Gelernt ist gelernt - neue

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Gelernt ist gelernt - neue
Sicherheitsdienstleister
Gelernt ist gelernt
Personalqualifikation bei Sicherheitsdienstleistern
Bild: Die staatliche Ausbildung im Bereich Werkschutz hat sich in den vergangenen
drei Jahren verändert.
Marko Dahms
Ausbildung und Qualifikation – diese Themen gehören zu den meistdiskutierten innerhalb der Sicherheitsbranche. Entscheidend sind die
damit verbundenen Ergebnisse auch für den Auftraggeber einer
Sicherheitsdienstleistung, denn eine qualifizierte Ausübung jedes
Auftrages verhindert größeren Schaden, eventuelle Klagen oder sogar
den Verlust des Versicherungsschutzes.
Wer grob fahrlässig oder vorsätzlich, also
mit Wissen und Duldung, einen Sicherheitsdienst beschäftigt, der nicht die gesetzlichen Anforderungen, zum Beispiel
in der Qualifikation des Personals, erfüllt,
hat bei Schäden größte Probleme bei der
eigenen Versicherung und nicht zuletzt
bei den eigenen Mitarbeitern und Vorgesetzten. Soweit die Theorie.
Nun zur Praxis. Nach der Befragung eines IHK-Werkschutzmeister-Lehrgangs
in Stuttgart stellte sich heraus, dass die
meisten Auftraggeber einer Sicherheitsdienstleistung überhaupt nicht auf qualifiziertes und zuverlässiges Personal achten,
sondern einzig unter der Versicherungsauflage einen Werkschutz beschäftigen
müssen. Einziges Kriterium bei einer
Auswahl des Sicherheitsdienstes ist oft
der Preis und weniger die Leistung. In
amerikanischen Unternehmen liegt die
Auswahl des Sicherheitsdienstleisters dagegen nicht in der Verantwortlichkeit der
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Einkaufsabteilung, sondern in der des Geschäftsführers oder des Leiters für Sicherheit. Das Ansehen von Mitarbeitern in der
Sicherheitsbranche dort ist zudem entscheidend höher als hierzulande. Ein Firmeninhaber möchte nur einmal daran denken, dass mit der soeben vollzogenen Erweiterung der EU nun Sicherheitsdienste
in Deutschland auf den Markt kommen,
die diese Dienstleistung noch billiger anbieten können.
Leistung kostet Geld
Ein Umdenkprozess muss einsetzen, der
wie in anderen Branchen fordert, dass gute Leistung mit gutem Geld belohnt werden muss. Wenn der Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes durch seine Qualifikation höher angesehen ist und er dann noch
mehr bezahlt bekommt, ist er bestens motiviert und arbeitet zuverlässiger. Denn
Folgendes zählt zu wichtigen Vorausset-
zungen für die seriöse Ausübung in einem
Sicherheitsberuf: die charakterliche (nachgewiesen durch ein einwandfreies Führungszeugnis), körperliche (nachgewiesen durch ein Arztattest) und geistige Eignung. Zunächst kann man die Qualifikation der Mitarbeiter von Sicherheitsdienstleistern in staatlich vorgeschriebene Qualifikationen bzw. Abschlüsse und in privatwirtschaftliche Weiterbildungen unterteilen. Alle diese Aus- und Weiterbildungen stehen auch Quereinsteigern aus
berufsfremden Gebieten offen. Die stufenweisen IHK-Qualifikationen sind:
Sachkundenachweis für Hausdetektive, Veranstaltungsschützer, Diskothekenschützer und Citystreifen
(IHK-Prüfung)
§ 34a der Gewerbeordnung für alle
anderen Mitarbeiter des Bewachungsgewerbes (IHK-Ein-Wochenkurs mit
Test multiple-choice-Fragen)
Eine mindestens zweijährige Berufstätigkeit im Sicherheitsbereich öffnet die
Möglichkeit für folgende Weiterbildungen:
IHK-geprüfte Werkschutzfachkraft
(Fernlehrgang/mehrteilige Blockwochen mit IHK-Prüfung) – nur bis
31.12.2005 gültig, danach folgt die
IHK-geprüfte Fachkraft für Schutz
und Sicherheit – seit 1.1.2003
(duale, dreijährige Ausbildung)
IHK-geprüfter Werkschutzmeister
(alternativ Abendkurse, Wochenendlehrgänge, Fernstudium)
Die staatliche Ausbildung in dieser Branche hat sich in den vergangenen drei Jahren sehr verändert. Der neue „IHK-geprüfte Werkschutzmeister“ wurde deutlich in seiner Qualität durch etwa ein Drittel Mehrunterricht aufgewertet. Die bisherige Ausbildung als IHK-geprüfte
Werkschutzfachkraft stand stark unter
Druck, sodass es 2001 durch eine Anpassung der Weiterbildung zu einer vollwertigen, dreijährigen, dualen Ausbildung als
Fachkraft für Schutz und Sicherheit kam.
Doch damit entstanden neue Fragen und
Probleme. Was konnte die bis dahin erfolgreiche Werkschutzfachkraft ablösen,
die gerade für Quereinsteiger interessant
war? Lösungen zu einem „Safety-Agent“
W+S 5/04
und einem „Security-Officer“ mit einer
mehrmonatlichen Unterrichtszeit wurden
wieder in Sicherheitsdienstleistungsfachkraft „zurückgedeutscht“. Letztendlich
entspricht dieses Modell genau den Forderungen des Bundesverbandes Deutscher Wach- und Sicherheitsunternehmen
(BDWS) nach einer anerkannten öffentlich-rechtlichen Prüfung. Die ASW-Verbände für Sicherheit in der Wirtschaft befürworten jedenfalls dieses Modell ausnehmend. Die IHK allein sichert im Sinne
der Qualifikation der Mitarbeiter, so Karl
Schotzko, Geschäftsführer des Verbandes
für Sicherheit in der Wirtschaft BadenWürttemberg (VSW), eine bundesweit
einheitliche öffentlich-rechtliche Richtlinie für die Ausbildung von Sicherheitspersonal. Bestrebungen dieses „Monopol“ zu beseitigen würden klar zu einer
Verwässerung der Anforderungen führen,
so Schotzko. Ebenso ist von Seiten der Polizei bereits breite Zustimmung zu erfahren. So begrüßte beispielsweise der stellvertretende Bundesvorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK),
Rolf Jaeger, die Initiativen der maßgeblich damit betrauten IHK Düsseldorf
schon auf der Security 2002 in Essen ausdrücklich.
Lücke zwischen
Theorie und Praxis
Allein die Praxis folgt der Theorie im Moment zu wenig. Im gesamten Bundesgebiet entstanden lediglich sieben Berufsschulklassen und es gab bisher eher ein
verhaltenes Echo der Industrie zur neuen
Ausbildung. Einige Betriebe der Großindustrie wie BASF und Bayer nehmen
das Modell an. Andere, wie Porsche, bestehen weiterhin auf einem eigenen Briefing von Bewerbern, bei der die meisten
der Bewerber durchfallen.
Hartmut Zehrer, Geschäftsführer der
Ausbildungsakademie Protektor in Hamburg, schlägt im Bereich Personalqualifikation ein Modulkonzept vor, das alle
weiteren Ausbildungen in der Sicherheitsbranche umfassen soll. Die Inhalte und
Prüfungen sollten dabei nach wie vor bundeseinheitlich durch die IHK abgenommen werden. Das Ziel ist auch bei den
Kursen dieser Akademie, eine Aus- und
Weiterbildung möglichst nahe zu staatlich
anerkannten Abschlüssen zu erreichen.
Der bereits wuchernde Dschungel der
Weiterbildungen und Abschlüsse könnte
in Ansätzen durch eine Initiative, die am
29. April 2004 unter Beteiligung der ArW+S 5/04
beitsauschüsse für Ausbildung des ASW,
des BDWS, des Deutschen Indutrie- und
Handeskammertages (DIHT) und einiger
Großfirmen zu einer Vereinheitlichung
geführt werden.
Denn bisher konnten die verschiedensten Zertifikate, die in ihrer Qualität von
der anbietenden Privatfirma und dem jeweiligen Dozententeam abhängen, stark
differieren. Im Internet finden sich jede
Menge an ausbildenden Akademien und
Unternehmen unter einer Fülle von Stichworten wie:
Sicherheitsfachkraft
Sicherheitsbeauftragter
Gefahrgutbeauftragter
Fachkraft für den Brandschutz
Brandschutzbeauftragter
Fachkraft für den betrieblichen
Ermittlungsdienst
Fachkraft Öffentliche Sicherheit
Fachkraft für den Begleitschutzdienst
Personenschutzfachkraft (IHK)
Betriebssanitäter
Rettungssanitäter
Sicherheitsassistent
Sicherheitsmanager
Sicherheitsführungsfachkraft
Sicherungsposten
Fachkraft für Aufzugssicherheit
Notruf-Service-Leitstellen-Fachkraft
Fachkraft für Haussicherheit
Fachkraft in Geld- und Werttransport
Fachkraft für Veranstaltungssicherheit
Detektiv
Schlussendlich muss sich heute der Auftraggeber sein Bild darüber machen können, welche Aus- und Weiterbildung des
Sicherheitsdienstes für seinen Betrieb
notwendig ist und einen dafür qualifizierten Sicherheitsdienstleister auswählen,
mit dem sich diese Anforderungen auch
umsetzen lassen. Jedoch wird er für qualifiziertes und zuverlässiges Personal auch
tiefer in die Tasche greifen müssen.
Es ist in Deutschland noch ein langer
Weg bis zum Status, den ein amerikanischer Security-Officer hat. Ein Weg, den
die Sicherheitsdienstleister, die IHK, die
Verbände und die Wirtschaft gemeinsam
gehen müssen.
Marko Dahms ist Geschäftsführer der
General-Security-Services GmbH,
Herbolzheim
Tel.: 07643/933-555
[email protected]
Mehr Infos zur Ausbildung:
www.gesecurity.de, www.ihk.de,
www.werkschutzinfo.de
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