Vilnius 2014/15 (Germanistik)

Transcrição

Vilnius 2014/15 (Germanistik)
Erfahrungsbericht Auslandssemester
Litauen ( Vilnius)WS 2014
Vorbereitung:
Nachdem ich mich im Dezember 2013 für
verschiedene
Gasthochschulen
in
Europa
beworben habe, kam im Februar 2014 die Zusage
für Litauen. Mein ursprünglicher Plan war es
eigentlich in ein englischsprachiges Land zu gehen,
während Vilnius "nur" mein Drittwunsch war.
Allerdings bekam ich aus England und Irland vorerst
keine Zusage. Ich habe mich dann doch relativ
schnell damit abgefunden und angefangen mir
Informationen über das Land und die Leute zu
holen. 2 Wochen später bekam ich dann doch
noch die Zusagen für England und auch für Irland.
Die Entscheidung ist mir nicht ganz einfach gefallen,
aber ich habe mich im Endeffekt für Litauen
entschieden, mit dem Hintergedanken ein mir völlig
unbekanntes Land mit einer anderen Kultur
kennenzulernen. Vilnius ist erst seit 2014 eine
Partneruniversität der Uni Würzburg und somit gab
es keinerlei Erfahrungsberichte oder Informationen
von anderen Studenten. Auch im Internet lassen
sich nicht viele Infos über die KSU finden, da es eine
private und mit 700 Studenten eine sehr kleine
Hochschule ist. Somit bin ich ohne viele
Vorinformationen
in
mein
Auslandssemester
gestartet. Wohnungen über das Internet zu finden
erwies sich als fast unmöglich. Wie viel darf eine
Wohnung in einer Stadt wie Vilnius eigentlich
kosten? Oder auch Fragen wie: Ziehe ich in ein
Wohnheim, in dem ich mir ein 10 qm^2 Zimmer mit
einer anderen Person teilen muss? Wie sind die
öffentlichen Verkehrsmittel in der Stadt? Da ich mir
bei all dem nicht wirklich sicher war, habe ich
beschlossen mich vorerst in ein Hostel einzunisten
und mir dann vor Ort eine Wohnmöglichkeit zu
suchen.
Ankunft:
Am 20. August 2014 ging mein Flug von Frankfurt aus
mit Lufthansa nach Vilnius. Der Flughafen in Vilnius
gleicht eher einem Kleinstadt Bahnhof und man
wird direkt von Taxifahrern, die natürlich alle den
günstigsten Preis haben, abgefangen. Ich habe
mich allerdings für die günstigere Alternative, die
Fahrt mit dem öffentlichen Bus (einfach Fahrt 0.35€)
entschieden. Zu diesem Zeitpunkt hatte Litauen, mit
Litas, noch eine eigene Währung, die es in vielen
Produkten günstiger als in Deutschland machte.
Schon bei der 20-minütigen Fahrt in die Innenstadt
war mir klar, dass es die richtige Entscheidung war
mich für Vilnius entschieden zu haben. Außerhalb
der Innenstadt erinnert der Baustil und die Gegend
sehr an eine Region der ehemaligen Sowjetunion.
Die Altstadt dagegen, ist wunderschön hergerichtet
und renoviert. Mit vielen hellen und zarten Farben
sehen die alten Häuser sehr einladend und
freundlich aus. Ähnlich wie in Würzburg gibt es auch
in Vilnius eine Kirche neben der anderen. Direkt
nach der Ankunft im Hostel habe ich mich auf den
Weg gemacht die Stadt ein wenig zu Fuß zu
erkunden. Die Innenstadt ist sehr übersichtlich und
man ist eigentlich nicht auf Busse angewiesen.
Vor Ort wurde mir erst nochmal deutlich, wie klein
die Gastuni eigentlich wirklich ist. Auf der Suche
nach dem Gebäude konnte mir keine Person
sagen, wo die Uni liegt (die meisten Leute bestritten
sogar, dass es diese Uni überhaupt in Vilnius gibt).
Nachdem ich mir dann im Internet die genaue
Adresse rausgesucht habe wurde ich dann fündig.
Direkt neben einer russisch- orthodoxen Kirche
liegend findet man ein 3- stöckiges, ziemlich neues
Gebäude, das eher einem Wohnhaus als einer
Universität gleicht.
Studium an der Gastuni:
Das Wintersemester fängt in Litauen am 1.
September an und endet am 31. Januar. Die
Erasmuskurse fanden allerdings erst frühestens ab
der zweiten Semesterwoche statt. Die erste Woche
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haben wir mit Kennlernabenden und Ausflügen, mit
der Koordinatorin Ruta, verbracht. Die Stimmung
und der Umgang waren ab dem ersten Tag
unglaublich freundlich und hilfsbereit. Da es eine
sehr neue Universität ist gibt es noch nicht allzu viele
Erfahrungen mit Austauschstudenten und dem
Erasmusprogramm. Mit nur 15 internationalen
Studenten war die Gruppe sehr übersichtlich und
familiär ( 5 Spanier, 7 Türken, 1 Schweizer, 1 Slowake
und mit mir als einzige Deutsche). Gleich am ersten
Abend wurde ein Willkommens- Dinner in einem
litauischen Restaurant organisiert, bei dem die
Vorspeiseplatten,
mit
sämtlichen
nationalen
Kleinigkeiten, von der Uni übernommen wurden.
Das Interesse an uns als Austauschstudenten war
sehr groß. Es gab 4 Mentoren, die uns bei allen
Fragen und Problemen zur Seite standen. Mit fast
allen Dozenten und Professoren war man sofort per
Du.
Die Kurse gingen fast alle nur 6 Wochen und waren
unterschiedlich über das Semester verteilt. Die
Unterrichtssprache war Englisch und die Kurse
erinnerten mit maximal 15 Studenten eher an eine
Schule. Meiner Meinung nach war es schade, dass
die Erasmuskurse nicht mit den einheimischen
zusammen waren. Somit war es fast unmöglich mit
Litauern in Kontakt zu kommen. Das Sprachniveau
war sehr niedrig angesetzt. Der Unterricht an sich
war sehr verschult. Wöchentliche Referate und
Hausaufgaben,
sowie
konstante
und
teils
aufgeforderte verbale Mitarbeit waren völlig
normal. Viele Dozenten
haben
Wert auf
Präsentationen über unsere Herkunftsländer und
Kulturen gelegt. In Würzburg studiere ich
Grundschullehramt, was es als Fach an der KSU
allerdings nicht gibt. Ich bekam in diesem Semester
Einblicke in "Business Communication und Creative
Project Management", welche völlig neue und
Interessante Themenbereiche für mich darstellten.
Im
Dezember
waren
dann
für
alles
Erasmusstudenten schon die Abschlussprüfungen.
Unterbringung:
Nachdem ich die ersten zwei Wochen meines
Aufenthaltes in einem sehr schönen und
gemütlichen Hostel verbracht habe, bin ich dann
mit einem Erasmusstudenten aus Frankreich
zusammen in eine Wohnung gezogen. Wie schon im
Unterpunkt "Vorbereitung" beschrieben, stellte es
sich als alles andere als einfach heraus eine
Wohnung zu finden. Ohne Makler ist es so gut wie
unmöglich. Als Deutsche bzw. als Westeuropäer
generell wird man von den Maklerbüros schnell in
die Kategorie der "Reichen" gesteckt. Man kann
davon ausgehen, dass bei allen Wohnungen die
man
gezeigt
bekommt
bis
zu
100€
Ausländerzuschlag dazu kommt. Hierbei sollte man
sich wirklich mehrere Maklerbüros angucken, weil
teilweise Maklergebühren von 500€ pro Person dazu
kommen, was in keiner Relation steht. Mehr als 50€
pro Person sollte man nicht zahlen. Die
Nebenkosten schwanken zwischen den Sommerund den Wintermonaten enorm. Die Wohnungen
haben keine separierten Regler an den Heizungen.
Ende Oktober bzw. Anfang November werden die
Heizungen von der Stadt eingeschaltet und die
Temperatur wird extern geregelt. Somit hat man
keinerlei Einfluss auf die Höhe der Heizkosten. Die
meisten Vermieter können kein Englisch sondern nur
Russisch und Litauisch, was eine Kommunikation
ohne Makler eigentlich unmöglich macht. Nach 1,5
Wochen Wohnungssuche haben wir direkt in der
Altstadt eine Zwei- Zimmer- Wohnung für
umgerechnet 250€ kalt pro Person gefunden. Die
Wohnstandards sind deutlich unter den Deutschen,
aber man gewöhnt sich sehr schnell. Die
Lebenserhaltenskosten
sind
ähnlich
wie
in
Deutschland. Es lässt sich sehr günstig in nationalen
Restaurants essen (2-5€ für ein Hauptgericht), die
Lebensmittel im Supermarkt haben allerdings die
gleichen
Preise
wie
bei
uns.
Öffentliche
Verkehrsmittel sind deutlich günstiger. Taxis sollte
man nie direkt von der Straße nehmen, sondern
immer per Telefon ordern. Die Handytarife sind mit
7€ Internet- und Smsflat im Monat super günstig.
Alltag und Freizeit:
Dadurch, dass man nur 2-4 Kurse pro Woche an der
Uni hatte, gab es natürlich ausreichen Zeit für
andere Dinge. Vilnius selbst hat man in 2-3 Wochen
fast vollständig erkundet und somit bietet es sich an
die benachbarten Ländern zu besuchen. Das
Fernbusnetz ist sehr gut und preiswert ausgebaut.
Hostels gibt es in allen sehenswerten Städten ab 7€
pro Nacht im Mehrbettzimmer. Das Wetter erinnert
während den Sommer- und Herbstmonaten sehr an
Deutschland, allerdings können die Wintermonate
sehr unangenehm werden. Somit bietet es ich an
Städte- oder Strandtouren auf die Monate bis
Oktober zu legen. Auch mit Ryanair und Wizzair
kommt man schnell und günstig in andere
europäische Länder. Mit Basketball als Nationalsport
kommen eher deutsche Sportarten wie Fußball und
Handball eher kurz. Allerdings gibt es viele
Grünflächen die sich sehr gut zum Freizeit
verbringen anbieten. Öffentliches Internet muss
man nicht lange suchen, da es an jeder Ecke Cafés
mit W-LAN gibt, die auch oft und gerne von Litauern
selbst besucht werden. (Hier ist es vermutlich am
einfachsten in Kontakt mit Litauern zu kommen) Das
Alltagsleben in Vilnius ist im Großen und Ganzen
sehr ähnlich wie in Deutschland, wodurch man sich
sehr schnell zuhause fühlt. Das Nachtleben in Vilnius
hat eine sehr hohe Priorität. Nicht nur in den
zentralen Club- und Kneipenstraßen lässt es sich gut
und preiswert feiern. Dadurch, dass ich recht viel
Freizeit hatte, habe ich mir überlegt mir einen
Nebenjob zu suchen um die Reisekasse etwas zu
füllen. Von diesem Plan bin ich allerdings schnell
wieder abgekommen, da der durchschnittliche
Stundenlohn für Studenten bei ca. 2€ liegt.
Fazit:
Alles in allem kann ich nur sagen, dass mich das
Semester im Ausland sehr positiv geprägt hat. Ich
bin über meine Entscheidung nach Litauen zu
gehen mehr als zufrieden gewesen, da ich viele
neue und interessante Eindrücke von einer Kultur
bzw. einem Land, welches mir vorher völlig
unbekannt gewesen ist bekommen habe. Das
Studium in einer anderen Sprache mit Mitstudenten
aus ganz Europa war eine Erfahrung, die ich in
meinem Leben nicht missen möchte. Ich habe
einige Menschen getroffen, die mir in den letzten
Monaten sehr ans Herz gewachsen sind und die ich
gerne in ihren Heimatländern besuchen werde. Ich
kann jedem, der die nötige Offenheit für Neues hat,
nur
empfehlen
die
Möglichkeit
eines
Auslandssemesters wahrzunehmen und sich in den
Situationen, in denen man sich überlegt ob es
wirklich richtig gewesen ist ins Ausland zu gehen,
immer klarzumachen was man eigentlich für eine
super Chance bekommen hat.
Ich persönlich freue mich schon jetzt auf meine
nächste Reise ins nahe oder ferne Ausland.