Stoppt den Nonsens dieser Profitgeier!

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Stoppt den Nonsens dieser Profitgeier!
alternative
Für die Kolleginnen und Kollegen im DaimlerChrysler-Werk Untertürkheim
Nr.32 April 2007
Falsche Produkte, falsche Konzepte, unmenschliche Methoden:
Stoppt den Nonsens dieser Profitgeier!
Es ist wie ein geschmackloser Witz: Das Unternehmen startet ein neues Abfindungsangebot, um den angeblichen Personalüberhang im Werk abzubauen. Gleichzeitig wird die Fremdvergabe in den indirekten Bereichen beibehalten. Hier
werden Daimler-Arbeitsplätze vernichtet, um durch Einsparungen bei den Personalkosten den Profit hochzutreiben.
Sozialdumping im Werk
Das Ergebnis ist sozialpolitisch und
volkswirtschaftlich gesehen katastrophal:
Ob Thyssen-Krupp-Industrieservice,
Rhenus, LGI, Schober, Große Vehne und all die Anderen: die Fremdfirmen werden durch Daimler so unter
Druck gesetzt, dass ihnen gar nichts
anderes übrig bleibt, als SozialDumping zu betreiben:
Leiharbeiter, Hungerlöhne und massive Verstöße gegen Arbeitszeitgesetze sind notwendig, um die Geizist-Geil-Ideologie unserer Manager
zu befriedigen.
Druck auf Indirekte
Dies erzeugt natürlich immensen
Druck auf unsere Kolleginnen und
Kollegen in den betroffen Bereichen.
Ob Logistik, Instandhalter, Staplerreparatur oder Werkschutz-Reste, nirgendwo wissen die Betroffenen, ob
und wann sie durch Billiglöhner und
Leiharbeiter ersetzt werden.
Sozialschmarotzer?
Die Zusammenhänge sind klar: laut
Manager-Magazin haben unsere
Vorstände seit 1985 bis heute
60.000.000.000 € verbrannt. Dieses
Geld haben aber nicht sie erwirtschaftet, sondern all die Produktionsarbeiter, Instandhalter, Logistiker, Sachbearbeiter, Planer …
Und jetzt sollen genau diejenigen,
die das Geld für die großen Visionen
verdient haben, zu teuer, zu unwirtschaftlich sein!?
Spätestens jetzt müssen wir uns
fragen, wer denn hier zu teuer und
unwirtschaftlich ist.
Nieten in Nadelstreifen
Während sich unsere Vorstände
Jahres-Einkommen genehmigt haben, für die ganze Leiharbeiterkolonnen ein Leben lang schuften müssen, haben sie die Zeichen der Zeit
verschlafen:
Streitbare Buchhalter verzögern Veröffentlichung der Quartalszahlen:
„Blamage für Daimler-Chef Zetsche“
schreibt das Handelsblatt am
28.03.07 auf der Titelseite und berichtet Erfreuliches:
„DaimlerChrysler-Vorstandschef Dieter Zetsche hat eine peinliche
Schlappe eingesteckt: Der deutschamerikanische Autokonzern hat wegen eines Konflikts mit dem Betriebsrat gestern die Vorlage der
Quartalszahlen verschoben.
Nach Informationen aus Unternehmenskreisen hatten sich die Daimler-Buchhalter auf Anweisung des
Betriebsrats im Januar erstmals seit
15 Jahren geweigert, wie in früheren
Jahren üblich auch am Wochenende
zu arbeiten.
Hintergrund der Überstundenverweigerung sind Zetsches Pläne, die
Buchhaltung zu verlagern.
Wir gratulieren den KollegInnen
und dem Betriebsrat der DaimlerZentrale zu ihrer konsequenten
Gegenwehr!
Spritsparende und schadstoffarme
Motoren waren immer nur SmallTalk-Thema. Angesichts der aktuellen Klimaentwicklung glimmt der
„gute Stern“ nur noch schwach.
Längst ist die Marke Mercedes-Benz
kein Synonym für visionäre Fahrzeugkonzepte mehr, sondern kämpft
wegen der krankhaften Sparpolitik
gegen Garantiekosten und Imageverlust.
Und was machen die Arbeitnehmerverteter?
Betriebsrat und Gewerkschaften
müssen ihre Rolle überdenken, die
sie bisher gespielt haben.
Denn sie haben die
Aufgabe, konsequent
die Interessen von Belegschaft und Gesellschaft gegen die kurzsichtige und rücksichtMate Došen lose Profitgier der MaBetriebsrat
nager und Investoren
Tel. 66043
zu verteidigen.
♦ Deswegen ist der Dienstleistungstarifvertrag keine Lösung für
die indirekten Bereiche, weil er durch
seine Arbeitszeitverlängerung Arbeitsplätze vernichtet.
♦ Deswegen müssen wir offensiv
zukunftsorientierte Konzepte einfordern und durchsetzen, die Beschäftigung sichern und eine ökologisch
akzeptable Produktpalette erzwingen.
♦ Deswegen sind die immer größeren und stärkeren Motoren in den
von uns produzierten Autos keine
akzeptable Produktstrategie.
Betriebsrat und Gewerkschaften
müssen im Betrieb und im Aufsichtsrat aus der Defensive in die Offensive kommen und nur noch ein Motto
kennen:
Mit der Belegschaft - für die Belegschaft.
1
Leserbrief
In unserer Kostenstelle 1721 (ehemals Rohrleitungsfertigung) herrschen
unmenschliche Zustände. Die bestehende Rezeivereinbarung ist das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben steht. Den Vorgesetzten ist
scheißegal, was sie unterschrieben
haben, ständig wird an der Leistungsschraube gedreht.
Mitarbeiter werden abgezogen und die
Verbleibenden müssen für sie mitarbeiten. Am Ofen z.B. haben immer
zwei Mann gearbeitet, jetzt muss ein
Mann dasselbe machen, wie früher
zwei. Bei uns wird nicht gearbeitet,
sondern malocht, wie es schlimmer
nicht sein kann.
Von menschenwürdiger Arbeit und
abgelieferter Qualität keine Spur!
Qualitätsreklamationen aus Cannstatt
und sogar Kundenreklamationen über
undichte Leitungen sind normal. Es
wird in neue Maschinen investiert, z.
B. das neue Abpressbecken um Leute
zu sparen, was kommt raus, noch
mehr undichte Leitungen.
Wenn man abends nach Hause
kommt, ist man unzufrieden und platt
und will nur noch seine Ruhe. Wenn
man krank wird, wird man unter Druck
gesetzt und muss zur Strafe aus der
Nachtschicht raus. Einige Kollegen
sind psychisch erkrankt weil sie den
ständigen Druck nicht mehr ertragen
konnten.
Meister Heining und Teamleiter Dr.
Bair, der lieber in der Nase bohrt als
sich um unsere Probleme zu kümmern, sollten selbst einmal einige Wochen Tag für Tag mitarbeiten, dann
wüssten Sie, was sie den Menschen
antun. Hinzu kommt, dass der Führungsstil von Meister Heining zu wünschen übrig lässt. Gespräche sind
sehr einseitig.
Er sagt was er will und lässt uns dann
stehen, ohne die Antwort abzuwarten
oder gar mit uns zu diskutieren. Der
eine oder andere Systemführer entwickelt sich durch diesen Führungsstil
zum Halbwolf.
Einer wurde beauftragt Notizen zu
machen (wir haben diese selbst gesehen) wann und wie lange wir auf der
Toilette sind. „Pfui Teufel“ kann man
da nur sagen.
Einige Kollegen glauben dass auch die
Entgeltgruppen bei ERA nach Nase
verteilt worden sind, langjährige und
neue Mitarbeiter wurden z.B. der EG 4
zugeordnet. Noch ein Wort an unsere
Werkleitung: 2005 hat unsere Kostenstelle einen MPS-Preis bekommen.
Wenn die wüssten, was bei uns beim
Ausschuss schreiben beschissen wird,
würde der Preis bestimmt wieder aberkannt werden.
( Name ist der Redaktion bekannt.)
Neuer Trick in der Tarifrunde:
Wochenendschicht statt Überstunden ?
Eigentlich wird in einer Tarifauseinandersetzung der Druck auf den Arbeitgeber mit dem Verweigern von Überstunden erhöht. Der AchsmontageAbteilungsleiter Doll hat aber mit seinem Betriebsrat auch hierfür einen Ausweg gefunden. Seit Januar wird im Allrad Wochenendschicht gefahren und
das soll auch noch auf andere Bereiche ausgedehnt werden. Schön heimlich
- alles am Betriebsausschuss vorbei. Liebe Comanagement-Betriebsräte:
Im Tarifstreit helfen wir nicht Engpässe zu überbrücken, sondern nutzen sie
als Kampfmittel. Vielleicht erinnert Ihr Euch mal schnell an alte Tugenden.
GENERATIONENVERRAT bei DC:
Es wird nun immer deutlicher:
Gleichzeitig mit der ERAEinführung wird bei DaimlerChrysler das größte Lohnsenkungsprogramm aller Zeiten eingeläutet.
Über alle Werke hinweg werden ca.
90 Prozent aller Produktionskollegen im Vergütungsmodell 1 einen
TIB haben. Auch bei den Zeitlöhnern
und Angestellten gibt es viele, deren
ERA-Eingruppierung verglichen mit
dem alten Monatsentgelt zu einem
geringeren Betrag führt. Zum Teil
sind deshalb mehrere hundert Euro
TIB notwendig, um die Differenz
auszugleichen. Und wenn Helmut
Lense auf der Betriebsversammlung
verspricht, dass „auch nach 2012
keiner weniger haben wird“, dann
täuscht uns der Profi-Rhetoriker
ganz bewusst.
Weniger mehr ist nämlich weniger
Ab 2012 – so die Planung der Unternehmensleitung – soll der TIB mit
zukünftigen Tariferhöhungen ver-
2
rechnet werden. Was das bedeutet,
haben wir bereits beim 2,79%-Lohnverzicht im Zusammenhang mit dem
Erpresswerk 2004 zu spüren bekommen. Nach der Verrechnung im Juni
2006 blieben netto von der Lohnerhöhung nur Centbeträge übrig.
Extrem-Lohndumping für Neue
Über die Auswirkungen für neue Beschäftigte hört man von der BRSpitze wenig. Am Beispiel unten wird
aber sichtbar, dass die neuen im
Lohnniveau um Jahrzehnte zurückgeworfen werden. Nach Vorstellung
der Werkleitung kommen Neue in
der Montage sogar nur noch in EG5:
Dann sind es unglaubliche € 550
weniger Lohn als bei den heutigen
Montagekollegen. Dieser Verrat an den kommenden Generationen
lässt sich allerdings
nicht mehr rhetorisch
wegreden.
Michael Clauss
Betriebsrat, Tel. 67977
WOB in 2514 DesignZentrum Gießtechnik:
Bei der Mannschaft unten durch
Wie in alternative Nr. 30 berichtet, beabsichtigen die WOBler die Installation einer BlackBox an allen NCMaschinen, um weitere „Optimierungen“ zu identifizieren. Was darunter zu verstehen ist, davon können die Kollegen der Maschinengruppe Reiden ein Lied singen.
Hieß es erst, wir brauchen die BlackBox um genauere Daten zu erhalten,
steht das Ergebnis für die WOBler
seltsamerweise auch ohne detaillierte Datenerfassung mit der BlackBox
schon fest: Mit Mehrmaschinenbedienung aus weniger Kollegen mehr
herausquetschen!
Diese Vorgehensweise hat Methode.
So haben Vorstand und Werkleitung
einen jährlichen KVP von 10% festgelegt. Wie und auf wessen Rücken
ist ihnen egal.
MPS = Mercedes Produziert Stress
Wir haben grundsätzlich etwas gegen „Systeme“, die Menschen überwachen, kontrollieren und bewerten,
umgekehrt muss es ein! Das gilt für
die Politik gleichermaßen wie für das
Arbeitsleben!
Die Ziele von WOB, OIL und anderen Ratio-Programmen bestehen
darin, das letzte bisschen Luft herauszuquetschen, um die „PremiumProfite“ von Vorstand und Aktionären
auf dem Rücken unserer Gesundheit
zu optimieren.
Doch wir brauchen diese „Luft“ zum
Leben und Überleben im Arbeitsleben! Auf Muskel- und Skeletterkrankungen entfällt der größte Teil aller
krankheitsbedingten Fehlzeiten, und
psychische Erkrankungen sind massiv auf dem Vormarsch. Das ständige Arbeiten „am Limit“ macht uns
kaputt!
Falschdarstellung im Steuerkreis
Im WOB-Steuerkreis wurde dann
dargestellt, dass man schon wertvolle Hinweise von der Mannschaft zur
Realisierung der Mehrmaschinenbedienung erhalten habe. Wir wissen
jedoch, dass das glatte Gegenteil
der Fall ist.
Die Kollegen haben ausdrücklich
darauf hingewiesen, dass dieses
Vorhaben bei dem im DZG vorhandenen Teilespektrum nicht möglich
ist! Das wird inzwischen auch von
Vorgesetzten hinter vorgehaltener
Hand bestätigt.
Für hervorragende Ergebnisse
sorgt die Mannschaft, nicht die
Black Box!
Offensichtlich stehen die WOBler
massiv unter Druck endlich messbare Ergebnisse zu liefern. Schließlich
müssen sie ihre Daseinsberechtigung nachweisen.
Dabei müsste jedem klar sein, dass
Qualifikation, Motivation und Engagement der Kolleginnen und Kollegen die entscheidenden Faktoren
sind!
Nachsitzen beenden
Herr Uhr, beenden Sie die Nachsitzzeit von WOB! Dass die Mannschaft
ihr Handwerk versteht, hat sie jahrzehntelang bewiesen – ohne WOB
und ohne BlackBox!
Motivation kann man
fördern,
Motivation
kann man aber auch
zerstören!
Martin Bott
Betriebsrat, Tel. 67965
Abfindungsprogramm moralisch verwerflich?
Wie wir von Firmenseite aus erfahren haben, hat das Unternehmen für das Werk Untertürkheim ein neues Ausscheidungsprogramm geplant. Es soll sich hierbei um ca. 400 Abfindungsangebote und ca. 150 Frühpensionierungsangebote handeln. Für dieses Vorhaben sollen wieder erhebliche Gelder zur Verfügung gestellt werden.
Wir von der alternative stehen bei
Personalüberhang zwar mehr für
Arbeitszeitverkürzung anstatt für Abfindungsprogramme ein. Doch wollen wir klar stellen, dass wir im Einzelfall nicht grundsätzlich Gegner
von FREIWILLIGEN Abfindungsprogrammen sind.
Allerdings muss man in diesem Fall
folgendes wissen: Personalchef
Mauser war am 14.11.06 bei einer
Sondersitzung des Betriebsrats zugegen, um uns die neuesten Programmzahlen für das Jahr 2007 vorzustellen.
Aus den vorgestellten Zahlen resultierte, dass das Werk Untertürkheim
über 1.100 Mitarbeiter zuviel an Bord
habe. Bei seiner vorgestellten Risikorechnung bezüglich der Beschäftigungsmöglichkeiten halbierte sich
die Zahl auf ca. 550 Arbeitskräfte.
Herr Mauser hat in dieser Sitzung
um einen uneingeschränkten Zugriff
auf die Freischicht-Steuerung gebeten und darum, die Kollegen im DC-
Move in andere Werke zwangsverleihen zu können, um die Beschäftigung zu sichern. In dieser Sitzung
wurde Herr Mauser drei Mal gefragt,
ob auch wieder Ausscheidungsvereinbarungen angedacht sind.
Herr Mauser sagte sinngemäß, dass
nichts geplant sei, da die Zahl derer,
die dies ihrer Meinung nach in Anspruch nehmen würden ( 60 MA ),
nicht ausreichen würde, um den Überhang auszugleichen. Der Betriebsrat verhandelte darauf hin die
bekannte Betriebsvereinbarung zur
Freischichtsteuerung aus.
Hat Herr Mauser in dieser Sitzung
die Unwahrheit gesagt? Hat er den
Betriebsrat wissentlich hinters Licht
geführt, um Zugeständnisse zu bekommen?
Tatsache ist jedenfalls, dass die Firma nun genau die gleiche Anzahl an
angeblichen Personalüberhang über
Abfindungen loswerden möchte.
Dies halten wir für moralisch verwerflich und für unfair, da anschei3
nend doppelt kassiert werden soll.
Der Betriebsrat sollte sich überlegen,
ob der Personalchef überhaupt noch
als vertrauensvoller und seriöser
Partner in Verhandlungen anzusehen ist. Wir fordern unsere Betriebsratskollegen auf, die Betriebsvereinbarung zur Freischichtsteuerung auf
Grund dieser Tatsache sofort zu
kündigen.
Herrn Mauser raten wir alternative - Betriebsräte, sich wieder einmal
mit dem achten Gebot aus der Bibel
auseinander zu setzen.
Hans-Jürgen Butschler
Betriebsrat
Tel. 67960
Reiner Böhmerle
Betriebsrat
Tel. 66032
Suizid-Serie bei Renault - nur ein französisches Problem?
Am 20.02. erfuhren die Angestellten des Technocentre von Renault bei Paris, dass sich einer ihrer Kollegen, ein
38-jähriger Ingenieur, am Freitag in seiner Wohnung erhängt hat. Er arbeitete an dem neuen Modell Laguna, das
im nächsten Jahr auf den Markt kommen soll. Dies ist bereits der dritte Angestellte des Technocentres (12.500
Beschäftigte), der sich innerhalb der letzten vier Monate umgebracht hat, und sogar der fünfte in zweieinhalb
Jahren. Die Staatsanwaltschaft hat strafrechtliche Ermittlungen aufgenommen. Gegenstand der Untersuchungen sind dabei nicht die direkten Todesumstände des Angestellten, sondern seine Arbeitsbedingungen:
In einem Abschiedsbrief an seine
Familie schreibt der Angestellte, er
sei "nicht mehr fähig, diese Arbeit zu
machen", sie sei "zu schwer auszuhalten". Laut seiner Ehefrau "nahm
er seine Unterlagen mit nach Hause
und stand nachts auf, um zu arbeiten".
Dritter Suizid in vier Monaten
Erst am 30. Januar gab es einen
Schweigemarsch von 600-800 Technocentre-Angestellten für zwei Kollegen, die sich im Oktober und Januar
während der Arbeit direkt auf dem
Gelände der Firma umgebracht hatten. Ein 39-jähriger Informatiker
stürzte sich am 20. Oktober letzten
Jahres vor den Augen zahlreicher
seiner Kollegen um 10 Uhr morgens
von einer Fußgängerbrücke der fünften Etage in die Tiefe.
Als nächstes ertränkte sich am 22.
Januar 2007 ein 44 Jahre alter Angestellter in einem Teich in der Nähe
des Gebäudes. Er hatte an der technischen Dokumentation des neuen
Twingo gearbeitet. Er hat "demonstrativ das Ergebnis seines Gesprächs mit den Chefs auf dem Bildschirm seines Computers gelassen".
Nur die Spitze des Eisbergs
Die französische Gewerkschaft CGT
ist sich sicher, dass es sich nur um
die Spitze des Eisbergs handelt.
"Weinkrämpfe, Schlafstörungen,
Depressionen, Einnahme von Beruhigungsmitteln" seien andere,
weniger spektakuläre Folgen des
zunehmenden Drucks.
Seit dem Tod des dritten Technocentre-Mitarbeiters wurde die CGT
von zwei Ehefrauen kontaktiert, deren Männer unter ähnlichen Belastungen litten. Sie kehrten erst nach
22 Uhr von der Arbeit zurück, hätten
den Eindruck, unter dem Leistungsdruck zusammenzubrechen.
Ohne Kommentar:
„Das Rekordtief bei den krankheitsbedingten Fehlzeiten ist mit
ein Beleg dafür, dass die Arbeitsbedingungen in Deutschland immer gesünder geworden sind.“
(Erklärung der Bundesvereinigung der
Deutschen Arbeitgegeberverbände)
Eine der Frauen habe unter Tränen
berichtet, dass sie sich nicht getraut
habe, ihrem Mann davon zu erzählen, dass sie die Gewerkschaft informiert habe.
Neue Überwachungsmethoden
Für die Gewerkschaft waren die
"Ausquetschversuche" der Chefetage im jüngsten Fall nur der Tropfen,
der das Fass zum Überlaufen brachte. Hinzu kämen neue Überwachungsmethoden.
Renault hat ein neues Managementsystem in Betrieb genommen. So
wird z.B. mit einer "Leistungserhebung" gemessen, welchen Anteil bestimmte Mitarbeiter an der Erfüllung
des Plan-Solls haben. "Bei Renault
verbessert man nicht die Arbeitsbedingungen, man urteilt die Mitarbeiter ab", so die CGT.
"CostKiller" Carlos Ghosn
Die Zeiten scheinen endgültig vorbei, in denen Renault als gelungenes soziales Modell galt. Mit den
sich häufenden Suiziden gerät nun
die Politik des – auch "CostKiller"
genannten - Renault-Chefs Carlos
Ghosn immer stärker in den Mittelpunkt der Kritik. Viele Angestellte
berichteten von einer "angstbesetzten" Atmosphäre im Unternehmen.
Im Februar 2006 hatte Ghosn angekündigt, bis zum Jahr 2009 insgesamt 26 neue Modelle präsentieren
zu wollen, darunter 13 völlige Neuheiten. Weitere Zielvorgaben waren
die Ausweitung der Profitmargen von
3,2 auf 6 % und ein Anstieg der Verkäufe von 2,5 auf 4 Millionen Fahrzeuge.
Verschiedene Gewerkschaften berichteten seitdem immer wieder,
dass sich die Arbeitsbedingungen
seitdem extrem verschlechtert haben.
Wir brauchen „Luft“ zum Überleben im Arbeitsleben
Wer Ähnlichkeiten mit Zuständen bei
uns entdeckt, liegt gewiss nicht
falsch. Die Namen sind austauschbar. Egal ob bei Opel, VW oder
DaimlerChrysler, überall jagen die
„CostKiller“ ihre Rationalisierungsund Personalabbau-Strategen durch
die Abteilungen. Mit CORE, NMM,
WOB, OIL, Krankenjagd und anderen Methoden soll die „letzte Luft“
und die „letzte Sekunde“ herausgepresst werden!
Dabei sorgt ein perfides SelektionsSystem mit Zielvereinbarungen und
Einsparvorgaben unter Führungskräften zur Züchtung eines regelrechten „Duckmäusertums“. Wer Job
und Karriere nicht gefährden will hält
lieber „die Gosch“. Übrig bleiben willfährige Hardliner.
Deshalb müssen wir rechtzeitig die
Reißleine ziehen: Rote Karte für die
„CostKiller“! Informiert uns über unhaltbare Zustände, wir veröffentlichen auch anonymisierte Leserbriefe.
Die alternative - Betriebsräte im
Werk Untertürkheim
alternative - Kontakt:
Thomas Adler
60140
Mate Dosen
66043
Reiner Böhmerle
66032
André Halfenberg
64358
Martin Bott
67965
Witold Müller
22261
Jürgen Butschler
67960
Fritz Patig
64117
Michael Clauss
67977
Serkan Senol
60915
Internet: www.alternative-info.org
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