Ambulante Dienste
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Ambulante Dienste
PROSPECT Regionale Arbeitsmarktuntersuchung zum PersonalQualifizierungsbedarf im Arbeitsamtsbezirk Kleve / Wesel Branchenbericht Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Ergebnisse der Befragung und Das Modellprojekt PROSPECT – regionales Arbeitsmarktmonitoring wird finanziell gefördert durch das Ministerium für Arbeit, Soziales, Qualifikation und Technologie des Landes NRW und den Europäischen Sozialfonds. Auf regionaler Ebene wird PROSPECT unterstützt das Arbeitsamt die Kreise Wesel und die Industrie- und Handelskammer Duisburg - Wesel – Kleve die Kreishandwerkerschaft den Deutschen Gewerkschaftsbund Wesel / Kleve das Regionalsekretariat Niederrhein. PROSPECT wird von PERMANENT – Personal-Management Niederrhein durchgeführt. c/o Arbeitsamt Wesel Reeser Landstraße 61 46483 Wesel Telefon (02 81) 96 20 – 514/515 Fax (02 81) 96 20 - 502 Email [email protected] Internet www.permanent-team.de PERMANENT ist eine Kooperation des Berufsfortbildungswerks (bfw) Gelsenkirchen des Moerser Arbeitslosenzentrums e. V. des Arbeitsamtes Wesel Projektleitung Elisabeth Meyer (bfw) Elisabeth Buschmann (Moerser Arbeitslosenzentrum e. V.) durch Wesel Kleve Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste INHALTSVERZEICHNIS 1 VORBEMERKUNG ......................................................................5 2 ALLGEMEINE SITUATION.....................................................8 3 BETEILIGUNG DER UNTERNEHMEN...............................10 3.1 KRANKENHÄUSER ......................................................................10 3.2 ALTENWOHN- UND PFLEGEHEIME, AMBULANTE DIENSTE .........10 4 BETRIEBSSTRUKTUR UND BESCHÄFTIGUNGS STAND IN DEN BEFRAGTEN UNTERNEHMEN ...............11 4.1 KRANKENHÄUSER ......................................................................11 4.2 ALTENWOHN- UND PFLEGEHEIME, AMBULANTE DIENSTE .........11 5 BESCHÄFTIGUNGSENTWICKLUNG IN DEN VERGANGENEN 12 MONATEN ...........................................11 5.1 KRANKENHÄUSER ......................................................................13 5.2 ALTENWOHN- UND PFLEGEHEIME, AMBULANTE DIENSTE .........13 6 ZUKÜNFTIGE PERSONALENTWICKLUNG.....................14 6.1 KRANKENHÄUSER ......................................................................14 6.2 ALTENWOHN- UND PFLEGEHEIME, AMBULANTE DIENSTE .........15 7 PROBLEME BEI DER MITARBEITERSUCHE UND OFFENE STELLEN ...................................................................16 7.1 KRANKENHÄUSER ......................................................................16 7.2 ALTENWOHN- UND PFLEGEHEIME, AMBULANTE DIENSTE .........17 8 PFLEGENOTSTAND AM NIEDERRHEIN? ........................19 8.1 8.2 8.3 8.4 ÄRZTE ........................................................................................19 MEDIZINISCHES FACHPERSONAL ...............................................20 ALTEN- UND KRANKENPFLEGE ..................................................20 ALTENPFLEGEHELFERIN .............................................................21 3 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste 8.5 8.6 8.7 8.8 9 KRANKENPFLEGEHELFERIN........................................................22 ALTENPFLEGER / ALTENPFLEGERIN ...........................................22 KRANKENPFLEGER, KRANKENSCHWESTER ................................23 WAS BRAUCHT DIE ALTENPFLEGE: MEHR HÄNDE ODER MEHR QUALITÄT? MÖGLICHKEITEN DES EINSATZES VON HILFSKRÄFTEN ..............24 TEILZEIT – EIN THEMA?......................................................25 10 AUSBILDUNG ...........................................................................26 10.1 AUSBILDUNG ALTENPFLEGE ...................................................27 10.2 AUSBILDUNG KRANKENPFLEGE ..............................................29 10.3 NACH WENIGEN BERUFSJAHREN AUSGEBRANNT?...................30 11 QUALIFIKATION UND WEITERBILDUNG.......................31 11.1 KRANKENHÄUSER ...................................................................31 11.2 ALTENWOHN- UND PFLEGEHEIME, AMBULANTE DIENSTE .....32 11.3 WEITERBILDUNGSINHALTE ....................................................33 11.3.1Medizinische, technische Kenntnisse und Fertigkeiten .....33 11.3.2Kundenorientierung ...........................................................33 11.3.3Kommunikation und Teamarbeit........................................34 11.3.4EDV ....................................................................................34 11.3.5Führungskräfteschulungen.................................................35 11.3.6„Prävention in eigener Sache“..........................................35 12 INTERESSE AN ARBEITSMARKTPOLITISCHEN HILFEN........................................................................................34 12.1 KRANKENHÄUSER ...................................................................34 12.2 ALTENWOHN- UND PFLEGEHEIME, AMBULANTE DIENSTE .....36 13 HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN ..........................................38 14 ZUSAMMENFASSUNG............................................................42 15 ANHANG ....................................................................................45 4 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Vorbemerkung Seit November 1999 arbeitet die regionale Projektgruppe PERMANENT – Personal-Management Niederrhein daran, den zukünftigen Personal- und Qualifikationsbedarf im Arbeitsamtsbezirk Wesel zu ermitteln. Die Aufgabe der Projektgruppe besteht darin, in ausgewählten Wirtschaftszweigen die Angebots- und Nachfragesituation nach Arbeitskräften zu analysieren, Qualifikationsdefizite zu benennen und notwendige Handlungsschritte zur Aufhebung von bestehenden Divergenzen aufzuzeigen. Die an den Bedürfnissen der Wirtschaft ausgerichteten Maßnahmen und Aktivitäten haben das Ziel eines bedarfsgerechten Mitteleinsatzes. PERMANENT ist eine Initiative des Landes NRW (Ministerium für Arbeit, Soziales, Qualifikation und Technologie). Das Projekt wird von der EU kofinanziert und ist im Arbeitsamt Wesel angesiedelt. Es handelt sich um ein Modellprojekt, das in sechs weiteren Regionen in NRW erprobt wird. Insgesamt sollen in einem Zeitraum von zwei Jahren drei Befragungswellen (unterschiedliche Branchen) durchgeführt werden. Auf regionaler Ebene erfährt das Projektteam Unterstützung durch die Steuerungsgruppe „Qualifizierung und Arbeitsmarkt“, die sich aus Mitgliedern der Arbeitsmarktkonferenz zusammensetzt. Dieses Gremium nimmt im Rahmen der Arbeitsmarktuntersuchung eine beratende und steuernde Funktion für die Projektmitarbeiter ein. Grundlage für die Auswahl der zu untersuchenden Branchen ist sowohl die Beschäftigungsentwicklung vergangener Jahre als auch das know-how der Mitglieder der Steuerungsgruppe, die als arbeitsmarktpolitische Experten regional bedeutende Branchen benennen. Die Arbeitsmarktuntersuchung erfolgt im Rahmen eines dialogorientierten regionalen Arbeitsmarktmonitorings nach der in den Niederlanden entwickelten PROSPECT-Methode: An eine telefonische Unternehmensbefragung durch ein beauftragtes Call-Center schließen sich Unternehmensbesuche an, in denen die Projektmitarbeiter Intensivinterviews mit den Personalverantwortlichen der Unternehmen führen. Als Untersuchungsgegenstand wurden das Gesundheitswesen und das Sozialwesen ausgewählt. Im Arbeitsamtsbezirk Wesel geht fast jeder siebte Beschäftigte einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung im Gesundheits- und Sozialwesen nach. In diesem Wirtschaftszweig waren im Juni 1999 insgesamt 28.441 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das entspricht einem Anteil an der Gesamtbeschäftigung von 15 %. Der Frauenanteil beträgt 78 %. Der Anteil der sozialversicherungspflichtigen Teilzeitarbeitsplätze beträgt 29 %. 5 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Unsicherheit besteht allerdings darüber, wie sich aufgrund des allgemeinen Kostendrucks im Gesundheitswesen die Beschäftigung zukünftig entwickeln und gestalten wird. Mit diesem Bericht zur Arbeitsmarktuntersuchung „Gesundheits- und Sozialwesen“ möchten wir Ihnen einen Einblick in die aktuelle Personalbedarfsentwicklung der regionalen Unternehmen dieser Branche geben. Der hier prognostizierte Personal- und Weiterbildungsbedarf liefert wichtige Informationen für die Ausrichtung und inhaltliche Gestaltung zukünftiger arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen und Aktivitäten. Nicht zuletzt sollen die aus den Ergebnissen abgeleiteten Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Passgenauigkeit der Weiterbildung auf den regionalen Personalbedarf der Wirtschaft beitragen. Die Handlungsempfehlungen sollen von den Mitgliedern der Steuerungsgruppe „Qualifizierung und Arbeitsmarkt“ und weiteren Verantwortlichen aus Wirtschaft und Verwaltungen, Kammern und Verbänden diskutiert und auf ihre Umsetzbarkeit überprüft werden. Nach der Klassifikation der Wirtschaftszweige für die Statistik der Bundesanstalt für Arbeit, Ausgabe 93, haben wir das Gesundheitswesen folgendermaßen definiert: • Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen • Herstellung von medizinischen Geräten und orthopädischen Einrichtungen • Herstellung von augenoptischen Geräten • Apotheken • Krankenhäuser • Arztpraxen • Praxen von psychologischen Psychotherapeuten • Praxen Masseure, medizinische Bademeister, Krankengymnasten, Hebammen etc. • Praxen von Heilpraktikern • sonstige Anstalten und Einrichtungen des Gesundheitswesens (Labore, Rettungsstationen, Röntgeninstitute etc.) • Altenwohnheime • Altenheime • Altenpflegeheime • Einrichtungen zur Eingliederung und Pflege Behinderter • Wohnheime für Behinderte • Ambulante Dienste Insgesamt wurden von der Bundesanstalt für Arbeit 520 Anschriften zur Verfügung gestellt. Die telefonisch Unternehmensbefragung erfolgte über ein Call Center und fand im Herbst / Winter 2000 statt. 6 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Die Krankenhäuser und Einrichtungen des Sozialwesens sind in der Region Niederrhein die größten Arbeitgeber. Von daher lag ein besonderer Focus der Befragung auf diesem Bereich. Die dargestellten Ergebnisse beziehen sich auf zahlreiche Betriebsinterviews mit Personalverantwortlichen in Krankenhäusern, in Einrichtungen der ambulanten Krankenpflege, in Altenwohn- und Altenpflegeheimen. Ergänzt wurden diese Betriebsinterviews durch Expertengespräche mit Mitarbeitern des Arbeitsamtes, Leitungen von Fachschulen und der Heimaufsicht. Beide Bereiche haben wir zu einem Bericht zusammengefasst, da die Berufsbilder zum Teil identisch sind. Allen, die sich an der Telefonbefragung und an den Betriebsbesuchen beteiligt haben, allen Gesprächspartnern, die uns mit ihrem Expertenwissen unterstützt haben, gilt unser Dank. 7 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Allgemeine Situation Das Gesundheitswesen ist bundesweit der zweitgrößte, in der Region Niederrhein sogar der größte Arbeitgeber. Von daher liegt aus arbeitsmarktpolitischer Sicht ein besonders hohes Interesse auf der Beobachtung dieser Branche. Aber auch aus allgemeiner Sicht ist das Gesundheitswesen ein wichtiger Bereich, der in das Leben eines jeden Bürgers/einer jeden Bürgerin eingreift: jeder Arbeitnehmer ist als Beitragszahler und jedes Individuum als (potenzieller) Patient direkt betroffen. Daher führen die ständigen Diskussionen um das Gesundheitswesen zu einer hohen Unsicherheit bei vielen Bürgern und Bürgerinnen. Auf der einen Seite ist die Branche Gesundheitswesen ständig in den Schlagzeilen, wenn es um die Themen Gesundheitsreform, Kostensenkung im Gesundheitswesen, Erhöhung der Beitragssätze und Verringerungen im Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenkassen geht. Negative Schlagzeilen machen auch Berichte über Behandlungsfehler, mangelnde Qualität im Gesundheitswesen und Missstände in der Pflege. Auf der anderen Seite lesen wir über neue medizinische Forschungen, Fortschritte, Behandlungsmethoden und Medikamente. Auch die demografische Entwicklung, die durch eine zunehmende Überalterung unserer Gesellschaft gekennzeichnet ist, rückt das Gesundheitswesen in den Blickpunkt. In diesem Bericht können nicht alle angeführten Themen betrachtet werden. Wir beschränken uns auf die wesentlichen Aussagen, die unsere Gesprächspartner zu den Bereichen Personalentwicklung und Qualifizierung gemacht haben. Die Einrichtungen des Gesundheitswesens stehen unter einem hohen Kostendruck. Zum Teil werden in den Krankenhäusern bereits Pauschalen für bestimmte Leistungen (Untersuchungen, Operationen) gezahlt, unabhängig davon, wieviel Tage der Patient tatsächlich im Krankenhaus verblieben ist. Dieser Kostendruck, aber auch neue medizinische Methoden, zum Beispiel die minimal invasive Operationstechnik, führen dazu, dass die Verweildauer im Krankenhaus immer geringer wird. Sobald die Patienten einigermaßen fit sind, werden sie entlassen, die weitere Behandlung erfolgt ambulant zu Hause. Das führt dazu, dass die Arbeitsbelastung und –verdichtung im Krankenhaus enorm zugenommen hat. Das Pflegepersonal hat es in der Regel mit Patienten zu tun, die erheblichen Pflegeaufwand verursachen. Die „pflegeleichten“ Fälle, die früher etwas Entlastung in den Arbeitsalltag gebracht haben, da sie sich zum Teil selbst versorgen konnten, gibt es nur noch in geringem Umfang. Durch die kürzere Verweildauer im Krankenhaus wird es dazu kommen, dass vermehrt Krankenhäuser geschlossen werden, die vorhandenen Überkapazitäten sollen aus Kostengründen abgebaut werden. Die skizzierte Entwicklung führt gleichzeitig zu einer Verlagerung der Pflege in den ambulanten Bereich. Auch hier wird es zu einer Veränderung der Arbeit kommen. Immer mehr krankenpflegerische Tätigkeiten müssen übernommen werden, die Anforderungen an das Pflegepersonal steigen. 8 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Auch der Bereich der Altenpflege ist durch entscheidende Veränderungen gekennzeichnet. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird der Anteil der alten Bevölkerung erheblich ansteigen. Bei gleichzeitig steigender Lebenserwartung wird die Zahl der altersbedingten Erkrankungen stark zunehmen. Zunehmend wird das Pflegepersonal mit multimorbiden und altersdementen Personen konfrontiert werden. Weitere Probleme werden sich aus der Tatsache ergeben, dass viele geistig und/oder körperlich behinderte Personen heute sehr viel älter werden und nun in ein Alter kommen, in dem sie pflegebedürftig werden. Auch ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger werden verstärkt pflegebedürftig. Da sie zum Teil aus anderen Kulturkreisen kommen, werden vom Pflegepersonal besondere Fähigkeiten verlangt. Die Einführung der Pflegeversicherung hat dazu geführt, dass viele alte Menschen im häuslichen Bereich mit Unterstützung ambulanter Pflegedienste gepflegt werden. Erst wenn eine häusliche Pflege überhaupt nicht mehr möglich ist, erfolgt die Unterbringung in einem Pflegeheim. Wie bei den Krankenhäusern hat das Pflegepersonal es in den Pflegeheimen häufig mit Schwerstpflegefällen zu tun, die an das Pflegepersonal erhebliche Ansprüche stellen. Obwohl die Einführung der Pflegeversicherung dazu geführt hat, dass Pflege vorrangig zu Hause stattfindet und von Familienangehörigen übernommen wird, muss langfristig damit gerechnet werden, dass die Pflege mehr und mehr an professionelle Pfleger übertragen wird. Die steigende Berufstätigkeit der Frauen und auch deren Selbstverständnis werden die Pflege durch Familienmitglieder in den Hintergrund treten lassen. „Über 250.000 neue Stellen sollen bis 2010 im Gesundheitswesen entstehen.“1 Der Bedarf an Personal für die Kranken- und die Altenpflege wird in Zukunft auf jeden Fall steigen. Allerdings werden sich die Aufgaben und Arbeitsbedingungen für das Pflegepersonal stark ändern. 1 Zeitschrift „Brigitte“, Heft 7/2001, S. 230 9 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Beteiligung der Unternehmen 1.1 Krankenhäuser Von der Bundesanstalt für Arbeit wurden für die beiden Kreise Kleve und Wesel insgesamt 19 Anschriften von Krankenhäusern zur Verfügung gestellt. 10 Einrichtungen konnten vom beauftragten Call-Center kontaktiert werden, in 4 Fällen konnte kein Ansprechpartner erreicht werden, bei 5 weiteren Fällen galten andere Zuständigkeiten bzw. handelte es sich um Adressdoubletten. Von den angesprochenen 10 Unternehmen waren fünf zu einem telefonischen Interview bereit, das entspricht einer Quote von 50 %. Alle Krankenhäuser, die sich am Telefoninterview beteiligt haben, waren auch zu einem persönlichen Gespräch bereit. Die Themen Weiterbildung und Personalsuche waren der Schwerpunkt. Insgesamt wurden von uns sieben Krankenhäuser und eine Fachklinik aufgesucht (die zusätzlichen Betriebsbesuche sind durch Eigeninitiative zustande gekommen). Die Beteiligung der Krankenhäuser im Überblick vorhandene Anschriften kontaktierte Unternehmen Telefoninterviews Kontaktwünsche realisierte Betriebsbesuche 19 10 5 5 8 1.2 Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Für die Bereiche Altenwohn- und Pflegeheime sowie Ambulante Dienste standen 115 Anschriften zur Verfügung. Zu 51 Unternehmen wurde über das beauftragte Call-Center ein Kontakt hergestellt, in 26 Fällen konnte ein Telefoninterview geführt werden. Insgesamt wurde in 14 Fällen ein persönlicher Kontaktwunsch geäußert. Auch hier standen die Themen Weiterbildung und Personalsuche im Vordergrund. Betriebsbesuche fanden in 10 Altenwohn- und Altenpflegeheimen statt, hinzu kommen vier Institutionen, die sowohl Heime als auch Ambulante Dienste führen. Ergänzend waren wir in vier privaten Ambulanten Diensten zum Betriebsinterview. 10 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Die Beteiligung der Unternehmen im Überblick vorhandene Anschriften kontaktierte Unternehmen Telefoninterviews Kontaktwünsche realisierte Betriebsbesuche 115 51 26 14 18 Betriebsstruktur und Beschäftigungsstand in den befragten Unternehmen 1.3 Krankenhäuser Die Krankenhäuser sind, wie bereits ausgeführt, wichtige Arbeitgeber in der Region. Das spiegelt sich auch in der Anzahl der Beschäftigten wieder. Drei der befragten Krankenhäuser haben mehr als 250 Beschäftigte. Insgesamt sind in den interviewten Krankenhäusern 1.580 Personen beschäftigt, davon sind 78 % Frauen. Der hohe Anteil an weiblichen Beschäftigten ist typisch für das Gesundheitswesen und besonders auch für den Bereich Krankenhäuser. Entsprechend hoch ist daher auch mit fast 53 % der Anteil an Teilzeitkräften. Beschäftigungsstand nach Geschlecht und Arbeitsverhältnis Bereich Krankenhäuser (Stand: 13.02.2001) Gesamt Männer Frauen Vollzeitkräfte Teilzeitkräfte Honorarkräfte absolut 1.580 346 1.234 749 831 7 in % 100 21,9 78,1 47,4 52,6 Durch den Kontakt zu zwei Großkliniken, die sich erst nicht beteiligt hatten, wurden durch die Betriebsinterviews erheblich mehr Arbeitsplätze, nämlich ca. 3.000, in den besuchten Krankenhäusern und Fachkliniken erfasst. 1.4 Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Die Größenstruktur der interviewten Betriebe in diesem Bereich des Gesundheitswesens unterscheidet sich erheblich von der der Krankenhäuser. Sind es dort vor allem Großbetriebe, hat die Mehrheit der Betriebe im Bereich 11 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Altenwohn- und Pflegeheime sowie Ambulante Dienste eine Mitarbeiterzahl zwischen 50 – 99 Beschäftigten. Die Einrichtungen sind kleiner dimensioniert, vor allem die privaten ambulanten Pflegedienste, die in der Regel um die 20 Beschäftigte haben. Einen Überblick über die Größenstruktur gibt die folgende Grafik: Struktur der interviewten Betriebe über 250 nach Größe MA 12% 100 - 249 MA 23% 10 - 19 MA 12% 20 - 49 MA 19% 50 - 99 MA 34% Insgesamt sind in den interviewten Unternehmen dieses Bereiches des Gesundheitswesens 3.676 Personen tätig, davon 83 % Frauen. Noch deutlicher erkennt man im Bereich der Pflege die große Rolle der Frauenarbeit. Waren Frauen als Arbeitnehmerinnen in Krankenhäusern bereits sehr stark vertreten, sind sie im Bereich der Altenpflege/Ambulante Dienste noch weiter überrepräsentiert. Entsprechend hoch ist auch hier der Anteil der Teilzeitkräfte, mit ca. 42 % liegt er jedoch unter dem der Krankenhäuser. Beschäftigungsstand nach Geschlecht und Arbeitsverhältnis Bereich Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste (Stand: 13.02.2001) Gesamt Männer Frauen Vollzeitkräfte Teilzeitkräfte Honorarkräfte absolut 3.676 616 3.060 2.141 1.535 51 in % 100 16,8 83,2 58,2 41,8 Insgesamt waren in den Unternehmen, die wir persönlich aufgesucht haben, ca. 2.200 Personen beschäftigt, auch hier überwog der Frauenanteil. 12 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Beschäftigungsentwicklung in den vergangenen 12 Monaten 1.5 Krankenhäuser Erfreulich ist, dass von den fünf telefonisch befragten Krankenhäusern nur ein Krankenhaus Personal abgebaut hat, insgesamt waren davon 30 Beschäftigte betroffen. Allerdings hat auch nur eines der befragten Krankenhäuser Einstellungen vorgenommen, dieses jedoch in erheblichem Umfang. Es wurden 64 neue Beschäftigte eingestellt, so dass sich insgesamt ein positiver Saldo ergibt. Als Gründe für die vorgenommenen Entlassungen wurde das Ausscheiden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern benannt. Anscheinend werden Stellen, die durch ausscheidende Mitarbeiter frei werden, nicht wieder besetzt. Das entspricht auch unseren Erfahrungen aus den Betriebsinterviews. Der durch die Gesundheitsreform erforderliche Personalabbau erfolgt möglichst sozial abgefedert, indem frei werdende Stellen nicht mehr besetzt werden. Beschäftigungsentwicklung in den vergangenen 12 Monaten Bereich: Krankenhäuser (Stand: 13.02.2001) Betriebe Arbeitsplätze davon Teilzeit Personalzunahme 1 64 32 Personalabnahme 1 30 10 Gleichbleibender 2 Personalumfang Weiß nicht/keine 6 Antwort gesamt 10 Saldo: + 34 Saldo: + 22 1.6 Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Im Bereich der Altenwohn- und Pflegeheime sowie der Ambulanten Dienste sieht die Situation insgesamt positiv aus. Von den 26 befragten Unternehmen haben 7 eine Zunahme der Beschäftigten mitgeteilt. Insgesamt sind 45 neue Arbeitsplätze entstanden, davon der größte Teil, nämlich 34 Arbeitsplätze, als Vollzeitstellen. Kein einziges der befragten Unternehmen hat Personal abgebaut. 13 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Beschäftigungsentwicklung in den vergangenen 12 Monaten Bereich: Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste (Stand: 13.02.2001) Betriebe Arbeitsplätze davon Teilzeit Personalzunahme 7 45 11 Personalabnahme 0 0 0 Gleichbleibender 14 Personalumfang Weiß nicht 5 Keine Antwort Gesamt 26 Saldo: + 45 Saldo: + 11 Zukünftige Personalentwicklung 1.7 Krankenhäuser Auch für die nächsten 12 Monate prognostizieren die befragten Krankenhäuser einen leichten Abbau der Beschäftigung. Eines der befragten Häuser plant den Abbau von 15 Stellen, alles Fachkräfte. Ein weiteres Krankenhaus geht von einem gleichbleibenden Personalbestand aus. Allerdings haben drei der fünf interviewten Krankenhäuser die Frage nach der zukünftigen Beschäftigungsentwicklung mit „Weiß nicht/keine Antwort“ beantwortet. Dieses kann man als Zeichen der nach wie vor bestehenden Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung in diesem Bereich werten. Weitere Reformbemühungen im Gesundheitswesen werden befürchtet. Allgemein herrscht Unsicherheit, ob ein weiterer Bettenabbau erforderlich ist, ob eventuell ein Haus in der Region geschlossen werden muss. Hinzu kommt, dass durch die Budgetierung keine Reserven für die Schaffung neuer Arbeitsplätze vorhanden ist. Im Gegenteil, allein durch die tariflichen Erhöhungen der Gehälter und Löhne ist man, bei gleichbleibendem Budget, gezwungen, beim Personal einzusparen. Beschäftigungsprognose für die nächsten 12 Monate Bereich: Krankenhäuser (Stand: 13.02.2001) Betriebe Arbeitsplätze Personalzunahme Personalabnahme Gleichbleibender Personalumfang Weiß nicht Keine Antwort Gesamt 0 1 1 0 15 davon Teilzeit 0 7 Saldo: -15 Saldo: -7 8 10 14 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Aus einem Betriebsinterview kam beruhigende Aussage, dass man davon ausgehe, dass der größte Teil des Überhangs nun abgebaut sei und keine großen Personalveränderungen mehr anstünden. 1.8 Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Sehr viel positiver sehen die Prognosen für die nächsten 12 Monate im Bereich Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste aus. Von den befragten 26 Unternehmen signalisieren immerhin 6, dass sie neue Arbeitsplätze schaffen werden. Insgesamt werden voraussichtlich 35 Beschäftigte eingestellt werden können, davon 9 in Teilzeit. Personalabnahme signalisiert für diesen Bereich kein einziges Unternehmen, allerdings haben sich 14 der befragten Unternehmen nicht eindeutig geäußert. Beschäftigungsprognose für die nächsten 12 Monate Bereich: Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste (Stand: 13.02.2001) Betriebe Arbeitsplätze davon Teilzeit Personalzunahme 6 35 9 Personalabnahme 0 0 0 Gleichbleibender 6 Personalumfang Weiß nicht 14 Keine Antwort Gesamt 26 Saldo: + 35 Saldo: + 9 Bei der Frage nach der erforderlichen Qualifikation wurden vor allem Fachkräfte gesucht, von den geplanten 35 neuen Beschäftigten entfielen auf diese Kategorie 31 Nennungen. Nur drei an- bzw. ungelernte Kräfte werden voraussichtlich eingestellt, hinzu kommt eine Führungskraft. Hier wird ganz deutlich in welche Richtung die Tendenz im Hinblick auf das Qualifikationsniveau gehen soll: examinierte Fachkräfte sind gefragt. 15 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Erwartete Personalzunahme nach Qualifikation An- und FührungsUngelernte 9% kräfte 3% Fachkräfte 88% Probleme bei der Mitarbeitersuche und offene Stellen 1.9 Krankenhäuser Von den fünf befragten Krankenhäusern gaben drei an, Probleme bei der Personalsuche zu haben. Als Ursache für die Probleme nannten alle drei Unternehmen das fehlende regionale Angebot. Insgesamt waren in vier Krankenhäusern 19 offene Stellen zu besetzen. Alle diese Stellen waren auch dem Arbeitsamt gemeldet, was auf eine sehr gute Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt schließen lässt. Hier die offenen Stellen zum Zeitpunkt des Telefoninterviews im Überblick: Berufe Unternehmen Ärztin/Arzt im Praktikum Assistenzärztin/-arzt Fachärztin/-arzt Krankenschwester Physiotherapeut Sozialarbeiter Gesamt 3 3 1 3 1 1 offene Stellen 3 4 1 9 1 1 19 Obgleich keine Stellen neu geschaffen werden, bedeutet dies nicht, dass in den befragten Krankenhäusern nicht ständiger Personalwechsel stattfindet oder offene Stellen bereits seit längerer Zeit nicht besetzt werden konnten. Auf diese Problematik kommen wir später zurück. Die Suche nach Arbeitskräften erfolgt hauptsächlich über das Arbeitsamt, Zeitungsinserate, das Internet und persönliche Kontakte. Bei hochqualifizierten Stellen wird, laut Aussagen bei den Betriebsbesuchen, vor allem in Fachzeitungen 16 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste inseriert. Erstaunlich hoch ist die Rolle des Internets bei der Personalsuche. Dieses neue Medium spielt zunehmend eine wichtige Rolle für die potentiellen Arbeitgeber. Das bedeutet auch für die Bewerberinnen und Bewerber, dass sie sich mehr und mehr mit dieser Technik vertraut machen und sie nutzen müssen. Personabeschaffungswege persönl. Kontakt 12% Initiativbewerbung 6% Arbeitsamt 29% Internet 24% Zeitungsinserat 29% 1.10 Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste In den befragten Unternehmen dieses Bereiches des Gesundheitswesens hatten zum Zeitpunkt des telefonischen Interviews 7 Betriebe insgesamt 21 offene Stellen. Vier dieser Betriebe hatten ihren Bedarf, in diesem Fall 17 offene Stellen, dem Arbeitsamt gemeldet. Das entspricht einer Quote von 81 % der offenen Stellen. Hier die offenen Stellen zum Zeitpunkt des Telefoninterviews im Überblick: Berufe Unternehmen offene Stellen Assistent/-in Unternehmenssteuerung Ärztin/Arzt im Praktikum Krankenschwester/ Krankenpfleger Altenpfleger/-in Altenpflegehelfer /-in Physiotherapeut/-in Psychologin/Psychologe Heilerziehungspfleger/-in Ernährungsberater/-in Bürokraft Hilfskraft gesamt 1 1 1 3 1 4 2 1 1 1 1 1 1 1 3 2 2 1 2 1 2 2 21 17 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Das Spektrum der gesuchten Kräfte ist dem der Krankenhäuser ähnlich. Schwerpunkte liegen im Bereich der Pflegeberufe, wenn auch nicht so ausgeprägt wie bei den Krankenhäusern. Auf jeden Fall handelt es sich, bis auf wenige Ausnahmen, um qualifizierte Tätigkeiten, zum Teil auf sehr hohem Niveau. Für Hilfskräfte bieten sich, laut der durchgeführten Telefonbefragung, zur Zeit nur geringe Möglichkeiten. Die Personalbeschaffung erfolgt hauptsächlich über Zeitungsinserate, das Arbeitsamt und persönliche Kontakte. Das Internet spielt, im Gegensatz zum Bereich der Krankenhäuser, nur eine untergeordnete Rolle. Dieser Umstand kann als Hinweis auf das insgesamt niedrigere Ausbildungsniveau interpretiert werden. Eventuell sind es im Bereich der Krankenhäuser vor allem Ärzte, die auf diesem Weg gesucht werden oder auch selbst einen Arbeitsplatz suchen. Personalbeschaffungswege Internet 5% Initiativbewerbung 14% pers. Kontakt 22% Praktikum 3% Zeitungsinserat 34% Arbeitsamt 22% Probleme bei der Mitarbeitersuche hat ein Drittel der befragten 26 Unternehmen angeführt, keine Probleme hatten die restlichen Unternehmen, ein insgesamt recht positives Bild. Wenn Probleme bei der Personalsuche angeführt wurden, wurden als Ursachen vor allem das fehlenden regionale Angebot und die fehlende fachliche Qualifikation genannt. 18 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Gründe für Rekrutierungsprobleme sonstiges 8% mangelnde Flexibilität 8% mangelnde Motivation 8% fehlendes regionales Angebot 51% fehlende Qualifikation 25% Pflegenotstand am Niederrhein? Die Suche nach medizinischem Fachpersonal scheint zunehmend schwieriger zu werden. Unsere Gesprächspartner befürchten, dass in näherer Zukunft eine Mangelsituation entstehen wird, für bestimmte Bereiche ist sie bereits eingetreten. Wir haben mehrfach gehört, dass insgesamt medizinisches Fachpersonal nicht ausreichend in der Region zur Verfügung steht. Im Folgenden haben wir unsere Ergebnisse aus den Gesprächen für einzelne Berufe zusammengefasst. 1.11 Ärzte Von mehreren Kliniken wurden Assistenzärzte und Ärzte im Praktikum (AIP) gesucht. Zum Teil wird bereits überlegt, Stellen für AIP´s zu streichen, was bedauerlich wäre. Das Problem bei der Suche nach Ärzten ist nach Ansicht einer Gesprächspartnerin die ländliche Situation der Region. Es fehlt ein anregendes Umfeld, oft gibt es auch keine adäquaten Beschäftigungsmöglichkeiten für die Ehe- bzw. Lebenspartner. Eine Möglichkeit besteht darin, die Lücke durch ausländische Ärzte zu schließen. Dabei muss sichergestellt sein, dass sie über gute Sprachkenntnisse verfügen. Ärzte mit Sprachdefiziten sind oft nicht in der Lage, Patienten ausreichend Informationen zu geben und die Dokumentation durchzuführen. Der Fachvermittlungsdienst, wie er früher organisiert war, wird vermisst. Während der Betriebsbesuche wurden uns folgende offene Stellen für Ärzte mitgeteilt: Arzt im Praktikum Assistenzarzt Facharzt 6 3 1 19 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste 1.12 Medizinisches Fachpersonal (mit Zusatzqualifikationen) Gesucht wird medizinisches Fachpersonal für den OP-Bereich, die Intensivpflege sowie für den Labor- und Röntgenbereich. Folgende Berufe wurden genannt: • • • • medizinisch technische Assistenten Operationsschwestern, -pfleger Krankenschwestern, -pfleger mit Zusatzausbildung für die Intensivpflege Röntgenassistenten. Da Frauen sich bei einer Familiengründung nach wie vor häufiger als Männer dafür entscheiden, die Berufslaufbahn für die Kindererziehung zu unterbrechen, werden für diese Berufe auch gerne Männer eingestellt. Sie sichern eine höhere Kontinuität. Während der Betriebsbesuche wurden uns folgende offene Stellen für medizinisches Fachpersonal mitgeteilt: Physiotherapeuten Sanitäter Logopäde Röntgenassistenz 4 1 1 1 1.13 Alten- und Krankenpflege Unsere Recherche bezog sich vor allem auf folgende Berufe: • • • • Krankenschwester/Krankenpfleger Altenpflegerin/Altenpfleger Krankenpflegehelferin/Krankenpflegehelfer Altenpflegehelferin/Altenpflegehelfer. Am Niederrhein von einem Pflegenotstand zu sprechen ist übertrieben. Da aber die Entwicklungen ähnlich sind wie in den Ballungsräumen und Großstädten, wo der Pflegenotstand bereits manifest ist, ist es eine Frage der Zeit, bis sich auch am Niederrhein die Situation verschärfen wird. Erste Anzeichen gibt es bereits: • • • • die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber für die Pflegeberufe sinkt, examinierte Kräfte können sich ihren Arbeitgeber aussuchen – sie haben die Wahl, niederländische Kräfte wandern zurück in die Niederlande, da dort eine Pflegenotstand besteht und sich die Einstellungschancen erheblich verbessert haben, das Interesse an den Pflegeberufen sinkt. 20 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Der Arbeitsmarkt ist in Bewegung, das zeigt allein die Tatsache, dass uns während der Betriebsbesuche insgesamt 26 offene Stellen für examinierte Altenund/oder Krankenpflegerinnen gemeldet wurden. Allerdings muss unterschieden werden zwischen den Helferberufen und den examinierten Berufen. 1.14 Altenpflegehelferin/Altenpflegehelfer Vor allem in der Altenpflege haben die Altenpflegehelferinnen und –helfer zur Zeit schlechtere Chancen als examinierte Kräfte, einen Arbeitsplatz zu bekommen. Das hat mehrere Gründe: 1. Das Heimgesetz schreibt die sogenannte 50 %-Quote für den Einsatz von Fachkräften vor. Zu den Fachkräften im Sinne des Gesetzes zählen nicht die Helferberufe. Vielfach wurde diese Regelung so gehandhabt, dass die Quote zwar im Bereich der Stellen erfüllt, aber nicht in jeder Schicht eingehalten wurde. Für eine Einrichtung im Kreis Wesel liegt ein Urteil vor, dass im Tagesbereich zu jeder Zeit eine Fachkraft mehr als Hilfskräfte eingesetzt sein muss. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, muss die Quote an examinierten Fachkräften 70 - 80 % betragen. Dieses führt dazu, dass die Altenwohn- und Pflegeheime zur Zeit fast ausschließliche examinierte Kräfte suchen und einstellen. 2. Weiter Gründe für die geringen Chancen der Altenpflegehelferinnen und helfer auf einen Arbeitsplatz sind die steigenden Anforderungen an das Pflegepersonal. In vielen Bereichen wird bereits EDV eingesetzt, die Pflegedokumentation ist aufwändig und erfordert sehr viel fachlich fundiertes Wissen. Hinzu kommen die Vorgaben der Kassen und der Heimaufsicht. Auch der steigende Anteil dementer2 Bewohner/Patienten macht die Arbeit zunehmend schwerer. Diesen Anforderungen sind die Helferinnen und Helfer aufgrund ihrer Qualifikation oft nicht gewachsen, sowohl in fachlicher als auch in psychischer Hinsicht. 3. Der Einkommensabstand zwischen einer examinierten Kraft und einer Altenpflegehelferin/einem Altenpflegehelfer ist relativ gering, deren Einsatzmöglichkeiten in der Pflege sind jedoch per Gesetz eingeschränkt. Aus diesem Grund sind die Arbeitgeber eher bereit, vollexaminierte Kräfte einzustellen, da diese mehr Befugnisse haben und daher flexibler eingesetzt werden können. Der Bereich, der früher durch die Helfernnen und Helfer abgedeckt wurde, wird durch Kräfte besetzt, die entsprechend angelernt werden, zum Beispiel Hausfrauen, Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 2 nach Pschyrembel, Klinisches Wörterbuch, Verlag Walter de Gruyter: Demenz (lat. dementia Wahnsinn), erworbener geistiger Zerfall, intellektuelle Ausfälle, Demenz senilis: einfache Demenz des Alten, Altersabbau 21 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Anlernmaßnahmen. Diese Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer liegen im Gehaltsgefüge deutlich unter den examinierten Kräften und den Helferinnen. 4. In der ambulanten Alten- und Krankenpflege ist der Einsatz von Helferinnen und Helfern kaum möglich, da sehr viele Arbeiten von diesem Personenkreis nicht verrichtet werden dürfen. Berufserfahrung ist in der ambulanten Pflege zwingend erforderlich, da sehr selbständig gearbeitet werden muss. Vor allem private Pflegedienste stellen in der Regel Kräfte mit vollem Examen ein. Bei den Wohlfahrtsverbänden haben Helferinnen noch am ehesten eine Chance. Während der Betriebsbesuche gaben fast alle unsere Gesprächspartner an, dass aus den oben genannten Gründen keine Helferinnen gesucht und eingestellt werden, nur noch examinierte Kräfte. 1.15 Krankenpflegehelferin / Krankenpflegehelfer Eine sogenannte 50 %-Quote gibt es im Krankenhaus nicht. Anders als Altenpflegehelfer/-innen zählen Krankenpflegehelfer/-innen im Stellenplan zu den sogenannten Vollkräften. Jedoch gelten auch für sie die bei den Altenpflegehelfer/-innen angeführten einschränkenden Argumente: • • • • nur geringer Abstand im Entgelt nur eingeschränkter Einsatz keine Möglichkeiten des Einsatzes bei ambulanten Pflegediensten den hohen Anforderungen oft nicht gewachsen. Aus diesen Gründen ist auch der Beruf der Krankenpflegehelferin/des Krankenpflegehelfers bei den Arbeitgebern nicht mehr gefragt. Auch hier wird mehr und mehr auf vollexaminiertes Personal, ergänzt durch angelernte Hilfskräfte umgestellt. Zur Zeit finden nach Auskunft einer Gesprächspartnerin jedoch auch Krankenpflegehelfer und -helferinnen relativ problemlos einen Arbeitsplatz. 1.16 Altenpflegerin/Altenpfleger Aufgrund der demografischen Entwicklung, die durch eine Zunahme der älteren Menschen gekennzeichnet ist, wird der Bedarf an Altenpflegekräften in Zukunft steigen. Nach Auskunft der Heimaufsicht sowohl für den Kreis Kleve als auch für den Kreis Wesel ist die Versorgung der Region mit entsprechenden Heimplätzen gut, zum Teil über Bedarf. Im Kreis Wesel gibt es ca. 4000 Heimplätze, davon sind ca. 500 Plätze über dem Soll. Von daher besteht im Kreis Wesel kein weiterer Bedarf an Heimplätzen. Die Vermittlung eines Heimplatzes ist nach Auskunft der Heimaufsicht innerhalb von zwei Wochen möglich. Zur Zeit werden Altenpfleger und Altenpflegerinnen verstärkt gesucht und bei Neu- und Ersatzeinstellungen bevorzugt eingestellt. Das mag eine Reaktion auf 22 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste das bereits angeführte Urteil sein, sicher spielen aber auch die steigenden Anforderungen im Bereich der Pflege eine wichtige Rolle. Von verschiedenen Altenpflegeschulen haben wir die Aussage erhalten, dass die ausgebildeten Altenpflegerinnen und Altenpfleger sofort vermittelt werden konnten - eine entsprechende Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt ist also in der Region vorhanden. In der Regel handelt es sich bei den Einstellungen jedoch um Ersatzeinstellungen, neue Stellen werden nur vereinzelt geschaffen, da die Budgetierung der Häuser nur wenig Spielraum für eine Ausweitung des Personals lässt. Da jedoch die Verweildauer im Beruf sehr kurz ist - ein Gesprächspartner gab sie mit vier Jahren an, danach sind viele AltenpflegerInnen "ausgebrannt" wird ständig neues Personal gesucht. Der Einsatz erfolgt hauptsächlich in Altenwohn- und Pflegeheimen. Die Ausbildung ist speziell auf die Bedürfnisse und langfristige Betreuung alter Menschen abgestimmt. In Altenwohnheimen geht es vorrangig um eine Wohnsituation, aber auch um die medizinische Betreuung der alten Menschen. Auch in der ambulanten Alten- und Krankenpflege gibt es Einsatzmöglichkeiten, jedoch werden tendenziell Krankenschwestern und -pfleger bevorzugt. Vor allem private Pflegedienste ziehen Krankenschwestern vor, da ihr Ziel vor allem die umfassende medizinische Versorgung ist. Bei den ambulanten Diensten der Wohlfahrtsverbände liegt der Schwerpunkt mehr im Bereich der Altenpflege. Ein weiterer Bedarf an examinierten Altenpflegekräften wird in Zukunft im Bereich der Behindertenheime entstehen. Hier sind zur Zeit vorwiegend Erzieher und Pädagogen als Fachkräfte eingesetzt. Die zunehmende Überalterung der Behinderten und die damit verbundene Zunahme somatischer Erkrankungen erfordern mehr und mehr examinierte Pflegekräfte für diesen Bereich. Hier wären entsprechende Zusatzausbildungen sinnvoll (z. B. zum/zur Heilerziehungspfleger/-in). 1.17 Krankenschwester/KrankenPfleger Für die Berufe der Krankenschwester/des Krankenpflegers sehen einige unserer Gesprächspartner bereits in näherer Zukunft eine Mangelsituation auf sich zukommen. Zwar wurden durch den Bettenabbau in den Krankenhäusern Stellen abgebaut, doch ist dieser Abbau in der Regel sozialverträglich abgelaufen (kein Ersatz bei Ausscheiden aus dem Beruf). Der Stellenabbau ist nach Aussage einer Gesprächspartnerin auch weitgehend abgeschlossen. Allerdings haben wir keine verbindliche Auskunft erhalten können, ob mit der Schließung eines Krankenhauses in der Region gerechnet werden muss. Als erste Anzeichen für einen entstehenden Engpass an Fachpersonal im Bereich Krankenpflege wurden folgende Sachverhalte benannt: • Die Nachfrage nach dem Ausbildungsberuf läßt nach. Zum Teil wird es schwierig, die Ausbildungskurse zu besetzen. 23 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste • • Die Qualität der Auszubildenden läßt nach, der Beruf verliert bei der Berufsauswahl zur Zeit anscheinend an Bedeutung. Es kommt während der Ausbildung vermehrt zu Abbrüchen und Fluktuation. Nach Ansicht unserer Gesprächspartner ist zu befürchten, dass in Zukunft nicht mehr genügend examiniertes Krankenpflegepersonal zur Verfügung steht. Die Krankenhäuser werden in Konkurrenz zueinander treten – erste Anzeichen dafür machen sich bereits bemerkbar (häufiger Wechsel der Arbeitgeber, steigende Gehaltsforderungen). Im Bereich der Krankenpflegeberufe mit Fachausbildung herrscht bereits ein absoluter Mangel. Krankenschwestern und Krankenpfleger finden hauptsächlich in Krankenhäusern, Kliniken und in der ambulanten Kranken- und Altenpflege ihren Einsatz. Aber auch in Altenwohn- und Pflegeheimen wird zum Teil Krankenpflegepersonal eingesetzt. Erforderliche krankenpflegerische Arbeiten, bei denen die persönliche Zuwendung und Betreuung nicht im Vordergrund steht, führen sie oft schneller und routinierter durch als AltenpflegerInnen. Vor allem die ambulante Kranken- und Altenpflege ist auf dieses Fachpersonal verstärkt angewiesen. Die Verweildauer im Krankenhaus wird immer kürzer, die anschließende Pflege und Nachsorge findet im häuslichen Bereich statt. Auch werden in zahlreichen Fällen pflegebedürftige alte Menschen im häuslichen Bereich gepflegt. Auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ambulanter Dienste kommen immer mehr krankenpflegerische Tätigkeiten zu. Dabei muss Personal, das in der ambulanten Pflege eingesetzt wird, hoch qualifiziert und erfahren sein. Hier müssen oft schnell lebenswichtige Entscheidungen getroffen werden, ohne dass eine Rücksprache mit einem Arzt, wie in Krankenhäusern, möglich ist. Wie im Bereich der Altenpflege ist auch in der Krankenpflege die Verweildauer im Beruf sehr kurz. Als Beruf, der nach wie vor überwiegend von Frauen ausgeführt wird, kommen Berufspausen, die aufgrund familiärer Entscheidungen entstehen, häufig vor. Aber auch das „burn out Syndrom“ ist ein großes Problem und führt dazu, dass der Beruf aufgegeben wird. 1.18 Was braucht die Altenpflege: mehr Hände oder mehr Qualität? – Möglichkeiten des Einsatzes von Hilfskräften In der Altenpflege werden viele Hände benötigt – in der Altenpflege ist vor allem Qualität wichtig. Hier werden zwei gegenläufige Standpunkte überspitzt formuliert. Auf der einen Seite wird argumentiert, dass ein hoher Anteil examinierter Kräfte nicht unbedingt etwas über die Qualität der Pflege aussagt. Für die Bewohner/Patienten ist es genauso wichtig, dass das Pflegepersonal Zeit für sie hat. Außerdem fallen viele (hauswirtschaftliche) Tätigkeiten an, die durchaus von Helfern ausgeführt werden können. 24 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Auf der anderen Seite wird gesagt, vorrangig werden nicht viele Hände benötigt, sondern Qualität. Die Anforderungen, die von der Heimaufsicht, den Kassen und dem Gesetzgeber gemacht werden, sind sehr hoch. Der zunehmende Anteil medizinischer Behandlungspflege darf nur von Fachkräften durchgeführt werden. Vor allem die Bezugspflege (ein Pfleger/eine Pflegerin ist für eine kleine Gruppe von Patienten/Bewohnern in allen Bereichen zuständig) stellt absolut hohe Anforderungen an die Pflegeperson. Sicherlich haben beide Standpunkte ihre Berechtigung und schließen sich auch nicht unbedingt aus. Beides wird benötigt, viele Hände und eine hohe Qualität. Geht man von einer Quote an examinierten Kräften von 60 – 70 % aus, verbleiben immerhin noch 30 – 40 % der Arbeitsplätze für weniger qualifizierte Kräfte und Hilfskräfte. Allerdings sind die Anforderungen auch an diese Kräfte sehr hoch. Auch sie müssen in der Lage sein, ihre Tätigkeiten zu dokumentieren. Ebenso wie examinierte Kräfte müssen sie über hohe soziale Kompetenzen verfügen und absolut zuverlässig sein. Daher sollte bei eventuellen Qualifizierungsmaßnahmen für ungelernte oder angelernte Kräfte im Gesundheitswesen auf eine sorgfältige Vorauswahl der Teilnehmer und Teilnehmerinnen absolut hoher Wert gelegt werden. Grundsätzlich ist der Einsatz von angelernten Kräften durchaus möglich. Einige unserer Gesprächspartner haben uns von guten Erfahrungen mit Hilfskräften aus Qualifizierungsmaßnahmen berichtet. Neben dem Pflegebereich bieten die Krankenhäuser und Altenwohn- und Pflegeheime weitere Möglichkeiten für den Einsatz ungelernter Kräfte, zum Beispiel im Küchen- und Hauswirtschaftsbereich, im Reinigungsbereich und im Fahrdienst. Teilzeit – ein Thema? Aus der telefonischen Befragung ergeben sich folgende Informationen zum Thema Teilzeitarbeit: Teilbranche Krankenhäuser Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Frauenanteil Teilzeitanteil 78 % 53 % 83 % 42 % 25 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Damit liegen die beiden Teilbranchen des Gesundheitswesens bezüglich des Frauenanteils und des Anteils an Teilzeitarbeit weit über dem Durchschnitt. Zumindest der hohe Anteil an Teilzeitstellen hängt sicherlich auch mit den Arbeitsstrukturen der Teilbranchen zusammen. In der ambulanten Pflege erfolgt die Arbeit in zwei Schichten, in der Regel morgens von 7:00 – 11:00 Uhr und abends von 16:00 – 21:00 Uhr. Hier liegt ein großes Problem bei der Personalsuche: geteilte Schichten sind für viele Frauen, es sind überwiegend Frauen, die in diesem Bereich arbeiten, ein Hindernis. Auch der frühe Arbeitsbeginn ist für Frauen mit jüngeren Kindern problematisch. Schulen und Kindergärten öffnen erst zu einem späteren Zeitpunkt. Ein späterer Schichtbeginn ist aber den pflegebedürftigen Kunden/Patienten nicht zuzumuten. Im stationären Bereich erfolgt der Dienst ebenfalls in Schichten, wobei auch hier morgens und abends Arbeitsspitzen anfallen. Hinzu kommt, dass auch während der Nacht die Stationen besetzt sein müssen. Die Arbeit in der ambulanten Pflege, aber auch vermehrt in der stationären Pflege, ist ein klassischer Bereich für die flexible Teilzeit. Gerade für Stoßzeiten sind Teilzeitkräfte sehr wichtig, sie ermöglichen eine sehr hohe Flexibilität im Einsatz. Außerdem bilden sie für „Notsituationen“ (krankheitsbedingter Ausfall etc.) eine „Stille Reserve“. Zwar ist der Einsatz von Teilzeitkräften verwaltungstechnisch und organisatorisch sehr aufwändig, jedoch überwiegen die Vorteilen: • • • flexibles und zufriedenes Personal Arbeitsspitzen können gut abgefedert werden Schichtplanung wird vereinfacht. Überall, wo hauptsächlich Frauen arbeiten und es zunehmend schwieriger wird geeignetes Personal zu finden, sind Arbeitgeber bereit, Zugeständnisse zum Thema „Teilzeitarbeit“ zu machen. Im Bereich der Alten- und Krankenpflege bringt die Teilzeit auch dem Arbeitgeber Vorteile. Ausbildung Der Gesundheitsbereich ist nicht nur der größte Arbeitgeber in der Region, er stellt auch eine große Anzahl von Ausbildungsplätzen zur Verfügung, nicht nur für die typischen Berufe im Gesundheitswesen. 26 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Aus den Betriebsbesuchen wurden folgende Ausbildungsstellen für das Jahr 2001 angegeben: Ausbildungsberuf Bürokaufmann/-frau, Informatikkaufmann/-frau Ausbildungsplätze 6 Hauswirtschafter/-in 3 Koch/Köchin, Systemgastronom 3 Krankenpfleger/-innen Altenpfleger/-innen 40 Die Ausbildungsbereitschaft stellt sich wie folgt dar: Von den fünf Krankenhäusern, die sich an der Telefonbefragung beteiligt haben, engagieren sich vier in der Ausbildung. Im Bereich Altenwohn- und Altenpflegeheime, Ambulante Dienste sind es von 26 telefonisch interviewten Unternehmen 11, die ausbilden. Dazu muss man wissen, dass bei den Ambulanten Diensten eine Ausbildung in der Regel nicht stattfindet, nicht stattfinden kann. Bei der Recherche haben wir den Schwerpunkt auf die typischen Ausbildungsberufe gelegt, die Ausbildung zur Krankenschwester/zum Krankenpfleger, zur Altenpflegerin / zum Altenpfleger und zu den entsprechenden Helferberufen. Die Ausbildung sowohl zum Altenpfleger/zur Altenpflegerin als auch zum Krankenpfleger/zur Krankenschwester findet an Fachschulen statt, die in der Regel den Häusern angeschlossen sind. 1.19 Ausbildung Altenpflege Die Ausbildung zur Altenpflegerin zum Altenpfleger dauert drei Jahre und endet mit einem anerkannten Examen. Zur Zeit erfolgt die Ausbildung in den Altenpflegeberufen an Fachseminaren und wird durch eine Umlage, die von den Altenwohn- und Altenpflegeheimen erhoben wird, finanziert. Zum 1. August 2001 sollte ein bundesweit einheitliches Altenpflegegesetz wirksam werden, in dem die Ausbildung und staatliche Anerkennung von Altenpflegern bundesweit einheitlich geregelt werden sollte. In diesem Zuge sollte es auch eine Änderung der Finanzierung der Ausbildung in der Altenpflege geben. Die bisherige Umlagefinanzierung sollte mit einer Übergangsfrist auslaufen. Die Häuser sollten selbst einen Ausbildungsplatz zur Verfügung stellen, den Ausbildungsvertrag abschließen und die Ausbildungsvergütung zahlen. Praktisch sollte die Ausbildung weiterhin an den Fachschulen erfolgen. Durch einen Eilantrag des Landes Bayern wurde diesen Vorhaben Ende Mai gestoppt. 27 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Unsere Gesprächspartner in den Ausbildungseinrichtungen befürchten, dass sich nicht weiterhin alle Häuser an der Ausbildung beteiligen werden. Es kann sein, dass sich einige Häuser zurückziehen und von anderen zu profitieren hoffen. Unter Umständen werden nicht mehr ausreichend Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt, was langfristig die bisher noch gewährleistete Versorgung der Region mit Altenpflegepersonal gefährden könnte. Allerdings müssen erst Erfahrungen mit der neuen Situation gesammelt werden. Um aber rechtzeitig reagieren zu können, muss die Ausbildungsbereitschaft der Häuser verstärkt beobachtet werden. Die beruflichen Rahmenbedingungen für Altenpflegekräfte sind problematisch. Der geringe Stellenwert, den alte Menschen in unserer Gesellschaft haben, überträgt sich auch auf die Berufe in diesem Bereich, sie haben nur ein relativ geringes Ansehen. Es handelt sich hier um ein gesellschafts- und sozialpolitisches Problem, das sicherlich nicht auf regionaler Ebene gelöst werden kann. Aber man kann durchaus auf regionaler Ebene versuchen, eine Änderung der Einstellungen in Gang zu setzen. Auch auf fachlicher Ebene bekommt der Beruf der Altenpflegerin/des Altenpflegers nicht die ihm gebührende Anerkennung. Der Umgang mit alten Menschen wird nicht als besondere Leistung gesehen, wie zum Beispiel der Umgang mit Kranken. Die Anforderungen im Bereich Altenpflege sind sehr hoch und steigen weiter. Gründe hierfür sind: • • • • • • die Vorgaben der Pflegekassen die Vorgaben und Prüfungen der Heimaufsicht die Dokumentationspflicht die Qualitätssicherung der hohe Anteil Dementer und mehrfach Morbider der zunehmende Anteil medizinischer Behandlungspflege. Die Pflegesituation wird für die Pflegekräfte immer komplexer und umfasst Aufgabenbereiche wie z. B. Pflegebedarf erfassen, planen, durchführen bzw. delegieren, dokumentieren, beraten, anleiten von Helfern und Helferinnen sowie von Angehörigen. Altenpflegekräfte müssen nach Aussage einer Gesprächspartnerin sozial, psychologisch und körperlich hoch belastbar sein. Die Tendenz, Personen mit Problemen und Defiziten verstärkt in der Altenpflege einzusetzen, hält sie für bedenklich. Wenn ein problematischer Personenkreis im Bereich Altenpflege angelernt werden soll, müssten zuerst Defizite der Personen aufgearbeitet werden. Die Ausbildung zur Altenpflegehelferin/zum Altenpflegehelfer ist eine einjährige Maßnahme und endet mit einer offiziell anerkannten Prüfung. Allerdings werden dieser Ausbildung aus den verschiedensten Gründen zur Zeit nur wenig Chancen gegeben, wie bereits ausgeführt wurde. Aus Sicht einer Gesprächspartnerin ist 28 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste eine Ausbildung zur Altenpflegehelferin/zum Altenpflegehelfer nur dann sinnvoll, wenn sie als Einstieg zu einer weiteren qualifizierten Ausbildung (Altenpflegerin, Altenpfleger) dient. Nach zweijähriger Tätigkeit kann in einer verkürzten Ausbildung das Examen zur Altenpflegerin/zum Altenpfleger abgelegt werden. Allerdings gibt es häufig familiäre und persönliche Probleme, wenn vor allem Frauen einen weiteren Berufsaufstieg planen. Hinzu kommt, dass in der Zeit der Ausbildung das Einkommen geringer ist – Ausbildungsvergütung statt Gehalt – und ein fester Arbeitsplatz erst einmal aufgegeben werden muss. 1.20 Ausbildung Krankenpflege Die Ausbildung zur Krankenschwester/zum Krankenpfleger findet in den Krankenpflegeschulen statt, die den Krankenhäusern der Region angeschlossen sind. In den Krankenhäusern wird der praktische Ausbildungsteil absolviert. Es existiert kein einheitliches Curriculum, aber über das Krankenpflegegesetz ist die Ausbildungs- und Prüfungsordnung geregelt. Die beruflichen Anforderungen in der Krankenpflege sind sehr hoch und unterliegen einer ständigen Veränderung. Aktuelle Berufsanforderungen, die uns von unseren Gesprächspartnern benannt wurden, sind zum Beispiel: • • • • • betriebswirtschaftliches Denken Organisation und Planung der Pflege Pflegedokumentation Qualitätsmanagement Information und Aufklärung von Patienten und Angehörigen. Diese ständige Veränderung der beruflichen Anforderungen erfordert auch von den Krankenpflegeschulen eine laufende Neuorientierung. Unsere Gesprächspartner gaben an, dass der Bereich EDV eine zunehmend wichtige Rolle bei der täglichen Arbeit einnimmt. Entsprechend wird er auch in der Ausbildung berücksichtigt. Der Umgang mit Standard- und Spezialprogrammen sowie die Arbeit mit dem Internet wird in den von uns aufgesuchten Fachseminaren vermittelt. Unsere Gesprächspartner haben über ein alternatives Ausbildungsmodell berichtet. Angesichts der hohen Überschneidungen der Ausbildungsinhalte existiert das Modell einer einjährigen gemeinsamen Ausbildung in den Pflegeberufen. Diese einjährige Grundausbildung wird durch anschließende spezielle Module, zum Beispiel Alten-, oder Kranken- oder Kinderpflege erweitert. Aus organisatorischen Gründen spricht vieles für diese vereinheitlichte Ausbildung. Das Interesse junger Leute an der Ausbildung in der Krankenpflege scheint abzunehmen, ein Hinweis auf das sinkende Image der Pflegeberufe. Es wird zunehmend schwerer, geeignete Bewerberinnen und Bewerber zu bekommen. Die 29 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Potenziale werden schlechter, bei gleichzeitig steigenden Anforderungen. Die Bewerberinnen und Bewerber sind nicht mehr so gut vorqualifiziert, was zu einer höheren Abbruchquote führt. Wünschenswert wäre als Vorqualifikation das Abitur oder Fachabitur. Ein Gesprächspartner berichtete vom Versuch, in seiner Einrichtung auch schwächeren Jugendlichen eine Chance zu geben. Leider hat dieser Versuch zunehmend zu Enttäuschungen geführt. Bei einem, langfristig gesehen, steigenden Bedarf an Pflegekräften und einer sinkenden Nachfrage nach Ausbildungsplätzen bewegt sich die Region perspektivisch in Richtung Verschlechterung der Pflegesituation. In den Köpfen vieler Menschen spielt immer noch das dienende Bild der Krankenschwester eine Rolle. Dieses Bild ist ein Hemmschuh für die Entwicklung und schlecht fürs Image des Berufes. Nach Aussage einer Gesprächspartnerin handelt es sich bei dem Beruf der Krankenschwester / des Krankenpflegers um einen interessanten Beruf mit vielen Weiterbildungsmöglichkeiten. Aufstiegschancen, zum Beispiel zur Stationsleitung, oder Spezialisierungen, zum Beispiel zur OP-Schwester, sind vorhanden. Die Anerkennung der Ausbildung ist in der Europäischen Union geregelt, mit einer Zusatzausbildung ist auch eine Arbeitsaufnahme in den USA und in Kanada möglich. 1.21 Nach wenigen Berufsjahren ausgebrannt? Auffallend ist die relativ kurze Verweildauer examinierter Pflegekräfte in ihrem erlernten Beruf. Nach Angaben unserer Gesprächspartner liegt sie im Schnitt zwischen 4 bis 6 Jahren. Ein Grund ist sicherlich, dass dieser Beruf in erster Linie von Frauen ergriffen wird, die sich nach einigen Berufsjahren für eine Familiengründung entscheiden und nach der Geburt der Kinder vorerst nicht in den Beruf zurück kehren. Das ist aber nicht der alleinige Grund. Nach einigen Jahren werden die Arbeitsbedingungen für viele Pflegekräfte untragbar. Der zunehmende Leistungsdruck, der Schichtdienst, die schwere körperliche Arbeit, der psychische Druck, das Gefühl, nicht ausreichend helfen zu können und viele Faktoren mehr führen dazu, dass sich das Pflegepersonal mehr und mehr ausgebrannt fühlt. Erstes Anzeichen ist ein Wechsel des Arbeitgebers, da man sich bei einem anderen Arbeitgeber bessere Bedingungen erhofft. Die Verweildauer an den einzelnen Arbeitsstellen wird immer kürzer, bis dann eventuell der Entschluss gefasst wird, sich beruflich zu verändern. Im günstigsten Fall wird versucht, über Weiterbildung, zum Beispiel zur Pflegedienstleitung, eine andere Position zu bekommen um nicht mehr direkt „vor Ort“ mit der Pflege konfrontiert zu sein. Diese Personen bleiben mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung auf jeden Fall dem Gesundheitswesen erhalten. Negativer ist es jedoch, wenn examinierte Kräfte 30 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste ganz aus dem Pflegebereich ausscheiden und in völlig neue Arbeitsverhältnisse einsteigen – sie sind für das Gesundheitswesen verloren. Sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus menschlicher Sicht ist diese Situation völlig unbefriedigend. Die Ausbildung hat Kosten verursacht, es wurde mit Blick auf eine geplante langjährige Berufstätigkeit investiert und diese Investition kommt nun nicht in vollem Umfang zum Tragen. Hinzu kommen die persönlichen Probleme der Betroffenen, die ja aus einer Notsituation heraus ihren erlernten Beruf aufgeben und darunter leiden. Um dieser Entwicklung gegensteuern zu können, ist es erforderlich, genaue Ursachenforschung auch in den einzelnen Einrichtungen zu betreiben. Natürlich gibt es den Kosten- und Leistungsdruck. Aber es gibt auch Faktoren, die „vor Ort“ beeinflussbar sind: die Ausstattung mit technischen Hilfsmitteln, die personelle Ausstattung, das Führungsverhalten, das Arbeitsklima, eine gute Arbeitsorganisation, Weiterbildung zum Themenkreis „Umgang mit körperlichen und psychischen Belastungen“, die Bereitschaft, auf die Wünsche nach Teilzeitbeschäftigung einzugehen. Es ist wichtig für die Unternehmen im Gesundheitswesen Strategien zu entwickeln, um erfahrenes und eingearbeitetes Personal zu binden. Bereits in der Ausbildung müssen die körperlichen und psychischen Belastungen, die die Pflegeberufe mit sich bringen, deutlich thematisiert und der professionelle Umgang mit ihnen erlernt werden. Wer über die Probleme, die ein Beruf mit sich bringt, informiert ist, kann sich besser darauf einstellen und geeignete Gegenstrategien entwickeln. Qualifikation und Weiterbildung 1.22 Krankenhäuser In allen befragten Krankenhäusern (telefonisch und Betriebsinterview) ist die Qualifikation der Mitarbeiter nach Auskunft unserer Gesprächspartner ausreichend. Diese positive Einschätzung ist sicher auch darauf zurückzuführen, dass in allen befragten Einrichtungen in der Vergangenheit Weiterbildungsmaßnahmen durchgeführt wurden und bis auf eine Ausnahme aktuell auch weitere Weiterbildungsmaßnahmen geplant sind. Die sich schnell ändernden Erkenntnisse in der Medizin, neue Methoden und Medikamente, neue Diagnoseverfahren und Geräte machen eine permanente Weiterbildung zwingend erforderlich. Daher ist es auch kein Widerspruch, wenn alle Gesprächspartner zwar mit der Qualifikation des Personals zufrieden waren, gleichzeitig aber Bedarf an weiteren Weiterbildungsmaßnahmen angaben. Im Telefoninterview wurden folgende Angaben zu den Weiterbildungsthemen gemacht: 31 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Themenbereich (Mehrfachnennungen möglich) kfm. Fachkenntnisse techn. Fachkenntnisse EDV-Kenntnisse Kommunikation und Teamfähigkeit Qualitätssicherung sonstiges gesamt vermittelte Inhalte in der Vergangenheit 1 erforderliche Erweiterung der Kenntnisse 0 1 0 1 0 2 1 0 2 5 1 1 5 Auch wenn die absoluten Zahlen nur gering sind, kann man doch eine Verschiebung feststellen, weg von kaufmännischen und technischen Kenntnissen, hin zu Kommunikationsfähigkeit und Qualitätssicherung. Der Bereich EDV spielt nach wie vor eine große Rolle, ein Hinweis auf die steigende Bedeutung. Im persönlichen Gespräch wurden die Weiterbildungsinhalte genauer ermittelt. Die Ergebnisse dieser Gespräche werden im übernächsten Abschnitt dargestellt. 1.23 Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Ein ähnliches Bild ergibt sich im Bereich der Altenpflege. Von den 26 telefonisch befragten Unternehmen gaben 24 Gesprächspartner an, die Qualifikation sei ausreichend, zwei Gesprächspartner machten bei dieser Frage keine Angaben. Auch dieses Ergebnis ist mit Sicherheit auf die Weiterbildungsaktivität der Unternehmen zurückzuführen. Alle befragten Unternehmen haben in der Vergangenheit Weiterbildungsmaßnahmen durchgeführt. Aktuell waren in 20 der 26 befragen Unternehmen Weiterbildungen geplant. 23 Unternehmen gaben an, Bedarf an zusätzlichen Weiterbildungen zu haben, nur drei beantworteten diese Frage mit einem „Nein“. Hier ein Überblick über die Inhalte der betrieblichen Weiterbildung laut Telefonbefragung: Themenbereich (Mehrfachnennungen möglich) kfm. Fachkenntnisse techn. vermittelte Inhalte in der Vergangenheit 1 erforderliche Erweiterung der Kenntnisse 0 1 1 32 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Fachkenntnisse EDV-Kenntnisse Kommunikation und Teamfähigkeit Kundenorientierung Qualitätssicherung sonstiges gesamt 1 1 2 0 0 1 23 28 1 0 9 13 Hinter dem hohen Anteil „sonstiges“ verbergen sich, wie das persönliche Gespräch ergab, spezielle medizinische Themen. Mehr dazu im nächsten Abschnitt. 1.24 Weiterbildungsinhalte in der Alten- und Krankenpflege 1.24.1 Medizinische, technische Kenntnisse und Fertigkeiten Neue Erkenntnisse in der Medizin, neue Diagnoseverfahren, neue Behandlungsmethoden, Geräte und Medikamente machen eine ständige Weiterbildung der Beschäftigten im Gesundheitswesen erforderlich. Ein breites Spektrum nehmen daher medizinische Themen bei der Weiterbildung ein. Hier ein Überblick über die häufigsten genannten Themenbereiche für Pflegepersonal: • • • • • • • • • Infusionstechniken Handhabung und Einsatz spezieller Katheder und Kanülen Spritztechniken parentherale Ernährung Wickeltechniken Mobilitätstraining spezielle Lagerungstechniken, Verhinderung von Druckgeschwüren neue Erkenntnisse über Diabetes Hygienemaßnahmen, Vermeidung von Infektionen. Anbieter dieser Weiterbildungsmaßnahmen sind professionelle Pflegeschulen häufig aber auch Apotheken und Sanitätshäuser. 1.24.2 Kundenorientierung Neben diesen mehr medizinischen und technischen Themen spielt der Bereich des professionellen Umgangs mit kranken und alten Menschen und deren Angehörigen ein große Rolle. Das Stichwort „Kundenorientierung“ wurde häufig in diesem Zusammenhang genannt. Dahinter verbergen sich Fragestellungen wie zum Beispiel: 33 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste • • • • • der Umgang mit altersdementen und/oder problematischen Bewohnern bzw. Patienten einheitliche Reaktionen des Pflegepersonals in bestimmten Situationen die Gestaltung der Lebensumstände bei Heimbewohnern der Umgang mit dem Patienten als Kunden der Umgang mit den Angehörigen von Bewohnern. Ziel dieser Weiterbildungen ist es, schwierige Situationen zu erkennen, einzuordnen und professionell darauf zu reagieren. Zunehmend bemüht man sich, individueller auf die Wünsche der Patienten/der Bewohner und deren Angehörigen einzugehen und ihnen mehr Mitgestaltungsmöglichkeiten einzuräumen. Ein besonderer Aspekt ist in diesem Zusammenhang die Gerontopsychiatrie. Weiterbildungen in diesem Bereich sind sehr aufwändig, bieten aber den Einrichtungen, die sich hier engagieren, die Möglichkeit, sich als Kompetenzcenter für diesen Bereich zu entwickeln. Zum Teil zwingt die Konkurrenz der Einrichtungen untereinander zu diesem Vorgehen, aber es ist auch ein menschliches Anliegen der Ansprechpartner, die Lebensumstände der Kranken und der alten Menschen möglichst positiv zu gestalten. 1.24.3 Kommunikation und Teamarbeit Um diesem Ziel näher zu kommen, ist eine hohe Kommunikationsfähigkeit und – bereitschaft des Pflegepersonals wichtig, ebenfalls ein Schwerpunkt der Weiterbildung. Kommunikationsfähigkeit und –bereitschaft ist aber auch im Pflegeteam untereinander zwingend erforderlich. Eine gute Kommunikation untereinander ist eine Voraussetzung für die Gewährleistung eines hohen Qualitätsstandards in der Pflege. Kommunikationsfähigkeit, Teamarbeit und Qualitätssicherung sind eng miteinander verknüpft. Zunehmend wird in dieser Richtung qualifiziert, da erkannt wurde, dass medizinische/technische Weiterbildungen alleine nicht ausreichen, um eine Verbesserung der Situation in der Pflege und Betreuung zu erreichen. 1.24.4 EDV Zur Sicherung der Pflegequalität gehört auch die Dokumentation des Pflegeprozesses und der Dienstbesprechungen, die Erstellung von Pflege- und Einsatzplänen, das Erarbeiten von Pflegestandards etc.. Neben den fachlichen Voraussetzungen spielt in diesem Zusammenhang auch der Umgang mit der EDV eine zunehmend wichtige Rolle. Mehr und mehr erfolgt die Dokumentation, Pflege- und Einsatzplanung EDV-gestützt. Vor allem die Dokumentation, ein wichtiger und gesetzlich vorgeschriebener Bestandteil der Pflege, wird immer öfter mit Hilfe der EDV vorgenommen. Der Umgang mit der Hardware und der Software muss erlernt und eingeübt werden. Bis zum Jahr 2003 soll in somatischen Häusern ein EDV-gestütztes Klassifikationssystem für Diagnosen, das mit bundeseinheitlichen Leistungsdaten hinterlegt ist, eingeführt werden (die sogenannten DRG´s). Auch hier ist eine 34 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Einarbeitung sowohl in den Inhalt als auch in die EDV erforderlich. Vor diesem Hintergrund ist nachvollziehbar, dass der Bereich EDV häufig als Weiterbildungsthema angeführt wird. 1.24.5 Führungskräfteschulungen Mehr und mehr werden von Führungskräften der höheren und mittleren Ebenen im Pflegebereich kaufmännisches Wissen und Kenntnisse über Personalarbeit und Personalführung verlangt. Allerdings wurde diese Thematik während der Betriebsbesuche nur angerissen, Hauptthema waren die Weiterbildungsmaßnahmen für Pflegekräfte. Hier besteht die Möglichkeit, sich durch Weiterbildung zur Stations- bzw. Pflegedienstleitung oder für den Schulungsbereich zu qualifizieren. Allerdings handelt es sich in diesen Fällen um sehr anspruchsvolle und lange Weiterbildungen, die planvoll angegangen werden müssen. 1.24.6 „Prävention in eigener Sache“ Die Arbeit mit kranken und alten Menschen erfordert von den Pflegekräften einen erheblichen körperlichen und psychischen Einsatz. Zur Vermeidung körperlicher Schäden werden Weiterbildungen zum Beispiel zu den Bereichen rückenschonendes Arbeiten, Verhinderung von eigenen Infektionen angeboten und durchgeführt. Mindestens genauso wichtig ist es jedoch, Techniken und Verhaltensweisen zum Umgang mit der psychischen Belastung zu erlernen. Dazu gehören: • • • • die Fähigkeiten, eigene Grenzen zu erkennen, sie aufzuzeigen und auch einzuhalten, den Kranken und Pflegebedürftigen zwar Interesse und Anteilnahme zu bezeugen, aber gleichzeitig Abstand zu wahren, Arbeit und Privatsphäre getrennt zu halten, Stressbewältigungs- und Entspannungstechniken zu beherrschen. Dieses Themenspektrum wurde leider nur von wenigen Gesprächspartnern angesprochen. Hier ist verstärkte Aufklärungsarbeit erforderlich. Weiterbildungen mit dem Schwerpunkt dieser Thematik können dabei helfen, mit den psychischen Belastungen des Berufes besser fertig zu werden. Eine Gesprächspartnerin machte dazu folgende Anmerkung: „Ich möchte durch die Weiterbildung mehr Professionalität im Beruf erreichen, statt durch mehr Berufserfahrung mehr und mehr auszubrennen.“ 35 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Interesse an arbeitsmarktpolitischen Hilfen 1.25 Krankenhäuser Die Frage, ob in der Vergangenheit arbeitsmarktpolitische Hilfen genutzt wurden, haben 80 % der befragten Krankenhäuser positiv beantwortet. Nur ein Unternehmen gab an an, bisher keine Hilfen in Anspruch genommen zu haben. Bei den in Anspruch genommen Förderhilfen handelt es sich in über 50 % der Fälle um Beschäftigungshilfen für Langzeitarbeitslose. Weitere Bereiche sind die Zuschüsse für Schwervermittelbare und ABM. Möglichkeiten, in diesem Bereich Problemgruppen des Arbeitsmarktes zu integrieren, sind vorhanden. In Anspruch genommene Förderhilfen ABM 14% Zuschüsse Schwervermittelbare 29% Beschäftigungshilfen LZA 57% Auch für die Zukunft haben 80 % der befragten Krankenhäuser weiterhin Interesse an Förderhilfen. Von allen möglichen Förderhilfen wurde in allen Fällen die Beschäftigungshilfe des Arbeitsamtes für Langzeitarbeitslose genannt. Die Personalverantwortlichen in den befragten Krankenhäusern sind anscheinend über die Arbeitgeberhilfen des Arbeitsamtes gut informiert und arbeiten auch eng mit dem Arbeitsamt zusammen. Dieser Eindruck wurde durch die Betriebsbesuche verstärkt. Auch andere Fördermöglichkeiten, zum Beispiel die Qualifizierungsinitiativen der DSK für ihre Mitarbeiter, werden, wenn es sich anbietet, genutzt. 1.26 Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Die Hälfte der befragten Unternehmen dieses Bereiches des Gesundheitswesens hatten in der Vergangenheit bereits Fördermöglichkeiten in Anspruch genommen. Das Spektrum der in Anspruch genommenen Förderhilfen zeigt die folgende Abbildung: 36 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste In Anspruch genommene Förderhilfen Trainingsm aßnahmen 9% Zuschüsse für ältere MA 15% Zuschüsse für Schwervermittelbare 21% sonstige 3% Beschäftigungshilfe LZA 26% ABM 26% Ein Interesse an der zukünftigen Nutzung von Fördermöglichkeiten signalisierten 65 % der befragten Unternehmen. Allerdings haben aber auch 23 % der Unternehmen definitiv gesagt, kein Interesse an Fördermöglichkeiten zu haben. Hier sollte überprüft werden, woran diese negative Einstellung liegt. Eventuell wurden in der Vergangenheit negative Erfahrungen gemacht – dieses ist jedoch nur eine Vermutung. Alle von uns aufgesuchten Unternehmen hatten auf jeden Fall Interesse an den vorhandenen Fördermöglichkeiten und wurden entsprechend informiert. Die Bandbreite der Fördermöglichkeiten, die in Zukunft von Interesse ist, ist, genau wie bei den bereits genutzten Fördermöglichkeiten, breit gefächert und unterscheidet sich damit ganz entschieden von der Position der Krankenhäuser. 37 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Handlungsempfehlungen 1. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird es im Bereich des Gesundheitswesen, vor allem in der Kranken- und Altenpflege, auch in Zukunft einen hohen Personalbedarf geben. Um diesen Personalbedarf langfristig decken zu können, ist es unseres Erachtens wichtig, die Akzeptanz für Pflegeberufe bei jungen Menschen, die vor der Berufswahl stehen, zu erhöhen und das Image der Pflegeberufe zu verbessern. Die Bundesregierung hat in diesem Zusammenhang eine Informationsschrift aufgelegt. In der Region sind die Schulen und Berufsschulen, das Arbeitsamt und die Einrichtungen des Gesundheitswesens, Gewerkschaften und Interessensverbände die Partner, die durch Information und offene Diskussion die Anforderungen und die Chancen, die die Pflegeberufe bieten, den Jugendlichen aufzeigen können. Wir greifen an dieser Stelle die Idee einer unserer Gesprächspartnerinnen zur Einrichtung einer "Pflegekammer" auf. Ziel einer solchen Institution kann es sein, den gesellschaftlichen Auftrag der Pflege zu zentralisieren und zu vertreten. 2. Wichtig für eine dauerhafte Imageverbesserung der Berufe in der Kranken- und vor allem in der Altenpflege ist es, dass das Gesundheitswesen aus den "Negativschlagzeilen" kommt. Die seit Jahren bestehende Verunsicherung muss ein Ende haben. Es handelt sich hierbei um ein Politikum, das nicht allein in der Region gelöst werden kann. Aber für die Region sollten die Angaben über noch erforderliche strukturelle Maßnahmen (Abbau von Krankenhausbetten) offengelegt werden. 3. Wie bereits beschrieben ist vor allem das Image der Berufe in der Altenpflege problematisch. Hier spiegelt sich die geringe Wertschätzung alter Menschen in unserer Gesellschaft wider. Dementsprechend wird auch die Arbeit mit diesen Menschen relativ gering eingeschätzt: Altenpflege ist keine besondere Leistung. Auch hier muss Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit geleistet werden. Wenn es sich auch um ein gesellschafts- und sozialpolitisches Problem handelt, sollte doch auf regionaler Ebene begonnen werden, an einer Imageverbesserung der Berufe in der Alten- und Krankenpflege zu arbeiten. Eine Möglichkeit wären beispielsweise Berichte in den Tageszeitungen der Region von Fachkräften über ihren Arbeitsalltag, Berichte über Einrichtungen der Alten- und Krankenpflege mit positivem Tenor. 4. Das bundesweit einheitliche Altenpflegegesetz kann zwar nicht wie geplant zum 1. August des Jahres in Kraft treten. Wenn jedoch in Zukunft die Ausbildungsplätze direkt von den Einrichtungen der Alten- und Krankenpflege angeboten werden, sollte die Ausbildungsbereitschaft sorgfältig analysiert werden 38 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste um frühzeitig zu erkennen, ob Ausbildungsplätze wie im bisherigen Rahmen angeboten werden, ob sich die Ausbildungsbereitschaft reduziert, da einzelne Einrichtungen nicht ausbilden oder ob sich das Angebot an Ausbildungsplätzen sogar erhöht, da eine Ausbildung für die Einrichtungen vorteilhaft ist. Unseres Erachtens ist es wichtig, die Entwicklung zu beobachten, um gegebenenfalls zur Sicherung der Ausbildungsplätze im Altenpflegebereich rechtzeitig steuernd eingreifen zu können. 5. Die Qualifizierung zur Altenpflegehelferin/zum Altenpflegehelfer bietet zwar einen anerkannten Abschluss, jedoch sinken die Einsatzmöglichkeiten, da zur Zeit die Unternehmen hauptsächlich höher qualifiziertes Personal einstellen. Dennoch sollte diese Qualifizierung nicht völlig wegfallen, dafür sprechen mehrere Gründe: • • • • Sie bietet vor allem schwächeren Personen eine Möglichkeit, einen anerkannten Abschluss zu bekommen, wenn auch bei zur Zeit eher schlechten Integrationschancen. Die Ausbildungsdauer ist mit einem Jahr überschaubar, längere Ausbildungszeiten schrecken viele schwächere Personen ab. Sie bietet die Möglichkeit zum beruflichen (Wieder-)einstieg und zum Aufbau einer eigenen Berufslaufbahn zur examinierte Pflegekraft. Die Vergütung ist gut, so dass eine eigenständige Existenz aufgebaut werden kann. Die derzeitigen Probleme für Altenpflegehelferinnen und Altenpflegehelfer auf dem Arbeitsmarkt sind sicherlich auch Folgen des Urteils, welches für eine Einrichtung der Altenpflege vorschreibt, dass jede Schicht im Tagesbereich mit mindestens einer examinierten Kraft mehr als Hilfskräfte besetzt sein muss. Auf lange Sicht wird man auf Helferinnen und Helfer jedoch nicht völlig verzichten können. Wichtig ist allerdings eine sorgfältige Vorauswahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an einer solchen Qualifizierungsmaßnahme. Die beruflichen Anforderungen sind auch an Helferinnen und Helfer sehr hoch. 6. Sinnvoll kann eine "Anlernqualifizierung" (ohne anerkannten Abschluss) im Bereich der Alten- und/oder Krankenpflege sein. Vielfach stellen die Unternehmen als Ergänzung zu ihrem examinierten Personal zum Beispiel Hausfrauen ein, die entsprechend angelernt werden - in diesen Bereichen werden eben "viele helfende Hände" benötigt. Hier könnten Kräfte, die bereits über Vorkenntnisse aus einer Qualifizierungsmaßnahme verfügen durchaus Vorteile bei einer Einstellung haben. Traditionell sind das Arbeitsplätze, die vor allem von Frauen eingenommen werden und daher auch für viele weibliche Hilfeempfängerinnen eine Möglichkeit sein könnten, zumal bei den Arbeitgebern die Bereitschaft groß ist, sich auf Teilzeitarbeitsverhältnisse einzulassen. Allerdings ist eine Existenzsicherung bei einer Teilzeitbeschäftigung kaum realistisch. Auch hier ist eine sorgfältige 39 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Vorauswahl, gegebenenfalls einschlägige Betreuung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer von großer Bedeutung. Wir weisen auf bereits bestehende kombinierte Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen hin. In einigen Fällen wurde in den Betriebsinterviews positiv über Teilnehmerinnen dieser Maßnahmen berichtet. 7. In der Ausbildung und in Qualifizierungsmaßnahmen muss verstärkt der professionelle Umgang mit der EDV eingeübt werden. Das reicht vom Handling der Hardware (Nutzung der Tastatur, der Maus, des Druckers) über Kenntnisse der Standardsoftware, Arbeiten mit dem Internet bis hin zur Nutzung spezieller Software, wie sie zum Beispiel zur Pflegedokumentation oder zur Leistungsabrechnung eingesetzt wird. Ohne EDV-Kenntnisse ist in Zukunft eine Arbeit, auch als Helferin / Helfer kaum möglich. 8. Die Pflegedokumentation ist gesetzlich vorgeschrieben und ein wichtiger Beitrag zur Qualitätssicherung in der Pflege Sie sorgt für Kontinuität und Abstimmung bei den pflegerischen Maßnahmen. Außerdem dient sie auch als Beweismittel. Selbst einfache, für den Laien oft selbstverständliche Tätigkeiten, wie beispielsweise das Reichen von Getränken, müssen dokumentiert werden. Erfahrungsgemäß haben viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Qualifizierungsmaßnahmen im Gesundheitswesen Probleme mit der Dokumentation, sowohl im Erkennen von dokumentationspflichtigen Tätigkeiten als auch bei der Formulierung. In Qualifizierungsmaßnahmen sollte dieser Bereich verstärkt eingeübt werden, zum Beispiel im Rahmen eines Moduls. 9. Das Problem der geringen Verweildauer in den Berufen der Alten- und der Krankenpflege muss angegangen werden. In den einzelnen Einrichtungen der Kranken- und Altenpflege sollte offen Ursachenforschung betrieben werden und die Probleme thematisiert werden. Die Einrichtungen des Gesundheitswesen müssen Strategien entwickeln, um ihre bewährten Kräfte langfristig an sich zu binden. Eine Möglichkeit sehen wir in der intensiveren Nutzung von Weiterbildungsmaßnahmen, die wir im Abschnitt "Prävention in eigener Sache" dargestellt haben. Entsprechende Schwerpunkte sollten bereits verstärkt schon in der Ausbildung gesetzt werden. 10. Laut Gesetz besteht für Helferinnen und Helfer in den Pflegeberufen die Möglichkeit, nach einer gewissen Anzahl von Berufsjahren eine verkürzte Ausbildung zur examinierten Kraft zu machen. Von dieser Möglichkeit wird nach Auskunft unserer verschiedenen Gesprächspartner nur selten Gebrauch gemacht. Die Nachfrage scheint nur gering zu sein. Das mag in einigen Fällen auch daran liegen, dass eine Ausbildung, auch wenn sie verkürzt ist, für die entsprechenden Personen nicht unbedingt attraktiv ist. Sie geben einen festen Arbeitsplatz und ein festes Einkommen auf für eine doch 40 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste weitaus geringere Ausbildungsvergütung. Zusagen zur Übernahme werden in der Regel keine gegeben. Im Einzelfall scheint es auch problematisch zu sein, einen Ausbildungsplatz für eine verkürzte Ausbildung in den entsprechenden Fachseminaren zu bekommen. Gerade für Pflegeeinrichtungen, die noch examiniertes Personal suchen oder in Zukunft benötigen werden, bietet sich über diesen Weg die Möglichkeit, erprobtes Personal, das sich bereits über mehrere Jahre bewährt hat, weiter zu fördern. Im Bedarfsfall sollte man ein Modell entwickeln, welches eine Schulung zur qualifizierten Kraft auch bei einem bestehenden Arbeitsverhältnis fördert. Neben einem finanziellen Ausgleich ist die Zusage eines festen Arbeitsplatzes sicherlich ein wichtiger Gesichtspunkt für mögliche Interessentinnen und Interessenten. Die Durchlässigkeit aus dem Bereich der Helferinnen und Helfer in den Bereich der examinierten Kräfte sollte gefördert werden. 41 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Zusammenfassung Bundesweit sollen im Gesundheitswesen bis zum Jahr 2010 über 250.000 neue Stellen geschaffen werden. In der Region Niederrhein ist das Gesundheitswesen der größte Arbeitgeber. Aus diesem Grund wurde in den Kreisen Kleve und Wesel im Rahmen des Arbeitsmarktmonitorings genauer untersucht. Einen Schwerpunkt bildeten die Bereiche Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime und Ambulante Dienste. Insgesamt wurden 5 Krankenhäuser und 26 Einrichtungen der Altenpflege und der Ambulanten Pflege telefonisch interviewt, Betriebsbesuche fanden in 8 Krankenhäusern und 18 Altenwohn- und Pflegeheimen sowie Ambulanten Diensten statt. Über die Telefonbefragung wurden insgesamt fast 6.700 Arbeitsplätze erfasst, über drei Viertel davon Frauenarbeitsplätze. In den vergangenen 12 Monaten weist die Personalentwicklung in den Krankenhäusern einen leicht positiven Saldo auf (+ 34), Entlassungen gab es nur in einem Haus. Der durch die Gesundheitsreform bedingte Personalabbau scheint weitgehend abgeschlossen zu sein und ist in der Regel sozialverträglich erfolgt. Im Bereich Altenwohn- und Pflegeheime sowie Ambulante Dienste fand in den befragten Unternehmen kein Personalabbau statt. Insgesamt wurden in den befragten Unternehmen in den vergangenen 12 Monaten 45 neue Arbeitsplätze eingerichtet. Für die kommenden 12 Monate prognostiziert eins der befragten Krankenhäuser weiterhin einen leichten Personalabbau, alle weiteren Gesprächspartner haben sich nicht definitiv geäußert. Dieses ist sicherlich ein deutlicher Hinweis auf die Unsicherheit, die durch weitere Reformen im Gesundheitswesen und durch Unklarheit, ob in Zukunft die Schließung von Krankenhäusern erforderlich wird, entsteht. Positiv sieht die Prognose für die kommenden 12 Monate im Bereich Altenwohn- und Pflegeheime sowie Ambulante Dienste aus. Fast ein Viertel der befragten Unternehmen wird voraussichtlich zusätzliche Arbeitsplätze schaffen, geplant sind 35 neue Arbeitsplätze. Die Personalsuche scheint zunehmend schwieriger zu werden. Insgesamt wurden im Telefoninterview im Bereich der Krankenhäuser 19 und im Bereich Altenwohn- und Pflegeheime sowie Ambulante Dienste 21 offene Stellen gemeldet. Vor allem bei medizinischem Fachpersonal in den Gruppen Medizinisch Technische Assistenz, OP-Schwestern und OP-Pfleger, Röntgenassistenz, aber auch bei der Suche nach Ärzten treten erhebliche Probleme auf. Im Pflegebereich werden hauptsächlich examinierte Krankenschwestern/Krankenpfleger und Altenpflegerinnen/Altenpfleger gesucht. Vor allem in der Altenpflege haben Altenpflegehelferinnen und –helfer zur Zeit wenig Chancen auf eine Einstellung. 42 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Von einem Pflegenotstand kann in der Region Niederrhein noch nicht geredet werden. Es gibt jedoch erste Anzeichen, die auf eine Verschärfung der Situation hinweisen; die Bewerberzahlen sinken, mittlerweile hat sich ein Arbeitnehmermarkt entwickelt, das Image der Pflegeberufe sinkt ebenfalls. Die Personalsituation in der Pflege kann, wenn die Weichen nicht rechtzeitig in eine andere Richtung gestellt werden, kippen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Verweildauer im Beruf mit 4 bis 6 Jahren sehr kurz ist. Der Bedarf an Kräften im Gesundheitswesen, vor allem in der Pflege, wird weiter steigen, Dafür spricht schon allein die demografische Entwicklung. Allerdings wird es eine Verschiebung zur ambulanten Pflege geben. Das Problem werden die Kosten sein. Hier stellt sich die sozialpolitische Frage, was uns das Gesundheitswesen und die Versorgung alter pflegebedürftiger Menschen wert ist. Die Ausbildungsbereitschaft der befragten Unternehmen ist groß. Die Ausbildung in den Pflegeberufen findet in Fachseminaren statt, die den Krankenhäusern und Altenpflegeheimen angeschlossen sind. Sowohl in der Alten- als auch in der Krankenpflege sinkt die Zahl der jungen Menschen, die einen Pflegeberuf erlernen wollen – ein Imageproblem dieser Berufe. Auch das Potenzial der Bewerberinnen und Bewerber wird nach Auskunft der befragten Unternehmen schlechter, was zu einer erhöhten Quote von Ausbildungsabbrüchen führt. Gleichzeitig steigen jedoch die Anforderungen in den Pflegeberufen, die Arbeit wird immer mehr verdichtet und komplexer. Sowohl in der Kranken– als auch in der Altenpflege soll die Ausbildung durch novellierte Gesetzentwürfe bundesweit vereinheitlicht werden. Im Altenpflegebereich wurde dieses Vorhaben durch ein Einspruchsverfahren vorerst gestoppt. Im Rahmen der Veränderungen in der Ausbildung sollte auf jeden Fall die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen beobachtet werden. Langfristiges Ziel sollte ein vereinheitlichtes Gesetz für die Berufe der Kranken- und Altenpflege sein. Fast alle befragten Unternehmen sind mit der Qualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zufrieden. Diese positive Einschätzung ist sicher auch darauf zurückzuführen, dass alle Unternehmen in der Vergangenheit Weiterbildung für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in erheblichem Umfang durchgeführt haben. Auch für die Zukunft sind in fast allen befragten Unternehmen weitere Qualifizierungen geplant. Der Schwerpunkt der Qualifizierungen sind medizinische und medizinischtechnische Themen. Weitere Schwerpunkte sind der Bereich der Kundenorientierung, Kommunikation und Teamarbeit, EDV, Führungskräfteschulungen und Weiterbildungen zum Thema gesundheitliche und psychische Prävention der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Gerade der letztgenannte Bereich müßte weiter ausgebaut werden, um ein schnelles „Ausbrennen“ im Beruf zu verhindern und die Verweildauer im Pflegeberuf zu erhöhen. 43 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Das Interesse an arbeitsmarktpolitischen Hilfen ist groß. Nahezu die Hälfte der befragten Unternehmen hat in der Vergangenheit arbeitsmarktpolitische Hilfen in Anspruch genommen, vor allem Beschäftigungshilfen für Langzeitarbeitslose. Möglichkeiten, in diesem Bereich Problemgruppen des Arbeitsmarktes zu integrieren, sind vorhanden. Allerdings sind die Anforderungen an die Arbeitnehmer sehr hoch. Auf eine sorgfältige Vorauswahl bei der Vermittlung von Problemgruppen des Arbeitsmarktes in Arbeitsbereiche des Gesundheitswesens muss absolut großer Wert gelegt werden. 44 Gesundheitswesen Krankenhäuser, Altenwohn- und Pflegeheime, Ambulante Dienste Anhang Gesamtübersicht: Anteil der Beschäftigten in den untersuchten Branchen Branchenübersicht: Telefonbefragung in den untersuchten Branchen 45