FESI Pressemitteilung Federation of the European Sporting Goods
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FESI Pressemitteilung Federation of the European Sporting Goods
FESI Pressemitteilung Federation of the European Sporting Goods Industry www.fesi-sport.org 29.01.2013 Statement von Frank A. Dassler, FESI-Präsident Pressekonferenz zur ispo Munich 2013 29.01.2013 Sehr geehrte Damen und Herren, ich freue mich, dass wir uns heute wieder zur Hauptpressekonferenz der ispo Munich 2013 treffen. Die ispo ist nach wie vor das Branchentreffen der internationalen Sportartikelindustrie. Hier werden die Neuheiten vorgestellt, hier werden Produkte geordert, hier treffen Hersteller und Händler zusammen, und hier finden auch die Verbandstreffen unserer Industrie statt. Als FESI-Präsident danke ich der Messeleitung für die Einladung und möchte Ihnen unsere Branche darstellen und die wichtigsten Trends beleuchten. Auf folgende vier Aspekte in der Sportartikelindustrie möchte ich vertieft eingehen: - Die Sportartikelbranche war schon immer global tätig – sowohl auf Produktions- wie auch auf Absatzseite. Globalisierung ist also für uns kein Fremdwort, sondern seit Jahr und Tag gelebte Realität. Damit eröffnen sich Chancen aber auch Risiken weltweit. - Die Sportartikelindustrie ist innovationsgetrieben. Der Innovationsdruck kommt sowohl von den Sportlern und von den Konsumenten, die immer weiter, höher und schneller performen wollen, aber auch durch den Konkurrenzdruck innerhalb der Branche. - Das Konsumentenverhalten in Bezug auf Freizeitgestaltung, Kommunikation und Einkaufen hat sich fundamental geändert. Diesem geänderten und vor allem sich kontinuierlich ändernden Verhalten müssen wir aktiv begegnen – egal ob als Hersteller oder als Händler. Die Unternehmen, die die Konsumenten und seine Bedürfnisse nicht in den Mittelpunkt ihrer strategischen Ausrichtung setzen, werden über kurz oder lang nicht mehr wettbewerbsfähig sein. - Wer Sport treibt, bleibt länger gesund und kann Krankheiten vorbeugen. Das Thema „Gesundheit“ genießt weiterhin hohe Bedeutung. Auf Verbandsebene treiben wir dies weiter voran, und ich freue mich, dass die ispo dieses Jahr das „ispo Health Forum“ in der zweiten Ausgabe durchführt. Mein berufliches und privates Leben ist untrennbar mit der Sportartikelindustrie verbunden, und ich kann vollen Herzens sagen: Diese Branche ist immer wieder spannend, es macht Spaß hier zu arbeiten und sie hat ihre Besonderheiten. 1/7 Natürlich hat sich in den letzten Jahrzehnten einiges geändert: Sport ist präsenter im öffentlichen Leben, Sponsoring spielt eine enorm wichtige Rolle, die Konsumentenerwartung an Produkte und ihre Vermarktung entwickelt sich ständig weiter, und die Hersteller-Händler-Beziehung ist damals wie heute aktuell. 2012 Jahr war ein Superjahr des Sports: Olympische Spiele in London und zuvor die Fußball Europameisterschaft in Polen und in der Ukraine. Was mehr hätten wir als europäische Sportartikelhersteller erwarten können? Berichterstattung in Internet. Presse, Rundfunk und Fernsehen – rund um die Uhr. Sport war Gesprächsstoff in Beruf und Freizeit und über alle sozialen Schichten hinweg. Für uns, die europäischen Markenhersteller, sind es genau diese Sportevents, die die Bühne für unsere innovativen Produkte darstellen. Die Welt- und Olympiarekorde, die Medaillen, die vielen Emotionen und positiven Erfahrungen, nicht nur der Athleten, sondern vor allem der Fans und Sportinteressierten, sie prägen unsere Branche. Sie bringen Konsumenten in die Sportgeschäfte. Und es sind die Forschungs- und Marketinginvestitionen der Hersteller, die dem Sportfachhandel die Kunden in die Läden treiben und dort Umsätze generieren. Die FESI steht auch heute für das ein, wozu sie Anfang der 1960-er Jahre gegründet wurde: für einen freien Handel in Europa und in der Welt. Dieses uns verbindende Thema ist heute genau so aktuell wie damals, wie sich am Beispiel Anti-Dumping zeigt. Im gesamten Zeitraum der Anti-Dumping Maßnahmen der EU gegen Schuhe aus China und Vietnam haben wir uns als FESI entschieden gegen die Einführung der Strafzölle ausgesprochen und immer wieder auf deren Unrechtmäßigkeit gepocht. Die seit 2006 erhobenen Strafzölle summierten sich während der gesamten Laufzeit von 5 Jahren auf insgesamt über 1 Mrd. Euro. Der Europäische Gerichtshof hat letztes Jahr entschieden, dass die Strafzölle so nicht rechtens waren und ermöglicht es, dass Importeure unter bestimmten Bedingungen gezahlte Schutzzölle zurückfordern können. Das haben einige unserer Mitglieder auch schon erfolgreich durchgesetzt. Wenn ein Großteil der Absatzmärkte der europäischen Sportartikelhersteller in der ganzen Welt liegt, dann muss auch ein freier Handel in der Welt möglich sein. Ich kann es nur wiederholen: Die Sportartikelindustrie ist die Branche, die weltweit und über alle Branchen hinweg, die höchsten Zölle und Tarife bezahlt. Und der Protektionismus geht weiter: Aus europäischer Sicht sind handelshemmende Maßnahmen tägliche Realität. Brasilien, Argentinien und Mexiko behindern dadurch einen freien Handel in unserer Branche. Es ist doch fast schon grotesk, dass heute für jedes Paar Schuhe, das aus China nach Brasilien eingeführt wird, knapp 14 US-Dollar an Strafzöllen zu zahlen sind – wohl gemerkt zusätzlich zu allen Herstellungskosten, allen regulären Zöllen - und das ohne Gegenwert. Im gleichen Land werden in den nächsten Jahren regelmäßig sportliche Großevents stattfinden, denken Sie an die Fußballweltmeisterschaft 2014 und die Olympischen Spiele 2016. Erst letzte Woche haben sowohl die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel als auch der Präsident der Europäischen Kommission die südamerikanischen Staaten in China vor Handelsschranken gewarnt. Manuel Barroso forderte ein starkes politisches Bekenntnis, Protektionismus in Schranken zu halten. Positiv möchte ich aber auch festhalten, dass z. B. Vietnam aktuell ein Free-Trade-Agreement mit der EU anstrebt – das unterstützen wir von FESI-Seite aus. Dies ist ein wichtiger Schritt, zumal derzeit Verhandlungen mit weiteren Ländern laufen. Die Aktien der börsennotierten Sportartikelhersteller und -händler sind 2012 kräftig gestiegen. Dies ist ein Zeichen für mich, dass die Sportartikelindustrie weiterhin gut dasteht und damit auch der durchaus nicht stabilen Weltkonjunktur die Stirn bietet. Meiner Ansicht nach wird das kommende Jahr zeigen, wie die einzelnen Marken und die Branche insgesamt aufgestellt sind. Die Weltbank hat erst gerade ihre Wirtschaftsprognose für 2013 veröffentlicht. Demzufolge haben wir das Schlimmste wohl hinter uns, wobei die Weltwirtschaft auch weiterhin nicht stabil erscheint und durchschnittlich nur bei ca. 2,3 % wachsen wird. Insbesondere in den wirtschaftlich starken Ländern verzeichnet die Weltbank ein nur schwaches Wachstum bei etwas über einem Prozent; die Entwicklungsländer wachsen zwar stärker, müssten dazu allerdings ihre Produktivität erhöhen. Aber die Eurokrise, die Schulden- und Finanzproblematik in den USA sowie eine mögliche geringere Investitionshaltung in China können diese Entwicklungen maßgeblich beeinflussen. Für Europa zeichnet die Weltbank ein differenziertes Bild, das vor allem von der zukünftigen Entwicklung bei den internen und externen Einflussfaktoren, der verringerten Wettbewerbsfähigkeit, und strukturellen Restriktionen beeinflusst wird. Wir als Sportartikelindustrie in Europa konnten 2012 ein Umsatzwachstum von knapp 4,5 % verzeichnen. 2/7 Ich werde oft auf den Konkurrenzdruck aus Asien für europäische Hersteller angesprochen. Ja, der Konkurrenzdruck ist hoch und insbesondere kleinere Anbieter tun sich nicht leicht. Wir sollten aber nicht vergessen, dass Europa viele Standortvorteile bietet, die es in Asien nicht gibt. Ich sage den Pessimisten dann immer, dass sie sich doch die gerade vom europäischen Statistikamt veröffentlichten Innovationszahlen ansehen und sich der europäischen Ressourcen bedienen sollen: Wissensintensive Branchen, gute Berufs- und Hochschulausbildungen und nicht zuletzt ein sehr innovationsfreundliches Umfeld, das gerade auch von der Europäischen Kommission gefördert wird. Wenn wir uns auf unsere Stärken besinnen, dann möchte ich nicht ausschließen, dass mit innovativen Produktionsmethoden in mittlerer Zukunft Sportschuhe „Made in Europe“ Realität werden können. Wenn wir von Globalisierung sprechen, dann ist doch auch klar, dass ein reines Outsourcing von arbeitsintensiven Prozessen nicht den alleinigen Erfolg bringt. Dies wird der Sportartikelindustrie ja vielfach unterstellt. Es geht um Innovationen, Design, strategische Markenführung und Kommunikation. Viele der weltweit erfolgreichen Unternehmen folgen dem Systemkopfansatz und haben ihren Stammsitz im Heimatmarkt behalten. Sie schaffen damit hochwertige Arbeitsplätze in Europa, aber erzielen ihre Umsätze zu großen Teilen außerhalb. Wer keine Innovationen hervorbringt, der verschwindet in Bedeutungslosigkeit. Innovative Endprodukte sehen wir dann beispielsweise bei „ispo Brand New“, und die sind für die Branche natürlich sehr wichtig. Wir forschen und entwickeln wir im Hintergrund an Materialien und Prozessen, die erst später für die Konsumenten in Produkten sichtbar werden. Ich denke an innovative Prozesse, Textilien und Schuhe kostengünstiger herzustellen. Sehen Sie sich doch nur die neuen Schuhe mit der Stricktechnologie von adidas und NIKE an – federleicht und herausragend im Design. Das sind die innovativen Prozesse, die auch von der EU mit entsprechenden Fördermitteln unterstützt werden. Innovationen stehen bei der FESI ganz oben auf der Agenda. Ich selber stehe beispielsweise im konstanten Dialog mit Universitäten und Forschungseinrichtungen in ganz Europa, und wir erörtern Fördermöglichkeiten ganz besonders für die kleinen und mittleren Unternehmen. Hier sehe ich im Übrigen einen entscheidenden Unterschied von Sportartikelherstellern und Händlern mit Eigenmarken: Marken können und müssen in Forschung und Entwicklung investieren. Die großen Einkaufsverbände haben für sich erkannt, dass sie in bestimmten Produktsegmenten eigene Produktgruppen preislich mitgestalten wollen und profitieren natürlich auch von den Innovations- und Marketingbemühungen der Hersteller. Auf der anderen Seite wird den Sportartikelherstellern vorgeworfen, dass sie mit ihren Monomarkengeschäften dem Sportartikeleinzelhandel schaden. Lassen wir doch mal die Fakten sprechen: Die heutige Intersport ist 1956 aus 15 Sporthändlern hervorgegangen, Sport2000 wurde 1979 gegründet. Beide Einkaufsverbände haben allein in Deutschland nach meiner Kenntnis über 2.400 Verkaufsstellen. Wenn ich mir diese Zahlen anschaue, dann frage ich mich in der Tat: Können die großen drei Sportmarken, adidas, Nike und PUMA, die in Deutschland zusammen knapp 50 Geschäfte – inklusive Outlets – betreiben, dem Sportfachhandel wirklich so gefährlich sein, wie es immer behauptet wird? Oder wird hier wieder in das alte Horn geblasen, ohne sich mit der Realität wirklich zu beschäftigen? Da finde ich das Thema Multi-Channel schon um einiges interessanter. In der letzten Zeit haben sich einige Hersteller an ihre Handelspartner gewandt und die E-CommerceRichtlinien aktualisiert. Das ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass ein Markenhersteller sehr genau darauf achten muss, wie seine beabsichtigte Markenpositionierung im Handel umgesetzt wird. Strategische Markenführung nennen wir das, und es ist ein ganzheitliches und langfristiges Konzept, das auch die Steuerung der Absatzwege umfasst. Das war schon immer so und ist nichts Neues. Damit unterscheiden sich Sportartikel um nichts von anderen hochwertigen Konsumartikeln, bei denen das allgemein schon länger praktiziert wird. Warum also selektive Vertriebssysteme? Sie sind in allen Branchen zu finden, in denen es Markenherstellern darum geht, die mit hohen Investitionen (Forschung, Entwicklung und Marketing) geschaffenen Markenwerte durch eine entsprechende qualitative Positionierung im Handel zu platzieren. Denken Sie beispielsweise an Marken wie L’Oreal im Kosmetikbereich, Jaguar in der Automobilindustrie, Heimwerker- und Haushaltsgeräte von Bosch, Loewe oder Bang&Olufsen im Heimentertainmentbereich oder die Luxusuhren von Rolex. Das wird grundsätzlich EU-weit auch für Vertriebsformen im Internet anerkannt. Die sogenannten offenen Marktplätze können diesen Qualitätsanspruch in der Regel nicht verwirklichen. Auf offenen Marktplätzen werden sowohl neue als auch gebrauchte Artikel von professionellen Händlern als auch von Privatpersonen angeboten, ganz zu schweigen von den vielen Produktfälschungen. 3/7 Ich möchte nochmals ausdrücklich betonen, dass es hier nicht nur um Sportartikel geht, sondern um alle Konsumgüter mit einem hohen Qualitätsanspruch. Lassen Sie mich klarstellen, dass selektiver Vertrieb nicht automatisch Exklusivvertrieb bedeutet. Da werden immer wieder viel zu viele Begriffe durcheinander geworfen. Was ich in unserer Branche beobachte ist, dass die Markenhersteller ihre Konsumgüter in einem für die jeweilige Marke passenden Umfeld sehen wollen: stationär wie online. Wir als FESI betreuen unsere Mitglieder in diesen übergeordneten Fragestellungen, aber wir müssen bei der Frage des Vertriebs sehr genau unterscheiden: Manche Sportartikel werden von der Natur der Sache entweder über einen direkten oder einen indirekten Vertriebskanal vertrieben. So sind Turngeräte selten bei Sporthändlern auf der Verkaufsfläche zu finden. Dass dann aufgrund der Beschaffenheit der Sportartikel bestimmte Qualitätskriterien gesetzt werden, ist doch nur verständlich. Machen wir uns nichts vor: Wenn wir von Sportartikeln sprechen, dann meinen wir damit ja nicht bloß einfache T-Shirts, sondern beratungsintensive High-Tech Produkte. In diesem Zusammenhang haben einige unserer großen Marken ihre Vertriebskanalöle europaweit analysiert und differenziert. Die neuen e-Commerce Richtlinien sollen sicherstellen, dass die Darstellung von Präsentation unserer Produkte im Sportartikelumfeld immer in optimaler Weise erfolgt. So ist zum Beispiel bei der adidas Gruppe der Vertrieb von adidas und Reebok Produkten durch unsere Handelspartner über so genannte offene Marktplätze nicht mehr erlaubt. Wir überwachen die Einhaltung unserer Richtlinien sehr genau. Bei Verstößen suchen wir den Dialog mit unseren Vertriebspartnern, bei Nicht-Einhalten der Richtlinien behalten wir uns Konsequenzen vor. Wir haben von vielen Fachhändlern übrigens sehr positives Feedback auf unsere neuen e-Commerce Richtlinien erhalten. Genau wie wir sind die Fachhändler an einer optimalen Präsentation unserer Marken interessiert, hierzu tragen die neuen Richtlinien bei. Ein weiterer Trend, der unsere Branche derzeit prägt, ist aus meiner Sicht ein geändertes Konsumentenverhalten. Händler und Hersteller müssen diesem Konsumentenverhalten aktiv Rechnung tragen. Anstatt die Auswirkungen des Internets zu verteufeln und die „guten alten Zeiten“ zu proklamieren, versuchen beispielsweise die Hersteller in ihren Monomarkenläden, die neuen Kommunikations- und Informationsbedürfnisse der vorwiegend jungen Zielgruppe zu erfüllen. Das mobile Einkaufen mittels Smartphone oder Tablet-PC ist doch schon heute Realität. Die nächsten Jahre – und ich rede nicht von den nächsten zehn Jahren - werden für den Handel im allgemein sicherlich mehr Veränderungen bringen, als wir uns das heute vorstellen können. Diese Veränderungen werden von den Konsumenten vorgegeben. Wieso soll es also nicht auch dem Sporthandel gelingen, was andere Branchen schaffen – Bestellung der Waren über das Internet und Abholung der Produkte im Fachgeschäft? Umfassende Zusatzinformationen oder Produktvideos am Point-of-Sale und FitnessApps? Im Übrigen macht uns eBay aktuell genau das vor, indem lokale Geschäfte angemietet werden, um einen persönlichen Kundenkontakt herzustellen. Das haben die Versandhäuser mit ihren Bestellshops jahrzehntelang auch nicht anders gemacht. Ein Problem von Quelle war sicherlich, sich nur auf den Katalog zu verlassen und das Internet zu vernachlässigen - die Infrastruktur im Hintergrund zur Abwicklung der Verkaufsprozesse ist ja weitgehend identisch. Otto hat das wesentlich besser gemacht. Außerdem: Wenn wir uns jetzt den Online-Bereich ansehen, dann können wir es uns als Hersteller doch gar nicht leisten, hier nicht vertreten zu sein. Die großen Marken in der Sportartikelindustrie nutzen das Internet zur Kommunikation mit den Konsumenten, aber auch zum Verkauf ihrer Produkte. Auch das muss man wiederum global sehen. E-Commerce eröffnet vielfach in den Märkten Verkaufsmöglichkeiten, in denen andere Vertriebskanäle nicht oder nicht ausreichend ausgebaut sind. Sicherlich versuchen auch die Hersteller, ihr Umsatzvolumen über einen Internetshop zu steigern, aber die Latte legen doch ganz andere Unternehmen hoch. Schauen Sie sich den großen Online-Händler an, der aus dem Buchverkauf kommend, in Deutschland mittlerweile Umsätze in Höhe von ca. 4 Mrd. Euro erwirtschaften soll. Oder Online-Schuhhändler, die meines Erachtens eine viel größere Konkurrenz für den stationären Handel darstellen als die Online-Shoppingangebote der Sportartikelmarken. Vielleicht müssen wir in Zukunft über ganz andere strategische Allianzen mit unterschiedlichen Branchen nachdenken, als ständig die Konzentrationsprozesse in der Sportartikelbranche zu diskutieren. Die gibt es nicht erst seit 2012, sie hat es in der Entwicklung unserer Branche seit den späten 1980er Jahren gegeben. Der Sportartikelmarkt von damals ist mit dem heutigen nicht zu vergleichen. 1970 gab es in Deutschland zwei Sportschuhanbieter: adidas und PUMA. Heute gibt es doch viel mehr Marken, und augenscheinlich ist der Markt trotz Konzentration gewachsen. Was ich damit sagen will: Natürlich hat sich die Anzahl der Anbieter verändert, aber es hat sich auch der Markt insgesamt verändert. 4/7 Um heute bestehen zu können, reicht eine Fokussierung auf den deutschen Markt vielfach nicht aus. Wenn man nicht mindestens eine europäische Strategie verfolgt, dann werden sie auf dem gesättigten Markt nicht wachsen können. Und wenn eine Bündelung von Marken unter einem gemeinsamen Dach die notwendigen Skaleneffekte ermöglicht, beispielsweise sehen wir das bei vielen Skiherstellern, dann sichert das Arbeitsplätze hier in Deutschland und in Europa. Zudem sehe ich die Konzentrationsprozesse auf dem deutschen Sportmarkt nicht so extrem, wie sie zuweilen skizziert werden. Die Märkte sind durch eine starke Dynamik charakterisiert, und dazu gehören Unternehmensverkäufe und -aufkäufe. Wenn Unternehmen ihre Marktanteile erweitern konnten, dann doch sicherlich durch bessere Produkte, ansprechenderes Design, Innovationen oder einfach, weil sie sich bei den Konsumenten besser positioniert haben – und nicht allein durch den Aufkauf anderer Marken. Das ist für mich immer noch ein Grundprinzip des Wettbewerbs: Komparative Wettbewerbsvorteile zahlen sich nur dann aus, wenn sie auch von den Konsumenten wahrgenommen und als vorteilhaft gegenüber Konkurrenzangeboten angesehen werden. Konzentrationsprozesse und Partnerschaften bringen ja nicht nur schlechte Aspekte mit sich – die heutigen großen Verbundgruppen im Sportartikelmarkt schaffen gerade für ihre Mitglieder Kostenvorteile in der Beschaffung, der Administration und vor allem in der Verhandlungsmacht. Am kommenden Samstag findet, organisiert vom Weltverband der Sportartikelindustrie (WFSGI). ein Symposium zum Thema Gesundheit statt. Nächsten Dienstag wird dann das ispo Health Forum zum zweiten Mal stattfinden. Wir sind als FESI wieder aktiv dabei und werden unseren Beitrag dazu leisten, und zwar nicht nur aus Nachhaltigkeitsaspekten. Schließlich ist die Verknüpfung von Sport und Gesundheit nichts Neues: Schon 1970 hat der damalige Deutsche Sportbund mit der Trimm-Dich-Kampagne breite Bevölkerungsschichten erreicht und zur sportlichen Bewegung animiert. Die neuesten Erkenntnisse aus Forschung und Wissenschaft, die sich weltweit gleichen, belegen eindeutig, dass „Physical Activity“ der beste Weg ist, Krankheiten vorzubeugen. Viele Menschen könnten Herz-Kreislauf-Krankheiten, Diabetes und sogar Krebserkrankungen durch 2-3 Sporteinheiten pro Woche wirksam vorbeugen. Sport ist in allen Ländern Europas ein wichtiger Bestandteil, einerseits des öffentlichen Lebens, aber auch im individuellen Leben vieler Menschen. Im öffentlichen Bereich spielt Sport eine wichtige Rolle, wenn es um die nationalen oder internationalen Ligen oder Wettkämpfe geht, die sogar gerichtlich als soziales Gut angesehen werden. Bei der aktiven Sportbetätigung gibt es aber große Unterschiede: Die Menschen im Norden und in der Mitte Europas treiben öfter Sport als in den südlichen Regionen. Hier sehe ich Bedarf, diejenigen Bevölkerungsschichten anzusprechen, die sich heute sportlich noch nicht oder zu wenig betätigen. Das sind übrigens nicht nur die Jugendlichen, sondern vielfach auch Berufseinsteiger, junge Familien und Senioren. Wie wir diese unterschiedlichen Zielgruppen besser ansprechen und für den Sport begeistern können, das wird eine der Hauptaufgaben der Zukunft sein. Wir wissen, dass auf Märkten mit einem höheren Anteil sportlicher Aktivität auch höhere Durchschnittsausgaben für Sportartikel zu verzeichnen sind. Damit erscheinen solche Märkte auf den ersten Blick lukrativer, aber sie sind damit auch früher gesättigt. Das wiederum hängt natürlich auch ein Stück mit der derzeitigen gesamtwirtschaftlichen Lage zusammen: Die Wirtschaftskrise bereitet uns nun schon seit über vier Jahren in einigen Märkten teils massive Probleme. Wenn es den Menschen finanziell nicht gut geht und wenn ihr Land in gravierenden Problemen steckt, dann leidet darunter natürlich auch die Sportartikelindustrie. Interessanterweise sehen wir in Europa ein ähnliches NordSüd-Gefälle bei der sportlichen Betätigung, wie wir es bei der Staats- und Finanzkrise erfahren. Aber bei allem kommerziellen Interesse eint uns der Wunsch, noch mehr Menschen an Sport und Bewegung heranführen zu können, da es gut für jeden Einzelnen und in der Summe für die Gesellschaft ist. Ich würde mich freuen, wenn wir als Industrie einen Beitrag dazu leisten könnten, die Menschen zu mehr Aktivität zu bewegen. Beispiele finden Sie in der gerade erst veröffentlichten Studie „Designed to Move“. Auf europäischer Ebene hat die EU Kommission Ende letzten Jahres die Studie „Beitrag des Sports zur wirtschaftlichen Entwicklung“ vorgestellt. Darin wird aufgezeigt, welche immense Bedeutung der Sport für die Wirtschaft in Europa hat. Ich selber habe mich auf der EU-Sportministerkonferenz in Zypern im September 2012 eindringlich dafür ausgesprochen, dem Thema Bewegung als beste Medizin zur Vorbeugung von Krankheiten einen breiten Raum einzuräumen. Die FESI unterstützt die EU Initiative „Europe Move Day“ und steht in einem intensiven und konstruktiven Dialog mit EU Kommissarin Androulla Vassiliou. Die EU Kommission ist am Dienstag beim ispo Health Forum auch vertreten. Wir unterhalten uns also inzwischen mit Brüssel auf Augenhöhe. 5/7 Meine Damen und Herren, am Ende der Nachrichten kommt immer die Wettervorhersage, deshalb auch bei mir: Das Wetter kommt. Und es kommt so, wie es kommt. Immer zu fragen, ob der Winter jetzt besonders kalt oder schneereich oder eben nicht vorhanden war, das bringt uns nicht weiter. Natürlich verkaufen sich Handschuhe, Mützen und Skiausrüstungen in einem schneereichen Winter besser als in einer Regenzeit. Aber beeinflussen können wir das Wetter vielleicht zum Glück nicht. Allein aus gesamteuropäischer Sicht gibt es geografische Unterschiede, so dass man nicht immer nur von „dem „Wetter“ reden kann. Wir müssen vielmehr versuchen, Produkte und Angebote zu schaffen, die aktiven Sport unabhängig vom Wetter ermöglichen. Ich denke beispielsweise an den großen Bereich von Outdoor. Wie viele Menschen gehen auch im Winter laufen und benötigen dazu Laufschuhe und wärmeisolierende Kleidung? Die Branche kann hier meines Erachtens noch viel mehr tun als mit Bangen auf die Wettervorhersage in den Nachrichten zu blicken. Die ispo Munich steht vor der Tür, und die europäische Sportartikelindustrie freut sich auf das Zusammenkommen hier in München. Im letzten Jahr hat uns die ispo ja mit einem täglichen Newsletter über die Neuigkeiten in der Branche informiert, was ich sehr begrüße. Aber auch das persönliche Gespräch und die Netzwerkaktivitäten hier vor Ort machen das besondere Etwas dieser Branchenmesse aus. Ich wünsche uns ereignisreiche, geschäftlich interessante Tage und vor allem – bewegen Sie sich! Vielen Dank. 6/7 Hintergrundinformationen FESI (Federation of the European Sporting Goods Industry), der Europäische Verband der Sportartikelhersteller, stellt die Plattform für über 1.800 Sportartikelhersteller dar. Sie hat ihren Sitz in Brüssel und ist damit das Sprachrohr der Industrie im Dialog mit den Europäischen Institutionen, Sportverbänden und Sportvereinigungen. Der europäische Sportartikelmarkt, in dem direkt und indirekt ca. 650.000 Menschen beschäftigt sind, hat ein jährliches Umsatzvolumen von ca. 65 Mrd. Euro. Frank A. Dassler ist der älteste Sohn der dritten Generation nach Adolf und Rudolf Dassler. Während seines Jura-Studiums an der FAU Erlangen-Nürnberg war er zunächst in der PR-Abteilung von Puma tätig, um dann Anfang der achtziger Jahre die dortige Forschungsabteilung auszubauen. Von 1985 bis 1987 war er während des Börsengangs von Puma Präsident der US-Niederlassung. 1989 eröffnete Frank Dassler in Herzogenaurach eine eigene Anwaltskanzlei, die sich zu einer Beratungsinstanz für international tätige Unternehmen entwickelte und einen ihrer Schwerpunkte in der Sportartikel- und Freizeit-/Medienbranche hat. Während seiner anwaltlichen Tätigkeit absolvierte er an der University of California den „Master of International Commercial Law“. Seit Juni 2004 ist er der General Counsel der heutigen adidas Gruppe. Der Begriff des General Counsel wird bei adidas sehr breit gefasst: neben der Rechtsabteilung mit weltweitem Fokus ist Frank Dassler für Compliance, den Bereich Soziales und Umwelt, Risk Management und Government Relations verantwortlich. Im November 2010 wurde er von den Mitgliedern des Europäischen Verbands der Sportartikelhersteller (FESI) zum Präsidenten gewählt. Frank Dassler ist Vizepräsident im Weltverband der Sportartikelindustrie (WFSGI). Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an den Generalsekretär der FESI, Herrn Alberto Bichi. Federation of the European Sporting Goods Industry Rue Belliard 20 1040 Bruxelles Belgien Tel: +32 (0)2 762 8648 Fax: +32 (0)2 771 8746 [email protected] www.fesi-sport.org 7/7