Eder Landtechnik - Alles rund um Landmaschinen und Traktoren

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Eder Landtechnik - Alles rund um Landmaschinen und Traktoren
profi
FAHRBERICHT
Case IH Farmall 75 C:
Ein großer Name für
einen kleinen Traktor
Mit dem Farmall belebt Case IH alte Traditionen wieder —
zumindest was den Namen angeht. Ob der kleine Flitzer
mit seinen 55 kW/75 PS an die große Tradition
anknüpfen kann, erfahren Sie im Fahrbericht.
IM
it JX, JXU und Quantum hat
Case IH in der 70-PS-Klasse
sicher schon ein breites Angebot. Zumal auch der neue
Farmall mit dem 3,2-l-Vierzylinder daherkommt, wie Quantum und JX ihn haben und
mit drei Modellen angeboten wird: der 55 C
mit 41 kW/55 PS Nennleistung (nach ECE R
120 ohne Lüfterflügel), der 65 C mit 48 kW/
64 PS sowie der von uns gefahrene Farmall
75 C mit 55 kW/75 PS.
Seine Wurzeln hat der neue Farmall aber
nicht — wie sein berühmter Vorgänger —
in den USA. Der neue Farmall ist ein Projekt des CNH-Konzerns, wurde im italienischen Modena entwickelt und wird bei Türk
Tractör in der Türkei gebaut. Dabei handelt
es sich um ein Gemeinschaftsunternehmen
der größten türkischen Unternehmensgruppe Koc und CNH. Dementsprechend ist der
Schlepper auch als T4 beim Schwesterunternehmen New Holland im Angebot.
Doch werfen wir einen Blick unter die (entsprechend der Maschinenrichtlinie nur mit
Werkzeug zu öffnende) Haube: Der „F5C“
Flotter Flitzer: Der Name Farmall
knüpft an alte US-Traditionen an.
Der Schlepper wurde aber im
italienischen Modena für CNH
entwickelt und wird in der
Türkei gebaut.
Fotos: Wilmer
von FiatPowerTrain-Technologies mit Turbo
entwickelt laut Case IH ein maximales Drehmoment von 310 Nm bei 1 300 Touren. Der
am linken Aufstieg gut erreichbare Dieseltank fasst ordentliche 90 l, und der frei stehende Auspuff ist am rechten A-Holm hochgeführt — prima!
Das Getriebe des Farmall bietet serienmäßig drei Gruppen und vier Gänge, die
mit zwei Hebeln auf der rechten Seite gut
schaltbar sind. Links unter dem Lenkrad
sitzt der Hebel der unter Last schaltbaren
Wendeschaltung, und auf Wunsch gibt es
ein 20/20-Wendegetriebe mit Kriechgang
ab 123 m/h. Eine Lastschaltstufe ist für den
Farmall allerdings nicht lieferbar. Und die
40 km/h Endgeschwindigkeit werden auch
erst bei der Nenndrehzahl erreicht.
Die Zapfwellen bietet die zwei Drehzahlen
540 und 540E. Der Drehzahlwechsel links
neben dem Sitz ist in Ordnung, die Schaltung
erfolgt über eine nasse Lamellenkupplung
mit einem kleinen Hebel rechts auf der Kon-
sole. Und für 400 Euro extra ist sogar eine
Wegzapfwelle lieferbar.
Unter der Haube sitzt der bekannte Vierzylinder von FPT mit 3,2 l Hubraum. Er leistet
im größten Modell 55 kW/75 PS. Der Auspuff
steht frei am rechten A-Holm der Kabine.
gehalten ist: So bietet das 12/12-Getriebe
zwar in Deutschland serienmäßig eine lastschaltbare Wendeschaltung, eine Lastschaltstufe gibt es aber nicht. Und auch das Hubwerk ist mit nur 2,1 t Hubkraft angegeben
und bietet lediglich eine mechanische Oberlenkerregelung.
Wahre Größe zeigt dagegen die neu entwickelte Kabine. Sie bietet ordentlich Platz und
eine gute Sicht. Und obwohl sie keinen Getriebetunnel hat, gibt es den Farmall mit weniger als 2,40 m Gesamthöhe. Und das
Schönste kommt zum Schluss: Mit einem Listenpreis von gut 42 000 Euro (ohne MwSt.)
ist der kleine Case IH sicher für viele Betriebe interessant, die einen einfachen „Farmer“
für „alles“ suchen.
Hubert Wilmer
Das Armaturenbrett ist übersichtlich und
informativ, die Frontscheibe auf Wunsch
auch aufstellbar.
Drei Gruppen, vier Gänge, keine Lastschaltung, keine EHR, aber bis zu fünf
Hydraulikventile.
Die Hubkraft im Heck gibt Case IH mit nur
2 150 daN an — auch in dieser Klasse sicher
kein überragender Wert für das Hubgestänge mit mechanischer Oberlenkerregelung.
Entsprechend ist auch die Förderleistung
der Hydraulikpumpe auf 49 l/min begrenzt.
Bei den Steuerventilen kann man aber neben drei dw-Anschlüssen hinten zusätzlich
noch zwei Zwischenachsventile z. B. für einen Frontlader bekommen.
Ein Highlight des Farmall ist ohne Frage
die Kabine. Die große Tür bietet einen bequemen Aufstieg, die hochgezogene Frontscheibe eine sehr gute Sicht, auch bei Front-
DATENKOMPASS I
Case IH Farmall 75 C
Motor I
55 kW/75 PS Nennleistung (nach ECE R
120 ohne Lüfterflügel) bei 2 300 U/min,
4 Zylinder mit 3,2 l Hubraum „F5C“ von
„Fiat Powertrain Technologies“, Turbolader, Viscolüfter, Abgasstufe IIIA,
90-l-Dieseltank
Getriebe I
12/12 Übersetzungen (20/20 mit
Kriechgang ab 123 m/h a. W.), drei
Gruppen, vier Gänge, lastschaltbare
Wendeschaltung in Deutschland Serie,
40 km/h, Zapfwelle 540/540E Serie,
Wegzapfwelle auf Wunsch
Hubwerk und Hydraulik I
2 150 daN Hubkraft, mechanische
Oberlenkerregelung, Ölpumpe 49 l/min,
3 dw-Ventile hinten, 2 vorne
Abmessungen und Gewichte I
3,79 m lang, 1,92 m breit, 2,42 m hoch
(mit Serienbereifung 420/85 R 30 hinten, 280/85 R 24 vorne), Radstand
2,10 m, Leergewicht 2,8 t
Kabine I
Neue Vierpfostenkabine ohne Getriebetunnel, große Türen, Front-, Seiten- und
Heckscheiben auf Wunsch aufstellbar,
Lüftung und auf Wunsch Klimaanlage
in Lenkradkonsole integriert
Preis ohne Mehrwertsteuer I
Deutsche Grundausstattung mit Visco-lüfter und lastschaltbarer Wendeschaltung 42 099 €, Wegzapfwelle
402 €, aufstellbare Scheiben 174 €
Herstellerangaben
profi 2/2012
laderarbeiten. Und für 174 Euro ist sie auch
aufstellbar. Und obwohl die Kabine keinen
Getriebetunnel hat, liegt die Gesamthöhe
laut Case IH mit Reifen der Größe 480/70 R
30 bei weniger als 2,40 m — sehr schön.
Das Prädikat „sehr schön“ können wir
auch für den einfach klappbaren, gepolsterten (!) Beifahrersitz sowie das oben im
B-Holm integrierte Radio vergeben. Auch
bei der Lüftung hat man sich richtig Gedanken gemacht: Die Luft wird oben am Dach
angesaugt und über die B-Holme sowie Filter in den Kotflügeln zur Lenkradkonsole
geführt. Hier sind Heizung und wahlweise
auch Klimaanlage sowie 10 Luftdüsen integriert.
Wir fassen zusammen: Der große Name
Farmall ist für den kleinen Case IH aufgrund
seiner Entwicklung in Italien und seiner Fertigung in der Türkei sicher etwas irreführend. Zumal auch seine Technik sehr einfach
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Das Heck (hier noch ohne Anhängebock)
bietet nur 2,1 t Hubkraft und eine mechanische Oberlenkerregelung. Es gibt aber bis
zu drei dw-Ventile hinten.
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