URAL Wolf

Transcrição

URAL Wolf
URAL Wolf
ein außergewöhnliches Motorrad
erzählt von DDBOETE
g rrrrr
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k
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Pra-Wo
Urala *
Пра-Волк из Урала
*) Ur-Wolf aus dem Ural
...ich hab mir eine(n) Wolf gefangen !
März 2008
-3-
Der Anfang - wie es einmal begann...
E
s war einmal ….
…. so würde sie wohl beginnen, diese unglaubliche Geschichte - wenn sie ein
Märchen wäre. Diese Geschichte ist urige Realität, geschrieben und gelebt
von Menschen, die vielleicht nicht ganz den Normen entsprechen (wollen?)
und darum vielleicht auch ist sie in ihrer Einmaligkeit jedenfalls wohl wert,
sie festzuschreiben - und sie natürlich unbedingt zu lesen!
Wenn ihr euch, geschätzte Leser, nun daran macht die nachfolgende Seiten genüsslich zu
vereinnahmen, tut es in gemütlicher Beschaulichkeit, schenkt euch diese Zeit um ein wenig
einzutauchen in teilweise Ver-rücktes oder Märchenhaftes in unserer manchmal übertrieben
realitätsbezogenen Welt - lest von erfüllten Männerträumen……. ja, das ist es !
Samstag im Mai 2007, morgen ist Muttertag. Ich bin mit meiner 125er
Honda-Shadow umgeben von über 150 anderen dröhnenden Motorrädern
auf der "Biker helfen Kinder -Tour". Mein kleiner 1/8 l-Hubraum war mir
nie ein Problem (siehe http://125er-kaernten.at), auch wenn ich wieder
einmal angesichts aller Großvolumer damit allein da steh….
Und - ich spür null Scheu meinen Platz zu behaupten, um mit aller Selbstverständlichkeit neben den "Großen" bei dieser Kärntner Benefiz-Aktion
vollwertig dabei zu sein.
Aber diesmal ist es etwas anders - im bunten Pulk, noch ein Außenseiter! Ein blassgrünes
Beiwagengespann, ("Dnepr "- das hab ich mir sofort gemerkt !) gemütlich tuckert dieser
Oldtimer neben mir her.
Ich bin total fasziniert! Hier fährt Gemütlichkeit pur, nichts für wildes
riskantes Dahinbrausen, rustikal und ohne allen neuzeitlichen SchnickSchnack, solide und ursprünglich - und eben so ganz anders, ich war
mit einem Schlag eigentümlich berührt.
Plötzlich bekam mein erst vor kurzem erworbener A-Schein eine ganz
neue Dimension. Ursprünglich wollt ich nur der Begrenztheit entfliehen, um mit 125er mit B/C111 ins Ausland fahren zu dürfen. Nun war
mir schlagartig klar: damit war der Weg zu jedem anderen Motorrad
offen, zu jedem ? - zu jedem !
HARLEY-DAVIDSON - DAS Motorrad! ...na klar ! Jetzt sind doch meine
Möglichkeiten unbegrenzt! Immer wieder fahr ich beim HD-Händler vorbei immer wieder die gleiche Abfolge: eine Runde durch das Geschäft, mal da,
mal dort zur Probe sitzen, Roadster, Street Bob, Fat Boy, Night Train - einmal
auch Starten, den Sound testen…. und immer wieder irgendwie enttäuscht
weg - "...es isses nit !!!" Das Monument zerbröckelt - du bist kein HD-Typ,
kapier's doch !!! Japaner ? - nein, eine Honda reicht! Aber, da war doch noch was…?
"Dnepr..….gibts in Linz, gånz anfoch zum kaafn", war mir noch in Erinnerung geblieben, das
ist alles, was ich später nach ein paar Wochen noch weiß. Heute kein Problem mehr! Ab ins
internet, dnepr linz googln und schon tut sich eine neue Welt auf! Zunehmend interessiert
lese ich alles was greifbar ist an Berichten, Forumgeschreibsel, Angeboten, Reparaturanleitungen, Ärgernissen, Reiseberichten, Russentreibertreffen …. wer hätte das gedacht !!!
Nun wird es vorerst doch notwendig - zum besseren Verständnis - die folgenden
Seiten mit zusätzlichen Infos zu lesen!
Ich verspreche: höchst informativ, interessant und manchmal richtig vergnüglich !
(Verwendung von Mat. (Auszüge) aus: www.boxer-motor,de; www.ural-dnepr.net; www.ural.at,/Events)
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...was ist eine DNEPR bzw. eine URAL
?(...aus dem internet)
URAL
Russland zur Zeit vor dem 2.Weltkrieg. Man wusste dass die deutsche Wehrmacht tausende
von BMW-Seitenwagenmaschinen besaß. Sie waren bekannt für ihre
Robustheit, Zuverlässigkeit, Wendigkeit und leichte Pflege. Es ist darum
nicht verwunderlich dass großes Interesse an diesem Motorrad bestand.
Und genau hier beginnt die Geschichte der Ural- Motorräder.
Es war um 1939, als fünf dieser BMW R71- Seitenwagenmaschinen in
einer geheimen Aktion nach Moskau gebracht wurden. Dort wurden sie
zerlegt und bis ins kleinste Detail kopiert. 1941 wurden bereits hunderte
russische Beiwagenmaschinen in Moskau produziert. So entstand als
unmittelbarer Vorläufer der Ural die Molotow M 72.
Da die deutsche Wehrmacht immer näher kam, entschied
man sich, das Motorradwerk komplett zu demontieren und
weiter im Osten Russlands, in Irbit im Ural Gebirge, wieder
zu errichten. Während des Krieges wurden dort laufend
Maschinen für die Rote Armee gefertigt. Da das Werk nun
im Ural Gebirge lag, gab man dem dort gebauten Fahrzeug
den selben Namen, "Ural".
In weiterer Folge wurde hier fast nur für den inländischen Bedarf gebaut, hauptsächlich für
Behörden und das Militär. Erst in den 50er Jahren wurde auch ein ziviles Modell auf den
Markt gebracht. Mit dem ständig wachsenden Bekanntheitsgrad entschied man sich ab 1953
die "Ural" zu exportieren.
In den folgenden Jahren wurden die Motorräder technisch etwas weiterentwickelt - wenn
auch unter den Bedingungen einer sozialistischen Planwirtschaft - während sie optisch fast
noch ihrem Original glichen. Ab 1960 wurde die gesamte Produktion auf zivile Maschinen
umgestellt.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion sank die Produktion rapide. Spätestens nach der 1992
erfolgten Privatisierung, mussten zwangsläufig neue Märkte erschlossen werden, um das
Unternehmen weiterführen zu können. Da bot sich natürlich die Nostalgiesucht im ehemals
feindlichen Westen an.
Leider war die Qualität anfänglich nicht einmal annähernd mit dem gewohnten westlichem
Standard zu vergleichen. Im Gegenteil, im neu entstandenen Russland sank das Qualitätsniveau noch unter den schon eher bescheidenen "sozialistischen" Standard.
*Cobra*
Durch Umstrukturierung des Werkes ging es ab Mitte der 90er
Jahre langsam aufwärts. Neue Modelle kamen auf den eigenen
und internationalen Markt. So entstanden um 1997 Motorräder
von teilweise recht eigenwilligem Design wie die "Voyage" und
"Cobra". Beide wurden sehr frei den westlichen Choppern nachempfunden.
Später wurden auch die Gespann-Klassiker technisch etwas überarbeitet. So entstanden
Versionen mit permanentem und seit neuestem auch mit zuschaltbarem Seitenwagenantrieb. Im Jahre 1999 wurden die Militärversionen in Tarnlackierung auch den westlichen
"Zivilisten" - wenn auch ohne das standesgemäße MG - zugänglich.
Im selben Jahr geschah etwas Außergewöhnliches. Der Boss
der Moskauer Rockerpartie "Night Wolves" war mit einem
revolutionären Vorschlag zum maroden Werk gekommen:
einfach aus Gespann-Teilen einen Russia-Chopper zu bauen
- eine Solomaschine im Dragster-Stil.
Die offizielle Markteinführung in Russland war Ende 1999.
Die Ural "Wolf" - die "Russenharley" war geboren !
*Wolf*
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Trotz aller technischen Weiterentwicklungen wurde aber am
bewährten Prinzip des luftgekühlten 2-Zylinder-Boxermotor festgehalten. Er wurde voerst in drei Hubraumgrößen gebaut, von
650 ccm, 720 ccm und 825 ccm. Inzwischen sind zwei weitere
überarbeitete Motorvarianten mit 500 ccm und 750 ccm (40PS)
im Angebot.
Auf dem europäischen Markt wird nur noch der 750 ccm Motor
mit Keihin-Vergasern und ungeregeltem Katalysator angeboten.
Seit der Privatisierung wurde viel für das Image getan, wie bessere Fertigungsqualitäten,
neue Modelle etc. Heute zählt man 7 aktuelle Modelle, die mit mehr oder weniger großem
Erfolg auch ins Ausland exportiert werden. Dank dessen besitzt "Uralmoto" heute, national
wie international, ein großes Ansehen. In Irbit versucht man diesen Erfolg noch weiter auszubauen.
Jedenfalls sind bisher im Irbiter Werk weit mehr als 3 Millionen Motorräder produziert
worden.
Dnepr
Herkunft der Dnepr (KMS)- Motorräder ist die Stadt Kiew
(Ukraine). Die geschichtliche Entwicklung des Motorradbaus
reicht vielleicht bis 1946 zurück - damals gab es bereits eine
Produktion eines Kleinkraftrades, die schweren Motorräder
wurden jedoch erst ab Mitte der 50er Jahre gefertigt.
Das Modell K-750 wurde ab 1956 gebaut, welches auf der
sehr erfolgreichen M-72 basierte - zumal die Teile für dieses
Motorrad zu einem großen Teil aus dem Irbiter Motorradwerk kamen. Es wird angenommen, dass es sich bei dieser Kiewer Produktionsstätte um das
- als Reparationsleistung - in Eisenach demontierte BMW- (bzw. nach dem Krieg EMW-)
Werk handelte.
Ab 1967 nannte man die KMZ- Werke dann in "Dnepr" um, benannt nach dem durch die
Ukraine verlaufenden Fluss. Als Nachfolger der K-750 folgte das Modell K-650, welches
wiederum später durch die MT-9 abgelöst wurde. Mitte der 60-er Jahre dann stellte man
die Motorenproduktion gänzlich auf kopfgesteuerte Motoren um.
Dnepr spezialisierte sich folgend, nachdem die Ural-Werke nur
noch für den zivilen Markt produzierten, auf militärische Ausführungen, wie z.B. die MT-16.
Zwischenzeitlich mauserte man sich zur "Kreml-Marke" und
stellte auf Wunsch der Regierung Eskorte-Motorräder, z.B. für
Staatsbesuche her.
Bis 1989 zählte man bei Dnepr ca. 2 Millionen produzierte Maschinen! Die gesamte Umstrukturierung der ehem. UdSSR im Jahre 1991 ging auch am
Dnepr- Werk nicht spurlos vorbei. Man musste sich fortan sehr bemühen um wirtschaftlich
noch am Ball zu bleiben.
Durch die gesamte Neuordnung der ehem. Sowjetunion und den Einzug des Kapitalismus
hat Dnepr, im Gegensatz zu Ural, leider nicht den Sprung geschafft. Heute ist bekannt dass
das Kiewer Motorradwerk seit einiger Zeit keine Maschinen mehr produziert. Aus für die
Dnepr ! ...eigentlich schade - aber die Saurier sind auch ausgestorben ☺
~*~
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...und interessant ist auch :
….dass diese BMW-Nachbauten bis heute gefertigt
werden, trotz teilweise alter Technik und Optik - und
sich ungebrochen in der speziellen Bikergemeinde
größter Beliebtheit erfreuen.
...dass sich im Westen eine eigene, inzwischen recht
große Enthusiastengruppe für diese Ostfahrzeuge
gebildet hat mit einer ihr eigenen Philosophie. Da gibt
es Ostbock-, Russentreiber- und Gespanntreffen,
Jumborun, Elefantentreffen, Eisenarschtour und
ähnliches - meist nicht ganz so nobel, alles etwas
freakig - aber urig, herzlich ...saugmiatlich.
….dass für die echten Russentreiber das Wetter
oder unbefestigte Wege keine Sache sind - da geht’s
im Winter mit Sack und Pack ebenso rund wie über
Schotter, Sand und Sumpf.
Eigene Foren (zB: www.ural-dnepr.net u.a.) bringen
nötige Kontakte, bieten Hilfe für alle Probleme und
lassen die Fangemeinde gedeihen.
….dass Harley-Davidson 1942 - gleich den Russen die BMW R-71 kopiert hatte. Die U.S. Army wollte
auch ein ebenso zuverlässiges Motorrad ! Damals
wurden ca. 1000 Stück hergestellt, doch ist die "XA",
wie sie bezeichnet wurde, heute fast unbekannt.
…..dass so ein Gefährt universell einsetzbar ist und
massenweise Platz hat, sich mit allem beladen lässt
und darum bestens geeignet ist für den täglichen
Strohtransport, zum Bierfässer- und Kohleholen,
für's Schweine ausführen
- oder als Hundekabrio…
...ein Gefährt mit unbegrenzten Möglichkeiten !!
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Eine "Wolf" auf dem Weg in den Westen….
Fritz, Horst, Max, Günter und Hari fahren mit dem Bus nach Russland - kaufen
in Irbit einige Urals (3 Gespanne, eine Wolf) und fahren damit nach Österreich!
Hari beschreibt im Folgenden den Zwischenstop in Moskau….
(Juli 2000)
Der Horsti hat ja schon vor der Reise gesagt, wenn wir in Russland sind, müssen wir
unbedingt mit den Eisen auf den Roten Platz in Moskau und dort ein Foto machen. Denn
dort kommt man ja nie wieder hin. Gut, man redet nicht dagegen, wenn die Reise noch
nicht einmal begonnen hat und denkt sich, dass das unterwegs gleich ganz anders ausschaut, überhaupt beim Horsti, der da immer gesagt hat, er muss unbedingt am 9. August
um 4.00 Uhr früh wieder daheim sein, da beginnt sein Dienst bei der ESG. Wenn er da
nicht wieder da ist, wird er entlassen, gekündigt, erledigt, aus.
Gut, auf der Hinfahrt nach
Irbit haben wir Moskau auf
einem Autobahnring, 6-spurig
in jede Richtung (fast wie in
LA), dezent umfahren, eben
nur gestreift. Beim Heimfahren - haben wir beschlossen
- soll Moskau kurz besucht
werden. Fritz: Diesen Wunsch
versteh ich, das musst du
ihnen zugestehen.
Meinetwegen.
…..endlich in Moskau
So sind wir dann am 22. 7. 2000 nach Moskau gekommen. Und zwar zur Mittagszeit, zu
einer Zeit, wo es mir und allen anderen am allerwenigsten getaugt hat, Motorrad zu fahren,
noch dazu in einer Stadt, die dreckig ist, die Abgase der Autos sind enorm und du hast das
Leder an (Verletzungsgefahr bei Sturz, Unfall), auch die Handschuhe, das Visier des Helmes
geschlossen, (ABGASE) weil die Helme natürlich aus irgend einem Zufall immer schwarz
sind (ist halt am Feschesten), kocht dir in solchen Situationen immer ziemlich schnell der
Kopf im Topf. Dann mögen das die fahrtwindgekühlten Boxermotoren auch nicht besonders, und Hitze steigt von den Zylindern zusätzlich auf. Und überhaupt kannst du als
Leithammel die Stadtdurchfahrten für diejenigen, die nachfahren, nur falsch machen.
Beobachte den Straßenbelag andauernd nach eventuellen Löchern (im städtischen Bereich
besonders gerne und tiefe anzufinden - wir flicken eine Wasserleitung und schütten das
Loch nur halb zu, weil den Asphalt brauchen wir zu Hause fürs Trottoir) - fehlenden
Kanaldeckel, herumliegenden Kardanwellen anderer Verkehrsteilnehmer, aufgelöster
Karkassen von LKW Reifen.
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Suche ständig gleichzeitig die wirklich nur wenn unbedingt notwendig vorhandenen
Hinweisschilder nach deiner Destination. Die sind nicht auf dem Boden montiert, sondern
irgendwo in der Höhe auf Obusdrähten oder Brücken. Ein Wegweiser ist in Russlands
Städten nur dann angebracht, wenn abzubiegen ist. Kommst du an eine riesige Kreuzung,
wo du das Gefühl hast, dass der Hauptverkehrsstrom nach rechts abbiegt, vielleicht sogar
die Vorrangstraße als nach rechts abbiegend gekennzeichnet ist und es ist kein Hinweisschild "Moskau nach rechts abbiegen", dann fahre gerade aus und du bist richtig. In 90 %
der Fälle jedenfalls. Dann sollst du höllisch auf deinen Mitverkehr und/oder Gegenverkehr
aufpassen: Denn in Russland gilt das Recht des Stärkeren: Sitzt du in einem 3-Achser URAL
LKW mit einem Sattelanhänger dran worauf du transportierst einen anderen URAL LKW
mit 40 Tonnen Eigengewicht, kann der Linienbus mit 100 restlos ausgebuchten Stehplätzen
brausen gehen. Will der URAL an der Haltestelle des Linienbusses einfahren, dann muss
halt der Linienbus mit seinen Fahrgästen die Ladas, die auf der Fahrbahn herumwieseln,
vertreiben. Motorrad mit Beiwagen ist in der Verkehrs-Hackordnung theoretisch an
vorletzter Stelle, die letzte Stelle würden einspurige Fahrzeuge einnehmen, die sind aber im
städtischen Verkehr ohnehin nicht anzutreffen, d.h. Motorrad mit Beiwagen an letzter Stelle
der Verkehrsrangordnung.
Jetzt bist du mit einem Motorrad im
Stadtverkehr, wenn auch mit Beiwagen,
eher mit einem dynamischen Verkehrsmittel unterwegs, d.h. du kannst, weil schnelle Beschleunigung und Bremserei möglich, weil
das Gefährt kurz ist, und nicht sehr breit, Spur wechseln. Haha. Aber nur du. Denn hinter
dir fahren drei andere Mopeds - Günter, Horst und Max - die eine ganz andere Sicht haben
des Verkehrsgeschehens, und wenn du die Stadt durchquert hast und kein zweiter kommt
hinter dir an, du wieder umdrehen musst, auf russisch Passanten fragen, ob nicht irgendwo
ein oder mehrere Beiwagenmotorräder gesichtet wurden mit schwarzen Helmen, wo es
rausraucht und wenn das Glück es will und alle finden aus der Verkehrshölle raus und du
wirst von den anderen vernichtet, denn wie kann man nur so blöd sein und dauernd die
Spur wechseln, da kommt ja keiner nach und wie soll ich denn den Weg finden ist ja nix
angeschrieben und hab ja kein kyrillisch gelernt, und überhaupt.
Und dann kommt noch der Fritz im Begleitbus, der, wie ich denke, die meiste Übersicht im
Stadtverkehr haben sollte, der von seinem Hochsitz über alles drüberschaut, der, wenn ich
mich umdrehe und ihn mit den Händen nach dem Weg frage, denn er hat ja eine Karte im
Bus, grinsend mit den Achseln zuckt, und auszuckt, aber so, wenn wir ihm mit den Motorrädern wieder einmal davon gefahren sind, weil der Mann einfach nicht beschleunigen kann
an der Kreuzung mit seinen 16 t und 192 PS. Ja da fährst das nächste Mal mit maximal 30
km/h stur dahin immer auf der mittleren Fahrspur, ganz wurscht was ist, und wenn die
mittlere Fahrspur ein Grünstreifen ist, nicht Spur wechseln! Nach jeder geregelten Ampelkreuzung stehen bleiben, auf der mittleren Fahrspur, zurückschauen, sich vergewissern, ob
alle die Kreuzung passieren konnten. Die Regel ist: Der Bus ist der letzte, wenn ich den Bus
nicht mehr sehe, ist was passiert und daher stehen bleiben. Oft geübt, nie beherrscht.
So auch am 22.7., wir fahren nach Moskau der Verkehr wird dichter,
die Straßen löchriger, breiter, Ampeln und ich denk mir, es wird Zeit
auf den Fritz zu warten, da ist ja eh gerade eine Polizeistation, wo der
Fritz mit Sicherheit kontrolliert wird. Warten wir und schauen dann
auf der Karte von Fritz, wie das Moskau so aufgebaut ist, verkehrstechnisch, weil wir haben eh nur eine Übersichtskarte und wissen
natürlich nicht wo der Rote Platz ist, geschweige denn wie man Roter
Platz auf kyrillisch schreibt, dass man nach eventuell vorhanden
Hinweisschildern suche. Irgendwo im Zentrum halt. Da bleibt man
stehen und wartet, da kommt auch schon der Ikarus, wird von der
Polizei auf die Seite zum Protokoll gewinkt, man sieht Fritzens
Zornesröte von Ferne und weiß sich schuldig und später wird auch kräftig geschimpft, dass
man nicht dem Bus davonfahren soll in so einer Stadt.
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Man wendet sich ab und sieht und hört einen Motorradfahrer an der Ampel stehen. Man
läuft schnell hin und fragt den Burschen den Weg nach dem Roten Platz in Englisch, in
Deutsch, in Gestik. Der Mann ist groß und sehr schwer. Fährt ohne Helm, wilde lange
Locken, wilder Lockenbart, eher ungepflegt, mit Kulleraugen, raucht sich gleich eine Tschik
an, sein Motorrad, eine Persiflage eines Extremchoppers, Eigenbau, absolut nix Serie: Ist
ein in die Länge gestreckter Dnepr-Rahmen, mit einer langen Choppergabel. Mit einem
Lenker ewig in den Himmel, an den Lenkerenden sind grob verschweißte Kästen montiert,
worin sich irgendwelche Schalter befinden, der Motor, ein schwarz lackierter Dnepr 650er,
die Ventildeckel ohne Kühlrippen, das Ding hat keine Auspuff-Schalldämpfer sondern nur
dünne Rohre bis zurück. Ich denke mir, das
Motorrad hab ich schon irgendwo gesehen, da
dämmert mir, ich habe vor mir ein Mitglied der
Moskauer Hells-Angels Partie, ein Bericht über
diese Partie genannt "Night Wolves" war unlängst in einer Motorrad-Illustrierten zu lesen,
wo auch nämliches Motorrad abgebildet war.
Ich frag den Typen nach dem Weg zum Roten
Platz, er sagt auf englisch: "We go to the Clubhouse. I am Dimitri." Ich realisiere sofort die
Gunst der Stunde: Wir sind also eingeladen, bei
den Night Wolves in Moskau zu bleiben, die
Night Wolves, die das Motorrad, das ich fahre,
nämlich die Wolf, entworfen haben, die Night
Wolves, die dem Ural Werk die Augen geöffnet haben, so dass jetzt vernünftige Motorräder
gebaut werden. Ich habe jetzt die Möglichkeit, die Rocker kennen zu lernen, die praktisch
die Konsulenten eines staatlichen Motorradwerkes sind, das bis dato im Fünf-Jahres-Plan
Beiwagenmaschinen für die Armee und den Bauernstand produziert hat. Ich teile den
anderen mit, was Sache ist, alle sind einverstanden und wir fahren durch halb Moskau zum
Clubhaus der Night Wolves. Ich habe während der Fahrt Zeit auch die Umgebung zu beobachten und sehe, daß wir das Zentrum weitläufig umrunden, ich sehe von Ferne das hohe
Gebäude, die Duma, die Jelzin beschießen hat lassen und andere hohe markante Bauten, die
aus der Zeit im Bild bekannt sind.
Das Clubhaus ist ein ehemaliges Gewerbegelände. Dort herrscht Chaos: Flachen Garagen
ähnliche Gebäude umschließen
einen asphaltierten Platz im
Geviert 80 x 80 m groß. Auf dem
Platz liegen rostige Eisentrümmer
herum, Traversen, Gestelle, Tonnen, Profile, alles wild durcheinander: Mittendrin steht einüberdimensionales Modell einer Wolf,
gebaut aus den Trümmern des
Platzes. Es ist das Ziel des Clubs,
alle Trümmer, die hier herumliegen, sinnvoll oder künstlerisch zu
verbauen. Am unteren Rand des
Platzes ist eine große Bühne für
Konzerte und Show fertig gestellt.
Gleich daneben ist die Wand einer Baracke mit einem überdimensionalen AirbrushKunstwerk gestaltet. Auf der überdachten Bühne thront das 1000ccm Ural-EigenbauGespann des Präsidenten der Night Wolves, das Motorrad heißt Werewolf, 1000 ccm Ural
Boxer, Beiwagen mit Standheizung, durchgestylt alles.
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Wir parken den Bus mitten auf dem Platz, wir sind willkommen, bekommen Bier und
Tee und alles was wir wollen, wir müssen uns zum Videorecorder setzen und ein Video
anschauen über die "Bike show" 1997. Die Night Wolves treten einmal jährlich als Veranstalter, Organisator eines Motorradtreffens in Moskau auf, 1997 waren bei diesem Treffen
25.000 Motorradfahrer, 1999 kamen in drei Tagen 50.000 Besucher. Die Organisation ist
schwierig, überhaupt erst möglich, seitdem der Kommunismus nicht mehr staatstragend ist.
Trotzdem gibt es unendliche Probleme bei den Genehmigungen durch die Behörden, es will
ja jeder die Hand aufhalten und von der Veranstaltung profitieren, 50.000 Besucher stellen
doch einen anständigen Wirtschaftsfaktor dar. Am Video ist zu sehen, wie hier gefeiert wird,
die Attraktionen und Showeinlagen bei der Bike Show sind wirklich sehenswert.
Die Bike Show ist auch der Grund, warum trotz des Chaos auf dem Platz hier alles sehr nach
Geld riecht.
Es geschieht hier was. Es ist Bewegung da. Aufbruch. Ganz im Gegensatz zu Restrussland,
wo alles irgendwie dahindümpelt, verfällt. Meine Gesprächspartner sagen zwar, dass an der
Bike Show nicht verdient werden kann, die Kosten sind gleich hoch wie die Einnahmen, das
Lied kenne ich, jammern ist des Kaufmanns Brot. Ich denke nur an das Sponsoring der
Veranstaltung durch jene Bierfirma, die 50.000 Biker in drei Tagen versorgen darf.
Die Bike Show findet immer ca. Ende August statt. Ein Termin ist nicht fixiert, weil ein
Termin nie eingehalten werden kann wegen der Willkür der Behörden, es wird in kürzester
Zeit über Fax, Telefon, Internet, etc. verbreitet, wann das Fest losgehen kann. Leute kommen vor allem aus Russland, aber auch aus Finnland, und anderen Mittel- und Westeuropäischen Ländern. Ein Besuch dieser Veranstaltung wäre auf jeden Fall einmal überlegenswert.
Zurück zum Werden des Clubhauses: Die Gebäude rund um den Platz werden zu Restaurant, Bar, Werkstätte, Disco etc. stilvoll umgebaut. Es werken hier wirklich gute Handwerker, die künstlerisch auch was drauf haben. Man sieht auch Burschen in Uniform werken,
das sind die Hilfsarbeiter, es wird uns erklärt, dass diese Burschen Rekruten beim Militär
seien und von ihren Offizieren vermietet werden zu Arbeiten aller Art. Es seien dies die
billigsten Arbeitskräfte. Ende August soll das Areal eröffnet werden, kaum vorstellbar, bei
dem Chaos, das hier noch herrscht. Das Clubhaus soll 24 Stunden täglich geöffnet sein und
ein für Moskau einzigartiger Treffpunkt für Motorradfahrer sein.
Fritz, vor allem Günter, Max und Horst, allen wird schon langweilig auf dem Platz. Sie
fragen immer wieder, wann wir auf den Roten Platz fahren. Ungeduld in Russland! So was
von fehl am Platz! Ich kann immer nur weitergeben die Info, dass derzeit einige Motorradfahrer telefonisch zum Clubhaus gebeten werden, um die Österreicher zum Roten Platz zu
begleiten. Einer telefoniert ständig. Es ist der Colonel, so sein Name. Er schaut aus wie
Christian Kernbeis, ein Kremser Dnepr Fahrer und lieber Freund von uns, nur weit über 2
Meter groß. Sein Motorrad, eine Solo-Ural, so einmalig umgebaut, dass halt ein Zweimeter
Mann Platz drauf hat. Ich bin an allem und jeden in diesem Club interessiert und die Zeit
vergeht im Flug, die anderen ziehen sich in den Bus zurück und machen zunehmend Zoff
wegen der Zeit, es geht nix weiter, wann fahren wir endlich.
- 11 -
Genervt gebe ich auf und sage, okay fahren wir wieder, hauen wir ab, war wohl nix. Da
kommt das Signal zum Aufbruch. Zehn russische Motorradfahrer bilden einen Konvoi und
geleiten uns durch die Stadt zum Roten Platz. Fritz steigt bei Günter im Beiwagen zu.
Diese Fahrt wird für mich der Höhepunkt der ganzen Russlandreise. Der Colonel und ein
anderer wilder Hund bilden die Spitze. Alle fahren ohne Helm, auch ich fahre ohne Helm,
die anderen Austrianer trauen sich das nicht. Ich frage einmal, wie das mit der Helmpflicht
so ist, natürlich ist Helm Pflicht, warum aber fährt ihr ohne Helm, da kommt bloß ein
geheimnisvolles Lächeln. Die Motorräder der russischen Biker haben alle keine Schalldämpfung. Die russischen Fabrikate fahren überhaupt ohne Auspuff, die Japaner oder Harley
Davidson mit geöffneten Schalldämpfern. Als Grund wird Leistungssteigerung angegeben.
Jetzt sind also zehn offene Bikes und wir Austrianer in den Straßen von Moskau unterwegs.
Ein Lärm, unvorstellbar, ein Brüllen, Schnalzen, noch nie hab ich vergleichbare Lärmkulisse
erlebt in freier städtischer Wildbahn. Bei uns wären wir nach 5 Minuten spätestens alle
verhaftet worden. Hier nicht. Es fahren immer zwei Biker nebeneinander, so wird ein
ganzer Fahrstreifen belegt. Der Colonel an der Spitze deutet dezent an den Autofahrer
rechts neben ihm, dieser weicht sofort, bleibt stehen, wenn notwendig, wir können somit
Spur wechseln. Da brauchst du als Hintermann nicht aufpassen. Der Colonel hat das im
Griff. Der Konvoi der brüllenden rauchenden Motorräder arbeitet sich wie ein Keil in den
Stau der Autos an den Kreuzungen. Wie von selbst weichen die Autos nach links und rechts
aus. Die Insassen in den Autos schütteln hier aber nicht mit den Fäusten, keine wie immer
gearteten Unmutsäußerungen, im Gegenteil: Victory Zeichen mit dem Zeige- und Mittelfinger, der gehobene Daumen als Zeichen der Zustimmung, lachende Gesichter, positive
Stimmung überall. Sollte doch an einer Kreuzung auf Grün gewartet werden, natürlich in
erster Reihe, fahren nach der Schaltung auf grün Autos erst weg, wenn alle Motorräder
gestartet sind. Die Polizisten an den Kreuzungen scheinen nichts gegen das Brüllen der
Eisen, der Wilden Horde ohne Helm einzuwenden zu haben. Die Passanten winken, die
Mädels kreischen, klingt alles nicht wahr, ist aber so.
Diese Night Wolves haben hier einen Status, der ist
unglaublich. Ich fahre neben Dimitri, sein Spitzname ist
Dimitri the Cat, wie mir einer erklärt hat. Ich kann aus
nächster Nähe ihn, sein Motorrad, seine Fahrweise und die
Wirkung seiner Erscheinung auf die Umwelt beobachten.
Der Film Easy Rider ist ein Schaß dagegen. Als wir später
auf das Bierfest gefahren sind, war es insbesondere Dimitri,
der immer wieder fotografiert wurde, Mädels hängten sich
links und rechts bei ihm ein und wollten Autogramme,
wollten fotografiert werden mit ihm, mit seinem Motorrad.
Die Mitglieder der Night Wolves werden hier als Stars
gefeiert. Und so fahre ich ohne Helm inmitten einer Rockergruppe durch Moskaus Straßen,
das Publikum jubelt uns zu.
Wir parken die Eisen neben einander auf der Zufahrt zum Roten Platz, das wird den Bullen
doch zu viel, wir dürfen noch schnell ein Gruppenfoto machen, dann übersiedeln wir doch
auf den regulären Parkplatz. Der Rote Platz ist für Günter und Horst eine herbe Enttäuschung, es fällt der Vergleich mit dem Linzer Hauptplatz, was die Größe des Platzes betrifft,
man stellt fest, dass im Fernsehen, in der Zeit im Bild, der Platz viel, viel größer wirkt.
Fotos, kurzer Spaziergang, die Mission ist erfüllt, auf Vorschlag der Motorradfahrer fahren
wir zu einer Art Oktoberfest. Ein Bierfest in einem Stadion.
Wieder durch die ganze Stadt im Abendrot im Konvoi brüllen wir und ich merke, dass der
Colonel nicht die direktesten Verbindungen wählt, eine Sightseeing Tour führt uns an
einigen Sehenswürdigkeiten vorbei, manchmal weist Dimitri the Cat neben mir auf ein
Bauwerk hin, ich versteh sowieso nix, und hab noch nie davon gehört und hab es auch gleich
wieder vergessen. Günter hat sich andern Tags auf jeden Fall darüber beschwert, dass die ja
mit uns im Kreis gefahren sind, so umständlich.
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Wir parken unsere Eisen schön nebeneinander nahe dem Gate zu einem Fußballplatz.
Polizei steht dort herum. Der Colonel und andere verhandeln dort mit den Bullen über
irgendetwas. Wir warten dort ca. eine viertel Stunde, da kommt wieder ein Polizeifahrzeug
mit Blaulicht und zwei BMW R 1100 GS Polizeimotorräder und wir ahnen, dass das Bierfest
für uns gestorben ist. Kein Eintritt für laute, wilde Motorradrocker, Der Colonel bedeutet
uns die Eisen zu starten. Die Polizeifahrzeugen nehmen uns mit Blaulicht in die Zange, das
Gate zum Stadion öffnet sich, wir fahren Trari Trara in das Stadion ein, werden unter
großen Gejohle vom Publikum empfangen, wir stellen die Eisen schön nebeneinander auf
der Laufbahn neben dem Rasen ab. Im VIP Bereich wird Platz für die Ehrengäste bereitet.
Tische werden zusammengerückt. Die Security schützt vor ungebührlicher Bedrängnis,
Dimitri the Cat spielt milde lächelnd Fotomodell, Bier wird gebracht, Snacks, in Plastiksackerl eingeschweißte kleine geräucherte Fische, die zur Gänze verzehrt werden, wie Gummibärchen. Ein schwarzes Getränk, schäumt wie Bier, genannt Kwass, schmeckt leicht
säuerlich, gebratene Hühner, gebackenes Brot mit faschierten Kern, es wird kredenzt, dass
es eine Freude ist. Auf dem Rasen des Fußballplatzes wird getanzt zu einer auf der Bühne
stattfindenden Modeschau, Badeanzüge, Unterwäsche wird gezeigt, Stimmung bombig. Wir
staunen. Der Colonel bedeutet uns, dass wir nicht viel Bier trinken dürfen. Fritz darf als
einziger trinken mehr Bier und bandelt mit allen an, auch mit zwei Polizisten, bei uns wäre
er schon dreimal verhaftet worden, so lästig war er bei den Bullen. Ein Teil der Night
Wolves fährt ab und wir werden gefragt, wann wir fahren wollen. Die Abfahrt wird wieder
mit Polizeibegleitung und Blaulicht organisiert, eine ungemein angenehme Heimfahrt in
das Clubhaus mit vollen Bäuchen und den Kopf voll von Eindrücken ist zu genießen.
Im Club wird noch einmal Bier organisiert, meine Kumpane gehen ins Bett, nur ich und
auch Max diskutieren noch lange mit den Bikern über Gott und die Welt.
Als wir andern Tags erst um 10.00 den Bus starten, steht plötzlich Dimitri the Cat da und
begleitet uns bis zur M1, der Straße nach Smolensk, aus Moskau hinaus.
Ich habe den Colonel öfter gefragt, was wir schuldig sind für diese Gastfreundschaft, doch
sagt er was von Selbstverständlichkeit, wir würden doch auch nicht anders agieren in
Österreich. Ja. Natürlich! Würde diese Truppe mich in Linz für zwei Tage besuchen, könnte
ich gar nix tun für die Leuteln, am besten noch Gesellschaft in der Polizeigewahrsam leisten.
~*~
4500 km
von Irbit nach Linz - eine abenteuerliche und außergewöhnliche Fahrt
c
ge s
t
f
f
ha
- 13 -
...und zum guten Schluss :
.....der nachfolgende Verbleib dieser Wolf ist nach ihrer abenteuerlichen
Fahrt nach Österreich bisher nirgends ausführlicher festgehalten. Darum, bis
es genauere Erkenntnisse gibt (...wird dann selbstverständlich korrigiert) gilt
vorweg die folgende "Vermutung":
Nachdem diese erste Ural-Wolf (und wohl einzige bisher in
Österreich) Linz erreicht hatte, blieb dieser Russenchopper
nicht lange Haris Masochisteninstrument. Unvergessen und
wortgemäß tief eingeprägt hat sich die drückende Erinnerung,
dass der knochenharte Ledersattel während der elendlangen
4500km zu so diversen Reisestellungen wie regelmäßigen
Popschbackenwechsel, der ungewöhlichen am-Fuß-Sitzlage
und zwischenzeitlich auch manchmal zur im-Stehen-Fahrt
gezwungen hatte - eisern durchgehalten bis zum Ende !
(..so bekommt vielleicht die vielsagende
"Eisenarsch" einen klärenden Hintergrund)
Der nächste mutige Wolfbezwinger, ein wahrer Meister des Lederkunsthandwerks (siehe re.->) und damit vielleicht ein Mensch mit
einer Sensibilität für Außergewöhnliches, hatte sich dann ab Juli
2001 einige tausend km an diesem Feuerstuhl erprobt.
Mit viel Liebe wurde das Wolferl ein wenig aufgepeppt. Nachdem
sich ein Auspufftöpferl in
einer Kurve einfach so davon gemacht hatte, gab es
zwei neue Tröten und ein
tolles maßgeschneidertes(!)
Ledergeschirr am Tank. So
aufgerüstet wurden dann
fast 20000 km erfahren.
Sogar bis nach Griechenland hatte er dieses Eisen
geführt ... und dann doch vom Schicksal gezwungen wehmütig nach 5 Jahren zu Hari zurück
gebracht !
www.lederzeug.com
...der Nächste bitte :
All dies wusste ich noch nicht, bevor ich am 28.Feber 2008 zufällig
einmal in Linz zu tun hatte…
Linz - na da musste ich doch unbedingt bei den Urals und Dneprs,
bei Hari Schwaighofers - CONGENIA vorbei schauen!
Halb Lagerhalle, halb Werkstatt, riesige Holzkisten und überfüllte
Eisenregale - und zwischen all dem standen die Motorräder und
Gespanne, die ich zum Teil schon aus dem Internet kannte.
Der dezente Staubmantel - der sie einer trefflichen Patina gleich bedeckte, konnte natürlich nicht über die, für einen Nostalgiker
unverkennbare, stille und wahre Schönheit hinwegtäuschen.
www.ural.at
...der erste Kontakt:
Bezeichnung
- 14 -
Natürlich muss man sich da auf den urtümlichen Schwingsattel niederlassen, und auf den
nächsten, den nächsten und natürlich einmal in einem Beiwagen die Füße ausstrecken und
natürlich auch einmal den Sozius probieren und dann doch einmal auf so einem Sologerät
mit höherem Lenker eine Sitzprobe:
...Jaaahaa, das, genau das isses !!!
Da passte einfach alles, so genau - wie exakt auf
mich abgestimmt - ich meint 100 Jahre bin ich da
schon drauf gesessen, so vertraut !
Hari: "...das ist die Wolf!"
Und es war genau diese Wolf - eben d i e !!!
- deren tolle Moskau-Geschichte (die hier zwar vorangestellt ist) ich dann später im Internet fand...
- die Wolf, die in Moskau am Clubgelände der Night
Wolves gestanden war, die diesem Motorrad diese
Form gegeben hatten...
- die Wolf, auf der sich der russische Polizist sooo
freundlich für den Westen verewigen lies…
und und und…
Na ich musste dann doch leider weiter - beim Hinausgehen noch kurzes Abchecken mit Hari
- "ja ich hätte vielleicht Interesse, muss aber noch überlegen - sag mir gleich, falls sie jemand
anderer haben will…" ...der vorgeschlagene Preis war akzeptabel.
Beim Eingang stand eine bereits verkaufte und sauber geputzte Ural Retro-Solo zum Abholen
bereit. Wunderschön…. eine echte Augenweide!
Das Schwarz mit den
handgemalten weißen
Linien, die alten Formen,
elegant - um ca. 9800.-€
…das wäre zu überlegen !
Ca. 2000.-€ mehr und sie
wäre mit Beiwagen, für 3
Personen...
Alles wirklich sehr, sehr verlockend! Eine schwere Entscheidung - muss gut überlegt werdenZurück in Klagenfurt, im Internet alle Info suchen über die Urals. Nun fand ich den besagten
Moskau-Artikel aber auch viele Berichte über Qualitätsprobleme, Ersatzteilmängel, laufend
Reparaturen und einer total überalterte Technik - und noch mehr ähnlich Unerfreuliches.
Brüt, brüt, brüt - was tun ??
Also dann doch wieder zum HD-Händler - eine Bekannte
schwärmte so von der V-Rod, hat sie sich gekauft, über 21.ooo €Na probier ich's auch mal… schaut ja recht interessant aus schön neu eben, draufsitzen ...- UND ?
NEIN sie isses nit! - jetzt war endgültig genug und AUS !
- 15 -
...endlich: ich will die Ural Wolf !
Nach einer unruhigen Woche war mir klar, wenn schon ein anderes Motorrad, dann muss es
diese Wolf sein. Allein ihre Vergangenheit hatte für mich eine unvergleichliche Faszination
und natürlich ist auch der verhältnismäßig günstige Preis ein Argument.
Anruf bei Hari: "….ich nehm' sie fix und hol sie Ende der Woche
nach Kärnten!"
Einen kleinen Anhänger hatte ich noch. Dank meiner HTLVergangenheit wurde daraus in Kürze der passende Hänger zum
Motorradtransport konstruiert und in einem Tag umgebaut einfach, billig aber stabil!
Damit war auch das Transportproblem gelöst!
13.März08 am Abend geht’s ab vorerst nach Salzburg und am Freitag Morgen Richtung Linz.
Mein Sohn Georg ist mit zur Unterstützung - ich hab ja noch keine Erfahrung wie sich die
250 kg auf das Gefährt schieben lassen. Sauwetter, es regnet wie gewöhnlich in Salzburg…
Um 10 Uhr morgens sind wir dann beim Wolf. Zunächst wird noch ein fehlender Griff
re.hinten montiert dabei ist auch ein Blinker auszutauschen.
Georg macht noch eine Runde durch die Halle und
ist ebenso begeistert von den urigen Geräten rings
um uns. Natürlich muss er sich auch das Feeling
geben, doch einmal auf so einem Saurier zu sitzen.
So ein Gespann würde ihm auch seeehr zusagen,
meint er….
Na wir werden sehen was noch kommt!
Dann ist es soweit - auf den Hänger !
Das Verladen ist einfach und wäre allein zu schaffen, da
hab ich mir doch ein gut ausgeklügeltes System zurecht
gebastelt. Nach dem Verzurren steht die Wolf wie Bock und
die Heimfahrt ist problemlos.
16.März 2008,
Palmsonntag starte ich nun meine Wolf zum ersten Mal in
unserem Garten - sie läuft sofort an, die Töpfe sind zwar
nicht mehr original aber klingen gut. Irgendwie erinnert
der Sound an die Polizeimaschinen seinerzeit … - ich hab
noch so etwas im Ohr.
Morgen am 17.März 2008 wird sie angemeldet !
…..der Tanz mit der (dem) Wolf kann beginnen !!!
PS:
...umgehend hab ich dann den ungefederten Mördersattel weicher gemacht
(Danke sagts Arscherl !)

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