Die lebensgroßen Wachsfiguren der Kinder

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Die lebensgroßen Wachsfiguren der Kinder
KultGeP ­ Vorträge und Forschungen 1 (2015)
Carsten Dilba
Die lebensgroßen Wachsfiguren der Kinder Sophie Dorotheas und Friedrich Wilhelms I. in Preußen
Abstract
Im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts wurden von den vier jung verstorbenen Kindern Sophie Dorotheas und Friedrich Wilhelms I. in Preußen lebensgroße Wachsfiguren gefertigt. Sie zeigten die Verstorbenen äußerst lebensnah, zum Teil in die von ihnen getragene Kinderkleidung gewandet. Die Präsentation in Prunkvitrinen und die Zurschaustellung ihrer Insignien und Würdezeichen wies auf die ihnen zukommende – und nicht eingelöste – Rolle als Thronfolger bzw. ihren Stand als Kinder des preußischen Kronprinzenpaares hin. Sie sind nicht allein 'Memorialbilder' oder Ausdruck individueller Trauer, vielmehr entstanden die Figuren in einer Zeit großer Sorge um den Fortbestand der Dynastie. Die von Sophie Dorothea in Auftrag gegebenen Bildnisse waren beweiskräftiges Zeugnis ihrer Gebärfähigkeit und sollten Zweifel am Fortbestehen der direkten Linie des preußischen Königshauses entkräften. Sie sind nicht ohne Präzedenzfall: Schon Ende des 17. Jahrhunderts hatte es vergleichbare Figuren in Brandenburg­Preußen gegeben.
Einleitung
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Zu den bemerkenswertesten Kunstzeugnissen des preußischen Hofes aus dem frühen 18. Jahrhundert gehören die lebensgroßen Wachsfiguren der vier verstorbenen Kinder Sophie Dorotheas (1687­1757) und Friedrich Wilhelms (I.) (1688­1740): die Bildnisse des ältesten Sohnes Friedrich Ludwig (1707­1708), ihres zweitältesten Sohnes Friedrich Wilhelm (1710­1711), ihrer zweiten Tochter Charlotte Albertine (1713­1714) und des achten Kindes namens Ludwig Karl Wilhelm (1717­1719). Sie sind bis auf Fragmente und Teile ihrer Bekleidung verloren gegangen.1
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Im Folgenden soll versucht werden, den Kontext ihrer Entstehung genauer zu fassen und ihre Funktion eingehender zu beleuchten. Die Kinderbildnisse sind durch die überblicksartigen, zwischen 1878 und 1930 erschienenen Führer des Hohenzollern­Museums bekannt und wurden in Publikationen mit breiter angelegtem Fokus, unter anderem zur Wachsbildnerei in Preußen, berücksichtigt; eingehendere Untersuchungen fehlen jedoch.2 Einzige Ausnahme bildet der 1911 im Hohenzollern­Jahrbuch erschienene Die Wachsfragmente lagern im Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen Berlin – PK, Schloss Köpenick, die Kleidungsstücke befinden sich in der Obhut der SPSG. Für Hinweise und Kommentare danke ich Susanne Evers, Alfred Hagemann, Jürgen Luh und Franziska Windt, SPSG, sowie Michaela Rosbach, Berlin, für die Informationen zur Technik und Restaurierung der Wachsfiguren.
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Vgl. Julius von Schlosser: Geschichte der Porträtbildnerei in Wachs. Ein Versuch, in: Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses 29 (1910/11), 171­258. – Walter Holzhausen / Erna von Watzdorf: Brandenburgisch­sächsische Wachsplastik des XVI. Jahrhunderts. Studien aus den Kunstkammern in Berlin und Dresden, in: Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen 52 (1931), 235­257. – Susann Waldmann: Die lebensgroße Wachsfigur. Eine Studie zu Funktion und Bedeutung der keroplastischen Porträtfigur vom Spätmittelalter bis zum 18. Jahrhundert (= Schriften aus dem Institut für Kunstgeschichte der Universität München 49), München 1990. – Michaela Völkel: Könige als Kuriositäten. Monarchen und ihre Effigies als Objekt der Schaulust 1660­1860, in: Stephanie Hahn / Michael H. Sprenger (Hg.): Herrschaft – Architektur – Raum. Festschrift für Ulrich Schütte zum 60. Geburtstag (= 2
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Aufsatz Paul Seidels zu den Kinderbildnissen Friedrichs des Großen und seiner Brüder, der jedoch primär auf Werke der Tafelmalerei fokussiert und die Wachsfiguren nur en passant erwähnt.3 Gleichwohl wurde die Wahrnehmung der Kinderbildnisse aus Wachs bis in jüngste Zeit primär durch Seidels Aufsatz geprägt, bildete er doch vier Figuren der verstorbenen Kinder in einer Zusammenschau ab und autorisierte die auf Friedrich Nicolai (1733­1811) zurückgehende, aber kaum haltbare Zuschreibungen der Werke an den Wachsbossierer Wilhelm Kolm.
Frühe Beschreibungen der Kinderfiguren
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Friedrich Nicolai erwähnt die Figuren der vier Kinder in der ersten, 1769 erschienenen Auflage seiner "Beschreibung der Königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam" unter den Sehenswürdigkeiten der Kunstkammer des Berliner Schlosses, die nach Anmeldung besichtigt werden konnte. 4
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Ausführlicher wird die Beschreibung bei Leopold von Ledebur, dem letzten Vorsteher der Kunstkammer, aus dem Jahre 1833: "Von ältern Geschwistern Friedrichs des Großen sind einige liebliche Wachsbilder hier. Erstens von dem Prinzen Friedrich Ludwig v. Oranien […] eine Figur in Lebensgröße, die bald nach dem Tode des Prinzen auf die Kunstkammer gegeben wurde. Nackend sitzt das Kind auf einem rothen Sammetkissen, hält in der rechten Hand eine Königskrone und das Köpfchen mit einem Lorbeerkranze geschmückt. Es befindet sich in einem architektonisch reich verzierten und vergoldeten Glasschranke, über welchem das Oranische Wappen zu sehen ist. Eine andere Darstellung des Prinzen ward von der damals noch lebenden Mutter, der verwitweten Königin Sophie Dorothea, am 22. April 1743 hierher gegeben. Auf einem mit goldenen Borten und Quasten gezierten Sammetkissen sitzt das liebliche Kind; den nackten Leib umhüllt ein rother Sammet­Mantel, worauf der Stern des schwarzen Adler­Ordens zu sehen ist. Ein schwarzes Barret mit weißen Straußenfedern ziert das Köpfchen."5 (Abb. 1)
Schriften zur Residenzkultur 4), Berlin 2008, 293­313. – Marthe Kretzschmar: Herrscherbilder aus Wachs. Lebensgroße Porträts politischer Machthaber in der Frühen Neuzeit, Berlin 2014, 79, 96 f.
Vgl. Paul Seidel: Die Kinderbildnisse Friedrichs des Großen und seiner Brüder, in: Hohenzollern­Jahrbuch 15 (1911), 20­35, hier: 21­23.
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Vgl. Friedrich Nicolai: Beschreibung der Königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam und aller daselbst befindlicher Merkwürdigkeiten. Nebst einem Anhange, enthaltend die Leben aller Künstler, die seit Churfürst Friedrich Wilhelms des Großen Zeiten in Berlin gelebet haben, oder deren Kunstwerke daselbst befindlich sind, Berlin 1769, 344, 348 (Anmeldung bei Hofrat und Bibliothekar Stosch). – In der dritten, vollständig überarbeiteten Auflage seines Werks werden diese Ausführungen wörtlich übernommen, nur der Nachtrag, die Figuren seinen "sämmtlich von W. Kolm", hinzugefügt. Friedrich Nicolai: Beschreibung der Königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam, aller daselbst befindlichen Merkwürdigkeiten, und der umliegenden Gegend. Nebst einem Anhange, enthaltend die Leben aller Künstler, die seit Churfürst Friedrich Wilhelms des Großen Zeiten in Berlin gelebet haben, oder deren Kunstwerke daselbst befindlich sind, 3 Bde., 3. überarb. Aufl., Berlin 1786, Bd. 2, 796.
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Leopold von Ledebur: Wanderung durch die Königliche Kunstkammer Berlin mit besonderer Rücksicht auf Erinnerungen an das hohe Herrscherhaus, in: Allgemeines Archiv für die Geschichtskunde des Preußischen Staates 12 (1833), 313­314. – Vgl. Leopold von Ledebur: Leitfaden für die Königliche Kunstkammer und das Ethnographische Cabinet zu Berlin, Berlin 1844, 64. – Die zweite Figur wird im Inventar des 1877 gegründeten Hohenzollern­Museums in 5
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Abb. 1: Wachsfigur des Prinzen Friedrich Ludwig in Preußen (1707­1708). Foto: Hohenzollern­Jahrbuch 15 (1911)
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Ein diesem sehr ähnliches "bereits zur Zeit König Friedrichs I. auf die Kunstkammer gekommenes Wachsbild zeigt uns den zweiten Prinzen Friedrich Wilhelm […], so wie ein am 22. April 1743 abgeliefertes, welches den Prinzen stehend, in einem mit silbernen Schleifen besetzten und mit dem Sterne des schwarzen Adler­
Ordens geschmückten Carmoisin­Damas­Kleide darstellt."6 (Abb. 2) "Gleichzeitig mit diesem letztern sandte die verwittwete Königinn Mutter am 22. April 1743 auch das lebensgroße Wachsbild der früh verstorbenen Prinzessinn Sophia Charlotte Albertine […] ein. Sitzend auf einem rothen Kissen, mit leichtem Gewande Schloss Monbijou (SPSG, Hauptbuch des Hohenzollern­Museums, Bd. 2, Inv. Nr. HM 3260) und im seit 1885 aufgestellten Generalkatalog der Skulpturen in den königlich preußischen Kunstsammlungen beschrieben (SPSG, GK III, Bd. 2, Nr. 3872). Maße: 0,52 x 0,45 m. – Im Inventar des Hohenzollern­Museums wird ein "brauner, blaugefütterter Sammetumhang" erwähnt. Möglicherweise war das Rot in einem halben Jahrhundert zu einem Braun umgeschlagen.
Ledebur: Königliche Kunstkammer (wie Anm. 5), 314. – Die erste Figur wird im Inventar des Hohenzollern­Museums (SPSG, Hauptbuch des Hohenzollern­Museums, Bd. 2, Inv. Nr. HM 3261) und im GK III­Inventar beschrieben (SPSG, GK III, Bd. 2, Nr. 3874). Höhe 53 cm. – Der zweiten Figur ist weder eine Abbildung noch ein Inventareintrag zuzuordnen. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass es sich hierbei um die Figur des Prinzen Ludwig Karl Wilhelm handelt, vgl. Anm. 8.
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bekleidet, hält das liebliche Bild einen Papagai in der Hand." 7 (Abb. 3)
Abb. 2: Wachsfigur des Prinzen Friedrich Wilhelm in Preußen (1710­1711). Foto: Hohenzollern­Jahrbuch 15 (1911)
Ledebur: Königliche Kunstkammer (wie Anm. 5), 314. – Der Papagei saß entgegen dieser Beschreibung auf dem Knie. Die Figur wird im Inventar des Hohenzollern­Museums (SPSG, Hauptbuch des Hohenzollern­Museums, Bd. 2, Inv. Nr. HM 3262) und im GK III­Inventar beschrieben (SPSG, GK III, Bd. 2, Nr. 3873). Laut HM­Inventar waren Kissen und Turban aus Silberbrokat gefertigt, das Leinenhemd mit Spitzen besetzt. Höhe 50 cm. – Im Führer des Hohenzollern­
Museum von 1930 ist die Figur Charlotte Albertines ohne besagtes Hemd, sondern nur mit einem einfachen, um die Schulter gelegten Tuch abgebildet (Schloss Monbijou. Hohenzollernmuseum. Amtlicher Führer, 2. Aufl. Berlin 1930, Abb. 35).
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Abb. 3: Wachsfigur der Prinzessin Charlotte Albertine in Preußen (1713­1714). Foto: Hohenzollern­Jahrbuch 15 (1911)
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Ledebur zufolge gab es von den beiden Söhnen also jeweils zwei Bildnisse, die sich in ihrer Gestaltung deutlich unterschieden. Jeweils eines hatte man noch zu Lebzeiten des 1713 verstorbenen Großvaters Friedrich III./I., das heißt kurz nach dem Tod der beiden Prinzen, in der Kunstkammer aufgestellt. Erst 1743, also 30 Jahre nach dem Tod der Kinder, kamen auch die bei der Mutter aufbewahrten Bildnisse in die Kunstkammer, gemeinsam mit einer Figur der Tochter Charlotte Albertine, die dort offenbar noch nicht vertreten gewesen war.
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Und schließlich existierte noch eine Figur des jüngstverstorbenen Sohnes Ludwig Karl Wilhelm, die 1769 bei Nicolai, nicht aber bei Ledebur erwähnt wird (Abb. 4). Es ist nicht bekannt, ob sich dieses Bildnis bereits von Beginn an in der Kunstkammer oder doch zuerst bei der Mutter befand. Es handelte sich, folgt man dem Inventar des Hohenzollern­Museums, um eine: "Wachsfigur […] in natürlicher Größe, stehend auf rundem, vergoldetem Holzsockel." Sie trug ein heute noch erhaltenes "rotseidenes, silberbesetztes Kleid mit dem Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative­Commons­Lizenz Namensnennung­Keine kommerzielle Nutzung­Keine Bearbeitung (CC­BY­NC­ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: http://creativecommons.org/licenses/by­nc­nd/3.0/de
Stern zum Schwarzen Adlerorden, Unterkleider und gelbe Schuhe." 8 (Abb. 5) In ebendieser Kleidung erscheint der junge Prinz in einem Gemälde von Friedrich Wilhelm Weidemann (Abb. 6).9 Erhalten blieben zudem Strümpfe aus dunkelgrüner Seide, ein Unterhemd, zwei Halbunterröcke und die zur Befestigung an der Figurine an den Fersen ausgeschnittenen Schuhe aus weißem Oberleder und reichem Besatz mit roten Seidenbändchen, die auf dem Porträt des Prinzen dargestellt sind.10 Anscheinend wurden die Wachsfiguren in Kleidungsstücke gewandet, die die Kinder zu Lebzeiten getragen hatten.
Abb. 4: Wachsfigur des Prinzen Ludwig Karl Wilhelm in Preußen (1717­1719). Foto: Hohenzollern­Jahrbuch 15 (1911)
SPSG, Hauptbuch des Hohenzollern­Museums, Bd. 2, Inv. Nr. HM 3263. – Diese Figur wird auch im GK III­Inventar aufgeführt (SPSG, GK III, Bd. 2, Nr. 3875). Ohne Provenienzangabe. Höhe 49 cm. 8
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SPSG, Inv. Nr. GK I 2975. Öl auf Leinwand, 143 x 106 cm.
Zum erhaltenen Kleid und den weiteren genannten Kleidungsstücken und Schuhen vgl. Ausstellungskatalog Das Edikt von Potsdam 1685. Die französische Einwanderung in Brandenburg­Preußen und ihre Auswirkungen auf Kunst, Kultur und Wissenschaft, hg. von der Generaldirektion der Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam­Sanssouci, Ausstellung, Potsdam, 24. August bis 10. November 1985, Potsdam 1985, 92, Kat. Nr. 174, 97 f., Kat. Nr. 182­186. – Ausstellungskatalog Textile Kostbarkeiten – in Sanssouci bewahrt, hg. von der Generaldirektion der Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam­Sanssouci, Ausstellung, Potsdam, 11. September bis 7. November 1993, Potsdam 1993, 51­53, Kat. Nr. 16­21. – Susanne Evers: Seiden in den preußischen Schlössern. Ausstattungstextilien und Posamente unter Friedrich II. (1740­1786), hg. vom Generaldirektor der SPSG (= Bestandskataloge der Kunstsammlungen, Angewandte Kunst, Textilien), Berlin 2014, 474­478, Kat. Nr. 34 (SPSG, Inv. Nr. IX 1367)
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Abb. 5: Kinderkleid des Prinzen Ludwig Karl Wilhelm in Preußen (1717­1719) mit Posamentenbesatz, Damast, Seide, Silbergespinst. SPSG, Inv. Nr. IX 1367. SPSG, DIZ/Fotothek, Wolfgang Pfauder, 2015
Abb. 6: Friedrich Wilhelm Weidemann, Prinz Ludwig Karl Wilhelm von Preußen als Kind (1717­1719), Öl auf Leinwand, 143 x 106 cm, SPSG, Inv. Nr. GK I 2975. SPSG, DIZ/Fotothek, Daniel Lindner, 2009
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Die Präsentation der unbekleideten Figur des erstgeborenen Sohnes Friedrich Ludwig erfolgte nach Ledebur in einem vergoldeten Glasschrank mit reicher Verzierung, über dem das Wappen von Oranien prangte. Für das bekleidete Bildnis Friedrich Ludwigs nennt das Inventar des Hohenzollern­Museums eine Glasvitrine mit tischförmigem Unterteil, dessen vier Füße in Kinderfiguren endeten, die Lorbeergirlanden hielten (Abb. 7). 11 Die vier Seiten des Kastens, in dem das Wachsbildnis ausgestellt war, bestanden aus Glas. Den oberen Abschluss bildeten "reiche Verzierungen und eine Krone". In diesem möglicherweise auf Andreas Schlüter zurückzuführenden Prunkvitrinenschrank wird das Bildnis Friedrich Ludwigs schon zu der Zeit präsentiert worden sein, als es sich noch bei seiner Mutter befand. 12 Offensichtlich wurden die Kinderfiguren in ihren Prunkvitrinen einem weiter gefassten Personenkreis als Schauobjekte präsentiert: Die Kunstkammer im Berliner Schloss war dem angemeldeten Besucher frei zugänglich, Schloss Monbijou diente Sophie Dorothea als Sommerresidenz und Ort von Empfängen und Festlichkeiten.13
Der Prunkvitrinenschrank trägt die Inventarnummer HM 3259 im Hauptbuch des Hohenzollern­Museums, Bd. 2. Maße des Unterbaus H. 0,80 x B. 1,01 x T. 0,87 m; H. des Glaskastens 1,68 m. Die spätere Vergoldung des Glaskastens wurde 1934 wieder entfernt. – Abbildung bei Thomas Kemper: Schloss Monbijou. Von der königlichen Residenz zum Hohenzollern­Museum, Berlin 2005, 177, Abb. 165. – Das Hohenzollern­Museum im K. Schlosse Monbijou, Berlin 1878, Taf. VI. Hier wird die Figur fälschlich als Kinderbildnis Friedrichs (II.) identifiziert.
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Die Zuschreibung "von Andreas Schlüter?" bei Kemper: Schloss Monbijou (wie Anm. 11), 177, und erstmals als auf einen Entwurf Schlüters zurückgehend im Führer des Hohenzollern­Museums von 1878 (wie Anm. 11), Taf. VI. Zumindest die Datierung des Prunkvitrinenschranks "um 1704" ist aufgrund des Todesdatums des Prinzen 1708 fragwürdig.
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Nicht auszuschließen ist, dass die Figuren in der Wohnung Sophie Dorotheas im Berliner Schloss, im ersten Stock des Lustgartenflügels, Aufstellung fanden.
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Abb. 7: Prunkvitrine mit der Wachsfigur des Prinzen Friedrich Ludwig von Preußen (1707­1708). Foto: Paul Seidel: Illustrierter Führer durch das Hohenzollern­Museum im Schlosse Monbijou, Berlin 1910
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Zumindest die zunächst bei ihr verbliebenen Figuren hatte Sophie Dorothea offenbar selbst in Auftrag gegeben. Einen diesbezüglichen Hinweis gibt eine Rechnung im Ausgabenbuch der Schatulle Sophie Dorotheas aus dem Jahr 1712: "Auff Ihre Königl. Hoheit der Chronprinzessinnen Befehl habe ich noch einmahl den verstorbenen prinz von uhraningen [i. e. Oranien] in wax possieren müssen, davor ist an Arbeit vor meine Person 200 Rthlr. Dubut Kgl. Bildthauer". 14 Demnach hatte der französische Bildhauer Charles Claude Dubut (1657/87­1742) die sitzende Figur des 1711 verstorbenen Prinzen Friedrich Wilhelm für die Ehemals Brandenburg­Preußisches Hausarchiv, Rep. 46, Nr. 20. a. 1712, Kriegsverlust. Dubut wurden 185 Rthlr. ausgezahlt. Vgl. Heinz Ladendorf: Der Bildhauer und Baumeister Andreas Schlüter. Beiträge zu seiner Biographie und zur Berliner Kunstgeschichte seiner Zeit (= Forschungen zur deutschen Kunstgeschichte 2), Berlin 1935, 78, Anm. 91. – Walter Stengel: Gips­, Wachs­ und Schatten­Bilder (= Quellen­Studien zur Berliner Kulturgeschichte), Berlin [1949], 15 f. Stengel überliefert den Text in einer Abschrift der zerstörten Schatullrechnungen Sophie Dorotheas. GStA PK, VI. HA, Nl Stengel, Nr. 13, o. S., Nr. 58.
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Kunstkammer angefertigt und wurde nun von Sophie Dorothea mit einem zweiten Bildwerk beauftragt. Mit einiger Wahrscheinlichkeit können Dubut alle drei Wachsbildnisse der Kinder Friedrich Ludwig, Friedrich Wilhelm und Charlotte Albertine zugeschrieben werden.15 Das Bildnis des jüngsten, 1719 verstorbenen Sohnes Ludwig Karl Wilhelm unterscheidet sich als stehende Figur auf einem hölzernen, vergoldeten Rundsockel in der künstlerischen Auffassung deutlich von den auf Kissen gelagerten älteren Geschwistern und wird von anderer Hand gefertigt worden sein.16 Dubut war bereits 1716 dem Ruf des bayerischen Kurfürsten Maximilian II. Emanuel nach München gefolgt und dort zum Hofbildhauer ernannt worden.
Die Technik
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Den erhaltenen Fragmenten der Figuren ist die äußerst lebensechte Gestaltung des Gesichts, der Gliedmaßen und des Rumpfes gemeinsam (Abb. 8). Der Verismus dieser Keroplastiken lässt an Körperabformungen, ähnlich den auch im preußischen Königshaus überlieferten Toten­ und Lebendmasken sowie Abformungen der Hände denken.17
Vgl. Christian Theuerkauff: Ein unbekanntes Bildnis Friedrichs III./I. von Brandenburg­Preußen und der Wachsbossierer Johann von (der) Kolm, in: Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft 34 (1980), 100­119, hier: 116. – Ders. in: Die Brandenburgisch­Preußische Kunstkammer. Eine Auswahl aus den alten Beständen, Berlin 1981, 151­152. – Allgemeines Künstlerlexikon. Die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Bd. 30, Berlin u.a. 2001, S. 132. – Nicht haltbar ist die auf Nicolai zurückgehende Zuschreibung aller Figuren an Wilhelm Kolm, so z.B. im Inventar des Hohenzollern­Museums und dem GK III­Inventar und zuletzt noch bei Kretzschmar: Herrscherbilder aus Wachs (wie Anm. 2), 96­97, Anm. 360.
15
Im Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen Berlin – PK, Schloss Köpenick, haben sich von dieser Figur größere Partien des Rumpfes und der Beine, Teile des Kopfes und eines Arms sowie der Rundsockel erhalten. In dessen metallener Standfläche sind Vertiefungen und Löcher zur Befestigung der Füße eingearbeitet.
16
Dem Großen Kurfürsten wurden vom Hofbildhauer Johann Christoph Döbel (1640­1705) Lebendmaske und Handabformungen abgenommen, die Daniel Chodowiecki 1796 einer Sitzfigur anfügte; die Gesichtsabformung Friedrichs III./I. war einer Sitzfigur aufgepasst; die Totenmaske Friedrichs II. von Johannes Eckstein verwendete man u.a. für eine Büste des Königs.
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Abb. 8: Fragmente der Wachsfigur Friedrich Ludwigs in Preußen (1707­1708). Staatliche Museen zu Berlin – Kunstgewerbemuseum, Foto: Saturia Linke, 2015
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Eine genauere Betrachtung zeigt hingegen, dass es sich bei den der Figur Friedrich Ludwigs zuzuordnenden Fragmenten um einen dreischichtigen Wachsguss von ungewöhnlicher Dicke (ca. 1,5 cm) handelt.18 Üblich war in der zeitgenössischen Keroplastik aufgrund seiner Kostbarkeit eine eher dünnschichtige Verwendung des Materials. Die drei Gussschichten bestehen vermutlich aus der gleichen Bienenwachsmischung. 19 Die Körperteile (Kopf, Korpus, Arme und Beine) sind einzeln gegossen und mittels Wärme zusammengesetzt, Arme und Beine zusätzlich durch Holzdübel mit dem Körper verbunden. Die Verfüllung mit Baumwollresten, Flachs und der genannten Wachsmischung sorgt für Stabilität. Auffällig ist die äußerst naturnahe Fassung: Als Wangenrot wurde rotes Trockenpigment in die Wachsoberfläche eingerieben, die Augenbrauen sind dezent mit einer wasserunlöslichen Tempera aufgesetzt. Letztere – vermutlich magere Ölfarbe – verwendete Für die folgenden Informationen zum technischen Befund danke ich Michaela Rosbach, Diplomrestauratorin für gefasste Holzoberflächen und Wachs.
18
"Oftmals bestehen die Mischungen aus folgenden Teilen: Bienenwachs ungebleicht mit Bienenwachs gebleicht 3:1, mit etwas Trockenpigmenten und Lärchenterpentin versetzt. – Allgemein ist bei Wachsfiguren aus der Zeit Mitte 17. bis Mitte 18. Jh. folgender Wachsaufbau zu finden: Die erste Gussschicht besteht meist aus gebleichtem Bienenwachs mit Trockenpigmenten, vermutlich unter Zugabe von etwas Lärchenterpentin, damit das Wachs geschmeidig zu verarbeiten ist und nach dem Aushärten eine stabilere Konsistenz erreicht. Das gebleichte Wachs wurde in der Regel nur bei wachssichtigen Inkarnattönen eingesetzt. Die zweite Gussschicht ist ungebleicht und besteht zumeist aus reinem Bienenwachs oder einer Mischung von Bienenwachsresten. Die Farbigkeit der zweiten Wachsschicht ist meistens bräunlich. Bei den Fragmenten der Figur Friedrich Ludwigs erscheint die gelblich­weiße Wachsmischung der drei Schichten identisch; vermutlich wurde Lärchenterpentin zur Aushärtung der Wachsmischung verwendet. Ungebleichtes Wachs war teuer und wurde sehr sparsam eingesetzt." (Freundl. Schreiben Dipl. Rest. Michaela Rosbach, v. 13.5.2015 und 19.5.2015). – Zur zeitgenössischen Technik des Wachsbossierens vgl. Johann Melchior Cröker: Der wohl anführende Mahler, welcher curiöse Liebhaber lehret, wie man sich zur Mahlerey zubereiten [...] solle, Jena 1736, 297­
372. – Die Ausführungen bei Johann Heinrich Zedler (Hg.): Großes vollständiges Universal­Lexicon aller Wissenschafften und Künste, Bd. 52, Leipzig 1747, Sp. 242­260, fußen auf Cröker.
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man auch für die farbige Fassung der Augen. Der Augapfel ist weiß, die Iris braungrün mit schwarzem Rand und schwarzer Pupille, die Lippen sind hellrot gefasst. Das zart rosa eingetönte Inkarnat ist einem Kind in entsprechendem Alter angemessen. Offenkundig sollte das Antlitz und die Erscheinung der Kinder so authentisch wie möglich festgehalten werden.
Funktion und Bedeutung
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Die außerordentliche Naturnähe der Figuren berührt die Frage, warum diese Wachsbildnisse der Kinder angefertigt wurden. Paul Seidel sieht als Ursache für deren Entstehung, "daß gerade der tief betrauerte Tod der früh verstorbenen Kinder Veranlassung gab, ihre Erscheinung wenigstens im Bilde festzuhalten […]". 20 Demnach stünden elterliche Liebe und der Wunsch, das Aussehen ihrer Kinder zu bewahren, hinter der Anfertigung dieser Wachsbildnisse. Diese Lesart wird gestärkt durch das Nachlassverzeichnis Sophie Dorotheas, das im Schloss Monbijou zwei Gemälde ihrer beiden ältesten Söhne und der jung verstorbenen Tochter Charlotte Albertine aufführt: "Der erste Prinz von Oranien, ein Kind in Lebensgröße" und "Der zweite Prinz von Oranien, ein Kind in Lebensgröße".21 Auch die zusammengebundenen blonden Haare, die dem Wachsbildnis des Prinzen Ludwig Karl Wilhelm beigelegt waren, und die offenkundig von den Kindern zu Lebzeiten getragene Kleidung, die den Wachspuppen übergezogen wurde, zeugen von einem reliquienartigen Charakter dieser Bildwerke.22
<13>
Vergleicht man die von Dubut gefertigten Wachsbildnisse der Kinder mit Gemälden des Hofmalers Antoine Pesne oder Friedrich Wilhelm Weidemanns, so offenbaren sich engste Übereinstimmungen in der Art der Darstellung. Wie in den Wachsbildnissen werden die Kinder in spielerisch­lebendiger Pose wiedergegeben und wirken in ihrer Staffage und Kleidung wie kleine Erwachsene, nur ist die Darstellung in den Gemälden "szenisch­allegorisch" erweitert. Dass in den Kinderdarstellungen auf feststehende Darstellungsmodi rekurriert wurde, zeigt das Kinderbildnis des Prinzen Friedrich Wilhelm im Gartenwagen 23 (Abb. 9) oder das Seidel: Kinderbildnisse (wie Anm. 3), 20. – Aus diesem Wunsch heraus entstanden wohl auch die in Schloss Rosenborg aufbewahrten Totenmasken der dänischen Prinzen und Prinzessinnen Frederik (1651­1652), Dorothea Juliane (1657­1658), Christian Wilhelm (1672­1673) und eines weiteren 1682 verstorbenen Kindes. Vgl. Jørgen Hein: Menneske maske majestæt. Kongelige portrætter i voks, Rosenborg 2000, 64, Kat. Nr. 26­29. – Auch das wesentlich später, um 1800, in Nürnberg unter Zuhilfenahme der Totenmaske gefertigte Totenbildnis eines dreijährigen Kindes aus eingefärbtem Wachs und mit applizierten echten Haaren ist in einen entsprechenden Kontext zu stellen. Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Depositum der Stadt Nürnberg, Archiv der Familie Behaim von Schwarzbach, Pl.O. 2874.
20
21
Zitiert nach Seidel: Kinderbildnisse (wie Anm. 3), 20 f., 24.
Hauptbuch des Hohenzollern­Museums, Bd. 2, Inv. Nr. HM 3263. – Vgl. Völkel: Könige als Kuriositäten (wie Anm. 2), 310­312.
22
Antoine Pesne, Prinz Friedrich Wilhelm in Preußen im Gartenwagen, Öl auf Leinwand, 140 x 110 cm, 1711. SPSG, Inv. Nr. GK I 3424. Ekhart Berckenhagen u.a.: Antoine Pesne, Berlin 1958, 138, Kat. Nr. 123b. Das Porträt entstand gleich nach dem Eintreffen des Prinzen in Berlin. – Vgl. auch das Bildnis des unbekleideten und auf einem Kissen sitzenden Friedrich Ludwig, gemalt von Friedrich Wilhelm Weidemann, Öl auf Leinwand, 140 x 105 cm. SPSG, GK I 23
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1711/12 von Pesne gefertigte Kinderbild Wilhelmines (1709­1758), der späteren Markgräfin von Brandenburg­Bayreuth.24
Abb. 9: Antoine Pesne, Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen im Gartenwagen, Öl auf Leinwand, 140 x 110 cm, SPSG, Inv. Nr. GK I 3424. SPSG, DIZ/Fotothek, Jörg P. Anders
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Das Porträt Wilhelmines nimmt in der Körperhaltung des Kindes mit angezogenen Beinen, angewinkeltem rechten Arm und der Wendung des Oberkörpers das Bildnis ihrer jüngeren, früh verstorbenen Schwester in Wachs vorweg. Nur lagert sie nicht auf einem purpurfarbenen Kissen, sondern auf einem Hermelinmantel gleicher Farbe: Lebende und verstorbene Geschwister werden in Malerei und Skulptur ganz ähnlich dargestellt. Auch auf dem Sarkophag des Prinzen Friedrich Ludwig in der Berliner Domgruft findet sich eine seinem Wachsbildnis vergleichbare Figur. Mehr liegend als sitzend stützt sich das unbekleidete Kind auf eine Kissenrolle (Abb. 10). Der große Adler am Fußende des Sargkastens und die Krone weisen auf die 2974. Abb. bei Seidel: Kinderbildnisse (wie Anm. 3), 23.
Antoine Pesne, Markgräfin Wilhelmine als Kind, Öl auf Leinwand, 135 x 104 cm, 1711/12. Bayreuth, Neues Schloss, Inv.­Nr. 455. Berckenhagen: Antoine Pesne (wie Anm. 23), 187, Kat. Nr. 333a. 24
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Rolle hin, die dem Prinzen zukommen sollte und die er – das zeigen lorbeerumkränzte Schädel – durch seinen frühen Tod nicht erfüllen konnte.25
Abb. 10: Sarkophag des Prinzen Friedrich Ludwig von Preußen (1707­1708) im Berliner Dom. Landesdenkmalamt Berlin
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Entsprechendes gilt auch für die Wachsbildnisse der Söhne. Sie sind sämtlich mit ihren Insignien ausgestattet, die auf ihre kommende – und nicht eingelöste – Rolle hinweisen. Die beiden nahezu identischen Sitzfiguren Friedrich Ludwigs und Friedrich Wilhelms zeigen die Kinder mit dem Band und Stern des Schwarzen Adlerordens, der von Friedrich III./I. anlässlich seiner erlangten Königswürde 1701 gestiftet worden war und den Hohenzollern­Prinzen mit ihrer Geburt verliehen wurde. 26 Auch das karmesinfarbene Damastkleid des Prinzen Ludwig Karl Wilhelm war ursprünglich mit diesem Orden geschmückt (vgl. Abb. 5). Die bei Ledebur genannte unbekleidete Figur Friedrich Ludwigs hielt die Königskrone in der Hand; seine Prunkvitrine zierte das oranische Wappen, da die beiden ältesten Söhne Sophie Dorotheas und Friedrich Wilhelms (I.) als Stammhalter und Thronfolger den Titel "Prinz von Oranien" führten.27 Laut Akten Johann von Bessers, Oberzeremonienmeister Friedrichs III./I. am brandenburgisch­preußischen Hof, in denen die Beisetzung Friedrich Ludwigs detailliert beschrieben ist, hatte der aufgebahrte Prinz "den Großen Preuß: Der aus Blei gefertigte und vergoldete Sarkophag wurde mehrfach mit Andreas Schlüter in Verbindung gebracht, seine Urheberschaft bleibt jedoch zweifelhaft. Vgl. Ladendorf: Andreas Schlüter (wie Anm. 14), 95. – Zuletzt Bernd Wolfgang Lindemann: Die Prunksärge für Sophie Charlotte und Friedrich I., in: Hans­Ulrich Kessler (Hg.): Ausstellungskatalog Andreas Schlüter und das barocke Berlin, Ausstellung, Berlin, Bode­Museum, Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, 4. April 2014 bis 13. Juli 2014, München 2014, 400­415, hier: 408­409, Abb. XXI.9. – Der Guss erfolgte 1708 durch den Erzgießer Johann Jacobi (1661­1726).
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26
Getragen wurde der Schwarze Adlerorden von den Prinzen erst nach ihrer Konfirmation.
Dieser Titel macht den Anspruch des Hauses Hohenzollern auf das Erbe der 1702 ausgestorbenen älteren Linie des Hauses Nassau­Oranien deutlich.
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Orden umb, und die Crone, so Er bey der Tauffe gehabt, aufs Haubt." 28
<16>
Dass die in der Kunstkammer ausgestellten Figuren der Mitglieder der brandenburgisch­preußischen Fürstenfamilie weit mehr waren als die Wachsfigurenkabinette späterer Zeit, die allein die Schaulust befriedigten, erweist das Beispiel der thronenden Figur Friedrichs III./I. Dieses kurz vor der Königskrönung entstandene "dreidimensionale Staatsporträt" zeigte den Herrscher in purpurfarbener Tuchkleidung, mit Hut und Degen (Abb. 11).29 Spätestens 1708 war die Figur in den neuen Räumen der Kunstkammer im Berliner Schloss aufgestellt. Es war dies ein äußerst lebensechtes Bild des Kurfürsten, das diesen selbst, aber auch das überpersönliche Amt repräsentierte. Man wurde "mit Respect gegen das Bild erfüllet […], so offt man dasselbe ins Gesichte bekommet."30 Das Wachsbildnis Friedrichs III./I. stellte seine Herrschaftsmacht und seinen Herrschaftsanspruch dar, die öffentlich repräsentiert und damit legitimiert werden mussten.
Zur Beisetzung Friedrich Ludwigs vgl. Johann von Besser: Schriften. Bd. 4: Ergänzende Texte. Memoriale, Bedencken, Projecte, hg. von Peter­Michael Hahn, bearb. von Vinzenz Czech und Holger Kürbis, Heidelberg 2010, 209­
219, hier zitiert: 214, vgl. auch 216: "mit dem schwartzen Adlers=Orden angethan, und mit einer Diamantenen Printzen=Krone zu seinem Haubte". Die Krone wurde später auf den nun verschlossenen Sarg gelegt, der Orden auf einem Kissen daneben präsentiert. Die Kleinodien wurden vor der Beisetzung wieder abgenommen.
28
Vgl. den Ende 1699 verfassten Bericht des russischen Gesandten Andrej Matveev, zitiert bei Fred Otten: Neue Quellen zu Datierung einer Wachsfigur Friedrichs I., in: Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft 42 (1988), 77­81, hier: 80. Demnach war die in einem Sessel sitzende Figur in einem nicht näher identifizierbaren Raum des Berliner Schlosses ausgestellt. Der Hut war ihr unter den Arm geklemmt. – Den englischen Hosenbandorden erwähnt erst Carl Christian Schramm: Neues Europäisches Historisches Reise­Lexicon […], Leipzig 1744, 48, nicht aber den Schwarzen Adlerorden, mit dem das Wachsbildnis frühestens 1701 ausgestattet worden sein kann; auch der Spazierstock ist nachträglich hinzugekommen. – Die Figur kam später in das Alte Museum in Berlin, von wo sie im Winter 1876/77 an das Hohenzollern­Museum überwiesen wurde. SPSG, Hauptbuch des Hohenzollern­Museums, Bd. 2, Inv. Nr. HM 2713 (SPSG, GK III, Bd. 2, Nr. 3724). Sie ist seit 1945 verschollen. Siehe auch Horst Bredekamp: Vom Wachskörper zur Goldkrone. Die Versprechung der Effigies, in: Preußen 1701. Eine europäische Geschichte, hg. vom Deutschen Historischen Museum und der SPSG, Bd. 2: Essays, Berlin 2001, 353­357, Abb. 1. – Kretzschmar: Herrscherbilder aus Wachs (wie Anm. 2), 61­63, Abb. 7. – Die Bezeichnung als "Staatsporträt" erstmals bei Wolfgang Brückner: Bildnis und Brauch. Studien zur Bildfunktion der Effigies, Berlin 1966, 136­137. – Zu solcherart lebensgroßen Herrscherfiguren zuletzt Kretzschmar: Herrscherbilder aus Wachs (wie Anm. 2). – Vgl. auch Waldmann: Wachsfigur (wie Anm. 2), bes. 76­103.
29
David Fassmann: Leben und Thaten des Allerdurchlauchtigsten und Großmächtigsten Königs von Preußen Friederici Wilhelmi. Biß auf gegenwärtige Zeit aufrichtig beschrieben, Bd. 1, Hamburg / Breslau 1735, 850.
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Abb. 11: Lebensgroße Sitzfigur Friedrichs III./I. SPSG, DIZ/Fotothek
<17>
Bei den wohl von Sophie Dorothea selbst in Auftrag gegebenen und finanzierten Wachsbildnissen ihrer verstorbenen Kinder handelt es sich also vermutlich nicht allein um "Erinnerungsbilder", die ihre Entstehung einer sentimentalen Mutter verdanken. Die vorrangige Aufgabe der Fürstin bestand in der Sicherung der genealogischen Sukzession. Für den Fortbestand der Dynastie war es existenzgefährdend, wollte sich keine männliche Nachkommenschaft einstellen oder verstarben mögliche Thronfolger bereits im Kindesalter.
<18>
Der Tod des Erstgeborenen Sophie Dorotheas und die wohl auch auf eine unglückliche Ehe mit Friedrich Wilhelm (I.) zurückzuführende körperliche und seelische Verfassung der Kronprinzessin31 ließen ernsthafte Zweifel daran aufkommen, dass aus dieser Verbindung noch ein Thronfolger hervorgehen werde. Teile der Hofgesellschaft um den Premierminister Graf von Wartenberg drängten den Kronprinzen zur Scheidung bzw. Von den Schwierigkeiten der Ehe – der Eifersucht und dem tyrannischen Wesen Friedrich Wilhelms, der sie der Untreue verdächtigte – legen die Briefe Sophie Dorotheas an ihren Gemahl beredtes Zeugnis ab. GStA PK, BPH, Rep. 46, T. 25. In Auszügen bei Hans Droysen: Aus den Briefen der Königin Sophie­Dorothea, in: Hohenzollern­Jahrbuch 17 (1913), 210­243. – Zum Beispiel heißt es in einem sechs Monate nach dem Tod ihres ersten Sohnes an Friedrich Wilhelm I. gerichteten Brief "[…] vous me parléz de séparation […]". GStA PK, BPH, Rep. 46, T. 25, vol. I, fol. 88r. 31
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bewegten den alternden König Friedrich III./I. zu einer erneuten Hochzeit, um selbst noch einen männlichen Erben zu zeugen. Tatsächlich heiratete Friedrich im November 1708, dem Todesjahr seines Enkels, im Alter von über 50 Jahren die erst 23­jährige Sophie Luise von Mecklenburg­Schwerin, ohne dass diese späte Ehe mit Nachwuchs gesegnet wurde.
<19>
In dieser Zeit großer Sorge um den Fortbestand der Dynastie und hohem auf der Kronprinzessin lastenden Legitimationsdruck – dem Mann wurde generell keine Zeugungsunfähigkeit unterstellt – entstanden die aus Wachs gefertigten lebensgroßen Bildnisse der vier verstorbenen Kinder. Es sind politisch­repräsentative Bildnisse, die – an geeigneter Stelle aufgestellt – demonstrieren, dass die Kurprinzessin gebärfähig ist, dass dem ersten Sohn ein zweiter gefolgt war, der die Thronfolge hätte antreten können, und zerstreuten damit aufkommende Zweifel am Fortbestehen der direkten Linie des preußischen Königshauses.32 Die Befürchtungen um den Bestand der Dynastie blieben unbegründet. Der dritte Sohn Sophie Dorotheas und Friedrich Wilhelms überlebte – mit ihm zehn weitere Geschwister, darunter drei Brüder – und trat als Friedrich II. die Nachfolge seines Vaters an. Sophie Dorothea schließlich übergab in ihrem 56. Lebensjahr, als Königinwitwe, den bei ihr verbliebenen Figurensatz an die Kunstkammer.
Die Vorgänger
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Die Wachsfiguren der verstorbenen Kinder Sophie Dorotheas und Friedrich Wilhelms I. haben in Preußen einen unmittelbaren Vorgänger. Nachdem aus der Ehe des Thronfolgers Friedrich (III./I.) mit der jung verstorbenen Elisabeth Henriette von Hessen­Kassel (1661­1683) als einziges Kind lediglich eine Tochter, Luise Dorothee (1680­1705), hervorgegangen war, bestand die vornehmliche Aufgabe der kurz nach dem Tod ihrer Vorgängerin mit dem Kurprinzen verheirateten Sophie Charlotte darin, einen Thronfolger zu gebären. Diese Aufgabe schien sie zur allgemeinen Erleichterung mit der Geburt ihres Sohnes Friedrich August am 26. September 1685 erfüllt zu haben, doch starb der Prinz bereits im Januar des folgenden Jahres. Im Sommer 1687 folgte die Totgeburt ihres zweiten Sohnes.
<21>
Vor diesem Hintergrund entstand das Kinderbildnis Friedrich Augusts "in sehr zartem Lebensalter" aus Wachs, mit Blumen in den Händen und auf einem Polster liegend, das in einem "mit vergoldetem Schnitzwerk reich geschmücktem Glasschranke" präsentiert wurde.33 Es gelangte Ledebur zufolge 1694 in die Kunstkammer. Das Inventar des Hohenzollern­Museums nennt wiederum zwei lebensgroße, seit 1945 Möglicherweise verdankt die Wachsfigur des Prinzen Ludwig Karl Wilhelm ihre Existenz der Tatsache, dass Zweifel bestanden, ob sein einziger älterer Bruder die Thronfolge würde antreten können.
32
Ledebur: Königliche Kunstkammer (wie Anm. 5), 301. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei dieser Wachsfigur, in der Ledebur den nachmaligen König Friedrich Wilhelm (1688­1740) verbildlicht sieht, um eines der beiden im Folgenden genannten Bildnisse des Kronprinzen Friedrich August.
33
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verschollene Figuren, die in ihrer Haltung und Präsentation unmittelbar an die rund zwanzig Jahre später entstandenen Wachsfiguren der beiden ältesten Söhne Sophie Dorotheas erinnern. Bei dem einen Bildwerk handelte es sich um eine "sitzende Kindergestalt in breiter Vorderansicht, die Beine nach links gestreckt, in losem, hellblauem Gewand. Um den Kopf [ein] Lorbeerkranz, auf dem rechten Knie [eine] kleine, bunte Krone von der rechten Hand gehalten, in der linken Hand Blumen", die auf rotem Plüsch in einem Holzkasten mit Glastür präsentiert wurde. Aufgehängt war dieser Kasten an einem vergoldeten Holzständer mit reich geschnitzten Füßen, die in von Vogelfängen gehaltenen Kugeln endeten, und zwischen denen Girlanden gespannt waren.34
<22>
Vermutlich ist diese Figur mit ihrer Vitrine in einer Aufnahme des "Kurfürstensaals" (Raum 42) im Hohenzollern­Museum aus dem Jahr 1878 zu erkennen und gut fünfzig Jahre später in einer Fotografie, die einen der im Berliner Schloss für die Ausstellung "Alt­Berlin" rekonstruierten Raum der Kunst­ und Naturalienkammer zeigt (Abb. 12).35 Die andere Figur hatte "die Beine nach vorn herunterhängend leicht angezogen, um die Hüften und die rechte Schulter [ein] loser grauer Seidenschal", auf dem Kopf ebenfalls ein Lorbeerkranz. In der rechten hielt sie eine Rose. Statt in einem Schaukasten wurde die Figur auf einem "roten mit Silberborte besetzten Plüschkissen, das wiederum auf einem viereckigen, rotmarmorierten Holzsockel ruht" und mit diesem durch einen Dorn fest verbunden war, präsentiert.36 Offensichtlich entstanden diese Figuren in einer ähnlichen Situation ungesicherter Herrschaftsnachfolge wie die späteren Wachsbildnisse der Kinder Sophie Dorotheas und dürften für diese vorbildlich gewesen sein.
SPSG, Hauptbuch des Hohenzollern­Museums, Bd. 2, Inv. Nr. HM 2740. Der vierte Band des GK III­Inventars mit der korrespondierenden Nr. 5976 ist nicht erhalten. Die Maße des Schaukastens betrugen 0,74 x 0,82 cm, dessen Vergoldung 1934 entfernt wurde. Die Figur ist laut Inventareintrag "angeblich im Jahre 1800" in die Kunstkammer gekommen. 34
Führer des Hohenzollern­Museums von 1878 (wie Anm. 11), Taf. II. – Wieder abgebildet bei Kemper: Schloss Monbijou (wie Anm. 11), 152, Abb. 134. – Brandenburgisch­Preußische Kunstkammer (wie Anm. 15), 29, Abb. 10. – Nicht vollständig auszuschließen ist, dass Ledebur diese Figur fälschlich als Bildnis Friedrich Ludwigs identifiziert (s. Anm. 5), in diesem Fall müsste er sich jedoch bei der Nennung einer Königskrone geirrt haben, auch ist ein von ihm erwähntes Oranisches Wappen vor 1702 nicht denkbar und fehlt auch der Vitrine des hier abgebildeten Kinderbildnisses.
35
SPSG, Hauptbuch des Hohenzollern­Museums, Bd. 2, Inv. Nr. HM 2741. – Die Figur wird auch im GK III­Inventar aufgeführt (SPSG, GK III, Bd. 3, Nr. 5378). Sockelgrundfläche 0,43 x 0,54 m, gesamte Höhe 0,61 m. – Eine dieser Figuren Friedrich Augusts befand sich in der Ausstellung des Hohenzollern­Museums in Raum 36 (König Friedrich I.). Vgl. Illustrierter Führer durch das Hohenzollern­Museum im Schlosse Monbijou, Berlin 1910, 81.
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Abb. 12: Berliner Schloss, rekonstruierter Raum der Kunst­ und Naturalienkammer mit der Wachsfigur eines Prinzen, Aufnahme 1930. SPSG, DIZ/Dokumentation
Schluss
<23>
Der Zweite Weltkrieg machte eine Auslagerung von Kunstwerken aus dem im Schloss Monbijou untergebrachten Hohenzollern­Museum notwendig. So wurden die Wachsfiguren in ausgepolsterte Kisten verpackt und in das Berliner Schloss transportiert, wo sie am 2. April 1943 "vorläufig zu Sommerfeld", das heißt in die im Schloss eingerichtete Restaurierungswerkstatt, kamen. Es handelte sich um die Figuren des Kurprinzen Friedrich August,37 des Prinzen Friedrich Wilhelm,38 der Prinzessin Charlotte Albertine39 und des Prinzen Ludwig Karl Wilhelm.40 Auch die sitzenden lebensgroßen Keroplastiken des Großen Kurfürsten, 37
Inv. Nr. HM 2741; SPSG, GK III 5378.
38
Inv. Nr. HM 3261; SPSG, GK III 3874.
39
Inv. Nr. HM 3262; SPSG, GK III 3873.
Inv. Nr. HM 3263; SPSG, GK III 3875. SPSG, Archiv, Akte 1/287. Laut maschinenschriftlichem Eintrag war ein Transport der Figur Ludwig Karl Wilhelms in seiner schlichten Vitrine aus Ebenholz (Inv. Nr. HM 3264) geplant, ein handschriftlicher Zusatz vermerkt jedoch, dass die Wachsfigur "unverpackt zu S[ommerfeld]" gebracht worden und in die offensichtlich zur Figur des Prinzen Friedrich Wilhelm gehörige Vitrine gestellt worden sei. 40
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König Friedrichs III./I. und Friedrichs II. brachte man eine Woche später in das Berliner Schloss, nicht aufgeführt ist hingegen die Wachsfigur des Prinzen Friedrich Ludwig. 41
<24>
Die weitgehende Zerstörung des Berliner Schlosses am 3. Februar 1945 zog auch die dort vermeintlich sicher untergebrachten Wachsfiguren in Mitleidenschaft. Nicht mehr im Detail nachvollziehbar sind die Wege, auf denen einige Kleidungsstücke der Figuren in die Obhut der Schlösserverwaltung Potsdam­
Sanssouci gelangten, während die Fragmente der Wachsfiguren ein fast vergessenes Dasein im Depot des Kunstgewerbemuseums im Schloss Köpenick fristeten. Erstmals nach über siebzig Jahren wurden ein aus den Bruchstücken rekonstruierter Kinderkopf und das zur Figur gehörige Kleid in der Ausstellung "FRAUENSACHE. Wie Brandenburg Preußen wurde" der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin­
Brandenburg wieder gezeigt. Sie erinnern an ein fast vergessenes Kapitel brandenburgisch­preußischer Kunstgeschichte.42
Autor
Dr. Carsten Dilba
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin­Brandenburg
Postfach 60 14 62
14414 Potsdam
[email protected]
41
Inv. Nr. HM 3260; SPSG, GK III 3872. Carsten Dilba: Die Fürstin als Mutter. Sicherung der Nachkommenschaft, in: Ausstellungskatalog Frauensache. Wie aus Brandenburg Preußen wurde, hg. von der Generaldirektion der SPSG, Dresden 2015, 190­199.
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