Therapiekonzept der Fachklinik Haselbach

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Therapiekonzept der Fachklinik Haselbach
Fachklinik Haselbach
QM-Handbuch
Therapiekonzept
Therapiekonzept der Fachklinik Haselbach
Vorwort:
Suchthilfe beim Caritasverband für die Diözese Regensburg hat eine lange, rund 80jährige Tradition. Über die Jahrzehnte hinweg stand bei den sich wandelnden
Formen der Hilfe stets das Wohl des einzelnen Menschen mit seiner jeweils
besonderen Problematik im Fokus des Bemühens.
Die Caritas ist der Wohlfahrtsverband der kath. Kirche. Prägende Grundsätze im
Leitbild des Diözesan Caritasverbandes beinhalten:
Der Mensch ist nach Gottes Bild geschaffen. Dies gibt ihm seine Würde und seinen
Wert. Für diese Würde des Menschen stehen die Mitarbeiter ein. Orientiert am
biblischen Vorbild Jesus lautet die Vorgabe „Menschen nicht zum Objekt zu machen“
sondern sie „in ihrer Lebensgeschichte ernst zu nehmen“, „auf gesellschaftliche
Außenseiter zuzugehen“, „Menschen zu begleiten, ihnen Chancen, Perspektiven und
Grenzen aufzuzeigen“. An diese Vorgaben richtet sich auch das Konzept der
Fachklinik Haselbach. Wir orientieren uns an den aktuellen Bedürfnissen der
einzelnen Patienten und versuchen mit Hilfe eines integrativen Therapieansatzes die
Patienten darin zu unterstützen, dass sie ihren Lebensweg so beschreiten, wie sie
sich selbst dies vorstellen. Dabei bieten wir auch den spirituellen Rahmen der es
ermöglicht, dass sich der Patient auch mit Glaubens- und Sinnfragen
auseinandersetzen kann.
Die Caritassuchthilfe hat sich in den letzten Jahren einen sehr guten Namen in der
Region erworben. Die Zusammenarbeit mit den Suchtberatungsstellen der Caritas
und anderer Träger ist uns ein wichtiges Anliegen. Die Bildung eines tragfähigen
Netzwerkes für unsere Patienten ist bereits vorhanden und wird weiter dichter
werden. Auch in der Nachbetreuung besteht enge Zusammenarbeit mit der uns
eigenen Adaptionseinrichtung „START“ aber auch zu allen anderen
Adaptionseinrichtungen in Bayern. Wir hoffen, durch diese Kooperation die
bestmöglichste Versorgung für unsere Patienten zu erreichen.
Einleitung:
Suchterkrankungen sind Volkskrankheiten. Man geht davon aus, dass mehr als
8 Millionen Menschen in Deutschland an einer Suchterkrankung leiden. Dies
entspricht mehr als 10 % der Bevölkerung. Davon haben 4,3 Millionen eine
Nikotinabhängigkeit, 1,7 Millionen sind alkoholabhängig, 1,9 Millionen
medikamentenabhängig, ca. 175.000 von illegalen Drogen ohne Cannabis und
240.000 sind cannabisabhängig (Wessinger und Missel 2006).
Die Alkoholkrankheit hat vielfältige Folgen für die betroffenen Personen und deren
soziales Umfeld. So sind etwa 42.000 Todesfälle im Jahr durch Alkohol verursacht.
In der Gruppe der 35 – 65-jährigen Männer sind die Todesfolgen auf Grund von
Alkoholabusus 25 %, bei Frauen 13 % (Bühringer 2000). 11 – 14 % der
Krankenhauspatienten sind alkoholabhängig und bei Männern stellt eine
alkoholbedingte Erkrankung den zweithäufigsten Behandlungsanlass dar.
Suizidversuche findet man bei 40 % der alkoholkranken Personen, 7 % versterben
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an Suizid (John 1996). 92.000 Arbeitsunfähigkeitsfälle pro Jahr sowie 6.500
Frühberentungen sind auf Alkoholfolgeerkrankungen zurückzuführen (Fine und Moos
1991). Man nimmt an, dass 3 bis 5 Millionen Angehörige mitbetroffen sind. 2.200
Alkoholembryopartien pro Jahr treten auf (Scheer 2006, DHS 2009).
All diese Zahlen dokumentieren die schwerwiegenden Auswirkungen der
Alkoholkrankheit. Die jährlichen Kosten in Europa die durch Suchterkrankungen
verursacht werden, werden auf 57,2 Milliarden Euro geschätzt (Antlin/Soboki et al
2005). Es belegt, dass es eine Volkskrankheit ist, die auch mit erheblicher Belastung
für die Volkswirtschaften einhergeht.
Ein besonderes Augenmerk ist, darauf zu legen, dass die Alkoholkrankheit in den
seltensten Fällen die einzige psychiatrische Erkrankung ist. Die Untersuchung von
Kessler et al 1997 zeigte, dass eine Komorbidität bei Männern von 78,3 % und bei
Frauen von 86,0 % besteht. Die häufigsten Komorbiditäten sind Nikotinabhängigkeit
84 – 85 %, affektive Störungen 20 – 73 %, Angststörungen 1 – 69 %,
Borderlinestörung 13 – 54 %, antisoziale Persönlichkeitsstörung 14 – 53 %,
Beruhigungsmittelabhängigkeit 13 – 29 % und Abhängigkeit von illegalen Drogen 0,5
bis 7,5 % sowie Schizophrenie 2 – 8 % (Lindenmeier 2005). Bei der Behandlung von
Abhängigkeiten ist es daher wichtig, nicht nur die Abhängigkeitserkrankung zu
sehen, sondern auch die begleitenden psychischen Erkrankungen zu erkennen und
mitzutherapieren.
Die wissenschaftlichen Untersuchungen in den letzten Jahren zeigten deutlich, das
klassisch manifeste Suchtverhalten nicht mehr ausschließlich eine Frage des
Willens, sondern eine erworbene chronische Funktionsstörung des Gehirns ist.
Deshalb gehen wir von einem biopsychosozialen Entstehungsmodell dieser
Erkrankung aus (Lindenmeier 1999). Dem ganzheitlichen Ansatz zur Behandlung der
Suchterkrankung muss daher Rechnung getragen werden. Dementsprechend wird
der Patient auf seine individuellen Risikofaktoren und Veranlagungen hin untersucht.
Die Therapie wird sich auf die gewonnenen Ergebnisse stützen und individuell
ausgestaltet werden. Das therapeutische Arbeitsbündnis ist dabei durch Transparenz
und Mitbestimmung geprägt. Der Patient soll den Umgang mit seiner Erkrankung
erlernen und aktiv am Genesungs- und Rehabilitationsprozess arbeiten.
Der biologische Ansatz sollte zum einen der Aufklärung der Patienten über ihre
Erkrankung beinhalten und zum anderen die körperlichen Folgen der Alkohol- und
Medikamentenabhängigkeit
darstellen.
Zudem
müssen
die
körperlichen
Begleiterkrankungen wie Leberzirrhose, Diabetes mellitus, Anfallsleiden und
Polyneuropathie medikamentös behandelt werden. Auch die psychiatrischen
Begleiterkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen müssen medikamentös
behandelt werden. Die Suchterkrankung selbst kann nur prophylaktisch
medikamentös behandelt werden und dies muss individuell betrachtet werden,
inwieweit eine Behandlung sinnvoll und notwendig ist. Gerade bei den Serotonin
veränderten Erkrankungen wie Angst und Depression konnte nachgewiesen werden,
dass durch den medikamentösen Ausgleich dieses Serotoninmangels bei
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komorbiden Suchterkrankungen das Rückfallrisiko deutlich reduziert wurde und auch
das Craving erheblich weniger auftrat (Bedekin, Havemann-Reineke 2009).
Die Anticraving Substanzen Acamprosat und Nemexin werden individuell angepasst,
alleine oder auch in Kombination eingesetzt.
Psychotherapeutisch hat sich ein breiter Ansatz in der Suchttherapie etabliert
verhaltenstherapeutische, gesprächstherapeutische, systemische und analytische
Ansätze werden miteinander verbunden und sowohl in den Gruppen, wie auch in den
Einzeltherapien eingebunden. Ein wesentlicher Bestandteil der Psychotherapie der
Suchterkrankung ist die Miteinbindung des familiären Umfeldes. Daher werden in
den meisten Suchtkliniken auch Paargespräche und Familiengespräche angeboten.
Der soziotherapeutische Ansatz ist die Zurückführung der Suchtpatienten in ein
geordnetes Umfeld, das sowohl den Wohnungs- aber vor allem den Arbeitsbereich
umfasst. Mit Hilfe von ergotherapeutischen Trainingsmaßnahmen soll die
Leistungsfähigkeit der Patienten ausgebaut werden. Dabei ist die grundlegende
Leistungsfähigkeit eine zentrale Größe. Mit Hilfe von neuropsychologischen
Testungen wird zunehmend klar, dass die kognitiven Defizite bei den Suchtpatienten
ausgeprägt sind und dass diese durch spezifische Förderung verbessert werden
können. In allen Bereichen der kognitiven Funktionen vor allem aber im Bereich der
Aufmerksamkeit, des Gedächtnisses und der exekutiven Funktionen benötigen die
Patienten Förderungen.
Mit diesem integrativen Therapieansatz ist die Rehabilitation bei vielen Patienten
erfolgversprechend. Nichts desto trotz ist ein Teil der Patienten nicht rehabilitierbar
und auch dies ist eine Aufgabe der Behandlung diese Patienten zu identifizieren und
dann gegebenenfalls entsprechende Maßnahmen, wie Unterbringung in einer
therapeutischen Wohneinrichtung, einzuleiten.
Information zur Fachklinik
Die 1970 als Einrichtung für Langzeitentwöhnungsbehandlung für Frauen gegründete
Fachklinik wurde 1982 in eine Fachklinik zur Entwöhnungsbehandlung für alkoholund medikamentenabhängige Frauen und Männer erweitert. Das Haus hat mit
insgesamt 38 Betten einen überschaubaren, familiären Charakter. Die Fachklinik
liegt in landschaftlich reizvolle Lage ganz in der Nähe des Luftkurortes Mitterfels im
Vorderen Bayerischen Wald. Die klimatischen Verhältnisse sind bei einer Höhenlage
von ca. 450 Meter NN als günstige Reizlage anzusehen. Die Patientinnen und
Patienten wohnen in modernen Zwei- und Einbettzimmern mit Dusche und WC.
Die Regeltherapiedauer liegt zurzeit bei 16 Wochen und kann aus individuellen
Gründen zwischen 8 - 20 Wochen angepasst werden.
Das therapeutische Team setzt sich derzeit zusammen aus einem leitenden Arzt,
einem Stationsarzt, einem Internisten, einer Dipl. Psychologin und einem
Dipl. Psychologen,
einer
Dipl. Sozialpädagogin (FH)
und
einem
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Dipl. Sozialpädagogen (FH) – beide mit systemischer Zusatzausbildung, einer
Ergotherapeutin und einem Ergotherapeuten – beide mit Zusatzausbildung, einer
hauswirtschaftlichen Leiterin, drei examinierten Krankenschwestern, einer
Sporttherapeutin, einem Seelsorger, einem Krankengymnasten, wobei einige
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter teilzeitbeschäftigt sind.
Den Patientinnen und Patienten der Klinik steht eine Vielzahl von Sport- und
Freizeitmöglichkeiten zur Verfügung, wie Radfahren, Wandern, Walken, Tennis,
Tischtennis, verschiedene Ball Spiele, im Winter: Langlauf, Eisstockschießen, sowie
ein Fitnessraum zum Ausdauer- und Krafttraining.
Therapieziele
 Suchtmittelfreiheit und zufriedene Abstinenz unserer Patienten/innen
 Die Patienten/innen zu Experten ihrer Erkrankungen machen
 Wertschätzung für die eigene Person aufbauen und persönliche
Kompetenzen (z.B. Konfliktbewältigung) entwickeln
 Beziehungsfähigkeit stärken
 Eigenverantwortung stärken
 Entfaltung des körperlichen und geistigen Potentials
 Aktivierung der Selbstheilungskräfte
 Entwicklung einer Lebens- und Sinnperspektive
 Entwicklung von Lebensfreude (Kreativität, Bewegung und Aktivität)
 Rückgewinnung und Stärkung der lebenspraktischen Fähigkeiten
 Stabilisierung und Verbesserung der sozialen Situation
 Begleiterkrankungen bei den Patienten/innen erkennen und diese
behandeln
 Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit unserer Patienten/innen
 Die Arbeitsfähigkeit unserer Patienten/innen wieder herstellen und
verbessern
 Etablierung eines Unterstützungssystems durch intensive Zusammenarbeit
mit den ambulanten Einrichtungen
Um diese Therapieziele zu erreichen, versuchen wir ein wohlwollendes
therapeutisches Milieu auf der Grundlage christlicher Werte zu schaffen. In dieser
Umgebung wollen wir nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen der
Medizin, Psychologie und den anderen Sozial- und Neurowissenschaften arbeiten.
Um dies umzusetzen sind regelmäßige Fortbildungen unseres Personals und eine
externe Supervision feste Bestandteile. Außerdem befindet sich unsere Klinik im
Prozess einer kontinuierlichen Qualitätssicherung.
Medizinische Ziele
 Abstinenz von Suchtmitteln
 Aufklärung von Folgeerkrankungen bzw. von Folgeschäden der
Abhängigkeit
 Aufdeckung und Behandlung von Co- und Multimorbidität
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 Aufdeckung und Behandlung von psychischen Störungen
 Neuropsychologische Testung der kognitiven Leistungsfähigkeit
 Erarbeiten von derzeitigen Risikofaktoren und Risikoverhalten
(medizinische, soziale und Belastungsfaktoren)
Psychosoziale Ziele
 Erkennen von ursächlichen Zusammenhängen bezüglich der eigenen
Suchterkrankung
 Aufklärung und Information über ihre Suchterkrankung und die
bestehenden komorbiden Erkrankungen
 Erlernen und Festigen von Verhaltensweisen, die eine dauerhafte
zufriedene Abstinenz ermöglichen
 Erlernen und Ausbauen von Eigen- und Gemeinschaftsverantwortlichkeit,
sowie Förderung von neuen Aktivitäten
 Einbeziehen von wesentlichen Bezugspersonen in die Therapie, um den
Wachstums- bzw. Heilungsprozess zu unterstützen
 Lösungsorientierte Zukunftsplanung unter Einbeziehung der Ressourcen
 Hilfen bei der persönlichen Lebenssinnproblematik
 Sensibilisierung des Selbsterlebens und der Umweltwahrnehmung
 Besserung der kognitiven Fähigkeiten
 Berufliche und familiäre Reintegration
 Vorbereitung der Nachsorge durch Zusammenarbeit mit den ambulanten
Einrichtungen und Selbsthilfegruppen im Rahmen des Therapieverbundes
zur Etablierung eines Unterstützungssystems
Therapie
Medizinische Behandlung
 Klinische Aufnahme mit Anamneseerhebung und körperlicher
Untersuchung (internistisch, psychiatrisch/neurologisch) mit Abklärung
differentialdiagnostischer Fragen
 Einleitung der medikamentösen, diätetischen und physikalischen
Maßnahmen und Beratung der Patienten
 Technische Untersuchungen
 Medizinisches Basisprogramm
 Persönliche Hygiene- und Gesundheitsberatung
 Beratung über abstinenzunterstützende medikamentöse
Behandlungsmöglichkeiten und ggf. deren Verordnung bei entsprechender
Indikation
Bei entsprechender Indikation konsiliarische Untersuchungen in Kooperation mit
niedergelassenen Fachärzten und Krankenhäusern/Kliniken in der näheren
Umgebung.
Psychotherapie
Die Grundlage des Psychotherapiekonzeptes in unserem Haus bildet ein integratives
Behandlungsmodell,
welches
systemische,
tiefenpsychologische,
verhaltenstherapeutische, lösungsorientierte und andere Ansätze einbezieht.
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Jedes Problemverhalten in Familien kann eine „lebenserhaltende Dynamik“ in der
betroffenen Familie auslösen. Suchterkrankung ist nicht alleine eine individuelle
intrapsychische Problematik der Abhängigkeit von einer psychoaktiven Substanz,
verstehbar aus der Entwicklungsgeschichte des Patienten. Sie ist darüber hinaus
gekennzeichnet durch einen interpersonalen Aspekt, sowohl im Hinblick auf seine
Entstehungsbedingungen und Muster der Aufrechterhaltung des Suchtprozesses, als
auch auf die Auswirkungen auf die gesamte Familie im Sinne eines
entwicklungshemmenden Systems für alle Familienmitglieder.
Suchtbehandlung kann daher nicht allein bei den Suchtmittelkonsumierenden
ansetzen, sondern muss die nächsten Bezugspersonen mit einbeziehen.
Aus unserer Sicht verfügt jeder Mensch über persönliche Fähigkeiten und
Ressourcen, die wiedergefunden und gefördert werden müssen.
Eine wichtige Aufgabe der Therapie ist es, die Patienten/innen beim Entdecken ihrer
eigenen persönlichen Lösungen zu unterstützen.
Therapievoraussetzungen
Die
Fachklinik
nimmt
erwachsene
alkoholabhängige
und/oder
medikamentenabhängige Frauen und Männer in der Regel im Alter von 18 bis etwa
75 Jahren auf.
Die körperliche Entgiftung muss vollständig abgeschlossen sein, wobei eine nahtlose
Verlegung vom Krankenhaus in die Fachklinik wünschenswert wäre.
Kontraindikationen stellen körperliche und geistige Beeinträchtigungen dar, die eine
aktive Teilnahme an der Therapie unmöglich machen, sowie nicht ausreichend
stabilisierte psychische Begleiterkrankungen (anhaltende Wahnsymptomatik, akute
Suizidalität) und die primäre Abhängigkeit von harten Drogen. Die
Verständigungsmöglichkeit in der deutschen Sprache muss gegeben sein.
Bei unklarer Indikation ist eine Abklärung durch persönliche Vorstellung in der Klinik
notwendig.
Im Einzelnen gehören zu den Voraussetzungen für eine Aufnahme:
 Abgeschlossene körperliche Entgiftung
 Ausführlicher Arztbericht
 Freiwilligkeitserklärung
 Vorhandensein von notwendigen Seh- und Hörhilfen
 Sozialbericht
 Kostenübernahmeerklärung durch den zuständigen Kostenträger
 Ärztliches Attest, das ansteckende Krankheiten ausschließt
Therapievorbereitung
Wir bieten zur Vorbereitung die Möglichkeit eines Klinikbesuches von künftigen
Patienten/innen sowie deren Angehörigen nach telefonischer Vereinbarung.
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Im Zuge der Therapiezeitverkürzung wird die Vorbereitung der Patienten/innen durch
Fachambulanzen für Suchtprobleme, durch Gesundheitsämter und Sozialdienste
immer wichtiger.
Bis zur Aufnahme sollte die Berechtigung für Übergangsgeld nach dem SGB geklärt
sein.
Festigungs- und Auffangtherapie
Für Patienten/innen die schon eine abgeschlossene Therapie bei uns durchgeführt
haben, besteht in Krisensituationen die Möglichkeit zu einer 4 bis 8-wöchigen
Festigungs- bzw. Auffangbehandlung, um dauerhafte Suchtmittelabstinenz zu
ermöglichen.
Zur Prüfung und Planung dieser Maßnahme ist eine Zusammenarbeit zwischen
Patient/in, ambulanten Stellen und Fachklinik erforderlich.
Kombinierte stationäre und ambulante Therapie
In Zusammenarbeit mit den Fachambulanzen für Suchtprobleme kann nach einer 4
bis12-wöchigen Therapie, ein nahtloser Übergang in eine ambulante Therapie
geplant werden. Dies muss mit den jeweilig zuständigen Ambulanzen und
Kostenträgern individuell geklärt werden.
Arbeit mit Angehörigen und anderen Bezugspersonen
Unsere Erfahrungen zeigen, dass auch familiäre Beziehungen von
Suchtmittelabhängigen oftmals belastet sind. Wichtige Bezugspersonen sollen
deshalb in die Beratung und Behandlung miteinbezogen werden. Sowohl von Seiten
der Klinik als auch der ambulanten Einrichtungen werden deshalb unterstützende
Interventionen notwendig. Diese gemeinsamen Bemühungen haben das Ziel, die
Belastungen zu reduzieren, z. B. eine adäquate Rollenverteilung in der Familie zu
erreichen und hilfreiche Beziehungsstrukturen zu fördern.
Zusammenarbeit mit ambulanten und anderen zuweisenden Stellen
Die bisherigen Ausführungen und Erfahrungen unterstreichen die Notwendigkeit
einer intensiven Zusammenarbeit mit den Beratungsstellen.
Parallel zur stationären Behandlung der Patientin oder des Patienten ist eine
ambulante Beratung oder Behandlung der Angehörigen bei entsprechender
Motivationslage wünschenswert.
Die Patientinnen und Patienten sollten nach der stationären Therapie mit ihren neu
erworbenen oder erweiterten sozialen Kompetenzen nicht in ein völlig unverändertes
Beziehungssystem zurückkehren müssen.
Im Einzelnen bieten wir folgende Möglichkeiten:
 Bilanzgespräch Klinik – Patient/in – Beratungsstelle über Therapieverlauf,
restliche Therapiezeit, weitere Ziele
 Kontakt zwischen Beratungsstelle und Patientin oder Patient während der
Therapie
 Während der Familienheimfahrt obligatorischer Kontakt der Patientin oder
des Patienten zur Beratungsstelle
 Austausch über die Zusammenarbeit
 Gegenseitige Hospitationsmöglichkeit
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 Fachtagungen und Fortbildungen in der Fachklinik im Rahmen der
Öffentlichkeitsarbeit
Therapieangebote
Die Psychotherapie ist eine zentrale Maßnahme im Behandlungsverlauf und wird in
Form von Gruppen-, Einzel-, Paar- und Familiensitzungen durchgeführt.
Gruppentherapie in der Stammgruppe
In drei bis vier halboffenen Gruppen wird patientenzentrierte Gruppentherapie,
geleitet von einem Bezugstherapeuten bzw. einer Bezugstherapeutin, durchgeführt.
Ansatzthemen:
Kommunikation
Stärken
der
Selbstund
Fremdwahrnehmung;
selbstkongruenten Kommunikationsstils
Unterstützen
eines
Beziehungssystem
Herausarbeiten der Familiendynamik, sowie der Bedeutung des Symptoms für
diesen Prozess. Unterstützung bei der Entwicklung von lösungsorientierten Zielen
für befriedigende Beziehungsgestaltung
Strukturelle Intervention
Stärkung bzw. Flexibilisierung von Grenzen (der Subsysteme)
Diaden- und Triadenarbeit
Klärung von Konfliktumleitungen, Familien- und Lebensregeln
Familienrekonstruktion
Arbeit an emotionalen Blockaden in der Herkunftsfamilie und aktuellen Familie.
Aufzeigen von Übertragungen in die aktuelle Kernfamilie. Erweiterung der
Perspektiven und Entlastung aus dysfunktionalen Beziehungsstrukturen
Gefühlsarbeit
Bewusstmachen und integrieren von unterdrückten oder verdrängten Gefühlen
wie z. B. Ärger, Trauer, Angst, Ambivalenz sowie finden einer angemessenen
Ausdrucksform
Ethische Orientierung
Klären von Werten, unsichtbaren Bindungen, Verpflichtungen und Schuldgefühlen
gegenüber der aktuellen Familie oder der Herkunftsfamilie
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Einzeltherapie
Ergänzend zur Gruppentherapie werden den Patienten/innen individuell
Einzelgespräche zur aktuellen Krisenintervention und zur Klärung spezifischer
persönlicher Schwierigkeiten angeboten.
Gestaltungstherapie
Die Gestaltungstherapiegruppen geben jedem/jeder Patienten/in die Möglichkeit,
mit Hilfe von non-verbalen Mitteln, wie z. B. durch Tonarbeiten, Collagen,
Umgang mit Farben etc. psychische Prozesse zum Ausdruck zu bringen. Diese
kreative Form der Auseinandersetzung wird als wichtige Ergänzung zur
Psychotherapie gesehen.
Ergotherapie – Lebenspraktisches Training
Ein fester Bestandteil des Therapiealltags in der Fachklinik Haselbach ist die
Ergotherapie mit dem Ziel der beruflichen und sozialen Reintegration.
Jede Patientin, jeder Patient arbeitet täglich in einem lebenspraktischen Bereich
wie Küche, Hausreinigung, Garten und Wäscherei, wobei die Einteilung nach
Abwägung therapeutischer Gesichtspunkte und den Anforderungen des Hauses
erfolgt.
Gefördert werden Kooperationsbereitschaft und –fähigkeit, Ausdauer und
Konzentrationsfähigkeit, Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft.
Ferner lernen die Patientinnen und Patienten, sich an Normen und Regeln zu
erproben, Zeit zu strukturieren, Termine und Zeitvorgaben einzuhalten,
unterschiedliche Bedürfnisse in sozialen Gruppen zu akzeptieren, sowie eigene
Bedürfnisse mit Gruppeninteressen abzustimmen.
Ergotherapie – Kreatives Arbeiten
Hierbei entdecken Patientinnen und Patienten oftmals unerkannte Fähigkeiten
und Fertigkeiten, die ihnen helfen, Selbstvertrauen und Zuversicht zu gewinnen.
Eine Ergotherapeutin und ein Ergotherapeut, jeweils mit Zusatzausbildung,
vermitteln den Patientinnen und Patienten handwerklichen Umgang in
verschiedenen Techniken mit Materialien wie Ton, Holz, Batik, Peddigrohr,
Makramee und Farben. Durch die Gemeinschaft mit den Mitpatienten/innen
werden auch Kommunikationsfähigkeiten, Hilfsbereitschaft und andere soziale
Kompetenzen gestärkt.
Zu den Zielen der Ergotherapie gehören:
 Förderung und Weckung kreativer und sensitiver Kräfte
 Steigerung der Erlebnisfähigkeit
 Veränderung der Umweltempfindungen durch Vertiefung der
Sinneswahrnehmung
 Erlebnis der Entfaltungsmöglichkeit eigener Phantasie und Umsetzung in
etwas Handfestes
Indikative Gruppentherapie
Indikative Gruppen bieten die Möglichkeit, bestimmte Problembereiche
schwerpunktmäßig zu vertiefen und differentiell zu bearbeiten. Die Indikation zur
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Teilnahme an diesen Gruppen lässt sich vom individuellen Therapieplan für die
Patientin oder den Patienten ableiten.
Indikativgruppen sind z. B.:
Ressourcen
Bedingt
durch
den
Krankheitsverlauf
bzw.
durch
dysfunktionale
Entwicklungsbedingungen zeigt sich beim Patienten häufig ein Verlust an
Selbstvertrauen. In diesen Gruppen können Patienten/innen wieder persönliche
Fähigkeiten, Stärken, Kenntnisse sowie positive Erfahrungen bei sich entdecken
und in bestimmten Situationen selbst aktivierend lernen. Hierbei kommen
Methoden aus dem Bereich NLP, Hypnotherapie, zu dem lösungsorientiertem
Ansatz, Einübung von Achtsamkeit, zum Einsatz. Darüber hinaus können sich
Patienten aber auch mit Glaubensfragen auseinandersetzen.
Frauengruppe
Die Frauengruppe bietet Raum, eine Frau unter Frauen zu sein und die eigene
weibliche Identität wahrzunehmen und weiter zu entwickeln. Oft besteht in dieser
Gruppe auch der Bedarf, Themen, wie z. B. Aggression in der Familie oder
sexuelle Gewalt zu benennen und zu bearbeiten.
Angstbewältigung
In diesen Gruppen können Patienten/innen ihre Selbstwahrnehmung verbessern,
dabei sinnvolle Ängste (Selbstschutzfunktion) und hinderliche Ängste
unterscheiden lernen. Die Patienten/innen können schrittweise und aktiv ihren
eigenen Freiheitsgrad bzw. Selbstwirksamkeit erweitern. Dabei werden Methoden
der
kognitiven
Verhaltenstherapie
eingesetzt
(Entspannungsverfahren,
Selbstsicherheitstraining, Überprüfung der irrationalen Gedanken und Erarbeitung
hilfreicher
angemessener
Gedanken,
konkrete
Verhaltensübungen,
Vorstellungsübungen, systematische Desensibilisierung).
Konfliktbewältigung
In diesem Programm wird die zentrale Bedeutung herausgearbeitet, Konflikte
konstruktiv zu bewältigen: Wichtige Bausteine hierfür sind die Benennung und
Akzeptanz von Unterschieden, Achtung für sich selbst und für den anderen,
Einbeziehung der Gefühle und der Aufbau von Selbstkontrolle bzw.
Impulskontrolle. Feindselige und destruktive Verhaltensweisen sollen mittels
verbaler und non-verbaler Kommunikation „entschärft“ werden und die
Dialogfähigkeit ermöglicht bzw. verbessert werden.
Medizinisches Basisprogramm
Im ärztlichen Basisprogramm wird jede/r Patient/in aufgeklärt über die wichtigsten
Aspekte der Suchterkrankungen, wie z. B. Symptome der Suchtkrankheiten,
Suchtverlagerung, gesundheitliche Auswirkungen, Fragen zur Abstinenz, etc.
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Therapiekonzept
Ziel ist hierbei, dass sich jede/r Patient/in über die Erkrankung informiert, sich
intensiv mit seiner/ihrer persönlichen Suchtentwicklung auseinandersetzt und
Verantwortung für seinen/ihren Gesundheitszustand übernimmt.
Therapeutisches Basisprogramm
Im therapeutischen Basisprogramm wird mit jedem/r Patienten/in eine
therapeutische Arbeitsgrundlage erarbeitet. Diese soll einen schnelleren Einstieg
in die zuständige Stammgruppe ermöglichen, durch Information, Motivation und
Klärung von konkreten Therapiezielen.
Kommunikationstraining
In diesem Training wird eine Sensibilisierung der Wahrnehmung bei allen
beteiligten Personen angestrebt und Grundlagen der Kommunikationspsychologie
vermittelt, wie z. B. Sender und Empfänger einer Nachricht, Bedeutung von
Sachinhalt und Beziehungsdynamik, der Unterschied von beschreibender und
bewertender Sprache, die Bedeutung von Ich-Botschaften und die Wichtigkeit von
Freiwilligkeit und Eigenverantwortung im Gespräch.
Emotionstraining
In
verhaltenstherapeutisch
orientierten
und
kognitiv
strukturierten
Übungseinheiten werden die Teilnehmer angeleitet und unterstützt, ihre
Emotionen differenzierter wahrzunehmen, zu erleben, die „emotionale
Verhaltenskette“ kennen zu lernen und zu nutzen und so positive Erfahrungen mit
ihrer Gefühlswahrnehmung, Ausdruck von Gefühlen und Körperreaktionen sowie
die Auflösung von Blockaden zu erleben.
Genusstraining
Positive Erfahrungen mit Genuss, unabhängig von Suchtmitteln, werden
erarbeitet, erfahrbar gemacht oder auch wieder aktiviert und in den Alltag der
Teilnehmer integriert. Wichtiges Ziel hierbei ist, Lebensqualität und Genuss von
Suchtmittelmissbrauch zu trennen und Eigenverantwortung für Spaß und
bereichernde Erfahrungen zu übernehmen.
Körperbewusstsein
Mit spielerischen Übungen, Meditation und Spaß wird der eigene Körper
wahrgenommen und mittels Übungen zur Inneren Wachsamkeit das Gespür für
den eigenen Körper verfeinert. Die persönlichen Körperbilder und
Körperempfindungen können im Gruppengespräch ausgetauscht werden. Ferner
wird das Ampelmodell als ein hilfreiches Werkzeug im Umgang mit Suchtdruck
bzw. Verlangen nach Alkohol vorgestellt.
Rückfallvorbeugung
In der Gruppe wird Raum gegeben, persönliche Erfahrungen zum Thema Rückfall
auszutauschen und innere und äußere Faktoren hierfür zu benennen.
Mittels non-verbaler Techniken (z. B. time-line) wird das individuelle Erleben
anschaulich gemacht und eine persönliche Rückfallprophylaxe unterstützt: Ein
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Therapiekonzept
Fokus hierbei ist aus eigenen Erfahrungen zu lernen und eigene Bedürfnisse
wahrzunehmen und im sozialen Kontext angemessen leben zu können.
Krankheitsbewältigung
In dieser Gruppe geht es um die Frage, ob ich offen zu meiner Abhängigkeit
stehen kann oder sie eher verheimliche: Im Rollenspiel werden die
unterschiedlichen Dynamiken deutlich gemacht und konkrete Coping-Strategien
erarbeitet. Die Frage nach der eigenen Akzeptanz der Krankheit ist dabei als
zentral anzusehen.
Stressbewältigung
Dieses Gruppenangebot orientiert sich nach dem Stressmodell nach Lazarus.
Dabei werden kognitive Prozesse (Ereignis- und Situationseinschätzung bzw.
Ressourceneinschätzung),
sowie
Bewältigungsreaktionen
hinsichtlich
Problemlösung
(Abgrenzung,
Delegation,
Teambildung)
und/oder
Emotionsregulierung (verschiedene Entspannungsverfahren) einbezogen. Hinzu
kommt eine Auseinandersetzung mit dem Lebensstil, Einübung von Achtsamkeit,
Atemmeditation oder Einüben von neuen Verhaltensmöglichkeiten im Rollenspiel.
Raucherentwöhnungsgruppe
Das Rauchfrei-Programm ist ein modernes Tabaksentwöhnungsprogramm, das
vom IFT (Institut für Therapieforschung) in Zusammenarbeit mit der
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) entwickelt wurde: Das
Programm besteht aus sieben Kursstunden und arbeitet mit einem festgelegten
Rauchstopp-Tag. Dieser wird in der 1. bis 4. Kursstunde systematisch vorbereitet
und in der 5. bis 7. Kursstunde stabilisiert. Die Erfolgsquote des Programms liegt
bei 41% (sechs Monate nach Ende des Kurses).
Soziales Kompetenztraining
Jeder Mensch ist auf soziale Interaktion angewiesen, um seine Bedürfnisse zu
befriedigen oder zur Erreichung seiner Ziele. Sozialkompetentes Verhalten
bedeutet, dass Individuen über Fertigkeiten verfügen, akzeptable Kompromisse
zwischen sozialer Anpassung einerseits und individueller Bedürfnisbefriedigung
andererseits zu finden und zu verwirklichen. Im Rollenspiel werden wichtige
Ereignisse im Leben eingeübt und der Beurteilung der Gruppe überlassen,
inwieweit das Verhalten zu aggressiv, egoistisch gewesen sei oder zu kleinlaut
und das Wesentliche nicht angesprochen worden sei.
Sportseminar
Es handelt sich um ein Seminar zur Gesundheitsförderung mit Modul „Bewegung
und körperliches Training“. Ziel ist die Motivation zu einer gesunden
Lebensführung und zur Verhaltensänderung. In einer Nachbesprechung geht es
um die Reflexion der Ziele, Verlauf der Rehabilitation und Planung der Nachsorge
bezüglich Sport und Bewegung.
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Therapiekonzept
Entlassungsvorbereitung
Erarbeitung und strukturelle Einleitung eines konkreten, individuellen
Unterstützungssystems für die Zeit nach der Entlassung aus der stationären
Therapie. Auch werden spezielle Fragen der Teilnehmer, z. B. für die berufliche
Reintegration geklärt sowie eine Bilanz der Therapieerfahrungen erarbeitet.
Psychische Comorbidität
Ängste, Depressionen, bipolare Störungen und Schmerzen sind häufige
Begleiterkrankungen der Suchterkrankung. Was sind dies für Erkrankungen, wie
werden sie behandelt und welchen Effekt hat dies auf die Suchterkrankung. Wie
kann man zwei oder mehr Erkrankungen gleichzeitig behandeln.
Weitere Angebote:
Entspannungsmethoden
Angeboten werden: Progressive Muskelrelaxation,
Meditation, TaiJi, Phantasiereisen und Qi Gong.
Autogenes
Training,
Angehörigen Informationsangebote
Jeden 1. Samstag im Monat findet vormittags eine spezielle Gruppe für
Angehörige statt, die über die Suchterkrankung aufklärt und Hilfsangebote für die
Angehörigen vermittelt.
Gedächtnistraining
Die Suchterkrankung, wie auch die Begleiterkrankungen Depression, Ängste oder
auch die Leberzirrhose führen zu erheblichen Einbußen der geistigen
Fähigkeiten. Mit Hilfe computergestützter Trainingsmethoden(x-cog; cog peg)
werden gezielt die individuellen Defizite trainiert. Dazwischen werden
Gruppentherapien mit kognitivem Training angeboten.
Paar- und Familientherapie
Die Teilnahme der Familien und Bezugspersonen an der Therapie ist wenigstens
für ein dreitägiges Seminar vorgesehen.
Nach individueller Vereinbarung wird in der Fachklinik Familien- und Paartherapie
mit fest vereinbarten Terminen angeboten.
Abstinente Selbsthilfegruppen
Entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung ist auch der Aspekt der
Selbsthilfe, zu welcher die Patientinnen und Patienten zunehmend befähigt
werden sollen.
Deshalb kommen Selbsthilfegruppen wie „Freundeskreis“ und „Anonyme
Alkoholiker“ regelmäßig in die Klinik, zu deren Teilnahme die Patientinnen und
Patienten verpflichtet sind.
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Version Datum
1.1
Dezember 2011
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QM-Handbuch
Therapiekonzept
Rückenschule
Die sechs Einheiten der Rückenschule beinhalten die Motivation zu
gesundheitsgerechtem Lebensstil und zur Krankheitsbewältigung und Stärkung
der Eigenverantwortung zu seinem Körper. Es wird in einer Theoriestunde
Wissen vermittelt und in den praktischen Stunden Übungen geübt zur aktiven
Teilhabe an Beruf und Alltag.
Sport- und Bewegungstherapie
Ziel der Sporttherapie ist die Wiederherstellung und Verbesserung von
Beweglichkeit, Ausdauer, Kraft und Koordination. Therapeutische Effekte
zielen auf dosierte Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit, bewusste
Körperwahrnehmung, Kommunikation über sportliche Aktivitäten und
gruppendynamische Erfahrungen hin. Unter dem Gesichtspunkt der
Gesundheitsprävention können erlernte sportliche Aktivitäten nach der Therapie
weitergeführt
werden.
Zu den Möglichkeiten gehören:
 Herz- und Kreislauftraining – Nordic Walking, Skilanglauf, Radtouren
 Muskelaufbautraining mit und ohne Gerät
 Funktionelles Training
 Koordinationsübungen
 Körpertherapie
 Wirbelsäulengymnastik
 Mannschaftssport und -spiel
 Tanz
 Entspannungs- und Atemübungen
 TaiJi
 Qi Gong
Medizinische Trainingstherapie
Die MTT ist eine sinnvolle Ergänzung zu der Sport- und Bewegungstherapie. Es
wird ein abgestimmtes Trainingsprogramm jeweils auf die individuellen
Beschwerden und physischen Voraussetzungen an Therapie-Trainingsgeräten
einstudiert. Die Verwendung dieser Geräte erlaubt vielfach eine genauere
Belastungsdosierung, als dies bei den üblichen Eigenübungen möglich
wäre.
Belastungsparameter wie Reizdichte, -intensität und -dauer lassen sich bei der
MTT nach den wissenschaftlichen Kriterien der Trainingslehre exakt dosieren
und an das Trainingsziel der Sporttherapie anpassen.
Physikalische Therapie
Die physiotherapeutischen Maßnahmen tragen zur Behebungen alkoholbedingter
körperlicher Folgeschäden bei, sie verhelfen den einzelnen Patienten dazu, seine
körperliche Leistungsfähigkeit wieder zu erleben bzw. wieder zu erwerben.
In verschiedenen Behandlungsphasen stehen, indikationsgerecht, folgende
Anwendungen zur Verfügung:
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Therapiekonzept
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Rückenschule
Krankengymnastik
Kneippsche Anwendungen
Medizinische Bäder
Rotlicht- und Wärmetherapien
Sauna
Solarium
Betreute Freizeit- und Sportgruppen
Regelmäßig finden kulturelle und sportliche Gruppenaktivitäten gemeinsam mit
der Sporttherapeutin statt. (Schwimmen, Kegeln, Wandern, Besuch von Museen,
Ausstellungen, Minigolf usw.).
Realitätstraining
Ein Realitätstraining findet sowohl während der Ausgangszeiten der
Patienten/innen als auch bei der bis zu 3-tägigen Familienheimfahrt etwa vier
Wochen vor Ende der Therapie statt. Hierbei sollen wichtige persönliche, familiäre
und berufliche Angelegenheiten geordnet werden, um bestmögliche
Voraussetzungen zur Reintegration zu schaffen. Außerdem sollen Kontakte zu
Beratungsstellen
und
abstinenten
Selbsthilfegruppen
am
Heimatort
aufgenommen bzw. weitergeführt werden.
Die Verknüpfung von Therapieerfahrung und praktischer Umsetzung wird auch im
Rahmen von Ausgangszeiten und Besuchsmöglichkeiten am Wochenende
ermöglicht.
Patientenmitverantwortung
Jede Basisgruppe wählt für die Zeit von sechs Wochen eine Gruppensprecherin
bzw. einen Gruppensprecher. Diese bilden die Patientenvertretung, aus deren
Mitte gleichfalls für sechs Wochen die Patientensprecherinnen bzw.
Patientensprecher durch die Gruppensprecherinnen oder Gruppensprecher
bestimmt werden.
Gruppensprecher/in und Patientensprecher/in sind Vertrauenspersonen der
ganzen Patientenschaft. Die Patientenvertretung organisiert Wochenpläne für die
Gemeinschaftsdienste der einzelnen Gruppen. Die Patientensprecherin bzw. der
Patientensprecher arbeitet eng mit dem Mitarbeiterteam der Klinik zusammen. Sie
koordinieren die von den Gruppen übernommenen Aufgaben und Dienste.
Die Patientenmitverantwortung findet ihre Grenzen in den therapeutischen
Zielsetzungen, in dem von jeder Patientin und jedem Patienten abgeschlossenen
Therapievertrag und in der Hausordnung.
Hausgruppe
Regelmäßig jede Woche findet eine Versammlung aller Patienten/innen und
Mitarbeiter statt.
Es besteht für jeden Teilnehmer die Möglichkeit, Wünsche, Anregungen und Kritik
zu allen Themen einzubringen, welche die Hausgemeinschaft betreffen.
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Therapiekonzept
Sozialberatung
Der/die Bezugstherapeut/in leistet Unterstützung bei individuellen sozialen
Fragen, z. B. Arbeits- und Wohnungssuche, Finanzen und Berufsfindung. Je nach
Bedarf werden auch Kontakte zum örtlichen Arbeitsamt und zur
Schuldnerberatung vermittelt.
Seelsorge
Bei der Bewältigung der Sucht kann Sinnfindung von wesentlicher Bedeutung
sein. Deshalb wird seit Bestehen der Klinik seelsorgerischer Beistand von einem
in der Suchtkrankenhilfe erfahrenen Geistlichen angeboten. Regelmäßig werden
in der Hauskapelle Gottesdienste gefeiert.
Auf freiwilliger Basis finden Gesprächskreise mit offener Themenwahl statt.
Freizeitangebote
Im Rahmen des therapeutischen Angebotes sind die Möglichkeiten zur
Freizeitgestaltung in der Klinik und in der Umgebung sind vielfältig.
Die Klinik bietet verschieden Aktivitäten, wie Billard, Freizeitspiele,
Klinikbibliothek, Tischfußball, eine Kneipp Anlage, Werkräume für Ton-, Flechtund Malarbeiten, Sporthalle, Sauna, Solarium, MTT – Raum, Tischtennis, Tennis
und Skilanglauf. Weitere Aktivitäten laden in der näheren Umgebung ein, wie
Wanderungen, Kegelbahn, Fahrradtouren, Sommerrodelbahn und ein Freibad
und kleines Hallenbad im drei km entfernten Luftkurort Mitterfels.
Wochenplan
Der Wochenplan hat an Werktagen ein festes Gerüst. Er beginnt mit dem
Frühsport (Herz-, Kreislauftraining) und anschließendem Frühstück, gefolgt von
1 ½-stündigen
Therapiesitzungen
in
der
Kerngruppe.
Anschließend
lebenspraktische Ergotherapie mit den Hausdiensten und Sporttherapie.
Mittagessen und Freizeit, gefolgt von einer Entspannungseinheit. Ab 14:00 die
unterschiedlichen Indikativgruppen und anschließend kreatives Werken,
Rückenschule und eine weitere Sporttherapieeinheit. Das Abendessen bildet den
Abschluss.
Ein Beispielwochenplan ist als Anhang beigefügt.
Ehemaligentreffen
Großer Beliebtheit erfreut sich unser einmal im Jahr stattfindendes
Ehemaligentreffen. Bei diesem Fest treffen sich die früheren Patientinnen und
Patienten, um Erinnerungen und Erfahrungen auszutauschen und mit den
gegenwärtigen Patientinnen und Patienten in Kontakt zu kommen.
Herzlich eingeladen sind auch Angehörige!
Kinderbetreuung wird angeboten.
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Therapiekonzept
Qualitätsmanagement:
Die Klinik strebt in den nächsten Jahren die Zertifizierung nach den Kriterien der
BAR an. Dazu wurde ein Prozess gestartet der nach dem Qualitätsmanagement
der deQus vorangetrieben wird. Neben der Verbesserung der Ergebnisqualität,
die mit Hilfe der Katamnese und Rückfallquote erhoben wird, legen wir besondern
Wert auf Verbesserung der Struktur und Prozessqualität. Dies wird auch nach der
Zertifizierung ein unverändertes Streben der Klinik sein.
Abschlussbemerkung:
In der Einleitung wurde die große sozioökonomische Bedeutung der
Suchterkrankung dargestellt. Zudem geht die Erkrankung mit einem hohen Grad
an Behinderung für die Betroffenen einher und einem enormen Leidensdruck
besonders beim sozialen Umfeld der Patienten, aber auch bei den Betroffenen
selbst sobald sie in der Lage sind über ihre Erkrankung zu reflektieren.
In der Fachklinik Haselbach soll mit Hilfe der oben genannten Maßnahmen, den
Frauen und Männern, die an einer Alkohol oder Tablettenabhängigkeit leiden, der
Weg in ein selbstbestimmtes abstinentes Leben eröffnet werden. Durch das
multidisziplinäre Team und unter Einbeziehung der neuesten wissenschaftlichen
Erkenntnisse ist dies bereits seit vielen Jahren geschehen. Wir hoffen auch in
Zukunft vielen Frauen und Männern in bewährter Weise helfen zu können.
Das therapeutische Team unter Leitung von
Dr. Matthias Dobmeier
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie.
Anlagen:
Hausordnung, Wochenplan
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