Aus der Region - Feuersturm fegt über Bonn
Transcrição
Aus der Region - Feuersturm fegt über Bonn
Aus der Region - Feuersturm fegt über Bonn | 1944 | Jahresrückblicke | Ar... http://www.general-anzeiger-bonn.de/news/archiv/jahresrueckblicke/194... Aus der Region - Feuersturm fegt über Bonn Von Sylvia Schmitz Zwanzig Minuten mit langwierigen Folgen - Die Innenstadt liegt in Trümmern Helft mir, helft mir!" Die Schreie gellen aus einem Schuhgeschäft über den Bonner Marktplatz. Ein Mann schleppt Kartons aus dem brennenden Haus, wirft sie auf den Platz. Der Dachstuhl des Hutladens an der Ecke Bonngasse brennt lichterloh. Mit langen Stangen versuchen Menschen, das brennende Holz herunterzuziehen. Sie wollen verhindern, daß die Nachbarhäuser Feuer fangen. "Mein stärkster Eindruck aber war der Feuersturm, der über die Altstadt fegte." Die Erinnerungen des Bonner Orthopädie-Technikers Erich Rocholz sind in einer Dokumentation über den Bombenangriff am 18. Oktober 1944 aufgezeichnet. 250 Bomber werfen beim schwersten Luftangriff, den Bonn im Zweiten Weltkrieg erleidet, ihre Fracht aus Phosphor-, Brand- und Sprengbomben über der Innenstadt ab. 300 Menschen sterben, 1000 werden verletzt, 20 000 obdachlos. Die Bomben zerstören 700 Häuser total und beschädigen 1000 weitere. Besonders die am Rhein gelegenen Teile der Altstadt, die Universität und das Rathaus liegen in Schutt und Asche. Viele Krankenhäuser, das Stadttheater, die Beethovenhalle, Schulen und Kirchen - darunter auch das Münster - werden stark in Mitleidenschaft gezogen. Auch auf die Beueler Seite fallen die Bomben. Um 9.45 Uhr heulen die Sirenen durch den Morgen. Luftalarm. Eine Stunde später beginnt der Angriff. Nach zwanzig Minuten endet der Spuk. Aber die Folgen verändern das Gesicht der Stadt. Zwischen Hofgarten und Rosental, Rhein und Friedensplatz liegt alles in Trümmern. Noch zwei Tage später steht eine Rauchwolke über Bonn. "Der nächste Bunker für uns war der am Bottlerplatz, aber dort herrschte meist starkes Gedränge, und deshalb liefen wir für gewöhnlich, auch wenn der Weg weiter war, zum Bunker in der Theaterstraße." Doch an diesem Tag weicht Erich Rocholz von dieser Gewohnheit ab und geht in den Keller des Hauses Bonngasse 2. "Nachdem es etwas ruhiger geworden war, stiegen wir auf das Dach des Hauses und sahen die Bescherung." Rauchwolken hüllen die Stadt ein. "Zuerst erblickte ich die Flammen, die aus dem Rathaus schlugen, aber drumherum brannte auch alles, und Leute liefen aus den Häusern." Das ganze Ausmaß der Zerstörung zeigt sich, als der Qualm verfliegt: Kaum eines der Häuser in der Innenstadt trägt mehr ein Dach. Leere Fensterhöhlen gähnen in nackten Wänden, Skelette aus Mauerwerk. Plünderer dringen in die beschädigten Häuser ein. Am 24. Oktober werden einige festgenommen, sie müssen mit der Todesstrafe rechnen. Vier Tage später beerdigen die Überlebenden auf dem Nordfriedhof die Opfer des schwersten Bombenangriffs auf Bonn, den die Bonner Nachrichten unter dem Titel "Mord-Terror rast über unsere Vaterstadt" beschreiben. Schon vorher - unter anderem am 4. Februar 1944 - hat es schwere Angriffe gegeben. Von Dezember 1944 bis Februar 1945 greifen weitere Flieger Bonn, Beuel und Bad Godesberg an. Die Chronik der Stadt Bonn zieht eine traurige Bilanz des Zweiten Weltkriegs: 6 376 Bonner sterben, darunter Gefallene, Zivilisten und Juden. Knapp 20 Prozent der Häuser in der Stadt liegen in Trümmern, als der Krieg zu Ende geht. Etwa 70 Prozent der Gebäude sind beschädigt. 1939 lebten 104 337 Menschen in Bonn, 43 000 leben am 1. Januar 1945 in der Stadt. Sie beginnen mit dem Wiederaufbau. Artikel vom 31.12.1998 14.10.2012 14:16