Flyer Deutsch - Deutsche Schule Genf
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Flyer Deutsch - Deutsche Schule Genf
„Klang aus verlorener KonzertZeit“ mit Werken von Wolfgang Jakobi Bohuslav Martinù Victor Ullman Lori Laitmann Einführungsgespräch: Dr. Andreas Ullrich, der Enkel Wolfgang Jakobis am 31.05. 2011 um 19.30 Uhr Deutsche Schule Genf 6, Ch. Champ-Claude CH - 1214 Vernier T. +41 (0)22 795 07 10 [email protected] www.dsgenf.ch Eintritt: 20,- CHF Schüler, Studenten frei Wolfgang Jakobi Nach dem Ersten Weltkrieg und seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft studierte Wolfgang Jacobi an der Hochschule für Musik in Berlin. Da sein Vater ein getaufter Jude war, wurde er nach 1933 als „Halbjude“ mit einem Berufsverbot belegt und ging daraufhin nach Italien. Er kehrte nach dem Krieg nach Deutschland zurück und ließ sich in München nieder. Dort übernahm er eine Professur für Komposition, Harmonielehre und Kontrapunkt an der Hochschule für Musik. Er beteiligte sich außerdem am kulturellen Aufbau in der Nachkriegszeit. Er gründete das „Studio für Neue Musik” und übernahm den Vorsitz des Verbandes Münchner Tonkünstler sowie des entsprechenden Bayrischen Landesverbandes. Er verstarb 1972 in München. Sein kompositorisches Schaffen umfasst Instrumentalwerke sowie Vokalwerke. Seine Musik wurde beeinflusst von Debussy, Paul Hindemith, Max Reger sowie Béla Bartók. Bohuslav Martinù 1890 in einer böhmischen Kleinstadt als Sohn eines Schuhmachers und Türmers geboren, musikalisch groß geworden in Paris, vor den Nazis in die USA geflüchtet, in den 1950ern nach Europa zurückgekehrt, lebte Bohuslav Martinù abwechselnd in Frankreich, Italien und der Schweiz. Hier starb er am 28. August 1959, ohne je wieder heimischen Boden betreten zu haben. Besonders die Musik des französischen Impressionismus wie auch die tschechische Volksmusik haben seine sehr persönliche, unverwechselbare Sprache beeinflusst. Kein radikaler Neuerer wie etliche seiner Zeitgenossen, blieb er mit seinen Kompositionen immer auf dem Boden der Tonalität: Martinù liebte die Formen des Barock, die Klarheit der Klassik und die Rhythmen des Jazz. Victor Ullmann Viktor Ullmann wurde am 1. Januar 1898 in Teschien (Cieszyn) geboren. Nach Kriegsende immatrikulierte er sich zunächst als Jurastudent an der Wiener Universität, besuchte jedoch ab Oktober 1918 Arnold Schönbergs Seminare für Komposition in Mödling und nahm zusätzlichen Klavierunterricht bei Eduard Steuermann. 1920 übernahm er Anton Weberns Stelle als Chordirektor und Korrepetitor am Neuen Deutschen Theater, zwei Jahre später beförderte ihn Alexander von Zemlinsky zum Kapellmeister. 1927 ging Ullmann für eine Spielzeit als Opernchef nach Aussig, 1929 bis 1931 übernahm er am Schauspielhaus Zürich ein Engagement als Kapellmeister und Komponist für Bühnenmusik. Nach der Errichtung des „Reichsprotektorats Böhmen und Mähren“ 1939 waren öffentliche Aufführungen der Werke von Komponisten jüdischer Abstammung unmöglich. Am 8. September 1942 wurde Ullmann im KZ Theresienstadt inhaftiert, wo er mit Hans Krása, Gideon Klein und Rafael Schächter die musikalische Leitung der so genannten „Freizeitgestaltung“ übernahm. Am 16. Oktober 1944 wurde Ullmann nach Auschwitz deportiert und wenige Tage später ermordet. Eine neuartige Harmonik zwischen Tonalität und Atonalität (Ullmann sprach selbst von „Polytonalität“), hochgespannter musikalischer Ausdruck und meisterliche Beherrschung der formalen Gestaltung gehören zu den Charakteristika von Ullmanns unverwechselbarem persönlichen Stil. Lori Haitmann Lori Laitman is one of America‘s most prolific and widely performed composers of vocal music. She has composed two operas, an oratorio and over 200 songs, setting the words of classical and contemporary poets, among them the lost voices of poets who perished in the Holocaust. „It is difficult to think of anyone before the public today who equals her exceptional gifts for embracing a poetic text and giving it new and deeper life through music.“ (The Journal of Singing). Many of Laitman’s songs have entered the standard repertoire, including her settings of Abraham Sutzkever’s poems from the Vilna ghetto, The Seed of Dream (2004). Released on the Naxos label, the cycle was pronounced „a masterpiece that should not be missed!” (Journal of Singing). In 2009, acclaimed Austrian baritone Wolfgang Holzmair performed the cycle in his native Austria and subsequently commissioned German and English settings of Paul Celan’s Todesfuge. In October 2010, renowned American countertenor Brian Asawa, accompanied by pianist Rudolf Jansen, performed Laitman’s The Silver Swan at the Concertgebouw in Amsterdam, and in November 2010, celebrated American soprano Elizabeth Futral performed the composer’s Sunflowers with pianist William Billingham at a Samford University recital. Some recent U.S. venues include The Frye Art Music and Benaroya Hall in Seattle, WA; The Kennedy Center and The Phillips Collection in Washington, DC; Weill Recital Hall and Merkin Hall in New York, NY; The Granada in Santa Barbara, CA and The USC Fisher Museum in Los Angeles, CA. Deutsche Botschaft Bern Maria Itkonen erhielt ihren ersten Geigenunterricht im Alter von 6 Jahren in Joutseno, Finnland. Sie studierte an der Sibelius – Akademie Helsinki, der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Wien sowie am Konservatorium von Amsterdam. Als Kammermusik- und Orchestermusikerin ist Maria Itkonen bereits bei verschiedenen europäischen Musikfestivals zu Gast gewesen. Unter anderem spielte sie beim Verbier Festival und beim Schleswig Holstein Musik Festival. Sie nahm an Meisterkursen von Shlomo Mintz, Pincas Zukerman und Ivry Gitlis teil. Seit 2007 ist sie Konzertmeisterin des Kuopio Symphony Orchestra in Finnland. Katharina Kegler studierte bei Tibor Hazay in Freiburg und John Perry in Houston (USA). Wichtige Impulse erhielt sie während eines sechsmonatigen Stipendiums im renommierten „Banff Centre for the Arts“ in Kanada durch Gilbert Kalish. Seit 1992 unterrichtet sie an der Musikhochschule Freiburg. Von den vielfältigen Aktivitäten als Solistin und Kammermusik- und Liedpartnerin sei ihre Zugehörigkeit zur Basler camerata variabile (2000-2005) mit Schwerpunkten auf der gesamten Kammermusik von Brahms, der klassischen Moderne und der Aufführung zeitgenössischer Werke genannt, mit dem Trompeter Anthony Plog widmete sie sich vornehmlich neuer amerikanischer Musik. Sie ist Pianistin des LichtenthalTrios und konzertiert mit dem Pianisten Aziz Kortel im Klavierduo. Eine langjährige musikalische Partnerschaft verbindet sie mit der Sängerin Ruth Sandhoff. Katharina Kegler ist regelmäßig offizielle Begleiterin beim ARD-Wettbewerb. Rundfunk- und Fernsehaufnahmen entstanden für France Musique, DRS (Schweiz) und RTV Slovenija, CD-Produktionen für Ars Musici, Summit Records, Chrismon. Außerdem wirkte sie mit bei Aufnahmen mit dem Basler Sinfonieorchester unter Mario Venzago (Schoeck, Stravinsky, Nono). Katharina Kegler konzertierte in zahlreichen Ländern Europas, in Kanada, Japan und - auf Einladung des Goetheinstituts in Brasilien. Neben Solo-, Kammermusik- und Liederabenden wendet sie sich der Verbindung von Musik und anderen Künsten zu, so zum Beispiel in einem Programm über den Maler Paul Klee (Die Übersetzbarkeit der Künste). Gemeinsam mit der Fotografin Iva PetkovaJauss entsteht das Projekt KameraMusik. Birger Radde ist Preisträger beim Internationalen Opernwettbewerb Kammeroper Schloss Rheinsberg 2009. Beim Norfolk Chamber Music Festival 2008/ USA gestaltete er die Titelpartie in Claudio Monteverdis Oper “L’Orfeo”, die er zuvor auch schon bei Aufführungen an der Yale University sang. Weitere Opernerfahrungen konnte Birger Radde an der Oper Leipzig, der Musikalischen Komödie Leipzig und der Neuköllner Oper Berlin sammeln. Birger Radde begann seine Gesangsausbildung bei Prof. Ilse Hahn an der Hochschule für Musik Dresden und bei Prof. Hans Joachim Beyer an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig. Ein Stipendium führte ihn schließlich an die Yale University/USA, wo er seine Ausbildung mit Prof. James Taylor weiterführte. Neben dem Studium gaben ihm Meisterkurse wichtige Anregungen. Zahlreiche Opern- und Konzertverpflichtungen führten Birger Radde durch Europa und die USA. Er gastierte u.a. im Gewandhaus Leipzig, in der Semperoper Dresden, der Laiszhalle Hamburg, der Stuttgarter Liederhalle und dem Konzerthaus Berlin. Mit seinem breitgefächerten Liedrepertoire von Barockliedern Purcells, über Schuberts und Schumanns großen Liedzyklen, bis zum zeitgenössischen Lied gastierte Birger Radde vielfach bei Konzerten und Liederabenden. Verena Sennekamp erhielt ihre Ausbildung in Karlsruhe, Amsterdam und zuletzt in der Meisterklasse von Aldo Parisot and der Yale School of Music in den Vereinigten Staaten. Sie ist Preisträgerin des International New England Chamber Music Wettbewerbs und wurde mit dem European Regio Culture Initiative-Prize ausgezeichnet. Verena Sennekamp konzertiert regelmäßig solistisch und in verschiedenen kammermusikalischen Besetzungen. Als Mitglied der Yale Cellos nahm sie an Tourneen nach Korea und in den USA teil und gab mehrere Konzerte in der Carnegie Hall. Zusammen mit Pianist Daniel Kramer wurde sie 2004 in die Auswahl der niederländischen Konzertstiftung Stichting Muziek in Huis aufgenommen. In dieser Konzertsaison trat sie in Genf, Boston, Stuttgart und Bonn auf und spielte auf Einladung der Deutschen Botschaft mehrere Konzerte in El Salvador und Sofia. Verena Sennekamp nahm an renommierten Festivals teil. Als Gründingsmitglied des Ensemble Omega des Trios Chambre d’écoute widmet sich Verena Sennekamp intensiv der (Ur-)Aufführung zeitgenössischer Werke. Mit Ensemble Omega war sie im November 2007 beim Art Summit Jakarta (Indonesien) zu Gast. Verena Sennekamp spielt regelmäßig im Orchestre de la Suisse Romande. Von 20052007 war sie Teaching Assistant von Aldo Parisot an der Yale School of Music. „Klang aus verlorener Zeit“ Können Künstler einem Staat Angst machen? Kann man Kunst eigentlich unterbinden? Warum fürchtet man Musik? Gelingt es überhaupt die Ausübung und Veröffentlichung bestimmter Kunstwerke auf längere Zeit zu verhindern? Für die verfemten Komponisten gab es eine Zeit – eine quasi verlorene Zeit - des Totschweigens im nationalsozialistischen Deutschland. Trotz widrigster Umstände ist diese große Gruppe von Komponisten, die mit Berufsverbot belegt, aus Deutschland ausgewiesen, zur Flucht gezwungen oder ermordet wurden nicht verstummt. Es gibt eine Vielzahl wunderbarer Kompositionen, die erst jetzt langsam den Weg auf die Konzertpodien findet. In mancher Hinsicht gleicht daher das Konzertprojekt des Ensembles Klangreflexionen, das sich mit der Musik dieser verlorenen Generation befasst, einer Schatzsuche. Die gefundenen musikalischen Schätze machen deutlich, welchen Verlust die europäische Kultur durch die Herrschaft der Nationalsozialisten erlitten hat.