzert von John Mayall. Damit schließt sich der Kreis zum Fußball doch wieder, denn auch dort ist das Publikum als "zwölfter Mann" ein unverzichtbarer Bestandteil. Es liegt daher letzlich an uns selbst, ob Österreich wieder in die Rockregionalliga absteigt! PS: Berufsmäßigen Nörglern und ähnlichen Ignoraten der heimischen Musikszene sei Ois oda nix als Therapie empfohlen, insbesondere der erste Song: Da Teifi sois hoin! Dietmar Hoscher "Da Stranzinger is' da" Salzburger Nachrichten 26. April 1997 Ex-Alpinkatzen-Gitarrist präsentierte neues Solowerk Salzburg-Stadt (SN). Die "Desorientierung" und "das große Loch danach" sind vorbei. "Da Stranzinger is' da", eröffnete er seinen Auftritt. Und wie er das ist. Mit glasklarer, geradliniger Rockmusik meldet sich Reinhard Stranzinger, der ehemalige Gitarrist von Hubert von Goisern, auf der Bühne zurück. Als Vorprogramm von Iron Butterfly ("Es ist eine Ehre vor Herren zu spielen, die einen wesentlichen Teil zur Rockszene beigetragen haben") präsentierte der Braunauer im Rockhouse sein neues Projekt. Er tut mit seinen neuen Songs das, was er schon als Mitglied der Alpinkatzen getan hat. "Ich sorge für Dampf." "Die Luft war nach der Auflösung der Alpinkatzen draußen", erklärt der Braunauer die lange Pause. Rund 500 Shows in drei Jahren forderten ihren Tribut. Auch wenn das "Sideman"-Dasein "wesentlich angenehmer" war, als ganz vorne zu stehen. "Jetzt hab ich die Verantwortung und versteh' viele Dinge besser, über die ich mit dem Hubert gestritten habe." Auch die Musik ist völlig anders. "Alle warten auf die Ziehharmonika, aber de kummt ned." Was kommt, ist harter Rock. Gleichgeblieben ist die Mundart. Die Erwartungen für das neue Projekt sind "bescheiden". "So was wie mit dem Hubert is a Ausnahmeerscheinung. Was i mach is Rock 'n' Roll pur, und des is eigentlich a oide Sach'." Und weil es für "einen Livemusiker" und einen "absoluten Rock 'n' Roller" am wichtigsten ist, auf der Bühne zu stehen, wird es viele Konzerte geben. Das nächste Mal in Salzburg dürfte Stranzinger beim EgelseeOpen-Air in Golling zu sehen sein. Bernhard Flieher