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Gemeinsames Giftinformationszentrum
Der Länder Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen
Gifttier: Vogelspinne allgemein
Das in den Giftdrüsen von Vogelspinnen enthaltene Gift, ein Gemisch aus
verschiedenen Proteinen, ist als mäßig toxisch einzustufen. In der Regel führen Bisse zu
lokalen Reaktionen, welche bienenstichähnliche Symptome wie Schwellung und lokale
Schmerzen verursachen. Vogelspinnen können jedoch als Verteidigungsmaßnahme
sogenannte Brennhaare vom Hinterleib abstreifen und in Richtung des Angreifers
schleudern. Gelangen diese Haare auf Schleimhäute oder Augen, kann es zu
entzündlichen, auch allergisch bedingten, Hautverletzungen kommen, mit teils über
Monate anhaltendem Juckreiz. Wegen möglicher narbiger Augenveränderungen
sollte im Falle von Augenkontakt eine entsprechende augenärztliche Behandlung
erfolgen. Nach Einatmen der Brennhaare kann es zu Atembeschwerden bis hin zu
Lungenentzündungen kommen. Eine Liste der sogenannten Brennhaarträger (auch
Bombardier-Spinnen genannt) finden Sie unter http://www.toxinfo.org.
Neben den genannten Reaktionen kann es bei einigen wenigen Arten (Poecilotheria
sp., Selenocosmia sp., Pterinochilus sp., Stromatopelma sp.) auch zu systemischtoxischen Wirkungen kommen. Bei empfindlichen Personen ist eine
Blutdruckerniedrigung (Hypotonie) möglich, desweiteren sind Muskelkrämpfe und
Atemnot (insbesondere nach Biss durch Poecilotheria sp.), Schwellung- und
Schmerzausbreitung bis in lokale Lymphknoten und Taubheitsgefühl (Pterinochilus sp.)
beschrieben.
Sofort-/Laienhilfe:
Die Behandlung nach Biss- oder Brennhaarverletzungen erfolgt rein symptomatisch:
Bei Bissverletzungen ist therapeutisch neben lokalen entzündungshemmenden und
desinfizierenden Maßnahmen auf einen ausreichenden Tetanusschutz sowie
Überwachung bzgl. möglicher Folgeinfektionen zu achten, gegebenenfalls ist eine
klinische Überwachung bei Bissverletzungen durch Poecilotheria sp., Selenocosmia
sp., Pterinochilus sp., Stromatopelma sp. erforderlich. Bei Brennhaarkontakt mit den
Augen wird eine lokale Therapie mit Kortikosteroiden empfohlen, mit anschließender
langsamer Dosisreduktion über Monate; weitere Empfehlungen vgl.
http://www.toxinfo.org.
Fallbeispiel (200400750): Ein Mann wurde von einer roten chilenischen Spinne gebissen
und rief daraufhin einen Arzt an. Dieser wandte sich zur Einschätzung der Gefährdung
und für eine Therapieempfehlung an den Giftnotruf Erfurt. Es wurde ihm mitgeteilt, dass
die meisten Arten nur begrenzte Symptome machen, einige wenige aber auch Krämpfe
und Atemnot auslösen könnten. Zur Einstufung der Gefährdung sei daher die genaue
lateinische Bezeichnung nötig. Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass es sich bei der
Vogelspinne um einen Vertreter der Gramostola sp. handelte, welche nur begrenzte
Symptome hervorrufen. Es wurde daher empfohlen, die Wunde zu säubern und auf
Tetanusschutz zu achten. Da der Patient ansonsten unauffällig war, wurde auf eine
Überwachung im Krankenhaus verzichtet.
c/o HELIOS Klinikum Erfurt • Nordhäuser Str. 74 • 99089 Erfurt
Telefon: 0361 / 730 730 • Fax: 0361 / 7307317
Internet: www.ggiz-erfurt.de
E-Mail: ggiz#ggiz-erfurt.de
Leiter: Dr. med. Helmut Hentschel
© Giftnotruf Erfurt (2013)
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