ullstein bild - Axel Springer

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ullstein bild - Axel Springer
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Geschäftsbericht
Geschäftsbericht Axel Springer AG
ullstein bild
Gibt es sie, die typisch weibliche Sicht
der Dinge? In Zeiten des „Gender Mainstreaming“ gestellt, mutet diese Frage
vielleicht ein wenig unkonventionell an.
Mit Blick auf die hier gezeigten Bilder
aber – große Schwarz-Weiß-Fotografie
aus sechs Jahrzehnten – hat sie durchaus
ihre Berechtigung, denn sie alle sind von
Frauen aufgenommen worden.
Bekannte Namen wie Lotte
Jacobi und Yva, Wiederund Neuentdeckungen wie
Suse Byk, die Riess oder
Elli Marcus: Fotografinnen
bei ullstein bild. Die große
international arbeitende Foto­
agentur der Axel Springer AG
hat übrigens eine mehr als
hundertjährige Tradition, einen Bestand von 12 Millionen
Analog­bildern und 1,5 Millionen Fotos, die jederzeit weltweit per Datenbank recherchierbar sind.
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ullstein bild
Lotte Jacobi 1928, Porträt Lil Dagover
Barbara Pflaum 1971, Modenschau im Museum des 20. Jahrhunderts in Wien
Frieda G. Riess 1925, Der Boxer Erich Brandl
Regina Relang 1937, Wintersportmode
Sonja Georgi 1939, „Heiterer Sommertag“
Dora Kallmus 1929, Selbstporträt mit Katze
Erna Wagner-Hehmke 1949, Beim Richtfest des neuen Plenarsaals in Bonn
Suse Byk 1929, Die Tänzerin Valeska Gert
Jaro v. Tucholka 1926, Valeska Gert – Porträt mit Hut
Yva 1929, Der Schauspieler Lewis Brody
Elli Marcus 1931, Die Brille der Autofahrerin
Geschäftsbericht Axel Springer AG
Lotte Jacobi, 1928,
Porträt Lil Dagover
„Die Künstlerin und ihr
Hund“, hieß der Artikel der
„Dame“, der zu illustrieren
war. Die Qualität der
Jacobi (1896–1990) zeigt
sich darin, wie sie dieses
Allerweltsthema umgesetzt
hat: Eleganz pur. 1935
emigrierte sie nach New
York, wo sie an ihre alten
Berliner Erfolge anknüpfen
konnte.
Erna Wagner-Hehmke,
1949, Richtfest des neuen Plenarsaals in Bonn
Geboren 1905 in Breslau.
Ihre Ausbildung erhielt
Hehmke von der Mitinhaberin ihres eigenen
Ateliers in Düsseldorf,
Anne Winterer. Ihre Fotos
von der Gründungsphase
der Bundesrepublik haben
museale Qualität. Sie stirbt
1992 in Düsseldorf.
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Barbara Pflaum, 1971, Modenschau im Museum des
20. Jahrhunderts in Wien
Wie passend der Bildtitel
aus heutiger Sicht wirkt!
Pflaum (1912–2002) hat
das Leben ihrer Heimatstadt Wien in all seinen
Facetten für die Presse und
in Büchern dokumentiert.
Ihre Ausbildung als Modeschöpferin und Grafikerin
hat sie dabei nie verleugnet.
Suse Byk, 1929, Die
Tänzerin Valeska Gert
Suse Byk zählt zu den großen Vergessenen. Nicht einmal ihre Lebensdaten sind
sicher. Geboren um 1890 in
Berlin, gestorben ca. 1960
in New York, dem Ort ihres
Exils. Am Kurfürstendamm
230 hatte sie 1913–38 ein
Atelier für Mode-, Porträtund Tanzfotografie.
Frieda G. Riess, 1925,
Der Boxer Erich Brandl
Regina Relang, 1937,
Wintersportmode
In diesem Jahr wird „die
Riess“ mit einer großen
Ausstellung in Berlin
wiederentdeckt. Geboren
1890 nahe Posen, betrieb
sie 1918–1932 ein
erfolgreiches Poträtatelier
am Berliner Ku’damm.
Paris war ihr Exil. Hier
starb sie irgendwann in
den 50er-Jahren. Genaueres weiß man nicht.
Eine der bedeutendsten
deutschen Modefotografinnen. Regina Lang hieß
sie, aber mit dem „Re-“
davor klang das besser. Sie
arbeitete für die „Vogue“,
für „Harper’s Bazaar“ und
„Die Dame“ von Ullstein.
Hochgeehrt ist sie 1989 mit
83 Jahren in München
gestorben.
Jaro v. Tucholka, 1926,
Valeska Gert – Porträt
mit Hut
Yva, 1929, Der Schauspieler Lewis Brody
Die Ausdrucks- und „Ton­
tänzerin“ Gert gehörte zu
den bevorzugten Porträtmotiven der 20er-Jahre.
Hier eine Aufnahme der
Berliner Fotografin, Übersetzerin, Bühnenautorin
und Sintenis-Freundin
Tucholka für Ullsteins
„Querschnitt“. Ihr Geburtsdatum ist nicht bekannt,
gestorben ist sie wohl 1978.
Else Neuländer (1900
Berlin–1942 KZ Majdanek) betrieb bis zu ihrem
Berufsverbot 1938 als Yva
verschiedene erfolgreiche
Ateliers in Berlin. Helmut
Newton war einer ihrer
Schüler. Und Brody „der“
Schwarze im deutschen
Film der 20er- und 30erJahre.
ullstein bild
Sonja Georgi, 1939,
„Heiterer Sommertag“
Dora Kallmus, 1929,
Selbstporträt mit Katze
Nichts an diesem Foto lässt
den baldigen Krieg erahnen. Der schöne Schein
trügt, aber Sonja Georgi
(1915–1957) beherrscht
ihn perfekt. Mode, Porträt
und Glamour sind ihre
Reviere als ZeitschriftenFotografin. Zuerst in
Berlin, später in Hamburg.
So geheimnisvoll wie ihr
Blick wirkt auch der
Künst­lername, den sich die
1881 in Wien geborene Perscheid-Schülerin zugelegt
hat: „Madame d’Ora“. Ihre
größten Erfolge hat die
Porträtfotografin ab 1925
in Paris gefeiert. Gestorben
ist sie 1961 in Österreich.
Elli Marcus, 1931, Die
Brille der Autofahrerin
Bis zu ihrer Emigration
nach New York 1933 arbeitete die Theaterfotografin
(1899–1977) in Berlin.
Häufig für Ullstein, hier
jedoch zum Thema „Dame
mit Brille“. Bekannt sind
ihre Marlene-Dietrich-Fotos, bekannt wurde auch
ihre Schülerin Rosemarie
Clausen.
Der „Dame“-Artikel zu Elli
Marcus’ Foto beginnt mit einem
erstaunten Lob: „Eine Autoreise ganz ohne Mann – großartig,
gnädige Frau!“ Frauen am Steuer
waren vor 77 Jahren noch eine Seltenheit. Und Fotografinnen eben
auch …
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