Spätes Frühstück: Büffet unter Bildern

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Spätes Frühstück: Büffet unter Bildern
Das Magazin von und mit Beschäftigten der Göttinger Werkstätten gemeinnützige GmbH
Spätes Frühstück: Büffet unter Bildern
An einem sommerlichen
Samstag fand zum zweiten Mal
das sogenannte „Späte Frühstück“ statt. Diese Aktion hatte
es im Oktober des vergangenen Jahres schon einmal gegeben.
Zum „Späten Frühstück“
hatten sich etwa zwanzig Beschäftigte eingefunden. Alle
beglichen ihren Kostenbeitrag
von zwei Euro. Von den anwesenden Beschäftigten hatten
sieben bei der Vorbereitung mit
angepackt. Um elf Uhr begrüßte Kirsten Laser, die Koordinatorin der Beratungsstelle, ihre
Gäste.
Dabei stellte sie auch die
Leiterin der Mal- und Kreativgruppe der Göttinger Werkstätten vor. Anschließend wurde
gemeinsam gefrühstückt.
Jeder konnte sich am Buffet
selber bedienen. Es hat für alle
gereicht.
Während des Frühstücks in der Beratungsstelle.
Fotos: privat
Nach dem Frühstück stellte
Victoria Berger die Arbeit ihrer
Kreativgruppe vor. Alle hörten
ihr aufmerksam zu und schauten sich die Bilder an.
Im Oktober fand dann noch
ein weiteres „Spätes Frühstück“ statt. Diesmal wurden
Bilder der Fahrrad- und Wan-
Bild der Kreativgruppe.
dergruppe Zietenterassen gezeigt. Die Beratungsstelle ist
für erwachsene Menschen mit
einer Behinderung und deren
Angehörige gedacht und befindet sich in der Gartenstraße.
Sie ist täglich außer mittwochs von 8 bis 12 Uhr geöffnet.
Marcus Urban
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Leben & Gesellschaft
Mit Pfandflaschen über Wasser halten
Gut gekühlt werden die
pfandpflichtigen Flaschen fast
überall verkauft. Vor allem sind
es die 0,5-Liter PET-Mehrwegflaschen, die von den Verbrauchern unterwegs ausgetrunken
und im besten Fall woanders
abgegeben werden. Logistisch
gesehen ist das Sammeln der
Getränkeflaschen sehr aufwendig und längst nicht alle
landen beim Händler.
Eilige Passanten werfen
trotz der 8 bis 25 Cent Pfand
ihre leergetrunkenen Pfandflaschen unbekümmert in den
Mülleimer oder lassen sie irgendwo liegen, anstatt sie zurückzugeben. Allerdings ist das
Phänomen von der Jahreszeit
abhängig. Niemand lungert in
der Winterzeit draußen herum
und trinkt Bier. Andere haben
keine Lust, ihr Leergut den
ganzen Tag mit sich herumzuschleppen und es nach Feierabend zurückbringen.
Darüber hinaus nimmt nicht
jeder Einzelhändler die Pfandflaschen zurück, etwa weil
sie nicht zum Sortiment seines Geschäftes gehören. Für
Händler bedeutet jedes nicht
zurückgegebene
Pfandgeld
einen Extragewinn. Aber auch
andere profitieren von nicht
zurückgegebenen Flaschen:
Passionierte Flaschensammler
wie Peter heben Pfandflaschen
nicht zum Spaß auf. Mit dem
Flaschensammeln strukturiert
er seinen Tag und bessert so
seine schmale Geldbörse auf.
Um an den dringend benötigten Zusatzverdienst kommen,
hat sich der 60-Jährige mit einem Einkaufstrolley versorgt
und pilgert diszipliniert an den
städtischen Abfalleimern vor-
bei, um nach einem prüfenden
Blick weggeworfenes Leergut
herauszufischen. Findet er
eine Pfandflasche kippt er den
Getränkerest aus und lässt sie
in seinem „Hackenporsche“
verschwinden. Damit tut er der
Umwelt etwas Gutes und die
Flaschen können wieder frisch
befüllt werden. Mit dem Pfandgeld kann er sich seine allwöchentliche Lebensmittelration
aufstocken.
Andere übernehmen sein
System. Viele sind „Tafelkunden“ wie Peter oder gehören zu
einer Randgruppe der Gesellschaft. Für sie sind Pfandsammeln oder Betteln die einzigen
Möglichkeiten, sich über Wasser zu halten. Dennoch kann
Peter den sorglosen Umgang
mit Pfandflaschen nicht verstehen, für ihn sind sie bares
Geld und er appelliert an alle:
„Wer keine Lust hat, die ausgetrunkenen
Pfandflaschen
zurückzubringen, der stellt sie
einfach neben den Papierkorb.Das verschafft Flaschensammlern ein lukratives Zubrot
und die Flaschen werden im
Idealfall gereinigt und wieder
Glas in Wertstoffcontainer.
Foto: Thomas Max Müller/
pixelio.de
befüllt oder recycelt!“ Um anderen Menschen den mitunter
gefährlichen Griff in den Mülleimer zu ersparen, sollte man
pfandpflichtiges Leergut also
neben den Mülleimer stellen.
Auf diese Weise können sich
mittellose Menschen nicht nur
ihr Einkommen steigern, sondern werden auch geschützt.
Denn durch benutzte Injektionsnadeln kann sich Peter mit
Hepatitis C oder HIV anstecken. In manchen Städten gibt
es sogar extra Pfandringe an
den Mülleimern. Im Kontrast
zu einigen Großstädten gibt
es in Göttingen keine derartigen Pfandringe. Und so kommt
es, dass der Anblick von „Müllsortierern“, die bis zum Ellenbogen im Müll kramen, vielen
Menschen die Konsumlaune
verdirbt. Anderen vermittelt der
Pfandring das Gefühl, die Kluft
in der Gesellschaft kleiner gemacht zu haben. Für „nörgelnde Weltverbesserer“ ist dieser
Pfandring aber nur ein Alibi.
Doch das Flaschensammeln
ist nicht nur ein privates Problem, sondern auch ein soziales. Im superreichen Deutschland sollten sozial schwache
Menschen nicht in den Abfalleimer greifen müssen, um über
die Runden zu kommen. Aber
nicht nur sozial Schwache nehmen abgestellte Flaschen mit,
auch Normalverdiener. Damit
konkurrieren sie mit den Flaschensammlern.
Doch das könnte sich in
Zukunft ändern. Der amerikanische
Getränkekonzern
Coca-Cola sucht einen „Ausweg aus dem Mehrweg“.
Gleichzeitig versucht der Brausehersteller weitere Hersteller
Leben & Gesellschaft
vom Ausstieg zu überzeugen
und seinen Profit zu maximieren. Daher will der Getränkehersteller die 0,5 und 1,5 Liter-PET Flaschen abschaffen
und verstärkt auf die Ex-undHopp-Verpackung setzen. Das
Argument: Wer sich unterwegs
eine Limonade kauft, gibt die
PET-Flasche nicht ans Mehr-
wegsystem zurück. Sollte der
Erfrischungskonzern mit seiner
Strategie Erfolg haben, geht
die Entscheidung zu Lasten
von grünen Arbeitsplätzen und
mittelständischen Mehrwegbetrieben. Auch wenn dieser Weg
für den Konzern günstiger ist,
sieht ihn das Umweltbundesamt eher kritisch und schließt
daher eine Zwangsabgabe von
zwanzig Cent als Abfallvermeidungsmaßnahme zum Pfand
von 25 Cent nicht aus. Zudem
würde dieser Ausstieg nicht
nur zum Arbeitsplatzabbau
beim Getränkekonzern selber
führen, sondern auch das Flaschensammeln zugrunde richten.
Marcus Urban
Pfand-Flaschen werden an jeder Ecke verkauft.
Viele Menschen schmeißen die Flaschen einfach weg.
Einige lassen die leeren Flaschen irgendwo liegen.
Peter sammelt diese Flaschen ein.
Aber nicht zum Spaß.
Mit dem Pfand-Geld kann er sich Essen kaufen.
Dazu durchsucht er Mülleimer nach leeren Flaschen.
Die bringt er dann zurück und bekommt das Pfand-Geld.
Im Müll nach Flaschen suchen, ist nicht schön.
Und auch gefährlich:
Man kann sich schneiden oder mit Krankheiten anstecken.
Deshalb hat Peter einen Wunsch:
Bitte die leeren Flaschen neben den Mülleimer stellen!
In manchen Städten gibt es Pfand-Ringe.
Die hängen an den Mülleimern.
Dort kann man leere Flaschen rein-stellen.
Dann nehmen auch andere Leute die Flaschen mit.
Und bekommen das Pfand-Geld, das eigentlich Peter braucht.
Coca Cola will auf viele Pfand-Flaschen verzichten.
Und lieber Flaschen zum Wegwerfen herstellen.
Dann gibt es noch weniger Flaschen für Peter.
Manche Leute finden das mit dem Flaschen sammeln aber nicht gut.
Sie sagen:
Es ist nicht gut, wenn jemand Flaschen sammeln muss,
weil er nicht genug Geld zum Leben hat.
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Leben & Gesellschaft
Der Urvater des modernen Comics
Vor 150 Jahren veröffentlichte Wilhelm Busch die tragisch-komische Lausbubengeschichte „Max und Moritz“ zum
ersten Mal. In einem Siegeszug ohnegleichen eroberten
die beiden Rabauken danach
die Welt. Gleichzeitig legte der
Humorist den Grundstein für
den modernen Comic wie „Asterix und Obelix“ oder „Fix und
Foxi“.
Eva-Ruth Weissweiler in ihrer
Biographie „Wilhelm Busch:
Der lachende Pessimist“ die
Meinung, dass die harmlos erscheinende Kindergeschichte
auf humorvolle Weise die Zustände ihrer Zeit kritisiert.
Damals wanderten viele arme
Tagelöhner in die USA aus, um
Bild aus „Hans Huckebein,
der Unglücksrabe“.
ausgedient. Den lockeren Ton
merkt der Leser dann, wenn er
sich die frechen Lausbubengeschichten selber laut vorliest.
Die Reime haben eine gewisse Sprachmelodie. Dagegen
2
mutet der „Struwwelpeter“ mit
seiner Holzhammer-Pädagogik
recht makaber an.
Auch wenn die zwei stupsnasige Spitzbuben durch ihren Schabernack eine ganze
Dorfgemeinschaft verärgern,
Selbstporträt Wilhelm Busch. so vertritt die Sachbuchautorin ein neues Leben zu beginnen.
Dabei ließen sie ihre Kinder
Die sieben bitterbösen Streiverwaist zurück, die sich wie
che erschienen zwanzig Jahre
Max und Moritz durch Mundnach „Struwwelpeter“. In der
raub ernähren mussten. Nach
turbulenten und unvergesslidamaligem Recht wären sie
chen Kindergeschichte erfreugehängt worden oder im Zuchtten und überzeugten Max und
haus gelandet. Neben der BöMoritz durch ihre herzhafte
sen-Buben-Story wurde auch
Frechheit und ihren Spott viele
Buschs-Knopp-Trilogie zu eiKinder und Erwachsene gleinem seiner bekanntesten Werchermaßen.
ke. Aus dieser Trilogie stammt
Ihre Geschichte wurde nicht
der bekannte Zweizeiler: „Vater
nur in zahlreiche Sprachen
werden ist nicht schwer / Vaübersetzt, sie war auch der Beter sein dagegen sehr“. Hinzu
ginn für Buschs Zeichner- und
kommen die Geschichten „Die
Schriftstellerkarriere.
fromme Helene“, „Plisch und
Zudem war Wilhelm Busch seiPlum“, „Hans Huckebein, der
ner Zeit weit voraus. Die meisUnglücksrabe“ – die ähnlich
ten Leser lieben den lockeren
lausbubenhaft angelegt sind
Ton in gereimter Form, die In Ebergötzen steht die Wilwie die Abenteuer von „Max
heroische Versschmiede hat helm Busch Mühle. Foto: ua
und Moritz“.
Marcus Urban
Leben & Gesellschaft
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Meine Abenteuer mit Max und Moritz
Bei Max und Moritz denke
ich immer an meine Chinchillas, die Max und Moritz hießen. Sie waren zwei richtige
Lausbuben. Inzwischen lebt
nur noch der Moritz, der immer
noch mein Leben bereichert.
Als die beiden bei mir einzogen, war ihr erster Streich,
dass sie gegen die Käfigtüren
sprangen, bis sie aufsprangen.
Ich habe die Türen extra
gesichert, aber sie bissen den
Draht auf. Also habe ich die
Türen mit Vorhängeschlössern
gesichert. Daraufhin sprangen
sie gegen die Käfigwände. Der
Käfig stürzte vom Schrank.
Ab da gab ich mich geschlagen und ließ die Türen offen.
Also ist Moritz jetzt die Nacht
unterwegs. Leider hat er sich
angewöhnt, mich in die Finger
zu beißen. In einer Nacht hat er
mich dann in den Fingernagel
gebissen. Ich ging ins Klinikum,
Max und Moritz von Wilhelm Busch.
weil eine Blutblase unter dem
Nagel entstanden war. Im Klinikum fragte sich ein aufgeregter
Medizinstudent, was ein Chinchilla ist. Nachdem das geklärt
war, hat er mich untersucht, mir
eine Tetanusspritze verpasst.
Und dann wollte er die Blase
aufstechen. Da man den Nagel
nicht betäuben kann, muss-
te er das ohne machen. Und
dabei bin ich dann umgekippt,
aber das ist wieder eine andere Geschichte. Zurzeit besucht
Moritz mich immer, wenn ich
an meiner Nähmaschine sitze.
Er bekommt Haferkekse. Kam
bei Max und Moritz nicht auch
ein Schneidermeister vor?
Kristina Schulz
Neu: Bücher-Bringdienst für Behinderte
Die Stadtbibliothek Göttingen bietet seit einiger Zeit einen kostenlosen Service an:
Ehrenamtliche
Medienboten
bringen Medien zu Ihnen nach
Hause und holen sie auch wieder ab. Dies ist ein Service für
behinderte Menschen. Es entstehen keine zusätzlichen Kosten, es wird lediglich der Bibliotheksausweis benötigt.
Ansprechpartner ist die
Stadtbibliothek mit der Telefonnummer 05 51 – 4 00-28 77
und der Emailadresse: [email protected].
„Das Angebot der Bibliothek
umfasst aktuelle Bücher ebenso wie Klassiker, Ratgeber und
Foto: Flyer Medienboten.
Sachliteratur, Bücher in Großdruck und Hörbücher auf CD,
Filme auf DVD, eine große
Auswahl an CD`s aller Stilrichtungen und eine Vielzahl von
Brettspielen sowie Zeitungen
und Zeitschriften.
Die Medienboten informieren Sie, beraten Sie über die
verschiedenen Angebote, helfen Ihnen bei der Katalogrecherche und erledigen für Sie
die Formalitäten der Ausleihe“,
heißt es auf dem Projektflyer.
Die Medienboten sind ein
Projekt der Stadtbibliothek in
Zusammenarbeit mit dem Behindertenbeirat der Stadt Göttingen.
Stephan Knoblauch
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Kultur
„Mumpitz-Show“ und „La Beau Häme“
Rund 150 Zuschauer haben
am 3. Mai das „5. Göttinger
Theaterfestival von Menschen
mit und ohne Behinderung“
besucht. Wie in den vier vergangenen Jahren fand auch
in diesem Jahr das inklusive
Festival im Gemeindesaal der
evangelisch-reformierten Kirche in der Unteren Karspüle
statt. Nach der Begrüßung vom
freien Theaterpädagogen Tobias Wojcik wurde das Theaterstück „Die Mumpitz-Show“ von
der „Theatergruppe BOING!
der Harz-Weser-Werkstätten“
aus Holzminden uraufgeführt.
Dieses Stück wurde von Tobias Wojcik geschrieben und inszeniert. Die Kostüme waren
an die „Die Muppet Show“ der
70er Jahre angelehnt. Ich fand
das Stück noch am witzigsten, da die aktuelle Politik und
vielerlei Gerüchte aufs Korn
genommen wurden. Gleich
danach ging es in die zwanzigminütige Pause. Was mich
störte, war die große Zahl der
Besucher. Aus diesem Grunde
mussten noch ein paar Stühle hinzugefügt werden. Nach
der Pause führte die Gruppe
„Schmetterlingseffekt, Selbsthilfe Körperbehinderter Göttingen e.V.“ ihre Fassung von „La
Beau Häme“ auf.
Das Stück „La Beau Häme“
wurde in Anlehnung an die
Oper „La Bohème“ von Giacomo Puccini vom Ensemble geschrieben und von Tobias Wojcik geschrieben und inszeniert.
Da sich ein paar Zuschauer
in dem engen Gang zwischen
den Stühlen und der breiten
Fensterfront stellten, um sich
das Theaterstück genüsslich
anschauen zu können, wurde
Kermit der Frosch mit Miss Piggy.
die Sache für mich unangenehm. Klaustrophobische Situationen mag ich ganz und gar
nicht – selbst wenn ich mich
auf einen der Stühle gesetzt
hätte, den die Organisatoren
auf die Bühne des Gemeindesaals gestellt hatten und die
quasi als eine Art Loge fungierten. Die Inszenierung „La Beau
Häme“ thematisiert die Jagd
viele Menschen mit Handicap
nach barrierefreiem und zivilem Wohnraum – vor allem in
der südniedersächsischen Universitätsstadt Göttingen.
Das Stück wurde zwei Tage
später auf der überdachten
Bühne des „Aktionstags Wohnen“ in verkürzter Form ein
zweites Mal aufgeführt. Im Gegensatz zum Gemeindesaal
der evangelisch-reformierten
Kirche waren hier die Schauspieler besser zu erkennen.
Die Bühne stand vor dem Alten
Rathaus (gegenüber dem Gänseliesel) und nicht wie sonst
auf dem Göttinger Wochenmarktplatz. Wie immer hatte
Lars Wätzold von der Göttinger
Foto: Peter Heller
Comedy Company die Moderation übernommen. Wie die vier
vorhergehenden Events war
auch das fünfte Festival eine
tolle Produktion. Es war bis auf
den letzten Sitzplatz ausverkauft. Das zahlreiche Publikum
bedankte sich für den Einsatz
und die gute Leistung der Laienschauspieler mit einem begeisterten Beifall.
Marcus Urban
Aus „La Beau Häme“ /
Bühne vor dem alten Rathaus.
Foto: Marcus Urban
Aus der Werkstatt
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Hitparade und singende Socken
um: die singenden Socki´ s.
Das Wohnhaus der Zietenterrassen war hingegen mit den
„Village People“ dabei, was so
viel heißt wie „Die Dorfleute“.
Sie sangen, wie kann es auch
anders sein, das Lied: YMCA.
Natürlich durfte auch unser
Werkstattlied nicht fehlen. Außerdem stand Hella auch zum
Schluss wie jedes Jahr auf der
Bühne und wir sangen mit Ihr
das Rosenmontagslied.
Claudia Grosse
Die singenden Sockis.
Am Freitag, dem 13. war es
wieder so weit. Es war Karneval in der Bovender Festhalle
angesagt! Das war ein schöner
Tag, wie ich fand, trotz des Datums. Ich bin mit meinem Bus
von dem Fahrdienst schon um
18.45 Uhr angekommen und
musste feststellen, dass die
Halle schon ganz schön gefüllt
war. Davon waren auch vorne
viele Reservierungen. Darum
setzte ich mich weiter hinten
hin. Es bekamen nämlich nur
die eine Reservierung, die in
Gruppen angekommen waren.
Ich hingegen kam nur mit einem meiner Nachbarn und somit galt das für mich nicht. Die
Moderation übernahmen, wie
in den Jahren schon vorher die
Karnevalpräsidenten Petra Beinhorn und Hans-Jürgen Nolte.
Beide haben sich selbstverständlich auch verkleidet. Sie
waren das Pärchen Elvis und
Priscilla Presley. Im Zuschauerraum saß unter anderem ein
König namens Nils Heinrich.
Zum 40. Karnevalsjubiläum
in den Göttinger Werkstätten
gab es eine Überraschung:
Fotos: Mareike Mackensen
Das Wohnhaus Dransfeld veranstaltete eine Hitparade. Die
Lieder waren dabei: Cindy &
Bert mit „Immer wieder sonntags“, Nina & Mike mit „Fahrenden Musikanten“, Dschingis
Khan mit „Dschingis Khan“,
Roberto Blanco & Tony Marschall mit „Resi bring Bier“. Der
letztere Titel wurde als Zugabe gespielt. Es gab ebenfalls
eine Tanzeinlage von unserer
Volkstanzgruppe mit dem „Wolgaster“. Die Gruppe „Göttingen
1“ hat mit Socken an den Händen gesungen und hieß dar-
Musik, Tanz und Stimmung auf der Bühne und im Saal.
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Aus der Werkstatt
Auf großer Fahrt an die Nordsee
Die Gruppe 1 ist am
Donnerstag vom Wohnhaus auf den Zietenterrassen nach dem Frühstück
mit dem Bus losgefahren.
Leider standen wir im
Stau. Wir haben dann unsere Sachen aus dem Koffer ausgepackt.
Nach unserer Ankunft
haben wir uns Borderlum
angesehen, um es besser
kennenzulernen.
Wir haben auch eine tolle Schifffahrt gemacht zu
den Seehundbänken. Es
war sehr lustig auf dem
Schiff und es wurde sehr
viel Plattdeutsch gesprochen. Wir hatten sehr großes Glück mit dem Wetter
gehabt. Wir sind auch einmal in Husum gewesen,
um uns die Stadt anzusehen. Wir sind dann wieder
zurück zu unserm Ferienhaus gefahren und wir haben auch sehr viel gelacht.
Wir haben auch Schafe
gesehen. Einige sind zu
den Schafen gegangen,
um sie zu streicheln.
Wir haben auch etwas
getrunken, um unseren
Durst zu löschen. Unser
Haus war sehr schön und
groß.Wir haben unser Essen auf dem Schiff eingenommen.
Unsere Stimmung war
sehr gut und wir hatten
alle sehr viel Spaß auf der
Gruppenreise.
Leider mussten wir am
3. Mai wieder zurück nach
Göttingen. Weil wir am
nächsten Tag wieder in die
Werkstatt mussten, um zu
arbeiten. Wir wären am
liebsten noch etwas länger
geblieben.
Dieser Bericht wurde
von Kirsten-Anja geschrieben.
Auf großer Fahrt: Florian Kaiser, Jürgen Zander, Jane Klöppner, Holger Rosenberg, Christian Schwarz, Stefan Kohlhoff, Kirsten Anja Messerschmidt,
Astrid Müller, Johannes Kögel, Cecilia Alegria und Stefan Kalinke. Foto: privat
Leben & Gesellschaft
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In der Monitoring Stelle in Berlin
Ich nehme als zweite Vorsitzende des Vorstand es der
Bundesvereinigung der andesarbeitsgemeinschften der
Werkstatträte (BVWR) regelmäßig an Treffen der Monitoring Stelle in Berlin teil. Die
Monitoring Stelle gehört zum
Deutschen Institut für Menschenrechte. Sie sagt über sich
selbst: „Seit Inkrafttreten der
UN -Behindertenrechtskonvention in Deutschland (2009) sind
auf verschiedenen staatlichen
Ebenen in Deutschland Maßnahmen eingeleitet worden.
Mit diesen Vorhaben ist der
Anspruch verbunden, die Rechte von Menschen mit Behinderungen besser zu gewährleisten. Die Monitoring-Stelle zur
UN-Behindertenrechtskonvention beobachtet die Entwicklungen in Bund und Ländern.
Die Entwicklungen stellen
sich teilweise unübersichtlich
dar, die Vorgänge sind komplex. Es gibt parallel laufende
Prozesse, teilweise in den 16
Bundesländern gleichzeitig.
Der menschenrechtlichen
Bewertung geht voraus, diese
Entwicklungen zunächst zu erkennen, über längere Zeit zu
Das deutsche Institut für Menschenrechte in Berlin.
Foto: Assenmacher, Wikimedia
beobachten und systematisch
zu erfassen. Diese Arbeitsweise ergibt sich aus dem Mandat der Monitoring-Stelle zur
UN-Behindertenrechtskonvention.“ Die Treffen dienen dazu,
Menschenrechtsverletzungen
an Menschen mit Behinderung
zu sammeln und zu dokumentieren.
Der Ort, an dem diese Treffen stattfinden, liegt in nächster
Nähe vom Checkpoint Charlie.
Kristina Schulz
Mehr Selbständigkeit für behinderte Menschen
Für Menschen mit einer
schweren Behinderung haben
Studenten der Hochschule
Hannover in Kooperation mit
dem Annastift in Hannover einen Roboter erfunden, der das
Zähneputzen übernimmt. Der
Zahnputzroboter muss nur auf
die jeweilige Person eingestellt
werden.
Das ist für solche Leute wieder ein Schritt in die Selbstständigkeit.
Es gibt nämlich schon Hunde, die einem zum Beispiel
beim Anziehen helfen, indem
sie mit ihrer Schnauze die Anziehsachen aufnehmen und
dann nach Befehl die Sachen
über den entsprechenden Körperteil schieben. Das erfordert
auch für die Hunde ganz starkes Üben.
Das geht auch bei Leuten,
die eine starke Hundeallergie
haben. Es gibt, soweit ich weiß,
Hunde, die kein Fell verlieren
und wenn, dann nur beim Kämmen. Außerdem gibt es bald einen Rollstuhl für schwer behinderte Menschen, der mit den
Ohrmuskeln gesteuert werden
kann.
Als Rollstuhlfahrerin finde
ich das wirklich super, gerade
jetzt, wo ich zum größten Teil
selbstständig wohne! Allerdings habe ich nur eine leichte
Behinderung! Claudia Grosse
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Leben & Gesellschaft
Einmal Psychose – immer Psychose?
Ein ungelöstes Rätsel der psychiatrischen Wissenschaft ist
weiterhin, in wie weit psychotische Erkrankungen heilbar
sind. Bei dieser Erkrankungsform haben sich drei große
Gruppen herausgebildet:
Die erste Gruppe
Die erste Gruppe bilden die
„Einmal-und-nie-wieder-Psychotiker“. Darunter versteht
man im allgemeinen Psychosepatienten, die einen einmaligen
psychotischen Schub erleiden,
der aber in den meisten Fällen nur eine kurze Zeitspanne
anhält (teilweise nur ein paar
Tage).
Diese Patienten haben beispielsweise nur eine kleine Lebenskrise (hohe Stressbelastung im Beruf oder im privaten
Umfeld). Diese kurzzeitig erkrankten Menschen benötigen
eine Auszeit und müssen richtig medikamentös eingestellt
werden. Wenn dieses richtig
und angemessen erfolgt ist,
können sie in aller Regel in ihr
Alltags- und Berufsleben zurückkehren.
Die zweite Gruppe
Die bereits eingangs angesprochene zweite Gruppe der
„Verrückten“ hat es meistens
schon schlimmer erwischt.
Durch ein meist auf die Kindheit zurückgehendes Trauma
Psychosen äußern sich in
verschiedensten Formen.
Foto: Uta Herbert/pixelio.de
(=seelische Erschütterung oder
Verwundung) sind sie in ihrer
Lebensqualität relativ stark
eingeschränkt. Sie werden oftmals lange (geschlossen) stationär untergebracht. Nicht unüblich, dass von ihnen Gefahr
ausgeht für ihr Leben und das
Leben ihrer Mitmenschen.
Die behandelnden klinischen
Ärzte erstellen Gutachten über
diese kranken Menschen, die
dazu führen, dass sie mit einem
gerichtlichen Unterbringungsbeschluss (einem sogenannten
PsychKG) belegt werden. Dieser Beschluss läuft zunächst
über sechs Wochen und wird
dann aufgehoben oder teilweise von drei Monaten bis zu einem Jahr verlängert. Bei günstigem Krankheitsverlauf kann
schon wesentlich früher auf
eine Entlassung hingearbeitet
werden.
Heutzutage ist Psychiatrie
mehr als nur eine „Medikamenten-Tankstelle“. Die BeMedikamente sind meistens handlung in psychiatrischen
Einrichtungen erfolgt durch
unumgänglich.
Foto: I-vista/pixelio.de den Kontakt mit Gesprächsthe-
rapeuten, Beschäftigungstherapie, expressive Therapieangebote (z.B. Malen und Musik)
u. v. m. Dies führt irgendwann
dazu, dass sich diese „schwereren Fälle“ wieder halbwegs
in die Normalität „zurücktransportieren“ lassen. Sie sind allerdings nach ihrer Entlassung
weiterhin auf Unterstützung
angewiesen.
Sie sollten auf jeden Fall weiter ihre Medikamente einnehmen, nach Möglichkeit die
Klinikambulanz
aufsuchen
und eine verhaltens- oder tiefenpsychologisch
fundierte
Gesprächstherapie machen.
Wenn dies wie beschrieben so
gehandhabt wird, ist es bei diesen Menschen durchaus möglich, dass sie längere Zeit „nicht
stationär gehen müssen“. Man
kann aber beileibe nicht davon
sprechen, dass sie „geheilt“
sind. Man kann ihr Leiden lediglich auf ein Minimum drosseln.
Die dritte Gruppe
Nun ist die dritte Gruppe im
Gespräch: Das sind die sogenannten Berufs-Patienten.
Bei ihnen ist die psychotische
Erkrankung so schwer ausgebrochen, dass ihnen ein
selbstbestimmtes „gesundes“
Leben praktisch unmöglich ist.
Sie sind so gut wie immer sehr
hoch dosiert und können in keiner eigenen Wohnung leben.
Stattdessen sind sie in psychosozialen Wohneinrichtungen
untergebracht und sind fast
ständig in (geschlossener) stationärer klinischer Behandlung.
Wenn sie arbeiten, dann meistens in ergotherapeutischen
Einrichtungen oder Behindertenwerkstätten. Jan Hendrik Gotthardt
Leben & Gesellschaft
Wenn die Seele krank ist
Eine Psychose ist eine seelische Krankheit.
So spricht man das: Psüchose.
Wissenschaftler wissen nicht, ob man sie heilen kann.
Die Krankheit kommt in drei Formen vor.
Bei der ersten Form taucht die Krankheit nur einmal auf.
Und dann nie wieder.
Diese Menschen brauchen dann Ruhe und bekommen Medizin.
Dann können sie wieder normal weiter leben und arbeiten.
Bei der zweiten Form ist es schlimmer.
Oft haben die Menschen als Kinder etwas Schlimmes erlebt.
Manchmal sind sie gefährlich für sich und für andere.
Deshalb sind sie oft und lange in einer Klinik.
Dort bekommen sie Hilfe und Medizin.
Wenn sie wieder nach Hause kommen,
müssen sie weiter Medizin nehmen.
Ein Psychologe spricht oft und lange mit Ihnen.
Das ist ein Arzt oder eine Ärztin.
Diese Person hilft bei seelischen Problemen.
Die Gespräche zum Helfen nennt man Therapie.
Die Therapie muss man auch weitermachen,
wenn man wieder zu Hause ist.
Medizin und Therapie helfen den Menschen,
dass es nicht so schlimm wird.
Die dritte Form ist am Schwersten.
Bei diesen Menschen ist die Krankheit sehr schlimm.
Sie müssen immer Medikamente nehmen.
Sie können auch nicht alleine wohnen.
Meistens können sie auch nicht arbeiten.
Aber wenn sie arbeiten, dann tun sie das meistens
in einer Werkstatt für Menschen mit seelischer Behinderung
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12
Sport
Antifa-Cup 2015 im Maschmühlenweg
Zum ersten Mal nahm die
inklusive Fußballmannschaft
vom Wohnhaus Zietenterrassen am Göttinger Antifa-Cup
Teil. Im Stadion Maschpark
ging es dabei um einen etwas außergewöhnlichen, aber
dennoch begehrenswerten zusammengebastelten und geschraubten Pokal.
Die Einnahmen des Caterings und eine Spende von einem Euro pro geschossenem
Tor wurden dem guten Zweck
gespendet. Der gute Zweck
und jede Menge Spaß ‒ die
Prämisse des Turniers war damit klar.
Zwölf Teams am Start
Das Teilnehmerfeld von
zwölf Teams wurde in zwei
Gruppen aufgeteilt. Im ersten
Spiel bekamen es die Zietenterrassen mit dem Gegner „u3“
zu tun. Das Team, gespickt mit
Kindern und Erwachsenen legte auch gleich gut los.
Fußball-Kenner erkannten
gleich, dass das Team auf dem
Platz mehr Kompetenzen an
den Tag legte als beim Zählen
‒ denn die Mannschaftsgröße
von sieben Spielern wurde hier
nicht wirklich eingehalten. Dieses tat dem Spaß jedoch keinen Abbruch, auch das Team
der Zietenterrassen sah mit einem Lächeln darüber hinweg.
Schwindelige Abwehr
Vor allem die Jünglinge des
Teams spielten die Abwehr
der Zietenterrassen anfangs
schwindelig und so ging „u3“
nach wenigen Minuten verdient in Führung. Die Zietenterrassen ließen sich jedoch nicht
hängen und drehten das Spiel.
Am Ende siegte das inklusive
Team im ersten Spiel mit 2:1.
Das zweite Spiel wurde gegen das Team „ostviertel-Antifa“ ausgetragen. Hier ging
es gleich mehr zur Sache, da
der Gegner das Spiel ernster nahm als im Spiel zuvor.
Am Ende stand es hier 1:3 für
das Ostviertel, was nach dem
Spielverlauf auch gerecht war.
Zwar hatten die Zietenterrassen auch in diesem Spiel weitere Chancen das Ergebnis zu
ihren Gunsten zu verbessern,
am Ende fehlte aber etwas
Glück.
Kein Spaziergang
Anschließend ging es gegen das Team „Le Flaneurs“
(deutsch: die Spaziergänger)“.
Entgegen ihrem Namen legte der Gegner gut los, nichts zu
sehen von gemütlich über den
Platz schlendernden Gegnern.
Das dritte Spiel endete nach
10 Minuten Spielzeit Unentschieden 2:2. Das vierte Spiel
bestritten die Zietenterrassen
dann gegen die „Dots“, die
mehr durch ihre auffälligen pinken Trikots auffielen als durch
qualitativ guten Fußball. Dieses Spiel gewannen die Zietenterrassen völlig verdient mit
3:1. Zwischenzeitlich wurde
das Team der Zietenterrassen
zu einem „Zusatzspiel“ gerufen. Mit zehn Dartpfeilen sollten möglichst viele Luftballons
auf einer Wand kaputtgeworfen werden. Die Athleten des
Teams gaben alles und räumten hier vier Punkte ab.
Die inklusive Fußballmannschaft vom Wohnhaus Zietenterrassen v.l.n.r.: Ali Abboud, Kai Pavel, Vanessa Linne,
Christopher Arz, Andreas Eckert, Helge Querfurth, Till
Russ, Jessica Schüngel, Alexander Wittig, Sascha Sydow,
Mirco Paul / Vorne: Florian Griep, Uwe Kolle
Sport
13
Team u3 war der Diesjähri- abgebrochen und ein Sieger
ge Turniersieger. Fußballe- gekürt. Trotz einiger Verwirrung
risch in der Gruppe weit ab- und Verwunderung gratulieren
geschlagen, hatte das Team die Zietenterrassen selbstverbeim Luftballonwerfen jedoch ständlich dem „jüngsten Team“
die beste Punktzahl, weshalb des Cups zum Gewinn.
Alle Teilnehmer hatten eivom Veranstalter kurzerhand
entschieden wurde, dass das nen schönen Tag mit veganen
Luftballonwerfen das oberste Mettbrötchen,
organisatoriKriterium sein sollte.
schen Überraschungen und
Im letzten Spiel bekamen es
Da für den guten Zweck ganz viel Spaß beim Fußball
die Werkstätten dann mit ei- noch ein Flashmob anstand, erlebt.
nem der Gruppenfavoriten zu wurde das Turnier kurzerhand
Stefan Kurth
tun, dem Team „Marvin Looser Kings“. Dieses spannende
und ausgeglichene Spiel ging
mit 1:0 an die inklusive Mannschaft, die sich mit drei Siegen,
einem Unentschieden und einer Niederlage nicht unberechtigt Hoffnungen auf den Gruppensieg machte.
Doch während einige Spieler bereits Rechenspiele begannen, rief der Veranstalter
die Teams zusammen.
Bei der etwas unerwarteten
Zusammenkunft der Mannschaften bei der Turnierleitung
wurde plötzlich der TurnierFotos: Thomas Kurth, Jo Glesinski
sieger bekanntgegeben. Das
14
Sport
3. Inklusives Fußballcamp Göttingen
19
Vom 26. – 28. Juni fand im
Feuerwehrzentrum Potzwenden das 3. Inklusive Fußballcamp Göttingen statt. Das
Trainingslager für Menschen
mit und ohne Behinderung war
mit circa dreißig Teilnehmern
wie in den Jahren zuvor ein
voller Erfolg.
Menschen mit und ohne
Behinderung fanden sich aus
Göttingen, Hannover, Braun-
Helge Querfurth beim Torwarttraining.
Lars Gifhorn und Mohamed Bou Sleiman im Zweikampf.
Fotos: Thomas Kurth, Jo Glesinski
schweig und Leinefelde/Worbis in Potzwenden ein. Die
Veranstalter von den Göttinger
Werkstätten
gemeinnützige
GmbH, Special Olympics Niedersachsen und den Sportfreunden Braunschweig freuten sich besonders über die
Unterstützung von den Handicap Kickers Hannover, die Jo
Glesinski als Trainer ins Lager
nach Potzwenden schickten.
Der Student für Sportwissenschaften brachte eine hohe
Trainingsqualität in das Camp.
Motivierend und unterstützend
brachte das Trainerteam um
Jo Glesinski die Teilnehmer an
ihre Grenzen.
Spezielle Trainingseinheiten
für Positionen wie das Torwarttraining rundeten das ganzheitliche Trainingskonzept ab. Ein
Highlight war der Besuch des
DFB-Mobils vom niedersächsischen Fußballverband, die
wie bereits im letzten Jahr, ein
ganz besonderes Training für
die Teilnehmer angeboten haben.
Besonders zu betonen war
in diesem Jahr die Gemeinschaft im Camp. Fairness auf
und neben dem Platz sorgten
für eine überaus gute Stimmung innerhalb der Gruppe.
Auch theoretische Einheiten
standen auf dem Trainingsplan. Regelkunde in einfacher
Sprache sowie eine Einführung
und Diskussion zum Thema
„Unified-Sports“ hatten die Veranstalter vorbereitet. Für die
Gastgeber hatte das 3.Inklusive Fußballcamp noch einen
weiteren positiven Effekt.
Einer der Teilnehmer zeigte
Interesse ein Teil der Inklusiven
Fußballmannschaft zu werden
und wurde zum nächsten Training des Teams eingeladen.
Mit dem Abschluss-Turnier am
Sonntag fand das Camp ein
würdiges Ende.
Sport
15
Besondere Qualitäten einzelner Athleten und persönliche Fortschritte der Teilnehmer
zeigten sich hier noch einmal
sehr deutlich. Wir hoffen, möglichst viele Teilnehmer auch
im nächsten Jahr in Potzwenden begrüßen zu können. Die
Veranstalter bedanken sich bei
allen Teilnehmern, Helfern, Unterstützern und Freunden des
Camps, die das 3. Inklusive
Fußballcamp Göttingen zu einem unvergesslichen Erlebnis
gemacht haben.
Stefan Kurth
Seit 40 Jahren unterwegs: Der Fahrdienst
Beate Zimmermann ist 64
Jahre alt und wohnt in Neu-Eichenberg. Sie arbeitet für den
Gemeinnützigen Fahrdienst in
Göttingen und ihre Aufgabe ist
es, die Fahrpläne zu verfassen.
Sie arbeitet jetzt bereits seit 15
Jahren für den Fahrdienst.
Der Fahrdienst ist ein Unternehmen, das es schon seit 40
Jahren gibt. Es fährt rundum
ganz Göttingen ab und bringt
behinderte Schüler zu Schulen
und behinderte Leute zur Arbeit.
Zum Beispiel zu den Göttinger
Werkstätten. Der Fahrdienst
Foto: ua
befindet sich neben dem Kaufland in der Robert-Bosch-Breite. Der Fahrdienst bietet auch
Freizeitausflüge an und fährt
Gruppen aus der Werkstatt bei
Betriebsausflügen.
Der Fuhrpark besteht aus 15
großen Bussen und 40 kleinen
Bussen. Der Fahrdienst hat
auch eine eigene Reparaturwerkstatt für die Fahrzeuge.
Manche Fahrer sind eigentlich
schon Rentner, aber sie arbeiten immer noch beim Fahrdienst, weil sie es wollen.
Viktoria Bantschikow
16
Leben & Gesellschaft
Über Gedenksteine stolpern
Als Mahnmal für den Holocaust wurden im Jahr 2015
die ersten zehn „Stolpersteine“
in den Trottoir der Universitätsstadt Göttingen eingesetzt.
Auf dem zehn mal zehn Zentimeter große Quader erinnert
eine gravierte Messingplatte
an die Mitbürger, die während
des Dritten Reiches von den
Nationalsozialisten verschleppt
oder in den Suizid getrieben
wurden.
Opfer des Holocaust
Von den zehn Quadern erinnern vier an Leopold und Mathilde Katz, die in der Groner
Str. 9 gelebt haben und 1942
in das Ghetto Warschau deportiert. Weitere fünf befinden sich
zum Andenken an Julius und
Jenny Asser im Papendiek 26.
Assers traf mit ihren Kindern
und der Mutter von Jenny Asser, Bertha Fernich, das gleiche Schicksal wie das Ehepaar
Katz. Ein weiterer Stein wurde
in der Weender Landstraße 12
verlegt, wo der jüdische Maler
und Bildhauer Hermann Hirsch
laut Familienüberlieferung am
1. März 1934 im Alter von 73
Jahren seinem Leben ein Ende
setzte.
Was sind Stolpersteine?
Bei dem Stolperstein-Projekt
geht es nicht um das tatsächliche „Stolpern“, sondern darum,
dass die Opfer in der Anonymi-
Gunter Demnig beim Verlegen der Stolpersteine in Göttingen. Foto: Stephan Knoblauch
tät der Vernichtungslager ausfindig zu machen und sie in ihre
Heimatorte zurückzubringen.
Die würfelförmige Betonsteine
werden mit einer beschrifteten Gedenktafel aus Messing
vor dem letzten frei gewählten
Wohnort der Holocaust-Opfer
im Bürgersteig eingelassen –
nach dem Krieg verschwanden
mit dem Wegräumen der Trümmer die Wohnhäuser, in der
die Opfers des Nazi-Regimes
gelebt hatten. Mit dem „Denkstein“ soll an das jeweilige Holocaustopfer erinnert werden.
Der Kölner Bildhauer Gun-
ter Demnig zitiert aus dem
Talmud: „Ein Mensch ist erst
vergessen, wenn sein Name
vergessen ist.“
Der 1947 in Berlin geborene
Aktionskünstler Gunter Demnig ist der Projekterfinder. Er
wurde für sein Projekt „Stolpersteine“ am 4. Oktober 2005
vom damaligen Bundespräsident Dr.Horst Köhler mit dem
Bundesverdienstkreuz geehrt.
Seine Stolpersteine werden
über Patenschaften finanziert.
Stephan Knoblauch
& Marcus Urban
Einführung ins Outlook
Am 18. Juni 2015 trafen
sich fünf Beschäftigte aus
dem Werkstattrat und fünf
Beschäftigte aus der Werkstattzeitung im PC Raum
der August Spindler Straße zu
einer kurzfristig einberufenen
Weiterbildung.
Von Klaus Huntemann lernten wir den Umgang mit Micro-
soft Outlook. Nach drei Stunden hatten wir einen Einblick
bekommen. Gekostet hat es
uns nichts, da es eine interne
Schulung war. Marcus Urban
Aus der Werkstatt
17
Sommerfest im Langzeitwohnheim
An einem Freitag im Juni
2015 fand im Garten des
Wohnheims Keplerstraße das
diesjährige Sommerfest statt.
Zu diesem feierlichen Ereignis
waren neben den Betreuern
und Bewohnern der Einrichtung auch Freunde, Kollegen,
Bekannte und Verwandte eingeladen. Alles in allem waren
rund siebzig Gäste anwesend.
Der Bewohnervertreter Ralf
Hoheisel begrüßte die Anwesenden und wünschte einen
netten Abend. Nach der Rede
konnten die Gäste zu Rostbratwürstchen, Salat, Cocktails
und anderen kulinarischen Genüssen übergehen.
Viele Festteilnehmer unterhielten sich angeregt, und im
Laufe der Veranstaltung entstand eine lebhafte gesellige
Atmosphäre.
Im Laufe des Abends wurde
Tanzmusik gespielt, etwa Helene Fischer, Marianne Rosenberg oder Heinz Rudolf Kunze.
Kurze Zeit wurde auch getanzt. Einige Zeit später spielte eine Gesangsgruppe, die
von einer Gitarristin begleitet
wurde. Die Lieder, die gespielt
wurden, waren aus dem Bereich Rock und Schlager, bei-
Beim Sommerfest Keplerstraße. Foto: Stephan Knoblauch
spielsweise „Alt wie ein Baum“ mer des Abends gingen zufrievon der deutschen Rockband den nach Hause.
Puhdys. Während des Kon
Jan Hendrik Gotthardt
zerts fing es stärker an zu
regnen. Den Musikern kamen
Gäste mit Regenschirmen zu
Hilfe. So blieben die Musiker
Wir arbeiten seit zwei
trocken. Am Ende spielte noch
Wochen mit den Tüchern.
ein Heimbewohner Trompete.
Zuerst haben wir die
Reiner Bergmann war das
Kartons gefaltet, Etiketten
letzte Mal als Heimleiter beim
drauf geklebt und dann
Sommerfest anwesend, weil
die Tücher gefaltet. Imer am Ende des Jahres in den
mer zwei Putztücher zuRuhestand geht. Diesmal hat
sammen, oben drauf kam
er keine Rede gehalten, dafür
ein Papier und das Ganze
aber auch getanzt. Die Teilnehzum Einschweißen. Die in
Plastikfolie eingeschweißten Tücher kommen in einen Karton. In dem Karton
müssen zwölf Tücher-Packungen sein. Dann kommt
ein Deckel drauf und der
Karton wird auf die Palette
gestellt. Immer drei Kartons
hoch stapeln und wenn wir
damit fertig sind, kommt
die Stretchfolie drum herum, damit alles stabil bleibt
beim Transport in den LKW.
Viktoria Bantschikow
Spaß und Musik trotz Regen.
Foto: Claudia Grosse
Putztücher
18
Medizin
Wenn man keine Farben sehen kann
Im Grunde kann das
menschliche Auge über 150
Farben
unterscheiden und
etwa tausend Farbnuancen
registrieren. Nur wenige Menschen weisen einen gestörten
Farbsinn auf. Bei ihnen ist einer der drei Farb-Rezeptoren
eingeschränkt.
Seine Aufgabe ist es, die
auftreffenden Lichtreize in Signale umzuwandeln. Die harmlose Einschränkung führt bei
den betroffenen Personen zu
Schwierigkeiten. Sie können
bestimmte Farben gar nicht
oder nur eingeschränkt zu erkennen. Allerdings darf sie darf
nicht mit der sehr seltenen Farbenblindheit verwechselt werden – dabei ihr keine Farben,
sondern nur Kontraste wahrgenommen werden können. Fast
immer sind Männer davon betroffen, da sie im Gegensatz zu
Frauen nur ein X-Chromosom
besitzen.
Das zweite X-Chromosom
verhindert das Verwechseln der
Farben, was beim Sammeln
von Früchten und im Straßenverkehr ausgesprochen wichtig
ist. Verwechselt man zum Beispiel beim Beerensammeln die
Farben, kann das zum Vergiftungstod führen. Das Gleiche
geschieht im Straßenverkehr,
wenn farbfehlsichtige Autofahrer bei rotleuchtender Verkehrsampel über die Eisenbahnschiene fahren. Um sich und
andere nicht zu gefährden,
braucht jeder Autofahrer einen
Führerscheinsehtest.
Dabei wird nicht nur die Sehschärfe geprüft, sondern auch
die Farbwahrnehmung. Um
dies prüfen zu können, bedient
sich der Optiker oder Augen-
arzt eines Tricks. Mittels verschiedenfarbigen Tafeln kann
er Sehschwächen aufdecken.
Menschen mit Farbsehschwächen dürfen – auch
wenn sie Farben nicht so klar
und deutlich abgrenzen können wie Normalfarbsichtige –
am Kraftfahrzeugverkehr uneingeschränkt teilnehmen.
Die Ausnahme: beim Führen von großen LKWs und
beim „Personenbeförderungsschein“ (Taxi, Busse, Bahn,
Schifffahrt und Luftfahrt) sind
sie ausgeschlossen, da sie
bei Signal- und Warnfarben
nicht irren dürfen – denn davon
hängen Menschenleben ab.
Das Gleiche gilt bei verantwortungsvollen Jobs wie Chemikern, Feuerwehrleuten, Polizisten und so weiter. Diese Jobs
setzen ein intaktes Farbensehen voraus.
Im Straßenverkehr kann das
bei hohen Geschwindigkeiten
und schlechten Sichtverhältnissen dazu führen, dass sie
das rote Rücklicht des vor ihnen fahrenden Autos nicht erkennen oder in der Nacht die
farbigen Verkehrsampeln nur
schlecht von Straßenlampen
und -reklamen unterscheiden können Noch sehr viel
seltener ist die vollständige
Farbenblindheit, bei der aufgrund eines Gendefekts keine
Farbnuancen, sondern nur ein
nebliges Weiß / Grau wahrgenommen wird. Elektriker, Grafiker, Friseure oder Fotografen
sollten sich bei der Einordnung
von Farben sicher sein. Selbst
bei Webseiten kann sich die
Farbfehlsichtigkeit
störend
auswirken. Für Normalfarbsichtige sind die Webseiten mit
blau oder rot hervorgehoben
Worten kein Problem. Bei der
Rot-Grün-Schwäche werden
die oft dunkelrot hervorgehobenen Worte nicht erkannt.
Die Farbfehlsichtigkeit kann
nicht geheilt werden. Sie kann
nur mit getönten Kontaktlinsen oder durch eine getönte
Spezialbrille korrigiert werden.
Dagegen hat die Nachtblindheit nichts mit Farbsehstörung
zu tun, meist geht sie auf den
Mangel an VitaminA zurück.
Marcus Urban
Flamingos ohne Farbe.
Foto: Dr. Olav Hagemann,
Achromatopsie-Selbsthilfe, Laborlexikon. de
Kultur
19
Skandal um Hitlers Tagebücher
Die Filmsatire „Schtonk!“
aus dem Jahr 1992 unter der
Regie von Helmut Dietl stellt
einen großen Presseskandal
der deutschen Nachkriegsgeschichte in den Mittelpunkt
seiner Handlung, und zwar die
Sternaffäre um die gefälschten Hitler-Tagebücher im Jahr
1983.
Es geht um den Kunstfälscher Fritz Knobel (Uwe Ochsenknecht), der schon als
kleiner Junge im besetzten
Nachkriegs-Deutschland amerikanische NS-Gegenstände
anbietet. Viele Jahre später
sitzt er mit seiner Frau Biggi
(Dagmar Manzel) und später
mit der Geliebten Martha (Veronica Ferres) in einem Dorf im
Schwäbischen.
Knobel bekommt von dem
Industriellen Lentz (Rolf Hoppe) den Auftrag, von Eva
Braun, der Frau von Adolf Hitler, ein Nacktbild anzufertigen.
Lentz ist von der Echtheit des
Bildes überzeugt und lässt sich
noch ein Tagebuch des Führers schicken. Auf einer Feierstunde mit Gleichgesinnten
stellt Lentz dieses Buch vor.
Unter den geladenen Gästen sind auch die Nichte Hermann Görings, Freifrau Freya
von Hepp (Christiane Hörbiger), und ihr Partner, der
schmierige Sensationsreporter
Hermann Willié (Götz George)
einer Hamburger Illustrierten.
Der ist in einer miesen Lage:
Seit seiner letzten großen Geschichte für sein Blatt ist schon
viel Zeit vergangen und sein
Hobby, die Göring-Yacht „Carin II“, hat ihn in beträchtliche
Schulden gestürzt. Aber jetzt
scheint es mit Willié aufwärts
Der Entdecker wird gefeiert.
zu gehen. Er lernt den selbsternannten Professor Knobel
kennen und kommt mit ihm ins
Geschäft. In der Chefredaktion
des Blattes wird die Seriosität
Williés in Frage gestellt. Die
Echtheit der Bücher wird angezweifelt und dann aber durch
verschiedene Schriftgutachten
„bewiesen“.
Mehr am Schluss des Films
wird Willié von der Zeitschrift
gefeiert. Er, der zweitklassige
Reporter, ist endlich mal derjenige, der die Fäden zieht und
alles kontrolliert. Dann ist es
irgendwann so weit. Die „Hit-
ler-Tagebücher“ werden der
Allgemeinheit präsentiert. Sie
stellen sich auch als Pressesensation heraus. Jedoch gibt
es ein weiteres Gutachten des
Bundeskriminalamtes, das beweist, dass die Bücher allesamt gefälscht sind.
Der echte Autor der Bücher,
„Prof. Dr. Knobel“ und seine
Gespielinnen können sich mit
gefälschten Pässen ins Ausland absetzen und ziehen sich
am Ende fein aus der Affäre,
wogegen Willié in die Hände
der Polizei fällt.
Jan Hendrik Gotthardt
Der Fälscher bei der Arbeit.
Fotos: Verleih.
20
Aus der Werkstatt
Kochduell in der Werkstatt
Für den 6. Juni 2015 hatte
n die Göttinger Werkstätten einen Test vorbereitet.
Hand in Hand mit Studierenden der PFH – Private Hochschule Göttingen wurde in den
Räumlichkeiten der WfbM ein
„Inklusives Kochduell“ veranstaltet. Die Idee dazu kam von
den Studenten selber.
Pünktlich um zehn Uhr startete das Kochduell mit einer
Kaffeerunde.
Gleichzeitig begrüßte Dagmar Bergau die zehn Werkstattbeschäftigten und die vier
von sieben Studenten in dem
Speisesaal des Hauptgebäudes der WfbM. Sie informierte
die Leute über den Ablauf des
gemeinsamen
Kochwettbewerbs und dann wurden die
Beschäftigten in drei Gruppen
aufgeteilt.
Neben Dagmar Bergau waren noch Elena Prueter und Diana Sobierey dabei.
Um zehn Uhr dreißig begann
das Kochen. Drei Teams traten
Alle Teilnehmer des Kochduells.
mit Vorspeise, Hauptgang und
Dessert zum Duell gegeneinander an.
Als Vorspeise gab es die
italienische Variante des Bruschetta, als Hauptspeise gab
es mit Hähnchenbrust-Gemüse
gefüllte Wraps und als Dessert
gab es einen Erdbeerquark.
Miteinander kochen
Bei dem Kochduell ging es
vor allem um das Miteinander
statt um das Gegeneinander.
In den nächsten zwei Stunden wurden die Gerichte vorbereitet. Nach dem Zubereiten
wurde in der Kantine ein Tisch
mit dem Essen aufgebaut. Anschließend machte eine Mitarbeiterin des Blicks ihre Fotos.
Danach wurde das Buffet
eröffnet. Pünktlich zum Essen
erschien Prof. Dr. Joachim Ahrens, Vizepräsident der PFH.
Mit ihm nahmen alle achtzehn Personen am Tisch Platz,
um das Ergebnis zu verspeisen — wobei das Einwickeln
der Füllung in das dünne Fladenbrot nicht jedermanns SaDie Studentin Linda Koch che war.
arbeitet mit Markus Dorn zuIm Großen und Ganzen wasammen.
ren alle sehr zufrieden und es
Fotos: Dagmar Bergau
sind auch alle satt geworden,
dennoch ist sehr viel übrig geblieben.
Nach dem Verzehren mussten wir uns gegenseitig bewerten. Bei der Beurteilung stellte
sich überraschenderweise heraus, das der Wrap belegte mit
der leckeren Nachspeise den
ersten Platz belegt hatten. Die
Bruschetta erreichte den zweiten Platz. Nur der dritte Platz
erübrigte sich.
Wiederholung gewünscht
Logischerweise wurde nach
der leckeren Mittagessen klar
Schiff gemacht.
Um Viertel vor drei verabschiedeten wir uns und fuhren
nach Hause.
Alle waren mit Begeisterung bei der Sache und manche Beschäftigten würden sich
darüber freuen, wenn es auch
in Zukunft eine Kochgruppe
gäbe.
Vor allem wenn sie dort lernen können, wie sie sich nicht
nur fleischlos und kalorienbewusst bekochen sondern auch
günstig und gesund ernähren
können.
Marcus Urban
Aus der Werkstatt
21
Fünf Jahre Martin-Luther-Straße
Das Wohnhaus in der Martin-Luther-Straße hat fünfjähriges Jubiläum gefeiert.
Bevor man dort einziehen
konnte, musste das Haus umfangreich umgebaut werden,
sodass alles rollstuhlgerecht
wurde. Es gibt sogar Dank eines Mieters Fotos vom ersten
bis zum letzten Schritt dorthin.
Seitdem haben wir von den
Göttinger Werkstätten das frühere Studentenwohnheim in
der Martin-Luther-Straße bezogen. Fünfzehn Appartements
gehören zum Ambulant Betreuten Wohnen, die restlichen
acht Appartements gehören
zum Übergangswohnheim in
der Friedrich-Naumann-Straße. Die meisten Bewohner
vom Anfang sind jetzt nicht
mehr hier. Das hat verschiedene Gründe, die ich hier nicht
nennen möchte.
Die Appartements sind beim
Einzug bis auf das Badezimmer und die Küchenecke leer.
Den Rest bringt man entweder
von der vorherigen Wohnung
mit oder bekommt Möbel von
der Stadt gestellt.
Allerdings nur das Nötigste,
den eventuell übrig gebliebenen Teil muss man dann selber
zahlen. Wir haben in der Zeit
schon vieles in den Einzelstunden, bei denen man einzeln
von einem Betreuer begleitet
wird, gemacht.
Zum Beispiel wurde ganz
gerne mal gekocht, oder auch
in die Stadt einkaufen gegangen, um nur einiges zu nennen.
Natürlich darf man auch den
Schriftverkehr nicht vergessen,
der natürlich auch in solchen
Stunden erledigt wird. Aber
auch in den Gruppenstunden
wurde das unterschiedlichs-
te unternommen. Es gab vom
gemeinsamen Frühstück über
Kaffee- oder Spielenachmittage auch schon die Möglichkeit,
mit nach Kassel zum Einkaufen
zu IKEA zu fahren. Im Winter
haben wir zum Beispiel auch
Teenachmittage gemacht oder
Plätzchen für unsere Weihnachtsfeier hier in der Martin-Luther-Straße
gebacken.
Wir haben auch schon gebastelt oder Vogelfutter selbst hergestellt.
Die Vorbereitung war nicht
immer einfach, denn es waren nicht immer alle, die sich
an der Feier beteiligen wollten,
auch bei den vereinbarten Terminen dabei.
Wir wollten so viel an Essen,
Trinken und Spielen für die
Kinder, die eventuell kommen
sollten, anbieten und hinterher
haben wir dann doch teilweise
etwas kommen lassen.
Das war aber nicht abgesprochen und somit hatten wir
Essen zu viel und mussten das
Gekaufte wieder einfrieren. Zur
Jubiläumsfeier kamen fünfzig
Leute, die wir teilweise selber
als Mieter eingeladen haben,
und auch ein Teil kam von den
Betreuern. Natürlich hielt Herr
Bergmann eine Rede.
Wir hatten auch Musik vom
DJ. Die Party dauerte den ganzen Nachmittag und war echt
gelungen. Claudia Grosse
Wir vom Wohnhaus suchen noch Rollstuhlfahrer,
die fit für das ambulante
Wohnen sind und Spaß
daran empfinden würden,
selbstständiger zu werden.
Euch steht Pflegegeld zu,
das zum Beispiel für eine
Raumpflegerin oder Haushaltsfrau verwendet werden kann. Aber im „normalen“ Leben müsst Ihr
zurechtkommen. Dazu gehört auch, dass man alleine und rechtzeitig auf die
Toilette gehen kann. Alles
andere kann man hier lernen. Wir haben insgesamt
vier Rollstuhlappartements
und zwei sind davon zur
Zeit belegt. cg
Tina Tebjany, Frank Heublein, Rainer Bergmann, Sabrina
Kuhnhold und Jutta Nolte. (von links)
Foto: Grosse
22
Medizn
Laktoseintoleranz: Wenn Milch krank macht
Aber auch bei anderen Süßigkeiten gibt es nur ganz
wenig, was Leute mit dieser
Krankheit essen können.
Zum Beispiel Gummibärchen oder mindestens siebzigprozentige Schokolade.
Das soll aber nicht heißen,
dass man jetzt Schokolade
ohne zu überlegen essen kann,
schließlich hat diese auch mehr
Kalorien.
Was lernen wir daraus? Vieles ist nur in Maßen gut...
Claudia Grosse
Milchprodukte ohne Ende. Ich habe seit Oktober letzten Jahres eine Laktoseintoleranz (Laktoseintoleranz ist keine Milchallergie, sondern eine
Milchzuckerunverträglichkeit!).
Seitdem muss ich mir genau überlegen, wo ich meinen
Kaffee trinken oder meinen Kuchen essen kann.
Cafés, Bäckereien oder Restaurants haben zwar Getränke mit laktosefreier Milch, aber
Kuchen, Torte oder andere
Dinge zu essen, ohne die Tabletten mit Laktaseenzymen zu
nehmen, ist noch nicht möglich.
Das liegt daran, dass der
Verkäufer im Café sich bei dem
Lieferanten erkundigen muss,
was mit laktosefreier Milch zubereitet worden ist und was der
Käufer mit Laktoseintoleranz
lieber nicht essen sollte.
Aber auch in der Werkstatt
kann ich deshalb nicht mehr
essen. Dafür mache ich mir
nach der Arbeit etwas warm.
Daher achte ich darauf, das
alles ohne diesen Stoff ist, das
nennt man auch vegan ernäh-
Foto: siepmannH/pixelio.de
ren. Wenn ich einkaufen gehe,
dann muss ich aber feststellen,
dass schon viele Lebensmittel
ohne Laktose gibt.
Es ginge also, man fragt nur
nicht nach. Ich habe sogar ein
Buch zu Weihnachten bekommen, wo Produkte drin stehen,
die es gibt und wo man Sie
kaufen kann.
Das Buch heißt: „Richtig einkaufen bei Laktoseintoleranz“.
Zum Beispiel gibt es bei
einer Firma alles ohne Milchzucker (so heißt Laktose auf
Deutsch).
Diesen Tipp finde ich sehr
hilfreich zum Beispiel beim Kuchen backen oder wenn ich andere Dinge kaufen will, die man
so nicht bekommt.
Es gibt laut dem Buch leider
noch nicht alles ohne Laktose.
Es ist aber schon ein Anfang,
denn es sind immer mehr Menschen von dieser Allergie betroffen, das kommt davon, dass
im Lauf der Zeit immer mehr
Produkte mit Milch hergestellt
werden. Es schmeckt einfach
besser, so wie es aussieht.
Die schönsten Ostern
der Welt
Mein Ostern dieses Jahr
war der Hammer. Meine zwei
Jahre alte Nichte, meine Brüder und meine Schwägerin
waren da.
Wir haben alle gemeinsam gegessen.
Danach waren meine Mutter, meine Nichte und meine
Schwägerin und ich Eier suchen.
Anschließend hat meine
Nichte zur Belohnung von
meiner Mutter ein Geschenk
bekommen.
Danach sind meine Eltern, mein Bruder und ich
spazieren gegangen. Meine
Nichte wollte unbedingt zu
den Pferden.
Wir haben uns die Pferde
angeguckt. Dann sagte ich:
„Mir ist kalt“ und wir gingen
nach Hause.
Viktoria Bantschikow
Aus der Werkstatt
23
Fotokurs: „Licht und Schatten“
Im Rahmen der arbeitsbegleitenden Maßnahmen fand
im Juli 2015 ein Foto-Workshop zum Thema „Licht und
Schatten“ statt.
Die teilnehmenden Beschäftigten trafen sich an zwei Tagen morgens um Viertel nach
acht in der kleinen Kantine der
August Spindler Straße.
Zu den elf Werkstattbeschäftigten gesellten sich siebzehn
Schüler der Berufsbildenden
Schule am Ritterplan.
Nach der kurzen Begrüßung
sowie ein paar organisatorischen Worten mussten wir eine
Einverständniserklärung unterschreiben, da einige Fotos auf
der Homepage erscheinen.
Danach wurde eine kurzen
Kennenlernrunde mit einer
kleinen Spielrunde zum Aufwärmen veranstaltet.
Nach dem Frühstück wurden wir in Gruppen aufgeteilt
und durften mit den Samsung
Digital Kameras raus zum
Knipsen. Auf dem Gelände
Motto: Licht & Schatten. Motiv: Schatten vom Baum aus
der August Spindler Straße .
Foto: Marcus Urban
konnten wir allerdings nur eingeschränkt fotografieren, da
sich dort ein amerikanisches
Unternehmen befindet. Das
Unternehmen wünscht nicht
fotografiert zu werden beziehungsweise dass die Fotos un-
ter die Leute gebracht werden.
Trotz der tropischen Temperaturen betreuten die Schüler
das Projekt intensiv. Sie erklärten den Werkstattbeschäftigten
den Umgang mit der Kamera
und halfen ihnen bei der Bedienung. Nach dem Fotografieren
wurden die Lichtbilder von der
Speichercard auf den Laptop
gezogen. Die besten Fotos
wurden herausgesucht, um sie
dann über Beamer präsentieren zu können.
Mit der Bildarchivierungsund -verwaltungssoftware Picasa konnten wir die Bilder etwas bearbeiten. Insgesamt war
die Stimmung freundschaftlich.
Keiner hat gemeckert. Es war
eine willkommene Abwechslung.
Das Projekt wurde durch
Aktion Mensch gefördert und
unterstützt durch die Ländliche
Erwachsenen-Bildung Niedersachsen e. V. (LEB). Julia Ring
war die Ansprechpartnerin.
Marcus Urban
Szenario 2050: Zehn Milliarden Menschen
Der Kinofilm „10 Milliarden –
Wie werden wir alle satt“ wurde
vor kurzen im Limieré gezeigt.
Mit seinem neuen Dokumentarfilm „10 Milliarden - Wie
werden wir alle satt?“ stellt der
Filmemacher die Frage, wie
man eine wachsende Weltbevölkerung ernähren kann.
Ich war mit meiner Betreuung dort. Der Film wurde mit
englischen Untertiteln gezeigt.
Daher habe ich auch nicht
jeden Satz mitbekommen. So
weit ich das verstanden und in
Erinnerung habe, ging es um
die Ernährung der Weltbevölkerung, wenn in vierzig Jahren
zehn Milliarden Menschen auf
unserem Planeten leben.
Das Geld, das die Welt dann
über hat, geht nämlich nicht
nur in die Ernährung, sondern
auch in solchen Sachen wie
Wohnungen oder ähnlichem.
Das sage ich.
Wir werden – wie wir auch
schon jetzt tun – die Ernährung
künstlich heranziehen müssen,
was jetzt auch schom zum Beispiel beim Käse der Fall ist, das
aus ein wenig künstlich mehr
mehr gemacht wird. So wird es
auch immer mehr beim Fleisch
gemacht. In den Entwicklungsländern lernt man jetzt schon,
aus wenig viel zu erwirtschaften, damit dort nicht so viele
Menschen verhungern.
Das ist in den letzten Jahren
auch um zwei Drittel zurückgegangen. Das heißt, wenn früher
jeder dritte Mensch in Afrika
an Unterernährung gestorben
ist, stirbt heute nur noch jeder
zehnte. Das ist wie ich finde,
ein sehr schönes Ergebnis.
Claudia Grosse
24
Kultur
Die Bärenstimme ist verstummt
Wer kennt die Geschichten
von Winnie Puuh nicht? Viele Leser werden sie noch aus
ihren Kindertagen kennen.
Rezitiert hat sie der Hörbuchsprecher Harry Rowohlt. Dazu
kommt auch noch die „Die
Schatzinsel“ von Robert Louis
Stevenson.
Am 15. Juni 2015 ist der Bär
mit großem Verstand im Alter
von 70 Jahren in seiner Heimatstadt Hamburg gestorben.
Nicht viele Menschen brachten den gelernten Verlagsbuchhändler mit der Rolle des versoffenen „Obdachlosen Harry“
in Verbindung, die er in insgesamt 193 Folgen der ARD-Vorabendserie „Die Lindenstraße“
überzeugend verkörperte.
Harry Rowohlt schlug die
Karriere als „Verlagserbe“ aus
und ging lieber seinen eigenen Weg. Während er Bücher
von Ken Bruen, Kurt Vonnegut
oder von Flann O’Brien sowie
mehrere Theaterstücke in die
deutsche Sprache übersetzte,
übernahm sein 37 Jahre älterer
Halbbruder Heinrich Maria Ledig-Rowohlt nach dem Tod von
Ernst Rowohlt die Leitung des
Harry Rowohlt im Jahr 2009.
Foto: nifoto, Wikimedia
wiedereröffneten Rowohlt-Verlags allein. Zu den Übersetzungen zählen auch der Kinderbuchklassiker „Pu der Bär“ von
Alan Alexander Milne. Darüber
hinaus lieh der unermüdliche
Künstler Winnie Puuh seinen
Bass. Des Weiteren erhielt der
freischaffende Künstler allerhand Auszeichnungen, darunter das „Goldenes Hörbuch“
und den „Göttinger Elch“.
Seit 2007 litt er unter der
unheilbaren, alkoholbedingten
Nervensystemerkrankung Polyneuropathie, die ihn zeitweise in den Rollstuhl zwang.
Gestorben ist der bärbeißige
Schriftsteller nicht an Polyneuropathie, sondern an den Folgen einer Krebserkrankung
Harry Rowohlt lebte mit seiner Ehefrau Ulla in Hamburg
Eppendorf. Marcus Urban
Junges Theater ab jetzt auch barrierefrei
Seit dem 17. Mai diesen
Jahres ist ein Treppenlift in den
Eingang vom Jungen Theater
eingebaut und mit der Abendvorstellung eingeweiht worden.
Die erste Rollstuhlfahrerin war
die Kerstin Schulz von den
Göttinger Werkstätten.
Ich habe den Lift bei einer
anderen Vorstellung ebenfalls
schon benutzt. Dabei merkte
ich, dass das Personal sich an
die Bedienung des Liftes erst
einmal gewöhnen muss.
Wie sagt man so schön: „Jeder Anfang ist schwer!“
Das liegt auch vielleicht daran, dass nicht jeden Tag ein
Rollstuhlfahrer oder -fahrerin
dort sich etwas ansieht und damit vielleicht auch nicht jeder
in jeder Schicht einen solchen
Gast zu betreuen hat.
Claudia Grosse
Ein erster Test.
Foto: Junges Theater
Kultur
25
Abschied von einer moralischen Instanz
Jetzt hat es auch ihn erwischt. Einer der großen bundesdeutschen Nachkriegsliteraten, Günter Grass, ist am 13.
April 2015 im Kreise seiner Familie in einem Lübecker Krankenhaus verstorben.
Ich muss gestehen, dass ich
selbst nie so den ganz engen
geistigen Bezug zu Grass aufbauen konnte. Dies liegt wohl
daran, dass ich Jahrgang 1978
bin und nicht aus einer linksintellektuellen Familie komme.
Zumindest habe ich aber einen Roman von ihm gelesen:
„Ein weites Feld“, der 1995 erschien und sehr kontrovers diskutiert wurde, da er sich kritisch
mit der deutschen Wiedervereinigung auseinandersetzt.
Nobelpreisträger
Dieses Buch wurde im
Hamburger Nachrichtenmagazin „DER SPIEGEL“ von dem
mittlerweile ebenfalls verstorbenen Literaturkritiker Marcel
Reich-Ranicki
buchstäblich
ver- und zerrissen, was meines Erachtens ein bisschen im
Widerspruch dazu steht, dass
Reich-Ranicki über einen langen Zeitraum Grass für den
Literaturnobelpreis
geeignet
hielt, den Grass dann auch
1999 für sein Gesamtwerk erhielt. Grass wurde am 16. Oktober 1927in Danzig (heute
Gdansk) geboren.
Sein größter Romanerfolg
ist „Die Blechtrommel“, der
auch im Vorkriegs-Danzig angesiedelt ist. Was bei Grass
auffällig ist, dass die meisten
seiner Bücher mit der NS-Zeit
direkt oder indirekt zu tun haben. Er geriet nach dem 8. Mai
1945 in amerikanische Kriegs-
Günter Grass. Foto: Blaues
Sofa, Wikimedia Commons.
gefangenschaft und wollte
nach seiner Freilassung 1946
ursprünglich in Göttingen Abitur machen, was er sich aber
anders überlegte. Stattdessen
absolvierte er eine Ausbildung
zum Steinmetz in Düsseldorf
in einem Grabsteingeschäft in
den Jahren 1947/48.
Anschließend
studierte
Grass bis 1952 Grafik und Bildhauerei an der Kunstakademie
in Düsseldorf.
Parallel dazu begann er zu
schreiben. Eins seiner frühen
Werke war das Theaterstück
„Hochwasser“, das im Januar
1957 in Frankfurt am Main uraufgeführt wurde. Zudem war
Grass ab 1957 der Schriftstellervereinigung „Gruppe 47“ zugehörig.
Im Jahr darauf (1958) erschien sein weithin bekanntestes Werk: „Die Blechtrommel“.
Grass hatte das dazugehörige
Manuskript in Paris verfasst. In
der französischen Hauptstadt
hielt er sich von Anfang 1956
bis Anfang 1960 auf. Später
hatte er wieder einen längeren
Auslandsaufenthalt, und zwar
in Indien, hauptsächlich in Kalkutta.
Weiterhin ist es so, dass
Günter Grass sich auch immer
wieder in politische Belange
eingemischt hat. Er war ein
Freund des sozialdemokratischen Bundeskanzlers Willy
Brandt und leistete bei mehreren Bundestagswahlkämpfen
Wahlkampfhilfe für die SPD.
SPD-Mitglied
Von 1982 bis 1993 war Grass
sogar SPD-Mitglied. 1993 trat
er dann aber voller Empörung
aus, da die Sozialdemokratische Partei Deutschland dem
Asylkompromiss zugestimmt
hatte. Der Kompromiss beinhaltete die Verschärfung des
Asylrechts in Deutschland.
1999 erhielt Grass den Literaturnobelpreis für sein Lebenswerk. Darauffolgend in
den Jahren war er umstritten,
weil er ein Israel-kritisches Gedicht geschrieben hatte und
daraufhin der Antisemitismusvorwurf im Raum stand.
In seiner Autobiographie
„Beim Häuten der Zwiebel“ bekannte er sich dazu, bei Kriegsende der Waffen-SS angehört
zu haben.
Abschließend möchte ich
noch anmerken, dass mir Günter Grass sehr fehlen wird.
Auch wenn man ihm durchaus
den moralistischen Zeigefinger
unterstellen kann, so war er immer ein wichtiger Mahner und
Warner in der Bundesrepublik
Deutschland.
Jan Hendrik Gotthardt
26
Aus der Werkstatt
Die Arbeit in der Druckerei
Hans-Jürgen Nolte und Marcus Urban (v.l.) bei der Arbeit.
Foto: Theodoro Da Silva
Unsere digitale Druckvorstufe ist kein Copyshop oder Internetcafé. Sie ist die wichtigste
Schnittstelle zwischen Datenanlieferung und der Druckerei.
Der Arbeitstag in der Druckvorstufe beginnt damit, dass
der Gruppenleiter Hans-Jürgen
Nolte in den E-Mail-Eingang
schaut und sortiert die Mails
anhand nach Dringlichkeit. Aus
organisatorischen Gründen benutzt der Gruppenleiter seinen
elektronischen Posteingang als
persönliche To-Do-Liste („Aufgabenliste“), die er durch seine
gewissenhafte und strukturierte Arbeitsweise nach und nach
abhakt – auch wenn er unter
Termindruck steht.
Einige von den Mails leitet
er an die Druckereibeschäftigte Elisabeth Neuschild weiter,
aus den angehängten Dateien
erstellt sie dann einwandfreie
Druckdaten. Die Dateien werden nicht immer in EPS, PDF
oder PS-Dateiformaten erstellt.
All zu häufig werden sie im
Word-Format erstellt und müs-
sen dann mühevoll umformatiert werden. Es kommen nicht
nur Bestellungen per E-Mail, es
kommen auch Kunden.
Bei den Beratungs - und
Verkaufsgesprächen geht es
fast immer um originelle Einladungskarten, Formulare, Visitenkarten, Banderolen für die
Konservendosen oder ähnliches. Was die WfbM-Druckerei
nicht umsetzen kann, sind Plakate im DIN A1 - Format.
Hierfür fehlen die Großformatdruckmaschinen. Möglich sind
Abschlussarbeiten wie Dissertationen, Master- und Bachelorarbeiten, Diplomarbeiten sowie Habilitationsschriften.
Hans-Jürgen Nolte muss
sich als Verkaufsgenie beweisen. Als verantwortlicher Layouter weiß er was praktikabel ist und weist auch auf die
rechtliche Situation hin – denn
rechtswidrig hergestellte Kopien von Fotos oder Texten stellen eine teure Copyrightverletzung dar. Die Frage nach den
genauen Kosten wird von den
stellvertretenden Abteilungsleiter Stephan Scholle beantwortet. Ist im gemeinsamen
Gespräch alles geklärt worden,
werden die nicht digitalen Unterlagen wie Lithografien, Skizzen und analoge Fotos mittels
der digitalen Druckmaschinen
eingescannt. Andere möchten
sich die Layoutkosten sparen
und bringen ihre Entwürfe auf
einer CD oder einem USBStick mit. Die benötigten Dateien werden heruntergeladen
und wie die anderen Daten in
Unterordnern auf dem Home
Server abgespeichert – das
Risiko einer infizierten Datei
ist immer gegeben. Nach dem
Abspeichern können die Daten
über ein lokales Netzwerk abgerufen und mit professionellen Grafikprogrammen bearbeitet werden.
Aber es sind nicht nur Bilder,
die in der digitale Druckvorstufe bearbeitet werden. Zu den
Fotos kommen Texte. Bevor
sie verwendet werden, werden
sie auf mögliche Rechtschreibfehler hin überprüft. Die Hauptaufgabe der Druckvorstufe besteht darin, die abgegebenen
Materialien nach den Originalen des Kunden originalgetreue
zu montieren und für den Druck
vorzubereiten.
Gerade im Hinblick auf das
Urheberrecht und Copyright
greift der Mediengestalter gern
auf das Digitalisiertablet oder
seine persönliche Fotosammlung zurück. Anschließend wird
der Probedruck bis zu einem
Großformaten von SRA3 und
Grammaturen bis 300 Gramm
pro Quadratmeter gedruckt.
Er wird dann dem Kunden zur
Genehmigung vorgelegt – bei
Aus der Werkstatt
größeren Projekten wie Familienchroniken
bekommen
die Kunden einen schriftlichen
Kostenvoranschlag.
Der Kunde hat dann die
Möglichkeit, seine Änderungswünsche zu äußern, bis er
zufrieden ist. Da die digitale
Druckvorstufe im CMYK-Farbraum druckt wird, können
die Sonderfarben wie Pantone
oder HKS nicht zu hundert Prozent getroffen werden – häufig
werden die entsprechenden
Farbprofile fest ge- bzw. hinterlegt. Nach der Korrektur geht
der Kundenautrag in Produktion – wobei sich der Digitaldruck bei Kleinauflagen rechnet, während der Offsetdruck
bei größeren Auflagen die kostengünstigere Variante ist. Damit weiter alle zusammenhängenden Arbeiten reibungslos
ablaufen, gehen alle bedruckten Papierbogen zur Endverarbeitung in die benachbarten
Räume der Druckvorstufe.
27
Hier werden die Arbeitsschritte noch von Hand erledigt. Nur
vereinzelt finden mechanisierte
Produktionsabläufe statt. Dazu
müssen die Druckereibeschäftigten falzen, schneiden, zusammentragen, heften, nuten,
klammern, laminieren und einiges mehr. Ist der Druckauftrag
fertig gestellt, werden sie von
den Freiwilligen des sozialen
Jahr („FSJ‘lern“) verpackt und
an die Kunden ausgeliefert.
Marcus Urban
Ein Tassenrezept: Der Buttermilchkuchen
2 -3 Tassen Zucker
1 Päckchen Vanillezucker
2 Tassen Buttermilch ( 1 Becher 500 g )
3 Eier
4 Tassen Mehl
1 Päckchen Backpulver
Caffè - la tazza.
Foto: Alwin Gasser/pixelio.de
Alles miteinander verrühren. Teig auf ein Blech geben.
2 Tassen Mandeln ( oder Kokosraspeln )
mit 1 Tasse Zucker verrühren und auf den Teig geben
20 Minuten backen bei 180 – 200 Grad
Nach dem Backen
200 g Butter und ¼ l Sahne
Aufkochen, heiß darüber schütten, fertig !
Kalt stellen und dann lasst es Euch schmecken! Ursula Schreiber
28 Leben & Gesellschaft
Inklusion in Göttingen (AG: Wohnen)
Im Sommer gab es im Neuen Rathaus ein Treffen zum
Thema „Inklusion“. In dem Gespräch ging es um die Frage,
ob Göttingen inklusionsfähig
ist. Das heißt zum Beispiel:
Wie können wir von der Werkstatt uns als „behinderte Menschen“ in die Gesellschaft mit
einfügen?
Wir konnten uns zwischen
sechs Themen eines aussuchen. Darunter waren die Arbeitsgruppen Wohnen, Arbeiten, Freizeit, Kita und Schule...
Ich habe mich mit meiner
ambulanten Betreuung für das
Thema „Wohnen“ entschieden.
Als alle sich ein Thema ausgesucht hatten, gingen die Gruppen in die einzelnen Räume.
Als wir nun angefangen haben,
hieß es aus Zeitgründen: keine
Kommentare untereinander.
Wir sollten als ersten Schritt
aufschreiben, was wir in dem
Bereich „Wohnen in Göttingen“
ändern wollen und als zweiten
Schritt, wie wir das tun wollen!
Wir hatten dazu eine halbe
Stunde Zeit. Danach schaffte
es unsere Gruppe nur noch,
die einzelnen Punkte laut vorzulesen.
Dann hängten wir die jeweiligen Blätter an eine Pinnwand
und es war leider auch schon
Zeit, wieder zurück in den Saal
zu kommen. Nun zeigte jedes
Team, was sie besprochen hatten. Zum Schluss wurden Klebepunkte verteilt. Diese sollten
wir auf die Zettel, die an den
Pinnwänden hingen, verteilen,
um nachher heraus zu bekommen, was allen am wichtigsten war. Nach vier Stunden
war dann die Veranstaltung zu
Ende. Ich habe sehr viel von
dem Nachmittag gehabt und
wollte auch bei einem neuen
Termin wieder kommen.
An diesem nächsten Termin
waren auch andere Gruppen
von uns dort. Trotzdem waren
die Gruppen komplett getrennt.
Am Anfang haben wir uns noch
einmal vorgestellt und gesagt,
warum wir gekommen sind.
Dann sagte man noch einmal
das, was an Themen zu besprechen war. Das war auch in
den E-Mails zu lesen, die wir
bekommen hatten.
Wir überlegten in zwei Gruppen, wie man das mit dem
Wohnen für „behinderte Menschen“ umsetzen könnte und
wir haben auch einige Ideen
gehabt. Zum Beispiel: alte leer
stehende Häuser umzubauen
und nicht gleich neues Land
dafür zu nutzen, um solche
Projekte auszuführen.
Wir hatten auch ein Sommerfest mit Grillen von der Arbeitsgemeinschaft „Wohnen“.
Dort haben Sie eine Art „Fahrplan“ von unserer und den anderen Gruppen gezeigt, also
was alles schon erledigt wurde.
Wir unterhielten uns auch über
unsere Lebenssituation.
Natürlich gab es bei dem
Grillfest auch etwas vom Grill
und Salate zu Essen, aber das
war nur Nebensache. Es gab
auch Sprüche von der „Aktion
Mensch“ und Fragen über Leute mit einer Behinderung und
deren Umgang. Das gab es,
weil „Aktion Mensch“ im letzten Jahr 50 Jahre alt geworden
sind.
Da ich zu der Zeit eine Verletzung hatte, ging ich schon
eher von der Feier, leider. Es
war nämlich sehr interessant.
Dann war mal wieder nach
langer Pause eine Sitzung im
Rathaus, wie fast immer im
11. Stockwerk in Zimmer 1118.
Dieses Mal war die Sitzung so
früh, dass ich von zu Hause
kam. Wir, das heißt, ich und
meine Betreuung, waren so
pünktlich, dass wir noch vor der
Sitzung da waren. Wir mussten
sogar noch teilweise auf die
anderen warten.
Erst war wie immer eine Vorstellungsrunde für alle Beteidigten. Es ging ein letztes Mal
darum, wo Wohnungen sind
und wie die aussehen sollten,
beziehungsweise, was drin
sein sollte. Wie ich fand, war
das schon ein wenig langweilig. Wie immer ging die Sitzung
zwei Stunden. Danach bin ich
zum ersten Mal alleine mit dem
Stadtbus zur Arbeit gefahren.
Das war schon eine Erfahrung
für sich in meinem Leben. Aber
diese Erfahrung hätte ich früher oder später sowieso gemacht, wegen der Selbstständigkeit... Spätestens, wenn ich
in die Lotzestraße einziehen
sollte, fahre ich auch mit dem
Stadtbus zur Arbeit! Das aber
nur so nebenbei... Mal schauen, wie es mit dem Thema weitergeht... Claudia Grosse
Zur Inklusion... Foto: www.
dasdenkeichduesseldorf.
wordpress.com / pixelio.de
Leben & Gesellschaft
29
Mit dem Motorrad durch Bayern
Dieses Jahr war ich nach
einem Jahr Pause wieder mit
der ASBH (Arbeitsgemeinschaft Spina bifida und Hydrocephalus) unterwegs. Es
ging nach Altötting. Der nächst
größere und bekanntere Ort ist
München. Ich fuhr mit dem Taxi
zum Bahnhof. Dort habe ich
mich bei der Touristeninformation gemeldet, dass die mir mit
meinem Gepäck helfen in den
Zug einzusteigen. Natürlich mit
einer Einstiegshilfe. Dann fuhr
ich erst mit dem ICE bis nach
München. Dort habe ich fast
zwei Stunden auf die nächste
Bahn gewartet, die mich nach
Mühldorf brachte.
Unterwegs nach Altötting
Vorher habe ich jedoch eine
Person auf dem Münchner
Bahnhof entdeckt, die auch mit
mir nach Altötting fahren wollte. Das wusste ich, weil wir ein
paar Tage vor der Fahrt eine
Teilnehmerliste
bekommen
hatten und ich Sie schon kannte. Es waren zum Schluß zwölf
Mitglieder von der ASbH und
vier Betreuer von YAT (Reiseanbieter für Menschen mit
Handicap) mit.
In Altötting waren wir in einem Hotel untergebracht. Wir
waren schon einmal in einer
besseren Unterkunft untergekommen. Das Essen war auch
nur durchschnittlich, außer die
Pizza, die es einmal in der Woche gab und die Cocktails waren auch nicht schlecht.
Im Haus gab es nur wenige
Rückzugsorte außer dem eigenen Zimmer. Einer war die
Bierstube. So nannte man den
Raum, weil es dort ein Kühlschrank mit Getränken gab. Es
konnte dort aber auch musi-
Das Motorrad mit Beiwagen. ziert oder auch von CD etwas
angehört werden. Wir hatten
noch einen Fernsehraum dort,
aber es sah keiner von uns etwas dort.
Motorrad und Flugzeug
Wir konnten ebenfalls vom
Haus als Beifahrer mit einem
Moped fahren. Der Hausherr
selber fuhr uns jeden einzeln
zu verschiedenen Zeiten und
Tagen. Das habe ich natürlich
ausgenutzt. Wir sind eine gute
viertel Stunde durch die Dörfer
und Querfeldein gefahren. Es
war mein erstes Mal, das ich
so etwas erleben durfte. Was
ich auch zum ersten Mal getan
habe, war ein Flug mit einem
kleinen
Propeller-Flugzeug.
Wir saßen zu sechst in der Maschine. Der Flug dauerte
ca.
20 Minuten. Beides fand ich
war echt schön, ich hätte mich
geärgert, wenn das beides
nicht funktioniert hätte.
Das erste Mal mit der ASbH
sind wir auch schwimmen gegangen. Leider waren nur vier
von uns Rollifahrern im Wasser
mit drei von fünf Betreuern. Die
anderen waren auf der Wiese
und genossen die Sonne. Natürlich cremten wir uns alle vor-
Foto: Claudia Grosse
her ein. Auch die in das Wasser
gingen. Es kommen schließlich
auch die Sonnenstrahlen von
oben auf das Wasser und das
ist viel gefährlicher als auf der
Wiese.
Wir Frauen waren natürlich
auch in den Läden Anziehsachen einkaufen. Ich fand aber
nicht so viel, da es vor Ort nur
Geschäfte gab, die kleinere
Größen hatten, als ich brauchte. Aber auch ich, habe nach
langer Suche etwas gefunden.
Alle Wünsche erfüllt
Dass es trotz zu wenig Betreuern ein wirklich schöner Urlaub war, lag daran, dass unsere diesjährigen Betreuer alles
in Bewegung setzten, um alle
Wünsche von uns zu erfüllen.
Auch weil dieses Mal auch kein
Zwang da war, irgendetwas
mitzumachen. Denn schon,
wenn einer nicht weg vom Hotel wollte, blieb eine Betreuerin
bei der Person, falls irgendwelche Probleme auftauchten.
Ich werde mir Ende des Jahres den Katalog von YAT zuschicken lassen und fliege mal
mit dem Verein nach Griechenland oder Mallorca.
Claudia Grosse
30
Leben & Gesellschaft
PEGIDA – Gefahr für unsere Demokratie?
Seit Herbst 2014 demonstrieren die „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung
des Abendlandes“ (PEGIDA)
in verschiedenen deutschen
Großstädten, besonders in der
sächsischen Landeshauptstadt
Dresden.
Ich persönlich stelle mir dabei verschiedene Fragen: Was
soll ein „europäisches Vaterland“ sein, da es doch viele
kleine Nationalstaaten in Europa gibt, die allesamt eine eigene nationale Identität besitzen?
Ferner ist fragwürdig, was ausgerechnet in Sachsen an „Islamisierung“ von statten gehen
soll, weil dort der islamische
Anteil an der Gesamtbevölkerung 0,1 Prozent (!) beträgt.
„Wir sind das Volk?“
Was ich an der ganzen Sache unverschämt finde, ist,
dass die PEGIDA-Demonstranten in Dresden und Chemnitz „Wir sind das Volk“ rufen.
Zugegeben, es gehen zumeist bis zu 10.000 Menschen
in Dresden und Chemnitz auf
die Straße. Aber die Parole
„Wir sind das Volk“ stammt ja
von den Montagsdemos in der
damaligen DDR (Herbst 1989),
als in Dresden und später in
Leipzig eine „andere“ DDR gefordert wurde. Nur damals wurde im Sinne der Volksmassen
agiert, und PEGIDA ist ja nur
eine Minderheit
Personifiziert ist PEGIDA
durch dessen Gründer und
Vorsitzenden Lutz Bachmann
(Jahrgang 1973), einen gelernten Koch, der wegen verschiedener Delikte vorbestraft ist (u.
a. Diebstahl, Einbruch und illegaler Besitz von Rauschgift). Er
selbst sieht sich aber nicht als
rechtsradikal und/oder rassistisch, sondern als „klassischen
CDU-Wähler“.
Andererseits
zeigt Bachmann gewisse Sympathien mit der rechtsextremen
NPD. Ende Januar 2015 zeigte
er sich mit Hitler-Oberlippenbart und entsprechender Frisur
im Internet, was seinen PEGIDA-Ausschluss zur Folge hatte. Zudem wurde gegen Bachmann wegen Volksverhetzung
ermittelt.
Politisches Comeback
Lutz Bachmann feierte ein
politisches Comeback: Nach
gerade einmal knapp vier Wochen wurde er abermals zum
PEGIDA-Vorsitzenden
gewählt. Zudem hat der Verein
auch einen stellvertretenden
Vorsitzenden und darüber hinaus auch einen Schatzmeister.
Bedenklich finde ich allerdings, dass die Ex-AfD-Politikerin Tatjana Festerling als
neues PEGIDA-Mitglied auf-
genommen wurde. Dadurch ist
der islamkritische Verein auch
wieder formalrechtlich handlungsfähig.
Bachmann gab bei seiner
Rücktrittserklärung zu, dass er
Asylbewerber im Internet als
„Dreckpack“ und „Viehzeug“
bezeichnet hatte. Er entschuldigt sich aufrichtig dafür und
erklärt, dass er solche Äußerungen so nicht noch einmal
tätigen würde. Damit hätte er
„den Interessen der Bewegung
geschadet“.
Wenn ich Bachmann richtig
verstanden habe, ist er nicht
a priori gegen Ausländer eingestellt, sondern „nur“ gegen
„Wirtschaftsflüchtlinge“,
die
„unseren“ Wohlstand abkassieren würden. Ihm schwebt
eine Ausländerpolitik vor, wie
sie in der Schweiz und in Kanada praktiziert wird, wo zumeist
qualifizierte Ausländer einreisen dürfen.
Die Politik Bachmanns und
PEGIDAs erinnert mich teilweise an die Ausländerpolitik
der CSU in Bayern. Der dortige
Innenpolitiker Günther Beckstein sprach mitunter auch von
„mehr Ausländern, die uns nützen und weniger Ausländern,
die uns ausnützen“, was meines Erachtens auch als geistige Brandstiftung erachtet werden muss.
Trotzdem bin ich trotz dieser traurigen Tatsachen noch
nicht alarmiert, aber durchaus
wachsam geworden. Ich denke
aber, dass eine wehrhafte Demokratie, in der wir alle leben,
mit so einem Phänomen wie
PEGIDA angemessen umgeHört mich denn keiner? Foto: hen kann.
Karl-Heinz Laube/pixelio.de
Jan Hendrik Gotthardt
Leben & Gesellschaft
31
Aus dem Tagebuch einer Reisenden
in Sachen Inklusion
Eines Tages war ich in Berlin
und verlief mich auf der Suche
nach meinem Hotel. Die Wegbeschreibung meiner Assistenz
reichte nicht ganz. Also nahm
ich mein Smartphone und werkelte mit dem Navigator rum.
Gerade las ich den Warnhinweis trotzdem auf meine Umgebung zu achten, da knallte
ich schon gegen einen Laternenpfahl. Es machte böng und
dann hat der Akku versagt.
Irgendwie habe ich das Hotel doch noch gefunden. Ich
beschloss, mich nicht mehr auf
die Technik zu verlassen.
Bis ich eines Tages in Reutlingen aus dem Bus stieg und
wieder mal das Hotel suchte.
Ich ging über eine Fußgängerbrücke und stand vor einem
Eroscenter. Ich fragte mich gerade ob meine Assistenz das
Foto: Margot Kessler/pixelio.de
Kleingedruckte nicht gelesen
hatte. Da kam mir ein junger
Mann entgegen. Er hatte ein
IPhone, das funktionierte. Obwohl er nach eigenem Bekun-
Früh für später vorsorgen
Nicht nur ich, die schon seit
meiner Geburt im Rollstuhl sitze, sollte auf Barrierefreiheit
achten, sondern jeder. Man
weiß nie, ob einer von der Familie ernsthaft krank wird. Das
kann, wenn man Glück hat, erst
im Alter kommen, aber es gibt
auch genügend Beispiele, wo
es ganz plötzlich anders kam.
Ich zum Beispiel wohne in
einem für mich rollstuhlgerecht
ausgebauten Appartement und
brauche mich daher nicht um
solche Sachen im hohen Alter
oder wenn es akut zu Altersproblemen kommt, zu sorgen.
Ich spreche da von einem
Badezimmer, das eine breitere
Tür hat, wo der Boden rutschfeste Fliesen hat und die Toi-
lette etwas höher in der Wand
sitzt. Aber auch das Waschbecken und der Spiegel dazu
müssen auf der richtigen Höhe
sein. In der Dusche darf natürlich keine Sitzgelegenheit wie
Duschstuhl oder Hocker fehlen. Dabei muss man auch auf
die Größe der selbigen achten.
Ein Fahrstuhl sollte natürlich
auch vorhanden sein, es sei
denn, man wohnt ebenerdig.
Ebenso sollten alle Fenstergriffe für Rollstuhlfahrer spätestens bei einem Krankheitsfall, der etwas gravierender ist,
auf der entsprechenden Höhe
sein. Das Ganze muss man
natürlich nicht alleine zahlen,
das zahlt die eigene Krankenkasse. Claudia Grosse
den und der Sprache nach
nicht aus Reutlingen (BadenWürttemberg) kam, hat er mich
gut ins Hotel gelotst.
Kristina Schulz
Kaufhilfe
Ich habe in einer Zeitung
einen Einkaufswagen für
Rollstuhlfahrer
gesehen.
Der ist so gebaut, dass man
auch im Rollstuhl die Dinge,
die man kaufen will, selbst
in den Wagen legen kann.
Er ist so tief, dass wir dafür
keine Hilfe mehr brauchen.
Diese Einkaufswagen gibt
es aber leider noch nicht
überall in den Geschäften.
Es wäre ein Anfang, wenn
die Läden damit anfangen
würden, die in mehreren
Städten Filialen haben, und
damit dann mehrere Rollstuhlfahrer erreichen würden.
Claudia Grosse
32
Backen
Die Kalte Schnauze hat Jubiläum
Der ungebackene Schokoladen-Kekskuchen lässt sich auf
den Anfang der 1950er-Jahren
zurückführen und durfte in den
60er und 70er-Jahren auf keinem Kindergeburtstag fehlen.
Es handelt sich dabei um den
im Volksmund bekannten „Kalten Hund“ oder „kalte Schnauze“.
Die Idee kam aus der Not heraus. Eine erfinderische Hausfrau sollte einen Kuchen für
eine Geburtstagsfeier backen.
Leider hatte sie nur Butterkekse, Schokolde und Palmin da.
Also füllte sie die Schokolade in einen Topf und schmolz
die über einer Feuerstelle und
mischte die Masse mit Palmin.
Dann füllte sie die flüssige
Schokolade in eine Kastenbackform und legte dann Kekse darüber. Das machte sie so
lange, bis die Form voll war.
Dann tat sie das für ein paar
Stunden in den Kühlschrank.
Als sie diesen Kuchen bei
der Geburtstagsfeier als ihr
persönliches Rezept vorstellte
und dabei auch meinte, dass
sie nichts anderes zu Hause
hatte und das aus der Not heraus tat, sagten alle, dass sie
dieses Rezept veröffentlichen
sollte.
Das Rezept ging dann in
kurzer Zeit um die Welt und
auch heute noch, nach über
60 Jahren, ist das Rezept nicht
nur bei armen und praktisch
veranlagten Menschen noch
bekannt. Wir hatten das auch
schon bei Geburtstagspartys,
immer eine einfache, schnelle,
billige, aber auch leckere Idee,
wie ich finde.
Und auch für Kindergeburtstage ist die „Kalte Schnauze“
geeignet: Die Kinder können
zum Beispiel beim Umrühren
der Schokolade helfen, natürlich unter Aufsicht eines Erwachsenen, oder auch beim
Gießen der heißen Schokolade
in die Form.
Aber bitte, liebe Kinder: Keine heißen Töpfe mit der bloßen
Hand anfassen! Nehmt einen
Topflappen in jede Hand und
fasst damit die Griffe vom Topf
an.
Auch die Kekse in die Form
legen kann jeder.
Claudia Grosse
Impressum
Herausgeber :
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37079 Göttingen
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Fax : 0551 / 5065 - 200
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Udo Angerstein (Leitung), Jan Hendrik
Gotthardt, Ursula Schreiber, Kristina Schulz,
Marcus Urban, Claudia Grosse, Viktoria
Bantschikow, Stephan Knoblauch
Gestaltung, Layout, Satz:
Marcus Urban und Udo Angerstein
Druck:
Göttinger Werkstätten gemeinnützige GmbH
Kalte Schnauze.
Foto: loewyne/pixelio.de
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