Auf der Suche nach demWerkzeug fürs Financial Modeling

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Auf der Suche nach demWerkzeug fürs Financial Modeling
Auf der Suche nach
dem Werkzeug fürs
Financial Modeling
— Steffen Rohr, syconomic GmbH —
Ein geeignetes Werkzeug
braucht jeder: was dem Maurer
seine Kelle, ist dem Chirurgen das
Skalpell. Da ich als Unternehmensberater seit Jahren komplexe Modelle für unterschiedliche Fragestellungen erstelle, hat mich interessiert, welches Werkzeug andere
verwenden, warum sie gerade dieses oder auch mehrere Tools nutzen und welche Vor- und Nachteile
damit verbunden sind. An dieser
Stelle möchte ich Ihnen gegenüber
offen sein und auch den Hintergrund meiner Befragung nicht verschweigen. Ich habe über viele Jahre Microsoft Excel verwendet und
würde mich als fortgeschrittenen
Anwender bezeichnen. Seit ca.
zehn Jahren verwende ich zur Erstellung meiner Modelle eine Mo-
dellierungs- und Simulationssoftware aus den USA. Und ja, wir sind
durch diese intensive Nutzung
auch zum Vertriebspartner im
deutschsprachigen Raum avanciert, wo wir aktuell die Markteinführung dieser Software vorbereiten. Wenn Sie dies für unmoralisch
halten, entschuldige ich mich dafür
– und allen anderen wünsche ich
viel Spaß beim Weiterlesen.
modelle zu bauen, die komplexe
Fragestellungen beantworten, um
damit Entscheidungen mit erheblicher finanzieller Tragweite vorzubereiten. Um meinen Fragen nachzugehen, habe ich Anfang 2016
rund 300 Leute auf Xing befragt,
die Financial Modeling in ihrem
Profil angegeben hatten und sich
somit offensichtlich mit diesem
Themen beschäftigen oder beschäftigt haben. Davon haben sich
Interessant schien mir für mei- 47 Leute gemeldet, und ich habe im
ne Befragung, Leute anzusprechen, Folgenden die Antworten für Sie
die sich im weitesten Sinne mit
und für mich zusammengefasst.
„Financial Modeling“ beschäftigen. Diese Auswertung ist weder repräNatürlich war mir bewusst, dass
sentativ noch statistisch korrekt,
Financial Modeling ein weiter Beaber vielleicht finden Sie sich darin
griff ist und unterschiedliche Fawieder.
cetten hat. Aber im Kern geht es
aus meiner Sicht darum, Finanz-
AUF DER SUCHE NACH DEM WERKZEUG FÜRS FINANCIAL MODELING
Es war ein Tabellenkalkulationsprogramm namens VisiCalc, mit
dem der PC Ende der 1970er Jahre
Einzug in viele Büros und Privathaushalte hielt. An dem Grundprinzip aus Zeilen und Spalten hat
sich bis heute nichts geändert, und
so wurde eines der Nachfolgeprodukte, nämlich Microsoft Excel, bis
heute rund eine Milliarde mal verkauft und wird für unzählige Arten
von Berechnungen verwendet.
Kaum verwunderlich, dass diese
Software auch für das Erstellen
spezielle Mathematik- bzw. Statistikprogramme wie MATLAB, SPSS,
STATA oder „R“ zum Einsatz.
”
Der wesentliche Grund
für den Einsatz
von Excel als
Werkzeug für
Financial Modeling ist nach Aussagen der Befragten die Flexibilität. Mit Excel
lässt sich im Prinzip jeder Berechnungszusammenhang abbilden,
egal ob es um Unternehmensbewertungen, Finanzierungen,
Unternehmensplanungen,
Stundensatzkalkulationen,
Wirtschaftlichkeitsanalysen
oder die Absatzplanung für Gießkannenverschlüsse in der
Westsahara geht. Ein
Befragter hat es auf den
Punkt gebracht: „Am
Ende lässt sich mit Excel
alles modellieren – nur mit entsprechend mehr oder weniger
Aufwand.“ Da es im Financial Modeling nicht das eine Modell gibt,
sondern es gerade darum geht, individuelle Zusammenhänge zu modellieren, wird diese Anforderung
durch die „grenzenlose“ Flexibilität
von Excel weitestgehend gelöst.
Marktverbreitung und Bekanntheit
dieser Software zusammenfassen.
Excel ist nach Aussagen der Teilnehmer eine Art „Standardsoft-
Am Ende lässt sich mit Excel alles
modellieren — nur mit entsprechend
mehr oder weniger Aufwand.“
Financial Modeling =
Excel-Programmierung?
komplexer Finanzmodelle eingesetzt wird. Man braucht also nicht
lange herum zu reden. Das Werkzeug für Financial Modeling ist Excel. Allerdings gaben manche der
Befragten an, Excel um bestimmte
Funktionalitäten anzureichern
oder neben Excel spezielle Softwareprodukte zu verwenden. Das
ist jedoch eher die Ausnahme als
der Normalfall. Um die Steuerung
von Abläufen in komplexen ExcelModellen zu automatisieren, erweitern manche Befragten ihre
Modelle um VBA. Für tiefergehende statistische Analysen werden
spezielle Excel-Add-Ins wie z.B.
Weitere Gründe für den EinRisk Kit oder @Risk verwendet. Für
satz von Excel lassen sich unter
diesen Zweck kommen aber auch
ware“, die jeder kennt und kann,
und wenn es auch nur Grundzüge
sind. Wie gesagt, ging ja der Siegeszug der PCs mit der Entwicklung von Tabellenkalkulationsprogrammen einher. Konkurrenzprodukte scheint es nicht bzw. nicht
mehr zu geben. „Excel ist der absolute Platzhirsch“, wie es ein Befragter so schön beschreibt. Durch diese Marktverbreitung sind
die erstellten Modelle gut austauschbar, d.h. man kann
sie mit Kollegen oder Mandanten
teilen bzw. weitergeben, weil eben
jeder diese Software verwendet.
Ob die übergebenen Modelle allerdings nachvollziehbar und für
einen Dritten verständlich sind,
scheint erst einmal nachrangig zu
sein.
Excel hat jeder,
Excel kann jeder.
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AUF DER SUCHE NACH DEM WERKZEUG FÜRS FINANCIAL MODELING
Zwar nutzen alle Excel als
Werkzeug im Financial Modeling,
allerdings scheint diese Marktver-
plexen Modellen schwierig, obwohl
dies eine elementare Voraussetzung für das Financial Modeling zu
seien scheint. Da die Ergebnisse eines Financial Models
Grundlage für Entscheidungen mit erheblicher Tragweite sind, darf ein Financial
Model niemals eine „Black
Box“ sein. Durch die unzureichende Transparenz vieler Modelle
kann sich die Fehlersuche durchaus
schwierig gestalten. Jeder, der
schon einmal ein komplexes ExcelModell prüfen musste, weiß sicher,
was hiermit gemeint ist. Verwundert hat mich in
diesem Zusammenhang, dass nur
wenige Befragte
sich zur Fehleranfälligkeit von Excel-Modellen geäußert haben, obwohl laut einer Untersuchung der
University of Hawaii über 90% aller Excel-Modelle fehlerhaft sein
sollen. Das gefährliche daran ist,
dass man teilweise gar nicht merkt,
dass die Ergebnisse fehlerhaft sind,
weil das Modell trotzdem
noch Ergebnisse berechnet.
Größer, schneller, weiter
– Komplexität braucht
Rechenleistung
breitung auch Ursache für Probleme zu sein, die ein Befragter treffend wie folgt zusammenfasst: „Excel verleitet durch seine weite Verbreitung dazu, dass das Tool auch
für Fälle eingesetzt wird, für die es
eigentlich gar nicht geeignet ist,
vor allem noch in Zusammenhang
mit VBA“. Als ersten Nachteil nennen die Teilnehmer Performanceund Stabilitätsprobleme, die bei
rechenintensiven Modellen mit
komplexen Berechnungen und
großen Datenmengen auftreten
können. Dadurch dauern Berechnungen dann recht lange und Excel
kann im schlimmsten Falle sogar
„abstürzen“. Ob dies an Excel oder
der Leistung des Rechners liegt,
kann an dieser Stelle allerdings
nicht geklärt werden.
Nichts für schwache Nerven —
Mehrdimensionalität und
Erweiterbarkeit
Das „Black-Box“Problem …
Ein weiterer
wesentlicher
Nachteil ist die
fehlende Transparenz „bei der Abbildung komplexer Geschäftsmodelle bzw. der Abhängigkeiten einer großen Anzahl
von Variablen untereinander“. Dadurch werden die Auditierung und
die Nachvollziehbarkeit von kom-
hat noch Änderungswünsche. Nun
sollen z.B. Mengen nicht wie ursprünglich angedacht nur nach
Produktgruppen, sondern auch
noch nach Produkten und Regionen „aufgebrochen“ werden. Außerdem sollen noch verschiedene
Szenarien durchgerechnet werden.
Das kostet nicht nur Zeit, sondern
auch Platz, da man in Excel in einer
zweidimensionalen Tabelle „gefangen“ ist. Daraus entstehen nicht
selten Dateien mit großem Umfang
und einer Vielzahl von Arbeitsblättern, wobei man mit jedem dieser
Ein weiteres Problem
bei der Verwendung
von Excel liegt in der Erweiterung
komplexer Finanzmodelle. Wer
kennt das nicht: nach mühseliger
Arbeit ist das Excel-Modell endlich
fertig und dann kommt der Chef
oder der Kunde um die Ecke und
Blätter die Wände des Büros tapezieren könnte. Das ganze gestaltet
sich umso schwieriger, wenn man
ein Modell erweitern soll, das man
nicht selbst erstellt hat. Da kann
man nur hoffen, dass das Modell
nach der Erweiterung immer noch
richtig rechnet. Außerdem wurde
genannt, dass komplexere statistische Aufgaben nur mit Hilfe von
Makros oder Add-Ins lösbar sind.
Es ist zu vermuten, dass deswegen
die bereits oben genannten Mathematik- und Statistikprogramme
neben Excel zum Einsatz kommen.
Ein weiteres Problem scheinen Zirkelbezüge in Excel zu sein, die
ebenfalls relativ häufig genannt
wurden.
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AUF DER SUCHE NACH DEM WERKZEUG FÜRS FINANCIAL MODELING
“
Everything that’s wrong with the
common spreadsheet is fixed in
Analytica.” — PC Week
Wenn ich die von den
Befragten geschilderten
Vor- und Nachteile richtig
deute, bräuchte man für das Financial Modeling ein Werkzeug, mit
dem man wie in Excel jeden Berechnungszusammenhang modellieren könnte, aber so, dass auch
jeder Dritte selbst komplexe Modelle einfach nachvollziehen kann.
Dieses Werkzeug müsste mit „InMemory-Technology“ auch komplexe Modelle mit großem Datenvolumen performant berechnen
können. Modelle müssten um neue
Dimensionen oder zusätzliche
Elemente leicht erweiterbar sein
ohne dabei die Formeln oder die
Berechnungslogik anzupassen. Statistische Analysen, wie die Berücksichtigung von Unsicherheiten,
syconomic GmbH
müssten durch integrierte MonteCarlo-Simulation unterstützt werden, ohne dass man dafür ein AddInn oder eine separate Software
benötigt. Zirkelbezüge dürften bei
diesem Werkzeug gar nicht erst
entstehen, weil sie auch in der „Natur“ nicht vorkommen und wenn,
dann zumindest immer einen Zeitversatz beinhalten.
Um so ein Werkzeug nutzen zu
können, müsste man sich aber von
dem Grundprinzip aus Zeilen und
Spalten lösen und sich stattdessen
auf die Modellierung der Berechnungszusammenhänge in Form eines Einflussdiagrammes einlassen.
www.syconomic.de
Stephanstraße 14 04103 Leipzig
[email protected]
+49-341-60430558
Das ist schwierig, weil
der Mensch Gewohnheiten hat, die er nur
ungern ablegt und der Umgang mit
einem neuen Werkzeug zuerst
einmal Zeit kostet, selbst dann,
wenn man durch dieses neue
Werkzeug perspektivisch viel
schneller bessere Modelle bauen
könnte. In den USA ist Analytica
von Lumina Descision System
schon relativ weit verbreitet, und
Sie können einer der ersten in
Deutschland sein, der diese geniale
Modellierungs- und Simulationssoftware erlernt und verwendet.
Neugierig geworden? Dann gibt’s
hier mehr: www.beyondexcelmodeling.com

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