Städtebauliche Rahmenplanung Oberhausen

Transcrição

Städtebauliche Rahmenplanung Oberhausen
Städtebauliche Rahmenplanung
Oberhausen-Borbeck
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
3
Impressum
Auftraggeber:
Stadt Oberhausen
Fachbereich 5-1-10
Stadtentwicklung und vorbereitende Bauleitplanung
Bahnhofstr. 66
46042 Oberhausen
Auftragnehmer:
Planersocietät – Stadtplanung, Verkehrsplanung, Kommunikation
Dr.-Ing. Frehn, Schulten, Steinberg
Partnerschaft, Stadt- und Verkehrsplaner
Chemnitzer Str. 38-40
44139 Dortmund
Fon: 0231/589696-0
Fax: 0231/589696-18
www.planersocietaet.de
Hinweis:
Bearbeitung:
Dipl.-Ing. Marc Lucas Schulten (Projektleitung), Dipl.-Ing. Thorsten Schauz, Dipl-Ing. (FH) Achim Tack, Felix Blasch
Dortmund im Mai 2008
In dem nachfolgenden Text verzichten wir zugunsten einer besseren Lesbarkeit auf die Schreibweise „Innen“ bei Bürger, Nutzer, Anlieger etc.. Selbstverständlich sind immer gleichzeitig und
chancengleich Frauen und Männer angesprochen.
5
Wohnstandort im Grünen.
Ende 2007 wurde die Planersocietät mit der
Erstellung eines städtebaulichen Rahmenplans für den Stadtteil Borbeck von der Stadt
Oberhausen beauftragt. Der Fokus der Rahmenplanung liegt nicht auf dem „großen städtebaulichen Wurf“, sondern vielmehr auf einer
Optimierung im Bestand durch gezielte Einzelmaßnahmen und durch die aktive Einbindung
der Bürger.
Zentrale Themen des Rahmenplans sind die
Neugestaltung der Mitte, die Gestaltung von
Quartiersplätzen sowie die Schaffung durchgängiger Wegeverbindungen zwischen den
umgebenden Freiräumen und dem Kanal sowie den Grün- und Freiflächen innerhalb Borbecks. Durch die Aufwertung der Einbleckstraße zu einer städtebaulichen Achse wird dem
Stadtteil Struktur gegeben. Die Aktivierung
von Wohnbaupotenzialen am Kanal könnte
dem Stadtteil neue Impulse geben.
Im Januar 2008 wurde der „Zukunftstreff“
Borbeck durchgeführt, an dem insgesamt
rund 300 Personen teilgenommen haben. Die
Bürger konnten mit den Planern und Vertretern der Stadt Oberhausen ins Gespräch kommen und über die Perspektiven des Stadtteils
diskutieren. Mit den vielfältigen Anregungen
konnten planerische Handlungsempfehlungen
konkretisiert werden.
Der Stadtteil Borbeck liegt inmitten attraktiver Grün- und Freiräume. Es bestehen jedoch
nur wenige prägnante städtebauliche Beziehungen und zusammenhängende Strukturen.
Vor allem die Grün- und Freiraumpotenziale
innerhalb Borbecks sind nur wenig erfahrbar
und mangelhaft mit dem umgebenden Freiraum verknüpft. Daher lautet das Leitthema
der Rahmenplanung „Borbeck - ein eigenständiger Stadtteil im Grünen“. Ziel ist die Herausarbeitung der Potenziale und Qualitäten
des Stadtteils und die Stärkung Borbecks als
Eine wichtige Aufgabe für Borbeck besteht
jedoch in der funktionalen Anreicherung des
Stadtteils mit Nahversorgungsangeboten. Hier
kann eine städtebauliche Rahmenplanung nur
bedingte Maßnahmenvorschläge entwickeln.
Die durchgeführten Analysen weisen auf
eine geringe Wahrscheinlichkeit der Neuansiedlung eines Lebensmittelmarktes hin. Hier
müssen alternative Konzepte greifen.
Auffällig ist das stark ausgeprägte Nachbarschafts- und Gemeinschaftsgefühl der „Borbecker“, das sich neben den vielfältigen Äußerungen während des Zukunftstreffs auch in
der überaus hohen und positiven Beteiligungsbereitschaft abgezeichnet hat. Hier bietet sich
das große Potenzial auch die funktionalen
Probleme bei der Nahversorgung zu lösen und
institutionalisierte Treffpunkte zu entwickeln.
Insbesondere die Jugendlichen sollten in Bor-
beck zur Mitgestaltung von Treffpunkten angeregt werden.
Viele Maßnahmen erfordern neben finanziellen Investitionen vor allem die Entwicklungsbereitschaft der Eigentümer und das
Engagement der Bürger vor Ort. Die Stadt
Oberhausen sollte das vorhandene Potenzial
aufgreifen, Initiativen vernetzen und bündeln
sowie aktive Umsetzungshilfe bieten.
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
Kurzfassung
Kurzfassung
5
Verzeichnisse
8
1. Einleitung
10
2. Planerische Bestandsanalyse
14
3. Ergebnisse der Bürgerbeteiligung
29
4. Leitthema und Handlungsfelder
35
5. Handlungsansätze und Maßnahmenvorschläge 39
6. Rahmenplan und Handlungsprogramm
56
7. Flankierende Maßnahmen
62
8. Fazit und Ausblick
65
Literaturverzeichnis
66
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
7
Inhalt
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
8
Abbildungsverzeichnis
Überblick über die Arbeitsphasen
12
Ideenskizze Kleingartenfläche
48
Demografischer Wandel in Borbeck
16
Ideenskizze Wohnen am Kanal
49
Bevölkerungsentwicklung in Borbeck
16
Querschnitt Wohnen am Kanal
49
Zufriedenheit mit Borbeck
29
Strukturierung der Einbleckstraße
51
Besondere Qualitäten
29
Ideenskizze „Treffpunkt Grundschule“
53
Dringlichste Verbesserungen
29
Quartiersplätze
53
Bewertung von Angeboten
30
Verbindung der Quartiere
54
Wegzugabsicht
31
Gestaltungsskizze Stadtteilpark
55
Wegzuggründe
31
Kurzfristige Perspektive
57
Verräumlichtes Leitthema
36
Langfristige Perspektive
57
Einzugsbereiche im Einzelhandel
39
Fassung der Platzfläche
43
Neubebauung
43
Ideenskizze Scheppmannstraße A
48
Ideenskizze Scheppmannstraße B
48
9
Tabellenverzeichnis
Rahmenplangebiet
11
Bevölkerungsstruktur in OB Borbeck
15
Orientierungsplan
13
Haushaltstypen und Wohnungsnachfrage
46
Nahversorgung und Dienstleistung
18
Standortpotenziale und Empfehlungen
50
Soziale Infrastruktur
21
Handlungsprogramm
59-61
Wohn- und Gewerbeflächen
23
Bildnachweis
Städtebauliche Struktur
23
Grün- & Freiräume
24
Straßen und Plätze
27
Chancen und Mängel
38
Bündelung der Nahversorgungsangebote
42
Standortpotenziale
47
Rahmenplan
58
Copyright Planersocietät außer Seiten:
37 / 40 www.photocase.de
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
Kartenverzeichnis
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
10
1
Einleitung
1.1
Aufgabenstellung
Die Stadt Oberhausen hat die Planersocietät
beauftragt, eine städtebauliche Rahmenplanung für den Stadtteil Borbeck zu erarbeiten.
Der im Osten der Stadt Oberhausen liegende
Stadtteil befindet sich in direkter Grenzlage
zur Stadt Essen und zeichnet sich durch eine
besondere Insellage aus. Er wird durch den
Rhein-Herne-Kanal im Norden, die Osterfelder Straße im Westen und die Stadtgrenze
zu Essen im Osten und Süden abgegrenzt.
Aufgrund der Insellage hat sich der Stadtteil
Borbeck zu einem solitären Wohnstandort
mit einem eigenständigen Siedlungscharakter
entwickelt. Die sich hieraus ergebenden Chancen und Potenziale stehen im Mittelpunkt der
Aufgabenstellung.
Bei der Rahmenplanung werden aufgrund des
städtebaulichen Zusammenhangs angrenzende Teile des Essener Stadtgebiets einbezogen. Hierzu zählen die sich östlich nahtlos
angrenzende Bebauung bis zur Bahntrasse
(östl. Vondernstr.), das süd-östlich angrenzende Gewerbegebiet an der Ripshorster Str.
sowie der Ruderalpark (ehemals „Gleispark“).
Das Rahmenplangebiet umfasst den Gehölzgarten Ripshorst und wird im Westen durch
den Läppkes Mühlenbach und die Ripshorster
Brücke begrenzt. Insgesamt umfasst das Plangebiet eine Fläche von ca. 147 ha. Hier leben
ca. 3.100 Einwohner, davon rund 3.000 Einwohner auf Oberhausener Stadtgebiet.
Die Rahmenplanung behandelt die städtebauliche Entwicklungsperspektive von Borbeck in
den nächsten 10 bis 15 Jahren. Im Mittelpunkt
steht nicht die kurzfristige Lösung kleinteiliger Mängel, sondern die Herausarbeitung
und Stärkung von städtebaulichen und freiraumbezogenen Qualitäten, die zur Sicherung
der Tragfähigkeit und Eigenständigkeit des
Stadtteils langfristig beitragen können. Da
ein weiteres Siedlungswachstum nach Außen
aufgrund der Grenzlage und der umgebenden
schützenswerten Freiräume nicht möglich ist,
geht es in der Rahmenplanung um den Siedlungsbestand. Im Mittelpunkt steht nicht der
„große städtebauliche Wurf“, sondern die
Verknüpfung kleiner und größerer Lösungsansätze zu einem bestandsorientierten Gesamtkonzept.
Für die Rahmenplanung sind aber auch die
Folgen des demografischen Wandels in Borbeck zu berücksichtigen. Mittelfristig wird
durch eine Veränderung der Bevölkerungsstruktur und die Abnahme der Einwohnerzahl
die Grundversorgung von Borbeck weiter erschwert. Konzentrationsprozesse im Einzelhandel und der autoaffine Lebensstil weiter
Bevölkerungsteile haben bereits zu einem
spürbaren Verlust lokaler Nahversorgungsangebote geführt (Schließung des letzten Lebensmittelmarktes 2005). Diese für das Ruhr-
gebiet typischen Tendenzen werden durch die
Insel- und Grenzlage sowie die für viele Angebote zu geringe Bevölkerungszahl Borbecks
verstärkt und beschleunigt.
Neben der Herausarbeitung der Potenziale
und Qualitäten des mitten im Grünen und
direkt am Rhein-Herne-Kanal gelegenen
Stadtteils geht es deshalb auch um Fragen der
räumlich-sozialen Organisation und Teilhabe am Stadtteilleben. Hier sind die Möglichkeiten und Wirkungen städtebaulicher Maßnahmen begrenzt und können Entwicklungen
lediglich flankieren. Die Rahmenplanung muss
deshalb auch Möglichkeiten und Anreize für
eine funktionale Stärkung und Stabilisierung
des Stadtteils aufzeigen. Die Aktivierung der
Bürgerschaft besitzt hierbei eine wichtige Bedeutung, da die Eingriffsoptionen der öffentlichen Hand begrenzt sind.
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
11
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
12
1.2
Methodisches Vorgehen
und Aufbau des Berichts
Die Rahmenplanung erfolgte von September
2007 bis April 2008 in mehreren Projektphasen (vgl. Abb.). Die Analysephase bildet das
zentrale „Fundament“ des Projekts. Neben
Gesprächen, eigenen Analysen und Erhebungen wurde eine Haushaltsbefragung zur
Zufriedenheit und Handlungserfordernissen
in Borbeck durchgeführt. In der Ideen- und
Konzeptphase wurde gemeinsam mit den Bürgern beim „Borbecker Zukunftstreff“ über
Probleme diskutiert und Lösungsansätze entwickelt, die anschließend geprüft und vertieft
wurden. In der Qualifizierungsphase wurden
die Ideen und Handlungsempfehlungen strukturiert und konkretisiert. Zentrale Handlungskonzepte wurden vertieft.
Die Ergebnisse des Gesamtprozesses werden
mit diesem Abschlussbericht dokumentiert.
Die Ergebnisse der Bestandsanalyse und Bürgerbeteiligung werden in den Kapiteln 2 und
3 dargestellt. Kapitel 4 leitet Leitthema und
Handlungsfelder für die Rahmenplanung ab,
die in Kapitel 5 vertieft werden. Rahmenplan
und Handlungsprogramm sowie flankierende
Maßnahmen folgen in den Kapiteln 6 und 7.
Überblick über die Arbeitsphasen
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
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Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
14
2
Planerische
Bestandsanalyse
Die Bestandsanalyse dient der Herausarbeitung von Handlungsschwerpunkten für die
Rahmenplanung. Im Folgenden werden die
Analyseergebnisse zusammenfassend skizziert. Ein zentraler Baustein der Bestandsanalyse ist die Bürgerbeteiligung (Kapitel 3). Eine
vertiefende Auseinandersetzung mit zentralen Handlungsfeldern erfolgt im Rahmen der
Konzeptentwicklung.
2.1
Lage im Stadtgebiet
und Erreichbarkeit
Das Plangebiet liegt in unmittelbarer Grenzlage zur Stadt Essen im äußersten Osten der
Stadt Oberhausen. Nach Süden hin wird der
Stadtteil durch die Bahnstrecke Oberhausen
– Dortmund vom Essener Stadtgebiet, nach
Norden hin durch den Rhein-Herne-Kanal, die
Emscher und die Bundesautobahn A42 vom
Oberhausener Stadtteil Osterfeld abgetrennt.
Im Westen befinden sich der Gehölzgarten
Ripshorst und ein Gewerbestandort (NEWAG), so dass hier nur eine lose städtebauliche
Verbindung zu den benachbarten Siedlungsteilen der Stadt Oberhausen („Neue Mitte“)
besteht.
Durch diese Rand- bzw. „Insellage“ hat sich
der Stadtteil Borbeck als verkehrsarmer
Wohnstandort mit hohem Grünanteil entwi-
ckeln können. Gleichzeitig bestehen durch die
Lage jedoch Erreichbarkeitsprobleme. Durch
die wegen Baumängeln erfolgte Sperrung der
Straßenbrücke („Ripshorster Brücke“) wird diese Problematik in Bezug auf die Erreichbarkeit des Stadtteilzentrums Essen-Frintrop derzeit verstärkt. Die Brücke wird im Laufe des
Jahres 2008 neu errichtet.
Die Erreichbarkeit durch den motorisierten
Individualverkehr kann als gut bezeichnet
werden, auch da über die Ripshorster Straße
ein direkter Anschluss an das übergeordnete
Straßennetz bis hin zur Bundesautobahn (Anschlussstelle Oberhausen-Osterfeld / A42)
gewährleistet ist und hierüber auch zentrale
Versorgungsbereiche (z.B. CentrO / Osterfeld-Mitte) in angemessener Zeit angefahren
werden können.
Die Verbindungen mit dem ÖPNV sind insgesamt als befriedigend zu bezeichnen. Der
Stadtteil Borbeck wird von der Buslinie 957
(von/ über OB-Hauptbahnhof/ OB-Neue Mitte / OB-Osterfeld-Mitte) erschlossen, die in
der Regel alle 20 Minuten verkehrt und ebenfalls zentrale Versorgungsbereiche anfährt.
Allerdings sind hier lagebedingt und wegen
der Sperrung der Ripshorster Brücke Umwegfahrten in Kauf zu nehmen, so dass Fahrtzeiten
von 15 Minuten nach OB-Osterfeld-Mitte und
über 20 Minuten nach OB-Hauptbahnhof entstehen. Eine Nachtbusverbindung (NE5) bindet den Stadtteil auch in den Abendstunden
an das Netz des VRR an. Am südlichen Rand
des Plangebietes befinden sich auf Essener
Stadtgebiet der S-Bahnhof Essen-Dellwig (S2
Duisburg – Oberhausen – Gelsenkirchen
– Dortmund, Stundentakt) und die Straßenbahnlinie 105 in Richtung Stadtzentrum Essen. Der Weg zur S-Bahnhaltestelle beträgt ab
Stadtgrenze Essen ca. 900m, zur Straßenbahn
sind es ca. 400m. Damit ist dieses Verkehrsangebot unter Berücksichtigung der für solche
Verkehrslinien üblichen Haltestelleneinzugsbereiche nur für einige am Südrand Borbecks
Wohnende attraktiv.
Lagebedingt ungünstig ist die Erreichbarkeit
für Fußgänger und Radfahrer. Nach Essen
stehen derzeit neben der derzeit im Neubau
befindlichen Ripshorster Brücke eine Fußgängerunterführung (nicht behindertengerecht) und ein beschrankter Bahnübergang
(lange Schließzeiten) zur Verfügung. Letztere
sind überdies nur durch das Gewerbegebiet
Ripshorster Straße bzw. den „Ruderalpark“
(Angsträume insbesondere in den Abendstunden) erreichbar. Nach Norden und Westen
müssen teilweise größere unbewohnte Grünbereiche durchquert werden (Gehölzgarten
Ripshorst/ Bereich Kanal) um benachbarte
Siedlungsteile zu erreichen.
Bevölkerung und Soziales
Im Sozialquartier „Borbeck, Neue Mitte, Grafenbusch“ leben insgesamt 3.930 Menschen
(Stand 2005). Der Siedlungskern Borbecks
hat derzeit insgesamt 3.029 Einwohner. Die
Bevölkerungsentwicklung der letzten Jahre
(2001-2005) ist gekennzeichnet durch einen
- im Vergleich mit den anderen Sozialquartieren der Stadt Oberhausen - relativ stark negativen natürlichen Saldo bei gleichzeitig relativ
starkem Wanderungssaldo. Insgesamt ergeben
sich für den Analysezeitraum leichte Bevölkerungsverluste (Gesamtsaldo -0,5%). Auffällig
sind hohe Wegzugsraten von älteren Personen
zwischen 60 und 70 Jahren mit Verlusten sowohl an andere Stadtbezirke Oberhausens als
auch an das Umland (vgl. IfS 2006: 27ff).
Die insgesamt positive Zuwanderungsrate älterer Menschen (über 60 Jahre) im Stadtteil
ist nur durch betreuungs- und pflegebezogene
Umzüge von Personen zu erklären, die über 70
Jahre alt sind. Tatsächlich sind starke Zuzüge
von über 80-jährigen sowohl aus Oberhausen
als auch aus dem Umland zu verzeichnen. Mit
+4% aus Oberhausen bzw. +26% aus dem Umland (in % der Bevölkerung der Altersgruppe
der über 80-jährigen) liegt das Sozialquartier
„Borbeck, Neue Mitte, Grafenbusch“ hier an
dritter Stelle in Oberhausen (IfS 2006: 30ff.).
Grund hierfür sind die vergleichsweise zahlreichen Altenwohn- und Pflegeeinrichtungen
(Altenwohnungen, Tages- und Kurzzeitpflege,
15
Vollzeitpflege). Die übrigen Wanderungsgewinne speisen sich mutmaßlich aus dem Zuzug
von Familien (genaue Zahlen liegen dazu nicht
vor, aber ein hoher Anteil von teilweise neuen Einfamilienhäusern im Stadtteil lässt diese
Vermutung zu).
Da eine Bevölkerungsprognose nur auf Sozialraumebene zur Verfügung steht, können
für das Plangebiet nur vage Aussagen getroffen werden. Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass sich der Sozialraum 72
(Oberhausen-Ost) etwas ungünstiger als die
Gesamtstadt entwickeln und mit -8,3% etwas mehr Bevölkerung verlieren wird als die
Gesamtstadt (-5,2%) (vgl. Stadt Oberhausen
2006: 28ff). Da der Sozialraum 72 sehr heterogen zusammengesetzt ist, lassen sich aus
diesen Zahlen jedoch keine direkten Schlussfolgerungen für das Plangebiet ableiten.
Die Anteile der verschiedenen Altersgruppen
liegen im Durchschnitt der Stadt Oberhausen
(vgl. Tabelle: Bevölkerungsstruktur (2007)).
Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass im
Stadtteil derzeit keine nennenswerten Reserven für Wohnbauland bestehen, ist nicht mit
einem verstärkten Zuzug junger Familien zu
rechnen. Es ist vielmehr davon auszugehen,
dass die in der Bevölkerungsprognose prognostizierte durchschnittliche Altersstrukturverschiebung („weniger Junge, mehr Alte“)
der Oberhausener Bevölkerung auch für den
Untersuchungsraum zutreffen wird. Eine Abbildung auf Seite 16 verdeutlicht die Altersverschiebung bis 2020 anhand der natürlichen
Bevölkerungsentwicklung (ohne Zu- und Fortzüge).
Die Bevölkerungsentwicklung hängt sehr stark
von den Zu- und Fortzügen ab, die sich für den
Stadtteil Borbeck nicht belastbar prognostizieren lassen. Eine zweite Abbildung auf Seite 16
verdeutlicht mögliche Entwicklungsrichtungen
bis zum Jahr 2028. Die obere Linie steht für eine
Bevölkerungsstruktur in Borbeck
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
2.2
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
16
Demografischer Wandel in Borbeck
stabile Bevölkerungszahl in Borbeck. Hierzu
ist jedoch ein starker Zuzug erforderlich. Die
untere Linie steht für eine deutliche Abnahme der Bevölkerung unter Annahme einer
überdurchschnittlichen Wegzugsrate auf Basis der Haushaltsbefragung (Anteil Befragter
mit Fortzugsabsicht). Beide Szenarien bilden
Extreme ab und werden derzeit als nicht realistisch angesehen. Sie verdeutlichen vielmehr
den Rahmen für die mögliche und teilweise
beeinflussbare Bevölkerungsentwicklung in
Borbeck. Es wird deutlich, dass langfristig ne-
Bevölkerungsentwicklung in Borbeck
ben den Alterungstendenzen auch von einer
weiteren Schrumpfung der Bevölkerungszahl
auszugehen ist. Eine wichtige Aufgabe für die
Zukunft wird die Verhinderung von Fortzügen
sein, da sich diese stark auf den Bevölkerungssaldo auswirken können. Die soziale Lage im
Stadtteil zeichnet sich durch einen vergleichsweise geringen Anteil von Arbeitslosen bezogen auf die Gesamtbevölkerung aus (Borbeck
ca. 6%*, Oberhausen ca. 13 %). Auch der Ausländeranteil liegt mit ca. 6 %* deutlich unter
dem gesamtstädtischen Durchschnitt. Der An-
teil der Einwohner mit Migrationshintergrund
liegt mit ca. 10 %* ebenfalls unterhalb des
Wertes der Gesamtstadt. Eine Veränderung
dieser Werte für die Zukunft lässt sich anhand
der vorliegenden Datengrundlagen nicht abschätzen.
(* keine offizielle Statistik, Abschätzung anhand vorliegender Kennwerte, Angabe bezogen auf Anzahl der Erwerbsfähigen)
Nahversorgungsstruktur
Der Einzelhandels- und Dienstleistungsbesatz
im Stadtteil Borbeck ist abgesehen vom Lebensmittelangebot vor dem Hintergrund der
Stadtteilgröße insgesamt zufriedenstellend,
weist aber eine relativ disperse Verteilung auf.
Entlang der Einblecker Straße und der Quellstraße haben sich zwei kleine Schwerpunkte
der Nahversorgung entwickelt. Unter anderem sind hier Ärzte, eine Sparkasse, eine Reinigung/ Änderungsschneiderei, eine Apotheke,
ein Blumenladen, eine Lotto-Annahmestelle
mit Schreibwaren, zwei Trinkhallen und zwei
Friseure zu finden. Gleichzeitig bestehen auf
der Einbleckstraße und im Oberbruch strukturelle Leerstände, die auf ein geringes Nachfragepotenzial in Borbeck schließen lassen.
Die Nahversorgungsstruktur weist dagegen
Lücken im Nahrungsmittelbereich auf. Vor
Ort befinden sich zwar eine Bäckerei, ein Getränkemarkt, ein Geschäft mit türkischen Spezialitäten und Frischware (Obst, Gemüse) sowie ein Drogeriemarkt mit eingeschränktem
Lebensmittelsortiment, jedoch keine adäquate Lebensmittelversorgung durch ein Lebensmittelgeschäft oder einen Supermarkt.
Dabei wird der überwiegend kurzfristige Bedarf (Nahversorgung, täglicher Bedarf) in
Oberhausen sonst zu ca. 50% durch Läden in
Neben- und Streulagen („sonstige Lagen“) gedeckt.
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Nächstgelegene Vollversorger befinden sich
in den Zentren Osterfeld und Alt- Oberhausen. Auf Essener Stadtgebiet besteht ein Nahversorgungszentrum am Frintroper Markt
(Kategorie D des Essener Masterplan Einzelhandel – Nahversorgung mit ergänzenden
Angeboten – Post, Kirche, Apotheke etc.) und
ein Nahversorgungsstandort an der Donnerstraße (Kategorie E des Essener Masterplan
Einzelhandel– ausschließlich Nahversorgung).
Festzuhalten bleibt, dass für die Bevölkerung
im Stadtteil Borbeck kein fußläufig erreichbares adäquates Nahversorgungsangebot im
Lebensmittelbereich besteht.
Die Defizite in der Nahversorgung werden
durch umsteigefreie ÖPNV-Verbindungen zu
alternativen Versorgungsstandorten (Nahversorgungsstandort Osterfeld, Fahrzeit OBRipshorster Str. – OB-Osterfeld Mitte 15 min)
und zum Einkaufszentrum CentrO gemildert
(wobei hier keine Güter des täglichen Bedarfs
angeboten werden). Eine attraktive Direktverbindung zur Oberhausener Innenstadt besteht
bis zur Vollendung des Brückenneubaus an der
Ripshorster Straße allerdings nicht (Fahrzeit
OB-Ripshorster Str. – OB-Hauptbahnhof mit
Umstieg zwischen 22 und 34 min.). Das Stadtteilzentrum Essen Frintrop ist nicht direkt mit
dem ÖPNV erreichbar. Es bleibt aber darauf
hinzuweisen, dass teilweise auch in städtebaulich integrierteren Wohngebieten ähnliche
Entfernungen zum nächsten Supermarkt-/
Discounter-Standort zurückgelegt werden
müssen (z.B. Sterkrade Nord). Derzeit kann
ersatzweise ein mobiler Lebensmittelhändler
von den Bewohnern in Anspruch genommen
werden, der dienstags und donnerstags in
Borbeck Halt macht. Auf dem Platz vor dem
Getränkemarkt (Einbleckstr.) wird zudem regelmäßig frisches Obst und Gemüse an einem
Marktstand angeboten.
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
2.3
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
18
Soziale Infrastruktur
Die Bildungsinfrastruktur in Borbeck ist mit
Kindergarten und Grundschule vor Ort und
den mit dem ÖPNV umsteigefrei zu erreichenden weiterführenden Schulen (Gesamtschule Osterfeld; Fahrzeit mit Bus 957 15 min.)
angemessen. Im Gebäude der Grundschule ist
zudem ein Künstlerhaus (Kunsthaus Haven)
ansässig. In unmittelbarer Nähe befindet sich
das Haus Ripshorst mit seinem Naturlehrgarten.
Situation von Kindern und Jugendlichen
Die Ansprüche von Kindern und Jugendlichen
an Spiel- und Freizeitmöglichkeiten in ihrem
Wohnquartier sind höchst unterschiedlich
und je nach Altersgruppe verschieden (vgl. ILS
NRW 2004).
Generell bevorzugen Kinder vor allem im Vorschulalter private Außenräume (Garten, Hof)
für Spiel und Aufenthalt. Spiel- und Freizeitmöglichkeiten hängen daher in starkem Maße
von der Nutzbarkeit wohnungsnaher Flächen
ab. Privatgärten bieten allgemein gute Voraussetzungen für kindgerechte Spiel- und
Freizeitgestaltung. Problematisch sind Zeilenbauten und Mehrfamilienhäuser, die nicht
über vergleichbare Freiflächen verfügen.
Mit zunehmendem Alter werden spezialisierte
Flächen wie Spiel- und Bolzplätze, Schulhöfe
19
und Sportplätze sowie der Straßenraum als
Spielort aufgesucht. Während Kinder bis 14
Jahren allgemein häufiger auf solchen Flächen
zu finden sind, werden öffentliche Räume in
den Wohnquartieren von Jugendlichen seltener genutzt. Einerseits erweitern Jugendliche ihren Aktionsradius und es werden vermehrt Ziele auch außerhalb des Quartiers
aufgesucht (Kino, Einkaufszentrum, Wohnung von Freunden). Andererseits gewinnen
Rückzugsräume, in denen Jugendliche sich
ungestört treffen können, an Bedeutung. Jugendliche werden durch ihren erweiterten
Aktionsradius verstärkt zu Fahrrad- und ÖPNV-Nutzern – im Gegensatz zu Kindern im
Vor- und Grundschulalter, die die Mehrzahl
ihrer Wege zu Fuß zurücklegen.
Klassische Bildungs- und Betreuungsangebote für Kinder sind in Borbeck durchgängig
vorhanden (Kindertagesstätte, Kindergarten,
Grundschule). Die Siedlungsstruktur (Dominanz von Ein- und Zweifamilienhäusern) mit
ihrem hohen Anteil an privaten Grünflächen
wird den Spiel- und Freizeitbedürfnissen der
Kinder weitgehend gerecht.
Für Jugendliche sind Defizite in der außerschulischen Freizeitgestaltung erkennbar. Das Angebot in Borbeck besteht im Wesentlichen aus
sportlichen Aktivitäten (Sportverein, Bolz- und
Basketballplatz). Treffpunkte und Rückzugsmöglichkeiten (z.B. Jugendtreff, Jugendraum)
gibt es nicht. Ebenso fehlen attraktive Verbin-
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
2.4
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
20
dungen (Fußweg, Radweg, Buslinie) in andere
Viertel. Diese können zur Jugendfreundlichkeit eines Quartiers beitragen, da Jugendliche
Austauschbeziehungen (z.B. Freunde, Treffpunkte wie Jugendzentren) pflegen möchten
(vgl. ILS NRW 2004). Die Qualität der ÖPNVAnbindung hat in Borbeck aufgrund der Randbzw. „Insellage“ daher große Bedeutung, insbesondere wenn keine weiteren Angebote
geschaffen werden können.
des fehlenden Lebensmitteleinzelhandels für
diesen Personenkreis weniger gravierend als
für Senioren, die selbstbestimmt zu Hause
wohnen möchten.
Schulwegsicherheit
Die Versorgung mit Literatur erfolgt beispielsweise durch einen Bücherbus mit Halt vor dem
Getränkemarkt (donnerstags 13 Uhr).
Insgesamt ist die Unfallsituation im gesamten Stadtteil Borbeck unauffällig, es sind keine
Unfallschwerpunkte vorhanden. In der Zeit
seit Januar 2006 haben sich weder Schulwegunfälle ereignet, noch waren Kinder als Radfahrer oder Fußgänger bei Unfällen beteiligt
(Quelle: Polizeipräsidium Oberhausen). Die
Schulwegsituation (Havensteinschule) kann
also als ungefährlich eingestuft werden.
Situation von Senioren
Die vorhandenen Senioreneinrichtungen decken in Borbeck bis auf die Kurzzeitpflege alle
gängigen Pflegestufen und –arten ab und bieten darüber hinaus ein vielfältiges Betreuungsangebot. Am Oberbruch/ Ecke Am Buschkämpen besteht eine Altenbegegnungsstätte
mit Mehrzweckraum. Da die in den Alteneinrichtungen untergebrachten Senioren weitgehend voll verpflegt werden, ist das Problem
Sonstige Angebote
In Borbeck finden sich weitere Einrichtungen
und Angebote, von denen im Folgenden einige genannt werden:
>> Darüber hinaus bestehen ein Sportverein
(SuS 1921) mit Sportanlage, ein Kinderspielplatz sowie zwei Kleingartenanlagen.
>> Im Vergleich mit anderen Stadtteilen liegen in Borbeck mit vier teilweise neu gebauten Häusern relativ
viele Alten- und Pflegeeinrichtungen.
Nächstes Krankenhaus ist das St.Marien-Hospital in Osterfeld.
>> In Borbeck finden sich eine katholische und eine evangelische Kirche mit angeschlossenen Gemeindezentren und Einrichtungen.
>> Sowohl in der Jugend- als auch der
Altenarbeit werden Angebote durch
die katholische und evangelische
Kirchengemeinde unterhalten (Kindergarten, Seniorengruppe etc.).
>> Das Haus Ripshorst und das Kunst-
haus Haven bilden einen regional
bekannten Anlaufpunkt für Freizeittouristen und Kunstinteressierte.
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
21
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
22
2.5
Städtebauliche Situation
Die städtebauliche Struktur Borbecks ist
geprägt von Heterogenität und maßstäblichen Brüchen. Die gewachsene, kleinteilige Entwicklung lässt sich eindeutig ablesen. Bauensembles sowie Einzelbebauungen
unterschiedlicher Epochen, Qualitäten und
Maßstäblichkeit liegen unvermittelt nebeneinander und erzeugen zum Teil räumlich wie
ästhetisch ungeklärte und unbefriedigende
Situationen aber auch spannungsvolle Raumfolgen.
Bebauung
Struktur und Bild prägend sind insbesondere
vereinzelte Gründerzeitbaustrukturen im Bereich der Einbleck- und Quellstraße, die offene
Blockbebauung entlang der Scheppmannstraße aus den 1960er/1970er Jahren, die in „einem
Guss“ 1970 entstandene Siedlung im Bereich
Hafenstraße/Ankerstraße, die zusammenhängende Reihenhausbebauung der 1960er/1970er
Jahre im Bereich Buschkämpen/ In der Sandgathe sowie die neuere Reihen- und Doppelhausbebauung im Bereich Am Barchembach.
Städtebauliche Besonderheiten und Hochpunkte sind der Bereich der umgenutzten
Kläranlage, der Gebäudekomplex der katholischen Kirche, die Havensteinschule, der
Bunker an der Karl-Peters-Straße, historische
Siedlungshäuser in der Karl-Peters-Straße,
ein Wohnturm an der Ripshorster Straße, ein
höheres Wohnhaus an der Quellstraße sowie
ein historisches Gebäude an der Quellstraße/
Ecke Tunnelstraße.
Die Bebauung entlang der Einbleckstraße
steht exemplarisch für die teils fragmentarische, heterogene Bebauung Borbecks. Wie ein
Querschnitt durch die Entstehungszeiten des
Ortsteils präsentiert sich hier vier bis fünfgeschossige Gründerzeitbebauung neben eingeschossiger Bebauung in Nachbarschaft mit zeitgenössischer Reihenhausbebauung. Die weit
zurückgesetzte mehrgeschossige Bebauung der
Wohnanlage Scheppmannstraße grenzt an ein
freistehendes mehrgeschossiges Wohnhaus.
Einem eingeschossigen Supermarktgebäude
(der heutige Standort des Getränkemarktes) mit
vorgeschalteten Stellplätzen folgt im Süden der
Neubau eines Altenheims, in dessen Anschluss
sich parallel zur Straße verlaufende Zeilen
mehrgeschossigen Wohnungsbaus fortsetzen.
In diesem Bereich liegt ein freies Grundstück.
Gegenüber dem Altenheim befinden sich der
Gebäudekomplex der Katholischen Kirche und
zur Einbleckstraße quer stehende Zeilen mit
Wohnungsbau der 1970er Jahre.
23
Der Stadtteil ist von Grün- und Freiräumen
mit hoher Qualität umgeben (Gehölzgarten
Ripshorst im Westen, Kanal und Emscherinsel
im Norden, Ruderalpark im Süden und ein teilüberformter Freiraum im Osten). Im Inneren
erhält er durch den hohen Grünflächenanteil
einen besonderen Wohnumfeldcharakter. Neben den privaten Grünflächen, die lediglich
im Umfeld des Geschosswohnungsbaus im
Bereich Scheppmannstraße frei zugänglich
sind, prägen der parkartig gestaltete Freiraum
der Kläranlage, eine von altem Baumbestand
bestimmte Platzsituation im Bereich Klaumer
Bruch/ Scheppmannstraße sowie die als Platanenalleen ausgebildeten Straßenräume der
Scheppmannstraße und der Straße Klaumer
Bruch die öffentliche Freiraumstruktur.
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
Grün- und Freiräume
Wohn- und Gewerbeflächen
Als nicht eindeutig zugängliche Freiflächen im
Siedlungszusammenhang Borbecks treten die
Bezirkssportanlage (in Oberhausen kann jede
Sportanalge öffentlich genutzt werden) sowie
die Kleingartenanlage an der Straße ‚Auf der
Horst‘ kaum in Erscheinung. Die Freiraumstruktur zeigt einen fließenden Übergang zum
angrenzenden Gehölzgarten Ripshorst, den
Kanal mit der Emscher-Insel und der durchgängigen Grünstruktur sowie den Ruderalpark, der sich jedoch nicht in fußläufigen Verbindungen wiederspiegelt.
Städtebauliche Struktur
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
24
Siedlungsränder und -eingänge
Die Eingangssituationen in den Stadtteil sind
unauffällig und insgesamt wenig repräsentativ. Nach Norden wird der Siedlungsraum
Borbecks durch den Rhein-Herne Kanal begrenzt. Hier bilden Kleingärten die Fuge zwischen öffentlich zugänglichem Kanalufer und
der Wohnbebauung. Dementsprechend unauffällig gestaltet sich der Ortsteileingang
im Norden. Er ist geprägt von Abzäunungen
der Kleingärten, die abrupt in die Bebauung
der Einbleckstraße übergehen. Im Osten und
Süden wird der Ortsteil von Gleiskörpern begrenzt. Zum Teil grenzen Privatgärten unmittelbar an die Gleise.
Im Süden entlang der Ripshorster Straße
wird der Gleiskörper durch provisorische Abzäunungen vom Straßenraum getrennt. Die
Unterführungen im Bereich Unterbruch und
Tunnelstraße sind aufgrund geringer Dimensionierung und ihres schlechten baulichen Zustandes wenig geeignet, eine repräsentative
Eingangssituation in den Ortsteil darzustellen.
Im Westen bildet der Siedlungskörper Oberhausen Borbecks keinen klar definierten Abschluss zum angrenzenden Landschaftsraum
„Gehölzgarten Ripshorst“, insbesondere der
Bereich südlich der Sühlstraße lässt eine klare
Definierung des bebauten Raumes vermissen.
Grün- & Freiräume
Grundsätzlich besitzt Borbeck eine hohe
Grün- und Freiraumqualität. Das Thema Grenzen und Brüche findet sich jedoch nicht nur
im Zusammenhang mit den Siedlungsrändern
und der Bebauungsstruktur. Raumnutzungen
grenzen sich in Borbeck stark voneinander ab.
Zäune und Böschungen sowie abrupte Brüche
im Fußwegenetz prägen den Stadtteil und verhindern in weiten Teilen die Durchgängigkeit
und Erfahrbarkeit der Freiraumqualitäten.
Bei der Anbindung des Rhein-Herne-Kanals
wird dies besonders deutlich. Die inzwischen
erfolgte Öffnung des kanalbegleitenden Wegenetzes für die Freizeitnutzung spiegelt sich
in Borbeck nicht wieder. Der Kanal ist nur unzureichend an den Stadtteil angebunden und
für mobilitätseingeschränkte Personen auch
aufgrund der steilen Treppenanlagen kaum erreichbar. Die Kleingartennutzung mit den auffälligen Einfriedungen behindert die Durchlässigkeit vom Kanal zum Stadtteil. Optisch
tritt die Nähe zum Kanal in den angrenzenden
Wohnquartieren nicht in Erscheinung.
Ebenso wie am Kanal findet sich auch eine
starke Abgrenzung zum Gehölzgarten
Ripshorst. Der Hauptanschluss in den Gehölzgarten erfolgt über die Sühlstraße. Lediglich
über das Gelände des ehemaligen Klärwerks
besteht eine Fußwegeverbindung bis zur Ein-
25
bleckstraße. Diese Verbindung wird an der
Einbleckstr. durch eine eiserne Drehtür abrupt
unterbrochen. Der südliche Teil des Gehölzgartens ist von der Karl-Peters-Straße nicht
direkt zugänglich.
Ein besonderes Augenmerk fällt auf die
Grün- und Vernetzungspotenziale im Inneren Borbecks. Bei der Betrachtung der Freiraumstruktur fällt die zentrale Grünfläche der
Kleingartenanlage an der Straße „Auf dem
Horst“ auf. Aufgrund fehlender Durchlässigkeit und der geringen Aufenthaltsqualität bildet sie ähnlich der Kleingartenanlage am Kanal eine „private“ grüne Insel ohne Bezug zum
Stadtteil.
Der Sportanlage an der Ankerstraße kommt
eine ähnliche Rolle zu. Nördlich des Fußballfeldes findet sich eine parkähnlich gestaltete
Grünfläche mit Sitzgelegenheiten, die sich um
den Fußballplatz fortsetzt. Das gesamte Gelände ist umzäunt und grenzt sich so sowohl
zum Stadtteil als auch zum Kanal merklich ab.
Die Zugänglichkeit ist deutlich eingeschränkt.
Die Grünanlagen der Geschosswohnungen
an der Scheppmannstraße sind allgemein zugänglich. Aufgrund der geringen Aufenthaltsqualität und der unklaren Ausweisung handelt
es sich jedoch eher um Rasenflächen mit privatem, wenig einladenden Charakter. Querverbindungen, Wege und Sitzgelegenheiten
finden sich hier kaum.
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
Grenzen und Brüche in der
Freiraumstruktur
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
26
Durch fehlende Wegeverbindungen erweist
sich der hohe Anteil an Grün- und Freiflächen
im Stadtteil als fragmentiert und teilweise
öffentlich nicht nutzbar. Dadurch verlieren
die öffentlich nutzbaren, verinselten Flächen
deutlich an Qualität. Die Durchgängigkeit im
Stadtteil wird derzeit allein durch das Straßennetz sichergestellt.
Straßenräume und Plätze
In Borbeck finden sich einige kleine Platzsituationen, die jedoch wenig gestaltet oder unzugänglich sind. Diese Situationen verteilen sich
über den Stadtteil, besitzen aber derzeit kaum
eine Bedeutung. Zum Beispiel stellt der zentrale Platz der ehemaligen Zechensiedlung an
der Scheppmannstr./ Kaumer Bruch momentan eine Restfläche dar. Das ehemalige Herz
der Siedlung ist eine verwaiste, ungenutzte
und kaum zugängliche Grünfläche in unmittelbarer Nähe zum Sportplatz und zum neu
gestalteten Spiel- und Bolzplatz.
Eine besondere Bedeutung kommt dem ehemaligen Nahversorgungszentrum an der Ecke
Einbleckstraße/ Buschkämpen (ehemaliger
EDEKA-Standort) zu. Im Zentrum des Stadtteils findet sich eine triste Parkplatzfläche, die
abweisend und trostlos wirkt. Die Gestaltung
wird der funktionalen Mitte mit Sparkasse,
Apotheke und kleinem Wochenmarkt nicht
gerecht. Im westlichen Teil Borbecks stellt die
Havensteinschule mit dem Künstlerhaus und
dem angrenzenden Bunker ein Flächenpotenzial direkt angrenzend zum Ruderalpark dar.
Auch hier wird die Gestaltung des Umfelds
der zentralen Bedeutung des Standorts nicht
gerecht.
Die genannten Standorte bieten mit den angrenzenden Nutzungen zentrale Punkte des
Stadtteils, die neben der mangelnden Gestaltung und Einbindung in das Umfeld auch eine
Verknüpfung untereinander vermissen lassen.
An der Straße Oberbruch sowie an der Ecke
Tunnelstr./ Quellstraße können die Leerstände bzw. der vorhandene Einzelhandel Ausgangspunkte für weitere Treffpunkte bilden.
Den Straßenräumen kommt in Borbeck sowohl für den Fußverkehr als auch als Aufenthaltsbereich eine wichtige Bedeutung zu.
Auffällig sind auch hier die unterschiedlichen
Qualitäten und Brüche in der Gestaltung.
Der Baumbestand an der Scheppmannstr.
und am Kaumer Bruch prägt das Quartier der
ehemaligen Zechensiedlung und fängt städtebauliche Mängel und Wohnumfelddefizite des
Geschosswohnungsbaus an der Scheppmannstraße teilweise auf. Ähnlich prägnante Baumstrukturen finden sich auf Teilbereichen der
Quellstraße, an der Karl-Peters-Straße und an
der Sühlstraße.
Die Einbleckstraße wird dagegen von heterogener Randbebauung geprägt. Strukturie-
Besonders negativ fällt die Straßenraumgestaltung an der Ripshorster Str., insbesondere
im Bereich des Gewerbegebiets ins Auge. Im
Übergang zum Ruderalpark ist ein Angstraum
entstanden, der von Blechfassaden und provisorischen Einfriedungen der Gewerbebetriebe
geprägt wird.
Straßen und Plätze
27
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
rende Straßenraumelemente fehlen auf weiten Teilen. Als zentrale Nord-Süd-Achse ist
die Einbleckstraße prägend für den Stadtteil.
Zum einen bildet sie den Haupteingangsbereich Borbecks. Zum anderen werden von der
Einbleckstraße stadtteilprägende Elemente,
Einzelquartiere (Park am ehemaligen Klärwerk, Wohnsiedlung Scheppmannstraße, Allee Scheppmannstraße etc.) und vor allem die
funktionalen Mitte (Getränkemarkt, Sparkasse etc.) angebunden.
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
28
2.6
Zwischenfazit
Die Situation des Stadtteils wird geprägt
durch seine Rand- bzw. Insellage, die derzeit
durch die Sperrung der Ripshorster Brücke
verschärft wird. Gravierende soziale Problemlagen sind nicht feststellbar, auch die demographischen Werte weichen nicht wesentlich
vom Oberhausener Durchschnitt ab. Die soziale Infrastruktur ist angemessen ausgebaut,
muss aber vor dem Hintergrund der allgemeinen demographischen Entwicklung ggf. im
Bereich der Kinder- Jugend- und Seniorenangebote beobachtet und weiterentwickelt werden.
Der Einzelhandels- und Dienstleistungsbesatz im Stadtteil Borbeck ist abgesehen vom
Lebensmittelangebot insgesamt angemessen. Das Fehlen eines Lebensmittelgeschäfts
bedeutet eine funktionale „Lücke“. Fußläufig
kann nur auf ein sehr eingeschränktes Lebensmittelangebot zurückgegriffen werden. Die
Insellage Borbecks wirkt sich hier vor allem für
nicht motorisierte Haushalte besonders negativ aus. Der Funktionsverlust der Mitte wird
durch die wenig einladende gestalterische Situation zusätzlich betont.
Bei der Betrachtung der städtebaulichen
Struktur zeigt sich die Entwicklungsgeschichte Borbecks an einzelnen Baukörpern und
Bauensembles unterschiedlicher Qualitäten
und Maßstäblichkeit.
Dabei wird deutlich, dass Borbeck in Teilen
„in die Jahre“ gekommen ist. Bebauung und
Wohnumfeldqualität entsprechen vor allem
im Geschosswohnungsbau kaum noch den
heutigen Wohnwünschen, was sich in strukturellen Leerständen bereits sichtbar macht.
Insgesamt bestehen in Borbeck jedoch keine
gravierenden städtebaulichen Missstände.
Die kleinteilige Entwicklung und Nachverdichtung hat zu einer städtebaulichen Fragmentierung geführt. Durchgängig strukturierende Elemente im Stadtteil fehlen. Besonders
deutlich wird dies an der Einbleckstraße, die
als zentrale Achse Borbecks verstanden werden kann. Hier grenzen verschiedene Bebauungstypen und Nutzungen sowie die Mitte
Borbecks direkt aneinander.
Die innere Fragmentierung Borbecks spiegelt
sich auch bei den zahlreichen Frei- und Grünbereichen wieder. Die fehlende Durchgängigkeit und mangelhafte Verknüpfung mit den
umliegenden Freiräumen verhindern die Erfahrbarkeit dieser Grün- und Freiraumqualität.
In Verbindung mit der Neugestaltung vorhandener Plätze und Treffpunkte bietet sich hier
ein Potenzial zur Aufwertung des Stadtteils.
Ergebnisse der
Bürgerbeteiligung
Die aktive Bürgerbeteiligung ist ein wichtiger
Baustein dieser Rahmenplanung. Sie ergänzt
die Ergebnisse der planerischen Bestandsanalyse. Gleichzeitig werden Ideen und Anregungen der Bürger in die Konzeptentwicklung
eingebracht.
Im Rahmen des Projekts wurden die Bürger
auf zwei Arten beteiligt. Zum einen erfolgte im
November 2007 eine schriftliche Haushaltsbefragung in Form eines zweiseitigen Kurzfragebogens. Von rund 1.400 angeschriebenen
Haushalten haben 366 geantwortet (Rücklaufquote 26%). Zum anderen wurde am 22. Januar 2008 eine moderierte Bürgerveranstaltung
durchgeführt, die von rund 300 Personen besucht wurde. Bei dieser Veranstaltung wurden
Ideen und Anregungen der Bürger aufgenommen und mögliche Lösungsansätze diskutiert.
Beide Beteiligungsschritte wurden in separaten Teilberichten dokumentiert. Im Folgenden
werden die wesentlichen Ergebnisse zusammenfassend dargestellt.
3.1
Ergebnisse der
Haushaltsbefragung
Bei der Haushaltsbefragung stand weniger ein
repräsentatives Ergebnis als vielmehr die Abfrage eines Meinungsbildes sowie konkreter
Hinweise für planerische Eingriffsoptionen
im Mittelpunkt. Es wurde bei der Auswertung
keine Gewichtung anhand der Haushaltsgröße und der Altersstruktur im Untersuchungsgebiet durchgeführt. Die Befragung wurde
jedoch neben der Gesamtauswertung auch
gezielt anhand der Kriterien Alter, Autobesitz,
Kinderanzahl, Wohnungstyp, Wohndauer und
Wegzugsabsicht ausgewertet.
Unter den Antwortenden dominieren die
Paarhaushalte (47%). Single-Haushalte sind
mit 14% gemessen an ihrem in Deutschland
üblichen Anteil (etwa 38%) unterrepräsentiert,
Familien bzw. Haushalte mit über 3 Personen
mit 39% leicht überrepräsentiert. Auffallend
ist die lange durchschnittliche Wohndauer
von 27 Jahren. Etwa zwei Drittel (64%) der
Personen, die darüber eine Angabe gemacht
haben, leben seit über 20 Jahren in Borbeck.
Kurze Wohndauern unter 5 Jahren stellen die
kleinste Antwortgruppe dar.
Auf die Frage nach der grundsätzlichen Zufriedenheit mit dem Stadtteil haben 30% der Befragten mit „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“
geantwortet. 41% haben ein differenziertes
Meinungsbild und sind teilweise zufrieden
29
Zufriedenheit mit Borbeck
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
3
besondere Qualitäten
dringlichste Verbesserungen
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
30
(„teils-teils“). Ein Viertel der Befragten ist mit
dem Stadtteil Borbeck weniger oder gar nicht
zufrieden. Im Mittel antworten die Befragten
mit „teils-teils“.
Alle Antwortenden geben die Wohnqualität
in Borbeck als besondere Qualität an. Teilweise gab es in dieser Kategorie Mehrfachnennungen der Qualität von Grün- und Wasserflächen sowie der ruhigen Wohnlage. 22%
der Haushalte schätzen die zentrale Lage im
Ruhrgebiet und die Nähe zum Centro. Einrichtungen wie das Haus Ripshorst und die Ausstattung mit Altenheimen sind für 19% der
Antwortenden eine besondere Qualität. Für
16% stellt die Verkehrssituation eine besondere Qualität dar. Ebenfalls 16% der Befragten
schätzen an Borbeck den dörflichen Charakter und die sozialen Netzwerke und Nachbarschaften.
Die größte Unzufriedenheit verbinden die Befragten mit den Themen „Nahversorgung“,
„Brückenneubau“ und „Einrichtungen für
Kinder und Jugendliche“. Da der Neubau der
Ripshorster Brücke bereits beschlossen und
beauftragt wurde verbleiben die Verbesserung
der Nahversorgungslage und der Angebote
für Kinder und Jugendliche als dominierende
Themenfelder. Fasst die Hälfte der Befragten
hält eine Verbesserung der Nahversorgungssituation, insbesondere im Lebensmittelbereich, für dringend notwendig (47%). Zwar
wünschen sich nur 3% der Befragten mehr Ju-
gendeinrichtungen. Auffällig ist jedoch, dass
7% der unter 30-Jährigen und 8% der 45- bis
54-Jährigen und insgesamt 9% der Haushalte
mit Kindern diese Maßnahme besonders hervorheben.
Die Unzufriedenheiten drücken sich auch in
den vorgeschlagenen Verbesserungsmaßnahmen aus. 71% der antwortenden Haushalte
machen Vorschläge bezüglich Versorgungseinrichtungen und Angeboten für Kinder
und Jugendliche. Über die Hälfte davon (insgesamt 38%) fordert eine Verbesserung der
Nahversorgung. Dies ist zugleich mit Abstand
der höchste Einzelwert aller genannten Verbesserungen und unterstreicht nochmals die
Bedeutung dieses Themas. Etwa halb so viele
Haushalte (17%) fänden mehr Kinder- und Jugendangebote und -einrichtungen sinnvoll.
Für Haushalte mit Kindern ist dieses Thema
am wichtigsten und hat für diese die gleiche
Bedeutung wie das Thema Nahversorgung.
Weitere verbesserungswürdige Punkte sind
nach Meinung der Bürger die Straßensanierung (11%) und die Optimierung des Nahverkehrsangebots, v.a. nach Essen. Alle anderen
geäußerten Probleme und Wünsche fallen
im Verhältnis zu diesen Themen nicht ins Gewicht. Die Antworten weisen gleichwohl auf
einzelne Probleme hin, die ggf. von den derzeit gewichtigen Themen überdeckt werden.
Bewertung von Angeboten
Inwieweit die geäußerten Wegzugsabsichten
der Antwortenden bereits konkret sind, lässt
sich nicht feststellen. Oftmals werden Weg-
31
zugsabsichten aus einer aktuellen Unzufriedenheit heraus geäußert, ohne dass es später
zur tatsächlichen Realisierung kommt. Das
Ergebnis der Frage zur Wegzugsabsicht kann
eher als Zufriedenheitsmaß interpretiert werden. Obwohl die in Frage 1 geäußerten Zufriedenheitswerte im Durchschnitt nur mittelmäßig sind und die in Frage 3 zur Bewertung
gestellten Angebote teilweise als mangelhaft
bezeichnet wurden (insbes. Nahversorgung/
Einzelhandel, Einrichtungen für Kinder und
Jugendliche), wollen fast 80% der Befragten
trotzdem nicht aus ihrem Stadtteil wegziehen.
Wegzugsabsicht
Wegzugsgründe
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
Aufschlussreich für die Wahrnehmung und
Relevanz der genannten Probleme ist die
Auswertung der Frage nach bestehenden
Wegzugsabsichten und dafür vorliegende
Gründe. 79% der Antwortenden haben keine
Wegzugsabsicht. Nur 15% tragen sich mit dem
Gedanken oder haben bereits konkrete Pläne, Borbeck zu verlassen. Personen, die über
keinen Pkw verfügen, haben etwas öfter als
Pkw-Besitzer die Absicht, wegzuziehen. 57%
der Haushalte mit Wegzugsabsicht haben die
Nahversorgungssituation (insbesondere die
Lebensmittelversorgung) als Wegzugsgrund
angegeben. 31% machen verkehrliche Aspekte
geltend, darunter 12% einen mangelhaften
ÖPNV und 10% die fehlende Brückenverbindung. Etwa 17% machen eine mangelhafte
soziale Infrastruktur für ihren Wegzug verantwortlich. Für 16% spielen Lärmprobleme
(Bahn/ A42) und Belastungen durch Verkehr
eine Rolle. Immerhin noch 10% fühlen sich
durch das Gewerbegebiet an der Ripshorster
Straße so beeinträchtigt, dass sie auch deswegen wegziehen würden bzw. werden. Erreichbarkeits- und Anbindungsprobleme spielen
bei Personen ohne Pkw eine größere Rolle.
Signifikant häufiger als „Autofahrer“ geben
diese die – für die fußläufige Erreichbarkeit
von Zielen schlechte - abseitige, nicht zentrale
Lage als Wegzugsgrund an.
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
32
3.2
Ergebnisse vom
„Zukunftstreff Borbeck“
Der Zukunftstreff bestand aus drei wesentlichen Programmbausteinen. Zunächst wurden
die Herausforderungen und Schwerpunkte
der Rahmenplanung aus Sicht der Planersocietät in einem gemeinsamen Forum vorgestellt.
Anschließend konnten die Teilnehmer an insgesamt vier thematischen „Marktständen“
mit den Planern ins Gespräch kommen. Jeder
„Marktstand“ fokussierte ein Themenfeld, das
zuvor in der Bestandsanalyse von den Planern
identifiziert worden ist („Bauen + Wohnen +
Gewerbe“, „Anbindung + Verkehr“, „Freizeit
+ Freiraum“ sowie „Nahversorgung + Mitte“).
Zum Abschluss erfolgte eine Zusammenfassung zentraler Diskussionspunkte im gemeinsamen Forum.
Die Diskussionsbeiträge beim „Zukunftstreff
Borbeck“ deuten bereits auf notwendige Inhalte und konkrete Maßnahmenvorschläge
einer Rahmenplanung für Borbeck aus Sicht
der Bewohner hin. Viele Beiträge waren von
Alltagsproblemen geprägt. Diese können nur
bedingt durch eine städtebauliche Rahmenplanung beeinflusst werden. Andere Beiträge
geben Denkanstöße und stellen eine Grundlage für eine Maßnahmengewichtung dar.
Insgesamt wurden der grundsätzliche Projektansatz sowie die zentralen Analyseergebnisse
im Zukunftstreff bestätigt. Für die Bewohner
geht es im Wesentlichen um die Aufwertung
des Bestands und nicht um die gezielte Erweiterung oder gar den perspektivischen „Umbau“ des Ortsteils. Städtebauliche Themen
sind für viele die Sanierung und gestalterische
Aufwertung des Wohnungsbestands, die
Nachverdichtung und behutsame Aktivierung
neuer Baulandangebote, die stärkere Einbeziehung vorhandener Freiraumqualitäten in das
Ortsbild, die Herausbildung und Betonung von
Treffpunkten sowie die funktionale Belebung
und gestalterische Aufwertung der Mitte.
Themenfeld
„Bauen + Wohnen + Gewerbe“
Grundsätzlich fühlen sich die Teilnehmer im
Ortsteil Borbeck wohl. Als Qualitäten des
Wohnstandortes Borbeck wurden unter anderem die Nähe zu den Freiräumen der unmittelbaren Umgebung, Angebote wie Schule und
Kinderbetreuung sowie die fast „dörfliche“
Überschaubarkeit und Atmosphäre des Ortsteils herausgehoben.
Es wurde jedoch auf Mängel in der Ausstattung
wohnungsbezogener Freiräume und das Fehlen
geschwindigkeitsreduzierender Maßnahmen
in den vom Durchgangs- bzw. „Lkw-Schleichverkehr“ belasteten Wohnstraßen (Tunnelstr.,
Quellstr.) hingewiesen. Gleichzeitig wurde auf
ein Defizit in der kurzfristigen Bereitstellung
familiengerechten Wohnraumes sowie einen
Modernisierungsbedarf vorhandener Woh-
Als Herausforderungen für die zukünftige
Entwicklung wurden in der langfristigen Perspektive die Schaffung generationengerechter
Wohnformen und Ausweitungsflächen für
bauliche Nutzungen herausgearbeitet. Insbesondere von Seiten der jüngeren Diskussionsteilnehmer wurde auf Probleme begrenzter
Zuzugsmöglichkeiten für jüngere Familien aufgrund fehlender Bauflächen und mangelnder
Entwicklungspotentiale im Ortsteil verwiesen.
Möglichkeiten bieten sich im Innenbereich
durch Nachverdichtung. Die zentral gelegene
Kleingartenfläche und die Kanalufer wurden
als Potenziale für neue Wohnraumangebote
ins Gespräch gebracht.
Das südlich angrenzende Gewerbegebiet liefert laut Aussage der Anwohner ein hohes
Konfliktpotenzial und Einschränkungen in der
Wohnqualität aufgrund des erhöhten Aufkommens von Schwerlastverkehr und gehäuft auftretenden Brandgeruches. Kurzfristig wurde in
der Diskussion am Marktstand eine Sperrung
der Tunnelstraße für Schwerlastverkehr in Erwägung gezogen. Langfristig befürworteten
die Anwohner eine Verlegung beziehungsweise Reduzierung der einseitigen Gewerbenutzung an diesem Standort.
Themenfeld „Anbindung + Verkehr“
Die Diskussionen am Marktstand „Anbindung
+ Verkehr“ wurden von den Themen Verkehrssituation Gewerbegebiet Ripshorster Str.,
ÖPNV-Angebot, Fußwegverbindungen sowie
Sicherheit und Aufenthalt im Straßenraum bestimmt. Ein grundsätzliches Problem stellt für
viele die Verkehrslärmbelästigung durch die
umgebenden Verkehrsachsen dar. Insgesamt
zeigt sich, dass die Anbindung Borbecks mit
dem Pkw - abgesehen von der derzeit noch
gesperrten Verbindung über die Ripshorster
Brücke - als sehr gut eingeschätzt wird. Die Situation an der Ripshorster Str. wird insgesamt
als unangenehm bis gefährlich empfunden. Es
wird eine bessere Kontrolle der Verkehrsregelungen gefordert. Ein neuralgischer Punkt ist
für viele die Unterführung Tunnelstraße, die
verbotenerweise von LKW benutzt wird. Die
komplette Sperrung der Durchfahrt wurde
kontrovers diskutiert, da diese auch von Anwohnern für Pkw-Fahrten Richtung Essen genutzt wird.
Bei dem Thema ÖPNV wurde vor allem das
Fehlen einer direkten ÖV-Verbindung nach
Essen-Dellwig bzw. Essen-Frintrop moniert.
Es wurden konkrete Verbindungswünsche genannt. Die derzeitige Linienführung des Bus
957 sollte nach Meinung einiger Teilnehmer
beibehalten werden (perspektivisch Verbindung zu geplantem SB-Markt bei Marina).
Kurzfristig sollte das Haus Ripshorst mit einer
33
(Bedarfs-)Haltestelle an die bestehende Linie
angebunden werden.
Beim Thema Fußwegverbindungen ging es in
den Diskussionen vor allem um die Verbindungen nach Essen. Diese werden oftmals als
gefährlich und unangenehm empfunden. Zudem sind zentrale Verbindungen nicht barrierefrei (z. B. S-Bahn-Unterführung am Ruderalpark). Der Ruderalpark bildet für viele einen
Angstraum, der zudem schlecht beleuchtet
ist. Kinder dürfen diesen nur in Begleitung Erwachsener nutzen („zu einsam“). Hier wurde
eine Funktionsanreicherung (Bebauung, Kiosk) zur Belebung bzw. eine stärkere Kontrolle
vorgeschlagen.
Themenfeld „Freizeit + Freiraum“
Am Marktstand „Freizeit und Freiraum“ kristallisierten sich die Themen „Angebote für
Jugendliche“ sowie „Treffpunkte im Stadtteil“
als wesentliche Schwerpunkte der Diskussion
heraus. Insbesondere im Verhältnis zu Angeboten für Senioren wurde der Mangel an
Rückzugsräumen für die jüngere Generation
betont. Hier wurden teilweise Gründe für Nutzungskonflikte in Teilräumen des Stadtteils
gesehen. Gleichzeitig wurden intergenerative
Treffpunkte zur gemeinsamen Freizeitgestaltung im Stadtteil gewünscht.
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
nungen insbesondere im Geschosswohnungsbau an der Scheppmannstraße hingewiesen.
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
34
Nach Aussagen einiger Bürger hat der Zukunftstreff gezeigt, dass in Borbeck der Bedarf und die Bereitschaft zum gegenseitigen
Austausch groß sind. Angeregt wurde die
Öffnung bestehender Einrichtungen (Kirche,
Schule, Sportplatz etc.) für erweiterte und frei
zugängliche Freizeitangebote. Insgesamt wurde die hohe Zufriedenheit mit der Freiraumqualität im Planungsraum bestätigt. Lediglich
die Vernetzung dieser Bereiche durch den
Stadtteil hindurch erschien vielen Teilnehmern als verbesserungswürdig.
Themenfeld „Nahverrsorgung + Mitte“
Am Marktstand „Nahversorgung + Mitte“
zeigten die Diskussionen, dass der Bereich
um den ehemaligen EDEKA und heutigen
Getränkemarkt die wahrgenommene Mitte
der Borbecker darstellt. Die derzeitige Situation wird als trist beschrieben. Im Mittelpunkt der Beiträge stand der Wunsch nach
einer „funktionierenden Mitte“, die neben
kleineren Nachversorgungsangeboten vor
allem auch einen zentralen Treffpunkt für
Borbecker Bürger darstellt. Es wird befürchtet, dass ohne einen zentralen Treffpunkt der
Austausch zwischen den Bürgern und das Gefühl der Nachbarschaft nachlassen. Als dringendste Zukunftsaufgabe wurde die gestalterische Aufwertung der Mitte herausgehoben.
Es wurde von vielen Teilnehmern eine Verbesserung der Nahversorgungssituation im
Stadtteil, insbesondere für die älteren Gene-
rationen, gefordert. Insgesamt stimmten die
Teilnehmer der Einschätzung der Planer jedoch
zu, dass sich ein klassischer Nahversorger oder
Discounter unter den derzeitigen Rahmenbedingungen nicht am Standort Borbeck ansiedeln wird. Die Diskussionen um Alternativen
zeigten ein breites Spektrum der Möglichkeiten von einem temporären Marktangebot
bis hin zu einem selbst initiierten Nachbarschaftsladen. Viele Teilnehmer zeigten eine
prinzipielle Bereitschaft, sich für einen Nachbarschaftsladen zu engagieren, wünschten
sich jedoch mehr Informationen sowie eine
fachliche Begleitung eines solchen Projekts.
Neben einer Verbesserung des Lebensmittelangebots regten die Teilnehmer auch Cafés,
Gemeinschaftsräume und die Bündelung von
Dienstleistungen in der Borbecker Mitte an.
3.3
Zwischenfazit
Die Bürgerbeteiligung hat die Ergebnisse der
planerischen Bestandsanalyse bestätigt. Die
Zufriedenheit mit dem Wohnstandort ist insgesamt hoch. Für die städtebauliche Rahmenplanung relevante Themen sind die Aufwertung
des Wohnumfeldes, die bessere Vernetzung
der Grün- und Freiräume, die gestalterische
Aufwertung der Mitte, die Schaffung neuer
Wohnbaupotenziale und die Aufwertung des
Wohnungsbestands. Die Ergebnisse weisen
aber auch auf die hohe Bedeutung einer funktionierenden Nahversorgung hin. Hier können
klassische städtebauliche Maßnahmen nicht
greifen. Die Rahmenplanung könnte aber
Hinweise zur Verknüpfung mit Maßnahmen
zur funktionalen Aufwertung der Mitte unter
Einbeziehung des vorhandenen bürgerschaftliche Engagements liefern.
Leitthema und
Handlungsfelder
Der Stadtteil Borbeck wird von seiner Insellage inmitten attraktiver Grün- und Freiräume geprägt. Sowohl in der planerischen
Bestandsanalyse als auch bei der Bürgerbeteiligung wurde deutlich, dass die punktuellen
städtebaulichen Mängel durch die hohe Grünund Freiraumqualität in Borbeck in der Wahrnehmung der Bewohner aufgefangen werden.
Von den Bewohnern wird dem Stadtteil insgesamt eine gute Wohnqualität attestiert.
Der Mängel-Chancen-Plan zeigt ein differenziertes Bild der Stadtteilqualitäten (vgl. Abb.
S. 38). Die heutige Bebauungsstruktur erzeugt
zum Teil räumlich wie ästhetisch ungeklärte
und unbefriedigende Situationen aber auch
spannungsvolle Raumfolgen. Planerische
Eingriffsmöglichkeiten sind aufgrund bestehender Baurechte und privater Besitzstrukturen allerdings begrenzt. Zwar bestehen im
Wohnungsbestand gestalterische Defizite,
insbesondere bei der Fassadengestaltung,
gravierende Mängel treten jedoch nur punktuell auf. Eine Ausnahme bildet der Geschosswohnungsbau an der Scheppmannstraße.
Strukturelle Leerstände deuten bereits auf ein
mittelfristiges Handlungserfordernis für das
gesamte Gebäudeensemble hin.
Die kleinteilige Entwicklung Borbecks hat zu
einer Fragmentierung des Stadtteils beigetragen. Es bestehen nur wenige prägnante städtebauliche Beziehungen und zusammenhängende Strukturen. Diese Entwicklung lässt sich
an der Einbleckstraße ablesen, die als zentrale
Achse des Stadtteils angesehen werden kann.
Vor allem die Grün- und Freiraumpotenziale
innerhalb Borbecks sind aufgrund fehlender
Verknüpfungen noch wenig erfahrbar.
Konzentrationsprozesse im Einzelhandel haben in Borbeck ihre Spuren hinterlassen.
Leerstehende Ladenlokale und vor allem der
Wegzug des Lebensmittelmarktes 2005 haben zu einer Versorgungslücke geführt, die
die Selbständigkeit des Stadtteils gefährdet.
Auch perspektivisch besitzt Borbeck aufgrund
seiner Einwohnerzahl nur eingeschränkte Entwicklungsmöglichkeiten im Nahversorgungsbereich.
Da eine städtebauliche und auch funktionale
Anbindung des Ortsteils an umgebende Siedlungsgebiete aufgrund der Entfernungen und
der prägnanten Grenzen (Kanal, Bahntrasse,
Ruderalpark, Gehölzgarten) schwierig ist, besteht die wesentliche Aufgabe für die Zukunft
in dem Erhalt und der Stärkung der Eigenständigkeit Borbecks. Hierfür gilt es in der Rahmenplanung geeignete Handlungsansätze zu
entwickeln.
4.1
Leitthema - Borbeck, ein
eigenständiger Stadtteil
im Grünen
Übereinstimmend und ergänzend zu ersten Interpretationen der Analyseergebnisse hoben
die Bewohner, auf dem Zukunftstreff befragt
zu einem Zukunftsmotto für Borbeck, vor
allem die bevorzugte Lage im Grünen hervor:
>> „Ein Stadtteil entwickelt sich
– ein Leben im Grünen“
>> „Ortsteil im Grünen“
>> „Borbeck, grünes Tor nach Oberhausen“
>> „Ein Stadtteil inmitten unberührter Natur“
>> „Erholung und Freizeit“
waren Titel, die die Unverwechselbarkeit und
das große Potenzial Borbecks – nämlich die
den Ortsteil umgebenden vielfältigen Freiräume - beim Namen nennen und einen Hinweis
auf eine zukünftige Profilschärfung Borbecks
geben können.
Kanal und Emscherinsel im Norden, weitläufige Freiflächen im Osten, der Ruderalpark im
Süden und der Gehölzgarten mit dem Haus
Ripshorst im Westen sind die den Ortsteil
umgebenden Freiräume. Sie bieten unterschiedlichste Möglichkeiten der Erholung und
Freizeitgestaltung und besitzen zum Teil auch
eine regionale Anziehungskraft. Als Grün- und
Freiflächenpotenziale im Ortsteil selbst sind
der Emscher-Klärpark, die Kleingartenanlage
35
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
4
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
36
zwischen Einbleck- und Karl-Peters-Straße sowie der Sportplatz mit den ihn umgebenden
Frei-räumen prägend. Die den Ortsteil umgebenden Bahntrassen im Süden und Osten sowie der Kanal im Norden unterstützen
dabei die fast inselhafte Lage des Ortsteils.
Diese außergewöhnliche Lage ist sicherlich
ein Grund für das stark ausgeprägte Nachbarschafts- und Gemeinschaftsgefühl der
„Borbecker“, das sich neben den vielfältigen
Äußerungen während des Zukunftsmarktes
auch in der überaus hohen und positiven Beteiligungsbereitschaft abgezeichnet hat.
Für das Leitthema „Borbeck, ein eigenständiger Stadtteil im Grünen“ stellen die Stärkung
der Ortsteilränder sowie die Aufwertung der
„inneren Qualitäten“ wichtige Bestandteile
für eine zukünftige Entwicklung des Ortsteils
dar. Weiterhin können eine prägnante Ausgestaltung der Ein- und Übergangssituationen in
Form einer starken und identitätsstiftenden
Mitte sowie die Herausarbeitung der Grünund Freiraumqualitäten als wesentliche Kernaufgaben verstanden werden. Die räumliche
Verortung („Leitbild“, vgl. Abb.) nimmt die
Grundgedanken des Leitthemas auf.
Verräumlichtes Leitthema
Handlungsfelder der
zukünftigen Entwicklung
Ausgehend von dem Leitthema zur Stärkung
der Eigenständigkeit Borbecks und der Herausarbeitung der vorhandenen Potenziale
ergeben sich zentrale Handlungsfelder für die
Rahmenplanung:
Aufwertung der Mitte
Das Grundstück des ehemaligen EDEKAStandorts und heutigen Getränkemarktes ist
von zentraler Bedeutung für die Innen- und
Außenwahrnehmung (Ecke Buschkämpen/
Einbleckstr.). Die Mitte bildet das „Gesicht
von Borbeck“. Hier entfalten Aufwertungsmaßnahmen eine hohe Wirkung für den gesamten Stadtteil.
Die gestalterische Aufwertung steht dabei in
engem Zusammenhang mit der funktionalen
Belebung der Mitte. Ohne eine Funktionsanreicherung wird die Mitte nur schwerlich in
ihrer Bedeutung als identitätsstiftender Ort
aufzuwerten sein. Dabei gilt es realistische
Perspektiven für die funktionale Aufwertung
der Mitte zu entwickeln. Hier sind von der
Bündelung bestehender temporärer und mobiler Angebote (Markt, Bücherbus, Mobiler
Kiosk etc.) bis hin zur Entwicklung einer Ladengemeinschaft/ Nachbarschaftsladen mit
zusätzlichen Dienstleistungen verschiedene
Möglichkeiten denkbar.
Aufwertung des Wohnungsbestands und
Erschließung neuer Wohnbaupotenziale
Der Zukunftstreff hat gezeigt, dass es ein Interesse an dem Wohnstandort Borbeck insbesondere bei jungen Personen aus dem Stadtteil
gibt. Im Zuge der Rahmenplanung sind neben
den wenigen Nachverdichtungsmöglichkeiten
weitere Baulandpotenziale zu untersuchen.
Hierzu gehören einerseits Alternativen zu
nicht mehr zukunftsfähigen Wohnungsbeständen (Abriss/ Umbau), die perspektivische
Überplanung der zentralen Kleingartenfläche
zwischen Einbleckstr. und Karl-Peters-Straße
sowie die Überplanung der Flächen am RheinHerne-Kanal („Wohnen am Wasser“).
Aufwertung ausgewählter Straßenräume und Plätze
Der Einbleckstraße kommt eine Schlüsselrolle
bei der Umsetzung des Leitthemas zu. Sie verfügt über das Potenzial, prägnante Eingangssituationen in den Ortsteil zu entwickeln, im
zentralen Bereich eine identitätsstiftendes
Mitte auszubilden und das Thema der umgebenden Freiräume gestalterisch aufzunehmen.
Gleichzeitig stellt sie ein Bindeglied zwischen
verschiedenen Quartieren und Bauensembles dar und kann zu einer städtebaulichen
Strukturierung Borbecks beitragen sowie die
prägnanten städtebaulichen Brüche zu spannenden Raumfolgen inszinieren.
37
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
4.2
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
38
Chancen und Mängel
Ein besonderer Problembereich für die Bewohner stellt das Gewerbegebiet an der Ripshorster Str. dar. Nicht nur die vorhandenen Nutzungen sondern vor allem die Gestaltung des
Straßenraums in Verbindung mit den Einfriedungen der Gewerbestandorte stellt einen
besonderen Konfliktbereich dar. Hier können
für die Stadt Essen Anregungen für eine Aufwertung des Straßenraums gegeben werden.
Für Borbeck gilt es die Konflikpotenziale, u.a.
durch den erzeugten Schwerlastverkehr, zu reduzieren.
Qualifizierung des Freiraumund Freizeitangebots
Insgesamt besteht eine Aufgabe der Rahmenplanung in der stärkeren Nutzung der Freiraumqualität in Borbeck. Einen Ansatzpunkt
bietet die stärkere Öffnung Borbecks zum Gehölzgarten Ripshorst und zum Kanal. Hier sind
neben gestalterischen Maßnahmen auch funktionale Anreicherungen (Ausflugslokal, Wassersport etc.) denkbar. Durch die Erweiterung
des Sportplatzes an der Ankerstraße zu einem
Sport- und Freizeittreffpunkt mit Verbindung
zum Wasser bietet sich eine interessante Perspektive. Von Bedeutung ist neben der Schaffung besserer Verbindungen zum umgebenden
Freiraum auch die Aktivierung und Verknüpfung der Grün- und Freiflächenpotenziale innerhalb Borbecks. Ein oft genannter Mangel
Borbecks ist das Freizeitangebot für Jugendliche. Hier fehlen vor allem institutionalisierte
Treffpunkte. Im Rahmen der städtebaulichen
Rahmenplanung können Anregungen für die
Nutzung vorhandener Raumpotenziale gegeben werden.
Handlungsansätze und
Maßnahmenvorschläge
Für die Aufwertung des Stadtteils Borbeck
wurden verschiedene Handlungsfelder identifiziert. Im Folgenden werden diese aufgegriffen und hinsichtlich konkreter Handlungsansätze und Maßnahmenvorschläge vertieft.
5.1
Funktionale und gestalte
rische Aufwertung der Mitte
Das Thema Nahversorgung ist für die Bürger
Borbecks ein zentrales Handlungsfeld. Die
Stadt hat jedoch keine direkten Eingrifssmöglichkeiten, sondern kann lediglich die
baurechtlichen Voraussetzungen für die Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes herstellen. Ob sich ein Markt ansiedelt, hängt von
betriebswirtschaftlichen Überlegungen und
dem Marktpotenzial (Bevölkerung im Einzugsbereich) ab. Die gestalterische Aufwertung der
Mitte ist jedoch eng mit ihrer funktionalen Bedeutung für den Stadtteil verknüpft. Deshalb
wird zunächst das grundsätzliche Potenzial für
die Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes in
Borbeck untersucht.
Lebensmittelmärkte. Gleichzeitig führen die
umliegenden Einzelhandelsstandorte in Essen,
Oberhausen und Bottrop sowie der autoaffine
Lebensstil der Bevölkerung zu einer weiteren
Reduzierung des Marktpotenzials. Die marktbestimmenden Einzelhandelskonzerne konzentrieren sich angesichts eines gewandelten
Verbraucherverhaltens auf großflächige Verkaufsformen und verlangen zur Einrichtung
einer neuen Filiale in der Regel einen Einzugsbereich mit weit über 5.000 Einwohnern (Lindemann/ Nyhues 2007: 26) (vgl. Abb.).
Der EDEKA-Markt, der 2005 geschlossen wurde, gehörte zur Kategorie „kleiner“ Supermär-
kte. Diese erfordern in der Regel ein erreichbares Marktpotenzial von mindestens 5.000
Einwohnern. Die Schließung kann also als „logische Folge des Marktes“ gewertet werden.
Parallel zum Trend der Verkaufsflächenerhöhung und gleichzeitigen Standortreduzierung
im Einzelhandel haben sich in den letzten Jahren jedoch zunehmend neue Betriebsformen
und Angebotskonzepte im LebensmittelEinzelhandel entwickelt, die darauf abzielen,
Güter und Dienstleistungen des täglichen
Bedarfs wohnortnah auf kleinen Verkaufsflächen anzubieten. Verschiedene in der Praxis
erfolgreich angewendete Modelle für Nahver-
Potenzial für die Ansiedlung eines
Lebensmittelmarktes in Borbeck
Mit rund 3.000 Einwohnern und der beschriebenen Insellage besitzt Borbeck grundsätzlich ein unzureichendes Marktpotenzial für
Einzugsbereiche im Einzelhandel
39
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
5
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
40
sorgungsläden zeigen, dass die Sicherung der
Nahversorgung auch an solchen Standorten
möglich ist, die für Discounter und Supermärkte nicht mehr attraktiv sind. Es haben sich
neue Produktlinien einzelner Handelsketten
(„Mini-Markt“ etc.) und neue Geschäftsformen („Convenience-Shop“) entwickelt.
Auch caritative Einrichtungen haben diesen
Markt mit neuen Konzepten (z.B. Cap-Markt)
in bestimmten Räume für sich entdeckt. Die
Tatsache, dass das Baurecht für den ehemaligen EDEKA-Standort weiterhin einen Lebensmittelmarkt ermöglicht und sich bisher,
auch auf Anfragen der Stadt Oberhausen, kein
anderer kommerzieller oder auch caritativer
Anbieter hier niederlassen möchte, deutet auf
das geringe Marktpotenzial und die geringe
Wahrscheinlichkeit der Neuansiedlung eines
klassischen Lebensmittelmarktes in Borbeck
hin.
Funktionale Aufwertung der Mitte durch
alternative Nahversorgungskonzepte
Zur funktionalen Stärkung der Mitte ergeben
sich mehrere Möglichkeiten, ein neues Nahversorgungsangebot zu schaffen. Dabei lassen
sich drei Angebotskonzepte unterscheiden,
die jeweils ein unterschiedlich starkes Engagement von Bürgern und vor allem den Einzelhandelsbetreibern voraussetzen. Sie können
in einer zeitlichen Entwicklung aufeinander
aufbauen. Dementsprechend werden sie an
dieser Stelle als Ausbaustufen dargestellt.
Stufe 1: Temporäres Versorgungsangebot: Ausbau des Marktes
Ausgehend von einer gestalterischen Aufwertung des Platzes an der Einblecker Str.
können die bereits vorhandenen Marktansätze (Gemüsestand) weiter ausgebaut werden.
Zum einen kann das bisherige Angebotssortiment durch die gezielte Anwerbung weiterer
Marktstandbetreiber erweitert werden. Zum
anderen sollte überprüft werden, ob die Anzahl der wöchentlichen Markttage im Zusammenhang mit der gestalterischen Aufwertung
des Platzes erhöht werden und mit anderen
mobilen Diensten (Bücherbus, mobiler Kiosk)
verknüpft werden kann. Hierbei kommt der
Aufwertung der angrenzenden Bushaltestelle
mit Sitzmöglichkeiten eine wichtige Rolle zu.
Die Stadt Oberhausen kann dabei unterstützend tätig werden, in dem sie die Betreiber zu
Detailfragen der Marktgestaltung berät und
als Initiator einer besseren Verknüpfung vorhandener temporärer Angebote auftritt.
Die städtebauliche Neugestaltung des Platzes
an der Einblecker Str. kann darüber hinaus als
Anlass für die Ansiedlung eines kleinflächigen
Nahversorgungsladens dienen. Bei diesem
Geschäftstyp wird auf einer Verkaufsfläche
von ca. 150 bis 700 m² ein breites Angebot an
Gütern des täglichen Bedarfs angeboten. Die
Preisgestaltung kann dabei in der Regel nicht
mit den Angeboten der Discounter und Supermärkte mithalten. Dies wird durch eine hohe
Qualität im Bedienungsservice und zusätzliche
Leistungen wie Bringdienste, Bestellservice
und kundenfreundliche Öffnungszeiten ausgeglichen (Lindemann/ Nyhues 2007: 26f.).
Darüber hinaus bieten Nahversorgungsläden
oftmals durch die Integration zusätzlicher
Angebotsbausteine aus den Bereichen der
Dienstleistungen und der Gastronomie ein
in der Breite attraktives Angebot der wohnortnahen Versorgung. Die ergänzenden Bausteine reichen von der Paketannahme, einem
Stehcafe, einem Geldautomaten über eine
Konzertkasse, eine Internetstation oder einen Postschalter bis hin zu einem nutzungsneutralen Büroraum für tageweise anreisende
Dienstleister, wie z.B. Bank- und Versicherungsberatung, Sozialdienste, kommunale
Verwaltung oder ein Reisebüro.
41
Der Erfolg und die wirtschaftliche Tragfähigkeit von kleinflächigen Nahversorgungsläden
sind wesentlich dadurch bestimmt, ob das Angebot an Waren und Dienstleistungen sowie
der Service auf die spezifischen Bedürfnisse
der Kundschaft vor Ort ausgerichtet sind. Diese Läden konkurrieren weniger über den Preis
als über ihre Kunden- und Serviceorientierung
mit anderen Anbietern. Das erfordert ein hohes Engagement des Betreibers am Standort
sowie Sensibilität und Anpassungsfähigkeit
an die Bedürfnisse der Kundschaft. Die Gründung eines Nahversorgungsladens erfordert
zudem eine professionelle Marktanalyse und
Angebotskonzeptionierung.
Der Betrieb eines Nahversorgungsladens
erfolgt vielfach als standardisiertes Franchiseunternehmen mit vertraglicher Bindung an einen Großhandelspartner bzw.
als Spezialisierung bekannter Supermarktketten. Die Bindung des Betreibers an ein
Großunternehmen als Konzeptgeber und
Warenlieferant bietet insbesondere in der
Gründungsphase eines Nahversorgungsladens wesentliche Vorteile. Die professionelle
Unterstützung umfasst in der Regel eine
Standortanalyse und Beratungen zur Objektauswahl, zur Betriebsform, zur Sortimentszusammenstellung und zu Einrichtungsmodulen.
Grundlegende Voraussetzung für die Gründung eines Nahversorgungsladens in Borbeck
ist das Engagement eines lokalen Betreibers,
da auch auf Anfragen der Stadt Oberhausen
bisher kein kommerzieller Betreiber „von Außen“ gefunden werden konnte. Dies kann ein
selbstständiger Unternehmer, eine Genossenschaft oder auch ein lokaler Verein sein, der
sich zu diesem Zweck gründet.
Die Stadt Oberhausen kann den Gründungsprozess unterstützen, in dem sie die Vernetzung der lokalen Akteure aus Bürgerschaft,
Einzelhandel und Dienstleistung fördert sowie
gute Umsetzungsbeispiele aufzeigt und kommuniziert. Im weiteren Prozess kann die Stadt
den Betreiber durch eine Standort- und Bauberatung unterstützen. Zudem kann sie durch
die gestalterische Aufwertung des Stadtteilplatzes an der Einblecker Str. wesentliche
städtebauliche Rahmenbedingungen für eine
erfolgreiche Ansiedlung schaffen. Das Gebäude des ehemaligen EDEKA-Marktes bietet
sich zur Umnutzung zu einem kleinflächigen
Ladengeschäft an.
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
Stufe 2: Kleinflächenkonzept: Einrichtung
eines Nahversorgungsladens
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
42
Stufe 3: Zentrales Versorgungszentrum:
Bündelung der Nahversorgungsangebote
Die Quartiersmitte Borbeck kann darüber
hinaus durch eine räumliche Bündelung der
bereits bestehenden Einzelhandels- und
Dienstleistungsangebote weitergehend entwickelt werden. Dieses Konzept zielt auf eine
Stärkung und langfristige Sicherung des wohnungsnahen Versorgungsangebotes im Stadtteil ab. Die Ansiedlung weiterer Einzelhändler
und Dienstleistungsunternehmen am zentralen Platz an der Einblecker Str. stärkt dessen
soziale Funktion und trägt zu seiner Belebung
bei. Die räumliche Bündelung unterschiedlicher Geschäfte erhöht die Kundenfrequenz
an diesem Standort und stärkt somit die einzelnen Geschäfte durch gegenseitige Synergieeffekte (vgl. Abb.).
Bündelung der Nahversorgungsangebote
Der Ausbau zum Versorgungszentrum erfordert
jedoch die Bereitschaft der ansässigen Unternehmer zu einem Standortwechsel innerhalb
des Stadtteils. Das Marktpotenzial zur Ansiedlung neuer, zusätzlicher Dienstleister wird als
zu gering eingeschätzt. Eine umfassende und
frühzeitige Einbindung der lokalen Einzelhändler und Dienstleister sowie der Grundstückseigentümer in einen solchen Umgestaltungsprozess ist deshalb unbedingt erforderlich.
Hierzu gehört auch eine Unterstützung bei
der notwendigen Umgestaltung der dann leer
stehenden Ladengeschäfte z.B. zu Wohnraum.
Den einzelnen Unternehmern muss mit dem
Standortwechsel die Perspektive auf betriebswirtschaftliche Vorteile vermittelt werden.
Spezifische Bedenken und Hindernisse beispielsweise bei der Beendigung bestehender
Mietverhältnisse müssen ausgeräumt werden.
43
Gestalterische Aufwertung der Mitte
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
Die Gestaltung der Parkplatzfläche und des
Vorplatzes wirkt derzeit trist und leer. Damit
bildet dieser Standort derzeit eine städtebauliche Zäsur an der Einbleckstraße. Wesentliche
Aufgabe ist die gestalterische Aufwertung der
umgebenden Fassaden und die bauliche Fassung der Fläche vor dem Getränkemarkt. Entsprechend der funktionalen Entwicklung des
Standorts sind zwei Perspektiven vorstellbar,
die ebenfalls als aufeinander aufbauende Entwicklungsstufen verstanden werden können.
Diese werden im Folgenden skizzenhaft verdeutlicht.
Stufe 1: Fassung der Platzfläche
zur Einbleckstraße und Herausbildung eines Quartiersplatzes
Unter Beibehaltung der heutigen Bebauungsstruktur am Standort, funktional angereichert
durch ein erweitertes, temporäres Marktangebot oder die Ergänzung des heutigen Sortiments im Getränkemarkt wird die Platzfläche
zur Einbleckstraße durch eine Baumreihe eingefasst. Die Parkplätze werden vor dem bestehenden Gebäude konzentriert.
Die restliche Fläche wird gestalterisch abgehoben und durch Sitzmöglichkeiten und Bäume, die Platz für Marktstände lassen, angereichert. Die Platzfläche kann bis zur Quellstraße
durchgebunden werden und so eine direkte
Fassung der Platzfläche
Neubebauung
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
44
Verknüpfung des Quartiersplatzes nach Norden herstellen. Flankierend werden die Fassaden des Geschäftsgebäudes und vor allem der
nach Norden angrenzenden Wohnbebauung
neu gestaltet (vgl. Abb. S. 43).
Stufe 2: Neubebauung des Standorts und
Neuentwicklung eines Quartiersplatzes
Diese Variante greift die Möglichkeit zur Neubebauung des Standorts durch ein integriertes
Wohn- und Geschäftsgebäude auf. Damit bietet sich auch die Möglichkeit, das südlich angrenzende Altenheim in die Platzgestaltung
zu integrieren und den Teilbereich der Straße
Buschkämpen in die Neuplanung einzubeziehen. Gleichzeitig wird ein städtebaulicher
Bezug zum westlich angrenzenden Kirchengelände hergestellt. Diese Variante bietet die
Möglichkeit zur eindeutigen Fassung der Platzgrenzen und gibt dem Quartiersplatz durch
die Einbindung weiterer Nutzungen eine neue
Qualität. Die Parkplatzflächen werden auf die
Einbleckstraße und teilweise östlich angrenzend an das neue Wohn- und Geschäftsgebäude verlagert (vgl. Abb. S. 43).
5.2
Aufwertung des Wohnungsbestands und Erschließung neuer
Wohnbaupotenziale
Die Aufwertung des Wohnungsbestands gestaltet sich aufgrund geringer Zugriffsmöglichkeiten der öffentlichen Hand in der Regel sehr
schwierig. Dies trifft auch auf die in Borbeck
sinnvolle Aufwertung der Gebäudefassaden,
insbesondere in städtebaulich exponierten
Lagen, zu (z.B. Einbleckstr.). Zum Zustand und
Zuschnitt der Wohnungen lassen sich insgesamt aufgrund fehlender Daten kaum Aussagen treffen.
Die Qualität des Wohnungsbestand in Borbeck ist sehr heterogen; zusammenhängende,
große städtebauliche Missstände sind jedoch
nicht erkennbar. Eine Ausnahme bildet der
Geschosswohnungsbau an der Scheppmannstraße. Hier stellt sich die Frage, ob der bereits
von Leerstand betroffene Wohnungsbestand
durch eine einfache Sanierung langfristig noch
marktfähig ist. Als mittelfistig realistische Alternative kommt ein (schrittweiser) Rückbau
des Bestands zu Gunsten einer Neubebauung
in Frage.
Beim „Zukunftstreff Borbeck“ wurden die fehlenden Baulandpotenziale für den Eigenheimbau in Borbeck bemängelt. Insbesondere für
das endogene Nachfragepotenzial aus Borbeck
- z.B. Borbecker in der Familiengründungsphase, die gerne in ihrem Heimatstadtteil bleiben
möchten oder auch zurückkehren wollen - fehlen nach Angaben der Teilnehmer geeignete
Bauflächen. Eine Quantifizierung der Gesamtnachfrage ist aufgrund fehlender Daten nicht
möglich.
Im Folgenden wird ausgehend von einer kurzen
Profilskizze Borbecks diskutiert, für welche
Nachfragegruppen Borbeck als Wohnstandort
interessant sein könnte. Daraufhin werden die
ermittelten Wohnbaupotenziale auch vor dem
Hintergrund der Aktivierungsmöglichkeiten
analysiert. Da ein Wachstum Borbecks nach
außen schwierig ist, geht es vor allem um die
Diskussion von Wohnbaupotenzialen innerhalb
des Siedlungsbestands. Eine Ausnahme bildet
ein westlich des Plangebiets liegender Gewerbestandort (NEWAG-Gelände). Hier bestehen
Bestrebungen der Stadt und des Grundstückseigentümers, die Fläche als Wohnbauland zu
entwickeln.
Profilskizze und Nachfragepotenzial
Die Wohnstandortwahl wird in der Regel von
einem Mix verschiedener Auswahlmotive
begründet. Hierzu gehören zum Beispiel die
Lage und Erreichbarkeit, die Wohnumfeldqualität, das Angebot an sozialen Infrastruktureinrichtungen, die Qualität der Nahversorgung,
die vorhandene Sozialstruktur, das Image des
Stadtteils und die Wohnkosten. Die Prioritätensetzung variiert dabei zwischen verschiedenen Nachfragegruppen.
>> die zentrale Lage im Ruhrgebiet,
>> Grundschule und Kindergarten in fußläufiger Nähe,
>> die gute Verkehrsanbindung mit dem Pkw,
>> die hohe Grün- und Freiraumqualität,
>> der dörfliche Charakter in Mitten des Ballungsraums Ruhrgebiet.
Als Schwächen des Wohnstandorts können
vor allem folgende Aspekte genannt werden:
>> fehlendes Lebensmittelangebot,
>> dezentraler, autoaffiner Wohnstandort in Randlage,
>> wahrnehmbare Lärmbelastung aufgrund der umgebenden Verkehrsachsen (A42 im Norden, Bahntrassen im Süden und Osten),
>> teilweise negatives Image auch
aufgrund der Nähe zum Gewerbegebiet Ripshorster Straße,
>> wenige städtebauliche Qualitäten im
Bestand.
Vergleicht man die Qualitäten Borbecks mit
den Standortpräferenzen typischer Nachfragegruppen am Wohnungsmarkt, dann wird
deutlich, dass der Wohnstandort Borbeck
vor allem aufgrund der fehlenden Nahversorgungsangebote und der Randlage relativ
unattraktiv für die meisten Nachfragegrup-
45
pen sein dürfte. Derzeit geeignet erscheint
Borbeck als Wohnstandort für Paare mit Kindern und einem geringen bis mittleren Haushaltseinkommen (Typ b: Verweis fehlt). Hier
werden aus Kostengründen vor allem Doppelhaushälften oder Reihenhäuser mit kleinen
Grundstücken - auch in leicht Lärm belasteten
Lagen - nachgefragt. Für die Ansiedlung von
Familien der mittleren bis hohen Einkommensschichten (Typ a) bedarf es einer deutlichen
Aufwertung der Standortqualitäten und des
Stadtteilimages, wofür jedoch grundsätzlich
Potenziale bestehen. Für diese und vor allem
einkommensstarke Nachfrager (Typ c), die auf
eine funktionierende Nahversorgung tendenziell weniger Wert legen, fehlen derzeit jedoch
städtebaulich interessante Flächenangebote.
Standortpotenziale für neuen Wohnungsbau
In Borbeck können einige Wohnflächenpotenziale identifiziert werden, deren Umsetzbarkeit jedoch unterschiedlich eingeschätzt wird.
Interessant für einkommensstärkere Nachfragegruppen sind vor allem Standorte, die eine
besondere Wohnqualität entwickeln können.
Dies können größere Flächen sein, die eine eigenständige, sich von dem Umfeld abhebende
städtebauliche Qualität entwickeln oder
Standorte an besonders attraktiven Lagen (z.
B. Freiraumanbindung, Kanal). Im Folgenden
werden verschiedene potenzielle Standorte
untersucht.
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
Als Stärken des Wohnstandorts Borbecks können folgende Aspekte herausgestellt werden:
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
46
Haushaltstypen und Wohnungsnachfrage
47
Bei der Bestandsanalyse wurden mehrere
Nachverdichtungspotenziale im Bestand identifiziert [1]. Hierbei handelt es sich um Baulücken, eine Erschließung in zweiter Reihe oder
leer stehende Gebäude mit maroder Bausubstanz. Die Aktivierung dieser Standorte ist von
den Eigentümern abhängig und ohne deren
konkretes Interesse in der Regel unmöglich.
Insgesamt besteht ein Potenzial von maximal
50 - 60 bereits erschlossenen Grundstücken.
Die Fläche an der Ecke Einbleckstr./ Ripshorster Str. wird derzeit freigelegt. Hier könnten
10 - 20 Wohngrundstücke kurzfristig neu entstehen. In Verbindung mit dem angrenzenden
Altenheim bietet sich ein interessantes Potenzial für altengerechte Kleinwohnungen und
betreutes aber selbstständiges Wohnen für
Senioren. Bis auf die an das ehemalige Klärwerk angrenzenden Grundstücke bieten diese
Flächen jedoch keine besondere Lagequalität.
Umnutzung des „NEWAG-Geländes“ [2]
Das größte Baulandpotenzial besteht auf
dem direkt an das Plangebiet angrenzenden
„NEWAG-Gelände“ [2]. Hier bestehen konkrete Absichten der Stadt und des Grundstückseigentümers, das Bauland kurzfristig
zu erschließen. Voraussetzung ist die Verlagerung der Betriebsanlage auf einen anderen
Standort. Hier könnten 350 - 400 Wohngrundstücke entstehen. Aufgrund der Gebietsgröße
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
Nachverdichtungspotenziale [1]
Standortpotenziale
kann sich hier ein eigenständiges Quartier mit
neuen Qualitäten entwickeln. Städtebaulich
besteht zwar kein Zusammenhang zum Plangebiet. Bei einer Entwicklung dieser großen
Fläche sollte aber der Bedarf einer weiteren
Wohnbauflächenentwicklung innerhalb Borbecks erneut untersucht werden.
Geschosswohnungsbau Scheppmannstr. [3]
Der Geschosswohnungsbau an der Scheppmannstraße [3] zeigt bereits strukturelle
Leerstände. Vor dem Hintergrund verän-
derter Wohnpräferenzen erscheint eine Neubebauung sinnvoll. Hier ist beispielsweise ein
schrittweiser Neubau sowie eine Verdichtung
in Verbindung mit einer Grundsanierung des
Bestands vorstellbar. Insgesamt können an
dieser zentralen Fläche 60 - 70 neue Grundstücke entstehen. Dieser Standort bietet aufgrund seiner zentralen Lage und seiner Größe
ein Potenzial zur Qualitätsentwicklung für den
Stadtteil. Hier sind auch alternative Wohnkonzepte vorstellbar (genossenschaftl. Wohnprojekte, Generationen übergreifendes Wohnen,
Hausgruppen etc.). Eine städtebauliche Auf-
48
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
gabe besteht dabei in der stärkeren Fassung
des Straßenraums an der Einbleckstraße. Die
Fläche gehört nur einem Eigentümer, was die
Umsetzung erleichtert. Gespräche mit dem
Flächeneigentümer über die Zukunft des
Standorts stehen jedoch noch aus. (vgl. Abb.).
Kleingartenflächen [4, 5]
Diese Flächen bieten neben dem Standort
Scheppmannstraße. das größte Baulandpotenzial in Borbeck. Die Einzeleigentümerstruktur
und die baurechtliche Widmung der Flächen
machen eine Umsetzung jedoch schwierig
und langwierig. Wichtige Voraussetzungen
werden in einer aktiven Entwicklungsstrategie
und eventuell in der Bereitstellung alternativer
Kleingartenflächen gesehen.
Die Kleingartenflächen in Borbeck stellen aufgrund ihrer Lage auch interessante Wohnbauflächen dar. Auf der zentralen Kleingartenfläche [4] „Auf dem Horst“ besteht ein Potenzial
von 50 - 60 Einfamilienhausgrundstücken (vgl.
Abb.). Ähnlich der Fläche Scheppmannstraße
kann hier eine neue „Adresse“ im Grünen entstehen.
Ideenskizze Scheppmannstraße A
Ideenskizze Scheppmannstraße B
Durch die Umnutzung der Kleingartenflächen
am Kanalufer [5] können rund 30 - 40 kleine
Wohnbaugrundstücke entstehen, die eine
neue Standortqualität für Borbeck aufweisen. „Wohnen am Wasser“ wäre ein Alleinstellungsmerkmal des Standorts und könnte
- auch unter Berücksichtigung der Lärmimmissionen durch die A42 - Nachfragegruppen mit
höherem Einkommen ansprechen. Gleichzeitig könnte der Kanal durch eine Neubebauung
stärker in den Stadtteil einbezogen werden.
Die exponierte Lage am Stadtteilrand „bindet“
den Standort an ein städtebaulich und architektonisch ansprechendes Bebauungskonzept
(vgl. Abb. S. 49).
Ideenskizze Kleingartenfläche
Der südliche Teil des Gehölzgarten Ripshorst,
der durch die Sühlstraße vom restlichen Freiraum abgegrenzt wird, stellt direkt angrenzend
an den Siedlungsbereich die interessanteste
Möglichkeit der Stadtteilarrondierung in Borbeck dar. Hier bietet sich durch den angrenzenden Freiraum eine besondere Lagequalität.
Städtebaulich ist eine Bebauung des in Teilen
als Landschaftsschutzgebiets ausgewiesenen
Bereichs vorstellbar und aufgrund der Erschließungsmöglichkeiten sinnvoll. Aufgrund
des Landschaftsschutzes wird diese Entwicklung jedoch perspektivisch sehr schwierig.
Ideenskizze Wohnen am Kanal
Querschnitt Wohnen am Kanal
49
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
Arrondierung Sühlstr./ Gehölzgarten [6]
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
50
Gewerbestandort Linde/
Ripshorster Str. [7, 8]
Eine Umnutzung oder Aufgabe dieser Standorte ist mittelfristig nicht absehbar, könnte aber
aufgrund sich ändernder Marktbedingungen
jederzeit eintreten. Auch in der Zukunftswerkstatt wurde über die langfristige Perspektive
der Standorte diskutiert. Eine Umnutzung des
Gewerbestandorts an der Ripshorster Str. als
Wohnstandort erscheint dabei sowohl aufgrund der Nutzungsstruktur als auch aufgrund
der Lärmbelastung durch den Schienenverkehr
sehr unwahrscheinlich, obwohl sich durch die
direkte Anbindung an den Ruderalpark und
die gute ÖPNV-Erschließung ein interessanter
Standort entwickeln könnte. Auch eine Nachnutzung des Linde Geländes ist perspektivisch
nicht angedacht. Dennoch stellt dieser Standort ein interessantes Flächenpotenzial dar. Auf
beiden Standorten können sich aufgrund der
Größe eigenständige Quartiersqualitäten herausbilden.
Empfehlungen für die Rahmenplanung
Die Rahmenplanung hat einen Betrachtungshorizont von 10 - 15 Jahren. Für die Bewertung
der Wohnbaupotenziale bedeutet eine kurzfristige Umsetzbarkeit daher einen Zeitraum
von ca. 5 Jahren, mittelfristig von 5 - 10 Jahren und langfristig von 10 Jahren und mehr.
Es konnten keine Zahlen zur quantitativen
Nachfrage einfließen. Daher bezieht sich die
Einschätzung lediglich auf die baurechtliche
Umsetzungsperspektive.
Für die Rahmenplanung werden die Flächenpotenziale Nr. 6 bis 8 nicht weiterverfolgt (vgl.
Tabelle). Der Nachverdichtungsansatz [Nr. 1]
wird als kurzfristig umsetzbare Maßnahme
empfohlen. Insbesondere die Fläche an der
Ecke Einbleckstr./ Ripshorster Str. steht hier
kurzfristig im Fokus. Die Entwicklung des
„NEWAG-Geländes“ [Nr. 2] wird aufgrund der
vorhandenen Bestrebungen „nachrichtlich“
aufgenommen. Eine mittelfristige Umsetzung
stellt die Aktivierung größerer Flächenpotenziale innerhalb Borbecks in Frage. Die Auseinandersetzung mit dem Geschosswohnungsbau
an der Scheppmannstr. [Nr. 3] ist mittelfristig
notwendig. Für die Rahmenplanung wird neben der Notwendigkeit einer Bestandssanierung auch die Neubebauung weiterverfolgt.
Die Kleingartenflächen werden als mittel- bis
langfristiges Baulandpotenzial aufgefasst.
Die Umwandlung der Flächen am Kanalufer
bietet dabei eine besondere städtebauliche
Attraktivität, die auch einkommensstärkere
Nachfragegruppen anzieht und gleichzeitig
eine städtebauliche Einbeziehung des Kanals
ermöglich.
Standortpotenziale und Empfehlungen
51
Aufwertung ausgewählter
Straßenräume und Plätze
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
5.3
Die Aufwertung von Straßenräumen bietet für Borbeck ein wichtiges Potenzial zu
Strukturierung der städtebaulichen Situation
vor allem in Abschnitten mit Sprüngen und
Brüchen in der Bebauungsstruktur. Hierzu gehört auch die Herausarbeitung von
Eingangsbereichen sowohl zum Stadtteil
als auch zu den verschiedenen Quartieren.
Ein Schwerpunkt für die Rahmenplanung wird
in der Aufwertung der Einbleckstraße gesehen. Noch kaum herausgearbeitete Platzsituationen ergeben sich neben der funktionalen
Mitte vor allem an der Grundschule im Westen
und an der Scheppmannstraße im Osten.
„Trittsteine“ - Strukturierung
der Einbleckstraße
An der Einbleckstraße können die Entwicklung Borbecks und die verschiedenen Bebauungsstile abgelesen werden. Gleichzeitig stellt
sie ein Scharnier zwischen den verschiedenen
Quartieren und Bauensembles dar. Ein Potenzial an der Einbleckstraße stellt die Inszenierung der spannenden Raumfolgen dar. Hierzu
bedarf es einerseits der Betonung bestimmter
Schnittpunkte („Trittsteine“). Anderseits können strukturierende Elemente Schwächen in
der angrenzenden Bebauung auffangen.
Strukturierung der Einbleckstraße
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
52
Eingangstor zum Kanal
Herausarbeitung der Mitte
Treffpunkt Grundschule/ Bunker
Im Norden ist die Gestaltung der derzeitigen
Eingangssituation noch unbefriedigend. Hier
bedarf es vor allem der Adressbildung im Bereich des Brückenübergangs (Torsituation).
Gleichzeitig bietet sich hier das Potenzial zur
stärkeren Anbindung des Parks am ehemaligen Klärwerk an, der eine fußläufige Verbindung zum Gehölzgarten Ripshorst darstellt.
Die Qualität des Kanals und die Parkanbindung können derzeit kaum abgelesen werden
Gestaltungsvarianten für die Mitte wurden
bereits diskutiert (vgl. Kap. 5.1).
Die Grundschule bildet in Verbindung mit dem
Künstlerhaus einen Ankerpunkt im Stadtteil.
Auch der Bunker, der derzeit vor allem als Proberaum genutzt wird, stellt ein interessantes
Potenzial dar. Diese Qualitäten lassen sich
jedoch nicht in der Gestaltung des Raumes,
der überwiegend als Schulhof und Spielplatz
genutzt wird, ablesen. Der Bunker ist ebenso wie der direkt angrenzende Gehölzgarten
Ripshorst städtebaulich nicht integriert.
Eingangstor Ripshorster Str.
Auch im Übergang zur Ripshorster Straße
besteht derzeit eine unbefriedigende Situation. Insbesondere die im Osten angrenzende
Brachfläche und im Abriss befindliche Bebauung bietet das Potenzial für eine Neugestaltung und Fassung des Straßenraums.
Schnittstelle Scheppmannstr.
Aufwertung von Quartiersplätzen
Die Scheppmannstraße besitzt eine attraktive Alleebepflanzung. Im Übergang zur Einbleckstraße ergibt sich derzeit ein deutlicher
Sprung. Eine Aufwertung des Kreuzungsbereich durch die Fortführung der Begrünung
ergibt eine spannende Übergangssituation.
Die zurückgesetzte Bebauung der Scheppmannstraße lässt derzeit eine unbefriedigende Straßenraumsituation entstehen. Der
vorgelagerte Grünraum bildet weder Platz
noch Raumgrenze. Er sollte als Aufenthaltsraum umgestaltet werden und eine stärkere
Fassung der Einbleckstraße ermöglichen. Eine
attraktive Alternative bietet die Neubebauung
dieses Bereichs, die näher an die Einbleckstraße rücken könnte.
In der Bestandsanalyse wurden drei räumliche
Ansatzpunkte zur Aufwertung bzw. Neugestaltung von Stadtteil- bzw. Quartiersplätzen
identifiziert. Diese bieten jeweils auch ein hohes Potenzial zur Aufwertung der umgebenden
Bebauung und zur Stärkung von Wohnumfeldqualität und Identifikation mit dem Quartier.
Die Neugestaltung des Platzes vor dem derzeitigen Getränkemarkt wurde bereits diskutiert
(vgl. Kap. 5.1). Weitere Potenziale ergeben sich
im Westen im Bereich Grundschule/ Bunker
sowie im Osten im Bereich Scheppmannstraße.
Wesentliche Aufgabe ist hier die Öffnung des
Geländes durch eine Aufwertung der Fläche
im Bereich des Bunkers zu einem Platz/ Treffpunkt insbesondere für Jugendliche sowie die
Qualifizierung des Spielbereichs für Kinder.
Beides kann durch eine Verbindung zum Gehölzgarten Ripshorst attraktiviert werden.
„Pocketpark“ Scheppmannstr.
Die kleine Grünfläche an der Scheppmannstr./
Klaumer Bruch, im Zentrum der ehemaligen
Zechensiedlung, ist derzeit eine ungenutzte
Restfläche. Die kleine Fläche bietet ein großes
Potenzial als gestaltete Grünfläche und Treffpunkt in direkter Verbindung mit dem östlich
angrenzenden Spiel- und Bolzplatz aufgewertet zu werden.
Ideenskizze „Treffpunkt Grundschule“
Qualifizierung des
Freiraum- und Freizeitangebots
Die große Qualität Borbecks ist die Lage in
Mitten hochwertiger Grün- und Freiflächen.
Gleichzeitig finden sich interessante Grünund Freiräume innerhalb des Stadtteils. Diese
Qualitäten sind derzeit jedoch zumeist unsichtbar und ungenutzt. Ein zentrales Thema
ist die Öffnung und Verbindung - sowohl der
Grünflächen innerhalb Borbecks, als auch der
Zugänge zum umgebenden Freiraumangebot.
Öffnen und Vernetzen
Quartiersplätze
Ein großes Potenzial zur Schaffung einer durchgängigen fußläufigen Ost-West-Verbindung
im Grünen bietet sich zwischen den Ankerpunkten Schule/ Künstlerhaus/ Bunker, Mitte und Bezirkssportanlage. Ein wesentliches
Hindernis stellt derzeit die Kleingartenanlage
„Auf dem Horst“ dar. Die Öffnung der Fläche
ist aufgrund der angrenzenden Privatflächen
schwierig. Die Schaffung einer Wegeverbindung an dieser Stelle ist jedoch eine zentrale
Aufgabe für die Rahmenplanung. Damit wird
nicht nur eine Anbindung der Grundschule an
die Einbleckstr./ Mitte geschaffen, sondern
auch die Fragmentierung des Grünraums aufgebrochen.
Ein weiteres Maßnahmenfeld der Rahmenplanung ist die stärkere Öffnung der Bezirkssportanlage als Verbindungstor zum
53
angrenzenden Kanal. Die Anlage ist nicht
nur Sportplatz, sondern im Norden auch gestalteter Park. Aufgrund der Umzäunung tritt
dieses Potenzial derzeit nicht in Erscheinung.
Durch die Öffnung kann eine attraktive fußläufige Verbindung der Quartiere an der Ankerstraße mit der Scheppmannstraße erreicht
werden (vgl. Abb. S. 54).
Die Anbindung der umgebenden Freiräume
betrifft vor allem den Gehölzgarten im Westen sowie den Kanal im Norden. Diese besonderen Qualitäten Borbecks sind vor allem
unzureichend angebunden. Der Gehölzgarten
ist lediglich über die Sühlstr. bzw. den Park am
ehemaligen Klärwerk im Norden erreichbar.
Zwischen Karl-Peters-Str. und Gehölzgarten
kann die Verbindung über das Schulgelände /
Bunker in Verbindung mit der Umfeldaufwertung relativ einfach erfolgen. Zusammen mit
der Öffnung des Kleingartengeländes „Auf
dem Horst“ entsteht eine attraktive Anbindung des Gehölzgartens an den gesamten
Stadtteil.
Die Verbindung zum Kanal ist derzeit sehr unattraktiv. Hier stellt die fußläufige Anbindung
des Kanalufers eine zentrale Aufgabe dar. Wesentlich ist die Schaffung einer auch optisch
durchgängigen Fußwegeverbindung zum Kanal (z. B. Kaumer Bruch). Gleichzeitig ist eine
Neugestaltung der Treppenanlagen notwendig, da diese vor allem für gehbehinderte Personen kaum nutzbar sind (steil, schlechte Be-
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
5.4
54
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
festigung). Eine wichtige Rolle kann dabei die
stärkere Verknüpfung der Bezirkssportanlage
mit dem Kanalufer spielen.
Stadtteilpark an der Bezirkssportanlage
In Verbindung mit dem Kanal kann mit relativ
geringen Mitteln ein attraktiver Stadtteilpark
entstehen. Diese gestalterische Öffnung kann
mit einer funktionalen Erweiterung des Angebots einhergehen. Wassersportangebote sowie eine gastronomische Nutzung in Verbindung mit dem kanalbegleitenden Radweg sind
denkbar (vgl. Abb. S.55).
Treffpunkte für Jugendliche
Verbindung der Quartiere
Der Mangel an Jugendangeboten wurde im
Zukunftstreff und in der Haushaltsbefragung
hervorgehoben. In den Diskussionen wurde deutlich, dass vor allem Treffpunkte und
Räume für Jugendliche in Borbeck fehlen.
Aufgrund des erweiterten Aktionsradius von
Jugendlichen spielt das Quartier als Freizeitraum in der Regel eine untergeordnete Rolle,
dennoch suchen Jugendliche auch im Quartier
öffentliche Räume auf.
Der vorhandene Leerstand bei Ladenlokalen
und der Bunker in der Karl-Peters-Straße, der
bereits als Bandübungsraum genutzt wird,
bieten interessante Möglichkeiten z.B. für
selbständig organisierte Jugendtreffs. Diese
können ein Cafe, PC-Pool, Partyraum, Frei-
55
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
zeiträume o. ä. beinhalten. Auch der Außenraum des Bunkers kann zu einem Rückzugsraum für Jugendliche umgestaltet werden.
Beispielsweise kann die Außenfassade von Jugendlichen umgestaltet werden oder der Bereich um den Bunker von Jugendlichen selbst
aufgewertet werden.
Eine weiter Möglichkeit Treffpunkte für Jugendliche im öffentlichen Raum zu schaffen,
bietet einerseits eine Öffnung der Bezirkssportanlage zum Kanal mit Neugestaltung der
Treppenanlage. Andererseits kann eine Aufwertung der Mitte Borbecks dazu beitragen,
dass Jugendlichen ein neuer Treffpunkt zur
Verfügung steht, an dem sie sich inszenieren
und andere beobachten können.
Gestaltungsskizze Stadtteilpark
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
56
6
Rahmenplan und
Handlungsprogramm
Die Rahmenplanung beschäftigt sich im Kern
mit den städtebaulichen Entwicklungspotenzialen Borbecks. Aufgrund der hohen Grün- und
Freiraumqualität des Wohnstandorts wurde
das Leitthema „Borbeck- ein eigenständiger
Stadteil im Grünen“ formuliert. Die Aufgaben
für die Zukunft betreffen sowohl städtebaulichgestalterische als auch funktionale Aspekte (z.
B. Stärkung der Nahversorgung). Letztere sind
in der Rahmenplanung nicht abschließend diskutierbar. Maßnahmen des Rahmenplans können gewünschte funktionale Entwicklungen
aber flankieren.
Das Kapitel 5 hat die zentralen Themenfelder
der zukünftigen Entwicklung unter Berücksichtigung verschiedener Handlungsalternativen diskutiert. Im Folgenden werden die
relevanten Maßnahmen in Form eines Rahmenplans und eines Handlungsprogramms
zusammengefasst. Das Handlungsprogramm
stellt die zentralen Aufgaben textlich dar und
zeigt Prioritäten sowie Abhängigkeiten der
Maßnahmen von Rahmenbedingungen und
funktionalen Entwicklungen in Borbeck auf.
Die Maßnahmen der Rahmenplanung lassen
sich in zwei Zeitperspektiven gliedern, die
die Dringlichkeit und Umsetzbarkeit bei vorhandener Kooperationsbereitschaft privater
Akteure beschreiben. Die Rahmenplanung
betrachtet die Entwicklungsperspektive der
nächsten 10 bis 15 Jahre. Kurzfristige Maßnahmenvorschläge berücksichtigen einen Umsetzungszeitraum von ca. 5 Jahren. Mittel- bis
langfristige Maßnahmenvorschläge beschreiben perspektivisch anzustrebende Entwicklungsziele.
Kurzfristige Perspektive:
>> Vernetzung der inneren Grünbereiche
durch Öffnung vorhandener Barrieren
>> Anbindung von Gehölzgarten und Kanal durch attraktive Fußverbindungen
>> Gestalterische Aufwertung der ‚Mitte‘
>> Aufwertung bzw. Neuschaffung von Plätzen/ Treffpunkten im Bereich Grundschule/ Bunker und Scheppmannstr./ Kaumer
Bruch Gestaltung der Ortseingänge
>> Aktivierung der Nachverdichtungspotenziale für Wohnungsbau, insbesondere der
Fläche Ecke Einbleckstr./ Ripshorster Str.
>> Gestalterische Aufwertung von
Ripshorster Str./ Gewerbegebiet
>> Fassadensanierung im Gebäudebestand
>> Sanierung des Geschosswohnungsbaus an der Scheppmannstr. sowie
Aufwertung des Wohnumfelds, insbesondere im Bereich Einbleckstr.
>> Sperrung der Tunnestr. für LKW-Verkehr
Mittel- bis langfristige Perspektive:
>> Neubebauung der Fläche Geschosswohnungsbau Scheppmannstr.
>> Wohnen am Kanal - Umwandlung der
Kleingartenflächen zu Wohngrundstücken
>> Umwandlung der zentralen Kleingartenflächen „Auf dem Horst“
zu Wohngrundstücken
>> Entwicklung eines Stadtteilparks durch Erweiterung der Bezirkssportanalge zum Kanal
>> Gestalterische Aufwertung der Einbleckstr. und Herausbildung von „Trittsteinen“
>> Herausbildung eines Stadtteilzentrums im Bereich „Mitte“
Kostengünstige Maßnahmenbereiche:
Die Umsetzung der meisten Maßnahmen erfordert aufgrund der Besitzverhältnisse die
Kooperationsbereitschaft der privaten Eigentümer. Folgende Aufwertungsmaßnahmen
lassen sich relativ kostengünstig durch die
Stadt Oberhausen im eigenen Verantwortungsbereich realisieren:
>> Stärkere Öffnung von Bezirkssportanlage und Park zum Stadtteil und
Kanalufer (Entfernung des Zauns)
>> Öffnung des Geländes Grundschule/ Bunker zum Gehölzgarten
>> Öffnung und Aufwertung der
>>
>>
>>
>>
>>
>>
>>
>>
57
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
>>
Grünfläche Scheppmannstr.
Verbesserung der Fußwegeverbindung vom Stadtteil zum Kanal (z. B. Klaumer Bruch)
Verkehrsberuhigende Maßnahmen im Stadtteil
Unterbindung des Lkw-Durchgangsverkehrs und großräumige Lenkung zum
Gewerbegebiet Ripshorster Str. (Vermeidung von Durchgangsverkehr in Borbeck)
Konsequentere Sperrung der Tunnelstraße für Lkw-Verkehr
Koordination von temporären Angeboten (Bücherbus, Mobiler Kiosk,
Marktangebote an der Mitte)
Unterstützung und Vernetzung von lokalen Akteuren
Beratung bei der Entwicklung bürgerschaftlich getragener Angebote
(z.B. Nahversorgungsladen)
Anstoßen/ Unterstützen von Aufwertungsmaßnahmen an der Ripshorster Str.
(Gewerbegebiet) durch die Stadt Essen
Anstoßen/ Unterstützen einer Konzeptentwicklung zur Stärkung sozialer Kontrolle im „Ruderalpark“ durch die Stadt Essen
Kurzfristige Perspektive
Langfristige Perspektive
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Handlungsprogramm
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Handlungsprogramm
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7
Flankierende
Maßnahmen
Viele der genannten Maßnahmenvorschläge
beschäftigen sich mit privaten Grundstücken
bzw. mit öffentlichen Flächen im Besitz des
Bundes. Das betrifft vor allem die Bebauung und Öffnung des Kanals zum Stadtteil,
die Öffnung und Verknüpfung der inneren
Grün- und Freiflächenpotenziale, die Neugestaltung der Mitte sowie den Umbau der
Geschosswohnungen an der Scheppmannstr..
Die Eingriffsoptionen der Stadt Oberhausen
beschränken sich im Wesentlichen auf die
Anpassung der Bauleitplanung, die allerdings
weder verbindliche Auswirkungen auf den Bestand noch eine Umwandlungsverpflichtung
begründet.
Damit gewinnen Beratungsleistungen z.B. zur
Förderung der Wohnungsbausanierung und
zur Unterstützung bürgerschaftlichen Engagements eine wichtige Bedeutung für die
zukünftige Entwicklung Borbecks. Aufgrund
knapper Finanzmittel der öffentlichen Hand
spielt auch die Akquisition von Fördermitteln
für die Umsetzung bestimmter Maßnahmen
eine wichtige Rolle. Im Folgenden werden Hinweise für die Begleitung der weiteren Stadtteilentwicklung durch die Stadt Oberhausen
gegeben.
Unterstützung des bürgerschaftlichen Engagements
Das große Interesse der Bürger am „Zukunftstreff“ hat deren Verbundenheit mit dem Stadtteil unterstrichen. Hierin liegt ein großes Potenzial für die weitere Entwicklung Borbecks,
das durch die Stadt Oberhausen weiter gefördert werden sollte. Dabei spielen die Schaffung einer leicht zugänglichen „Plattform“ für
den Austausch von Ideen und die Vernetzung
von Stadtteilakteuren eine zentrale Rolle. Ein
professioneller Internetauftritt oder gar ein
von Bürgern getragener Stadtteiltreff bieten
hierfür optimale Voraussetzungen. Hier kann
die Stadt beraten und kleine Projekte finanziell unterstützen.
Die Rahmenbedingungen in Borbeck für die
Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes sind
schwierig. Die Diskussionen beim „Zukunftstreff“ haben einerseits den einschneidenden
Funktionsverlust der Mitte bestätigt. Anderseits bestand bei den Bürgern aber ein Interesse an der aktiven Beteiligung an einem
Nachbarschaftsladen/ Nahversorgungsladen.
Dieser kann die entstandene Versorgungslücke insbesondere für ältere Bewohner schließen und bietet das Potenzial für einen neuen
Treffpunkt im Stadtteil. Dieses Interesse sollte
von der Stadt aufgegriffen und in Form von
Informationsveranstaltungen zur Entwicklung
eines Nachbarschaftsladens sowie einer Umsetzungsbegleitung unterstützt werden. Mit
dem Kunsthaus Haven besteht vor Ort die
Möglichkeit, das vorhandene künstlerische
Potenzial zu nutzen und in die Neugestaltung
Borbecks einfließen zu lassen.
Aktivierung und Beratung der Grundstücks- und Gebäudebesitzer
Private Grundstücke und Gebäude bestimmen
das Stadtbild von Borbeck. Aufwertungsmaßnahmen hängen in starkem Maße von einer
Beteiligung der Eigentümer ab. Durch aktives
ansprechen und informieren kann eine Beteiligungsbereitschaft hergestellt werden. Themen hierfür sind:
>> die Aktivierung vorhandener Baulücken und Nachverdichtungspotenziale
>> die Fassadensanierung
>> die finanzielle Beteiligung an der Aufwertung des Wohnumfelds/ Straßenraums
>> die Sanierung des Wohnungsbestands und Schaffung eines zukunftsfähigen Wohnungsangebots (z. B.
altengerechte Kleinwohnungen)
>> die Öffnung von Einfriedungen und Bereitstellung von Wegerechten zur Herstellung attraktiver Wegeverbindungen
Borbeck liegt in direkter Grenzlage zur Stadt
Essen. Das angrenzende Gewerbegebiet an
der Ripshorster Str. stellt einen starken Konfliktpunkt für die Bewohner Borbecks dar.
Ripshorster Str. und insbesondere der Übergang zum Ruderalpark bilden Angsträume. Da
diese Flächen auf Essener Stadtgebiet liegen,
sollte sich die Stadt Oberhausen in die Planungen einbringen bzw. auf einen Planungsbedarf aktiv hinweisen. Wesentliches Ziel
sind hier die gestalterische Aufwertung der
Ripshorster Str. und der Einfriedungen der Gewerbebetriebe sowie die ordnungsrechtliche
Überwachung der Nutzungen.
Überprüfung von Förderprogrammen zur
finanziellen Unterstützung der Umsetzung
Eine zentrale Rolle für die heutige Stadtentwicklung spielen aufgrund knapper öffentlicher Haushalte öffentliche Fördermittel. Für
die beschriebenen Zukunftsaufgaben bieten
sich verschiedene Fördermitteltöpfe an, deren
Nutzung von der Stadt Oberhausen geprüft
und vorbereitet werden sollte. Im Folgenden
werden einige Anregungen gegeben:
Initiative Ergreifen NRW
Das Programm unterstützt Initiativen, die
bürgerschaftliches Engagement mit sozialen,
kulturellen, nachbarschaftlichen und städtebaulichen Anliegen verbinden. Ziel ist es
ungewöhnliche und anspruchsvolle Projekte
in überschaubarer Zeit zu realisieren, die zur
Verbesserung von Infrastruktur in Städten,
Stadtteilen und Siedlungen beitragen. Notwendig ist eine gesellschaftliche Initiative, die
für ihre Projekte auch eine wirtschaftlich tragfähige Perspektive entwickeln kann.
Dieses Programm ist vor allem für die funktionale Entwicklung der ‚Mitte‘ interessant
und kann bürgerschaftliches Engagement zur
Umsetzung eines Nachbarschaftsladens in
Verbindung mit einem Stadtteiltreff unterstützen.
„Stadt macht Platz - NRW macht Plätze“
Das Ministerium für Bauen und Verkehr des
Landes Nordrhein-Westfalen will mit dem
Modellvorhaben Anstöße für eine qualitätsorientierte Gestaltung und Nutzung des öffentlichen Raums geben. Im Mittelpunkt der
Förderung stehen innovative Ansätze, die
sich durch hochwertige Gestaltung, hohen
Gebrauchswert und gut durchdachte, zeitgemäße Verfahren für die Neu- oder Umplanung
von Plätzen auszeichnen.
63
Borbeck besitzt durch seine Insellage eine besondere Lagequalität. Die Neugestaltung der
Stadtteilplätze, insbesondere der Mitte entwickelt sowohl gestalterisch als auch funktional
eine besondere Bedeutung. In Verbindung mit
der Nutzung bürgerschaftlichen Engagements
und des Potenzials der im Kunsthaus Haven
ansässigen Künstler könnte ein innovativer
Prozess der Platzgestaltung initiiert werden.
Weitere Fördermittelpotenziale
Neben gestalterischen und funktionalen Problemlagen erfordern viele Förderprojekte den
Nachweis einer besonderen sozialen Problemlage (z. B. Sozialstruktur, Arbeitslosigkeit,
Ausländeranteil) sowie struktureller Leerstände und Missstände im baulichen Bereich, die
den Stadtteil negativ prägen. Obwohl einige
Handlungsfelder in Borbeck zu weiteren Förderprogrammen passen, weist der Stadtteil
anhand der vorliegenden Daten keine signifikanten sozialen Problemlagen auf, die
eine Fördermittelakquisition, z.B. im Bereich
„Städtebauförderung“, „Soziale Stadt“, „Städtebauliche Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen“ oder „Stadtumbau West“, begründen. Dennoch sollten diese Programme vor
dem Hintergrund der zukünftigen Bevölkerungsentwicklung im Blick behalten werden.
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
Interkommunale Abstimmung von Maßnahmen
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
64
Unterstützung privater Eigentümer
Für die Modernisierung und die Umgestaltung sowie die Neuschaffung von privatem
Wohnraum und Wohnumfeld bestehen über
Wohnraumförderung der NRW.Bank bzw. der
KfW-Förderbank verschiedene Fördermöglichkeiten. Wer das Gebäude oder die Wohnung modernisieren oder auch altengerecht
umbauen will, kann Einzelmaßnahmen, die
Durchführung eines Maßnahmenpaketes bis
hin zur komplexen Zielförderung auf ein bestimmtes energetisches Niveau gefördert bekommen. Darüber hinaus wird der Neubau energiesparender Gebäude sowie die Schaffung
von Wohneigentum (auch der Erwerb von
Anteilen an einer Wohnungsgenossenschaft)
gefördert. Hier kann die Stadt Oberhausen
Private informieren und unterstützen.
Kulturhauptstadt 2010
Die Kulturhauptstadt ist ein international
beachtetes Ereignis. Derzeit werden Projektanträge für die Aufnahme im gesamten Ruhrgebiet gesammelt und ausgewertet. Zum
derzeitigen Stand stellt die ‚Emscher-Insel‘ in
Verbindung mit der Aufwertung des RheinHerne-Kanals und der Emscher einen wichtigen Projektbaustein dar [noch unsicherer
Projektstand].
Hiervon kann auch die Stadtteilentwicklung
von Borbeck profitieren. Durch die Öffnung
des Stadtteils zum Kanal und die Inszenierung
des Kanalufers können Synergieeffekte entstehen. Hier sollte sich die Stadt als Motor in
die Projektentwicklung einschalten. Zudem
bieten sich das Kunsthaus Haven und das
Haus Ripshorst als Anlaufstellen für Besucher
an. Auch hier kann sich Borbeck durch Eigeninitiative und die Nutzung eigener Potenziale
(z. B. Künstlerhaus Haven) neu präsentieren.
Fazit und Ausblick
Der Stadtteil Borbeck wird von seiner Insellage inmitten attraktiver Grün- und Freiräume
geprägt. Zwar bestehen im Wohnungsbestand gestalterische Defizite, insbesondere
bei der Fassadengestaltung, gravierende Mängel treten jedoch nur punktuell auf. Auffällig
ist die Fragmentierung des Stadtteils. Es bestehen nur wenige prägnante städtebauliche
Beziehungen und zusammenhängende Strukturen. Diese Entwicklung lässt sich an der
Einbleckstr. ablesen. Vor allem die Grün- und
Freiraumpotenziale innerhalb Borbecks sind
aufgrund mangelnder Verknüpfungen kaum
herausgearbeitet.
Das Leitthema der Rahmenplanung lautet
„Borbeck - ein eigenständiger Stadtteil im
Grünen“. Die Rahmenplanung hat auf Basis
der Bestandsanalyse und der umfassenden
Bürgerbeteiligung städtebauliche Maßnahmen entwickelt, die die Potenziale und Qualitäten des Stadtteils als Wohnstandort im
Grünen herausarbeiten. Zentrale Themen
sind die Neugestaltung der Mitte an der Ecke
Einbleckstr./ Buschkämpen, die Gestaltung
von Quartiersplätzen im Bereich Scheppmannstr. und Grundschule/ Bunker sowie die
Schaffung durchgängiger Wegeverbindungen
zwischen den umgebenden Freiräumen und
dem Kanal sowie den Grün- und Freiflächen
innerhalb Borbecks. Durch die Aufwertung
der Einbleckstraße zu einer städtebaulichen
65
Achse wird dem Stadtteil Struktur gegeben.
Perspektivisch bietet sich mit der Anbindung
der Bezirkssportanlage ein Potenzial zur Entwicklung eines Stadtteilparks. Die Erschließung der Wohnbaupotenziale am Kanal können neue Wohnqualitäten in den Stadtteil
bringen.
Viele Maßnahmen erfordern neben finanziellen Investitionen vor allem die Entwicklungsbereitschaft der Eigentümer und das
Engagement der Bürger vor Ort. Auffällig ist
das stark ausgeprägte Nachbarschafts- und
Gemeinschaftsgefühl der „Borbecker“, das
sich neben den vielfältigen Äußerungen während des Zukunftstreffs auch in der überaus
hohen und positiven Beteiligungsbereitschaft
abgezeichnet hat. Hier bietet sich das große
Potenzial auch die funktionalen Probleme bei
der Nahversorgung zu lösen und institutionalisierte Treffpunkte zu entwickeln. Insbesondere die Jugendlichen sollten in Borbeck
zur Mitgestaltung von Treffpunkten angeregt
werden.
Ohne das Engagement und die Unterstützung
der Bürger vor Ort ist die Umsetzung vieler
Maßnahmen und damit die langfristige Sicherung der Eigenständigkeit des Stadtteils kaum
möglich. Die Stadt Oberhausen sollte das
vorhandene Potenzial aufgreifen, Initiativen
vernetzen und bündeln sowie aktive Umsetzungshilfe bieten.
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
8
Rahmenplanung Oberhausen Borbeck
66
Literaturverzeichnis
DSSW 2007 - Deutsches Seminar für Städtebau und Wirtschaft im Deutschen verband
für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e.V. (2007): Nahversorgung als Basis
der Zentrenbildung. Aktuelle Modelle, Strategien und Konzepte gegen wegbrechende Handels- und Dienstleistungsnutzungen. DSSWSchriften 56, Berlin.
IfS 2006: Wohnen in Oberhausen. Institut
für Stadtforschung und Strukturpolitik (IfS).
Oberhausen, o.V.
ILS NRW 2004: Kids im Quartier. Altersbedingte Ansprüche von Kindern und Jugendlichen an ihre Stadt- und Wohnquartiere. ILS
NRW Schriften 197, Dortmund. ILS NRW Eigenverlag.
Stadt Oberhausen 2006: Oberhausener Bevölkerungsprognose 2006 bis 2020. Teil B –
Ergebnisse für die Oberhausener Sozialräume.
Oberhausen, Eigenverlag Bereich Statistik und
Wahlen