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Halle 12, Stand 404 Embedded Motherboard oder Singleboard? Funktionalität und Flexibilität entscheiden Leistung, Größe und Schnittstellenangebot bestimmen primär die Wahl des passenden Formfaktors. Bei Kontron, in diesem Segment mit einem breiten Produktprogramm vertreten, sieht man verschiedene weitere Aspekte, die bei der Entscheidung für ein Embedded Computer Board nicht außer Acht gelassen werden sollten. Der Wahl eines passenden Formfaktors muss zunächst die Ermittlung des erforderlichen Funktionsumfangs vorausgehen. Erstes Entscheidungskriterium ist bei Motherboards und Singleboard-Computern zunächst das Featureset. Viele Embedded-Applikationen haben zwar einen eher geringen Schnittstellenbedarf, trotzdem ist das Erweiterungspotenzial ein entscheidender Faktor für die Auswahl der passenden Embedded Computing-Plattform. Unmittelbar mit dem quantitativen Schnittstellenbedarf korreliert auch die Größe eines Formfaktors. Je mehr Funk- 16 tionen oder Erweiterungsoptionen das Board bietet, umso größer fällt der Formfaktor aus. Dagegen steht, je kleiner der Platzbedarf eines Embeddded-Computers ist, umso mehr Flexibilität hat ein Konstrukteur, etwa bei der Auslegung eines Handheld-Geräts. Insofern fordert der Markt zunehmend kleinere Formfaktoren. ATX-kompatible Motherboards werden immer kleiner Der Trend hin zu kleineren Formfaktoren lässt sich sehr gut an der Entwicklung im Bereich der klassischen Motherboards er- kennen: Der Ursprung aller derzeit verfügbaren Motherboards ist der ATXFormfaktor mit 671 cm2 (305 x 220 mm). Von Intel 1995 definiert, hat er auch heute noch seine Gültigkeit. Mit zunehmender Integration der Bauelemente ist es möglich, mehr Funktionen auf das Board zu bringen, wodurch der Bedarf an Erweiterungsschnittstellen sinkt. So konnten immer kleinere, zu ATX mechanisch kompatible Formfaktoren geschaffen werden: Micro-ATX hat eine 2 Größe von rund 595 cm (244 x 244 mm), 2 Flex-ATX von rund 435 cm (228,6 x 190,5 2 mm) und Mini-ITX von letztlich 289 cm AUTOR Dipl.-Kfm. Univ. Martin Bodenschatz ist Product Manager Standard Components bei der Kontron Embedded Modules GmbH, Deggendorf. Tim Jensen ist Sales & Marketing Manager bei der Kontron Technology A/S, Hørsholm, Dänemark. IEE 50. Jahrgang 1/2-2005 KOMPAKT Fortsetzung folgt Die Embedded Computer Technology hat eine Vielzahl von Formfaktor-Standards für handelsübliche StandardHardware (COTS) hervorgebracht. Jeder Formfaktor hat dabei seine Daseinsberechtigung, weil aus jeder Applikation spezifische Anforderungen resultieren. Ein Überblick vergleicht die Vor- und Nachteile von ATX, PC/104, PCI-104, EPIC, 3,5“ sowie von 5,25“ bzw. EBX. Sie stellen neben anderen Formfaktoren die wichtigsten Produkte am Markt dar. Neben den hier dargestellten, maßgeblichen Formfaktoren werden in den folgenden Ausgaben der IEE noch zwei weitere Segmente beleuchtet: für komplexere Lösungen Slot-CPUs (PIGMG 1.0, PICMG 1.2, PISA, ISA, PCI) oder CPU-Baugruppen für passive Backplanes (Compact PCI 3HE/6HE, VME) für individuelle, kundenspezifische Baseboards einer der Computer-OnModule-Standards wie ETX, ETXex2 press, SOM, STX, E Brain, DIMM-PC oder X-board. (170 x 170 mm). Die Anzahl der Steckplätze für applikationsspezifische Erweiterungen nimmt dabei – ausgenommen des AGP-Slots für Grafik – konstant ab: Während ATX in der Regel sechs PCI-Erweiterungssteckplätze bietet, sind es bei Micro- und Flex-ATX nur noch drei und bei Mini-ITX nur noch einer. Bislang sind diese Steckplätze für PCI-basierte Erweiterungskarten ausgelegt und lassen eine Geschwindigkeit von 133 MByte/s zu. Derzeit vollzieht sich jedoch ein technologischer Wandel vom parallelen PCI-Bus hin zum seriellen PCI-Express-Bus (kurz PCIe) mit 250 MByte/s bei PCIe-x1-Steckplätzen. Im Rahmen dieser Entwicklung weichen PCI-Steckplätze mehr und mehr PCIe-Steckplätzen. Ob und wann sich auf industriefesten Motherboards PCI-Express in voller Band- breite durchsetzen wird, hängt jedoch von der Verfügbarkeit entsprechender Erweiterungsbaugruppen ab. Erste verfügbare PCIe-x1-Erweiterungskarten bieten beispielsweise RAID, SCSI, SATA, Firewire, Gigabit-LAN, Video- oder FramegrabberFunktionen. Darüber hinaus sind bereits viele Hochleistungs-PCIe-x16-Grafikkarten am freien Markt erhältlich. Um beide Wege offen zu halten, stellt Kontron bespielsweise zur Embedded World zwei neue Motherboards vor, die sowohl PCI- als auch PCIe-Erweiterungsoptionen haben: Das ATX-Motherboard 889LCD/ATX mit Pentium-4 oder Celeron-Prozessoren ist mit zwei PCIe-x1Steckplätzen für I/O-Baugruppen und einem PCIe-x16-Steckplatz für z. B. Grafikoder ADD2-Karten bestückt. Vier klassische PCI-Steckplätze sind weiterhin vor- Das ATX-Motherboard 889LCD/ATX mit Pentium-4- oder Celeron-Prozessor ist mit zwei PCIe-x1-, einem PCIe-x16- und vier PCI-Steckplätzen bestückt. 18 handen. Das kleinere Industrial MicroATX-Motherboard 889LCD/ATXU stellt je einmal PCIe-x1 und PCIe-x16 sowie zweimal PCI zur Verfügung. PC/104: Höhere Performance fordert Platz Seit vielen Jahren in der Industrie etabliert sind die Embedded SingleboardComputer nach dem PC/104plus-Stan2 dard. Sie haben eine Größe von 111 cm (116 x 96 mm), etwas mehr als ein Drittel von Mini-ITX. Dieser Platz reicht für Prozessor, Chipsätze und Standardschnittstellen sowie Steckplätze für zwei PCI- und/oder ISA-Bus-basierte PC/104I/O-Karten. Neben dem eklatanten Größenunterschied zu den Motherboards unterscheiden sich PC/104-basierte Singleboard-Computer von diesen durch das physikalische Interface: Statt dem Standard-PCI-Stecker kommen PressfitSteckverbinder zum Einsatz, über die Erweiterungsbaugruppen parallel zum SBC gesteckt werden können. Diese Anordnung spart jede Menge Platz gegenüber konventionellen 90°-PCI-Steckplätzen. Minimaler Platzbedarf gepaart mit flexibler Erweiterungsoption haben dazu beigetragen, dass sich PC/104 zum Standard für kleinste Embedded-Systemlösungen auf Basis handelsüblicher Standard-Hardware (COTS) entwickelt hat. Highspeed-Desktop-Prozessoren passen jedoch nicht mehr auf diesen Formfaktor. Auch Pentium-M-Prozessoren lassen sich nicht mehr spezifikationskonform einbauen. Kontron hat deshalb den Footprint von PC/104-CPU-Baugruppen auf 2 149,94 m (102 x 147 mm) erweitert, so dass solche CPUs außerhalb des Erweiterungsbaugruppen-Footprints platziert werden können. Diese von Kontron als speedMOPS bezeichneten Lösungen erlauben eine optimale Kühlung der Hochleistungs-CPUs (auch größer als Intel Pentium III) und unterstützen dabei normenkonform alle existierenden und kommenden PC/104-I/O-Erweiterungsboards. Die Abmessungen dieser Boards entsprechen dem 3,5“-SBC-Formfaktor. Das Normungsgremium für PC/104 hat IEE 50. Jahrgang 1/2-2005 EMBEDDED WORLD mit PCI-104 eine Alternative entwickelt, mit der bei gleichem Footprint nur noch PCI unterstützt werden soll, um Platz für neuere Prozessoren zu schaffen und ISAlose Systeme entwickeln zu können. Kontron sieht jedoch den wesentlichen Vorteil bei PC/104 im PCI-Bus inklusive der weiteren Unterstützung des ISA-Busses für einfache Applikationen. Aus diesem Grund bleibt man bei der klassischen PC/ 104-Spezifikation, zumal durch die Ausweitung von speedMOPS auf 3,5“ auch ein evolutionärer Pfad entstanden ist, der mit dem Umstieg auf JFLEX-Baugruppen gleichzeitig auch mehr Platz für I/O-Baugruppen bietet. EPIC wird zum Motherboard für PC/104-I/Os Eine weitere Formfaktor-Neuerung im Sektor PC/104 nennt sich EPIC: Der Anfang 2004 in Amerika vorgestellte MiniMotherboard-Formfaktor mit einer Grö2 ße von knapp 189 cm (114,3 x 165,1 mm) findet seine Erweiterung über PC/104I/O-Baugruppen. EPIC-Boards unterstützen dabei sowohl PC/104- als auch PC/ 104plus-Erweiterungsbaugruppen, vorausgesetzt der Hersteller setzt nicht ausschließlich auf PCI-Logik für PC/104. Mit diesem gegenüber dem speedMOPS noch größeren Footprint können auch neueste Technologien wie PCI-Express eingesetzt werden. EPIC ist daher ein ideales Konzept, um etablierte PC/104(plus)-Technologien weiterzuführen und diese gleichzeitig mit neuesten Technologien zu verbinden. Neben Kontron un- Formfaktoren im Vergleich terstützen derzeit Ampro, Micro/sys, Octagon Systems, VersaLogic und WinSystems diesen neuen Formfaktor. 3,5“ Boards – vom Wildwuchs zum offenen Standard Lange Zeit hat der Formfaktor 3,5“ mit 2 knapp 150 cm (102 x 147 mm) ausschließlich die Abmaße standardisiert, nicht jedoch das Layout der Boards und die Anbindung von Erweiterungsbaugruppen. Insofern waren 3,5“-Boards zwar Formfaktoren, aber kein Standard, der Boards und I/O-Baugruppen skalierbar und austauschbar macht. Um diesem Wildwuchs ein Ende zu bereiten, hat Kontron bei den 3,5“-JRexCPU-Baugruppen ein einheitliches Pinout definiert und mit JFLEX auch einen kabellosen I/O-Standard für zwei parallel montierte Erweiterungsboards geschaffen. Letzterer wurde 2004 zur kostenlo- Auf den PC/104plusSteckplatz des EPIC/ CE-Motherboards können sowohl PC/104- (ISA) als auch PC/104plus-Baugruppen (ISA und PCI) gesteckt werden, alle anderen physikalischen Schnittstellen für den internen und externen Anschluss von Peripherie sind standardisiert. IEE 50. Jahrgang 1/2-2005 TRENDS & TECHNOLOGIE sen Nutzung offengelegt. Zu den Vorteilen von JFLEX gegenüber z. B. PC/104 zählen die meistens kabellose und damit preiswertere Systemtechnik, der PCI-Bus plus LPC-Bus anstelle PCI/ISA sowie die vollständige SMT-Fertigung gegenüber SMT plus Press-Fit. Auf Grund dieser Argumente unterstützten bereits vor der Offenlegung 19 Firmen die Validierung des Standards mit der Entwicklung von I/O-Baugruppen. 5,25“- bzw. EBX-Formfaktor verliert an Bedeutung Der Formfaktor 5,25“ SBC bzw. EBX ist mit 2 296 cm (203 x 146 mm) etwas größer als Mini-ITX. Die Standardisierung beschränkt sich hauptsächlich auf die Befestigungslöcher und die Abmaße. Weitergehende Bestrebungen gab es zwar bei EBX, konnten aber nicht durchgesetzt werden. Ungünstig für die Systemintegration ist auch das faktisch für jede Schnittstelle nötige Kabel. Auch bietet die gegenüber Mini-ITX etwas größere Platinenfläche durch die zunehmende Integrationsdichte kaum Vorteile, weshalb aller Voraussicht nach Mini-ITX die Formfaktoren EBX bzw. 5,25“ ersetzen wird. KONTAKT Embedded Computer-Produkte 757 Kontron www.kontron.de 19