DOZ A4 - DOZ
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AKTUELL MESSEBERICHT Brille & Co. etabliert sich Im vergangenen Jahr hatten sie noch ihre echten Zweifel am eigenen Erfolg, aber diesmal lief alles super: Äußerst zufrieden blickt das dreiköpfige Team der Regionalmesse „Brille & Co.“ auf ihren Herbstauftritt Anfang September zurück. 134 Aussteller stellten sich auf über 5.000 Quadratmetern Fläche den Besuchern vor: „Knapp 400 Marken buhlen hier der Halle 3 der Westfalenhalle Dortmund um die Gunst der Käufer.“, erklärte Veranstaltungsleiterin Elke Frings (HVVplus, Köln) im Gespräch mit der DOZ. Zum dritten Mal öffnete die „Brille & Co.“ am ersten Samstag im September um zehn Uhr ihre Tore, nachdem sie im vergangenen Jahr der Regionalmesse Crio den Rang abgelaufen hatte. Damals, so Elke Frings, habe sie noch kurz vor Messebeginn infrage gestellt, ob die Aussteller sich an einen neuen Veranstalter gewöhnen würden. Doch das ist jetzt Geschichte. 18 DOZ 10 | 2010 Samstag lief schleppend an Der erste Tag lief auch diesmal traditionell schleppend an. Aber es gab unterschiedliches Echo: Bei so manchem Ladenbauer standen schon samstagfrüh feste Termine zur Besprechung konkreter Projekte an. Bei einer so breit gefächerten Produktpallette fallen die Resonanzen eines Messegeschehens naturgemäß unterschiedlich aus. Neben zahlreichen Fassungskollektionen, technischen Geräten, Zusatzsortimenten und Marketingprofis war diesmal das Segment Ladenbau mit am Start. Offensichtlich erfolgreich, so zum Beispiel Klaus Koch-Süzen von Raumkonzepte Knoeppel. Am Samstag besuchten laut Veran stalter 981 Fachbesucher die Brille & Co, am Sonntag waren es 1.343. Das Ein zugsgebiet der Besucher erstreckt sich von Norddeutschland über NordrheinWestfalen und Hessen, bis nach BadenWürttemberg, erklärte Frings in der Rück- Elke Frings von der HVVplus (Köln) organsierte die Brille und Co. zum dritten Mal mit einem kleinen Team von nur drei Leuten. Sie regt die Aussteller dazu an, die Besucher ruhig auch mal auf den Stand zu bitten, zum verweilen, auf einen Kaffee – nicht nur Tische beherrschen das Gesicht der neuen Regionalmesse. schau. Man habe verstärkten Zuwachs aus den Bundesländern Niedersachsen und Thüringen sowie Rheinland-Pfalz registriert. Ausstellermix und Weiterbildung – ansonsten einfaches Konzept Alle Stühle besetzt, hieß es auch am Samstagmorgen schon zu Beginn der Sommerakademie, die innerhalb des Messegeschehens ein Vortragsprogramm rund um das Thema Gleitsichtglas bot. Die Handwerkskammer Dortmund mit ihrem Team um Fritz Paßmann, ihrem Schirmherren Professor Joachim Köhler und Referenten aus dem Bereich Marketing und Ladenbau fanden ihr Publikum. Die Brille & Co. etabliert sich damit als Nachfolgemesse Die Fassung Edge (Dritte von oben) wurde vom Magazin „Roadbike“ gerade zum Testsieger ausgelobt: gesehen bei Bollé. Klaus Koch-Süzen (Knoeppel): Die Ladenbauer hatten Samstagmorgen schon feste Termine mit ihren Kunden. u Sommerakademie: Der Tradi – demnächst nur Nischen-Anbieter? In zwölf Vorträgen wurde „die ganze Welt des Gleitsichtglases“ beleuchtet. Das Spektrum reichte von Präsentationen zur Anpassung individueller Gleitsichtgläser über Vermarktungstipps bis hin zur Vorstellung eines innovativen Ladenkonzepts für die Generation 50plus. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf der Analyse der demografischen Entwicklung in Deutschland und deren Bedeutung für zukünftige Entwicklungen im augenoptischen Fachhandel. Bereits der erste Vortrag rückte die LOHAS (= Lifestyle of Health and Sustainabilty) ins Blickfeld, eine zahlungskräftige Zielgruppe die einen gesundheitsorientierten (Health) und auf Nachhaltigkeit (Sustainability) ausgerichteten Lebensstil pflegt und mehrheitlich im Gleitsicht-Alter ist. Im Gegensatz zu den „alten“ Alten scheut dieser Personenkreis nicht vor größeren Ausgaben zurück, wenn es darum geht, die eigene Lebensqualität zu erhöhen. Die Grundbedürfnisse (Familie, Wohnen, Autos etc.) sind erfüllt, das Geld für anspruchsvollen Konsum ist vorhanden und ebenso die Bereitschaft, hochwertige Brillen zu kaufen. Der Referent wies ferner auf das Potenzial bei Wechselbrillen und Brillen für spezielle Bedürfnisse hin und gab dem Auditorium die Empfehlung: „Behalten Sie Ihr Fachwissen für sich! Ihre Kunden wissen, dass Sie der Fachmann sind und alles was sie wollen, ist gut sehen!“ Auf den Verkauf mehr als einer Brille zielten auch zwei weitere Vorträge, die beide das Erstellen von „Sehprofilen“ empfahlen, mit Hilfe derer die persönlichen Sehansprüche der Kunden erfasst und Zusatzpotenziale für Zweit- und Drittbrillen identifiziert werden können. Das Sehprofil hält den Bedarf des Kunden fest. Es dient auch dazu, ihm in regelmäßigen Abständen gezielt weitere Brillen zu empfehlen. So werden Sehprofile zum einen zur Gesprächsdokumentation eingesetzt und zum anderen für zielgruppenspezifische Werbemaßnahmen herangezogen. Neben den Chancen der demografischen Entwicklung (mehr Ältere = mehr Gleitsichtbrillen) wurden auch die damit verbundenen Herausforderungen thematisiert. Eine alternde Bevölkerung verlangt neue Strategien beim Handel. Dies beginnt bereits bei der Auswahl des Personals. So beraten ältere Mitarbeiter beim Verkauf von Gleitsichtgläsern einfühlsamer und sind glaubwürdiger. Ein besonderer Schwerpunkt der Vorträge lag auch auf den geänderten Anforde- rungen an die Ladengestaltung. Die Geschäfte müssen zukünftig barrierefrei, mit rutschfesten Böden ausgestattet, gut beleuchtet und wohltemperiert sein und sollten über großzügig gestaltete Beratungsflächen verfügen. Am Beispiel eines Geschäftes, das teilweise zur Gleitsichtlounge umgebaut wurde, konnten die Zuhörer nachvollziehen, wie den Bedürfnissen einer zahlungskräftigen Klientel (wieder wurden die LOHAS genannt) durch die Ladengestaltung Rechnung getragen wird. Auch die Bedeutung des Internets wurde mehrfach thematisiert, als Chance („Starke Kunden brauchen Facebook“) und als Risiko für den stationären Handel. Es hieß, trotz einer positiven Entwicklung bei Gleitsichtgläsern steige der Branchenumsatz nicht im erwarteten Maße an. Neben Kontaktlinsen und Sonnenbrillen wurde bei Einstärkenbrillen ein großes Potenzial für Internetanbieter gesehen. Die Warnung stand im Raum, dass traditionelle Augenoptiker zukünftig als Individual-Gleitsicht-Anpasser zu Nischenanbietern werden könnten. Trotz – oder gerade wegen – der teilweise konträren Sichtweisen der Referenten bot das Programm der SommerAkademie viele Denkanstöße. /ed DOZ 10 | 2010 19 AKTUELL MESSEBERICHT der Crio mit ihrem sachlichen, effektiven Konzept: wenig Messebau, Fassungen und Produkte auf zum Teil jetzt höheren Tischen präsentiert – ohne speziellen Design-Bereich. Dazu Elke Frings: „Wir wollen, dass die Besucher in jeden Gang gehen, deswegen halten wir den Aussteller-Mix im Endeffekt für viel effektiver.“ Die nächste Brille und Co. startet vor der opti in München (28. bis 30. Januar) am 15. und 16. Januar wieder im Herzen Nordrhein-Westfalens. Elke Frings möchte dabei die Produktpalette unter Umständen noch erweitern: „Eventuell um Zusatzsortimente wie zum Beispiel Schmuck!“ n Christine Höckmann Holger Emmerich (Exklusivbrillenagentur Emmerich, Herdecke) mit seinen neuen Modellen von Joshi Jazawa hatte rege Nachfrage auf seinem Stand. Kompetenzpartner der Sommerakademie: Fritz Paßmann, Fachbereichsleiter und Ausbilder im Augenoptikerhandwerk der Handwerkskammer Dortmund. Christian Eydam, Managing Director von Hamburg Eyewear, demonstriert stolz eine der ausgefallenen Fassungen, die gut in die Retro- und Nerd-Welle passen. Das Unternehmen erfreut sich seit seinem Entstehen vor vier Jahren großer Beliebtheit. Alle Fassungen haben dem hohen Norden entsprechende Namen – von Uwe Seeler bis Knuddel – besonders gewinnbringend: Tagesschausprecher Jan Hofer trägt eine der Hamburger PantoBrillen. Reges Interesse an den Vorträgen der Sommerakademie unter dem Motto „Die neuen Alten – zwischen Lesebrille und I-Profiling“. Otmar Giehl (Magic Eyes Brillen, Hachenburg) fühlte sich mit der neuen Kollektion des Unternehmens in der Nachbarschaft der Sommerakademie wohl: „Wir sind weltweit der erste Anbieter einer Nylor-System-Kollektion, die als Baukasten konzipiert, sehr viele Variationen ermöglicht und damit den individuellen Wünschen der Kunden besonders entspricht.“ Immer ein Dauerthema: Bohrbrillenbearbeitung. Gesehen bei Flair (Oelde). 20 DOZ 10 | 2010