Therapiekonzept der Fachklinik Haselbach
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Therapiekonzept der Fachklinik Haselbach
Fachklinik Haselbach QM-Handbuch Therapiekonzept Therapiekonzept der Fachklinik Haselbach Vorwort: Suchthilfe beim Caritasverband für die Diözese Regensburg hat eine lange, rund 80jährige Tradition. Über die Jahrzehnte hinweg stand bei den sich wandelnden Formen der Hilfe stets das Wohl des einzelnen Menschen mit seiner jeweils besonderen Problematik im Fokus des Bemühens. Die Caritas ist der Wohlfahrtsverband der kath. Kirche. Prägende Grundsätze im Leitbild des Diözesan Caritasverbandes beinhalten: Der Mensch ist nach Gottes Bild geschaffen. Dies gibt ihm seine Würde und seinen Wert. Für diese Würde des Menschen stehen die Mitarbeiter ein. Orientiert am biblischen Vorbild Jesus lautet die Vorgabe „Menschen nicht zum Objekt zu machen“ sondern sie „in ihrer Lebensgeschichte ernst zu nehmen“, „auf gesellschaftliche Außenseiter zuzugehen“, „Menschen zu begleiten, ihnen Chancen, Perspektiven und Grenzen aufzuzeigen“. An diese Vorgaben richtet sich auch das Konzept der Fachklinik Haselbach. Wir orientieren uns an den aktuellen Bedürfnissen der einzelnen Patienten und versuchen mit Hilfe eines integrativen Therapieansatzes die Patienten darin zu unterstützen, dass sie ihren Lebensweg so beschreiten, wie sie sich selbst dies vorstellen. Dabei bieten wir auch den spirituellen Rahmen der es ermöglicht, dass sich der Patient auch mit Glaubens- und Sinnfragen auseinandersetzen kann. Die Caritassuchthilfe hat sich in den letzten Jahren einen sehr guten Namen in der Region erworben. Die Zusammenarbeit mit den Suchtberatungsstellen der Caritas und anderer Träger ist uns ein wichtiges Anliegen. Die Bildung eines tragfähigen Netzwerkes für unsere Patienten ist bereits vorhanden und wird weiter dichter werden. Auch in der Nachbetreuung besteht enge Zusammenarbeit mit der uns eigenen Adaptionseinrichtung „START“ aber auch zu allen anderen Adaptionseinrichtungen in Bayern. Wir hoffen, durch diese Kooperation die bestmöglichste Versorgung für unsere Patienten zu erreichen. Einleitung: Suchterkrankungen sind Volkskrankheiten. Man geht davon aus, dass mehr als 8 Millionen Menschen in Deutschland an einer Suchterkrankung leiden. Dies entspricht mehr als 10 % der Bevölkerung. Davon haben 4,3 Millionen eine Nikotinabhängigkeit, 1,7 Millionen sind alkoholabhängig, 1,9 Millionen medikamentenabhängig, ca. 175.000 von illegalen Drogen ohne Cannabis und 240.000 sind cannabisabhängig (Wessinger und Missel 2006). Die Alkoholkrankheit hat vielfältige Folgen für die betroffenen Personen und deren soziales Umfeld. So sind etwa 42.000 Todesfälle im Jahr durch Alkohol verursacht. In der Gruppe der 35 – 65-jährigen Männer sind die Todesfolgen auf Grund von Alkoholabusus 25 %, bei Frauen 13 % (Bühringer 2000). 11 – 14 % der Krankenhauspatienten sind alkoholabhängig und bei Männern stellt eine alkoholbedingte Erkrankung den zweithäufigsten Behandlungsanlass dar. Suizidversuche findet man bei 40 % der alkoholkranken Personen, 7 % versterben Bearbeiter / in Freigabe (Ltg. / QB) Version Datum 1.1 Dezember 2011 © Deutsche Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Suchttherapie (deQus) e. V. Seite Fachklinik Haselbach QM-Handbuch Therapiekonzept an Suizid (John 1996). 92.000 Arbeitsunfähigkeitsfälle pro Jahr sowie 6.500 Frühberentungen sind auf Alkoholfolgeerkrankungen zurückzuführen (Fine und Moos 1991). Man nimmt an, dass 3 bis 5 Millionen Angehörige mitbetroffen sind. 2.200 Alkoholembryopartien pro Jahr treten auf (Scheer 2006, DHS 2009). All diese Zahlen dokumentieren die schwerwiegenden Auswirkungen der Alkoholkrankheit. Die jährlichen Kosten in Europa die durch Suchterkrankungen verursacht werden, werden auf 57,2 Milliarden Euro geschätzt (Antlin/Soboki et al 2005). Es belegt, dass es eine Volkskrankheit ist, die auch mit erheblicher Belastung für die Volkswirtschaften einhergeht. Ein besonderes Augenmerk ist, darauf zu legen, dass die Alkoholkrankheit in den seltensten Fällen die einzige psychiatrische Erkrankung ist. Die Untersuchung von Kessler et al 1997 zeigte, dass eine Komorbidität bei Männern von 78,3 % und bei Frauen von 86,0 % besteht. Die häufigsten Komorbiditäten sind Nikotinabhängigkeit 84 – 85 %, affektive Störungen 20 – 73 %, Angststörungen 1 – 69 %, Borderlinestörung 13 – 54 %, antisoziale Persönlichkeitsstörung 14 – 53 %, Beruhigungsmittelabhängigkeit 13 – 29 % und Abhängigkeit von illegalen Drogen 0,5 bis 7,5 % sowie Schizophrenie 2 – 8 % (Lindenmeier 2005). Bei der Behandlung von Abhängigkeiten ist es daher wichtig, nicht nur die Abhängigkeitserkrankung zu sehen, sondern auch die begleitenden psychischen Erkrankungen zu erkennen und mitzutherapieren. Die wissenschaftlichen Untersuchungen in den letzten Jahren zeigten deutlich, das klassisch manifeste Suchtverhalten nicht mehr ausschließlich eine Frage des Willens, sondern eine erworbene chronische Funktionsstörung des Gehirns ist. Deshalb gehen wir von einem biopsychosozialen Entstehungsmodell dieser Erkrankung aus (Lindenmeier 1999). Dem ganzheitlichen Ansatz zur Behandlung der Suchterkrankung muss daher Rechnung getragen werden. Dementsprechend wird der Patient auf seine individuellen Risikofaktoren und Veranlagungen hin untersucht. Die Therapie wird sich auf die gewonnenen Ergebnisse stützen und individuell ausgestaltet werden. Das therapeutische Arbeitsbündnis ist dabei durch Transparenz und Mitbestimmung geprägt. Der Patient soll den Umgang mit seiner Erkrankung erlernen und aktiv am Genesungs- und Rehabilitationsprozess arbeiten. Der biologische Ansatz sollte zum einen der Aufklärung der Patienten über ihre Erkrankung beinhalten und zum anderen die körperlichen Folgen der Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit darstellen. Zudem müssen die körperlichen Begleiterkrankungen wie Leberzirrhose, Diabetes mellitus, Anfallsleiden und Polyneuropathie medikamentös behandelt werden. Auch die psychiatrischen Begleiterkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen müssen medikamentös behandelt werden. Die Suchterkrankung selbst kann nur prophylaktisch medikamentös behandelt werden und dies muss individuell betrachtet werden, inwieweit eine Behandlung sinnvoll und notwendig ist. Gerade bei den Serotonin veränderten Erkrankungen wie Angst und Depression konnte nachgewiesen werden, dass durch den medikamentösen Ausgleich dieses Serotoninmangels bei Bearbeiter / in Freigabe (Ltg. / QB) Version Datum 1.1 Dezember 2011 © Deutsche Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Suchttherapie (deQus) e. V. Seite Fachklinik Haselbach QM-Handbuch Therapiekonzept komorbiden Suchterkrankungen das Rückfallrisiko deutlich reduziert wurde und auch das Craving erheblich weniger auftrat (Bedekin, Havemann-Reineke 2009). Die Anticraving Substanzen Acamprosat und Nemexin werden individuell angepasst, alleine oder auch in Kombination eingesetzt. Psychotherapeutisch hat sich ein breiter Ansatz in der Suchttherapie etabliert verhaltenstherapeutische, gesprächstherapeutische, systemische und analytische Ansätze werden miteinander verbunden und sowohl in den Gruppen, wie auch in den Einzeltherapien eingebunden. Ein wesentlicher Bestandteil der Psychotherapie der Suchterkrankung ist die Miteinbindung des familiären Umfeldes. Daher werden in den meisten Suchtkliniken auch Paargespräche und Familiengespräche angeboten. Der soziotherapeutische Ansatz ist die Zurückführung der Suchtpatienten in ein geordnetes Umfeld, das sowohl den Wohnungs- aber vor allem den Arbeitsbereich umfasst. Mit Hilfe von ergotherapeutischen Trainingsmaßnahmen soll die Leistungsfähigkeit der Patienten ausgebaut werden. Dabei ist die grundlegende Leistungsfähigkeit eine zentrale Größe. Mit Hilfe von neuropsychologischen Testungen wird zunehmend klar, dass die kognitiven Defizite bei den Suchtpatienten ausgeprägt sind und dass diese durch spezifische Förderung verbessert werden können. In allen Bereichen der kognitiven Funktionen vor allem aber im Bereich der Aufmerksamkeit, des Gedächtnisses und der exekutiven Funktionen benötigen die Patienten Förderungen. Mit diesem integrativen Therapieansatz ist die Rehabilitation bei vielen Patienten erfolgversprechend. Nichts desto trotz ist ein Teil der Patienten nicht rehabilitierbar und auch dies ist eine Aufgabe der Behandlung diese Patienten zu identifizieren und dann gegebenenfalls entsprechende Maßnahmen, wie Unterbringung in einer therapeutischen Wohneinrichtung, einzuleiten. Information zur Fachklinik Die 1970 als Einrichtung für Langzeitentwöhnungsbehandlung für Frauen gegründete Fachklinik wurde 1982 in eine Fachklinik zur Entwöhnungsbehandlung für alkoholund medikamentenabhängige Frauen und Männer erweitert. Das Haus hat mit insgesamt 38 Betten einen überschaubaren, familiären Charakter. Die Fachklinik liegt in landschaftlich reizvolle Lage ganz in der Nähe des Luftkurortes Mitterfels im Vorderen Bayerischen Wald. Die klimatischen Verhältnisse sind bei einer Höhenlage von ca. 450 Meter NN als günstige Reizlage anzusehen. Die Patientinnen und Patienten wohnen in modernen Zwei- und Einbettzimmern mit Dusche und WC. Die Regeltherapiedauer liegt zurzeit bei 16 Wochen und kann aus individuellen Gründen zwischen 8 - 20 Wochen angepasst werden. Das therapeutische Team setzt sich derzeit zusammen aus einem leitenden Arzt, einem Stationsarzt, einem Internisten, einer Dipl. Psychologin und einem Dipl. Psychologen, einer Dipl. Sozialpädagogin (FH) und einem Bearbeiter / in Freigabe (Ltg. / QB) Version Datum 1.1 Dezember 2011 © Deutsche Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Suchttherapie (deQus) e. V. Seite Fachklinik Haselbach QM-Handbuch Therapiekonzept Dipl. Sozialpädagogen (FH) – beide mit systemischer Zusatzausbildung, einer Ergotherapeutin und einem Ergotherapeuten – beide mit Zusatzausbildung, einer hauswirtschaftlichen Leiterin, drei examinierten Krankenschwestern, einer Sporttherapeutin, einem Seelsorger, einem Krankengymnasten, wobei einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter teilzeitbeschäftigt sind. Den Patientinnen und Patienten der Klinik steht eine Vielzahl von Sport- und Freizeitmöglichkeiten zur Verfügung, wie Radfahren, Wandern, Walken, Tennis, Tischtennis, verschiedene Ball Spiele, im Winter: Langlauf, Eisstockschießen, sowie ein Fitnessraum zum Ausdauer- und Krafttraining. Therapieziele Suchtmittelfreiheit und zufriedene Abstinenz unserer Patienten/innen Die Patienten/innen zu Experten ihrer Erkrankungen machen Wertschätzung für die eigene Person aufbauen und persönliche Kompetenzen (z.B. Konfliktbewältigung) entwickeln Beziehungsfähigkeit stärken Eigenverantwortung stärken Entfaltung des körperlichen und geistigen Potentials Aktivierung der Selbstheilungskräfte Entwicklung einer Lebens- und Sinnperspektive Entwicklung von Lebensfreude (Kreativität, Bewegung und Aktivität) Rückgewinnung und Stärkung der lebenspraktischen Fähigkeiten Stabilisierung und Verbesserung der sozialen Situation Begleiterkrankungen bei den Patienten/innen erkennen und diese behandeln Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit unserer Patienten/innen Die Arbeitsfähigkeit unserer Patienten/innen wieder herstellen und verbessern Etablierung eines Unterstützungssystems durch intensive Zusammenarbeit mit den ambulanten Einrichtungen Um diese Therapieziele zu erreichen, versuchen wir ein wohlwollendes therapeutisches Milieu auf der Grundlage christlicher Werte zu schaffen. In dieser Umgebung wollen wir nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen der Medizin, Psychologie und den anderen Sozial- und Neurowissenschaften arbeiten. Um dies umzusetzen sind regelmäßige Fortbildungen unseres Personals und eine externe Supervision feste Bestandteile. Außerdem befindet sich unsere Klinik im Prozess einer kontinuierlichen Qualitätssicherung. Medizinische Ziele Abstinenz von Suchtmitteln Aufklärung von Folgeerkrankungen bzw. von Folgeschäden der Abhängigkeit Aufdeckung und Behandlung von Co- und Multimorbidität Bearbeiter / in Freigabe (Ltg. / QB) Version Datum 1.1 Dezember 2011 © Deutsche Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Suchttherapie (deQus) e. V. Seite Fachklinik Haselbach QM-Handbuch Therapiekonzept Aufdeckung und Behandlung von psychischen Störungen Neuropsychologische Testung der kognitiven Leistungsfähigkeit Erarbeiten von derzeitigen Risikofaktoren und Risikoverhalten (medizinische, soziale und Belastungsfaktoren) Psychosoziale Ziele Erkennen von ursächlichen Zusammenhängen bezüglich der eigenen Suchterkrankung Aufklärung und Information über ihre Suchterkrankung und die bestehenden komorbiden Erkrankungen Erlernen und Festigen von Verhaltensweisen, die eine dauerhafte zufriedene Abstinenz ermöglichen Erlernen und Ausbauen von Eigen- und Gemeinschaftsverantwortlichkeit, sowie Förderung von neuen Aktivitäten Einbeziehen von wesentlichen Bezugspersonen in die Therapie, um den Wachstums- bzw. Heilungsprozess zu unterstützen Lösungsorientierte Zukunftsplanung unter Einbeziehung der Ressourcen Hilfen bei der persönlichen Lebenssinnproblematik Sensibilisierung des Selbsterlebens und der Umweltwahrnehmung Besserung der kognitiven Fähigkeiten Berufliche und familiäre Reintegration Vorbereitung der Nachsorge durch Zusammenarbeit mit den ambulanten Einrichtungen und Selbsthilfegruppen im Rahmen des Therapieverbundes zur Etablierung eines Unterstützungssystems Therapie Medizinische Behandlung Klinische Aufnahme mit Anamneseerhebung und körperlicher Untersuchung (internistisch, psychiatrisch/neurologisch) mit Abklärung differentialdiagnostischer Fragen Einleitung der medikamentösen, diätetischen und physikalischen Maßnahmen und Beratung der Patienten Technische Untersuchungen Medizinisches Basisprogramm Persönliche Hygiene- und Gesundheitsberatung Beratung über abstinenzunterstützende medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten und ggf. deren Verordnung bei entsprechender Indikation Bei entsprechender Indikation konsiliarische Untersuchungen in Kooperation mit niedergelassenen Fachärzten und Krankenhäusern/Kliniken in der näheren Umgebung. Psychotherapie Die Grundlage des Psychotherapiekonzeptes in unserem Haus bildet ein integratives Behandlungsmodell, welches systemische, tiefenpsychologische, verhaltenstherapeutische, lösungsorientierte und andere Ansätze einbezieht. Bearbeiter / in Freigabe (Ltg. / QB) Version Datum 1.1 Dezember 2011 © Deutsche Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Suchttherapie (deQus) e. V. Seite Fachklinik Haselbach QM-Handbuch Therapiekonzept Jedes Problemverhalten in Familien kann eine „lebenserhaltende Dynamik“ in der betroffenen Familie auslösen. Suchterkrankung ist nicht alleine eine individuelle intrapsychische Problematik der Abhängigkeit von einer psychoaktiven Substanz, verstehbar aus der Entwicklungsgeschichte des Patienten. Sie ist darüber hinaus gekennzeichnet durch einen interpersonalen Aspekt, sowohl im Hinblick auf seine Entstehungsbedingungen und Muster der Aufrechterhaltung des Suchtprozesses, als auch auf die Auswirkungen auf die gesamte Familie im Sinne eines entwicklungshemmenden Systems für alle Familienmitglieder. Suchtbehandlung kann daher nicht allein bei den Suchtmittelkonsumierenden ansetzen, sondern muss die nächsten Bezugspersonen mit einbeziehen. Aus unserer Sicht verfügt jeder Mensch über persönliche Fähigkeiten und Ressourcen, die wiedergefunden und gefördert werden müssen. Eine wichtige Aufgabe der Therapie ist es, die Patienten/innen beim Entdecken ihrer eigenen persönlichen Lösungen zu unterstützen. Therapievoraussetzungen Die Fachklinik nimmt erwachsene alkoholabhängige und/oder medikamentenabhängige Frauen und Männer in der Regel im Alter von 18 bis etwa 75 Jahren auf. Die körperliche Entgiftung muss vollständig abgeschlossen sein, wobei eine nahtlose Verlegung vom Krankenhaus in die Fachklinik wünschenswert wäre. Kontraindikationen stellen körperliche und geistige Beeinträchtigungen dar, die eine aktive Teilnahme an der Therapie unmöglich machen, sowie nicht ausreichend stabilisierte psychische Begleiterkrankungen (anhaltende Wahnsymptomatik, akute Suizidalität) und die primäre Abhängigkeit von harten Drogen. Die Verständigungsmöglichkeit in der deutschen Sprache muss gegeben sein. Bei unklarer Indikation ist eine Abklärung durch persönliche Vorstellung in der Klinik notwendig. Im Einzelnen gehören zu den Voraussetzungen für eine Aufnahme: Abgeschlossene körperliche Entgiftung Ausführlicher Arztbericht Freiwilligkeitserklärung Vorhandensein von notwendigen Seh- und Hörhilfen Sozialbericht Kostenübernahmeerklärung durch den zuständigen Kostenträger Ärztliches Attest, das ansteckende Krankheiten ausschließt Therapievorbereitung Wir bieten zur Vorbereitung die Möglichkeit eines Klinikbesuches von künftigen Patienten/innen sowie deren Angehörigen nach telefonischer Vereinbarung. Bearbeiter / in Freigabe (Ltg. / QB) Version Datum 1.1 Dezember 2011 © Deutsche Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Suchttherapie (deQus) e. V. Seite Fachklinik Haselbach QM-Handbuch Therapiekonzept Im Zuge der Therapiezeitverkürzung wird die Vorbereitung der Patienten/innen durch Fachambulanzen für Suchtprobleme, durch Gesundheitsämter und Sozialdienste immer wichtiger. Bis zur Aufnahme sollte die Berechtigung für Übergangsgeld nach dem SGB geklärt sein. Festigungs- und Auffangtherapie Für Patienten/innen die schon eine abgeschlossene Therapie bei uns durchgeführt haben, besteht in Krisensituationen die Möglichkeit zu einer 4 bis 8-wöchigen Festigungs- bzw. Auffangbehandlung, um dauerhafte Suchtmittelabstinenz zu ermöglichen. Zur Prüfung und Planung dieser Maßnahme ist eine Zusammenarbeit zwischen Patient/in, ambulanten Stellen und Fachklinik erforderlich. Kombinierte stationäre und ambulante Therapie In Zusammenarbeit mit den Fachambulanzen für Suchtprobleme kann nach einer 4 bis12-wöchigen Therapie, ein nahtloser Übergang in eine ambulante Therapie geplant werden. Dies muss mit den jeweilig zuständigen Ambulanzen und Kostenträgern individuell geklärt werden. Arbeit mit Angehörigen und anderen Bezugspersonen Unsere Erfahrungen zeigen, dass auch familiäre Beziehungen von Suchtmittelabhängigen oftmals belastet sind. Wichtige Bezugspersonen sollen deshalb in die Beratung und Behandlung miteinbezogen werden. Sowohl von Seiten der Klinik als auch der ambulanten Einrichtungen werden deshalb unterstützende Interventionen notwendig. Diese gemeinsamen Bemühungen haben das Ziel, die Belastungen zu reduzieren, z. B. eine adäquate Rollenverteilung in der Familie zu erreichen und hilfreiche Beziehungsstrukturen zu fördern. Zusammenarbeit mit ambulanten und anderen zuweisenden Stellen Die bisherigen Ausführungen und Erfahrungen unterstreichen die Notwendigkeit einer intensiven Zusammenarbeit mit den Beratungsstellen. Parallel zur stationären Behandlung der Patientin oder des Patienten ist eine ambulante Beratung oder Behandlung der Angehörigen bei entsprechender Motivationslage wünschenswert. Die Patientinnen und Patienten sollten nach der stationären Therapie mit ihren neu erworbenen oder erweiterten sozialen Kompetenzen nicht in ein völlig unverändertes Beziehungssystem zurückkehren müssen. Im Einzelnen bieten wir folgende Möglichkeiten: Bilanzgespräch Klinik – Patient/in – Beratungsstelle über Therapieverlauf, restliche Therapiezeit, weitere Ziele Kontakt zwischen Beratungsstelle und Patientin oder Patient während der Therapie Während der Familienheimfahrt obligatorischer Kontakt der Patientin oder des Patienten zur Beratungsstelle Austausch über die Zusammenarbeit Gegenseitige Hospitationsmöglichkeit Bearbeiter / in Freigabe (Ltg. / QB) Version Datum 1.1 Dezember 2011 © Deutsche Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Suchttherapie (deQus) e. V. Seite Fachklinik Haselbach QM-Handbuch Therapiekonzept Fachtagungen und Fortbildungen in der Fachklinik im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit Therapieangebote Die Psychotherapie ist eine zentrale Maßnahme im Behandlungsverlauf und wird in Form von Gruppen-, Einzel-, Paar- und Familiensitzungen durchgeführt. Gruppentherapie in der Stammgruppe In drei bis vier halboffenen Gruppen wird patientenzentrierte Gruppentherapie, geleitet von einem Bezugstherapeuten bzw. einer Bezugstherapeutin, durchgeführt. Ansatzthemen: Kommunikation Stärken der Selbstund Fremdwahrnehmung; selbstkongruenten Kommunikationsstils Unterstützen eines Beziehungssystem Herausarbeiten der Familiendynamik, sowie der Bedeutung des Symptoms für diesen Prozess. Unterstützung bei der Entwicklung von lösungsorientierten Zielen für befriedigende Beziehungsgestaltung Strukturelle Intervention Stärkung bzw. Flexibilisierung von Grenzen (der Subsysteme) Diaden- und Triadenarbeit Klärung von Konfliktumleitungen, Familien- und Lebensregeln Familienrekonstruktion Arbeit an emotionalen Blockaden in der Herkunftsfamilie und aktuellen Familie. Aufzeigen von Übertragungen in die aktuelle Kernfamilie. Erweiterung der Perspektiven und Entlastung aus dysfunktionalen Beziehungsstrukturen Gefühlsarbeit Bewusstmachen und integrieren von unterdrückten oder verdrängten Gefühlen wie z. B. Ärger, Trauer, Angst, Ambivalenz sowie finden einer angemessenen Ausdrucksform Ethische Orientierung Klären von Werten, unsichtbaren Bindungen, Verpflichtungen und Schuldgefühlen gegenüber der aktuellen Familie oder der Herkunftsfamilie Bearbeiter / in Freigabe (Ltg. / QB) Version Datum 1.1 Dezember 2011 © Deutsche Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Suchttherapie (deQus) e. V. Seite Fachklinik Haselbach QM-Handbuch Therapiekonzept Einzeltherapie Ergänzend zur Gruppentherapie werden den Patienten/innen individuell Einzelgespräche zur aktuellen Krisenintervention und zur Klärung spezifischer persönlicher Schwierigkeiten angeboten. Gestaltungstherapie Die Gestaltungstherapiegruppen geben jedem/jeder Patienten/in die Möglichkeit, mit Hilfe von non-verbalen Mitteln, wie z. B. durch Tonarbeiten, Collagen, Umgang mit Farben etc. psychische Prozesse zum Ausdruck zu bringen. Diese kreative Form der Auseinandersetzung wird als wichtige Ergänzung zur Psychotherapie gesehen. Ergotherapie – Lebenspraktisches Training Ein fester Bestandteil des Therapiealltags in der Fachklinik Haselbach ist die Ergotherapie mit dem Ziel der beruflichen und sozialen Reintegration. Jede Patientin, jeder Patient arbeitet täglich in einem lebenspraktischen Bereich wie Küche, Hausreinigung, Garten und Wäscherei, wobei die Einteilung nach Abwägung therapeutischer Gesichtspunkte und den Anforderungen des Hauses erfolgt. Gefördert werden Kooperationsbereitschaft und –fähigkeit, Ausdauer und Konzentrationsfähigkeit, Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft. Ferner lernen die Patientinnen und Patienten, sich an Normen und Regeln zu erproben, Zeit zu strukturieren, Termine und Zeitvorgaben einzuhalten, unterschiedliche Bedürfnisse in sozialen Gruppen zu akzeptieren, sowie eigene Bedürfnisse mit Gruppeninteressen abzustimmen. Ergotherapie – Kreatives Arbeiten Hierbei entdecken Patientinnen und Patienten oftmals unerkannte Fähigkeiten und Fertigkeiten, die ihnen helfen, Selbstvertrauen und Zuversicht zu gewinnen. Eine Ergotherapeutin und ein Ergotherapeut, jeweils mit Zusatzausbildung, vermitteln den Patientinnen und Patienten handwerklichen Umgang in verschiedenen Techniken mit Materialien wie Ton, Holz, Batik, Peddigrohr, Makramee und Farben. Durch die Gemeinschaft mit den Mitpatienten/innen werden auch Kommunikationsfähigkeiten, Hilfsbereitschaft und andere soziale Kompetenzen gestärkt. Zu den Zielen der Ergotherapie gehören: Förderung und Weckung kreativer und sensitiver Kräfte Steigerung der Erlebnisfähigkeit Veränderung der Umweltempfindungen durch Vertiefung der Sinneswahrnehmung Erlebnis der Entfaltungsmöglichkeit eigener Phantasie und Umsetzung in etwas Handfestes Indikative Gruppentherapie Indikative Gruppen bieten die Möglichkeit, bestimmte Problembereiche schwerpunktmäßig zu vertiefen und differentiell zu bearbeiten. Die Indikation zur Bearbeiter / in Freigabe (Ltg. / QB) Version Datum 1.1 Dezember 2011 © Deutsche Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Suchttherapie (deQus) e. V. Seite Fachklinik Haselbach QM-Handbuch Therapiekonzept Teilnahme an diesen Gruppen lässt sich vom individuellen Therapieplan für die Patientin oder den Patienten ableiten. Indikativgruppen sind z. B.: Ressourcen Bedingt durch den Krankheitsverlauf bzw. durch dysfunktionale Entwicklungsbedingungen zeigt sich beim Patienten häufig ein Verlust an Selbstvertrauen. In diesen Gruppen können Patienten/innen wieder persönliche Fähigkeiten, Stärken, Kenntnisse sowie positive Erfahrungen bei sich entdecken und in bestimmten Situationen selbst aktivierend lernen. Hierbei kommen Methoden aus dem Bereich NLP, Hypnotherapie, zu dem lösungsorientiertem Ansatz, Einübung von Achtsamkeit, zum Einsatz. Darüber hinaus können sich Patienten aber auch mit Glaubensfragen auseinandersetzen. Frauengruppe Die Frauengruppe bietet Raum, eine Frau unter Frauen zu sein und die eigene weibliche Identität wahrzunehmen und weiter zu entwickeln. Oft besteht in dieser Gruppe auch der Bedarf, Themen, wie z. B. Aggression in der Familie oder sexuelle Gewalt zu benennen und zu bearbeiten. Angstbewältigung In diesen Gruppen können Patienten/innen ihre Selbstwahrnehmung verbessern, dabei sinnvolle Ängste (Selbstschutzfunktion) und hinderliche Ängste unterscheiden lernen. Die Patienten/innen können schrittweise und aktiv ihren eigenen Freiheitsgrad bzw. Selbstwirksamkeit erweitern. Dabei werden Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie eingesetzt (Entspannungsverfahren, Selbstsicherheitstraining, Überprüfung der irrationalen Gedanken und Erarbeitung hilfreicher angemessener Gedanken, konkrete Verhaltensübungen, Vorstellungsübungen, systematische Desensibilisierung). Konfliktbewältigung In diesem Programm wird die zentrale Bedeutung herausgearbeitet, Konflikte konstruktiv zu bewältigen: Wichtige Bausteine hierfür sind die Benennung und Akzeptanz von Unterschieden, Achtung für sich selbst und für den anderen, Einbeziehung der Gefühle und der Aufbau von Selbstkontrolle bzw. Impulskontrolle. Feindselige und destruktive Verhaltensweisen sollen mittels verbaler und non-verbaler Kommunikation „entschärft“ werden und die Dialogfähigkeit ermöglicht bzw. verbessert werden. Medizinisches Basisprogramm Im ärztlichen Basisprogramm wird jede/r Patient/in aufgeklärt über die wichtigsten Aspekte der Suchterkrankungen, wie z. B. Symptome der Suchtkrankheiten, Suchtverlagerung, gesundheitliche Auswirkungen, Fragen zur Abstinenz, etc. Bearbeiter / in Freigabe (Ltg. / QB) Version Datum 1.1 Dezember 2011 © Deutsche Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Suchttherapie (deQus) e. V. Seite Fachklinik Haselbach QM-Handbuch Therapiekonzept Ziel ist hierbei, dass sich jede/r Patient/in über die Erkrankung informiert, sich intensiv mit seiner/ihrer persönlichen Suchtentwicklung auseinandersetzt und Verantwortung für seinen/ihren Gesundheitszustand übernimmt. Therapeutisches Basisprogramm Im therapeutischen Basisprogramm wird mit jedem/r Patienten/in eine therapeutische Arbeitsgrundlage erarbeitet. Diese soll einen schnelleren Einstieg in die zuständige Stammgruppe ermöglichen, durch Information, Motivation und Klärung von konkreten Therapiezielen. Kommunikationstraining In diesem Training wird eine Sensibilisierung der Wahrnehmung bei allen beteiligten Personen angestrebt und Grundlagen der Kommunikationspsychologie vermittelt, wie z. B. Sender und Empfänger einer Nachricht, Bedeutung von Sachinhalt und Beziehungsdynamik, der Unterschied von beschreibender und bewertender Sprache, die Bedeutung von Ich-Botschaften und die Wichtigkeit von Freiwilligkeit und Eigenverantwortung im Gespräch. Emotionstraining In verhaltenstherapeutisch orientierten und kognitiv strukturierten Übungseinheiten werden die Teilnehmer angeleitet und unterstützt, ihre Emotionen differenzierter wahrzunehmen, zu erleben, die „emotionale Verhaltenskette“ kennen zu lernen und zu nutzen und so positive Erfahrungen mit ihrer Gefühlswahrnehmung, Ausdruck von Gefühlen und Körperreaktionen sowie die Auflösung von Blockaden zu erleben. Genusstraining Positive Erfahrungen mit Genuss, unabhängig von Suchtmitteln, werden erarbeitet, erfahrbar gemacht oder auch wieder aktiviert und in den Alltag der Teilnehmer integriert. Wichtiges Ziel hierbei ist, Lebensqualität und Genuss von Suchtmittelmissbrauch zu trennen und Eigenverantwortung für Spaß und bereichernde Erfahrungen zu übernehmen. Körperbewusstsein Mit spielerischen Übungen, Meditation und Spaß wird der eigene Körper wahrgenommen und mittels Übungen zur Inneren Wachsamkeit das Gespür für den eigenen Körper verfeinert. Die persönlichen Körperbilder und Körperempfindungen können im Gruppengespräch ausgetauscht werden. Ferner wird das Ampelmodell als ein hilfreiches Werkzeug im Umgang mit Suchtdruck bzw. Verlangen nach Alkohol vorgestellt. Rückfallvorbeugung In der Gruppe wird Raum gegeben, persönliche Erfahrungen zum Thema Rückfall auszutauschen und innere und äußere Faktoren hierfür zu benennen. Mittels non-verbaler Techniken (z. B. time-line) wird das individuelle Erleben anschaulich gemacht und eine persönliche Rückfallprophylaxe unterstützt: Ein Bearbeiter / in Freigabe (Ltg. / QB) Version Datum 1.1 Dezember 2011 © Deutsche Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Suchttherapie (deQus) e. V. Seite Fachklinik Haselbach QM-Handbuch Therapiekonzept Fokus hierbei ist aus eigenen Erfahrungen zu lernen und eigene Bedürfnisse wahrzunehmen und im sozialen Kontext angemessen leben zu können. Krankheitsbewältigung In dieser Gruppe geht es um die Frage, ob ich offen zu meiner Abhängigkeit stehen kann oder sie eher verheimliche: Im Rollenspiel werden die unterschiedlichen Dynamiken deutlich gemacht und konkrete Coping-Strategien erarbeitet. Die Frage nach der eigenen Akzeptanz der Krankheit ist dabei als zentral anzusehen. Stressbewältigung Dieses Gruppenangebot orientiert sich nach dem Stressmodell nach Lazarus. Dabei werden kognitive Prozesse (Ereignis- und Situationseinschätzung bzw. Ressourceneinschätzung), sowie Bewältigungsreaktionen hinsichtlich Problemlösung (Abgrenzung, Delegation, Teambildung) und/oder Emotionsregulierung (verschiedene Entspannungsverfahren) einbezogen. Hinzu kommt eine Auseinandersetzung mit dem Lebensstil, Einübung von Achtsamkeit, Atemmeditation oder Einüben von neuen Verhaltensmöglichkeiten im Rollenspiel. Raucherentwöhnungsgruppe Das Rauchfrei-Programm ist ein modernes Tabaksentwöhnungsprogramm, das vom IFT (Institut für Therapieforschung) in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) entwickelt wurde: Das Programm besteht aus sieben Kursstunden und arbeitet mit einem festgelegten Rauchstopp-Tag. Dieser wird in der 1. bis 4. Kursstunde systematisch vorbereitet und in der 5. bis 7. Kursstunde stabilisiert. Die Erfolgsquote des Programms liegt bei 41% (sechs Monate nach Ende des Kurses). Soziales Kompetenztraining Jeder Mensch ist auf soziale Interaktion angewiesen, um seine Bedürfnisse zu befriedigen oder zur Erreichung seiner Ziele. Sozialkompetentes Verhalten bedeutet, dass Individuen über Fertigkeiten verfügen, akzeptable Kompromisse zwischen sozialer Anpassung einerseits und individueller Bedürfnisbefriedigung andererseits zu finden und zu verwirklichen. Im Rollenspiel werden wichtige Ereignisse im Leben eingeübt und der Beurteilung der Gruppe überlassen, inwieweit das Verhalten zu aggressiv, egoistisch gewesen sei oder zu kleinlaut und das Wesentliche nicht angesprochen worden sei. Sportseminar Es handelt sich um ein Seminar zur Gesundheitsförderung mit Modul „Bewegung und körperliches Training“. Ziel ist die Motivation zu einer gesunden Lebensführung und zur Verhaltensänderung. In einer Nachbesprechung geht es um die Reflexion der Ziele, Verlauf der Rehabilitation und Planung der Nachsorge bezüglich Sport und Bewegung. Bearbeiter / in Freigabe (Ltg. / QB) Version Datum 1.1 Dezember 2011 © Deutsche Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Suchttherapie (deQus) e. V. Seite Fachklinik Haselbach QM-Handbuch Therapiekonzept Entlassungsvorbereitung Erarbeitung und strukturelle Einleitung eines konkreten, individuellen Unterstützungssystems für die Zeit nach der Entlassung aus der stationären Therapie. Auch werden spezielle Fragen der Teilnehmer, z. B. für die berufliche Reintegration geklärt sowie eine Bilanz der Therapieerfahrungen erarbeitet. Psychische Comorbidität Ängste, Depressionen, bipolare Störungen und Schmerzen sind häufige Begleiterkrankungen der Suchterkrankung. Was sind dies für Erkrankungen, wie werden sie behandelt und welchen Effekt hat dies auf die Suchterkrankung. Wie kann man zwei oder mehr Erkrankungen gleichzeitig behandeln. Weitere Angebote: Entspannungsmethoden Angeboten werden: Progressive Muskelrelaxation, Meditation, TaiJi, Phantasiereisen und Qi Gong. Autogenes Training, Angehörigen Informationsangebote Jeden 1. Samstag im Monat findet vormittags eine spezielle Gruppe für Angehörige statt, die über die Suchterkrankung aufklärt und Hilfsangebote für die Angehörigen vermittelt. Gedächtnistraining Die Suchterkrankung, wie auch die Begleiterkrankungen Depression, Ängste oder auch die Leberzirrhose führen zu erheblichen Einbußen der geistigen Fähigkeiten. Mit Hilfe computergestützter Trainingsmethoden(x-cog; cog peg) werden gezielt die individuellen Defizite trainiert. Dazwischen werden Gruppentherapien mit kognitivem Training angeboten. Paar- und Familientherapie Die Teilnahme der Familien und Bezugspersonen an der Therapie ist wenigstens für ein dreitägiges Seminar vorgesehen. Nach individueller Vereinbarung wird in der Fachklinik Familien- und Paartherapie mit fest vereinbarten Terminen angeboten. Abstinente Selbsthilfegruppen Entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung ist auch der Aspekt der Selbsthilfe, zu welcher die Patientinnen und Patienten zunehmend befähigt werden sollen. Deshalb kommen Selbsthilfegruppen wie „Freundeskreis“ und „Anonyme Alkoholiker“ regelmäßig in die Klinik, zu deren Teilnahme die Patientinnen und Patienten verpflichtet sind. Bearbeiter / in Freigabe (Ltg. / QB) Version Datum 1.1 Dezember 2011 © Deutsche Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Suchttherapie (deQus) e. V. Seite Fachklinik Haselbach QM-Handbuch Therapiekonzept Rückenschule Die sechs Einheiten der Rückenschule beinhalten die Motivation zu gesundheitsgerechtem Lebensstil und zur Krankheitsbewältigung und Stärkung der Eigenverantwortung zu seinem Körper. Es wird in einer Theoriestunde Wissen vermittelt und in den praktischen Stunden Übungen geübt zur aktiven Teilhabe an Beruf und Alltag. Sport- und Bewegungstherapie Ziel der Sporttherapie ist die Wiederherstellung und Verbesserung von Beweglichkeit, Ausdauer, Kraft und Koordination. Therapeutische Effekte zielen auf dosierte Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit, bewusste Körperwahrnehmung, Kommunikation über sportliche Aktivitäten und gruppendynamische Erfahrungen hin. Unter dem Gesichtspunkt der Gesundheitsprävention können erlernte sportliche Aktivitäten nach der Therapie weitergeführt werden. Zu den Möglichkeiten gehören: Herz- und Kreislauftraining – Nordic Walking, Skilanglauf, Radtouren Muskelaufbautraining mit und ohne Gerät Funktionelles Training Koordinationsübungen Körpertherapie Wirbelsäulengymnastik Mannschaftssport und -spiel Tanz Entspannungs- und Atemübungen TaiJi Qi Gong Medizinische Trainingstherapie Die MTT ist eine sinnvolle Ergänzung zu der Sport- und Bewegungstherapie. Es wird ein abgestimmtes Trainingsprogramm jeweils auf die individuellen Beschwerden und physischen Voraussetzungen an Therapie-Trainingsgeräten einstudiert. Die Verwendung dieser Geräte erlaubt vielfach eine genauere Belastungsdosierung, als dies bei den üblichen Eigenübungen möglich wäre. Belastungsparameter wie Reizdichte, -intensität und -dauer lassen sich bei der MTT nach den wissenschaftlichen Kriterien der Trainingslehre exakt dosieren und an das Trainingsziel der Sporttherapie anpassen. Physikalische Therapie Die physiotherapeutischen Maßnahmen tragen zur Behebungen alkoholbedingter körperlicher Folgeschäden bei, sie verhelfen den einzelnen Patienten dazu, seine körperliche Leistungsfähigkeit wieder zu erleben bzw. wieder zu erwerben. In verschiedenen Behandlungsphasen stehen, indikationsgerecht, folgende Anwendungen zur Verfügung: Bearbeiter / in Freigabe (Ltg. / QB) Version Datum 1.1 Dezember 2011 © Deutsche Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Suchttherapie (deQus) e. V. Seite Fachklinik Haselbach QM-Handbuch Therapiekonzept Rückenschule Krankengymnastik Kneippsche Anwendungen Medizinische Bäder Rotlicht- und Wärmetherapien Sauna Solarium Betreute Freizeit- und Sportgruppen Regelmäßig finden kulturelle und sportliche Gruppenaktivitäten gemeinsam mit der Sporttherapeutin statt. (Schwimmen, Kegeln, Wandern, Besuch von Museen, Ausstellungen, Minigolf usw.). Realitätstraining Ein Realitätstraining findet sowohl während der Ausgangszeiten der Patienten/innen als auch bei der bis zu 3-tägigen Familienheimfahrt etwa vier Wochen vor Ende der Therapie statt. Hierbei sollen wichtige persönliche, familiäre und berufliche Angelegenheiten geordnet werden, um bestmögliche Voraussetzungen zur Reintegration zu schaffen. Außerdem sollen Kontakte zu Beratungsstellen und abstinenten Selbsthilfegruppen am Heimatort aufgenommen bzw. weitergeführt werden. Die Verknüpfung von Therapieerfahrung und praktischer Umsetzung wird auch im Rahmen von Ausgangszeiten und Besuchsmöglichkeiten am Wochenende ermöglicht. Patientenmitverantwortung Jede Basisgruppe wählt für die Zeit von sechs Wochen eine Gruppensprecherin bzw. einen Gruppensprecher. Diese bilden die Patientenvertretung, aus deren Mitte gleichfalls für sechs Wochen die Patientensprecherinnen bzw. Patientensprecher durch die Gruppensprecherinnen oder Gruppensprecher bestimmt werden. Gruppensprecher/in und Patientensprecher/in sind Vertrauenspersonen der ganzen Patientenschaft. Die Patientenvertretung organisiert Wochenpläne für die Gemeinschaftsdienste der einzelnen Gruppen. Die Patientensprecherin bzw. der Patientensprecher arbeitet eng mit dem Mitarbeiterteam der Klinik zusammen. Sie koordinieren die von den Gruppen übernommenen Aufgaben und Dienste. Die Patientenmitverantwortung findet ihre Grenzen in den therapeutischen Zielsetzungen, in dem von jeder Patientin und jedem Patienten abgeschlossenen Therapievertrag und in der Hausordnung. Hausgruppe Regelmäßig jede Woche findet eine Versammlung aller Patienten/innen und Mitarbeiter statt. Es besteht für jeden Teilnehmer die Möglichkeit, Wünsche, Anregungen und Kritik zu allen Themen einzubringen, welche die Hausgemeinschaft betreffen. Bearbeiter / in Freigabe (Ltg. / QB) Version Datum 1.1 Dezember 2011 © Deutsche Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Suchttherapie (deQus) e. V. Seite Fachklinik Haselbach QM-Handbuch Therapiekonzept Sozialberatung Der/die Bezugstherapeut/in leistet Unterstützung bei individuellen sozialen Fragen, z. B. Arbeits- und Wohnungssuche, Finanzen und Berufsfindung. Je nach Bedarf werden auch Kontakte zum örtlichen Arbeitsamt und zur Schuldnerberatung vermittelt. Seelsorge Bei der Bewältigung der Sucht kann Sinnfindung von wesentlicher Bedeutung sein. Deshalb wird seit Bestehen der Klinik seelsorgerischer Beistand von einem in der Suchtkrankenhilfe erfahrenen Geistlichen angeboten. Regelmäßig werden in der Hauskapelle Gottesdienste gefeiert. Auf freiwilliger Basis finden Gesprächskreise mit offener Themenwahl statt. Freizeitangebote Im Rahmen des therapeutischen Angebotes sind die Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung in der Klinik und in der Umgebung sind vielfältig. Die Klinik bietet verschieden Aktivitäten, wie Billard, Freizeitspiele, Klinikbibliothek, Tischfußball, eine Kneipp Anlage, Werkräume für Ton-, Flechtund Malarbeiten, Sporthalle, Sauna, Solarium, MTT – Raum, Tischtennis, Tennis und Skilanglauf. Weitere Aktivitäten laden in der näheren Umgebung ein, wie Wanderungen, Kegelbahn, Fahrradtouren, Sommerrodelbahn und ein Freibad und kleines Hallenbad im drei km entfernten Luftkurort Mitterfels. Wochenplan Der Wochenplan hat an Werktagen ein festes Gerüst. Er beginnt mit dem Frühsport (Herz-, Kreislauftraining) und anschließendem Frühstück, gefolgt von 1 ½-stündigen Therapiesitzungen in der Kerngruppe. Anschließend lebenspraktische Ergotherapie mit den Hausdiensten und Sporttherapie. Mittagessen und Freizeit, gefolgt von einer Entspannungseinheit. Ab 14:00 die unterschiedlichen Indikativgruppen und anschließend kreatives Werken, Rückenschule und eine weitere Sporttherapieeinheit. Das Abendessen bildet den Abschluss. Ein Beispielwochenplan ist als Anhang beigefügt. Ehemaligentreffen Großer Beliebtheit erfreut sich unser einmal im Jahr stattfindendes Ehemaligentreffen. Bei diesem Fest treffen sich die früheren Patientinnen und Patienten, um Erinnerungen und Erfahrungen auszutauschen und mit den gegenwärtigen Patientinnen und Patienten in Kontakt zu kommen. Herzlich eingeladen sind auch Angehörige! Kinderbetreuung wird angeboten. Bearbeiter / in Freigabe (Ltg. / QB) Version Datum 1.1 Dezember 2011 © Deutsche Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Suchttherapie (deQus) e. V. Seite Fachklinik Haselbach QM-Handbuch Therapiekonzept Qualitätsmanagement: Die Klinik strebt in den nächsten Jahren die Zertifizierung nach den Kriterien der BAR an. Dazu wurde ein Prozess gestartet der nach dem Qualitätsmanagement der deQus vorangetrieben wird. Neben der Verbesserung der Ergebnisqualität, die mit Hilfe der Katamnese und Rückfallquote erhoben wird, legen wir besondern Wert auf Verbesserung der Struktur und Prozessqualität. Dies wird auch nach der Zertifizierung ein unverändertes Streben der Klinik sein. Abschlussbemerkung: In der Einleitung wurde die große sozioökonomische Bedeutung der Suchterkrankung dargestellt. Zudem geht die Erkrankung mit einem hohen Grad an Behinderung für die Betroffenen einher und einem enormen Leidensdruck besonders beim sozialen Umfeld der Patienten, aber auch bei den Betroffenen selbst sobald sie in der Lage sind über ihre Erkrankung zu reflektieren. In der Fachklinik Haselbach soll mit Hilfe der oben genannten Maßnahmen, den Frauen und Männern, die an einer Alkohol oder Tablettenabhängigkeit leiden, der Weg in ein selbstbestimmtes abstinentes Leben eröffnet werden. Durch das multidisziplinäre Team und unter Einbeziehung der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse ist dies bereits seit vielen Jahren geschehen. Wir hoffen auch in Zukunft vielen Frauen und Männern in bewährter Weise helfen zu können. Das therapeutische Team unter Leitung von Dr. Matthias Dobmeier Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Anlagen: Hausordnung, Wochenplan Bearbeiter / in Freigabe (Ltg. / QB) Version Datum 1.1 Dezember 2011 © Deutsche Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Suchttherapie (deQus) e. V. Seite