2.72 MB - Amnesty International

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2.72 MB - Amnesty International
AKTIONEN,
ERFOLGE, ZAHLEN
UND FAKTEN.
DAS JAHR 2014
RECHENSCHAFTSBERICHT
AMNESTY INTERNATIONAL setzt sich auf der Grundlage der Allgemeinen Erklärung
der Menschenrechte für eine Welt ein, in der die Rechte aller Männer,
Frauen und Kinder geachtet werden. Die Stärke der Organisation liegt im
freiwilligen und finanziellen Engagement von weltweit mehr als sieben
Millionen Menschen unterschiedlicher Nationalitäten, Kulturen und Altersgruppen, die Amnesty als Mitglieder, finanzielle Förderer oder durch ihre
Beteiligung an Amnesty-Aktionen unterstützen. Gemeinsam setzen sie Mut,
Kraft und Fantasie für eine Welt ohne Menschenrechtsverletzungen ein.
Amnesty erhielt 1977 den Friedensnobelpreis.
SPENDENKONTO: Amnesty International
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN: DE 233 702050 0000 8090100
BIC: BFSWDE33XXX
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IMPRESSUM
© Amnesty International,
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
V.i.S.d.P.: Markus Beeko
Redaktion: Anton Landgraf, Karolin
Nedelmann, Susanne Wohmann
Gestaltung: schrenkwerk.de
Druck: DBM Druckhaus Berlin-Mitte GmbH
Art.Nr.: 04015
Titelfoto: Aktion bei der Amnesty-Jahresversammlung 2014 in Münster © Amnesty
AMNESTY INTERNATIONAL | RECHENSCHAFTSBERICHT 2014
Foto: Amnesty
Hier Gruppenadresse einstempeln:
2014 war ein Jahr, dass besonders von Krisen und Kriegen
wie in Syrien, im Irak oder in der Ukraine geprägt war.
Weltweit befanden sich so viele Menschen auf der Flucht
vor Krieg und Gewalt wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht
mehr. Eines unserer wichtigsten Anliegen im vergangenen
Jahr war daher der Einsatz für einen besseren Schutz von
Flüchtlingen in Europa. Weil die Europäische Union die
»Festung Europa« weiter ausbaut, müssen tagtäglich
Menschen auf dem Mittelmeer und anderen gefährlichen
Routen auf der Suche nach Sicherheit und Hilfe ihr Leben
riskieren.
Ende September 2014 reiste ich mit einer internationalen Amnesty-Delegation nach Italien (siehe S. 17),
vor dessen Küsten es immer wieder zu Bootsunglücken
kommt. Wir wollten uns mit den Flüchtlingen und ihren
Helferinnen und Helfern solidarisch zeigen und den
Todesopfern der europäischen Abschottungspolitik
gedenken. Doch es gab auch Momente der Freude, zum
Beispiel, als mir der Pastor von Lampedusa lachend
erzählte, dass er wegen Amnesty diesen Beruf gewählt
hat. Er schrieb Briefe an politische Gefangene und
erkannte dadurch, was Menschenrechte wirklich für
andere und das eigene Leben bedeuten.
Vor allem in solchen Momenten wird mir immer wieder
bewusst, welch eine große und vielfältige Bewegung wir
sind, die unterschiedlichsten Menschen die Möglichkeit
gibt, sich für andere einzusetzen. Es sind diese Vielfalt,
das Engagement und die Durchsetzungskraft von Millionen Menschen weltweit, die Amnesty so besonders und
wirkungsvoll machen.
Mit Ihrem Engagement und Ihrer Unterstützung tragen
Sie dazu bei, dass das auch in Zukunft so bleibt. Ihre
Spende ermöglicht beispielsweise Ermittlungsreisen in
den Irak, damit wir sagen können, was ist – und dazu
Foto: Henning Schacht / Amnesty
LIEBE
FREUNDINNEN
UND FREUNDE,
beitragen können, dass es so wird, wie es eigentlich sein
sollte. Sie helfen uns, dass wir mit der Kampagne »Stop
Folter« unseren jahrzehntelangen Kampf gegen Folter
erfolgreich fortsetzen können oder dass wir uns auch bei
neuen Themen wie der Zensur und Massenüberwachung
im Internet gut aufstellen können (siehe S. 14).
Unterstützen Sie uns und unseren Einsatz für die
Menschenrechte – denn oft ist es die Geringschätzung der
Menschenrechte, die zur Entstehung von Konflikten führt.
Umgekehrt gilt: Ein umfassender Menschenrechtsschutz
beugt gewaltsamen Konflikten vor. Der Einsatz für die
Menschenrechte aller Menschen ist deshalb die beste
Prävention gegen Gewalt – und die wichtigste Investition
in den Frieden. Das ist zwar bisher noch nicht bei den
Verantwortlichen der Sicherheits- und Außenpolitik angekommen. Aber wir bleiben auch mit Ihrer Hilfe dran.
Ihre
Selmin Çalışkan
Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland
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WELTWEITER EINSATZ
FÜR DIE MENSCHENRECHTE
BELARUS: Der Menschenrechtsaktivist und Vorsitzende des Menschenrechtszentrums Viasna,
Ales Bialiatski, ist frei.
»Ich bin überzeugt, dass meine Freilassung durch nationalen und internationalen Druck erwirkt wurde.«
PORTUGAL: Im September 2014 ratifizierten weitere Staaten, unter ihnen
Portugal, den internationalen Waffenhandelsvertrag (Arms Trade Treaty,
ATT). Damit trat ein bahnbrechendes
internationales Abkommen zur Kontrolle des Waffenhandels, für das
sich Amnesty seit mehr als 40 Jahren
eingesetzt hat, endlich in Kraft.
MEXIKO: Sechs Studierende starben, 43
weitere »verschwanden«, als die Polizei sie im September im Ort Iguala angriff. Den Behörden zufolge sollen alle
43 tot sein, eindeutige Belege dafür
fehlen. Polizei, Mitglieder einer kriminellen Bande und der lokalen Politik
waren beteiligt, unklar ist die Rolle von
Armee sowie Behörden und Politik auf
Bundesebene. 23.000 Menschen gelten in Mexiko als vermisst.
BRASILIEN: Landesweit protestierten Tausende Menschen im Vorfeld und während der Fußball-Weltmeisterschaft. Ihre
Kritik an gestiegenen Preisen und mangelnder Qualität öffentlicher Dienstleistungen, insbesondere im Verhältnis zu
den hohen, staatlichen Ausgaben für die
WM, ging um die Welt. Die Behörden
reagierten mit unverhältnismäßiger Gewalt, willkürlichen Festnahmen und unfairen Anklagen. Das Amnesty Journal
widmete dem Thema ein Sonderheft.
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NIGERIA: Die islamistische
bewaffnete Gruppierung
Boko Haram überfiel mehr
als 20 Städte, tötete mehrere
Zehntausend Zivilist_innen
und entführte wiederholt
Mädchen und Frauen, die
zwangsverheiratet wurden,
wie die 276 Schulmädchen
aus Chibok. Im Kampf gegen
Boko Haram folterten Regierungssoldaten wiederholt Verdächtige und richteten sie
außergerichtlich hin.
AMNESTY INTERNATIONAL | RECHENSCHAFTSBERICHT 2014
Tagtäglich werden die Rechte von Menschen weltweit verletzt. Amnesty International setzt sich
für diese Menschen ein: Mit Recherchen vor Ort, Länder- und Themenberichten, Kampagnenund Lobbyarbeit und natürlich dem Einsatz für den Einzelfall. Hier eine Auswahl der Ereignisse,
die uns im Jahr 2014 besonders beschäftigt haben.
UKRAINE: Der bewaffnete Konflikt eskalierte: Mehr als
4.000 Menschen sind in der Ostukraine bis Ende 2014
getötet worden, darunter viele Zivilist_innen. Beide Konfliktparteien verletzten wiederholt das Kriegsrecht, wie
Amnesty in mehreren Berichten dokumentierte: Sie
beschossen die Zivilbevölkerung und entführten gezielt
Akteur_innen der Gegenseite. Auch die Verantwortung
für die mehr als 100 Toten und zahllosen Verletzten während der Maidan-Proteste in Kiew blieb bisher ungeklärt.
TÜRKEI: Die Polizei agierte mit exzessiver Gewalt,
die Geheimdienste bekamen mehr Befugnisse
und Behörden verboten Kundgebungen. Auch
das Internet und die Arbeit von Journalist_innen
wurde kontrolliert. Wegen regierungskritischer
Inhalte waren Facebook und Twitter zeitweise
nicht erreichbar. Staatliche Nachrichtensperren
schränkten zudem die freie Berichterstattung ein.
ÄGYPTEN: Auch unter dem neuen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi gingen die
Sicherheitskräfte extrem gewaltsam vor
und töteten wiederholt Protestierende.
Tausende Personen wurden festgenommen und in unfairen Verfahren verurteilt.
Es gab auch mehrfach Todesurteile. Besonders das Umfeld der Muslimbrüderschaft, NGOs und Journalist_innen waren der behördlichen Willkür ausgesetzt.
JAPAN: Weltweit saß niemand so lange im Todestrakt wie er, seit März
2014 ist er endlich frei:
Iwao Hakamada. 1968
war der Japaner nach einem unfairen
Prozess wegen Mordes zum Tode
verurteilt worden. Er leidet unter den
Folgen der jahrzehntelangen Isolationshaft. Amnesty fordert, dass der
Prozess neu aufgerollt wird, damit der
ehemalige Box-Star seine Unschuld
beweisen kann.
SUDAN: Das Todesurteil und die
Peitschenstrafe wurden aufgehoben, Meriam Yehya Ibrahim
ist frei. Gemeinsam mit ihrem
nicht einmal zwei Jahre alten
Kind war die 27-Jährige inhaftiert worden.
Mit Ketten an den Füßen brachte sie ihr
zweites Kind im Gefängnis zur Welt. Mehr
als eine Million Menschen hatten sich
weltweit für sie eingesetzt, um zu verhindern, dass sie wegen »Abkehr vom islamischen Glauben« gehängt wird.
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SCHAUT NICHT WEG!
Menschenrechtsverletzungen geschehen
oft im Verborgenen. Hinzuschauen und mit
internationalen Kampagnen auf die Verbrechen
aufmerksam zu machen, ist eine der zentralen
Aufgaben von Amnesty. Im Jahr 2014 standen
dabei zwei Themen im Vordergrund: Folter und
Misshandlung sowie die Verletzung von sexuellen
und reproduktiven Rechten.
»STOP FOLTER«
Ihre Peiniger kamen in der Dunkelheit: Am 7. August
2012 brachen Marinesoldaten um drei Uhr nachts in das
Haus von Claudia Medina im mexikanischen Veracruz ein.
Sie verbanden der 32-Jährigen die Augen, fesselten sie,
verfrachteten sie in einen Lieferwagen und brachten sie zu
einem Marinestützpunkt. Dort wurde die dreifache Mutter
mit Schlägen, Tritten und Elektroschocks gequält. Die Soldaten spritzten ihr Chilipulver in die Nase, misshandelten
sie sexuell und drohten ihr, sie mit einer Eisenstange zu
vergewaltigen. »Sie wollten, dass ich Sachen gestehe, von
denen ich gar nichts wusste. Da ich mich weigerte, haben
sie mich gefoltert und sexuell misshandelt.« Damit die
Schmerzen endeten, unterzeichnete Claudia Medina eine
Erklärung, die sie vorher nicht durchlesen durfte. Vor Gericht zog sie das unter Folter erzwungene Geständnis zu-
rück, doch gegen ihre Folterer wurde nicht ermittelt.
Claudia Medinas Fall ist einer von mehreren Einzelfällen
weltweit, für die sich Amnesty International mit der im
Mai 2014 gestarteten globalen Kampagne »Stop Folter«
einsetzt.
Folter ist eines der schlimmsten Verbrechen, das einem
Menschen angetan werden kann. Sie ist nie gerechtfertigt
und absolut verboten, immer und überall. Folter ist grausam und unmenschlich. Doch für unzählige Menschen ist
sie trotzdem schreckliche Realität: Tagtäglich werden
Menschen durch Folter in Todesangst versetzt und körperlich und seelisch kaputt gemacht. Sie erleiden unsägliche
Schmerzen durch Schläge, Tritte, simuliertes Ertränken,
Vergewaltigungen, Schlafentzug oder Elektroschocks.
1984 haben die Vereinten Nationen die UN-Antifolterkonvention verabschiedet. 157 Staaten haben sie seitdem
ratifiziert. Doch in viel zu vielen Ländern steht das Folterverbot nur auf dem Papier. Die Regierungen dieser Staaten unternehmen nichts gegen Folter und Misshandlung
oder ordnen sie sogar selbst an. Zum Auftakt der Kampagne veröffentlichte Amnesty den Bericht »Folter 2014: 30
Jahre gebrochene Versprechen«, der die erschreckende
Verbreitung der schweren Menschenrechtsverletzung belegt: Im Zeitraum von 2009 bis 2014 hat Amnesty Folter
und Misshandlung in 141 Ländern dokumentiert – in Drei-
Fotos: Henning Schacht / Amnesty
Mit einer Lichtinstallation demonstrierten
junge Amnesty-Mitglieder im November 2014
in Berlin gegen Folter in Mexiko.
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AMNESTY INTERNATIONAL | RECHENSCHAFTSBERICHT 2014
viertel aller Länder. »In einigen Ländern handelt es sich
um Einzelfälle. Aber in erschreckend vielen Ländern ist
Folter alltäglich«, sagte die Generalsekretärin von Amnesty
International in Deutschland, Selmin Çalışkan, zum Kampagnenstart. Häufig seien Folter und Misshandlungen verbreitete Mittel der Polizei, um Geständnisse zu erpressen
und so vermeintliche Ermittlungserfolge vorzuweisen. »Oft
geschehen Misshandlungen aber auch im Namen der nationalen Sicherheit. Hier war die Rechtfertigung von Folter
durch die USA im ›Krieg gegen den Terror‹ ein negatives
Vorbild für die Weltgemeinschaft.«
Damit Regierungen ihren Verpflichtungen endlich
nachkommen, das Folterverbot respektieren und effektive
Schutzmaßnahmen gegen Folter umsetzen, braucht es öffentlichen Druck. Und diesen Druck erzeugte Amnesty das
gesamte vergangene Jahr über. Allein in Deutschland wurden rund 250.000 Unterschriften gesammelt. Bundesweit
machten Gruppen mit mehr als 160 öffentlichen
Aktionen, Podiumsdiskussionen und Infoständen auf das
Schicksal von Folterüberlebenden aufmerksam.
Vom 8. bis zum 17. Dezember lud Amnesty in den temporären »Stop-Folter-Shop« in Berlin ein. Gezeigt wurden
Alltagsgegenstände wie Autobatterien, Messer oder Zigaretten, die in vielen Ländern genutzt werden, um Menschen
auf grausame Weise zu quälen und zu misshandeln. Dane-
ben informierte eine Plakatausstellung über die weltweite
Verbreitung von Folter. Abends fanden Veranstaltungen
statt, darunter eine Lesung mit dem Schauspieler Ulrich
Noethen, der den Erlebnisbericht eines Folterüberlebenden
vortrug. Auch Murat Kurnaz, der viereinhalb Jahre im USGefangenenlager Guantánamo inhaftiert war, war zu Gast.
Im Mittelpunkt der Kampagne stehen fünf Länder: Marokko, Mexiko, Nigeria, die Philippinen und Usbekistan.
Es sind nicht die »schlimmsten« Länder. Diese fünf Länder wurden deshalb ausgewählt, weil Folter dort ein großes
Problem ist und weil Amnesty glaubt, dass dort mit der
Kampagne konkrete Erfolge erzielt werden können, die
bestenfalls auch in die Region ausstrahlen.
Nachdem Amnesty im Rahmen der Kampagne »Stop
Folter« Druck auf die mexikanischen Behörden ausgeübt
hatte, wurden im Februar 2015 endlich sämtliche Anklagepunkte gegen Claudia Medina fallen gelassen, weil das
»Geständnis« unter Folter erzwungen worden war. »Ich
möchte mich bei allen Mitgliedern von Amnesty International weltweit bedanken«, so Claudia Medina. »Mein spezieller Dank gilt den 300.000 Menschen, die letztes Jahr
Briefe für mich geschrieben oder eine Petition unterzeichnet haben.«
www.stopfolter.de
»MY BODY, MY RIGHTS«
Aktion gegen Folter in Usbekistan vor der
usbekischen Botschaft in Berlin im Oktober 2014.
Mit wem will ich Sex haben?
Wann und wen heirate ich?
Will ich es überhaupt?
Möchte ich Kinder haben,
wie viele und wann? All dies
selbst entscheiden zu können, gehört zu den fundamentalen Rechten eines jeden Menschen. Staaten müssen diese
sexuellen und reproduktiven Rechte gewährleisten und dafür sorgen, dass niemand diskriminiert wird. Klingt selbstverständlich? Für Millionen Menschen weltweit ist das
nicht der Fall. In etlichen Ländern wird insbesondere
Mädchen und jungen Frauen durch Gesetze und Traditionen das Selbstbestimmungsrecht über den eigenen Körper
verweigert. Um dies zu ändern, startete Amnesty International im März 2014 die weltweite Kampagne »My Body,
My Rights«. Jeder Mensch hat das Recht, über Fragen, die
seinen Körper, seine sexuelle Identität und seine Fortpflanzung betreffen, frei und unabhängig zu entscheiden.
Daran möchte Amnesty Regierungen mit der Kampagne
erinnern. Sie soll aber auch vor allem junge Menschen
dazu ermutigen, ihre Rechte in diesem Bereich besser
kennenzulernen und einzufordern.
http://amnesty.de/mybodymyrights
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AMNESTY INTERNATIONAL | RECHENSCHAFTSBERICHT 2014
Fotos: Henning Schacht / Amnesty
Im Dezember 2014 zeigte Amnesty
in einer temporären Ladengalerie in Berlin eine
Ausstellung zur weltweiten Verbreitung von Folter sowie eine Auswahl
von Alltagsgegenständen, die als Folterinstrumente verwendet werden.
Foto: Henning Schacht / Amnesty
Am 26. Juni 2014 nutzten AmnestyMitglieder den »Internationalen Tag
zur Unterstützung der Opfer der
Folter«, um ein Zeichen zu setzen:
Mit öffentlichen Aktionen protestierten sie in Deutschland und rund 50
anderen Ländern gegen Folter. Mit
Augenbinden hielten sie Regierungen, die ihre Augen vor dem Leid
der Folteropfer verschließen, den
Spiegel vor. Auch Schaufensterpuppen in Geschäften und Statuen
erhielten Augenbinden, um der
weltweiten Empörung Ausdruck
zu verleihen.
Foto: Christian Ditsch / Amnesty
Die englischsprachige Berliner Amnesty-Gruppe rief
im September 2014 zu einem Flashmob gegen Folter auf.
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EINSATZ
MIT ERFOLG
Am 9. März 2009 wurde Ángel Amílcar Colón Quevedo in
Mexiko von der Polizei bei einer Razzia aufgegriffen und
inhaftiert. Er war auf dem Weg von seiner Heimatstadt in
Honduras in die USA. Dort wollte er Geld für die Behandlung seines krebskranken Kindes verdienen, aber seine
Reise endete im Nordwesten Mexikos in den Händen der
Polizei. Er wurde geschlagen und getreten. Mexikanische
Medien führten ihn als Kriminellen vor. Man brachte ihn
auf eine Militärbasis, wo er weiter geschlagen und als
»Scheiß-Neger« beschimpft wurde. »Ich musste die Schuhe von Mithäftlingen mit meinem Speichel putzen, meine
Kleider hergeben und wie ein Soldat salutieren«, berichtete Colón später. Doch damit nicht genug. Ihm wurde eine
Plastiktüte über den Kopf gezogen, sodass er fast erstickte.
Folter und Misshandlungen hatten erst ein Ende, als er
ein Geständnis unterschrieb für etwas, das er nicht getan
hatte. Auf der Grundlage dieses »Geständnisses« wurde er
bezichtigt, in das organisierte Verbrechen verwickelt zu
sein. Er widerrief seine Aussage und prangerte die Folter
an – vergeblich: In seiner Akte gab es zwar eine Notiz,
gründliche Ermittlungen blieben jedoch aus.
Dem Urgent-Action-Netzwerk gehören weltweit nahezu
80.000 Menschen an. In Deutschland sind es etwa
10.000, die über akute Menschenrechtsverletzungen
wie etwa willkürliche Festnahmen, Folter, Morddrohungen, Verschwindenlassen und bevorstehende Hinrichtungen informiert werden. Allein im Jahr 2014 hat
Amnesty 616 Urgent Actions veröffentlicht. Im Netzwerk kann sich jede und jeder – auch online – für unmittelbar bedrohte Menschen einsetzen. Die Brief- und
E-Mail-Appelle gehen direkt an die verantwortlichen
Behörden oder Politikerinnen und Politiker. In vielen
Fällen sind die Urgent Actions erfolgreich und führen zu
Freilassungen, verkürzten Haftzeiten, umgewandelten
Todesurteilen oder auch zur Ahndung begangener Menschenrechtsverletzungen.
Unterstützen Sie Urgent Actions unter www.amnesty.de/urgent-actions.
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Foto: Amnesty
Fünf Jahre war Ángel Colón in Mexiko inhaftiert,
unschuldig, ohne Prozess und unter katastrophalen Bedingungen: Er wurde gefoltert, verleumdet,
rassistisch beschimpft und erniedrigt. Jetzt ist er
wieder frei – nachdem sich das Urgent-ActionNetzwerk erfolgreich für ihn eingesetzt hat.
Gab nie die Hoffnung auf: Ángel Colón.
Ab Juli 2014 setzte sich Amnesty für ihn ein. Es wurden Zeuginnen und Zeugen gehört, medizinische Gutachten eingeholt und Fakten geprüft, dann rief Amnesty zu einer Urgent Action auf. Allein aus Deutschland wandten
sich über 2.000 Menschen an die mexikanischen Behörden und setzten sich für den inhaftierten Vater ein. Statt
Geld schickte Colón Videonachrichten an seine Familie
und ermutigte sie, die Hoffnung nicht aufzugeben.
Im Oktober 2014 kam Colón frei. Seine Untersuchungshaft endete ohne weitere Auflagen. Colón ist überglücklich über das Ende seiner Tortur. »Folter ist ein Abbild des Hasses«, sagt er. Niemand solle dasselbe erleben
müssen wie er.
Tatsächlich werden in Mexiko regelmäßig »Geständnisse« durch Folter erpresst, um schnelle Ermittlungserfolge vorlegen zu können. Ángel Colón geschah das, wovor
sich laut einer Amnesty-Umfrage aus dem Jahr 2014 nahezu zwei Drittel der mexikanischen Bevölkerung fürchten,
wenn sie in Kontakt mit den Behörden kommen: Folter.
Die Folgen sind fatal und ungerecht. Während Ángel Colón
völlig unschuldig inhaftiert war, starb sein jüngstes, krebskrankes Kind zu Hause in Honduras. Ohne die weltweite
Intervention säße Colón womöglich noch immer in Haft.
AMNESTY INTERNATIONAL | RECHENSCHAFTSBERICHT 2014
DEN TÄTERN AUF DER SPUR
Sie sind die Augen und Ohren von Amnesty International:
80 Amnesty-Ermittlerinnen und Ermittler sammeln weltweit
Informationen über Menschenrechtsverletzungen. Auf der
Grundlage ihrer Rechercheergebnisse veröffentlicht Amnesty
Berichte, startet Urgent Actions und Kampagnen oder führt
gezielt Lobbygespräche. Eine der erfahrensten Ermittlerinnen
ist die Krisenbeauftragte Donatella Rovera.
Massaker und Vertreibungen und kam
zu dem Schluss: »Der IS versucht,
alle Spuren nicht arabischer und
nicht sunnitischer Gruppen auszulöschen.« Nach Einschätzung von
Amnesty sind die Verbrechen des IS
»ethnische Säuberungen von historischem Ausmaß«.
In einem im Oktober 2014 veröffentlichten Bericht dokumentiert Rovera, dass auch schiitische Milizen
Menschenrechtsverletzungen und
Kriegsverbrechen an Sunniten verübten – ohne dass die irakische Regierung eingriff. »Indem die Regierung in
Bagdad Milizen gewähren lässt, billigt
sie Kriegsverbrechen und fördert einen Teufelskreis von religiös motivierter Gewalt, der das Land weiter aus-
Verfolgen Sie die Arbeit von Donatella Rovera
auch über Twitter: https://twitter.com/drovera
Foto: Olivier Laban-Mattei / AFP / Getty Images
Auf wie vielen Recherche-Missionen
Donatella Rovera bereits gewesen ist,
weiß die Italienerin schon gar nicht
mehr. Abgesehen von zwei Unterbrechungen von insgesamt 30 Monaten
arbeitet sie seit Oktober 1990 für
Amnesty und war unter anderem in
Syrien, Libyen, Somalia, Sudan und
im Gaza-Streifen unterwegs.
Im Jahr 2014 reiste Rovera mehrmals in den Irak, wo man versuchte,
ihre Arbeit massiv zu behindern: »Das
passiert andauernd. Mal aus purer Absicht von Konfliktparteien, die verhindern wollen, dass Ermittlungen etwas
ans Licht bringen, was sie lieber verstecken möchten. Mal ist es die ausufernde Bürokratie, durch die sinnlose Barrieren aufgebaut werden.« Anfang November wollte Rovera beispielsweise in der südlich von Bagdad
gelegenen Stadt Jurf al-Sakhr Berichten über schwere Kämpfe und Menschenrechtsverletzungen nachgehen,
doch Polizei und Milizen ließen sie
wiederholt nicht durch, angeblich aus
Sicherheitsgründen: »Das war offensichtlich gelogen, denn gleichzeitig
ließen sie Busladungen von Männern
passieren, die für die Siegesfeier in
die Stadt fuhren und später Videos
von der Feier auf YouTube hochluden.«
Die Recherchen von Rovera im
Irak führten zur Veröffentlichung
mehrerer Berichte, die unter anderem
belegen, wie die sunnitische bewaffnete Gruppe Islamischer Staat (IS) im
Norden des Landes systematisch Jagd
auf Andersgläubige und Minderheiten
machte. Für ihre Ermittlungen sprach
Rovera mit vielen Überlebenden der
einanderreißt. Die irakische Regierung
muss endlich aufhören, die Herrschaft der Milizen zu unterstützen.«
Bei ihrer Arbeit macht Rovera im
Grunde das, was auch die Polizei tut:
»Beweise und Belege finden, und die
Aussagen gegenchecken.« Das könne
auch schon mal bedeuten, zwei Stunden zu fahren und ein Loch zu graben, um nach Munitionsresten zu suchen: »Denn Aussagen von Augenzeuginnen und -zeugen allein reichen
nicht aus, wenn sie nicht durch andere Beweise verifiziert werden können.« Es gebe immer wieder Versuche
von dieser oder jener Konfliktpartei,
ihre eigene Agenda durchzusetzen:
»Manche Menschen lügen absichtlich, andere liefern dir in gutem Glauben falsche Informationen, weil sie
gar nicht wissen, dass sie falsch sind.
Deshalb ist es äußerst wichtig, jedes
noch so kleine Detail zu überprüfen
und sich immer über die Rollen, Ziele
und Positionen der verschiedenen
Akteure im Klaren zu sein.« Denn nur,
wenn die Beweise korrekt sind, können die Täterinnen und Täter zur
Rechenschaft gezogen werden.
Beweise finden: Donatella Rovera (li) auf einer Ermittlungsreise im Gaza-Streifen.
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Foto: Toby Binder / Amnesty
MIT LIEBE GEGEN HASS
Seit mehr als zehn Jahren kämpft Alice Nkom in Kamerun
für die Rechte von Schwulen und Lesben, obwohl sie
deswegen schon mehrmals Morddrohungen erhalten hat.
Für ihr Engagement wurde sie von Amnesty International
mit dem Menschenrechtspreis 2014 ausgezeichnet.
Alice Nkom ist eine mutige Frau, die
mit ihrer außergewöhnlichen Ausstrahlung und ansteckenden Lebensfreude innerhalb kürzester Zeit einen
ganzen Saal in ihren Bann ziehen
kann: Als die Aktivistin aus Kamerun
am Abend des 18. März 2014 auf die
Bühne des Berliner Maxim-Gorki-Theaters tritt, springen die rund 400 geladenen Gäste euphorisiert von ihren
Sitzen auf und ehren die Juristin mit
stehenden Ovationen.
Die 69-Jährige erhielt den 7. Menschenrechtspreis von Amnesty International aufgrund ihres Einsatzes für
die Rechte von Lesben, Schwulen,
Bisexuellen, Transgender und Intersexuellen (LGBTI). Ihre Aura und Eloquenz kommen ihr dabei zupass: Alice
12
Nkom arbeitet als Rechtsanwältin und
verteidigt Homosexuelle, die in Kamerun wegen »Unzucht« vor Gericht stehen. In dem zentralafrikanischen Land
drohen Schwulen und Lesben bis zu
fünf Jahre Haft. Auch außerhalb des
Gerichtssaals hat die Juristin den
Kampf gegen Homophobie aufgenommen: 2003 gründete sie ADEFHO, die
erste Nichtregierungsorganisation, die
sich in Kamerun für sexuelle Minderheiten einsetzt. Die Organisation bietet unter anderem psychologische
Beratung, sexuelle Aufklärung und
Sicherheitstrainings an.
Mit ihrem Einsatz für Homosexuelle hat sich Alice Nkom nicht nur
Freunde gemacht. Sie erhält regelmäßig Morddrohungen. »Ich werde in
meiner Heimat beschimpft, bedroht
und diffamiert«, sagt Alice Nkom.
»Dass ich nun für meinen Einsatz
erstmals mit einem Preis geehrt werde, bestätigt mich enorm.«
Seit 1998 zeichnet die deutsche
Amnesty-Sektion mit dem Menschenrechtspreis Persönlichkeiten und Organisationen aus, die sich unter
schwierigen Bedingungen für die
Menschenrechte einsetzen. Ziel des
Preises ist es, das Engagement dieser
Menschen zu würdigen, sie zu unterstützen und ihre Arbeit in der deutschen Öffentlichkeit bekannter zu machen. Der Preis ist mit 10.000 Euro
dotiert, die von der »Stiftung Menschenrechte, Förderstiftung Amnesty
International« bereitgestellt werden.
Nkom erklärte in ihrer Dankesrede:
»Der Preis von Amnesty International
erfüllt mich mit Freude, Stolz und
Hoffnung. Ich teile ihn nicht nur mit
den Menschen in Kamerun, für die
ich mich einsetze, sondern mit all jenen weltweit, die die Menschenrechte
verteidigen.«
Nachdem sie den Preis entgegengenommen hatte, brach Nkom zu einer Vortragsreise durch mehrere deutsche Städte auf. Mit ihrer herzlichen
Art und ihren starken Worten fesselte
Nkom allerorts das Publikum.
Die deutsche Amnesty-Sektion
unterstützte Nkom nicht nur mit der
Verleihung des Preises, sondern sammelte mit der Kampagne »Liebe ist
kein Verbrechen« auch 54.000 Unterschriften, welche die Regierung Kameruns auffordern, endlich die Verfolgung von LGBTI zu beenden.
Alice Nkom versteht die Auszeichnung als Ansporn: »Der Preis ist für
mich wie das Gelbe Trikot der Tour de
France. Es ist ein großer und wichtiger Etappensieg. Aber eines ist klar:
Meine Arbeit geht weiter.« Ihre Dankesrede in Berlin versuchte sie übrigens so kurz wie möglich zu halten.
Denn eines machte die lebenslustige
Juristin bereits auf der Bühne klar: Es
sollte noch genug Zeit bleiben, um im
Theaterfoyer in die Nacht zu tanzen.
AMNESTY INTERNATIONAL | RECHENSCHAFTSBERICHT 2014
Timm Christmann ist Kampagnenkoordinator
der deutschen Amnesty-Sektion und war im
Jahr 2014 unter anderem für die Kampagne
»My Body, My Rights« verantwortlich.
Worauf kommt es bei der Arbeit eines Kampagnenkoordinators an? Zunächst wird gemeinsam mit allen Fachleuten
der Sektion die Kampagnenstrategie entwickelt. Ist das
gelungen, geht es darum, die Umsetzung zu koordinieren:
Man muss sicherstellen, dass alle Stränge einer Kampagne wie On- und Offline-Mobilisierung, Pressearbeit, Lobbyarbeit oder Fundraising ineinandergreifen, um die gesetzten Ziele zu erreichen. Als »Campaigner« bilde ich dafür
die Schnittstelle.
Was liegt Ihnen bei Ihrer Arbeit besonders am Herzen?
Eine gute und erfolgreiche Kampagne verändert etwas. Es
reicht nicht, über Menschenrechtsverletzungen aufzuklären. Wir wollen spürbare Verbesserungen für die Betroffenen erzielen oder Gesetzesveränderungen erreichen. Damit
uns das als globaler Organisation gelingt, stellt sich die
Frage, welchen spezifischen Beitrag die deutsche Amnesty-Sektion leisten kann.
Was ist im Alltag eines »Campaigners« die größte
Herausforderung? Die Kampagnenziele und -planung
immer fest im Blick zu behalten, auch wenn es plötzlich
andere dringende Fälle, Themen oder Krisen gibt. Das ist
nicht immer leicht.
Wie findet man den richtigen Dreh, um ein Thema
erfolgreich an die Öffentlichkeit zu bringen? Es ist wichtig,
sich in die Menschen hineinzudenken, die man in erster
Linie erreichen will. Das ist Fleißarbeit, da ist viel Analyse
und Recherche gefragt. Es ist die ständige Suche nach
Anknüpfungspunkten, für die sich die Leute interessieren
und die uns helfen, mit unseren häufig doch sehr schwierigen und unangenehmen Themen Gehör zu finden.
Warum macht Amnesty die Kampagne »My Body, My
Rights«? Die Missachtung sexueller und reproduktiver
Rechte führt in vielen Ländern der Welt zu massiven
Menschenrechtsverletzungen – meist völlig unbeachtet.
Beispiel El Salvador: Dort gilt ein absolutes Abtreibungsverbot. Auch Frauen, die eine Fehlgeburt hatten, werden
oft verdächtigt, ihre Schwangerschaft abgebrochen zu haben. Ihnen drohen bis zu 50 Jahre Gefängnis. Etliche
Frauen und Mädchen sind deswegen in Haft. Zudem wer-
www.amnesty.de/kampagnen
Foto: Sarah Eick / Amnesty
»DAS KANN NICHT
SEIN, DAS MUSS
SICH ÄNDERN«
den aktuell die Ziele für die internationale Entwicklungspolitik neu definiert. Uns ist wichtig, dass sexuelle und reproduktive Rechte dabei stärker in den Vordergrund rücken.
Wie entscheiden Sie, wie ein Thema kommuniziert
wird? Wenn wir Menschen zum Handeln auffordern, etwa
zum Unterschreiben einer Petition, muss ihnen auch in
kürzester Zeit klar werden, warum in dem jeweiligen Fall
massives Unrecht geschieht. Der empörendste Aspekt eines Themas muss daher im Zentrum unserer »Geschichte«
stehen. Wenn in El Salvador nach einer Fehlgeburt bis zu
50 Jahre Haft drohen, sieht jeder sofort ein: Das kann
nicht sein, das muss sich ändern.
Was war Ihnen bei der »My Body, My Rights«-Kampagne besonders wichtig? Wir haben – trotz aller Veränderungsziele – auch in Aufklärung investiert. Für die meisten
Deutschen mögen sexuelle und reproduktive Rechte
selbstverständlich sein, für Millionen Menschen sind sie
es nicht. Das muss man vielen Leuten hierzulande erst
einmal klarmachen, die in aller Regel eine Beziehung eingehen oder heiraten, wann und wen sie wollen, sich frei
entscheiden können, ob sie Eltern werden wollen, oder
nach einer Vergewaltigung Aussicht auf eine Strafverfolgung der Täter haben. Wir wollen, dass alle Menschen diese Rechte wahrnehmen können.
13
»EXZESSIVE
ÜBERWACHUNG
IST EIN PROBLEM«
Wie sind Sie zu Amnesty gekommen? Warum setzen Sie
sich für die Menschenrechte ein? Als Jurist fühlt man sich
ja automatisch zu juristischen Themen hingezogen. Und
dazu gehören die Menschenrechte in sehr grundlegender
Form: Sie sind das Fundament für das Zusammenleben
aller Menschen auf der Erde. Amnesty arbeitet sehr seriös
und besitzt daher auch großes politisches Gewicht. Zugleich ermöglicht die basisdemokratische Struktur von
Amnesty jedem Einzelnen, sich mit seinen Interessen und
Kenntnissen einzubringen. Es fasziniert mich, Teil dieser
weltweiten Bewegung zu sein. Keine andere globale Mitgliederorganisation bietet diese Mitwirkungsmöglichkeiten.
Warum haben Sie sich auf das Thema »Menschenrechte im digitalen Zeitalter« spezialisiert? Ich denke, dass ich
hier am meisten beitragen kann, da auch mein beruflicher
Schwerpunkt auf dem Thema Datenschutz und Privatsphäre im Netz liegt. Das Internet bietet uns nie dagewesene Möglichkeiten, über alle Grenzen hinweg zu kommunizieren. Gleichzeitig wird in vielen Staaten überwacht,
gefiltert und zensiert. Aufgrund der technischen Fortschritte können Sicherheitsbehörden heutzutage alles
speichern und analysieren. Um die Nadel im Heuhaufen
zu finden, wollen sie sich nicht mehr die Mühe machen,
zunächst einen Verdacht zu etablieren, der ihnen sagt, wo
sie suchen müssen. Stattdessen durchwühlen sie den ganzen Heuhaufen in der Hoffnung, schon irgendeine Nadel
zu finden. Dieser sehr fundamentalen Bedrohung für die
Menschenrechte müssen wir uns klar entgegenstellen.
Wie sieht die Arbeit von Ihnen und Ihrer Gruppe aus?
Zurzeit sind 14 Leute in unserer Gruppe aktiv, und wir
können uns über mangelnden Zulauf weiterer Interessierter nicht beklagen. Wir entwerfen Positionspapiere, beteiligen uns an internen Konsultationen, veranstalten Workshops und machen Presse- und Lobbyarbeit. 2014 habe
ich als Vertreter von Amnesty zum Beispiel eine Rede auf
14
Foto: Rich Serra
Amnesty stellt sich neuen Themen.
Sebastian Schweda ist Sprecher der im Jahr
2014 gegründeten Amnesty-Themengruppe
»Menschenrechte im digitalen Zeitalter«.
Der 37-jährige Rechtsanwalt aus Saarbrücken
gehört seit fast zehn Jahren zu den rund
30.000 Amnesty-Mitgliedern, die sich
bundesweit ehrenamtlich engagieren.
der »Freiheit statt Angst«-Demo in Berlin gehalten und am
»Internet Governance Forum« der Vereinten Nationen in
Istanbul teilgenommen.
Was planen Sie für die Zukunft? Wir wollen der Öffentlichkeit zeigen, warum exzessive Überwachung ein Problem ist und wie sich diese Entwicklungen negativ auf den
Schutz der Menschenrechte auswirken. Unser Ziel ist es
daher, mit der Zentrale in London eine weltweite Kampagne gegen anlasslose Überwachung vorzubereiten. Die Enthüllungen von Edward Snowden haben vielen den Wind
aus den Segeln genommen, die Berichte über Massenüberwachung stets als Verschwörungstheorien abtaten.
Aber es gibt immer noch zu viele, die sagen: »Ich habe
nichts zu verbergen«.
Doch diese Einstellung ist egoistisch. Eine demokratische Gesellschaft kann auf der Grundlage, dass für die Regierung alle transparent sein müssen, nicht funktionieren:
Für etliche Berufsgruppen, wie Anwälte oder Journalisten,
gibt es anerkannte Gründe, bestimmte Informationen vor
der Regierung zu verbergen. Zum anderen ist die Aussage
aber auch falsch, weil niemand weiß, was uns in den Augen des Staates plötzlich verdächtig machen könnte. Die
Balance zwischen Sicherheit und Freiheit ist schlicht aus
den Fugen geraten. Daher wird uns das Thema Überwachung und Zensur auch in Zukunft stark beschäftigen.
www.amnesty-digital.de
AMNESTY INTERNATIONAL | RECHENSCHAFTSBERICHT 2014
WIR BLEIBEN DRAN!
Ohne das ehrenamtliche Engagement von Expertinnen und
Experten, die einzeln oder in Gruppen zu einem bestimmten
Land oder Thema arbeiten, würde Amnesty International nicht
funktionieren. Zu den Gruppen, die 2014 besonders viel zu tun
hatten, gehörte die Länderkoordinationsgruppe zu Russland.
zu Russland zu koordinieren und die
Aktivitäten der deutschen Sektion
aufeinander abzustimmen.
Die Aufnahme von Informationen
und deren Weiterverbreitung spielen
dabei eine wichtige Rolle. In erster
Linie sind das die Analysen und Aktionsvorschläge aus der Amnesty-Zentrale in London. Informationen, die
wir aus Berichten in russischen und
internationalen Medien gewonnen
oder über unsere eigenen Kanäle erhalten haben, spielen wir aber auch
an die Zentrale zurück. Deshalb halten wir engen Kontakt zu Aktivistinnen und Aktivisten in Russland und
zu anderen deutschen NGOs, die zu
Russland tätig sind.
Um die Aufmerksamkeit der Medien und der Politik auf das Thema
Menschenrechte zu lenken, betreiben
wir Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit,
www.amnesty-russland.de
Foto: Henning Schacht / Amnesty
Dass 2014 ein schwieriges Jahr für
die Menschenrechte in Russland werden würde, wussten wir schon zu Beginn des Jahres. Aber dass sich die
Lage vor dem Hintergrund des Krieges
in der Ukraine derart verschlechtern
würde, damit haben wir nicht gerechnet. Der Krieg führte auch zu einer
Militarisierung der innenpolitischen
Diskussion in Russland. NGOs, die
sich für die Menschenrechte einsetzen, gelten nun mehr denn je als
»Landesverräter« und werden mit
Razzien und noch strengeren Gesetzen an ihrer Arbeit gehindert.
In unserer Gruppe sind zurzeit
zehn Ehrenamtliche aktiv, verteilt auf
ganz Deutschland. Als Länderkoordinationsgruppe ist es unsere Aufgabe,
sowohl die Arbeit des hauptamtlichen
Sekretariats in Berlin als auch anderer ehrenamtlicher Amnesty-Gruppen
indem wir beispielsweise Gäste aus
Russland einladen und für sie Gesprächstermine mit Abgeordneten und
Ministerien vermitteln. Ende Januar
war zum Beispiel die Aktivistin Lilija
Schibanowa von der NGO Golos zu
Besuch in Berlin. Wenige Tage vor Beginn der Olympischen Winterspiele in
Sotschi machte Amnesty mit einer
Aktion vor dem Brandenburger Tor auf
die Menschenrechtsverletzungen in
Russland aufmerksam und überreichte Schibanowa einen Teil der 16.852
Botschaften, die wir in Deutschland
mit der Solidaritätsaktion »Liebesgrüße nach Russland« für die russische
Zivilgesellschaft gesammelt hatten.
Einige Aktivistinnen und Aktivisten
hatten uns zu Jahresbeginn gesagt:
»Vor und während der Spiele sind wir
relativ sicher, weil die Welt auf Russland blickt. Aber danach befürchten
wir, dass es schwierig wird. Dann
müsst ihr für uns da sein.« Leider hat
sich das bewahrheitet. Trotz schlechterer Bedingungen bleiben wir weiter
dran – denn für die russische Zivilgesellschaft ist es von großer Bedeutung
zu wissen, dass sie in ihrem Kampf
für die Menschenrechte in Russland
nicht allein ist.
Petitionsübergabe an die russische Botschaft in Berlin am 30. Januar 2014 vor Beginn der Olympischen Winterspiele in Sotschi.
15
DEIN BRIEF KANN
LEBEN RETTEN
Der Amnesty-Briefmarathon ist die weltweit
größte Briefaktion für Menschen in Gefahr.
Auch im Jahr 2014 konnte er wieder mit
einem neuen Rekordergebnis ins Ziel laufen.
Für die Opfer von Menschenrechtsverletzungen,
für die er sich einsetzt, bedeutete er
Entschädigungen, Haftverbesserungen
oder überwältigende Solidarität.
Von Litauen bis Liberia, von Brasilien bis Bangladesch,
von der Dominikanischen Republik bis nach Deutschland:
Auch im vergangenen Jahr beteiligten sich wieder Zigtausende Amnesty-Mitglieder, Unterstützerinnen und Unterstützer auf allen Kontinenten am Amnesty-Briefmarathon.
In den Tagen rund um den 10. Dezember, dem »Internationalen Tag
der Menschenrechte«, schickten sie
Briefe, Faxe, E-Mails und SMS an
Regierungen und Behörden und forderten sie auf, Gefangene freizulassen, Todesurteile aufzuheben oder
Täter zur Rechenschaft zu ziehen.
Aber auch Opfer von Menschenrechtsverletzungen erhielten Briefe
als Zeichen der Solidarität und
Unterstützung.
Amnesty hatte für den Briefmarathon 2014 wieder 12 Fälle aus
12 verschiedenen Ländern ausgewählt. Die deutsche Sektion setzte sich für fünf dieser Fälle ein, darunter den
Blogger Raif Badawi aus Saudi-Arabien, der wegen »Beleidigung des Islams« und der Gründung der Webseite »Saudi-arabische Liberale« unter anderem zu zehn Jahren Haft
und 1.000 Stockschlägen verurteilt
worden war. Seine
Ehefrau Ensaf Heidar berichtete: »Als
mich Raif aus dem
Gefängnis anrief,
und ich ihm von
den Aktivitäten
von Amnesty erzählte, fing er vor
Freude plötzlich
an zu weinen.«
Neben Badawi
16
setzte sich die deutsche Sektion unter
anderem für die inhaftierte chinesische
Bürgerrechtlerin Liu
Ping ein, die zum
Jahreswechsel
erstmals von ihrer
Tochter im Gefängnis besucht
werden durfte.
Ein weiterer Fall
war die Romni Paraskevi Kokoni
aus Griechenland. Sie und ihr Neffe wurden im Oktober
2012 in Etoliko auf offener Straße angegriffen. Die Behörden ignorierten diesen Fall von Rassismus lange Zeit. Im
Dezember wurden die Täter endlich verurteilt.
Bei kaum einer anderen Aktion wird der globale Charakter der Amnesty-Bewegung so deutlich wie beim Briefmarathon. So setzten sich Menschen in Moldawien für
einen Folterüberlebenden in Usbekistan ein oder Menschen in Ghana
für die – tatsächlich erreichte – Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Frauen und Mädchen in
Südafrika.
Für alle Briefmarathon-Fälle wurden weltweit insgesamt 3.245.565
Appellschreiben gezählt – ein neuer
Rekord! Im Jahr zuvor waren es
2,3 Millionen Appelle gewesen. Auch
in Deutschland wurden im vergangenen Jahr noch mehr Briefe verschickt.
Insgesamt kamen über 170.000 Appelle zusammen, rund 71.000 mehr als im Vorjahr. Viele
Mitglieder waren auf Weihnachtsmärkten unterwegs, um
Briefe unterschreiben zu lassen. Andere hielten Mahnwachen ab, veranstalteten Benefizkonzerte oder Podiumsdiskussionen. Insgesamt gab es rund 190 Aktionen von
Amnesty-Gruppen an mehr als 120 Orten quer durch die
Republik.
Erstmals wurde der Briefmarathon auch von fast
100 Schulklassen unterstützt. Deutschlandweit haben
Schülerinnen und Schüler über 15.650 Briefe unterschrieben beziehungsweise oftmals selbst formuliert und
aufwendig gestaltet. Wirklich beeindruckend!
Für das Jahr 2015 wollen wir das Schulangebot weiter
ausbauen. Je mehr Menschen aus allen Teilen der Welt zu
Stift, Tastatur oder Handy greifen, umso größer ist der
Druck auf die Verantwortlichen. Einen einzelnen Brief, der
auf die Einhaltung der Menschenrechte pocht, mögen sie
vielleicht noch zur Seite legen. Doch Hunderttausende
können sie nicht ignorieren.
AMNESTY INTERNATIONAL | RECHENSCHAFTSBERICHT 2014
»DIE HILFSBEREITSCHAFT DER
MENSCHEN HAT MICH BEEINDRUCKT«
Hunderte Menschen schweben jede
Woche auf dem Mittelmeer zwischen
Leben und Tod. Auf der Flucht vor
Krieg, Verfolgung und Armut riskieren
sie in kaum seetüchtigen Booten ihr
Leben, um in Europa Schutz zu suchen. Allein im vergangenen Jahr
starben dabei 3.400 Flüchtlinge.
Doch statt zu helfen, baut die EU die
Festung Europa weiter aus. Das
macht mich unglaublich wütend.
Gemeinsam mit Selmin Çalışkan
und einer Delegation aus Mitgliedern
der deutschen, französischen und italienischen Amnesty-Sektion reiste ich
im September eine Woche lang nach
Rom, Sizilien und Lampedusa. Auf
unserer Reise haben wir unter anderem mit Flüchtlingen gesprochen, die
die gefährliche Fahrt über das Meer
nur knapp überlebt haben, und auch
mit Angehörigen der italienischen
Marine, die innerhalb eines Jahres
170.000 Flüchtlinge rettete. Bei dieser Seenotrettung war Italien übrigens
auf sich allein gestellt und hat von
den anderen EU-Staaten weder
finanzielle noch logistische Unterstützung erhalten.
Wir haben Menschen kennengelernt, die teilweise selbst nicht viel
haben und dennoch zutiefst human
handeln, hilfsbereit sind und sich mit
großer Empathie für die Flüchtlinge
engagieren. Diese Menschen haben
mich am meisten beeindruckt. In der
sizilianischen Stadt Agrigento trafen
wir beispielsweise zwei Schwestern,
die ein Netzwerk von über 100 Personen aufgebaut haben und die Flüchtlinge tatkräftig unterstützen. Als bei
dem Bootsunglück am 3. Oktober
Foto: Giuseppe Chiantera / Amnesty
Die Abschottungspolitik der EU drängt immer mehr Flüchtlinge auf die lebensgefährliche Route
über das Mittelmeer. Eine internationale Amnesty-Delegation reiste im Jahr 2014 nach Italien,
um sich ein Bild von der Situation zu machen. Mit dabei war auch der Schauspieler Benno Fürmann,
der Amnesty seit fast zehn Jahren unterstützt. Hier schildert er seine Eindrücke.
Benno Fürmann im Wrack eines Flüchtlingsbootes auf dem »Schiffsfriedhof« von Lampedusa.
2013 390 Flüchtlinge vor Lampedusa
ertranken, haben sie Überlebende
und Angehörige der Opfer bei sich
aufgenommen. Das ist gelebte Nächstenliebe, und davor habe ich höchsten
Respekt. Auch vor Giuseppe Cannarile, dem Kommandanten der Küstenwache von Lampedusa. Er war damals
bei dem Unglück im Einsatz, und
man merkt ihm an, dass ihn das Erlebte wohl niemals loslassen wird.
Wenn man mit jemandem spricht, von
dem man weiß, dass er Dutzende Leichen auf dem Wasser hat treiben sehen und von überall Hilfeschreie hörte, dann bleibt einem das noch lange
im Gedächtnis.
In Agrigento protestierten wir mit
einer öffentlichen Aktion gegen die
europäische Abschottungspolitik. Wir
waren ein echter Hingucker und sorg-
ten für viel Aufsehen. Viele Passantinnen und Passanten kamen zu uns,
um unsere Petition zu unterschreiben
oder mit uns zu reden. Sie waren
überrascht, als sie merkten, dass
nicht nur italienische Amnesty-Aktivistinnen und -Aktivisten, sondern
auch Deutsche und Franzosen dabei
waren. Das hat sie sehr gefreut. Denn
die Menschen fühlen sich bei der
Unterstützung der Flüchtlinge alleingelassen – von der eigenen Regierung,
aber vor allem von Europa. Mit unserer Delegationsreise, den vielen Gesprächen und der Aktion wollten wir
ihnen zeigen, dass nicht ganz Europa
wegschaut. Dass es in vielen Ländern
Menschen gibt, die wissen, was hier
geleistet wird. Wir wollten ein Zeichen
der Solidarität setzen – und das ist
uns hoffentlich auch gelungen.
17
S.O.S. Europa: Über 3.400 Menschen sind Schätzungen zufolge im Jahr 2014 auf der Flucht nach Europa auf dem Mittelmeer
ums Leben gekommen. Die EU und ihre Mitgliedstaaten sind mitverantwortlich für diese menschlichen Tragödien, denn sie haben
eine immer unbezwingbarere Festung geschaffen, um sich gegen Migrantinnen und Migranten abzuschotten. Damit verstoßen sie
gegen die Menschenrechte. Amnesty sammelte mit der Kampagne »S.O.S. Europa« in Deutschland im vergangenen Jahr mehr als
30.000 Unterschriften für eine humanere Flüchtlingspolitik: Die EU muss endlich die Seenotrettungsmaßnahmen für Flüchtlinge
im Mittelmeer verstärken und sichere und legale Zugangswege nach Europa schaffen.
Die internationale AmnestyDelegation beim Migrationsrat
von Palermo auf Sizilien.
18
AMNESTY INTERNATIONAL | RECHENSCHAFTSBERICHT 2014
Fotos: Giuseppe Chiantera / Amnesty (3), Henning Schacht / Amnesty (1)
Gräber von auf dem Mittelmeer ertrunkenen
Flüchtlingen auf dem Friedhof von Lampedusa.
Mit mehr als 20.000 Papierbooten, von
Menschen aus ganz Deutschland gefaltet,
protestierte Amnesty im September 2014 im
Berliner Ostbahnhof gegen die europäische
Abschottungspolitik und forderte
einen besseren Flüchtlingsschutz.
19
Fotos: Amnesty
Mitglieder der Gruppe Aachen beim Madrid-Marathon.
AUSGEZEICHNET GELAUFEN!
Amnesty in Bewegung regte im Jahr 2014 nicht nur erneut zahlreiche Freizeit-Sportlerinnen und -Sportler sowie
Amnesty-Gruppen zum bewegten Spendensammeln an,
sondern wurde auf der weltgrößten Sportmesse, der ISPO
(Internationale Fachmesse für Sportartikel und Sportmode) in München, ausgezeichnet. Unser sportliches Spendentool setzte sich klar gegen die Konkurrenz durch und
gewann den »ISPO Communication Award« in der Kategorie »Social Awareness«.
ISPO-Award 2014 für Amnesty.
Die Botschaft: Sport und Menschenrechte passen gut
zusammen! Und Mitmachen ist ganz einfach: Melden Sie
Ihr Sportprojekt inklusive Spendenziel (z.B. 300, 500
oder mehr Euro) im Internet an unter: www.amnesty-inbewegung.de. Berichten Sie über Ihre Motivation und
bitten Sie Familie, Freunde, Kolleginnen und Bekannte,
das Ganze mit einer Spende für Amnesty zu
unterstützen. Ein Spenden-Barometer zeigt
den aktuellen Spendenstand Ihres Projekts an.
Sorgen auch Sie dafür, dass Amnesty weiter in
Bewegung bleibt: www.amnesty-in-bewegung.de
www.facebook.com/AmnestyInBewegung
ANLÄSSE GIBT ES GENUG
Wann immer wir mit Freundinnen und Freunden, der Familie oder Kolleginnen und Kollegen zusammenkommen,
gibt es Gründe zu sagen: Lieber Spenden statt Geschenke. Zwei Beispiele aus dem Jahr 2014 stellen wir vor.
Sigrid Grube, Amnesty-Mitglied, 50. Geburtstag
»Seit vielen Jahren arbeite ich ehrenamtlich für Amnesty International, zum Beispiel zu Burundi oder Chile.
Ich organisiere Amnesty-Versammlungen mit, bin immer
wieder bei Mahnwachen oder Podiumsdiskussionen dabei
– und und und. Was liegt also näher, als zum Geburtstag
meine Freunde, Familie, Nachbarn, Kollegen und Menschen aus der Amnesty-Gruppe einzuladen und um Spenden für Amnesty zu bitten? Dann muss sich auch niemand
die Haare raufen wegen eines Geschenks, denn die Unterstützung kommt der Sache zugute, die mich seit vielen
Jahren beschäftigt und immer wieder tief bewegt: Der Arbeit für die Menschenrechte!«
Wir danken Sigrid für 1.100 Euro.
20
Frank Glücklich, Amnesty-Förderer, Ruhestands-Abschied
»Seit über 40 Jahren unterstütze ich Amnesty International nach Kräften, mit größeren und kleineren Beträgen.
Deshalb wollte ich meinen Ausstand als Geschäftsführer
der Handwerkskammer Hamburg zum Anlass nehmen, alle
meine Gäste nach einer Spende für die Menschenrechte
zu fragen. Und was soll ich sagen, es ist einfach wunderbar, wie viele meiner Bitte gefolgt sind! Es war ein sehr
schönes Fest, und gemeinsam haben wir eine beachtliche
Summe zusammenbekommen. Amnesty ist eine der Organisationen, auf deren Arbeit ich übrigens immer wieder
gerne aufmerksam mache. Das Engagement für Meinungsfreiheit und Menschenrechte liegt mir sehr am Herzen.«
Wir danken Frank für 9.250 Euro.
AMNESTY INTERNATIONAL | RECHENSCHAFTSBERICHT 2014
AMNESTY JOURNAL
Aktuelle Nachrichten, packende Reportagen und spannende Interviews
zum Thema Menschenrechte – das ist
das Amnesty Journal. Es erscheint
alle zwei Monate und besetzt innerhalb der deutschen Presselandschaft
eine einzigartige Nische. Ausgabe für
Ausgabe berichten Autorinnen und
Autoren über den Einsatz für Menschenrechte weltweit oder dokumentieren deren gezielte Missachtung. Einer von ihnen ist der Auslandskorrespondent Carsten Stormer. Für seine
journalistischen Arbeiten, unter anderem für eine in der August-Ausgabe
des Amnesty Journals veröffentlichte
Reportage, wurde er für den »Reemtsma-Liberty-Award« nominiert. Der
Preis, der zu den renommiertesten
für Meinungs- und Pressefreiheit im
deutschsprachigen Raum gehört, würdigt »den Einsatz mutiger Auslandsjournalisten, die sich mit ihrer Arbeit
in außergewöhnlicher Weise für die
Freiheit einsetzen«. Stormer tut genau das, er hatte in seinem Text unter
lebensgefährlichen Umständen aus
dem vom Bürgerkrieg zerrütteten Sy-
rien berichtet – eine von vielen Regionen, in denen es immer schwieriger
wird, journalistisch zu arbeiten.
Ein besonderes Highlight war auch
die Februar-Ausgabe des Journals zum
Thema »Gefährliche Liebe«, für das
die Künstlerin Rosemarie Trockel zwei
unterschiedliche Titelbilder gestaltete:
Beide Motive setzen sich mit dem
Recht auf eine eigene sexuelle Identität auseinander. Gerade aus der
Kunstszene gab es viel Zuspruch und
Interesse an dieser außergewöhnlichen Kooperation.
Ebenfalls für die »Titelseite« sowie
das »Cover und die Coverstory« erhielt
das Journal im Rahmen des »International Media Award« (icma) jeweils einen »Award of Excellence«. Insgesamt
konkurrieren beim icma 364 Publikationen aus 17 Ländern. Die Jury lobte
»das vorbildliche Konzept und Design« der Ausgaben im Januar und
April. Bereits in den Jahren zuvor war
das Journal mehrfach ausgezeichnet
worden.
Weitere Informationen finden Sie unter
www.amnesty.de/journal
STIFTUNGSABEND IN HANNOVER
Im November 2014 lud die Stiftung
Menschenrechte zum Stiftungsabend.
Zu Gast waren der mexikanische
Menschenrechtsaktivist Abel Barrera
Hernández, die niedersächsische Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz
und die Amnesty-Generalsekretärin
Selmin Çalışkan. Heidi Merk, ehemalige stellvertretende Ministerpräsidentin Niedersachsens, eröffnete den
Abend, indem sie einige Projekte vorstellte und das Ziel des Abends ausgab: neue Stifterinnen und Stifter!
Unter der Moderation von WolfDieter Vogel schilderte Abel Barrera
die auch für ihn persönlich schwierige
und sehr bedrohliche Lage in seiner
Heimat Mexiko sehr eindrücklich. Er
kämpft dort für die Rechte der indigenen Bevölkerung und berichtete uns
auch, dass die Verleihung des Menschenrechtspreises von Amnesty
International im Jahr 2011 und die
internationale Unterstützung seiner
Arbeit eine große Hilfe und Schutz für
ihn sind. Selmin Çalışkan stellte dar,
wie der internationale Druck durch
Amnesty bei den politisch Verantwortlichen zur Kenntnis genommen wird
und sich auf die Menschenrechtslage
auswirkt.
Das Kuratorium der Stiftung Men-
schenrechte plant im laufenden Förderjahr, die Organisation von Abel
Barrera finanziell zu unterstützen, um
aktive Hilfestellung bei seiner schwierigen Arbeit zu geben. Wir freuen uns
über jede finanzielle Zuwendung, die
Sie auch steuerlich berücksichtigen
können, und wünschen uns natürlich
weitere Stifterinnen und Unterstützer.
Aber auch Ihre Berichte im Freundesoder Geschäftspartnerkreis über die
Arbeit der Stiftung Menschenrechte
helfen uns sehr, unsere Basis zu verbreitern.
21
AMNESTY INTERNATIONAL
IN DEUTSCHLAND: DIE FINANZEN
ERTRÄGE/AUFWENDUNGEN
2014 2013
IN TAUSEND EURO
ERTRÄGE
Beiträge Mitglieder/Förderung/Spenden
Bußgeld-Einnahmen
Sammlungen
Verkauf von Materialien und Publikationen
Erbschaften und Legate
Sonstiges
Summe Einnahmen
14.096
163
50
185
1.337
212
16.043
13.260
198
39
230
3.393
276
17.396
AUFWENDUNGEN
Beiträge an das Internationale Sekretariat*
Hilfszahlungen an gewaltlose politische Gefangene und Flüchtlinge
Aktions-, Informations- und Bildungsarbeit, Finanzbeschaffung, Kampagnen
Personalkosten für Lobby-, Länder- und Öffentlichkeitsarbeit, Betreuung Ehrenamt
Mieten und Raumkosten
Porti, Telefon, EDV
Büromaterial
Steuern, Abschreibungen, Sonstiges
Summe Ausgaben
4.763
162
3.773
4.686
643
904
108
872
15.911
4.573
196
3.611
4.169
603
659
110
937
14.858
VERMÖGENSÜBERSICHT
IN TAUSEND EURO
2014 2013
AKTIVA
Immaterielle Vermögensgegenstände
Finanzanlagen
Sonstige Vermögensgegenstände
Forderungen aus Lieferungen und Leistungen
Kassenbestand
Bankguthaben
Bewegungsgeld der Gruppen und Bezirke
Vorrat Lager
Rechnungsabgrenzungsposten
Summe Aktiva
501
115
208
42
3,3
4.711
30
55
1.450
7.115
441
--256
39
1,5
4.941
29
29
1.058
6.794
PASSIVA
Vereinsvermögen
Rückstellungen
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen
Sonstige Verbindlichkeiten
Summe Passiva
5.612
940
477
86
7.115
5.454
813
420
107
6.794
Der Jahresabschluss wurde geprüft durch die BDO AG. Bei der Auflistung der Beträge können aufgrund kaufmännischer Rundungen Differenzen auftreten.
*Deutscher Beitrag für internationale Kampagnen, Ermittlungsreisen, Recherchen und Prozessbeobachtungen.
22
AMNESTY INTERNATIONAL | RECHENSCHAFTSBERICHT 2014
LIEBE
FREUNDINNEN
UND FREUNDE,
Das Finanzjahr und auch die Entwicklung des Vereins sind
2014 positiv verlaufen. Dies ist gewiss auf unser gemeinsames Eintreten für die Menschenrechte und die Wirkung
auch in Öffentlichkeit und Medien zurückzuführen.
Erneut konnten wir eine Steigerung in allen Beitragsbereichen gegenüber dem Vorjahr erzielen (siehe Beiträge Mitglieder/Förderung/Spenden). Bei den Erlösen aus Förderbeiträgen verzeichnen wir ein Wachstum von ca. vier Prozent. Erträge aus Spenden sind um ca. 9,5 Prozent und
die Erlöse aus Mitgliedsbeiträgen sind um ca. 13,5 Prozent gestiegen. Mit diesem Polster können wir unseren
satzungsgemäßen Grundauftrag gezielt umsetzen und mit
öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen das Menschrechtsbewusstsein in der Bevölkerung weiter stärken.
Auch die Erträge aus Erbschaften entwickelten sich
mit ca. 1,3 Millionen Euro aus Nachlässen erneut besser
als erwartet. Insgesamt sind die Erträge des Vereins
gegenüber dem Vorjahr zwar auf rund 16,04 Millionen
Euro gesunken, das entspricht jedoch einer Normalisierung unserer Einnahmen (vgl. Einnahmen aus Erbschaften
2013 und 2014).
ENTWICKLUNG DER AUFWENDUNGEN
Die Aufwendungen des Vereins sind im Vergleich zum
Vorjahr um ca. sieben Prozent gestiegen. Der Gesamtbetrag, den wir hiervon zur Arbeit der Internationalen
Organisation beisteuern (siehe Beiträge an das Internationale Sekretariat), beläuft sich im Jahr 2014 auf 4,76
Millionen Euro. Die Hilfszahlungen an gewaltlose politische Gefangene und Flüchtlinge liegen mit 162 Tausend
Euro unter Plan, da sich das Antragsvolumen im Vorfeld
nie genau einschätzen lässt.
Die Ausgaben für unsere Aktions-, Informations- und
Bildungsarbeit, die Finanzbeschaffung und Kampagnen
lagen 2014 um rund 162 Tausend Euro über dem Vorjahr.
Die gestiegenen Personalkosten sind auf einen erhöhten
Mitarbeiter_innen-Stand zurückführen. Um die Arbeit für
die Menschrechte zu gewährleisten, wurde im Jahr 2014
mehr Personal benötigt.
Foto: Sarah Eick / Amnesty
ENTWICKLUNG DER ERTRÄGE
RESÜMEE FÜR DAS JAHR 2014
2014 war in finanzieller Hinsicht insgesamt ein erfolgreiches Jahr für Amnesty in Deutschland: Selbst ohne
Sondereffekte konnten wir unsere Einnahmen steigern. In
menschenrechtlicher Hinsicht war 2014 jedoch weltweit
ein verheerendes Jahr für alle, die für die Menschenrechte
eintraten und schutzlos Gewalt und Verfolgung ausgesetzt
waren. Schauen wir nach Syrien, Nigeria und Mexiko oder
– ganz nah – auf das Mittelmeer, prägen Krieg, Folter, Vertreibung und das Sterben von Flüchtlingen das Bild. Umso
wichtiger ist Ihre Unterstützung unserer Arbeit. Mit Ihren
Spenden tragen Sie dazu bei, dass wir uns täglich mit aller Kraft für die Menschenrechte einsetzen können. Dafür
bitten wir Sie auch im Jahr 2015 um Ihren Einsatz und
Ihre Hilfe. Herzlichen Dank.
Ihr
Michael Reinig
Geschäftsführer von Amnesty International in Deutschland
23
STRATEGISCHER WANDEL
Die Welt ist in Aufruhr, überall nehmen Gewalt und Menschenrechtsverletzungen zu. Amnesty International stellt sich global
neu auf, um den Herausforderungen zu begegnen.
Es sind unruhige Zeiten. In zu vielen
Ländern müssen wir Folter, Krieg gegen die Zivilbevölkerung, Massenvergewaltigungen, Verschwindenlassen,
Repression von Minderheiten oder
Vertreibung dokumentieren – die steigende Anzahl und Brutalität von Verbrechen gegen die Menschlichkeit fordern die ganze internationale Staatengemeinschaft. Und sie fordern uns
alle, weltweit als Zivilgesellschaft
aktiv für die Menschenrechte einzutreten.
Wir bei Amnesty International stellen uns dabei auch immer die Frage,
wie wir uns und unsere Arbeit weiterentwickeln sollten. Die geopolitischen
Verhältnisse wandeln sich. Sogenannte Schwellenländer wie Brasilien, Chi-
na, Indien, Türkei und Südafrika spielen gegenüber den alten Machtzentren Nordamerika und Europa eine
zunehmend wichtige Rolle im Hinblick darauf, welcher Stellenwert
Menschenrechten zukommt. Aktive
Unterstützung in großen Zahlen hat
Amnesty International in der Vergangenheit vor allem im globalen Norden
gefunden und mobilisiert. Mehr als
85 Prozent unserer Unterstützer_innen und über 95 Prozent unserer
Einnahmen kamen bislang aus WestEuropa, Nordamerika und Australien/
Neuseeland.
Erfreulicherweise engagieren sich
nun auch mehr und mehr Menschen
im globalen Süden mit Amnesty. Wir
möchten Menschen an möglichst vie-
AMNESTY-KAMPAGNEN 2014
Für den Erfolg der Menschenrechtsarbeit braucht es viele Menschen,
die unsere Aufrufe hören, sehen und sich daran beteiligen. Die folgenden
Zahlen geben einen Überblick über die Reichweite, die wir in Bezug auf
einzelne Medien bundesweit selbst messen konnten oder die uns zurückgemeldet wurde.
Stop Folter
Anzahl Gruppenaktionen: 174
Petitions-Unterschriften: 246.114
Presse-Clippings: 2.554
Digitale Kontakte: 206.420
Kamerun: Liebe ist kein Verbrechen!
Anzahl Gruppenaktionen: 41
Unterschriften: 47.391
Presse-Clippings: 197
Digitale Kontakte: 53.859
My Body, My Rights
Anzahl Gruppenaktionen: 12
Unterschriften: 15.399
Presse-Clippings: 9
Digitale Kontakte: 31.404
Russland: Freiheit statt Kontrolle!
Anzahl Gruppenaktionen: 42
Unterschriften: 30.093
Presse-Clippings: 630
Digitale Kontakte: 31.816
Briefmarathon
Anzahl Gruppenaktionen: 215
Unterschriften: 167.987
Presse-Clippings: 15
Digitale Kontakte: 49.380
24
S.O.S. Europa: Flüchtlinge schützen!
Anzahl Gruppenaktionen: 18
Unterschriften: 30.980
Presse-Clippings: 191
Digitale Kontakte: 90.547
len Orten eine Plattform für das
gemeinsame Eintreten für die Menschenrechte bieten. Wir möchten
weiter als vielfältige, internationale
Bewegung wachsen und möchten im
Sinne eines internationalen Schulterschlusses für die Menschenrechte
noch enger mit Partnern überall auf
der Welt zusammenarbeiten. Und
näher an die Orte heranrücken, die
Tatort schwerer Menschenrechtsverletzungen sind.
Vor diesem Hintergrund hat die
Internationale Ratstagung von Amnesty International beschlossen, unsere
Arbeit stärker zu dezentralisieren.
Im Rahmen eines »Global Transition
Programme« verlagern wir einen
erheblichen Teil unserer bislang in
London gebündelten Aktivitäten und
Ressourcen in neue Regionalbüros.
Miteinander vernetzt arbeiten diese
zukünftig »closer to the ground«,
KOSTEN AUF NORMALEM NIVEAU
PERSONALKOSTEN 2011–2014
4.600
4.400
4.200
4.000
3.800
3.600
Tausend
Euro
2011
2012
2013
2014
||||| Hauptamtliche Mitarbeiter_innen
Im Jahr 2012 ergaben sich aus dem Umzug
der Sektion von Bonn nach Berlin erhöhte
Personalkosten, die sich 2013 und 2014
wieder im normalen Wachstumsrahmen bewegen. Das gute Ergebnis der letzten beiden
Jahre, 2013 und 2014, erlaubt eine verstärkte
Investition in qualifiziertes Personal und dadurch einen qualitativen und quantitativen
Ausbau der Menschenrechtsarbeit.
AMNESTY INTERNATIONAL | RECHENSCHAFTSBERICHT 2014
enger verzahnt mit unseren aktiven
Mitgliedern und regionalen Partnern
vor Ort. Ziel des gesamten Prozesses
ist eine direktere und unmittelbare
Wirkungskraft unseres Einsatzes für
die Menschenrechte. Die Regionalbüros in Nairobi, Hongkong und Dakar
arbeiten bereits, weitere in MexikoCity, Kathmandu und Johannesburg
sind im Aufbau.
Begleitet wird dieser Prozess
durch Amnesty-Gremien und -Strukturen, wie den Internationalen Vorstand,
das Global Management Team und
den Internationalen Rat. Als demokratische Organisation haben parallel
hierzu Mitglieder, Mitarbeiter_innen
STETIGES WACHSTUM
EINNAHMEN 2010–2014
und Partner die Möglichkeit, sich in
Arbeits- und Fokusgruppen oder im
Intranet zu informieren und einzubringen.
Unsere Vision ist es, dass jeder
Mensch weltweit die Rechte genießt,
die in der Allgemeinen Erklärung der
Menschenrechte festgeschrieben
sind. Ohne Menschenrechte kann es
keine Sicherheit und keinen Frieden
für die Menschheit geben. Es bleibt
die Aufgabe von Amnesty International, dass wir uns weiterhin mit aller
Kraft, innerhalb klarer strategischer
Ziele und Maßnahmen sowie mit
konkreten Forderungen weltweit für
die Menschenrechte einsetzen.
AUSGABEN FÜR SATZUNGSZIELE
MITTELVERWENDUNG 2014
16
15
|||||
|||||
|||||
|||||
Förderbeiträge
Einmalspenden
Erbschaften
Mitgliedsbeiträge
Das finanzielle Engagement unserer Unterstützer_innen sichert unsere Unabhängigkeit von
Staat, Wirtschaft, Religion und Politik. Wir
freuen uns über die wachsende Unterstützung
durch die Öffentlichkeit, die uns ermöglicht,
den wachsenden Herausforderungen für die
Menschenrechte aktiv zu begegnen.
NONPROFIT-KONFORME GEHÄLTER
GEHALTSSTUFEN 2014
2 MA bis 90.000 Euro = 167 Tsd. Euro
14
3 MA bis 80.000 Euro = 207 Tsd. Euro
13
Mio.
Euro
GESICHERTE UNABHÄNGIGKEIT
EINNAHMEN 2014 NACH HERKUNFT
2010
2011
2012
2013
2014
||||| Einnahmen (2010 und 2013 bereinigt um
Großspenden/hohe Erbschaften)
Die Einnahmen der Sektion wachsen deutlich.
Vor allem die seit 2013 stetige und strategisch
geplante Sichtbarkeit durch Öffentlichkeitsarbeit und Werbung mit aufmerksamkeitsstarken Kampagnen zeigt Wirkung für die
Menschenrechte!
||||| Internationale Beiträge, Projekte
und Hilfszahlungen
||||| Lobbyarbeit und Länder, Themen, Asyl
||||| Kampagnen und Aktionen
||||| Indirekte Kampagnenkosten
||||| Verwaltungsaufwand
Mit einem Anteil von rund 84 Prozent fließt
der größte Teil unserer Ausgaben (direkte und
indirekte Kosten) in die Umsetzung unserer
satzungsgemäßen Ziele. Das heißt, dass wir
weit über zwei Drittel unserer Einnahmen in
die Verteidigung und Durchsetzung von Menschenrechten und Meinungsfreiheit weltweit
investieren.
15 MA bis 60.000 Euro = 842 Tsd. Euro
54 MA bis 50.000 Euro = 1.896 Tsd. Euro
(Arbeitnehmerbrutto-Jahresgehalt der
festangestellten Mitarbeiter_innen (MA),
Stand 31.12.2014)
Uns ist es wichtig, dass die hauptamtlichen
Beschäftigten eine den Maßstäben internationaler Nonprofit-Organisationen angemessene
Vergütung erhalten.
IMMER MEHR MENSCHEN FÜR AMNESTY: WACHSTUM 2004–2014
2004
2014
0
10.000 20.000 30.000 40.000 50.000 60.000 70.000 80.000 90.000 100.000 110.000 120.000 130.000
Mitglieder
Spender_innen
Förder_innen
Ein stetiges und verlässliches Wachstum verzeichnen wir in der Mitgliedschaft, die uns nicht nur finanziell unterstützt, sondern aktiv an Aktionen
und Kampagnen teilnimmt. Den größten Zuwachs verzeichnen wir bei den Förder_innen, die uns regelmäßig unterstützen.
25
Seit wann kennen Sie Amnesty International? Von Amnesty habe ich in
den 1970er-Jahren aus Medienberichten erfahren. Mir gefielen die Ziele, das gemeinschaftliche, weltoffene
Engagement und die Unabhängigkeit
von Ideologien, Politik, Parteien und
Religionen.
Welches Menschenrechtsthema
liegt Ihnen besonders am Herzen? Immer wieder motivierend sind für mich
Begegnungen mit Menschen aus anderen Ländern, die sich dort für andere einsetzen, obwohl sie meist selbst
bedroht sind. Amnesty kann zu ihrem
Schutz beitragen, ihren Anliegen weltweit Öffentlichkeit verschaffen, sie finanziell unterstützen und Druck auf
Verantwortliche ausüben. Auch Menschenrechtsbildung halte ich für eine
besonders wichtige Aufgabe. Alle
Menschen sollten die eigenen Rechte
und somit auch die Rechte anderer
kennen. Da gibt es in Schulen oder
auch bei der Polizeiausbildung noch
viel zu tun.
Was war der Auslöser für Ihre
Spende? Ohne das kontinuierliche
Engagement von vielen Ehrenamtlichen wie mir wäre es Amnesty International als unabhängiger Nichtregierungsorganisation gar nicht möglich,
Menschenrechtsarbeit im globalen
Umfang zu leisten. Hauptamtliche
Kräfte sind aber unverzichtbar, um
Ermittlungen durchzuführen, um
Berichte, Stellungnahmen und Publikationen anzufertigen, um Aktionen
und globale Kampagnen vorzubereiten, Material dafür zu erstellen und
Foto: privat
WELTOFFENES ENGAGEMENT
UND SPENDEN ERWÜNSCHT
Helga Barten ist Mitglied und Spenderin.
den in der Öffentlichkeit agierenden
Amnesty-Gruppen zur Verfügung zu
stellen. Fehlende Gelder setzen uns
daher Grenzen in der Menschenrechtsarbeit. Es kann gar nicht genug
Menschen geben, die uns durch
Spenden eine zuverlässige und
kontinuierliche Menschenrechtsarbeit
ermöglichen.
SPENDENKONTO: Amnesty International
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN: DE 233 702050 0000 8090100
BIC: BFSWDE33XXX
ORGANIGRAMM
Amnesty International
Internationaler Rat
Internationaler Generalsekretär
Salil Shetty
Jahres-Mitgliederversammlung
Internationales Sekretariat
in London
Vorstand deutsche Sektion
Internationale
Regionalbüros
Internationale
Sektionen &
Strukturen
30.000
Mitglieder in
Deutschland
Sekretariat deutsche Sektion in Berlin
Generalsekretärin
Selmin Çalışkan
Länder
Themen
Asyl
Kampagnen
+ Kommunikation
Geschäftsführer
Michael Reinig
Deutsche Sektion
Internationale Ebene
Internationaler Vorstand
Zentrale
Dienste
7 Millionen Unterstützer_innen in über 150 Ländern
26
AMNESTY INTERNATIONAL | RECHENSCHAFTSBERICHT 2014
AMNESTY INTERNATIONAL IN IHRER NÄHE
Amnesty International
Internationales Sekretariat
London
Peter Benenson House
1 Easton Street
London WC1X 0DW
Großbritannien
Tel.: +44-207 413 5500
Fax: +44-207 956 1157
[email protected]
www.amnesty.org
Amnesty International
Sektion der Bundesrepublik
Deutschland e. V.
Zinnowitzer Str. 8
10115 Berlin
Tel.: +49-30/420 248-0
Fax: +49-30/420 248-488
[email protected]
www.amnesty.de
BEZIRKSBÜROS
(nach Postleitzahlen sortiert)
Bezirk Sachsen
www.amnesty-sachsen.de
Büro Dresden
Im ÖIZ, Kreuzstr. 7
01067 Dresden
Tel.: 0160/6049595
Fax: 0351/4923360
[email protected]
www.amnesty-dresden.de
Büro Leipzig
www.ai-leipzig.de
Sternwartenstr. 4
04103 Leipzig
Tel.: 0179/6054964
Fax: 0341/2577-244
[email protected]
Büro Chemnitz
www.amnesty-chemnitz.de
Henriettenstr. 5
09112 Chemnitz
Tel./Fax: 0371/433 02 68
[email protected]
Bezirk Thüringen
www.amnesty-thueringen.de
Amnesty International Thüringen
c/o International Room
Johannisplatz 26
07743 Jena
[email protected]
Bezirk Sachsen-Anhalt
www.amnesty-sachsen-anhalt.de
Schönebecker Straße 82–83
39104 Magdeburg.
[email protected]
Bezirk Berlin-Brandenburg
www.amnesty-bb.de
Greifswalder Str. 4 (II. Hof)
Aufgang A, 3. Stock
10405 Berlin
Tel.: 030/84109052
Fax: 030/84109055
[email protected]
Bezirk Mecklenburg-Vorpommern
www.amnesty-greifswald.de
www.amnesty-rostock.de
www.amnesty-schwerin.de
Der Bezirk unterhält kein Bezirksbüro
[email protected]
Bezirk Hamburg
www.amnesty-hamburg.de
Eilbeker Weg 214
22089 Hamburg
Tel.: 040/2207747
Fax: 040/2207740
[email protected]
Bezirk Lübeck
www.amnesty-luebeck.de
Wahmstr. 43-45
23552 Lübeck
Tel.: 0451/7072043
Fax: 0451/7072083
[email protected]
Bezirk Bremen Weser-Ems
www.amnesty-bremen.de
Goetheplatz 4
28203 Bremen
Tel.: 0421/327937
Fax: 0421/3378178
[email protected]
Bezirk Kiel-Flensburg
www.amnesty-kiel.de
Büro Kiel
Bremer Str. 2
24118 Kiel
Tel.: 0431/86988 (AB)
Fax: 0431/87900
[email protected]
Büro Flensburg
www.amnesty-flensburg.de
Initiativenzentrum
Burgplatz 1
24939 Flensburg
Bezirk Hannover
www.ai-hannover.de
Fraunhoferstr. 15
30163 Hannover
Tel.: 0511/667263
Fax: 0511/392909
[email protected]
Bezirk Ostwestfalen-Lippe
www.amnesty-owl.de
Jöllenbecker Str. 103
33613 Bielefeld
Tel.: 0521/9679440
Fax: 0521/9679441
[email protected]
Bezirk Braunschweig
www.amnesty-braunschweig.de
c/o Udo Dittmann
Große Straße 9
38116 Braunschweig
Tel.: 0531/573419 (AB)
[email protected]
Bezirk Kassel-Göttingen
www.ai-kassel.de
www.amnesty-goettingen.de
Amnesty-Büro für Asylfragen
Weenderstr. 42
37073 Göttingen
Bezirk Mittelhessen/Südwestfalen
www.amnesty-mittelhessen.de
Der Bezirk unterhält kein Bezirksbüro
[email protected]
Bezirk Düsseldorf
www.amnesty-duesseldorf.de
Grafenberger Allee 56
40237 Düsseldorf
Tel.: 0211/4792557
Fax: 0211/4792657
[email protected]
Bezirk Duisburg-Oberhausen
Bezirk Bonn-Koblenz
www.amnesty-bonn.de
Heerstr. 30
53111 Bonn
Tel.: 0228/9653191
[email protected]
Bezirk Mainz-Wiesbaden
www.amnesty-mainz.de
Kaiserstr. 26–30
55116 Mainz
Tel./Fax: 06131/611820
[email protected]
Bezirk Hagen-Sauerland
www.amnesty-duisburgoberhausen.de
Der Bezirk unterhält kein Bezirksbüro
[email protected]
www.amnesty-hagen.de
www.ai-iserlohn.de
Der Bezirk unterhält kein Bezirksbüro
[email protected]
Bezirk Bergisches Land
Bezirk Frankfurt/Main
www.amnesty-bergisches-land.de
Obergrünewalder Str. 32
42103 Wuppertal
Tel.: 0202/87421
Fax: 0202/81705
[email protected]
Bezirk Dortmund
www.ai-dortmund.de
Siegfriedstraße 12
44137 Dortmund
Tel.: 0231/836711
[email protected]
Bezirk Ruhrgebiet-Mitte
www.amnesty-ruhrmitte.de
Büro Essen
Friedrich-Ebert-Str. 30
45127 Essen
[email protected]
Bezirk Münster-Osnabrück
www.amnesty-muensterosnabrueck.de
Achtermannstr. 10-12
48143 Münster
Tel.: 0251/47302
Fax: 0251/57658
[email protected]
Bezirk Linker Niederrhein
www.amnesty-niederrhein.de
Der Bezirk unterhält kein Bezirksbüro
[email protected]
Bezirk Köln
www.amnesty-koeln.de
Domstr. 56
50668 Köln
Tel.: 0221/121415
Fax: 0221/121563
[email protected]
Bezirk Aachen
www.amnesty-aachen.de
Adalbertsteinweg 123a
52070 Aachen
Postfach 10 02 15
52002 Aachen
Tel./Fax: 0241/513653
[email protected]
www.amnesty-frankfurt.de
Leipziger Str. 17
60487 Frankfurt/Main
Tel.: 069/496149
Fax: 069/4909212
mail@amnesty-frankfurt de
Bezirk Darmstadt
www.amnesty-darmstadt.de
Mainzerstr. 74b
64293 Darmstadt
[email protected]
Bezirk Mosel-Saar-Westpfalz
www.amnesty-msw.de
Ev.-Kirch-Str. 8
66111 Saarbrücken
Tel.: 0681/9102443
[email protected]
Bezirk Rhein-Neckar
www.ai-rhein-neckar.de
Augustaanlage 53
68165 Mannheim
Tel.: 0621/415961
[email protected]
Bezirk Pfalz
Der Bezirk unterhält kein Bezirksbüro
[email protected]
Bezirk StuttgartNordwürttemberg
www.amnesty-stuttgart.de
Lazarettstr. 8
70182 Stuttgart
Tel.: 0711/233653
Fax: 0711/2369760
[email protected]
Bezirk Tübingen
Bezirk Südbaden
www.amnesty-suedbaden.de
Basler Str. 20
79100 Freiburg
Tel.: 0761/75215
Fax: 0761/75281
[email protected]
Bezirk Bodensee
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www.ai-lindau.de
Der Bezirk unterhält kein Bezirksbüro
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Tel./Fax: 0751/96645
[email protected]
Bezirk München und Oberbayern
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Volkartstr. 76
80636 München
Tel.: 089/165412
Fax: 089/165404
[email protected]
Bezirk Augsburg
www.amnesty-augsburg.de
Weiße Gasse 3
86150 Augsburg
[email protected]
Bezirk Ulm
www.amnesty-ulm.de
Ensingerstr. 21
89073 Ulm
Tel.: 0731/63632
[email protected]
Bezirk Mittel- und Oberfranken
www.amnesty-mittel-oberfranken.de
Postfach 1037
90001 Nürnberg
[email protected]
Bezirk Oberpfalz
www.amnesty-oberpfalz.de
Postfach 100134
93001 Regensburg
[email protected]
Bezirk Passau-Ostbayern
www.amnesty-passau.de
Postfach 1966
94009 Passau
[email protected]
Bezirk Würzburg
www.amnesty-wuerzburg.de
Friedenstr. 3
97072 Würzburg
Tel./Fax: 0931/886927
[email protected]
www.ai-tuebingen.de
Wilhelmstr. 105
72074 Tübingen
Postfach 1124
72001 Tübingen
Tel.: 07071/7956617
[email protected]
Bezirk Karlsruhe
www.amnesty-karlsruhe.de
Durlacher Allee 66
76137 Karlsruhe
Tel.: 0721/9663936
Fax: 0721/9663939
[email protected]
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