STS-Zoobericht: Knies Kinderzoo, Rapperswil

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STS-Zoobericht: Knies Kinderzoo, Rapperswil
SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS
ZOOBERICHT / UPDATE 2015
Knies Kinderzoo, Rapperswil
www.knieskinderzoo.ch
Knies Kinderzoo in Rapperswil hat sich auf Kinder und Familien spezialisiert. Die neu erstellten
Anlagen für Elefanten, Gepard und, Humboldt-Pinguine sind Beweise für die grossen Anstrengungen, die unternommen werden, um den Tieren tiergerechte Anlagen zur Verfügung zu stellen. Mit
der Realisierung des Elefantenparks «Himmapan» ist dem Kinderzoo ein grosser Wurf in Bezug auf
artgerechte und zukunftsweisende Elefantenhaltung in menschlicher Obhut gelungen! Pädagogisch
sehr wertvoll sind die vorbildlichen Haltungen für Heimtiere wie Meerschweinchen, Kaninchen und
Schildkröten. Kinder und Eltern sehen konkret, wie eine tiergerechte Haltung dieser beliebten
Heimtiere aussieht.
Positive Beispiele
Erdmännchen und Fuchsmanguste
Grosszügiges Gehege, in dem die zwei Tierarten
gemeinsam leben. Die zahlreichen, durch die
Tiere selber gegrabenen Löcher, «Sonnenplätze» (draussen und mit Wärmelampen im Haus)
sowie eine Innenanlage erlauben den Tieren ein
artgemässes Leben, viel Beschäftigung und tolle Rückzugsmöglichkeiten. Eine schöne, gute
An-lage für die kleinen, flinken Tiere.
Totenkopfaffen und Goldaguti
Ein grosszügiges Gemeinschaftsgehege, gebaut als riesige Voliere,
mit ausgiebigen Klettermöglichkeiten für die kleinen Affen. Unterschiedlicher, natürlicher Untergrund (Schnitzel, Kleewiese, etc.) und eine vielfältige Topographie bringen die nötige Abwechslung.
Fazit: Eine vorbildliche Gemeinschaftshaltung.
Giraffen, Zebras, Watussi-Rinder und Perlhühner
Steppenartige Gemeinschafts-Anlage mit unterschiedlichen Bodensubstraten und einem Sandbad.
In grossen Teilen kein direkter Kontakt Besucher / Tiere möglich (Rückzugsmöglichkeiten für die
Tiere). Von einer erhöhten Plattform aus kommen die Besucher den fressenden Giraffen aber sehr
nahe, wenn diesen frische Zweige und Laub gereicht werden. Grosse Innenanlage im hinteren Bereich. Mit 2500 m² eine grosszügige Anlage. Rückzugsmöglichkeiten, Schatten, Beschäftigungsobjekte etc. sind vorhanden. Das neue Giraffenhaus bietet den Tieren auf rund 300 m² mit flexiblen Boxenwänden ein grosses Nachtquartier. Hier können die Tiere nach Bedarf in verschiedenen
Gruppen abgetrennt werden (z.B. Geburt, Bulle usw.)
Innenstallung gehört ein permanent begehbarer Auslauf von ca. 300 m². Dieser Auslaufboden
ist frostsicher gestaltet. Das Giraffenhaus bietet verschiedene Strukturen, wie etwa höhenverstell-
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bare Futterkästen. Diese werden täglich in unterschiedlicher Höhe arretiert. An fest installierten
Baumstämmen werden abends frische Futteräste zur nächtlichen Beschäftigung der Tiere befestigt. Eine flexible Veterinärbox ermöglicht
Untersuchungen und Behandlungen der Tiere
ohne Sedation.
Den Watussi-Rindern und Zebras stehen
Bürsten zum Schrubben und ein Sandplatz zur
Verfügung. Ein gelungener Fall von «Verhaltensbereicherung» für alle beteiligten Tierarten!
Kamele
Die Kamele sind mit Zackelschafen und Chabo Hühnern vergesellschaftet. Es hat verschiedene Unterstände und Rückzugsmöglichkeiten für die einzelnen Tierarten.
Auf der neuen Anlage stehen den Kamelen über
4000 m² zur Verfügung. Der Kamelhengst kann in
einem Laufstall mit permanentem Auslauf gehalten
werden. Er bleibt dabei in ständigem direktem Kontakt zu den weiblichen Tieren. Für abkalbende Kamelkühe steht eine Mutter-Kindbox zur Verfügung,
so dass die Mutter und ihr Neugeborenes erst einmal ein paar Tage Ruhe haben. Das Gehege ist
reich strukturiert, neben verschiedenen Bodensubstraten wie Sand und Gras gibt es frische Bäume zum Schälen und alte Baumstämme zum
Kratzen. Täglich findet das Karawanenreiten mit 5–6 Kamelen statt. Die Kinder dürfen die Kamele
auch unter Anleitung füttern, wobei es den Kamelen frei steht, sich füttern zu lassen oder sich
zurückzuziehen.
Elefanten
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Die Elefantenhaltung ist die «Paradedisziplin»
des Kinderzoos Rapperswil, und es wird ein grosser Aufwand betrieben, um die Tiere geistig und
körperlich zu beschäftigen und tiergerecht unterzubringen. Mit dem 2015 eröffneten, 6500 m²
grossen Elefantenpark «Himmapan» bietet der
Kinderzoo seiner Elefantenherde nun auch im
Aussenbereich eine tiergerechte Haltung und
reiht sich mit dem nahen Zoo Zürich unter die
besten Elefantenhaltungen Europas ein.
Total erneuert wurde bereits früher der 800 m²
grosse Elefantenstall jenseits der Strasse. Dort
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lebten die sechs Elefanten bisher nachts und im Winter. Im Winter gesellen sich
jeweils auch die Elefanten des Circus Knie hinzu. Der Stall ist mit viel Tageslicht ausgeleuchtet
und mit einem neu entwickelten Bodenbelag versehen. Zusätzlich stehen Sandboxen zur Verfügung.
Ein flexibles Boxensystem ermöglicht eine unterschiedliche Strukturierung des Stalles: Die ganze
Stallfläche kann der Gruppe zur Verfügung gestellt und bei Bedarf in einzelne Teile unterteilt werden. Positiv ist auch, dass die Tiere nie angebunden werden und sich in ihrem Abteil auch nachts
frei bewegen können. Für die kalten Tage stehen UV Lampen zur Verfügung.
Die Innenstallungen der Kühe sind vom Auslauf/Elefantenpark durch die Strasse getrennt. Die
Elefantenkühe werden täglich von ihren Pflegern über die Strasse und auf ihre Anlage im Zoo geführt. Mit der Erstellung des Elefantenparks «Himmapan» wurde zusätzlich ein neuer Stall für die
Haltung eines bis zwei Elefantenbullen gebaut. Dieser kann aber so unterteilt werden, dass bei
schlechter Witterung die Kühe sich auch in den beheizten Bereich zurückziehen können. Als Verhaltensanreicherung und zu Trainingszwecken unternehmen die Tiere (auch die während der Zirkustournee daheim gebliebenen) regelmässig geführte Spaziergänge.
Die beiden Innenstallungen sowohl dies- als auch jenseits der Strasse sind mit die Besten ihrer
Art in der ganzen Schweiz. Die insgesamt sechs (Sommer) respektive neun (Winter) Elefantenkühe
bewegen sich frei in riesigen Hallen, die durch Betonpfeiler und verschiedene massive Trennzäune
in miteinander verbundene und ständig zugängliche Teilbereiche aufgeteilt sind. So können sich
die Tiere im Winter wie im Sommer sowohl gemeinsam auf grossen, gut eingestreuten Offenflächen
aufhalten, als auch sich bei Bedarf aus dem Weg gehen. Die weichen Kunststoffböden in den
Gängen und Pflegebereichen sind so gebaut, dass Urin und Wasser von alleine abfliessen. Die
Ruhe- und Futterplätze sind dick mit Stroh und Sand (mehrere, unterschiedliche Substrate bieten
Wahlfreiheit) eingestreut. In einem eigens eingerichteten Sandbad können die Elefanten nach Lust
und Laune Sand anhäufen, darin wühlen, sich wälzen oder im Sand ruhen – ein Angebot, von dem
offenbar rege Gebrauch gemacht wird! Die speziellen Sandboxen ermöglichen auch älteren Tieren,
sich an Sandhaufen anzulehnen und so besser wieder aufzustehen. An den Wänden befinden sich
zum Scheuern geeignete Materialien, und an den Decken wie auch am Boden befinden sich diverse
Beschäftigungsmöglichkeiten (z.B. mit Heu oder Gemüse gefüllte Plastiktonnen oder eiserne Gitterquader), welche das Erlangen von Futter erschweren und die Elefanten zum geschickten Einsatz
ihres Rüssels animieren.
Unterschiedliche Haltung von Elefantenbullen und Kühen:
Insbesondere für die geplante Bullenhaltung ist der «Protected conatct» unumgänglich! Durch den
Neubau der Aussenanlage und des zusätzlichen Bullenstalles kann man einen Elefantenbullen im
«Protected contact» halten (d.h., die Pfleger sind immer durch einen Zaun von dem Bullen getrennt,
sie interagieren mit ihm durch massive Schutzzäune, was Kooperation und entsprechendes Training
der Tiere bedingt). Der neue Bullenstall verfügt auch über eine Behandlungsstandbox, in welcher
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die Tiere gepflegt und zugleich die Sicherheit der
MitarbeiterInnen gewährleistet werden kann.
Auf rund 6500 m² (und damit der grössten
Elefanten-Anlage der Schweiz) stehen den neun
Elefantenkühen und ihrem Zuchtbullen grosszügige Ausläufe mit naturnahen Strukturen (Felsen,
Asthaufen, Lehm-Suhlen, Wasserfall-Dusche,
Kratz-Bäumen und Schattenplätze), sandigem
Untergrund und ein zusätzlicher Bullenstall mit
Kral, sowie ein bis zu 3.5 m tiefes, rund um einen
Felsen angelegtes Bad mit Seewasser zur Verfügung. Die Besucher erhalten über Holzbrücken
Einblick in die neue Anlage. Die Tiere werden auch nicht mehr bloss an einem Ort gefüttert, sondern
müssen sich ihre Nahrung an verschiedenen Stellen im Gehege suchen und erarbeiten (etwa über
Kopfhöhe hängende Heugitter, Asthaufen am Boden, Futterverstecke im Felsen, die nur mit dem
Rüssel erlangt werden können usw.). Zudem werden die Futterverstecke in den Felsen per Zeitschaltuhr gesteuert und geben willkürlich Futter frei – die Tiere müssen es also immer wieder
probieren und ausfindig machen, wo sich gerade eine Gelegenheit zur Nahrungsaufnahme bietet.
Die Elefanten verfügen nun über ein strukturiertes Territorium mit nach neuesten tiergartenbiologischen Erkenntnissen erstellten, naturnahen Landschaftsausschnitten.
Gepard
Das Gepardengehege wurde ebenfalls 2015 eröffnet
und bietet drei Tieren, u.a einem jungen Kater aus
dem Zoo Basel, eine neue Heimat. Das Gehege ist in
der Fläche grosszügig bemessen und bietet steppenartigen Untergrund (Gräser und Sand), einen Hügel
als Ausguck mit einem hölzernen Unterstand als
Unterschlupf, sowie einen künstlich beheizten Felsen und Baumstamm als erhöhter Liegeplatz und
Gepardgerechte, einfache Klettermöglichkeit.
Humboldt-Pinguine
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Auch die Pinguin-Anlage ist 2015 neu eröffnet
worden. Kernstück des Geheges ist eine grosse
und mehrere Meter tiefe Wasserfläche mit einem
Felsen in der Mitte. Die kleinen, wendigen Pinguine können hier ausgiebig schwimmen, tauchen
und tümmeln und auf Felsen klettern. Im hinteren Teil des Geheges befindet sich eine grosszügig
bemessene Landfläche mit einigen Büschen,
weiteren Felsen und zahlreichen Bruthöhlen. So
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gleicht der Landteil stark dem natürlichen Lebensraum dieser Pinguin-Art, der Pazifikküste
Nordchiles und Perus und den ihr vorgelagerten,
kargen Inseln.
Anmerkungen
Seelöwen
Weniger tiergerecht und zu verbessern ist aus
STS-Sicht die Haltung der Seelöwen. Die Becken
sind viel zu klein, zu wenig tief und – abgesehen von den Verbindungskanälen zwischen den Becken
– kaum strukturiert. Die Tiere verfügen über ein kleines Becken im Innenraum (total 106 000 Liter)
das über einen Schwimmkanal mit dem Vorführbecken von 750 000 Liter (ca. 180 m²) verbunden
werden kann. Zusätzlich können die Tiere ein winziges, von der Seite frontal einsehbares SalzwasserAussenbecken von 50 000 Litern nutzen.
Für Seelöwen als Schnellschwimmer und Tieftaucher sind solche Verhältnisse, auch wenn die
Mindestvorschriften der Tierschutzverordnung übertroffen sind, viel zu eng.
Auch die drei Trockenplätze von 50 m² am Vorführbecken, 15 m² und 10 m², sind klein und
grösstenteils nur im Innenraum vorhanden. Zusätzlich zu den Trockenplätzen stehen den Tieren ein
Floss von 4 m² und ein Rost von 10 m² im Innenbereich zur Verfügung. Für die Besucher ist nur ein
Teil der Anlage einsehbar. Positiv aus Tierschutzsicht: Der Zooleitung sind diese Mängel durchaus
bewusst, und die ganze Anlage soll mittelfristig neu konzipiert und vergrössert werden.
Eine wirklich tiergerechte Haltung von Seelöwen als bewegungsfreudige, intelligente und soziale
Meeressäuger ist äusserst anspruchsvoll und aufwendig. Die Tiere sollten zur Vorbeugung von
Gesundheitsproblemen in Salzwasser (statt
chloriertem Süsswasser) gehalten werden (derzeit
nur im kleinen Aussenbecken der Fall) und
benötigen Strukturen wie Licht und Schatten,
Ruheplätze auf Sand oder Kieselsteinen zum
Sonnenbaden, unterschiedlich tiefe Wasserstellen,
Vorsprünge, Überhänge unter Wasser und Inseln
oder Kletterfelsen. Auch eine künstliche Brandung
ist denkbar und Verhaltensanreicherung in Form
erschwerter Futtersuche und/oder «Arbeit»
notwendig, um die Tiere ausreichend zu
beschäftigen. Derzeit ist aus Tierschutzsicht
keine der Seelöwenhaltungen in der Schweiz
genügend.
Last update: 2015
[email protected] · www.tierschutz.com
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