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MITTELBADISCHE PRESSE
www.bo.de
Donnerstag, 13. März 2014
ORTENAU-REPORTAGE
U
nbemerkt kommt bei
Familie Schwaab in
Nordweil keiner auf den
Hof: Der Zündschlüssel
am Auto ist noch nicht
gezogen, da erschallt
vielstimmiges, selbstbewusstes Bellen. Acht
Rauhaardackel sausen im Tiefflug über
die Wiese, wuseln
aufgeregt um die Beine des Neuankömmlings. Familie
Teckel heißt stürmisch willkommen.
S
eit über 20 Jahren sorgen
die Schwaabs für Dackelnachwuchs – und das mit
großem Erfolg. Davon zeugen 25
Pokale, die in der Küche oben auf den
Schränken aufgereiht sind. Und das
ist nur die Ausbeute
der vergangenen beiden Jahre. »Die anderen haben wir zwischengelagert«,
erzählt Hildegard Schwaab, die
mit ihrem Mann rund acht Hundeschauen pro Jahr besucht. Auf ihrem Arm schlummert Diavolo, ein
zehn Wochen alter Welpe, den das
Paar vor kurzem im Münsterland
gekauft hat. Er soll frisches Blut in
die Zucht bringen.
Am Wochenende stehen aber Rocky und Rosalie im Mittelpunkt.
Sie sollen die Pokalarmada in der
heimischen Küche um weitere Exemplare erweitern. Die Teckel sind
hochdekoriert und verkörpern ideal den Rassestandard: optimaler Körperbau, raues, dichtes und
gleichmäßiges Haarkleid, buschige
Augenbrauen und einen ausgeprägten Bart. »Den Rauhaardackel gibt
es in drei Größen. Die Standardversion hat einen Brustumfang
von über 35 Zentimetern, wiegt etwa neun Kilo und wird vor allem
Dackel de luxe
Hansjörg und Hildegard Schwaab aus Nordweil sind auf den Hund gekommen:
Sie züchten Rauhaardackel. Momentan gibt es bei ihnen nur ein Thema,
denn Rocky und Rosalie treten am Wochenende bei der Internationalen
Hundeausstellung in Offenburg an. Da wird gebadet, getrimmt
– und vor allem für den Laufsteg geübt.
Von B r igi t t e G ass (T ext)
für die Jagd eingesetzt«, nennt Hansjörg Schwaab die
Idealmaße. Zwergdackel seien ideale
Familienhunde, die
noch kleineren Kaninchenteckel seien bei Jägern
beliebt. Die kleinen Helden werden als Erdhunde eingesetzt, das
heißt sie kriechen selbstständig in
einen Fuchs- oder Kaninchenbau und zerren das Wildtier heraus. »Das braucht jede Menge
Mut, Kraft und Eigenständigkeit – ein Grund, warum Dackel nicht so leicht zu erziehen
sind und einen selbstbewussten Herrn brauchen.«
D
amit bei Rocky und Rosalie in Offenburg auf dem
Laufsteg alles klappt, wird
im heimischen Garten intensiv geübt. »Besonders das Stellen auf
dem Richtertisch müssen wir immer wieder üben«, sagt Hildegard
Schwaab. Das heißt: Kopf hoch,
und
U l r ich M a r x (F otos)
aufmerksamer Blick, Rücken gerade, die Hinterläufe leicht nach
hinten ausgestellt. Die Züchterin erklärt es und rückt Rosalie
sanft, aber bestimmt in die richtige
Position. Dazu gehört auch, dass
sich die Hunde von der Jury das Maul öffnen und
die Zähne begutachten lassen. Bei der Dackeldame ist
das kein Problem, schließ-
Mit dicken Brauen
und buschigem Bart
zum Sieg
lich gibt es nach dem perfekten Posing ein Leckerli zwischen die blanken Zähne – kalorienarm versteht
sich, schließlich soll die Hundedame am Wochenende auf jeden Fall
eine perfekte Taille präsentieren.
Und auch mit dem tapsigen Diavolo
wird schon spielerisch das Posing
trainiert.
Danach darf Rosalie
noch kurz zum »Frisör«: Mit einem kleinen
gezackten Trimmmesser wird ihr die Unterwolle aus dem Fell
gezogen, abstehende
Haare gekürzt. »Rauhaarteckel sollen am ganzen
Körper ein mit Unterwolle durchsetztes, vollkommen
gleichmäßig anliegendes, dichtes, drahtiges Deckhaar
haben«, erklärt Hansjörg Schwaab dem
Laien die Verschönerungsarbeiten, die bei
der drahtigen Hundedame nicht allzu lang
dauern.
Hübsch sein ist aber nicht alles,
denn für die Schau im Ring brauchen Herr und Hund gute Nerven
und Routine. Denn außerhalb vom
Ring gibt es einfach zu viel Ablenkung.
R
ocky ist erfahren, schließlich hat er auch schon etliche
Prüfungen, etwa Verhaltensund Wesenstest, erfolgreich absolviert, um überhaupt als Zuchtrüde
zugelassen zu werden. Lärm bringt
ihn nicht aus der Ruhe, er folgt im
größten Trubel und lässt sich auch
wegschicken.
»Wir nehmen die Kleinen immer
mal wieder mit, etwa in den Baumarkt, damit sie Neues sehen und
Erfahrungen mit fremden Menschen machen können«, berichtet
Hildegard Schwaab. Der aktuelle Wurf von Hündin Jule ist dafür
noch zu klein: Die vier Welpen, gerade mal eine Handvoll Hund, erkunden den Garten.
Wohl über 200 Welpen haben bereits die Schwaab’sche Kinderstube durchlaufen und bereiten ihren
neuen Besitzern viel Freude. Das
zeigen die vielen Geschichten von
Hundebesitzern auf der Homepage
des Paars, dabei ist es eher durch
Zufall auf den Dackel gekommen.
»Unser erster Hund war ein Yorkshire-Terrier und gesundheitlich
sehr empfindlich. Danach wollten wir was Robustes, Wetterfestes und Pflegeleichtes«,
erzählt
Hansjörg
Schwaab. Und das ist sie,
die Dackelbande.
◼ Nächsten Donnerstag lesen
Sie: Brigitte und Roland Schmidt aus
Rheinau unterstützen seit vielen
Jahren Kinder in Tansania und
Namibia. Dazu packen sie in Afrika
mit an. Stefan Bruder war dabei.
Eine Bildergalerie zu diesem
Thema finden Sie unter :
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Ein Video zu diesem Thema
finden Sie unter:
www.mibatv.de | Videocode: 14763
Bilder oben: Mit dem Trimmmesser legt Hildegard Schwaab letzte Hand an den perfekten Bart. Die Dackel der Familie haben Stammbaum und Jagdtrieb. Unten: Neugierig erkundet der
Hundenachwuchs den Schwaab’schen Garten, aber bei Mama Jule ist es immer noch am sichersten.