hdmi-kabel - Overclockers.at
Transcrição
hdmi-kabel - Overclockers.at
RECORDING | HDMI-SPEZIAL | PRAXISTEST ALLES ÜBER Doch video will es genauer wissen: Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Bildqualität und der Kabellänge? Und: Lassen sich die in diversen Sichttests konstatierten Unterschiede auch messtechnisch bestätigen? HDMI-KABEL HDMI schickt Bild und Ton digital von der Quelle zum TV. Gibt’s da Qualitätsunterschiede zwischen einzelnen Kabeln? Text: Reinhard Otter Bilder: Archiv D ie digitale Scartverbindung der Zukunft heißt HDMI – für video ist das Grund genug, sich den neuen Kabeltyp näher anzuschauen und einige Exemplare zu testen. Tatsächlich sind die Parallelen zum Scartkabel deutlich: HDMI überträgt alle denkbaren Bildund Toninformationen sowie zusätzliche Steuerdaten zwischen verschiedenen Geräten – ganz wie sein analoger Vorgänger. LABILER KONTAKT Allerdings sind nicht alle Heimkino-Insider von der HDMI-Verbindung begeistert, und für ihre Vorbehalte liefern sie durchaus nachvollziehbare Gründe: Die Kombination aus filigraner HDMI-Buchse und einem einzigen Kabel für mehrere Datenkanäle ist eine hoch sensible Kon- struktion – wenn man bedenkt, welche Datenmengen sie übertragen muss: Pro Sekunde transportiert ein HDMI-Kabel je nach Bildauflösung zwischen 750 Millionen und 2,2 Milliarden Einzelinformationen, die verteilt auf drei Datenleitungen vom Zuspieler zum TV gelangen (siehe Kasten rechts). Die HDMI-Buchse verbindet 18 Kontakte und die Schutzmasse auf winzigen 14 Millimetern Breite. Dass viele Techniker für eine derart filigrane Verbindung vehement nach einer Schraubsicherung rufen, erscheint da wirklich nachvollziehbar. Auch im video-Testalltag spielt HDMI eine wichtige Rolle: Alle HD-ready-TVs müssen inzwischen einen HDTV-Bildcheck mit via HDMI zugespielten Videobildern über sich ergehen lassen. Dabei erlebten die Tester bereits mehrfach, dass das verwendete Kabel einen Einfluss auf die Bildqualität hat. DER PRAXISTEST In Sichtprüfungen verwenden die Tester stets die gleichen, bekannten HDMI-Kabel und vergleichen deren Bildeindruck regelmäßig mit anderen Kabel-Serien und -Längen. Als universell bewährte DigitalConnection hat sich in mehreren TestRunden das HDMI 3 von Audioquest herauskristallisiert. Für einen weiter gehenden Praxistest besorgten die Tester neben der internen Arbeitsreferenz HDMI-Kabel der Hersteller AIV, Hama und Oehlbach in mehreren Preisklassen. Von jedem Typ prüften sie Muster in einer kurzen sowie in der maximalen Länge. Als Testmaterial dienten die optisch wie akustisch eindrucksvolle „Trommeltanz“-Szene aus „House Of Flying Daggers“ sowie bewegte und statischen Testbilder der AVEC-Test-DVD von video, der TESTfactory und Burosch AVTechnik (99 Euro, www.burosch.de). FEINE UNTERSCHIEDE Erstes Ergebnis des Vergleichs: Die Länge eines HDMI-Kabels beeinflusst deutlich die Bildqualität. Deshalb sollte man das Kabel auf keinen Fall länger wählen als für HDMI-KABEL IM PRAXISTEST Preis Vertrieb Telefon Internet-Adresse 22 www. AIV DEEP BLUE C HDMI AUDIOQUEST HDMI 3 HAMA HDMI STANDARD HAMA HDMI SILBER OEHLBACH HDMI 300; 1500 1 m: € 40, 15 m: € 100 € AIV Electronic 07131/59 53 53 aiv.de 2 m: € 380, 15 m: Sonderanf. Marantz Deutschland 0541/404 66 10 audioquest.com 2 m: € 40, 10 m: € 90 Hama 09091/502-0 hama.de 2 m: € 60; 15 m: € 200 Hama 09091/502-0 hama.de 3 m: € 120; 15 m: € 250 Oehlbachkabel 07249 / 9464-0 oehlbach.de Das HDMI-Kabel von AIV ist recht flexibel und sorgt mit seinem kompakten, vergoldeten Stecker für sicheren Kontakt. Beim Bildtest lag das kurze Stück im Mittelfeld: In der Bildschärfe schnitt es sehr gut ab, Kontrast und Tiefenwirkung waren indes mit den Kabeln von Oehlbach und Audioquest besser. Über die 15-Meter-Version sah das Bild insgesamt ähnlich aus, Filmszenen mit wenig Bewegung gerieten aber etwas unruhiger. Das teuerste Kabel im Test dient bei video schon seit einigen Monaten als HDMI-Referenz – das ZweiMeter-Stück überzeugte mit absolut ruhiger und gestochen scharfer Darstellung. Farben, Kontraste und damit die Tiefenwirkung im Bild übermittelte das HDMI 3 besser als alle anderen Kabel im Test. Generell änderte sich über größere Längen nichts an der Qualität, die 15Meter-Verbindung machte das Bild allerdings etwas unruhiger. Das Hama-Standardkabel ist das Günstigste im Test und das Einzige ohne vergoldete Kontakte. Es ist maximal in zehn Metern Länge zu haben – zu Recht: Bereits das ZweiMeter-Stück fiel deutlich gegenüber den anderen Kabeln ab. Farben wirkten blasser, Schärfeverläufe wenig präzise, insgesamt fehlte es an Bildtiefe. Das Zehn-MeterStück machte es kaum schlechter. Immerhin funktioniert es bis zur höchsten Auflösung von 1080i. In der Edel-Serie „Home Cinema“ von Hama mit ihren silbernen Kabeln gibt es eine deutlich bessere HDMI-Strippe als im Standard-Sortiment des Anbieters. Das ZweiMeter-Stück für 60 Euro zeigte kräftigere Farben und tiefere Kontraste als die Standard-Variante und erreichte fast die Qualität des kurzen AIV-Kabels. Das 15-MeterKabel fiel indes etwas ab und lieferte unruhigere Bilder mit harscheren Kontrasten. Viel Kabel fürs Geld liefert die badische Firma Oehlbach: Das HDMI 300 mit drei Metern Länge zeichnete fantastisch ruhige und lebendig wirkende Bilder auf den Test-Schirm. Dabei erreichte es fast die Qualität des kurzen Audioquest-Stücks. Mit 15 Metern Länge bot es immer noch perfekt abgestimmte Farben und Kontraste. Zudem neigte es etwas weniger zu unruhigen Bildern als die Konkurrenz und lag so etwa gleichauf mit dem Audioquest. TECHNIK-INFO die Verbindung notwendig. Alle Kabel-Typen im Test zeigten in ihren maximalen Längen ein etwas unruhigeres Bild als in der Kurz-Version mit einer Länge zwischen einem und drei Metern. Doch größer als die Unterschiede zwischen kurzen und langen HDMI-Verbindern waren die zwischen guten und weniger hochwertigen Strippen. MESSUNG IM LABOR Mit diesen Ergebnissen aus dem Testraum als Grundlage nahm anschließend die TESTfactory die HDMI-Kabel kritisch unter die Lupe. Größtes Problem: Die Messtechnik für HDMI-Signale steckt noch in den Kinderschuhen. Als ersten Prüfstein wählten die Messtechniker daher symmetrisch zugespielte Digital-Signale mit maximalen Datenraten von gut 4,6 Megabit/s, also einem Bruchteil der echten HDMI-Datenrate. Damit untersuchten sie typische Eigenschaften wie die Signaltreue der einzelnen Digital-Leitungen – ohne großen Erfolg. Als die Techniker aber eine Leitung mit dem Testsignal belegten und das Übersprechen auf die benachbarte HDMI-Leitung prüften, erlebten sie eine Überraschung: Gute und weniger gute Kabel im Sichttest unterschieden sich auch deutlich in den Messungen der Übersprech-Dämpfung. Beispiel: Die günstige Hama-Strippe übertrug das Datensignal vom ersten auf den zweiten Kanal fast zehn Mal stärker als das im Bildtest am besten bewertete Audioquest HDMI 3 (unten rechts). Solche Störungen multiplizieren sich prinzipiell mit wachsenden Datenraten und sorgen in mehreren parallelen Datenleitungen eines Kabels für Störungen in der Signalform und dem Timing der Informationen. Dieser so genannte Jitter ist wohl ein Grund für die sichtbaren BildUnterschiede. Für die video-Tester und die Ingenieure der TESTfactory fängt die Arbeit damit aber erst richtig an. Nun müssen sie Methoden entwickeln, um die Eigenschaften von HDMI-Kabeln mit echten HDMISignalen zu messen. Nur so lassen sich die Erkenntnisse auch seriös bewerten. Doch schon die Ergebnisse dieses ersten Praxistests geben einen aufschlussreichen Eindruck von den Qualitätsunterschieden zwischen HDMI-Kabeln. Die wichtigste Erkenntnis: Bislang liefert noch keines der verfügbaren 15-Meter-Kabel eine ebenso perfekte Qualität wie eine kurze Verbin! dung desselben Typs. 252-742,5 Mbit/s Decoder Zus. Daten Datenkanal 0 Steuerbits Audio-Daten Datenkanal 1 252-742,5 Mbit/s Video-Komponente (z.B.„B“) Steuerbits Audio-Daten H,VSYNC Zus. Daten Video-Komponente (z.B.„G“) Decoder Video-Komponente (z.B.„G“) Steuerbits Audio-Daten Video-Komponente (z.B.„B“) Datenkanal 2 252-742,5 Mbit/s Pixel-Takt Decoder Datenleitung 10 Bit an Information: 8 Datenbit pro Farbkanal in RGB beziehungsweise YUV, die ein DatenEncoder zur Fehlerkorrektur um zwei zusätzliche Bit ergänzt. Audio- und Steuerinformationen übermitteln die Leitungen als zusätzliche „Pixel“ vor jedem Videobild und vor jeder Bildzeile, ähnlich der Austastlücke in analogen Videosignalen. Ein spezieller Encoder schaltet die verschiedenen Daten vor jedem der drei Übertragungswege zusammen. Folglich beträgt die Datenrate jedes der drei Kanäle zwischen 252 und 742,5 Megabit pro Sekunde. Das bedeutet: Kann ein HDMI-Kabel PALSignale noch problemlos übertragen, steigt es unter Umständen beim Transport von HDTV-Bildern aus. Video-Komponente (z.B.„R“) Encoder H,VSYNC Ein HDMI-Kabel hat insgesamt 18 Adern. Über drei parallele symmetrische Datenleitungen überträgt es Audio- und Videoinformationen. Dazu kommen eine Takt-Leitung, eine 5-Volt-Stomversorgung und verschieden Steuerleitungen wie die „HotPlug“-Erkennung, die das Anstöpseln im laufenden Betrieb erlaubt. Jede der drei Datenleitungen besteht aus drei Adern: Plus, Minus und Masseschirm. Die Bitrate dieser Leitungen hängt von der übertragenen Bildauflösung ab. Die Videodaten werden Pixel für Pixel transferiert, die Takt-Leitung transportiert dafür einen so genannten Pixeltakt. Der beträgt zwischen 25,2 (PAL Progressive) und 74,25 Megahertz (1080i). Pro Bildpunkt überträgt jede Display Video-Komponente (z.B.„R“) Encoder So überträgt das HDMI-Kabel digitale Bild- und Tondaten. HDMIKabel Quelle Encoder HDMI-Datenübertragung Steuerbits Audio-Daten Pixel-Takt 25,2 - 74,25 MHz Schachtel-Technik: Die Komponenten R, G und B oder Y, U und V im Videosignal überträgt HDMI gemeinsam mit den Audio- und Steuerdaten. Filigran: Der HDMIStecker verbindet 18 Pole plus Schutzerde auf einer Breite von nur 1,4 Zentimetern. NUTZ-SIGNAL HAMA STANDARD HAMA SILBER AUDIOQUEST Die Kabel zeigten große Unterschiede im Übersprechen des Nutzsignals von einem zum nächsten Datenkanal. Die Oszillogramme zeigen das Übersprechen im nicht belegten Nachbarkanal der Zwei-Meter-Kabel in zehnfach vergrößerter Skala. www.video-magazin.de | 11_2005 23