Flüchtlingen helfen – Perspektiven schaffen Liebe Freunde und
Transcrição
Flüchtlingen helfen – Perspektiven schaffen Liebe Freunde und
INTERNATIONALE HILFSORGANISATION Newsletter für Freunde und Unterstützer Ausgabe Oktober 2015 Liebe Freunde und Unterstützer, es ist höchste Zeit, dass wir uns wieder bei Ihnen melden! Die lange Sendepause haben wir genutzt, um für Sie ein neues Konzept zu überlegen: Mehr Informationen, Schwerpunktthemen und Berichte über die stetig wachsende Arbeit von Nehemiah Gateway. Wir hoffen, es gefällt Ihnen und freuen uns auf Ihre Rückmeldungen. In dieser Ausgabe geht es um ein sehr aktuelles Thema: Die Flüchtlingskrise. Lesen Sie über unsere Erfahrungen und wie Nehemiah Gateway sich engagiert. Daneben ein Blick „backstage“, also hinter die Kulissen. Bei Nehemiah Gateway in Deutschland hat sich in den letzten Monaten viel getan. Neue Mitarbeiter, neue Räume, gute Events. Lassen Sie sich überraschen. Ihr Compact Team Photo: Jutta Benzenberg Flüchtlingen helfen – Perspektiven schaffen Interview mit Arnold Geiger, Geschäftsführer von Nehemiah Gateway zur Flüchtlingskrise. Von Anke Neuzerling Anke Neuzerling: Momentan kommen hunderttausende Flüchtlinge zu uns nach Deutschland, wie schätzen Sie die aktuelle Situation ein? Arnold Geiger: Hier müssen wir unterschiedlich agieren. Im Moment müssen vor allem die Flüchtlinge aus den Ländern, in denen Krieg herrscht, humanitäre und schnelle Hilfe bekommen, egal wo sie sich befinden. Ideal wäre für die Menschen natürlich eine Hilfe so nahe wie möglich an ihrer Heimat, damit sie nicht den beschwerlichen und oft lebensgefährlichen Weg nach Europa antreten müssen. Nach unserer Erfahrung tendieren Menschen spätestens nach einigen Jahren überwiegend wieder in die Heimat zurück zu gehen – oder mit Lesen Sie auf der nächsten Seite weiter » Newsletter für Freunde und Unterstützer von NEHEMIAH GATEWAY 1 Menschen Kontakt zu suchen, die die gleichen Wurzeln haben – das kann auch im „Ausland“ – also ihrer neuen Heimat – erfolgen. Anke Neuzerling: Aus Afrika fliehen viele junge Menschen vor Armut und unterdrückerischen Machthabern. Hat Nehemiah Gateway mit Flüchtlingen aus Afrika Erfahrungen gesammelt? Arnold Geiger: Was die Flüchtlinge aus Afrika angeht, zeigen unsere Erfahrungen insbesondere in Malta, dass sie in vielen Fällen gerne wieder zurückgehen, wenn in ihrem Land ein Minimum an Sicherheit besteht und sie die Möglichkeit haben den „Gesichtsverlust“ durch Abschiebung zu vermeiden. Man weißt ja, dass es viel Geld kostet, von Schleppern mit nach Deutschland begleitet zu werden. Das Geld muss man sich von Verwandten und anderen leihen, mit dem Versprechen, es zurück zu zahlen, wenn man dann in Deutschland Fuß gefasst und reich geworden ist. Eine Abschiebung ohne Mittel gilt es also aus der Sicht der Flüchtlinge unbedingt zu verhindern. Schlimmstenfalls müssen sie in die Illegalität abtauchen. Aus diesem Grunde haben wir in den Projekten, bei denen wir Flüchtlingen aus Afrika in Malta geholfen haben, ein kleines Startkapital für eine Existenzgründung mit nach Hause gegeben. Vorher haben wir sie handwerklich fortgebildet. Das hat sich aus unserer Sicht als die effektivste Entwicklungshilfe erweisen. In den meisten Fällen wurden Kredite sogar wieder zurückgezahlt. Darüber sollte man auch im größeren Stil mal nachdenken. Anke Neuzerling: Wie kann man aus Ihrer Sicht den Menschen, die von Armut bedroht sind und keine wirtschaftliche Perspektive haben, in ihren Heimatländern eine Perspektive geben? Arnold Geiger: Wir wollen vor allem die Flucht vermeiden. Deshalb arbeiten wir in den Projekten unser Dualen Hochschule daran, junge Menschen aus Afrika und Mittelamerika zu befähigen, sich eine eigene Existenz aufzubauen in ihrem eigenen Land. Wir bringen sie nach Albanien, wo sie außerhalb der EU in einer sowohl in Deutschland als auch den USA (wichtig für Afrika) anerkannten Hochschule studieren können. Gleichzeitig bauen sie im Rahmen ihres Dualen Studiums ihre Projekte fürs Heimatland mit der Unterstützung unserer Fachleute auf. Sie studieren drei Jahre, wobei sich im dreimonatigen Rhythmus Theorie und Praxis abwechseln. Die Praxissemester finden sowohl in ihrem Land als auch in ver- Nehemiah Gateway University Während es in Albanien viele staatliche Universitäten gibt, die ausschließlich theoretischen Unterricht anbieten, geht Nehemiah Gateway einen anderen Weg: Studenten erwerben Wissen in einer Kombination von Studium und Praxis – im sogenannten Dualen System. Die Abschlüsse sind in Deutschland, der EU, Albanien und USA anerkannt. Eine zunehmende Zahl von Studenten aus Afrika und Lateinamerika studiert in Albanien. Sie lernen, Hilfsprojekte oder Betriebe professionell aufzubauen und können so in ihrem Heimatland eine Zukunft schaffen, die auf wirtschaftlich gesunden Füßen steht. Geplant ist zusätzlich die Möglichkeit zum Fernstudium mittels eigens eingerichteter Studienlabore. gleichbaren Projekten in Albanien statt. Anschließend werden sie noch ein bis zwei Jahre begleitet und beraten. Das gibt ein Maximum an „Ownership“ wie es im NGO-Jargon heißt und verspricht eine hohe Erfolgsquote. Im Vergleich mit den Geldern die von öffentlichen Budgets vorgesehen werden ist das sogar noch günstig. Anke Neuzerling: Sie kennen die Sorgen und Nöte von Flüchtlingen aus eigener Erfahrung. In der Kosovo-Krise, 1999 kam fast eine halbe Million Flüchtlinge nach Albanien. Welche Erkenntnisse haben Sie daraus gewonnen? Arnold Geiger: Wir haben damals in acht Camps und hunderten Privatfamilien ca. 3.000 Flüchtlinge direkt versorgt und untergebracht. Die Hilfsbereitschaft der Albaner war überwältigend. Ein Camp muss man sich wie eine Stadt vorstellen, die innerhalb von Tagen entsteht, mit allen Nöten und Herausforderungen. Ob das die Geburt eines Babys ist oder auch kriminelle Newsletter für Freunde und Unterstützer von NEHEMIAH GATEWAY 2 Machenschaften. Ein Camp zu managen erfordert sehr viel Erfahrung. Es gibt auch in solch schwierigen Situationen leider Menschen, die von der Verletzlichkeit anderer profitieren wollen. Da können sich regelrechte mafiöse Strukturen herausbilden, zu Lasten der Schwachen und derer, die sich nicht wehren können. Dies wird natürlich noch verschärft, wenn innerhalb eines Camps unterschiedliche Kulturen und Sprachen zusammenkommen. Deshalb sollte man das bei der Organisation der Unterbringung als erstes vermeiden. Anke Neuzerling: Nehemiah Gateway ist in Albanien engagiert – dort hat die Arbeit ihren Ursprung. Sie kennen die Situation auf dem Balkan sehr gut, da Sie dort seit über 25 Jahren leben und soziale Projekte für Menschen vor Ort organisieren. Wie soll man Ihrer Meinung nach mit den Menschen umgehen, die vom Balkan kommen und in Deutschland Asyl suchen? Arnold Geiger: Was die Flüchtlinge aus Osteuropa angeht, muss schnell und sichtbar gehandelt werden. Ich lebe in Albanien seit Anfang der 90er Jahre und kenne die politische und soziale Situation vor Ort sehr gut. Es gibt dort keine politische Verfolgung. Auch die Rahmenbedingungen sind so, dass man sich eine Existenz aufbauen kann. Aber es fehlt trotzdem vielen Menschen an einer Perspektive. Deshalb ist unser wichtigstes Ziel – und das machen wir seit fast 25 Jahren dort – den Menschen das Know-how zu vermitteln wie man sich eine eigene Existenz schaffen kann. Wir haben schon hunderten von Menschen die Grundlage dafür gegeben, durch Bildung und Ausbildung und durch die Hilfe bei der Existenzgründung. Deshalb haben wir auch unseren Unterricht in deutscher Sprache intensiviert und legen in der Ausbildung Wert darauf, dass die Albaner die deutsche Kultur, insbesondere auch die Arbeitskultur kennenlernen. So haben die Albaner die Möglichkeit, entweder im Land zu bleiben und sich eine Existenz zu schaffen, oder ins Ausland zu gehen. Wir arbeiten z.B. mit einer deutschen Agentur zusammen, bei der sich potentielle Auszubildende bewerben können. Anke Neuzerling: Wie ist die Situation der Roma in Albanien einzuschätzen? Wie engagiert sich Nehemiah Gateway für sie? Arnold Geiger: Viele Roma befinden sich in einem Teufelskreis – Diskriminierung – Armut – mangelnde Bildung. Die meisten haben keine Perspektive. Deshalb haben wir einen eigenen Schulzweig aufgebaut, der Kosovo-Flüchtlingskrise 1999 Der Kosovokrieg war ein bewaffneter Konflikt um die Kontrolle der damals serbischen Provinz Kosovo. Hunderttausende von ethnischen Albanern waren gezwungen, ihre Heimat zu verlassen auf der Flucht vor Gewalt und Terror. Von März bis August 1999 hat Nehemiah Gateway in Albanien über 3.000 Vertriebene aufgenommen und versorgt, inklusive medizinischer Versorgung, Kinderbetreuung, Einrichtung von Schulen, Fortbildungsmöglichkeiten, Freizeitangeboten u.v.m. Die einzig verfügbaren Gebäude, zerstört nach den Unruhen 1997, wurden in Rekordzeit renoviert und zu Camps umgebaut. 588 Tonnen Hilfsgüter im Wert von über einer Million DM wurden verteilt. sich speziell auf die Situation der Roma einstellt. Wir stellen aber fest, dass ähnlicher Bedarf auch bei vielen anderen Kindern besteht, die unter ähnlichen Bedingungen wie die Roma-Kinder aufwachsen. Das haben wir bei unserer Arbeit sowohl in Rumänien als auch in Albanien beobachtet. Aus diesem Grunde kümmern wir uns besonders intensiv in den ersten Lebensjahren. Denn im Kindergarten und der Grundschule wird sehr viel Zeit darauf verwendet, Kinder mit den gesellschaftlichen Normen und Verhaltensweisen vertraut zu machen. Das ist die Grundlage für eine erfolgreiche weitere Ausbildung. Wir bauen aktiven und intensiven Kontakt zu den Eltern auf, damit sie durch direkte Hilfe von uns auch verstehen können, dass Bildung für die Kinder mittelfristig das Richtige ist – die Familie soll verstehen, dass das mehr bringt als auf der Straße betteln zu gehen. Dazu muss man wissen, dass leider viele Roma-Familien so arm sind, dass sie gezwungen sind, ihre Kinder durch Müllsammeln und Betteln zum Familieneinkommen beitragen zu lassen. Bei uns haben schon zahlreiche Roma-Kinder ein Abitur gemacht, dann weiter gelernt Newsletter für Freunde und Unterstützer von NEHEMIAH GATEWAY 3 und arbeiten in Berufen oder studieren sogar. Das Konzept verfolgen wir schon seit mehr als 15 Jahren mit zunehmendem Erfolg. Es ist aus unseren Suppenküchen entstanden. Anke Neuzerling: Gibt es eine Begegnung, die Sie besonders berührt hat? Arnold Geiger: Ich habe immer einen jungen Mann vor Augen, den ich vor circa zwei Jahren an unserem Tor bei einem Besuch in Albanien zufällig getroffen habe, der dort mit Anzug und Krawatte stand. Mir kam das Gesicht bekannt vor, aber ich konnte mich nicht erinnern. Er hat sich vorgestellt und mir fiel wieder ein, dass ich ihn nur in anderen Klamotten gesehen hatte, in unserer Suppenküche und in der Schule. Er kam jetzt, um sich für alles zu bedanken, weil es, wie er sagte, ohne uns nicht möglich gewesen wäre, dass er eine solide Schulausbildung bekommen hätte, mit der er jetzt sein eigenes Geschäft aufgebaut hat. Das sind Erlebnisse, die man nie vergisst! Photo: Jutta Benzenberg Das neue Büro Berlin Amaro Tan In Albanien leben circa 150.000 Roma, viele haben weder Ausbildung noch einen Arbeitsplatz. Sie sind oft verarmt, leben am Rand der Gesellschaft und werden diskriminiert. Amaro Tan ist eine Schule für Kinder aus armen Familien, vor allem aus der Roma-Gemeinschaft. Circa 150 Kinder vom Kindergarten bis zur 9. Klasse erhalten neben Schulbildung auch medizinische und soziale Betreuung und Schutz vor Kinderhandel und Missbrauch. Nach dem Abschluss der 9. Klasse werden sie weiter betreut beim Besuch von weiterführenden Schulen oder während einer Ausbildung. Das Nehemia Gymnasium und die Universität stehen ihnen offen. Das Nehemiah Gateway Büro in Berlin ist umgezogen, wenn auch nur ein Häuschen weiter. Die Adresse lautet jetzt „Pariser Platz 6a“. Hier können verschiedene Organisationen, Menschen und Gruppen zusammenkommen – Nehemiah Gateway versteht sich nämlich auch als „Möglichmacher“ gegenüber anderen Organisationen. Wir wollen ihnen und auch Ländern, in denen wir arbeiten, eine Plattform in der Hauptstadt zur Verfügung stellen. Aber auch Kontakte zu Politik, Kultur und Gesellschaft sollen aufgebaut werden. Ein erstes „Get together“ – ein Gesprächsabend – fand am 12. Juni mit dem albanischen Staatspräsidenten statt und hat die anwesenden Studenten der Nehemiah Gateway University sehr beeindruckt – neben vielen anderen aufregenden Erfahrungen. Lesen Sie mehr dazu auf Seite 7 (Artikel „Expedition Deutschland“) Newsletter für Freunde und Unterstützer von NEHEMIAH GATEWAY 4 Neue Gesichter im Headquarters Nicole Schmidt Dürfen wir vorstellen: Vier neue Mitarbeiterinnen in Nürnberg und Berlin, die Ihre neuen Ansprechpartner für verschiedene Projekte sind. Nicole Schmidt ist gelernte Industriekauffrau und bei Nehemiah Gateway verantwortlich für Buchhaltung und Personalmanagement. Erstaunlich, dass sie neben diesen wichtigen Aufgaben noch Zeit und Energie für ihr Bachelorstudium findet! Anke Stamminger Sie schätzt an ihrem neuen Arbeitsplatz „all die abwechslungsreichen Herausforderungen des Alltags bei Nehemiah Gateway – wobei es einen „Alltag“ hier definitiv nicht gibt.“ – „Ich möchte mit der Organisation wachsen, mich mit ihr entwickeln. Mein Ziel ist es, so viel wie möglich beizutragen, dass Nehemiah Gateway gesund wachsen kann und immer mehr Menschen eine Chance bzw. Hoffnung auf eine Zukunft haben können.“ Anke Stamminger ist verantwortlich für Kommunikation und Public Relations und für die Immobilienverwaltung vor Ort. Daneben kümmert sie sich um unser Netzwerk von Ärzten und Kliniken in Deutschland und koordiniert die Hilfsanfragen von Patienten. Als gelernte Industriekauffrau und Diplom-Betriebswirtin verfügt sie über gutes Handwerkszeug, um all diese anspruchsvollen Aufgaben zu meistern. Sie kennt die Hilfsprojekte in Griechenland gut, so hat sich auch der Kontakt zu Nehemiah Gateway ergeben. Sie berichtet: „Mit Nehemiah Gateway habe ich nicht nur einen neuen Arbeitgeber, sondern auch neue Freunde gefunden, die mit mir zusammen den Menschen helfen möchten, um ihnen ein besseres Leben bieten zu können. Weiterhin werde ich durch meine Arbeit bei Nehemiah Gateway nicht nur gefordert, sondern auch gefördert, wofür ich sehr dankbar bin.“ Julia Klose ist die gute Fee für Geschäftsführung und Gesellschafter. Als Kauffrau für Bürokommunikation hat sie in großen Firmen Erfahrung gesammelt, die ihr jetzt im (vergleichsweise kleinen) Nehemiah Gateway Büro zugutekommen. Im Vorzimmer zum Büro vom Geschäftsführer Arnold Geiger sorgt sie für Ordnung und beweist ihr Organisationstalent bei Termin- und Reisekoordination und ist für die Belange der Gesellschafter da. Julia Klose Vanessa Machowetz Die zweifache Mutter freut sich über nette Kollegen, ein tolles Umfeld und den wunderbaren Hintergrund der Arbeit. Ihr Ziel: „Schnell verstehen und viel unterstützen, um noch mehr zu bewirken.“ …. und es gibt noch ein weiteres neues Gesicht, nämlich im (ebenfalls neuen) Büro Berlin: Vanessa Machowetz ist die Tochter von Wolfgang Machowetz, dem Gründer der Vanessa Secondary School in Mbeya, Tansania. Was zuerst nur Wunsch war, nämlich, zusammen mit Nehemiah Gateway das Projekt ihres verstorbenen Vaters zu unterstützen, ist mittlerweile zu einer festen Zusammenarbeit geworden. Vanessa hat ihre Studien zum Bachelor of Arts in Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin fast abgeschlossen. Sie liebt ihren neuen Arbeitsplatz mit Blick auf den Pariser Platz und fast aufs Brandenburger Tor. Sie freut sich auf „ganz viel Projektarbeit“ und darauf, möglichst viele der Projekte in aller Welt zu besuchen. Newsletter für Freunde und Unterstützer von NEHEMIAH GATEWAY 6 Mönche, Märkte und Medikamente Dreharbeiten von Nehemiah Gateway in Griechenland Die Dreharbeiten für den neuen Imagefilm von Nehemiah Gateway sind in vollem Gange – das Medienteam in Albanien und Deutschland filmt dafür Projekte von Nehemiah Gateway und den Partnern in Albanien, Afrika und Griechenland. Neugierig waren wir vor allem auf die Stimmung und die Situation der Menschen in Griechenland – ein Land, das die Wirtschaftskrise fest im Griff hat. Wir filmen Hans Stamminger und seine Colmberger Gruppe beim Einkauf auf dem Markt in Kalamata. Ihr Motto: Kleine Bauern aus der Umgebung unterstützen, ihre Produkte kaufen und diese an die Mönche vom Kloster Metamorphosis weitergeben, die sie an Bedürftige verteilen. Eine besonders berührende Begegnung: Die 84jährige Maria bietet auf dem Markt Gemüse und Früchte aus ihrem eigenen Garten an. Eine kleine, stille Frau ganz in Schwarz mit tiefen Runzeln im Gesicht. Sie erzählt uns, dass sie aufgrund der Staatskrise kaum Rente bekommt und auf dem Markt ihre spärlichen Einkünfte aufbessert. Am Ende des Gesprächs drückt sie uns zwei riesige Büschel Kräuter für die Mönche in die Hand – eine Frau, die selbst kaum etwas zu beißen hat, will helfen und macht eine Spende! Wie in einer anderen Welt fühlen wir uns im Kloster Metamorphosis. Nur eine Fahrstunde weit von Kalamata hoch in den mit Olivenbäumen bewachsenen Hügeln – vom Gefühl her allerdings Lichtjahre von der Stadt entfernt. Ein Paradiesgärtchen, verborgen hinter dicken Mauern mit seltenen Tierrassen, Blumen und Bäumen. Vier Mönche leben hier in der Einsamkeit. Sie wirken wie aus der Zeit gefallen mit ihren langen Bärten und schwarzen Neugierig? Zwei Filme wurden produziert, die Sie hier ansehen können » Gewändern. Ihre Augen lächeln. Viel Liebe ist zu spüren und wenig Strenge, ganz anders als wir erwartet haben. Der Mittelpunkt der Gemeinschaft ist Abt Gabriel, der Klostergründer, 75 Jahre alt. Er empfängt die Colmberger persönlich, blickt mit seinen blauen Augen jeden einzelnen Gast genau an und betet mit ihnen. Abt Gabriel, ein weiser Mann. Werner, einer der Mitreisenden: „Man meint, wenn er mit einem spricht, der röntgt deine Seele.“ Wieder in Kalamata gehen unsere Dreharbeiten im Ambulatorium weiter. Die Colmberger Gruppe spendet regelmäßig Verbandszeug und Medikamente, mit denen die Ärmsten der Armen versorgt werden. Menschen ohne Aufenthaltsgenehmigung, Menschen ohne Geld für eine medizinische Behandlung – mittlerweile sind 60 Prozent aller Griechen wegen der desolaten finanziellen Situation des Landes in die Armut geschlittert und stehen ohne Krankenversicherung da. Eine Heldin des Alltags, die den von der Krise gebeutelten Menschen hilft, treffen wir in Agios Nikolaos. Christina von der Gruppe GAIA Die Colmberger leiten Spenden aller Art von der Windel bis zum Rollstuhl an sie weiter – Christina und ihre Initiative lindern damit die Not der Menschen vor Ort. Und das ehrenamtlich, neben ihrer Arbeit als Chefin eines Cafés im Nachbarort. „Ich bin manchmal 20 Stunden am Tag auf den Beinen, mein Telefon klingelt ununterbrochen, aber es macht nichts, ich tue einfach was nötig ist.“ Das neueste Projekt der Colmberger: Eine große Halle für GAIA. Der Spatenstich ist gemacht – im Oktober sollen die Bauarbeiten beginnen. Das Filmteam von Nehemiah Gateway Newsletter für Freunde und Unterstützer von NEHEMIAH GATEWAY 5 Photos: Jutta Benzenberg Expedition Deutschland – eine Studienreise hinterlässt bleibende Eindrücke Musana Ahmed ist begeistert: „Das war der wohl unvergesslichste Moment, den man überhaupt erleben kann.“ Gemeint ist die Internationale Berliner Begegnung vom 11. bis 12. Juni 2015, an dem der Student der Nehemiah Gateway University teilnahm, zusammen mit neun seiner Mitstudenten aus Afrika und Albanien. Man kann seine Begeisterung verstehen, schließlich traf er nicht nur Parlamentsmitglieder seines Heimatlandes Uganda, sondern konnte sich auch mit vielen Politikern und Intellektuellen aus aller Welt persönlich austauschen. Themen der Tagung wie „Verantwortung vor Gott und den Menschen“ und „Einander annehmen – Brücken bauen“ bewegen ihn tief. Er berichtet: „Die Vorträge inspirierten mich, meinen großen Traum mit aller Kraft weiter zu verfolgen: Für mein Land Uganda einen entscheidenden Beitrag zu leisten und eine Führungsrolle zu übernehmen in Bereichen wie Bildung oder Gesundheitswesen. Davon träume ich.“ Doch nicht nur diese Veranstaltung machte die Studienreise für ihn und seine Kollegen zum unvergesslichen Erlebnis. Für die Studenten der Betriebswirtschaft waren die Besuche bei Firmen wie adidas oder Weckerle Cosmetics sehr spannend. Viele BusinessPrinzipien, die sie bisher nur aus der Theorie kannten, erlebten sie zum ersten Mal in der praktischen Umsetzung, und zwar auf höchstem Niveau. Daneben gab es Grundlagen zu den Vorzügen ihres Dualen Studiums beim Besuch der renommierten Münchner Ludwig-Maximilians-Universität – und Impulse, wie man durch diesen Bildungsweg in den afrikanischen Heimatländern Veränderungen anstoßen kann. Ein weiterer Höhepunkt hat sich unauslöschlich in Musanas Erinnerung eingebrannt: Der Gesprächsabend im neuen Büro von Nehemiah Gateway in Berlin, an dem der Präsident der Republik Albanien, Bujar Nisani, und die Botschafterin der Republik Südsudan, Sitona Abdalla Osman, als Sprecher geladen waren. Musana fragte nach einem Rat für junge Menschen, die in die Politik gehen wollen. Die Antwort des Präsidenten wird er wohl noch oft brauchen können: „Einfach niemals aufgeben!“ Newsletter für Freunde und Unterstützer von NEHEMIAH GATEWAY 7 INTERNATIONALE HILFSORGANISATION Wir haben uns gut eingelebt! Seit Juni befindet sich das Headquarters in neuen Räumen Besucher bitten wir hinauf in den zweiten Stock, wo man Sie in der Rezeption willkommen heißt. In fünf Büros rund um den Empfangsbereich wird fleißig gearbeitet und am Ende des Flurs befindet sich der großzügige Besprechungsraum – sogar mit Blick auf das Wahrzeichen von Nürnberg, die mittelalterliche Burg. Wir sind froh, dass wir dort für unsere Partnerorganisationen und Freunde wieder Platz anbieten können für Besprechungen, Schulungen, Vereinsversammlungen, Redaktionstreffen u.v.m. Für viele Partner aus dem süddeutschen Raum bietet sich der Standort Nürnberg einfach an. Im Erdgeschoss gibt es noch mehr Platz. Ein zweiter Besprechungsraum wird für kleinere Treffen genutzt und für Passanten und Gäste werden wir in dem lichtdurchfluteten Raum eine kleine Ausstellung über Nehemiah Gateway einrichten – die großen Fensterflächen sind dafür ideal. Wenn Sie also einmal in der Nähe sind – einfach vorbeischauen! Wir freuen uns immer über Besuch. NEHEMIAH GATEWAY gemeinnützige GmbH Kontumazgarten 3 90429 Nürnberg ® NEHEMIAH GATEWAY, NEHEMIAH GATEWAY is a registered trademark of the NEHEMIAH GATEWAY gGmbH. © NEHEMIAH GATEWAY, 2015 Unser Headquarters – das ist der Hauptsitz von Nehemiah Gateway in Nürnberg. Seit Juni finden Sie uns im Kontumazgarten 3. Die neuen Büros sind nicht nur viel größer und heller, sondern auch ganz zentral gelegen in der Nähe der schönen Nürnberger Altstadt, direkt neben der historischen Stadtmauer am Westtor. T +49 911 60009960 F +49 911 60009969 [email protected] www.nehemiah-gateway.org IBAN: DE66 7605 0101 0011 0409 38 BIC: SSKNDE77 Besuchen Sie uns auch auf Facebook: www.facebook.com/NehemiahGateway Newsletter für Freunde und Unterstützer von NEHEMIAH GATEWAY 8