2. Gottesdienst: Ich bin das Brot des Lebens

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2. Gottesdienst: Ich bin das Brot des Lebens
Jesus ist… Projekt 2016, Gottesdienst-Serie „Ich bin Worte Jesu“
2. Gottesdienst: Ich bin das Brot des Lebens
(einführende Gedanken zur Serie siehe Datei 00-Konzept, Jesus-ist, GdSerie.pdf)
Mögliche Titel:
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Wie Jesus alltäglich wird
Alltäglicher Jesus
Ernährung für Fortgeschrittene
Gesund ernährt
Mögliche Untertitel:
— Wenn Jesus unsern Lebensalltag ausmacht
— Der Mensch lebt nicht nur vom Brot allein
— Wie Gott es fertigbringt, unsern inneren Hunger zu stillen
Theologische Hinweise
Das erste «Ich-bin-Wort» entsteht aus dem Wunder der Brot- und Fischvermehrung (Joh 6,1ff).
Der Kerngedanke ist, dass Jesus aus dem Wenigen so viel machen kann, dass alle versorgt, ja
sogar noch Überfluss vorhanden ist. Das wird schon in der Weinvermehrung in Johannes 2
deutlich. Wo Jesus ist, ist auch eine göttliche Grosszügigkeit anzutreffen, die sich nicht an
äusseren Begebenheiten orientiert.
Als die Menschenmenge Jesus am nächsten Tag wieder aufsucht, entgegnet ihnen Jesus: »Ich
will euch sagen, warum ihr mich sucht: Ihr sucht mich nur, weil ihr von den Broten gegessen
habt und satt geworden seid. Aber was Gott euch durch die Wunder sagen will, wollt ihr nicht
verstehen. Statt euch nur um die vergängliche Nahrung zu kümmern, bemüht euch um die Nahrung, die Bestand hat und das ewige Leben bringt. Diese Nahrung wird euch der Menschensohn
geben, denn ihn hat Gott, der Vater, als seinen Bevollmächtigten bestätigt.« (Joh 6,26-27)
Jesus will das Grundverständnis für seine Sendung legen: Hinter den Wunder der äusseren Versorgung und Heilung der Kranken steht das Prinzip des Lebens, des ewigen Lebens, welches Jesus als göttliches Geschenk (Gnade) dem Menschen anvertraut.
«Ich bin das Brot des Lebens» bedeutet also einfach gesagt: Jesus selbst ist Quelle, Voraussetzung und Ressource für dieses gottgeschenkte Leben.
Bibelstellen (Elberfelderübersetzung)
Joh 6,27 Wirket nicht [für] die Speise, die vergeht, sondern [für] die Speise, die da bleibt ins
ewige Leben, die der Sohn des Menschen euch geben wird; denn diesen hat der Vater, Gott,
beglaubigt.
Jes 55,2 Warum wiegt ihr Geld ab für das, was kein Brot ist, und euren Verdienst für das, was
nicht sättigt? Hört doch auf mich, und esst das Gute, und eure Seele labe sich am Fetten!
Joh 6,33 Denn das Brot Gottes ist der, welcher aus dem Himmel herabkommt und der Welt das
Leben gibt.
Joh 6,35 Ich bin das Brot des Lebens: Wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer an mich
glaubt, wird nimmermehr dürsten.
Joh 6,47-48 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, hat ewiges Leben. Ich bin das Brot
des Lebens.
Joh 6,51 Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist; wenn jemand
von diesem Brot isst, wird er leben in Ewigkeit. Das Brot aber, das ich geben werde, ist mein
Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt.
Joh 6,63 Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu
euch geredet habe, sind Geist und sind Leben;
Joh 1,14 Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit
angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.
Gedanken zu den Texten
— Die Menschen hatten Hunger. Hunger ist ein Warnsystem, welches Gott in unsern Köper
eingepflanzt hat, damit wir an Nahrungsaufnahme erinnert werden. Uns allen ist klar:
Ohne Essen und Trinken würden wir sterben. Jesus erklärt denen, die ihm am nächsten
Tag nachlaufen, dass ihr äusserer Hunger sie auf einen tieferen, inneren Hunger hinweist und gibt ihnen die Antwort, dass sich dieser Hunger durch nichts anderes, als
durch Gott selbst stillen lässt. Und der Hammer dabei ist, dass er dann sagt: Ich bin es,
der euch dieses Brot von Gott bringt – ja, ich bringe euch nicht nur das Brot, ich bin es
selbst.
— Die darauffolgende Kontroverse ist eine der heftigsten im NT. Sie führt so weit, dass
alle, bis auf den ganz nahen Jüngerkreis, davonlaufen. In der Kontroverse ist jedoch etwas spannend: Die Zuhörer outen sich auf der einen Seite als Suchende und Fragende
nach Wahrheit und Verständnis, auf der andern Seite sind sie nicht bereit, die Antworten
von Jesus anzunehmen, wie er sie gibt. Es nützt nichts, wenn wir Fragen stellen, aber
dann Antworten verwerfen, die über unsern Horizont hinausgehen.
— Wer nicht mehr aufnehmen will, als er sowieso schon weiss, ist geistig oder geistlich
blind. Die Aussagen von Jesus haben die sich schon zurecht gelegten Antworten der Zuhörer in Frage gestellt. Wer sich dafür nicht öffnet, gehört zu denen, die sich abwenden.
Jesus kalkuliert das ein. Er weiss, dass viele hören und nicht hören, sehen und nicht sehen werden.
— Was beim Vorgang des Essens und Trinkens geschieht, ist uns verständlich. Deshalb ist
es wichtig, den Essensvorgang in eine geistliche Dimension zu verlagern: Wenn wir Jesus als «Brot des Lebens» aufnehmen, dann verleiben wir ihn ein, dann wird er zu einem Teil unserer Existenz, ja er löst sich – um im Bild zu bleiben – in uns auf, damit er
uns zur Stärkung und Versorgung werden kann. Wir brauchen in unserer Alltagssprache
folgende Redewendungen: «Ich zuerst verdauen, was du gesagt hast» oder «Das kann
ich nicht schlucken» oder ein Pastor «diese feste Nahrung kann ich meinen Zuhörern
nicht zutrauen» oder eine Vorgesetzte «an diesem Projekt werden Sie sich die Zähne
ausbeissen» oder ein Schüler «ich habe dieses Buch regelrecht verschlungen». Es würde
niemand auf die Idee kommen, diese Aussagen wörtlich zu nehmen. Genauso gilt es
nun, die Metapher von Jesus «ich bin das Brot des Lebens» mit einem tieferen Sinn in
unsere Alltagssprache zu übertragen. Schon David hat das gemacht in Ps 34,9
«Schmeckt und seht, wie freundlich der Herr ist!» oder in Ps 119,103: Wie süss sind in
meinem Gaumen deine Worte, mehr als Honig meinem Mund.» Jesus macht eine ähnliche Aussage in Matthäus 4,4: «Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, welches aus dem Mund Gottes kommt.» Leider reagiert nun die Menge mit
einem Missverständnis und meint tatsächlich, sie müssten Jesus physisch essen und trinken. Wie oberflächlich gedacht dieses Verständnis ist, zeigen die obigen Metaphern, die
ja immer einen äusseren Sachverhalt auf eine andere Ebene heben.
— Weshalb vergleicht sich Jesus mit etwas so Alltäglichen, wie mit Brot? Wir können darin
seine Demut sehen. Gleichzeitig unterstreicht es auch, dass ohne dieses Grundnahrungsmittel nicht leben können.
— Wir können drei Reaktionen bei den Zuhörern beobachten: 1) sie glauben, was Jesus
sagt und finden den Zugang zu ihm als «Brot des Lebens», was allerdings – wie wir wissen – lange Jahre dauert; 2) sie verwerfen Jesus insgeheim und tun so, als würden sie
glauben (z.B. Judas); 3) sie lehnen Jesus offen ab und kehren ihm den Rücken zu. Obwohl eigentlich alle hungrig nach Leben sind, wird es immer unterschiedliche Reaktionen
auf Jesus geben.
Tiefgang
Die Menschen werden schliesslich begreifen, dass Freiheit für alle
unvereinbar ist mit genügend irdischem Brot für jeden,
denn nie, nie werden sie unter sich zu teilen verstehen…
Du versprachst ihnen himmlisches Brot, ich aber frage Dich nochmals:
Kann sich dieses Brot in den Augen des schwachen,
ewig verderbten und ewig undankbaren Menschengeschlechts
mit irdischem Brote messen?
Fjodor M. Dostojewski
Anstösse für die Kleingruppe
— Was ist der wichtigste Gedanke oder Eindruck, den du aus diesem Bibeltext mitnimmst?
— Welcher Hunger oder Durst der Seele macht dir zu schaffen? Was löst der Satz von Jesus in dir aus: „Wer zu mir kommt, wird niemals wieder Hunger leiden, und wer an mich
glaubt, wird nie wieder Durst haben?
— Führe dir nochmals vor Augen, was für ein Anspruch Jesus in diesem Text erhebt. Wie
würdest du diesen Anspruch in eigenen Worten formulieren? Welche Empfindungen bewegen dich dabei?
— Erfährst du Jesus als Brot des Lebens? Inwiefern?
Februar 2016, Beat Ungricht, Freie Evangelische Gemeinde Winterthur, [email protected]