Symbiose_files/Symbiose 04-03
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Foto: büro conrad© Foto: Schaper & Brümmer© EDITORIAL Die Geschäftsführer der Schaper & Brümmer GmbH & Co. KG Arne Schaper Dr. Dirk Reischig Liebe Leserinnen und Leser, in den letzten Jahren ist von vielen Seiten vor allem im Zusammenhang der Diskussion über die sogenannte „Positivliste“ darauf aufmerksam gemacht worden, dass die Ungleichbehandlung von Phytopharmaka gegenüber synthetischen Arzneimitteln nicht nur medizinisch nicht vertretbar sei, sondern auch teuer. Die Befürchtungen waren realistisch. Zwar ist die Positivliste, bei der pflanzliche Arzneimittel nur im Anhang aufgeführt worden wären, nie Wirklichkeit geworden, ihre Ankündigung hat jedoch viele Medizinerinnen und Mediziner so verunsichert, dass die Verordnung von Naturstoffarzneimitteln drastisch zurückging. Daher wurde in den letzten Jahren bei leichten und mittelschweren Erkrankungen schon vermehrt mit Kanonen auf Spatzen geschossen – mit allen negativen Folgen für die Gesundheit der Patienten und die Finanzen der gesetzlichen Krankenkassen. Leider ist daraus niemand von denen klug geworden, die an den neuen Gesetzen gebastelt haben. Da das, was Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt Reform nennt, die Erstattung von nicht rezeptpflichtigen Arzneimitteln verbietet – was für beinahe alle pflanzlichen Präparate gelten wird – werden die negativen Folgen noch gravierender sein. Es ist nämlich nicht zu erwarten, dass sich an der vom Bundesfachverband der Arzneimittel-Hersteller ermittelten Tatsache, dass mehr als 90 Prozent aller Arztbesuche zu einer Verordnung führen, etwas ändern wird. Ferner ist wenig wahrscheinlich, dass die überwiegende Mehrheit der Patienten ihren Arzt nicht um ein Arzneimittel bittet, das erstattet wird. Zwar besitzen Phythopharmaka in der deutschen Bevölkerung eine sehr hohe Akzeptanz, aber die häufig geäußerte Bereitschaft, sie auch aus eigener Tasche bezahlen zu wollen, muss als theoretisch gewertet werden, da sie während der Umfragen ja noch erstattet wurden. Ob diese Bereitschaft vor dem Hintergrund der für den Patienten negativen Folgen der Gesundheitsreform und der allgemeinen wirtschaftlichen Lage hoch sein wird, darf für die überschaubare Zukunft bezweifelt werden. Das Gesundheitsministerium hofft, mit der Herausnahme der nicht rezeptpflichtigen Arzneimittel die gesetzlichen Krankenkassen um eine Milliarde Euro entlasten zu können. Diese Rechnung wird nicht aufgehen. Da pflanzliche Arneimittel erheblich günstiger sind als syntetische, gehen Fachleute von Mehrausgaben von weit mehr als einer Milliarde Euro aus, selbst wenn nur die Hälfte der nicht rezeptpflichtigen Arzneimittel ersetzt würden. 3 EDITORIAL Da sich kein vernünftiger Mensch gegen sinnvolle Sparmaßnahmen wendet, kommt es darauf an, diese sehr wahrscheinlich negative Entwicklung im Sinne der Patientengesundheit und der Sozialausgaben positiv zu verändern. An erster Stelle ist hier die Ärzteschaft gefordert, aber auch die Apothekerinnen und Apotheker können hierbei beratend eine wichtige Rolle spielen. Wir werden das Unsrige dazu beitragen. Trotz aller Schwierigkeiten, mit denen wir im neuen Jahr rechnen müssen, richten wir den Blick zuversichtlich nach vorn, da wir trotzallem an die Kraft guter Argumente glauben. Während unserer 80-jährigen Firmengeschichte hat das Unternehmen zahlreiche schwierige Probleme erfolgreich gemeistert. Das gibt uns Zuversicht! Der vierte Teil der Firmengeschichte über die Jahre 1980 bis 2003, den Sie in dieser Ausgabe lesen können, ist daher nur vorläufig der letzte. In fünf Jahren werden wir Ihnen berichten, wie es weitergegangen ist. Für einen aktiven Winterurlaub ohne Erkältung hat die Symbiose-Redaktion ein paar Tipps zusammengestellt, die sicher auch für die Beratung von Nutzen sind. Ein Portrait des Mediziners, Alchimisten, Apothekers , Astronomen, Idealisten, Mystikers und Schriftstellers Philippus Aureolus von Hohenheim, der sich auch Theophrastus Bombastus vor allem aber Paracelsus nannte, zeichnet Angelika Schaller. Christel Stahn-Heise hat für Sie das vorweihnachtliche Dresden besucht. Voller Geschichten und Vorschläge ist sie in die Redaktion zurückgekehrt, um Ihnen zu erzählen, was man auf dem berühmten „Striezelmarkt“ und an anderen Orten des wiedererstehenden Elbflorenz erleben und unternehmen kann. Claus Conrad war auch in Dresden und berichtet über eines der spannensten Wiederaufbauprojekte in der sächsischen Landeshauptstadt. Entstehung und Rekonstruktion der Frauenkirche sind nicht nur ein großes kulturelles Thema, sondern auch eine nicht ganz alltägliche Geschichte über Bürgersinn und Spendenbereitschaft. Wiederaufgebaut wurde auch das Taschenbergpalais. Es war Schauplatz sehr weltlicher sächsischer Geschichte. Wenn Staatsmänner und Königinnen die großen Suiten des heutigen Luxushotels bewohnen, kann es durchaus sein, dass hier wieder Geschichte geschrieben wird. Im Vordergrund stehen jetzt jedoch Wohlbefinden und Genuss. Barbara de Marie hat Jörg Mergner, dem Chefkoch des Hotels Taschenbergpalais, in die Töpfe schauen dürfen. Das Symbiose-Menü aus Dresden ist sicher auch auf Ihrer Tafel ein vorweihnachtlicher oder weihnachtlicher Höhepunkt. Ihnen und Ihren Familien wünschen wir eine festliche und fröhliche Weihnachtszeit! Im neuen Jahr möge Ihnen Glück, Gesundheit und Erfolg beschieden sein. Mit freundlichen Grüßen aus Ringelheim Arne Schaper 4 Dr. Dirk Reischig Foto: project photos© INHALT FIRMENGESCHICHTE Claus Conrad: 80 Jahre Schaper & Brümmer Teil 4: 1980–2003 PHYTOPHARMAKA Claus Conrad: Wintersport ohne Erkältung GESUNDHEIT Angelika Schaller: Paracelsus 13 - 15 17 - 21 UNTERWEGS Christel Stahn-Heise: Der Striezelmarkt in Dresden KULTUR Claus Conrad: Auferstanden aus Ruinen – die Frauenkirche EMPFEHLUNG Claus Conrad: Kempinski Hotel Taschenbergpalais KOCHEN Barbara de Marie: Jörg Mergner kocht 5 6 - 12 23 - 26 27 - 30 31 - 34 35 - 37 BUCHTIPP Handbuch der Klosterheilkunde von Gottfried Mayer, Bernhard Uehleke und Pater Kilian Saum, OSB 38 - 39 PREISRÄTSEL Drei Fragen an aufmerksame Leserinnen und Leser 40 FIRMENGESCHICHTE Foto: Frank Burhenne von Claus Conrad 6 Die wirtschaftliche Entwicklung der achtziger Jahre unterlag starken konjunkturellen Schwankungen. Obwohl sich das reale Wirtschaftswachstum bis zum Ende der siebziger Jahre wieder einigermaßen stabilisiert hatte, sackte es 1980 auf 1,8 und 1981 auf 0,2 Prozent ab. Die Regierung Kohl konnte ab 1982 zwar im Zuge einer konjunkturellen Erholung zuerst wirtschaftliche Erfolge vorweisen, geriet aber gegen Ende der Dekade auch in ökonomische Probleme, deren Konsequenzen durch den beginnenden deutschen Einigungsprozess allerdings vorerst verdeckt wurden. Stark belastend wirkte sich die Zahl der Arbeitslosen aus, die 1983 bei 2,3 Millionen lag, sich 1985 auf 2,6 Millionen steigerte und 1989 unter die 2 MillionenGrenze sank. Entsprechend hoch waren die jährlichen Belastungen, die 1982 bereits bei rund 115 Mrd. € la- Teil 4: 1980–2003 gen. Nun war die Arbeitslosenstatistik kein Barometer des wirtschaftlichen Erfolges oder Misserfolges, denn die hohe Arbeitslosigkeit war zu einem guten Teil der Preis des Fortschritts: Automatisierung in der Fertigung und Datenverarbeitung in der Verwaltung setzten hunderttausende Arbeitskräfte frei. Die hohen und weiter ansteigenden Kosten der sozialen Sicherung und die verminderte Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich – ab 1983 wurde die 38-Stunden-Woche auch in der Chemischen Industrie eingeführt – be- schleunigten diesen Prozess der technologischen Wende. Niedersachsen wurde von den strukturellen Veränderungen stark betroffen, denn die Krise im Schiffbau, die einherging mit Massenentlassungen und Firmenstillegungen, traf vor allem die Küstenländer. In Niedersachsen lag der prozentuale Anteil der Arbeitslosen stets etwas höher als im Bundesdurchschnitt. Vor diesem Hintergrund wundert nicht, dass die ständig steigenden Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung von Politik und FIRMENGESCHICHTE Wirtschaft aufgrund der stetig steigenden Kosten für Arbeitgeber und -nehmer als drückend empfunden wurden, da sie einerseits Kaufkraft abschöpften und andererseits die Wettbewerbsfähigkeit einer exportorientierten Wirtschaft negativ beeinflussten. GESUNDHEITSREFORMEN Die Behauptung einer „Kostenexplosion im Gesundheitswesen“ wurde bei näherer Betrachtung der Zahlen nachvollziehbar: Die Kosten stiegen von 8,9 Milliarden 1960 auf 23,8 Milliarden 1970 weiter über 97,2 Milliarden 1985 auf 134 Milliarden 1990, was eine jährliche Steigerung von 9 % seit 1970 bedeutete. Alarmierend war diese Entwicklung, da die Beitragseinnahmen nur durch die ständige Erhöhung der Krankenkassenbeiträge ausreichten, um die erbrachten Leistungen des Gesundheitswesens zu bezahlen. Daher wurden verschiedene Kostendämpfungsgesetze verabschiedet, um das Sozialversicherungssystem zu stabilisieren. Das wichtigste Einzelgesetz war das „KrankenversicherungsKostendämpfungsgesetz“ von 1977. Es führte eine „Verordnungsblatt-Gebühr“ (Rezeptgebühr) und die Einrichtung einer „Konzertierten Aktion“ im Gesundheitswesen ein. Zur weiteren Kostendämpfung wurde ein Preislistenvergleich beschlossen und der Auftrag zur Erstellung einer „Negativliste“, die „unwirtschaftliche“ Arzneimittel ausschloss, in Auftrag gegeben. Mit Wirkung vom 1. April 1983 wurden durch die Negativliste z. B. die Erstattung von Abführmitteln, Grippemitteln und von Mitteln gegen Reisekrankheiten ausgeschlossen. Damit wurde jedoch die problematische Kostenentwicklung nicht wirksam gestoppt. Die „Gesundheitsreform“ war der nächste Versuch, das System der Gesetzlichen Krankenversicherung zu sanieren. Die politischen Bemühungen lösten heftige sozialpolitische Diskussionen aus. „Wettbewerbsfähigkeit“ und „Solidarität“ waren die polarisierenden Schlagworte. Der Begriff „Gesundheitsreform“ wurde zum Wort des 7 Jahres 1988. Mit dem „Gesundheitsreform-Gesetz“ wurde am 1. Januar 1989 die erste Stufe der Reform in Kraft gesetzt. Die wesentliche Neuerung war die Einführung von „Festbeträgen“, also der Festlegung von Erstattungsobergrenzen für wirkstoffgleiche Präparate. Vom „Bundesausschuss Ärzte/Krankenkassen“ wurde eine Erstattungshöhe festgelegt, die von den Krankenkassen übernommen wurde. Überstieg der Preis eines Präparates den Festbetrag, so hatte die Patientin oder der Patient die Differenz selbst zu bezahlen. Das Gesundheitsreform-Gesetz war im ersten Jahr durchaus erfolgreich, denn es konnte ein Ausgabenrückgang im Arzneimittelbereich von 3 Prozent festgestellt werden. 1990 stiegen die Ausgaben allerdings erneut um 8,6 Prozent an. GENERIKA Die Einführung der Festbeträge führte zu einem massiven Preiskampf der einzelnen Anbieter unterhalb der festgelegten Erstattungshöhe. Da erschienen die Generika als Ausweg. Es war zu erwarten, dass die Ärzte aufgrund des Wirtschaftlichkeitsgebotes verstärkt diese günstigeren Nachahmerprodukte verordnen würden. Hans Henning Schaper sah hier bereits Anfang der achtziger Jahre eine Chance, Schaper & Brümmer einen zweiten chemisch-syntetischen orientierten Generika-Markt neben den NaturstoffPräparaten zu eröffnen. Es wurden daher einige chemisch-synthetische Produkte hergestellt, die von einem eigens dafür geschaffenen Außendienst vertrieben wurden. Obwohl die Schaper & Brümmer-Generika preislich im unteren Segment lagen, entwickelte sich ihr Absatz nicht zufrieden stellend. Der Erfolg der Generika- Linie war wohl deshalb so mäßig, weil die anerkannte Kompetenz von Schaper & Brümmer auf dem Feld der Phytopharmaka nicht auf die chemisch-synthetischen Produkte übertragen wurde. Man zog in Ringelheim die Konsequenzen und stellte die Produktion und den Vertrieb der Generika 1985 ein. QUALITÄT, WIRKSAMKEIT UND UNBEDENKLICHKEIT Die 80er Jahre waren in der Forschung gekennzeichnet durch die Auswirkungen des „Gesetzes über den Verkehr mit Arzneimitteln (Arzneimittelgesetz)“ von 1976: „Es ist der Zweck dieses Gesetzes, im Interesse einer ordnungsgemäßen Arzneimittelversorgung von Mensch und Tier für die Sicherheit im Verkehr mit Arzneimitteln, insbesondere für die Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit der Arzneimittel (...) zu sorgen“ (§ 1 AMG) Die konkreten Forderungen des Arzneimittelgesetzes waren den entsprechenden Arzneimittel-Prüfrichtlinien zu entnehmen. Prof. Dr. Götz Harnischfeger, damals Leiter des Hauptbereichs Pharmazie von Schaper & Brümmer, hat 1997 knapp die Inhalte dieser Richtlinien erläutert: „Hierin wurde eine weitgehende Aufklärung von arzneilich wirksamen Inhaltsstoffen sowie eine dokumentierfähige Fertigung, Beschaffung von Ausgangsmaterialien und Entwicklung spezifischer Kontrollmechanismen gefordert.“ Die Befolgung der Arzneimittel-Prüfrichtlinien war aufwendig und teuer. Für diejenigen Arzneimittel, die sich vor dem Inkrafttreten des Arzneimittelgesetzes auf dem Markt befanden – und das waren beinahe alle Präparate von Schaper & Brümmer – musste eine Nachzulassung erfolgen. Für klinische Untersuchungen waren Kosten in Millionenhöhe aufzubringen. Es ist daher bemerkenswert, dass ein mittelständisches Unternehmen wie Schaper & Brümmer trotz der ebenfalls aufwendigen und teuren ständigen Qualitätskontrolle der laufenden Produktion auch unerforschte, aber auch bekannte Arzneipflanzen auf wirksame Inhaltsstoffe untersuchte. Die qualitativen Anforderungen waren dabei so hoch, dass über 90 Prozent aller untersuchten Wirkstoffe ausschieden. Bei Erfolg bedurfte es etwa 10 bis 12 Jahre weiterer intensiver Forschung bis zur Zulassung als Arzneimittel. FIRMENGESCHICHTE KOOPERATION MIT NAMHAFTEN FORSCHUNGSEINRICHTUNGEN Zu den Forschungsaktivitäten von Schaper & Brümmer in den achtziger Jahren gehörte auch die Kooperation mit namhaften Forschungseinrichtungen im In- und Ausland. So begann 1989 auf der Basis vorangegangener Forschungen in vier Teilprojekten, an denen Schaper & Brümmer die Federführung hatte, ein Technologietransferprojekt zur Entwicklung eines „In vitro Kulturverfahrens“ für die Arzneipflanze „Baptisia tinctoria (L.) R. Br.“ und für die Erstellung eines Konzeptes zum Massenanbau dieser nordamerikanischen Heilpflanze in Deutsch- land mit dem „Institut für Angewandte Botanik der Universität Hamburg“, das in den 90er Jahren erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Bei den vier vorangegangenen Teilprojekten „Chemie“, „Experimentelle Medizin und Biologie“, „Drogenanalytik“ und „Angewandte Botanik“ gab es eine Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Universität Göttingen, der Duke University in Durham NC und der University of Cincinnati. Der Grund für die Beschäftigung mit der Heilpflanze Baptisia tinctoria (L.) R.Br. war der große Erfolg von Esberitox® und die Anforderungen des Arzneimittelgesetzes von 1976. Diese betrafen auch Baptisia tinctoria, über die es zu diesem Zeitpunkt relativ wenig gesicherte Erkenntnisse gab. Bei der Ausgangsdroge Baptisiae tinctoriae radix ging es vornehmlich um das Problem der langfristigen Sicherung der Beschaffung bei steigender Nachfrage von Esberitox®, da die Ernte (5 t jährlich), die bisher ausschließlich aus Wildsammlungen stammte, weltweit zu 80 bis 90 Prozent bei Schaper & Brümmer in Ringelheim verarbeitet wurde. Etwa ab 1988 erkannte man, dass ein Anbau in Deutschland aus wirtschaftlichem Zwang heraus unumgänglich war. Im Heidedorf Solkau wird Baptisia seit 1994 durch das Institut für Pflanzenkultur erfolgreich angebaut. Schaper & Brümmer investierte in das Baptisia-Projekt 2,86 Millionen €. 8 DAS BAUEN GEHT WEITER Die notwendige Verstärkung der Forschung machte eine erneute Erweiterung des Forschungsbereiches notwendig. Die Trelementbauten wurden abgerissen und an ihrer Stelle entstand ein neues, dreistöckiges Gebäude, das bis heute unverändert blieb. Ferner erhielt die Frontpartie zwischen 1988 und ‘89 ihre heutige Gestalt. Es entstand ein neues Treppenhaus und eine Galerie, welche den Forschungstrakt mit den Hauptgebäuden verband. Damit einher ging auch eine neue innere Gestaltung des Eingangsbereiches als großzügiges Foyer des Hauses Schaper & Brümmer. Der Verbindungsbau zwischen Herstellungstrakt und Verwaltung erhielt ein drittes Stockwerk mit weiteren Büros und einem Konferenzraum. 1997 wird dann auf dieser Ebene auch der Geschäftsführungsbereich in neuer innenarchitektonischer Gestalt entstehen. ERFOLG IST KEIN ZUFALL Trotz der Gesundheitsreform und des Gesundheitsreform-Gesetzes entwickelte sich der Umsatz von Schaper & Brümmer gut. Mit rund 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern steigerte sich der Umsatz von 20 Millionen € im Jahr 1983 auf 26 Millionen € 1989, also um über 25 Prozent. Unter schwieriger werdenden gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen war ein solcher Erfolg nur mit besonderen Anstrengungen zu erzielen. Schaper & Brümmer beteiligte sich wie bisher an Messen und Ausstellungen und qualifi- zierte den Außendienst, der seine personell notwendige Stärke (70-75 Personen) bereits in den siebziger Jahren erreicht hatte, durch intensive Schulungen. Die gesundheitspolitische Diskussion unter dem Stichwort „Kostenexplosion“ hatte dem Image der Pharmaindustrie schwer geschadet. Es war gelungen, sie in den Augen der Bevölkerung für die Kostensteigerung im Gesundheitswesen – 1989 belief sich der Anteil der Kosten auf 9,6 Prozent des Bruttosozialprodukts – verantwortlich zu machen, während sich die „res publica“ weitgehend handlungsunfähig zeigte. Am Ende der Dekade wurden die Unternehmen der pharmazeutischen Industrie immerhin von 83 Prozent der Öffentlichkeit abgelehnt, was eine Meisterleistung in der Steuerung der öffentlichen Meinung bedeutete, da etwa dem gleichen Prozentsatz (87%) die Produkte dieses Industriezweigs höchst willkommen waren. Schaper & Brümmer bemühte sich daher verstärkt um Vertrauen und Verständnis in der Öffentlichkeit. Während die wissenschaftlich ausgerichtete „Biologische Umschau“, deren Erscheinen 1988 eingestellt worden war, sich vor allem an die Ärzteschaft wandte, konzipierte man Ende der achtziger Jahre eine Alternative mit Breitenwirkung: die „Symbiose“. Ihr erster Jahrgang erschien 1989. Erscheinungsbild und Konzept wurden seitdem zielgruppenorientiert mehrfach überarbeitet. Auch die erste Imagebroschüre des Hauses Schaper & Brümmer gehörte mit zum Public Relations-Programm. Die Broschüre mit dem Motto der Firma als Titel „Naturstoff-Forschung und Therapie“, das sich am Ende der Dekade in „Naturstoff-Forschung für die Therapie“ wandelte, stellte das Unternehmen „von allen Seiten“ vor. In acht Kapiteln wurde von der „Kommunikationsbis zur Indikations-Seite“ vorgestellt, was Schaper & Brümmer für die Gesundheit tat. Bis heute wurden drei weitere Imagebroschüren aufgelegt. Die letzte Version mit dem Titel „natürlich gut“ erschien im Sommer 1997 und knüpfte in ihrer ausführlichen Darstellung der Tätigkeitsfelder von Schaper & Brümmer wieder an die erste Broschüre an. Da bewegte Bilder mit Musik und Text weit eindrucksvoller sind als reich bebilderte Printmedien, entschloss man sich bei Schaper & Brümmer zu einem Imagefilm, der die Bezüge zwischen Forschung, Herstellung und Qualitätskontrolle zusammenhängend darstellen sollte. Der erste Schaper & Brümmer-Film mit dem Titel „Retorte Natur“ hatte 1987 Premiere. Ihm folgte 1992 „Arznei- FIRMENGESCHICHTE mittel aus Ringelheim“ und 1997 der Film „natürlich gut“, welcher den Bogen vom Heilpflanzenanbau bis zum Export spannte. Er wurde 2003 überarbeitet und aktualisiert. In die Anzeigenwerbung hielt Ende der achtziger Jahre die Kunst Einzug. Das Wesen der jeweiligen Präparate sollte durch ein zusätzliches Bild versinnbildlicht werden. Bis heute haben sich die Bilder verändert, nicht jedoch der Grundgedanke, die nützliche Wirkung zu visualisieren. Nicht nur die Informationsbroschüren, die den Ärzten und Apothekern die einzelnen Produkte vorstellten, sowie die Werbemedien, die für den OTC-Bereich werben sollten, wurden in diesem Sinne gestaltet, sondern auch die vermehrten Anzeigenschaltungen in Zeitschriften und Magazinen. DIE DEUTSCHE EINHEIT UND DIE FOLGEN Am 3. Oktober 1990 trat die DDR der Bundesrepublik Deutschland bei. Bund und Länder beschlossen einen Fonds „Deutsche Einheit“ in Höhe von 59 Milliarden €. Man kann sagen, dass Niedersachsen unter dem Strich von der deutschen Wiedervereinigung profitierte. Besonders begünstigt wurden das Dienstleistungsgewerbe, die Konsumgüterindustrie sowie das Baugewerbe und dessen Zulieferer. Ab 1993 kamen jedoch keine nennenswerten konjunkturellen Impulse mehr aus den neuen Bundesländern, da der Konsumstau abgebaut werden konnte und die Erstausstattung mit langlebigen Gütern aus dem Westen erreicht wurde. DRAMATISCHE ÄNDERUNG 1992 schlug Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) vor, die Kostenexplosion im Gesundheitswesen durch Einsparungen in Höhe von 5,7 Milliarden € mittels einer neuen „Gesundheitsreform“ zu dämpfen, die an die Stelle der von Norbert Blüm (CDU) initiierten Reform von 1989 treten sollte. Die Bonner Regierungskoalition und die oppositionelle SPD begannen daraufhin die Diskussion 9 über ein „Gesundheitsstruktur-Gesetz (GSG)“. Am 1. Januar 1993 trat es in Kraft und führte für die Pharmaindustrie zu dramatischen Änderungen, da es eine Budgetierung aller medizinischen Leistungsbereiche einführte. Bezogen auf die Arzneimittel bedeutete dies das Einfrieren der möglichen Ausgaben auf dem Niveau von 1991. Die Ärztinnen und Ärzte durften also nur noch Arzneimittel bis zu der Höhe verordnen, die ihnen 1991 zur Verfügung stand. Mehrverordnungen sollten zu Lasten ihres eigenen Honorars gehen. Die bis dahin ungebrochen positive Entwicklung des Unternehmens wurde jäh unterbrochen, denn Schaper & Brümmer musste einen Umsatzrückgang im Inland von 6 Prozent gegenüber dem Wirtschaftsjahr 1992 hinnehmen. DOPPELGLEISIGE STRATEGIE Arne Schaper, der Schaper & Brümmer gemeinsam mit Hannelore Kracke führte, hat die Reaktion des Unternehmens auf die Finanzprobleme des Sozialversicherungssystems in der Firmenbroschüre 1997 so beschrieben: „Schaper & Brümmer zog daraus die Konsequenz, den Selbstmedikationsbereich intensiv auszubauen. Diese strategische Entscheidung brachte den gewünschten Erfolg: der Anteil der vom Patienten selbst gekauften Arzneimittel liegt heute bei rund 50 Prozent vom Gesamtumsatz. Die doppelgleisige Strategie der Bearbeitung des Verordnungs- und des Selbstmedikationsmarktes führte auch zur Steigerung des Gesamtumsatzes von Schaper & Brümmer.“ 1994 konnte der Umsatzeinbruch wieder ausgeglichen werden. Export übernahm. Ab Januar 1995 wurden alle Aktivitäten aufgrund einer organisatorischen Neuordnung direkt aus Ringelheim wahrgenommen. Das Unternehmen wurde deshalb in fünf Hauptbereiche umgegliedert: Marketing/ Vertrieb, Forschung und Entwicklung, Medizin, Pharmazie und Verwaltung. Hinzukamen die Stabsabteilungen: Recht, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Qualitätssicherung, Zulassung, Einkauf, Technik und Umwelt sowie Controlling. Alle Abteilungen unterstanden direkt der Geschäftsführung. Durch den rechtzeitigen Aufbau des kaufmännischen Außendienstes – im OTC-Bereich arbeiteten Mitte der 90er Jahre 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – konnte der Selbstmedikationsbereich forciert ausgebaut werden. Der Verordnungsbereich wurde von 58 Pharmareferentinnen und -referenten betreut. Insgesamt beschäftigte Schaper & Brümmer 330 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. ZUGPFERD EXPORT Der Export gewann immer mehr an Bedeutung. Arzneimittel aus Ringelheim wurden und werden in fast alle europäischen Länder geliefert. Die Produkte von Schaper & Brümmer waren und sind in Süd- Mittel- und Nordamerika ebenso wie in Japan, Hongkong, Süd-Korea, Taiwan und in Australien begehrte Arzneimittel. Die erste Registrierung für den chinesischen Markt wurde im Februar 1994 Für Esberitox® N erteilt. Damit ist Schaper & Brümmer der erste westliche Phytopharmaka-Hersteller, dem die Registrierung eines pflanzlichen Arzneimittels in VR China gelungen ist. Neben dem Vertrieb eigener Produkte vergab Schaper & Brümmer Lizenzen an ausländische Partnerfirmen. STRUKTURELLE ANPASSUNG Bereits 1990 hatte Schaper & Brümmer das Tochterunternehmen „plantapharmazie Vertriebsgesellschaft mbH“ in Göttingen gegründet, das neben der Betreuung von Patenten, den Bereich der vom Patienten selbst gekauften Arzneimittel (OTC) und den DEFIZITE IM SYSTEM DER KRANKENVERSICHERUNGEN In den alten Bundesländern belief sich der Negativsaldo 1991 im Arzneimittelbereich auf 2,86 Milliarden €, 1992 bereits auf 4,55 Milliarden €. Ein Bündel von Maßnahmen sollte der defizi- FIRMENGESCHICHTE tären Entwicklung entgegenwirken. So wurde für 1993/94 vorgeschrieben, die Hersteller-Abgabepreise für verschreibungspflichtige Arzneimittel auf 95 Prozent und für nicht verschreibungspflichtige Präparate auf 98 Prozent der am 1. Mai 1992 geltenden Preise abzusenken („Preismoratorium“). Für die neuen Bundesländer galt vom 1. April 1992 bis Ende 1993 eine Preisabsenkung von zuerst 22 Prozent, die dann auf 20 Prozent verändert wurde. Zu den geringeren Preisen trat das restriktive Verordnungsverhalten der Ärzteschaft, die sich durch die im Gesundheitsstruktur-Gesetz vorgeschriebenen Ausgleichszahlungen bei Budgetüberschreitung bedroht sahen. Eine dramatische Wende nahm diese Vorschrift, als sich insbesondere in den neuen Bundesländern 1995/96 herausstellte, dass das Arzneimittelbudget nicht ausreichte. Überschreitungen konnten nicht ausbleiben. Darauf reagierten die Krankenkassen mit Einbehalt von den Arzthonoraren. In diesem Zusammenhang empfahl die „Kassenärztliche Bundesvereinigung“ (KBV) im 3. Quartal 1996 den Vertragsärzten dringend, auf die Verordnung sogenannter „umstrittener“ Arzneimittel zu verzichten. Mangels eigener Ausarbeitungen bediente man sich des „Arzneimittelreports ‘96“. In diesem umstrittenen Report wurde eine Aufstellung von über vierzig Indikationsgebieten veröffentlicht, aus denen auf die Verordnung von Arzneimitteln nach Ansicht der Pharmakologen völlig verzichtet werden könne, da sie „Arzneimittel mit umstrittener Wirksamkeit“ wären. In diesen Arzneimittelgruppen waren vor allem pflanzliche Arzneimittel enthalten. Die erfolgreiche Therapie mit diesen Arzneimitteln – teilweise über Jahrzehnte – ließen die Pharmakologen dabei nicht gelten. Aufgrund der Befürchtung vieler Ärztinnen und Ärzte, wegen der Verordnung angeblich „umstrittener“ Arzneimittel in Regress genommen zu werden, fand eine Hinwendung zu angeblich „unumstrittenen“ innovativen – aber meist sehr teuren – Medikamenten statt. Die Folge war, 10 dass trotz Preisstabilität und zurückgehender Verordnung der Arzneimittelumsatz bundesweit anstieg, wovon hauptsächlich die Großindustrie profitierte. Die Verschreibung teurer innovativer Arzneimittel stellte nicht nur eine Verteuerung der Behandlung, sondern vielfach auch eine Übertherapie mit teilweise überflüssigen Nebenwirkungen für den Patienten dar. BITTERE FOLGEN Die positive Umsatzentwicklung von Schaper & Brümmer, die sich über die Mitte der neunziger Jahre fortsetzt – 1995 kann eine Umsatzsteigerung gegenüber dem Vorjahr von 12,8 Prozent realisiert werden, 1996 ist mit einem weltweiten Umsatz von rund 48 Millionen € (davon 6 Mio. € im Ausland) das bislang erfolgreichste Geschäftsjahr in der Geschichte des Unternehmens – wurde durch die Vorgehensweise der KBV 1997 jäh gestoppt. Am 19.08.1997 besuchte der damalige niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder auf seiner „Sommerreise“ im Vorfeld des Bundestagswahlkampfes auch das Unternehmen Schaper & Brümmer. Henning Fahrenkamp, seinerzeit Stabsabteilungsleiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, informierte bei dieser Gelegenheit den Ministerpräsidenten darüber, dass das sogenannte „Notprogramm“ der KBV den überwiegend mittelständischen Naturarznei-Herstellern schade. Am Beispiel von Schaper & Brümmer erläuterte Fahrenkamp, dass die Empfehlung, nur noch auf der „Positivliste“ vermerkte Arzneimittel zu verordnen, in den ersten sieben Monaten des Geschäftsjahres 1997 Umsatzeinbußen auf dem Inlandmarkt von 24,6 Prozent gegenüber 1996 zur Folge gehabt hätte. Ende des Jahres stand fest, dass der Umsatz um 16 Millionen gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen war. Erfreulich war das „Gastgeschenk“ von Ministerpräsident Schröder. Das Unternehmen erhielt einen Zuwendungsbescheid über 700.000,DM für Forschungsinvestitionen aus Mitteln der „Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe.“ SCHEINBARER AUSGABENRÜCKGANG Am 10.03.1998 meldete zwar der federführende Bundesverband der Betriebskrankenkassen, dass die Ausgaben der Krankenkassen für Arzneimittel zum ersten Mal seit 1992 gesunken wären (In Westen um 4,1 Prozent, im Osten im 6,8 Prozent), räumte aber ein, dass die Ausgabenminderung auf die höheren Zuzahlungen der Patienten zurückgehe. Mit rund 3,6 Milliarden € (1997: 2,81 Mrd. €, 1996: 1,53 Mrd. €), die für 1998 erwartet worden seien, würden die Patienten rund ein Fünftel der Ausgaben für Medikamente aus eigener Tasche zahlen. GENERATIONSWECHSEL Nicht nur in der Politik regieren die „Enkel“, auch bei Schaper & Brümmer hat der Generationswechsel stattgefunden. Durch den plötzlichen Tod von Hans-Henning Schaper am 24. Juni 1991 wurde sein Sohn Arne zu seinem designierten Nachfolger in der Leitung des Unternehmens. Da der Dipl. Ökonom jedoch zu diesem Zeitpunkt noch Erfahrungen in einem anderen Pharmaunternehmen sammelte, entstand ein „Interregnum“. Frau Hannelore Kracke, bis 2000 neben Arne Schaper Geschäftsführerin des Unternehmens, trat damals die Geschäftsführung an. Anlässlich ihres 65. Geburtstages wurde Hannelore Kracke nach 46 Arbeitsjahren mit einem glänzenden Fest verabschiedet. Nachdem Arne Schaper etwa anderthalb Jahren die Geschäftsführung des Tochterunternehmens „plantapharmazie“ innehatte, übernahm der Enkel Erich Schapers am 4. Mai 1994 die Leitung des Familienunternehmens als Geschäftsführender Gesellschafter DAS FÜHRENDE NICHT-KONZERNGEBUNDENE UNTERNEHMEN Den Stellenwert der Innovationsfähigkeit von Schaper & Brümmer für das Unternehmen hat Dr. Johannes Freudenstein, Hauptbereichsleiter Forschung und Entwicklung, in einem Vortrag im Juli 1997 verdeutlicht: FIRMENGESCHICHTE „Schaper & Brümmer gehört zu den traditionsreichen forschenden Unternehmen des deutschen pharmazeutischen Mittelstandes und hat parallel zum Wachstum des Gesamtunternehmens auch die Forschungsaktivitäten kontinuierlich ausgebaut. Mittlerweile existieren zwei Hauptbereiche, die sich mit der Entwicklung neuer Präparate und der Verbesserung der bereits im Markt befindlichen Arzneimittel beschäftigen. Der Hauptbereich Forschung & Entwicklung bearbeitet sämtliche präklinische Fragestellungen, also all die Untersuchungen von der Wirkstofffindung über die Pharmakologie und Toxikologie bis zur Entwicklung einer geeigneten Darreichungsform. Die klinische Erforschung eines Arzneimittels, beginnend mit der ersten Verträglichkeitsprüfung am Menschen über die Dosisfindung bis hin zum Wirksamkeitsnachweis durch große klinische Studien wird betreut vom Hauptbereich Medizin. Im Vergleich zu früher ist die Aufgabenstellung – ein neues Arzneimittel zu entwickeln – heute so komplex, dass sie nur noch von Teams aus hochspezialisierten Wissenschaftlern der unterschiedlichsten Disziplinen gelöst werden kann. Den Medizinern, Tiermedizinern, Apothekern, Chemikern, Ingenieuren und Biologen unseres Unternehmens stehen jährlich etwa 10 Mio. DM (5,1 Mio. €) zur Verfügung, also mehr als 10% des derzeitigen Umsatzes. Die Ergebnisse dieser intensiven Forschung sind in einer Vielzahl von Publikationen dokumentiert. (...) In einer offiziellen Statistik wurden die Patente aus den Jahren 19901994 erfasst, an denen niedersächsische Erfinder beteiligt waren. Insgesamt belegt Schaper und Brümmer mit 7 Patenten in diesem Zeitraum den vierten Platz. Berücksichtigt man nur die niedersächsischen Unternehmen, so liegen wir hinter der Kali-Chemie in Hannover auf dem stolzen Platz 2 und sind damit das führende nichtkonzerngebundene Unternehmen.“ Zum 75. Geburtstag ist Schaper & Brümmer in einer zukunftsfähigen Ausgangsposition. 11 75 JAHRE SCHAPER UND BRÜMMER REFORMEN MIT NEBENWIRKUNGEN Mehr als 120 Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Kultur waren der Einladung der Geschäftsführung von Schaper und Brümmer gefolgt, um am 1. April 1998 das 75jährige Firmenjubiläum zu feiern. In der zu diesem Anlass erschienenen umfangreichen Festschrift schrieb Arne Schaper: „75 Jahre Schaper & Brümmer ist eine Erfolgsgeschichte aller Mitwirkenden. Der Blick zurück ist nicht nostalgisch, sondern dient der Orientierung. Für uns hat am 1. April 1998 die Zukunft bereits begonnen.“ Vorausschauend analysierte er die Entwicklung im deutschen Gesundheitswesen: Sie „... wird sich, vor allem auf dem Verordnungsmarkt, nicht verbessern. ... Wir werden die Selbstmedikationslinie weiter konsequent ausbauen und vor allen Dingen aufgrund der gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen, die in Deutschland herrschen, auch den Export unserer Arzneimittel weiter forcieren.“ Von den politischen Vertretern aus Stadt und Land wurde das Unternehmen als wichtiger regionaler Wirtschaftsfaktor, der aus der industriellen Monostruktur Salzgitters wohltuend herausrage, gelobt. Den Festvortrag „Pflanzliche Arzneimittel : Vom Patienten bevorzugt, vom Arzt benötigt“ hielt der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes der Pharmazeutische Industrie (BPI) Professor Hans Rüdiger Vogel. Er warnte vor der Diskriminierung pflanzlicher Arzneimittel, denn gerade mit diesen patientenfreundlichen Präparaten könne eine auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten sinnvolle Therapie durchgeführt werden. Dr. Jochen Wilkens, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes der Chemischen Industrie Niedersachsens e.V. machte deutlich, dass das Verschreibungsverhalten niedergelassener Ärzte seit der Gesundheitsreform zugunsten chemischer Präparate in krassem Gegensatz zur intensiv betriebenen Naturstoffforschung an den niedersächsischen Universitäten stehe. Arne Schaper sollte Recht behalten – die Lage wurde in der Tat nicht besser. Die Folgen der verschiedenen gesundheitspolitischen Reform-Ansätze vor und nach der Jahrtausendwende wirkten sich negativ auf die Umsatzentwicklung von Schaper & Brümmer aus. Nachdem das am 4. November 1999 vom Deutschen Bundestag verabschiedete Gesundheitsreformgesetz von Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer im Bundesrat einstimmig abgelehnt worden war, wurde am 16. Dezember 1999 nur noch das als „Reform“ beschlossen, was nicht der Zustimmungspflicht des Bundesrates unterlag. Weder die Neuordnung der Krankenhaus-Finanzierung noch das Globalbudget wurden so Wirklichkeit. Stattdessen blieb es bei den voneinander abgeschotteten Budgets, deren Ausstattung eine ordnungsgemäße Pharmakotherapie der Bevölkerung nicht gestattete. Ferner sah das Gesetz die Einführung einer Positivliste vor, bei der besondere Therapierichtungen nur im Anhang aufgeführt werden sollten. Obwohl diese Liste nie Gesetzeskraft erlangte – ein Gesetzentwurf der Bundesregierung wird im Vorfeld der Verhandlungen zwischen Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt und MdB Horst Seehofer (CSU) gestoppt werden, entwickelte ihre Ankündigung fatale Folgen. Die ärztlichen Verordnungen von Phytopharmaka gingen merklich zurück. Das Beitragssatzsicherungsgesetz (BSSichG), das am 1. Januar dieses Jahres in Kraft trat, zwang Apotheken, Pharmaindustrie und Großhandel, 1,4 Milliarden Euro des sich auf rund 2,4 Milliarden Euro belaufenden Defizits des Gesundheitssystems über Rabatte zu finanzieren. Die Apotheken, deren Rohertrag durch die Reimport-Quote, die Aut-idem-Regelung und Rabatterhöhung um ein Prozent im 1. Halbjahr 2002 bereits um 40 Millionen € gesunken war, mussten den gesetzlichen Krankenkassen ab 2003 sechs- bis zehnprozentige Rabatte einräumen. Der Großhandel wurde mit drei Prozent Rabatt für rezeptpflichtige Fertig- FIRMENGESCHICHTE arzneimittel und die Pharmaindustrie mit sechs Prozent Rabatt auf den Herstellerabgabepreis belastet. KLEINE FEIER Westfälische Tradition und Behaglichkeit mit modernem Komfort Was bis zum 80. Geburtstag von Schaper & Brümmer über das für 2004 geplante Gesundheitsmodernisierungsgesetz (GMG) als „Eckpunkte“ bekannt wurde, ließ keine ausgelassene Feststimmung aufkommen. Da die Konsequenzen aus dem Reformvorhaben zu erahnen waren, fand nur eine interne Feier statt. NEUE STRATEGIEN Erholsame Ruhe mit Landhaus-Charme Ausgezeichnete regionale Küche mit mediterranem Esprit Besonderes Ambiente durch Antiquitäten und moderne Kunst Stilvolles Restaurant mit 80 Plätzen Biergarten und Terrasse Mittag- und Abendkarte, Nachmittags Kaffee 25 individuelle Hotelzimmer mit Bad oder Dusche, Telefon und Farbfernseher Feste und Tagungen für 8 bis 80 Personen Dorfstraße 11 • 44549 Ladbergen Tel. 05485 | 93 93 0 • Fax. 054 85 | 93 93 92 E-mail: [email protected] www.gastwirt.de Um sich weiter erfolgreich am Markt zu behaupten, konzentrierte man sich seit 2001 neben der Pflege der Produktklassiker auf die Facharztgruppe der Gynäkologen. Diese Entscheidung führte zum Verkauf der drei Cystinol®-Präparate an das Unternehmen Hoyer-Madaus, das sich auf Urologie spezialisiert hat. Die Pflege der Esberitox®-Familie schloss sogar einen Fernsehwerbespot ein, der erstmals im Winterhalbjahr 2001/02 über die Sender lief. Esberitox® N entwickelte sich zum Marktführer seiner Indikation in Deutschland. Dass gute Pflege Nachwuchs einschließt, belegte die Entwicklung des neuen Mitglieds der Esberitox®-Familie, die Esberitox® mono Brausetablette. Sie wurde Anfang 2002 eingeführt. Erfolgreich war auch die Erschließung des Marktes für gynäkologische Präparate. Remifemin® wurde nicht nur das in Deutschland meist verkaufte pflanzliche Arzneimittel in dieser Indikation, sondern seine Bedeutung nahm und nimmt auch im Ausland zu. So hat Remifemin® z. B. in Australien die Marktführerschaft erobert. Am 1. Juni 2003 wird Remicalcin+D3 als sinnvolle Ergänzung zu Remifemin® und Remifemin® plus auf den Markt gebracht werden. Dieses neue Präparat stellt während der Wechseljahre die optimale Versorgung mit Calcium und Vitamin D3 sicher und schützt so vor Osteoporose. EXPORT, DER RICHTIGE WEG 2003 werden 18 verschiedene Arzneimittel von Ringelheim aus weltweit verkauft. Seit 1997 konnten durch den Stabsbereich „Zulassung“ über 30 Registrierungen im Ausland erwirkt werden. Mit Ausnahme Afrikas sind die Produkte von Schaper & Brümmer auf allen Kontinenten vertreten. Der inter- nationale Vertrieb geschieht in vielen Ländern mit Vertriebspartnern. Im Dezember 1999 schloss Schaper & Brümmer mit SmithKline Beecham, dem nach der Fusion mit Glaxo größten Pharmakonzern der Welt einen Vertrag über die Vermarktung von Remifemin® in den Vereinigten Staaten. NEUE STRUKTUREN Seit dem 75. Geburtstag wurden auch die inneren Strukturen auf der Basis einer Untersuchung der Unternehmensberatung Roland Berger den aktuellen Gegebenheiten angepasst. Seit Juni 2002 gibt es nur noch 4 Stabsbereiche und vier Geschäftsbereiche, um so flexibler handeln und schneller entscheiden zu können. F+ E, DIE ZUKUNFTSGARANTEN Erfolgreiche Forschung und eine marktfähige Entwicklung sind die Voraussetzung für Produkte, welche die Zukunft eines Unternehmens sichern. Ein gutes Beispiel dafür ist die neue, erfolgversprechende Entwicklung zur Migräneprophylaxe aus Mutterkraut (Tanacetum parthenium), die schon 1987 begonnen wurde. Die im Januar 2003 beendeten klinischen Prüfungen zeigten, dass der patentierte Mutterkraut-CO2-Extrakt von Schaper & Brümmer die Häufigkeit der Migräneattacken stark betroffener Patienten bei regelmäßiger Einnahme um durchschnittlich zwei Anfälle pro Monat senkt. Die Wirksamkeit ist vergleichbar mit den derzeit von der deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) für die Prophylaxe empfohlenen chemisch definierten Migränemitteln, wobei sich der Mutterkraut-Extrakt durch besonders geringe Nebenwirkungen und gute Verträglichkeit auszeichnet. Die Zulassung des neuen pflanzlichen Migräneprophylaktikums wird in Kürze beim BfArM beantragt worden. Eine stolze Leistung für ein mittelständischen Familienunternehmen, die zeigt, dass Schaper & Brümmer genügend innovatives Potential besitzt, um die Zukunft trotz aller Probleme erfolgreich zu meistern. PHYTOPHARMAKA Foto: project photos© Wintersport ohne Erkältung von Claus Conrad Ob Abfahrt, Langlauf oder Snowboarden: Skifahren steht hoch im Kurs. Aktive Erholung an der frischen Höhenluft, der AdrenalinKick bei Talfahrten, das Erlebnis der Bergwelt und die Geselligkeit auf der Hütte machen Skifahren zum beliebten Wintervergnügen. SPIELVERDERBER ERKÄLTUNG Leicht kann eine Erkältung den Freizeit- oder Ferienspaß im Schnee gründlich verderben. Die kaltfeuchte Luft in den Höhenlagen reizt nicht nur die Schleimhäute der Atemwege, sondern verschlechtert gleichzeitig ihre Durchblutung. Ist die Blutzufuhr imSchleimhautgewebe jedoch reduziert, so gelangen dorthin auch weniger Abwehrzellen. Schnupfenviren, die bei feucht-kalter Witterung besonders angriffslustig sind, haben so beste Chancen, ein neues Opfer zu finden. „Besonders infektgefährdet sind Skifahrer, die ihrem Körper nach einer längeren Pause gleich zu viel zumuten ...“, so Prof. Dr. med. Gerhard Uhlenbruck, Immunbiologe an der Universität Köln. Durch „... die ungewohnte Belastung und die Klimaumstellung kommt es leicht zu einer Überforderung, die auch das Immunsystem beeinträchtigt. Um einer Erkältung keinen Vorschub zu leisten, sollte man sich deshalb beim Wintersport nicht völlig auspowern und auf ausreichende Erholungsphasen achten...“, empfiehlt der Immunbiologe. 13 Fotos: project photos © PHYTOPHARMAKA Willkommen! Bienvenue! Wellcome! Foto: project photos © ÜBERANSTRENGUNG SCHADET Gerade zu Beginn eines Skiurlaubs sollte man vorsichtig sein und Übertreibungen vermeiden. Der Körper braucht etwas Zeit, um sich an das anstrengende Höhenklima zu gewöhnen. Aus diesem Grund sollte man lieber auf die eine oder andere Abfahrt verzichten und stattdessen durch die winterliche Landschaft spazieren. Das fördert die Entspannung und erleichtert auch für das Immunsystem die Umstellung. Genuss, Luxus, Tradition, Wellness, Ruhe und Wohlbefinden vor der Kulisse der Chiemgauer Bergwelt Erfüllen Sie sich diesen Traum in der Kirchplatz 1 • 83229 Aschau Tel.: 08052 - 179 00 • Fax.: 08052 - 17 99 66 E-mail: [email protected] www.residenz-heinz-winkler.de MODERATES AUSDAUERTRAINING HILFT Um dem Verletzungsrisiko vorzubeugen und um fit am Wintersportort anzukommen, empfiehlt sich eine gezielte Vorbereitung, die besonders dann maßvoll betrieben werden sollte, wenn man nicht das ganze Jahr über Sport treibt. Wie intensiv man sich sportlich vorbereiten kann, ohne sich zuviel zu zumuten, hängt nicht zuletzt vom persönlichen Fitnesszustand ab. Anfänger beginnen am besten mit Trainingseinheiten von 20 bis 30 Minuten, die dann langsam erhöht werden. Ideal für das Immunsystem sind drei bis vier Stunden moderates Ausdauertraining pro Woche verteilt auf drei bis vier Einheiten. Das Motto „viel hilft viel“ ist keine geeignete Methode, um Kondition und Fitness zu steigern. Nur ein ausgewogenes Trainingsprogramm kann die Leistungskraft erhöhen. ANSTRENGUNG UND RUHE Eine zentrale Rolle spielt bei jeder sportlichen Betätigung das richtige Verhältnis von Anstrengung und Ruhe. Besonders ambitionierte Sportler müssen daher auf genügend Erholungspausen achten, in denen sich Körper und Immunsystem regenerieren können. Nach extremen Langzeitbelastungen, wie zum Beispiel einem Marathonlauf, benötigt die Immunabwehr etwa 24 Stunden, um wieder ihre volle Leistungsfähigkeit zu erreichen. Was für die Vorbereitung richtig ist, gilt auch für den Wintersport. Der Skipass ist kein hinreichender Grund, unbedingt auch die letzte Abfahrt noch mitzunehmen. Gönnen Sie sich hin und wieder einen erholsamen Blick auf die Landschaft, sie ist es in der Regel wert! Auch eine Ruhepause bei sonnigem Wetter im Liegestuhl vor der Hütte ist kein Zeichen von Schlaffheit, sondern von sportlicher Vernunft – vom Vergnügen ganz abgesehen. TROCKEN UND WARM Die Skibekleidung, oft in erster Linie nach modischen Kriterien ausgewählt, sollte vor allem warm und trocken halten, um Unterkühlungen zu vermeiden. Der häufige Wechsel zwischen Eiseskälte draußen und bulliger Wärme drinnen, stellt eine hohe Belastung für Körper und Immunsystem dar. PHYTOPHARMAKA Foto: Schaper & Brümmer © Damit man nicht ins Schwitzen kommt oder anfängt zu frieren, ist es ratsam, sich nach dem Zwiebelprinzip kleiden. Wer bereits einige Wochen vor dem Urlaub regelmäßig in die Sauna geht, kann den Körper auf die häufigen Temperaturwechsel vorbereiten und stärkt damit auch seine Abwehrkräfte. Die in der Regel trockene Heizungsluft in den Wintersporthotels macht das Problem des Temperatur- und Klimawechsels nicht gerade kleiner. ABWEHRSTARK IN DEN WINTERSPORT Um das Immunsystem gezielt winterfit zu machen, hilft die pflanzliche Immunstimulation mit der Kombination aus Wildem Indigo, Lebensbaum und Sonnenhut. Dieses spezielle Präparat (Esberitox® N aus der Apotheke) erhöht die Zahl der Abwehrzellen und steigert ihre Aktivität. Darüber hinaus wirken die pflanzlichen Inhaltsstoffe auch di- rekt gegen Schnupfenviren. Bei ersten Anzeichen einer Erkältung eingenommen, sorgt das Arzneimittel außerdem dafür, dass die Beschwerden weniger stark ausgeprägt sind und schneller überwunden werden. Das neue Mitglied der Esberitox®Familie, die Esberitox® mono Brausetablette, ist ein praktischer Begleiter in den Wintersport. Zubereitungen aus dem roten Sonnenhut werden seit Jahrhunderten für die Stimulation des Immunsystems bei Erkältungen genutzt. Der standardisierte Wirkstoff aus den oberirdischen Teilen des Sonnenhutes ist in Esberitox® mono enthalten. Förderkreis Immunschutz Usinger Straße 1 61273 Wehrheim Telefon 0 60 81 | 98 34 34 Telefax 0 60 81 | 98 34 44 www.immunschutz.de IMMUNSCHUTZ-INFORMATIONEN Weitere Informationen zum Thema: „Stärkung der Abwehrkräfte“ erhalten Sie beim Förderkreis Immunschutz. Dort können Sie auch Informationsbroschüren zum Thema „Immunabwehr“ bestellen. Pflichttexte zu Esberitox® N, Esberitox® mono und Esberitox® mono Brausetablette unter www.schaper-bruemmer.com 15 Fotos: project photos © GESUNDHEIT Angelika Schaller Paracelsus ALLEIN UND FREMD UND ANDERS Nichts ist leichter und schwerer zugleich als Paracelsus (1493–1541) zu beschreiben. Eine überquellende Literaturflut verstellt gelegentlich den Blick, so dass unter anderem Intuition in der Beschäftigung mit dem Allroundgenie gefragt ist. Vor unserem geistigen Auge steht ein Mann voller Widersprüche und Rebellion. Idealist und Individualist, Mediziner und Mystiker, Alchimist und Apotheker, Autor und Astronom – das alles war Paracelsus gleichzeitig. Dazu hoch begabt, gar nicht konziliant und dennoch ein friedlicher Geist. Und: Als Feindbild erster Güte pflegte er seinerseits Feindbilder mit Ausdauer und Hingabe. SPRENGSTOFF Die Apotheker hatten nichts zu lachen: Als „Suppenwüst- und Sudelköche“ hatte Paracelsus sie beschimpft und vehement agitiert: „Die Sudlerei, wie die Mompelierischen Apotheker handeln ist keine Kunst, sondern Sudelwerk mit ihren Sudelküchen“. Und weiter: „Also auch die Apotheker und etliche Barbierer, nehmen sich der Arznei an, halten und wollten als wäre es ein Holzwagen, gehen in der Arznei um wider ihr eigen Gewissen, vergessen ihre eigenen Seelen, allein das sie reich werden, Haus und Hof und alles was dazu gehört zu rich- 17 ten und aufputzen: Achten nit, dass es unverdient in ihre Hand kommen ist allein wenn es nur da ist.“ Starker Tobak, der nicht gerade auf enthusiastische Gegenliebe stieß. Sämtliche Ressentiments regten sich. Da kam ein einfacher und leidenschaftlicher Wanderarzt daher, der vorgab, in Ferrara zum „Doctor utriusque medicinae“ promoviert worden zu sein, zugleich dem Galenismus abschwor und – Gipfel der Dreistigkeit – nicht nur mit den Arzneimitteln aus dem „Regnum minerale“ heilte, sondern mit allerlei Wundermitteln, ja selbst mit Hilfe von Dämonen. Und der die bis dahin gängige Humoralpathologie (also die Vier-Säfte-Lehre) nicht mehr als die einzig selig machende Lehre bei der Heilung von Krankheiten ins Kalkül zog. Stattdessen, so die Forderung des Dubiosen, solle man im „Buch der Natur“ lesen, um daraus effektiver als aus den gelehrten Büchern zu lernen. Und um zu „augenscheinlicher Erfahrenheit“ zu kommen, also zu einer Art Erkenntnis im Geiste des Ganzen. Paracelsus aufwieglerische These: Persönliche Erfahrung und empirische Forschungen sind tradierten Erkenntnissen, die niemand je in Frage stellt, eindeutig überlegen und damit vorzuziehen. Sprengstoff, soviel steht fest. Darüber hinaus mischte er sich in philosophische und theologische Fragestellungen ein, statt einfach nur Arzt zu sein. Und dies alles kein bisschen diplomatisch und zurückhaltend. WER WAR DIESER MANN, der quasi aus dem Nichts kam und überall dort, wo er auftauchte, die Gemüter des Wissenschaftsbetriebs bis zur Weißglut reizte? Das genaue Geburtsdatum von Paracelsus ist umstritten; Ende 1493 wird es wohl gewesen sein. Seine Eltern gaben ihm die Vornamen Philippus Aureo- GESUNDHEIT INDIVIDUELLE APOTHEKEN GESTALTUNG MIT KONZEPT PKA Dipl. Ing. Ralf Oelze Tischlerei Innenausbau Möbeldesign Steinstraße 18 30559 Hannover Telefon: 0511 - 958 291/-42 Telefax: 0511 - 958 52 37 lus; Theophrastus Bombastus Philippus von Hohenheim nannte er sich erst seit seinen öffentlichen Auftritten. In Briefen und Büchertiteln unterschrieb er meist mit „Theophrastus von Hohenheim“, manchmal setzte er „genannt Paracelsus“ hinzu. Sein Vater war Gemeindearzt in Einsiedeln (Kanton Schwyz) und süddeutscher Herkunft. Paracelsus bezeichnete ihn als seinen ersten und einflussreichsten Lehrmeister, da sein Vater ihm die ersten und elementaren Kenntnisse in Alchemie, Wundarzneikunst und Medizin beibrachte. Nach dem Tod der Mutter erhielt der erst acht Jahre alte Knabe in Villach (Kärnten) seine Grundausbildung in der Klosterschule St. Paul im Lavanttal, hospitierte an der Bergschule und war Laborant in den nahen Metallhütten und Mineralbergwerken, die ihn beeindruckten und seine Phantasie nachhaltig beflügelten. Die schichtartige Lagerung der Mineralien wird ihm zu einem Bild für die vielfältig geschichtete Ordnung der Natur, in der auch der Mensch sein „verordnet Wesen“ hat. 1509/1510 reiste Paracelsus nach Wien, wo er vermutlich den Grad des Bakkalaureus erwarb. Später schickte ihn sein Vater auf die Universität nach Basel. Da Paracelsus die dogmatische und in Tradition erstarrte Auffassung von Medizin und Heilung der gelehrten Autoritäten von damals nicht geheuer war, trieb er lediglich unregelmäßige akademische Studien, was ihm später als Makel angelastet wurde und seine wissenschaftliche Dignität so manches Mal in Frage stellte. LERNEN VON "EINFELTIGEN" WIE "GESCHEYDTEN" 1512 machte sich Paracelsus auf die Reise nach Italien. Er ging– um alchimistische Studien zu betreiben – in die Lehre der damals berühmtesten Chymisten und schloss diese Studien in Ferrara ab. In dieser damals berühmten medizinischen Hochburg studierte er Medizin und wurde mit den Lehren des römi- schen Arztes Galenos bekannt. 1516 promovierte er zum Doktor Chirurgus wie Medicus (Doctor beyder arzneyen). Danach war er unsteter Wanderarzt und Feldarzt im Venedischen Krieg (1516/1517), im Niederländischen Krieg (1519) und – ein Jahr darauf – im Dänischen Krieg. Die Jahre der Wanderschaft führten ihn durch Süd- und Westeuropa, durch die nordischen Länder und den europäischen Osten. Er reiste, um seine Kenntnisse in der praktischen Erfahrung zu erhärten und weiter dazu zu lernen. Und dies nicht nur bei Ärzten, Laboranten, Alchemisten, sondern er lernte auch von alten (weisen) Frauen, von Scharfrichtern, Scherern, Juden, Badern, Zigeunern, von „Gescheydten“ wie „Einfeltigen“ gleichermaßen. 1524 kehrte Paracelsus nach Villach zurück, zog aber bald nach Salzburg, wo er sich als praktischer Arzt niederließ. Er geriet in Verdacht, mit aufständischen Bauern zu sympathisieren, so dass er bald aus Salzburg fliehen musste. Dieses Erlebnis war der Auslöser für sein theologisches Schaffen, das sich mehr an sozialen und ethischen Fragen orientierte denn an ideologischer Systematik. ABLEHNUNG UND ANFEINDUNG Paracelsus fand auf seinen unsteten Wanderschaften „Irrsal und stets übel“, dass so viele Ärzte, „vornehmlich zu Montpellier, Salerno und Paris, die da den Ruhm haben wollen, nichts wissen und können.“ Eine der Zentren in diesem wenig schmeichelhaften Zusammenhang war Paris. Die Stadt an der Seine war damals die orthodoxe Hochburg der mittelalterlichen Hochschulmedizin. Die Wissenschaft war wie versteinert in unselbstständiger Autoritätengläubigkeit und Anbetung nie hinterfragter Überlieferungen. In diesem Umfeld machte Paracelsus von sich reden, da ihm einige Heilungserfolge von längst aufgegebenen Patienten gelungen waren. Doch statt Respekt schlug ihm blanker Hass und erbitterte Nachstellung entgegen. Es GESUNDHEIT durfte nicht sein, was nicht sein konnte. Das war der Beginn eines lebenslänglichen Kampfes, den Paracelsus mit der traditionellen Medizin führen sollte, „allein und fremd und anders“, wie er selbst (mitnichten resignierend) sagte. Verbittert, gedemütigt, aber ungebrochen fährt er fort: „Sie treiben mich aus Litauen, danach aus Polen, den Niederländern und Universitäten gefiel ich nicht, weder den Juden noch Mönchen. Ich dank aber Gott, den Kranken gefiel ich.“ Genau das hielt sein Feuer am Lodern. Von den Kranken wurde er verehrt. Was machte es da aus, wenn ihn Gelehrte als dubiosen Zauberer ächteten, nur weil eben seine Heilerfolge sichtbar waren? Es ist belegt, dass Paracelsus Kranken gegenüber von größter Fürsorge und Barmherzigkeit war, eingedenk der eigenen Maxime: „Die höchste und wirksamste Arznei ist die Liebe!“ SELBSTBEWUSSTER SCHRIFTSTELLER Paracelsus eckte aufgrund seiner unorthodoxen Ausbildung und Ansichten überall an und machte sich mehr Feinde denn Freunde. Dennoch: Trotz aller Schwierigkeiten wurden all seine Werke ins Deutsche, Französische und Englische übersetzt, und viele Wissenschaftler und Ärzte sammeln noch heute ihr Wissen aus diesen Büchern (wenngleich sie die Quelle oft wohlweislich verheimlichen). Das Selbstbewusstsein von Paracelsus im Hinblick auf seine Publikationen, zeigt sich in folgendem Ausspruch: „Ich will es bezeugen dass keines meiner Werke früher geschrieben worden ist weder von Philosophen 19 noch von Ärzten gehört oder gele sen Meine Schriften beweisen dass ich Erfindungen in diesem Bu che anzeige von denen keines je von einem alten oder neuen Philosophen oder Arzte erwähnt oder zugelassen wurde denn er hätte alle alten Schriften verlassen müssen“ (Paracelsus Bd II S XX) VIER-SÄULEN Zu den drei Säulen Philosophie, Astronomie und Alchemie zählt Hohenheim als vierte Säule die Redlichkeit und Trefflichkeit des Arztes, seine „virtus“, die sich in Gott gründet und ihm durch die Natur offenbart wird. „Philosophie“ bedeutet in Paracelsus’ Verständnis eine Art „Natur-Kunde“ vom Menschen oder Anthropologie; sie verbindet ärztliches Denken mit medizinischem Wissen. „Astronomie“ ist eine Art „Zeit-Kunde“ und begleitet alle pathischen Prozesse, die Existenz des Menschen eben in seinem leibhaftigen Werden und Verfallen. Mit „Alchemie“ ist die Kenntnis biophysikalischer Energetik eines Organismus gemeint; und „virtus“ beschreibt das praktische, redliche Tun des Arztes. Anhand dieser vier Säulen sollte der gute Arzt Krankheiten erkennen und Heilmittel finden, indem er den „äußeren“ ebenso wie den „inneren“ Menschen beobachtete. Die Gegensätzlichkeit von Makro- und Mikrokosmos als großer und kleiner Welt, von „innerer“ und „äußerer Anatomei“ sollte dem Arzt den Weg weisen. Mit diesem Wissen wollte Paracelsus den Arzt zum gebildeten Fachmann für den Menschen machen und die Medizin zum bedeutenden „Eckpfeiler der Universität“. KARRIERE UND KONFLIKTE Akademisch ging es – trotz aller Anfechtungen – zunächst aufwärts: erst in Straßburg (1526), dann (1527) im nahen Basel. Dorthin war er als viel gesuchter Konsiliarius gerufen worden. Sein Heilerfolg beim einflussreichen Buchhändler Froben und eine therapeutische Beratung des Erasmus von Rotterdam brachten ihm eine Anstellung als Stadtarzt zu Basel ein, mit dem Recht, öffentliche Vorlesungen zu halten. Auch hier machte sich Paracelsus durch allzu anmaßende Selbstsicherheit und Lust am Kritisieren nicht beliebt. Geradlinig, radikal und energisch zog er gegen das traditionelle medizinische Lehrwerk von Galen und Avicenna ins Feld – brach so mit dem Autoritätsglauben an die Wissenschaft und leitete ein neues Kapitel in der Geschichte der Medizin ein. Schonungslos deckte er den korrupten Zustand des damaligen Apothekerwesens auf, ebenso die in Tradition erstarrte Praxis seiner Kollegen. Paracelsus lehrte in Basel als erster Wissenschaftler auch in deutscher Sprache. So hielt er Vorträge mit pragmatischen Themen – etwa über Geschwüre und offene Wunden – in deutscher Sprache, da die Wahrheit nur deutsch und deutlich gelehrt werden könne . Seine Arbeiten „Herbarius. Das Buch von den natürlichen Dingen“, „De Mineralibus" sowie „Aphorismen des Hippokrates“, „De modo pharmacandi“, „Libri paragraphorum“ entstanden in Basel. Nach etwa einem Jahr verließ Paracelsus wegen juristischer Streitigkeiten mit dem Magistrat Basel und reiste weiter nach Kolmar. GESUNDHEIT 1582 beendete er dort die Arbeit „Bertheonea“. Seine Beschäftigung mit der damals noch unerforschten Syphilis mündete in verschiedene Syphilis-Schriften wie zum Beispiel in den Traktat „Vom Ursprung und Herkommen der Franzosen sampt der Rezepten Heilung, 8 Bücher“ (1529), bei dessen Veröffentlichung er zum ersten Mal das Pseudonym „Paracelsus“ verwendete. 1531 ging er erneut auf Reisen. Nach kurzen Aufenthalten im oberpfälzischen Beratzhausen sowie in Regensburg und Amberg zieht Paracelsus nach St. Gallen. Dort beendet er die Schrift „Paragranum“. Darin beschrieb er die vier Säulen der Heilkunst und rechtfertigt seine philosophische und medizinische Auffassung. Das „Opus Paramirum“, eine Lehrschrift über die Ursachen von Krankheiten, stellte Paracelsus 1531 ebenso fertig wie die Arbeit „Von den unsichtbaren Krankheiten“ und theologische Ausarbeitungen. 1533 begab sich der Unstete erneut auf Wanderschaft durch das Appenzeller Land, wo er auch als Laienprediger wirkte. Im Frühling 1534 wanderte er mittellos durch das Oberinntal nach Innsbruck. Der dortige Bürgermeister untersagte ihm den Aufenthalt, da er nicht glauben wollte, dass ein Mann in so abgerissener Kleidung ein Arzt sein könne. Paracelsus wanderte weiter über den Brenner ins südliche Tirol nach Sterzing, wo die Pest wütete. In seiner Schrift „Büchlein von der Pest“ schilderte der Hohenheimer nicht nur die Symptome der furchtbaren Seuche, er beschrieb auch, wie man sie bekämpfen, ja verhindern und ihr vorbeugen könne. 20 PREMIEREN UND REGES PUBLIZIEREN 1535 untersuchte Paracelsus in Bad Pfeffers die Heilwirkung der dortigen Thermalquelle und verfasste eine umfangreiche balneologische Schrift zur Heilwirkung von Thermalquellen, zu Indikationen, diätetischen Vorschriften sowie Behandlungsrichtlinien. Man kann sagen, dass mit Paracelsus die balneologische Wissenschaft begann. In Tirol besuchte Paracelsus vermutlich auch die Eisenhütten von Jenbach und die Kupferwerke von Brixlegg. Er untersuchte als erster die Krankheiten der Erzknappen, Schmelzer, Silberbrenner und Quecksilberarbeiter, die in unvorstellbarer Not arbeiteten und hausten. So verdanken wir ihm die erste medizinische Schrift über Gewerbekrankheiten und Gewerbehygiene mit dem Titel „Von der Bergsucht und anderen Bergkrankheiten“. Dies war der schlichte Anfang unserer heutigen Arbeitsmedizin. Im Jahre 1536 wurde in Ulm die zweibändige Schrift, die als das (unvollendete) Hauptwerk von Paracelsus gilt, „Die große Wundartzney“, gedruckt. Sie erreichte die höchsten Auflagen seiner Schriften. Im gleichen Jahr reiste Paracelsus nach Eferding in Österreich, wo er die letzte Fassung der Schrift „Von die Tartarischen Krankheiten“ schrieb. Die „Astronomia Magna“ entstand 1537, blieb aber auch Fragment und wurde erst 1571 unter dem Titel „Die Ganze Philosophia Sagax der großen und kleinen Welt“ gedruckt. Das Werk beinhaltet eine Fülle von theologischen und metaphysischen Überlegungen und verdeutlicht Paracelsus' theologische Unabhängigkeit. Weitere Aufenthalte in Wien und Klagenfurt waren bereits überschattet von beginnender Krankheit. TOD IN SALZBURG Um 1540 rief Fürstbischof Ernst von Wittelsbach den früh gealterten Hohenheimer zurück nach Salzburg. Ein Jahr später, am 25. September 1541, hat er, wie auf dem Grabstein steht, „das Leben mit dem Tode vertauscht“. Am natürlichen Ende des erst 48jährigen wurde gezweifelt. Trotz der Anfeindungen seiner Gegner blieb der Ruf von Paracelsus als überragender Arzt unerschüttert. Einerseits erhöhten seine scharfsichtigen Prognosen, aber auch seine Kenntnisse rasch wirkender Heilmittel, sein Ansehen. Andererseits heilte er zahlreiche Kranke, die nach der damaligen Schule als unheilbar, ja sogar gefährlich galten. SEINER ZEIT VORAUS Das Wort Magnetismus im eigentlichen Sinne nimmt bei Paracelsus seinen Ursprung. Er war der Entdecker der verborgenen Eigenschaften des Magneten und des tierischen Magnetismus. Er war auch der Entdecker des Wasserstoffs Ebenso war er der kühne Schöpfer der chemischen Medizin. Paracelsus sah den Menschen eingebunden in die ihn umgebende Welt. Daher lehrte er das Verständnis für Alchemie, Astrologie, Natur und Gott, so dass die Ursache der Krankheit erkannt, wirkliche und bleibende Heilung erfolgen könne. Makrokosmos und Mikrokosmus, Himmel und Natur – in allem sei nichts, was nicht zugleich im Menschen wäre. GESUNDHEIT Hohenheims Auffassung von der Zubereitung der Arzneimittel ist durch die „Alchemia“ geprägt. Nur die mit ihrer Hilfe gefundenen Arcana (Arcanum = geheimnisvoller Stoff) können ihrer Feinheit wegen als Arzneimittel eingesetzt werden, wobei der Arzt den Lauf des „äußeren Firmaments“ beobachten muss, um die im „inneren Firmament“ anzuwendenden Arcana richtig zuzubereiten. Diese Arcana finden sich sowohl im Makrokosmos als auch im Mikrokosmos wieder. So können „äußere Mineralien“ und deren Zubereitungen die durch „innere Mineralien“ hervorgerufenen Krankheiten heilen: Arcanum mercurii vitae erneuert den menschlichen Körper und führt ihm frische Kräfte zu; Mercurius essentificatus (Antimontrichlorid) und die Tinctura wirken als Universalheilmittel. Arcana sind auch die Magisterien, die aus Steinen, Perlen, Korallen, Pflanzen, Wein oder Blut hergestellt werden. Wenn sie mit Goldverbindungen aufgearbeitet werden, liefern diese Magisterien als Aurum potabile ein vorzügliches Arzneimittel. Paracelsus fasste also nicht nur den Krankheitsbegriff ontologisch auf, er erweiterte ihn durch seinen Arzneimittelbegriff, der nicht mehr alleine auf der antiken Humoralpathologie fußte, sondern auf den Tria Principia oder Tria Prima: Sulfur, Mercurius und Sal. Gänzlich konnte sich aber auch Hohenheim der Vorstellung von den vier Elementen nicht ganz entziehen. So besaß für ihn jedes der Elemente eine Art genetischer „Matrix“, die aus ihm einen Körper werden läßt. Ebenso enthält es die Tria Principia, die – unter chemischen Gesichtspunkten – als Verbrennung (Sulfur), Verflüssigung 21 (Mercurius) und Veraschung (Sal) gedeutet werden können. Für Paracelsus stellten diese Tria Principia jedoch keine fassbaren Agentien, sondern vielmehr geistige Prinzipien dar, die eine stoffliche Umsetzung innerhalb des Mikrokosmos dynamisch bewirkten. Aufgabe der Alchemia als Scheidekunst oder „Ars Spagyrica“ war es, aus den Heilmitteln der „Drei Reiche der Natur“ eine feinstoffliche „Quinta essentia“ zu ziehen. „HIMMEL UND ERDE SCHAFFEN DEN MENSCHEN“ Konnten nun diese Theorien des Schweizer Provokateurs für die Zeitgenossen einen Ausweg aus der therapeutischen Sackgasse, in die Arabismus und Galenismus geraten waren, darstellen? Nur zögerlich vermochte sich die gelehrte Ärzteschaft für Paracelsus zu erwärmen, zumal dessen in deutscher Sprache abgefasste Schriften in der Mehrzahl nur in Manuskripten von Hand zu Hand gingen. Trotz der Übersetzungen in die Gelehrtensprache Latein von Adam von Bodenstein, Michael Toxites oder Gerhard Dorn schenkte man Hohenheims Theorien im 16. Jahrhundert kaum Beachtung. Im 17. Jahrhundert entflammt der Streit zwischen „Galenisten“ und „Paracelsisten“ vehement. Die beiden Parteien standen sich besonders deshalb unversöhnlich gegenüber, weil sich Hohenheim nicht nur auf seine Rolle als Arzt beschränkt hatte, sondern sich auch in andere, vor allem theologische Fragestellungen eingemischt hatte. Trotz oder wegen des Streites gewannen die Vorstellungen von Paracelsus, waren sie auch durch magisch-astronomische Einflüsse belastet, in sofern an Boden, als in die Arzneibüchern ab dem 17. Jahrhunderts immer mehr chemische Arzneistoffe aufgenommen wurden, die damit auch Eingang in die Apothekenlaboratorien fanden. Der Leitspruch von Paracelsus „Alterius non sit, qui suus esse potest" („Wer in sich selber kann bestahn, der gehöre keinem andern an“) spiegelt in knappen Worten das Selbstverständnis des großen Arztes, Pharmazeuten, Naturforschers, Philosophen und Theologen. In jedem einzelnen Individuum liege der Kern für Gelingen oder Misslingen. Paracelsus war beseelt von der Idee der Heilkunst, welche die Selbstheilungskräfte – physischer wie psychischer Natur – aktiviert und somit zur Gesundung verhilft. Zentrale Themen waren das Maß des Menschen, der Gedanke der Heilmittelfindung und die Beziehung zwischen Himmel und Erde. Das Heilmittel sollte dazu dienen, dem Menschen die verlorene Mitte wiederzugeben. Paracelsus war ein Kämpfer gegen seine Zeit, ein Mann, der alle Hoffnung auf das Zukünftige gesetzt hat, das seiner Zeit folgen werde. Der große Universalgelehrte war wohl der letzte, der eine in sich geschlossene Theorie der Medizin vorgelegt hat, in der Theorie und Praxis im Gleichgewicht war. Die Medizin verlor in den Folgejahrhunderten zunehmend ihren Anspruch auf eine Universalwissenschaft vom Menschen zugunsten eines rein pragmatischen Ansatzes, bei dem die „utilia“ im Fokus stand und steht. ddddddddd LITERATUR: Benzenhöfer U: Paracelsus Rein bek bei Hamburg ( rororoMono graphien ) Paulus J: ParacelsusBibliographie – Heidelberg Schneider W: Mein Umgang mit Paracelsus und Paracelsisten Frank furt/Main Theophrast von Hohenheim gen Paracelsus: Sämtliche Werke Abt Me dizinische naturwissenschaftliche und philosophische Schriften Hrsg v Sud hoff K Bde München UNTERWEGS Tradition seit 1434 Der Striezelmarkt in Dresden von Christel Stahn-Heise Um es vornweg zu sagen: Dresden ist wegen seiner Schönheit und der Vielfalt kulturhistorischer Sehenswürdigkeiten zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. In der Vorweihnachtszeit entfaltet die zu Recht auch „Elbflorenz“ genannte Stadt einen ganz besonderen Reiz. VON STRÜZELN UND STROCZELN Jedes Jahr im Advent verwandelt sich der Altmarkt in Dresden in eine einzigartige Weihnachtslandschaft und das schon seit einem halben Jahrtausend. Unmittelbar im Zentrum der Stadt, nahe der Kreuzkirche, findet dann der traditionelle „Dresdner Striezelmarkt“ statt, der neben dem Nürnberger Christkindl- markt zu den ältesten und bekanntesten Weihnachtsmärkten Deutschlands gehört. Der sächsische Kurfürst Friedrich II. verlieh 1434 der Stadt Dresden das Marktrecht „umb gemeines nutzens und unserer Stadt Dresden besten willen“. Es durfte fortan an einem Tag in jeder Woche und „am Tage vor dem Heiligen Christabend“ ein Markt veranstaltet werden. Dieses Privileg bezog sich zunächst auf einen freien Fleischmarkt, auf dem die Dresdner nach den vorweihnachtlichen Fastentagen ihren Festbraten kaufen konnten. Im Jahre 1471 tauchte die Bezeichnung „Strüzel“ bzw. „Stroczel“ in Rechnungsbüchern des Bartholomäi-, Materni- und Brückenhofhospitals als Fastengebäck auf. Mit „Strüzel“, „Stroczel“ oder »Striezel« In diesem Jahr findet der Dresdner Striezelmarkt bereits zum 569. Mal statt. Vom 27. November bis zum 24. Dezember 2003 ist er täglich von 10.00 Uhr bis 20.00 Uhr, freitags und samstags bis 21.00 Uhr geöffnet. Am Mittwoch, den 24. Dezember ist er von 10.00 Uhr bis 14. 00 Uhr geöffnet. 23 Otto Schubert: Striezelmarkt Otto Fritsche: Striezelmarkt Postkarte von 1900 UNTERWEGS bezeichnete man im mittelhochdeutschen Wortschatz ein Hefegebäck in länglicher, teils auch geflochtener Form. Es symbolisierte das in Windeln gewickelte Jesuskind. In einigen sächsischen Städten wurde dieses „Christbrot“ aufgrund seiner Form auch „Stollen“ oder „Stolle“ genannt. Das Rezept dieses frühen „Brotbildes“ entsprach dem kirchlichen Verbot, Butter und Milch zum Backen von Fastengebäck zu verwenden. Es bestand daher zuerst nur aus Mehl, Hefe und Wasser. 1450 wandte sich Kurfürst Ernst von Sachsen an Papst Nikolaus V. mit der Bitte, das Butterverbot aufzuheben. Der Heilige Vater verfasste daraufhin den „Butterbrief“, der erlaubte, neben Butter auch Milch und feine Zutaten wie Rosinen, Mandeln und Früchte für den Stollen zu verwenden. Es musste allerdings dafür eine Buße bezahlt werden. Ab1496 machte der Rat der Stadt ganz gute Geschäfte mit dem Verleih von „Strutzelbre- 24 tern“. Auf Ihnen wurden die Striezel auf dem Markt verkauft. Seit 1500 fand der Markt stets am Montag vor dem Weihnachtsfest statt und wurde daher „Striezelmontag“ genannt. Wegen des regen Zuspruchs wurde der Markt bald vom Montag bis zum Weihnachtsabend verlängert und „Striezelmarkt“ genannt. Im 18. Jahrhundert veränderte sich das Marktangebot. Ab 1700 verkaufte das städtische Waisenhaus in sogenannten „Strumpfbuden“ auch „Puppenwerk“. Reisende Händler, die von den Heimarbeiterfamilien im Erzgebirge Holzarbeiten aufkauften, und die deshalb im Volksmund „Schachtelleute“ hießen, begannen bemaltes Kinderspielzeug anzubieten. Der heute auf dem Altmarkt stattfindende Striezelmarkt hatte im Laufe der Jahrhunderte wechselnde Standorte. So wurde er unter anderem auch auf dem Neumarkt, dem Post-, Theater und Antonsplatz, der Weissen Gasse und dem Stallhof abgehalten. MEHR ALS STRIEZEL Ende November werden auf dem Altmarkt die Holzhäuschen der Händler aufgereiht und mit Tannengrün und Beleuchtung versehen. Adventskalender, Nussknacker und Räuchermännchen in gigantischen Größen finden ihren Standplatz, genauso wie der riesengroße Weihnachtsbaum und eine 14 m hohe Pyramide, die auf sechs Ebenen die Geburt Christi, den Dresdner Striezelmarkt, einen Bergmannszug, erzgebirgische Weihnachtsfiguren sowie Chorsänger und Fanfarenengel zeigt. Besonders schön ist die Pyramide abends anzusehen, wenn sich die 42 Figuren im festlichen Licht drehen. TRADITION WIRD HOCHGEHALTEN In den vielen Verkaufsständen machen sich heimische Händler aller Art Konkurrenz. Man achtet in den letzten Jahren verstärkt auf eine qualitative Zusammenstellung des Angebots: Kunsthandwerk hat ge- UNTERWEGS genüber billigen Massenartikeln auf jeden Fall Vorrang. Neben Glühwein und Thüringer Bratwurst findet man vor allen Dingen traditionelle Waren wie den Dresdner Stollen (Striezel), Pulsnitzer Lebkuchen, Krapfen, original erzgebirgische Holzschnitzarbeiten, Blaudrucke und Keramik aus der Lausitz sowie den „Pflaumentoffel“. Dies ist eine Figur aus getrockneten Pflaumen, die wie ein Schornsteinfeger aussieht und als Glückssymbol gilt. Sie stammt aus einer Zeit, als Kaminkehrerjungen noch mit einem Kehrbesen in die Kamine klettern mussten, um diese von innen zu reinigen. Zahlreiche Handwerksbetriebe und Manufakturen aus dem sächsischen Erzgebirge präsentieren ihre Handwerkskunst besonders in Form von Weihnachtspyramiden, Räuchermännchen, Schwibbögen und Nussknackern. Viele davon werden im sächsischen Seiffen hergestellt. 25 Der Größe und Gestaltung dieser Holschnitzarbeiten sind fast keine Grenzen gesetzt. Sie schmücken nicht nur den Striezelmarkt in Dresden, sondern sind in der Vorweihnachtszeit allerorts auf Marktplätzen und Weihnachtsmärkten sowie in Häusern und Wohnungen in Sachsen zu finden. NICHT NUR AUF DEM ALTMARKT Neben dem Striezelmarkt gibt es parallel noch weitere Weihnachtsmärkte in Dresden, auf denen neben den traditionellen Verkaufsständen aus heimischen Regionen Unterhaltung und Leckereien angeboten werden. So unter anderem auf dem „Weihnachtsmarkt Prager Straße“, dem „Weihnachtsmarkt Hauptstraße“, dem „Neustädter Adventsweihnachtsmarkt“, bei der „Weihnacht im Barockviertel“ und auf dem Weihnachtsmarkt im Stallhof, dem „Stallhöfischen Advent-Spektakel“. Wer vorweihnachtliche Geschichte erleben will, dem kann man diesen mittelalterlichen Weihnachtsmarkt besonders empfehlen. In den historischen Mauern des Residenzschlosses erlebt man eine gemütlich-romantische Atmosphäre inmitten historischer Buden und Gerätschaften mit Gauklern, Komödianten und „Spielleut“, die an den Wochenenden auftreten. Für den Gaumen wird einiges an Leckereien bereitgehalten. Das „Stollenfest“ bildet einen Höhepunkt im bunten vorweihnachtlichen Dresdner Treiben. Jedes Jahr backen Mitglieder des Schutzver- bandes Dresdner Stollen e.V. am Sonnabend vor dem zweiten Advent einen ca. 3.000 kg schweren Riesenstollen. Diese Veranstaltung, die seit 1994 stattfindet, soll an ein Fest erinnern, das 1730 von August dem Starken im Rahmen des „Zeithainer Lustlagers“ für mehr als 20.000 Gäste veranstaltet worden war. Damaliger Höhepunkt war ein fast 1,8 Tonnen schwerer Riesenstollen, den 100 Personen in einwöchiger Arbeit unter der Leitung des Dresdner Bäckermeisters Zacharias geschaffen hatten. Das imposante Backwerk war in einem eigens vom Hofbaumeister Matthäus Daniel Pöppelmann errichteten Ofen sechs Stunden lang gebacken worden. Auch heute wird der Riesenstollen nach einer Prozession durch die Altstadt von einem Dresdner Bäckermeister angeschnitten. Er verwendet dabei eine Nachbildung des riesigen Stollenmessers, das man damals eigens zu diesem Fest entworfen und angefertigt hatte. Der Erlös aus dem Verkauf der Striezelscheiben wird einem guten Zweck zugeführt. ECHT DRESDNER CHRISTSTOLLEN Der Dresdner Stollen ist bekannt wie kein anderes Backwerk aus der Elbmetropole und hat weltweite Berühmtheit erreicht. Dieser Christstollen wird in seiner jetzigen Qualität allerdings erst seit dem letzten Jahrhundert so gebacken. Es werden ausschließlich hochwertige, edle Rohstoffe, erlesene Zutaten, natürliche Aromastoffe und exotische UNTERWEGS Stollenfahrt“ mit der Hummelbahn und die „Adventsfahrten“ der Sächsischen Dampfschifffahrt auf der Elbe. Das „Weihnachtsshopping“ wird in diesem besonderen Umfeld zum Erlebnis. Das abendliche Dresden mit den vielen weihnachtlichen Lichtern und Figuren verzaubert Jung und Alt. Diese Stimmung sollte man sich nicht entgehen lassen. Alle Fotos und Reproduktionen: Landeshauptstadt Dresden - Presseamt © Gewürze verarbeitet. Auch wenn es ein Grundrezept gibt, hat doch jeder Stollenbäcker sein ererbtes Familiengeheimnis. Der Schutzverband Dresdner Stollen e.V. garantiert mit seinem Gütesiegel die gleichbleibend hohe Qualität des „Original Dresdner Stollens“. Geliefert wird er in die ganze Welt. Mein Lieblingsstollen stammt aus der Spezialitätenbäckerei von Dr. Hartmut Quendt. Ein Unternehmen, zu dessen Tradition, die 1876 beginnt, nicht nur der vom Chocolatier Herbert Wendler einst als „Notpraline“ erfundene Dominostein gehört, sondern auch die Herstellung von Rus- sisch Brot, das unter anderem in einer Bio-Variante angeboten wird. RAHMENPROGRAMM Die vorweihnachtlichen Märkte in Dresden werden von einem umfangreichen Veranstaltungs- und Ausstellungsprogramm begleitet. Hierzu zählen zum Beispiel musikalische Veranstaltungen wie Adventssingen und Weihnachtskonzerte in Dresdner Kirchen, Theateraufführungen in den Theatern und Schauspielhäusern der Stadt, das nationale Reit- und Springturnier mit großem Adventsmarkt in der „Messe Dresden“ sowie die „Winterliche Wie anfangs schon gesagt: Dresden ist immer eine Reise wert. Erst recht zur Adventszeit! INFORMATIONEN Landeshauptstadt Dresden Amt für Wirtschaftsförderung Abt. Kommunale Märkte Postfach 12 00 20 01001 Dresden Telefon 0351-4884430 oder 0351-4884404 Telefax 0351-4884403 www.dresden.de/striezelmarkt www.stallhof.de www.dr-quendt.de Natur, Ruhe, Behaglichkeit + Komfort Kreative Küche mit natürlichen Produkten Hotel Gasthaus CAMP REINSEHLEN 29640 Reinsehlen bei Schneverdingen Telefon 05198 | 983 - 0 Telefax 05198 | 983 - 99 E-mail [email protected] www.campreinsehlen.de Internet Claus Conrad Die Frauenkirche Auferstanden aus Ruinen ARCHITEKTUR 27 Foto: büro conrad © ARCHITEKTUR Historische Ansicht aus den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts mit dem 2. Grundriss von George Bähr. 28 BESCHLUSS im Jahre 1722 beschloss der Rat der Stadt Dresden mit Zustimmung des sächsischen Kurfürsten, die baufällige Pfarrkirche „Zu Unser Lieben Frauen“ abzutragen und an ihrer Stelle einen Neubau zu errichten. Mit der Planung wurde der Ratszimmermeister George Bähr (1666–1741) beauftragt. Die Pfarrkirche, die man im 11. Jahrhundert erbaut hatte, war das älteste Gotteshaus Dresdens. Ihr Abriss fand 1726 statt. PLÄNE George Bährs erster Entwurf hatte ein griechisches Kreuz mit kurzen Armen zur Grundlage. Treppenhäuser und Eingänge traten als Risalite an drei Seiten hervor. Auf der Altarseite wölbte sich der Chor im Halbkreis heraus. Der Innenraum war im Kern ein Quadrat über dem sich die Kuppel erhob. Die Überarbeitung dieses Plans durch den damaligen Landbaumeister Johann Christoph Knöffel (1686–1752) hatte eine Vereinfachung der Fassade, eine klarer erkennbare quadratische Grundform und einen kreisförmigen Innenraum zur Folge. Knöffel betonte die OstWestausrichtung durch einen stärker akzentuierten Chor sowie durch zwei aus der Fassade heraustretende Treppentürme und eine so entstehende Eingangsfront mit großzügiger Freitreppe. Die Ausführungsplanung George Bährs übernahm die kreisförmige Innenraumgestaltung, die Betonung der quadratischen Grundstruktur und die schlichte Fassadengestaltung. Bähr gelang so eine spannende Divergenz zwischen geradlinigen Außenmauern und selbstständiger Wandbewegung im Innenraum (weitere Beispiele in Symbiose 3/2003, S.30). Fotos büro conrad © Beinahe 50 Jahre lag auf dem Neumarkt von Dresden ein Trümmerhaufen, der von den Ruinen des Chores und eines Treppenturmes der Frauenkirche überragt wurde. Das Ensemble sollte an die Zerstörung Dresdens und die Schrecken des Krieges erinnern. Am Vormittag des 15. Februars 1945 – zwei Tage nach dem britischen Bombenangriff, der die Altstadt von Dresden weitgehend zerstörte – stürzte das evangelische Gotteshaus ein. Hier brach nicht nur ein Wahrzeichen zusammen, das als bedeutendster Kuppelbau nördlich der Alpen zu den wichtigsten Werken europäischer Kulturund Baugeschichte zählte, sondern auch das Symbol einer kurzen Hoffnung, denn es schien den Bürgern Dresdens zuerst, als habe die Kirche Bombenangriff und Feuersturm so standgehalten wie dem preußischen Bombardement von1760. ARCHITEKTUR Fotos büro conrad © Den zentralen Charakter des Bauwerks akzentuierte er mit vier gleichen Treppentürmen, die er im 45Gradwinkel zu den Außenmauern in die dafür abgeschlagenen Ecken stellte. Der Chor trat wie im ersten Entwurf nur halbkreisförmig hervor. Dank der in drei Geschossen angeordneten fünf Emporen gelang Bähr das Kunststück, auf einer nur knapp 40 x 40 m großen Grundfläche Platz für 5000 Menschen zu schaffen. BAUWERK 1726 begannen die Bauarbeiten, 1733 entschied sich der Rat der Stadt endgültig für den bereits 1729 von Bähr geäußerten Vorschlag, anstelle der geplanten kupferbeschlagenen Holz- eine Steinkuppel zu errichten.1738 konnte sie vollendet werden. Als Bähr im selben Jahr verstarb, hatte er sein Ziel, dass die Frauenkirche „von Grund aus bis oben hinauf gleichsam nur ein einziger Stein“ sei, fast verwirklicht, denn die krönende Laterne sollte zwar steinerne Säulen, aber eine kupferbedeckte Holzhaube erhalten, da man unsicher war, ob die Kuppel und die sie tragenden Säulen einer massiveren Konstruktion gewachsen gewesen wären. 29 Fotos büro conrad © Bis zum Kuppelkreuz hatte die Kirche nach ihrer Vollendung 1743 eine Gesamthöhe von 93 m. Die Kuppel bestimmte rund 200 Jahre lang das Panorama von Dresden und die Kirche wurde zum Wahrzeichen. Beteiligt war daran auch der Maler Bernardo Belotto (1721–1780), der sich nach seinem Onkel auch Canaletto nannte, da seine Bilder von Dresden verdeutlichten, wie sehr die Frauenkirche die Silhouette der Stadt prägte. Geweiht wurde die Frauenkirche bereits 1734 – noch ohne Kuppel und Orgel und nur mit einem provisorischen Altar ausgestattet. Die berühmte Orgel von Gottfried Silbermann (1683–1753) wurde 1736 geweiht. Erprobt hatte sie Johann Sebastian Bach. Über dem Zentralraum wölbte sich die Innenkuppel. Sie war von Hofmaler Johann Baptist Grone (1682–1748) mit allegorischen Darstellungen der christlichen Tugenden und mit Bildnissen der Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes ausgemalt worden. Der Innenraum war trotz seines zentralen Charakters auf den von Johan Christian Feige d. Ä. (1689–1751) geschaffenen Altar ausgerichtet, über dem sich in grandiosem Aufbau die Orgel erhob. WIEDERAUFBAU Mittlerweile hat der Wiederaufbau eine Höhe von 65 m erreicht und die Kuppel der rekonstruierten Frauenkirche erhebt sich wieder über die Dächer der Altstadt, über die Türme von Schloss und Hofkirche, über die Kuppeln und Giebel von Zwinger, Semperoper sowie Kunstakademie und -verein. Kurz nach der Vereinigung setzten sich namhafte Persönlichkeiten für einen Wiederaufbau der Frauenkirche ein. Sprecher der Bürgerinitiative war der Musiker Prof. Ludwig Güttler. Der „Ruf aus Dresden“ verhallte nicht ungehört. Nicht nur aus Deutschland sondern auch aus Großbritannien, Frankreich und den USA kam Unterstützung. Der Wunsch nach Wiederaufbau der Frauenkirche ist jedoch viel älter. Bereits während der letzten Kriegsmonate wurde die Forderung formuliert, die Frauenkirche solle wiederaufgebaut werden. Bereits 1946 rief die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens zu Spenden für den Wiederaufbau auf und das Landesamt für Denkmalpflege führte erste Untersuchungen über die Möglichkeit einer Rekonstruktion auf der Basis der Baudokumentationen durch, die ARCHITEKTUR während der Restaurierungsarbeiten vor und während des Zweiten Weltkrieges angefertigt worden waren. Um zu einem späteren Zeitpunkt den Wiederaufbau mit einem Höchstmaß an ursprünglichen Bausegmenten durchführen zu können, begann man 1948 mit der Bergung und Katalogisierung von Trümmerteilen. Aufgrund der politischen Entwicklung seit der Gründung der DDR 1949 konnten die begonnenen Arbeiten nicht fortgesetzt werden. PHASEN Nachdem 1992 die Baugenehmigung für den Wiederaufbau der Frauenkirche unter weitgehender Verwendung historischer Bausubstanz gemäß den historischen Originalplänen erteilt worden war, machte man Anfang 1993 mit der archäologischen Enttrümmerung weiter. Gleichzeitig begann die statische Sicherung der Ruine. Nach nur 17 Monaten war der Trümmerberg abgetragen. 8.390 Fassadenteile und Steine der inneren Wand- und Deckenflächen sowie 91.500 Hintermauerungssteine konnten nicht nur geborgen werden, sondern wurden digital fotografiert und photogrammetrisch ausgewertet. Dank dieser akribischen Vorarbeiten und computergestützter Recherchen sind mittlerweile wieder alle sichtbaren Fundstücke an ihrem ursprünglichen Platz. Aufgrund ihrer dunklen Färbung ist das Prinzip der archäologischen Rekonstruktion am Bauwerk ablesbar. Der eigentliche Wiederaufbau begann im Mai 1994 mit dem Zusammenfügen der ersten Sandsteinquader. 1996 konnte die Unterkirche in den ehemaligen Katakomben, die in der Bombennacht vielen Menschen Schutz geboten hatten, mit einem festlichen Gottesdienst geweiht werden. 1997 wurde mit dem Bau der acht Innenpfeiler begonnen. Jeder wird später eine Last von ca. 1.800 t zu tragen haben, deshalb musste mit erstklassigem Material und höchster Präzision gearbeitet werden. Im Herbst 2003 ist nicht nur ein Großteil der Gerüste verschwunden und der Blick auf Fassade und Kuppel weitgehend frei, hängen nicht nur die geweihten Glocken in den Türmen, sondern ist auch der Ausbau im Innern schon weit fortgeschritten. Während die Trockenbauarbeiten bereits abgeschlossen werden konnten, bauen die Tischler an den Emporenbrüstungen, haben die Holzschnitzer die Modelle für den Orgelprospekt fertiggestellt und schaffen die Stuckateure die Voraussetzungen für die malerische Ausgestaltung. Kunsthandwerker und Künstler aus ganz Europa sind damit beschäftigt, auch im Innenraum den Zustand von 1738 so originalgetreu wie möglich wiedererstehen zu lassen. Besonders schwierig ist die Neuschaffung des Deckengemäldes. Da man die Frauenkirche technisch gemäß den Erkenntnissen und Erfordernissen des 21. Jahrhunderts ausstatten will, arbeiten auch Heizungs-, Lüftungs-, Sanitär- und Elektromonteure in der Kirche. FUNKTIONEN In erster Linie soll die Frauenkirche das sein, was sie einmal war – ein evangelisches Gotteshaus. Darüberhinaus soll sie als Stätte der Versöhnung und des Friedens die Tradition der Kirchenruine als Mahnmal und Gedenkstätte aufnehmen. Die Frauenkirche soll aber auch als Konzertsaal genutzt werden. Daher wird nur die originalgetreue Nachbildung des Orgelgehäuses an die Silbermann-Orgel erinnern. Die innere Anlage wird auf Empfehlung der seit 1996 arbeitenden Orgelkommission ein Neubau sein, der Silbermanns Grundideen so weit wie möglich folgt. Gewertet werden kann die Orgeldiskussion durchaus als Beispiel für viele Detaildiskussionen zwischen den Vertretern der reinen Rekonstruktion und denen, die zeitgemäße Lösungen dort anstreben, wo diese sinnvoll erscheinen. In weniger als zwei Jahren müssen alle Auseinandersetzungen produktiv beendet und alle Arbeiten abgeschlossen worden sein, damit die Frauenkirche – wie geplant – am 30. Oktober 2005 erneut geweiht werden kann. Die Chancen stehen gut! Der Wiederaufbau der Frauenkirche ist auch ein herausragendes Zeichen bürgerlichen Engagements. Ein Großteil der Baukosten in Höhe von rund 130 Millionen Euro konnte durch Förderer, Sponsoren und Geldgeber finanziert werden. Da noch 17 Millionen Euro aufzubringen sind, müssen die vielen Initiativen, welche die „Stiftung Frauenkirche Dresden“ als Bauherrin unterstützen, engagiert weiterarbeiten. Eine davon ist der Verein Wiederaufbau Frauenkirche in Ladbergen, der nun schon das 4. Festliche Konzert mit Ludwig Güttler und dem Solistenensemble Virtuosi Saxoniae veranstaltet. Das Konzert findet am 13. Dezember 2003 um 20 Uhr in der Evangelischen Kirche Ladbergen statt. Kartenbestellungen über: Foto büro conrad © 30 www.guettler-konzerte-ladbergen.de www.gastwirt.de Gasthaus zur Post Dorfstraße Ladbergen Telefon: | Telefax: | Kempinski Hotel REISEkultur KULTURreise Foto Kempinski © Taschenbergpalais von Claus Conrad Foto SLB, Dt. Fotothek „Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen“ Friedrich von Schiller, „Wilhelm Tell“ (1804) 31 s war einmal ein Kurfürst, der regierte seit 1694 als Friedrich August I. in Sachsen und in Polen, dessen König er seit 1697 ebenfalls war, als August II. Da das etwas unübersichtlich war, nannte man ihn lieber „den Starken“, obwohl seine politischen Ambitionen weit größer waren als seine Erfolge. Wirklich außerordentlich waren seine Prunksucht und Bauwut. Seinen Untertanen bürdete er damit schwere Lasten auf, der Nachwelt hinterließ er in Warschau und Dresden so prächtige Bauwerke wie den von1710 bis 1732 von Matthäus Daniel Pöppelmann (1662–1736) erbauten Zwinger, dessen plastischer Schmuck aus der Werkstatt von Bathasar Permoser (1651–1732) stammte. Wie viele andere Herrscher des 18. Jahrhunderts eiferte er dem französischen König Louis XIV. nach. Zum absolutistischen Selbstverständnis gehörte die „maîtresse en titre“, obwohl die außereheliche Beziehung eines Bürgers von der Kirche als Sünde gebrandmarkt, von der Justiz mit hoher Strafe geahndet und von den Zünften mit Berufsverbot belegt wurde. Zu den bekanntesten Mätressen des sächsischen Herrschers gehörte neben der Gräfin Aurora von Königsmark, Anna Constanze Freifrau von Hoym, geborene Gräfin Brockdorff aus Kletkamp in Ostholstein und spätere Reichsgräfin Cosel (1680-1765). REISEkultur KULTURreise Das Hauptgebäude, das auch als Palais der Gräfin Cosel bezeichnet werden kann, ist farbig hervorgehoben. Die späteren Anbauten sind durch Grautöne markiert. Foto Kempinski © a nicht nur die Mätresse, sondern auch deren Ausstattung zur Repräsentation des barocken Hofes gehörten, schenkte August seiner Geliebten nicht nur Schloss Pillnitz, sondern ermöglichte ihr auch den Bau eines Palais auf dem Taschenberg neben seinem Residenzschloss. 1705 begann Freifrau von Hoym (ab 1706 zur Reichsgräfin Cosel erhoben) auf dem Taschenberg Häuser aufzukaufen und äußerte gegenüber dem Kurfürsten ihre Absicht, dort ein Palais bauen zu wollen. Vom Hof wurden Mittel bereitgestellt. Erste Entwürfe für diesen Bau enstanden vermutlich noch in diesem Jahr. Die erste Bauphase endete 1708. Ein Jahr später war der dänische König im Palais zu Gast. 1712 wurde weitergebaut. Die Gräfin konnte sich an den Baufortschritten nur kurz freuen, denn sie musste 1713 Dresden verlassen. b der Entwurf der dem Schloss zugewandten Front des Hauptgebäudes mit seinen drei Portalen und einem durch reichere Dekoration betonten Mittelteil von Matthäus Daniel Pöppelmann stammt, ist nicht gesichert. Da August der Starke dazu neigte, an einem Bauvorhaben mehrere Architekten gleichzeitig arbeiten zu lassen, kommen neben Johann Friedrich Karcher (1650–1726) auch Christoph Beyer (1653–1741) und Johann Christoph Naumann (1664– 1742) in Frage. Da allerdings die 32 Fassade eines 1711 von Pöppelmann für einen Kammerherren in Kösern im Stile eines Palais en miniature erbauten Jagdhauses der des Palais’ auf dem Taschenberg sehr ähnelte, spricht sehr viel für die Urheberschaft Pöppelmanns. eute präsentiert sich das Palais der Gräfin Cosel wieder in seiner ursprünglichen Form, da man beim Wiederaufbau des gesamten Palais’ den Wappen- und Figurenschmuck oberhalb der Traufe, der im 19. Jahrhundert hinzugefügt worden war und der die Kriegszerstörungen überstand, entfernt hat. Dem heutigen Mittelteil der gesamten Straßenfront wurde anstelle des flachen Satteldaches auch das hohe Mansarddach des 18. Jahrhunderts mit seinen Gauben wieder aufgesetzt. Seine heutige Gestalt mit den westlichen und östlichen „Ehrenhöfen“ und dem durch das „Haupthintergebäude“ sowie den beiden Seitengebäuden umschlossenen „Großen Hof“ erhält das Palais überwiegend im 18. Jahrhundert. Im folgenden Jahrhundert wurde neben einigen Umbauarbeiten, zu denen Teilaufstockungen und die Errichtung niedriger Satteldächer gehörten, nur der Südostflügel errichtet, den man stilistisch anpasste. Die Innenausstattung des Palais’ wurde entsprechend der Nutzung und der Wünsche seiner Bewohner häufig geändert. 715 beschloss August der Starke, die der Gräfin Cosel „ehemals überlaßenen Häuser an Uns zu bringen“. Das Palais erhielt aufgrund seiner neuen Möblierung und Innenausstattung den Namen „Türkisches Haus“ und wurde von der neuen Mätresse Augusts des Starken, Gräfin Maria von Dönhoff, bewohnt. Ab 1718 baute man das Palais zur Thronfolgerresidenz um. Diese Funktion behielt das nun „Prinzliches Palais“ genannte Gebäude bis zum Ende der Monarchie im November 1918. Danach diente es so unterschiedlichen Zwecken wie der Krankengymnastik und der Herstellung von Konserven. Ferner beherbergte das Palais die Hauptkasse der Staatstheater und die Wehrmachts- kommandantur Dresden. n der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 wurde das Palais ebenso wie die gesamte Dresdner Altstadt durch einen britischen Bombenangriff zerstört. Die Umfassungsmauern des Hauptgebäudes, des Haupthintergebäudes sowie einiger Seitenfügel blieben in Teilen stehen und wurden in der Nachkriegszeit gesichert. Einige Mauerreste wurden aber 1956 und 1968 aus Sicherheitsgründen abgebrochen. Ab 1957 entstanden verschiedene Pläne und Nutzungsvarianten für einen Wiederaufbau, die jedoch nicht realisiert werden konnten. REISEkultur KULTURreise Fotos büro conrad + Kempinski © 990 schrieb die Stadt Dresden einen Wettbewerb für den denkmalgerechten Wiederaufbau als Hotel aus, der von der Architektengemeinschaft Peter Albert, Peter Hentschel und Dieter Schölzel vom Institut für Kulturbauten gewonnen wurde. Mit dem ersten Spatenstich am 6. November 1992 und der Grundsteinlegung am 30. Juni 1993 wurde begonnen, diese Planung zu realiseren. Bei der Rekonstruktion des Baudenkmals wurde – soweit möglich – historische Bausubstanz verwendet. Die aufwendigen Baumaßnahmen dauerten zwei Jahre und kosteten 127,8 Millonen Euro. Über 10 Prozent dieser Summe entfielen für Maßnahmen des Denkmalschutzes. as Kempinski Hotel, das jetzt den Namen „Taschenbergpalais“ trägt, kann am 31. März 1995 glanzvoll eröffnet werden. Wer heute dieses zu den „Leading Hotels of the World“ zählende Grandhotel besucht, findet aber ein bereits erneut im Inneren verändertes Gebäude vor, denn die Flutkatastrophe vom August 2002 suchte auch das Taschenbergpalais heim. Alle vier Untergeschosse und das gesamt Erdgeschoss bis zur einer Höhe von 20 cm verschwanden unter den schmutzigen Wassermassen, die das Hotel, den Zwinger, das Schloss und die Semperoper zu Inseln in einem riesigen See werden ließen. Allein die Schäden am Bauwerk und an den technischen Einrichtungen beliefen sich bereits auf eine Summe oberhalb von 10 Millionen Euro. ereits im Oktober vergangenen Jahres konnte das Hotel – wenn auch nur eingeschränkt – seinen Betrieb wieder aufnehmen. Die Sanierungsarbeiten dauerten allerdings noch viele Monate an. Die Neuinstallation der Elektro-, Heiz-, Lüftungs- und Küchentechnik war ein zeitraubendes Unterfangen. Der große Ballsaal im Souterrain und sein Foyer wurden ebenso wie die Hotelbar völlig neu gestaltet. Alle Bodenbeläge im Unter- und Erdgeschoss – egal ob Sandstein, Parkett oder Teppich – mussten neu verlegt werden. Foto Kempinski © Foto Kempinski © 33 eute präsentiert sich das Taschenbergpalais wieder in allen Bereichen als 5-Sterne Luxushotel. Es verfügt über 184 Zimmer, 31 Suiten sowie 15 Bankett- und Veranstaltungsräume. Die Hotelzimmer unterscheiden sich in Größe und Lage. Die „Kurfürstenzimmer“ haben eine Größe von bis zu 50 qm und eine Deckenhöhe von 4,80 m. Sie bieten großartige Ausblicke auf den Zwinger, die Semperoper oder das Schloss. Die „Palaiszimmer“ sind etwa 40 qm groß und die „Regentenzimmer“ verfügen über 28 qm. Sie liegen überwiegend in der vierten Etage und haben etwas kleinere Fenster als die Zimmer der beiden höheren Kategorien. Die Ausstattung der in hellen Pastelltönen gehaltenen Räume ist in allen Zimmern gleich. Sie verfügen über eine individuell regelbare und erfreulich leise Klimaanlage, Radio, Fernseher, Telefon, Telefax und PCAnschluss, eine gut bestückte Minibar und einen kleinen Safe. Die eleganten Möbel sind aus Ulmenholz. Sie wurden extra für das Taschenbergpalais von den Deutschen Werkstätten Hellerau angefertigt. Die großzügigen Bäder besitzen eine Fußbodenheizung und beheizte Handtuchhalter. Erfreulich ist nicht nur, dass die meisten Bäder über eine geräumige Dusche sowie eine große Badewanne verfügen, sondern dass die Toilette separat untergebracht ist. Für den Weg in den Wellnessbereich liegen REISEkultur KULTURreise Foto büro conrad © flauschige Bademäntel bereit. Nachts werden die Schuhe geputzt und es steht den Gästen rund um die Uhr ein Zimmerservice mit einer ansprechenden Auswahl von Gerichten zur Verfügung. Im Dachgeschoss liegt der Wellnessbereich mit einem Pool, dessen Maße und eine Gegenstromanlage es gestatten, dass man nicht nur baden sondern auch schwimmen kann. Ferner stehen eine Sauna, ein Solarium und ein Fitnessraum zur Verfügen. Man kann sich dort auch massieren lassen. Die Poolbar bietet Erfrischungen. Im Erdgeschoss gibt es sieben Ladengeschäfte und acht verschiedene Restaurants und Bars. Hier bekommt man sowohl einen Espresso als auch eine zünftige Brotzeit, ein rustikales Essen in den historischen Gewölben, einen High Tea im Vestibül oder Haute cuisine im Restaurant Intermezzo. emnächst wird das Kempinski Hotel mit der Dachterrasse im fünften Stock des im Ausbau befindlichen „Taschenberg Modern“ über eine weitere Attraktion mit Blick über die Kuppeln und Türme der wiederentstehenden Altstadt verfügen. Der moderne Annex wird durch eine Brücke mit dem Taschenbergpalais verbunden werden und über 180 moderne Zimmer und Suiten verfügen. Der Gast wird dann die Wahl zwischen barockem Ambiente sowie modernem Design und zeitgenössischer Kunst haben. Foto Kempinski © ur Adventszeit bietet das Taschenbergpalais mit der Eisbahn im Innenhof ein besonderes vorweihnachtliches Vergnügen. Ob mit Schlittschuhen auf dem Eis oder beim Glühwein an der Eisbar ist es ein einzigartiges Erlebnis, diesen Innenhof, der neben dem „Großen Hof“ des benachbarten Residenzschlosses als prachtvollster Palasthof Dresdens gilt, so dekoriert und beleuchtet zu sehen. Es entsteht eine leise Ahnung von den glanzvollen barocken Festen, die im Palais stattgefunden haben. Erinnert man sich an zeitgenössische Berichte, so kann man sich zum Beispiel die aufwändige Inszenierung der „magnifique assemblée“ anläßlich des Namenstages Augusts des Starken oder eines „ball en masque“ gut vorstellen. Kempinski Hotel Taschenbergpalais Taschenberg 3 01067 Dresden Telefon 0351 | 49 12-0 0351 | 49 12 812 E-Mail: reservations.taschenbergpalais @kempinski-dresden.de www.kempinski-dresden.de 34 Foto büro conrad © Telefax KOCHEN Barbara de Marie Foto büro conrad © Jörg Mergner kocht Jörg Mergner stammt aus Calbe an der Saale. Er absolvierte seine Lehre im Ratskeller von Schönebeck, damals das erste Haus am Platze. Nach einigen Jahren beruflicher Praxis legte er in Magdeburg seine Prüfung als Küchenmeister ab. Anschließend sammelte Jörg Mergner Erfahrungen in der „Kleber Post“ in Bad Saalgau, einer renommierten Traditionsadresse, wo oberschwäbische Gastlichkeit gepflegt wird. Danach wechselte er ins Restaurant „Graues Haus“ in Östrich-Winkel, das in den 90er Jahren zu den Topp-Adressen des Rheingaus zählte. Seit Dezember 2002 ist Jörg Mergner Küchenchef des Hotels Taschenbergpalais. Sein Stil ist klassisch, der leidenschaftliche Koch kann und will aber sein Liebe zur Mittelmeerküche nicht verleugnen. Im Sommer, wenn man im heiteren Innenhof des Palais speisen kann, lernt man seine leichten mediterranen Gerichte besonders zu schätzen. Das „Intermezzo“ ist zwar ein Hotelrestaurant, hebt sich aber wohltuend von der häufig langweiligen und qualitativ wenig überzeugenden Hotelgastronomie ab. Im Taschenbergpalais wird ambitioniert nicht nur für Hotelgäste gekocht, denn das Restaurant wird auch von den Dresdnern sehr geschätzt. Das hohe Niveau der Intermezzo-Küche ist deshalb erstaunlich, weil in einem Grandhotel wie dem Taschenbergpalais natürlich auch zahlreiche Veranstaltungen bis hin zum großen Bankett für mehrere hundert Gäste kulinarisch betreut werden müssen. Entsprechend groß ist die Küchenbrigade mit 39 Mitgliedern. Der schwierige Spagat gelingt, weil Jörg Mergner unnachgiebig Qualität verlangt und Wert auf erstklassige, frische Produkte legt. Fleisch und Gemüse werden zu einem guten Teil von lokalen Produzenten bezogen. Da zwischen Dresden und Leipzig ein hervorragendes Obstanbaugebiet liegt, verwundert es nicht, dass sächsisches Obst angeboten wird. Jörg Mergner kocht saisonal orientiert, daher wechselt die Karte etwa alle drei Wochen. Der Service im Intermezzo, im Vestibül und in der Bar ist sehr freundlich um das Wohl der Gäste bemüht und zelebriert seine Professionalität in wohltuend lockerer Form. Man isst daher nicht nur sehr gut, sondern man fühlt sich hier auch ausgesprochen wohl. 35 Foto Kempinski © Foto Kempinski © Restauraunt Intermezzo Cafè Vestibül Taschenberg Bar Foto Kempinski © KOCHEN Foto büro conrad © Lachstatar mit feinen Kartoffelküchlein Rosa gebratener Rehrücken mit eingelegten Feigen Wirsing und Grießnocken EINKAUFEN EINKAUFEN FÜR DAS TATAR… g Lachsfilet Salz Pfeffer Limonenöl Schnittlauch FÜR DAS TATAR… kleiner Rehrücken ca kg Fett zum Braten g Wurzelwerk bestehend aus Möhre Sellerie und Zwiebel El Tomatenmark l Wildfond oder Geflügelfond Kartoffelstärke zum Binden der Sauce Gewürzsäckchen (Wacholder Piment Lorbeerblatt und Korianderkörner ) FÜR DIE MAYONNAISE… Eigelb El Senf ml Öl ml Geflügelbrühe Frischen Dill Salz Pfeffer FÜR DIE KARTOFFELKÜCHLEIN… g Kartoffeln Eigelb Fett zum Braten Salz Pfeffer Muskat ZUM GARNIEREN… Salate der Saison Dillspitzen Kleine Tomaten SO WIRD´S GEMACHT Das Lachsfilet mit einem schweren Messer fein würfeln Den Schnittlauch klein schneiden und diesen dann mit Salz Pfeffer und dem Limonenöl zum Lachs geben Für die Mayonnaise Eigelb und Senf miteinander vermischen und dann das Öl langsam unterrühren Geflügelbrühe Dill und die Gewürze zugeben Kartoffeln nicht ganz gar kochen pellen und dann abgekühlt auf einer Kartoffelreibe grob reiben Eigelb zugeben und mit Salz Pfeffer und Muskat abschmecken Von beiden Seiten in wenig Fett knusprig goldgelb braten 36 Foto büro conrad © FÜR DIE FEIGEN… Stück Feigen g Zucker ml Rotwein Lorbeerblatt Nelken ml Wodka Zeste einer halben unbehandelten Orange etwas Butter Sternanis etwas Zimtstange FÜR DEN WIRSING… kleiner Wirsingkopf Salz Pfeffer etwas Muskat Creme fraiche FÜR DIE GRIEßNOCKEN… l Milch g Grieß g Butter geriebener Parmesan frischer Thymian Knoblauch Salz KOCHEN Foto büro conrad © Foto büro conrad © Rosa gebratener Rehrücken mit eingelegten Feigen Wirsing und Grießnocken Quarkauflauf mit Rumtopffrüchten und Vanilleschaum SO WIRD´S GEMACHT EINKAUFEN REHRÜCKEN Das Rehrückenfilet vom Knochen lösen von Sehnen befreien und die Knochen in walnußgroße Stücke hacken (das können Sie von Ihrem Metzger machen lassen) Knochen anrösten Wurzelwerk zugeben und ebenfalls gut rösten Tomatenmark zugeben und vorsichtig weiter rösten Dann mit dem Fond ablöschen und diesen Ansatz reduzieren lassen bis die Flüssigkeit verkocht ist Diesen Vorgang bis mal wiederholen um alle Röst und Geschmacksstoffe zu lösen Mit dem restlichen Fond aufgießen und langsam ca Stunde köcheln lassen bis die Sauce einen kräftigen Geschmack be kommen hat Minuten vor der Fertigstellung das Gewürz säckchen dazugeben Sauce durch ein feines Sieb gießen und dann binden Das Rehrückenfilet würzen und gleichmäßig bei nicht zu starker Hitze anbraten Das Fleisch dann bei ca °C für ca Minuten (richtet sich nach der Fleischstärke) in den Ofen geben und nach dem Braten noch etwas ruhen lassen FÜR DEN AUFLAUF… g Quark Eigelb Eiweiß g Zucker Abrieb einer unbehandelten Zitrone El Butter EINGELEGTE FEIGEN Für die Marinade den Zucker karamelisieren lassen bis er eine kaffeebraune Farbe annimmt Dann mit dem Rotwein ab löschen und den Zucker so verkochen Gewürze dazugeben etwas einkochen lassen und dann mit dem Wodka vermischen Die Feigen leicht mit einer Rouladennadel einstechen und für drei Tage einlegen Zum Anrichten etwas von dem Rotweinfond einkochen die in Stücken geschnittenen Feigen dazugeben und mit etwas kalter Butter (kleine Würfelchen am besten aus dem Eisschrank) binden GRIESSNOCKEN Für die Grießnocken gesalzene Milch mit Knoblauch und Thy mian fast zum Kochen bringen Diesen Ansatz durch ein Sieb schütten so dass der Knoblauch und der Thymianzweig heraus gefiltert werden Grieß in die dann passierte kochende Milch einlaufen lassen und ca Minuten unter ständigem Rühren ausquellen lassen In eine gebutterte Form cm hoch schütten und mit zerlassener Butter beträufeln Nun den geriebenen Parmesankäse darüber streuen und erkalten lassen Halbmondförmig ausstechen und dann überbacken FRÜCHTE… g Rumtopffrüchte ZUM GARNIEREN… Vanillesauce Minze Puderzucker SO WIRD´S GEMACHT Die beiden Eigelbe mit g Zucker warm und kalt schlagen (erst auf warmem Wasserbad dann auf kaltem Wasserbad ) anschließend Zitronenschale und Quark darunter geben Eiweiß mit g Zucker aufschlagen / der Eiweißmasse unter die Quarkmasse rühren / danach vorsichtig darunter heben Förmchen mit etwas Butter ausstreichen und mit Zucker ausstreuen Auflaufmasse einfüllen und dann im Wasserbad bei Grad im Ofen etwa bis Minuten garen Mit Früchten und Vanillesauce anrichten GEMÜSE Dazu Wirsing reichen der leicht rahmig zubereitet werden sollte 37 Alle Rezepte von Jörg Mergner sind für Personen berechnet BUCHTIPP Gesundheit aus dem Kloster Zu einem Handbuch über Heilpflanzen und bewährte Therapien HEILMITTEL DER NATUR SIND GEFRAGT Die Nachfrage nach Naturheilmitteln hat Konjunktur. Das bestätigen nicht nur aktuelle Umfragen, sondern auch das Kaufverhalten der Bundesbürger. Rund 4 Milliarden Euro geben die Deutschen pro Jahr für Arzneimittel aus der Natur aus. Als Naturstoffarzneimittel (Phytopharmaka) gelten laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) „Arzneimittel, deren wirksame Bestandteile ausschließlich aus pflanzlichem Material bestehen, wie beispielsweise Pflanzenpulver, Pflanzensekrete, ätherische Öle oder Pflanzenextrakte“. Dabei ist zu beachten, dass homöopathische Zubereitungen nicht zu den Phytopharmaka gehören. KLOSTERHEILKUNDE Benedikt von Nursia (geb. um 480, gest. nach 542) war mit seiner im 6. Jahrhundert verfassten Ordensregel nicht nur der Begründer des abendländischen Mönchstums, sondern durch sein Postulat, dass die Sorge um den Körper ebenso wichtig sei wie die Sorge um die Seele, auch der Initiator der Klosterheilkunde. Die Versorgung und Pflege der Kranken, und zwar nicht nur der Angehörigen des eigenen Ordens, sondern aller, die mit gesundheitlichen Beschwerden ins Kloster kamen, stand ganz oben im klösterlichen Aufgabenbereich. 38 AUTOREN Dr. Johannes Gottfried Mayer lehrt in Würzburg am Institut für Geschichte der Medizin und ist seit 1999 Mitglied der Forschergruppe Klostermedizin. Er hat Zugang zur weltweit umfangreichsten Sammlung historisch-medizinischer Schriften des Mittelalters. Als Autor und Mitherausgeber hat Johannes Gottfried Mayer mehrere Sammelbände zur Literatur und Medizin des Mittelalters publiziert. Dr. med. Dr. rer. nat. Bernhard Uehleke hat sich als Mediziner auf Naturheilverfahren spezialisiert. Er arbeitet am Lehrstuhl für Naturheilkunde an der Freien Universität Berlin und gilt als einer der führenden Kenner der Phytotherapie in Deutschland. Pater Kilian Saum (OSB) aus dem Orden des heiligen Benedikt übernahm 1993 nach seiner Ausbildung zum Heilpraktiker und Physiotherapeuten die Leitung der Krankenund Pflegeabteilung im Kloster St. Ottilien. Er kümmert sich um die Pflege und die medizinische Betreuung der Mitbrüder, der Internatsschüler und der Gäste. Außerdem ist Pater Kilian Dozent an Krankenpflegeschulen. Das führte unter anderem dazu, dass in den Scriptorien das Wissen um die Heilkünste durch Abschreiben der antiken Schriften nicht nurfestgehalten, sondern systematisch weiter erforscht und verbreitet wurde. Hier entstanden auch die ersten Kräuterbücher. Zur sich etablierenden Klosterheilkunde gehörte vor allem der Anbau von Heilpflanzen. In der Landgüterverordnung „Capitulare de villis vel curtis imperii“ Karls des Großen von 795, der Beschützer und tatkräftiger Förderer der Klöster war, wurde der Anbau bestimmter Gemüse-, Gewürz- und Heilpflanzen vorgeschrieben. Aus dem karolingischen Klosterplan von St. Gallen aus der 1. Hälfte des 9. Jahrhunderts, der lange als Musterplan für weitere klösterliche Neugründungen wirkte, geht hervor, dass neben dem „herbularius“ genannten Kräutergarten mit 16 Beeten auch ein Vorratsraum für Arzneimittel („armarium pigmentorum“) und ein Haus der Ärzte („domus medicorum“) anzulegen war. Aus den Aufbewahrungsorten für die in der Regel getrockneten Heilpflanzen und Kräuter (gr. Apotheke), in denen auch einfache Medikamente zubereitet wurden, entwickelten sich langsam die Klosterapotheken. Sie können nicht als selbstständige Einrichtungen betrachtet werden, denn sie waren Teil der „Infirmarien“ genannten BUCHTIPP Bereiche. Diese Infirmarien lassen sich besonders bei den Benediktinerklöstern, aber auch bei den Augustiner Chorherrenstiften sowie den Klöstern der Prämonstratenser und Zisterzienser anhand von Urkunden bis zum Ausgang des Mittelalters nachweisen. Dem Klerus wurde 1130 im Konzil von Clermont verboten, ärztlich tätig zu sein. Mit den „Constitutiones“, dem sogenannten „Edikt von Melfi“ regelte der Hohenstauferkaiser Friedrich II. 1231 das Medizinalwesen. Ärzte und Apotheker durften nicht mehr zusammenarbeiten, sondern die Ärzte mussten fortan die Apotheken kontrollieren, um den Verkauf minderwertiger Arzneien und Betrug zu unterbinden. Ab dem 13. Jahrhundet entstanden in den aufstrebenden deutschen Städten die ersten Apotheken außerhalb der Klöster. Im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit gaben die Klöster ihre umfassende Versorgung allmählich auf. Es folgte die Zeit der scholastischen Medizin, die an den Universitäten gelehrt wurde. Im 15. Jahrhundert erlebten die Kräuterbücher durch die Erfindung der Buchdruckerkunst eine Renaissance. (vgl. auch Symbiose, 2/02, S. 13. Hier sind die wichtigsten frühen gedruckten Kräuterbücher aufgeführt). Durch die Entdeckungsreisen und auch durch die Missionarstätigkeiten der Mönche kamen fremdländische Pflanzen zu uns mit neuen Anwendungsmöglichkeiten in der Heilkunst. So zog sich die Klosterheilkunde durch das gesamte Mittelalter bis in die Neuzeit. 39 DAS HANDBUCH Im Mittelpunkt des Handbuches der Klosterheilkunde, geschrieben von drei Fachleuten der Naturheilkunde und Physiotherapie, steht die Klosterheilkunde des Abendlandes, die seit etwa 20 Jahren eingehend erforscht wird. Die in den Klöstern entwickelten Heilverfahren werden mit den Mitteln moderner Forschung auf den Prüfstand gestellt. Es wird anhand von Kräuterbüchern untersucht, inwieweit frühere und heutige Erkenntnisse der in den Heilpflanzengärten der Nonnen und Mönche angebauten und verwendeten Heilpflanzen korellieren. Die Untersuchung ist auf die europäische Pflanzenwelt begrenzt. Auf den historischen Überblick unter der Überschrift „Alte Schätze neu entdeckt“ folgen die „Steckbriefe der Heilpflanzen“. Jedes der 100 Portraits von Pflanzen aus der Klosterheilkunde ist nach folgendem übersichtlichen Schema aufgebaut: Geschichte, Herkunft und Anbau, verwendete Teile und Inhaltsstoffe, Anwendungsgebiete, Anwendungsform und Dosierung. Im folgenden Kapitel „Der gesunde Rhythmus des Lebens“ wird entwickelt, wie man die Lehren der Nonnen und Mönche im modernen Alltag nutzen kann. Dann folgt unter der Überschrift „Die Praxis der Klosterheilkunde“ eine Darstellung bewährter Therapien, die nach Stichworten wie z. B. „Für Psyche und Nerven“ oder „Für Magen und Darm“ gegliedert ist. Im letzten Kapitel „Die praktischen Anwendungen“ gibt Pater Kilian praktische Tipps. Sie reichen von der richtigen Zubereitung von Kräutertees bis zum richtigen therapeutischen Einsatz von Bädern. Die Ergebnisse sind für den, der die Wirksamkeit von Phytopharmaka kennt, kaum verblüffend: Viele Erkrankungen lassen sich mit Naturstoffarzneien und dem Wissen der Klosterheilkunde lindern oder heilen. Dieses Buch zeigt eindrucksvoll, was der Klostergarten so hergibt und ist ein begrüßenswertes Plädoyer für die Phytopharmka. Bei der Abhandlung der einzelnen Krankheiten und wie man ihnen mit einer modern interpretierten Klosterheilkunde wirkungsvoll begegnen kann, bleibt die Einheit von Körper und Geist stets gewahrt. In diesem Sinne ist es ein religiöses Buch, das im Sinne des Heiligen Benedikts die seelischen und körperlichen Bedürfnisse des Menschen berücksichtigt und ihn als ganzheitliches Wesen begreift. FACIT Erstmals wird hier eine Synthese von altem Wissen und neuen Erkenntnissen über Heilkräuter vorgenommen, die früher in der Klostermedizin eine zentrale Rolle gespielt haben. Dank guter Bebilderung und Gestaltung ein sehr übersichtliches, aber vor allem nützliches, lehrreiches und unterhaltsames Buch! Johannes Gottfried Mayer Bernhard Uehleke Kilian Saum: Handbuch der Klosterheilkunde Wissen über die Wirkung der Heilpflanzen Vorbeugen behandeln und heilen Verlag Zabert Sandmann Seiten Preis: Euro IMPRESSUM PREISRÄTSEL Herausgeber FRAGEN 1 Auf welcher Seite befindet sich die Abbildung, von der dieses Detail stammt? 2 Was ist ein „Pflaumentoffel“? 3 Seit wann besitzt Dresden Markrecht? PREISE 1. Preis Ein Menü und eine Übernachtung für 2 Personen im Gasthof zur Post in Ladbergen (Empfohlen in Symbiose H. 3/2001) 2. Preis 12 Flaschen Heitersheimer Maltesergarten, Spätburgunder Spätlese Weingut Gerhard Fünfgeld,Heitersheim Markgräflerland, Baden 3. Preis Schlemmerpaket aus der Spezialitätenbäckerei Dr. Quent, Dresden TEILNAHME + EINSENDUNG Bitte senden Sie uns Ihre Antworten per E-Mail aus Ihrer Apotheke oder Praxis mit dem Stichwort „Symbiose“-Preisrätsel an folgende Anschrift: [email protected] EINSENDESCHLUSS ist der 29. Februar 2004. Es gilt das Datum der E-Mail. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. LÖSUNG SYMBIOSE 3/2003 Verleger Dr. Claus Conrad Stephansplatz 1, 30171 Hannover Tel: 05 11|80 41 80 Fax: 05 11|80 53 39 E-Mail: [email protected] Internet: www.symbiose-online.de Technische Realisierung macademy® GbR Birkenstraße 17, 30171 Hannover Tel: 05 11 |270 32 00 Fax: 05 11 |806 05 97 E-Mail: [email protected] Redaktion + Gestaltung büro conrad Stephansplatz 1, 30171 Hannover Tel: 05 11 |80 41 80 Fax: 05 11 |80 53 39 Leonardo: 05 11|600 34 67 E-Mail: [email protected] Internet: www.buero-conrad.de Chefredakteur: Dr. Claus Conrad Redaktionsteam: Dr. Angelika Schaller: Medizin Barbara de Marie: Kochen Frank Burhenne + Toni Hermes: Bildredaktion Saul C. Ratkühn: Layout Doris Steinert: Schlussredaktion Die Lösung lautet: 1. S. 29 Gastautoren: 2. 5 bis 9 Liter Christel Stahn-Heise 3. Gehirn und Leber Copyright Die Gewinner waren: 1. Preis: Apotheker Bernd-Keuten Graf-Anton-Günther-Apotheke 26129 Oldenburg 2. Preis: Alexander Zeitler Spitzweg-Apotheke 71034 Böblingen 3. Preis: Dr. Elisabeth Vollers-Sauer 04275 Leipzig Herzlichen Glückwunsch! 40 Schaper & Brümmer GmbH & Co. KG Postfach 61 11 60, 38251 Salzgitter Tel: 0534 |307121 Fax: 0534 |307125 E-Mail: [email protected] Internet: www.schaper-bruemmer.com Schaper & Brümmer + büro conrad Alle Rechte, insbesondere das Recht auf Verbreitung, Nachdruck von Text und Bild, Übersetzung in Fremdsprachen sowie Vervielfältigung jeder Art durch Fotokopie, Mikrofilm, Funk- und Fernsehsendung für alle veröffentlichten Beiträge einschließlich der Fotos und Grafiken vorbehalten. Die Symbiose hat eine unabhängige Redaktion, daher geben die in den Beiträgen geäußerten Meinungen nicht in jedem Falle den Standpunkt von Schaper & Brümmer wieder.