- Evangelische Jugend in der Landeskirche Hannovers

Transcrição

- Evangelische Jugend in der Landeskirche Hannovers
Wenn Gott dich morgen in den Arm nimmt …
Kampagne der Evangelischen Jugend 2004/2005
Materialien für die Evangelische Jugend
Wenn Gott dich morgen in den Arm nimmt …
Kampagne der Evangelischen Jugend
Inhaltsverzeichnis
Thorsten Tripmaker, Michaela Bärwaldt
Editorial ................................................................................................................................................................... 7
Wencke Breyer
Ein etwas sperriges Motto .................................................................................................................................. 8
Dr. Margot Käßmann
Grußwort der Bischöfin ....................................................................................................................................... 9
Dorothea Biermann
Leben ist Kampf – »Wenn Gott dich morgen in den Arm nimmt ...«,
dann kann das hart und schmerzhaft sein .................................................................................................... 10
Marianne Mühlenberg
Uns auf den Vater besinnen – Grußwort des Jugendausschusses der Landessynode .......................... 10
Dine Fecht
Ein persönliches Votum zur Kampagne der Evangelischen Jugend ......................................................... 11
Anne Voss
Sich auf Gottes Gegenwart einlassen
Gottesbilder sind ein Teil unserer Verwundungen und Glückserlebnisse .............................................. 12
Henning Hinrichs
Nimmt Gott in den Arm? – Gottesbegegnungen in der Hebräischen Bibel ............................................ 15
Karl-Heinz Friebe
Gleicher Lohn für ungleiche Arbeit – oder: Gleiche Verteilung von Lohn und Beschäftigung ........... 19
Text und Musik: Lothar Veit
Wenn Gott dich morgen in den Arm nimmt … ........................................................................................ 22
Franziska Bach, Katharina Corswand, Mareike Genter, Anna von Knobelsdorff
Wenn Gott dich morgen in den Arm nimmt … – Andacht,
entwickelt auf einem GruppenleiterInnenlehrgang .................................................................................... 23
KAMPAGNE DER EVANGELISCHEN JUGEND
Reni Kruckemeyer
Von guten Mächten wunderbar geborgen … ................................................................................................. 27
Johanna Gorka
Lieber Vater – Gebet ......................................................................................................................................... 27
Kerstin Schmidt
Menschen sind Engel mit nur einem Flügel
Sie müssen sich umarmen, um fliegen zu können – Ein Gottesdienst .................................................... 28
Christine Tergau-Harms
fliegen – fallen – fragen – Andachtsgedanken zum Lied »Fallen« von den Toten Hosen ................... 29
Katja Daniel
Woher kommt die kleine Delle auf dem Bauch? – Bauchnabel-Andacht .................................................. 31
Text und Melodie: Andreas Lettau
Stay with me .............................................................................................................................................. 32
Imme Koch
ANgeDACHTes – Pausenzeichen mitten im Leben ..................................................................................... 33
Dorothee Lüdeke
Ein Stück vom Himmel … – Gottes Nähe spüren in den kleinen Dingen des Alltags
Ein Gottesdienst ................................................................................................................................................. 33
Text: Jan von Lingen, Musik: Gerd-Peter Münden
Du bist da .................................................................................................................................................. 34
Reni Kruckemeyer
Wenn Gott dich (morgen) in den Arm nimmt ... – Gottesdienst-/Andachtenbaustein
mit Texten von Anselm Grün ............................................................................................................................ 37
Text: Eckart Bücken, Melodie und Satz: Norbert Hoppermann
Gestern und heute ..................................................................................................................................... 37
Anke Holz,
Jona: Mit Gott wachsen und reifen – Impulse für einen Kindergottesdienst ....................................... 38
www.praxis-jugendarbeit.de
Fallschirmspringen – Ungewissheiten aushalten können .......................................................................... 40
Hannelore Lüter
Arche, Ringkampf, Fisch … – Wie würdest du dich fühlen? ....................................................................... 26
Tanja Homberg
Abschlussübung auf einer Mädchenfreizeit ................................................................................................. 40
Text: Lothar Teckemeyer, Musik: Wolfgang Teichmann
Vorbei sind die Tränen ............................................................................................................................. 26
Jan Wutkewicz
Wenn Gott dich morgen in den Arm nimmt … – Andacht ........................................................................... 41
Impressum
Martin Bauer
Beginn einer langen Freundschaft – Thematischer Einstieg in das Kampagnemotto ........................ 42
Herausgeberin
Landesjugendkammer der Evangelischen Jugend
in der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers
Postfach 265, 30002 Hannover
Archivstr. 3, 30169 Hannover
Telefon: 0511 1241-428; fax: –978
[email protected]
www.ejh.de
Hannelore Köhler
Retour à l‘ expéditeur – Empfänger unbekannt ........................................................................................... 45
Redaktion
Ausschuss für Projekt- und Öffentlichkeitsarbeit der Landesjugendkammer
www.praxis-jugendarbeit.de
Sich aufeinander verlassen können – Spiele zum Thema Vertrauen ...................................................... 46
Satz und Layout
Antje S. Naegli
Der Herr beschenke dich .................................................................................................................................. 46
Wilhelm Scheele, Landesjugendpfarramt
Druck
BWH Buchdruckwerkstätten Hannover GmbH
4•
materialien 5
Text und Melodie: Tobias Gerster
Du bleibst an meiner Seite ...................................................................................................................... 42
Berit Busch
Gott: Vorstellungen von ihr/ihm – Ein Mitarbeitenden-Tag zum Thema Gottesbilder ........................ 43
Johanna Gorka
Wenn Gott dich morgen in den Arm nimmt … – Das ist ein Grund, eine Party zu feiern! .................. 47
materialien 5
•5
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6•
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Liebe Freundinnen, liebe Freunde
in der Evangelischen Jugend,
die Landesjugendkammer hat sich für ein neues
Schwerpunktthema entschieden. Unter dem Motto
»Wenn Gott dich morgen in den Arm nimmt ...« wollen wir mit Jugendlichen aus der hannoverschen
Landeskirche darüber sprechen und gemeinsam
erleben, welche Auswirkungen die Aussicht auf
eine persönliche Begegnung mit Gott auf unser
Leben haben kann.
Was müssen wir tun, um Jugendliche auch
künftig zu erreichen? Welche Voraussetzungen
müssen gegeben sein, um eine gelungene Arbeit
für und mit Jugendlichen leisten zu können? Was
sind unsere Standpunkte nach außen und in der
Kirche?
Eine Klärung dieser Fragen ist uns wichtig, denn
ohne eigene Standpunkte wirkt man profillos und
hat es schwer, sich bemerkbar zu machen. Doch
jede Profilsuche bleibt ziellos, wenn wir den, der
unser Tun maßgeblich antreibt, nicht mehr im
Fokus haben: Gott. Die Vielfalt, in der sich die
Evangelische Jugend präsentiert, ist eine große
Bereicherung für unsere Kirche. Doch diese Vielfalt
wird farblos, wenn sich nicht in allem Gott finden
lässt. Aus diesem Grund ist es uns wichtig, wieder
mehr auf Gott zu schauen.
Ein Schritt innerhalb der Kampagne, bei dem
wir Standpunkte vertreten haben, war das Landesjugendcamp 2004, auf dem über 2 200 junge
Menschen zusammengelebt, gefeiert und gebetet
haben.
Mit den »Kampagne-Materialien«, ihren Spielideen, Liedern, Andachten, persönlichen Statements, Entwürfen für Jugendgruppen und Aktionsvorschlägen, möchten wir Anregungen für die
praktische Arbeit in den Gemeinden, Kirchenkreisen, Sprengeln, Verbänden und Projekten geben.
Außerdem planen wir und freuen uns auf landeskirchenweite Aktionen mit euch! Auch auf dem
Kirchentag in Hannover beim »Abend der Begegnung« und in den Zentren »Jugend« und »Kinder«
wird die »Kampagne« eine Rolle spielen.
Wir freuen uns über Rückmeldungen zu dieser
Arbeitshilfe, über neue Ideen, konstruktive Kritik,
weitere Berichte und muntere Erfahrungen, die mit
den vorgeschlagenen Aktivitäten verbunden sind.
Wir wünschen uns, dass diese Kampagne keine
einmalige Sache ist, sondern ein Anfang, aus dem
viele neue Ideen und Projekte erwachsen!
Möge das Jahr 2005 für die evangelische Jugendarbeit in der hannoverschen Landeskirche
unter dem Motto »Wenn Gott dich morgen in den
Arm nimmt ...« mit guten Begegnungen und Aktionen gefüllt sein! Wir wünschen uns Gottes Segen
für diese Kampagne!
Thorsten Tripmaker
Vorsitzender der Landesjugendkammer
Michaela Bärwaldt
Vorsitzende des Ausschusses für Projekt- und
Öffentlichkeitsarbeit der Landesjugendkammer
materialien 5
•7
WENN GOTT DICH MORGEN IN DEN ARM NIMMT …
GRÜSSE UND GELEIT
Ein etwas sperriges Motto
Wenn Gott mich morgen in den Arm nimmt … Auf
den ersten Blick etwas unvorstellbares. Ja, einer
Person komme ich manchmal nahe, verringere die
Distanz durch eine Umarmung. In welchen Situationen nehme ich jemanden in den Arm?
•
Gute Freunde nehme ich zur Begrüßung oder
zur Verabschiedung in den Arm.
•
Vor Freude nehme ich meine beste Freundin
in den Arm, nachdem ich meine Klausurergebnisse bekommen habe.
•
Bei der Beerdigung meines besten Freundes
haben wir, seine Freunde, uns in den Arm
genommen und so gemeinsam geweint und
uns getröstet.
Euch werden ähnliche Situationen einfallen, in
denen ihr in den Arm genommen wurdet oder
in denen ihr jemanden in den Arm genommen
habt.
Eine Umarmung hat immer etwas mit Berührung
und Körperkontakt zu tun. Von Gott würde ich
sagen, dieses berührt Werden und der Körperkontakt fehlen. Ist das wirklich so? Von Gott weiß ich,
8•
materialien 5
dass er mir in meinem Nächsten nahe ist. Wenn
ich also meine beste Freundin oder meinen besten
Freund in den Arm nehme, dann nehme ich auch
Gott in den Arm und er mich.
Warum »morgen«, wenn er mich doch heute
schon in den Arm nimmt? Ja, morgen auch. Ich
weiß, dass Gott mich jeden Tag neu in den Arm
nimmt. So wie sich meine Stimmung ändert, so
ändert sich auch seine Umarmung: Mal ist sie
kaum wahrzunehmen, weil ich vor lauter Freude
nur einen Windhauch merke, und ein anderes Mal
gibt sie mir den Halt, den ich brauche, um eine
schwierige Situation zu überstehen. So berührt
mich Gott auf verschiedene Weise, auch durch
seine Taten, die wir in der Bibel nachlesen können.
Die berühren mich ebenso: himmelhoch jauchzend
oder manchmal auch am Boden zerstört. Auch
dann weiß ich, dass Gott mich in den Arm nimmt.
Hier und jetzt, heute und morgen!
Wencke Breyer, Hannover
Vorstandsmitglied der Landesjugendkammer
materialien 5
•9
WENN GOTT DICH MORGEN IN DEN ARM NIMMT …
GRÜSSE UND GELEIT
Leben ist Kampf
»Wenn Gott dich morgen in den Arm nimmt ...«, dann kann das hart und schmerzhaft sein
Wie bei Jakob, dem Mann aus dem Alten Testament
kann das Leben hart und schmerzhaft sein. Jakob
ist der, der seinem Bruder das Erstgeburtsrecht
für ein Linsengericht abkaufte und ihn später
auch noch um den Segen des Vaters betrog. Der
Betrüger Jakob will diesen Makel loswerden. Er
will sich mit seinem Bruder aussöhnen, nachdem
er hatte fliehen müssen und jahrelang weit weg von
zu Hause lebte. Er wird gewusst haben, dass das
mit der Versöhnung ein risikoreiches Unternehmen
ist. So bleibt er in der Nacht vor der erwarteten
Begegnung allein. Da kommt einer aus dem Dunkel und nimmt ihn in die Arme: aber gerade nicht
tröstend und zärtlich. Der Gegner ist stark und
hart. Verbissen kämpfen sie miteinander, Brust
an Brust, reißen sich zu Boden, liegen sich wieder
in den Armen, keuchen wortlos. Jeder riecht den
Schweiß des anderen. Das liest sich so, als ob es
um Leben und Tod ginge (1. Mose 32, 23 ff).
Die Auseinandersetzung tobt die ganze Nacht. Wer
Sieger bleibt, ist offen. Leben ist Kampf. Ob Jakob
gleich ahnte, mit wem er kämpft? Es kommt uns
oft so vor, als kämpften wir gegen Menschen, denn
die machen uns das Leben schwer, durchkreuzen
unsere Pläne, nehmen uns etwas aus der Hand und
fallen uns in den Rücken. Manchmal sind es auch
Schicksalsschläge, gegen die nicht anzukommen
ist. Alles scheint widersinnig, weil bedrohlich! In
der Geschichte Gottes ist es nicht selten so ge-
wesen, dass Menschen, die meinten, sozusagen
Arm in Arm mit Gott zu leben, jählings überfallen
wurden und kämpfen mussten. Auch die Maske des
Bedrohlichen, das Unheimliche gehört zu Gott.
Selbst Jesus hat das erlebt. Jakob kann diesem
feindlichen Kämpfer mit seiner harten Hand nicht
ausweichen, wenn er weiterkommen will. Am Ende
weiß er, dass Gott selbst es war, der ihm als Feind
begegnet ist und die Widerstandskraft seines
Freundes erprobte: »Du hast mit Gott und mit
Menschen gekämpft und bist Sieger geblieben,
hast widerstanden.«
Solch ein Kampf hinterlässt Spuren. Kein
Mensch geht aus solchem Kampf »unberührt« heraus. Die »Narben« können auch darin liegen, dass
ein naiv-harmloses Denken über Gott im wahrsten
Sinne des Wortes zerschlagen ist. Wer dann durch
eine dunkle Nacht gegangen ist, Gott in die Hände
fiel und kämpfen musste, hinkt nicht selten wie
Jakob. Aber auch das hat Jakob erfahren: Der,
der ihn so unheimlich »in die Arme genommen
hat«, konnte ihn auch segnen: Ein geschlagener
Mensch sieht die Sonne aufgehen. Er hat nicht
umsonst gekämpft.
Dorothea Biermann, Pastorin, OLKR
Dezernentin im Landeskirchenamt
u. a. für die Jugendarbeit in der Landeskirche
Uns auf den Vater besinnen
Grußwort des Jugendausschusses der Landessynode
Im Mai dieses Jahres hat die Landesjugendkammer
das Motto »Wenn Gott dich morgen in den Arm
nimmt ...« für die Jugendarbeit in den nächsten
anderthalb Jahren gewählt, verbunden mit der
Anregung, sich nach der Bearbeitung struktureller
Fragen jetzt wieder auf inhaltliche Themenstellungen zu konzentrieren. Anknüpfen will dieses Motto
an die Kirchentagslosung: »Wenn dein Kind dich
morgen fragt ...«
Unter der Losung und unter dem Dach des Kirchentages 2005 bereitet eine Gruppe Veranstaltungen
10 •
materialien 5
für ein Kinderzentrum in Hannover vor. Dort soll es
um das Gleichnis vom verlorenen Sohn gehen: Die
Geschichte eines heilenden, unverdienten und vor
allem ganz unerwarteten In-den-Arm-Nehmens.
Von zwei Brüdern erzählt das Gleichnis und
von einem Vater, der sie beide liebt. Erst kann der
eine das nicht so recht glauben, und es ist ihm
auch egal. Er läuft weg, das Leben und sich selbst
zu entdecken, und als er zurückkommt und mit
herzlicher Umarmung empfangen wird, meint der
andere, er sei nicht geliebt. Es ist Zeit, dass wir
alle, die Weggelaufenen und die Dagebliebenen,
uns auf den Vater besinnen, der uns in den Arm
nehmen will.
Der Jugendausschuss der Landessynode, der in
jüngster Vergangenheit die Diskussion um Strukturfragen in der Evangelischen Jugend begleitet
hat, begrüßt es, dass die Evangelische Jugend
mit ihrem Motto dieses neue und ganz alte Thema
aufgreift, und wünscht gutes Nachdenken, schöne
Aktionen, viel Spaß: Der Ausschuss wünscht gutes
Laufen dorthin, wohin wir alle unterwegs sind: Wo
Gott dich morgen in den Arm nimmt ...
Marianne Mühlenberg
Vorsitzende
des Jugendausschusses der Landessynode
Ein persönliches Votum
zur Kampagne der Evangelischen Jugend
So bin ich aufgewachsen: mit einem Gott, der mir
ganz viel Wärme und Geborgenheit gegeben hat.
Ob ich beim Gewitter Angst hatte oder für eine
Klassenarbeit Glück brauchte, oder ob ich Mist
gebaut hatte und mich erst mal verstecken musste: Zu meinem Gott konnte ich mich flüchten. Er
war immer für mich da, liebte mich so, wie ich war.
Mit ihm konnte ich alles besprechen. Er hatte für
alles Verständnis. Das hat mir als Kind viel Trost
und Kraft und Mut und Stärke gegeben. Gott war
für mich wie ein Vater, wie eine Mutter. Ich war ein
unmündiges Kind. Da war das okay.
Aber inzwischen bin ich erwachsen geworden.
Sicher, immer noch kann ich zu meinem Gott mit
allem kommen, mich zu ihm in den Arm flüchten.
Aber dass er für alles Verständnis hat, was ich tue
und lasse, das glaube ich nicht mehr. Gerade im
Gespräch mit meinem Gott wird mir oft klar, was
falsch läuft, wo ich an meine Grenzen gekommen
bin, wo ich versagt habe. Da finde ich bei Gott
manchmal kein Verständnis, aber etwas, was eigentlich viel wichtiger ist: nämlich Barmherzigkeit
und Vergebung und die Chance und Ideen für einen
verantwortlichen Neuanfang.
Als Kind habe ich mich bei Gott eingekuschelt. Als
erwachsene Frau brauche ich Gott als Gegenüber,
auch als kritisches Gegenüber.
Als Kind war mir Gott so nahe und vertraut, dass
ich immer wusste, was er meinte. Als erwachsene
Frau kenne ich Gottes Willen oft nicht und Gott ist
mir manchmal fremd.
Als Kind habe ich mich bei Gott mit meinen Fehlern
versteckt. Als erwachsene Frau weiß ich, dass ich
nach außen offen zu meinen Fehlern stehen muss
und kann.
Als Kind habe ich mich in Gottes Arm ausgeruht
und ihn gebeten, schwierige Situationen für mich
zu meistern. Als erwachsene Frau weiß ich, dass
ich selber Verantwortung für mein Leben habe
und für das Leben um mich herum, und dass Gott
mich dazu beauftragt, als mündige Frau zu leben.
Doch dazu muss ich seinen kuscheligen Arm verlassen.
Wenn ich umarmt werde, kann ich wohl tanzen,
mich im Kreise drehen, aber nicht vorwärts gehen
und handeln. Und darum bin ich ganz froh, erwachsen zu sein. Ich kann mich aus Gottes Arm lösen
und mich auf den Weg machen.
Gott ist nun auch wie ein Bruder, wie eine Schwester. Er läuft neben mir und begleitet mich. Manchmal stellt er sich mir entgegen. Und oft gibt sie als
gute Geistin mir kräftigen Rückenwind.
Dine Fecht, Pastorin
Direktorin des Hauses kirchlicher Dienste
materialien 5
• 11
WENN GOTT DICH MORGEN IN DEN ARM NIMMT …
THEOLOGISCHE GRUNDLEGUNGEN
Sich auf Gottes Gegenwart einlassen
Gottesbilder sind ein Teil unserer Verwundungen und Glückserlebnisse
Anne Voss,
Kirchenkreisjugendund Berufsschulpastorin
aus Osterholz-Scharmbeck
referiert vor der
Landesjugendkammer
im Evangelischen Jugendhof
Sachsenhain
12 •
materialien 5
Wir sind gebeten worden, vor dem Hintergrund
unseres jeweiligen Arbeitsgebietes das Motto theologisch zu erörtern. Das will ich gerne versuchen
und habe entsprechend meine Schülerinnen und
Schüler dazu befragt.
Etwa 1/3 der befragten
Schülerinnen und Schüler verbinden mit dem
Motto der Kampagne
Vorstellungen von »behütet sein – geschützt
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Ereignissen – Dankbarkeit – wissen, dass
Gott mich liebt – Vergebung«. Diese Vorstellungen entsprechen ungefähr den Äußerungen
der Teilnehmenden des
Landesjugendcamps,
die auf der Internetseite zur Kampagne
gesammelt und nachzulesen sind.
Im Gegensatz zu diesen
eher mit »positiven«,
angenehmen Gefühlen
verbundenen Äußerungen gingen allerdings 2/3 der Antworten der Schülerinnen und Schüler in die Richtung »Das geht
ja gar nicht – Gott wird nicht plötzlich vor einem
stehen – Warum sollte Gott das tun? – Wieso sollte
er ausgerechnet mich in den Arm nehmen? – Wenn
er da Bock drauf hat, warum nicht? – Ich würde Gott
fragen, wer oder was er überhaupt ist«.
Inwieweit diese Antworten für alle Jugendlichen
an meiner Schule repräsentativ sind, dazu kann ich
nur Vermutungen äußern. Als Ausschnitt zeigen
mir die Antworten jedoch, dass die Mehrheit dieser
befragten Jugendlichen eine Begegnung zwischen
Gott und Mensch entweder für unmöglich hält oder
wenig realistisch, für nicht selbstverständlich begründbar oder nur schwer vorstellbar.
Im Grunde sprechen die Jugendlichen damit ein
Problem aus, das sich auch theologisch mit dem
Motto der Kampagne stellt: Ist es überhaupt möglich, dass Gott einen Menschen wie dich oder mich
in den Arm nimmt? Oder anders gesagt: Kann es
überhaupt eine für uns sinnlich wahrnehmbare
Begegnung zwischen Gott und Mensch geben? Eine
Begegnung zwischen Himmel und Erde, jenseitiger
und diesseitiger Welt?
Besteht nicht gerade darin für viele Menschen heute die Schwierigkeit, überhaupt an Gott zu glauben,
dass es diese sinnlich wahrnehmbare Begegnung
mit ihm für sie nicht gibt?
Der Maler René Magritte hat diese Schwierigkeit
in einem Bild dargestellt. Unten im Bild ist die
aufgeklärte Welt des Industriezeitalters zu sehen.
Maschinen werden von Menschen entworfen und
benutzt, technisches und logisches Denken haben
die Welt entzaubert, alles lässt sich erklären und
funktioniert nach vorhersehbaren Gesetzen. Oben
auf seiner Wolke sitzt Gott: abgehoben, diffus,
nur für sich allein. Es besteht keine Verbindung
zwischen ihm und der Welt unten.
Das Bild hat einen zweideutigen Titel. Zum einen
heißt es übersetzt »Die Nachtigall«, die selbst im
Dunklen singt und zu hören, also wahrnehmbar
ist. Zum anderen bedeutet der Titel auch »Der
Ladenhüter«: Im technischen Zeitalter scheint
Gott zum Ladenhüter geworden zu sein. Er lässt
sich nicht mehr an den Mann oder die Frau bringen,
weil er so ganz anders ist als diese moderne Welt.
Und wenn wir noch die umgangssprachliche Übersetzung des Titels dazunehmen, dann ist vielleicht
derjenige »dumm wie ein Esel«, der immer noch
an Gott glaubt.
In diesem Bild ist treffend dargestellt, was die
Mehrheit der Schülerinnen und Schüler in ihren
Antworten geäußert hat und was, meinem Eindruck nach, heute für nicht wenige schwer vorstellbar und zu glauben ist: Dass Gott von seiner
jenseitigen Wolke steigt, sich den Menschen in der
Welt offenbart, Verbindung mit ihnen aufnimmt,
indem er sie in den Arm nimmt. Vor diesem Hintergrund möchte ich euch einige Überlegungen zum
Motto der Kampagne sagen:
Welche Möglichkeiten und Grenzen
haben wir, wenn wir von Gott sprechen?
Ich habe einen Becher mitgebracht. Wenn ich
frage: „Wo hat der Becher seinen Henkel?“, antwortet ihr, die ihr von mir gegenübersitzt: „Der
Henkel ist links, keine Frage.“ Ich allerdings sage:
„Der Henkel ist eindeutig rechts.“ Und jemand, der
von links her auf den Becher sieht, behauptet mit
gleicher Überzeugung: „Der Becher hat überhaupt
keinen Henkel.“
Es leuchtet ein, dass die Aussagen vom jeweiligen
Standpunkt abhängen. Je nachdem, wie wir es
sehen. Können wir also nichts Eindeutiges über
diesen Becher sagen? Gibt es keine Wahrheit
über ihn und seinen Henkel? Da es diesen Becher
gibt, hat er auch seine Wahrheit. Das wird wohl
niemand bestreiten. Nur: Wir haben die Wahrheit,
seine Wahrheit nicht: nicht absolut und nicht
letztendlich.
Mit vielen Dingen des Lebens ist es genauso. Wir
erleben hier auf der Sitzung der Landesjugendkammer den gleichen Vormittag. Wir sitzen im gleichen Raum, hören, riechen und sehen das Gleiche.
Ist es aber auch dasselbe, was wir hier erleben?
Sicher nicht. Je nachdem, wie unsere Sinne ausgeprägt sind, je nachdem, woher wir kommen und
mit welchen Erfahrungen, all das bestimmt, wie wir
den gleichen Vormittag erleben. Deshalb sind die
Erfahrungen, die wir machen, so unterschiedlich
wie wir alle verschieden sind. Sehe ich das Beige
der Wand genauso beige wie Ihr? Ich kann das nicht
mit Absolutheit behaupten, weil ich nicht weiß, wie
beige für euch aussieht. Ihr könnt es umgekehrt
auch nicht von mir wissen.
Ich sage ein Wort zu euch, das Wort »Gott«. Ihr
hört es und es ruft in euch ein Bild auf, nämlich die
Vorstellung, die ihr euch von Gott macht. Ich bin
sicher, dass jetzt in diesem Raum von Gott so viele
Bilder entstanden sind, wie Menschen anwesend
sind und wenn Schülerinnen und Schüler einer
meiner Klassen hier wären, gäbe es noch mal 25
weitere Bilder.
Je nachdem, was wir erlebt haben oder wie wir
geprägt sind, wird unser Bild von Gott aussehen.
Es wird in uns Zutrauen oder Angst auslösen,
Ablehnung, Zweifel oder das Gefühl von Geborgenheit. Wenn 60 Menschen hier sind, dann sind
in diesem Raum 60 Bilder von Gott, geprägt von
60 verschiedenen Lebensgeschichten.
Nun könnten wir, die eigenen Bilder von Gott
weglegen und ganz neu anfangen. Das aber wird
nicht gehen; denn unsere Bilder von Gott sind ein
Teil von uns: Sie sind mit unserer Erziehung und
Geschichte, mit den Verwundungen und Glückserlebnissen unseres Lebens verbunden. So etwas
kann man nicht einfach streichen.
Wir können allerdings verstehen lernen, dass das,
was wir über Gott denken, nicht Gott entspricht:
Es ist unser Bild von Gott. Selbst wenn dieses Bild
von der Glaubenstradition der Bibel geprägt ist:
Auch in der Bibel finden sich Bilder aufgrund von
Erfahrungen, die Menschen gemacht haben. Gott
selbst ist immer geheimnisvoller als die Bilder. Er
ist höher und tiefer, größer und kleiner, entfernter
und näher, als wir ihn sehen. Wir müssen deshalb
zwischen dem Bild, das wir von ihm haben, und Gott
selbst unterscheiden. Es wird die Arbeit eines ganzen Lebens nötig sein, um diese Unterscheidung
immer wieder machen zu können.
Bei aller Unmöglichkeit, von Gott reden zu können,
muss gesagt werden: Die Bilder und die Sprache,
die wir benutzen, um von Gott zu sprechen, haben
ihr Recht. Wie anders sollten wir sonst an Gott
denken? Wie anders sollten wir sonst von und mit
ihm reden? „Wir müssen nun einmal“, sagt Martin
Luther, „in den fünf Sinnen leben und können anders als in den fünf Sinnen nichts verstehen oder
begreifen.“ Auch von Gott nicht.
Das Motto »Wenn Gott dich morgen in den Arm
nimmt …« beinhaltet beides: die Möglichkeit und
die Unmöglichkeit unserer Rede und Erkenntnis
von Gott. Paulus drückt das in seinem 1. Brief an
die Korinther wunderbar aus. Er schreibt im 13.
Kapitel: »Einst, als ich noch ein Kind war, da redete ich wie ein Kind. Ich fühlte und dachte wie ein
Kind. Als ich dann aber erwachsen war, habe ich die
kindlichen Vorstellungen abgelegt. Jetzt sehen wir
nur ein unklares Bild wie in einem trüben Spiegel;
dann aber schauen wir Gott von Angesicht. Jetzt
kennen wir Gott nur unvollkommen; dann aber
werden wir Gott völlig kennen, so wie er uns jetzt
schon kennt.«
Dass Gott uns jetzt schon kennt, selbst wenn wir
ihn erst unvollkommen kennen, dieser Gedanke
kann sehr tröstlich für alle sein, die sich der Unmöglichkeit bewusst sind, von Gott zu reden.
Wo und wie können sich Gott und Mensch
begegnen?
Das Motto der Kampagne deutet eine denkbare
Begegnung von beiden an. Wenn es sie nicht gäbe,
diese Berührung zwischen Gott und Mensch, Himmel und Erde, wenn sie nicht möglich wäre, dann
wäre es ziemlich unsinnig, sich über das Motto
Gedanken zu machen.
Im Allgemeinen wird es doch so gesehen: Auf der
einen Seite gibt es unsere Welt. Alles, was wir
anfassen, sehen, hören, riechen und schmecken,
eben alles, was wir mit den menschlichen Sinnen
wahrnehmen können. Wir sind überzeugt davon,
dass es diese Dinge gibt. Wir können sie wiegen,
messen oder zeigen.
Auf der anderen Seite sprechen wir vom Jenseits.
Damit meinen wir im Allgemeinen eine Welt, die
übersinnlich ist, weil sie über das hinausgeht, was
wir sinnlich wahrnehmen können. Gott und die
Engel, der Himmel und das Paradies oder auch
Menschen, die gestorben sind, gehören unserer
Vorstellung nach in diese jenseitige Welt. Ob es
diese Welt gibt, darüber gehen die Meinungen weit
materialien 5
• 13
WENN GOTT DICH MORGEN IN DEN ARM NIMMT …
auseinander.
Es scheint also zwei Welten zu geben: eine diesseitige und eine jenseitige. Die Frage, die sich
angesichts der Vorstellung ergibt, Gott könnte
einen Menschen schon zu Lebzeiten in den Arm
nehmen, lautet dann: Ist die allgemeine Vorstellung von den zwei Welten grundsätzlich richtig
und angemessen? Es könnte ja sein, dass alles
ganz anders ist.
Jenseitig ist für mich erst einmal alles, was ich
nicht kenne, was ich nicht wahrnehme und was
bei mir nicht vorkommt. Die Ureinwohner eines
australischen Stammes existieren für mich solange
im Jenseits, bis ich hinfahre, mit diesen Menschen
in einem Dorf sitze und irgendeine Verbindung
mit ihnen aufnehme. Für ein Kind legt vielleicht
schon das nächste Dorf im Jenseits. Es weiß nicht,
ob es anderswo auch Menschen gibt, bis es ihnen
begegnet. Ein Physiker, der in einer Welt von naturwissenschaftlichen Gesetzen lebt, lebt für mich
in einer Welt, die jenseits meines Denkvermögens
liegt. Für einen Hund ist ein Gedicht von Goethe
wahrscheinlich völlig jenseitig und wird es wohl
auch immer bleiben.
Jedes Wesen der Erde hat ein anderes Diesseits
und Jenseits und für jedes Wesen liegt die Grenze
zwischen beiden woanders: nämlich dort, wo seine
Fähigkeit, wahrzunehmen, zu verstehen und zu
deuten, aufhört. Bei dem einen beginnt das Jenseits deshalb sehr nahe, bei anderen beginnt es
erst in großer Ferne. Es ist nicht so, dass es zwei
Welten gibt, eine diesseitige und eine jenseitige.
Mit der jüdisch-christlichen Tradition sagen wir:
Es gibt nur eine Wirklichkeit, wir nehmen nur unterschiedlich viel von ihr wahr.
Stellt euch eine Frau vor, die ahnt, dass ihrem
tausend Kilometer weit entfernten Kind etwas
zugestoßen ist. Zwei Tage später erfährt sie, dass
es wirklich so ist. Für den einen Beobachter ist das
natürlich und gar nicht abwegig. Für die andere
Beobachterin ist es Unsinn, weil es jenseits ihres
Vorstellungsvermögens liegt.
Für manchen beginnt das Jenseits dort, wo von
Gott die Rede ist und Gott ist drüben, jenseits der
Grenze. Für andere gehört Gott zum alltäglichen
Empfinden und Denken. Wenn jemand zu Gott
sagt: Du bist bei mir, du nimmst mich in den Arm
und achtest auf mich, dann rückt Gott für diesen
Menschen aus dem Jenseits in eine Nähe, die
man als diesseitig bezeichnen kann. Eine Nähe,
die das diesseitige, weltliche Leben betrifft und
verändert.
Letztendlich können wir einen solche Verbindung
von Himmel und Erde, von Gott und Mensch nicht
14 •
materialien 5
THEOLOGISCHE GRUNDLEGUNGEN
begreifen. Gott bleibt immer auch ein Gegenüber,
also jenseits unserer Erkenntnis. Aber wer Gott
nicht an jedem Tag begegnet, den wir erleben, der
findet ihn nirgends. Wer ihn nicht an dem Tisch
findet, an dem wir essen oder in der eigenen Hand,
mit der wir Dinge tun, wer Gott nicht in den Dingen
des Lebens glaubt, der wird von seiner Gegenwart
nie wirklich sprechen können. Der Glaube sagt:
Gott ist in der Luft, die wir jetzt atmen und in dem
Wasser, das wir trinken; denn wenn Gott nicht in
allen Dingen zu finden ist, wo ist er dann?
Wer sich denkend mit Gott einlässt und betend
spricht: „Vater unser im Himmel“, der ist schon
längst umgeben vom Meer der unendlichen Gegenwart Gottes und wird sich selbst und andere als ein
Wesen, das aus Gott kommt verstehen lernen.
Sich auf Gott einzulassen, erfordert Übung. Ohne
Übung wird es menschlicher Erfahrung nach nicht
gehen. Ich weiß von mir selbst und von anderen,
dass es uns oft an dieser Übung fehlt, weil wir in
unserer Kultur den Verstand und die Vernunft so
einseitig in den Vordergrund stellen. Andere Bereiche vernachlässigen wir dagegen häufig, deshalb
brauchen wir mehr Übung: Übung im Hören des
Leisen, Übung im Sehen des Verborgenen, Übung
im Gespräch mit dem Fremdartigen, Übung in der
Ehrfurcht vor dem, was sich uns entzieht.
Diese Bereiche unseres Lebens zu entdecken,
dazu fordert uns das Motto der Kampagne der
Evangelischen Jugend in der hannoverschen Landeskirche auf. Ich glaube, es lohnt sich, über den
Satz nachzudenken und sich mit anderen darüber
auszutauschen: »Wenn Gott dich morgen in den
Arm nimmt«. Die biblische Tradition, das biblische
Zeugnis ist für Christen bei diesem Nachdenken
Hilfe und Richtschnur, heutige Erfahrungen als
Erfahrungen mit Gott zu entdecken und zu verstehen.
Wie ist das mit unserem Wissen von Gott?
Wenn die Bibel von Begegnungen zwischen Gott
und den Menschen spricht, dann erzählt sie Geschichten. Deshalb eine Geschichte zur Frage, wie
das mit dem Erkennen von Begegnungen mit Gott
ist. Diese Geschichte steht zwar nicht in der Bibel,
aber sie scheint mir ein passender Abschluss für
diesen Vortrag zu sein:
Es geschah, dass Zwillinge empfangen wurden.
Die ersten Wochen vergingen und sie wuchsen im
Mutterleib heran. Ihr Bewusstsein bildete sich aus.
„Ist es nicht wunderbar“, sagten sie zueinander,
„dass wir leben, dass wir empfangen wurden?“
Die Zwillinge begannen, ihre Welt zu entdecken.
Als sie die Schnur fanden, die sie mit ihrer Mutter
verband und die ihnen Nahrung gab, sagten sie
glücklich: „Wie groß ist die Liebe unserer Mutter,
dass sie ihr eigenes Leben mit uns teilt!“
Als die Wochen vergingen und schließlich zu Monaten wurden, merkten sie, dass sie sich verändert
hatten. „Was soll das bedeuten?“, fragte der eine
den anderen. „Das bedeutet“, antwortete der
andere, „dass unserer Aufenthalt in dieser Welt
bald zu Ende geht.“ „Aber ich will nicht gehen“,
erwiderte der erste, „ich möchte bleiben, wo ich
bin.“ „Wir haben keine andere Wahl“, entgegnete
der andere, „aber vielleicht gibt es ein Leben nach
der Geburt.“ „Wie könnte das sein?“, fragte zweifelnd der erste. „Wir werden unsere Nabelschnur
verlieren. Und außerdem haben andere vor uns
diesen Mutterleib verlassen, und niemand von
ihnen ist zurückgekommen. Nein, die Geburt ist
das Ende!“
So fiel der eine von ihnen in tiefen Kummer und
sagte: „Wenn die Empfängnis mit der Geburt endet,
welchen Sinn hat dann das Leben im Mutterleib?
Womöglich gibt es gar keine Mutter hinter allem.“
„Aber sie muss doch existieren“, erwiderte der
andere. „Wie sollten wir sonst hierher gekommen
sein und wie könnten wir sonst am Leben bleiben?“ „Hast du jemals unsere Mutter gesehen?“,
fragte der eine. „Womöglich lebt sie nur in unserer
Vorstellung. Wir haben sie uns erdacht, weil wir
dadurch meinen, unser Leben besser verstehen
zu können.“
Und so waren die Tage im Mutterleib angefüllt
mit vielen Fragen, Zweifeln und Angst. Schließlich
kam der Tag der Geburt. Als die Zwillinge ihre
Welt verlassen hatten, öffneten sie ihre Augen.
Sie schrieen. Aber was sie sahen, übertraf ihre
kühnsten Träume.
Anne Voss, Osterholz-Scharmbeck
Berufsschul- und Kirchenkreisjugendpastorin
Leicht gekürzter und überarbeiteter Vortrag. Es
gilt das gesprochene Wort
Nimmt Gott in den Arm?
Gottesbegegnungen in der Hebräischen Bibel
Wo ist Gott? Diese Frage stellte sich mir, als ich
begann, mich mit dem Motto der Landesjugendkammer zu beschäftigen. Da wird von einer Verheißung gesprochen, von einer Intimität, die ich
vielleicht von meinen Eltern, von meinen Freunden
und Freundinnen kenne, und die doch zugleich
komisch relativiert wird: »wenn« und »morgen«.
Wo ist Gott, wenn er dich dann in den Arm nimmt?
Nimmt er denn in den Arm?
Wir Christen lesen die Bibel nicht nur als bloßes
historisches Dokument: So ist es damals gewesen
und damit gut. Für uns ist die Bibel die Schrift, die
anzeigt, wie Gott Menschen begegnet. Das hat
Auswirkungen auf unser Verständnis von Gottesbegegnung auch in unserem Leben. Das gilt nicht
nur für das Neue Testament und die Offenbarung
Gottes in Jesus Christus, sondern auch für die
Hebräische Bibel. Deswegen gehört sie zur christlichen Bibel, auch wenn sie in manchen Passagen
unverständlich, vielleicht sogar abstoßend wirken
mag.
Wie begegnet man Gott in der hebräischen Bibel?
Können diese Begegnungen Hilfestellungen geben, auch in unserem Leben Gottesbegegnungen
wahrzunehmen, so als würde uns Gott in den Arm
nehmen?
Gott nimmt nicht in den Arm! Jedenfalls nicht
so direkt. Es entspricht nicht biblischem Sprachgebrauch. Biblisch
kann man nicht von
An Gott
Gottes UmarmunDu wehrst den guten und den bösen Sternen nicht;
gen sprechen. So
All ihre Launen strömen.
väterlich- mütterIn meiner Stirne schmerzt die Furche,
lich-freundschaftDie tiefe Krone mit dem düsteren Licht.
lich stellen sich die
Und meine Welt ist still –
biblischen Verfasser
Du wehrtest meiner Laune nicht.
Gott an kaum einer
Gott, wo bist du?
Stelle vor. Dieses
Ich möchte nah an deinem Herzen lauschen,
M ot to entsp rin gt
Mit deiner fernsten Nähe mich vertauschen,
eher einem persönliWenn goldverklärt in deinem Reich
chen Bedürfnis nach
Aus tausendseligem Licht
göttlicher ZuwenAlle die guten und die bösen Brunnen rauschen.
dung. Solche SpraElse Lasker-Schüler
che entspringt eher
einem persönlichen
Wunsch wie der von
Else Lasker-Schüler: „Ich möchte nah an deinem
Herzen lauschen, Mit deiner fernsten Nähe mich
materialien 5
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WENN GOTT DICH MORGEN IN DEN ARM NIMMT …
vertauschen, Wenn goldverklärt in deinem Reich
Aus tausendseligem Licht Alle die guten und die
bösen Brunnen rauschen.“ Das ist auch kein sonderlich biblisch fundierter Wunsch, aber trotzdem
eine tiefe religiöse Poesie, bei deren Wahrheit sich
persönlich für die Dichterin und für die, die das
Gedicht lesen, erweisen muss, ob man so von Gott
sprechen darf.
Gotteserfahrungen können persönlich, geradezu
poetisch als Umarmungen beschrieben werden.
Gottes »Umarmungen« werden anders bezeichnet. Sucht man in der Lutherbibel nach dem Wort
»Arm« oder nach der Bezeichnung »in den Arm
nehmen«, dann gibt es nur eine Stelle, und das ist
in der Vorrede Luthers zum Buch Habakuk: »Denn
Habacuc heisst auff Deudsch ein Hertzer / oder
der sich mit eim andern hertzet vnd in die Arm
nimpt. Er thut auch also mit seiner Weissagung /
das er sein Volck hertzet vnd in die arm nimpt /
das ist / Er tröstet sie vnd helt sie auff / Wie man
ein arm weinend Kind oder Mensch hertzet / das
es schweigen / vnd zu frieden sein solle / Weil es /
ob Gott wil / sol besser werden.« Die Aufgabe der
Menschen, die von Gottes Wort erzählen, ist in der
Tat »in den Arm nehmen«, weil das ihre Botschaft
ist, weil das Gottes Botschaft ist.
Gott begegnet uns in der Hebräischen Bibel auf
vielfältige Weise und das ist überaus irritierend.
»Wenn Gott dich morgen in den Arm nimmt …«
kann höchst unterschiedlich fortgesetzt werden:
»… dann schafft er dir neues Leben.« – »… dann
tröstet er dich.“ – »… dann ist er bei dir.« – »… dann
zeigt er dir, wie du zu leben hast.“ Und auch, und
das drückt vielleicht nicht gerade unser erstes
Bedürfnis aus: »… dann kämpft er mit dir.« – »…
dann bestraft er dich.“
Wenn Gott dich morgen in den Arm nimmt,
dann schafft er dir neues Leben – Schöpfung:
Gott macht etwas, wo nichts war
Wie Gott den Menschen begegnet, wird in der Bibel schon auf den ersten Seiten auf zwei höchst
unterschiedliche Weisen dargestellt. Gott baut
erstmals eine Beziehung auf, die schon hier alles
andere als eindeutig ist.
Im ersten Schöpfungsbericht tritt Gott souverän
auf. In mehreren Tagen erschafft er aus dem
Nichts, aus dem Chaos, nach und nach einen
Lebensraum: unsre Welt, wie wir sie kennen. Die
Sprache ist dabei auf die bloßen Informationen
reduziert. Es wird exakt berichtet, was passierte,
wie es passierte und was das Ergebnis war: »Am
Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde
war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe;
und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.
16 •
materialien 5
THEOLOGISCHE GRUNDLEGUNGEN
Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward
Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da
schied Gott das Licht von der Finsternis …«.
Der Mensch ist die Spitze dieser Schöpfung. Er
bekommt einen klaren Auftrag, der die Beziehung
zu Gott definiert. »Und Gott segnete sie und sprach
zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt
die Erde und macht sie euch untertan und herrscht
über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem
Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht.«
Gott erscheint hier als Welten-Schöpfer, der seine
Schöpfung ordnet, dessen besondere Herzlichkeit
oder gar Emotionalität aber nicht berichtet wird. Vater oder Mutter ist Gott hier noch nicht, auch nicht
Freund. Der Beginn der Beziehung zwischen Gott
und Mensch ist eher nüchtern, kaum emotional.
Doch das ändert sich im zweiten Schöpfungsbericht radikal. Plötzlich ändert sich auch die
Sprache. Der Lebensraum ist nicht mehr die ganze
Welt, sondern nur noch ein Garten. Plötzlich reden
Gott und Mensch miteinander und treten so in eine
richtige, allerdings recht seltsame Beziehung. Da
sagt Gott: »Du sollst essen von allerlei Bäumen im
Garten; aber von dem Baum der Erkenntnis des
Guten und des Bösen sollst du nicht essen; denn
welches Tages du davon isst, wirst du des Todes
sterben.« Adam und Eva tun es trotzdem, aber
sie sterben nicht davon, stattdessen entlädt sich
Gottes Zorn über sie und sie werden des Landes
verwiesen, aber doch nicht, ohne vorher von Gott
noch eingekleidet zu werden. »Verflucht sei der
Acker um deinetwillen, mit Kummer sollst du dich
darauf nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln
soll er dir tragen, und du sollst das Kraut auf dem
Felde essen … Und Gott der HERR machte Adam und
seinem Weibe Röcke von Fellen und kleidete sie … Da
wies ihn Gott der HERR aus dem Garten Eden.«
Was für eine Beziehung ist das? Die Beziehung
wird schon in den ersten Momenten vom Scheitern bestimmt. Als Kind weiß man auch nicht so
recht, warum man nicht vom Baum der Erkenntnis
essen soll. Man könnte fast den Eindruck haben,
hier redet und handelt ein etwas willkürlich erscheinender Vater, der dann jähzornig reagiert,
geradezu explodiert und doch nicht anders kann
als liebevoll, ja fast schon zärtlich zu sein, wie es
im ersten Schöpfungsbericht völlig unmöglich
gewesen wäre.
»Wenn Gott dich morgen in den Arm nimmt …« hat
in diesem Zusammenhang die Bedeutung, dass
Gott selbst in meinen schlimmsten Momenten
liebevoll bleibt, vielleicht gegen seine Intention,
aber doch liebevoll. Durch diese Schöpfung gibt es
eine Verbindung, in der wir keine Furcht zu haben
brauchen und aufgefangen werden. Der Grund für
diese Haltung liegt in der Schöpfung durch Gott,
diesem Ur-»In-den-Arm-nehmen«. Damit ist in der
Beziehung zwischen Gott und Mensch ein Grund
gelegt, hinter den auch Gott nicht zurück will.
So ist es aus der Sicht Israels fast schon folgerichtig, wenn auch gedanklich gewagt, wenn das
Volk Erwählung und Rettung in einer Linie mit der
Schöpfung sieht. Jes 43,1: »Und nun spricht der
HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich
gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich
habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen
gerufen; du bist mein!« Das Vertrauen in Gottes
Macht, die Hilfsbereitschaft Gottes fußt auf der
Schöpfung. Schöpfung ist in einem Zug mit anderen selbst Heilsereignis: Schöpfung und Erlösung
fallen fast zusammen.
Mit den Worten Sarahs, 18 Jahre: „Wenn Gott mich
morgen in den Arm nimmt, wäre ich dankbar dafür,
dass er das tut. Ich würde mich geborgen fühlen,
seine Umarmung erwidern, mich in seine Arme
fallen lassen um zu spüren, wie ich aufgefangen
werde. Ich würde tief einatmen um die Energie
spüren zu können, die zwischen uns herrscht,
würde meine Augen schließen und mich in dem
Moment von allem anderen trennen, nur für diesen
Augenblick leben, ihn spüren. Eine neue Erfahrung
für mich erleben.“
»Wenn Gott dich morgen in den Arm
nimmt, dann befreit er dich« - Exodus:
Gott befreit aus der Not
Ps 77 führt diesen Gedanken weiter: »Die Wasser sahen dich, Gott, die Wasser sahen dich und
ängsteten sich, und die Tiefen tobten. Die dicken
Wolken gossen Wasser, die Wolken donnerten, und
die Strahlen fuhren daher. Es donnerte im Himmel,
deine Blitze leuchteten auf dem Erdboden; das
Erdreich regte sich und bebte davon. Dein Weg war
im Meer und dein Pfad in großen Wassern, und man
spürte doch deinen Fuß nicht. Du führtest dein Volk
wie eine Herde Schafe durch Mose und Aaron.«
Das nächste Ereignis, dass Gottes Beziehung zu
Israel entscheidend prägt, ist die Befreiung aus
Ägypten. Mit diesem Ereignis bekommt Gott für
Israel ein neues Gesicht und für die, die mit Israel zu
tun haben, die Beziehung zwischen Gott und Israel
erweitert sich um einen Aspekt: Gott wird zum Krieger, der sein Volk aus der Knechtschaft befreit, ein
Aspekt, der uns vertraut ist, was allerdings zu selektiver Vernichtung des ägyptischen Verfolgerheeres
führt. Dabei ist eines klar: Gott siegt. Der Exodus ist
weder ein israelitischer Sieg noch eine ägyptische
Niederlage. Von Anfang bis Ende ist der Exodus ein
Akt Gottes. Heilsam und gewaltsam zugleich.
Diese Ambivalenz kommt auch in anderen Episoden dieses Erzählkreises zur Sprache, so z. B. in
Ex 4, 24f: »Und als er (d. i. Mose) unterwegs in der
Herberge war, kam ihm der HERR entgegen und
wollte ihn töten. Da nahm Zippora einen Stein und
beschnitt ihrem Sohn die Vorhaut und
rührte ihm seine Füße an und sprach:
Du bist mir ein Blutbräutigam. Da
ließ er von ihm ab. Sie sprach aber
Blutbräutigam um der Beschneidung
willen.«
Mose soll Israel aus Ägypten führen
und wird zugleich fast von Gott getötet, hätte seine Frau ihn nicht mit
einer symbolischen Beschneidung
gerettet. Gott ist mehr als der nette
Retter, er ist auch bedrohlich und
muss durch Zeichenhandlungen wie
die Beschneidung in seinem Zorn
besänftigt werden. Ansonsten greift
Gott in die persönliche Lebenssphäre
ein: Ex 10, 1f: »Und der HERR sprach
zu Mose: Gehe hinein zu Pharao; denn
ich habe sein und seiner Knechte Herz
verhärtet, auf dass ich diese meine
Zeichen unter ihnen tue, und dass du
verkündigest vor den Ohren deiner Kinder und deiner Kindeskinder, was ich in Ägypten ausgerichtet
habe und wie ich meine Zeichen unter ihnen getan
habe, dass ihr wisset: Ich bin der HERR.« An keiner Stelle beeinflusst er den menschlichen Willen
derart, vielmehr alles wird positiv gewendet: Gott
erforscht das menschliche Herz.
Die Beziehung zwischen Gott und Mensch wird
noch um ein weiteres Element erweitert. Gott
spricht das erste Mal durch Menschen, Ex 6,6-9:
»Darum sage den Kindern Israel: Ich bin der HERR
und will euch ausführen von euren Lasten in Ägypten und will euch erretten von eurem Frönen und
will euch erlösen durch ausgereckten Arm und
große Gerichte und will euch annehmen zum Volk
und will euer Gott sein, dass ihr‘s erfahren sollt,
dass ich der HERR bin, euer Gott, der euch ausführt
von der Last Ägyptens.“
Diese »Umarmung Gottes« eröffnet neue Wege.
Dass sie für die Umwelt der »Umarmten« negative
Konsequenzen hat, fällt schwer anzunehmen; aber
sie führt doch in eine Entscheidungssituation auf
Leben und Tod. Mit den Worten von Nico, 16 Jahre:
„Wenn Gott dich morgen in den Arm nimmt, was
machst du dann? Zeigst du ihm immer noch die
kalte Schulter?“
Wir neigen dazu, Gottes Befreiungstaten im Sinne
einer Befreiung von Ängsten zu psychologisieren,
Henning Hinrichs,
Jugendpastor im Sprengel
Osnabrück referiert aus der
Sicht des Alten Testaments
materialien 5
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WENN GOTT DICH MORGEN IN DEN ARM NIMMT …
oder zu abstrahieren, z. B. als Befreiung aus menschenfeindlichen Strukturen. Der biblische Exodus
spricht dagegen in einer Radikalität von Gott, die
unserer Sprache, und darüber wird niemand traurig
sein, abhanden gekommen ist. Leider ist unserer
Sprache von Gott damit oft ihre zwingende Überzeugungskraft verloren gegangen.
»Wenn Gott dich morgen in den Arm
nimmt, dann zeigt er dir, wie du leben
kannst« – Gottesoffenbarung am Sinai:
Gott zeigt gelingendes Leben.
Ein weiterer Aspekt der göttlichen Beziehung zu
den Menschen drückt sich in dem Text aus, auf den
sich die Kirchentagslosung bezieht: »Wenn dich
aber dein Sohn heute oder morgen fragen wird
und sagen: Was sind das für Zeugnisse, Gebote und
Rechte, die euch der HERR, unser Gott, geboten
hat? so sollst du deinem Sohn sagen: Wir waren
Knechte des Pharao in Ägypten, und der HERR
führte uns aus Ägypten mit mächtiger Hand, und
der HERR tat große und böse Zeichen und Wunder
an Ägypten und Pharao und allem seinem Hause
vor unsern Augen und führte uns von dannen, auf
dass er uns einführte und gäbe uns das Land, das
er unsern Vätern geschworen hatte; und der HERR
hat uns geboten, zu tun nach allen diesen Rechten,
dass wir den HERRN, unsern Gott, fürchten, auf
dass es uns wohl gehe alle unsre Lebtage, wie es
geht heutigentags; und es wird unsre Gerechtigkeit
sein vor dem HERRN, unserm Gott, so wir tun und
halten alle diese Gebote, wie er uns geboten hat.«
Zu unserer modernen Lebensauffassung gehört
es, zwar ein moralisches Leben zu führen, gut
handeln zu wollen, aber gleichzeitig nicht glauben
zu wollen, dass die Moralität irgendwo garantiert
ist, die Inhalte des Guten irgendwo vorgegeben
sind. Kaum mehr wird mit einem Richter gerechnet, kaum mehr mit einem endgültigen Sieg der
Gerechtigkeit. Statt dessen wird diese Thematik in
das Innerliche eines jeden Menschen gelegt: Den
richtigen Weg muss jede und jeder selbst finden.
Die Einhaltung von Geboten war bislang in der
hebräischen Bibel für das Gottesverhältnis nicht
entscheidend, doch nun, nach erfolgreicher Befreiung, wird Gott vom Krieger zum Gesetzgeber eines
ganzen Volkes. Dementsprechend wird hier vom
ersten Erscheinen Gottes vor dem Volk berichtet,
Ex 19, 16ff: »Als nun der dritte Tag kam und es Morgen war, da erhob sich ein Donnern und Blitzen und
eine dicke Wolke auf dem Berge und ein Ton einer
sehr starken Posaune; das ganze Volk aber, das
im Lager war, erschrak. Und Mose führte das Volk
aus dem Lager Gott entgegen, und es trat unten
an den Berg. Der ganze Berg Sinai aber rauchte,
18 •
materialien 5
THEOLOGISCHE GRUNDLEGUNGEN
darum dass der HERR herab auf den Berg fuhr mit
Feuer; und sein Rauch ging auf wie ein Rauch vom
Ofen, dass der ganze Berg sehr bebte.«
Die Gesetze, die Gott seinem Volk gibt, regeln das
Zusammenleben in einer antiken Agrargesellschaft
und beinhalten demnach auch Regeln, die für uns
heute unverständlich erscheinen müssen, z. B. Ex
21,15ff: »Wer Vater und Mutter schlägt, der soll
des Todes sterben … Wer Vater und Mutter flucht,
der soll des Todes sterben.« Und doch wird auch in
solchen Regelungen deutlich, dass hier eine durch
äußere und innerliche Gefahren bedrohte Gesellschaft durch – für das gesamte Zusammenleben
– umfassende Regelungen beschützt werden soll.
Und das Wichtigste daran: Gott gibt diese Regeln.
Er gibt in ihnen Lebenshilfe und Orientierung und
umgreift damit das Leben seines Volkes.
Gott wird im Laufe der Bibel niemals ausdrücklich
Verpflichtungen akzeptieren, die ihm die Menschheit auferlegt hat. Er wird sich jedoch selbst Verpflichtungen auferlegen, die von denen abgeleitet
sind, die er den Menschen auferlegt. Gott wird nicht
lenkbar, aber ein zuverlässiger Partner.
Also: Gott schafft neues Leben, er befreit aus der
Not und zeigt gelingendes Leben. Für mich als
Sprengeljugendpastor folgen daraus drei Dinge.
1.
Auch angesichts zurückgefahrener finanzieller Mittel für den Jugendbereich, schwerer
werdender Gremienarbeit und anderer Zumutungen wünsche ich mir eine Kampagne, die
von der Bewahrung und Hoffnung erfüllt ist,
die unser Gottesverhältnis ausmacht und die
vielfältig auch verschiedenste Bereiche zur
Sprache bringen sollte.
2. Das Kampagnenmotto fordert ein, Noterfahrungen wahrzunehmen, zur Sprache zu bringen und sich für ihre Aufhebung einzusetzen.
Von ihr haben Impulse für mehr Gerechtigkeit
auszugehen.
3. Ganz im Sinne des Kirchentagsmottos müssen
religiöse Erfahrungen zur Sprache kommen.
Es gibt kaum Lebensbereiche, in denen das
für Jugendliche selbstverständlich geschieht.
Überkommene Glaubenstraditionen werden
nicht mehr wahrgenommen und drohen,
bestenfalls in einer unkonkreten »ich-glaubeirgendwie-an-eine-höhere-Macht-die-nennich-aber-nicht-Gott«-Religiosität aufzugehen.
Hier hat die Kampagne anzusetzen.
Henning Hinrichs, Osnabrück
Sprengeljugendpastor
Leicht gekürzter und überarbeiteter Vortrag. Es
gilt das gesprochene Wort
Gleicher Lohn für ungleiche Arbeit
oder: Gleiche Verteilung von Lohn und Beschäftigung
Ich komme gerade von einer Kirchenkreiskonferenz, auf der der Hamburger Theologieprofessor
Matthias Kroeger mit den PastorInnen und DiakonInnen, SozialarbeiterInnen und dem Kirchenmusiker über die Frage nach dem theologischen
Ende des Theismus gestritten hat. Kroegers These
ganz kurz: Einen personalen Gott gibt es nicht oder
vorsichtiger formuliert: der menschliche »Personen-Begriff« ist nicht so ohne weiteres auf Gott
zu übertragen. Während dieser Tagung habe ich
an heute gedacht und an euren Satz »Wenn Gott
mich morgen in den Arm nimmt …« Was sollte ich
euch sagen?
Ich konnte Kroeger in der Summe seiner Ergebnisse nicht zustimmen. Dass die Gottesbegegnung
in vollkommen anderen, als in menschlichen Kategorien stattfindet, ist doch vollkommen klar und
keine neue theologische Idee. Gott ist und bleibt
der Unbeschreibliche, der Unanschaubare, aber
begreifbar in den verschiedenen Offenbarungsformen, die wir aus den beiden Teilen der Bibel
kennen: Ich denke an den brennenden Dornbusch,
an die Feuersäule und Wolke, an den kämpfenden
Engel, an das zeichenhafte Handeln der Propheten,
an Jesus und an seine Geschichten. Dabei ist das
Prophetische nicht nur an Personen gebunden;
es ist auch nicht einzelne Besonderheit oder gar
Anmaßung oder ein Monopol. Wo Prophetisches
ist, da entsteht es von alleine und ist unverfügbar.
Es kommt aus dem Denken und Fühlen, Reden und
Handeln im Glauben.
Vor vielen Jahren haben wir in der Kammer von der
prophetischen Kraft der Jugend gesprochen und
nun gebt ihr dieses Thema vor »Wenn Gott mich
heute in den Arm nimmt …«. Woll‘n mal schauen!
Der Arm Gottes:
Wo begegnet mir der Arm Gottes?
Eine sehr junge Frau hatte vor langer Zeit eine
ganz besondere Art der Gottesbegegnung: Maria.
Sie sollte später die Mutter Jesu werden. Als sie
schwanger mit Elisabeth zusammenkam und diese
erkannte, wer da zur Welt kommen sollte, grüßte
sie Maria. Sie antwortete mit einem sehr alten
Text aus der Tradition: »Denn er hat Großes an
mir getan, der mächtig ist und dessen Name heilig
ist. Seine Barmherzigkeit währt von Geschlecht zu
Geschlecht, bei denen die ihn fürchten.
Er vollbringt machtvolle Taten mit seinem Arm …
Er stößt die Machthaber vom Thron und erhebt die
Niedrigen. Die Hungernden füllt er mit Gütern und
lässt die Reichen leer ausgehen …«
Das fasst ein anderer Satz so zusammen: »Es
ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach«.
Recht und Gerechtigkeit
Recht und Gerechtigkeit sind die Grundwerte, die
im menschlichen Zusammenleben zu verwirklichen
sind. Nicht Konkurrenzkampf und rücksichtsloses
Gewinnstreben sollen
Assoziationen zum Motto »Wenn Gott
als Leitbild gelten, sondich morgen in den Arm nimmt …«
dern Solidarität und die
Verwirklichung gerech• Warum morgen, warum nicht heute?
ter, menschenwürdiger
• Gott nimmt nicht nur in den Arm,
Lebensbedingungen für
er lässt auch los.
alle!
• Zärtlichkeit ja, Emanzipation aber auch.
Das Wor tpaar Recht
• Gott lieben und deinen Nächsten.
und Gerechtigkeit um• Gottes Arm, mächtig
schreibt also höchste
• Gottes Arm: zärtlich. Macht, Vollmacht,
Werte, höchste MaßstäLiebe und Durchsetzungsvermögen
be menschlichen VerhalEinmal unterstellt, es ist so:
tens. Es geht um »das
Gute«; das, was dem Wil• Wie ist es dann in dem Arm?
len Gottes entspricht.
• Was bewirkt es?
Dazu kommt, dass Gott
• Kuscheln ist gut, aber nur?
den Menschen Perso• Handeln aus der Geborgenheit heraus
nalität und Individuali• Zurückgezogenes Christentum
tät geschenkt hat: zum
kräftigen Ich-Sein und
• Recht und Gerechtigkeit
zum kräftigen Du-Sein.
Die persönlichen Begabungen aller Einzelnen sind
das Fundament der Verschiedenheit und Vielfalt,
des Wettbewerbs, der Partizipation und Kooperation. »Dient einander, ein jeder mit der Gabe, die
er empfangen hat, als die guten Haushalter der
mancherlei Gnade Gottes.« 1. Petrus 4,10
»Einer trage des Anderen Last, so werdet ihr das
Gesetz Christi erfüllen.« Gal. 6,2 Ich verstehe hier
Paulus so:
•
Hier ist ein Gesetz aus dem Evangelium gelungen!
•
Glauben und Handeln sind nicht im Gegensatz!
•
Ein Gesetz für den Hausgebrauch!
•
Die Anwendung geschieht in Freiwilligkeit und
aus Einsicht; denn sie ist Glaubenssache.
Das Doppelgebot der Liebe
Der Gott Jesu ist nicht ein neuer Gott, sondern
materialien 5
• 19
WENN GOTT DICH MORGEN IN DEN ARM NIMMT …
der Gott der Väter des alten Testaments, der sich
jedoch in neuer Form erweist (offenbart), der in
den Geschichten, die Jesus erzählt, deutlich wird
und sich aktualisiert. Zu dem Bekenntnis zu diesem
Gott gehört nach Jesus das Gebot der Nächstenliebe. Ich glaube, dass in dem berühmten Doppelgebot »Gott zu lieben und seinen Nächsten wie
sich selbst (darin hängt das ganze Gesetz und die
Propheten)« der Schlüssel zum Motto liegt »Wenn
Gott dich morgen in dem Arm nimmt …«.
Ich leite seit meiner Zeit im Laju den kirchlichen
Dienst in der Arbeitswelt in Hannover mit dem
Industriepfarramt, dem Arbeitslosenzentrum
Hannover und einiger Jugendwerkstätten. Die Wirkung des Armes Gottes interessiert mich natürlich
besonders in dieser Frage. 10,2 % Arbeitslosigkeit
(in Sachsen-Anhalt 19,6 %), viel zuwenig Lehrstellen für Jugendliche, gesellschaftlich akzeptierte
Verarmung eines Teils unserer Bevölkerung durch
den Umbruch des Sozialstaates, durch Hartz IV
und Arbeitslosengeld II.
»Wenn Gott dich morgen in dem Arm nimmt ...« Ach
täte er es doch schon heute! Was so ins Schwärmerische gerät, ist tatsächlich nichts anderes als
die unverzichtbare Vision für den täglichen Bedarf.
Solide humane Beziehungen und Stabilität sind
nicht aus neoliberalen Marktgesetzen und Rationalitätserwägungen zu gewinnen. Sie müssen in
tiefer Überzeugung verwurzelt sein. Als solche
lassen sie sich nicht fein säuberlich von der Sachebene und den Eigengesetzlichkeiten trennen.
20 •
THEOLOGISCHE GRUNDLEGUNGEN
aber ohne Brot lebt man auch nicht.
Arbeit
in Geschichten »ökonomischen Unsinns«
Mich faszinieren seit langem die Geschichten
»scheinbar ökonomischen Unsinns« aus dem
Neuen Testament, in denen sich die Nähe Gottes
mit den heilenden Konsequenzen für die Menschen
offenbart. Da ist einmal die Geschichte von den
Arbeitern im Weinberg: Gleicher Lohn für ungleiche Arbeitszeit. So etwas Ungerechtes! Dann die
Geschichte von dem Schäfer, der seine gesamte
Herde verlässt, um das eine entlaufene Schaf zu
suchen. Man stelle sich den Blödsinn vor: 99 Schafe, vollkommen unbewacht, werden wegen eines
einzigen verlassen! Ein guter Schäfer geht so ein
Risiko nicht ein. Und dann die Geschichte von der
Frau, die ein kleines Geldstück verloren hat. Ihr
ganzes Haus stellt sie auf den Kopf und beim Wiederfinden des Geldstückes feiert sie ein Riesenfest
mit allen Nachbarn, ein Fest das viel mehr kostet,
als das verlorene Geldstück wert war.
Auf den ersten Blick sind das ökonomisch unsinnige Geschichten, die in der Regel theologisch, nicht
ökonomisch gedeutet werden. Sie weisen zuerst
auf das Reich Gottes hin, wie es ist, wie es sein
wird. Aber es sind Geschichten, die sich in Aufbau
und Inhalt an den Wirtschaftsgesetzen der Thora
orientieren und geprägt sind von sozialkritischen
Aussagen, Gesetz und Gerechtigkeit Gottes beschreiben, seinen machtvollen, wirksamen Arm.
Wirtschaftsethik der Bibel
Die Arbeiter im Weinberg
Der Exodus ist ein »Herzstück der hebräischen
Bibel«. Die Exodus-Tradition, also die Geschichten
des Volkes Israel um seinen Auszug aus Ägypten,
beschreibt ganz drastisch eine Theologie der
Befreiung aus einem Arbeitshaus und Arbeitshaus meint hier ganz klar Sklaverei. Der Exodus
beschreibt die Notwendigkeit und Würde der
menschlichen Arbeit. Auf diese Tradition hat sich
Israel generell in erfahrener Würdelosigkeit immer
wieder berufen. Der Exodus wurde Grundlage der
ethischen Betrachtung der Arbeitswelt. Im wichtigen ersten der zehn Gebote steht: »Ich bin Jahwe,
dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat; aus
dem Sklavenhaus. Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.« 2. Mose 20 Weiter findet es
dann seinen Niederschlag in den Wirtschafts- und
»Arbeitsgesetzen« der Thora.
Das neue Testament ist voll von Geschichten,
Gleichnissen, Bildern und Menschen, die sich auf
Erfahrungen aus der Arbeitswelt beziehen und die
klarmachen, das Liebe ohne das sattmachende
Brot nichts ist. Man lebt nicht vom Brot allein, o. k.,
Ein Weinbergbesitzer geht auf den Markt, heuert
die dort sitzenden Tagelöhner an. Als er später
feststellt, dass er noch Leute braucht, holt er neue,
und kurz vor Arbeitsschluss holt er die letzten,
und allen gibt er dann den gleichen Tagelohn. Er
übervorteilt niemanden. Sauer sind die, die am
längsten gearbeitet haben. War das gerecht?
Was die Interpretation unter dem sozialkritischen
Aspekt so interessant macht, ist, dass in der Regel
heutige Verhältnisse zwischen Arbeitnehmern und
Arbeitgebern an das Verständnis dieser Geschichte angelegt werden. Was hier aber beschrieben
wird, ist ein Alltagsvorgang, der damals allen Hörern bekannt war. Die Arbeitssuchenden warten
auf Aufträge. Der Weinbergbesitzer heuert nur
so viele Leute an, wie es ihm ökonomisch sinnvoll
erscheint. Je mehr Lohn er auszahlen muss, desto
weniger Gewinn macht er. Dass er später noch Leute braucht, ist nicht das Zeichen einer schlechten
Planung des Weinbergbesitzers, sondern weiter
ein alltäglicher Vorgang. Der Weinbergbesitzer
handelt klug unter üblichem Erntedruck.
materialien 5
Die Tagelöhner arbeiten für den Preis eines Denars. Das ist der offensichtlich ortsübliche Tageslohn, also »Tarif«. Sie sind in einer ausgesprochen
schwachen Position, in einer schwächeren als die
Sklaven. Tagelöhner gehen in den Weinberg, ohne
zu wissen, wie hoch ihr Verdienst sein wird. Sie
rechnen zwar mit dem üblichen Lohn, sind aber
nicht in der Position, über Lohnhöhen verhandeln
zu können. Sie brauchen mindestens einen Denar
als Lebensunterhalt für einen Tag.
In antiken Dokumenten über Tagelöhner in landwirtschaftlichen Gütern finden sich Richtlinien: Auf
die Lohnarbeiter ist weniger Rücksicht zu nehmen
als auf Sklaven, denn diese sind Kapital des Unternehmers. Lohn muss noch am gleichen Abend
ausgezahlt werden. Es ist am nächsten Tag u. a.
aus hygienischen Gründen darauf zu achten, im Betrieb möglichst nicht wieder dieselben Tagelöhner
anzustellen. Tagelöhner waren ein verelendeter
Personenkreis: Sklaven auf eigenes Risiko.
Es wird also in den Abläufen eine Geschichte erzählt, die wirklich so hat stattfinden können und
die in der Regel sehr wahrscheinlich immer so
stattgefunden hat, bis auf das etwas merkwürdige
Geschehen bei der Lohnzahlung.
Begegnung zweier Welten
Es ist klar, dieses Gleichnis beschreibt die Güte
Gottes, beschreibt, wie Gott in den Arm nimmt.
Zwei Ebenen kommen hier zusammen: Die Arbeitswelt des Alltags, in diesem Fall die der Arbeitenden
und Erwerbslosen, und die Welt, die unter Gottes
Gebot und Güte steht.
Die Geschichte hat ein positives Ziel. Es ist keine
Kritik am Lohndenken, keine Kritik am Gewinn.
Genau um den Lohn geht es. Um den Umgang mit
dem Gewinn geht es. Der Lohn wird gezahlt. Es ist
auf der zweiten Ebene ein Lehrstück für Solidarität. Das Gleichnis macht deutlich, dass die Leute,
die unterschiedlich lange arbeiten können, in einer
engen Lebensgemeinschaft leben, dass nichts sie
trennt, als das unsolidarische Verhalten der Langarbeiter; denn das waren die, die gemurrt haben und
unzufrieden waren. Das ist heute nicht anders.
Arbeit ist keine Ware
Auch wenn die Arbeiter im Weinberg sich vorher
auf dem Marktplatz anboten, haben sie sich als
Person angeboten und nicht ihre Arbeit als Ware
auf einem Markt. Arbeit ist also keine Ware und
es gibt demnach auch keinen Arbeitsmarkt. In
der Tradition unserer hannoverschen Landeskirche hat das der Sozialethiker G. Uhlhorn bereits
1890 in Hannover gesagt: „Es ist die Aufgabe der
Kirche, das Bewusstsein wieder so zu wecken,
dass der Mensch, auch der geringste, mehr als
bloße Arbeitskraft, dass er Ebenbild Gottes ist.“
Das wendet sich gegen den Neoliberalismus, den
wir heute haben, der im Gegensatz sagen würde:
»Arbeit wird nur gekauft, wenn ihr Wert für den
Unternehmer höher ist als ihr Preis.«
Solidarisch arbeiten
Zu lernen haben wir, dass solidarisch zu handeln
und zu arbeiten ist. Menschen sind das Ebenbild
Gottes, der selber arbeitet: z. B. der handwerklich
malochende Gott der
Schöpfungsgeschichte.
Von daher ist die Gleichheit aller Menschen auch
in Arbeit und Erwerbslosigkeit beschrieben. Der
Mensch ist als soziales
Wesen nicht von der
Person, die er selber
ist und den anderen zu
trennen.
In einem Aspekt des
Gleichnisses geht es
um den gerechten Lohn.
Das wir tschaftsethische Denken des Unternehmers »Weinbergbesitzer« eröffnet die
Dimension des gerechten Lohnes. Es geht um
den Lohn und nicht um den Preis. Lohn ist eine
Notwendigkeit für den Menschen. Das eröffnet Perspektiven, die Wahrnehmung von Verantwortung
für die Menschen, die von dem Erwerb abhängig
sind. Brot macht satt und satt sein macht Ethik
möglich, Werte erlebbar. Ich glaube, das meint
Brecht mit seinem »Erst kommt das Fressen, dann
kommt die Moral«.
Karl-Heinz Friebe,
Industriepfarrer aus
Hannover:
Als ehemaliger Pastor
im Landesjugendpfarramt
referiert er natürlich nicht
zum ersten Mal vor der
Landesjugendkammer
Arbeit und Einkommen teilen
Es geht in dieser Geschichte um das Teilen von Arbeit und Erwerb. Auch wenn es bei den Arbeitern im
Weinberg vermutlich nur um Männer ging, spielt das
gerechte Arbeitteilen zwischen Frauen und Männern eine entscheidende Rolle. Grundsätzlich geht
es um eine Gleichverteilung, in der alle Arbeitswilligen an der Beschäftigung beteiligt sein können. Nur
diese Form entspricht den Anforderungen sozialer
Gerechtigkeit, wie ich sie biblisch entdecke.
Wenn Gott dich morgen in den Arm nimmt,
dann wirst du erlebt haben oder erleben:
• dass das eine ganz besondere Geborgenheit ist
• dass diese Geborgenheit nichts mit plüschiger
Ruhe zu tun hat
materialien 5
• 21
WENN GOTT DICH MORGEN IN DEN ARM NIMMT …
• dass diese Geborgenheit eine Realität ist, die
durch das Tun und Handeln von Menschen erlebbar gemacht wurde
• dass diese Geborgenheit allen gilt und nicht nur
»der Masse der 99 zurückgeblieben Schafe«,
die eng zusammengerückt sind, sondern auch
dem verloren gegangenen Schaf
ANDACHTEN – BIBELARBEITEN – GOTTESDIENSTE
• dass diese Geborgenheit so begeistert, dass sie
jedes Fest mit den Nachbarn rechtfertigt, auch
wenn der Aufwand und die Kosten in keinem
Verhältnis dazu stehen
• dass diese Geborgenheit mit menschlichem Tun
und Handeln allein nicht zu erreichen ist
• dass Gott mit seinem Arm Gerechtigkeit
schafft
In diesem Paradox bleiben wir stehen; denn der
Glaube an Gott ist nicht herstellbar,
aber erlebbar.
Jesus Christus hat keine Hände, seine
Arbeit heute zu tun, er hat keine Füße,
seine Wege heute zu gehen … Wir sind
die einzige Bibel, die die Öffentlichkeit
heute noch liest.
So etwa habe ich es in einer Veröffentlichung des Lajus einmal gelesen.
»Beten« heißt die.
Karl-Heinz Friebe, Industriepfarrer
Hannover
Leicht gekürzter und überarbeiteter
Vortrag. Es gilt das gesprochene
Wort
Wenn Gott dich morgen in den Arm nimmt …
Andacht, entwickelt auf einem GruppenleiterInnenlehrgang
Eine spektakuläre Eintagsfliege sollte es nicht
werden, sondern eine Andacht für eine regelmäßig stattfindende Jugendgruppe oder für eine
Jugendfreizeit, entstanden auf einem GruppenleiterInnenlehrgang im Herbst 2004
Vorbereitung
Eine Mitte wird mit Tüchern, Kerzen und einem
Kreuz gestaltet. Um diesen Mittelpunkt liegen
Fußspuren aus Pappe (weiße und farbige nebeneinander und eine Teilstrecke nur aus einer weißen
Spur). Wenn möglich, sollte der Andachtsraum mit
einem Teppich ausgelegt sein, ansonsten Decken
auslegen. Die Teilnehmenden bilden auf dem Boden
einen Kreis.
Begrüßung
„Herzlich willkommen im Namen Gottes! Herzlich
willkommen zu unserer Andacht mit dem Thema
»Wenn Gott dich morgen in den Arm nimmt …«.
Ab und zu in den Arm genommen zu werden, das
wünschen wir uns für unser Leben: Begegnungen
mit spürbarer Wärme und Geborgenheit empfinden wir als stärkenden Rastplatz auf unserem
Lebensweg.
Unser Leben ist ein Weg, und so unterschiedlich wir
sind, so unterschiedlich sind die Wege, die unser
Leben nimmt. Unterschiedlich sind auch das Tempo
und die Art und Weise, wie wir unseren Lebensweg
gehen: Manch eine geht unbekümmert drauf los,
probiert mal dieses mal jenes. Ein anderer prüft bei
jeder Wegkreuzung, ob er noch auf dem richtigen
Weg ist. Eine andere geht zielstrebig und zügig, wieder ein anderer bewegt sich gemächlich, denn der
Weg ist das Ziel. Mit manchen Weggefährten bist
du längere oder kürzere Wegstrecken gemeinsam
unterwegs und dann kommen Kreuzungen, die Trennung und Abschied bedeuten. Es gibt beschwerliche
Um- und Abwege auf diesem Weg.
Und in all dem macht jede und jeder von uns Erfahrungen mit Gott: Gott als die Kraft, die dich und
mich begleitet, die mitgeht.“
Entspannungsübung und Meditation
Die Anleitung sollte durch eine Person erfolgen,
die solche Übungen bereits selbst erlebt hat. Im
Text markieren Punkte Pausen, die es den Teilnehmenden ermöglichen sollen, den eigenen Gedanken
und Empfindungen nachzugehen.
22 •
materialien 5
„Ich lade dich jetzt ein, dich bequem mit dem Kopf
zur Mitte hinzulegen. Suche dir eine Lage, in der du
es bequem 15 Minuten aushalten kannst … Wenn du
magst, schließe deine Augen und balle deine Hände
zur Faust. Ganz fest und wieder locker lassen …
Wandere mit deinen Gedanken zu deinen Füßen.
Versuche, sie ganz fest anzuspannen und lass wieder locker … Wandere mit deinen Gedanken durch
deinen Körper bis zu deinem Gesicht und schneide
Grimassen. Spanne dein Gesicht ganz fest an und
wieder locker lassen … Achte auf deinen Atem und
spüre, wie sich beim Atmen Brust und Bauch bewegen … Denke für dich den Satz: Ich atme. Ich lebe
… Nun stell dir vor, du gehst spazieren und genießt
die frische Luft. Du atmest ein und wieder aus, so
wie es für dich am besten ist … Du kommst auf eine
Wiese und dort siehst du eine Gruppe, eine riesige
Menschengruppe … Was denkst du? … Langsam,
ganz langsam näherst du dich … Was empfindest
du? … Gehe ein paar Mal um die Gruppe herum …
Lass dir Zeit und beobachte sie genau … Was fühlst
du? … Jetzt gehst du auf die Gruppe zu und willst
mit ihr ins Gespräch kommen. Einer aus der Gruppe
dreht sich um und fängt an zu lachen. … Was spürst
du? … Du probierst es noch einmal und tippst einer
anderen Person auf die Schulter. Sie wendet dir
kurz ihr Gesicht zu und schaut dich von oben bis
unten an. Sie macht dich nach und dreht sich dann
wieder um … Was empfindest du? … Jetzt nimmst
materialien 5
• 23
WENN GOTT DICH MORGEN IN DEN ARM NIMMT …
du noch einmal alle Kraft zusammen und sprichst
wieder eine Person an. Sie reagiert nicht … Was
fühlst du? Nimm genau wahr, was in dir vorgeht …
Du entfernst dich wieder und läufst in einen Park.
Nimm genau wahr, wie es um dich herum aussieht
… Was denkst du? Was fühlst du? … Suche dir einen
Platz, um zu beten und Mut zu finden, noch einmal
zu der Gruppe auf der Wiese zurückzukehren …
Nimm dir Zeit … Was spürst du jetzt? … Nun gehe
zurück auf die Wiese, bis du wieder vor der Gruppe
stehst … Nimm genau wahr, was du jetzt empfindest
… Auf einmal trifft dich ein Lichtstrahl. Dieser Strahl
ist genau auf die Höhe deines Bauchnabels gerichtet. Er strahlt eine angenehme Wärme aus … Was
empfindest du? … Du gehst der Wärme und dem
Licht entgegen. Dabei schiebst du die Menschen,
die dir im Weg stehen, vorsichtig beiseite bis du in
der Mitte des Kreises stehst … Was denkst du? Was
fühlst du? … Du stehst mitten im Licht und in der
Wärme. Du hast den Eindruck, dass du in den Arm
genommen wirst … Nimm genau wahr, was jetzt in
dir vorgeht. Lass alles zu, was dir einfällt … Nun
löse dich von dem Licht und der Wärme und tritt
langsam wieder aus dem Kreis heraus … Es wird
jetzt Zeit mit deinen Gedanken wieder in den Andachtsraum in diese Gruppe zurückzukehren. Bevor
du die Augen öffnest, mache dir noch ein inneres
Foto von deiner Begegnung mit dem Licht und der
Wärme. … Wenn du damit fertig bist und wieder
ganz hier sein kannst, öffne die Augen. Schau dich
um, wer neben dir liegt. Recke und strecke dich …
Gähne herzhaft, wenn du willst … und setze dich
24 •
materialien 5
ANDACHTEN – BIBELARBEITEN – GOTTESDIENSTE
langsam über die Seitenlage auf.“
Jetzt kann jede und jeder, die oder der möchte,
vom eigenen Erleben erzählen. Jemand aus dem
Team sollte anfangen zu erzählen. Das macht den
Teilnehmenden Mut von sich zu sprechen.
Spiel- und Sprechszene
Die Darstellerin oder der Darsteller tritt in den
Kreis und geht langsam auf den Fußspuren herum, beginnend bei den bunten Fußspuren. Dabei
werden von zwei SprecherInnen aus dem Sitzkreis
jeweils drei Sätze gesprochen. Die SprecherInnen
wechseln, wenn die Darstellerin oder der Darsteller
die bunten Fußspuren verlässt und nur noch weiße
Fußspuren auf ihrem Weg liegen.
Textauswahl für SprecherIn 1:
•
Ich vermisse dich
•
Du bist mir wichtig
•
Du siehst heute gut aus
•
Ich bin stolz auf dich
•
Mit dir bin ich glücklich
•
Wollen wir heute etwas zusammen machen?
•
Schon wieder eine Eins
•
Schön dich zu sehen
•
Ich liebe dich
Textauswahl für SprecherIn 2:
•
Wir werden uns scheiden lassen
•
Du wirst die Klasse wiederholen
•
Wir konnten ihm nicht mehr helfen
•
Dein Opa ist tot
•
Ich hasse dich
•
Ich habe dich betrogen
•
Wir haben dich adoptiert
•
Du bist nicht unsere Freundin
Nach dem letzten Satz von SprecherIn 2, bleibt
die Darstellerin oder der Darsteller stehen und
schreit.
DarstellerIn: „Stop. Gott, warum hast du mich allein
gelassen?“
SprecherIn 3 antwortet aus dem Sitzkreis: „Gott
liebt dich und wird dich nie allein lassen, erst recht
dann nicht, wenn du in Not bist und in schwierigen
Zeiten deines Lebens. Dort, wo du nur eine Spur
siehst, trägt er dich.“
nach: Margaret Fishback Powers
Gebet
Gott, wir hören, du bist bei uns, am Tag und in der
Nacht, ein Leben lang.
Und doch haben wir manchmal das Gefühl, von dir
verlassen zu sein.
Wir spüren nicht immer, dass du uns in deinen
Armen hältst.
Gott, besser als wir selber, weißt du, was wir nötig
haben, um schwierige
Wegstrecken in unserem Leben zu gehen.
Gott steh mir bei.
Lass mich in schweren
Zeiten nicht verzweifeln.
Lass mich das Danken
nicht vergessen, wenn
ich glücklich bin.
Gott, nicht nur heute lass
mich darauf vertrauen,
dass du mich trägst und
in deine liebenden Arme
nimmst, sondern immer
und überall.
Amen
Lied
Er hält die ganze Welt
in seiner Hand
Segen
Gott begleitet uns auf
unseren Lebenswegen.
Gott ist uns nahe, wie ein
guter Freund, wie eine
gute Freundin. Diese
wohltuende Nähe oder anders gesagt, sein Segen
soll jetzt für uns alle spürbar werden. Wir laden dich
deshalb ein, dir eine Partnerin oder einen Partner
zu suchen. Wenn ihr euch gefunden habt, sucht
euch einen gemeinsamen Platz im Kreis. Macht
miteinander aus, wer sich zuerst auf den Bauch
legen möchte und den Segen genießen will.
Die Partnerin oder der Partner kniet oder setzt
sich daneben. Wir haben für jedes Paar zwei Massagebälle (Es können auch Tennisbälle sein). Rollt
diese Bälle nun mit sanftem Druck über den Rücken
eurer Partner und Partnerinnen. Dabei spielt leise
Musik.
(Gebt den Paaren drei bis vier Minuten Zeit. Dann
wird die Musik langsam ausgeblendet.)
Jetzt streiche deiner Partnerin oder deinem Partner zum folgenden Segenswunsch sanft über den
Rücken.
Es segne dich Gott, der dich erschaffen hat.
Es segne dich Jesus, der dich liebt.
Es segne dich der Heilige Geist, der dich bewahrt
vor allem Bösen. Amen
Bevor ihr die Rollen wechselt, spürt der eben erlebten Segenshandlung noch ein wenig nach.
Nach dem Rollenwechsel gebt den Paaren noch
einige Minuten Zeit zum Gespräch.
„So mögen sich die Wege vor deinen Füßen ebnen,
wenn du nun deinen Weg hoffentlich ermutigt
weitergehst.
Keinen Tag soll es geben, an dem du sagen musst:
Niemand ist da, der mich hält.
Keinen Tag soll es geben, an dem du sagen musst:
Niemand ist da, der mich schützt.
Keinen Tag soll es geben, an dem du sagen musst:
Niemand ist da, der mich liebt.
Der Friede Gottes, der sich mit Worten gar nicht
beschreiben lässt, begleite dich auf deinem Weg.
Amen“
Franziska Bach, Katharina Corswand,
Mareike Genter, Anna von Knobelsdorff
Umarmungen sind Übersetzungen aus einer
Sprache, die zwar alle erlernen möchten und
doch nur wenige verstehen können.
Peter E. Schumacher
Anfechtungen sind Umarmungen Gottes.
Martin Luther
aus: Theologischer Ausschuss der Landesjugendkammer (Hrsg.): Der Paraklet. S.5
materialien 5
• 25
WENN GOTT DICH MORGEN IN DEN ARM NIMMT …
ANDACHTEN – BIBELARBEITEN – GOTTESDIENSTE
Arche, Ringkampf, Fisch …
Von guten Mächten wunderbar geborgen …
Wie würdest du dich fühlen?
Wenn Gott dich morgen in den Arm nimmt …
Wie würdest du dich fühlen? Wie Noah in seiner
Arche: beschützt und behütet, als alle Brunnen
der großen Tiefe
und alle Fenster
des Himmels aufgingen, als in der
großen Flut alles
ringsum erstickte? Über ein Jahr
barg diese Arche
Noah und die Seinen.
Wie würdest du
dich fühlen? Wie
Jakob in seiner
finstersten Nacht
am Jabbok? Da
nahm Gott ihn in
d en Arm . M eh r
noch: Er rang mit
ihm, versuchte ihn
zu Boden zu werfen, verrenkte ihm
die Hüfte. Aber
Jakob ließ nicht
los: „Ich lasse dich
nicht, du segnest
mich denn.“ Er bekam seinen Segen.
Und mit ihm einen
neuen Namen: Israel.
Wie würdest du
dich fühlen? Wie
Elia am Horeb?
Vierzig Tage und
v i e r zi g N ä c h te
war er dorthin gegangen, saß nun in
einer Höhle und
war tete. Weder
im Sturm, noch
im Erdbeben noch
im Feuer fand er
Gott, sondern nur
in einem sanften,
s ti l l e n S a u s e n ,
das ihn umhüllte
wie ein Arm.
26 •
materialien 5
Wie würdest du dich fühlen? Wie Jona im Bauch
des großen Fisches? Drei Tage und drei Nächte
zweifelnd und Gott lobend, hadernd und ängstlich,
doch am Schluss bereit?
Wie würdest du dich fühlen? Wie Jesus aus Galiläa,
der zum Jordan kam, sich taufen zu lassen und auf
den der Geist Gottes niederfuhr? „Dies ist mein
lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“
Wie würdest du dich fühlen? Wie Jesus aus Galiläa
auf seinem letzten Weg?
Wenn dein Kind dich morgen fragt …
Wie würdest du dich fühlen? Was könntest du
sagen? Ein Noah bist du nicht. Auch kein Jakob,
kein Elia, kein Jona und ganz sicher kein Jesus aus
Galiläa. Viel zu mächtig sind alle diese Gestalten,
diese Männer, Patriarchen, Propheten und Gottes
Sohn persönlich. Wohl kein Vergleich mit dir kleinem, zweifelndem, suchendem Menschenkind.
Obwohl: Noah hielten seine Zeitgenossen vermutlich für einen Spinner. Wer baut schon eine Arche
fernab vom Meer? Jakob war ein Schlitzohr. Mehr
als einmal hat er seinen Bruder übers Ohr gehauen.
Elia war ungestüm und nicht gerade ein Pazifist.
Jona ein ewiger Neider und Nörgler. Und Jesus,
nun ja, dessen Ansichten und Lebenswandel hielten
ja auch viele für fragwürdig. Alles ganz menschlich
und ohne viel Glamour.
Wie würdest du dich fühlen, wenn dein Kind dich
morgen fragt …? Es muss ja nicht einmal dein
»echtes«, »eigenes« Kind sein. Es kann ein Kind
sein, irgendeins auf der Straße, mit großen Augen
und dem Finger in der Nase. Oder es kann das
Kind in dir sein, das Kind, das du einmal warst und
immer noch ein wenig bist. Es fragt dich jedenfalls
und du stehst da und suchst nach einer Antwort.
„Schweigen gildet nicht,“ sagt das Kind und du
musst lachen.
Wenn Gott dich morgen in den Arm nimmt, dann
kann das alles sein: Wie eine Arche, wie ein Ringkampf, wie ein sanftes stilles Säuseln, wie ein riesiger Fisch, wie eine Öffnung im Himmel. Wie Gott
dich in den Arm nimmt, das liegt in dir, in deinen
Fragen, Ängsten, Träumen.
Kennst du dieses »Die Welt ist schlecht und niemand hat mich lieb-Gefühl«? Ich muss zugeben,
mich überkommt es nur selten. Wenn es dann aber
da ist, dann mit umso größerer Heftigkeit. In solchen Momenten verkrieche ich mich mit einer Kanne Tee in mein Zimmer, mache die Tür hinter mir zu.
Ich zünde diverse Kerzen an, wickele mich in eine
kuschelige Decke ein und hole meine Gitarre raus.
Ich klimpere ein Lied nach dem anderen, singe sie
leise vor mich hin. Eines der Lieder, bei denen ich
dann immer wieder lande ist die Vertonung eines
Gedichts von Dietrich Bonhoeffer:
Von guten Mächten treu und still umgeben
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr.
Noch will das alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last,
Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
das Heil, für das du uns geschaffen hast.
Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern,
des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus deiner guten und geliebten Hand.
Doch willst du uns noch einmal Freude schenken
an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
dann wolln wir des Vergangenen gedenken,
und dann gehört dir unser Leben ganz.
Lass warm und hell die Kerzen heute flammen,
die du in unsre Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen!
Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.
Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
so lass uns hören jenen vollen Klang
der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
all deiner Kinder hohen Lobgesang.
Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen,
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
Dietrich Bonhoeffer
Hannelore Lüter, Diakonin
Markoldendorf
Dietrich Bonhoeffer hat dieses Gedicht Weihnachten 1944 im Gestapo-Gefängnis in Berlin für
seine Mutter und seine Verlobte geschrieben. Ich
möchte das Lied an dieser Stelle nicht auslegen.
Das haben schon viele andere getan. Ich möchte
auf einen Gedanken hinweisen, der mich immer
wieder beschäftigt, wenn ich das Lied in meiner
»Die Welt ist schlecht und niemand hat mich liebStimmung« singe:
Während die beiden Adressatinnen des Gedichts
traurig zu Hause »unter dem Tannenbaum« saßen, waren Dietrich Bonhoeffer und sein Bruder
Klaus sowie seine beiden Schwäger Hans von
Lieber Vater,
Dohnanyi und Rüdiger
wenn du uns morgen in den Arm nimmst,
Schleicher in Gefängnisfreuen wir uns, haben ein bisschen Angst
sen des nationalsozialisund sind unsicher.
tischen Regimes. Seine
Wir sind voller Fragen.
Zwillingsschwester war
Du kennst uns in- und auswendig.
aus Deutschland gefloDu kennst all unsere Gedanken,
hen, da sie mit einem
unsere guten und schlechten Seiten.
Juden verheiratet war.
Und trotz aller Fehler
Die Kirche hatte sich
willst du uns in deine Arme schließen,
von ihm abgewendet.
willst mit uns Beziehung leben,
Es fasziniert mich, dass
willst uns nahe sein.
Dietrich Bonhoeffer in
Wir danken dir dafür,
dieser so schwierigen
dass deine Liebe uns allen gilt.
Situation, ein solches
Sei mit deinem Segen bei uns alle Tage
Maß an Gottvertraubis an das Ende der Welt.
en aufbringen konnte.
Amen.
Ihm dürfte klar gewesen
sein, das seine Lage
Johanna Gorka, Hildesheim
beinahe aussichtslos
war. Doch er muss sich
bewusst gewesen sein, dass bei aller Macht, die
die Nationalsozialisten hatten, sie die Wirklichkeit
Gottes doch nicht auslöschen konnten. Dietrich
Bonhoeffer muss sich auf eine ganz besondere
Weise von Gott begleitet und in den Arm genommen gefühlt haben, sonst hätte er diese Worte
nicht finden können.
Und so merkwürdig es auch klingen mag, beim
Spielen und Singen diese Liedes glaube ich ein
bisschen etwas von dieser Nähe zu spüren, die
Bonhoeffer erlebt haben muss. Mein »Die Welt ist
schlecht und niemand hat mich lieb-Gefühl« ist
natürlich nicht vergleichbar mit dem, was dieser
Mann und seine Familie durchleiden mussten, aber
er ist für mich das Paradebeispiel eines Menschen,
der sich von Gott in den Arm genommen gefühlt
hat.
Reni Kruckemeyer, Syke-Barrien
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WENN GOTT DICH MORGEN IN DEN ARM NIMMT …
ANDACHTEN – BIBELARBEITEN – GOTTESDIENSTE
Menschen sind Engel mit nur einem Flügel
Sie müssen sich umarmen, um fliegen zu können – Ein Gottesdienst
Vorspiel
Begrüßung
Lied
Psalm 91, 11f
Aktion: Die Vorstellung von einigen Engeln
Eine Person geht in der Kirche umher und fragt
einige Besucherinnen und Besucher, ob sie ein bestimmter Engel mit bestimmten Eigenschaften sein
wollen oder sie bestimmt einige Gottesdienstbesucher zu verschiedenen Engeln. Beispiel: Du bist
jetzt der Engel des Mutes, der sich einmischt, wenn
er eine Ungerechtigkeit erkennt, auch wenn die
Situation nicht ganz ungefährlich ist oder Möchtest
du der Engel der Zuverlässigkeit sein, der immer
für andere da ist, wenn er gebraucht wird?
Weiter Engel: Der Engel des Fingerspitzengefühls,
des Lächelns, der Nächstenliebe, des Verzeihens,
der Geduld, der Ausdauer, des Verständnisses,
der Treue …
Lied
Ansprache/Predigt
Predigttext: Apg. 8,26–40
Wir haben in diesem Gottesdienst schon einiges
über Engel und ihre Eigenschaften gehört. In dem
Predigttext kommt zunächst erst einmal ein Engel
vor. Er gibt Philippus die Anweisung aufzustehen
und an einen bestimmten Ort zu gehen. An diesem
Ort gibt der Engel ihm die nächste Anweisung.
Philippus soll sich an den Wagen des Mannes aus
Äthiopien halten. Mehr sagt der Engel nicht, alles
weitere bleibt offen.
Doch ist dieser Engel wirklich der einzige Engel
in diesem Text? Ein Engel ist ein Bote Gottes. Er
übermittelt eine Botschaft, gibt etwas weiter. Auch
Philippus gibt in diesem Text etwas weiter. Er trifft
auf einen Mann, der in ein fremdes Land gekommen ist, um anzubeten. Er scheint auf der Suche
nach etwas zu sein, liest in einer Schrift, doch er
versteht nicht, was er liest. Niemand ist da, der ihn
anleitet. Das übernimmt Philippus: Er predigt dem
Mann das Evangelium von Jesus. Jetzt versteht
der Mann die Schrift. Als sie an einem Wasser
vorbei kommen, bittet er Philippus ihn zu taufen.
In einer späteren Überlieferung des Textes heißt
es, dass der Mann nun glaubt, dass Jesus Christus
Gottes Sohn ist. Nach der Taufe entrückt der Geist
des Herrn Philippus, seine Aufgabe ist erledigt.
Erst nach dem Hören der Botschaft kann der Mann
sagen: Ja, ich glaube, dass Jesus Christus Gottes
Sohn ist. Er hat gefunden, was er suchte, lässt sich
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materialien 5
taufen und zieht fröhlich weiter. Für diesen Mann
war Philippus ein Bote Gottes, ein Engel.
Ich denke, wir sind alle schon einmal einem Menschen zum Engel geworden und ich denke, wir sind
auch alle schon einmal einem Engel begegnet.
Einem Engel, der ganz anders aussah, als sich die
meisten Menschen Engel vorstellen. Einem Engel,
der keine Flügel hatte und von dem auch kein hellweißes Licht ausging. Das gold-blond gelockte
Haar, das Engel auf vielen Bildern haben, hatte er
sicher auch nicht.
Ich denke da an Situationen, in denen wir nicht
mehr weiter wussten, in denen wir Hilfe, Trost
oder einfach nur einen guten Rat brauchten, Situationen, in denen wir jemanden zum Zuhören
brauchten, jemanden, der einfach nur da war oder
jemanden, der uns einen Anstoß gab, um uns dazu
zu bringen, aus unserem Selbstmitleid auszubrechen und noch einmal neu anzufangen. Ich denke
auch an Situationen, in denen es uns richtig gut
ging, in denen wir die ganze Welt hätten umarmen
können und einfach jemand da war, der sich mit uns
freute, unsere Freude teilte.
In diesen Situationen können wir einander zu Engeln
werden. Zu Engeln, die ganz anders aussehen, als
wir sie uns vorstellen, in deren Gegenwart aber etwas von der Liebe und Nähe Gottes spürbar wird.
Das Schwerpunktthema der Landesjugendkammer lautet: »Wenn Gott dich morgen in den
Arm nimmt …« Mir sind unter anderem folgende
Vervollständigungen für diesen Satzanfang eingefallen:
• dann kann ich mich fallen lassen.
• dann spüre ich etwas von seiner Liebe und
Nähe.
• dann kann ich aufhören zu zweifeln und ihm
vertrauen.
• dann bemerke und verstehe ich, wie sehr Gott
mich liebt.
Als ich mich mit dem heutigen Predigttext beschäftigte, fragte ich mich, wie sich der Mann aus
Äthiopien wohl gefühlt hat, als Philippus ihm das
Evangelium predigte und er es endlich verstand.
Hat er etwas von der Liebe und Nähe Gottes
gespürt? Hat er Gottes Umarmung gespürt? Ich
denke, ja! Er hat genau das gespürt, ansonsten
hätte er sich kaum taufen lassen. Die Liebe und die
Nähe Gottes, seine Umarmung, müssen in dieser
Situation für den Mann aus Äthiopien spürbar
gewesen sein.
Ich habe vorhin ein paar Situationen aufgezählt, in
denen wir einander zu Engeln werden können, in
denen die Liebe und Nähe Gottes für uns spürbar
wird. Ich finde den Gedanken, dass Gott uns in diesen Momenten umarmt, wunderschön und wünsche
uns allen, dass wir immer wieder Engel finden, die
uns zur Seite stehen und dass wir zu Engeln für
unsere Mitmenschen werden können. Amen.
Lied
Abendmahl
Fürbitten
Lied
Schlussgebet
Segen
Lied
Für den Sprengel Ostfriesland: Kerstin Schmidt
Gottesdienstablauf »Sommerkammer« 2004
fliegen – fallen – fragen
Andachtsgedanken zum Lied »Fallen« von den Toten Hosen
Dass Gott jemanden in die Arme nimmt, wird in
der Bibel nicht erzählt. Jedenfalls nicht wörtlich.
Es ist ja auch ein Bild für etwas.
Wann nimmt mich jemand in den Arm? Wenn
ich jemanden nach langer Zeit endlich wiedersehe.
Wenn ich durch die Prüfung falle. Wenn ich weine.
Wenn ich verliebt bin und die ganze Welt umarmen
könnte. Wenn ich gestürzt bin. Wenn ich mich mit
jemanden versöhne. Wenn ich gewonnen habe.
Das sind ganz verschiedene Szenen, die zeigen,
wie unterschiedlich die Situationen sein können
und wie unterschiedlich das Gefühl, in den Arm
genommen zu werden.
Eine dieser Situationen möchte ich genauer
anschauen. Wie ist es, wenn man fällt und wieder
aufgenommen wird? Fallen kann man im wahrsten
Sinne des Wortes, wenn man hinfällt oder einen
Unfall hat. Fallen ist auch ein Bild für kleine und
große Abstürze: Wenn man durch eine Prüfung
fällt oder am Boden zerstört ist.
Diese Situation habe ich gewählt, weil ich dazu
ein Bild in der Bibel gefunden habe: Wenn Adlerjunge fliegen lernen, werden sie vom Adler aus
dem Nest gestupst. Sie müssen sich in die Tiefe
fallen lassen, anders geht es nicht. Aber der Adler
schwebt über ihnen und achtet auf sie. Wenn eines
müde wird und zu fallen beginnt, nimmt es der Adler auf seine Schwingen und trägt es wieder nach
Hause. So ist Gott, erzählt dieses Bild (vgl. 5. Mose
32,11). Darauf werden wir später zurückkommen.
Wenn ich falle
Die Toten Hosen haben ein Lied vom Fallen gesungen (veröffentlicht auf ihrer CD-Single »Ich
bin die Sehnsucht in dir«, September 2004). Das
Lied hat eine ruhige Atmosphäre und einen nachdenklichen Text.
Sorglos können wir fliegen, bis die Sonne unsere
Flügel einfach wegschmilzt. Ohne es ausdrücklich
zu sagen, erzählt diese erste Zeile von Ikarus, einer
griechischen Sagengestalt.
Ikarus lernte zu fliegen, mit Flügeln, die sein Vater
Dädalus gebaut hatte. Voller Begeisterung flog er
immer höher in den Himmel, der Sonne entgegen.
Aber je näher er der Sonne kam, umso wärmer
wurde es, und das Wachs, das die Flügel zusammenhielt, begann zu schmelzen. Er stürzte ab.
Diesen Sturz beschreibt das Lied. Aber nicht
dramatisch, sondern mit vielen Fragen und auch
mit viel Hoffnung. Dann kommen die Fragen, was
der Grund ist, was uns auf einmal aus den Wolken
stürzen lässt. Diese Fragen regen zum Nachdenken
und Austauschen an.
An welche konkrete Situation mag der Sänger beim
Schreiben gedacht haben? Welche Situation fällt
uns selbst ein? Ich fühle mich sorglos, als könnte
ich fliegen, und auf einmal stürze ich ab. Und ich
frage: Warum? Welche Antwort finden wir?
Es ist eine Katastrophensituation, aber auf einmal kommt ein tröstlicher Satz: „Doch ich weiß,
wenn ich falle, irgendjemand hebt mich auf. Und
ich denk’ noch, während ich falle, schön für mich,
dass es dich gibt.“
Wie kann der Sänger das so singen? Wie kann er
sich so sicher sein? Wenn man fällt, hat man doch
nur Angst und weiß gar nichts mehr. Ich kann aber
auf mein Leben zurückblicken und mich an Situationen erinnern, in denen tatsächlich jemand da war,
um mich aufzuheben. Diese Menschen werde ich
mein Leben lang nicht vergessen. Schön für mich,
dass es sie gibt. Daraus wächst das Zutrauen für
die Zukunft: »Jemand wird da sein.«
Wer ist eigentlich dieses Du? Wir stellen uns die
Menschen vor, die uns aufgehoben haben. Vielleicht ist es nicht zufällig, dass sie uns in dieser
Der vollständige Text des
Liedes »Fallen« ist zu finden
unter www.dietotenhosen.de
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WENN GOTT DICH MORGEN IN DEN ARM NIMMT …
Situation über den Weg gelaufen sind. Vielleicht
hat Gott sie geschickt. Das war Gottes Art und
Weise, uns in den Arm zu nehmen.
Ob der Sänger das auch so sehen würde, wissen
wir nicht. Aber seine nächste Frage geht in diese
Richtung: „Glaube, was heißt schon Glaube? Welchem Gesetz und welchem wahren Wort vertraust
du?“ Die Antwort auf diese Frage kann nur jede und
jeder für sich selbst geben. Vielleicht wird die Antwort sich im Laufe des Lebens auch verändern.
Am Ende bleibt eine Spannung. Einerseits: Wir
beten darum, wenn wir fallen, dass wir nicht alleine sind, dass uns jemand auffängt und dass uns
jemand braucht. Andererseits das Vertrauen, dass
jemand da sein wird: „Und ich denke noch, während
ich falle, schön für mich, dass es dich gibt.“
Ideen zur Andachtsgestaltung
Das Lied ist so kunstvoll komponiert, dass es für
sich stehen kann. Es braucht keine Erklärungen.
Es braucht Raum, um über die Fragen, die es stellt,
nachzudenken.
Das Lied verfügt einen ersten Instrumentalteil,
in dem der Rhythmus sehr deutlich zu hören
ist. Bevor es eingespielt wird, kann man diesen
Rhythmus aufnehmen und mit Body-Percussion
selbst erzeugen.
Im Lied bleibt es offen, ob das Du, das uns aufhebt,
ein Mensch oder Gott ist. In einer Andacht kann
der Text des Liedes mit Texten aus der Bibel in
Verbindung gebracht werden, um diese religiöse
Dimension zu eröffnen. Es gibt, besonders in den
Psalmen, Sätze, die in ganz unterschiedlicher
Weise vom Fliegen und vom Fallen erzählen. Diese Verse werden in der Mitte ausgelegt, jeder ist
mehrfach vorhanden. Wenn das Lied ein zweites
Mal leiser gespielt wird, haben die Teilnehmenden
Gelegenheit, sich den Vers auszusuchen, der sie
am meisten anspricht oder der in besonderer Weise
zum Lied passt.
Danach kann der Rhythmus des Liedes noch einmal leise aufgenommen oder eingespielt werden.
Reih um lesen die Teilnehmenden auf dem Hintergrund dieses Rhythmus’ oder der Musik ihren Vers.
Sie können dabei dem Vers einen Rhythmus geben
(einem Rap ähnlich).
In einem Gebet
können Liedzeilen noch einmal anklingen
Gott,
wir beten zu dir, wenn es wirklich hart kommt.
Und schämen uns manchmal, dass wir es nur dann
tun.
Aber du hast gesagt, dass wir dich rufen können
in der Not.
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ANDACHTEN – BIBELARBEITEN – GOTTESDIENSTE
Manchmal ist es so, als würden wir ins Bodenlose
fallen.
Wir beten darum, wenn wir fallen, dass wir nicht
allein sind.
Und dass es sich lohnt, wieder aufzustehen, wenn
wir am Boden sind.
Dass uns auch irgendjemand braucht.
Schön, dass es dich gibt.
Amen
Lieder
Zum Singen eignen sich besonders zwei neue
Psalmlieder zu Ps 139,9 »Nähm ich Flügel der
Morgenröte« von Jan von Lingen. Die eher jugendgemäße Version findet sich im Liederheft zur Ökumenischen Dekade (Nr. 43), ein choralartiges Lied
»Du bist da« in der Liederzeitung zum Kirchentag
2005: www.michaeliskloster.de.
Verse vom Fliegen, Fallen und Gerettetwerden
Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe
am äußersten Meer, so würde auch dort deine
Hand mich führen und deine Rechte mich halten.
Ps 139,9
Ich bin dem Fallen nahe, und mein Schmerz ist
immer vor mir. Verlass mich nicht, mein Gott, sei
nicht ferne von mir. Ps 38,18.22
Die auf Gott vertrauen, kriegen immer wieder neue
Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler.
Sie gehen und werden nicht müde; sie laufen und
brechen nicht zusammen. Jes 40,31
Man stößt mich, dass ich fallen soll; aber Gott hilft
mir. Ps 118,13
Denn Gott ist mein Fels, meine Hilfe und mein
Schutz, dass ich gewiss nicht fallen werde.
Ps 62,3
Sie/er mag fallen, aber sie/er stürzt nicht ab;
denn Gott hält sie und ihn fest an der Hand.
Ps 37,24
Gott hält alle, die da fallen, und richtet alle auf, die
niedergeschlagen sind. Ps 145,14
Du lässt mich erfahren viele und große Angst, aber
du machst mich wieder lebendig und holst mich
wieder herauf aus den Tiefen der Erde. Ps 71,20
Gott sagt: Rufe mich an in der Not, so will ich dich
erretten, und du wirst mich preisen. Ps 50,15
Wie ein Adler über seinen Jungen schwebt, wenn
sie fliegen lernen, und sie aufnimmt, wenn eines müde wird, so breitete Gott die Fittiche aus
und nahm ihn und trug ihn auf seinen Flügeln.
5. Mose 32,11
Christine Tergau-Harms, Pastorin
Zentrum für Gottesdienst und Kirchenmusik,
Hildesheim
Woher kommt die kleine Delle auf dem Bauch?
Bauchnabel-Andacht
Max, Paul und Alex, die dicksten Freunde, die
man sich vorstellen konnte, spielten gemeinsam an einem sehr heißen Tag im Garten. Sie
spritzten sich gegenseitig mit Wasserpistolen
und dem Gartenschlauch nass. Als Max mal
wieder einen gezielten Schuss mit dem Wasserschlauch auf Alex abschoss, traf er ihn mitten
in den Bauchnabel, und das Wasser spritzte so
heftig, dass er sogar noch Paul damit traf. Da
kam bei Max die Frage auf, was der Bauchnabel
eigentlich für einen Sinn hat und woher er kam.
Dass man darin wunderbar Murmeln legen
kann, wenn man auf dem Rücken liegt, oder mit
dem Finger darin bohren kann und das fürchterlich kitzelt, das hatte er schon ausprobiert,
aber was ist der Bauchnabel?
Man kann damit nicht essen, nicht sehen,
nicht riechen. Max überlegte, wann er den
Bauchnabel schon einmal verwendet hat, um
irgendetwas damit zu tun. Ihm fiel aber nichts
ein: „Noch nie in meinem Leben habe ich diese
kleine Delle mitten auf meinem Bauch je gebraucht. Wozu ist der Bauchnabel denn gut?“
Diese Frage beschäftigte ihn den ganzen langen Tag.
Als ihn sein Vater am Abend ins Bett brachte und liebevoll mit der Bettdecke zudeckte,
fragte Max ihn: „Papa, sag mal, woher kommt
eigentlich der Bauchnabel?“. Der Vater wirkte
sichtlich ratlos. Weiß Papa das etwa auch nicht,
dachte sich Max. Doch in dem Moment fing sein
Vater an zu erzählen: „ Also, Max, pass mal auf,
als Gott dich und ich und alle anderen Menschen erschuf und soweit fertig war, überlegte
er, wie er uns Menschen zeigen konnte, dass er
uns alle lieb hat. Er überlegte lange und fragte
auch alle seine Freunde. Er konnte doch nicht
jedem Einzelnen »Ich hab Dich lieb« auf den
Bauch schreiben. Nein, er wollte ein Zeichen,
ein Symbol, das für alle Menschen gleich ist,
egal, aus welchem Land sie kommen und welche Sprache sie sprechen.
So kam ihm eines Tages die Idee: Er stellte
alle Menschen in einer Reihe auf und sagte zu
jedem Einzelnen: „Dich hab ich lieb“ und „Dich
hab ich lieb“ und „Dich hab ich auch lieb“. Als
er das sagte, stupste er jedem von uns Menschen mitten auf seinen Bauch, damit auch
jeder wusste, wen er meinte. Genau an dieser
Stelle blieb bei jedem von uns eine kleine
Delle zurück. So weißt du an jedem Tag, wenn
du deinen Bauchnabel ansiehst, dass Gott dich
lieb hat.“ Sichtlich erleichtert legte sich Max
zurück. „Das ist ja schön, jetzt weiß ich, dass
Gott mich lieb hat.“ Zufrieden schlief Max mit
einem Lächeln auf dem Gesicht ein. Und morgen kann er allen seinen Freunden erzählen,
dass Gott uns alle lieb hat.
Michael Rißmann
Da wir uns nicht ständig auf den Bauchnabel starren können, muss es doch noch eine andere Möglichkeit geben, Gottes Liebe zu erfahren. Da ist mir
eine Bibelstelle wieder in den Sinn gekommen, die
ich in einem Gottesdienst gehört habe: »Denn wo
zwei oder drei in meinem Namen zusammenkommen, da bin ich selbst in ihrer Mitte.« Mt 18,20, Die
gute Nachricht, Bibel in heutigem Deutsch
Klar, ich erfahre die Liebe Gottes auch in Gesellschaft anderer: Wenn ich etwas mit meinen Freunden, Verwandten und Bekannten unternehme, mich
mit ihnen unterhalte, Probleme wälze oder durch
eine herzliche Umarmung. Durch diese Leute kann
ich auch erkennen, dass Gott mich lieb hat, sonst
würden sie ja nicht da sein, wenn ich ihre Hilfe
brauche oder einfach nur Spaß haben möchte.
Dieses Gefühl habe ich auch, wenn ich an Aktionen
der Evangelischen Jugend teilnehme. Ich fühle
mich geborgen, geliebt, akzeptiert, verstanden,
auch wenn ich, die Leute, mit denen ich dort zu
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WENN GOTT DICH MORGEN IN DEN ARM NIMMT …
ANDACHTEN – BIBELARBEITEN – GOTTESDIENSTE
tun habe, zu meinen Freunden und nächsten Bekannten zähle.
Dann gibt es aber auch diese Momente, in denen
ich gerade keinen erreiche oder auch einfach keinen Bock zum Reden habe, ziemlich weit unten
bin, mich einsam und verlassen fühle und positive
Unterstützung gebrauchen könnte. Für solche
Momente habe ich mir etwas ausgedacht:
Aktion
Jeder pint sich ein DinA4-Blatt mit einem Bauchnabelfoto auf den Rücken. Nun schreibt man sich gegenseitig darauf, was man am anderen toll findet
und an ihm schätzt, natürlich ohne, dass derjenige
weiß, wer was geschrieben hat. Nach einiger Zeit
wird die Aktion beendet und jeder darf sich einige
Minuten seinen Zettel anschauen.
Gebet
Die Andacht schließe ich mit einem Gebet:
Liebe erfahren wir –
ohne Worte
durch ein Lächeln,
einen freundlichen Blick,
ein Zeichen mit der Hand,
durch einen Kuss,
wenn auch nur flüchtig.
Liebe erfahren wir –
durch Worte, die mehr sind als Floskeln:
durch ein Wort, das Mut macht,
ein Gespräch in der Hetze des Alltags –
Zeit haben zum Reden und Zuhören,
Zeit, wo eigentlich gar keine ist.
Lass uns erkennen, Herr:
Du gibst uns das Zeichen,
du sagst uns das Wort.
Amen
Ablauf
Einstimmung
Geschichte
Überleitung zum Bibelvers
Bibelvers
Überleitung zur Aktion
Aktion
Abschluss mit dem Gebet
Material
Stifte
Din-A-4-Blätter mit Bauchnabelfoto
Tesakrepp
Gebet: »Beten« 5.09
Katja Daniel, Oldenburg
32 •
materialien 5
ANgeDACHTes
Pausenzeichen mitten im Leben
Wenn Gott mich morgen in den Arm nimmt …
…
…
…
…
…
…
da entsteht Staunen
da kommen Fragen:
wie kann das gehen?
wie fühlt sich das an?
ist mir das nicht zu nah?
mich umarmen lassen: Ein Eingeständnis von
Schwäche?
… kindliche Sehnsucht nach Geborgenheit
oder fühle ich mich aufgehoben?
… und überhaupt: Warum erst morgen?
In der Formulierung ist Gott personifiziert. Er hat
sogar Arme oder soll nur seine Tragkraft symbolisiert werden? Vielleicht könnte es auch heißen:
»Wenn Gott dich morgen anlächelt …«
Deutlich wird die Zuwendung Gottes zu uns. Doch
wie kann ich sie spüren? Wo ich doch manchmal
selbst nicht weiß, wo mir der Kopf steht. Vielleicht
ist dieser Text ein Pausenzeichen, ein Stoppschild:
Horche in dich hinein … Spüre dich im Wind, im
Lauf, im Atem, in der Stille, im wilden Tanz. Nimm
ernst, was du fühlst und wer du bist. Nimm dir diese
Zeit: Pausenzeichen mitten im Leben.
Vielleicht entdeckst du in dieser Pause: Da passiert
etwas. Da ist etwas: Du wirst gehört, aufgespürt,
angerührt, ernst genommen. Umarme dich selbst,
trau dich dir zu. Du kannst dich umarmt fühlen.
Der Theologe Kurt Marti beschreibt, wie ich meine,
in einem Text, der mir sehr am Herzen liegt, eine
Umarmung Gottes:
Ungebet
Gott, da du alles schon weißt, mag ich nicht beten.
Tief atme ich ein,
lang atme ich aus –
und siehe, du lächelst.
Ob wir dieses Lächeln erwidern können?
Imme Koch, Diakonin, Otterndorf
Ein Stück vom Himmel …
Gottes Nähe spüren in den kleinen Dingen des Alltags – Ein Gottesdienst
Der Raum ist mit blauen Wolken aus Tonpapier
dekoriert. Aus Kirchentagshockern werden kleine
Tischgruppen gebildet. Die Tische sind mit bunten
Tüchern bedeckt. Vorn ist ein großer Tisch mit
Kerzen und Blumen als Altar gestaltet. In der
Mitte, noch mit einem Tuch abgedeckt, liegt ein
kleiner Erdhaufen. Darin sind kleine farbige Glassteine versteckt, die nicht auf den ersten Blick zu
sehen sind. In den Ecken des Raumes wurden vier
Themenecken eingerichtet (s. u.). Am Eingang bekommt jede und jeder eine kleine, ausgeschnittene
Wolke und einen Stift.
Kindern und Jugendlichen, Gruppenleiterinnen
und Gruppenleiter, freie Mitarbeitende. Einige sind
schon lange dabei, andere fangen gerade erst an.
Seid alle ganz herzlich willkommen!
Lied
Aufstehn, aufeinander zugehn
Gebet
Eröffnung
Gott, in deinem Namen fangen wir diesen Gottesdienst an. Wir bitten dich, dass wir zur Ruhe
kommen. Lass uns warten und hinhören, zulassen,
dass du uns nahe kommst und uns Atem gibst. Weil
du uns liebst. Amen
Musik, um sich einzustimmen
Weißt du, wo der Himmel ist ...?
Begrüßung
Himmlische Gefühle beim Gedanken an die Ferien,
an Urlaub und freie Zeit. Wir möchten mit euch
gemeinsam über das Wort »Himmel« nachdenken.
Was fällt uns ein, wenn wir an »Himmel« denken?
Von Flugzeug bis Engel ist alles möglich. Bitte
schreibt euere Einfälle auf die ausgeteilte Wolke.
Wir lesen nachher einiges davon vor.
Wir feiern heute ein Fest. Bald beginnen die Sommerferien. Viel Arbeit liegt hinter uns. Für viele
von uns beginnt jetzt bald eine besonders schöne
Zeit, vielleicht fast ein Stück vom Himmel. Viele
sind heute hier: Jüngere und Ältere, Mitarbeitende
aus den Kindergottesdiensten, aus der Arbeit mit
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WENN GOTT DICH MORGEN IN DEN ARM NIMMT …
ANDACHTEN – BIBELARBEITEN – GOTTESDIENSTE
Denk- und Schreibpause
Wolken einsammeln und den Text, der auf einigen
steht, vorlesen, alle auf dem Altartisch ausbreiten.
Letzter Text: Himmel ist da, wo Gottes Nähe ist.
Meditation
»Siehe ich bin bei euch alle Tage, bis an das Ende
der Welt.«
Bei der Vorbereitung des Gottesdienstes fiel uns
auf, dass da ein Stück vom Himmel beschrieben
ist.
(Die einzelnen Teile des Textes werden nacheinander als große Wolken im Raum angebracht)
Uns fiel ein:
siehe: oder schau, guck mal, denk dran
ich: Jesus, Gott
bin bei euch: bei allen Menschen, bei dir, bei mir
Ihr könnt etwas von mir spüren
Ich lasse euch nicht allein
Ihr könnt euch auf mich verlassen
Ich helfe euch
Ich begleite euch
Auf mich könnt ihre euch verlassen
Auch wenn alles andere sich ändert
alle Tage: immer, jeden Tag, jeden Alltag, auf allen
Wegen
bis an das Ende der Welt: und wieder zurück
und noch viel weiter
ans Ende meiner und deiner Welt
auch wenn eine Welt für mich zusammenbricht
Gott ist auch noch da, wenn es die Erde
nicht mehr gibt
auch über mein Ende auf dieser Welt
hinaus
Wir können auch übersetzen: Ihr dürft sicher sein,
ich bin immer und überall bei euch, bis an das Ende
der Zeit. Gott verspricht uns, dass wir seine Nähe
spüren können, in den kleinen Dingen des Alltags,
alle Tage.
Alltag spielt sich auf der Erde ab und ist oft auch
das Gegenteil von Himmel, unser Leben im Alltag
ist nicht immer einfach.
Hier ist ein Haufen Erde, (Tuch wegnehmen) einfach
hingeschüttet.
Kyrie-Rufe
(dazwischen wird immer ein Kyrie-Ruf gesungen)
Wenn ich diesen Haufen Erde ansehe, denke ich
an die begrabenen Hoffnungen im Leben vieler
Menschen:
• die begrabenen Hoffnungen auf einen guten
Schulabschluss
• auf einen zukunftsträchtigen Arbeitsplatz
• auf das Ende eines schlimmen Streites
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• auf die begrabene Hoffnung, endlich ein heiß
ersehntes Ziel zu erreichen
• Ich denke an meine eigenen begrabenen Hoffnungen.
Kyrie …
Ich spüre die vielen verborgenen Gaben, die in
anderen und auch in mir selbst versteckt sind: Sie
kommen häufig nicht zutage,
• weil ich mir zuwenig zutraue
• weil andere mir nichts zutrauen
• weil diese Gaben nicht entsprechend geschätzt
und gefördert werden.
Kyrie …
Der Alltagstrott überlagert viele gute und wichtige Gedanken und Impulse. Er deckt sie wie eine
Erdschicht zu. Vieles scheint bedeutungslos und
kann seine Besonderheit nicht entfalten:
• Eine kritische Idee, die mich weiterführen
• ein gutes Wort, das anderen den Rücken stärken
• eine Veränderung, die sich als segensreich erweisen könnte.
Kyrie …
Es gibt Situationen, da fühle ich mich wie ein Häufchen Dreck, und habe kein Zutrauen mehr zu mir
selbst. Dann stelle ich mir Fragen:
• Bin ich denn nichts wert?
• Wo ist jemand, der mir sagt: Du bist wichtig und
wertvoll – auch wenn vielleicht etwas nicht so
gut gelaufen ist?
Kyrie …
Manchmal scheint mir das Leben wie Erde zwischen den Fingern zu zerbröseln. Alles geht vorbei
– auch mein Leben:
• Lebe ich am Sinn meines Lebens, am Ziel meines
Lebens vorbei?
• Wo finde ich Halt und Orientierung?
• Wo finde ich ein Stück vom Himmel?
• Gibt es überhaupt einen Himmel? Wo ist er?
Erzählung
Jesus erzählte viel davon, wie es ist, wenn ein
Stück Himmel auf der Erde spürbar wird. Er hat
vom Himmelreich Gottes erzählt.
Z. B.: Das Himmelreich ist wie ein Schatz, den
jemand vergraben hatte: Nicht mehr zu sehen,
irgendwo in der dunklen Erde begraben. Vergessen
auf einem Acker. Und wo ihn dann doch jemand
entdeckte. Vielleicht bei der schweren und mühseligen, alltäglichen Arbeit auf dem Feld. Vielleicht
bei einem Spaziergang, ganz zufällig.
Also – ein Mensch findet ihn, deckt ihn schnell
wieder zu und setzt alles daran, dass ihm dieser
Schatz auch auf Dauer gehört. Er freut sich so sehr
über seine Entdeckung, dass er alles tut, damit er
diesen Schatz behalten kann.
Kleine und große Schätze im Alltag
Manchmal können wir ein kleines Stück vom Himmel erleben (Vorbereitungsteam holte Glassteine
aus dem Erdhaufen und benennt sie als Schätze
im Alltag):
• der schöne Sonnenuntergang
• die Freundin, die mich tröstet
• unverhofft Zeit haben
• ein Lob, mit dem ich nicht gerechnet habe …
Die Tischgruppen können nun auch im Erdhaufen
nach Schätzen suchen und sich dann gegenseitig
Situationen erzählen, in denen diese kleinen Schätze und damit ein Stück vom Himmel finden. Das
Team geht von Gruppe zu Gruppe und nimmt einige
Stichworte mit. Eine kurze Zusammenfassung wird
ruhig und meditativ vorgetragen:
Ein kleines Stück vom Himmel(reich) kann
sein:
In den Ecken des Raumes gibt es vier Plätze, an
denen alle ihren Gedanken und Erfahrungen zum
Thema noch einmal (ca. 10 – 15 Min.) mit allen Sinnen nachgehen können:
• Bilder und Texte sehen: Postkarten mit schönen
Motiven und/oder kurzen Texten
• Musik und Decken als gemütliche Kuschelecke
• Seifenblasen als zarte Berührungen Gottes in
die Luft pusten
• Natürliche Düfte
Lied
Wir haben Gottes Spuren festgestellt
Glaubensbekenntnis
Ich glaube an Gott
und ich glaube, dass er an mich glaubt.
Er wird noch an mich glauben,
wenn sonst niemand an mich glaubt.
Und dass ist gut so.
Ich glaube auch an Jesus Christus,
der hier auf der Erde gelebt hat.
Er hat gelacht wie wir, getanzt wie wir
Und sich gefreut wie wir.
Er hat geweint wie wir, gezweifelt wie wir
Und Dinge vergessen wie wir.
Das macht ihn zu unserem Bruder.
Ich glaube an die Kraft der Liebe
Durch die Gott und Jesus Christus
heute noch jeden Tag wirken.
Ich glaube, dass diese Kraft das Größte ist.
Und ich glaube, dass wir alle mit dieser Liebe
ein Stück von Gottes Herrlichkeit
in uns haben und uns darüber freuen können.
Amen
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WENN GOTT DICH MORGEN IN DEN ARM NIMMT …
Lied
Wo Menschen sich vergessen
Fürbittengebet
Gott, wir gehen nicht allein. Du bist uns verborgen
nahe. Mit dir kann der Himmel ein Ort auf der Erde
werden. Deshalb können wir beten:
Gott, du hältst deinen Himmel offen für alle Menschen. Es ist niemand zu klein oder zu groß, um zu
dir zu gehören. Wir danken dir für die Menschen,
die uns zeigen, dass du uns liebst. Etwas vom Himmel auf Erden ist dadurch für uns spürbar.
Du hältst deinen Himmel offen für alle Menschen.
Wir denken auch an die Menschen, die nur wenig
davon spüren: Die einsam sind oder krank, die,
um die sich niemand kümmert. Hilf, dass sie auch
etwas vom Himmel spüren und Freude erleben
können.
Du hältst deinen Himmel offen für alle Menschen.
Menschen machen einander das Leben zur Hölle.
Wir wissen von Kriegen und vielen Orten, wo Unschuldige getötet und verletzt werden. Hilf, dass
auch dort der Himmel stärker ist und Frieden sich
durchsetzt.
Du hältst deinen Himmel offen für alle Menschen.
Menschen zerstören den Raum, den du uns zum
Leben schenkst. Die Luft um uns herum und der
Himmel über uns sind verschmutzt und beschädigt.
Bewahre Himmel und Erde vor Zerstörung und hilf,
dass auch wir dazu beitragen, dass ein Stück vom
Himmel auf der Erde spürbar werden kann.
Amen
(nach: Uwe Wiegand)
Lied
Der Himmel geht über allen auf
Vaterunser
Segen
Der Herr segne dich.
Er mache dich frei
von allen inneren und äußeren Zwängen,
von allem »du musst«, »du sollst«,
von allen Erwartungshaltungen anderer:
»man tut«, »es wäre gut, wenn …«
Er gebe dir Mut und Kraft,
deinen eigenen Weg zu gehen,
den für dich bestimmten Weg
zu suchen und zu finden.
Er behüte dich.
Er schütze dich vor allem Unheil.
Nie sollst du dich verlassen fühlen
und widrigen Umständen hilflos ausgesetzt sein.
36 •
materialien 5
ANDACHTEN – BIBELARBEITEN – GOTTESDIENSTE
Er stelle dir jederzeit einen guten Menschen zur
Seite.
Er lasse sein Antlitz über dir leuchten.
Er sei dir gnädig
und schenke dir reichlich sein Erbarmen.
Er schenke dir offene Augen und Ohren,
auf dass du allezeit seine Taten und Wunder
in den unscheinbaren Dingen des Alltags erkennst.
Er schenke dir Frieden und Heil.
Lob und Tadel anderer sollen dich
weder beirren noch verwirren.
Er schenke dir innere Sicherheit und Zuversicht.
Ablehnung soll dich nicht erschrecken
oder gar betäuben.
Angst soll nicht dein ständiger Begleiter sein.
Er schenke dir für jeden Tag ein fröhliches Herz,
ein Lächeln auf deinen Lippen,
ein Lachen, das andere mitreißt und frei macht,
und die Gabe, dich selbst nicht zu ernst zu nehmen
und versuche, über dich selbst lachen zu können.
In dunklen Stunden sende er dir einen Stern,
der dich leitet,
in Traurigkeit einen Menschen, der dich tröstet.
Er schenke dir genügend Ruhe und Schlaf;
Herausforderungen sollen auch nicht fehlen,
zündende Ideen und funkelnde Überraschungen
gebe er dir als Zutaten.
Mit seinem Segen sei er dir alle Zeit nahe,
umgebe dich mit seinem Beistand,
auf dass du wachsen und reifen kannst
und deinen Weg findest.
So bewahre dich der Herr, dein Gott,
der dich ins Leben rief und will,
dass du lebst und glücklich bist.
(Heinz Pagels, nach 4. Mose 6,24-26)
Lied
Den Segen Gottes sehn
Musik zum Ausklang
Dorothee Lüdeke, Kirchenkreisjugendwartin
Burgwedel-Langenhagen
Wenn Gott dich (morgen) in den Arm nimmt ...
Gottesdienst-/Andachtenbaustein mit Texten von Anselm Grün
Umarmungen werden sehr unterschiedlich wahrgenommen. Sie stehen für viele unterschiedliche
Erfahrungen, Bedürfnisse und Sehnsüchte. Umarmungen können für Zuneigung und Liebe stehen,
für Geborgenheit, Trost. Menschen, die sich nahe
stehen, umarmen sich zur Begrüßung, zum Abschied oder einfach so. Im Fußballstadion fallen
sich die Fans bei einem Tor ihres Vereins voller
Freude in die Arme. Ein Kind, das sich weh getan
hat, wird von der Mutter oder dem Vater zärtlich
in die Arme geschlossen. Umarmungen erleben
wir also in den unterschiedlichsten Lebenssituationen.
An diese Erfahrung soll der Andachtenbaustein
anknüpfen. Jedoch sollte nicht die zwischenmenschliche Nähe im Mittelpunkt stehen, sondern
die Berührung durch Gott. In der Bibel beschreiben
Menschen die Nähe Gottes in Form von Engelsgestalten. Sie erscheinen ihnen in zentralen Situationen ihres Lebens und haben eine sehr persönliche
Botschaft für den Menschen, dem sie begegnen.
Der individuelle Charakter dieser Begegnungen
von Mensch und Engel soll in diesem Baustein
aufgegriffen werden:
Den Teilnehmenden wird je nach ihrer eigenen
Lebenssituation ein Zuspruch angeboten, den sie
selber auswählen können. Grundlage für diese Zusagen bilden Texte des Benediktiners Anselm Grün,
der mit »50 Engel für die Seele« und »50 Engel für
das Jahr« zwei »Inspirationsbücher« geschrieben
hat. In den Büchern werden unterschiedliche Engel
vorgestellt (z. B. der Engel der Leidenschaft, der
Engel der Geduld, der Engel der Ausdauer).
Zur Vorbereitung des Bausteins werden aus einem
oder beiden Büchern verschiedene Engel ausgewählt. Die dazugehörigen Texte werden mehrfach
kopiert und in Briefumschläge gelegt, die mit dem
Namen des Engels (z. B. »Engel der Sehnsucht«)
beschriftet werden. Aufwändiger, aber auch schöner ist es, wenn die Texte abgetippt oder von Hand
abgeschrieben und mit einem Bild o. ä. dekorativ
gestaltet werden.
Die Briefumschläge werden für alle gut zugängig
im Kreis ausgelegt. Das Umfeld könnte mit Kerzen,
Engelsbildern, Tüchern, Federn, Spiegeln dekoriert
werden. Nach einer kurzen Einleitung werden die
Teilnehmenden aufgefordert, sich die Aufschriften
der unterschiedlichen Umschläge anzusehen und
sich dann einen auszusuchen. Danach schließt sich
eine Phase der relativen Stille an, in der sich jede
und jeder mit ihrem
und seinem persönlichen Engel auseinander setzten kann.
Die Phase der Suche
und des Lesens wird
durch leise Musik
untermalt.
Der Baustein eignet sich sowohl als
Andacht, als auch
als Baustein eines
Gottesdienstes
oder als Teil einer
Einheit zum Thema Engel oder zum
Schwerpunktthema
der Evangelischen
Jugend.
Reni Kruckemeyer,
Syke-Barrien
In Aufnahme
einer Idee
von Christine
Tergau-Harms
materialien 5
• 37
WENN GOTT DICH MORGEN IN DEN ARM NIMMT …
ANDACHTEN – BIBELARBEITEN – GOTTESDIENSTE
Jona: Mit Gott wachsen und reifen
Impulse für einen Kindergottesdienst
Man sagt, Ninive könnte überall sein, auch heute.
Man sagt, Jona könnte auch ich selbst sein. Die
Auseinandersetzung mit der Geschichte kann eine
persönliche Standortbestimmung sein, die klärt,
wo ich gerade in meinem Leben stecke? Habe ich
ein bestimmtes Ziel vor Augen? Steht mir das
Wasser bis zum Hals und drohe ich zu versinken?
Bin ich eins oder uneins mit Gott?
Die Jona-Geschichte ist eine Geschichte über das
Erwachsenwerden. Wachsen und Reifen hat immer
etwas mit Höhen und Tiefen zu tun.
Allen, die sich zunächst ein paar verständliche theologische Grundlagen aneignen möchten, empfehle
ich in den gängigen Arbeitsheften und -büchern zur
Kindergottesdienstvorbereitung nachzuschlagen.
(Z. B.: »Der Kindergottesdienst«, Gütersloher
Verlagshaus oder »Evangelische Kinderkirche«,
Verlag Junge Gemeinde. 2/2003, 4/1999)
1. Auftrag und Flucht
Kapitel 1
Material: Malbögen, Buntstifte, Wachsmaler o. ä.,
Bibeltext
Die Gruppe nimmt gemütlich Platz. Alle schließen
die Augen und erleben die Geschichte unter folgender Fragestellung innerlich mit: »Was spricht
mich persönlich besonders an?«
Wer möchte kann den Text noch einmal für sich lesen. Aus den persönlichen Eindrücken soll ein Bild
gemalt werden und auf der Rückseite der Bögen
soll das Bild einen Namen erhalten.
Nach ausreichender Zeit werden die Bilder allen
gezeigt und vorgestellt. Zunächst betrachtet sie
die Gruppe und äußert sich dazu, was sie sieht
und wie sie sie interpretiert. Danach erläutert die
Malerin ihr oder der Maler sein Bild und stellt den
Namen des Bildes vor.
Lied: Hörst du, wenn ich bete?
Aus: Eugen Eckert: Gott ist mein Lied, ist meine
Macht. Strube Verlag;
zum Hören: HABAKUK: Unterwegs. CD
Material: drei unterschiedliche Kopfbedeckungen
Die Gruppe (Publikum) sitzt im Kreis. Drei Stühle
bleiben frei. Jeder der drei Stühle steht für eine
Person aus der Geschichte. Auf jedem Stuhl liegt
eine typische Kopfbdeckung: eine Kapitänsmütze
für den Schiffskapitän, eine »Ich mach mich am
liebsten unsichtbar«-Wollmütze für Jona, die man
sich tief ins Gesicht ziehen kann, und eine weiße
38 •
materialien 5
Baseballkappe für Gott.
Die fiktiven Gäste werden von der Moderatorin
oder dem Moderator begrüßt und vorgestellt. Mit
ihnen wird eine Interviewrunde nach dem Motto
»Hilfe, wir steckten in einer Naturkatastrophe! Wie
konnte es nur soweit kommen?« veranstaltet.
In kleinen Murmelrunden soll sich das Publikum
Fragen ausdenken, die es den Gästen stellt. Die
Rollen der Gäste werden spontan aus der Gruppe
übernommen. Jeweils eine Person nimmt auf
einem freien Stuhl Platz und setzt die Kopfbedeckung auf.
Das Interview beginnt mit einer Anmoderation und
wird durch Fragen aus dem Publikum ergänzt. Dabei muss nicht streng auf den Verlauf der Geschichte geachtet werden. Hier sind eher Fantasie und
Spontanität gefragt! Je nach Verlauf und Zeit lässt
die Moderatorin oder der Moderator das Interview
laufen oder beendet es mit einer Verabschiedung
der Gäste und dem Wunsch, alle mögen doch bei
der nächsten Sendung wieder einschalten, wenn
es heißt …
2. Jona
wird aus dem Verkehr gezogen
Kapitel 2
Material: Seile, Bindfaden, Schwungtuch, Bibeltext, Psalm 139, Meditationstext, Mandalas, Stifte,
Wachsmaler … (alles was gut tut)
Wir liegen gemütlich in Schlafsäcken, auf Matten
unter dem Schwungtuch, das unter einen Baum
oder unter die Decke eines Raumes gespannt
ist. Lesungen, Stillephasen und Lieder wechseln
einander ab:
Lesung: Bibeltext
Lied: Hörst du, wenn ich bete?
Meditation: Alles um mich herum ist dunkel und still.
So ist es jetzt gut. Die Zeit vorher war schlimmer:
Ich wurde vom Sturm hin und her geworfen, ich
hatte keinen Boden mehr unter den Füßen. Alles
schlug über mir zusammen, dann bin ich untergegangen. Alles um mich herum ist dunkel und still.
Aber wo bin ich nur? Ich kann die Hand nicht vor
Augen sehen. Alles scheint ausweglos. Bin ich eingesperrt? In einer solchen Dunkelheit eingesperrt
zu sein, ist schrecklich.
Wie fühle ich mich? Ich spüre: Ich muss keine Angst
haben, ich bin gut aufgehoben. Die Furcht und der
Schrecken sind draußen geblieben: Die Angst vor
den Menschen. Das Elend der Welt. Die Kriege, die
mich hilflos machen. Die Gewalt, der Streit, das
Geschrei. Und die vielen, die zuschauen und nichts
dagegen tun.
Alles ist weit weg, es berührt mich nicht, das tut
gut. Für mich ist jetzt Schutzzeit, Auszeit, Ruhezeit,
Stillezeit, zumindest eine Weile. Denn ich kann nicht
für immer hier bleiben, in meiner Höhle. Ich kann
mir nicht immer die Decke über den Kopf ziehen,
obwohl das ganz schön wäre.
Welcher Weg führte mich her, welchen Weg bin ich
bisher gegangen? Wie wird der Weg weiterführen,
welchen möchte, soll ich gehen?
Lied: Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich
holt (EG 585)
Lesung: Psalm 139
Stille: Mandalas malen, Freizeittagebuch schreiben, Duftlampen und Kerzen entzünden, Mußezeit
genießen!
Das Meditationsbild (aus: Zwischen 18 und 30.
Verlag Herder, Freiburg 1993, S. 60): Was ist zu
sehen? Wie interpretiere ich das?
Es kann ein freier oder zunächst ein stiller Austausch auf Zetteln stattfinden. Aus den Zetteln
kann die Gruppe einen eigenen Text zusammenstellen und schreiben.
Lied: Auf dem Weg der Gerechtigkeit, Strophen
3, 4
Segen: Mit Wasser oder Öl wird auf der Handinnenfläche oder auf die Stirn das Kreuz gezeichnet und
dazu gesprochen: „Ich segne dich, Gott schenke
dir Kraft auf deinem weiteren Weg.“
Anke Holz, Diakonin, Uchte
3. Die Botschaft Gottes
Kapitel 3 und 4
Material: Bibeltext, Meditationsbild, Zettel und Stifte, kleines
Gefäß für Wasser oder Öl zum
Segnen
Die Gruppe bekommt den Auftrag, Ninive aus Naturmaterialien
zu bauen: breite Straßen, schöne
Häuser, Gärten, Bäume, Blumen,
einen Palast mit König und Königin, Menschen, Stadtmauer,
Soldaten, Marktplatz, Slums,
»Freudenhäuser«, die Drogenszene am Hafen, arbeitende Kinder in der Fabrik, einen Müllberg
… (Am besten draußen in einem
Sandkasten oder am Strand. Für
die Erzählung sollte an wichtige
Utensilien gedacht werden: an
Jona, eine Staude, Asche)
Die Geschichte wird frei erzählt,
so dass ein spontanes Mitwirken,
weiteres Bauen und Spielen der
Gruppe möglich ist. (Gut ist auch
die Erzählung aus: »Seht die
Blumen auf dem Felde.« Verlag
Junge Gemeinde. Stuttgart 1990,
S. 167-174)
Lied: Auf dem Weg der Gerechtigkeit, Strophen 1 und 2 (Text und
Melodie: Clemens Bittlinger, in:
Clemens-Bittlinger-Notenausgabe. Pila Music)
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WENN GOTT DICH MORGEN IN DEN ARM NIMMT …
ANDACHTEN – BIBELARBEITEN – GOTTESDIENSTE
Fallschirmspringen
Wenn Gott dich morgen in den Arm nimmt …
Ungewissheiten aushalten können
Andacht
Stelle Dir einen Fallschirmspringer vor. Der springt
aus über 5 000 Metern Höhe ab. Mit über 140 km/h
rast er auf den Boden zu und im letzten Augenblick
reißt er an der Leine, damit sich der Fallschirm
öffnet. Er hat vollstes Vertrauen in diese Technik.
Diese Situation können wir mit einem Leben mit
Jesus vergleichen: Die Nachfolge besteht aus
»Wissen«, »Glauben« und »Vertrauen«.
Das Wissen
•
•
Der Fallschirmspringer weiß um diese aufregende Sportart. Er kennt die Gefahren und
unterhält sich mit anderen darüber.
In der Nachfolge Jesu lesen wir die Bibel,
reden mit anderen darüber, wissen dass es
Gott gibt und dass Jesus für unsere Schuld
gestorben ist.
Der Glaube
•
•
Der Fallschirmspringer weiß, dass sich der
Fallschirm öffnet, aber er muss auch daran
glauben, dass sich der Fallschrim auch tatsächlich öffnet. Er muss davon überzeugt
sein, dass dieser Sport nicht gefährlicher ist,
als jede andere Sportart.
In der Nachfolge Jesu haben wir Gott erfahren, Jesus erkennen können und seine Kraft
erfahren. Wir haben Gemeinschaft mit anderen im Gebet und in Gesprächen.
Das Vertrauen
•
Der Fallschirmspringer springt letztendlich.
Es ist ein vertrauensvolles Springen mit dem
Wissen, dass sich der Fallschirm öffnet.
•
In der Nachfolge Jesu sind wir voll Vertrauen
in Jesus. Vertrauensvoll leben, weil man weiß,
dass es jemanden gibt, der einen hält. Es
kommt darauf an, die Bibel zu verstehen, zu
wissen, was man tun soll und das auch wirklich zu leben. Da hapert es doch manchmal.
Die tollste theoretische Auslegung der Bibel
nützt ohne glaubendes Vertrauen nichts.
Wissen ist wichtig, aber ohne Konsequenzen und
Vertrauen in Jesus ist es nutzlos. Ein Leben ohne
das volle Vertrauen in Jesus ist ein Leben in Ungewissheit, in Angst, letztendlich in Kraftlosigkeit
und ohne Freude. Wir leben uns selbst, vertrauen
uns selbst: Ein Leben ohne Vertrauen ist ein
Sprung ins Ungewisse!
40 •
materialien 5
Fragen
•
•
•
•
Ist Jesus deine Vertrauensperson?
Vertraust du ihm so, wie du einem Fallschirm
vertrauen würdest?
Hast du dich ihm ganz ausgeliefert, indem du
dich fallen lässt und er dich auffängt?
Wer ist Jesus – ganz persönlich und ehrlich
beantwortet – für dich?
Copyright und Quelle: www.praxis-jugendarbeit.de
Abschlussübung
auf einer Mädchenfreizeit
Die Gruppenleiterin leitet die Übung an, die Gruppe
sitzt im Stuhlkreis oder auf Kissen auf dem Boden.
Wenn Gott dich morgen in den Arm nimmt … vielleicht spürst du die Umarmung wie einen Schauer
durch deinen Körper, wie eine Gänsehaut … vielleicht
wie einen Ruck, der durch deinen Körper geht!
Vielleicht fühlst du dich so fest gedrückt, dass dir
fast die Luft wegbleibt … Vielleicht ist es nur eine
ganz sachte und zarte Berührung, wie eine Feder,
die über deine Wange streicht?
Wie ist es überhaupt, in den Arm genommen zu
werden? Wie fühlt es sich an? Bei wem erwiderst du
die Umarmung? Bei wem bist du enttäuscht, nicht so
fest gedrückt zu werden, wie du gehofft hattest?
Diesen Gedanken und Gefühlen wollen wir in der
nächsten halben Stunde nachgehen.
Steht auf und wandelt durch den Raum. Nehmt noch
einmal die anderen Mädchen wahr, mit denen ihr
die letzten Tage verbracht habt. Erinnert euch an
schöne und nicht so schöne Situationen unserer
gemeinsamen Zeit.
Dann sollt ihr euch umarmen, so wie ihr das möchtet: leicht oder fest, mit geschlossenen oder offenen Augen, lange oder kurz. Versucht bei jedem
Mädchen in diese Umarmung so viel wie möglich zu
geben. Was möchtet ihr der anderen noch sagen,
ihr mit auf den Weg geben?
Ihr habt jetzt die Zeit dafür. Lasst euch Zeit, ihr
müsst nicht hetzen.
Tanja Homberg, Winsen/Luhe
Ich suche nach einer Antwort, nicht nach einer
Fortsetzung des Satzes. Kein »Was wäre, wenn …«.
Wenn Gott mich morgen in den Arm nimmt, dann
habe ich heute eine Frage. Ich will nicht nach dem
»ob« fragen, sondern nach dem »wie«. Wie wird
es sein, wenn Gott mich in den Arm nimmt? Ich
bin sicher, dass Gott mich in den Arm nimmt oder
nehmen wird, heute oder morgen. Aber wie wird
es sich anfühlen?
Ich suche also eine Antwort. Es ist bekannt, dass
die Bibel Antworten auf die Fragen bietet, die ein
Mensch stellen kann. Ich sehe mal nach und finde
die Verse in 1. Könige 19, 11 – 13:
19,11 Der Herr sprach: Geh heraus und tritt hin auf
den Berg vor den HERRN! Und siehe, der HERR
wird vorübergehen. Und ein großer, starker Wind,
der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, kam
vor dem HERRN her; der HERR aber war nicht im
Winde. Nach dem Wind aber kam ein Erdbeben; aber
der HERR war nicht im Erdbeben.
19,12 Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber
der HERR war nicht im Feuer. Und nach demFeuer
kam ein stilles, sanftes Sausen.
19,13 Als das Elia hörte, verhüllte er sein Antlitz
mit seinem Mantel und ging hinaus und trat in den
Eingang der Höhle.
Der Prophet Elia ist auf der Flucht. Er hat die
Propheten und Priester eines fremden Gottes
getötet und fürchtet nun um sein eigenes Leben.
Da auch die Frau seines Königs an diesen fremden
Gott glaubt, hat er dazu auch allen Grund. Elia
wünscht sich sogar, schon tot zu sein, um einer
Bestrafung zu entgehen. Aber Gott lässt seinen
Tod nicht zu. Er sendet einen Engel, der Elia Essen
bringt und ihn aufmuntert. So gelangt Elia zum
Berg Horeb, wo ihm Gott begegnet. Elia bekommt
neue Aufträge, er wird Könige salben und seinen
Nachfolger suchen.
Wenn Gott dich morgen in den Arm nimmt … Gott
wird hier als Wind beschrieben, als stilles und sanftes Sausen. Er wird nicht als Tornado bezeichnet,
der zerstörerisch daherkommt und eine Spur von
Gewalt und brachialer Zerstörungswut hinterlässt.
Ich denke an einen leichten, kaum zu spürenden
Wind, der mit einer Feder spielt. Entspricht das
meiner Vorstellung von Gott oder bin ich überrascht? Nein, das bin ich nicht, denn ich kenne
mehrere solcher Geschichten und weiß, dass Gott
manchmal so beschrieben wird. Und trotzdem:
Kann Gott nicht auch im Erdbeben kommen? Wünsche ich mir das nicht sogar manchmal? Vielleicht
würden alle meine Probleme erschüttert und zerrüttet, wenn Gott so in meine Welt käme.
Gott ist in Jesus Christus in die Welt gekommen.
Das glauben die Christen in aller Welt. Wie war
es damals? Da war auch keine Gewalt, Jesus hat
keine Macht ausgeübt. Er kam nicht mit einem
kriegerischen Heer von Engeln. Der Evangelist
Matthäus berichtet, Jesus hätte zwölf Legionen
Engel rufen können, um seinen Tod zu verhindern,
aber er hat es nicht getan. Trotzdem hat Jesus die
Menschen überzeugt, hat sie für sich gewonnen,
hat ihren Glauben geweckt und sie mit seiner Predigt erreicht. Kern seiner Botschaft ist die Liebe,
die Liebe zu Gott und zum Nächsten.
Das erinnert mich an das stille und sanfte Brausen
und zugleich liefert es mir eine Antwort. Mit dieser
Antwort kann ich den Satz beenden: Wenn Gott
mich in den Arm nimmt, wird das kein gewaltiger
Kraftakt sein, sondern ich werde still und sanft
spüren, dass Gott die Menschen liebt.
Jan Wutkewicz
Göttingen
Jeder von uns ist ein Engel mit nur einem
Flügel, und wir können nur fliegen, wenn wir
uns umarmen.
Luciano De Crescenze
Sehnsucht findet die ehrlichsten Worte. Unseren Augen entgeht kein zärtlicher Blick. Jede
Umarmung befreit uns zur Tiefe. Wir sind
endlich bei uns – ganz Seele, ganz Glück.
Hans-Christoph Neuert
Diese Hütte ist klein – Raum genug zu einer
Umarmung.
Julius von Tarent
In der besitzergreifenden Umarmung symbiotischer Vereinigung erwürgen wir das,
was uns am Wertvollsten ist: Die Liebe des
andern.
Manfred Poisel
Möge Gott dich stets in seiner Hand halten,
aber nie zu fest zudrücken.
Irischer Segen
aus: Theologischer Ausschuss der Landesjugendkammer (Hrsg.): Der Paraklet. S.5
materialien 5
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WENN GOTT DICH MORGEN IN DEN ARM NIMMT …
ANDACHTEN – BIBELARBEITEN – GOTTESDIENSTE
Beginn einer langen Freundschaft
Thematischer Einstieg in das Kampagnemotto
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer assoziieren,
was ihnen »Umarmung« bedeutet. Die Einfälle
werden auf einem Fußbodenplakat gesammelt:
Positive Assoziationen
Zeichen von Nähe, Herzlichkeit, Vertrautheit,
Wärme, Geborgenheit, Trost, Kuscheln, jemanden
begrüßen, Freude, Ritual zur Begrüßung
Negative Assoziationen
Umklammerung, Einengung, jemanden festhalten
Impuls
„Zu den ersten Dingen, die uns Menschen wichtig
sind, gehört zweifelsfrei die Freundschaft zu einem
anderen Menschen. Die immer größere Vereinsamung vieler Menschen steht im engen Zusammenhang mit der Unfähigkeit, Kontakte zu knüpfen,
Freundschaften einzugehen und sie zu pflegen.
Jugendliche suchen und finden viele Kontakte
über das Internet. Diese virtuellen Freundschaften
sind vielversprechend und interessant. Sie machen neugierig und wecken Lust auf Begegnung.
Kommt es dann zum ersten »date«, ist häufig die
Enttäuschung groß: Die Angaben auf der Seite im
Netz vermittelten ein anderes Bild. Die Stimme, das
Wesen, das Auftreten, die Ausstrahlung der Person
stimmen nicht mit den inzwischen aufgebauten
Vorstellungen überein. Man ist enttäuscht, sieht
sich getäuscht.
Freundschaft muss wachsen, muss erlebt und
gelebt werden. Freundschaft ist die Summe aus
gemeinsamen Erlebnissen und gegangenen Wegen,
aus gemeinsamem Reden und Schweigen. Freundinnen und Freunde sind wichtig: Was wären wir ohne
Eltern, Geschwister, Freundinnenund Freunde?
Das merke ich vor allem, wenn ich mir verlassen
und einsam vorkomme, wenn niemand da ist, mit
dem ich reden kann. Gott seit Beginn unseres Lebens für uns da. Er will uns eine Freundin und ein
Freund sein.“
Freundschaft
• Was bedeutet mir Freundschaft?
• Was macht eine wirkliche Freundschaft aus?
• Wem und wodurch kann ich Freundin oder
Freund sein?
1. Die Vorstellungen der Teilnehmerinnen und
Teilnehmer werden auf einem Tischplakat oder
auf einer Wandzeitung gesammelt.
In Zweier- oder Dreiergruppen werden Standbilder
zu »Freundschaft« erstellt.
2. Das Szenario des »kleinen Prinzen und desFuchses« wird in einem »Bühnenkarton« nachgestellt.
Während die Geschichte erzählt wird, wird das
Bühnenbild verändert.
Zusammenfassung
Der Prinz und der Fuchs machen einander vertraut.
Sie zähmen sich, wie es in der Geschichte heißt.
Zähmen heißt, den anderen für wertvoll erachten.
42 •
materialien 5
Für Gott sind wir als Menschen, als Individuen,
unendlich wertvoll. Als Zeichen dieser Wertschätzung, dieser Freundschaft, nimmt Gott uns bei der
Taufe in seine Arme. Er umarmt uns mit seiner
Gegenwart, mit seiner Liebe.
In der Geschichte der Kindersegnung (Mk 10,16)
wird diese freundschaftliche Umarmung Gottes
durch Jesus erneuert: Lasset die Kinder zu mir
kommen, und wehret ihnen nicht. Und er herzte
sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.
»Herzen« heißt, in mütterlicher oder väterlicher
Umarmung »ans Herz drücken«. Wir sind für Jesus,
für Gott, wichtig. Er hat uns lieb. Gott sucht unsere
Nähe, gibt uns Geborgenheit.
Freundschaft hat nur solange Bestand, wie das
gegenseitige Geben und Nehmen, Trösten und
Getröstet werden, Lieben und Geliebt werden sich
die Waage halten. Dass dieses Gleichgewicht bestehen bleibt, verdanken wir der unerschöpflichen
Liebe Gottes, die uns in Jesus begegnet. Wir sind
als Evangelische Jugend aufgerufen, diese Liebe
und diese Freundschaft weiterzugeben. Das ist
uns aufgetragen im Doppelgebot der Liebe: »Liebe
deinen Nächsten, wie dich selbst.«
Zeichen der Zugehörigkeit und der Anerkennung
getragen, liegen lose um das Handgelenk, nicht
einengend wie eine Klammer oder eine Fessel.
Freundschaftsbänder symbolisieren, ähnlich wie
ein Ring, Zusammengehörigkeit.
Aktion
Martin Bauer, Kirchenkreisjugendwart
Nienburg
Gebet
Gott, du bist uns Freundin und Freund. Hilf uns
einander zu verzeihen, wie du uns verzeihst.
Gott, du bist uns in deiner Beziehung treu. Lass
uns nicht danach fragen, wer unsere Freundin
oder unser Freund ist, sondern danach, wem wir
Freundin oder Freund sein können.
Du möchtest, dass unser Leben gelingt und nimmst
uns schützend in den Arm.
Amen
Lieder
Kindermutmach-Lied
Viele kleine Leute
Ich möcht, dass einer mit mir geht
Texte
Die Geschichte vom Fuchs und dem
kleinen Prinzen
Geschichte von den Spuren im Sand: »Wo
ich dich getragen habe …«
Freundschaftsbänder knüpfen: Sie sind ein Zeichen von Verbundenheit, von Nähe. Sie werden als
Gott: Vorstellungen von ihr/ihm
Ein Mitarbeitenden-Tag zum Thema Gottesbilder
Drei Fische
Es war einmal ein kleiner Fisch, der schwamm
zu seiner Mutter und fragte sie: „Mami, was ist
dieses Wasser, von dem ich so viel höre?“ Seine
Mutter antwortete: „Du dummer kleiner Fisch.
Wasser ist um dich herum und in dir und schenkt
dir Leben.“
Und es war einmal ein kleiner Bär, der tapste zu
seiner Mutter und fragte: „Mami, was ist diese Luft,
von der ich so viel höre?“ Seine Mutter sagte: „ Du
dummer kleiner Bär. Luft ist um dich herum und in
dir und schenkt dir Leben.“
Und es war einmal ein kleiner Junge, der kam zu
seiner Mutter und fragte: „Mami, was ist dieser
Gott, von dem ich so viel höre?“
Dorsick, Wayne: Kinder brauchen Werte; S. 215;
Scherz. Bern/München/Wien, 1996
Wie ist es, von Gott in den Arm genommen
zu werden? Wie fühlt sich das an?
Was ich davon erwarte, hängt auch davon ab,
wie ich mir Gott vorstelle, welches Bild, welche
Vorstellung ich im Kopf habe. Aber, wie sieht Gott
aus? Darauf eine Antwort zu geben, ist schwierig,
geradezu unmöglich, denn: Niemand hat Gott je
gesehen (Johannes 1,18). Fragen und Erfahrungen
mit und nach dem Leben, dem Tod, nach Gott und
der Welt prägen daher unseren Glauben, und mehrdimensionale Geschichten, Symbole und Bilder
sprechen von Gott. Ohne solche Bilder und Erfahrungsberichte lässt sich nicht von Gott reden.
Wir befinden uns in guter biblischer Tradition, wenn
wir uns fragen, wie Gott ist. Auch Moses hat dieses
getan und die bekannte »Dornbuschszene« berichtet im 2. Buch Mose (Kapitel 3 und 4) davon: eh-
materialien 5
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WENN GOTT DICH MORGEN IN DEN ARM NIMMT …
jeh ascher ehjeh
- Ich bin da (oder
auch: Ich werde
sein, der ich sein
werde; Ich bin,
was ich bin) gibt
Gott selber Mose
zur Antwort. Nun
ist das kein Satz,
unter dem wir uns etwas vorstellen können. Das
aber braucht die menschliche Psyche: etwas Vorstellbares, Greifbares. Nicht umsonst finden sich
so viele Bilder und Symbole für Gott in der Bibel.
Durch unseren Mitarbeitendentag begleitet uns
ein wachsendes »Glaubensgebilde«:
Wer sind wir?
In einer Vorstellungsrunde machten wir uns
bekannt. Weiße Luftballons kleben wir mit doppelseitigen Klebeband zu einem Gruppengebilde
zusammen.
Gibt es Gott?
Eine kleine Geschichte bringt uns dieser Fragestellung näher:
Lukas (eine Handpuppe) hat
ein Fragezeichen dabei, auf
dem steht: Gibt es Gott? „Wie
meinst du das, Lukas?“ – „Na
ja, ich bin da, ihr seid da, das
sehe ich. Aber, bitte, wo soll
eigentlich Gott sein? Ich habe
mich umgeschaut, habe nach
Gott gesucht. Aber ich habe
ihn nicht gesehen. Und was ich
nicht sehen kann, kann ja auch
nicht da sein.“ – „Sag mal,
Lukas, schaust du eigentlich
zwischendurch Fernsehen?
Oder hörst du Radio?“ – „Hm,
ja, manchmal … Aber, was hat
das mit Gott zu tun?“ – „Wie
kommt denn der Ton ins Radio? Oder das Bild in den Fernseher?“ – „Da gibt’s Wellen
und die übermitteln dann die
Informationen.“ – „Und, siehst du die Wellen in der
Luft?“ – „Nein.“ – „Und trotzdem sind sie da. Das
ist nicht ganz genau so mit Gott. Aber das ist ein
Vergleich“ – „Du meinst, auch wenn ich Gott nicht
sehen kann, scheint er etwas zu bewirken – so wie
die Wellen?“ – „Lass uns doch mal sehen, ob wir
nicht Geschichten finden, in denen wir merken, dass
der Glaube an Gott Auswirkungen hat …“
Auf blauen Luftballons sammeln wir biblische Ge-
44 •
materialien 5
ANDACHTEN – BIBELARBEITEN – GOTTESDIENSTE
schichten, in denen von Gottes Wirken in der Welt
erzählt wird und kleben sie in unser Luftballongebilde hinein. Diese Geschichten haben etwas mit
uns und unserem Glauben zu tun. Fazit (auf einem
Ausrufezeichen): Schau dich um, Gott wirkt.
Welche Vorstellung habe ich von Gott?
Ein Briefumschlag mit 66 Gottesbild-Kärtchen
(biblischen und nicht biblischen) und vier freien
Kärtchen bekommt danach jede/r Teilnehmende.
Bei ruhiger Musik bekommt jede/r die Aufgabe,
genau vier Kärtchen herauszusuchen, die das eigene Gottesverständnis widerspiegeln. Fehlende
Assoziationen können auf den leeren Kärtchen
ergänzt werden.
Teilweise lebhaft, teilweise auch meditativ geht es
im nächsten Schritt zu: Zwei Teilnehmende bilden
zusammen eine Kleingruppe und bekommen die
Aufgabe, ihre nun mehr acht Begriffe auf vier gemeinsame zu reduzieren. Der Austausch über das
eigene Gottesbild und das Erklären der dazugehörigen Erlebnisse stehen hier im Vordergrund.
Diese vier Begriffe pro Paar werden im Plenum
gegenseitig vorgestellt und mit in das LuftballonGlaubensgebilde geklebt. Anschließend wird Zeit
eingeplant, sich einen Begriff herauszusuchen und
diesen auf einer Karte kreativ zu gestalten.
Welche Anfragen/Zweifel habe ich an Gott?
Wo ist Gott in Beslan? Warum antwortet er nicht
auf meine Gebete? Zweifel, unbeantwortete Fragen und Unsicherheit gegenüber Gott gehören
mit zu unserem Glauben. Daher finden sie auch
in unserem Luftballongebilde ihren Platz. Jede/r
sammelt alles, was sich im Herzen und im Kopf
aufgestaut hat.Bei einem gemeinsamer Gang um
unser »Glaubensgebilde« sprechen wir von unserem Glauben.
Wie ist denn nun Gott?
Genau so vielfältig wie unser Glaubensgebilde – ist
die Antwort. Wenn wir es umdrehen, hochwerfen
und es immer wieder anders landet, zeigt sich
das deutlich: Immer ist etwas anderes von Gott
zu sehen. Andere Facetten von Gott zeigen sich,
manche Bilder sind nicht mehr zu sehen, manche
Geschichten und Erlebnisse bleiben uns verborgen.
Zweifel rücken in den Vorder- oder Hintergrund.
Fazit: Wir haben diese Einheit sehr genossen. Nicht
nur für sich kennende Mitarbeitende ist es gut, sich
einmal über den Glauben auszutauschen. Auch für
einen »bunten Haufen« an Mitarbeitenden oder
für eine Jugendgruppe ist es eine Möglichkeit sich
dem Thema zu nähern. Ein liturgischer Rahmen und
Zeit für Gespräche runden die Einheit ab.
Begriffe auf den Gottesbildkärtchen (alphabetisch sortiert):
Adler, Allmächtige, Allwissender, Antwort auf
meine Fragen, Befreier, Begleiter, Beobachter,
Beschützer, Beschützerin, Blitz und Donner, Burg,
der da ist, der Eine, der Ferne, der ganz Andere,
der Wohltuer, die da ist, Fels, Feste Burg, Feuer,
Forschungsgegenstand für Theologen, eine Frage
an mich, Freiheit, Freund, Freundin, Geduldiger,
Gnädiger, Geist, Gewissen, Gott Abrahams, Guter
Hirte, Heiland, Heiliger, Helfer, Helferin, Herr,
Hirte, Höchster, Ich, Jahwe, Kraft, Licht, Leben,
Liebe, Meer, Menschgewordener, Mutter, Nächster,
oberstes Prinzip, Partner, Quelle, Schöpfer, Sinn,
Sonne, Strafender, Unnahbarer, unverständlich,
Vater, Versorger, Vertraute, Welle, Wort, Wunderbarer, Zauberer, Ziel, Zuversicht
Berit Busch
Kirchenkreisjugenddienst Hildesheim-Sarstedt
Retour à l‘ expéditeur
Empfänger unbekannt
Vielen Dank für die Wolken.
Vielen Dank für das Wohltemperierte Klavier
und, warum nicht, für die warmen Winterstiefel.
Vielen Dank für mein sonderbares Gehirn
und für allerhand andre verborgne Organe,
für die Luft, und natürlich für den Bordeaux.
Herzlichen Dank dafür, dass mir das Feuerzeug
nicht ausgeht,
und die Begierde,
und das Bedauern, das inständige Bedauern.
Vielen Dank für die vier Jahreszeiten,
für die Zahl e und für das Koffein,
und natürlich für die Erdbeeren auf dem Teller,
gemalt von Chardin sowie für den Schlaf,
für den Schlaf ganz besonders,
und, damit ich es nicht vergesse,
für den Anfang und das Ende
und die paar Minuten dazwischen
inständigen Dank,
meinetwegen für die Wühlmäuse
draußen im Garten auch.
Hans Magnus Enzensberger
aus: Kiosk. Suhrkamp taschenbuch 3047.
Frankfurt a.M. 1999
„Inständigen Dank für dieses Gedicht, Hans Magnus Enzensberger,“ möchte ich am liebsten sagen.
Ich liebe es! Es ist so voller genießerischer Freude
über Leib und Leben und so voller Humor! Es macht
mir deutlich, dass sich Glück und Zufriedenheit,
neben den großen und bewegenden Momenten
im Leben, auch aus den alltäglichen Kleinigkeiten
zusammensetzt, die uns das Leben bereichern.
Ich weiß, es gibt Zeiten, in denen Zukunftsangst,
Sorge, Kummer und Trauer diesen Kleinigkeiten
ihre Leuchtkraft nehmen können. Dann werden
die beschriebenen Dinge zu Inseln der Erholung:
Ein Musikstück, dass ich liebe, eine gut durchschlafene Nacht, ein beginnender Frühling, eine
spielende Katze.
In der Zeitschrift »Chrismon« sagte einmal der
Philosoph Herbert Schnädelbach in einem Streitgespräch über die Gottesfrage mit unserem Altbischof Horst Hirschler: „Auch ich habe in meinem
Leben Dinge erlebt, wo ich dachte: Jetzt möchte
ich mich eigentlich bei jemanden bedanken. Schon
als Kind. Wir haben den schweren Luftangriff auf
Dresden 1945 überstanden, und ich hatte keine
Angst. Umgekehrt machen wir ja auch häufig die
Erfahrung, eigentlich ist niemand Schuld, aber ich
muss mich bei jemandem beklagen oder jemanden
verantwortlich machen. Aber diese Stelle ist leer.
Sie füllen diese Stelle mit »Gott« … Ich finde es
intellektuell redlicher, diese Stelle leer zu lassen.“
Darauf entgegnete Horst Hirschler: „Wenn Sie
Gefühle der Dankbarkeit haben und nicht »Gott«
sagen wollen, sagen Sie sich dann: »meine leere
Stelle« hat mir geholfen?“ Die beiden Diskutanten
kamen nicht auf einen Nenner.
Enzensbergers Gedicht weiß etwas davon, dass
wir unser Glück immer nur zum Teil selbermachen
können. Danken können für das, was wir nicht in
der Hand haben. Danken ist ein gutes Mittel gegen
Allmachtsfantasien.
Mir gefällt es, dass Enzensberger »unbekannt«
nennt, was ich Gott nenne. Manchmal möchte ich
auch einfach »unbekannt« sagen, weil die Bilder,
die ich von Gott im Kopf habe, oft so eng und nie
ganz richtig sind: „Mach dir kein Gottesbild,“ sagt
Gott zu Mose, als dieser die Zehn Gebote für das
Volk Israel empfängt.
Hannelore Köhler, Referentin
für Ökumene und Internationale Jugendarbeit,
Landesjugendpfarramt
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WENN GOTT DICH MORGEN IN DEN ARM NIMMT …
BAUSTEINE UND METHODEN FÜR GRUPPENABENDE
Sich aufeinander verlassen können
Spiele zum Thema Vertrauen
Tragende Hände
Verletztentransporte
Die Gruppe bildet ein Spalier und jeder hält sich
jeweils mit den Händen am gegenüberstehenden
Gruppenmitglied fest. Ein Freiwilliger legt sich
auf diese haltenden Hände. Die Gruppe versucht,
den Freiwilligen hochzuheben, abzusenken, zu
schütteln, hin und her zu rollen, hin oder her zu
schaukeln oder ähnlich einem Förderband auch mal
vorwärts, mal rückwärts wandern zu lassen.
Ziel des Spiels: Der Freiwillige soll spüren, dass er
absolut gehalten wird und sicher ist.
Zwei Personen halten sich mit beiden Händen fest.
Darauf setzt sich eine dritte Person, die nun über
einen Hindernisparcours oder eine Wegstrecke von
ca. 500 m getragen werden muss.
Ziel: »Einer für alle – alle für einen«, auch wenn
schwierige Wege zurückzulegen sind. Keiner wird
im Stich gelassen.
Natur blind erleben und ertasten
Jeweils zwei Personen bilden ein Paar. Einer Person werden die Augen verbunden. Die andere Person führt diese Person durch einen kleinen Wald
zu einem bestimmten Baum. Die blinde Person
kann nun diesen Baum ertasten und wird wieder
zurückgeführt. Anschließend darf die Person ihren
Baum wieder suchen.
Ziel des Spiels: Der Blinde darf
Der Herr beschenke dich
sich auf die Führung des Partners verlassen.
mit der Behutsamkeit seiner Hände,
mit dem Lächeln seines Mundes,
Natur blind erleben
mit der Wärme seines Herzens,
Wie zuvor – jedoch anstatt sich
mit der Güte seiner Augen,
am Partner zu orientieren – läuft
mit der Freude seines Geistes,
jeder Blinde an einem durch
mit dem Geheimnis seiner Gegenwart.
das Gelände gespannten Seil
Antje S. Naegli
entlang.
Ziel des Spiels: Das Seil als Symaus: Begleitet von guten Mächten.
bol des sicher geführt Werdens
Segensworte für ein ganzes Leben.
und gleichzeitig mit allen Sinnen
Herder-Verlag
auf den Weg zu achten.
Seitenwechsel
Die Gruppe steht in einem Kreis. Nun wechselt jede
Person ihre Seite und geht zur gegenüberliegenden Seite ohne sich zu berühren.
Variante: Dasselbe mit geschlossenen Augen.
Ziel: Aufeinander acht geben und Rücksichtnahme
lernen
Zick-Zack-Kreis
Alle stehen im Kreis und halten sich fest an den
Händen. Jeder zweite lässt sich einmal nach hinten
fallen, während die anderen sich nach vorne fallen
lassen. Anschließend umgekehrt. Die Füße bleiben
unbewegt.
Ziel: Vertrauen, dass die Abstimmung funktioniert.
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materialien 5
Auf einem Bein
Es wird ein kleiner Kreis gezeichnet. Alle stehen nur mit einem Fuss im Kreis und halten sich
gegenseitig fest, während der Oberkörper nach
hinten lehnt.
Ziel: Die Gruppe als ausgeglichene Einheit erleben.
Einer hält den anderen und nur durch das Gleichgewicht wird die Gruppe gehalten.
Minenfelder
Einem Partner werden die Augen verbunden. Dieser muss durch ein »Minenfeld« gehen. Als Minen
dienen irgendwelche Gegenstände die in einem
Spielfeld verstreut liegen. Der andere Partner gibt
Anweisungen, wie zu gehen ist. Wird eine Mine
berührt, ist man aus dem Spiel.
Ziel: Gute Kommunikation ist wichtig !
Katz und Maus
Eine Person ist die Maus, die andere die Katze.
Beide bekommen die Augen verbunden. Die Katze
hat einen »Trainer«, die Maus hat einen »Trainer«.
Aufgabe ist es nun, dass die Maus rechtzeitig,
bevor die Katze sie schnappt, ihr Mauseloch findet. Als Spielfeld dient eine markierte Fläche. Die
Trainer dürfen nicht reden, sondern geben ihre
Anweisungen nur per Fingerschnippen oder in die
Hände klatschen. Die Anweisungen können zuvor
vereinbart werden (Gehen, Stopp, Rechts, Links:
einmal, zweimal schnippen oder klatschen)
Ziel: blindes Vertrauen in gefährlichen Situationen
Fallen lassen
Ein Mitspieler lässt sich nach hinten fallen und
wird von einem anderen Mitspieler aufgefangen.
Alternativ: Ein Mitspieler in der Mitte eines Kreises
von ca. 150 cm lässt sich in eine Richtung fallen
und wird von den anderen Gruppenmitgliedern
aufgefangen und wie ein Kreisel oder Pendel in
eine neue Richtung »weiterbewegt«.
Ziel: Vertrauen, Rücksichtnahme und sanfte Behandlung der Gruppenmitglieder
Blindenführung
Einem Freiwilligen werden die Augen verbunden
und er bekommt vier lange Schnüre umgebunden, die jeweils von einem Mitspieler gehalten
werden. Die Mitspieler versuchen nun durch
entsprechendes Ziehen den Blinden durch einen
Hindernissparcours zu führen, ohne dass dieser
die Markierungen im Parcours verlässt. Bei dem
Spiel darf nicht gesprochen werden.
Copyright und Quelle: www.praxis-jugendarbeit.de
Wenn Gott dich morgen in den Arm nimmt …
Das ist ein Grund, eine Party zu feiern!
Mit Freundinnen und Freunden aus deiner Jugendgruppe, aus dem Kirchenkreisjugendkonvent
feiern: Leute, die mitfeiern, findest du bestimmt.
Hier sind Vorschläge für Essen und Trinken. Die
Rezepte sind für acht Personen kalkuliert:
Schokoladenfondue
Weintrauben, Pflaumen, Birnen, Äpfel …
Hefezopf oder Toastbrot
2 Tafeln Vollmilchschokolade
2 Tafeln Halbbitterschokolade
500 ml Schlagsahne
4 EL Johannisbeergelee
Wasche das Obst und schneide es in mundgerechte Stücke. Wenn du es anschließend mit etwas
Zitronensaft beträufelst, wird das Obst nicht so
schnell braun. Dann schneide auch das Brot in
kleine Stücke.
Brich die Schokolade in kleine Stücke. Erwärme
die Sahne in dem Fonduetopf, gib die Schokolade
hinein und bringe sie unter Rühren zum Schmelzen.
Zum Schluss mische das Gelee darunter. Dann
kannst du mit deinen Freundinnen und Freunden
nach Lust und Laune die Früchte und das Brot
aufspießen und in die heiße Schokolade tunken.
Bowle
2 Honigmelonen
1 Zitrone
1 Päckchen Vanille-Zucker
2 gehäufte EL Zucker
1 Liter klarer Apfelsaft
1 Liter Orangensaft
1 unbehandelte Orange
1 unbehandelte Zitrone
1 Liter Mineralwasser
Teile die Melonen in Viertel, kratze die Kerne mit
einem Löffel heraus und schäle die harte Außenschale ab. Schneide mit einem Messer kleine Würfel, Stäbchen oder Figuren aus dem Melonenfruchtfleisch und stich mit einem Kugelausstecher kleine
Kugeln aus. Gib alles in einen großen Glaskrug.
Presse die Zitrone aus, gieße den Saft über die
Melonenstücke und schütte den Vanille-Zucker
und den normalen Zucker hinzu. Dann schütte
den Apfel- und Orangensaft hinein. Schneide die
unbehandelte Orange und Zitrone in Scheiben
und gib sie in die Bowle. Decke das Gefäß ab und
stelle es etwa sechs Stunden in den Kühlschrank.
Kurz vor dem Servieren entferne die Orangen- und
Zitronenscheiben. Gieße das Mineralwasser in die
Bowle und rühre mit einer Schöpfkelle alle Zutaten
einmal um.
Käsestangen
400 g Butter
4 Eier
400 g geriebenen Hartkäse
400 g Mehl
4 Messerspitzen Backpulver
eine kräftige Prise Salz
etwas Paprikapulver edelsüß
Die Butter schaumig rühren, danach die Eier dazugeben und mitrühren. Löffelweise den Käse und
das mit dem Backpulver vermischte Mehl unterrühren. Den Teig mit etwas Salz und Paprikapulver
würzen. Diese Masse in einen Spritzbeutel füllen.
Auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech ca.
10 cm lange Stangen spritzen. Die Käsestangen im
vorgeheizten Backofen bei 175 Grad ca. 15 Minuten
backen.
Wer möchte, kann die Käsestangen vor dem
Backen, je nach Geschmack, mit Kümmel, Mohn,
Sesam oder Paprikapulver bestreuen.
Dann kannst du noch einen bunten Salat machen,
ein paar kleine Würstchen, Chips und Süßigkeiten
hinstellen und deine »Gott nimmt mich in den ArmParty« kann beginnen. Viel Spaß!
Johanna Gorka, Hildesheim
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