Spätes Frühstück: Büffet unter Bildern
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Spätes Frühstück: Büffet unter Bildern
Das Magazin von und mit Beschäftigten der Göttinger Werkstätten gemeinnützige GmbH Spätes Frühstück: Büffet unter Bildern An einem sommerlichen Samstag fand zum zweiten Mal das sogenannte „Späte Frühstück“ statt. Diese Aktion hatte es im Oktober des vergangenen Jahres schon einmal gegeben. Zum „Späten Frühstück“ hatten sich etwa zwanzig Beschäftigte eingefunden. Alle beglichen ihren Kostenbeitrag von zwei Euro. Von den anwesenden Beschäftigten hatten sieben bei der Vorbereitung mit angepackt. Um elf Uhr begrüßte Kirsten Laser, die Koordinatorin der Beratungsstelle, ihre Gäste. Dabei stellte sie auch die Leiterin der Mal- und Kreativgruppe der Göttinger Werkstätten vor. Anschließend wurde gemeinsam gefrühstückt. Jeder konnte sich am Buffet selber bedienen. Es hat für alle gereicht. Während des Frühstücks in der Beratungsstelle. Fotos: privat Nach dem Frühstück stellte Victoria Berger die Arbeit ihrer Kreativgruppe vor. Alle hörten ihr aufmerksam zu und schauten sich die Bilder an. Im Oktober fand dann noch ein weiteres „Spätes Frühstück“ statt. Diesmal wurden Bilder der Fahrrad- und Wan- Bild der Kreativgruppe. dergruppe Zietenterassen gezeigt. Die Beratungsstelle ist für erwachsene Menschen mit einer Behinderung und deren Angehörige gedacht und befindet sich in der Gartenstraße. Sie ist täglich außer mittwochs von 8 bis 12 Uhr geöffnet. Marcus Urban 2 Leben & Gesellschaft Mit Pfandflaschen über Wasser halten Gut gekühlt werden die pfandpflichtigen Flaschen fast überall verkauft. Vor allem sind es die 0,5-Liter PET-Mehrwegflaschen, die von den Verbrauchern unterwegs ausgetrunken und im besten Fall woanders abgegeben werden. Logistisch gesehen ist das Sammeln der Getränkeflaschen sehr aufwendig und längst nicht alle landen beim Händler. Eilige Passanten werfen trotz der 8 bis 25 Cent Pfand ihre leergetrunkenen Pfandflaschen unbekümmert in den Mülleimer oder lassen sie irgendwo liegen, anstatt sie zurückzugeben. Allerdings ist das Phänomen von der Jahreszeit abhängig. Niemand lungert in der Winterzeit draußen herum und trinkt Bier. Andere haben keine Lust, ihr Leergut den ganzen Tag mit sich herumzuschleppen und es nach Feierabend zurückbringen. Darüber hinaus nimmt nicht jeder Einzelhändler die Pfandflaschen zurück, etwa weil sie nicht zum Sortiment seines Geschäftes gehören. Für Händler bedeutet jedes nicht zurückgegebene Pfandgeld einen Extragewinn. Aber auch andere profitieren von nicht zurückgegebenen Flaschen: Passionierte Flaschensammler wie Peter heben Pfandflaschen nicht zum Spaß auf. Mit dem Flaschensammeln strukturiert er seinen Tag und bessert so seine schmale Geldbörse auf. Um an den dringend benötigten Zusatzverdienst kommen, hat sich der 60-Jährige mit einem Einkaufstrolley versorgt und pilgert diszipliniert an den städtischen Abfalleimern vor- bei, um nach einem prüfenden Blick weggeworfenes Leergut herauszufischen. Findet er eine Pfandflasche kippt er den Getränkerest aus und lässt sie in seinem „Hackenporsche“ verschwinden. Damit tut er der Umwelt etwas Gutes und die Flaschen können wieder frisch befüllt werden. Mit dem Pfandgeld kann er sich seine allwöchentliche Lebensmittelration aufstocken. Andere übernehmen sein System. Viele sind „Tafelkunden“ wie Peter oder gehören zu einer Randgruppe der Gesellschaft. Für sie sind Pfandsammeln oder Betteln die einzigen Möglichkeiten, sich über Wasser zu halten. Dennoch kann Peter den sorglosen Umgang mit Pfandflaschen nicht verstehen, für ihn sind sie bares Geld und er appelliert an alle: „Wer keine Lust hat, die ausgetrunkenen Pfandflaschen zurückzubringen, der stellt sie einfach neben den Papierkorb.Das verschafft Flaschensammlern ein lukratives Zubrot und die Flaschen werden im Idealfall gereinigt und wieder Glas in Wertstoffcontainer. Foto: Thomas Max Müller/ pixelio.de befüllt oder recycelt!“ Um anderen Menschen den mitunter gefährlichen Griff in den Mülleimer zu ersparen, sollte man pfandpflichtiges Leergut also neben den Mülleimer stellen. Auf diese Weise können sich mittellose Menschen nicht nur ihr Einkommen steigern, sondern werden auch geschützt. Denn durch benutzte Injektionsnadeln kann sich Peter mit Hepatitis C oder HIV anstecken. In manchen Städten gibt es sogar extra Pfandringe an den Mülleimern. Im Kontrast zu einigen Großstädten gibt es in Göttingen keine derartigen Pfandringe. Und so kommt es, dass der Anblick von „Müllsortierern“, die bis zum Ellenbogen im Müll kramen, vielen Menschen die Konsumlaune verdirbt. Anderen vermittelt der Pfandring das Gefühl, die Kluft in der Gesellschaft kleiner gemacht zu haben. Für „nörgelnde Weltverbesserer“ ist dieser Pfandring aber nur ein Alibi. Doch das Flaschensammeln ist nicht nur ein privates Problem, sondern auch ein soziales. Im superreichen Deutschland sollten sozial schwache Menschen nicht in den Abfalleimer greifen müssen, um über die Runden zu kommen. Aber nicht nur sozial Schwache nehmen abgestellte Flaschen mit, auch Normalverdiener. Damit konkurrieren sie mit den Flaschensammlern. Doch das könnte sich in Zukunft ändern. Der amerikanische Getränkekonzern Coca-Cola sucht einen „Ausweg aus dem Mehrweg“. Gleichzeitig versucht der Brausehersteller weitere Hersteller Leben & Gesellschaft vom Ausstieg zu überzeugen und seinen Profit zu maximieren. Daher will der Getränkehersteller die 0,5 und 1,5 Liter-PET Flaschen abschaffen und verstärkt auf die Ex-undHopp-Verpackung setzen. Das Argument: Wer sich unterwegs eine Limonade kauft, gibt die PET-Flasche nicht ans Mehr- wegsystem zurück. Sollte der Erfrischungskonzern mit seiner Strategie Erfolg haben, geht die Entscheidung zu Lasten von grünen Arbeitsplätzen und mittelständischen Mehrwegbetrieben. Auch wenn dieser Weg für den Konzern günstiger ist, sieht ihn das Umweltbundesamt eher kritisch und schließt daher eine Zwangsabgabe von zwanzig Cent als Abfallvermeidungsmaßnahme zum Pfand von 25 Cent nicht aus. Zudem würde dieser Ausstieg nicht nur zum Arbeitsplatzabbau beim Getränkekonzern selber führen, sondern auch das Flaschensammeln zugrunde richten. Marcus Urban Pfand-Flaschen werden an jeder Ecke verkauft. Viele Menschen schmeißen die Flaschen einfach weg. Einige lassen die leeren Flaschen irgendwo liegen. Peter sammelt diese Flaschen ein. Aber nicht zum Spaß. Mit dem Pfand-Geld kann er sich Essen kaufen. Dazu durchsucht er Mülleimer nach leeren Flaschen. Die bringt er dann zurück und bekommt das Pfand-Geld. Im Müll nach Flaschen suchen, ist nicht schön. Und auch gefährlich: Man kann sich schneiden oder mit Krankheiten anstecken. Deshalb hat Peter einen Wunsch: Bitte die leeren Flaschen neben den Mülleimer stellen! In manchen Städten gibt es Pfand-Ringe. Die hängen an den Mülleimern. Dort kann man leere Flaschen rein-stellen. Dann nehmen auch andere Leute die Flaschen mit. Und bekommen das Pfand-Geld, das eigentlich Peter braucht. Coca Cola will auf viele Pfand-Flaschen verzichten. Und lieber Flaschen zum Wegwerfen herstellen. Dann gibt es noch weniger Flaschen für Peter. Manche Leute finden das mit dem Flaschen sammeln aber nicht gut. Sie sagen: Es ist nicht gut, wenn jemand Flaschen sammeln muss, weil er nicht genug Geld zum Leben hat. 3 4 Leben & Gesellschaft Der Urvater des modernen Comics Vor 150 Jahren veröffentlichte Wilhelm Busch die tragisch-komische Lausbubengeschichte „Max und Moritz“ zum ersten Mal. In einem Siegeszug ohnegleichen eroberten die beiden Rabauken danach die Welt. Gleichzeitig legte der Humorist den Grundstein für den modernen Comic wie „Asterix und Obelix“ oder „Fix und Foxi“. Eva-Ruth Weissweiler in ihrer Biographie „Wilhelm Busch: Der lachende Pessimist“ die Meinung, dass die harmlos erscheinende Kindergeschichte auf humorvolle Weise die Zustände ihrer Zeit kritisiert. Damals wanderten viele arme Tagelöhner in die USA aus, um Bild aus „Hans Huckebein, der Unglücksrabe“. ausgedient. Den lockeren Ton merkt der Leser dann, wenn er sich die frechen Lausbubengeschichten selber laut vorliest. Die Reime haben eine gewisse Sprachmelodie. Dagegen 2 mutet der „Struwwelpeter“ mit seiner Holzhammer-Pädagogik recht makaber an. Auch wenn die zwei stupsnasige Spitzbuben durch ihren Schabernack eine ganze Dorfgemeinschaft verärgern, Selbstporträt Wilhelm Busch. so vertritt die Sachbuchautorin ein neues Leben zu beginnen. Dabei ließen sie ihre Kinder Die sieben bitterbösen Streiverwaist zurück, die sich wie che erschienen zwanzig Jahre Max und Moritz durch Mundnach „Struwwelpeter“. In der raub ernähren mussten. Nach turbulenten und unvergesslidamaligem Recht wären sie chen Kindergeschichte erfreugehängt worden oder im Zuchtten und überzeugten Max und haus gelandet. Neben der BöMoritz durch ihre herzhafte sen-Buben-Story wurde auch Frechheit und ihren Spott viele Buschs-Knopp-Trilogie zu eiKinder und Erwachsene gleinem seiner bekanntesten Werchermaßen. ke. Aus dieser Trilogie stammt Ihre Geschichte wurde nicht der bekannte Zweizeiler: „Vater nur in zahlreiche Sprachen werden ist nicht schwer / Vaübersetzt, sie war auch der Beter sein dagegen sehr“. Hinzu ginn für Buschs Zeichner- und kommen die Geschichten „Die Schriftstellerkarriere. fromme Helene“, „Plisch und Zudem war Wilhelm Busch seiPlum“, „Hans Huckebein, der ner Zeit weit voraus. Die meisUnglücksrabe“ – die ähnlich ten Leser lieben den lockeren lausbubenhaft angelegt sind Ton in gereimter Form, die In Ebergötzen steht die Wilwie die Abenteuer von „Max heroische Versschmiede hat helm Busch Mühle. Foto: ua und Moritz“. Marcus Urban Leben & Gesellschaft 5 Meine Abenteuer mit Max und Moritz Bei Max und Moritz denke ich immer an meine Chinchillas, die Max und Moritz hießen. Sie waren zwei richtige Lausbuben. Inzwischen lebt nur noch der Moritz, der immer noch mein Leben bereichert. Als die beiden bei mir einzogen, war ihr erster Streich, dass sie gegen die Käfigtüren sprangen, bis sie aufsprangen. Ich habe die Türen extra gesichert, aber sie bissen den Draht auf. Also habe ich die Türen mit Vorhängeschlössern gesichert. Daraufhin sprangen sie gegen die Käfigwände. Der Käfig stürzte vom Schrank. Ab da gab ich mich geschlagen und ließ die Türen offen. Also ist Moritz jetzt die Nacht unterwegs. Leider hat er sich angewöhnt, mich in die Finger zu beißen. In einer Nacht hat er mich dann in den Fingernagel gebissen. Ich ging ins Klinikum, Max und Moritz von Wilhelm Busch. weil eine Blutblase unter dem Nagel entstanden war. Im Klinikum fragte sich ein aufgeregter Medizinstudent, was ein Chinchilla ist. Nachdem das geklärt war, hat er mich untersucht, mir eine Tetanusspritze verpasst. Und dann wollte er die Blase aufstechen. Da man den Nagel nicht betäuben kann, muss- te er das ohne machen. Und dabei bin ich dann umgekippt, aber das ist wieder eine andere Geschichte. Zurzeit besucht Moritz mich immer, wenn ich an meiner Nähmaschine sitze. Er bekommt Haferkekse. Kam bei Max und Moritz nicht auch ein Schneidermeister vor? Kristina Schulz Neu: Bücher-Bringdienst für Behinderte Die Stadtbibliothek Göttingen bietet seit einiger Zeit einen kostenlosen Service an: Ehrenamtliche Medienboten bringen Medien zu Ihnen nach Hause und holen sie auch wieder ab. Dies ist ein Service für behinderte Menschen. Es entstehen keine zusätzlichen Kosten, es wird lediglich der Bibliotheksausweis benötigt. Ansprechpartner ist die Stadtbibliothek mit der Telefonnummer 05 51 – 4 00-28 77 und der Emailadresse: [email protected]. „Das Angebot der Bibliothek umfasst aktuelle Bücher ebenso wie Klassiker, Ratgeber und Foto: Flyer Medienboten. Sachliteratur, Bücher in Großdruck und Hörbücher auf CD, Filme auf DVD, eine große Auswahl an CD`s aller Stilrichtungen und eine Vielzahl von Brettspielen sowie Zeitungen und Zeitschriften. Die Medienboten informieren Sie, beraten Sie über die verschiedenen Angebote, helfen Ihnen bei der Katalogrecherche und erledigen für Sie die Formalitäten der Ausleihe“, heißt es auf dem Projektflyer. Die Medienboten sind ein Projekt der Stadtbibliothek in Zusammenarbeit mit dem Behindertenbeirat der Stadt Göttingen. Stephan Knoblauch 6 Kultur „Mumpitz-Show“ und „La Beau Häme“ Rund 150 Zuschauer haben am 3. Mai das „5. Göttinger Theaterfestival von Menschen mit und ohne Behinderung“ besucht. Wie in den vier vergangenen Jahren fand auch in diesem Jahr das inklusive Festival im Gemeindesaal der evangelisch-reformierten Kirche in der Unteren Karspüle statt. Nach der Begrüßung vom freien Theaterpädagogen Tobias Wojcik wurde das Theaterstück „Die Mumpitz-Show“ von der „Theatergruppe BOING! der Harz-Weser-Werkstätten“ aus Holzminden uraufgeführt. Dieses Stück wurde von Tobias Wojcik geschrieben und inszeniert. Die Kostüme waren an die „Die Muppet Show“ der 70er Jahre angelehnt. Ich fand das Stück noch am witzigsten, da die aktuelle Politik und vielerlei Gerüchte aufs Korn genommen wurden. Gleich danach ging es in die zwanzigminütige Pause. Was mich störte, war die große Zahl der Besucher. Aus diesem Grunde mussten noch ein paar Stühle hinzugefügt werden. Nach der Pause führte die Gruppe „Schmetterlingseffekt, Selbsthilfe Körperbehinderter Göttingen e.V.“ ihre Fassung von „La Beau Häme“ auf. Das Stück „La Beau Häme“ wurde in Anlehnung an die Oper „La Bohème“ von Giacomo Puccini vom Ensemble geschrieben und von Tobias Wojcik geschrieben und inszeniert. Da sich ein paar Zuschauer in dem engen Gang zwischen den Stühlen und der breiten Fensterfront stellten, um sich das Theaterstück genüsslich anschauen zu können, wurde Kermit der Frosch mit Miss Piggy. die Sache für mich unangenehm. Klaustrophobische Situationen mag ich ganz und gar nicht – selbst wenn ich mich auf einen der Stühle gesetzt hätte, den die Organisatoren auf die Bühne des Gemeindesaals gestellt hatten und die quasi als eine Art Loge fungierten. Die Inszenierung „La Beau Häme“ thematisiert die Jagd viele Menschen mit Handicap nach barrierefreiem und zivilem Wohnraum – vor allem in der südniedersächsischen Universitätsstadt Göttingen. Das Stück wurde zwei Tage später auf der überdachten Bühne des „Aktionstags Wohnen“ in verkürzter Form ein zweites Mal aufgeführt. Im Gegensatz zum Gemeindesaal der evangelisch-reformierten Kirche waren hier die Schauspieler besser zu erkennen. Die Bühne stand vor dem Alten Rathaus (gegenüber dem Gänseliesel) und nicht wie sonst auf dem Göttinger Wochenmarktplatz. Wie immer hatte Lars Wätzold von der Göttinger Foto: Peter Heller Comedy Company die Moderation übernommen. Wie die vier vorhergehenden Events war auch das fünfte Festival eine tolle Produktion. Es war bis auf den letzten Sitzplatz ausverkauft. Das zahlreiche Publikum bedankte sich für den Einsatz und die gute Leistung der Laienschauspieler mit einem begeisterten Beifall. Marcus Urban Aus „La Beau Häme“ / Bühne vor dem alten Rathaus. Foto: Marcus Urban Aus der Werkstatt 7 Hitparade und singende Socken um: die singenden Socki´ s. Das Wohnhaus der Zietenterrassen war hingegen mit den „Village People“ dabei, was so viel heißt wie „Die Dorfleute“. Sie sangen, wie kann es auch anders sein, das Lied: YMCA. Natürlich durfte auch unser Werkstattlied nicht fehlen. Außerdem stand Hella auch zum Schluss wie jedes Jahr auf der Bühne und wir sangen mit Ihr das Rosenmontagslied. Claudia Grosse Die singenden Sockis. Am Freitag, dem 13. war es wieder so weit. Es war Karneval in der Bovender Festhalle angesagt! Das war ein schöner Tag, wie ich fand, trotz des Datums. Ich bin mit meinem Bus von dem Fahrdienst schon um 18.45 Uhr angekommen und musste feststellen, dass die Halle schon ganz schön gefüllt war. Davon waren auch vorne viele Reservierungen. Darum setzte ich mich weiter hinten hin. Es bekamen nämlich nur die eine Reservierung, die in Gruppen angekommen waren. Ich hingegen kam nur mit einem meiner Nachbarn und somit galt das für mich nicht. Die Moderation übernahmen, wie in den Jahren schon vorher die Karnevalpräsidenten Petra Beinhorn und Hans-Jürgen Nolte. Beide haben sich selbstverständlich auch verkleidet. Sie waren das Pärchen Elvis und Priscilla Presley. Im Zuschauerraum saß unter anderem ein König namens Nils Heinrich. Zum 40. Karnevalsjubiläum in den Göttinger Werkstätten gab es eine Überraschung: Fotos: Mareike Mackensen Das Wohnhaus Dransfeld veranstaltete eine Hitparade. Die Lieder waren dabei: Cindy & Bert mit „Immer wieder sonntags“, Nina & Mike mit „Fahrenden Musikanten“, Dschingis Khan mit „Dschingis Khan“, Roberto Blanco & Tony Marschall mit „Resi bring Bier“. Der letztere Titel wurde als Zugabe gespielt. Es gab ebenfalls eine Tanzeinlage von unserer Volkstanzgruppe mit dem „Wolgaster“. Die Gruppe „Göttingen 1“ hat mit Socken an den Händen gesungen und hieß dar- Musik, Tanz und Stimmung auf der Bühne und im Saal. 8 Aus der Werkstatt Auf großer Fahrt an die Nordsee Die Gruppe 1 ist am Donnerstag vom Wohnhaus auf den Zietenterrassen nach dem Frühstück mit dem Bus losgefahren. Leider standen wir im Stau. Wir haben dann unsere Sachen aus dem Koffer ausgepackt. Nach unserer Ankunft haben wir uns Borderlum angesehen, um es besser kennenzulernen. Wir haben auch eine tolle Schifffahrt gemacht zu den Seehundbänken. Es war sehr lustig auf dem Schiff und es wurde sehr viel Plattdeutsch gesprochen. Wir hatten sehr großes Glück mit dem Wetter gehabt. Wir sind auch einmal in Husum gewesen, um uns die Stadt anzusehen. Wir sind dann wieder zurück zu unserm Ferienhaus gefahren und wir haben auch sehr viel gelacht. Wir haben auch Schafe gesehen. Einige sind zu den Schafen gegangen, um sie zu streicheln. Wir haben auch etwas getrunken, um unseren Durst zu löschen. Unser Haus war sehr schön und groß.Wir haben unser Essen auf dem Schiff eingenommen. Unsere Stimmung war sehr gut und wir hatten alle sehr viel Spaß auf der Gruppenreise. Leider mussten wir am 3. Mai wieder zurück nach Göttingen. Weil wir am nächsten Tag wieder in die Werkstatt mussten, um zu arbeiten. Wir wären am liebsten noch etwas länger geblieben. Dieser Bericht wurde von Kirsten-Anja geschrieben. Auf großer Fahrt: Florian Kaiser, Jürgen Zander, Jane Klöppner, Holger Rosenberg, Christian Schwarz, Stefan Kohlhoff, Kirsten Anja Messerschmidt, Astrid Müller, Johannes Kögel, Cecilia Alegria und Stefan Kalinke. Foto: privat Leben & Gesellschaft 9 In der Monitoring Stelle in Berlin Ich nehme als zweite Vorsitzende des Vorstand es der Bundesvereinigung der andesarbeitsgemeinschften der Werkstatträte (BVWR) regelmäßig an Treffen der Monitoring Stelle in Berlin teil. Die Monitoring Stelle gehört zum Deutschen Institut für Menschenrechte. Sie sagt über sich selbst: „Seit Inkrafttreten der UN -Behindertenrechtskonvention in Deutschland (2009) sind auf verschiedenen staatlichen Ebenen in Deutschland Maßnahmen eingeleitet worden. Mit diesen Vorhaben ist der Anspruch verbunden, die Rechte von Menschen mit Behinderungen besser zu gewährleisten. Die Monitoring-Stelle zur UN-Behindertenrechtskonvention beobachtet die Entwicklungen in Bund und Ländern. Die Entwicklungen stellen sich teilweise unübersichtlich dar, die Vorgänge sind komplex. Es gibt parallel laufende Prozesse, teilweise in den 16 Bundesländern gleichzeitig. Der menschenrechtlichen Bewertung geht voraus, diese Entwicklungen zunächst zu erkennen, über längere Zeit zu Das deutsche Institut für Menschenrechte in Berlin. Foto: Assenmacher, Wikimedia beobachten und systematisch zu erfassen. Diese Arbeitsweise ergibt sich aus dem Mandat der Monitoring-Stelle zur UN-Behindertenrechtskonvention.“ Die Treffen dienen dazu, Menschenrechtsverletzungen an Menschen mit Behinderung zu sammeln und zu dokumentieren. Der Ort, an dem diese Treffen stattfinden, liegt in nächster Nähe vom Checkpoint Charlie. Kristina Schulz Mehr Selbständigkeit für behinderte Menschen Für Menschen mit einer schweren Behinderung haben Studenten der Hochschule Hannover in Kooperation mit dem Annastift in Hannover einen Roboter erfunden, der das Zähneputzen übernimmt. Der Zahnputzroboter muss nur auf die jeweilige Person eingestellt werden. Das ist für solche Leute wieder ein Schritt in die Selbstständigkeit. Es gibt nämlich schon Hunde, die einem zum Beispiel beim Anziehen helfen, indem sie mit ihrer Schnauze die Anziehsachen aufnehmen und dann nach Befehl die Sachen über den entsprechenden Körperteil schieben. Das erfordert auch für die Hunde ganz starkes Üben. Das geht auch bei Leuten, die eine starke Hundeallergie haben. Es gibt, soweit ich weiß, Hunde, die kein Fell verlieren und wenn, dann nur beim Kämmen. Außerdem gibt es bald einen Rollstuhl für schwer behinderte Menschen, der mit den Ohrmuskeln gesteuert werden kann. Als Rollstuhlfahrerin finde ich das wirklich super, gerade jetzt, wo ich zum größten Teil selbstständig wohne! Allerdings habe ich nur eine leichte Behinderung! Claudia Grosse 10 Leben & Gesellschaft Einmal Psychose – immer Psychose? Ein ungelöstes Rätsel der psychiatrischen Wissenschaft ist weiterhin, in wie weit psychotische Erkrankungen heilbar sind. Bei dieser Erkrankungsform haben sich drei große Gruppen herausgebildet: Die erste Gruppe Die erste Gruppe bilden die „Einmal-und-nie-wieder-Psychotiker“. Darunter versteht man im allgemeinen Psychosepatienten, die einen einmaligen psychotischen Schub erleiden, der aber in den meisten Fällen nur eine kurze Zeitspanne anhält (teilweise nur ein paar Tage). Diese Patienten haben beispielsweise nur eine kleine Lebenskrise (hohe Stressbelastung im Beruf oder im privaten Umfeld). Diese kurzzeitig erkrankten Menschen benötigen eine Auszeit und müssen richtig medikamentös eingestellt werden. Wenn dieses richtig und angemessen erfolgt ist, können sie in aller Regel in ihr Alltags- und Berufsleben zurückkehren. Die zweite Gruppe Die bereits eingangs angesprochene zweite Gruppe der „Verrückten“ hat es meistens schon schlimmer erwischt. Durch ein meist auf die Kindheit zurückgehendes Trauma Psychosen äußern sich in verschiedensten Formen. Foto: Uta Herbert/pixelio.de (=seelische Erschütterung oder Verwundung) sind sie in ihrer Lebensqualität relativ stark eingeschränkt. Sie werden oftmals lange (geschlossen) stationär untergebracht. Nicht unüblich, dass von ihnen Gefahr ausgeht für ihr Leben und das Leben ihrer Mitmenschen. Die behandelnden klinischen Ärzte erstellen Gutachten über diese kranken Menschen, die dazu führen, dass sie mit einem gerichtlichen Unterbringungsbeschluss (einem sogenannten PsychKG) belegt werden. Dieser Beschluss läuft zunächst über sechs Wochen und wird dann aufgehoben oder teilweise von drei Monaten bis zu einem Jahr verlängert. Bei günstigem Krankheitsverlauf kann schon wesentlich früher auf eine Entlassung hingearbeitet werden. Heutzutage ist Psychiatrie mehr als nur eine „Medikamenten-Tankstelle“. Die BeMedikamente sind meistens handlung in psychiatrischen Einrichtungen erfolgt durch unumgänglich. Foto: I-vista/pixelio.de den Kontakt mit Gesprächsthe- rapeuten, Beschäftigungstherapie, expressive Therapieangebote (z.B. Malen und Musik) u. v. m. Dies führt irgendwann dazu, dass sich diese „schwereren Fälle“ wieder halbwegs in die Normalität „zurücktransportieren“ lassen. Sie sind allerdings nach ihrer Entlassung weiterhin auf Unterstützung angewiesen. Sie sollten auf jeden Fall weiter ihre Medikamente einnehmen, nach Möglichkeit die Klinikambulanz aufsuchen und eine verhaltens- oder tiefenpsychologisch fundierte Gesprächstherapie machen. Wenn dies wie beschrieben so gehandhabt wird, ist es bei diesen Menschen durchaus möglich, dass sie längere Zeit „nicht stationär gehen müssen“. Man kann aber beileibe nicht davon sprechen, dass sie „geheilt“ sind. Man kann ihr Leiden lediglich auf ein Minimum drosseln. Die dritte Gruppe Nun ist die dritte Gruppe im Gespräch: Das sind die sogenannten Berufs-Patienten. Bei ihnen ist die psychotische Erkrankung so schwer ausgebrochen, dass ihnen ein selbstbestimmtes „gesundes“ Leben praktisch unmöglich ist. Sie sind so gut wie immer sehr hoch dosiert und können in keiner eigenen Wohnung leben. Stattdessen sind sie in psychosozialen Wohneinrichtungen untergebracht und sind fast ständig in (geschlossener) stationärer klinischer Behandlung. Wenn sie arbeiten, dann meistens in ergotherapeutischen Einrichtungen oder Behindertenwerkstätten. Jan Hendrik Gotthardt Leben & Gesellschaft Wenn die Seele krank ist Eine Psychose ist eine seelische Krankheit. So spricht man das: Psüchose. Wissenschaftler wissen nicht, ob man sie heilen kann. Die Krankheit kommt in drei Formen vor. Bei der ersten Form taucht die Krankheit nur einmal auf. Und dann nie wieder. Diese Menschen brauchen dann Ruhe und bekommen Medizin. Dann können sie wieder normal weiter leben und arbeiten. Bei der zweiten Form ist es schlimmer. Oft haben die Menschen als Kinder etwas Schlimmes erlebt. Manchmal sind sie gefährlich für sich und für andere. Deshalb sind sie oft und lange in einer Klinik. Dort bekommen sie Hilfe und Medizin. Wenn sie wieder nach Hause kommen, müssen sie weiter Medizin nehmen. Ein Psychologe spricht oft und lange mit Ihnen. Das ist ein Arzt oder eine Ärztin. Diese Person hilft bei seelischen Problemen. Die Gespräche zum Helfen nennt man Therapie. Die Therapie muss man auch weitermachen, wenn man wieder zu Hause ist. Medizin und Therapie helfen den Menschen, dass es nicht so schlimm wird. Die dritte Form ist am Schwersten. Bei diesen Menschen ist die Krankheit sehr schlimm. Sie müssen immer Medikamente nehmen. Sie können auch nicht alleine wohnen. Meistens können sie auch nicht arbeiten. Aber wenn sie arbeiten, dann tun sie das meistens in einer Werkstatt für Menschen mit seelischer Behinderung 11 12 Sport Antifa-Cup 2015 im Maschmühlenweg Zum ersten Mal nahm die inklusive Fußballmannschaft vom Wohnhaus Zietenterrassen am Göttinger Antifa-Cup Teil. Im Stadion Maschpark ging es dabei um einen etwas außergewöhnlichen, aber dennoch begehrenswerten zusammengebastelten und geschraubten Pokal. Die Einnahmen des Caterings und eine Spende von einem Euro pro geschossenem Tor wurden dem guten Zweck gespendet. Der gute Zweck und jede Menge Spaß ‒ die Prämisse des Turniers war damit klar. Zwölf Teams am Start Das Teilnehmerfeld von zwölf Teams wurde in zwei Gruppen aufgeteilt. Im ersten Spiel bekamen es die Zietenterrassen mit dem Gegner „u3“ zu tun. Das Team, gespickt mit Kindern und Erwachsenen legte auch gleich gut los. Fußball-Kenner erkannten gleich, dass das Team auf dem Platz mehr Kompetenzen an den Tag legte als beim Zählen ‒ denn die Mannschaftsgröße von sieben Spielern wurde hier nicht wirklich eingehalten. Dieses tat dem Spaß jedoch keinen Abbruch, auch das Team der Zietenterrassen sah mit einem Lächeln darüber hinweg. Schwindelige Abwehr Vor allem die Jünglinge des Teams spielten die Abwehr der Zietenterrassen anfangs schwindelig und so ging „u3“ nach wenigen Minuten verdient in Führung. Die Zietenterrassen ließen sich jedoch nicht hängen und drehten das Spiel. Am Ende siegte das inklusive Team im ersten Spiel mit 2:1. Das zweite Spiel wurde gegen das Team „ostviertel-Antifa“ ausgetragen. Hier ging es gleich mehr zur Sache, da der Gegner das Spiel ernster nahm als im Spiel zuvor. Am Ende stand es hier 1:3 für das Ostviertel, was nach dem Spielverlauf auch gerecht war. Zwar hatten die Zietenterrassen auch in diesem Spiel weitere Chancen das Ergebnis zu ihren Gunsten zu verbessern, am Ende fehlte aber etwas Glück. Kein Spaziergang Anschließend ging es gegen das Team „Le Flaneurs“ (deutsch: die Spaziergänger)“. Entgegen ihrem Namen legte der Gegner gut los, nichts zu sehen von gemütlich über den Platz schlendernden Gegnern. Das dritte Spiel endete nach 10 Minuten Spielzeit Unentschieden 2:2. Das vierte Spiel bestritten die Zietenterrassen dann gegen die „Dots“, die mehr durch ihre auffälligen pinken Trikots auffielen als durch qualitativ guten Fußball. Dieses Spiel gewannen die Zietenterrassen völlig verdient mit 3:1. Zwischenzeitlich wurde das Team der Zietenterrassen zu einem „Zusatzspiel“ gerufen. Mit zehn Dartpfeilen sollten möglichst viele Luftballons auf einer Wand kaputtgeworfen werden. Die Athleten des Teams gaben alles und räumten hier vier Punkte ab. Die inklusive Fußballmannschaft vom Wohnhaus Zietenterrassen v.l.n.r.: Ali Abboud, Kai Pavel, Vanessa Linne, Christopher Arz, Andreas Eckert, Helge Querfurth, Till Russ, Jessica Schüngel, Alexander Wittig, Sascha Sydow, Mirco Paul / Vorne: Florian Griep, Uwe Kolle Sport 13 Team u3 war der Diesjähri- abgebrochen und ein Sieger ge Turniersieger. Fußballe- gekürt. Trotz einiger Verwirrung risch in der Gruppe weit ab- und Verwunderung gratulieren geschlagen, hatte das Team die Zietenterrassen selbstverbeim Luftballonwerfen jedoch ständlich dem „jüngsten Team“ die beste Punktzahl, weshalb des Cups zum Gewinn. Alle Teilnehmer hatten eivom Veranstalter kurzerhand entschieden wurde, dass das nen schönen Tag mit veganen Luftballonwerfen das oberste Mettbrötchen, organisatoriKriterium sein sollte. schen Überraschungen und Im letzten Spiel bekamen es Da für den guten Zweck ganz viel Spaß beim Fußball die Werkstätten dann mit ei- noch ein Flashmob anstand, erlebt. nem der Gruppenfavoriten zu wurde das Turnier kurzerhand Stefan Kurth tun, dem Team „Marvin Looser Kings“. Dieses spannende und ausgeglichene Spiel ging mit 1:0 an die inklusive Mannschaft, die sich mit drei Siegen, einem Unentschieden und einer Niederlage nicht unberechtigt Hoffnungen auf den Gruppensieg machte. Doch während einige Spieler bereits Rechenspiele begannen, rief der Veranstalter die Teams zusammen. Bei der etwas unerwarteten Zusammenkunft der Mannschaften bei der Turnierleitung wurde plötzlich der TurnierFotos: Thomas Kurth, Jo Glesinski sieger bekanntgegeben. Das 14 Sport 3. Inklusives Fußballcamp Göttingen 19 Vom 26. – 28. Juni fand im Feuerwehrzentrum Potzwenden das 3. Inklusive Fußballcamp Göttingen statt. Das Trainingslager für Menschen mit und ohne Behinderung war mit circa dreißig Teilnehmern wie in den Jahren zuvor ein voller Erfolg. Menschen mit und ohne Behinderung fanden sich aus Göttingen, Hannover, Braun- Helge Querfurth beim Torwarttraining. Lars Gifhorn und Mohamed Bou Sleiman im Zweikampf. Fotos: Thomas Kurth, Jo Glesinski schweig und Leinefelde/Worbis in Potzwenden ein. Die Veranstalter von den Göttinger Werkstätten gemeinnützige GmbH, Special Olympics Niedersachsen und den Sportfreunden Braunschweig freuten sich besonders über die Unterstützung von den Handicap Kickers Hannover, die Jo Glesinski als Trainer ins Lager nach Potzwenden schickten. Der Student für Sportwissenschaften brachte eine hohe Trainingsqualität in das Camp. Motivierend und unterstützend brachte das Trainerteam um Jo Glesinski die Teilnehmer an ihre Grenzen. Spezielle Trainingseinheiten für Positionen wie das Torwarttraining rundeten das ganzheitliche Trainingskonzept ab. Ein Highlight war der Besuch des DFB-Mobils vom niedersächsischen Fußballverband, die wie bereits im letzten Jahr, ein ganz besonderes Training für die Teilnehmer angeboten haben. Besonders zu betonen war in diesem Jahr die Gemeinschaft im Camp. Fairness auf und neben dem Platz sorgten für eine überaus gute Stimmung innerhalb der Gruppe. Auch theoretische Einheiten standen auf dem Trainingsplan. Regelkunde in einfacher Sprache sowie eine Einführung und Diskussion zum Thema „Unified-Sports“ hatten die Veranstalter vorbereitet. Für die Gastgeber hatte das 3.Inklusive Fußballcamp noch einen weiteren positiven Effekt. Einer der Teilnehmer zeigte Interesse ein Teil der Inklusiven Fußballmannschaft zu werden und wurde zum nächsten Training des Teams eingeladen. Mit dem Abschluss-Turnier am Sonntag fand das Camp ein würdiges Ende. Sport 15 Besondere Qualitäten einzelner Athleten und persönliche Fortschritte der Teilnehmer zeigten sich hier noch einmal sehr deutlich. Wir hoffen, möglichst viele Teilnehmer auch im nächsten Jahr in Potzwenden begrüßen zu können. Die Veranstalter bedanken sich bei allen Teilnehmern, Helfern, Unterstützern und Freunden des Camps, die das 3. Inklusive Fußballcamp Göttingen zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben. Stefan Kurth Seit 40 Jahren unterwegs: Der Fahrdienst Beate Zimmermann ist 64 Jahre alt und wohnt in Neu-Eichenberg. Sie arbeitet für den Gemeinnützigen Fahrdienst in Göttingen und ihre Aufgabe ist es, die Fahrpläne zu verfassen. Sie arbeitet jetzt bereits seit 15 Jahren für den Fahrdienst. Der Fahrdienst ist ein Unternehmen, das es schon seit 40 Jahren gibt. Es fährt rundum ganz Göttingen ab und bringt behinderte Schüler zu Schulen und behinderte Leute zur Arbeit. Zum Beispiel zu den Göttinger Werkstätten. Der Fahrdienst Foto: ua befindet sich neben dem Kaufland in der Robert-Bosch-Breite. Der Fahrdienst bietet auch Freizeitausflüge an und fährt Gruppen aus der Werkstatt bei Betriebsausflügen. Der Fuhrpark besteht aus 15 großen Bussen und 40 kleinen Bussen. Der Fahrdienst hat auch eine eigene Reparaturwerkstatt für die Fahrzeuge. Manche Fahrer sind eigentlich schon Rentner, aber sie arbeiten immer noch beim Fahrdienst, weil sie es wollen. Viktoria Bantschikow 16 Leben & Gesellschaft Über Gedenksteine stolpern Als Mahnmal für den Holocaust wurden im Jahr 2015 die ersten zehn „Stolpersteine“ in den Trottoir der Universitätsstadt Göttingen eingesetzt. Auf dem zehn mal zehn Zentimeter große Quader erinnert eine gravierte Messingplatte an die Mitbürger, die während des Dritten Reiches von den Nationalsozialisten verschleppt oder in den Suizid getrieben wurden. Opfer des Holocaust Von den zehn Quadern erinnern vier an Leopold und Mathilde Katz, die in der Groner Str. 9 gelebt haben und 1942 in das Ghetto Warschau deportiert. Weitere fünf befinden sich zum Andenken an Julius und Jenny Asser im Papendiek 26. Assers traf mit ihren Kindern und der Mutter von Jenny Asser, Bertha Fernich, das gleiche Schicksal wie das Ehepaar Katz. Ein weiterer Stein wurde in der Weender Landstraße 12 verlegt, wo der jüdische Maler und Bildhauer Hermann Hirsch laut Familienüberlieferung am 1. März 1934 im Alter von 73 Jahren seinem Leben ein Ende setzte. Was sind Stolpersteine? Bei dem Stolperstein-Projekt geht es nicht um das tatsächliche „Stolpern“, sondern darum, dass die Opfer in der Anonymi- Gunter Demnig beim Verlegen der Stolpersteine in Göttingen. Foto: Stephan Knoblauch tät der Vernichtungslager ausfindig zu machen und sie in ihre Heimatorte zurückzubringen. Die würfelförmige Betonsteine werden mit einer beschrifteten Gedenktafel aus Messing vor dem letzten frei gewählten Wohnort der Holocaust-Opfer im Bürgersteig eingelassen – nach dem Krieg verschwanden mit dem Wegräumen der Trümmer die Wohnhäuser, in der die Opfers des Nazi-Regimes gelebt hatten. Mit dem „Denkstein“ soll an das jeweilige Holocaustopfer erinnert werden. Der Kölner Bildhauer Gun- ter Demnig zitiert aus dem Talmud: „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“ Der 1947 in Berlin geborene Aktionskünstler Gunter Demnig ist der Projekterfinder. Er wurde für sein Projekt „Stolpersteine“ am 4. Oktober 2005 vom damaligen Bundespräsident Dr.Horst Köhler mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Seine Stolpersteine werden über Patenschaften finanziert. Stephan Knoblauch & Marcus Urban Einführung ins Outlook Am 18. Juni 2015 trafen sich fünf Beschäftigte aus dem Werkstattrat und fünf Beschäftigte aus der Werkstattzeitung im PC Raum der August Spindler Straße zu einer kurzfristig einberufenen Weiterbildung. Von Klaus Huntemann lernten wir den Umgang mit Micro- soft Outlook. Nach drei Stunden hatten wir einen Einblick bekommen. Gekostet hat es uns nichts, da es eine interne Schulung war. Marcus Urban Aus der Werkstatt 17 Sommerfest im Langzeitwohnheim An einem Freitag im Juni 2015 fand im Garten des Wohnheims Keplerstraße das diesjährige Sommerfest statt. Zu diesem feierlichen Ereignis waren neben den Betreuern und Bewohnern der Einrichtung auch Freunde, Kollegen, Bekannte und Verwandte eingeladen. Alles in allem waren rund siebzig Gäste anwesend. Der Bewohnervertreter Ralf Hoheisel begrüßte die Anwesenden und wünschte einen netten Abend. Nach der Rede konnten die Gäste zu Rostbratwürstchen, Salat, Cocktails und anderen kulinarischen Genüssen übergehen. Viele Festteilnehmer unterhielten sich angeregt, und im Laufe der Veranstaltung entstand eine lebhafte gesellige Atmosphäre. Im Laufe des Abends wurde Tanzmusik gespielt, etwa Helene Fischer, Marianne Rosenberg oder Heinz Rudolf Kunze. Kurze Zeit wurde auch getanzt. Einige Zeit später spielte eine Gesangsgruppe, die von einer Gitarristin begleitet wurde. Die Lieder, die gespielt wurden, waren aus dem Bereich Rock und Schlager, bei- Beim Sommerfest Keplerstraße. Foto: Stephan Knoblauch spielsweise „Alt wie ein Baum“ mer des Abends gingen zufrievon der deutschen Rockband den nach Hause. Puhdys. Während des Kon Jan Hendrik Gotthardt zerts fing es stärker an zu regnen. Den Musikern kamen Gäste mit Regenschirmen zu Hilfe. So blieben die Musiker Wir arbeiten seit zwei trocken. Am Ende spielte noch Wochen mit den Tüchern. ein Heimbewohner Trompete. Zuerst haben wir die Reiner Bergmann war das Kartons gefaltet, Etiketten letzte Mal als Heimleiter beim drauf geklebt und dann Sommerfest anwesend, weil die Tücher gefaltet. Imer am Ende des Jahres in den mer zwei Putztücher zuRuhestand geht. Diesmal hat sammen, oben drauf kam er keine Rede gehalten, dafür ein Papier und das Ganze aber auch getanzt. Die Teilnehzum Einschweißen. Die in Plastikfolie eingeschweißten Tücher kommen in einen Karton. In dem Karton müssen zwölf Tücher-Packungen sein. Dann kommt ein Deckel drauf und der Karton wird auf die Palette gestellt. Immer drei Kartons hoch stapeln und wenn wir damit fertig sind, kommt die Stretchfolie drum herum, damit alles stabil bleibt beim Transport in den LKW. Viktoria Bantschikow Spaß und Musik trotz Regen. Foto: Claudia Grosse Putztücher 18 Medizin Wenn man keine Farben sehen kann Im Grunde kann das menschliche Auge über 150 Farben unterscheiden und etwa tausend Farbnuancen registrieren. Nur wenige Menschen weisen einen gestörten Farbsinn auf. Bei ihnen ist einer der drei Farb-Rezeptoren eingeschränkt. Seine Aufgabe ist es, die auftreffenden Lichtreize in Signale umzuwandeln. Die harmlose Einschränkung führt bei den betroffenen Personen zu Schwierigkeiten. Sie können bestimmte Farben gar nicht oder nur eingeschränkt zu erkennen. Allerdings darf sie darf nicht mit der sehr seltenen Farbenblindheit verwechselt werden – dabei ihr keine Farben, sondern nur Kontraste wahrgenommen werden können. Fast immer sind Männer davon betroffen, da sie im Gegensatz zu Frauen nur ein X-Chromosom besitzen. Das zweite X-Chromosom verhindert das Verwechseln der Farben, was beim Sammeln von Früchten und im Straßenverkehr ausgesprochen wichtig ist. Verwechselt man zum Beispiel beim Beerensammeln die Farben, kann das zum Vergiftungstod führen. Das Gleiche geschieht im Straßenverkehr, wenn farbfehlsichtige Autofahrer bei rotleuchtender Verkehrsampel über die Eisenbahnschiene fahren. Um sich und andere nicht zu gefährden, braucht jeder Autofahrer einen Führerscheinsehtest. Dabei wird nicht nur die Sehschärfe geprüft, sondern auch die Farbwahrnehmung. Um dies prüfen zu können, bedient sich der Optiker oder Augen- arzt eines Tricks. Mittels verschiedenfarbigen Tafeln kann er Sehschwächen aufdecken. Menschen mit Farbsehschwächen dürfen – auch wenn sie Farben nicht so klar und deutlich abgrenzen können wie Normalfarbsichtige – am Kraftfahrzeugverkehr uneingeschränkt teilnehmen. Die Ausnahme: beim Führen von großen LKWs und beim „Personenbeförderungsschein“ (Taxi, Busse, Bahn, Schifffahrt und Luftfahrt) sind sie ausgeschlossen, da sie bei Signal- und Warnfarben nicht irren dürfen – denn davon hängen Menschenleben ab. Das Gleiche gilt bei verantwortungsvollen Jobs wie Chemikern, Feuerwehrleuten, Polizisten und so weiter. Diese Jobs setzen ein intaktes Farbensehen voraus. Im Straßenverkehr kann das bei hohen Geschwindigkeiten und schlechten Sichtverhältnissen dazu führen, dass sie das rote Rücklicht des vor ihnen fahrenden Autos nicht erkennen oder in der Nacht die farbigen Verkehrsampeln nur schlecht von Straßenlampen und -reklamen unterscheiden können Noch sehr viel seltener ist die vollständige Farbenblindheit, bei der aufgrund eines Gendefekts keine Farbnuancen, sondern nur ein nebliges Weiß / Grau wahrgenommen wird. Elektriker, Grafiker, Friseure oder Fotografen sollten sich bei der Einordnung von Farben sicher sein. Selbst bei Webseiten kann sich die Farbfehlsichtigkeit störend auswirken. Für Normalfarbsichtige sind die Webseiten mit blau oder rot hervorgehoben Worten kein Problem. Bei der Rot-Grün-Schwäche werden die oft dunkelrot hervorgehobenen Worte nicht erkannt. Die Farbfehlsichtigkeit kann nicht geheilt werden. Sie kann nur mit getönten Kontaktlinsen oder durch eine getönte Spezialbrille korrigiert werden. Dagegen hat die Nachtblindheit nichts mit Farbsehstörung zu tun, meist geht sie auf den Mangel an VitaminA zurück. Marcus Urban Flamingos ohne Farbe. Foto: Dr. Olav Hagemann, Achromatopsie-Selbsthilfe, Laborlexikon. de Kultur 19 Skandal um Hitlers Tagebücher Die Filmsatire „Schtonk!“ aus dem Jahr 1992 unter der Regie von Helmut Dietl stellt einen großen Presseskandal der deutschen Nachkriegsgeschichte in den Mittelpunkt seiner Handlung, und zwar die Sternaffäre um die gefälschten Hitler-Tagebücher im Jahr 1983. Es geht um den Kunstfälscher Fritz Knobel (Uwe Ochsenknecht), der schon als kleiner Junge im besetzten Nachkriegs-Deutschland amerikanische NS-Gegenstände anbietet. Viele Jahre später sitzt er mit seiner Frau Biggi (Dagmar Manzel) und später mit der Geliebten Martha (Veronica Ferres) in einem Dorf im Schwäbischen. Knobel bekommt von dem Industriellen Lentz (Rolf Hoppe) den Auftrag, von Eva Braun, der Frau von Adolf Hitler, ein Nacktbild anzufertigen. Lentz ist von der Echtheit des Bildes überzeugt und lässt sich noch ein Tagebuch des Führers schicken. Auf einer Feierstunde mit Gleichgesinnten stellt Lentz dieses Buch vor. Unter den geladenen Gästen sind auch die Nichte Hermann Görings, Freifrau Freya von Hepp (Christiane Hörbiger), und ihr Partner, der schmierige Sensationsreporter Hermann Willié (Götz George) einer Hamburger Illustrierten. Der ist in einer miesen Lage: Seit seiner letzten großen Geschichte für sein Blatt ist schon viel Zeit vergangen und sein Hobby, die Göring-Yacht „Carin II“, hat ihn in beträchtliche Schulden gestürzt. Aber jetzt scheint es mit Willié aufwärts Der Entdecker wird gefeiert. zu gehen. Er lernt den selbsternannten Professor Knobel kennen und kommt mit ihm ins Geschäft. In der Chefredaktion des Blattes wird die Seriosität Williés in Frage gestellt. Die Echtheit der Bücher wird angezweifelt und dann aber durch verschiedene Schriftgutachten „bewiesen“. Mehr am Schluss des Films wird Willié von der Zeitschrift gefeiert. Er, der zweitklassige Reporter, ist endlich mal derjenige, der die Fäden zieht und alles kontrolliert. Dann ist es irgendwann so weit. Die „Hit- ler-Tagebücher“ werden der Allgemeinheit präsentiert. Sie stellen sich auch als Pressesensation heraus. Jedoch gibt es ein weiteres Gutachten des Bundeskriminalamtes, das beweist, dass die Bücher allesamt gefälscht sind. Der echte Autor der Bücher, „Prof. Dr. Knobel“ und seine Gespielinnen können sich mit gefälschten Pässen ins Ausland absetzen und ziehen sich am Ende fein aus der Affäre, wogegen Willié in die Hände der Polizei fällt. Jan Hendrik Gotthardt Der Fälscher bei der Arbeit. Fotos: Verleih. 20 Aus der Werkstatt Kochduell in der Werkstatt Für den 6. Juni 2015 hatte n die Göttinger Werkstätten einen Test vorbereitet. Hand in Hand mit Studierenden der PFH – Private Hochschule Göttingen wurde in den Räumlichkeiten der WfbM ein „Inklusives Kochduell“ veranstaltet. Die Idee dazu kam von den Studenten selber. Pünktlich um zehn Uhr startete das Kochduell mit einer Kaffeerunde. Gleichzeitig begrüßte Dagmar Bergau die zehn Werkstattbeschäftigten und die vier von sieben Studenten in dem Speisesaal des Hauptgebäudes der WfbM. Sie informierte die Leute über den Ablauf des gemeinsamen Kochwettbewerbs und dann wurden die Beschäftigten in drei Gruppen aufgeteilt. Neben Dagmar Bergau waren noch Elena Prueter und Diana Sobierey dabei. Um zehn Uhr dreißig begann das Kochen. Drei Teams traten Alle Teilnehmer des Kochduells. mit Vorspeise, Hauptgang und Dessert zum Duell gegeneinander an. Als Vorspeise gab es die italienische Variante des Bruschetta, als Hauptspeise gab es mit Hähnchenbrust-Gemüse gefüllte Wraps und als Dessert gab es einen Erdbeerquark. Miteinander kochen Bei dem Kochduell ging es vor allem um das Miteinander statt um das Gegeneinander. In den nächsten zwei Stunden wurden die Gerichte vorbereitet. Nach dem Zubereiten wurde in der Kantine ein Tisch mit dem Essen aufgebaut. Anschließend machte eine Mitarbeiterin des Blicks ihre Fotos. Danach wurde das Buffet eröffnet. Pünktlich zum Essen erschien Prof. Dr. Joachim Ahrens, Vizepräsident der PFH. Mit ihm nahmen alle achtzehn Personen am Tisch Platz, um das Ergebnis zu verspeisen — wobei das Einwickeln der Füllung in das dünne Fladenbrot nicht jedermanns SaDie Studentin Linda Koch che war. arbeitet mit Markus Dorn zuIm Großen und Ganzen wasammen. ren alle sehr zufrieden und es Fotos: Dagmar Bergau sind auch alle satt geworden, dennoch ist sehr viel übrig geblieben. Nach dem Verzehren mussten wir uns gegenseitig bewerten. Bei der Beurteilung stellte sich überraschenderweise heraus, das der Wrap belegte mit der leckeren Nachspeise den ersten Platz belegt hatten. Die Bruschetta erreichte den zweiten Platz. Nur der dritte Platz erübrigte sich. Wiederholung gewünscht Logischerweise wurde nach der leckeren Mittagessen klar Schiff gemacht. Um Viertel vor drei verabschiedeten wir uns und fuhren nach Hause. Alle waren mit Begeisterung bei der Sache und manche Beschäftigten würden sich darüber freuen, wenn es auch in Zukunft eine Kochgruppe gäbe. Vor allem wenn sie dort lernen können, wie sie sich nicht nur fleischlos und kalorienbewusst bekochen sondern auch günstig und gesund ernähren können. Marcus Urban Aus der Werkstatt 21 Fünf Jahre Martin-Luther-Straße Das Wohnhaus in der Martin-Luther-Straße hat fünfjähriges Jubiläum gefeiert. Bevor man dort einziehen konnte, musste das Haus umfangreich umgebaut werden, sodass alles rollstuhlgerecht wurde. Es gibt sogar Dank eines Mieters Fotos vom ersten bis zum letzten Schritt dorthin. Seitdem haben wir von den Göttinger Werkstätten das frühere Studentenwohnheim in der Martin-Luther-Straße bezogen. Fünfzehn Appartements gehören zum Ambulant Betreuten Wohnen, die restlichen acht Appartements gehören zum Übergangswohnheim in der Friedrich-Naumann-Straße. Die meisten Bewohner vom Anfang sind jetzt nicht mehr hier. Das hat verschiedene Gründe, die ich hier nicht nennen möchte. Die Appartements sind beim Einzug bis auf das Badezimmer und die Küchenecke leer. Den Rest bringt man entweder von der vorherigen Wohnung mit oder bekommt Möbel von der Stadt gestellt. Allerdings nur das Nötigste, den eventuell übrig gebliebenen Teil muss man dann selber zahlen. Wir haben in der Zeit schon vieles in den Einzelstunden, bei denen man einzeln von einem Betreuer begleitet wird, gemacht. Zum Beispiel wurde ganz gerne mal gekocht, oder auch in die Stadt einkaufen gegangen, um nur einiges zu nennen. Natürlich darf man auch den Schriftverkehr nicht vergessen, der natürlich auch in solchen Stunden erledigt wird. Aber auch in den Gruppenstunden wurde das unterschiedlichs- te unternommen. Es gab vom gemeinsamen Frühstück über Kaffee- oder Spielenachmittage auch schon die Möglichkeit, mit nach Kassel zum Einkaufen zu IKEA zu fahren. Im Winter haben wir zum Beispiel auch Teenachmittage gemacht oder Plätzchen für unsere Weihnachtsfeier hier in der Martin-Luther-Straße gebacken. Wir haben auch schon gebastelt oder Vogelfutter selbst hergestellt. Die Vorbereitung war nicht immer einfach, denn es waren nicht immer alle, die sich an der Feier beteiligen wollten, auch bei den vereinbarten Terminen dabei. Wir wollten so viel an Essen, Trinken und Spielen für die Kinder, die eventuell kommen sollten, anbieten und hinterher haben wir dann doch teilweise etwas kommen lassen. Das war aber nicht abgesprochen und somit hatten wir Essen zu viel und mussten das Gekaufte wieder einfrieren. Zur Jubiläumsfeier kamen fünfzig Leute, die wir teilweise selber als Mieter eingeladen haben, und auch ein Teil kam von den Betreuern. Natürlich hielt Herr Bergmann eine Rede. Wir hatten auch Musik vom DJ. Die Party dauerte den ganzen Nachmittag und war echt gelungen. Claudia Grosse Wir vom Wohnhaus suchen noch Rollstuhlfahrer, die fit für das ambulante Wohnen sind und Spaß daran empfinden würden, selbstständiger zu werden. Euch steht Pflegegeld zu, das zum Beispiel für eine Raumpflegerin oder Haushaltsfrau verwendet werden kann. Aber im „normalen“ Leben müsst Ihr zurechtkommen. Dazu gehört auch, dass man alleine und rechtzeitig auf die Toilette gehen kann. Alles andere kann man hier lernen. Wir haben insgesamt vier Rollstuhlappartements und zwei sind davon zur Zeit belegt. cg Tina Tebjany, Frank Heublein, Rainer Bergmann, Sabrina Kuhnhold und Jutta Nolte. (von links) Foto: Grosse 22 Medizn Laktoseintoleranz: Wenn Milch krank macht Aber auch bei anderen Süßigkeiten gibt es nur ganz wenig, was Leute mit dieser Krankheit essen können. Zum Beispiel Gummibärchen oder mindestens siebzigprozentige Schokolade. Das soll aber nicht heißen, dass man jetzt Schokolade ohne zu überlegen essen kann, schließlich hat diese auch mehr Kalorien. Was lernen wir daraus? Vieles ist nur in Maßen gut... Claudia Grosse Milchprodukte ohne Ende. Ich habe seit Oktober letzten Jahres eine Laktoseintoleranz (Laktoseintoleranz ist keine Milchallergie, sondern eine Milchzuckerunverträglichkeit!). Seitdem muss ich mir genau überlegen, wo ich meinen Kaffee trinken oder meinen Kuchen essen kann. Cafés, Bäckereien oder Restaurants haben zwar Getränke mit laktosefreier Milch, aber Kuchen, Torte oder andere Dinge zu essen, ohne die Tabletten mit Laktaseenzymen zu nehmen, ist noch nicht möglich. Das liegt daran, dass der Verkäufer im Café sich bei dem Lieferanten erkundigen muss, was mit laktosefreier Milch zubereitet worden ist und was der Käufer mit Laktoseintoleranz lieber nicht essen sollte. Aber auch in der Werkstatt kann ich deshalb nicht mehr essen. Dafür mache ich mir nach der Arbeit etwas warm. Daher achte ich darauf, das alles ohne diesen Stoff ist, das nennt man auch vegan ernäh- Foto: siepmannH/pixelio.de ren. Wenn ich einkaufen gehe, dann muss ich aber feststellen, dass schon viele Lebensmittel ohne Laktose gibt. Es ginge also, man fragt nur nicht nach. Ich habe sogar ein Buch zu Weihnachten bekommen, wo Produkte drin stehen, die es gibt und wo man Sie kaufen kann. Das Buch heißt: „Richtig einkaufen bei Laktoseintoleranz“. Zum Beispiel gibt es bei einer Firma alles ohne Milchzucker (so heißt Laktose auf Deutsch). Diesen Tipp finde ich sehr hilfreich zum Beispiel beim Kuchen backen oder wenn ich andere Dinge kaufen will, die man so nicht bekommt. Es gibt laut dem Buch leider noch nicht alles ohne Laktose. Es ist aber schon ein Anfang, denn es sind immer mehr Menschen von dieser Allergie betroffen, das kommt davon, dass im Lauf der Zeit immer mehr Produkte mit Milch hergestellt werden. Es schmeckt einfach besser, so wie es aussieht. Die schönsten Ostern der Welt Mein Ostern dieses Jahr war der Hammer. Meine zwei Jahre alte Nichte, meine Brüder und meine Schwägerin waren da. Wir haben alle gemeinsam gegessen. Danach waren meine Mutter, meine Nichte und meine Schwägerin und ich Eier suchen. Anschließend hat meine Nichte zur Belohnung von meiner Mutter ein Geschenk bekommen. Danach sind meine Eltern, mein Bruder und ich spazieren gegangen. Meine Nichte wollte unbedingt zu den Pferden. Wir haben uns die Pferde angeguckt. Dann sagte ich: „Mir ist kalt“ und wir gingen nach Hause. Viktoria Bantschikow Aus der Werkstatt 23 Fotokurs: „Licht und Schatten“ Im Rahmen der arbeitsbegleitenden Maßnahmen fand im Juli 2015 ein Foto-Workshop zum Thema „Licht und Schatten“ statt. Die teilnehmenden Beschäftigten trafen sich an zwei Tagen morgens um Viertel nach acht in der kleinen Kantine der August Spindler Straße. Zu den elf Werkstattbeschäftigten gesellten sich siebzehn Schüler der Berufsbildenden Schule am Ritterplan. Nach der kurzen Begrüßung sowie ein paar organisatorischen Worten mussten wir eine Einverständniserklärung unterschreiben, da einige Fotos auf der Homepage erscheinen. Danach wurde eine kurzen Kennenlernrunde mit einer kleinen Spielrunde zum Aufwärmen veranstaltet. Nach dem Frühstück wurden wir in Gruppen aufgeteilt und durften mit den Samsung Digital Kameras raus zum Knipsen. Auf dem Gelände Motto: Licht & Schatten. Motiv: Schatten vom Baum aus der August Spindler Straße . Foto: Marcus Urban konnten wir allerdings nur eingeschränkt fotografieren, da sich dort ein amerikanisches Unternehmen befindet. Das Unternehmen wünscht nicht fotografiert zu werden beziehungsweise dass die Fotos un- ter die Leute gebracht werden. Trotz der tropischen Temperaturen betreuten die Schüler das Projekt intensiv. Sie erklärten den Werkstattbeschäftigten den Umgang mit der Kamera und halfen ihnen bei der Bedienung. Nach dem Fotografieren wurden die Lichtbilder von der Speichercard auf den Laptop gezogen. Die besten Fotos wurden herausgesucht, um sie dann über Beamer präsentieren zu können. Mit der Bildarchivierungsund -verwaltungssoftware Picasa konnten wir die Bilder etwas bearbeiten. Insgesamt war die Stimmung freundschaftlich. Keiner hat gemeckert. Es war eine willkommene Abwechslung. Das Projekt wurde durch Aktion Mensch gefördert und unterstützt durch die Ländliche Erwachsenen-Bildung Niedersachsen e. V. (LEB). Julia Ring war die Ansprechpartnerin. Marcus Urban Szenario 2050: Zehn Milliarden Menschen Der Kinofilm „10 Milliarden – Wie werden wir alle satt“ wurde vor kurzen im Limieré gezeigt. Mit seinem neuen Dokumentarfilm „10 Milliarden - Wie werden wir alle satt?“ stellt der Filmemacher die Frage, wie man eine wachsende Weltbevölkerung ernähren kann. Ich war mit meiner Betreuung dort. Der Film wurde mit englischen Untertiteln gezeigt. Daher habe ich auch nicht jeden Satz mitbekommen. So weit ich das verstanden und in Erinnerung habe, ging es um die Ernährung der Weltbevölkerung, wenn in vierzig Jahren zehn Milliarden Menschen auf unserem Planeten leben. Das Geld, das die Welt dann über hat, geht nämlich nicht nur in die Ernährung, sondern auch in solchen Sachen wie Wohnungen oder ähnlichem. Das sage ich. Wir werden – wie wir auch schon jetzt tun – die Ernährung künstlich heranziehen müssen, was jetzt auch schom zum Beispiel beim Käse der Fall ist, das aus ein wenig künstlich mehr mehr gemacht wird. So wird es auch immer mehr beim Fleisch gemacht. In den Entwicklungsländern lernt man jetzt schon, aus wenig viel zu erwirtschaften, damit dort nicht so viele Menschen verhungern. Das ist in den letzten Jahren auch um zwei Drittel zurückgegangen. Das heißt, wenn früher jeder dritte Mensch in Afrika an Unterernährung gestorben ist, stirbt heute nur noch jeder zehnte. Das ist wie ich finde, ein sehr schönes Ergebnis. Claudia Grosse 24 Kultur Die Bärenstimme ist verstummt Wer kennt die Geschichten von Winnie Puuh nicht? Viele Leser werden sie noch aus ihren Kindertagen kennen. Rezitiert hat sie der Hörbuchsprecher Harry Rowohlt. Dazu kommt auch noch die „Die Schatzinsel“ von Robert Louis Stevenson. Am 15. Juni 2015 ist der Bär mit großem Verstand im Alter von 70 Jahren in seiner Heimatstadt Hamburg gestorben. Nicht viele Menschen brachten den gelernten Verlagsbuchhändler mit der Rolle des versoffenen „Obdachlosen Harry“ in Verbindung, die er in insgesamt 193 Folgen der ARD-Vorabendserie „Die Lindenstraße“ überzeugend verkörperte. Harry Rowohlt schlug die Karriere als „Verlagserbe“ aus und ging lieber seinen eigenen Weg. Während er Bücher von Ken Bruen, Kurt Vonnegut oder von Flann O’Brien sowie mehrere Theaterstücke in die deutsche Sprache übersetzte, übernahm sein 37 Jahre älterer Halbbruder Heinrich Maria Ledig-Rowohlt nach dem Tod von Ernst Rowohlt die Leitung des Harry Rowohlt im Jahr 2009. Foto: nifoto, Wikimedia wiedereröffneten Rowohlt-Verlags allein. Zu den Übersetzungen zählen auch der Kinderbuchklassiker „Pu der Bär“ von Alan Alexander Milne. Darüber hinaus lieh der unermüdliche Künstler Winnie Puuh seinen Bass. Des Weiteren erhielt der freischaffende Künstler allerhand Auszeichnungen, darunter das „Goldenes Hörbuch“ und den „Göttinger Elch“. Seit 2007 litt er unter der unheilbaren, alkoholbedingten Nervensystemerkrankung Polyneuropathie, die ihn zeitweise in den Rollstuhl zwang. Gestorben ist der bärbeißige Schriftsteller nicht an Polyneuropathie, sondern an den Folgen einer Krebserkrankung Harry Rowohlt lebte mit seiner Ehefrau Ulla in Hamburg Eppendorf. Marcus Urban Junges Theater ab jetzt auch barrierefrei Seit dem 17. Mai diesen Jahres ist ein Treppenlift in den Eingang vom Jungen Theater eingebaut und mit der Abendvorstellung eingeweiht worden. Die erste Rollstuhlfahrerin war die Kerstin Schulz von den Göttinger Werkstätten. Ich habe den Lift bei einer anderen Vorstellung ebenfalls schon benutzt. Dabei merkte ich, dass das Personal sich an die Bedienung des Liftes erst einmal gewöhnen muss. Wie sagt man so schön: „Jeder Anfang ist schwer!“ Das liegt auch vielleicht daran, dass nicht jeden Tag ein Rollstuhlfahrer oder -fahrerin dort sich etwas ansieht und damit vielleicht auch nicht jeder in jeder Schicht einen solchen Gast zu betreuen hat. Claudia Grosse Ein erster Test. Foto: Junges Theater Kultur 25 Abschied von einer moralischen Instanz Jetzt hat es auch ihn erwischt. Einer der großen bundesdeutschen Nachkriegsliteraten, Günter Grass, ist am 13. April 2015 im Kreise seiner Familie in einem Lübecker Krankenhaus verstorben. Ich muss gestehen, dass ich selbst nie so den ganz engen geistigen Bezug zu Grass aufbauen konnte. Dies liegt wohl daran, dass ich Jahrgang 1978 bin und nicht aus einer linksintellektuellen Familie komme. Zumindest habe ich aber einen Roman von ihm gelesen: „Ein weites Feld“, der 1995 erschien und sehr kontrovers diskutiert wurde, da er sich kritisch mit der deutschen Wiedervereinigung auseinandersetzt. Nobelpreisträger Dieses Buch wurde im Hamburger Nachrichtenmagazin „DER SPIEGEL“ von dem mittlerweile ebenfalls verstorbenen Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki buchstäblich ver- und zerrissen, was meines Erachtens ein bisschen im Widerspruch dazu steht, dass Reich-Ranicki über einen langen Zeitraum Grass für den Literaturnobelpreis geeignet hielt, den Grass dann auch 1999 für sein Gesamtwerk erhielt. Grass wurde am 16. Oktober 1927in Danzig (heute Gdansk) geboren. Sein größter Romanerfolg ist „Die Blechtrommel“, der auch im Vorkriegs-Danzig angesiedelt ist. Was bei Grass auffällig ist, dass die meisten seiner Bücher mit der NS-Zeit direkt oder indirekt zu tun haben. Er geriet nach dem 8. Mai 1945 in amerikanische Kriegs- Günter Grass. Foto: Blaues Sofa, Wikimedia Commons. gefangenschaft und wollte nach seiner Freilassung 1946 ursprünglich in Göttingen Abitur machen, was er sich aber anders überlegte. Stattdessen absolvierte er eine Ausbildung zum Steinmetz in Düsseldorf in einem Grabsteingeschäft in den Jahren 1947/48. Anschließend studierte Grass bis 1952 Grafik und Bildhauerei an der Kunstakademie in Düsseldorf. Parallel dazu begann er zu schreiben. Eins seiner frühen Werke war das Theaterstück „Hochwasser“, das im Januar 1957 in Frankfurt am Main uraufgeführt wurde. Zudem war Grass ab 1957 der Schriftstellervereinigung „Gruppe 47“ zugehörig. Im Jahr darauf (1958) erschien sein weithin bekanntestes Werk: „Die Blechtrommel“. Grass hatte das dazugehörige Manuskript in Paris verfasst. In der französischen Hauptstadt hielt er sich von Anfang 1956 bis Anfang 1960 auf. Später hatte er wieder einen längeren Auslandsaufenthalt, und zwar in Indien, hauptsächlich in Kalkutta. Weiterhin ist es so, dass Günter Grass sich auch immer wieder in politische Belange eingemischt hat. Er war ein Freund des sozialdemokratischen Bundeskanzlers Willy Brandt und leistete bei mehreren Bundestagswahlkämpfen Wahlkampfhilfe für die SPD. SPD-Mitglied Von 1982 bis 1993 war Grass sogar SPD-Mitglied. 1993 trat er dann aber voller Empörung aus, da die Sozialdemokratische Partei Deutschland dem Asylkompromiss zugestimmt hatte. Der Kompromiss beinhaltete die Verschärfung des Asylrechts in Deutschland. 1999 erhielt Grass den Literaturnobelpreis für sein Lebenswerk. Darauffolgend in den Jahren war er umstritten, weil er ein Israel-kritisches Gedicht geschrieben hatte und daraufhin der Antisemitismusvorwurf im Raum stand. In seiner Autobiographie „Beim Häuten der Zwiebel“ bekannte er sich dazu, bei Kriegsende der Waffen-SS angehört zu haben. Abschließend möchte ich noch anmerken, dass mir Günter Grass sehr fehlen wird. Auch wenn man ihm durchaus den moralistischen Zeigefinger unterstellen kann, so war er immer ein wichtiger Mahner und Warner in der Bundesrepublik Deutschland. Jan Hendrik Gotthardt 26 Aus der Werkstatt Die Arbeit in der Druckerei Hans-Jürgen Nolte und Marcus Urban (v.l.) bei der Arbeit. Foto: Theodoro Da Silva Unsere digitale Druckvorstufe ist kein Copyshop oder Internetcafé. Sie ist die wichtigste Schnittstelle zwischen Datenanlieferung und der Druckerei. Der Arbeitstag in der Druckvorstufe beginnt damit, dass der Gruppenleiter Hans-Jürgen Nolte in den E-Mail-Eingang schaut und sortiert die Mails anhand nach Dringlichkeit. Aus organisatorischen Gründen benutzt der Gruppenleiter seinen elektronischen Posteingang als persönliche To-Do-Liste („Aufgabenliste“), die er durch seine gewissenhafte und strukturierte Arbeitsweise nach und nach abhakt – auch wenn er unter Termindruck steht. Einige von den Mails leitet er an die Druckereibeschäftigte Elisabeth Neuschild weiter, aus den angehängten Dateien erstellt sie dann einwandfreie Druckdaten. Die Dateien werden nicht immer in EPS, PDF oder PS-Dateiformaten erstellt. All zu häufig werden sie im Word-Format erstellt und müs- sen dann mühevoll umformatiert werden. Es kommen nicht nur Bestellungen per E-Mail, es kommen auch Kunden. Bei den Beratungs - und Verkaufsgesprächen geht es fast immer um originelle Einladungskarten, Formulare, Visitenkarten, Banderolen für die Konservendosen oder ähnliches. Was die WfbM-Druckerei nicht umsetzen kann, sind Plakate im DIN A1 - Format. Hierfür fehlen die Großformatdruckmaschinen. Möglich sind Abschlussarbeiten wie Dissertationen, Master- und Bachelorarbeiten, Diplomarbeiten sowie Habilitationsschriften. Hans-Jürgen Nolte muss sich als Verkaufsgenie beweisen. Als verantwortlicher Layouter weiß er was praktikabel ist und weist auch auf die rechtliche Situation hin – denn rechtswidrig hergestellte Kopien von Fotos oder Texten stellen eine teure Copyrightverletzung dar. Die Frage nach den genauen Kosten wird von den stellvertretenden Abteilungsleiter Stephan Scholle beantwortet. Ist im gemeinsamen Gespräch alles geklärt worden, werden die nicht digitalen Unterlagen wie Lithografien, Skizzen und analoge Fotos mittels der digitalen Druckmaschinen eingescannt. Andere möchten sich die Layoutkosten sparen und bringen ihre Entwürfe auf einer CD oder einem USBStick mit. Die benötigten Dateien werden heruntergeladen und wie die anderen Daten in Unterordnern auf dem Home Server abgespeichert – das Risiko einer infizierten Datei ist immer gegeben. Nach dem Abspeichern können die Daten über ein lokales Netzwerk abgerufen und mit professionellen Grafikprogrammen bearbeitet werden. Aber es sind nicht nur Bilder, die in der digitale Druckvorstufe bearbeitet werden. Zu den Fotos kommen Texte. Bevor sie verwendet werden, werden sie auf mögliche Rechtschreibfehler hin überprüft. Die Hauptaufgabe der Druckvorstufe besteht darin, die abgegebenen Materialien nach den Originalen des Kunden originalgetreue zu montieren und für den Druck vorzubereiten. Gerade im Hinblick auf das Urheberrecht und Copyright greift der Mediengestalter gern auf das Digitalisiertablet oder seine persönliche Fotosammlung zurück. Anschließend wird der Probedruck bis zu einem Großformaten von SRA3 und Grammaturen bis 300 Gramm pro Quadratmeter gedruckt. Er wird dann dem Kunden zur Genehmigung vorgelegt – bei Aus der Werkstatt größeren Projekten wie Familienchroniken bekommen die Kunden einen schriftlichen Kostenvoranschlag. Der Kunde hat dann die Möglichkeit, seine Änderungswünsche zu äußern, bis er zufrieden ist. Da die digitale Druckvorstufe im CMYK-Farbraum druckt wird, können die Sonderfarben wie Pantone oder HKS nicht zu hundert Prozent getroffen werden – häufig werden die entsprechenden Farbprofile fest ge- bzw. hinterlegt. Nach der Korrektur geht der Kundenautrag in Produktion – wobei sich der Digitaldruck bei Kleinauflagen rechnet, während der Offsetdruck bei größeren Auflagen die kostengünstigere Variante ist. Damit weiter alle zusammenhängenden Arbeiten reibungslos ablaufen, gehen alle bedruckten Papierbogen zur Endverarbeitung in die benachbarten Räume der Druckvorstufe. 27 Hier werden die Arbeitsschritte noch von Hand erledigt. Nur vereinzelt finden mechanisierte Produktionsabläufe statt. Dazu müssen die Druckereibeschäftigten falzen, schneiden, zusammentragen, heften, nuten, klammern, laminieren und einiges mehr. Ist der Druckauftrag fertig gestellt, werden sie von den Freiwilligen des sozialen Jahr („FSJ‘lern“) verpackt und an die Kunden ausgeliefert. Marcus Urban Ein Tassenrezept: Der Buttermilchkuchen 2 -3 Tassen Zucker 1 Päckchen Vanillezucker 2 Tassen Buttermilch ( 1 Becher 500 g ) 3 Eier 4 Tassen Mehl 1 Päckchen Backpulver Caffè - la tazza. Foto: Alwin Gasser/pixelio.de Alles miteinander verrühren. Teig auf ein Blech geben. 2 Tassen Mandeln ( oder Kokosraspeln ) mit 1 Tasse Zucker verrühren und auf den Teig geben 20 Minuten backen bei 180 – 200 Grad Nach dem Backen 200 g Butter und ¼ l Sahne Aufkochen, heiß darüber schütten, fertig ! Kalt stellen und dann lasst es Euch schmecken! Ursula Schreiber 28 Leben & Gesellschaft Inklusion in Göttingen (AG: Wohnen) Im Sommer gab es im Neuen Rathaus ein Treffen zum Thema „Inklusion“. In dem Gespräch ging es um die Frage, ob Göttingen inklusionsfähig ist. Das heißt zum Beispiel: Wie können wir von der Werkstatt uns als „behinderte Menschen“ in die Gesellschaft mit einfügen? Wir konnten uns zwischen sechs Themen eines aussuchen. Darunter waren die Arbeitsgruppen Wohnen, Arbeiten, Freizeit, Kita und Schule... Ich habe mich mit meiner ambulanten Betreuung für das Thema „Wohnen“ entschieden. Als alle sich ein Thema ausgesucht hatten, gingen die Gruppen in die einzelnen Räume. Als wir nun angefangen haben, hieß es aus Zeitgründen: keine Kommentare untereinander. Wir sollten als ersten Schritt aufschreiben, was wir in dem Bereich „Wohnen in Göttingen“ ändern wollen und als zweiten Schritt, wie wir das tun wollen! Wir hatten dazu eine halbe Stunde Zeit. Danach schaffte es unsere Gruppe nur noch, die einzelnen Punkte laut vorzulesen. Dann hängten wir die jeweiligen Blätter an eine Pinnwand und es war leider auch schon Zeit, wieder zurück in den Saal zu kommen. Nun zeigte jedes Team, was sie besprochen hatten. Zum Schluss wurden Klebepunkte verteilt. Diese sollten wir auf die Zettel, die an den Pinnwänden hingen, verteilen, um nachher heraus zu bekommen, was allen am wichtigsten war. Nach vier Stunden war dann die Veranstaltung zu Ende. Ich habe sehr viel von dem Nachmittag gehabt und wollte auch bei einem neuen Termin wieder kommen. An diesem nächsten Termin waren auch andere Gruppen von uns dort. Trotzdem waren die Gruppen komplett getrennt. Am Anfang haben wir uns noch einmal vorgestellt und gesagt, warum wir gekommen sind. Dann sagte man noch einmal das, was an Themen zu besprechen war. Das war auch in den E-Mails zu lesen, die wir bekommen hatten. Wir überlegten in zwei Gruppen, wie man das mit dem Wohnen für „behinderte Menschen“ umsetzen könnte und wir haben auch einige Ideen gehabt. Zum Beispiel: alte leer stehende Häuser umzubauen und nicht gleich neues Land dafür zu nutzen, um solche Projekte auszuführen. Wir hatten auch ein Sommerfest mit Grillen von der Arbeitsgemeinschaft „Wohnen“. Dort haben Sie eine Art „Fahrplan“ von unserer und den anderen Gruppen gezeigt, also was alles schon erledigt wurde. Wir unterhielten uns auch über unsere Lebenssituation. Natürlich gab es bei dem Grillfest auch etwas vom Grill und Salate zu Essen, aber das war nur Nebensache. Es gab auch Sprüche von der „Aktion Mensch“ und Fragen über Leute mit einer Behinderung und deren Umgang. Das gab es, weil „Aktion Mensch“ im letzten Jahr 50 Jahre alt geworden sind. Da ich zu der Zeit eine Verletzung hatte, ging ich schon eher von der Feier, leider. Es war nämlich sehr interessant. Dann war mal wieder nach langer Pause eine Sitzung im Rathaus, wie fast immer im 11. Stockwerk in Zimmer 1118. Dieses Mal war die Sitzung so früh, dass ich von zu Hause kam. Wir, das heißt, ich und meine Betreuung, waren so pünktlich, dass wir noch vor der Sitzung da waren. Wir mussten sogar noch teilweise auf die anderen warten. Erst war wie immer eine Vorstellungsrunde für alle Beteidigten. Es ging ein letztes Mal darum, wo Wohnungen sind und wie die aussehen sollten, beziehungsweise, was drin sein sollte. Wie ich fand, war das schon ein wenig langweilig. Wie immer ging die Sitzung zwei Stunden. Danach bin ich zum ersten Mal alleine mit dem Stadtbus zur Arbeit gefahren. Das war schon eine Erfahrung für sich in meinem Leben. Aber diese Erfahrung hätte ich früher oder später sowieso gemacht, wegen der Selbstständigkeit... Spätestens, wenn ich in die Lotzestraße einziehen sollte, fahre ich auch mit dem Stadtbus zur Arbeit! Das aber nur so nebenbei... Mal schauen, wie es mit dem Thema weitergeht... Claudia Grosse Zur Inklusion... Foto: www. dasdenkeichduesseldorf. wordpress.com / pixelio.de Leben & Gesellschaft 29 Mit dem Motorrad durch Bayern Dieses Jahr war ich nach einem Jahr Pause wieder mit der ASBH (Arbeitsgemeinschaft Spina bifida und Hydrocephalus) unterwegs. Es ging nach Altötting. Der nächst größere und bekanntere Ort ist München. Ich fuhr mit dem Taxi zum Bahnhof. Dort habe ich mich bei der Touristeninformation gemeldet, dass die mir mit meinem Gepäck helfen in den Zug einzusteigen. Natürlich mit einer Einstiegshilfe. Dann fuhr ich erst mit dem ICE bis nach München. Dort habe ich fast zwei Stunden auf die nächste Bahn gewartet, die mich nach Mühldorf brachte. Unterwegs nach Altötting Vorher habe ich jedoch eine Person auf dem Münchner Bahnhof entdeckt, die auch mit mir nach Altötting fahren wollte. Das wusste ich, weil wir ein paar Tage vor der Fahrt eine Teilnehmerliste bekommen hatten und ich Sie schon kannte. Es waren zum Schluß zwölf Mitglieder von der ASbH und vier Betreuer von YAT (Reiseanbieter für Menschen mit Handicap) mit. In Altötting waren wir in einem Hotel untergebracht. Wir waren schon einmal in einer besseren Unterkunft untergekommen. Das Essen war auch nur durchschnittlich, außer die Pizza, die es einmal in der Woche gab und die Cocktails waren auch nicht schlecht. Im Haus gab es nur wenige Rückzugsorte außer dem eigenen Zimmer. Einer war die Bierstube. So nannte man den Raum, weil es dort ein Kühlschrank mit Getränken gab. Es konnte dort aber auch musi- Das Motorrad mit Beiwagen. ziert oder auch von CD etwas angehört werden. Wir hatten noch einen Fernsehraum dort, aber es sah keiner von uns etwas dort. Motorrad und Flugzeug Wir konnten ebenfalls vom Haus als Beifahrer mit einem Moped fahren. Der Hausherr selber fuhr uns jeden einzeln zu verschiedenen Zeiten und Tagen. Das habe ich natürlich ausgenutzt. Wir sind eine gute viertel Stunde durch die Dörfer und Querfeldein gefahren. Es war mein erstes Mal, das ich so etwas erleben durfte. Was ich auch zum ersten Mal getan habe, war ein Flug mit einem kleinen Propeller-Flugzeug. Wir saßen zu sechst in der Maschine. Der Flug dauerte ca. 20 Minuten. Beides fand ich war echt schön, ich hätte mich geärgert, wenn das beides nicht funktioniert hätte. Das erste Mal mit der ASbH sind wir auch schwimmen gegangen. Leider waren nur vier von uns Rollifahrern im Wasser mit drei von fünf Betreuern. Die anderen waren auf der Wiese und genossen die Sonne. Natürlich cremten wir uns alle vor- Foto: Claudia Grosse her ein. Auch die in das Wasser gingen. Es kommen schließlich auch die Sonnenstrahlen von oben auf das Wasser und das ist viel gefährlicher als auf der Wiese. Wir Frauen waren natürlich auch in den Läden Anziehsachen einkaufen. Ich fand aber nicht so viel, da es vor Ort nur Geschäfte gab, die kleinere Größen hatten, als ich brauchte. Aber auch ich, habe nach langer Suche etwas gefunden. Alle Wünsche erfüllt Dass es trotz zu wenig Betreuern ein wirklich schöner Urlaub war, lag daran, dass unsere diesjährigen Betreuer alles in Bewegung setzten, um alle Wünsche von uns zu erfüllen. Auch weil dieses Mal auch kein Zwang da war, irgendetwas mitzumachen. Denn schon, wenn einer nicht weg vom Hotel wollte, blieb eine Betreuerin bei der Person, falls irgendwelche Probleme auftauchten. Ich werde mir Ende des Jahres den Katalog von YAT zuschicken lassen und fliege mal mit dem Verein nach Griechenland oder Mallorca. Claudia Grosse 30 Leben & Gesellschaft PEGIDA – Gefahr für unsere Demokratie? Seit Herbst 2014 demonstrieren die „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (PEGIDA) in verschiedenen deutschen Großstädten, besonders in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden. Ich persönlich stelle mir dabei verschiedene Fragen: Was soll ein „europäisches Vaterland“ sein, da es doch viele kleine Nationalstaaten in Europa gibt, die allesamt eine eigene nationale Identität besitzen? Ferner ist fragwürdig, was ausgerechnet in Sachsen an „Islamisierung“ von statten gehen soll, weil dort der islamische Anteil an der Gesamtbevölkerung 0,1 Prozent (!) beträgt. „Wir sind das Volk?“ Was ich an der ganzen Sache unverschämt finde, ist, dass die PEGIDA-Demonstranten in Dresden und Chemnitz „Wir sind das Volk“ rufen. Zugegeben, es gehen zumeist bis zu 10.000 Menschen in Dresden und Chemnitz auf die Straße. Aber die Parole „Wir sind das Volk“ stammt ja von den Montagsdemos in der damaligen DDR (Herbst 1989), als in Dresden und später in Leipzig eine „andere“ DDR gefordert wurde. Nur damals wurde im Sinne der Volksmassen agiert, und PEGIDA ist ja nur eine Minderheit Personifiziert ist PEGIDA durch dessen Gründer und Vorsitzenden Lutz Bachmann (Jahrgang 1973), einen gelernten Koch, der wegen verschiedener Delikte vorbestraft ist (u. a. Diebstahl, Einbruch und illegaler Besitz von Rauschgift). Er selbst sieht sich aber nicht als rechtsradikal und/oder rassistisch, sondern als „klassischen CDU-Wähler“. Andererseits zeigt Bachmann gewisse Sympathien mit der rechtsextremen NPD. Ende Januar 2015 zeigte er sich mit Hitler-Oberlippenbart und entsprechender Frisur im Internet, was seinen PEGIDA-Ausschluss zur Folge hatte. Zudem wurde gegen Bachmann wegen Volksverhetzung ermittelt. Politisches Comeback Lutz Bachmann feierte ein politisches Comeback: Nach gerade einmal knapp vier Wochen wurde er abermals zum PEGIDA-Vorsitzenden gewählt. Zudem hat der Verein auch einen stellvertretenden Vorsitzenden und darüber hinaus auch einen Schatzmeister. Bedenklich finde ich allerdings, dass die Ex-AfD-Politikerin Tatjana Festerling als neues PEGIDA-Mitglied auf- genommen wurde. Dadurch ist der islamkritische Verein auch wieder formalrechtlich handlungsfähig. Bachmann gab bei seiner Rücktrittserklärung zu, dass er Asylbewerber im Internet als „Dreckpack“ und „Viehzeug“ bezeichnet hatte. Er entschuldigt sich aufrichtig dafür und erklärt, dass er solche Äußerungen so nicht noch einmal tätigen würde. Damit hätte er „den Interessen der Bewegung geschadet“. Wenn ich Bachmann richtig verstanden habe, ist er nicht a priori gegen Ausländer eingestellt, sondern „nur“ gegen „Wirtschaftsflüchtlinge“, die „unseren“ Wohlstand abkassieren würden. Ihm schwebt eine Ausländerpolitik vor, wie sie in der Schweiz und in Kanada praktiziert wird, wo zumeist qualifizierte Ausländer einreisen dürfen. Die Politik Bachmanns und PEGIDAs erinnert mich teilweise an die Ausländerpolitik der CSU in Bayern. Der dortige Innenpolitiker Günther Beckstein sprach mitunter auch von „mehr Ausländern, die uns nützen und weniger Ausländern, die uns ausnützen“, was meines Erachtens auch als geistige Brandstiftung erachtet werden muss. Trotzdem bin ich trotz dieser traurigen Tatsachen noch nicht alarmiert, aber durchaus wachsam geworden. Ich denke aber, dass eine wehrhafte Demokratie, in der wir alle leben, mit so einem Phänomen wie PEGIDA angemessen umgeHört mich denn keiner? Foto: hen kann. Karl-Heinz Laube/pixelio.de Jan Hendrik Gotthardt Leben & Gesellschaft 31 Aus dem Tagebuch einer Reisenden in Sachen Inklusion Eines Tages war ich in Berlin und verlief mich auf der Suche nach meinem Hotel. Die Wegbeschreibung meiner Assistenz reichte nicht ganz. Also nahm ich mein Smartphone und werkelte mit dem Navigator rum. Gerade las ich den Warnhinweis trotzdem auf meine Umgebung zu achten, da knallte ich schon gegen einen Laternenpfahl. Es machte böng und dann hat der Akku versagt. Irgendwie habe ich das Hotel doch noch gefunden. Ich beschloss, mich nicht mehr auf die Technik zu verlassen. Bis ich eines Tages in Reutlingen aus dem Bus stieg und wieder mal das Hotel suchte. Ich ging über eine Fußgängerbrücke und stand vor einem Eroscenter. Ich fragte mich gerade ob meine Assistenz das Foto: Margot Kessler/pixelio.de Kleingedruckte nicht gelesen hatte. Da kam mir ein junger Mann entgegen. Er hatte ein IPhone, das funktionierte. Obwohl er nach eigenem Bekun- Früh für später vorsorgen Nicht nur ich, die schon seit meiner Geburt im Rollstuhl sitze, sollte auf Barrierefreiheit achten, sondern jeder. Man weiß nie, ob einer von der Familie ernsthaft krank wird. Das kann, wenn man Glück hat, erst im Alter kommen, aber es gibt auch genügend Beispiele, wo es ganz plötzlich anders kam. Ich zum Beispiel wohne in einem für mich rollstuhlgerecht ausgebauten Appartement und brauche mich daher nicht um solche Sachen im hohen Alter oder wenn es akut zu Altersproblemen kommt, zu sorgen. Ich spreche da von einem Badezimmer, das eine breitere Tür hat, wo der Boden rutschfeste Fliesen hat und die Toi- lette etwas höher in der Wand sitzt. Aber auch das Waschbecken und der Spiegel dazu müssen auf der richtigen Höhe sein. In der Dusche darf natürlich keine Sitzgelegenheit wie Duschstuhl oder Hocker fehlen. Dabei muss man auch auf die Größe der selbigen achten. Ein Fahrstuhl sollte natürlich auch vorhanden sein, es sei denn, man wohnt ebenerdig. Ebenso sollten alle Fenstergriffe für Rollstuhlfahrer spätestens bei einem Krankheitsfall, der etwas gravierender ist, auf der entsprechenden Höhe sein. Das Ganze muss man natürlich nicht alleine zahlen, das zahlt die eigene Krankenkasse. Claudia Grosse den und der Sprache nach nicht aus Reutlingen (BadenWürttemberg) kam, hat er mich gut ins Hotel gelotst. Kristina Schulz Kaufhilfe Ich habe in einer Zeitung einen Einkaufswagen für Rollstuhlfahrer gesehen. Der ist so gebaut, dass man auch im Rollstuhl die Dinge, die man kaufen will, selbst in den Wagen legen kann. Er ist so tief, dass wir dafür keine Hilfe mehr brauchen. Diese Einkaufswagen gibt es aber leider noch nicht überall in den Geschäften. Es wäre ein Anfang, wenn die Läden damit anfangen würden, die in mehreren Städten Filialen haben, und damit dann mehrere Rollstuhlfahrer erreichen würden. Claudia Grosse 32 Backen Die Kalte Schnauze hat Jubiläum Der ungebackene Schokoladen-Kekskuchen lässt sich auf den Anfang der 1950er-Jahren zurückführen und durfte in den 60er und 70er-Jahren auf keinem Kindergeburtstag fehlen. Es handelt sich dabei um den im Volksmund bekannten „Kalten Hund“ oder „kalte Schnauze“. Die Idee kam aus der Not heraus. Eine erfinderische Hausfrau sollte einen Kuchen für eine Geburtstagsfeier backen. Leider hatte sie nur Butterkekse, Schokolde und Palmin da. Also füllte sie die Schokolade in einen Topf und schmolz die über einer Feuerstelle und mischte die Masse mit Palmin. Dann füllte sie die flüssige Schokolade in eine Kastenbackform und legte dann Kekse darüber. Das machte sie so lange, bis die Form voll war. Dann tat sie das für ein paar Stunden in den Kühlschrank. Als sie diesen Kuchen bei der Geburtstagsfeier als ihr persönliches Rezept vorstellte und dabei auch meinte, dass sie nichts anderes zu Hause hatte und das aus der Not heraus tat, sagten alle, dass sie dieses Rezept veröffentlichen sollte. Das Rezept ging dann in kurzer Zeit um die Welt und auch heute noch, nach über 60 Jahren, ist das Rezept nicht nur bei armen und praktisch veranlagten Menschen noch bekannt. Wir hatten das auch schon bei Geburtstagspartys, immer eine einfache, schnelle, billige, aber auch leckere Idee, wie ich finde. Und auch für Kindergeburtstage ist die „Kalte Schnauze“ geeignet: Die Kinder können zum Beispiel beim Umrühren der Schokolade helfen, natürlich unter Aufsicht eines Erwachsenen, oder auch beim Gießen der heißen Schokolade in die Form. Aber bitte, liebe Kinder: Keine heißen Töpfe mit der bloßen Hand anfassen! Nehmt einen Topflappen in jede Hand und fasst damit die Griffe vom Topf an. Auch die Kekse in die Form legen kann jeder. Claudia Grosse Impressum Herausgeber : Elliehäuserweg 20, 37079 Göttingen Telefon : 0551 / 5065 - 0 Fax : 0551 / 5065 - 200 Homepage : www.goettinger-werkstaetten.de E-Mail: [email protected] Vi.S.d.P.: Holger Gerken – Geschäftsführer – Redaktion: Udo Angerstein (Leitung), Jan Hendrik Gotthardt, Ursula Schreiber, Kristina Schulz, Marcus Urban, Claudia Grosse, Viktoria Bantschikow, Stephan Knoblauch Gestaltung, Layout, Satz: Marcus Urban und Udo Angerstein Druck: Göttinger Werkstätten gemeinnützige GmbH Kalte Schnauze. Foto: loewyne/pixelio.de Auflage: 800 Exemplare Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Göttinger Werkstätten gGmbH wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen, Überarbeitung und (auszugsweise) Abdruck von eingesendeten Beiträgen. Kopie und Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion.