Dänen bauen am Fehmarnbelt
Transcrição
Dänen bauen am Fehmarnbelt
Ü B E R PA R T E I L I C H, U N A B H Ä N G I G Lübe¬er Na¡ri¡ten Ostholsteiner Nachrichten · Nord Nr. 55 | 9. Woche | 71. Jahrgang | 1,20 € www.LN-online.de | Sonnabend, 5. März 2016 > < WM-Skandal: Neue Spuren führen zu Beckenbauer OSTHOLSTEIN Fotos: Lutz Roeßler, dpa, AFP, Femern A/S Frankfurt am Main. Keine vollständige Aufklärung der Affäre, dafür neue Spuren zu Franz Beckenbauer (Foto): Der mit Spannung erwartete Freshfields-Bericht zu möglicher Korruption rund um das „Sommermärchen“ rückt die Rolle des deutschen WM-Machers erneut in den Fokus. Die Untersuchungen bringen den damaligen Organisationschef der Fußball-WM 2006 in Zusammenhang mit dubiosen Zahlungen, die am Ende beim skandalumwitterten Mohamed bin Hammam in Katar gelandet sein sollen. Die wesentlichen Fragen aber konnte auch der gestern vorgestellte Report der Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer nicht klären. Wie der Deutsche Fußball-Bund bekanntgab, hätten die Wirtschaftsexperten keinen Beleg für einen Stimmenkauf für den Zuschlag für die WM 2006 gefunden. Seiten 2, 20 THEMEN DES TAGES Ehepaar Adebar ist schon wieder da Immer früher kehren die Störche zurück in den Norden – wie hier in Nusse (Kreis Herzogtum Lauenburg). Die ersten waren schon An- Gestrandet in der Türkei Istanbul / Kiel. Etwa 2,7 Millionen syrische Flüchtlinge leben derzeit in der Türkei – eine Weiterreise ist für sie blockiert. Aber längst nicht alle wollen weiter nach Europa. Die Türkei tut allerdings wenig für die Integration der Flüchtlinge. Unterdessen entspannt sich die Lage in Schleswig-Holstein im Vergleich zu anderen Bundesländern. Vor allem der Ausbau der Erstaufnahmekapazitäten hat die Situation deutlich verbessert. Seiten 3, 7 den Dörfern aber freuen sich jedes Jahr, wenn „ihre“ Adebare wieder da sind. Und sie tun alles, damit die Tiere sich wohl fühlen. Seite 6 LN - 5.3.2016 Letzte Zweifel ausgeräumt: Dänen bauen den Belttunnel Blutkrebs: Mike braucht Spender Wangels. Der 17-jährige Mike aus Hansühn (Ostholstein) erhielt die Diagnose vor acht Wochen. Blutkrebs. Krankenhaus-Aufenthalte, Untersuchungen, Chemotherapie prägen nun seinen Alltag. „Jetzt heißt es, mit voller Kraft gegenan“, sagt Mike. Seine Chance auf die Rückkehr in ein unbeschwertes Leben ist eine Knochenmark-Spende. Eine Typisierungs-Aktion soll die Suche nach einem genetischen Zwilling unterstützen. Lokales fang Februar wieder an ihrem angestammten Nistplatz. Experten rätseln, wieso viele Störche so zeitig hier sind. Die Storchenväter in Parlament in Kopenhagen gibt grünes Licht für Vergabe von Aufträgen – Baufirmen aus fünf Nationen dabei – Meyer: „Werden jetzt unseren Job tun“ – Grüne bekräftigen ihre Skepsis Von Curd Tönnemann Kopenhagen/Kiel. Die Entscheidung ist gefallen: Die Dänen bauen am Fehmarnbelt den längsten Absenktunnel der Welt. Dafür hat eine parlamentarische Mehrheit im Kopenhagener Folketing der Regierung grünes Licht gegeben. Das teilte Dänemarks Transportminister Hans Christian Schmidt (Venstre) gestern mit. „Ich finde, dass dieses Projekt wieder in der richtigen Spur ist“, sagte Schmidt erleichtert. Zuletzt hatte das Milliardenprojekt wegen Verzögerungen und höherer Kosten scheinbar auf der Kippe gestanden. „Eine gute Nachricht für Dänemark und Schleswig-Holstein“, reagierte Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD). „Wir werden jetzt auf unserer Seite unseren Job tun.“ Auch die FDP begrüßte „dieses klare Signal aus Kopenhagen sehr – allen grünen und teilweise roten Unkenrufen zum Trotz“. CDU-Fraktionschef Daniel Günther forderte Minis- Das Milliardenprojekt in Zahlen 17,6 Kilometer lang soll der Belttunnel zwischen dem ostholsteinischen Puttgarden und Rødbyhavn (Lolland) werden. Das Bauwerk kostet 7,1 Milliarden Euro. Dänemark finanziert das Projekt mit Unterstützung der EU. Deutschland kommt für seine Hinterlandanbindung von Straße und Schiene auf. Inklusive einer neuen Fehmarnsundquerung liegen die Kosten bei rund zwei Milliarden Euro. Die Eröffnung des Tunnels ist für 2028 geplant. terpräsident Torsten Albig (SPD) auf, mit einem formellen Kabinettsbeschluss zur Unterstützung der Fehmarnbelt-Querung nachzuziehen. Und alle Querungs-Gegner sollten der Kopenhagener Entscheidung „nicht länger mit Fundamental-Opposition begegnen“. Mit dem gestrigen Beschluss haben die dänischen Planer von Femern A/S freie Bahn: Sie können mit den bevorzugten Bieterkonsortien in finale Verhandlungen tre- ten. Am Ende steht die Unterschrift unter die Verträge. Sie muss bis Mai geleistet sein. Sonst sind die Unternehmen, die aus Dänemark, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Belgien stammen, nicht mehr an ihre Kalkulation gebunden. Die Verträge ständen hinsichtlich der Aufnahme der Arbeiten unter dem Vorbehalt der deutschen Baugenehmigung, teilte Femern A/S mit. Durch Verzögerungen in der Planung wird mit einem Baubeginn nicht vor 2019 gerechnet. Halten Soll kommen: der Belt-Tunnel. die Dänen diesen Termin nicht ein, werden die Bauunternehmen mit 40 Millionen Euro entschädigt. „Wir müssen uns jetzt voll darauf konzentrieren, Kontakt zu den deutschen Behörden zu halten“, sagte Schmidt. Auf deutscher Seite liegt nicht einmal der Planfeststellungsbeschluss vor – das ist die Baureife. Es gilt, 3100 Einwendungen gegen den Tunnel zu beantworten. Meyer: „Das muss sauber abgearbeitet werden.“ Der Minister rechnet mit dem Planfeststellungsbeschluss nicht vor Ende 2017. Sollten Projektgegner vor Gericht ziehen, ist mit einer Verzögerung von ein bis zwei Jahren zu rechnen. Der Nabu will sich „mit allen zur Verfügung stehenden juristischen Mitteln“ wehren, kündigte ein Sprecher bereits an. Die Grünen bekräftigten ihre Skepsis. „Solange nicht geklärt ist, wer das finanzielle Risiko trägt, ist die heutige Erklärung nicht mehr wert als das Papier, auf dem sie geschrieben steht. Das ist bekanntlich geduldig“, sagte Andreas Tietze. Seiten 2 und 10 2017 wird die Grömitzer Seebrücke aufgehübscht Die Grömitzer Seebrücke soll saniert werden. Bis Spätsommer will der Tourismus-Service ein Konzept erstellen. Die mehr als 30 Jahre alte Konstruktion soll neue Bohlen bekommen. Auch ist eine Modernisierung der Beleuchtung angedacht. Weitere Vorschläge der Bürger sind erbeten. Seite 13 SPORT VfB unter Flutlicht torlos gegen den Lüneburger SK Es war wahrlich kein Fußball-Leckerbissen in der Regionalliga Nord: Der VfB Lübeck und der Lüneburger SK trennten sich gestern Abend auf der Lohmühle vor 1113 Zuschauern mit 0:0. Seite 19 KULTUR Sarah Connor – Comeback auf Deutsch Sarah Connor (35, Foto) hat sich neu erfunden und ist zurück auf der Bühne – mit deutschen Texten. In Hamburg gab sie ein umjubeltes Konzert. Seite III BÖRSE Zum Wochenende stieg der Dax um weitere 0,74 Prozent auf 9824,17 Punkte. Seite 8 WITZ DES TAGES Was ist der Unterschied zwischen einem Bankräuber und einem Fußballprofi? Der Bankräuber sagt: „Geld her, oder ich schieße!“ Der Fußballstar hingegen: „Geld her, oder ich schieße nicht!“ WETTER Der Frühling versteckt sich weiter hinter Wolken und Regenschauern, maximal 5 Grad lassen auch keine große Hoffnung aufkeimen. Seite VIII Anzeige Letzte Zuflucht Kanada? Wiesbaden. Die Lebenserwartung in Deutschland steigt weiter. Das gilt sowohl für Babys als auch für ältere Menschen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden haben neugeborene Mädchen statistisch gesehen 83 Jahre und einen Monat vor sich, männliche Säuglinge 78 Jahre und zwei Monate. Damit erhöhte sich die Lebenserwartung in den vergangenen zehn Jahren bei Jungen um zweieinviertel Jahre, bei Mädchen um eineinhalb Jahre. Seite 9 it einem „Staatsdinner“ im Weißen Haus wird US-Präsident Barack Obama kommende Woche Kanadas Premierminister Justin Trudeau (Foto) beehren. Nun ist das Nachbarland ja eigentlich nur Zuschauer, wenn Amerika ein neues Staatsoberhaupt wählt, aber angesichts der steigenden Furcht vor einem Präsidentschaftskandidaten Donald Trump vereinnahmen die US-Amerikaner kurzerhand auch den Premier von nebenan. Die „Washington Post“ bezeichnet den Kanadier als „An- M ti-Trump“, seine „progressive, jeden einbeziehende Botschaft“ sei völlig anders als die von Donald Trump, schrieb die „Washington Post“. Während Kanada in den vergangenen Monaten 25 000 Flüchtlinge aus Syrien aufnahm, Trudeau höchstpersönlich Flüchtlinge auf Flughäfen begrüßte und erklärte, dass die Kanadier „ihre Herzen öffnen und Menschen begrüßen, die schwierigen Lebensumständen entfliehen“, ist Trump strikt gegen die Aufnahme von Syrern. Er will sie sogar im Falle Immer mehr Ski-Urlauber entdecken Osttirol Wenn andernorts die weiße Pracht schon wieder auf dem Rückzug ist, lädt das Hochpustertal in Osttirol noch zum Wintersport ein. Ein Reisebericht. Magazin Seite V eines Wahlsiegs wieder nach Hause schicken. Trudeau zeigt die Gefahren des Klimawandels auf, Trump sagt, es gebe größere Probleme. Inzwischen scheinen viele US-Amerikaner Kanada sogar als Zufluchtsort für den Fall eines Trump-Sieges in Erwägung zu ziehen. Nach dem Bekanntwerden der Ergebnisse des Super-Dienstags stiegen bei Google Anfragen aus den USA „How to move to Canada?“ (Wie kann man nach Kanada umziehen?) schlagartig um 350 Prozent, gegen Mitternacht gar um mehr als 1000 Prozent. Gerd Braune p. P. schon ab ¤ 179,MINI-KREUZFAHRT „Schlemmerbuffet“ < 419410 3701202 AUSZEIT AUF SEE Foto: goodluz-fotolia.de Die Deutschen leben länger LN SERVICE 60009 Telefon: (0451) 144-0 Anzeigenservice: 144-11 11 Leserservice: 144-18 00 Kiel-Oslo-Kiel, inklusive: 2x Übernachtung an Bord 4x Buffet Showprogramm Jetzt schnell buchen! * colorline.de | 0431-7300 100 Color Line GmbH, Norwegenkai, 24143 Kiel * Telefonisch und im Terminal zzgl. ¤ 18,- Gebühr, online kostenfrei. 2 Sonnabend, 5. März 2016 > < MEINUNG LEITARTIKEL < KARIKATUR Statt Antworten mehr Fragezeichen as soll jetzt also der große Befreiungsschlag gewesen sein? Der Beweis, dass beim Deutschen Fußball-Bund von nun an transparent gearbeitet wird. War das die rückhaltlose Aufklärung, die vorher vom DFB versprochen worden war? Leider nein. Trotz viermonatiger Untersuchungen durch das Beratungsunternehmen Freshfields ist bei der Vorstellung des Abschlussberichts nur unterstrichen worden, was jeder aufgrund der Enthüllungen eh schon wusste. Ja, es gab rund um die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 seltsame Geldströme. Ja, nicht nur die Rolle von Franz Beckenbauer ist dabei durchaus fragwürdig. Ja, der im November von seinem Amt zurückgetretene DFB-Präsident Wolfgang Niersbach wusste schon länger von den Merkwürdigkeiten, schwieg aber. Damit wurde eine Chance verpasst. Denn die zentrale Frage ist nicht aufgeklärt worden. Die Aussage „Wir haben keinen Beweis für einen Stimmenkauf gefunden, können diesen aber auch nicht ausschließen“ ist keine Antwort darauf, wie das spätere Sommermärchen nach D Finde Franz! Karikatur: Mariolars LN-5.3.2016 KOMMENTAR Dänen bauen am Fehmarnbelt Ein Meilenstein? Von Curd Tönnemann ür die Befürworter des Milliardenprojekts am Fehmarnbelt war die gestrige Entscheidung in Kopenhagen zweifellos ein Meilenstein. Ein Tag, um die Sektkorken knallen zu lassen. Die Dänen wollen sich offenbar durch nichts in der Welt davon abhalten lassen, einen Tunnel zu bauen. Bedenken bleiben. Was passiert während der Bauphase, welchen Einschränkungen unterliegt Fehmarn? Wird der Tunnel überhaupt gebraucht? Die Entscheidung von gestern tötet die Diskussion nicht. Die Naturschützer stellen bald eine Stu- F Die Rolle des DFB bei der Vergabe der WM 2006 bleibt unklar. Von Sebastian Harfst Deutschland gekommen ist. Jetzt sind die Fragezeichen sogar noch größer. Ist das Vertuschungssystem beim DFB so tief verankert gewesen, dass nicht einmal ein Stab aus Ermittlungsexperten durch die Verflechtungen steigt? Oder war damals nur eine Horde Einzelkämpfer am Werk, die im Hinterzimmer dubiose Deals mit dem Ziel WM 2006 ausbaldowert haben? Nicht einmal die Gute-Nacht-Geschichte, dass alles am Ende gar nicht so schlimm war, hat der DFB gestern erzählen können. Noch schlimmer ist, dass diejenigen, die für Aufklärung hätten sorgen können, mehr als ein Jahrzehnt über die Vorgänge schwiegen. Und auch in den vergangenen Monaten haben sie wenig dafür getan, Licht ins Dunkel zu bringen. Die offensichtliche Strategie der Beckenbauers und Niersbachs: Wenn sie schon nicht mehr für das Sommermärchen gefeiert werden, soll ihre eigene Legende so sauber wie möglich bleiben. Sie stehen für die alte Funktionärswelt, die noch nicht in der Moderne angekommen ist. Haben die DFB-Interimsverwalter das geschafft? Fraglich: Die Freshfields-Ermittler wurden beauftragt, da war Niersbach noch in Amt und Würden als DFB-Präsident. In den Fifa- und Uefa-Exekutivkomitees sitzt er noch immer . . . Und so bleibt das Gefühl eines Zwischenberichts. Die gestrige Pressekonferenz stellt sich in eine Reihe mit solch peinlichen Auftritten wie der „Das entzieht sich meiner Kenntnis“-Rede Niersbachs vom 22. Oktober 2015 – sechs Tage, nachdem der erste „Spiegel“-Bericht das Sommermärchen-Beben auslöste. Das Gewaber rund um die Frage, wie die WM 2006 nun wirklich nach Deutschland kam, geht weiter. Der Weg zu mehr Transparenz ist vielleicht eingeschlagen, am Ziel ist der deutsche Fußball aber noch lange nicht. Bericht Seite 20 ANSICHTSSACHE die vor. Man darf drauf wetten, dass sie behauptet, die Verkehrsprognosen für den Belt seien zu optimistisch. Die deutsche Seite könnte noch zum Bremsklotz für den Tunnel werden. Der Kopenhagener Transportminister Schmidt übte deshalb nochmal Druck aus – diplomatisch verkleidet. Übersetzt hieß es: Wenn Schleswig-Holstein mit seiner Planung nicht in die Pötte kommt, können wir unsere „schönen Preise“ nicht halten. Dann wird der Tunnel teurer. Und aus dem Meilenstein von gestern würde ein Mosaiksteinchen werden. Bericht Seiten 1 und 10 < Die CDU vor den Wahlen Keine Panik Von Jörg Kallmeyer or der AfD-Zentrale in Berlin wird ein Berg Schutt abgeladen, Bayerns Ministerpräsident besucht Europas größten Grenzsicherer in Ungarn, die Kanzlerin setzt bei einem EU-Gipfel alles auf eine Karte – selten zuvor hat es in Deutschland rund um Landtagswahlen ein so aufgewühltes politisches Umfeld gegeben. Gleich dreimal wird in einer Woche auch über die Flüchtlingspolitik abgestimmt, nach den jüngsten Umfragen werden die Rechtspopulisten der AfD große Stimmenzuwächse verbuchen. Die Nervosität der Volksparteien ist V groß. Anders als noch vor einigen Wochen aber scheint in der CDU-Spitze keine Panik mehr zu herrschen. Die SPD konnte lange gut damit leben, dass sich alles um ein mögliches Desaster der Union drehte. Inzwischen aber rücken immer mehr die Sozialdemokraten in den Blick. Sie könnten der großer Verlierer der Wahlen werden – in Sachsen-Anhalt dürfte sie nach den Umfragen klar hinter der AfD ins Ziel kommen. Eine politische Demütigung, für die sich Parteichef Sigmar Gabriel eine gute Erklärung bereitlegen muss. Bericht Seite 4 Lübe¬er Nachrichten ÜBERPARTEILICH UND UNABHÄNGIG · PFLICHTBLATT DER HANSEATISCHEN WERTPAPIERBÖRSE HAMBURG Geschäftsführer: Stefanie Hauer, Adrian Schimpf Redaktion Chefredakteur: Gerald Goetsch Stellvertretende Chefredakteure: Lars Fetköter, Nick Vogler Chefs vom Dienst: Andreas Heß, Dr. Wilfried Schwanholz, Dr. Nicole Suhl, Olaf Bartsch, Dr. Reiner Richter, Jörg Schiffmann Chefkorrespondent: Curd Tönnemann Leitende Redakteure: Michael Berger, Sven Levermann Verantwortliche Redakteure: Helge von Schwartz (Nord/Wirtschaft); Sven Wehde (Lübeck); Michael Berger (Kultur); Jürgen Rönnau (Sport); Wolfgang Maxwitat (Foto); Timon Ruge (Online); Nadine Wapner (Gestaltung), Marion Hahnfeldt (Sonderaufgaben) Geschäftsführende Redakteurin: Martina Janke-Hansen Korrespondenten: Jürgen Feldhoff (Kultur/Zeitgeschehen); Christian Risch (Wirtschaft); Torsten Teichmann (Wirtschaft/Häfen); Wolfram Hammer (Kiel), Michael Wittler (Politik), Dr. Reinhard Zweigler (Berlin) Die LN erscheinen in Zusammenarbeit mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) Leitung: Matthias Koch Berliner Büro: Ulrike Demmer (Leitung) Verlag Anzeigen: Rüdiger Kruppa Vertrieb: Thekla Graper Technik: Sven-Sören Ulrich LN-Card: Korbinian Witting Druck und Verlag: Lübecker Nachrichten GmbH Verlag, Redaktion, Anzeigen und Vertrieb: Herrenholz 10-12, 23556 Lübeck Konten: Sparkasse zu Lübeck IBAN: DE76 2305 0101 0001 0180 27, BIC: NOLADE21SPL, Deutsche Bank Lübeck AG IBAN: DE08 2307 0710 0880 2233 00, BIC: DEUTDEHH222 8802233 Agenturen: afp, dpa, epd, glp, sid. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Haftung übernommen. Die Lübecker Nachrichten werden als Zeitung und digital vertrieben und sind im Internet recherchierbar. Alle Rechte vorbehalten. Wirtschaftliche Beteiligte an der Lübecker Nachrichten GmbH: Verlagsgesellschaft Madsack GmbH & Co. KG, Hanseatische Verlags-Beteiligungs AG, Heinrich Beteiligungs GmbH. Internet-Adresse: http://www.ln-online.de E-Mail-Adresse: [email protected] > < So erreichen Sie Ihre LN Zentrale Rufnummer: 0451/14 40 Fragen rund ums Abo und die Zustellung? 0451/144 18 00 Fragen rund um Anzeigen? Privat 0451/144 11 11 Geschäftlich: 0451/144 16 60 Die Tiefe des Raumes: In 13,4 Milliarden Lichtjahren Entfernung entdeckte das Weltraumteleskop „Hubble“ die Galaxie GN-z11. Foto: dpa Blick in die Kinderstube des Kosmos Das Weltraumteleskop „Hubble“ hat die bislang fernste Galaxie gesichtet, und damit zugleich einen Blick in die „Kinderstube“ des Universums geworfen. Das Licht der fernen Sterneninsel scheint aus einer Rekordentfernung von 13,4 Milliarden Lichtjahren zu uns, wie das wissenschaftliche Weltraumteleskopinstitut STScI in Baltimore (US-Staat Maryland) gestern mitteilte. Damit ist die Galaxie mit der Katalognummer GN-z11 noch 200 Mil- lionen Lichtjahre weiter von uns entfernt als der bisherige Rekordhalter. Ein Lichtjahr ist die Strecke, die das Licht in einem Jahr zurücklegt. Das Licht von GN-z11 war also 13,4 Milliarden Jahre zu uns unterwegs. Sehr viel weiter können wir nicht gucken: Das Universum ist erst 13,8 Milliarden Jahre alt. „Wir sehen GN-z11 zu einer Zeit, als das Universum erst drei Prozent seines heutigen Alters hatte“, sagte Untersuchungsleiter Pascal Oesch. Zuvor hatten Astronomen die Entfernung der Galaxie geschätzt, erst jetzt gelang mit „Hubble“ eine genaue Messung. Die junge Galaxie ist Beobachtungen zufolge 25 Mal kleiner als unsere Heimatgalaxie, die Milchstraße, und leuchtet überraschend hell. Sie besitzt zwar nur ein Prozent der Sterne unserer Galaxie, wächst aber schnell: Ihre Sternproduktion ist 20 Mal so hoch wie die der Milchstraße. LESERBRIEFE Fleischkonsum ruiniert weltweit die Natur Zur Debatte um den Konsum von Schweinefleisch in Kantinen: Mit unserem exzessiven Fleischkonsum ruinieren wir weltweit die Natur. Darüber hinaus sind wir für den Hunger in Entwicklungsländern verantwortlich, weil dort wertvolle Agrarflächen für die Produktion von Futtermitteln missbraucht werden, die für die Ernährung der Bevölkerung benötigt werden. 80 Prozent der weltweiten Sojaproduktion werden als Futtermittel verwendet, damit wir zu Billigstpreisen möglichst jeden Tag Fleisch essen können. Es würde der Partei mit dem C im Namen gut zu Gesicht stehen, sich vehement dafür einzusetzen, dass dieser unchristliche Wahnsinn beendet wird. Stattdessen wird hier Lobby-Arbeit für die Massentierhaltung unserer Landwirtschaft gemacht, wo ein Umsteuern zu einer gesunden, nachhaltigen und ökolo- < gischen Fleischproduktion längst überfällig ist. Aus Kostengründen wird gerade in den Kantinen Fleisch aus billiger Massenproduktion verwendet. Vor diesem Hintergrund ist die Begründung, Schweinefleisch im Interesse einer gesunden und ausgewogenen Ernährung auf dem Speiseplan zu fordern, ein Hohn. Lasst das doch den Markt entscheiden, was auf dem Speiseplan verlangt wird! Die Politiker sollten sich raushalten und sich um die wirklich wichtigen Dinge kümmern. Dafür sind sie nämlich gewählt! Lothar Mende, Lübeck nende Asylunterkünfte genommen. Damit muss Schluss sein. Ein NPD-Verbot führt nicht gleich dazu, dass die Ideologie aus den Köpfen von Rechtsextremen oder Sympathisanten verschwindet. Es bedeutet aber, dass mit dem Verbot ein Zeichen gegen Rechtsextremismus und Rassismus gesetzt wird. Mit dem Verschwinden der NPD wird es organisatorisch und auch propagandistisch schwerer, dass Übergriffe auf unschuldige Menschen in unserem Land weiter stattfinden. Um Ängste und Schrecken bei uns abzubauen, muss den Nazis endlich ein Riegel vorgeschoben werden. Ein Verbot der NPD setzt ein Zeichen Rudolf Frey, Bad Schwartau Zu „Neuer Anlauf für ein Verbot der NPD, LN vom 1.3.16: Die Brutalität der rechten Szene hat im letzten Jahr bis heute erheblich zugenommen. Steigende Flüchtlingszahlen wurden zum Anlass für rassistische Hetze, für Überfälle und bren- Mehrwertsteuer nutzen für E-Auto-Förderung Zum Vorschlag, Diesel höher zu besteuern, um E-Autos zu fördern: Es wundert nicht, dass auch einer SPD-Politikerin zur Förderung der Elektromobilität nichts anderes einfällt, als den Bürgerinnen und Bürgern (Autofahrer/innen) mal wieder in die Tasche zu greifen. Wie wäre es denn mal mit Kreativität, Frau Hendricks? Ein Diesel-Pkw kostet in der Anschaffung mehr als ein Benziner – dementsprechend fällt auch die MwSt höher aus – na, wäre das ein Ansatz? Nehmen Sie doch die Mehrwertsteuer für die Förderung (Im Januar 2016 betrug die Mehrwertsteuer-Einnahme 17,8 Milliarden Euro). Serge Marx, Fitzen Diese Zuschriften geben ausschließlich die Meinungen der Einsender wieder. Kürzungen vorbehalten. Leserbriefe bitte an: Lübecker Nachrichten, 23543 Lübeck, Fax: 0451/144 10 22; E-Mail: [email protected]. Wichtig: Alle Zuschriften müssen einen vollständigen Absender tragen. > < WIRTSCHAFT 10 Sonnabend, 5. März 2016 IN KÜRZE Viele Bürger mit Glyphosat belastet < Llyod-Werft: Niemand muss um seinen Job fürchten Bremerhaven. Die neue LloydWerft-Gruppe mit den Standorten Wismar, Stralsund, Warnemünde und Bremerhaven sieht für die 1700 Beschäftigten gute Job-Perspektiven. „Keiner muss Angst haben um seinen Job, im Gegenteil“, so WerftVorstand Rüdiger Pallentin. Der Genting-Konzern hatte 2015 die Lloyd-Werft und jetzt die NordicYards-Werften übernommen. Wenig klimaschonende Limousinen bei Ministerien Berlin. Die Bundesregierung hat trotz aller Bekenntnisse nur relativ wenige klimaschonende Limousinen im eigenen Fuhrpark. Mehr als zehn Prozent NiedrigemissionsFahrzeuge in der Flotte haben aktuell fünf der 14 Ministerien, teilte das Innenressort mit. In der Flotte des Kanzleramts stoßen fünf Prozent der Wagen weniger als 50 Gramm CO2 pro Kilometer aus. Facebook verspricht höhere Steuerzahlungen London. Facebook wird voraussichtlich künftig mehr Steuern in Großbritannien zahlen. Ab April würden die Werbeeinnahmen nicht mehr in Irland, sondern in Großbritannien verbucht, der Gewinn werde daher im Vereinigten Königreich versteuert, teilte Facebook gestern mit. Genaue Zahlen werden erst im kommenden Jahr bekannt sein. Bombardier: Protest gegen Stellenabbau Schönefeld. Der geplante Stellenabbau beim Zugbauer Bombardier Transportation stößt auf Widerstand. Betriebsräte und die Gewerkschaft IG Metall kündigten für den 17. März einen gemeinsamen Aktionstag an. Das Unternehmen hat angekündigt, 1430 seiner 10 500 Arbeitsplätze in Deutschland zu streichen. Trinkwasser verunreinigt: Anklage gegen K+S-Chefs Kassel. Weil der Kali-Produzent K+S über Jahre Trinkwasser mit Salzabwasser verunreinigt haben soll, sind K+S-Chef Norbert Steiner und der Aufsichtsratsvorsitzende Ralf Bethke angeklagt worden. Die Staatsanwaltschaft im thüringischen Meiningen wirft ihnen Gewässerverunreinigung und unerlaubten Umgang mit Abfällen vor. Die Tunnelelemente werden in eine am Meeresboden ausgehobene Mulde gelegt. Dann wird die Röhre mit Sand und Steinen bedeckt. Foto: Femern A/S Belttunnel-Befürworter bejubeln das klare Signal aus Dänemark Vier deutsche Bauunternehmen mit am Start – Stahl-Verbrauch entspricht 50 Eiffeltürmen Von Curd Tönnemann Kopenhagen/Kiel. Es war der Tag der Tunnel-Bejubler. Von überall her meldeten sie sich zu Wort, um dieser Entscheidung aus Kopenhagen Anerkennung zu zollen: Die Dänen bauen am Belt. Der Jubel mag auch so groß ausgefallen sein, da das Projekt zuletzt beinahe von Tag zu Tag mehr auf der Kippe zu stehen schien. Erst liefen die Baukosten davon, dann wurden sie wieder eingefangen. Die Planung verzögerte sich, EU-Gelder gerieten in Gefahr. Seit gestern: vergessen. „Das schafft Ruhe um das Gesamtprojekt“, sagte Thomas Hansson, Vorsitzender von String, einer deutsch-dänischen-schwedischen Regionalkooperation, zum dänischen Bekenntnis. „Dänemarks Politiker haben bewiesen, dass der Bau des Fehmarnbelttunnels trotz der Zeitverzögerung auf deutscher Seite weiterhin höchste Priorität in Dänemark genießt“, erklärte Siegbert Eisenach, Hauptgeschäftsführer der IHK Schwerin und Chairman des Fehmarnbelt Business Councils (FFBC). „Auf sucht wird, demokratidieses Signal aus Kosche Entscheidungen penhagen hat die Wirtzu großen Infrastrukturschaft im Hansebelt geprojekten im Nachhiwartet“, jubelte die nein zu torpedieren“. IHK Lübeck. Das däniWenn die Landesregiesche Bekenntnis sei rung so weitermache sehr positiv, sagte die wie bisher, „droht uns Kieler Europaministeauf internationalem Parrin Anke Spoorendonk kett eine peinliche Bla(SSW). „Ich freue mich, D) D) Dänemark mage“, sagte der Libedass eine breite politirale. Mit den bisheriglaubt weiter an sche Mehrheit in Kogen politischen Querpenhagen die Ampel das Projekt. Und schüssen aus dem Kiedauerhaft auf grün ge- wir tun es auch.“ ler Regierungslager stellt hat“, erklärte Mi- Torsten Albig (SPD) müsse Schluss sein, fornisterpräsident Torsten derte der CDU-FraktiAlbig (SPD). „In Dänemark glaubt onsvorsitzende Daniel Günther. man weiterhin an das Projekt. Und Um das Vertrauen der Investoren wir tun es auch.“ wiederherzustellen, sei nun ein klaDie Landtagsopposition verpass- res Signal aus Schleswig-Holstein te es nicht, die Landesregierung so- erforderlich. „Die Vorarbeiten sind gleich in die Pflicht zu nehmen. abgeschlossen. Jetzt steht die UmTorsten Albig und Verkehrsminis- setzung an“, sagte Günther zum ter Reinhard Meyer (SPD) schaff- Beltprojekt. Kritik kam erneut vom ten es einfach nicht, ihre eigenen Naturschutzbund (Nabu). Der Leute zu überzeugen, mahnte Grad der Selbsttäuschung bei allen Christopher Vogt (FDP). Es sei Projektbeteiligten sei erschreschon bemerkenswert, wie in ckend, kritisierte Malte Siegert. Deutschland „immer stärker verDie Planer lüfteten gestern das Geheimnis um die bevorzugten Bieterkonsortien für die Hauptbauverträge. Danach sind Unternehmen aus Deutschland, Dänemark, Frankreich, den Niederlanden und Belgien am Tunnelbau beteiligt. Aus Deutschland dabei sind Wayss & Freitag, Max Bögl (Tunnel, Tunnelfabrik, Tunnelportale) sowie Hochtief und Züblin (Aushub des Tunnelgrabens). Die Verträge mit den Konsortien sollen bis Mitte Mai geschlossen sein. Der Belttunnel wird mit 17,6 Kilometern der weltweit längste Absenktunnel für einen kombinierten Schienen- und Straßenverkehr. Er besteht aus 79 Einzelelementen von je 217 Metern Länge und zehn Spezialelementen mit einem Untergeschoss (für Betrieb und Wartung). Jedes einzelne Tunnelelement wiegt 73 000 Tonnen, das entspricht 14 000 Elefanten. Die Menge an Stahl, die für den Tunnel benötigt wird, entspricht etwa 50 Eiffeltürmen. Am Belttunnel sollen bis zu 3000 Menschen Beschäftigung finden. Die Bauzeit ist mit achteinhalb Jahren veranschlagt. Anzeige Fischer hoffen auf EU-Förderung Volle Netze und günstige Treibstoffpreise haben ihnen 2015 gute Erträge beschert Wir fördern Existenzgründungen und Unternehmensnachfolgen. Unser Produkt „Gründung und Nachfolge in Schleswig-Holstein“ bietet: • • • • zinsgünstige Darlehen von 25.000 bis 500.000 Euro einen hohen Bürgschaftsanteil von 80 % regionale Ansprechpartner eine unbürokratische Abwicklung Sprechen Sie Ihre Hausbank oder uns an! Bürgschaftsbank Schleswig-Holstein GmbH Lorentzendamm 22 24103 Kiel Tel.: 0431 5938-0 E-Mail: [email protected] www.bb-sh.de Schleswig-Holstein. Der echte Norden. Investitionsbank Schleswig-Holstein Fleethörn 29–31 24103 Kiel Tel.: 0431 9905-3365 E-Mail: [email protected] www.ib-sh.de Neuharlingersiel. Niedersachsens Fischer haben ein erfolgreiches Jahr 2015 hinter sich und können künftig von neuen Förderprogrammen profitieren. Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) stellte gestern 21,5 Millionen Euro aus dem Europäischen Meeresund Fischereifonds in Aussicht. Damit sollten bis zum Jahr 2023 die Infrastruktur der Fischereihäfen und Anlagen zur Fischverarbeitung und -vermarktung unterstützt werden, sagte Meyer. Die meisten Fischereibetriebe in Niedersachsen kamen 2015 wirtschaftlich gut zurecht. Niedrige Treibstoffpreise, ordentliche Fangmengen und gute Marktpreise gaben den Unternehmen Zeit zum Durchatmen. Insgesamt gingen deutlich mehr Fänge in die Netze als im Vorjahr. Die Kutter landeten 9484 Tonnen (2014: 7069 Tonnen) Fisch, Krabben und Muscheln in den Häfen an. Das machte sich auch bei den Erlösen bemerkbar. Mit 23,3 Millionen Euro fiel der Gesamterlös höher aus als im Vorjahr (20,6 Millionen Euro). Dabei hatte das erste Halbjahr 2015 für die Krabbenfischer nicht so gut begonnen. Die Fangmengen waren gering, und die Lager des Handels waren noch gut gefüllt. Dadurch stiegen die Preise zunächst nicht. Erst im zweiten Halbjahr gingen Fangmengen und Preise nach oben, so dass die meisten Betriebe ein auskömmliches Jahr hatten. Zum Jahresende wurden noch sehr gute Preise von mehr als sechs Euro pro Kilo erzielt. Der Durchschnittspreis lag bei 3,81 Euro pro Kilogramm. Relativ niedrige Treibstoffpreise wirkten sich 2015 in der gesamten Branche positiv aus. „Niedersachsen ist Fischereiland Nummer 1 in Deutschland, sowohl bei der Küs- tenfischerei als auch bei Aquakulturen“, sagte Minister Meyer. Das Land unterstütze den wichtigen Wirtschaftszweig. „Mit der EU-Förderung haben wir einen großen Fisch an Land gezogen“, sagte Meyer. Ein Projektgebiet soll alle niedersächsischen Fischereihäfen an der Küste von Ditzum an der Ems bis Cuxhaven an der Elbe umfassen. Von der Förderung könnten Kommunen, der Tourismus und die Fischereiwirtschaft profitieren. Ein Fischer pult einen Hering aus seinem Fangnetz. Die Betriebe hoffen Foto: dpa in diesem Jahr auf Förderung von der Europäischen Union. Berlin. Fast jeder Deutsche hat einer Studie zufolge Rückstände des Unkrautvernichters Glyphosat im Urin. Das geht aus einer gestern veröffentlichten Erhebung hervor, hinter der die Bürgerinitiative Landwende steht und die in der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin präsentiert wurde. Basis sind Urin-Proben von 2000 Testpersonen. Insgesamt ließ sich bei 99,6 Prozent davon Glyphosat nachweisen. Das Pflanzengift Glyphosat steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Menschen kommen mit dem Herbizid über Lebensmittel, Trinkwasser oder etwa die Arbeit in der Landwirtschaft in Kontakt. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sieht jedoch keine Gefahr für die Gesundheit. Der Studie zufolge waren die Rückstände im Urin bei 75 Prozent der Probanden mit mindestens 0,5 Mikrogramm pro Liter fünfmal so hoch wie der Grenzwert für Trinkwasser. Das BfR betonte gestern, Glyphosatnachweise im Urin seien in geringen Konzentrationen zu erwarten. „Sie zeigen, dass Glyphosat, vorwiegend mit dem Urin, rasch wieder ausgeschieden wird.“ Zudem seien nicht einmal die festgestellten Maximalwerte gesundheitlich bedenklich. Die Belastung, die sich daraus berechnen lasse, liege „weit unterhalb der Grenzwerte“. Untersucht wurden die Proben von dem Labor Biocheck-Holzhausen. Demnach haben Männer deutlich mehr Rückstände im Urin als Frauen. Kinder und Jugendliche scheinen zudem stärker belastet zu sein als andere Altersgruppen. Vegetarier und Veganer haben demnach indes weniger Rückstände im Urin. In wenigen Tagen könnte auf europäischer Ebene über eine erneute Glyphosat-Zulassung entschieden werden. VW legt Ende April Zahlen vor Wolfsburg. Europas größter Autobauer Volkswagen empfängt seine Aktionäre erstmals nach dem Ausbruch des Diesel-Skandals am 22. Juni zur Hauptversammlung. Das teilte der Konzern gestern mit. Wie in den Vorjahren lädt VW zu dem Treffen der Anteilseigner nach Hannover. Das Unternehmen hatte seine Hauptversammlung Anfang Februar ebenso verschoben wie die Vorlage der Jahresergebnisse. Auslöser waren die offenen Fragen in der Abgas-Affäre. So ist zum Beispiel unklar, ob und wie der VW-Konzern die betroffenen Dieselwagen in den USA zurückrufen kann. Möglicherweise drohen dort auch Rückkäufe. Nun steht auch der neue Termin für die Bilanzvorlage: 28. April. Ursprünglich hätten die Zahlen kommende Woche erläutert und das Aktionärstreffen Ende April stattfinden sollen. Für die Jahresbilanz gilt eine Zeitgrenze bis spätestens Ende April. Für die Hauptversammlung ist der Spielraum größer. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wird bei VW intern damit gerechnet, dass die Hauptversammlung auch noch am 23. Juni weiterläuft. Das müsste laut Aktiengesetz und einer Entscheidung des Landgerichts Düsseldorf in der Einladung entsprechend notiert werden. Ansonsten droht nach Mitternacht ein Scheitern der Veranstaltung. Üblicherweise genügt VW ein Tag für seine Aktionärsversammlungen. Deutschlands größter Konzern hat Stammaktien, an denen Stimmrechte hängen. Davon entfallen gut 50 Prozent auf die Muttergesellschaft Porsche SE. Niedersachsen hält mit 20 Prozent der Stämme eine Blockadeposition in der Aktionärskonstellation. Das Scheichtum Katar besitzt 17 Prozent.