Einzelhandels- und Zentrenkonzept für die Stadt Dachau
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Einzelhandels- und Zentrenkonzept für die Stadt Dachau
y Stadt- und Regionalmarketing y City-Management y Stadtentwicklung CIMA Beratung + Management GmbH y Tourismus Einzelhandels- und Zentrenkonzept für die Stadt Dachau y Einzelhandel Teil I – Standort‐ und Zentrenkonzept y Personalberatung y Wirtschaftsförderung y Immobilienentwicklung CIMA Beratung + Management GmbH Büro München Brienner Straße 45 D-80333 München Tel.: (089) 55 118-154 Bearbeitung: Dipl.-Geogr. Stefan Gortan (Projektleitung) Dipl.-Geogr. Vera Ortmanns-Fuhr Fax: (089) 55 118-250 e-mail: [email protected] Internet: (089) 55 118 – 150 [email protected] München, September 2008 www.cima.de www.cimadirekt.de © CIMA Beratung + Management GmbH Es wurden Fotos, Grafiken u.a. Abbildungen zu Layoutzwecken und als Platzhalter verwendet, für die keine Nutzungsrechte vorliegen. Jede Weitergabe, Vervielfältigung oder gar Veröffentlichung kann Ansprüche der Rechteinhaber auslösen. 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Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 Inhaltsverzeichnis 1 AUFTRAG UND AUFGABENSTELLUNG .....................1 2 TRENDS IM EINZELHANDEL........................................2 3 2.1 Allgemeine Trends .................................................................2 2.2 Trends im Verbraucherverhalten .........................................3 2.3 Entwicklung der Betriebsformen .........................................4 2.4 Standortentwicklung, Relevanz für Dachau ........................7 5 MARKTANALYSE ....................................................... 18 5.1 Kaufkraft ............................................................................... 18 5.2 Konkurrenzsituation in der Umgebung ............................. 20 5.3 Zentralität ............................................................................. 23 5.4 Einzugsgebiet ...................................................................... 24 5.5 Leistungsdaten des Dachauer Einzelhandels .................. 28 5.5.1 Lageabgrenzung des Dachauer Einzelhandels ............... 28 METHODIK .....................................................................8 5.5.2 Umsatzpotential und Kaufkraftströme .............................. 32 3.1 Einzelhandelserhebung.........................................................8 5.5.3 Verkaufsflächen ................................................................ 34 3.2 Einzelhandelsnahe Dienstleister ..........................................9 5.5.4 Branchenstruktur .............................................................. 36 3.3 Städtebauliche Rahmenbedingungen .................................9 5.5.5 Betriebstypenstruktur........................................................ 38 5.5.6 Filialisierungsgrad............................................................. 39 4 STRUKTURDATEN ......................................................10 5.5.7 Betriebsgrößenstruktur ..................................................... 40 4.1 Planerische Rahmendaten ..................................................10 5.5.8 Öffnungszeiten ................................................................. 41 4.2 Sozioökonomische Rahmendaten .....................................13 5.5.9 Leerstandssituation .......................................................... 42 5.5.10 Qualitative Bewertung ...................................................... 43 5.6 Potentiale und Branchenempfehlungen ........................... 47 5.6.1 Offene Umsatzpotentiale bis 2011 ................................... 47 5.6.2 Nahversorgung ................................................................. 48 5.6.3 Branchen des mittelfristigen Bedarfes.............................. 54 5.6.5 Branchen des langfristigen Bedarfes ............................... 58 CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de I Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept 6 STANDORT- UND ZENTRENKONZEPT .....................62 6.1 Regionales Einzelhandelskonzept (REHK) .......................62 6.2 Leitlinien der Einzelhandelsentwicklung...........................64 6.2.1 Standortpolitik ...................................................................64 6.2.2 Sortimentsliste („Dachauer Liste“) ....................................65 6.3 Szenarien der Einzelhandelsentwicklung .........................67 6.4 Standortstruktur in Dachau ................................................69 Dachau 2008 7 ANHANG .................................................................... 106 7.1 Bestimmung des Einzugsgebietes und des Umsatzpotentials ............................................................... 106 7.2 Erhebung des bestehenden Einzelhandelsangebotes und Analyse der örtlichen Situation........................................ 107 7.3 Begriffsdefinitionen ........................................................... 109 6.4.1 Zur Notwendigkeit der Abgrenzung zentraler Versorgungsbereiche nach § 34 Abs. 3 BauGB bzw. § 9 Abs. 2a BauGB ...........................................................70 6.4.2 „Zentrale Versorgungsbereiche“ (ZV) ...............................71 6.5 Empfehlungen nach Standorten ........................................75 6.5.1 Altstadt ..............................................................................75 6.5.2 Südliche Innenstadt: Innere Münchner Straße und Umgebung ........................................................................82 6.6 Sonstige integrierte Standorte ...........................................90 6.7 Einzelhandel in nicht-integrierten Lagen ..........................96 6.8 Zusammenfassung und abschließende Empfehlungen 102 6.9 Prüfschema für Einzelhandelsansiedlungen ................. 104 CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de II Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Umsatzveränderungen nach Branchenbereichen 2006 – 2007 .... 3 Abb. 24: Warenpräsentation Altstadt ......................................................... 78 Abb. 2: Entwicklung der Betriebstypen des Handels ................................. 5 Abb. 25: Wettbewerbsfähigkeit Altstadt ..................................................... 78 Abb. 3: Betriebstypen und deren Kunden .................................................. 6 Abb. 26: Möglicher Zentraler Versorgungsbereich Südliche Innenstadt.... 82 Abb. 4: Einzelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffern 2008 (in % vom Bundesdurchschnitt) ................................................... 18 Abb. 27: Einkaufslagen .............................................................................. 83 Abb. 5: Markt- und Umsatzpotential Dachau............................................ 32 Abb. 6: Kaufkraftströme ............................................................................ 33 Abb. 7: Verkaufsflächen je Einwohner im Städtevergleich ....................... 34 Abb. 8: Verkaufsflächenanteile nach Branchen ....................................... 35 Abb. 9: Zentralität nach Branchengruppen............................................... 37 Abb. 10: Betriebstypenstruktur in Dachau .................................................. 38 Abb. 11: Verkaufsflächenklassen in Dachau .............................................. 40 Abb. 12: Öffnungszeiten in Dachau Innenstadt .......................................... 41 Abb. 13: Schließzeiten in Dachau Innenstadt ............................................ 41 Abb. 14: Zielgruppenorientierung Gesamtstadt.......................................... 45 Abb. 28: Zielgruppenorientierung Südliche Innenstadt .............................. 86 Abb. 29: Warenpräsentation untere Südliche Innenstadt .......................... 86 Abb. 30: Wettbewerbsfähigkeit Südliche Innenstadt .................................. 87 Abb. 31: Zielgruppenorientierung sonstige integrierte Lagen .................... 90 Abb. 32: Warenpräsentation sonstige integrierte Lagen ............................ 91 Abb. 33: Wettbewerbsfähigkeit sonstige integrierte Lagen ........................ 91 Abb. 34: Versorgungssituation nicht-integrierte Lagen .............................. 96 Abb. 35: Zielgruppenorientierung nicht-integrierte Lagen .......................... 98 Abb. 36: Warenpräsentation nicht-integrierte Lagen ................................. 98 Abb. 37: Wettbewerbsfähigkeit nicht-integrierte Lagen ............................. 99 Abb. 15: Warenpräsentation Gesamtstadt ................................................. 45 Abb. 38: Mögliche Positionierung und Zielsetzung der Einkaufslagen in Dachau ..................................................... 102 Abb. 16: Wettbewerbsfähigkeit Gesamtstadt ............................................. 46 Abb. 39: Zentrenhierarchie Dachau ......................................................... 104 Abb. 17: Marktanteile im Lebensmittel-Einzelhandel im Vergleich ............ 49 Abb. 40: Prüfschema Einzelhandelsbetriebe ........................................... 104 Abb. 18: Portfolio Textil (nur Filialisten) ...................................................... 55 Abb. 41: Prüfschema nahversorgungsrelevante Betriebe ....................... 105 Abb. 19: Zentrenstruktur Dachau ............................................................... 73 Abb. 20: Möglicher Zentraler Versorgungsbereich Altstadt mit Erweiterungspotentialen ......................................................... 75 Abb. 21: Lageeinteilung Altstadt ................................................................. 76 Abb. 22: Zu welchem Zweck sind Sie heute hauptsächlich in der Altstadt 77 Abb. 23: Zielgruppenorientierung Altstadt .................................................. 78 CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de III Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 Tabellenverzeichnis Tab. 1: Bekannte Siedlungsvorhaben Dachau......................................... 14 Tab. 26: Steckbrief Streulagen: Berliner Straße und Ernst-Reuter-Platz .. 94 Tab. 2: Altersstruktur im Vergleich (31.12.2006)...................................... 15 Tab. 27: Steckbrief Streulagen: Äußere Schleißheimer Straße................. 95 Tab. 3: Pendlersalden von Dachau und ausgewählten Umlandgemeinden 2006 .............................................................. 15 Tab. 28: Einzelhandelsdaten nicht-integrierte Lagen ................................ 97 Tab. 4: Fremdenverkehr im Vergleich (2006) .......................................... 16 Tab. 29: Steckbrief nicht-integrierte Lagen – Schwarzer Graben / Dachau Ost ................................................................................ 100 Tab. 5: Zusammenfassung wichtiger sozioökonomischer Rahmendaten 17 Tab. 30: Steckbrief nicht-integrierte Lagen – Äußere Münchner Straße . 101 Tab. 6: Projekte im Einzugsgebiet ........................................................... 22 Tab. 31: Verbrauchsausgaben in Deutschland ........................................ 107 Tab. 7: Bevölkerung und Marktpotentiale im Einzugsgebiet Dachau ...... 25 Tab. 8: Standortstruktur Dachau .............................................................. 29 Tab. 9: Verkaufsflächen ausgewählter Gemeinden im Vergleich ............ 34 Kartenverzeichnis Tab. 10: Angebotsstruktur Einzelhandel nach Standorten ......................... 36 Tab. 11: Filialisierungsgrad im Vergleich ................................................... 39 Karte 1: Zentralörtliche Bedeutung Dachaus ............................................ 10 Tab. 12: Leerstände ................................................................................... 42 Karte 2: Lage und Verkehrsanbindung Dachau ........................................ 12 Tab. 13: Offene Umsatzpotentiale 2011 nach Branchen ........................... 47 Karte 3: Bevölkerungsentwicklung bis 2020 - Prognose ........................... 14 Tab. 14: Profile der standardisierten Lebensmittel-Betriebstypen ............. 50 Karte 4: Einzelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffern 2008 (in % vom Bundesdurchschnitt) ................................................... 19 Tab. 15: Angebotsstruktur Oberbekleidung in Dachau .............................. 54 Tab. 16: Betriebstypenübersicht Möbel ...................................................... 59 Tab. 17: Bindungsquoten Dachau, Zielbindung nach REHK ..................... 63 Karte 5: Konkurrenzsituation ..................................................................... 20 Karte 6: Einzugsgebiet Dachau (auf Gemeindebasis) .............................. 24 Tab. 18: Liste zur Zentrenrelevanz von Sortimenten ................................. 66 Karte 7: Einzugsbereiche nach POS – Standorte Altstadt, Münchner Straße und Dachau-Ost (N gesamt = 709) ................. 26 Tab. 19: Einzelhandelsdaten Altstadt ......................................................... 76 Karte 8: Dachauer Einzelhandel: Lagen schematisch .............................. 28 Tab. 20: Steckbrief Altstadt ........................................................................ 81 Karte 9: Innerstädtische Lageabgrenzung Dachau ................................... 30 Tab. 22: Steckbrief Südliche Innenstadt .................................................... 89 Karte 10: Nahversorgungssituation in Dachau ............................................ 48 Tab. 23: Einzelhandelsdaten sonstige integrierte Lagen ........................... 90 Karte 11: Standorte Media/Saturn in der Region ........................................ 60 Tab. 24: Steckbrief Streulagen: Ludwig-Dill-Straße ................................... 92 Karte 12: Zentrenstruktur Dachau ............................................................... 69 Tab. 25: Steckbrief Streulagen: Sudetenlandstraße .................................. 93 CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de IV Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept 1 Dachau 2008 Auftrag und Aufgabenstellung Auftrag: Bearbeitung: Erstellung eines Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes für die Stadt Dachau mit folgenden wesentlichen Inhalten: Dipl.-Geogr. Stefan Gortan (Projektleitung) Dipl.-Geogr. Vera Ortmanns-Fuhr Teil I: Zentren- und Standortkonzept Bestandsaufnahme und Standortanalyse Quantitative Vollerhebung sämtlicher Einzelhandelsbetriebe CIMA City-Qualitäts-Check (qualitative Bewertung sämtlicher Einzelhandelsbetriebe) Bestandsanalyse Städtebau in den zentralen Lagen Ermittlung der Markt- und Umsatzpotentiale Standortkonzept- und Zentrenkonzept: Aufzeigen von Entwicklungspotentialen nach Standorten unter Berücksichtigung des Handelsversorgungsnetzes Nahversorgungskonzept Telefonische Haushaltsbefragung (470 Haushalte in Stadt und Umland) – und Point of Sale Befragung (separater Bericht – Teil II) Potentialanalyse Einzelhandel für ein innerstädtisches Areal (ehemalige MD-Papierfabrik) in Dachau mit Nutzungsmöglichkeiten und Auswirkungsprognose (separater Bericht – Teil III). Analysezeitraum: Juli 2008 bis September 2008 Untersuchungsablauf: Bestandserhebungen, Fotodokumentationen, qualitative und quantitative Analysen sowie Einzelhandelsuntersuchung Dachau: Juli / August 2008 Markt- und Umsatzpotential Einzelhandel: August / September 2008 Befragungen: Juli (telefonische Haushaltsbefragung) / September 2008 (POS) Expertengespräche: Juli / August 2008 Einzelhandelskonzeption (Endbericht): Oktober 2008 Abstimmung der Empfehlungen mit einer interdisziplinären Lenkungsgruppe (Juli und Oktober 2008) Auftraggeber: MD Papier GmbH, Werk Dachau Dr. Karsten Bode Freisinger Straße 11 85716 Unterschleißheim CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 1 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 2 Trends im Einzelhandel 2.1 Allgemeine Trends In einer sich immer schneller wandelnden Handelslandschaft bei immer größer werdenden Angebotskapazitäten wird der Erfolg oder Misserfolg jegliches Einzelhandelsvorhaben auch von seiner Leitidee bestimmt. Hierzu ist es erforderlich, aktuelle Trends in der Handelsentwicklung zu kennen, um spätere Nutzungsszenarien entsprechend einordnen zu können. Die Situation des Einzelhandels ist seit Jahren als schwierig zu bezeichnen. Die privaten Verbrauchsausgaben werden aktuell vor allem durch Belastungen im Bereich Steuern und Abgaben und der allgemeinen Arbeitsmarktlage eingeschränkt. Dabei geht die Einkommensschere immer weiter auseinander. Die Einkommensgruppen, die sich einiges leisten können, nehmen etwas langsamer zu, als diejenigen, die immer größere Probleme haben, ihre Ausgaben zu bewältigen. Die langfristige Entwicklung wird auf Verbraucherseite im Durchschnitt von Konsumverzicht und Preissensibilität, auf Anbieterseite von Verdrängungswettbewerb und preisaggressiven Absatzformen gekennzeichnet sein. Seit dem Jahr 2005 scheint sich eine leichte Trendwende abzuzeichnen. Zwei Jahre in Folge sind im Querschnitt über alle Branchen leichte Umsatzzuwächse auszumachen. Die seit dem 1.1.2007 wirksam gewordene erhöhte Mehrwertsteuer hat sich auf verschiedene Branchen unterschiedlich ausgewirkt. Da mit einer weiteren Verbesserung der Gesamtwirtschaft und auch der Beschäftigung zu rechnen ist, wird sich aber dadurch der Konsum nicht maßgeblich negativ beeinflussen. Unter Berücksichtigung ökonomischer, demographischer und politischer Rahmenbedingungen ergeben sich sowohl für die verschiedenen Betriebstypen als auch für die einzelnen Branchen unterschiedliche Perspektiven. So wird die Bevölkerung in Deutschland trotz Zuwanderung langfristig zurückgehen. Daneben verändert sich die Bevölkerungsstruktur vor allem im Bereich der älteren Bevölkerungsgruppen. Das sich erweiternde Marktsegment der ”Jungen Alten” wird dabei zu einer neuen wichtigen Zielgrup- pe für den Handel werden. Durch politische Rahmensetzung wie z.B. Flexibilisierung der Arbeitszeiten in weiten Bevölkerungskreisen und Veränderungen der städtebaulichen Leitbilder werden sich ebenfalls Einflüsse ergeben. Aus der allgemeinen Entwicklung resultieren auch branchenabhängige Wachstumsunterschiede. Die Ausgaben für Unterhaltungs- und Kommunikationsmedien werden von den Veränderungen der globalen Rahmenbedingungen besonders profitieren. Ähnlich wird es im Gesundheits- und Fitnessbereich sein. Der Markt für ”persönliche Ausstattungen”, darunter sind die Warenbereiche Bekleidung, Schuhe, Lederwaren und Schmuck zu verstehen, wird eher ein durchschnittliches Wachstum zu verzeichnen haben. Der Wettbewerb zwischen den Anbietern wird sich gerade in diesem Segment weiter verschärfen. Eine Fortsetzung des Konzentrationsprozesses auf der Angebotsseite ist zu erwarten. Damit verschärft sich die Wettbewerbssituation zunehmend. An vielen Standorten ist bereits heute ein massiver Verdrängungswettbewerb zu beobachten. Chancen sind daher eher in einer regionalen und lokalen Ausrichtung auf spezialisierte Sortimente zu sehen. Mit der aufgezeigten Flächenentwicklung geht eine Betriebstypenentwicklung einher, die durch einen andauernden Rückgang der Fachhandelsquote und eine Zunahme der Fachmärkte gekennzeichnet ist. Die Fachmärkte stoßen dabei in immer neue Bereiche vor, und setzen so als „Category Killer“ spezialisierte Fachhandelssparten unter Druck (z.B. MediaSaturn im Bereich Elektro, Fressnapf im Bereich Zoobedarf). CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 2 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Abb. 1: Dachau 2008 Umsatzveränderungen nach Branchenbereichen 2006 – 2007 ‐4,8 Möbel, Hausrat ‐3,3 Uhren, Schmuck ‐2,1 Das Anspruchsniveau der Konsumenten steigt: In Zeiten der wachsenden Einkaufsalternativen sinkt die Toleranz hinsichtlich Erreichbarkeit, Ambiente, Sauberkeit, Sicherheit und sogar der Witterung. Bau- und Heimwerkerartikel ‐0,8 Einzelhandel i.e.S. ‐0,4 Lebensmittel Schuhe 0,1 Spielwaren Elektr. Haushaltsgeräte, Unterhaltungselektronik Bücher, Zeitung, Schreibwaren Bekleidung Parfümeriewaren, Körperpflege Quelle: HDE Zahlenspiegel, 2008 Bearbeitung: CIMA GmbH, 2008 Hybride Käufer erwarten ein klares Angebotsprofil. Die Positionierung der Anbieter und ganzer Standortgemeinschaften zwischen Luxus und preiswert muss immer klarer herausgearbeitet werden (Bsp. München: Kaufinger vs. Maximilianstraße) 0,8 1,3 1,4 2,3 4,3 2.2 Trends im Verbraucherverhalten Die Kunden reagieren unterschiedlich auf die gesellschaftlichen Trends. Die Voraussagen über das Verhalten des Verbrauchers von morgen sind teilweise widersprüchlich. Folgende Tendenzen sind dabei zu erkennen: Auch in Zukunft konkurriert der Einzelhandel mit Ausgaben für Altersvorsorge, Freizeit, Energie oder Mieten um die Kaufkraft der Konsumenten. Die einzelhandelsrelevanten Ausgaben werden in Zukunft kaum steigen, im besten Fall ihren Anteil am privaten Konsum behalten. Die Kaufzurückhaltung ist nach einer aktuellen Konjunkturumfrage des HDE (2007) das Top-Thema im Einzelhandel. Erlebniseinkauf Bücher: Auswahl, Atmosphäre, Ruheinseln (Foto: CIMA) Convenience hat viele Facetten: auf der Produktebene durch eine Zunahme von Functional-Consumer-Goods (z.B. Fertiggerichte), auf der Standortebene durch eine Ballung kopplungsintensiver Branchen (z.B. One-Stop-Shopping für den täglichen Bedarf) und auf der Be- CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 3 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept triebsformenebene über die Entwicklung neuartiger Formate (z.B. Convenience-Stores für den täglichen Bedarf in Bürovierteln). Die Erreichbarkeit (Pkw, zu Fuß, ÖPNV) und Bequemlichkeit (alles an einem Ort) beim Einkauf bleiben in diesem Zusammenhang von großer Bedeutung Öffnungszeiten spielen nur für bestimmte Einkaufsvorgänge eine wichtige Rolle (z. B. in der Nahversorgung: Bahnhofsshops, Tankstellen mit bis zu 24h-Öffnung). Die Attraktivität von Sonderverkäufen (Sonntagseinkauf, Night-Shopping) nimmt zu. Ein „Lifestyle of Health and Sustainability“ (LOHAS) kennzeichnet einen neuen Konsumententyp, der Wellness, Glaubwürdigkeit und Nachhaltigkeit sucht. Der Bio-Boom im Lebensmitteleinzelhandel war erst der Anfang. Andere Branchen (z.B. Bekleidung) folgen bereits. Während der LOHAS-Trend auf eine breite Basis ausgerichtet ist, stellt eine Orientierung an einer „Neo-Noblesse“ auf eine neue Segmentierung des Luxusbereiches ab. Der herkömmliche Wunsch nach Exklusivität bei Luxusartikeln wird kombiniert durch authentische Aufladung der Einkaufssituation mit Erlebniskomponenten. Dies betrifft v.a. die absoluten Top-Lagen, die einem Trading-Up-Prozess unterworfen sind (vgl. in München z.B. Oberpollinger). Das Markenbewusstsein der Verbraucher nimmt weiter zu. Mit der Marke wird ein Image und Lebensgefühl konsumiert. Handelsmarken („store branding“) werden dabei immer wichtiger (z. B. dm). Dachau 2008 2.3 Entwicklung der Betriebsformen Bei den Betriebsformen führt dies zu einer Fortsetzung des Wandels und einer weiteren Polarisierung und Positionierung. Folgende wesentliche Muster sind dabei marktbestimmend: Konkurrenz- und Kostendruck im Einzelhandel steigen. Die Flächenproduktivität sinkt. Weitere Spreizung zwischen discount- und premiumorientierten Angebotsformen. Die Profilierung der Anbieter wird weiter geschärft. Die Konzentration auf Anbieterseite schreitet weiter voran. Der Marktanteil von Unternehmen mit mehr als 2,5 Mrd. € Jahresumsatz steigt mittelfristig auf 85 %. Die Präsentation von Marken und Labels wird immer wichtiger. Monolabel-Stores sind bis in die Ebene der Mittelzentren auf dem Vormarsch. In größeren Städten repräsentieren sog. Flagship-Stores an wenigen Standorten das Prestige der Marke. Traditionelle Fachgeschäfte mit unklarem Profil und MultimarkenImage oder klassische Kaufhäuser verlieren weitere Marktanteile. Hersteller verlieren ihre Vertriebspartner und entwickeln eigene Handels- und Vertriebsnetze. Damit schließt sich der Kreis. Nicht kooperierender Fachhandel wird künftig ohne Marktbedeutung sein. Der moderne Facheinzelhändler ist gleichzeitig FranchiseNehmer der verschiedensten Anbieter in seiner Stadt oder Region. Einkaufskooperationen sind das Mindestmaß an Verbund. Probleme bei der Revitalisierung der Kauf- und Warenhäuser (siehe Debatte um Karstadt und nicht klar positionierte sonstige Kaufhäuser). CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 4 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 Viele Filialisten sind nach dem Top-down-Prinzip in ihrer Expansionsstrategie mittlerweile bei den Klein- und Mittelstädten angekommen. Immobilien-Experten sind sich einig, dass eine Mischung aus bekannten Marken und Labels (Filialisten) mit individuellen, lokalen Fachgeschäften der Schlüssel für einen attraktiven Innenstadt-Einzelhandel ist. ren), Aufwertung im Ladenbau (größerer Platzbedarf!) und Serviceebene (Convenience, Ausbau des Ready-to-eat-Angebots), neue Angebotsphilosophien (gesunde, regionale Lebensmittel). Größe alleine ist nicht mehr entscheidend. SB-Warenhäuser wachsen künftig nur noch langsames Wachstum. Dafür folgen die Anbieter der zunehmenden Überalterung mit einer Dezentralisierungsstrategie. Untersuchungen zeigen, dass die Modebranche der Top-Indikator für eine attraktive Kundenbewertung der Innenstadt ist. Je vollständiger das Markenportfolio, desto mehr unterschiedliche Zielgruppen können angesprochen werden. Auch die Discounter sichern sich über neue Sortimentsstrategien (ALDI: Frischfleisch, Test von Markensortimente, LIDL: zunehmende Frischekompetenz, Convenience-Produkte, etc.) Marktanteile. Abb. 2: Moderner Mono-Label-Store in München (Foto: CIMA) Entwicklung der Betriebstypen des Handels Quelle: BAG Vademecum des Einzelhandels, 2005 Bearbeitung: CIMA GmbH, 2006 Trading up: Neue Qualitätsorientierung im Lebensmittel-Einzelhandel bringt angepasste, neue Konzepte (spezialisierte Konzepte für verdichtete Großstadtlagen, Fachmarktzentrum oder ländliche Struktu- CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 5 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Auch wenn der Zenit in der Entwicklung der Non-Food-Fachmärkte möglicherweise überschritten ist: Neue Konzepte werden auch zukünftig für eine anhaltende Flächennachfrage sorgen. Alte Konzepte müssen in naher Zukunft revitalisiert werden oder scheiden wieder aus dem Markt aus. Abb. 3: Betriebstypen und deren Kunden Luxus‐ und Statusmärkte (Individualisten, Smart‐ /Success‐ Shopper) Convenience und Dienstleistungs märkte Die tote Mitte Dachau 2008 Trend zur Vertikalisierung: Anbieter beherrschen die gesamte Wertschöpfungskette von der Produktion bis zum Einzelhandel (z.B. Eigenmarken-Anbieter wie H&M). Handelsmarken nehmen zu (store branding). Shopping mit Ambiente: Trend zum Erlebnishandel bleibt ungebrochen. Shopping-Center-Standards haben am Markt keine Chance mehr. Moderne Einkaufswelten, ob gewachsen oder geplant müssen trotz aller Markengleichheit unverwechselbar sein und die Kunden auch emotional ansprechen (z.B. Themen-Center von Sonae Sierra). Weiter anhaltende Diskussion über Factory-Outlet-Center (Fabrikverkaufs-Zentren, siehe Ingolstadt, Wertheim und aktuell Piding) Erlebnis‐ und Entertainment märkte (Junioren) Discount‐ und Trashmärkte (Smart‐ /Success‐ Shopper) Quelle und Bearbeitung: CIMA GmbH, 2008 Die Nachfolgeproblematik im Facheinzelhandel bleibt in den kommenden Jahren das unternehmerische Problem Nr. 1. Der Trend zur Filialisierung und Professionalisierung der Unternehmensstruktur nimmt zu. Weitere ausländische Anbieter werden versuchen den deutschen Markt zu erschließen (Deutschland ist als Europas größter Einzelhandelsmarkt für internationale Händler attraktiv). Nicht alle werden so erfolgreich sein wie IKEA, H&M oder Zara (siehe Scheitern von Marks & Spencer oder GAP). CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 6 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 2.4 Standortentwicklung, Relevanz für Dachau Für Städte und Gemeinden hat die wirtschaftliche Entwicklung im Einzelhandel weit reichende Konsequenzen. Nebenlagen und Quartierszentren der größeren Städte sowie die kleineren Stadt- und Ortszentren im ländlichen Raum verlieren interessante Anbieter und Bedeutung. Ein „trading down“ und zunehmende Leerstände sind häufig die Folge. Der seit Jahren zu beobachtende Trend zur Konzentration von Einzelhandelsbetrieben in 1a-Lagen wird sich auch in Zukunft fortsetzen. Hier bleiben auch die Flächenproduktivitäten am ehesten stabil, die insgesamt dramatisch sinken und zu einer faktischen Entwertung von zahlreichen Immobilien, auch an zentralen Standorten führen wird. Mit sinkenden Mieten können notwendige Modernisierungen nicht mehr refinanziert werden, Investitionen bleiben aus und das trading down schreitet fort. Für Zentren wie Dachau bedeutet dies, alle Kräfte (und Angebote) an zentralen Standorten zu bündeln, um die Standortkompetenz zu steigern und eine Fragmentierung der verbleibenden Angebotsstrukturen zu vermeiden. Häufig wird ein attraktiver Branchenmix von den Kunden nicht wahrgenommen, weil er sich auf zu viele Standorte verteilt. Für unattraktive, veraltete Nebenlagen mit schlechten Standortvoraussetzungen müssen neue Nutzungskonzepte gefunden werden, die möglicherweise in der Folge einen neuen Aufschwung bringen können (vgl. München-Westend: Belegung alter Handelsflächen durch Ateliers und kreative Berufe wie Architekten, Grafiker, Designer haben eine neue Gastronomie-Szene und in der Folge sogar wieder neue, spezialisierte Einzelhandelskonzepte in das Quartier gezogen). Die Diskussion vor Ort, ob standardisierte Filialkonzepte eine zunehmende Uniformität der Innenstädte nach sich ziehen, gehen mittlerweile am eigentlichen Kernproblem vieler Innenstädte vorbei. Facheinzelhändler werden immer mehr zu Managern verschiedener attraktiver Mono-LabelStores und sichern auch durch Filialisierungs- und Expansionsstrategien ihre unternehmerische Zukunft. Die Mischung aus traditionellen, inhabergeführten Fachgeschäften und häufig ebenso inhabergeführten Filialkonzepten macht eine Innenstadt für den Kunden erst attraktiv. Zwischen dem richtigen Branchen- und Markenmix und der Frequenz besteht ein untrennbarer Zusammenhang. Frequenz ist für die meisten Filialisten zum Standortfaktor Nr. 1. Neben den attraktiven 1a-Lagen können etablierte Stadtteilzentren, Einkaufszentren und Fachmarktagglomerationen am ehesten die Voraussetzungen für einen nachhaltigen Erfolg als Handelsstandorte erfüllen. Insgesamt besteht damit durchaus die Gefahr einer stärkeren Uniformität der BestLagen, wodurch der Wettbewerb dieser Lagen zunehmend auch über Angebote geführt werden muss, die einen Zusatznutzen über das eigentliche Einkaufen hinaus bieten. Die Erlebniskomponente wirkt damit auf der Makroebene (vgl. z.B. multifunktionale Innenstadt) genauso wie auf der Betriebsebene (vgl. z.B. Themenwochen, Vermischung aus Einkaufen und Erlebnis in sog. Urban-Entertainment-Centern). Städtebauliche Besonderheiten wie die Dachauer Altstadt spielen dabei eine große Rolle. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 7 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept 3 Dachau 2008 Methodik 3.1 Einzelhandelserhebung Im Juli und August 2008 wurden in Dachau alle Einzelhandelsbetriebe nach Standort, Verkaufsfläche, Branche, Betriebstyp und Zustand erfasst. Die CIMA verwendet für diese Bestandsaufnahme einen eigenen Schlüssel, der 32 Branchen differenziert. Um eine möglichst genaue Sortimentsverteilung zu ermitteln, erfolgte die Zuordnung nicht nur nach dem dominanten Sortiment, sondern wird auch innerhalb der Betriebe ggf. differenziert. Die Aufnahme erfolgte zudem nach unterschiedlichen Betriebstypen. Für den Lebensmittelhandel werden dabei bspw. die Betriebstypen Bäckerei, Metzgerei, Kiosk, Tankstellenshop, SB-Geschäfte (bis 400 m² Verkaufsfläche), Getränkefachmärkte, Supermärkte (bis 1.500 m² Verkaufsfläche) Discounter Verbrauchermärkte (bis 5.000 m² Verkaufsfläche) SB-Warenhäuser (ab 5.000 m² Verkaufsfläche) Kauf- und Warenhäuser (z.B.: Karstadt, Galeria Kaufhof) Zielgruppenorientierung, Warenpräsentation, Wettbewerbsfähigkeit) erhoben haben. Dies ist für die Qualität der Untersuchung entscheidend, da im Marktgeschehen nicht nur Sortimente und Verkaufsflächen miteinander konkurrieren, sondern auch Betriebstypen und Konzepte. Nur mit einer sorgfältigen qualitativen Typisierung können etwa im Rahmen der Konzeption marktgerechte Positionierungsempfehlungen für unterschiedliche Zentren, Standorte und Lagen erfolgen. Aus Gründen des Datenschutzes erfolgt in diesem Untersuchungsbericht keine Veröffentlichung von Einzeldaten. Als Verkaufsflächen wurden alle Flächen aufgenommen, die den Kunden zugänglich waren. Diese Definition ist zum einen die CIMA-interne Vorgehensweise und zum anderen auf das Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes vom 24. November 2005 zurückzuführen, nach dem alle Flächen zu berücksichtigen sind, die dem Verkauf der Ware förderlich sind. Neben den Vorkassenzonen, Windfängen und Leergutrückgaben sind dies die Flächenanteile hinter den Bedienungstheken in Lebensmittelvollsortimentern und Metzgereien und Bäckereien. Dagegen wurden Lagerflächen oder Warenauslagen im öffentlichen Raum nicht berücksichtigt ebenso wie die Verkehrsflächen in Passagen oder Einkaufszentren. unterschieden. Je nach Branchenzugehörigkeit erscheint dabei ein mehr oder weniger starker Detaillierungsgrad sinnvoll. Letztlich wurden alle Einzelhandelsgeschäfte erhoben, die überwiegend dem Verkauf an Endverbraucher zuzuordnen waren. Die Bestandsaufnahme wurde von erfahrenen Handelsberatern durchgeführt, die neben quantitativen auch zahlreiche qualitative Merkmale (z.B. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 8 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept 3.2 Einzelhandelsnahe Dienstleister Neben der Ausstattung mit Einzelhandelsbetrieben ist für die Bildung eines Zentrums auch die Ausstattung mit Dienstleistungseinrichtungen wichtig, um die Attraktivität und zukünftige Entwicklung beurteilen und gewährleisten zu können. Die Erhebung dieser Daten erfolgt für die Bereiche der ausgewiesenen Zentren. Aus funktionalen Gründen, und um den Aufwand überschaubar zu halten, wurden nur Dienstleistungsbetriebe erhoben, die im Erdgeschoß angesiedelt sind und eine gewisse Publikumsrelevanz (Besucherfrequenzen) aufweisen. Darunter fallen: Dachau 2008 3.3 Städtebauliche Rahmenbedingungen Das vorliegende Einzelhandels- und Zentrenkonzept beinhaltet die Abgrenzung der zentralen Versorgungsbereiche in Dachau. Die jeweiligen Zentren werden dabei kurz charakterisiert und eine Stärken-SchwächenBilanz erstellt. Neben der räumlichen Ausdehnung und der Qualität des Geschäftsbereiches wird zudem die räumlich-funktionale Struktur beleuchtet und der Standort ins Stadtgefüge eingeordnet. Einzelhandelsnahe Dienstleistungen (z.B.: Friseure, Reisebüros, Wäschereien, Reinigung, Videotheken etc.), Gastronomiebetriebe Banken und Sparkassen, Post Hotels und Pensionen Die einzelhandelsnahen Dienstleistungen (z.B.: Friseure, Reisebüros oder Gastronomiebetriebe) profitieren oftmals von den vorhandenen Passantenfrequenzen und stiften einen zusätzlichen Nutzen für das Einkaufserlebnis. Sie dienen dem Zentrum als arrondierendes Angebot und sorgen für eine Belebung durch teilweise zusätzliche Frequenzen. Dem gegenüber stehen zentren-untypische Dienstleister (z.B. Kfz-Betriebe) sowie Dienstleister in den oberen Geschossen wie Steuerberater, Rechtsanwälte oder Ärzte, die im Rahmen dieser Untersuchung nicht berücksichtigt wurden. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 9 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept 4 Dachau 2008 Strukturdaten 4.1 Planerische Rahmendaten Zentralörtliche Einstufung der Stadt Dachau Zentrale-Orte-Stufe: Gebietskategorie: Landkreis: Region: Regierungsbezirk: Oberzentrum: Mittelzentrum Stadt- und Umlandbereich im Verdichtungsraum München Dachau München Oberbayern München Der Nahbereich von Dachau umfasst neben der Stadt Dachau selbst die Gemeinden Bergkirchen, Hebertshausen und Röhrmoos mit zusammen 60.333 Einwohnern (Stand 31.12.2007). 3 Karte 1: Zentralörtliche Bedeutung Dachaus Legende Die nordwestlich von München gelegene Große Kreisstadt Dachau ist im Landesentwicklungsprogramm Bayern (LEP) als Mittelzentrum im Regierungsbezirk Oberbayern ausgewiesen und liegt auf einer überregionalen Entwicklungsachse im Stadt- und Umlandbereiches des Verdichtungsraumes München. Die Stadt Dachau hatte am 31.12.2007 41.814 Einwohner. 1 Als Mittelzentrum hat die Stadt Dachau laut LEP die Aufgabe, die Bevölkerung ihres innerstädtischen Verflechtungsbereichs mit Gütern und Dienstleistungen des gehobenen Bedarfs zu versorgen. Mittelzentren sollen über vielseitige Einkaufsmöglichkeiten des gehobenen Bedarfs sowie über ein vielfälliges und attraktives Arbeitsplatzangebot verfügen. Ende 2007 lebten im innerstädtischen Verflechtungsbereich der Großen Kreis- Quelle: LEP Bayern 2006 Bearbeitung: CIMA GmbH 2008 stadt Dachau 118.490 Einwohner. 2 1 2 www.dachau.de; Stadt Dachau: Statistik & Fakten Regierung von Oberbayern; Stand 31.12.2007 3 Regierung von Oberbayern; Stand 31.12.2007 CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 10 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 Aus dem Regionalplan der Region München lassen sich für die Große Kreisstadt Dachau folgende Vorgaben ableiten: Als Mittelzentrum im Stadt- und Umlandbereich München soll Dachau gestärkt werden und auch Aufgaben höherer Zentralitätsstufen erhalten können, wenn ein ausreichender Einzugsbereich vorliegt und die Tragfähigkeit der Einrichtungen benachbarter zentraler Orte nicht beeinträchtigt wird. Dies trifft für das Mittelzentrum Dachau zu. Die Bedeutung der Systemhalte München Hauptbahnhof, München Pasing, München Ostbahnhof, Dachau, Freising und Kaufering im Schienenverkehrsnetz der Hauptabfuhrstrecken der Deutschen Bahn und ihre leistungsfähige Bedienung im Personenverkehr sollen aufrecht erhalten werden. Als Mittelzentrum hat Dachau u.a. die landesplanerische Versorgungsaufgabe, mit vielseitigen Einkaufsmöglichkeiten zur Deckung des gehobenen Warenbedarfs beizutragen. Angesichts der ausgeprägten Dominanz des Oberzentrums München als regionale und überregionale Einkaufsmetropole ist es in den Mittelzentren grundsätzlich sehr schwierig, ein qualitativ hochwertiges Einzelhandelsangebot für den jeweiligen Mittelbereich anzubieten. Für Dachau ist die Einkaufsattraktivität in der Innenstadtlage ein wichtiges Wirtschaftspotential. In der gesamten Region München soll zur Sicherung der Umwelt und Lebensqualität ein zusammenhängendes Netz von Grünzügen und Freiflächen erhalten und aufgebaut werden. Im Landkreis Dachau wurden hierzu die Landschaftsräume „Täler im Dachauer Hügelland“ sowie „Landschaftsraum Dachauer und Freisinger Moos“ ausgewiesen. Die Siedlungsentwicklung soll durch ein überörtliches, vernetztes Konzept von regionalen Grünzügen und Trenngrüns geordnet und gegliedert werden. Im Landkreis Dachau werden der Bereich „Dachauer Moos / Freisinger Moos / Grüngürtel München-Nordwest“, das Ampertal sowie der Bereich „Schöngeisinger Forst / Maisacher Moos / tertiäres Hügelland bei Dachau“ als regionale Grünzüge festgelegt. Als Trenngrün werden die Freiräume zwischen Günding und Mitterndorf (Stadt Dachau) sowie zwischen Karlsfeld und Dachau festgelegt. Die im mittleren Ampertal, nördlich und südlich des Mittelzentrums Dachau, standortgemäße Tier- und Pflanzenwelt ist aufgrund der Stadtnähe spürbar bedroht und daher besonders zu sichern. Die Wälder am Südwestrand des Mittelzentrums Dachau und in den Niederungen der Amper nördlich und südlich von Dachau liegen in einem äußerst waldarmen Bereich und sind für die Klimaverbesserung, die Luftreinigung und den Wasserhaushalt im Bereich des Mittelzentrums Dachau von außergewöhnlicher Bedeutung und von daher unersetzlich. Gleiches gilt für die kleineren Wälder zwischen Dachau und Oberschleißheim. Dachau eignet sich zur Übernahme hochwertiger Arbeitsplatzfunktionen im Sinne oberzentraler Aufgaben. Viele Orte im Landkreis Dachau sind noch überwiegend ländlich geprägt. Im ländlichen Raum des Mittelbereichs Dachau ist das berufliche Qualifikationsniveau auf die steigenden Ansprüche standortspezifischer, vorwiegend kleinteiliger Betriebsstrukturen anzuheben. Der öffentliche Personennahverkehr muss insbesondere im großen Verdichtungsraum München das Rückgrat des Gesamtverkehrs bilden und ist zu einem attraktiven und leistungsfähigen Verkehrssystem auszubauen. Die öffentlichen Verkehrsmittel sollen zusammenwirken und miteinander verknüpft werden. Beim S-Bahnverkehr soll eine Entflechtung vom übrigen Zugverkehr angestrebt werden. So soll die S-Bahn auf den Streckenabschnitten Neulustheim - Dachau (S 2) auf eigenen Gleisen geführt werden. Die Park und Ride-Anlage Dachau soll bevorzugt ausgebaut werden. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 11 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Die Große Kreisstadt Dachau weist folgende wesentlichen Lagemerkmale auf: Dachau liegt rund 20 km nordwestlich von München im gleichnamigen Landkreis an der Amper. Das Gemeindegebiet Dachaus grenzt im Westen an die Gemeinde Bergkirchen, im Nordwesten an Schwabhausen, im Norden an Röhrmoos, im Nordosten an Hebertshausen sowie im Süden an Karlsfeld an. Im Osten grenzt die Gemeinde Dachau an den Landkreis München (Gemeinde Oberschleißheim). Die überregionale Verkehrsanbindung Dachaus ist durch die Bundesstraßen B304 und der B471 sehr gut gewährleistet. Diese führen auf die A92 sowie die A99 (Autobahnring München) mit Anschluss an die A8 sowie die A9. Über den ÖPNV ist Dachau durch die S-Bahnlinie 2 sehr gut an München angebunden. Am Dachauer Bahnhof beginnt außerdem die Bahnstrecke Dachau-Altomünster. In Dachau selbst sorgen Buslinien für eine regelmäßige ÖPNV-Verbindung zu den Ortsteilen und den näherliegenden Ortschaften. Im regionalen Fernverkehr bestehen Verbindungen nach Ingolstadt und Nürnberg / Treuchtlingen. Der Flughafen München liegt in ca. 30 km Entfernung und ist über die B471 sowie die A92 in rund 25 Minuten zu erreichen. Dachau 2008 Karte 2: Lage und Verkehrsanbindung Dachau Quelle: Google Earth 2008 Bearbeitung: CIMA GmbH 2008 Fazit: Die wesentlichen lagebedingten Bestimmungsfaktoren der Stadt Dachau sind: - Nähe und sehr gute Verkehrsanbindung zum Oberzentrum München, sowie Anbindung an das überregionale Verkehrsnetz - Starke Arbeitsmarktfunktion im Norden von München - Hohe landschaftliche Attraktivität des Ampertals CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 12 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 4.2 Sozioökonomische Rahmendaten Abb. 1: Indizierte Entwicklung der Einwohnerzahlen Dachaus im Vergleich (Jahr 1987 = Index 100) Bevölkerung Die Stadt Dachau hatte am 31.12.2007 nach eigenen Angaben 41.814 135% Einwohner.4 Die Bevölkerungsdichte liegt bei 1.178 Einwohnern pro km². 130% Die nebenstehende Abbildung zeigt, dass die Bevölkerung in Dachau seit 1987 durchgehend positive Salden zu verzeichnen hatte, die deutlich über denen der Vergleichsräume liegen. Während bayernweit in diesem Zeitraum eine Zunahme der Bevölkerung um rund 15 % stattgefunden hat, waren es in Dachau über 23 %. Lediglich im Landkreis Dachau fand eine noch dynamischere Entwicklung statt. 125% 120% 115% Die positive Bevölkerungsentwicklung ist hauptsächlich auf die durchweg positiven Wanderungssalden (1997 +306…, 2006 +348) zurückzuführen, während der Saldo der natürlichen Bevölkerungsentwicklung in den letzten 10 Jahren gewissen Schwankungen unterlegen war. Der natürliche Saldo bewegte sich dabei in einem Rahmen von +21 (2001) und -44 (2002). 2006 wurden in Dachau 20 Personen mehr geboren, als verstorben sind. 110% 105% Dachau Quelle: Dachau Lkr München Oberbayern 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 1999 1997 1995 1993 1991 1989 1987 100% Bayern Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Gemeindedaten Bayern (1985-2007); www.destatis.de, 2008 Bearbeitung: CIMA GmbH 2008 4 Hinweis: In offiziellen Veröffentlichungen (hier: MB-Research, 2008) wird die Bevölkerungszahl von Dachau zum 31.12.2007 mit 40.846 Einwohnern angegeben. In Absprache mit der Stadtverwaltung verwenden wir hier und im Folgenden die von der Stadt publizierten Werte CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 13 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Karte 3: Bevölkerungsentwicklung bis 2020 - Prognose Dachau 2008 Tab. 1: Bekannte Siedlungsvorhaben Dachau Grundstück/Areal MD‐Areal BayWa‐Gelände Standort Innenstadt Innenstadtrand Schloßbrauerei Altstadt Udldinger Weiher Dachau‐West geplante Einwohner BGF Wohnen Wohneinheiten ca. zukünftig ca. Bemerkungen ca. 59.000 750 1.500 20.000 200 400 inkl. Nahversorger Denkmalschutz, auch andere unbekannt unbekannt unbekannt Nutzungen werden diskutiert weitere Bauabschnitte südlich 274 548 werden folgen Quelle: Stadtverwaltung Dachau 2008, eigene Recherchen Nach Prognosen des Bundesbauministeriums wird innerhalb Deutschlands – bedingt durch den demographischen Wandel – regional mit sehr unterschiedlichen Bevölkerungsentwicklungen zu rechnen sein. Im Umland von München ist entgegen dem allgemeinen Trend von einem anhaltenden Wachstum der Bevölkerungszahl auszugehen. Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung-2007 Bearbeitung: CIMA GmbH, 2008 Die etwas jüngere Bevölkerungsprognose der Bertelsmann Stiftung 5 ging für die Stadt Dachau von einer Bevölkerungszunahme zwischen 2003 und 2010 von 4 %, für den Landkreis Dachau von 4,3 % aus. Real ist die Bevölkerung in der Stadt Dachau alleine zwischen 2003 und 2007 um 3,1 % angewachsen. Die Bevölkerung des Landkreises hat in diesem Zeitraum um 2,3 % zugenommen. Daher gehen wir in unseren weiteren Berechnungen von einer realistischeren Bevölkerungszunahme zwischen 2007 und 2012 von 4 % für die Stadt Dachau sowie 2 % für den Landkreis Dachau aus. Insgesamt bestätigen jedoch sämtliche Prognosen die anhaltend positive Entwicklung in der Region, die insbesondere auch dem Kaufkraftvolumen für den Einzelhandel zu Gute kommen wird. Den Beleg liefern auch die aktuellen Potentialflächen in Dachau die für Siedlungserweiterungen vorgesehen sind (siehe Tabelle oben). Wir gehen von einer jährlichen Absorption des Marktes von 250 bis 300 Einheiten aus, was einem jährlichen Bevölkerungszuwachs von 500 Einwohnern und mehr entspricht. 5 Bertelsmannstiftung; www.wegweiser-kommune.de, 2008 CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 14 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 Altersstruktur Arbeitslosigkeit Ende 2006 waren knapp 18 % der Dachauer jünger als 18 Jahre, etwas mehr waren älter als 64 Jahre. Die Altersgruppe der sogenannten erwerbsfähigen Personen liegt in Dachau mit gut 63 % leicht über dem bayerischen Durchschnitt. Verglichen mit dem Landkreis Dachau, der Stadt München sowie dem Regierungsbezirk Oberbayern ist der Anteil dieser Altersgruppe jedoch leicht unterrepräsentiert. Die „günstigste“ Altersstruktur mit einem relativ hohen Anteil an jungen Einwohnern weist der Landkreis Dachau auf. Dachau hat im Zuge der zu erwartenden demographischen Entwicklung (Stichwort: älter werdende Gesellschaft) ähnliche oder gar noch größere infrastrukturelle Anpassungserwartungen an eine Überalterung als andere Kommunen in Oberbayern. Im August 2008 waren 838 Personen in der Stadt Dachau arbeitslos gemeldet. Im Vorjahr wurden noch 1.015 Arbeitslose gezählt, was einer Abnahme von 17,4 % entspricht. Auch in den übrigen Gemeinden des Landkreises Dachau ist die Zahl der Arbeitslosen zwischen August 2007 und August 2008 jeweils zurückgegangen. Pendlersaldo Tab. 3: Pendlersalden von Dachau und ausgewählten Umlandgemeinden 2006 Beschäftigte am Arbeitsort 7.005 -2.938 12.335 15.148 -2.813 1.326 3.600 -2.274 555 2.341 -1.786 Altomünster 955 2.407 -1.452 Bergkirchen 1.411 2.581 -1.170 Dachau Altersstruktur im Vergleich (31.12.2006) Dachau Lkr. Dachau Oberbayern Bayern Quelle: Bearbeitung: Unter 18 Jahre 17,9% 19,7% 17,8% 18,3% 18-64 Jahre 63,1% 63,8% 64,0% 62,8% 65 Jahre und älter 19,0% 16,5% 18,1% 18,9% Pendlersaldo 4.067 Karlsfeld Tab. 2: Beschäftigte am Wohnort Markt Indersdorf Schwabhausen 748 1.848 -1.100 Bayern 2007, München 2008 Röhrmoos 1.458 2.058 -600 CIMA GmbH 2008 Oberschleißheim 4.886 4.077 809 Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Gemeindedaten Hebertshausen Unterschleißheim 13.051 10.365 2.686 Beschäftigung und Wirtschaft Lkr. Dachau 28.285 50.103 -21.818 Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort lag in der Stadt Dachau am 30. Juni 2007 bei 12.394. Hiervon waren 0,5 % dem Wirtschaftsbereich „Land- und Forstwirtschaft, Fischerei“„ zuzuordnen: Weitere 28,6 % arbeiteten im produzierenden Gewerbe, 24,7 % im Bereich „Handel, Gastgewerbe und Verkehr“: Die restlichen 46,3 % der Beschäftigten waren den sonstigen Dienstleistungen zuzuordnen. Verglichen mit 1997 haben die Beschäftigten in Dachau um rd. 7,7 % zugenommen. Oberbayern 1.592.294 1.474.672 117.622 Bayern 4.319.703 4.252.399 67.304 * Pendlersaldo = Beschäftigte am Arbeitsort minus Beschäftigte am Wohnort Quelle: Bayer. Landesamt f. Statistik u. Datenverarbeitung, Gemeindedaten Bayern 2007, München 2008 Bearbeitung: CIMA GmbH 2008 Von insgesamt 15.148 Beschäftigten sind im Jahr 2006 11.132 Personen aus Dachau ausgependelt, um ihre Arbeitsstätte zu erreichen. Die Zahl der Einpendler betrug dagegen 8.319, so dass der Pendlersaldo für die CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 15 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 Stadt Dachau mit -2.813 negativ ausfällt. Auch der Landkreis Dachau sowie sämtliche zum Landkreis gehörenden angrenzenden Gemeinden weisen negative Pendlersalden auf, was sich durch die starke Arbeitsmarktfunktion Münchens erklärt. Positive Pendlersalden können der Regierungsbezirk Oberbayern und die Gemeinden Ober- und Unterschleißheim (Landkreis München) sowie das Land Bayern vorweisen. Nach Referenzanalysen der CIMA geben Pendler nach München ca. 25 % ihrer Einzelhandelskaufkraft am Arbeitsort aus. Fremdenverkehr Tab. 4: Fremdenverkehr im Vergleich (2006) Gemeinde/ Stadt/ Angebotene Gäste- Gästeüber- Verwaltungseinheit Gästebetten ankünfte nachtungen Tourismusintensität Aufenthaltsdauer in Tagen Bergkirchen 190 13.748 30.804 4.340 2,2 Dachau 552 40.097 71.217 1.759 1,8 Hebertshausen 97 5.836 11.253 2.216 1,9 Karlsfeld 236 10.142 18.556 1.022 1,8 Markt Indersdorf 164 6.554 16.466 1.790 2,5 Oberschleißheim 333 22.441 46.401 4.075 2,1 72 3.216 8.611 1.358 2,7 Röhrmoos Schwabhausen 61 2.218 5.953 992 2,7 Unterschleißheim 463 48.604 85.460 3.256 1,8 Landkreis Dachau 1.767 102.749 207.344 1.536 2,0 Oberbayern 198.426 10.974.001 29.164.397 6.816 2,7 Bayern 556.352 25.454.736 74.691.170 5.979 2,9 Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, 2007 Bearbeitung: CIMA GmbH, 2008 Im Vergleich zeigt sich, dass Dachau eine vergleichsweise geringe Tourismusintensität aufweist, die jedoch über dem Durchschnittswert des Landkreises Dachau sowie der Nachbarorte Karlsfeld, Röhrmoos und Schwabhausen liegt. Die Kennziffer der Tourismusintensität (Gästeübernachtungen je 1.000 Einwohner) erlaubt einen Vergleich touristischer Destinationen und spielt eine wichtige Rolle zur Einschätzung weiterer Potentiale und Entwicklungschancen im Segment Freizeit und Erholung. Zur Vergleichbarkeit wurde auf Datenmaterial der amtlichen Landesstatistik zurückgegriffen. Hier werden lediglich Betriebe mit mindestens 9 Betten erhoben. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer lag 2006 bei 1,8 Tagen und wird von allen anderen verglichenen Gebietskörperschaften entweder auch erreicht (Karlsfeld, Unterschleißheim) oder übertroffen. Der Aufenthalt eines Gastes im Landkreis Dachau beträgt circa zwei Tage. Laut DWIF gab ein Gast in Bayern im Jahr 2002 rund 89,60 € pro Tag am Urlaubsort aus. In München mit Umgebung geht das DWIF sogar von einer Tagesausgabe von 159,60 € aus. 6 Die durchschnittlichen Ausgaben von Tagesreisenden werden vom DWIF für das Reisegebiet München / Umland / Oberbayerische Städte mit insgesamt 37,80 € angenommen 7. Zusätzlich zu den Gästeübernachtungen kommen in Dachau die Besucher der KZ-Gedenkstätte. Diese werden in einer Studie aus dem Jahr 2007 mit 618.000 pro Jahr angegeben. 8 Laut der Studie verbinden nur 8 % aller Besucher neben der KZ-Gedenkstätte noch weitere Aspekte mit dem Namen der Stadt Dachau. Rund jeder Fünfte gab dabei an, die Innenstadt von Dachau bereits besucht zu haben, bzw. noch zu besuchen. Nach unseren Berechnungen gehen wir insgesamt von einem touristischen Marktpotential für den Dachauer Einzelhandel durch Geschäftsund Übernachtungsgäste von ca. 6,4 Mio. € aus. Aufgrund der spezifischen Besucherstruktur liegt dieser Wert eher am unteren Rand der möglichen Potentialberechnung. 6 DWIF: Ausgaben der Übernachtungsgäste in Deutschland; Schriftenreihe Nr. 49, 2002 7 DWIF: Tagesreisen der Deutschen; Schriftenreihe Nr.50, 2005 8 iq-Projektgesellschaft / Universität Regensburg: Besucher der KZ-Gedenkstätte Dachau; 2007 CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 16 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Tab. 5: Dachau 2008 Zusammenfassung wichtiger sozioökonomischer Rahmendaten Indikatoren Dachau Lkr. DAH München Oberbayern Bayern Bevölkerung (31.12.07) 41.814 136.272 1.311.573 4.313.446 12.520.332 Entwicklung seit 1987 23,6% 30,7% 10,6% 19,9% 14,8% Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 30.06.1997 11.507 24.953 637.155 1.476.581 4.168.958 30.06.2007 12.394 28.775 673.398 1.622.283 4.411.875 7,7% 15,3% 5,7% 9,9% 5,8% 1.015 2.532 43.710 99.574 328.641 relative Veränderung Arbeitslosenzahlen August 2007 August 2008 relative Veränderung 838 2.055 38.001 82.438 255.029 -17,4% -18,8% -13,1% -17,2% -22,4% 2,6 5,2 3,6 3,8 Quote [1] Sept. 2008 [1] = auf Basis der zivilen Erwerbspersonen Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung; Gemeindedaten 1998 und 2007; www.destatis.de, 2008; Stadt Dachau 2008; Bundesagentur für Arbeit: www.arbeitsagentur.de Bearbeitung: CIMA GmbH 2008 Die Bevölkerung hat seit 1987 sowohl in Dachau, als auch in den Vergleichsräumen jeweils deutlich zugenommen, wobei verglichen mit Bayern und Oberbayern die Entwicklung sowohl in Dachau, als auch im Landkreis Dachau deutlich überdurchschnittlich verlaufen ist. Bei den sozialversicherten Beschäftigten schneidet die Stadt ebenfalls sehr gut ab und liegt über den Vergleichswerten Münchens und Bayerns. Auffällig ist die sehr gute Entwicklung im Landkreis Dachau mit über 15%. Ein positives Bild ergibt sich auch bei der Betrachtung der Arbeitslosenzahlen. Diese gingen im letzten Jahr sowohl in Dachau als auch in den Vergleichsräumen deutlich zurück, wenngleich der Landkreis Dachau einen noch stärkeren Rückgang der Arbeitslosenzahlen als die Stadt Dachau verzeichnen konnte. Fazit: Die positive, überdurchschnittliche Bevölkerungsentwicklung in der Großen Kreisstadt Dachau sowie im gesamten Landkreis Dachau kann ein wesentlicher Motor und eine attraktive Basis für die zukünftige Einzelhandelsentwicklung in Dachau sein. Dabei kann man auch zukünftig durch eine Bevölkerungszunahme bis 2020 von einer wachsenden Nachfrage im gesamten Einzugsgebiet Dachaus ausgehen. Sehr erfreulich ist auch die Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, allerdings führt der negative Pendlersaldo Dachaus auch zu Kaufkraftabflüssen. Nach eigenen Referenzanalysen ist davon auszugehen, dass im Großraum München im Durchschnitt ca. 25 % des Kaufkraftvolumens am Arbeitsort ausgegeben werden. Der insgesamt noch moderate negative Pendlersaldo von -2.813 Personen ist allerdings in Dachau nicht der entscheidende Faktor für die Gesamthöhe der Kaufkraftabflüsse aus Dachau. Die niedrige Arbeitslosenquote im Landkreis und der deutliche Rückgang der Arbeitslosenzahlen in der Stadt Dachau sind ebenso positiv für die Einzelhandelsentwicklung in der Stadt zu werten. Ein weiterer positiver Impuls für den Einzelhandel geht von den Geschäfts- und Übernachtungstouristen aus, die zusammen ein allerdings eher geringes zusätzliches Marktpotential von rund 6,4 Mio. € nach Dachau bringen. In Zukunft gilt es, Dachau für Einwohner (innerstädtisches Wohnen) und Gewerbetreibende gleichermaßen noch attraktiver zu machen, um diese positiven Entwicklungen weiter zu forcieren. Die Rahmenbedingungen hierfür sind gegeben. Dachau hat aufgrund seiner Lage in der wirtschaftlich starken Metropolregion München mit ihren positiven Entwicklungsperspektiven eine günstige soziodemographische Ausgangsposition für die zukünftige Entwicklung. Limitierend wirkt dabei die starke Konkurrenzsituation zum nahen Oberzentrum München. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 17 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept 5 Dachau 2008 Marktanalyse 5.1 Kaufkraft Abb. 4: Einzelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffern 2008 (in % vom Bundesdurchschnitt) Das Kaufkraftniveau einer Region hängt vom Einkommen der Bevölkerung ab, das wiederum Folge der Wirtschaftskraft dieser Region ist. 121,7 Haimhausen 115,4 Hebertshausen Wie die nebenstehende Abbildung verdeutlicht, liegt die einzelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffer (KKZ) der Stadt Dachau mit 115,9 deutlich über dem Durchschnitt Gesamtdeutschlands von 100. Auch verglichen mit Bayern, dem Regierungsbezirk Oberbayern sowie dem Landkreis Dachau steht der Bevölkerung in der Stadt Dachau mehr Kaufkraft zur Verfügung. Das Umland, und damit das potenzielle Einzugsgebiet Dachaus, weist ebenso teilweise stark überdurchschnittliche Kaufkraftkennziffern auf. Über die höchste Kaufkraft verfügen die Einwohner von Haimhausen. 114,1 Odelzhausen Bergkirchen 114,0 Karlsf eld 114,0 113,0 Weichs 112,2 Petershausen 111,5 Markt Indersdorf Sulzemoos 110,9 Schwabhausen 110,7 Oberschleißheim 110,2 Unterschleißheim 110,1 109,7 Vierkirchen 108,9 Hilgertshausen-Tandern Fazit: 107,7 Erdweg 106,8 Pf af fenhof en a.d. Glonn 106,6 Roehrmoos 105,7 Altomuenster 105,2 Bayern 113,1 Regierungsbezirk Oberbayern 113,0 Landkreis Dachau 115,9 Dachau 95 Quelle: BBE!CIMA 2008 Bearbeitung: CIMA GmbH 2008 100 105 110 115 120 125 Im Vergleich zu anderen Regionen weist das Einzugsgebiet der Stadt Dachau ein sehr hohes Kaufkraftniveau auf. Trotz der insgesamt überdurchschnittlichen Kaufkraft bleibt zu beachten, dass die Kaufkraftverhältnisse im Einzugsgebiet sehr heterogen sind, das heißt neben Haushalten, die über sehr hohe Einkommensverhältnisse verfügen auch Haushalte mit eher durchschnittlichen Einkommen vorhanden sind. Mit einer Positionierung auf bestimmten Angebotsniveaus lässt sich daher das gesamte verfügbare Potential nicht erschließen. Als Mittelzentrum sollte u. E. der Anspruch der Dachauer Anbieter darin bestehen, sowohl die „konsumige“ bis discountorientierte als auch die höherwertige Nachfrage entsprechend befriedigen zu können. Um einem differenzierten Einkaufsverhalten gerecht zu werden (nicht jede Handelsbranche profitiert in gleichem Maße von einer höheren Kaufkraft), werden die folgenden Marktpotentialberechnungen mit sortimentsspezifischen Kaufkraftkennziffern durchgeführt. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 18 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Karte 4: Quelle: Dachau 2008 Einzelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffern 2008 (in % vom Bundesdurchschnitt) BBE!CIMA 2008 CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 19 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 5.2 Konkurrenzsituation in der Umgebung Karte 5: Konkurrenzsituation Augsburg (Oberzentrum) EH-Umsatz: ca. 1.861,0 Mio.€ EH-Zentralität: 128,7 Pkw-Entf ernung: 53 km Freising (mögliches Oberzentrum) EH-Umsatz: ca. 361,0 Mio.€ EH-Zentralität: 136,4 Pkw-Entf ernung: 35 km Markt Indersdorf (Unterzentrum) EH-Umsatz: EH-Zentralität: Entf ernung: 14 km Friedberg (Mittelzentrum) EH-Umsatz: ca. 342,3 Mio.€ EH-Zentralität: 190,6 Entf ernung: 45 km Dachau (Mittelzentrum) EH-Umsatz: ca. 291,8 Mio.€ EH-Zentralität: 111,6 Unterschleißheim (Siedlungsschwerpunkt) EH-Umsatz: ca. 136,3 Mio.€ EH-Zentralität: 86,9 Entf ernung: 12 km Olching (Siedlungsschwerpunkt) EH-Umsatz: ca.150,1 Mio.€ EH-Zentralität: 97,6 Entf ernung: 12 km Fürstenfeldbruck (Mittelzentrum) EH-Umsatz: ca. 224,1 Mio.€ EH-Zentralität: 110,2 Pkw-Entf ernung: 19 km Eching (Siedlungsschwerpunkt) EH-Umsatz: ca. 282,2 Mio.€ EH-Zentralität: 345,8 Entf ernung: 20 km München - OEZ (Oberzentrum) EH-Umsatz: ca. 380 Mio.€ Pkw-Entf ernung: 13 km Quelle: Kartengrundlage: MS MapPoint, Datenmaterial: BBE!CIMA 2008 Bearbeitung: CIMA GmbH, 2008 München - Innenstadt (Oberzentrum) EH-Umsatz: ca. 3,5 Mrd. € Summe EH-Umsatz: 10.668,2 Mio.€ EH-Zentralität: 125,1 (Gesamtstadt) Pkw-Entf ernung: 20 km CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de Die Haushaltsbefragung hat noch einmal bestätigt, dass die Einzelhandelsentwicklung in Dachau maßgeblich von der Konkurrenzsituation zu Handelsstandorten in München bestimmt wird. Zwar sind für die Bewohner des Umlandes in einzelnen Branchen auch insbesondere Standorte in Unterschleißheim, Oberschleißheim und Markt Indersdorf von gewisser Relevanz, sie spielen jedoch eine vergleichsweise geringe Rolle. Eine Sondersituation ergibt sich in der Möbelbranche, bei der sich die befragten Kunden an den großen Agglomerationen im Verdichtungsraum München orientieren. Dies sind neben einigen Standorten in München selbst hauptsächlich Eching, Friedberg und Parsdorf. Aufgrund ihrer Bedeutung für die Dachauer Innenstadtentwicklung sollen die zwei wesentlichen Münchner Konkurrenzstandorte im Folgenden näher beschrieben werden. 20 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 Einschätzung der Konkurrenzzentren in München München, Innenstadt Lage Kaufinger-/Neuhauser Straße, Bahnhofsviertel, Sendlinger Straße, Theatiner Straße, Maximilianstraße und Seitenstraßen Typ Innenstadt, Fußgängerzone und Geschäftsstraßen Einzelhandelsfläche Ca. 443.000 m² in 2004, stagnierend seit 1996 Umsatz 2007: ca. 3,5 Mrd. € Magnetbetriebe Die meisten großen Handelshäuser und Filialisten, die am deutschen Markt präsent sind, haben eine Filiale oder gar einen Flagship-Store in der Münchner Innenstadt. Wichtigste Betriebe: Kaufhof, Karstadt, Saturn, Sporthaus Schuster, Kaufhaus Beck, EKZ 5 Höfe. Außer dem letztgenannten gibt es mit dem Stachus-UG und dem Elisenhof lediglich noch zwei kleinere, eher untypische Einkaufszentren. Mietpreis Bis 260,- €/m² (Neuvermietung 100 m² in 1a-Lage, idealer Zuschnitt) Filialisierungsgrad 34 % - 71% Angebotsniveau Sämtliche Angebotsniveaus sind vertreten, wobei konsumige und gehobene Sortimente bis hin zum Luxusbedarf dominieren. Frequenz Bis zu 14.000 je Stunde (Kaufinger Str.) Erreichbarkeit Zentral auf die Innenstadt ausgerichtetes, leistungsfähiges ÖPNV-System; Fahrzeit ab Dachau Bhf. ca. 35 Minuten; Pkw-Erreichbarkeit aus Kapazitätsgründen nicht problemlos Planungen Nach Jahren der Stagnation erfolgt derzeit eine Nachverdichtung in der Innenstadt, die auch zu einem Flächenwachstum führen wird: Stachus Untergeschoß (7.500 m², bis 2010): Totalsanierung und Neuordnung, konsumiges Angebotsniveau (periodischer Bedarf und Mode) SZ-Areal (Sendlinger Str., ca. 15.000 m²): gehobene Angebotsniveaus, Markenstores, Mode etc. Zentraler Omnibus-Bahnhof (Arnulfstraße, bis 2009): Nahversorgung und Reisebedarf Perspektiven: Alte Akademie (Neuhauser Straße, mehrere Tsd. m²) und Umbau Hauptbahnhof (ca. 15.000 m²) Konkurrenzsituation Die Münchner Innenstadt ist nach den Ergebnissen der Haushaltsbefragung der bedeutendste und stärkste Konkurrenzstandort zum Dachauer Einzelhandel. Einzig die Kapazitätsgrenzen in der Erreichbarkeit und die hohe Frequenz an Wochenenden wirken derzeit möglicherweise limitierend auf den Kaufkraftabfluss aus Dachau. Die fortlaufenden Veränderungen, Schaffung von Neuigkeiten und eine zunehmende Eventdichte durch das City-Management (CPM München) dürften die Attraktivität jedoch auch zukünftig hoch halten. Quelle: eigene Erhebungen 1999 – 2008; Kemper’s City Scout 2008/2009 CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 21 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 München, Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) Lage Hanauer Straße, München-Nord (Moosach) Typ Klassisches Einkaufszentrum, mehrfach erweitert mit Fachmarktagglomeration im Umfeld; als Stadtteilzentrum ausgewiesen Einzelhandelsfläche Ca. 54.000 Umsatz 2007: ca. 380 Mio. € Magnetbetriebe Kaufhof, Karstadt, C&A, Edeka, Wöhrl im Center. SaturnMedia außerhalb. Angebotsniveau konsumige und gehobene Sortimente im Center, im Umfeld auch discountorientierte Fachmarktkonzepte Frequenz Ca. 40.000 Besucher pro Tag im Center Erreichbarkeit 3.000 Stellplätze und seit kurzem eigene U-Bahn-Anbindung schaffen eine hervorragende Erreichbarkeit; aus Dachau mit dem Pkw in ca. 20 Minuten erreichbar Planungen Das Einkaufszentrum selbst und das Umfeld haben in den vergangenen 15 Jahren immer wieder erweitert und Handelskapazitäten ausgebaut. Wenngleich eine maßgebliche Erweiterung nach dem Münchner Zentrenkonzept nicht mehr gewünscht wird, sind derzeit weitere ca. 7.500 m² Handelsfläche im Umfeld in der Diskussion. Beschreibung Das OEZ hat zwar nicht ganz die Bedeutung für die Dachauer Kunden wie die Münchner Innenstadt, ist aber aufgrund der guten Erreichbarkeit, des kompletten Branchenmix (insbesondere Mode) und der von vielen Zielgruppen gewünschten Annehmlichkeiten eines Centers der zweitstärkste Wettbewerbsstandort zur Dachauer Innenstadt. Quelle: eigene Erhebungen 1999 – 2008; EHI: Shopping-Center, 2006 Für die Entwicklung der Dachauer Innenstadt sind andere Handelsstandorte als München oder - weitaus schwächer - Augsburg von untergeordneter Relevanz. Es handelt sich dabei in erster Linie um Fachmarktagglomerationen in Unterschleißheim, Markt Indersdorf und Karlsfeld, die in Konkurrenz zur allerdings wesentlich stärkeren Agglomeration in Dachau-Ost stehen. Bekannte Planungen, die konzeptionell stärker auf den innerstädtischen Einzelhandel in Dachau Einfluss haben könnten, sind aufgrund der Attraktivität in erster Linie in München zu finden. Ein Vorhaben in Karlsfeld könnte aufgrund der Nähe zusätzliche Konkurrenzwirkung entfalten. Entscheidend für die zukünftige Einzelhandelsentwicklung in Dachau ist jedoch die mögliche Positionierung des Dachauer Einzelhandels gegenüber den Münchner Standorten. Tab. 6: Projekte im Einzugsgebiet geplante VK-Fläche EH in m² ca. Standort Karlsfeld Status 10.000 im Bau Unterschleißheim: Beim Pfarracker Unterschleißheim: Morsestraße München: OEZ 2009 "Neue Mitte", nahversorgungsorientiert mit öffentlichen Einrichtungen, Gastronomie und publikumsorientierten Dienstleistungen, Wohnungen und Büros. Tiefgarage. 5.100 Bauvoranfrage offen Lebensmittel, Textil, Gastronomie 7.200 Bauvoranfrage offen Fachmarktzentrum: LM, Textil, Sport, Elektronik 7.500 projektiert offen München: Stachus 7.500 im Bau München: SZ-Areal 15.000 im Bau Quelle: Fertigstellung ab Besonderheiten Erwietreung im Umfeld; qualifizierter Bedarfsbereich Umbau und Neukonzept: Nahversorgung, Mode, 2010 konsumig 2011 Mode + Lifestyle, gehoben Jones Lang LaSalle 2008 (Unterschleißheim), eigene Erhebungen 2008 (alle weiteren) CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 22 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 5.3 Zentralität Die Zentralitätskennziffer spiegelt die relative Stärke und Zentralität eines Handelsstandortes in Relation zur örtlich verfügbaren Kaufkraft wider. Die Einzelhandelszentralität wird aus dem Quotienten zwischen Einzelhandelsumsatz und Kaufkraft innerhalb der Stadt gebildet. Ein Wert von 100 bedeutet demnach, dass Umsatz und Kaufkraft genau gleich sind. Bei einem Wert über 100 übersteigt der Umsatz die Kaufkraft entsprechend, es gibt also per Saldo einen Kaufkraftzufluss aus umliegenden Regionen. Ein Wert unter 100 signalisiert einen entsprechenden Kaufkraftabfluss. Fazit: Nach eigener Berechnung verfügt Dachau über eine Einzelhandelszentralität in Höhe von 111,6, die per Saldo grundsätzlich Kaufkraftgewinne für Dachau ausdrückt. Die Wettbewerbsdichte in der Metropolregion München ist außerordentlich hoch und stellt einen wesentlichen, limitierenden Faktor für die Dachauer Einzelhandelsentwicklung dar. Dabei sind für die Innenstadtentwicklung insbesondere die Münchner Innenstadt sowie das Olympia-Einkaufszentrum von Relevanz, die in den kommenden Jahren weiter an Attraktivität zunehmen werden. Der Dachauer Einzelhandel kann mit einer von der CIMA berechneten Einzelhandelszentralität von 111,6 mehr Umsatz generieren, als an Kaufkraftvolumen in der Stadt vorhanden ist. Dies dokumentiert die mittelzentrale Bedeutung der Stadt als Handelsstandort. In anderen Veröffentlichungen ist sogar von einer Zentralität bis zu 122,6 (z. B. MB-Research 2008) die Rede, was aus der dort zu Grunde gelegten höheren Umsatzeinschätzung resultiert. Aufgrund der eigenen, viel detaillierteren Recherche vor Ort ist jedoch die von uns ermittelte Kennziffer plausibel. Das regionale Bild nach Konkurrenzorten (siehe Karte 5) zeigt, dass Dachau mit einer Kennziffer von noch 111,6 über eine überdurchschnittliche Zentralität im Verdichtungsraum verfügt. Über die geringste Zentralität im Umland verfügt die Stadt Unterschleißheim (86,9), gefolgt von Olching (97,6). Die mit Abstand höchste Zentralität von 345,8 weist Eching auf. Im direkten Städtevergleich wird deutlich, dass subjektiv und objektiv attraktive Einkaufsstädte wie München geringere Zentralitäten aufweisen als etwa Eching oder Friedberg mit geringer Kaufkraftbasis. Aus dem Zentralitätsgrad lässt sich daher alleine noch kein (quantitativer) Nachholbedarf für den Dachauer Einzelhandel ableiten. Zur Messung der Einkaufsattraktivität einer Stadt ist der Zentralitätsgrad alleine untauglich. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 23 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 5.4 Einzugsgebiet Jede Einkaufsstadt von höherer Zentralität hat abhängig von den spezifischen Standorten (Innenstadt oder Möbelanbieter), Wochentagen (normaler Werktag, Markttag oder Samstag) und Jahreszeit (z. B. Vorweihnachtszeit) i. d. R. eine Vielzahl verschiedener Einzugsgebiete, die sich übereinander lagern. Das Einzugsgebiet des Dachauer Einzelhandels wurde durch diverse Methoden abgegrenzt. Neben einer Modellrechnung wurde sowohl eine Point-of-Sale Befragung an verschiedenen Standorten Karte 6: in Dachau (709 Befragte: Altstadt, Münchner Straße und Schwarzer Graben) sowie eine Haushaltsbefragung (470 Haushalte) in Dachau und ausgewählten Umlandgemeinden durchgeführt. Die Ergebnisse der Befragungen wurden zur Feinabstimmung des Prognosemodells nach HUFF herangezogen, woraus sich das nachfolgend abgebildete, durchschnittliche Einzugsgebiet für den Dachauer Einzelhandel insgesamt ergibt. Einzugsgebiet Dachau (auf Gemeindebasis) Zum Kerneinzugsgebiet zählen alle PLZ-Bereiche mit mehr als 10% Kaufkraftbindung nach Dachau. Daraus ergeben sich für das Jahr 2008 folgende Marktpotentiale (nächste Seite): Quelle: eigene Berechnungen, 2008; Bearbeitung: CIMA GmbH, 2008 CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 24 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Tab. 7: Bevölkerung und Marktpotentiale im Einzugsgebiet Dachau Ort Dachau Bergkirchen Hebertshausen Naheinzugsgebiet Röhrmoos Schwabhausen Erdweg Vierkirchen Weichs Petershausen Markt Indersdorf Altomünster Haimhausen Odelzhausen Hilgertshausen‐Tandern Sulzemoos Karlsfeld erweitertes Kern‐Einzugsgebiet Summe Kern‐Einzugsgebiet Quelle: Dachau 2008 Einwohner 2007 41.814 7.098 5.079 53.991 6.342 6.002 5.586 4.269 3.173 5.941 9.197 7.311 4.674 4.152 3.133 2.591 18.149 80.520 134.511 eigene Berechnungen, 2008 Marktpotential in Mio. € 261,5 44,0 31,9 337,3 36,7 36,1 32,7 25,5 19,5 36,2 55,7 42,0 30,9 25,7 18,5 15,6 112,4 487,7 825,1 Typ nach LEP Nahbereich Nahbereich Nahbereich Nahbereich Nahbereich Verflechtungsbereich Verflechtungsbereich Verflechtungsbereich Verflechtungsbereich Verflechtungsbereich Verflechtungsbereich Verflechtungsbereich Verflechtungsbereich Verflechtungsbereich Verflechtungsbereich Verflechtungsbereich Der Einzelhandelsstandort Dachau verfügt über ein Kerneinzugsgebiet von rund 134.500 Einwohnern, ein vergleichsweise hoher Wert für ein Mittelzentrum am Rande einer attraktiven Metropole wie München. Für den Einzelhandel errechnet sich daraus ein einzelhandelsrelevantes Marktpotential von 825 Mio. €. Festzuhalten ist, dass der von der Landesplanung im Jahr 2004 ausgewiesene Verflechtungsbereich für Dachau in weiten Teilen mit unserer Analyse übereinstimmt. Lediglich der Siedlungsschwerpunkt Karlsfeld, der nach LEP einen eigenen Verflechtungsbereich bilden sollte, ist de facto Teil des Kerneinzugsgebietes Dachau mit signifikanten Kaufkraftzuflüssen. Im September 2008 wurde in Dachau an verschiedenen Tagen 9 und an mehreren Standorten eine Point-of-Sale-Befragung durchgeführt. Dabei wurden in der Altstadt 245, in der Münchner Straße 231 und Am Schwarzen Graben 233 Passanten interviewt, insgesamt eine Stichprobe von 709. In den folgenden Kartenausschnitten lässt sich daraus das spezifische Einzugsgebiet der verschiedenen Handelsstandorte in Dachau ableiten. Dabei wurde die Anzahl der Besucher nach Herkunfts-Postleitzahl mit der gesamten dort verfügbaren Einzelhandelskaufkraft gewichtet und daraus ein spezifischer, durchschnittlicher Marktanteil des Dachauer Einzelhandels im Herkunftsort ermittelt. 9 Befragt wurde an 5 verschiedenen Tagen: Di. 09.09.2008, Di 16.09.2008, Fr. 19.09.2008, Sa. 20.09.2008, Fr. 26.09.2008 jeweils 10 – 19 Uhr an sämtlichen Standorten gleichzeitig CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 25 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Karte 7: Einzugsbereiche nach POS – Standorte Altstadt, Münchner Straße und Dachau-Ost (N gesamt = 709) Altstadt Marktanteile in % Altstadt Quelle: Dachau 2008 Münchner Straße Marktanteile in % Münchner Straße eigene Berechnungen, 2008 CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 26 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 Dachau Ost Die kartographische Auswertung zeigt für die verschiedenen Standorte ein sehr unterschiedliches Bild: Marktanteile in % Dachau-Ost Quelle: eigene Berechnungen, 2008 Altstadt und Münchner Straße überschneiden sich in ihrem Einzugsgebiet stark. Die Altstadt kann mehr Kunden aus Hebertshausen generieren als die Anbieter in der Münchner Straße und Umgebung. Die Münchner Straße hat dem gegenüber das insgesamt größere Einzugsgebiet, vor allem im Nordwesten. Nicht nur vereinzelt sind insbesondere in der Altstadt auch Kunden / Besucher aus dem Münchner Norden präsent. Aufgrund der hohen Potentiale lassen sich daraus jedoch keine Marktanteile ableiten. Das Einzugsgebiet der Fachmarktanbieter im Dachauer Osten überstrahlt das innerstädtische Einzugsgebiet deutlich. Hier ergeben sich bis Altomünster im Norden und Pfaffenhofen an der Glonn im Westen hohe Marktanteile. Auch der Osten Dachaus mit Ober- und Unterschleißheim, der für die Innenstadt kaum Relevanz aufweist, ist hier deutlich präsenter. Insgesamt ist festzuhalten, dass das Einzugsgebiet für die Gesamtstadt in erster Linie von den Fachmarktanbietern im Gewerbegebiet Ost bestimmt wird. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 27 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 5.5 Leistungsdaten des Dachauer Einzelhandels Die Bestandsaufnahme des Dachauer Einzelhandels erfolgte im Juli und August 2008 durch die CIMA Beratung + Management GmbH München und erfasst demnach den zum Zeitpunkt angetroffenen Status quo im Dachauer Einzelhandel. Alle nachfolgenden Aussagen und Empfehlungen beziehen sich auf diesen Stand soweit nicht anders vermerkt. Es wurden alle Betriebe nach Standort, Verkaufsfläche, Branche, Betriebstyp und Zustand erfasst. Dabei wurden neben quantitativen auch zahlreiche qualitative Merkmale (z.B. Zielgruppenorientierung, Warenpräsentation, Wettbewerbsfähigkeit) erhoben, die im Anschluss ausgewertet und dargestellt werden. Die Berechnung der Umsätze erfolgte auf Basis der in einigen Schlüsselbetrieben erhobenen Flächenproduktivitäten für insgesamt 31 Branchen und bekannten Leistungskennziffern überregionaler Filialisten. 5.5.1 haltsbefragung, dass lediglich 2 % der Befragten einen Einkauf an beiden Standorten immer verknüpfen, weitere 29 % tun dies zumindest gelegentlich. Zum Zeitpunkt der Erhebungen (Juli / August 2008) verfügte Dachau über eine aktive Gesamtverkaufsfläche von ca. 82.300 m², die sich auf 280 Betriebe verteilt. Karte 8: Dachauer Einzelhandel: Lagen schematisch Erläuterung: ZV = möglicher zentraler Versorgungsbereich NZ = Nahversorgungszentrum FMA = nicht integrierte Fachmarktagglomeration Lageabgrenzung des Dachauer Einzelhandels Im weiteren Verlauf der Ausarbeitung werden folgende Lagetypen unterschieden (vgl. auch nebenstehende Karte 7): Lage 1: Innenstadt: „Altstadt“ und „Südliche Innenstadt“ (Innere Münchner Straße und Umgebung) Lage 2: integrierte (Streu-)Lage Lage 3: nicht integrierte Lage (FMA Dachau-Ost & Äußere Münchner Straße) Hier fällt bereits eine Besonderheit Dachaus auf, die Teilung der Innenstadt in zwei Bereiche. Beide Standorte haben nicht zuletzt aufgrund der schwierigen Topographie (Altstadtberg) keine unmittelbare funktionale Verknüpfung und eine funktionale Arbeitsteilung der beiden innerstädtischen Standorte ist nur teilweise gegeben. Dies drückt sich auch in den eher mäßigen unmittelbaren Kopplungseffekten aus. So ergab die Haus- MD-Areal ZV Altstadt NZ LudwigDill-Str. FMA Äußere Münchner Straße Quelle: Google Earth Pro, eigene Erhebung; Bearbeitung: CIMA GmbH, 2008 CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 28 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Tab. 8: Dachau 2008 Standortstruktur Dachau Wie bereits erwähnt, sind die ohnehin vergleichsweise schwach ausgeprägten Innenstadtlagen des Einzelhandels - anders als in den meisten Städten in der Region München - auf zwei Lagen verteilt, die damit die beiden möglichen zentralen Versorgungsbereiche in Dachau bilden: Umsatz in Mio. € Verkauf sf läche in m² Anzahl Betriebe 0% 20% Anzahl Betriebe 40% 60% Verkauf sf läche in m² 80% 100% Umsatz in Mio. € Altstadt 85 9.410 36,6 Innere Münchner Straße 86 10.640 49,7 nicht integrierte Lagen 54 55.095 175,9 integrierte Streulagen 55 7.200 29,4 Quelle: eigene Analyse, 2008 Bearbeitung: CIMA GmbH, 2008 Die gesamte Lage 1 verfügt über 171 Betriebe mit zusammen 20.050 m² Verkaufsfläche. Dies sind 24,3 % der Gesamtverkaufsfläche Dachaus. Der Umsatzanteil ist mit rund 30 % (entspricht ca. 86,3 Mio. € Umsatz) aufgrund der höheren Produktivität überproportional. die Altstadt mit rund 9.400 m² Verkaufsfläche (ca. 11,4 %) und die Südliche Innenstadt mit rund 10.600 m² (12,9 %). In beiden Innenstadt-Lagen sind etwa gleich viele Betriebe lokalisiert, die zusammen auch eine ähnliche Verkaufsfläche belegen. Dennoch fällt auf, dass die Geschäfte in der Münchner Straße deutlich mehr Umsatz generieren können. Beträgt der Umsatzanteil der Altstadt-Geschäfte zusammen 12,5 %, so sind es in der Münchner Straße über 17 %, eine Folge der dort stark vertretenen Anbieter im periodischen Bedarf, die durchschnittlich höhere Flächenleistungen generieren können. Dominant nach Verkaufsfläche und Umsatzanteil sind die nicht integrierten Lagen, insbesondere die Standorte in Dachau-Ost (z.B. Schwarzer Graben) und, deutlich geringer, an der Äußeren Münchner Straße. Hier befinden sich mehr als 55.000 m² Einzelhandelsverkaufsfläche, das sind knapp 67 % der gesamten Verkaufsfläche in Dachau. Der Umsatzanteil beträgt mehr als 60 %. Dachau übertrifft damit den durchschnittlichen Anteil an nicht integrierten Standorten (Sekundäres Netz) in den alten Bundesländern (Prognose 2010: 32 %) mit 67 % bei weitem (siehe nachfolgende Abbildung). An den sonstigen integrierten Lagen sind 19,7 % der Betriebe lokalisiert, die zusammen nur 8,7 % der örtlichen Verkaufsflächen belegen und gut 10 % des Umsatzes in Dachau generieren. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 29 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Abb. 1: Die Verkaufsflächenstruktur des Einzelhandels nach Netztypen Quelle: DSSW-Materialien: „Vorteile und Gestaltungsmöglichkeiten einer kooperati- ven Angebotsentwicklung – Nutzungskopplungen für Innenstädte“, 2005, nach Prof. Greipl (Vortrag Prof. Greipl „Tag des Bayerischen Handels 2004“). Bearbeitung: CIMA GmbH, 2006 Innenstadt Innerhalb der Innenstadtlagen lassen sich verschiedene Lagequalitäten unterscheiden. Die Einkaufslagenabgrenzung der CIMA erfolgt stadtspezifisch anhand der Kriterien: Passantenfrequenz Dichte des Geschäftsbesatzes Funktionsmischung (Ergänzungseinrichtungen) Branchen- und Betriebstypenmix Angebotsattraktivität Filialisierungsgrad Funktionslücken, Mindernutzungen und Leerstände Dachau 2008 Karte 9: Innerstädtische Lageabgrenzung Dachau Quelle: eigene Analyse, 2008 Bearbeitung: CIMA GmbH, 2008 Eine 1a-Lage ist dabei lediglich in der Inneren Münchner Straße zwischen der Bahnhofstraße und der Schleißheimer Straße auszuweisen. Alle weiteren Lagen in diesem Innenstadtbereich sind bereits als B-Lagen zu klassifizieren. Zudem ergibt sich eine Funktionslücke östlich des TengelmannMarktes in der Schleißheimer Straße, weshalb ein möglicher Zentraler Versorgungsbereich an dieser Stelle nicht ganz geschlossen ist (vgl. hierzu Abgrenzung der möglichen Zentralen Versorgungsbereiche, S. 64). CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 30 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 In der Altstadt ist mangels ausreichender Frequenz keine A-Lage abzugrenzen. Die Konrad-Adenauer- und Augsburger Straße bilden aufgrund ihres Besatzes zumindest einen weitgehend geschlossenen B-LagenBereich. Mit Ausnahme des Westens haben sich am Fuß des Altstadtberges zahlreiche Handelsbetriebe niedergelassen, die jedoch nur punktuell eine gewisse Attraktivität entwickeln und insgesamt aufgrund der zahlreich vorhandenen Funktionslücken und des Besatzes nur eine C-LagenQualität bilden können. Fazit Die Analyse der Standortstruktur des Dachauer Einzelhandels deckt eine wesentliche, offensichtliche Problematik des Dachauer Einzelhandels: Eine Überdominanz des sekundären Standortnetzes und zusätzliche Fragmentierung des Innenstadtbesatzes. Weit über dem Durchschnitt der alten Bundesländer befinden sich 67 % der Verkaufsflächen an nicht integrierten Standorten, die damit den eindeutigen Schwerpunkt des Einzelhandels in der Stadt einnehmen. Die Positionierung der Innenstadt gegen diese Konkurrenz wird durch eine Zersplitterung auf zwei Standorte erschwert, die gegenwärtig nur schwache Synergien entwickeln können. Zwar zeichnet sich eine gewisse thematische Profilierung (Altstadt: Ambiente, gehobene Sortimente; Münchner Straße: periodischer Bedarf, Versorgungskauf) ab, eine eindeutige Schwerpunktbildung blieb bislang hinsichtlich der verfügbaren Verkaufsflächen aus. Die Innere Münchner Straße bildet in einem Abschnitt von ca. 460 Meter die derzeit einzige 1a-Lage der Stadt. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 31 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept 5.5.2 Abb. 5: Dachau 2008 Umsatzpotential und Kaufkraftströme Markt- und Umsatzpotential Dachau segment aus dem eigenen Gemeindegebiet. In der unten folgenden Angebotsanalyse wird zu klären sein, um welches Segment es sich dabei handelt. Mio. €, 2007 soweit nicht anders vermerkt 400,0 350,0 350,8 326,3 300,0 291,8 250,0 261,5 200,0 150,0 noserechnung bis zum Jahr 201210 wurden darüber hinaus folgende Annahmen getroffen: 100,0 96,5 50,0 0,0 -50,0 Marktpotential Dachau KK-Abfluss KK-Zufluss -66,2 Umsatz (Schätzung) eigene Berechnungen, 2008 Bearbeitung: CIMA GmbH, 2008 Bevölkerungswachstum Dachau: + 4 %, Einzugsgebiet durchschnittlich + 2 % Wachstum einzelhandelsrelevante Kaufkraft nominal: + 3,6 % Umsatzpotential Umsatzpotential bis 2012 -100,0 Quelle: Nach der Modellrechnung verfügt Dachau im Idealfall (Prognose!) über ein bindungsfähiges Umsatzpotential von derzeit 326,3 Mio. €. Aufgrund eines geschätzten Ist-Umsatzes in Höhe von ca. 291,8 Mio. € ergibt sich daraus eine Potentialreserve in Höhe von rund 34,5 Mio. €. Für die Prog- Die Höhe des tatsächlichen Einzelhandelsumsatzes in Dachau errechnet sich aus dem Marktpotential der Stadt unter Berücksichtigung der empirisch ermittelten Kaufkraftabflüsse und -zuflüsse. Einerseits wird ein Teil der verfügbaren Kaufkraft der Dachauer Bevölkerung durch Einkäufe in andere Orte abfließen, andererseits wird ein Teil der Bevölkerung des direkten Umlandes Einkäufe in Dachau tätigen. Von dem am Ort vorhandenen Marktpotential in Höhe von 263,1 Mio. € fließen 66,2 Mio. € (25,2 %) in die Konkurrenzzentren ab. Dem stehen allerdings Zuflüsse in Höhe von 96,5 Mio. € gegenüber. Die gegenläufigen Ströme sind in Dachau außergewöhnlich hoch, was auf eine starke Zielgruppendifferenzierung schließen lässt. Das heißt, Dachau hat für bestimmte Zielgruppen (z. B. Fachmarktkunden) eine erhöhte Attraktivität verliert aber im Gegenzug ein bestimmtes, nicht unerhebliches Kunden- Bis zum Jahr 2012 dürfte sich das bindungsfähige Umsatzpotential für Dachau nach dieser Prognose auf 350,8 Mio. € erhöhen. Die daraus zu berechnenden offenen Umsatzpotentiale sind jedoch in dieser Form noch nicht sehr aussagekräftig. In einer weiter unten folgenden Branchen- und Standortanalyse wird zu klären sein, ob und mit welchen Konzepten zumindest Teile dieses Potentials für den Dachauer Einzelhandel zu mobilisieren sein wird. 10 Der Zeitpunkt 2012 wurde gewählt, da eine Projektrealisierung auf dem MD-Areal etwa in diesem Zeitraum realistisch wäre. Zudem sind Prognoseberechnungen im Einzelhandel über diesen Zeitpunkt hinaus aufgrund der dynamischen Entwicklung sehr unsicher. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 32 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Abb. 6: Dachau 2008 Kaufkraftströme Sonstige Petershausen Vierkirchen 28,2 3,3 4,1 Erdweg 4,9 Markt Indersdorf 5,1 Kaufkraft-Zufluss: 96,5 Mio. € Röhrmoos Schwabhausen Karlsfeld Hebertshausen Bergkirchen -5,5 -7,6 -6,7 -32,1 eigene Analyse, 2008 Bearbeitung: CIMA GmbH, 2008 6,9 10,7 11,6 15,4 Sonstige Eching München Innenstadt Quelle: Die Kaufkraftabflüsse fokussieren sich demgegenüber auf wenige Standorte, insbesondere die Münchener Innenstadt und das OEZ. 6,3 Die vergleichsweise hohen Abflüsse nach Eching und Augsburg / Friedberg sind in erster Linie auf die dort lokalisierten Möbelmärkte zurückzuführen. Augsburg/Friedberg München OEZ -14,3 Die Zuflüsse in Höhe von 96,5 Mio. € sind räumlich im Einzugsgebiet verteilt. Ein Schwerpunkt mit mehr als 39 % wird aus den unmittelbar an Dachau angrenzenden Gemeinden Bergkirchen, Karlsfeld und Hebertshausen generiert. Die Nachbargemeinden Unter- und Oberschleißheim haben hier keine nennenswerten Anteile. Kaufkraft-Abfluss: 66,2 Mio. € Fazit Bei einem geschätzten Umsatz von rd. 292 Mio. € im Jahr 2007 verfügt der Einzelhandel in Dachau trotz der starken Konkurrenzsituation über gewisse Umsatzpotential-Reserven. Die hohen gegenläufigen Kaufkraftströme weisen auf eine starke Segregation von Kundenströmen hin. Das heißt, der Standort Dachau ist für eine bestimmte Zielgruppe und/oder Nachfrageniveau im Einzugsgebiet sehr attraktiv. Bedarfe in anderen Niveaus werden dagegen von den Dachauern andernorts nachgefragt. Aufgrund der günstigen konjunkturellen und demographischen Prognose für Dachau lassen sich in einem 5-Jahres-Zeitraum (2007 – 2012) zusätzliche, nicht unerhebliche zusätzliche Potentiale von mehr als 24 Mio. € für den Standort ermitteln, die sich bei gegenwärtigem Angebot auf dann auf bis zu 59 Mio. € summieren werden. Das Aufkommen aus dem Tourismus spielt dabei mit einem errechneten Volumen von 6,4 Mio. € eine eher mäßige Rolle. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 33 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept 5.5.3 Dachau 2008 Verkaufsflächen Abb. 7: Verkaufsflächen je Einwohner im Städtevergleich Die Verkaufsfläche je Einwohner ist die gebräuchlichste Kennziffer im Städtevergleich und kann einen ersten Anhaltspunkt für die Versorgung im Einzelhandel liefern. Allerdings muss die Interpretation der Daten sehr vorsichtig erfolgen, da unterschiedliche Lagekriterien (z.B. Solitärstädte, Städte in Verdichtungsräumen) unterschiedliche Entwicklungsmöglichkeiten für den Handel nach sich ziehen. Dennoch sind einige grundsätzliche Aussagen abzuleiten: Dachau verfügt im Vergleich mit 25 deutschen Städten zwischen 36.000 und 46.000 Einwohnern über eine etwas geringere Non-Food-Verkaufsfläche und damit auch eine niedrigere Gesamtverkaufsfläche. Deutschlandweit liegt der Durchschnitt bei ca. 1,4 m² je Einwoher. Vergleicht man Dachau aber beispielsweise mit Schwabach (39.000 Einwohner, Verkaufsfläche 1,44 m²/EW), so fällt auf, dass in Schwabach trotz deutlich geringerer Verkaufsfläche pro Einwohner eine etwa gleich hohe Zentralität erreicht wird (111,6 in Dachau; 111,7 in Schwabach). Das heißt, die reine Quantität an Verkaufsfläche ist auch für Dachau nicht der alleinige Schlüssel zur Attraktivität für die Kunden der Region. Im Folgenden wird zu analysieren sein, welche Qualitäten sich hinter dem Einzelhandelsangebot von Dachau verbergen und inwiefern diese der regionalen Nachfrage tatsächlich entsprechen. Quelle: eigene Untersuchungen 2003-2008 Tab. 9: gleich Verkaufsflächen ausgewählter Gemeinden im Ver- Ort Einwohner Vkf. / Einw. Ort Einwohner Vkf. / Einw. Dachau 41.814 1,97 Leonberg 45.587 1,90 Schwabach 38.862 1,44 Buxtehude 38.882 2,32 Quelle: Eigene Berechnungen 2007 Bearbeitung: CIMA GmbH 2007 CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 34 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Abb. 8: Dachau 2008 Verkaufsflächenanteile nach Branchen Möbel, Heimtex. Sport, Fahrrad, 3,1% Spielwaren, Musik 4,1% Schuhe, Lederwaren 4,3% Bücher und Schreibwaren 2,1% Sonstige 1,4% Differenziert man die Verkaufsflächen in Dachau nach Branchen so beträgt der Food-Anteil (inkl. Reformwaren) 28,3 %. Damit liegt der Food-Anteil in Dachau deutlich über dem der Vergleichsstädte, die durchschnittlich einen Food-Anteil von 21,4 % haben. 11 Der Umsatzanteil der Lebensmittelbetriebe liegt in Dachau bei 43,4 %. Elektro (+Foto) 5,3% Lebensmittel, Reformwaren 28,3% Gesundheit, Körperpflege 7,1% Bau- und Heimwerkerbedarf, Teppiche, Auto 16,8% Bekleidung, Wäsche 12,2% Blumen, GPK, Uhren, Optik 15,4% Bei den Non-Food-Sortimenten ist der Sortimentsbereich „Bau- und Heimwerkerbedarf, Teppiche, Auto“ dominant. Er belegt 16,8 % der örtlichen Verkaufsflächen und generiert rund 11 % des örtlichen Umsatzes. Die innerstädtische Leitbranche Textil, die einen der wesentlichen Attraktivitätsfaktoren für ein Mittelzentrum darstellt, ist mit 240,5 m² je 1.000 Einwohner geringer als im Vergleich (370 m²). Diese Zahl unterstützt noch die bisherigen Untersuchungsergebnisse, die ein deutliches qualitatives Defizit im Textilbereich festgestellt haben. Der Umsatzanteil der Textilbranche liegt bei 9,2 %. Quelle: eigene Analyse, 2008 Fazit Bearbeitung: CIMA GmbH, 2008 Dachau verfügt mit 1,97 m² je Einwohner über eine überdurchschnittliche Verkaufsflächenausstattung im Einzelhandel. Im direkten Vergleich mit Zentren vergleichbarer Größenordnung ist der non-Food-Besatz jedoch geringer. Alleine der Vergleich der Zentralitätswerte mit der ähnlich strukturierten Stadt Schwabach zeigt, dass eine hohe Verkaufsflächenausstattung keinen proportionalen Anstieg der Zentralitätswerte zur Folge hat. Im Folgenden wird zu analysieren sein, welche Qualitäten sich hinter dem Einzelhandelsangebot von Dachau verbergen und inwiefern diese der regionalen Nachfrage tatsächlich entsprechen. 11 Vergleichsstädte: Schwabach, Leonberg, Buxtehude CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 35 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept 5.5.4 Dachau 2008 Branchenstruktur Tab. 10: Angebotsstruktur Einzelhandel nach Standorten Altstadt Branchen nach Bedarfsbereichen Betriebe mit Hauptsortiment Lebensmittel Reformwaren 14 - Südliche Innenstadt Vkfl. in m² Betriebe mit Hauptsortiment nicht integriert, Gewerbeg. sonstige integrierte Lagen Vkfl. in m² Betriebe mit Hauptsortiment Vkfl. in m² 1.715 20 2.290 17 15.590 - 1 350 1 360 Betriebe mit Hauptsortiment 18 Vkfl. in m² 2.995 - - Apotheken 2 100 5 425 2 125 3 200 Drogerien, Parfümerien 3 485 4 1.025 2 2.550 2 600 Blumen/Garten 1 50 3 135 2 7.245 2 105 kurzfristiger Bedarf 6 635 13 1.935 7 10.280 7 905 10 1.695 16 2.225 8 4.845 1 90 Wäsche, Strümpfe, sonst. Bekleidung 4 440 2 200 - 90 1 Heimtextilien, Kurzwaren, Handarbeitsbedarf 6 310 2 160 - 150 - 1 2 240 4 - Oberbekleidung 60 - - 1.050 - - 2.610 - - - - Sportartikel 1 140 Schuhe 1 350 Sanitätshäuser 1 70 3 245 - Bücher, Zeitschriften 2 330 1 90 - - 1 400 2 650 3 1 255 1 860 1 50 - 1 610 2 180 17 Papierwaren, Bürobedarf, Schreibwaren (PBS) - Spielwaren 1 120 Zoobedarf 1 65 mittelfristiger Bedarf - - 90 - 135 27 3.520 28 3.815 10.955 8 515 Möbel ohne Randsortimente 1 340 1 130 - - 5 870 Antiquitäten, Kunstgegenstände 6 380 1 30 - - 1 200 Eisenwaren, Hausrat, Baumarktartikel 1 100 2 120 10.075 1 570 Glas, Porzellan, Keramik, Geschenkartikel 3 670 4 570 1.605 2 205 Farben, Lacke, Tapeten, Bodenbelag 2 145 Elektrogeräte, Leuchten 2 285 2 230 - 1 115 Unterhaltungselektronik - - 2 - - 4 - 2.310 1 1.110 Foto 1 40 1 130 Optik 2 125 3 280 Uhren, Schmuck 7 360 1 30 - 1 220 - - - 2 250 - 125 Lederwaren - - 60 1 180 1 90 2 90 1 90 150 1 60 - 1 500 - 3 180 4 205 2 230 - 10 1 220 - Baby- und Kinderbedarf sonstige Branchen - - - 7 695 1 70 langfristiger Bedarf 37 3.540 25 2.600 Summe 84 9.410 86 10.640 7 3.030 2 270 Leerstände Anteil von gesamt 30,1% 11,4% 7,2% 12,9% 50 - 1 - 1 Fahrräder Büromaschinen, -einrichtung, Personalcomputer 80 - 80 - - - 300 - 4 180 235 3 180 13 18.270 22 2.785 54 55.095 55 7.200 - 1 6,1% 66,9% 19,7% Auch die Nahversorgung zeigt zumindest in der tabellarischen Aufstellung keine dezentrale, wohnortorientierte Struktur sondern eine hohe Konzentration in Dachau-Ost. 1 - Insbesondere die innerstädtischen Leitbranchen Bekleidung, Schuhe oder Sport sind deutlich auf nicht integrierte Standorte fokussiert. Hinzu kommt die bereits beschriebene Problematik, dass die geringen branchenspezifischen Verkaufsflächenanteile meist über die beiden Standorte verteilt sind und diesbezüglich bislang kaum eine Schwerpunktbildung stattgefunden hat. 2 Musikinstrumente, Musikalien Autozubehör - - 1.640 Die Dachauer Innenstadt (Altstadt und Standorte in der südlichen Innenstadt) hat nicht nur in der Summe eine deutlich geringere Verkaufsfläche als die nicht integrierten Standorte. Nur in wenigen Branchen wie Bücher, Schreibwaren, Sanitätsbedarf, Uhren/Schmuck gelingt es der Innenstadt, zumindest eine relative Marktstärke gegenüber den Fachmarktanbietern aufzubauen. 8,7% Quelle: eigene Erhebung 2008 CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 36 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 Die Branchenzentralität ist eine gebräuchliche Kennziffer zur differenzierten Evaluierung der örtlichen Versorgungssituation und des Branchenmixes. Die Zentralität beschreibt das Verhältnis des am Ort getätigten branchenspezifischen Umsatzes zur vorhandenen Nachfrage innerhalb des Stadt- oder Gemeindegebietes (= Marktpotential). Die Zentralität über alle Branchen beträgt in Dachau 111,6 %. Abb. 9: Laut Regionalem Einzelhandelskonzept für die Region München liegen die Zielbindungsquoten für Mittelzentren mit mehr als 20.000 Einwohnern im kurzfristigen Bedarfsbereich bei 100 %, im mittel- und langfristigen Bedarfsbereich jeweils bei 125 %. 12 Zentralität nach Branchengruppen Bau- und Heimwerkerbed., Garten 14 Schuhe, Lederwaren Lebensmittel, Ref ormwaren 128% Persönlicher Bed. (Blumen, Uhren, Optik, … 128% Bekleidung, Wäsche 118% Gesundheit, Körperpf lege 87% Bücher und Schreibwaren Einrichtung (Möbel, Teppiche, Heimtex, GPK) Durchschnitt Quelle: eigene Analyse, 2008 Bearbeitung: CIMA GmbH, 2008 100% Sport, Spiel, Hobby (Sport, Fahrrad, Spielwaren, … Elektro (+Foto) 133% 87% Die hohe Zentralität im Bereich „Bau- und Heimwerkerbedarf, Garten“ resultiert aus dem leistungsfähigen Besatz in Dachau-Ost (Praktiker Baumarkt und OBI mit zusammen rund 17.600 m² Verkaufsfläche). Dies impliziert ein spezifisches, deutlich über das engere Marktgebiet der Stadt hinausgehendes Einzugsgebiet. Maßstab für den innerstädtischen Einzelhandel sind die Zentralitäten der entsprechenden Leitbranchen (Bekleidung, Schuhe, Sport, etc.). Eine Zentralität im Segment „Bekleidung, Wäsche, Sport“ von 118 ist für ein Mittelzentrum zu wenig. Es zeichnet sich auch ein Defizit für die nahversorgungsrelevanten Branchen Gesundheit / Körperpflege ab. Die vorhandenen Kapazitäten des stationären Einzelhandels können gegenwärtig gerade einmal die örtliche Nachfrage (= 100 %) vollständig binden. 75% 65% Fazit 112% Aus den Zentralitäten der einzelnen Branchenbereiche lassen sich bereits an dieser Stelle gewisse Unterschiede im Besatz feststellen. Insbesondere in den Branchenbereichen Sport, Bücher, Elektro und Einrichtung reichen die verfügbaren Kapazitäten nicht einmal quantitativ aus, um den Bedarf der Dachauer Kunden zu befriedigen oder gar Zentralität zu entwickeln. Dem gegenüber stehen sehr hohe Branchenzentralitäten in den Bereichen Baumärkte, Schuhe und bei Lebensmitteln. Eine hohe Zentralität hat allerdings nicht zu bedeuten, dass der Markt dadurch adäquat ausgeschöpft wäre. Hier spielen qualitative Gesichtspunkte (z.B. Vorhandensein nachgefragter Marken) eine wichtige Rolle. 12 Junker, Kruse, Acocella: „Regionales Einzelhandelskonzept für die Region München“, S. 26, 2006 CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 37 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept 5.5.5 Dachau 2008 Betriebstypenstruktur Abb. 10: Gut 4 % der Betriebe in Dachau sind Supermärkte oder Discounter. Sie belegen 10,4 % der Dachauer Handelsflächen und generieren zusammen einen Umsatzanteil im Lebensmitteleinzelhandel von 39,4 % Betriebstypenstruktur in Dachau (rd. 41 Mio. €). Deutschlandweit liegt dieser Wert bei 64,4 %. 13 Fachmärkte stellen zwar lediglich rund 11,4 % der Betriebe, haben aber fast 42 % der örtlichen Verkaufsfläche inne. Darüber hinaus verfügt Dachau über einen Verbrauchermarkt sowie zwei SB-Warenhäuser. Während der Verbrauchermarkt fast 4 % der Verkaufsflächen auf sich vereint, belegen die SB-Warenhäuser insgesamt 16,2 % der Dachauer Handelsflächen. Der Umsatzanteil der Verbrauchermärkte und SB-Warenhäuser am Lebensmitteleinzelhandel beträgt 59,7 % (rd. 62,1 Mio. €). Deutschlandweit wird ein Um- Verkaufsflächen Betriebe 0% 20% 40% 60% 80% Betriebe Verkauf sf lächen Fachgeschäf te 233 22.860 Supermärkte/Discounter 12 8.590 Fachmärkte 32 34405 Verbrauchermarkt 1 3180 SB-Warenhaus 2 13310 Quelle: eigene Analyse, 2008 Bearbeitung: CIMA GmbH, 2008 100% satzanteil von 26 % ermittelt. 14 Hier wird die deutliche Überversorgung Dachaus mit SB-Warenhäusern deutlich. Der Betriebstyp Kauf- und Warenhaus kommt in Dachau nicht vor. Fazit Der Anteil der Fachgeschäfte bezogen auf die Verkaufsfläche ist in Dachau vergleichsweise gering. Vergleichsweise hoch ist demgegenüber der Besatz an Fachmärkten, ungeachtet einer differenzierten, branchenspezifischen Betrachtung. Mit zwei SB-Warenhäusern ist in Dachau dieser Betriebstyp deutlich überrepräsentiert. Der Großteil der Einzelhandelsgeschäfte in Dachau (83,2 %) sind Fach- und Spezialgeschäfte. Ihr Anteil an der Gesamtverkaufsfläche der Stadt beträgt jedoch lediglich rd. 28 %. Zum einen ist dies den zahlreichen Klein- und Kleinstflächen in der Innenstadt und bestimmten Stadtteillagen geschuldet und zum anderen durch die Verkaufsflächen der großen Fachmärkte in Dachau-Ost zu relativieren. 13 Ohne Spezialgeschäfte und nicht-organisierten Lebensmitteleinzelhandel; Quelle: „Handel Aktuell“; EHI Real Institute, Ausgabe 2007/2008 14 EHI Real Institute, Ausgabe 2007/2008 CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 38 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept 5.5.6 Dachau 2008 Filialisierungsgrad Tab. 11: Ort Dachau Schwabach Mettmann Lage Bautzen Ansbach Weilheim Filialisierungsgrad im Vergleich Einwohner 41.814 38.862 39.187 38.317 42.076 40.662 43.383 Anteil überregionaler Filialisten in der Innenstadt 17,1% 18,3% 27,9% 29,0% 34,7% 36,3% 38,8% Quelle: eigene Erhebungen 2004-2008; Brockhoff & Partner, 2008 Der Anteil der Filialisten im innerstädtischen Einzelhandelsangebot wird häufig als Ursache der Uniformierung der Innenstädte genannt. Dabei wird meist übersehen, dass eine Präsenz bestimmter Marken auch zur Attraktivität des Angebotes beitragen kann. Immobilien-Spezialisten wie Brockhoff & Partner weisen zudem seit längerem darauf hin, dass große nationale und internationale Handelsunternehmen derzeit immer häufiger geeignete Standorte in Klein- und Mittelstädten suchen. Tatsache ist, dass Kunden ihre Einkaufstättenwahl insbesondere im Erlebniseinkauf auch nach der Vollständigkeit und Auswahlmöglichkeit treffen. Bestimmte Zielgruppen sind für den örtlichen Einzelhandel kaum zu mobilisieren, wenn bestimmte Handelsmarken fehlen. Der Strukturwandel im Einzelhandel hat unter anderem zu einer Vertikalisierung geführt, bei der immer mehr Herstellermarken mit eigenen Outlets auch den Verkauf an den Endverbraucher übernehmen. Häufig sind es die Fachhändler, die mit ihrer Standortkenntnis erfolgreicher Marken-Stores wie Esprit, S.Oliver oder Tally Weijl vor Ort betreiben und auf diese Weise expandieren. Diese Strategie kann gleichzeitig auch der Gefahr von Unternehmensaufgaben entgegenwirken, da einer der Hauptgründe für die Erosion im inhabergeführten Facheinzelhandel das Ausscheiden aus Altersgründen und eine fehlende Nachfolgeregelung ist. Eine zunehmende Professionalisierung kann unter Umständen auch zu einer erhöhten Standortsicherheit beitragen. Dachau steht aufgrund seiner Marktdaten bereits seit längerem im Fokus der Standortsuche der großen Handelsunternehmen. Bislang ist der Filialisierungsgrad mit 17,1 % der Betriebe in der Innenstadt noch sehr gering. Städte wie Nürnberg oder Regensburg weisen in den Haupteinkaufslagen einen Filialisierungsgrad von bis zu 75 % auf. Doch selbst in Mittelstädten wie Weilheim und Ansbach sind bereits mehr als ein Drittel der Anbieter Filialisten. Für die zukünftige Entwicklung in Dachau wird es u. E. eine wichtige Rolle spielen, inwieweit attraktiven Filialisten geeignete Standorte in der Innenstadt angeboten werden können. Fehlen attraktive Immobilienangebote birgt das nicht nur die Gefahr, dass sich diese Unternehmen nicht in Dachau ansiedeln. Strukturell gesehen, ist das Risiko viel größer einzuschätzen, dass eine Ausweichstrategie der Unternehmen zu Ansiedlungen an nicht erwünschten Standorten führt. Bereits im Laufe der Untersuchung haben bekannte Handelsunternehmen konkret Standorte im Gewerbegebiet auf eine mögliche Ansiedlung überprüft. Fazit Dachau hat derzeit einen vergleichsweise geringen Filialisierungsgrad im innerstädtischen Einzelhandel. Dies ist eine der Hauptursachen für die vergleichsweise hohen Kaufkraftabflüsse, wie sich in der Haushaltsbefragung gezeigt hat. Die Nachfrage großer Handelsunternehmen nach geeigneten Standorten ist vorhanden. Um unerwünschten Standortentwicklungen vorzubeugen, sollten geeignete Immobilien in der Innenstadt gezielt entwickelt werden. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 39 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept 5.5.7 Abb. 11: Dachau 2008 Betriebsgrößenstruktur Verkaufsflächenklassen in Dachau 60% 54,4% 50% 40% 30% 31,1% 29,3% 26,1% 17,7% 20% 16,3% 10% 7,9% 7,6% 5,7% 4,0% 0% bis 50 m² bis 100 m² Anteil der Betriebe bis 400 m² bis 800 m² ab 800 m² 82 Einzelhandelsbetriebe in Dachau haben weniger als 50 m² Verkaufsfläche. In dieser Quantität halten wir diese Größenklasse derzeit im Einzelhandel für nicht mehr vermarktungsfähig. Mit Ausnahme weniger Branchen (z.B. beim Lebensmittel-Handwerk, Apotheken oder hoch spezialisierten Betrieben) sind Flächen in dieser Größenordnung derzeit kaum nachgefragt. Es ist davon auszugehen, dass eine zu große Zahl kleinflächiger Ladengeschäfte mittelfristig auch zu einer Banalisierung des Angebotes führt: Immer mehr hochwertige Anbieter wechseln in größere Ladenlokale. Dienstleister oder weniger attraktive Handelsanbieter (Telekommunikation, Backshops) rücken nach. Fast jedes dritte Geschäft in Dachau ist daneben zwischen 50 und 100 m² groß. Demgegenüber verfügen nur rund 6 % der Betriebe mit mehr als 800 m² über mehr als die Hälfte der Gesamtverkaufsfläche. Moderne Facheinzelhandelsbetriebe und Filialisten, belegen überwiegend Ladenlokale mit Flächen ab 100 m² und in Ausnahmefällen mehr als 800 m². Diese Größenklassen haben in Dachau lediglich einen Flächenanteil von knapp 34 %. Anteil der Verkauf sf läche Quelle: eigene Analyse, 2008 Fazit Bearbeitung: CIMA GmbH, 2008 Der Dachauer Einzelhandel verfügt über eine sehr kleinteilige Struktur, die in dieser Ausprägung nicht mehr den aktuellen Marktanforderungen entspricht. Dies könnte bereits kurzfristig zu einer weiteren Verschlechterung der Angebotsstruktur führen. Moderne Filialisten und Facheinzelhändler fragen mehrheitlich zwischen 150 und 800 m² nach. Insbesondere in der Innenstadt ist an geeigneten Standorten derzeit ein Engpass in dieser Größenordnung festzustellen. Ausnahmen bilden das ehemalige Kaufhaus Hörhammer sowie die Schrannenhalle, die andere standort- bzw. immobilienspezifische Nachteile aufweisen. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 40 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 5.5.8 Öffnungszeiten Abb. 12: Öffnungszeiten in Dachau Innenstadt 0,9% 1,7% 0,9% 9 Uhr 0,9% 9.30 Uhr 0,9% 2,0% 2,0% 1,7% 8 Uhr 7.30 Uhr 1,8% 9 Uhr 5,9% 6 Uhr 10,6% 9.30 Uhr 8,9% 41,6% 8.15 Uhr 14 Uhr 12,4% 15,9% 17 Uhr Quelle: eigene Analyse, 2008 Bearbeitung: CIMA GmbH, 2008 0,9% 3% 18.30 Uhr 8 Uhr 19 Uhr 20 Uhr 15,2% 55,3% 6 Uhr 14,9% 17,0% 24 Uhr 12 Uhr 23 Uhr 6.30 Uhr 17.30 Uhr Insgesamt wurden bei den Betrieben der Dachauer Innenstadt (Altstadt und Südliche Innenstadt) 12 verschiedene Ladenöffnungszeiten ermittelt. Samstags öffnen die Läden in der Innenstadt zu 10 verschiedenen Zeiten. Unter der Woche öffnen rund 39 % der Ladenlokale um 9 Uhr, weitere rund 16 % der Läden sind ab 9.30 Uhr für den Kunden erreichbar. Eine gewisse Häufigkeit ist daneben um 10 Uhr sowie um 8 Uhr und 8.30 Uhr auszumachen. Rund 28,5 % der Läden in der Dachauer Innenstadt machen eine Mittagspause. Auch hier wurden diverse Schließ- und Wiederöffnungszeiten erhoben. Am Samstag sind fast 42 % der Geschäfte ab 9 Uhr geöffnet. Weitere knapp 15 % öffnen um 9.30 Uhr, jeweils knapp 11 % außerdem um 10 Uhr und 8 Uhr. Acht Ladenlokale haben auch am Sonntag geöffnet, zwei Geschäfte sind nur am 1. Samstag im Monat für Kunden zugänglich. Ein Geschäft ist montags, zwei mittwochs geschlossen. 2% 13 Uhr 2% 14 Uhr 12.30 Uhr 6% 40% Quelle: eigene Analyse, 2008 Bearbeitung: CIMA GmbH, 2008 12 Uhr 16 Uhr 11% 15 Uhr 17 Uhr 7 Uhr 10,9% 2% 2% 18 Uhr 4,5% 7.30 Uhr 11.30 Uhr 12 Uhr 2,7% 10 Uhr 8.30 Uhr 10,9% Samstag 2% 2,7% 2,0% 8.30 Uhr 38,9% Schließzeiten in Dachau Innenstadt Montag bis Freitag 1,0% 10 Uhr 5,3% 9,7% Abb. 13: Samstag Montag bis Freitag 23 Uhr 12% 13.30 Uhr 18% 17 Uhr 22 Uhr Auch die Schließzeiten variieren in der Dachauer Innenstadt deutlich. So wurden 8 unterschiedliche Schließzeiten von Montag bis Freitag, sowie 10 verschiedene Zeiten am Samstag ermittelt. Der Großteil der Geschäfte in der Dachauer Innenstadt hat in der Woche bis 18 Uhr, am Samstag bis 13 Uhr geöffnet. Aus der Haushaltsbefragung geht hervor, dass ca. 80 % der Befragten mit den bestehenden Öffnungszeiten in Dachau zufrieden sind. Hier muss berücksichtigt werden, dass ein bevorzugter Einkaufsstandort vieler Befragter Dachau-Ost ist, wo die Öffnungszeiten verglichen mit der Innenstadt deutlich homogener sind. Fazit Die sehr heterogene Verfügbarkeit des Einzelhandels ist eine typische Begleiterscheinung an gewachsenen Handelsstandorten. Sie ist im Falle Dachaus sicher nicht der entscheidende, aber ein nicht zu unterschätzender Faktor für zu hohe Kaufkraftabflüsse. Alle wesentlichen Konkurrenzstandorte (Dachau-Ost, München) haben deutlich kundenfreundlichere Regelungen. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 41 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 5.5.9 Leerstandssituation Tab. 12: Leerstände Leerstand Adresse Standort Fläche in m², tlw. geschätzt Kaufhaus Hörhammer Pfarrstraße 1 Altstadt 3.000 Schrannenhalle Pfarrstraße 13 Altstadt 800 Leerstand Augsburger Str. 39 Altstadt Ehem. Raumausstatter Konrad‐Adenauer‐Str. 34 Altstadt Leerstand Pfarrstr. 9 Altstadt Leerstand Pfarrstr. 11 80 Altstadt ehem. Roxies Bikini und Mode Frühlingstr. 20 Innenstadt 80 Leerstand Martin‐Huber‐Str. 18 Innenstadt 190 Leerstand Mittermayerstr. 12 Altstadt 50 Ehem. Getränkemarkt Ludwig‐Ernst‐Str. 48 integriert, solitär Quelle: ten, wodurch sich die Nutzfläche auf max. 2.000 m² reduziert. Nach wie vor dürfte die schwache Frequenz am Standort u. E. ein wesentlicher Faktor für die schwierige Vermarktung des Objektes. eigene Analyse, 2008 Bearbeitung: CIMA GmbH, 2008 Zehn leerstehende Ladenlokale wurden während der Einzelhandelserhebung in Dachau identifiziert. Die Verkaufsflächen waren in manchen Betrieben nicht zu ermitteln, sodass eine Information über die gesamte Leerstandsfläche im Rahmen dieser Untersuchung nicht möglich ist. Die von uns einsehbaren Leerflächen machen zusammen rund 4.200 m² aus. Bezogen auf die 280 bestehenden Ladenlokale errechnet sich eine Leerstandsquote von 3,5 %. Allerdings befinden sich neun dieser Leerstände in der Dachauer Innenstadt, sieben davon in der Altstadt. Für die Dachauer Altstadt ergibt sich somit eine Leerstandsquote von 7,7 %. Die größten Leerstände in der Altstadt sind das ehemalige Kaufhaus Hörhammer sowie die Schrannenhalle. Letztere war bis zum Sommer 2008 mit einem Gastronomiebetrieb genutzt. Für eine Handelsnutzung ist die Außendarstellung aufgrund der fehlenden Schaufenster mangelhaft, weshalb eine Gastronomie- oder Dienstleistungsnutzung auch zukünftig wahrscheinlicher sein dürfte. Das Kaufhaus hat insgesamt bessere bauliche Voraussetzungen, wobei wir in Dachau allenfalls die unteren beiden Geschosse im Einzelhandel als vermarktbar betrach- Leerstand: Schrannenhalle ehem. Kaufhaus Fazit Mit einer Leerstandsquote von 3,5 % ist Dachau unter einem häufig genannten deutschlandweiten Durchschnitt von 10 % zu sehen (eine Grundlagenuntersuchung mit belastbaren Vergleichswerten gibt es nicht. Unternehmerverbände wie der HDE gehen derzeit von einer Quote von rund 10 % aus.). Auch wenn sich daraus also kein zentrales Problem des Dachauer Einzelhandels erkennen lässt, sind insbesondere die beiden größten leer stehenden Ladenlokale in der Altstadt (Kaufhaus Hörhammer, Schranne) von großer struktureller Bedeutung, da sie die einzigen Großflächen in der Altstadt bieten, die eine Ankernutzung für den umliegenden Einzelhandel zulassen. Eine adäquate Nutzung insbesondere dieser Flächen sollte u. E. Priorität haben. Eine auch kurzfristige Weiternutzung ist u. E. zumindest für das ehemalige Kaufhaus nicht ausgeschlossen. Für bestimmte Leerstände ist davon auszugehen, dass sie strukturell und nicht konjunkturell bedingt sind. Insbesondere Flächen in Nebenlagen mit zu kleinem Zuschnitt sind in der gegenwärtigen Situation im Einzelhandel oft nicht mehr vermarktbar. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 42 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 5.5.10 Qualitative Bewertung Zusätzlich zur Bestandserhebung wurde in Dachau eine qualitative Bewertung des Angebotsniveaus und der Warenpräsentation vorgenommen. Die Bewertungen erfolgten dabei anonym. Das Gutachterteam beurteilte basierend auf der Warenpräsentation und der Schaufenstergestaltung der Geschäfte sowie dem äußeren Gesamteindruck folgende qualitative Kriterien des Einzelhandelsangebotes: Zielgruppen- und Qualitätsorientierung Warenpräsentation/ Ladengestaltung Wettbewerbsfähigkeit Die Zielgruppen- und Qualitätsorientierung beschreibt im Wesentlichen das Angebotsniveau des örtlichen Einzelhandels. Dabei ist zwischen Unternehmen mit einer eindeutigen Zielgruppenansprache oder einer besonderen Spezialisierung auf ein Angebotsniveau zu unterscheiden. Ein entscheidendes Differenzierungsmerkmal ist, ob mit einer klaren Werbung für Marken Qualitätsorientierung in den Vordergrund gestellt wird oder ob mittels eindeutiger „Discountorientierung“ nur der Preis als Marketinginstrument eingesetzt wird. Ein hoher Anteil von discountorientierten Betrieben kann Hinweis für eine Orientierung des Einzelhandels auf ein insgesamt unterdurchschnittliches Kaufkraftniveau sein. Insgesamt werden sechs Kategorien unterschieden: exklusiv, hochwertig, qualitätsorientiert (1): Betriebe dieser Kategorie sind hoch spezialisiert. Sie positionieren sich über die Angebotsqualität. Marken- und Serviceorientierung stehen im Vordergrund. In der Regel spricht der in jedem Belang professionelle Marktauftritt für einen überdurchschnittlichen Einzugsbereich. Es sind die Einzelhandelsbetriebe, weswegen man den Standort aufsucht. gehobene Mitte, qualitätsorientiert (2): Die Betriebe dieser Bewertung profilieren sich ebenfalls über eine strikte Qualitätsorientierung. Sie sprechen in der Regel Konsumenten mittlerer und gehobener Ein- kommensniveaus an. Die Zielgruppe ist in der Regel weiter gefasst. Warenpräsentation und Ladengestaltung greifen in der Regel die Qualitätsorientierung auf. standardisiert, konsumig (3): Shopkonzepte dieser Orientierung wenden sich an breite Käuferschichten. Trotz einer stärkeren Preisorientierung werden auch Markenwaren als Angebotskompetenz herangezogen. Dabei handelt es sich dann in der Regel um unterschwellige Ergänzungsangebote. Im Bekleidungssektor fallen die meisten „Young Fashion“ – Konzepte in dieses Segment. Die Absatzformen sind in der Regel aufgrund ihrer hohen Akzeptanz erfolgreich. In vielen Fällen werden Eigenmarken zur Weiterentwicklung des Firmenimages eingesetzt. discountorientiert (4): Discountprinzipen stehen im Absatzkonzept dieser Unternehmen im Vordergrund. Das gesamte Betriebskonzept hat sich der Preisorientierung unterzuordnen. Das Discountprinzip lebt von Eigenmarken und „no-name“-Produkten. diffus, keine eindeutige Zielgruppenorientierung (5): Betriebe, die in diese Kategorie eingeordnet werden, zeigen in ihrem Marktauftritt keine einheitliche Absatzorientierung. Die Betriebe sind meistens durch veraltete Schaufenstergestaltungen gekennzeichnet. Im Ladeninneren ergibt sich der Eindruck einer ungeordneten, wenig übersichtlichen Warenpräsentation. Ein Qualitätsansatz ist kaum erkennbar. nicht zuordenbar (6): Betriebe des Ladenhandwerks und Apotheken lassen sich ohne Testkäufe kaum in ein Raster von Qualitäts- und Zielgruppenorientierung einordnen. Diese Unternehmen werden daher nicht in die Bewertung einbezogen. Ausnahmen werden gemacht, wenn Ladendesign und eine deutliche Darstellung eines besonderen Frische- und Spezialitätenangebotes (Bäcker, Metzger) bzw. eine besondere Beratungskompetenz (Apotheken) auffällig sind. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 43 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Die Warenpräsentation und Ladengestaltung kennzeichnet konkret den Marktauftritt. Beide Faktoren geben die „Visitenkarte“ des Unternehmens ab. Die Kompetenz eines Betriebes kann durch eine klare Konzeption in der Schaufenster- und Ladengestaltung unterstrichen werden. Folgende vier Kategorien werden unterschieden: top, in allen Ansprüchen genügend (1): Betriebe mit dieser Bewertung sind durch eine aufwendige Warenpräsentation und Ladengestaltung gekennzeichnet. Beide Elemente tragen maßgeblich dazu bei, die Angebotskompetenz zu unterstreichen. Die Betriebe dekorieren themenorientiert und sind ständig bemüht, durch „pfiffige“ Ideen aufzufallen. Diese Unternehmen sind in ihrer Selbstdarstellung mustergültig und investieren einen beachtlichen Anteil ihrer Erträge in den Marktauftritt. modern, zeitgemäß (2): Betriebe dieser Kategorie erfüllen professionell die klassischen Kundenerwartungen. Warenpräsentation und Ladenbau entsprechen dem branchenüblichen Niveau und sind in einem alles in allem gepflegten Zustand. normal ohne Highlights, ggf. Optimierungsbedarf (3): Betriebe dieser Kategorie haben eine standardisierte, nicht besonders auffallende Warenpräsentation. Der Ladenbau ist in der Regel einfach. Die Investitionen in den Marktauftritt sind eher mäßig. Optimierungsbedarf besteht entweder in der einheitlichen Darstellung von Schaufenstergestaltung und Warenpräsentation sowie der Klarheit der Zielgruppenorientierung oder in der Organisation der Warenpräsentation. Einzelne Betriebe dieser Bewertungskategorie sind durch eine beengte Warenpräsentation, dass heißt auch Überfüllung mit Waren gekennzeichnet. Zu kleine Verkaufsflächen stellen sich als Entwicklungshemmnis heraus. veraltet, renovierungsbedürftig (4): Die so eingestuften Betriebe machen einen ungepflegten Eindruck. Aus Warenpräsentation und Ladengestaltung ist kein eindeutiges Konzept erkennbar. Die Warenpräsentation ist eher lieblos. Die Ladenmöblierung entspricht in den meisten Fällen nicht den aktuellen Standards und wirkt antiquiert. Dachau 2008 Das Kriterium Wettbewerbsfähigkeit bewertet den Marktauftritt der Betriebe im Kontext des aktuellen Strukturwandels im Einzelhandel. Es handelt sich dabei um eine subjektive Einschätzung des CIMA-Experten nach einer Offensichtlichkeitsprüfung, die nicht die betriebswirtschaftliche Situation eines Betriebes widerspiegelt. Es wird eine Abstufung der Bewertung in drei Kategorien vorgenommen: Wettbewerbsfähigkeit hoch: Diese Betriebe sind ohne Einschränkung langfristig wettbewerbsfähig. Sie erfüllen alle Anforderungen moderner Absatzkonzepte und Betriebsstrukturen. Wettbewerbsfähigkeit mittel: Diese Betriebe sind langfristig wettbewerbsfähig, wenn sie die Herausforderungen des Strukturwandels im Auge behalten und bereit sind Anpassungen vorzunehmen. Diese betreffen entweder das Marketingkonzept, die Warenpräsentation oder die Größe der Verkaufsfläche. Betriebe mit dieser Bewertung sind in der Regel noch so robust, dass sie wie jene mit hoher Wettbewerbsfähigkeit als langfristig abgesichert angesehen werden können. Wettbewerbsfähigkeit gering: Diese Betriebe müssen kurzfristig Maßnahmen ergreifen, um eine nachhaltige, langfristige Überlebenschance zu haben. Es handelt sich um Betriebstypen und Absatzkonzepte, die stark durch den aktuellen Strukturwandel herausgefordert sind. Viele dieser Unternehmen leiden unter zu kleinen Verkaufsflächen und einem erheblichen Investitionsstau. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 44 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Abb. 14: Zielgruppenorientierung Gesamtstadt Dachau 2008 Abb. 15: Warenpräsentation Gesamtstadt exklusiv, hochwertig, qualitätsorientiert 0,4% diffus, keine eindeutige Zielgruppen‐ orientierung 0,4% nicht zuordenbar 20,0% veraltet, modernisierungs‐ bedürftig 9,1% gehobene Mitte, qualitätsorientiert 29,8% modern, zeitgemäß 33,2% discountorientiert 12,0% normal, ohne Highlights 55,5% standardisiert, konsumig 37,5% Quelle: eigene Analyse, 2008 Bearbeitung: CIMA GmbH, 2008 In Dachau ist das Sortimentsniveau „standardisiert, konsumig“ vorherrschend. Fast 30 % der Ladenlokale wurden daneben dem Niveau „gehobene Mitte, qualitätsorientiert“ zugeordnet. Der in Oberzentren stärker vertretene „Luxusbedarf“ ist in Dachau entsprechend praktisch nicht vertreten (ein Betrieb). Das discountorientierte, preisaggressive Angebotsniveau ist in Dachau erwartungsgemäß stärker. Lediglich ein Betrieb weist eine diffuse Zielgruppenorientierung auf. Solche Unternehmen sind am Markt nicht ausreichend klar und eindeutig positioniert, was im gegenwärtigen Wettbewerbsumfeld und Kundenverhalten problematisch ist. Nicht zuordenbar sind i.d.R. Branchen, die über standardisierte Angebotssortimente verfügen, wie etwa die meisten Apotheken oder Preisbindungssystemen unterworfen sind, wie etwa Buchläden. Dies trifft in Dachau auf jeden fünften Betrieb zu. top, allen Ansprüchen genügend 2,2% Quelle: eigene Analyse, 2008 Bearbeitung: CIMA GmbH, 2008 Über die Hälfte der Betriebe in Dachau weisen überwiegend eine „normale“ Warenpräsentation und Ladengestaltung auf, was für einen mittelzentralen Standort in diesem Ausmaß nicht der Anspruch sein kann. Damit ist eine Profilierung im regionalen Wettbewerb vor dem Hintergrund der Wahlmöglichkeit der Kunden, nicht möglich. Auch im Städtevergleich ist dieser Wert deutlich höher. Der Anteil der Betriebe mit einer guten bis sehr guten Bewertung macht in Dachau über 35 % der Betriebe aus. Zur Stärkung der Wettbewerbsposition insbesondere der Innenstadt gibt es hier jedoch noch einen großen Handlungsbedarf. 25 Ladenlokale wurden als veraltet bewertetet. Im Durchschnitt wurden in den von der CIMA betreuten Städten lediglich rund 8 % dieser Kategorie zugeordnet. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 45 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Abb. 16: Dachau 2008 Wettbewerbsfähigkeit Gesamtstadt gering 8,8% hoch 42,3% mittel 48,9% Moderne Handelskonzepte in München (Stadtteilzentren) Quelle: eigene Analyse, 2008 Bearbeitung: CIMA GmbH, 2008 Fazit Die Bewertung der Wettbewerbsfähigkeit kann für den außen stehenden Beobachter selbstverständlich nur anhand von Offensichtlichkeitskriterien wie Ladengröße, Sortimentsstruktur oder Erscheinungsbild gemessen werden. Betriebsinterne Faktoren wie Mietfreiheit etc. führen möglicherweise auch dazu, dass manche Betriebe trotz einer schlechteren Bewertung noch länger auf dem Markt verbleiben. Dennoch liefert die Analyse einen wichtigen ersten Hinweis auf die Stabilität der Angebotsstruktur. Immerhin rund 9 % der Dachauer Betriebe weisen demnach eine geringe Wettbewerbsfähigkeit auf und könnten ohne entsprechende Anpassungsinvestitionen auch kurzfristig bereits vom Markt verschwinden. Die relative Mehrheit der bedingt wettbewerbsfähigen Betriebe wird möglicherweise mit einer Verschärfung der Wettbewerbssituation unter Druck geraten, der Anpassungen auch hier zumindest mittelfristig erforderlich macht. Häufig sind die zu geringe Größe des Ladenlokals, problematische Sortimente, das Erscheinungsbild oder schlicht der falsche Standort die Kriterien, die zu dieser Bewertung führen. Hoch wettbewerbsfähige Betriebe sind in der Regel auch bei einer verschärften Konkurrenzsituation in der Lage, ihre Marktanteile zu halten oder aufgrund einer möglichen zusätzlichen Belebung sogar zu erhöhen. Die Zielgruppenorientierung der Betriebe weist in Dachau Schwerpunkte in den mittleren bis gehobenen Segmenten auf, was angesichts des Kaufkraftniveaus und allgemeinen Kaufverhaltens durchaus dem Markt entspricht. Luxusbedarf ist dagegen nur in Ausnahmefällen (z.B. als Randsortiment) empfehlenswert. Dieses, insgesamt eher kleine Segment ist den Münchner Innenstadtlagen vorbehalten. Die Bewertung des Marktauftrittes vieler Dachauer Handelsbetriebe lässt dagegen einen gewissen Investitionsstau erkennen, der sich in veralteten Ladenlayouts und / oder Warenpräsentationen widerspiegelt. Insbesondere im innerstädtischen Facheinzelhandel, der den „Erlebniseinkauf“ vertritt, ist selbst ein durchschnittlicher Marktauftritt nicht mehr zeitgemäß. Der Standard, an dem sich die Dachauer Betriebe zwangs läufig orientieren müssen, ist die nahe Konkurrenz in München. Entsprechend präsentieren sich eine Vielzahl von Betrieben nach offensichtlichen Kriterien aus unserer Sicht in einem nur mehr bedingt wettbewerbsfähigen Zustand. Knapp 9 % könnten bereits kurzfristig ohne entsprechende Marktanpassungen aus dem Markt ausscheiden. Ein großer Teil der Betriebe könnte zumindest bei Auftreten von zusätzlichen Konkurrenten einem deutlichen Anpassungsdruck ausgesetzt sein. Bei der Realisierung von neuen Vorhaben könnte sich diese relative Marktschwäche bemerkbar machen. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 46 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 5.7 Potentiale und Branchenempfehlungen 5.7.1 Offene Umsatzpotentiale bis 2011 Tab. 13: Offene Umsatzpotentiale 2011 nach Branchen Branchen nach Bedarfsbereichen KK-Abfluss offene Umsatzderzeit in potentiale bis Mio. € 2011 in Mio. € Bemerkungen/Stichworte Lebensmittel 5,4 Reformwaren 0,1 - wird durch LEH abgedeckt Apotheken 4,3 2,5 neue Konzepte drängen auf den Markt, die in DAH noch nicht vertreten sind Drogerien, Parfümerien 1,2 1,2 ausschließlich Nahversorgungsbedarf durch Bevölkerungswachstum Blumen 0,4 0,6 kurzfristiger Bedarf 6,1 4,3 Oberbekleidung 9,4 7,5 hochwertige Konzepte, Nachholbedarf im Markenbereich Wäsche, Strümpfe, sonst. Bekleidung 2,3 2,3 hochwertige Konzepte, Nachholbedarf im Markenbereich Heimtextilien, Kurzwaren, Handarbeitsbedarf 2,5 1,9 Kein Bettenfachgeschäft vor Ort; schwierige Konkurrenzsituation (IKEA) Sportartikel 2,4 2,7 fehlt gehobenes Konzept bzw. Outdoor-Spezialist (kein Intersport vor Ort) Schuhe 2,3 1,9 eher gehobene Konzepte; starke Fachmarkt-Dominanz Sanitätshäuser 0,4 - Bücher, Zeitschriften 1,4 1,5 problematische Branche mit starker Dominanz der 3 Marktführer, die nicht vor Ort sind Papierwaren, Bürobedarf, Schreibwaren (PBS) 1,3 1,2 ein größerer Facheinzelhändler ist bereits vor Ort Spielwaren 0,6 - starke Fachmarkt-Dominanz Dachau-Ost Zoobedarf 0,3 - Fressnapf und Gartencenter decken alles ab mittelfristiger Bedarf 22,8 Möbel ohne Randsortimente 13,6 14,5 Nahversorgungsbedarf durch Bevölkerungswachstum an integrierten Standorten 19,0 8,2 eher theoretisches Potential, zu starke Konkurrenzsituation, problematische Branche Antiquitäten, Kunstgegenstände 0,8 - Eisenwaren, Hausrat, Baumarktartikel 1,1 - 2 großflächige Anbieter ausreichend für die vorhandenen Potentiale Glas, Porzellan, Keramik, Geschenkartikel 0,5 0,5 viele Abieter, aber qualitative Lücken im konsumig-trendigen Bereich Farben, Lacke, Tapeten, Bodenbelag 0,7 - siehe Baumärkte Elektrogeräte, Leuchten 1,9 1,4 attraktiver Elektro-Fachmarkt zusätzlich platzierbar Unterhaltungselektronik 2,8 5,2 attraktiver Elektro-Fachmarkt zusätzlich platzierbar Foto 1,1 1,1 attraktiver Elektro-Fachmarkt mit Randsortiment zusätzlich platzierbar Optik 0,6 0,6 eher Wachstum im Bestand Uhren, Schmuck 1,1 0,5 eher Wachstum im Bestand Lederwaren 0,6 0,7 eher Wachstum im Bestand Musikinstrumente, Musikalien 0,3 - Fahrräder 0,5 0,5 Autozubehör 2,1 - Büromaschinen, -einrichtung, Personalcompute 3,7 2,2 attraktiver Elektro-Fachmarkt zusätzlich platzierbar; qualitative Defizite in diesem Bereich Baby- und Kinderbedarf 0,3 0,3 Randsortimente Gartenbedarf 0,2 - langfristiger Bedarf 31,9 21,2 Summe 66,2 59,0 Quelle: eigene Analyse, 2008 Bearbeitung: CIMA GmbH, 2008 Bedarf für großflächigen Fachmarkt nicht ausreichend; eher Wachstumspotential für Spezialisten Die offenen Umsatzpotentiale für den Dachauer Einzelhandel lassen sich bis zum Jahr 2011 auf bis zu 59 Mio. € prognostizieren. Bei der Berechnung wurde bereits der Tatsache Rechnung getragen, dass Dachau nicht gleichermaßen für alle Branchen als Standort geeignet ist. So muss man gegenwärtig beispielsweise davon ausgehen, dass trotz der Potentiale Möbel-Vollsortimentskonzepte aufgrund der Dominanz der Konkurrenz in der Region und der nicht optimalen Standortsituation in Dachau derzeit nicht anzusiedeln sein werden. Die neben stehende Tabelle ist allerdings in erster Linie als Hinweis für bereits gegenwärtig mögliche Einzelhandelsentwicklungen zu verstehen. Im Folgenden muss jedoch näher spezifiziert werden, welche Qualitäten sich hinter den jeweiligen Empfehlungen verbergen. So werden die möglichen Potentiale etwa im Bereich Oberbekleidung kaum mit discountorientierten Konzepten zu binden sein, da es hier bereits ein Überangebot gibt. Zusätzlich ist auch zu berücksichtigen, dass ein Teil der Potentiale den Bestandsanbietern als Wachstumspotential vorbehalten sein muss, um den Betrieb zu erhalten. Im Ansiedlungsfall ist ohnehin die vorliegende Berechnung als Grundlage für eine Berechnung der wirtschaftlichen Aussichten eines Betriebes nicht ausreichend. Hierfür muss nach Standort, Ausstattungs- und Angebotsniveau zusätzlich eine objektspezifische, betriebliche Wirtschaftlichkeitsberechnung erfolgen. Die branchenspezifischen Empfehlungen sollten zudem die allgemeinen Entwicklungstrends im Einzelhandel berücksichtigen (vgl. Kap. 2) CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 47 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 5.7.2 Nahversorgung Karte 10: Nahversorgungssituation in Dachau Lebensmittel Das Angebot im Lebensmitteleinzelhandel bestimmt im Wesentlichen die Nahversorgungsqualität. Im Umfeld eines leistungsfähigen Lebensmittelbetriebes lassen sich in der Regel problemlos auch andere Anbieter des kurzfristigen Bedarfsbereichs ansiedeln. Legende Nahversorgungssituation Dachau Radius 400 m Vollsortimenter Discounter Quelle: CIMA GmbH, 2008 Bearbeitung: CIMA GmbH, 2008 Jedem Einwohner in Dachau stehen bezogen auf die rund 23.300 m² Gesamt-Food-Verkaufsfläche im Durchschnitt 0,56 m² zur Verfügung, ein vergleichsweise hoher Wert. Ein Großteil dieser Fläche konzentriert sich jedoch einseitig auf Gewerbeflächen im Osten Dachaus ohne erkennbaren Nahversorgungsbezug und dient somit nicht mehr vorwiegend der wohnortnahen Versorgung, woraus sich auch die vergleichsweise hohen Kaufkraftzuflüsse aus dem Umland und die überdurchschnittliche Branchenzentralität von 128 % erklären. Daneben gibt es jedoch eine Vielzahl dezentraler Standorte mit kleineren Anbietern wie Discountern und Supermärkten. Zieht man um diese Standorte mit einer Verkaufsfläche von mehr als 400 m² einen Radius von 400 Metern, der in etwa die fußläufige Erreichbarkeit simulieren soll, bekommt man einen guten ersten Überblick über die räumliche, wohnortnahe Versorgungsstruktur in Dachau. Dabei zeigt sich, dass der Dachauer Osten und Süden, sowie weite Teile der Innenstadt über eine sehr gute Versorgungsstruktur verfügen. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 48 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 Defizite zeigen sich insbesondere im Südwesten der Stadt sowie in der Altstadt, wo es derzeit keine größeren Anbieter gibt, die zumindest einen maßgeblichen Anteil des täglichen Bedarfes decken könnten. Hervorzuheben sind jüngere Entwicklungen im Westen (Lidl an der Ludwig-Dill-Str.) sowie in der Innenstadt (Tengelmann an der Schleißheimer Str.), wo zeitgemäße Betriebe mittlerweile eine wohnortnahe Versorgungsfunktion trotz der großflächigen Konkurrenz im Osten marktgerecht übernehmen. Dennoch zeigt sich an der nachfolgenden Tabelle, dass der Dachauer Lebensmittel-Einzelhandel maßgeblich von Großbetriebsformen dominiert wird, die im Vergleich zum Bundesdurchschnitt zu einer starken Verschiebung der Marktanteile geführt haben. Diese starke Dominanz und hohe Konzentration auf einen Standort birgt nach wie vor ein gewisses Risiko für die Erhaltung einer wohnortnahen Versorgung in Dachau, da sie die Marktfähigkeit kleinerer Konzepte an benachteiligten integrierten Standorten beeinträchtigt. Abb. 17: Marktanteile im Lebensmittel-Einzelhandel im Vergleich 100% 90% 80% 41,9% 31,3% 70% 60% 50% 40% 10% 0% Modernisierter Tengelmann, Schleißheimer Str. Grundsätzlich gilt für zukünftige Vorhaben, dass Standortgemeinschaften branchengleicher wie branchenungleicher Betriebe Agglomerationsvorteile bieten, die die Attraktivität und damit die Akzeptanz eines Nahversorgungsstandortes nachhaltig steigern können. Sie kommen auch dem Wunsch der Verbraucher nach einem „one-stop-shopping“ entgegen. Ein idealtypisches Nahversorgungskonzept in diesem Sinne könnte demnach einen Vollsortimenter und Discounter als Ankerbetriebe beinhalten, die entweder unmittelbar am Standort oder im weiteren Umfeld durch verschiedene Spezialisten (Obst, Feinkost, internationale Spezialitäten) und Lebensmittel-Handwerker (Bäcker, Metzger) sowie einen Drogeriemarkt und weitere Branchen des kurzfristigen Bedarfsbereiches ergänzt werden. Discounter VM/SBW 26,0% 59,7% 30% 20% „Der Laden“, Altstadt Supermärkte SB‐Geschäfte < 400 m² 22,5% 9,6% 8,1% 0,9% Deutschland 2006 Dachau 2008 Quelle: EHI 2008, eigene Berechnungen Bei aller Standardisierung kann jedoch je nach Standorttyp und Kundenstruktur der optimale, zielgruppenorientierte Angebotsmix sehr unterschiedlich sein: In Siedlungen mit hoher Sensibilität für Bio-Produkte haben sich etwa Bio-Supermärkte als „neue Form“ des Vollsortimenters bereits bewährt. Die sog. Soft-Discounter (z.B. Netto, Penny, Plus) haben dagegen in stark verdichteten Gebieten und Bereichen mit niedrigerem Kaufkraftniveau erfolgreich die Funktion eines Nahversorgers übernommen. Bei diesen Betriebstypen gewinnt jedoch aufgrund der beschränkten CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 49 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 Auswahl das individuelle Zusatzangebot im Umfeld an Bedeutung (Bäcker, Metzger, Obst, Gemüse, etc.). Für die standardisierten Betriebstypen des Lebensmittel-Einzelhandels gelten im Wesentlichen folgende Standortkriterien: Tab. 14: Profile der standardisierten Lebensmittel-Betriebstypen Merkmale Betriebstypen Supermarkt Betriebstyp (Vollsortiment) Soft-Discounter Hard-Discounter Verbrauchermarkt SB-Warenhaus gelmann, Feneberg Netto, Penny, Plus Aldi, Lidl, Norma E-Center, HIT, Kaufland, Re- Globus, Kaufland, Real, we, V-Markt, Kaufpark TOOM, Marktkauf dung ca. 1.000 - 2.000 m² 700 – 1.000 m² 900 – 1.200 m² ab 1.500 m² ab 5.000 m² Nebenflächen zusätzlich ca. 20 - 30 % 20 - 30 % 30 % 30 % 30 % Einzugsgebiet ab 5.000 Ew. ab 5.000 Ew. ca. 20.000 Ew. ab 20.000 Ew. ab 50.000 Ew. Sortimentstiefe Food 4.000 – 12.000 1.200 – 3.500 700 – 1.500 8.000 – 15.000 8.000 – 20.000 Edeka, Rewe, Spar, TenBeispiele Verkaufsfläche bei Neugrün- Typischer Nahversorger mit preisaggressiv Kompetenz Vollsortiment aktuell in Frische und Qualität Eigenmarken mit ausgewählten Markenartikeln, tlw. Frische-Angebote Markenartikel mit steigendem Anteil an Handelsmar- positioniert sich verstärkt als Nahversorger ken Autokundenorientiert Vollsortiment Preisführer ähnliche Konzepte wie große Autokundenorientiert nur Handelsmarken (Aldi), bis zu 20 % Aktionsfläche für Non-Food Quelle: Eigene Erhebung, 2008 Bearbeitung: CIMA GmbH 2008 14 – 15 8 – 12 Großzügige Warenpräsentation zusätzlich bis zu 150 Marken- großzügige Warenpräsenta- Non-Food-Flächenanteil 60 – artikel (Lidl, Norma) tion 75 % Non-Food-Flächenanteil 30 – 60 % Tendenz bei Lidl zeigt bereits m² Vk.-Fläche je Stellplatz Supermärkte Vollsortiment je nach Standort mit noch Richtung Marken-Discounter hohem Nahversorgungsans- (Soft-Discounter) pruch 8 – 12 CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 12 – 14 13 - 15 50 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 Aktuelle Planungen für Nahversorgungsbetriebe in Dachau sind: Ansiedlung eines zusätzlichen Bio-Marktes (ca. 800 m²) im Gewerbegebiet an der Äußeren Münchner Straße Ansiedlung eines Lebensmittel-Marktes auf dem BayWa-Gelände (Stadtbahnhof) im Zuge der Projektentwicklung (ca. 800 m²) Beide Ansiedlungsvorhaben sehen wir unter den vorgenannten Prämissen nicht optimal. Im Falle des Bio-Marktes ist der Standort nicht integriert und führt daher zu einem weiteren Ausbau des sekundären Versorgungsnetzes, das nicht der wohnortnahen Versorgung dient. Im Falle des Lebensmittel-Marktes auf dem BayWa-Geländes ist der Standort zwar integriert, doch ist die geplante Verkaufsfläche nicht mehr zeitgemäß und eher zu gering. Zudem ist eine multifunktionale Nahversorgungsagglomeration am Standort nicht möglich. Im Falle einer weiteren Wettbewerbsverschärfung ist eine erhöhte Fluktuation am Standort zu befürchten. Fazit Die Lebensmittelversorgung in Dachau ist quantitativ sicherlich ausreichend, weist jedoch aufgrund der Dominanz von drei Großbetrieben im Osten und der damit verbundenen Konzentration gewisse Risiken für den Erhalt einer dezentralen, wohnortnahen Versorgung auf. Vor diesem Hintergrund ist die Versorgungssituation auch räumlich gesehen noch funktional. Jüngere Entwicklungen zeigen zudem, dass auch von Unternehmerseite die wohnortnahen Potentiale gesehen und genutzt werden (Bsp. Lidl, Tengelmann). Zukünftige Entwicklungen im Lebensmittel-Einzelhandel sollten ausschließlich siedlungsorientierten, integrierten Standorten vorbehalten sein. Insbesondere die Altstadt könnte von der Frequenz eines leistungsfähigen LebensmittelAnbieters profitieren. Aufgrund der zunehmenden Konzentration im deutschen Lebensmittel-Einzelhandel auf wenige Anbieter könnten neue, noch nicht am Standort vertretene Anbieter (z.B. Feneberg) mit regionalisierter Beschaffungsstruktur eine wünschenswerte Belebung des Wettbewerbs bringen. Die aktuellen Projektentwicklungen sind vor diesem Hintergrund eher kritisch zu betrachten. Diese Ansiedlungen nicht eingerechnet ergeben sich bis 2011 zusätzliche Potentiale bis zu 14,5 Mio. € pro Jahr, was je nach Betriebstyp einer Verkaufsfläche von ca. 2.600 bis 4.000 m² entspricht. Zur Einzelbewertung der wesentlichen Nahversorgungsstandorte vgl. auch die Analyse der „integrierten Streulagen“ ab S. 90. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 51 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 Bio- und Reformwaren Apotheken Der Anteil der Bio-Produkte am gesamten Lebensmittel-Markt verzeichnet eine stark steigende Tendenz. Bezogen auf das Jahr 2005 wuchs der Markt in 2006 erneut zweistellig. Das Marktvolumen stieg um 16 % auf rund 4,5 Mrd. €. Bis zum Jahr 2010 soll sich der Bio-Anteil am gesamten Die Apothekendichte in Dachau ist mit 12 Betrieben durchschnittlich. Ca. 3.500 Personen werden im Schnitt von einer Apotheke versorgt. Damit wird der bayernweite Durchschnitt von ca. 3.642 Einwohnern etwas überschritten. Immerhin zehn Anbieter befinden sich in der Innenstadt oder integrierten Streulagen mit eindeutigem Nahversorgungsbezug. Zwei Anbieter haben sich aber bereits in nicht integrierten Lagen ohne Bezug zu Siedlungsflächen oder Ärzten niedergelassen und sind dort städtebaulich nicht funktional. deutschen Lebensmittelmarkt auf rund 6 % verdoppeln15. Tatsächlich sind Bio-Supermärkte (z.B. Alnatura, Bio Family, basic, Bio B, Hermannsdorfer, basic, etc.) auf dem Vormarsch. Für die starke Marktdurchdringung sind jedoch ursächlich die größeren Handelsketten verantwortlich (Lebensmitteldiscounter, Supermärkte). Insbesondere Familien mit Kindern und gesundheitsbewusste Bevölkerungsgruppen höheren Alters sind die Zielgruppen der Bio-LebensmittelMärkte. Im Untersuchungsgebiet gibt es derzeit zwei attraktive Anbieter, einen in der Innenstadt (Bio-Markt mit etwas geringer Verkaufsfläche) sowie einen im Gewerbegebiet Dachau-Ost (Vitalia). Ein weiterer Spezialanbieter ist derzeit an der Äußeren Münchner Straße in der Diskussion, den wir an diesem Standort jedoch nicht für funktional im Sinne einer Innenentwicklung halten. Vor dem Hintergrund, dass auch standardisierte Vollsortiment-Anbieter und Discounter eine wachsende Kompetenz in diesem Sektor aufweisen können künftige Wachstumspotenziale auch von Anbietern übernommen werden, die beide Konzepte professionell verbinden (z. B. Feneberg). Ausschlaggebend ist jedoch die Standortwahl insbesondere in der Innenstadt (Altstadt) und integrierten Kernstadtbereichen. Apotheke von Doc Morris; Foto: inten GmbH Der Apothekenmarkt befindet sich derzeit im Umbruch und dürfte in den folgenden Jahren eine ähnliche Wettbewerbsverschärfung erleben, wie andere Handelsbranchen zuvor. Das heißt, immer mehr professionelle Anbieter (z. B. inten mit Doc Morris) drängen im Zuge der europäischen Liberalisierungspolitik auf den deutschen Markt und erschließen systematisch Standorte für ihre Konzepte. Dabei vollzieht sich die Expansion sowohl in der Übernahme traditionell geführter Apotheken wie auch im Franchise. Die bevorzugten Standorte sind in 1a-Lage, im Umfeld von Ärzteagglomerationen, aber auch in der Nähe von LebensmittelMagneten und Fachmärkten. Entscheidend ist letztlich die bereits vorhandene Frequenz am Standort. 15 Quelle: Bilanz-Pressekonferenz der BioFach 2007; www.biofach.de ; Letzter Zugriff: Februar 2007 CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 52 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Bei Apotheken sind aufgrund der Preisbindung verschreibungspflichtiger Medikamente drohende lokale Monopolstellungen einzelner Betriebe nicht zu befürchten. Für Dachau sehen wir aufgrund der noch ausreichenden Versorgungslage zwar keinen akuten Nachholbedarf, die Potentiale für einen weiteren Anbieter wären jedoch vorhanden. Die wohnortnahe bzw. an den Gesundheitseinrichtungen der Stadt orientierte Versorgung ist letztlich ausschlaggebend für Neuansiedlungen. Die optimale Betriebsgröße für eine neue Apotheke liegt bei ca. 200 m² Verkaufsfläche. Drogerie, Parfümerie In Dachau gibt es derzeit 11 Anbieter mit Kernsortiment in diesem Segment, davon zwei inhabergeführte Parfümerien. Darüber hinaus führen nahezu alle größeren Lebensmittel-Anbieter mehr oder weniger große Drogeriewarensortimente. Mit Müller, dm, Rossmann und Schlecker sind alle marktführenden Konzepte in Dachau präsent. 58 % der Verkaufsfläche sind bereits an nicht integrierten Standorten angesiedelt und entziehen sich somit einer wohnortnahen Versorgung. Durch die zunehmende Gesundheits- und Wellnessorientierung der Verbraucher sind in diesem Branchensegment Zuwächse zu verzeichnen. Aufgrund der für Dachau berechneten Potentiale von 1,2 Mio. € besteht ein Ergänzungspotential von umgerechnet rund 400 bis 500 m² Verkaufsfläche. Gerade Drogeriewarenbetriebe sind von hoher Nahversorgungsrelevanz, deshalb sollten künftige Betriebsansiedlungen vorzugsweise wohnortnah, mit einem hohen fußläufigen Nahpotential, stattfinden. Dachau 2008 Parfümeriegeschäfte hingegen haben u. E. höchste Innenstadtrelevanz. Jegliche Ansiedlungen sollten für einen optimalen Kopplungsnutzen in den Hauptlagen (Lage 1a und 1b) der Innenstadt erfolgen. Moderne Anbieter kombinieren zunehmend die Segmente Parfümerie, Kosmetik, Beauty und Wellness mit kompetenten Angeboten im Dienstleistungsbereich (z.B. Wellness-Studios, Kosmetikinstitute, etc.). Diese Kombinationen sind insbesondere für gemeinsame Nutzungen von Erdgeschoß- und Obergeschoßlagen geeignet. Ein für die Innenstadt interessanter Anbieter, der in Städten mit der Standortqualität Dachaus durchaus vertreten ist, ist Douglas. Die Mindestbetriebsgrößen solcher Spezialkonzepte liegen bei ca. 200 m². Blumen Dachau hat im Bereich Schnittblumen und Topfpflanzen (Kleinflächenkonzepte) derzeit 8 Anbieter. Dieser Betriebstyp zählt aufgrund des Nachfrageverhaltens der Konsumenten ebenfalls noch zum periodischen bzw. Nahversorgungsbereich. Auch in diesem Bereich sehen wir gegenwärtig noch gewisse Potentiale von 0,6 Mio. € bis 2011, ausreichend für einen zusätzlichen Anbieter im gehobenen Sortimentsniveau, in dem es am ehesten Bedarfe gibt. Im großflächigen Bereich der Gartencenter ist dagegen aufgrund der beiden Anbieter das vorhandene Umsatzpotential ausgeschöpft. Die vorhandene Verkaufsfläche liegt eher über dem vorhandenen Bedarf. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 53 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 5.7.3 Branchen des mittelfristigen Bedarfes Der mittelfristige Bedarfsbereich repräsentiert die Branchen, die für einen attraktiven Innenstadtbesatz maßgeblich sind. Aus diesem Grund spricht man etwa bei den Branchen Bekleidung, Schuhe und Sportartikel auch von den innerstädtischen „Leitbranchen“. Für ein Mittelzentrum wie Dachau ist nicht nur die Quantität des Angebotes in diesen Branchen ausschlaggebend, um eine der Zentralität entsprechende Attraktivität als Handelszentrum zu entwickeln sondern vielmehr die Qualität (TextilFachmärkte gibt es auch in Unterzentren). Im Folgenden sollen neben den quantitativen daher auch die qualitativen Aspekte des Angebotes im mittelfristigen Bedarfsbereich in Dachau näher analysiert werden. Bekleidung/Wäsche/Schuhe In Dachau gibt es derzeit 35 Anbieter im Bereich Oberbekleidung, 7 für Wäsche und weitere 7 für Schuhe. In keiner der Branchen kann einer der innerstädtischen Standorte einen Schwerpunkt bilden. So befinden sich etwa in der innerstädtischen Leitbranche Oberbekleidung rund 55 % der Verkaufsfläche an nicht integrierten Standorten, vorwiegend im Dachauer Osten. Im Segment Schuhe sind es sogar 82 %. Vor dem Hintergrund dieser Wettbewerbsstruktur ist es für die Innenstadt sehr schwer, eine ausreichende Kompetenz in diesen Branchen zu entwickeln, zumal sich die restlichen Verkaufsflächen über mehrere Standorte verteilen und außer im Gewerbegebiet am „Schwarzen Graben“ an keinem weiteren Standort eine maßgebliche Agglomeration bilden können. Dementsprechend dominieren in Dachau auch discountorientierte und konsumige Angebotsniveaus, wie sie für Fachmärkte typisch sind, das Angebot (vgl. nachfolgende Tabelle). In der Haushaltsbefragung hat sich gezeigt, dass mehr als 52 % der Dachauer ihren Bedarf an Oberbekleidung trotz des Angebotes von knapp 8.900 m² Verkaufsfläche außerhalb der Stadt decken, ein Wert, der außer bei Einrichtung und Haushaltswaren in keiner anderen Branche so hoch ist. Entsprechend quantifizieren wir gegenwärtig den Kaufkraftabfluss aus Dachau alleine in der Branche Oberbekleidung auf rund 9,4 Mio. € pro Jahr. „Bekleidung“ wurde auch von 29 % der befragten Haushalte bei der offenen Frage „Was vermissen Sie in der Innenstadt“ genannt, der höchste Einzelwert in diesem Zusammenhang. Tab. 15: Angebotsstruktur Oberbekleidung in Dachau Sortiment Damenmode Herrenmode Kindermode Summe Quelle: Anbieter Dachau (MFN möglich) 32 6 3 35 Vkfl. in Fachgeschäften in m² 3.195 225 350 3.770 Vkfl. in Fachmärkten in m² 3.675 965 445 5.085 MaPo im innerstädtischen Umsatz Verflechtungsber. Marktanteil in Mio. € p.a. in Mio. € in % 18,9 44,7 42% 3,0 24,7 12% 2,2 3,5 63% 72,9 33% 24,1 eigene Erhebung, 2008 Ein Teil dieses Kaufkraftabflusses wäre aus unserer Sicht bei einem nachfragegerechten Angebot bindungsfähig, woraus sich inklusive der Wachstumspotentiale ein zusätzliches bindungsfähiges Umsatzpotential von zusätzlich 7,5 Mio. € bis zum Jahr 2011 ergibt, zusammen mit der Branche Wäsche sogar 9,8 Mio. €. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass eine gezielte qualitative Angebotsergänzung in der Innenstadt erfolgt. Von den wichtigsten nationalen und internationalen Textil-Konzepten, die derzeit in Mittelzentren der Größe Dachaus expandieren, haben sich bislang gerade einmal 11 in Dachau niedergelassen. Entsprechend große Lücken gibt es derzeit im Angebotsportfolio. Zahlreiche Untersuchungen belegen zudem, dass es insbesondere die Markenanbieter im Textilbereich sind, die Magnetfunktion für die Innenstadt haben und letztlich ausschlaggebend sind für die Gesamtattraktivität eines Handelsstandortes. Die gezielte Ansiedlung weiterer Markenanbieter könnte zusammen mit den bereits vorhandenen, leistungsfähigen inhabergeführten Betrieben (insbesondere in der Altstadt) eine attraktive Angebotsmischung ergeben. Voraussetzung ist das Vorhandensein geeigneter Standorte und Immobilien. Textil-Filialisten benötigen in der Regel optimale Verkaufsräume mit guter Außendarstellung und mindestens 150 m² Verkaufsfläche. Große Textil-Magneten wie H & M CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 54 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 belegen an Standorten wie Dachau auch Flächen mit mehr als 800 m², von denen es in der Innenstadt nur sehr wenige in geeigneter Lage gibt. hochwertig Abb. 18: Portfolio Textil (nur Filialisten) bereits in Dachau vertretene Konzepte/Marken Expansion in Zentren ab 40.000 Einwohner Benetton Palmers Marc ‘O Polo Timberland Modernes Multi-Label-Konzept; Foto: Garhammer, Waldkirchen MEXX Sortimentsniveau Prénatal Esprit Levi‘s Store Timezone Xanaka Jean Pascale Kenvelo Ulla Popken Cecil Jeans Fritz / itz AWG Mister+Lady Street One Buddelei Ernsting‘s Family Intersport Esprit EDC Bonita Vero Moda Zero Wissmach Tally Weijl Wöhrl More&More CBR Springfield BiBA S. Oliver Replay Orsay Pimkie New Yorker K+L Ruppert H&M 2 C&A Vögele Avanti Discount Adessa Takko NKD Lokal Quelle: KIK Magnetfunktion eigene Erhebungen, CIMA GmbH, 2008 Expansionsfreudiger Mono-Label-Store: Esprit Foto: CIMA Regional Die Tatsache, dass sich ein innenstadtorientierter Anbieter wie C & A derzeit mit zwei Flächen im Gewerbegebiet befindet, zeigt, dass derzeit die geeigneten Flächen für eine Expansion von Textil-Filialisten in der Dachauer Innenstadt fehlt. Das Beispiel zeigt zugleich das Risiko für die zukünftige Entwicklung Dachaus. Der Expansionsdruck der großen Handelsunternehmen könnte sich ähnlich wie bei C & A auch zukünftig mangels innerstädtischer Alternativen an unerwünschten Standorten in nicht integrierten Lagen entladen, was zu einer weiteren städtebaulichen Entwertung der Innenstadt führen würde. Die Branche Schuhe ist zwar insgesamt etwas besser positioniert, doch spielt hier die Innenstadt als Standort kaum mehr eine Rolle. Trotz der großen Verkaufsflächen decken mehr als 46 % der Dachauer ihren Bedarf anderswo. Hier sollte wie in anderen innerstädtischen Leitbranchen die zukünftige Strategie der kommunalen Wirtschaftspolitik sein, mit gezielten Entwicklungen in die Kompetenz für diese Sortimente in die Innenstadt zurückzuholen. Das offene Potential beträgt bis 2011 ca. 1,9 Mio. € pro Jahr, vorwiegend im qualitätsorientierten Markenbereich. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 55 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 Sportartikel/Fahrräder Zum Zeitpunkt der Erhebung gibt es in Dachau 2 Sport-Anbieter. Der einzige Innenstadt-Anbieter ist mit einer Verkaufsfläche von 140 m² kaum mehr zeitgemäß. Dominanter Anbieter ist auch hier ein großflächiger Sport 2000 Fachmarkt im Gewerbegebiet Dachau-Ost, dessen Konzept u. E. nicht dem Niveau der gut aufgestellten Wettbewerber im Umland oder in München entspricht. Dies zeigen auch die Nennungen in der Haushaltsbefragung (50 % der Dachauer kaufen Sportartikel außerhalb) sowie die hohen Kaufkraftabflüsse. Entsprechend gehen wir in der Branche Sportartikel von einem zusätzlichen Potential von 2,7 Mio. € aus, was ein ausreichendes Volumen beispielsweise für einen größeren Intersport-Anbieter (ab 800 m²) und/oder Spezialanbieter (z. B. im Outdoor-Bereich) wäre. Auch in dieser Branche gilt es, die Sortimentskompetenz wieder in die Innenstadt zu holen, was durch einen oder mehrere Anbieter wie beschrieben u. E. möglich wäre. Als Komplementär zur Branche Sport ist der Einzelhandel mit Fahrrädern zu sehen. In Dachau gibt es derzeit mit 3 Anbietern sogar mehr als SportAllrounder, zusätzlich bestehen auch Randsortimente in den SBWarenhäusern und Baumärkten. Ergänzungsbedarfe bestehen nachfrageseitig grundsätzlich keine, wobei spezialisierte Betriebe in der Regel nicht auf vorhandene Einzugsgebiete angewiesen sind, sondern bei entsprechender Attraktivität eigene, betriebsspezifische Einzugsgebiete generieren können. Für solche Betriebe bietet die große Potenzialreserve aus der Region eine interessante Marktperspektive. Neben einer ausgeprägten Fachkenntnis und überdurchschnittlichem Service spielt vor allem die angebotene Produktqualität eine besondere Rolle in der Differenzierung von Billig-Anbietern. Zudem wird die Branchenentwicklung durch die Expansion großflächiger Fachmärkte wie Stadler, Bauer oder Zimmermann bestimmt, die mittlerweile Flächen bis 12.000 m² belegen (z.B. in Regensburg oder Straubing). Einer der eher kleineren Fachmärkte befindet sich in Unterschleißheim. Modernes Intersport-Konzept Beispiel Fahrrad-Fachmarkt: BikeMaxx CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 56 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 Bücher/Schreibwaren/Bürobedarf Auch in der Buchbranche vollzieht sich seit einiger Zeit eine Konzentrationstendenz, die viele kleinere, unabhängige Buchhändler vom Markt verdrängt hat. Branchengrößen wie Hugendubel, Thalia und Weltbild belegen auch in Mittelzentren mittlerweile Flächen mit 1.000 m² und mehr und lassen damit kaum mehr Spielraum für den Wettbewerb. Aufgrund der Buchpreisbindung ergeben sich daraus zwar keine Kostennachteile für den Verbraucher, aber insbesondere in kleineren Zentren leidet die Vielfalt des Angebotes, sofern es dort überhaupt noch Anbieter gibt. In Dachau gibt es derzeit noch eine Sortimentsbuchhandlung in der Altstadt, daneben noch einen Spezialanbieter für Esoterik sowie einen Buchclub. Der Anbieter in der Altstadt verfügt über ein gutes Basisangebot, wenngleich die Verkaufsfläche über zwei verwinkelte Etagen nicht mehr ganz zeitgemäß ist. Dass die Situation für den Standort Dachau dennoch noch etwas günstiger ist, als in anderen Handelsbranchen zeigt die Haushaltsbefragung bei der „nur“ rund 34 % der Dachauer angaben, Bücher an anderen Orten zu kaufen. Grundsätzlich lassen sich auch bei Büchern noch zusätzliche Umsatzpotentiale bis zu 4 Mio. € identifizieren, die möglicherweise auch für eine Erweiterung und/oder Verlagerung des ansässigen Anbieters genutzt werden könnte. Die Branche Schreibwaren und Bürobedarf ist in Dachau dagegen deutlich vielfältiger durch eine Reihe kleinerer Schreibwarengeschäfte wie einen größeren Anbieter in der Frühlingstraße vertreten. Bis 2011 ergeben sich nach unserer Berechnung zusätzliche Potentiale bis zu 1,2 Mio. €. Bedarf sehen wir zum einen im gehobenen, spezialisierten Segment (Standort Innenstadt) sowie im expansiven Bereich der Fachmärkte (z. B. Staples), der aufgrund seiner Sortimentsstruktur (überwiegend gewerbliche Kunden) möglicherweise auch an einem der Dachauer Fachmarktstandorte realisiert werden könnte. Spielwaren Vier Fachgeschäfte sowie die beiden SB-Warenhäuser führen in Dachau die Branche Spielwaren. Die Kundenbindung ist laut Haushaltsbefragung entsprechend größer als in anderen Branchen (rund 32 % kaufen Spielwaren außerhalb Dachaus). Der größte Anbieter befindet sich auch in dieser Branche im Gewerbegebiet Dachau-Ost. Die Branche ist durch schrumpfende Margen gekennzeichnet und mehr als andere abhängig von der demographischen Entwicklung und dem Anteil an Familienhaushalten im Umfeld. Potentiale für einen zusätzlichen Anbieter gibt es auch bis 2011 nicht. Zoobedarf Fressnapf dominiert als sog. „category killer“ das Segment Zoobedarf auch in Dachau, wenngleich es daneben noch 2 weitere Zoo-Fachgeschäfte sowie einen Spezialanbieter für Reitbedarf gibt (Teilflächen davon auch der Kategorie „Sport“ zugeordnet). Trotz eines aus der Befragung erkennbaren, geringen Kaufkraftabflusses sehen wir bis 2011 keine zusätzlichen Potentiale in dieser Branche, die für die Zentrenbildung auch keine maßgebliche Funktion hat. Vom Buchladen zum Mediencenter, Bsp. München CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 57 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept 5.7.5 Dachau 2008 Branchen des langfristigen Bedarfes Möbel, Antiquitäten, Heimtextilien In Dachau gibt es derzeit lediglich einen sehr kleinen Möbel-Vollsortimenter, alle anderen 5 Betriebe dieser Branche sind Spezialbereichen wie Küche, Büro, Matratzen und Heimtextilien zugeordnet. Alle Betriebe sind kleinflächig und in integrierten Lagen, was in der sehr extensiven, im Kernsortiment nicht zentrenrelevanten Branche, eine ungewöhnliche Betriebsund Standortstruktur ist. Die gegenwärtigen Potentiale können mit den vorhandenen Anbietern nicht annähernd abgedeckt werden. Entsprechend groß sind die Kaufkraftabflüsse in die regional bekannten Möbelhäuser in Eching, Friedberg, München und Parsdorf, die mehr als 90 % der Kaufkraft betragen. In der Befragung gab es keinen Haushalt, der seinen Möbelbedarf „überwiegend“ in Dachau deckt. Die Umsatzentwicklung der vergangenen Jahre hatte ihre Wurzel vor allem in der konjunkturell angespannten Lage und der damit verbundenen Verunsicherung der Verbraucher. Innerhalb des Einzelhandels gehört der Möbelhandel zu den mit Abstand am stärksten von der Kaufzurückhaltung betroffenen Branchen. Dies liegt wesentlich an der Langfristigkeit des Möbelbedarfs: Die Anschaffung einer neuen Küche oder eines neuen Schlafzimmers kann in wirtschaftlich unsicheren Zeiten leichter verschoben werden als der Kauf von kurzfristigen oder mittelfristigen Bedarfsgütern (wie Lebensmittel oder Bekleidung). Im Ergebnis sind die Ausschläge der Umsatzentwicklung sowohl im positiven als auch im negativen ausgeprägter als im sonstigen Einzelhandel, der Umsatz mit Möbeln reagiert also überdurchschnittlich elastisch. Aufgrund der nun schon seit mehreren Jahren andauernden Kaufzurückhaltung beim Möbelkauf ist mittlerweile von einem deutlich aufgestauten Nach-holbedarf auszugehen. Einrichtungen befinden sich zudem nach wie vor im Fokus des Verbraucherinteresses und werden von wichtigen langfristigen soziologischen und Konsum-Trends begünstigt (wie: Rückzug in die eigene Wohnung „Cocooning“, verstärkte Lifestyle-Orientierung, Tendenz zu Single-Haushalten und insgesamt kleineren Haushaltsgrößen, zunehmende Wohnfläche pro Einwohner, etc.). Dies ergibt sich auch aus den nach wie vor guten Kundenfrequenzen in vielen Möbelhäusern, die wesentlich stabiler sind als die Umsätze. Dies ist ein Indiz dafür, dass die Verbraucher nach wie vor ein hohes Interesse an Möbeln haben und, dass die Umsätze in diesem Sortimentsbereich aufgrund der derzeitigen wirtschaftlichen Situation aufgestaut sind. Mit verursacht durch die konjunkturelle Entwicklung, erlebt die Möbelbranche seit einigen Jahren eine extreme Unternehmenskonzentration. In der Region München lässt sich dieser Trend durch die Eröffnung der großen Wohnkaufhäuser von Segmüller, Lutz und Höffner sowie einem zweiten IKEA-Standort gut nachvollziehen. Damit sind die wesentlichen Player im Bereich Vollsortiment vertreten. Nach den Jahren des massiven Abbaus von Möbel-Flächen in München (z. B. Tal, Bayerstraße) und dem Verschwinden traditioneller Anbieter (z. B. Hess, Krügel) hat sich der Markt damit vollkommen neu aufgestellt. Trotz der mittlerweile bereits guten Angebotslage drängen weitere Anbieter, auch aus dem Ausland, in die Region, die aufgrund der Kaufkraftstruktur ungebrochen attraktiv ist. Dachau bietet an bestimmten Standorten (z. B: Dachau-Ost) durchaus einige Voraussetzungen für Möbelkonzepte, dürfte aber aufgrund der noch besseren Standortbedingungen (z. B. Autobahnstandorte) und Agglomerationsvorteile in anderen Gemeinden der Region (z. B. Eching) u. E. nicht CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 58 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 im unmittelbaren Fokus der regionalen Expansion großer Wohnkaufhäuser stehen. Das von uns ermittelte Potential von 8,2 Mio. € ist daher zunächst eher theoretisch zu verstehen. Kurzfristig gesehen gehen wir davon aus, dass bestimmte Spezialkonzepte (z. B. Küchen, Polster, SB) attraktive Voraussetzungen z. B. im Gewerbegebiet Dachau-Ost vorfinden. Diese Spezialisten hätten zudem den Vorteil, dass sie i.d.R. mit deutlich geringeren, zentrenrelevanten Randsortimenten auskommen als die großen Möbel-Kaufhäuser. Für diese zentrenrelevanten Randsortimente sehen wir zudem ein gewisses Potential auch für Innenstadt-Standorte. Nachdem diese Sortimente lange Zeit überwiegend über die Wohnkaufhäuser vertrieben wurden, kommen seit Ende der 90er Jahre immer mehr attraktive Heimtextilien- (z.B. Strauss Innovation) und GPK-/HaushaltswarenKonzepte (z.B. Butlers, cookmal; siehe auch unten) zurück in die Innenstädte. Tab. 16: Betriebstypenübersicht Möbel Betriebstyp Beschreibung Marktanteile Tendenz 1.000 m² - 18.000 m² Mitnahmemarkt Bsp.: IKEA, HINUMIT, Trends Steigend 1.000 m² - 10.000 m² Discount-Markt Studios/ Spezialisten Bsp.: Roller, Boss, Sconto Steigend 300 m² - 5.000 m² Unterschiedlich z.B. Küchen steigend Bsp.: Küchenstudios, Polsterspezialisten, Domicil, etc. 20.000 m² - 60.000 m² Wohnkaufhaus Bsp.: Segmüller, Lutz, Porta, Hiendl, Biller konventionelle Vollsortimenter 2.000 m² - 15.000 m² Bsp.: Verbandsmitglieder DMV, Garant, etc. Quelle: BBE Handelsberatung 2007 Bearbeitung: CIMA 2008 Ein Spezialbereich, der eng mit der Möbelbranche in Zusammenhang steht, ist der Antiquitätenmarkt. In Dachau hat sich insbesondere in Altstadt ein kleines Antiquitäten-Cluster gebildet, in dem neben Möbeln insbesondere auch Kunstgegenstände, Haushaltswaren, Geschenkartikel und Bücher angeboten werden. Das Altstadt-Ambiente eignet sich in hervorragender Weise, dieses emotionale, weitgehend konjunkturunabhängige Segment weiter auszubauen. Antiquitäten könnten u. E. ein Teil der Positionierungsstrategie in der Altstadt sein. Eisenwaren, Baumarktartikel/Farben, Gartencenter Der Bau- und Heimwerkermarkt gehörte lange Zeit zu den wenigen Handelsbranchen mit gewissen Zuwachsraten, wobei die starke Flächenexpansion in vielen Regionen gewisse Überkapazitäten geschaffen hat. Seit 2006 ist nun auch das Konsumverhalten rückläufig und die Branche hatte im Jahr 2007 ein nominales Umsatzminus von -2,6 % zu verkraften. Mit einer Gesamtverkaufsfläche von rund 10.900 m² (nur Heimwerkerartikel) und zwei großen Anbietern (Praktiker, OBI) sind die Potentiale in Dachau u. E. mittelfristig ausgeschöpft. Die großen Bau- und Gartencenter in Dachau-Ost sind auch nach der Haushaltsbefragung die Anbieter, die für hohe Kaufkraftbindungen aus dem Umland (mehr als 74 % der Befragten aus dem Umland) verantwortlich sind und damit derzeit die äußeren Ränder des Dachauer Einzugsgebietes definieren. Glas/Porzellan/Keramik/Geschenkartikel Leicht steigend Stark sinkend Das klassische Kernsortiment der Branche hat bereits seit längerem einen tief greifenden Strukturwandel hinter sich und wird mittlerweile im konsumigen und preisgünstigen Bereich, wie oben schon geschildert, vorwiegend als Randsortiment im Möbeleinzelhandel vertrieben. Darüber hinaus werden hochwertige Wohnaccessoires auch in spezialisierten Fachgeschäften vertrieben. Diese Konzepte haben sich in den letzten Jahren aber zunehmend zurückgezogen. In Städten wie Dachau bieten sich allerdings CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 59 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept durchaus neue, viel versprechende Filialkonzepte, die sich auch verstärkt wieder in der Innenstadt ansiedeln lassen. Trotz eher geringer rechnerischer Potentiale von rund 500 Tsd. € sehen wir Möglichkeiten, aufgrund des Fehlens eines alles dominierenden Wohnkaufhauses wie in anderen Städten, den ein oder anderen attraktiven Anbieter für die Dachauer Innenstadt zu gewinnen (z.B. Butlers, Nanu Nana, Strauss Innovation oder Das Depot). Elektrogeräte, Leuchten, Computer, Unterhaltungselektronik, Foto Dachau 2008 beiden Anbieter in der Region betrachtet, die insbesondere im bestehenden Einzugsgebiet des Dachauer Einzelhandels 16 eine auffällige Lücke aufweist. Die nächsten Möglichkeiten für Kunden aus dem Landkreis einen MediaMarkt zu erreichen besteht im OEZ München bzw. in Ingolstadt oder Augsburg. Städtebaulich wäre es von besonderem Interesse einen Anbieter an geeigneter Stelle in der Innenstadt zu platzieren sofern ein geeigneter Standort für einen Markt ab 2.400 m² bis 3.200 m² zur Verfügung gestellt werden kann. Karte 11: Standorte Media/Saturn in der Region Weniger als 30 % des gesamten Umsatzvolumens in diesen Handelsbranchen werden derzeit noch über den Facheinzelhandel vertrieben. Der Großteil wird über die großflächigen Fachmärkte, Warenhäuser und den Versandhandel abgesetzt. Trotz der Anstrengungen der Wettbewerber baut die Metro mit ihren beiden Vertriebslinien Media Markt und Saturn ihre dominante Marktstellung weiter aus und dürfte nach eigenen Schätzungen einen Marktanteil von mehr als 40 % haben. In Dachau gibt es derzeit einen Elektro-Fachmarkt der expert-Gruppe mit knapp 1.500 m², der alle Branchen außer Foto abdeckt. Daneben gibt es eine Vielzahl kleinerer Spezialanbieter, vorwiegend Telekommunikationsanbieter (7, überwiegend in der Innenstadt), zwei Leuchtenanbieter, ein kleineres Unterhaltungselektronik-Fachgeschäft, drei Anbieter von weißer Ware (Kaffemaschinen, Waschmaschinen, etc.) und vier Anbieter von Foto-Hardware bzw. Dienstleistungen in diesem Bereich. Auch die SBWarenhäuser und Baumärkte führen gewisse Randsortimente. Immerhin ein Drittel der befragten Dachauer Haushalte gaben trotz dieses Angebotsspektrums an, Artikel dieser Branchen nicht bevorzugt in Dachau zu kaufen. Alle Teilsortimente eines typischen Elektro-Fachmarktes zusammen genommen sehen wir bis 2011 ein offenes Marktpotential von knapp 9,9 Mio. €, ausreichend für einen attraktiven Wettbewerber. Marktführer MediaSaturn wäre u. E. durchaus ein geeigneter Betreiber, diese Potentiale abzuschöpfen und darüber hinaus eine stärkere Bindung im Einzugsbereich herbeizuführen. Dies wird auch deutlich, wenn man die Präsenz der Quelle: eigene Erhebungen, 2008 16 Abgegrenzt auf PLZ-Basis CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 60 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 Optik, Uhren/Schmuck Während die Branche Optik aufgrund ihrer dezentralen Präsenz häufig auch gewisse Nahversorgerqualitäten aufweist, sind Uhren und Schmuck Ausdruck eines gehobenen bis hochwertigen Innenstadt-Besatzes, die das Ambiente von Mode- und Lifestyle-Anbietern bevorzugen. Dennoch befinden sich in Dachau aufgrund der besonderen Standortstruktur 3 Uhren/Schmuck Anbieter sowie der größte Optiker im Gewerbegebiet. Insgesamt gibt es in Dachau 7 Optiker, überwiegend an innerstädtischen Standorten sowie 11 Uhren/Schmuck-Anbieter, die ein gewisses Cluster in der Altstadt bilden. In beiden Branchenbereichen ist die Versorgungssituation vergleichsweise gut, wenngleich auch hier rund 35 % der befragten Haushalte in Dachau Standorte außerhalb der Stadt als bevorzugten Einkaufsort angeben. Bei Uhren/Schmuck ist dies auch eine Folge des Fehlens hochwertiger Angebotsniveaus, die letztlich nur an wenigen Standorten in der Münchner Innenstadt zielgruppengerecht optimale Standortbedingungen und Kundenstrukturen vorfinden. Das errechnete Potential bis 2011 (Optik: 600 Tsd. €, Uhren/Schmuck: 500 Tsd. €) ist u. E. daher auch eher für ein Wachstum im Bestand und eine Abrundung des Angebotes an bestehenden Standorten ausreichend. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 61 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept 6 Dachau 2008 Standort- und Zentrenkonzept 6.1 Regionales Einzelhandelskonzept (REHK) Für die Region München wurde im Auftrag des Regionalen Planungsverbandes durch die Büros Junker & Kruse und Acocella im Jahr 2006 ein regionales Einzelhandelskonzept erstellt. Die wesentliche Zielsetzung dieses Konzeptes besteht darin, den Kommunen sowie der Regional- und Landesplanung „…konkrete Maßnahmenvorschläge für den Umgang mit großflächigen Einzelhandelsvorhaben aufzuzeigen, die für die gesamte Region Gültigkeit besitzen und der weiteren Entwicklung der Region München als Einzelhandelsstandort sowie der Erfüllung der Grundsätze und Ziele des Landesentwicklungsprogramm Bayern (z.B. verbrauchernahe Versorgung, insbesondere zur Deckung des kurzfristigen, täglichen Bedarfs) dienen.“ In der beiliegenden Analyse wurden folgende, für die vorliegende Untersuchung relevante Ergebnisse erarbeitet:18 17 Das Konzept für die Region München hat bislang jedoch nicht wie in anderen Regionen (z. B. Planungsverband Frankfurt/Rhein-Main: Aufnahme in den Regionalen Flächennutzungsplan) planungsrechtliche Verbindlichkeit für die zukünftige Entwicklung der Kommunen. Insofern kann im Sinne einer regional abgestimmten Entwicklung im vorliegenden Konzept eine gewisse Orientierung an den konzeptionellen Vorgaben erfolgen, sofern sie ausreichend begründet erscheint. Mangels Konkretisierung ist darin jedoch kein Rahmenplan zu erkennen, an den sich die Stadt Dachau verbindlich zu halten hätte. Die wesentlichen, für Dachau relevanten Empfehlungen des regionalen Konzeptes sind: 17 Junker, Kruse, Acocella: „Regionales Einzelhandelskonzept für die Region München“, 31.12.2006, S. 2 Der Landkreis Dachau verfügt mit rund 660 Betrieben und 142.000 m² Verkaufsfläche über eine unterdurchschnittliche Angebotssituation im Einzelhandel (1,07 m²/EW. gegenüber 1,20 m²/EW. in der Gesamtregion) Die sortimentsspezifischen Bindungsquoten liegen nahezu alle unter 100 %. Sehr niedrige Bindungsquoten von weniger als 40 % ergaben sich in den Branchenbereichen Bücher, Haus- und Heimtextilien sowie Möbel, Antiquitäten. Die einzige Branche mit Bindungsquoten > 100 % ist der Bereich Sport / Freizeit. Die Ausstrahlung des Mittelzentrums Dachau wird abschließend als teilregional bewertet (wie u.a. auch Olching, Germering, Fürstenfeldbruck, Germering). 18 Einführung von Zielbindungsquoten für einzelne Bedarfsbereiche (siehe unten) Keine Potentiale für Dachau im periodischen Bedarf und bei Oberbekleidung Potentiale in den Bereichen Sport, Bücher, Elektro Junker, Kruse, Acocella: „Regionales Einzelhandelskonzept für die Region München“, 31.12.2006, S. 48ff CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 62 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Tab. 17: Dachau 2008 Bindungsquoten Dachau, Zielbindung nach REHK tatsächliche Zielbindungsquoten Bindungsquoten Bedarfsbereiche nach REHK 2007 kurz 100% 119,9% mittel 125% 113,3% lang 125% 96,5% Quelle: Junker et al., S. 26, eigene Berechnung Der Vergleich der Bindungsquoten zeigt, dass Dachau aufgrund seines Besatzes im kurzfristigen Bedarfsbereich bereits eine deutlich höhere Zentralität aufweist als seitens des regionalen Konzeptes gewünscht. Defizite ergeben sich dagegen in den Branchen des mittel- und langfristigen Bedarfsbereiches. Die vorliegende Einteilung ist letztlich allerdings zu grob, als dass sich daraus tatsächliche Entwicklungsempfehlungen ableiten ließen. Dies sollte der detaillierteren Branchen- und Standortanalyse vorbehalten sein. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 63 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 6.2 Leitlinien der Einzelhandelsentwicklung 6.2.1 Standortpolitik Die Stadt Dachau verfügt bislang nicht über ein abgestimmtes und vom Stadtrat verabschiedetes Zentrenkonzept für den Einzelhandel in dem die Leitlinien für die zukünftige Entwicklung festgeschrieben sind. Die CIMA kann im Rahmen der vorliegenden Untersuchungen auf Basis der Analyseergebnisse Vorschläge erarbeiten, wie eine funktionale, städtebaulich und handelsökonomisch optimalen Standortstruktur in Dachau aussehen sollte. Gemäß der Philosophie unserer Arbeit folgen wir dabei dem Leitbild und der Tradition einer zentrenorientierten europäischen Stadtentwicklung. Im Rahmen der Stadtentwicklungsplanung sind insbesondere die Grenzen der Expansion in den zentralen (Innenstadt) und dezentralen Lagen, die Funktionsteilung zwischen den Standortlagen bzw. das konkurrierende oder ergänzende Zusammenspiel einzelner Einzelhandelslagen sowie das jeweilige Betriebstypenspektrum zu beachten. Die Planungsaufgabe, die Entwicklung des Handelsbereiches in die Stadtentwicklung zu integrieren, hat zunehmend mehr Faktoren zu berücksichtigen. Dabei kommt auch in der Region des Planungsverbandes mittlerweile dem übergreifenden, regionalen Entwicklungskonzept (REHK) eine gewisse Bedeutung zu. Folgende allgemeine Leitlinien der Dachauer Handelsentwicklung bilden die Grundlage des von der CIMA erarbeiteten Zentrenkonzeptes: a) Mittelzentrale Versorgungsfunktion Die Einzelhandelsentwicklung in Dachau folgt dem landesplanerischen Ziel der Erhaltung und Stärkung der mittelzentralen Versorgungsfunktion und Arbeitsplatzzentralität im Einzelhandel. c) Innenentwicklung Vor dem Hintergrund der demographischen Veränderungen ist eine qualifizierte Innenentwicklung auch für den Einzelhandel maßgeblich. d) Die Innenstadt ist der urbane Mittelpunkt der Stadt: Die Innenstadt ist der mittelzentrale, höherrangige Einzelhandelsstandort mit hoher Identitätsstiftung für die Gesamtstadt und die Region mit einer entsprechenden Angebotsdichte und vollständigem Branchenmix. Die gesamtstädtische Einzelhandelsentwicklung orientiert sich am Nutzen einer Attraktivitätssteigerung der Innenstadt. e) Stadt der kurzen Wege Eine bedarfsorientierte, wohnortnahe Versorgung mit Waren des täglichen und periodischen Bedarfes folgt der polyzentrischen Siedlungsstruktur der integrierten Ortsteile in Dachau. f) Ressourcenschonung Ein sparsamer Umgang mit (Gewerbe-)Flächen unter Berücksichtigung der Ansprüche der gewerblichen Wirtschaft (Vorrangfunktion für höherwertige, gewerbliche Nutzungen) sichert eine nachhaltige Flächenentwicklung. Einzelhandelsansiedlungen in Gewerbe- und Industriegebieten sind nur noch ausnahmsweise und mit nicht zentrenrelevanten Sortimenten möglich. g) Investitionssicherheit Eine eindeutige planerische Festlegung auf die Bereiche, in denen die zukünftige Einzelhandelsentwicklung stattfinden soll b) Zentrenhierarchie Das Dachauer Handelsversorgungsnetz ist ein hierarchisches System von Einzelhandelszentren mit der Innenstadt als oberster Kategorie, dezentralen Nahversorgungsstandorten in den Siedlungsgebieten sowie Fachmarktlagen für ergänzende autoorientierte, nicht zentrenrelevante Sortimente. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 64 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept 6.2.2 Dachau 2008 Sortimentsliste („Dachauer Liste“) Eine pauschale Bewertung der Zentrenrelevanz von Sortimenten anhand von regionalen Listen oder anderen veröffentlichten, übergeordneten Listen (z.B. Ulmer Liste, Kölner Liste) ist nach der aktuellen Rechtsprechung nicht mehr ausreichend. Vielmehr ist nach unserer Auffassung die Festlegung einer ortsspezifischen Liste, die lokale Besonderheiten berücksichtigt, zwingend erforderlich. Zur Steuerung des Einzelhandels wird im Folgenden eine „Dachauer Sortimentsliste“ zentren- und nicht-zentrenrelevanter Einzelhandelssortimente vorgeschlagen. Sie leitet sich aus der von der Landesplanung in Bayern vorgegebenen Liste ab, da in Bayern anders als in anderen Bundesländern diese Liste zumindest für landesplanerische Bewertung maßgeblich ist. Die „Dachauer Liste“ dient der einheitlichen Beurteilung der Zentrenrelevanz von Vorhaben. Sie soll bei allen Vorhaben in die landesplanerische und städtebauliche Beurteilung im Rahmen der Prüfverfahren herangezogen werden. Die „Dachauer Liste“ ist somit ein wichtiges Instrument zur Umsetzung der städtebaulichen Zielsetzung der Stadt Dachau und der Leitlinien zur Handelsentwicklung. Sie dient in erster Linie dem Schutz und der Entwicklung der möglichen zentralen Versorgungsbereiche sowie der Sicherung einer wohnortnahen Grundversorgung. Sie soll nicht den Wettbewerb behindern sondern eine räumliche Zuordnung vornehmen, wo dieser Wettbewerb stattfinden soll. In Dachau unterscheiden wir nach Art und Funktion folgende Sortimentsgruppen: Zentrenrelevante Sortimente zeichnen sich dadurch aus, dass sie aufgrund ihrer Attraktivität und ihres Kundenaufkommens wichtige Frequenzbringer für andere Zentrenfunktionen sind, prägend für die Innenstadt oder andere Zentrale Versorgungsbereiche sind und dort auch überwiegend angeboten werden, vom Kunden sofort mitgenommen und meist problemlos transportiert werden können, i.d.R. einer zentralen Lage bedürfen, da sie auf Kundenfrequenz anderer Betriebe angewiesen sind, Konkurrenz benötigen, um positive Agglomerationseffekte entstehen zu lassen, Nahversorgungsrelevante Sortimente dienen überwiegend dem täglichen oder periodischen Bedarf und sind insbesondere in kleineren Zentren wichtige Frequenzbringer für andere Betriebe und Funktionen Nicht zentrenrelevante Sortimente sind hingegen vor allem Sortimente, die aufgrund ihres Flächenbedarfes in integrierten Lagen nicht mehr anzusiedeln sind (z. B. Möbel-Kaufhäuser) sperrige, aufwendig zu transportierende Waren verkaufen (Autotransportwaren) i.d.R. nur über eine geringe Flächenproduktivität verfügen, überwiegend bereits an nicht integrierten Standorten angeboten werden Aus dieser Einteilung ergibt sich für die Stadt Dachau folgende Zuordnung: CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 65 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Tab. 18: Dachau 2008 Liste zur Zentrenrelevanz von Sortimenten Zentrenrelevante Sortimente I Nicht zentrenrelevante Sortimente Antiquitäten und Kunstgegenstände Baby- und Kinderartikel Bastelartikel Briefmarken Brillen und –zubehör, optische Erzeugnisse Bücher, Zeitungen und Zeitschriften Büromaschinen, Büroeinrichtung (ohne Büromöbel), Organisationsmittel und Personalcomputer Devotionalien Elektrogeräte („weiße Ware“), Nähmaschinen und Leuchten Fahrräder Feinmechanische Erzeugnisse Foto und Fotozubehör Glas, Porzellan, Keramik, Geschenkartikel und Silberwaren Jagd- und Angelbedarf Lederwaren, Kürschnerware und Galanteriewaren Musikinstrumente und Musikalien Oberbekleidung, Wäsche, Strümpfe, sonstige Bekleidung, Haus- und Heimtextilien (ohne Teppiche und Bodenbeläge), Stoffe, Kurzwaren und Handarbeitsbedarf Papierwaren, Bürobedarf, Schreibwaren und Schulbedarf Schuhe Spielwaren Sportartikel und Campingartikel Uhren und Schmuck Unterhaltungselektronik („braune Ware“) Waffen Wasch- und Putzmittel Zooartikel, Tiere, Tiernahrung- und -pflegemittel Autozubehör, -teile, -reifen Badeeinrichtungen, Installationsmaterial u. Sanitärerzeugnisse Baumarktartikel, Bauelemente, Baustoffe u. Eisenwaren Boote u. Zubehör Brennstoffe, Holz- u. Holzmaterialien, Kohle u. Mineralölerzeugnisse Farben, Lacke, Tapeten, Teppiche u. Bodenbeläge Gartenartikel, Gartenbedarf u. Pflanzen Getränke-Fachmärkte Möbel u. Küchen Sportgeräte (Autotransportwaren) Für die Stadt Dachau gibt es von der im LEP veröffentlichten Liste derzeit keine zu rechtfertigenden Abweichungen mit Ausnahme des Bereiches „Sportgeräte“, der derzeit noch nicht in Dachau mit einem Spezialanbieter vertreten ist, u. E. in dieser Spezialisierung keine adäquaten Standortbedingungen mehr in der Innenstadt findet. Zwar haben eine Reihe weiterer Sortimente (z. B. Elektrogeräte, Zooartikel) derzeit bereits ihren faktischen Schwerpunkt außerhalb der möglichen Zentralen Versorgungsbereiche in der Innenstadt. Doch gibt es in jeder Branche auch noch entsprechende Anbieter in der Innenstadt, die u. E. dort auch erhalten bleiben sollen. In einem Zeitabstand von ca. 5 Jahren sollten jedoch aufgrund der faktischen Standortsituation und aufgrund der jeweiligen Branchenentwicklung folgende Branchenbereiche erneut auf ihre Zentrenrelevanz für Dachau überprüft werden, da sie bereits heute nur mehr bedingt zentrenrelevant für Dachau sind: Für nahversorgungsrelevante Sortimente Arzneimittel, orthopädische u. medizinische Produkte Blumen Drogeriewaren, Parfüm u. Kosmetika Lebensmittel: Nahrungs- und Genussmittel, Reformwaren u. Naturkost Quelle: Zooartikel Fahrräder Bürobedarf (großflächige Fachmärkte für gewerbliche Kunden) Elektrogeräte StmWiVT: Handlungsanleitung zur landesplanerischen Überprüfung von Einzelhandelsgroßprojekten in Bayern; 2002; Bearbeitung: CIMA 2008 CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 66 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 6.3 Szenarien der Einzelhandelsentwicklung Für die zukünftige Einzelhandelsentwicklung einer Stadt wie Dachau lassen sich grundsätzlich verschiedene theoretische Denkmodelle aufstellen, die unterschiedliche räumlich-strukturelle Auswirkungen auf die Stadtentwicklung haben. Szenario 1: Freies Spiel der Kräfte In diesem Szenario wird angenommen, dass sich zukünftige Ansiedlungen, Verlagerungen oder Erweiterungen von Einzelhandelsbetrieben ausschließlich an den Interessen von Investoren und Betreibern orientiert und eine kommunale Lenkung auf zentrale Versorgungsbereiche nicht mehr stattfindet. Dieses Szenario unterliegt natürlich den Beschränkungen der landesplanerischen Vorgaben und ist in seiner Ausprägung durch das LEP beschränkt. Die Erfahrung in Dachau selbst hat jedoch gezeigt, dass einem Mittelzentrum wie Dachau in der Nähe zur Stadtgrenze von München gewisse Spielräume zur Verfügung stehen, die folgende stadträumlichen Konsequenzen haben können: Szenario 2: Ansiedlungsstopp außerhalb der Zentralen Versorgungsbereich Dieses Szenario setzt voraus, dass in Dachau ab sofort ein stringenter Ansiedlungsstopp außerhalb der Zentralen Versorgungsbereiche und integrierten Siedlungslagen (für nahversorgungsrelevante Betriebe) planungsrechtlich umgesetzt wird. Aufgrund der Tatsache der mangelhaften Eingriffsmöglichkeit im Gewerbegebiet Süd an der Äußeren Münchner Straße handelt es sich dabei derzeit um ein eher theoretisches Denkmodell, das folgende Auswirkungen hätte: Bestehende, nicht integrierte Gewerbelagen an verkehrsgünstigen Standorten werden weiter wachsen; neue, innenstadtähnliche Betriebstypen könnten bei entsprechender Flächenverfügbarkeit entstehen (Einkaufszentren) Neue nicht integrierte Standorte in Gewerbegebieten können ungehindert entstehen und sukzessive aufgrund von Vermarktungsvorteilen klassisches Gewerbe, höherwertiges Gewerbe und Handwerksbetriebe verdrängen Der Expansionsdrang von Handelskonzepten vollzieht sich ausschließlich an nicht integrierten Standorten; innerstädtische Einzelhandelsstandorte geraten weiter unter Druck, immer mehr Handelsbranchen 19 Festschreibung des Status Quo: Eine Erweiterung des Einzelhandels an nicht integrierten Standorten in Dachau wäre ab sofort ausgeschlossen. Veränderungen könnten allenfalls betriebstypen- und branchengleich im Bestand stattfinden, was de facto auch zu einer Abschmelzung des Fachmarktbestandes führen könnte (vgl. Bsp. Europark München).19 Der Ansiedlungsdruck von Betreibern und Investoren vollzieht sich verstärkt in den zentralen Versorgungsbereichen, sofern entsprechende Flächenangebote verfügbar sind Aufgrund der geringen geeigneten Flächenreserven innerhalb der Zentralen Versorgungsbereiche könnten gewisse Ausweichstrategien auf andere zentrale Orte im Verdichtungsraum erfolgen mit der Folge eines Verlustes von Investitionen. Die B-Pläne im Münchner Europark lassen bei einer Betriebsaufgabe in den meisten Fällen lediglich einen Betreiberwechsel, aber keinen Wechsel der Branche oder des Betriebstyps zu. Aufgelassene Möbelstandorte mit zu kleinen Verkaufsflächen fanden so beispielsweise in der Vergangenheit kaum entsprechende Nachfolgekonzepte. Eine mögliche Ausweichstrategie der Eigentümer auf andere gewerbliche Nutzungen wird dabei von den Planern durchaus einkalkuliert. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 67 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Interessante Handelskonzepte lassen sich möglicherweise auf absehbare Zeit nicht in Dachau integrieren. Dies führt langfristig zu einem Verlust der Handelszentralität. Die relative Stärke der nicht integrierten Fachmarktstandorte wird auf absehbare Zeit die Handelsstruktur und die Identität der Stadt Dachau bestimmen Szenario 3: Konzentration auf die Innenentwicklung Dieses Szenario beschreibt eine aktive kommunale Standortpolitik, die eine stringente Lenkung einer bedarfsorientierten Handelsentwicklung auf die dafür geeigneten Standorte vornimmt und entsprechende Flächen dafür bereitstellt. In der Regel bedeutet dies, dass zentrenrelevante Sortimente ausschließlich den zentralen Versorgungsbereichen vorbehalten sind. Eine Behinderung oder gar einen unerwünschter Eingriff in den Wettbewerb bedeutet diese Strategie jedoch nicht, da Investitionen lediglich auf dafür geeignete Standorte gelenkt werden (wie in der Flächennutzungsplanung vorgesehen). Die Auswirkungen dieses Szenarios lassen sich wie folgt beschreiben: Dachau 2008 Empfehlung Die beschriebenen Szenarien sind bewusst theoretische Denkmodelle einer zukünftigen Einzelhandelsentwicklung in der Stadt Dachau. Es wird dabei deutlich, dass einzig Szenario 3: Konzentration auf die Innenentwicklung den Erkenntnissen aus der Analyse und den beschriebenen Leitlinien gerecht werden kann. Demzufolge sollte sich das nachfolgend zu beschreibende Zentrenkonzept für die Stadt Dachau am Vorbild einer aktiven, an den innerstädtischen Zentren ausgerichteten Standortpolitik orientieren. Eine Weiterentwicklung an den nicht integrierten Strandorten erfolgt ausschließlich in den nicht zentrenrelevanten Sortimenten und dient der Anpassung der vorhandenen Betriebe an die Markterfordernisse bzw. der Ansiedlung neuer, interessanter Anbieter (z. B. Möbel) Die Entwicklung zentrenrelevanter Branchen erfolgt gezielt in den Zentralen Versorgungsbereichen oder dafür geeigneten Erweiterungsbereichen im Stadtgebiet. Die Innenstadt kann verlorene Sortimentskompetenzen sukzessive wieder zurückholen und wird im Wettbewerb gestärkt. Für Investoren, Betreiber und Grundstückseigentümer ergibt sich, eine entsprechende Kommunikation vorausgesetzt, ein hohes Maß an Planungs- und Investitionssicherheit. Die Nahversorgungsfunktion in den Siedlungsbereichen bleibt erhalten und wird sukzessive gestärkt. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 68 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 6.4 Standortstruktur in Dachau Karte 12: Zentrenstruktur Dachau Erläuterung: ZV = möglicher zentraler Versorgungsbereich NZ = Nahversorgungszentrum FMA = nicht integrierte Fachmarktagglomeration Dachau verfügt über ein polyzentrisches, hierarchisches Handelsversorgungsnetz mit folgender Gliederung: Innenstadt (höchste Zentralität) Altstadt Südliche Innenstadt Beide Standorte bilden einen möglichen Zentralen Versorgungsbereich (vgl. Kap. 6.5) Nahversorgungsstandorte Sudetenlandstraße Berliner Straße Ludwig-Dill-Straße ZV Altstadt Allenfalls die Anbieter rund um die Berliner Straße erfüllen einige Kriterien zur Abgrenzung eines Zentralen Versorgungsbereiches NZ LudwigDill-Str. Fachmarktagglomerationen Dachau-Ost Äußere Münchner Straße FMA Äußere Münchner Straße Ergänzungsstandorte Quelle: Google Earth Pro; eigene Erhebungen 2008 CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 69 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept 6.4.1 Dachau 2008 Zur Notwendigkeit der Abgrenzung zentraler Versorgungsbereiche nach § 34 Abs. 3 BauGB bzw. § 9 Abs. 2a BauGB Mit der Neufassung des § 34 Abs. 3 BauGB zum 20.7.2004 hat die Baugenehmigungsbehörde für Vorhaben im unbeplanten Innenbereich zu prüfen, ob von diesem Vorhaben schädliche Auswirkungen auf zentrale Versorgungsbereiche der Standortgemeinde oder anderer Gemeinden zu erwarten sind. Der Begriff der zentralen Versorgungsbereiche ist dabei im Gesetzestext nicht näher definiert. Exkurs: § 34 Zulässigkeit von Vorhaben innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile 1. Innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile ist ein Vorhaben zulässig, wenn es sich nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der Bauweise und der Grundstücksfläche, die überbaut werden soll, in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt und die Erschließung gesichert ist. Die Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse müssen gewahrt bleiben; das Ortsbild darf nicht beeinträchtigt werden. (2) Entspricht die Eigenart der näheren Umgebung einem der Baugebiete, die in der auf Grund des § 9a erlassenen Verordnung bezeichnet sind, beurteilt sich die Zulässigkeit des Vorhabens nach seiner Art allein danach, ob es nach der Verordnung in dem Baugebiet allgemein zulässig wäre; auf die nach der Verordnung ausnahmsweise zulässigen Vorhaben ist § 31 Abs. 1, im Übrigen ist § 31 Abs. 2 entsprechend anzuwenden. (3) Von Vorhaben nach Absatz 1 oder 2 dürfen keine schädlichen Auswirkungen auf zentrale Versorgungsbereiche in der Gemeinde oder in anderen Gemeinden zu erwarten sein. (3a) Vom Erfordernis des Einfügens in die Eigenart der näheren Umgebung nach Absatz 1 Satz 1 kann im Einzelfall abgewichen werden, wenn die Abweichung 2. der Erweiterung, Änderung, Nutzungsänderung oder Erneuerung eines zulässigerweise errichteten Gewerbe- oder Handwerksbetriebs oder der Erweiterung, Änderung oder Erneuerung einer zulässigerweise errichteten baulichen Anlage zu Wohnzwecken dient, 2. städtebaulich vertretbar ist und 3. auch unter Würdigung nachbarlicher Interessen mit den öffentlichen Be-langen vereinbar ist. Satz 1 findet keine Anwendung auf Einzelhandelsbetriebe, die die verbrauchernahe Versorgung der Bevölkerung beeinträchtigen oder schädliche Auswirkungen auf zentrale Versorgungsbereiche in der Gemeinde oder in anderen Gemeinden haben können. […] Bislang galt für Einzelhandelsansiedlungen innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile, dass sich das Vorhaben lediglich „nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der Bauweise und der Grundstücksfläche […] in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt und die Erschließung gesichert ist“.20 Demnach war es innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile nicht relevant, ob ein Einzelhandelsvorhaben zentrenrelevante Sortimente angeboten hat oder nicht. Einziger Bewertungsmaßstab war, dass es sich in die nähere Umgebung einfügte. Dies erschwerte jedoch für viele Städte und Gemeinden die nachhaltige Steuerung einer wohnortnahen Einzelhandelsversorgung. Beispielsweise bestand bei einem Bauan- trag eines großflächigen Le20 § 34 (1) BauGB CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 70 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept bensmittelmarktes (> 800 m² Verkaufsfläche) in der Nähe eines Autohauses oder eines Baumarktes im unbeplanten Innenbereich (§ 34-Gebiet) in der Regel aus bauplanungsrechtlicher Sicht keine Verhinderungsmöglichkeit.21 Um Vorhaben dieser Art entgegentreten zu können, trifft die Neuregelung nach § 34 Abs. 3 BauGB nun die Festsetzung, dass von entsprechenden Vorhaben „keine schädlichen Auswirkungen auf Zentrale Versorgungsbereiche in der Gemeinde oder in anderen Gemeinden“ zu erwarten sein dürfen. Schutzobjekt sind demnach ein oder mehrere „Zentrale Versorgungsbereiche“. 6.4.2 „Zentrale Versorgungsbereiche“ (ZV) Zunächst scheint es offensichtlich, wo zentrale Einkaufslagen zu finden sind. Die Innenstadt (bzw. ein Teil der Innenstadt) wird in der Regel als Zentraler Versorgungsbereich eingestuft, ebenso die Stadtteilzentren, soweit vorhanden. Schwieriger wird es indes bei der Einordnung von Nahversorgungsstandorten. Zu betonen bleibt, dass eine Gemeinde mehrere Zentrale Versorgungsbereiche haben kann, etwa stadtteilbezogen.22 Laut bisheriger Rechtssprechung können sich Zentrale Versorgungsbereiche ergeben aus: bestehenden Bauleitplänen, das heißt auf die Darstellung in B-Plänen, insbesondere aber auch auf die Darstellung im Flächennutzungsplan, Raumordnungsplänen / Regionalplänen, die als Ziel der Raumordnung im Sinne des § 3, 2 ROG festgelegt werden können, der Situation vor Ort (das heißt im Wesentlichen aus dem vorhandenen Einzelhandelsbestand), städtebaulichen Entwicklungskonzepten im Sinne des § 1 Abs. 6 Nr. 11 BauGB, die Aussagen über die zu erhaltenden oder zu entwickelnden zentralen Versorgungsbereiche der Gemeinde oder eines Gemeindeteils enthalten. Dachau 2008 Daraus ergibt sich, dass Zentrale Versorgungsbereiche zum Zeitpunkt der Festlegung nicht bereits vollständig als Zentraler Versorgungsbereich entwickelt sein müssen, sie sollten zum Zeitpunkt der Festlegung jedoch bereits als Planung eindeutig erkennbar sein. Im November 2006 wurde der Begriff der Zentralen Versorgungsbereiche erstmals vom Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen in einem rechtskräftigen Urteil definiert und vom Bundesverwaltungsgericht bestätigt:23: Je nach ihrer konkreten Versorgungsfunktion können zentrale Versorgungsbereiche auf einen engeren oder einen mehr oder weniger weiten Bereich einwirken und dessen Versorgung dienen sowie dabei einen umfassenderen oder nur eingeschränkten Versorgungsbedarf abdecken. Hiervon ausgehend können als „zentrale Versorgungsbereiche“ angesehen werden: Innenstadtzentren, die einen größeren Einzugsbereich, in der Regel das gesamte Stadtgebiet und ggf. sogar darüber hinaus ein weiteres Umland, versorgen und in denen regelmäßig ein breites Spektrum von Waren für den lang-, mittel- und kurzfristigen Bedarf angeboten wird, Nebenzentren, die einen mittleren Einzugsbereich, zumeist bestimmte Bezirke größerer Städte, versorgen und in denen regelmäßig ein zumindest breiteres Spektrum von Waren für den mittel- und kurzfristigen, ggf. auch den langfristigen Bedarf angeboten wird, sowie Grund- und Nahversorgungszentren, die einen kleineren Einzugsbereich, in der Regel nur bestimmte Quartiere größerer Städte bzw. gesamte kleinere Orte, versorgen und in denen regelmäßig vorwiegend Waren für den kurzfristigen Bedarf und ggf. auch für Teilbereiche des mittelfristigen Bedarfs, angeboten werden. 21 vgl.: Geyer, 2005: Neuregelungen für den Einzelhandel. In: PlanerIn 3_05, Dortmund. S. 14 23 Vgl. Oberverwaltungsgericht NRW, 7 A 964/05 vom 11.12.2006 bzw. bzw. BVerwG, 4 22 vgl.: Berkemann, Halama: „Erstkommentierung zum BauGB 2004“, S. 361 C 7.07 vom 11.10.2007 CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 71 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dabei spricht viel dafür, dass ein als zentraler Versorgungsbereich zu qualifizierendes Grund- oder Nahversorgungszentrum voraussetzt, dass mehrere Einzelhandelsbetriebe mit sich ergänzenden und/oder konkurrierenden Warenangeboten vorhanden sind, weil anderenfalls der von § 34 Abs. 3 BauGB beabsichtigte Schutz zentraler Versorgungsbereiche der Sache nach auf einen individuellen Schutz einzelner Betriebe vor der Ansiedlung von Konkurrenz in seinem Einzugsbereich hinausliefe.“24 Unter den zentralen Versorgungsbereichen versteht darüber hinaus das Oberverwaltungsgericht „räumlich abgrenzbare Bereiche einer Gemeinde, denen auf Grund vorhandener Einzelhandelsnutzungen – häufig ergänzt durch diverse Dienstleistungen und gastronomische Angebote – eine bestimmte Versorgungsfunktion für die Gemeinde zukommt. Ein Versorgungsbereich setzt mithin vorhandene Nutzungen voraus, die für die Versorgung der Einwohner der Gemeinde – ggf. auch nur eines Teiles des Gemeindegebiets – insbesondere mit Waren aller Art von Bedeutung sind“.25 „Das Adjektiv zentral ist dabei nicht geographisch in dem Sinne zu verstehen, dass es sich um einen räumlich im Zentrum der jeweiligen Gemeinde gelegenen Bereich handeln muss, es hat vielmehr eine funktionale Bedeutung. Der Zusatz zentral geht über die Bedeutung des Wortteils „Versorgungsbereich“ hinaus, so dass eine bloße Agglomeration von Einzelhandelsnutzungen in einem räumlich abgrenzbaren Bereich diesen allein noch nicht zu einem zentralen Versorgungsbereich macht. Dem Bereich muss vielmehr die Bedeutung eines Zentrums für Dachau 2008 Bei der Beurteilung vor Ort, ob ein Einzelhandelsstandort als Zentraler Versorgungsbereich einzustufen ist, legt die CIMA die folgenden Bewertungsmaßstäbe an: Umfang des vorhandenen Einzelhandelsbestandes / Umfang der bestehenden Versorgungsfunktion Umfang des vorhandenen Dienstleistungsbestandes Einheitlichkeit der funktionalen, städtebaulichen und räumlichen Struktur Städtebaulich integrierte Lage (fußläufige Erreichbarkeit), Nähe zu Wohngebieten In Dachau wurden aufgrund der Auftragsstruktur lediglich Vorschläge für zwei mögliche Versorgungsbereiche ausgearbeitet, die als Diskussionsgrundlage für eine politisch gestützte Abgrenzung dienen können. Dabei wurden auch Möglichkeiten einer Erweiterung aufgezeigt, die derzeit strukturell/funktional aufgrund des Besatzes noch gestützt sind, die aber zukünftig aufgrund stadtentwicklungspolitischer Entscheidungen eine Rolle als Teil des Zentralen Versorgungsbereiches spielen könnten. die Versorgung zukommen.“26 Einen deutlichen Unterschied zu einem zentralen Versorgungsbereich stellt somit das klassische Fachmarktzentrum dar, „das lediglich ein begrenztes Spektrum von Waren anbietet. Ihm fehlt damit die für ein Innenstadtzentrum im dargelegten Sinne gebotene, weit umfassende, nicht nur sektorale Versorgungsfunktion“.27 24 Oberverwaltungsgericht NRW, 7 A 964/05 vom 20.11.2006 (Punkt 135 – 140) 25 Oberverwaltungsgericht NRW, 7 A 964/05 vom 20.11.2006 (Punkt 127) 26 Oberverwaltungsgericht NRW, 7 A 964/05 vom 20.11.2006 (Punkt 131) 27 Oberverwaltungsgericht NRW, 7 A 964/05 vom 20.11.2006 (Punkt 193) CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 72 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Abb. 19: Quelle: Dachau 2008 Zentrenstruktur Dachau eigene Darstellung, CIMA GmbH, 2008 CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 73 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 Die Abgrenzung der möglichen Versorgungsbereiche erfolgte streng nach städtebaulich-funktionalen Kriterien und anhand des gegenwärtigen Besatzes in den zentrenrelevanten Nutzungen. Die möglichen Erweiterungen betreffen alle die Flächen, die gegenwärtig die Kriterien für die Zugehörigkeit zum zentralen Versorgungsbereich noch nicht erfüllen, aufgrund von Zielsetzungen der Dachauer Stadtentwicklung jedoch zukünftig eine gewisse Rolle für die Innenstadtentwicklung spielen. Im Einzelnen sind dies: Bereich unmittelbar östlich der Ludwig-Thoma-Straße (anschließende Bereiche des MD-Areals) sowie entlang der nördlichen Martin-Huber Straße. Derzeit ist dieser Bereich bereits teilweise durch Handels- und Dienstleistungsnutzungen geprägt. Eine städtebaulich-funktionaler Zusammenschluss der Altstadt mit den südlichen Teilen der Innenstadt (Martin-Huber-Straße) ist bislang jedoch nicht erfolgt, könnte jedoch zukünftig städtebauliches Ziel sein. Mit der Ansiedlung von öffentlichen (z.B. kulturellen) Nutzungen und entsprechenden Einzelhandelsnutzungen könnte auch der unmittelbar angrenzende Bereich des MD-Areals u. E. zum Bestandteil des Zentralen Versorgungsbereiches werden. Eine Integration dieser großen Potentialfläche mit der Altstadt ist auch eine der Leitideen im bestehenden städtebaulichen Entwurf für das Areal. Karlsberg und südliche Ludwig-Thoma-Straße: Dieser Bereich wird aufgrund der Topographie und einer dadurch mit verursachten funktionalen Schwäche des Besatzes derzeit nicht zum Zentralen Versorgungsbereich gerechnet. Schleißheimer Straße: Aufgrund der Besatzlücke ist hier der südliche Zentrale Versorgungsbereich derzeit nicht geschlossen Bahnhofsareal Frühlingstraße: Die derzeit nur auf der Westseite genutzte Frühlingstraße würde auf dem Bahnareal möglicherweise zusätzlichen attraktiven Anbieter Platz bieten und als Einkaufsstraße dadurch insgesamt gestärkt. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 74 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 6.5 Empfehlungen nach Standorten 6.5.1 Altstadt Abb. 20: Quelle: Möglicher Zentraler Versorgungsbereich Altstadt mit Erweiterungspotentialen eigene Darstellung, CIMA GmbH, 2008 CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 75 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Die Altstadt bildet einen der beiden möglichen innerstädtischen Versorgungsbereiche Dachaus. Sie erstreckt sich von Süden nach Westen entlang der Augsburger Straße, verläuft von Westen nach Norden über die Mittermayerstraße und weiter entlang der Ludwig-Thoma-Straße zur Konrad-Adenauer-Straße im Osten. Wichtigstes topographisches Merkmal, das letztlich auch großen Einfluss auf die Funktion und Integration in angrenzende Stadtbereiche hat, ist der Höhenunterschied zwischen der Ludwig-Thoma Straße und dem höchsten Punkt am Rathaus, der die fußläufige Erreichbarkeit erschwert. Die Altstadt zeichnet sich durch eine hohe Aufenthaltsqualität mit einer größtenteils sanierten Bausubstanz und gestalteten öffentlichen Räumen aus, die ein insgesamt gehobenes Ambiente vermitteln. Die Parksituation ist aufgrund der leider geringen Frequenz derzeit entspannt. Abb. 21: Lageeinteilung Altstadt Dachau 2008 In der Altstadt ist mangels ausreichender Frequenz keine A-Lage abzugrenzen. Die Konrad-Adenauer- und Augsburger Straße bilden zumindest einen weitgehend geschlossenen B-Lagen-Bereich. Mit Ausnahme des Westens haben sich am Fuß des Altstadtberges zahlreiche Handelsbetriebe niedergelassen, die jedoch nur punktuell eine gewisse Attraktivität entwickeln und insgesamt aufgrund der zahlreich vorhandenen Funktionslücken und des Besatzes nur eine C-Lage bilden können. Die Entwicklung der Altstadt zur 1a-Lage ist aus baulichen und topographischen Gründen auch in Zukunft unrealistisch. Gleichwohl wären u. E. die Voraussetzungen für eine wirtschaftliche Tragfähigkeit auch über eine Spezialisierung im gehobenen Sortimentsniveau grundsätzlich gegeben. Tab. 19: Einzelhandelsdaten Altstadt Gesamt Verkaufsfläche nach Branchenbereichen in m² Bekleidung, Wäsche Lebensmittel, Reformwaren Einrichtung (Möbel, Teppiche, Heimtex, GPK) Persönlicher Bed. (Blumen, Uhren, Optik, Sanitätsbedarf) Elektro (+Foto) Schuhe, Lederwaren Sport, Spiel, Hobby (Sport, Fahrrad, Spielwaren, Musik, Auto) Gesundheit, Körperpflege Bücher und Schreibwaren Bau‐ und Heimwerkerbed., Garten Sonstiges Gesamtverkaufsfläche Anzahl der Betriebe Umsatz in Mio. € Quelle: Quelle: eigene Darstellung, CIMA GmbH, 2008 2008 2.145 1.715 1.700 855 505 350 350 335 330 245 880 9.410 85 36,6 eigene Erhebungen, CIMA GmbH, 2008 Insgesamt sind in der Altstadt 85 Betriebe lokalisiert, die zusammen rund 9.400 m² Verkaufsfläche belegen und einen geschätzten Umsatz von 36,6 Mio. € p. a. machen. Damit beträgt der Flächenanteil der Altstadt an der Gesamtstadt 11,4 %. Der Umsatzanteil liegt bei 12,6 %. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 76 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Bei den Betrieben handelt es sich überwiegend um kleinflächigen Facheinzelhandel mit einer durchschnittlichen Verkaufsfläche von 110 m² je Ladenlokal. Obwohl der Anteil an der gesamtstädtischen Verkaufsfläche nur knapp 11 % beträgt, befinden sich hier rund 30 % der Einzelhandelsbetriebe. Die Sortimente Bekleidung, Schuhe, GPK, Bücher, Uhren/Schmuck und Antiquitäten bilden die Branchenschwerpunkte der in der Altstadt situierten Betriebe. Antiquitäten- und Kunstanbieter sowie Uhren/Schmuckanbeiter können sogar ein gewisses Cluster bilden, was das gehobene Angebotsniveau unterstreicht. Ein kleinerer Nahversorgungsbetrieb (Der Laden) konnte sich am Standort behaupten, verfügt jedoch nicht über die notwendige Magnetwirkung für sein Umfeld. Dachau 2008 Attraktive Freischankflächen tragen zum Ambiente der Altstadt bei In der POS-Befragung (Passanten am Standort) bestätigt sich dieser multifunktionale Charakter der Altstadt in den Nennungen über die Besuchsgründe. Einkaufen spielt hier, im Gegensatz zu anderen Dachauer Handelsstandorten nur mehr für eine relative Mehrheit die wichtigste Rolle. „Wohnen“, „Spaziergang“ und „Gaststättenbesuch“ sind die weiteren, im Vergleich deutlich überproportional genannten Gründe. Abb. 22: Typischer Antiquitätenladen, unrenoviert Altstadtsanierung: attraktive Ladenflächen Die Handelsnutzungen werden durch diverse komplementäre Nutzungen wie öffentliche und kulturelle Einrichtungen sowie vielfältige Gastronomiebetriebe, teilweise mit Freischankflächen, ergänzt. Die vielfältige Gastronomie bildet demzufolge für die Altstadt einen attraktiven Schwerpunkt. In den Obergeschossen ist höherwertige Wohnnutzung angesiedelt. Jüngere Projektentwicklungen (z. B. Konrad-Adenauer-/Jocherstraße) berücksichtigen bereits die offensichtlich gestiegene Nachfrage nach innerstädtischen Wohnungen. Zu welchem Zweck sind Sie heute hauptsächlich in der Altstadt Sonstige 24,7% Einkaufen 47,8% Wohnen 8,9% Spaziergang 10,5% CaféSehenswürdig/Gaststättenbe such keiten 6,9% 1,2% Quelle: POS-Befragung Dachau, September 2008; N = 245 CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 77 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Die Zielgruppen- und Qualitätsorientierung richtet sich mehr als an anderen Standorten auf den gehobenen, qualitätsorientierten Bereich aus. Erfreulich ist, dass in der Altstadt trotz der schwierigen Wettbewerbsposition bislang keine Banalisierung des Angebotes (z. B. Aktionswaren-Shops, Spielsalons) festzustellen ist. Tendenziell ist eine gewisse Spezialisierung der Betriebe und ein vergleichsweise gehobenes Angebots- und Sortimentsniveau festzustellen. Dies ging auch aus der Haushaltsbefragung hervor, die der Altstadt eine gewisse „Qualität“ bescheinigte. Dies könnte als Ansatz zur Positionierung der Altstadt im Wettbewerb um Kunden genutzt und ausgebaut werden. Dachau 2008 zentrums mit Konkurrenzsituation zu Betrieben in München nicht ausreichend. Mehr als 13 % der Betriebe sind in der Substanz oder der Warenpräsentation sogar modernisierungsbedürftig und benötig dringend Anpassungsinvestitionen. Abb. 24: Warenpräsentation Altstadt modern, zeitgemäß 34,5% Mittwochs und samstags gibt es am Schrannenplatz einen Wochenmarkt mit eher mäßigem Besatz, der eine gewisse Resonanz bei den Kunden hat, aber derzeit noch kein starker Frequenzbringer ist. Abb. 23: normal, ohne Highlights 50,0% Zielgruppenorientierung Altstadt diffus, keine eindeutige Zielgruppen‐ orientierung 1,2% nicht zuordenbar 16,7% discount‐ orientiert 4,8% exklusiv, hochwertig, qualitäts‐ orientiert 1,2% gehobene Mitte, qualitäts‐ orientiert 45,2% top, allen Ansprüchen genügend 2,4% veraltet, modernisierungs bedürftig 13,1% Quelle: eigene Erhebungen, CIMA GmbH, 2008 Abb. 25: Wettbewerbsfähigkeit Altstadt gering 11,9% standardisiert, konsumig 31,0% Quelle: hoch 34,5% eigene Erhebungen, CIMA GmbH, 2008 Auffällig ist der verhältnismäßig geringe Anteil der Betriebe mit überdurchschnittlichem, modernem Erscheinungsbild. Jeder zweite Betrieb präsentiert sich normal, ohne Highlights. Dies ist für die Innenstadt eines Mittel- mittel 53,6% Quelle: eigene Erhebungen, CIMA GmbH, 2008 CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 78 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Bewertet nach dem offensichtlichen Marktauftritt, sind fast 12 % der Betriebe als nur noch bedingt wettbewerbsfähig einzustufen. Lediglich einem guten Drittel aller Betriebe können wir eine nach allen Kriterien uneingeschränkte Wettbewerbsfähigkeit im regionalen Vergleich bescheinigen. Der Großteil der Betriebe in der Altstadt weist daneben eine mittlere Wettbewerbsfähigkeit auf, die bei Auftreten von zusätzlichen Stressfaktoren wie verschärfte Konkurrenzsituation möglicherweise zu betrieblichen Problemen bis zur Standortaufgabe führen könnte. In der Altstadt gibt es derzeit vor allem zwei Leerstände, die im Zusammenhang mit der weiteren Handelsentwicklung diskutiert werden: das ehemalige Kaufhaus Hörhammer sowie die Schrannenhalle – beide in der Pfarrstraße lokalisiert. Bisherige Ansätze für eine adäquate Nutzung scheiterten jedoch. Dabei sehen wir zumindest für die Erdgeschoßlage sowie das ebenfalls ebenerdig zugängliche Untergeschoß (zusammen ca. 2.000 m²) aufgrund der Größe und des Zuschnitts bei entsprechend moderaten Kostenstrukturen durchaus Nutzungsmöglichkeiten im Einzelhandel (ggf. zwei unterschiedliche Betreiber, da ein zweigeschossiger Betrieb am Standort kaum marktfähig erscheint). Wesentliches Hemmnis für die meisten Handelsunternehmen dürfte jedoch die mangelhafte Frequenz am Standort sein. Im Gegensatz dazu sehen wir bei der Schranne aufgrund der baulichen Situation kaum adäquate Darstellungsmöglichkeiten für Handelsbetriebe. Eine Vermarktung ist u. E. eher im gastronomischen oder kulturellen Bereich realistisch. Beide Standorte sind u. E. für eine Belebung der Altstadt und den Erhalt der fragilen Besatzstruktur von zentraler Bedeutung. Größere Potentialflächen stehen neben den genannten Leerständen auch im Verlauf der Konrad-Adenauer-Straße möglicherweise noch zur Verfügung. Kurzfristig steht am östlichen Altstadtrand auch das MD-Areal zur Verfügung. Die Teilflächen des Areals, die unmittelbar an den Handelsbesatz der Altstadt angrenzen, wurden demzufolge als mögliche Erweite- Dachau 2008 rungsflächen für den Zentralen Versorgungsbereich vorgeschlagen. Ob und inwieweit eine Handelsentwicklung an diesem Standort tragfähig ist, ist Gegenstand eines eigenen Untersuchungsberichtes (vgl. Einzelhandels- und Zentrenkonzept für die Stadt Dachau – Teil III: Potentialanalyse Einzelhandel MD-Areal). Interessante Filialkonzepte dürften die Altstadt trotz dieses Flächenangebotes hauptsächlich wegen der mangelnden Frequenz meiden, die in der Liste der Standortkriterien für die meisten Anbieter große Bedeutung hat. Aus eigener Kenntnis sind Ansiedlungsversuche in jüngerer Vergangenheit an diesem Kriterium gescheitert. Auch zukünftig dürfte die Altstadt sich zwar vorwiegend in der spezialisierten Nische positionieren und typischen 1b-Lagen-Charakter haben. Für viele befragte Kunden aus dem Einzugsgebiet hat die Altstadt jedoch bereits heute eine größere Kompetenz im Bekleidungsangebot als etwa die Südliche Innenstadt rund um die Münchner Straße. Empfehlungen für die Handelsentwicklung Insgesamt lassen sich aus der Standortanalyse für die Altstadt folgende Empfehlungen ableiten: Priorisierte Belegung der vorhandenen Leerstände mit adäquaten Nutzungen (auch durch ggf. erleichterte Genehmigungen für Umbau, etc.) wobei die Schranne aufgrund ihrer baulichen Gegebenheiten u. E. eher für Dienstleistungen, Kultur oder Gastronomie nutzbar wäre denn durch Handelsbetriebe. Eine Optimierung des Branchen- und Anbietermixes durch fehlende Filialkonzepte wird am Standort schwer umzusetzen sein, da derzeit das wichtige Standortkriterium „Frequenz“ mangelhaft ist und außerhalb von Hörhammer geeignete Ladenlokale fehlen. Mögliche Positionierungsfelder der Altstadtanbieter sind gehobene Angebotsniveaus sowie die Themen: Mode, Lifestyle, Accessoires (wie Uhren/Schmuck) und Antiquitäten. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 79 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 Hierfür wäre die Ansiedlung von zusätzlichen Anbietern aus den genannten Bereichen empfehlenswert. Neben den genannten Potentialflächen und weiteren, die in der nahen Zukunft entwicklungsfähig sind, wäre dafür auch das MD-Areal grundsätzlich geeignet. Voraussetzung ist die städtebauliche Integration und eine abgestimmte Gesamtkonzeption, um Kannibalisierungseffekte zu vermeiden (vgl. hierzu ausführlich Teil III: Potentialanalyse Einzelhandel MD-Areal). Die Stärken: Aufenthaltsqualität, Ambiente, Ruhe, Qualität und andere Assoziationen, die sich auch in den Befragungen widerspiegeln, könnten verstärkt für das Standortmarketing eingesetzt werden. In der Region gibt es nicht allzu viele Standorte mit einer solchen Qualität, aber immer mehr Zielgruppen, die dies - ein entsprechend attraktives Angebot vorausgesetzt – wieder honorieren. Für einige Anbieter ist eine Professionalisierung hinsichtlich Sortimentsgestaltung und Warenpräsentation dringend erforderlich, um das Gesamtniveau an die leistungsfähigen Anbieter im Umfeld der oberen Augsburger Straße anzuheben. Ein solches Erscheinungsbild wäre stimmig mit der empfohlenen Positionierung im gehobenen Niveau. Der Wochenmarkt, der in der Altstadt mittwochs und samstags abgehalten wird, hat derzeit nicht die Besatzdichte wie an anderen Orten (Referenz: Wochenmarkt in München-Solln mit bis zu 14 Verkaufsständen). Aufgrund der geringen Frequenz ist auch hier fraglich, ob weitere attraktive Marktstände gewonnen werden können, zumal es zwei weitere Wochenmärkte an anderen Tagen gibt. Zur Stärkung der Marktpotentiale im Nahbereich und zur Erhöhung des Kaufkraftniveaus sollten künftige Bauprojekte/Entwicklungen in der Altstadt eine Erhöhung der Wohnattraktivität und den Ausbau des Wohnungsangebotes (insbesondere auch im gehobenen Angebotssektor) berücksichtigen. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 80 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Tab. 20: Dachau 2008 Steckbrief Altstadt Standortprofil Altstadt, integrierter Standort, möglicher zentraler Versorgungsbereich Standorttyp Agglomeration in der Altstadt; deutliche Konzentration in der Augsburger Straße Funktionsdichte teilweise geschlossener Besatz in der Augsburger Straße, von diesem Kern ausgehend in alle Richtungen ausdünnender Besatz mit teilweisen Funktionslücken; geringe Frequenz Aufenthaltsqualität hohe Aufenthaltsqualität; nahezu durchgängig gestalteter öffentlicher Raum mit Ruhezonen; vielfältige Gastronomie, Gastronomie teilweise mit Freischankflächen Erreichbarkeit zentrale Bushaltestellen in der Augsburger Straße und Konrad-Adenauer-Straße; für PKW aus allen Richtungen noch gute Erreichbarkeit Parkplatzsituation Zwei Parkhäuser in der Altstadt (z. B. Schloß, Altstadt) mit 122 Stellplätzen und Straßenrandparken bei den Ladenlokalen meist möglich Handelsbesatz Anzahl der EH-Betriebe: 85, Verkaufsfläche insgesamt: 9.410 m² Food-/ Non-Food-Bes. 1.715m² (18,2%) / 7.695 m² (81,8%) Magnetbetriebe Derzeit nicht vorhanden wichtige Anbieter Buchhandlung Wittmann, Herren- und Damenmode Rauffer, Auer (WMF), Der Laden (Lebensmittel Jahresumsatz (est.) 36,6 Mio. € Leerstände 6 Ladenlokale, darunter Kaufhaus Hörhammer (ca. 2.000 m² nutzbar), Schranne (max. 800 m² nutzbar) Bewertung Der Standort Altstadt befindet sich in einer Schwellensituation. Zum einen stehen die beiden größten Betriebe leer und die Frequenz ist für viele attraktive Handelskonzepte zu gering. Zum anderen zeigen einige Anbieter, dass sie in den Standort investieren und eine gute Stammkundenbindung erreichen. Eine Banalisierung des Angebotes hat bislang erfreulicherweise nicht stattgefunden. Aus Kundesicht lässt sich ebenfalls eine gewisse Wertschätzung für die Altstadt erkennen, die aber nur eingeschränkt dem Handelsstandort gilt. Ein Identifikationspunkt für die Bürger ist sie in jedem Fall. Als Handelsstandort möglicherweise gefährdet Neue Konzepte müssten mit Hilfe von einem oder mehreren Magneten (großflächige Lebensmittelkonzepte, Bekleidung) eigene Frequenzen generieren, was nur auf entsprechend großen, für den Handel optimierten Flächen realisiert werden könnte. Größere Potentialflächen dieser Art stehen innerhalb der Altstadt nicht mehr zur Verfügung, allenfalls im angrenzenden MD-Areal. Ohne geeignete Erweiterungsflächen kann sich die Altstadt allenfalls in der spezialisierten Nische positionieren und typischen 1b-Lagen-Charakter haben, was in der Mischung mit anderen publikumsorientierten Funktionen (Gastronomie, etc.) eine möglicherweise tragfähige wirtschaftliche Basis darstellen könnte. Ob ein drohender Abschmelzungsprozess und/oder Banalisierungsprozess damit verhindert werden kann, ist allerdings fraglich. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 81 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 6.5.2 Südliche Innenstadt: Innere Münchner Straße und Umgebung Abb. 26: Quelle: Möglicher Zentraler Versorgungsbereich Südliche Innenstadt eigene Darstellung, CIMA GmbH, 2008 CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 82 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Der Bereich der südlichen Altstadt 28 stellt den zweiten zentralen, innerstädtischen Versorgungsbereich Dachaus dar. Die Abgrenzung verläuft ab Höhe der Bürgermeister-Krebs-Straße entlang der Münchner Straße und zieht sich im Norden bis in die Schleißheimer Straße. Außerdem schließt sie die Bahnhofstraße und den Bahnhofsplatz sowie die Frühlingsstraße / Martin-Huber-Straße ein. Im Norden gibt es u. E. derzeit jedoch keinen funktionalen Lückenschluss zum Bereich Altstadt. Abb. 27: Dachau 2008 Besatzes und der Frequenz lediglich in der Inneren Münchner Straße zwischen der Bahnhofstraße und Drogeriemarkt Müller auszuweisen. Hier lassen sich die höchsten Besucherfrequenzen in Dachau registrieren, was auch an dem vielfältigen Angebot im periodischen Bedarf liegt. Alle weiteren Lagen in diesem Innenstadtbereich sind bereits als B-Lagen zu klassifizieren. Zudem ergibt sich eine Funktionslücke östlich des TengelmannMarktes in der Schleißheimer Straße, weshalb der Versorgungsbereich an dieser Stelle nicht ganz geschlossen ist. Einkaufslagen Die 1a-Lage an der Münchner Straße erfüllt am ehesten die Standortkriterien vieler interessanter Handelskonzepte im mittelfristigen, qualitativen Bedarfsbereich. Indikator hierfür ist die Präsenz einer Fielmann-Filiale, die erfahrungsgemäß stringente Standortanforderungen hat. Quelle: eigene Darstellung, CIMA GmbH, 2008 Im Quartier besteht ein relativ zusammenhängender Handelsbesatz mit unterschiedlichen Lagequalitäten. Eine 1a-Lage ist dabei aufgrund des 28 in Dachau wird dieser Bereich auch als untere Innenstadt, Unterstadt oder pauschal als Innere Münchner Straße, nach der Hauptachse des Quartiers benannt. Wir verwenden für das Gesamtareal in diesem Kapitel den Begriff „Südliche Innenstadt“ (im Rahmen der Empirie oder an anderer Stelle kann die Terminologie davon abweichen). Gute Frequenz dank zahlreicher Frequenzbringer aus dem periodischen Bedarf Die Kompetenz in den Leitbranchen Bekleidung und Schuhe ist zumindest aus Kundensicht nicht so stark ausgeprägt wie in der Altstadt mit ihrem etwas geringeren Besatz, obwohl hier ein paar namhafte Anbieter wie Street One oder Bonita ansässig sind. Die in jüngerer Vergangenheit entstandenen Projekte an der Bahnhofstraße konnten die Chance einer weiteren Profilierung nicht nutzen und bleiben konzeptionell hinter dem Möglichen zurück. In der Frühlingstraße ist im Verlauf Richtung Norden zur Alt- CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 83 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 stadt bereits ein deutlicher Frequenzrückgang und eine Verschlechterung der Lage zu verzeichnen, der erst im Kreuzungsbereich zur Schleißheimer Straße wieder an Qualität zunimmt. In dem beschriebenen Abschnitt macht sich die fehlende Nutzung der Ostseite der Straße (Bahnareal) bemerkbar. Tab. 21: Einzelhandelsdaten Gesamt Verkaufsfläche nach Branchenbereichen in m² Bekleidung, Wäsche Lebensmittel, Reformwaren Gesundheit, Körperpflege Einrichtung (Möbel, Teppiche, Heimtex, GPK) Persönlicher Bed. (Blumen, Uhren, Optik, Sanitätsbedarf) Elektro (+Foto) Bücher und Schreibwaren Schuhe, Lederwaren Sport, Spiel, Hobby (Sport, Fahrrad, Spielwaren, Musik, Auto) Bau‐ und Heimwerkerbed., Garten Sonstiges Gesamtverkaufsfläche Anzahl der Betriebe Umsatz in Mio. € Quelle: 2008 2.645 2.640 1.450 890 690 680 490 460 250 120 325 Damit entspricht ein höherer Anteil von Ladenlokalen als in der Altstadt den aktuellen Anforderungen von Filialkonzepten. Branchenschwerpunkte bestehen im Bereich des periodischen Bedarfsbereiches (z. B. Lebensmittel, Drogerie, Apotheke). Allein 33 Betriebe (rund 40 %) sind diesen nahversorgungsorientierten Branchen zuzuordnen. Dabei sind im Durchschnitt eher konsumige Angebotsniveaus dominierend. Die Handelsnutzungen werden durch Dienstleister und weitere zentrenrelevante Nutzungen sowie einige Gastronomiebetriebe ergänzt, die jedoch selten über Außengastronomie verfügen. Die Obergeschosse sind durch Wohnnutzung belegt. Die Münchner Straße zeichnet sich durch eine höhere Frequenz gegenüber der Altstadt aus. Die angesiedelten Lebensmittelgeschäfte und Drogerien dienen hier als Frequenzbringer. Das Angebot im periodischen Bereich ist insbesondere aufgrund der Anbietervielfalt konkurrenzfähig gegenüber den Großflächen in Dachau-Ost. Hingegen ist nur eine mäßige Positionierung in den innerstädtischen Leitbranchen Bekleidung und Schuhe erkennbar. 10.640 86 49,7 eigene Erhebungen, CIMA GmbH, 2008 Insgesamt sind im Quartier 86 Betriebe lokalisiert (30,7 % der Betriebe Dachaus), die zusammen rund 10.600 m² Verkaufsfläche belegen und 2007 einen geschätzten Umsatz von 49,7 Mio. € p. a. auf sich vereinen. Der Flächenanteil an der Gesamtstadt beträgt 12,9 %, der Umsatzanteil liegt bei 17 % und damit deutlich über dem der Altstadt – bei nur geringem Flächenunterschied. Dies ist die Folge der höheren Flächenproduktivitäten der Betriebe hier, insbesondere bedingt durch die höheren Branchenleistungen im periodischen Bedarf. Die durchschnittliche Verkaufsfläche liegt bei etwas höheren 125 m² je Ladenlokal, die größte Fläche hat 800 m². Wenig Querungsmöglichkeiten: Bahnhof- und Münchner Straße (rechts) Negativ fallen die belastende Verkehrssituation in der Münchner Straße sowie die fehlenden Querungsmöglichkeiten auf. Die Aufenthaltsqualität ist entsprechend niedrig und Verweilmöglichkeiten gibt es kaum. Mit der Entwicklung des Sparkassenareals wurde immerhin ein Rückzugsraum für die CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 84 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Kunden gestaltet. Daneben kommt es hier aufgrund der besseren Frequenz zu Stellplatzengpässen. Zu Spitzenzeiten kann der Bedarf nicht mehr gedeckt werden. Eine Parkzeitbegrenzung gibt es nicht. Die Parkgebühren sind, wenn überhaupt erhoben (die ersten 30 bis 90 Minuten sind kostenfrei), sehr moderat (0,50 € je Stunde). Dachau 2008 neuer Konzepte bieten, einzeln jedoch gewisse Standortnachteile haben. Dies ist sicherlich auch eine Ursache für den insgesamt schwachen Markenbesatz. Geeignete Ladenlokale für ansiedlungswillige Unternehmen gibt es derzeit kaum oder nicht. Allerdings sind im Quartier offensichtlich mehrere Potentialflächen auszumachen, die sich aufgrund ihrer Lage mittel- oder langfristig für eine zentrenorientierte Nutzung eignen würden: Gestaltete Frühlingstraße Parkplatz „Wiesböckanwesen“ an der Schleißheimer Straße Areal an der Bahnlinie (Frühlingstraße) Siedlungshäuser an der Münchner Straße (siehe Foto) Hinweis auf Parkhaus Münchner Straße Gestaltet ist zudem der gesamte Bereich um den Bahnhofsplatz inklusive der angrenzenden Straßen, wobei die Frühlingstraße einen städtebaulich homogeneren Eindruck macht. An der Bahnhofstraße treten neuere Entwicklungen in Vordergrund, die auch für Dachau nicht einer typischen Kerngebiets- oder City-Bebauung entsprechen und so wertvolle Potentialflächen zu wenig nutzen. Funktionslücken: Münchner Straße (links), Parkplatz „Wiesböckanwesen“ Wie schon im vorigen Abschnitt beschrieben, gibt es aufgrund der topographischen Besonderheit Dachaus und der Entfernung zwischen den beiden Innenstadtstandorten nur geringe Synergien, dafür erhebliche Konkurrenzen. In dieser Wettbewerbssituation gibt es zwar erkennbare Positionierungsansätze (z. B. Anbieter des periodischen Bedarfs in der Münchner Straße), bei gewissen Handelsformaten (z. B. Mode) besteht aber eine starke Konkurrenzsituation zwischen den beiden Innenstadtlagen um die möglichen Anbieter. Dabei haben die Standorte spezifische Stärken, die in der Addition zwar hervorragende Voraussetzungen für die Ansiedlung CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 85 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Abb. 28: Zielgruppenorientierung Südliche Innenstadt Dachau 2008 Abb. 29: Warenpräsentation untere Südliche Innenstadt veraltet, modernisie‐ rungsbedürftig 9,5% nicht zuordenbar 22,6% gehobene Mitte, qualitätsorientiert 22,6% modern, zeitgemäß 32,1% discountorientiert 7,1% normal, ohne Highlights 54,8% standardisiert, konsumig 47,6% Quelle: eigene Erhebungen, CIMA GmbH, 2008 In der südlichen Innenstadt richtet sich die Zielgruppen- und Qualitätsorientierung deutlicher noch auf konsumige bis discountorientierte Genres als in der Altstadt. Dies und die große Anzahl nicht zuordenbarer Betriebe sind ebenfalls ein typisches Kennzeichen des periodischen Bedarfsbereiches. Das gehobene Segment ist ebenfalls noch vertreten, insbesondere in den Bereichen Mode, Schmuck, Haushalt, aber auch bei Lebensmitteln und Parfümeriewaren. top, allen Ansprüchen genügend 3,6% Quelle: eigene Erhebungen, CIMA GmbH, 2008 Mehr als die Hälfte der Betriebe weisen eine normale Warenpräsentation auf. Für den Versorgungseinkauf mag dies in vielen Fällen noch funktional sein, für den Erlebniseinkauf in qualifizierten Handelsbranchen reicht dieses Erscheinungsbild vor dem Hintergrund der Konkurrenzsituation nicht mehr aus. Hier und in den 9,5 % der Ladenlokale, die als dringend modernisierungsbedürftig eingestuft wurden, sind gewisse Anpassungsinvestitionen zu empfehlen. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 86 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Abb. 30: Wettbewerbsfähigkeit Südliche Innenstadt Dachau 2008 Empfehlungen für die Handelsentwicklung gering 6,0% hoch 43,4% mittel 50,6% Quelle: eigene Erhebungen, CIMA GmbH, 2008 Bei der Wettbewerbssituation ist unsere Einschätzung der Betriebe im Durchschnitt deutlich optimistischer als in der Altstadt. Mehr als 43 % der Betriebe besitzen eine nach offensichtlichen Kriterien uneingeschränkte Wettbewerbsfähigkeit. Gut die Hälfte der hier lokalisierten Betriebe verfügen über eine mittlere Wettbewerbsfähigkeit, die im Falle einer sich verschärfenden Wettbewerbssituation zu betrieblichen Veränderungen führen könnte oder muss (Marktanpassung). Die Besatzqualität sowie die Vollvermietung in der südlichen Innenstadt deuten auf einen weitgehend intakten und stabilen Einzelhandelsstandort hin. Für viele Filialkonzepte, die sich für den Standort Dachau interessieren, erfüllt insbesondere die 1a-Lage an der Münchner Straße eine Reihe von Standortkriterien wie bspw. Frequenz, Kaufkraft oder Anbieter im Umfeld. Die südlich Innenstadt ist ein wichtiger Nahversorgungsstandort im Zentrum Dachaus und kann sich aufgrund der Vielfalt des Besatzes gegenüber der großflächigen Konkurrenz in Dachau-Ost gut behaupten. Hier werden all jene Zielgruppen angesprochen, die die Nähe der Betriebe und die Kleinteiligkeit bei größerer Vielfalt den Großflächen vorziehen. Der wichtigste Magnetbetrieb an der Münchner Straße, Tengelmann ist derzeit sehr leistungsfähig und trotz der eingeschränkten Verkaufsfläche durchaus funktional. Vor dem Hintergrund des Wettbewerbs mit den Großflächenanbietern könnte der Betreiber jedoch mittelfristig eine Erweiterung anstreben. Dies sollte möglichst im unmittelbaren Umfeld erfolgen. Positionierungsmöglichkeiten sehen wir auch aufgrund der städtebaulichen Situation insbesondere im Versorgungskauf mit ergänzenden mittelfristigen Bedarfsbereichen. Hier sind konsumige Angebotsgenres am ehesten für eine Stärkung des Branchenmixes geeignet. Baulücken und Potentialflächen im unmittelbaren Umfeld sollten nach handelsökonomischen Anforderungen für die Stärkung des Branchenmixes durch Ansiedlung attraktiver Filialkonzepte aus den Bereichen Haushalt, Geschenke und insbesondere auch dem periodischen Bedarf genutzt werden. Möglicherweise sind mittelfristig die Flächen an der Bahnlinie (Frühlingstraße) dafür zu aktivieren. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 87 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 Eine weitere Potentialfläche in der Innenstadt ist das Wiesböckanwesen, möglicherweise ein wichtiger städtebaulicher Anknüpfungspunkt zur Altstadt. Ein funktionaler Lückenschluss ist darüber sicher nicht zu erreichen. Gleichwohl bieten sich hier u. E. attraktive Potentialflächen für den Einzelhandel. Bei allen Maßnahmen ist jedoch zu bedenken, dass in den Überscheidungsbereichen (gehobene Mode) eine starke Konkurrenzsituation mit der Altstadt besteht. Es ist fraglich, ob zwei unterschiedliche Standorte in Dachau gleichzeitig eine hohe Branchenkompetenz entwickeln können. Dringlich ist u. E. die Verbesserung der Aufenthaltsqualität für Fußgänger in der Inneren Münchner Straße sowie die Schaffung von mehr Querungsmöglichkeiten (am besten über eine Reduzierung des Verkehrsflusses im Zuge der Umgehungsplanung). Der Wochenmarkt am Unteren Markt ist thematisch (Stärke im periodischen Bedarfsbereich) in der Münchner Straße gut positioniert. Ein zweiter Markttag und eine vielfältigere Angebotsstruktur wären attraktiv. Der Standort ist für einen Wochenmarkt jedenfalls stärker einzuschätzen als das Pendant in der Altstadt. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 88 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 Tab. 22: Steckbrief Südliche Innenstadt Standortprofil integrierter Standort, Zentraler Versorgungsbereich Standorttyp Geschäftsstraßen entlang der Inneren Münchner Straße, der Bahnhofstraße, Frühlingstraße, Teilen der Schleißheimer Straße sowie der Martin-Huber-Straße Funktionsdichte geschlossener Besatz im Bereich der Münchner Straße zwischen Bahnhofstraße und Scheißheimer Straße sowie der Bahnhofstraße und rund um den Bahnhofplatz; hier vergleichsweise hohe Frequenz; abnehmende Funktionsdichte Schleißheimer Straße nach Osten sowie Frühlingstraße gegenüber Bahnareal (einseitige Nutzung) Aufenthaltsqualität eingeschränkte Aufenthaltsqualität durch die belastende Verkehrssituation an der Münchner Straße sowie fehlende Querungsmöglichkeiten; kaum Verweilmöglichkeiten Gute Erreichbarkeit mit dem PKW und öffentlichen Verkehrsmitteln (Bus, S-Bahn); Erreichbarkeit Parkplatzsituation Parkhaus und Parkplatz vorhanden; in belebten Zeiten Stellplatzengpässe aufgrund hoher Frequenz; hoher Umschlag (Kurzzeitparken) Handelsbesatz Anzahl der EH-Betriebe: 86, Verkaufsfläche insgesamt: 10.640 m² Food-/ Non-Food-Bes. 2.640 m² (24,8%) / 8.000 m² (75,2%) Magnetbetriebe Tengelmann, Müller Drogerie wichtige Anbieter Bio-Markt, DM, NKD, Street One, Wild fashion and shoes, Fielmann Jahresumsatz (est.) 49,7 Mio. € Bewertung Besatzqualität und Vollvermietung an der Münchner Straße deuten auf einen weitgehend intakten und stabilen Einzelhandelsstandort hin. Für viele Filialkonzepte, die sich für den Standort Dachau interessieren, sind zentrale Standortkriterien (z.B. Frequenz, Kaufkraft, Anbieter im Umfeld) erfüllt. Engpass ist derzeit die Verfügbarkeit geeigneter Ladenlokale sowie die unbefriedigende Verkehrssituation verbunden mit einer eingeschränkten Aufenthaltsqualität. Mögliche Potentialflächen für den Einzelhandel im Umfeld wären vorhanden. So beispielsweise der Parkplatz „Wiesböckanwesen“, das Areal entlang der Bahnlinie in der Frühlingstraße sowie ein kleiner Abschnitt mit fehlender Publikumsorientierung an der Münchner Straße. Lediglich das erstgenannte Areal wurde bereits als Handelsstandort diskutiert. Die anderen Areale sind mehr aus mittel- bis langfristiger Sicht interessant. Vorhandene Baulücken an der Bahnhofstraße wurden in jüngster Vergangenheit bereits geschlossen, wenn auch der Pavillon die Flächen nicht optimal nutzen kann. wettbewerbsfähig Um eine gegenseitige Kannibalisierung zu vermeiden, muss sich eine Positionierungsstrategie deutlich von der Altstadt abgrenzen. Periodische Bedarfsbereiche, Konzepte mit hohem Frequenzbedarf (Spontankauf) und konsumige Angebotsniveaus sind derzeit die wichtigsten Positionierungsmerkmale der südlichen Innenstadt. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 89 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 6.6 Sonstige integrierte Standorte Neben den beiden innerstädtischen Versorgungsbereichen existieren in Dachau 55 integrierte Einzelhandelsbetriebe, die vorwiegend Nahversorgungscharakter haben. Damit sind knapp 20 % der Dachauer Betriebe in Streulagen lokalisiert. Diese belegen zusammen rund 7.200 m² der örtlichen Verkaufsflächen (8,7 %) und generieren rund 10 % des Dachauer Umsatzes. Bei den Streulagen handelt es sich zum Teil um funktionale, dezentrale Nahversorgungslagen wie bspw. an der Berliner Straße, der Brucker Straße, der Ludwig-Dill-Straße oder der Sudetenlandstraße. Entsprechend liegen die Branchenschwerpunkte im Bereich Lebensmittel, Apotheken und Drogerie. Der vergleichsweise hohe Anteil im Bereich Möbel ergibt sich durch Betriebe wie Jung Wasserbetten in der Wallbergstraße, Möbel Engelmann in der Brucker Straße sowie Matratzen Concord und Hatz Büroeinrichtung und -planung in der Schleißheimer Straße. Tab. 23: Einzelhandelsdaten sonstige integrierte Lagen Gesamt Verkaufsfläche nach Branchenbereichen in m² Lebensmittel, Reformwaren Einrichtung (Möbel, Teppiche, Heimtex, GPK) Gesundheit, Körperpflege Bau‐ und Heimwerkerbed., Garten Bekleidung, Wäsche Sport, Spiel, Hobby (Sport, Fahrrad, Spielwaren, Musik, Auto) Persönlicher Bed. (Blumen, Uhren, Optik, Sanitätsbedarf) Elektro (+Foto) Bücher und Schreibwaren Schuhe, Lederwaren Sonstiges Gesamtverkaufsfläche Anzahl der Betriebe 2008 Abb. 31: 2.995 1.275 800 570 330 300 245 140 135 0 410 nicht zuordenbar 22,6% discount‐ orientiert 11,3% Quelle: eigene Erhebungen, CIMA GmbH, 2008 gehobene Mitte, qualitäts‐ orientiert 30,2% standardisiert, konsumig 35,8% 7.200 55 Quelle: Umsatz in Mio. € Zielgruppenorientierung sonstige integrierte Lagen eigene Erhebungen, CIMA GmbH, 2008 29,4 Die mehrheitliche Ausrichtung ist hier auf das konsumige Genre gerichtet. Dies sollte auch in Zukunft die anvisierte Zielgruppe darstellen. Immerhin über 30 % der in den Streulagen lokalisierten Betriebe weisen eine hohe, qualitätsorientierte Zielgruppenorientierung auf. Über 11 % der Betriebe sind discountorientiert. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 90 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Abb. 32: Warenpräsentation sonstige integrierte Lagen veraltet, moderni‐ sierungs‐ bedürftig 1,9% Dachau 2008 Abb. 33: top, allen Ansprüchen genügend 1,9% Wettbewerbsfähigkeit sonstige integrierte Lagen gering 15,1% hoch 26,4% modern, zeitgemäß 30,8% normal, ohne Highlights 65,4% mittel 58,5% Quelle: Quelle: eigene Erhebungen, CIMA GmbH, 2008 eigene Erhebungen, CIMA GmbH, 2008 Hier fällt der große Anteil der Betriebe mit normalem Erscheinungsbild ohne Highlights auf, was selbst für standardisierte Nahversorgungskonzepte u. E. nicht mehr ganz zeitgemäß ist. Über 30 % der Betriebe präsentieren sich darüberhinaus modern und zeitgemäß. Immerhin 15,1 % der in integrierten Streulagen situierten Betriebe muss zum heutigen Zeitpunkt als gefährdet gelten, da er nur eine geringe Wettbewerbsfähigkeit aufweist. Auch die Anzahl der Betriebe mit mittlerer Wettbewerbsfähigkeit ist vergleichsweise hoch. Dies betrifft insbesondere Alleinlagen von Betrieben (sog. „stand alone“), die nur eine sehr geringe Grundfrequenz generieren. Vier größere Nahversorgungsagglomerationen sind in Dachau außerhalb der Zentren erhoben worden, die im Folgenden näher beschrieben werden sollen: Standort an der Ludwig-Dill- und Brucker Straße Standort an der Sudetenlandstraße Standort an der Berliner Straße und Ernst-Reuter-Platz Standort an der äußeren Schleißheimer Straße CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 91 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Tab. 24: Dachau 2008 Steckbrief Streulagen: Ludwig-Dill-Straße Standortprofil Integrierter Nahversorgungsstandort Standorttyp Streulage, kleinere Agglomeration Funktionsdichte Aufenthaltsqualität Gering, überwiegend Wohnumfeld und nicht kopplungsfähige Branchen, keine sonstigen zentralen Nutzungen Erreichbarkeit autoorientierte Standorte ohne besondere städtebauliche Qualität Parkplatzsituation gute Erreichbarkeit mit dem PKW, teilweise Busverbindung, fußläufiges Einzugsgebiet ausreichende Parkmöglichkeiten auf betriebseigenen Parkplätzen der Betriebe Handelsbesatz Anzahl der EH-Betriebe: 5; Verkaufsfläche insgesamt: 1.540 m² Food-/ Non-Food-Besatz 1.090 m² (70,8%) / 540 m² (29,2%) Magnetbetriebe Lidl wichtige Anbieter Möbel Engelmann, Tankstelle mit Getränkemarkt Bewertung Wenn der Standort auch durch die Präsenz des einzigen etwas größeren Möbelanbieters in Dachau eine gewisse Einzelhandelstradition hat, spielt er eine größere Rolle für die Nahversorgung seit der jüngsten Ansiedlung des Lidl-Discounters. Zusammen mit einer integrierten Bäckerei und einem allerdings schlecht positionierten Blumenladen deckt er mittlerweile eine Lücke in der Nahversorgung des westlichen Stadtgebietes ab. Aufgrund der Leistungsfähigkeit des Ankernutzers sehen wir mittelfristig eine gute Marktposition, die auch städtebaulich funktional ist und daher als Nahversorgungsstandort geschützt werden sollte. Die Ausweisung eines Zentralen Versorgungsbereiches ist aufgrund des schwachen Besatzes und der Monofunktionalität u. E. jedoch nicht gerechtfertigt. Möglicherweise sollten Flächen im Umfeld auch für spätere Erweiterungen (ausschließlich nahversorgungsrelevante Branchen, z. B. Lebensmittel-Vollsortiment) gesichert werden. Als Nahversorgungsstandort marktfähig Die Branche Möbel ist aufgrund der Konkurrenzsituation und Markterfordernisse in Dachau nur eingeschränkt marktfähig (z. B. als Spezialanbieter Küchen etc.). Der Standort entfaltet dafür jedoch zu geringe Fernwirkung und ist zudem mit ca. 400 m² als Vollsortimentsanbieter zu klein. Dennoch hat der Betrieb als einziger Anbieter von Möbeln eine wichtige Funktion im Dachauer Branchenmix und kann ggf. durch eine gute Stammkundenbindung am Standort gehalten werden. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 92 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Tab. 25: Dachau 2008 Steckbrief Streulagen: Sudetenlandstraße Standortprofil Integrierte Nahversorgungsstandorte Standorttyp Streulagen, Geschäftsstraße mit insgesamt 3 separaten Standorte Funktionsdichte Gering, immer wieder größere Funktionslücken, kaum Agglomerationswirkung; tlw. Ergänzung durch Dienstleister Aufenthaltsqualität integrierte Standorte ohne besondere städtebauliche Qualität Erreichbarkeit gute Erreichbarkeit mit dem PKW, teilweise Busverbindung (Linie 726), fußläufiges Einzugsgebiet Parkplatzsituation ausreichende Parkmöglichkeiten (Straßenrand mit Parkscheibe) Handelsbesatz Anzahl der EH-Betriebe: 14; Verkaufsfläche insgesamt: 1.410 m² Food-/ Non-Food-Besatz 640 m² (45,4%) / 770 m² (54,6%) Magnetbetriebe Plus wichtige Anbieter Schlecker, Apotheke, Metzgerei, Bäckerei Bewertung Auf der Sudetenlandstraße befinden sich in ihrem langen Verlauf mehrere kleine, teils in Siedlungen der 60er und 70er Jahre integrierte, kleinere Handelsagglomerationen. Trotz der eingeschränkten Betriebsvielfalt erfüllt der Standortverbund mit Plus und Schlecker zu Beginn der Straße am ehesten die Kriterien an einen leistungsfähigen Nahversorgungsstandort und kann für die umliegenden Quartiere zumindest ergänzende Nahversorgungsfunktionen erfüllen. Aufgrund der eingeschränkten Betriebsgrößen und der Standortbedingungen erscheint der Standort langfristig gefährdet und in hohem Maße abhängig von einzelbetrieblichen Entscheidungen (Mietverträge, Kosten am Standort). Bedingt marktfähig Die beiden anderen Standorte im weiteren Verlauf weisen bereits leichte Banalisierungstendenzen in der Angebotsstruktur auf, wenngleich auch hier noch Kleinflächenanbieter eine gewisse Ergänzungsfunktion für die wohnortnahe Versorgung erfüllen. Frequenzbringende Anker fehlen hier. Insbesondere aus baulichen Gesichtspunkten halten wir beide Bereiche als Handelsstandorte kaum für zukunftsfähig. Die Kriterien für die Ausweisung eines oder mehrerer zentraler Versorgungsbereiche sind u. E. in der Sudetenlandstraße nicht erfüllt. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 93 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Tab. 26: Dachau 2008 Steckbrief Streulagen: Berliner Straße und Ernst-Reuter-Platz Standortprofil Integrierter Nahversorgungsstandort Standorttyp Streulagen, 2 kleinere Agglomerationen Funktionsdichte Gering, überwiegend Wohnumfeld; teilweise Ergänzung durch Dienstleister Aufenthaltsqualität Integrierte Standorte; Ernst-Reuter-Platz mit gewisser Aufenthaltsqualität Erreichbarkeit fußläufiges Einzugsgebiet, gute Erreichbarkeit mit dem PKW, teilweise Busverbindung (Linie 720, 722), Parkplatzsituation Parkmöglichkeiten auf betriebseigenem Parkplatz REWE, ansonsten Straßenrandparken Handelsbesatz Anzahl der EH-Betriebe: 11; Verkaufsfläche insgesamt: 1.495 m² Food-/ Non-Food-Besatz 840 m² (56,2%) / 655 m² (43,8%) Magnetbetriebe REWE wichtige Anbieter Drogeriemarkt, Apotheke, 3 Bäckereien, Blumenladen Bewertung Die beiden Standort sind durch eine Häuserzeile voneinander getrennt entfalten aber dennoch eine gewisse Agglomerationswirkung aufgrund ihres ergänzenden Nahversorgungsbesatzes. Der REWESupermarkt fungiert als Magnetbetrieb ist jedoch in seiner Größe vor dem Hintergrund der nahe gelegenen großflächigen Konkurrenz bereits grenzwertig. Andererseits zeigt die Tatsache, dass sich der Standort in ca. 1 km Entfernung der Fachmarktagglomeration im Dachauer Osten bislang behaupten konnte die auch von den Kunden honorierte Bedeutung einer integrierten Nahversorgung. Aus städtebaulicher Sicht sollte der Standort langfristig gesichert werden, ein Leerstand an der Ludwig-ErnstStraße deutet bereits darauf hin, dass die Standortbedingungen nicht mehr optimal sind. Die Ausweisung als zentraler Versorgungsbereich ist möglicherweise gerechtfertigt. Mit Ausnahme der Funktionslücke wären die Kriterien dafür erfüllt. Als Nahversorgungsstandort gefährdet Die nahversorgungsorientierte Kleinflächen-Anbieter finden am Standort noch ausreichende Ansiedlungsbedingungen. Daneben befinden sich am Standort noch ein Modeanbieter sowie ein Spielwarenanbieter, Branchen die u. E. in Streulagen nur sinnvoll zu betreiben sind, wenn sie aufgrund ihrer hohen Spezialisierung und/oder Stammkundenbindung nicht auf Laufkunden angewiesen sind. Insbesondere für den Modeanbieter könnte ggf. ein innerstädtischer Standort eine längerfristige Perspektive sein. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 94 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Tab. 27: Dachau 2008 Steckbrief Streulagen: Äußere Schleißheimer Straße Standortprofil Streulage Standorttyp Streulage, kleinere Agglomerationen Funktionsdichte Gering, immer wieder größere Funktionslücken, tlw. Ergänzungen durch Dienstleistungen Aufenthaltsqualität Durchgangstraße ohne besondere städtebauliche Qualität Erreichbarkeit fußläufiges Einzugsgebiet ,gute Erreichbarkeit mit dem PKW, teilweise Busverbindung, Parkplatzsituation Straßenrandparken Handelsbesatz Food-/ Non-Food-Besatz Anzahl der EH-Betriebe: 7; Verkaufsfläche insgesamt: 600 m², 2 Ladenlokale in Neubau – noch nicht belegt Magnetbetriebe 90 m² (15%) / 510 m² (85%) wichtige Anbieter keine Apotheke, 2 Bäckereien, Hatz Büroeinrichtung und –planung, Matratzen Concord, Zwergerleck, Geschenkideen Bewertung Als Nahversorgungsstandort ohne Perspektive Die Schleißheimer Straße weist in ihrem Verlauf nach Osten immer wieder Einzelstandorte und kleinere Agglomerationen von Handelsbetrieben auf, mit insgesamt jedoch sehr geringer Verkaufsfläche und geringer Gesamtbedeutung für die Versorgungsstruktur in Dachau. Nahversorgungsrelevant sind dabei lediglich die beiden Bäckereien und die Apotheke. Andere Anbieter sind eher am Durchgangsverkehr (Matratzen-Fachmarkt) interessiert. Zentrenorientierte Branchen wie Kindebekleidung oder Geschenkartikel haben in Streulagen ohnehin suboptimale Standortbedingungen. Die Kriterien für die Abgrenzung eines Zentralen Versorgungsbereiches sind am Standort nicht erfüllt. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 95 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 6.7 Einzelhandel in nicht-integrierten Lagen Abb. 34: Versorgungssituation nicht-integrierte Lagen Dachau-Ost Quelle: Äußere Münchner Straße eigene Darstellung, CIMA GmbH, 2008 CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 96 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 Die nicht-integrierten Standorte in Dachau sind im Wesentlichen an zwei Standorten konzentriert. Zum einen handelt es sich dabei um einen großflächigen Fachmarktbesatz mit vereinzelten Fachgeschäften im Gewerbegebiet Dachau-Ost (Schwarzer Graben; Kopernikus-, Fraunhofer-, Danzigerstraße), zum anderen um eine (noch) kleinere Fachmarkt-Agglomeration an der Äußeren Münchner Straße / Wettersteinring. Tab. 28: Einzelhandelsdaten nicht-integrierte Lagen Gesamt Verkaufsfläche nach Branchenbereichen in m² Lebensmittel, Reformwaren Bau‐ und Heimwerkerbed., Garten Persönlicher Bed. (Blumen, Uhren, Optik, Sanitätsbedarf) Bekleidung, Wäsche Elektro (+Foto) Schuhe, Lederwaren Gesundheit, Körperpflege Einrichtung (Möbel, Teppiche, Heimtex, GPK) Sport, Spiel, Hobby (Sport, Fahrrad, Spielwaren, Musik, Auto) Bücher und Schreibwaren Sonstiges Gesamtverkaufsfläche Anzahl der Betriebe Umsatz in Mio. € Quelle: haben zudem ergeben, dass das Dachauer Einzugsgebiet in seiner Ausdehnung maßgeblich vom Einzugsgebiet der Fachmärkte bestimmt wird, was die Marktstärke unterstreicht. Die größere der Fachmarktagglomerationen (Dachau-Ost, auch: Schwarzer Graben) folgt keinem planerischen Gesamtkonzept sondern ist vielmehr eine Ansammlung von mehreren Standorten und Standortgemeinschaften. Eine Zentrenbildung findet daher nicht statt. Die Standorte sind auch untereinander deutlich autoorientiert, worunter die ohnehin mäßige Aufenthaltsqualität zusätzlich leidet. 2008 15.950 12.385 7.515 4.935 3.060 2.700 2.675 1.755 1.675 740 1.705 Branchenschwerpunkte sind neben Lebensmittel vor allem der Bau- und Heimwerkerbedarf. Daneben haben die Branchenbereiche Bekleidung, Schuhe sowie Elektro und Drogerie größere Anteile. Insgesamt sind in Dachau-Ost 25 zentrenrelevante Handelsbranchen zu finden, 14 davon haben hier sogar ihren Branchenschwerpunkt in Dachau darunter die innerstädtischen Leitbranchen Oberbekleidung, Schuhe und Sportartikel. Neben den Handelsnutzungen sind komplementäre Nutzungen wie ein Kino, Gastronomie und Dienstleistungsbetriebe angesiedelt, die das Angebotsprofil des Standortes abrunden. 55.095 54 175,9 eigene Erhebungen, CIMA GmbH, 2008 Insgesamt sind an nicht integrierten Standorten 54 Betriebe (19,3 % der örtlichen Betriebe) angesiedelt, die zusammen rund 67 % der örtlichen Verkaufsfläche belegen. Die Geschäfte an den nicht-integrierten Standorten generieren zusammen rund 176 Mio. € Umsatz pro Jahr. Dies entspricht einem Umsatzanteil von mehr als 60 %. Die Kundenbefragungen Das Sortimentsniveau ist dem vorherrschenden Betriebstyp „Fachmarkt“ entsprechend überwiegend discountorientiert bis konsumig. Auffällig ist jedoch die Präsenz vieler Fachgeschäfte und Kleinflächen an den einzelnen Standorten, die den Konzepten teilweise den Charakter von Einkaufszentren verleihen. Vereinzelt wurden dort auch gehobene Niveaus erhoben. Diese Konzepte stehen mit den Innenstadtanbietern wesentlich stärker in Konkurrenz. Beispielhaft sei die Präsenz von zwei C & A Häusern genannt, die grundsätzlich eine hohe Affinität zu 1a-Lagen in der Innenstadt haben. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 97 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Abb. 35: Zielgruppenorientierung nicht-integrierte Lagen nicht zuordenbar 18,5% discount‐ orientiert 31,5% Quelle: Abb. 36: gehobene Mitte, qualitäts‐ orientiert 16,7% standardisiert, konsumig 33,3% Dachau 2008 Die Mehrheit der Anbieter präsentiert sich mit einem normalen, durchschnittlichen Erscheinungsbild, was bei Fachmärkten grundsätzlich noch funktional ist. Mehr als ein Drittel der Betriebe ist darüber hinaus modern und zeitgemäß. Deutliche Stärke der nicht-integrierten Lagen in Dachau ist das Vorhandensein namhafter Magnetbetriebe und Frequenzbringer sowie eine noch ausreichende Verkehrserschließung gepaart mit ausreichenden und kostenfreien Stellplatzkapazitäten. Zu Hochfrequenzzeiten kommt es allerdings bereits zu Verkehrsengpässen. eigene Erhebungen, CIMA GmbH, 2008 Warenpräsentation nicht-integrierte Lagen veraltet, modernisierungs bedürftig 9,3% top, allen Ansprüchen genügend 0,0% modern, zeitgemäß 35,2% normal, ohne Highlights 55,6% Quelle: eigene Erhebungen, CIMA GmbH, 2008 CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 98 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Abb. 37: Wettbewerbsfähigkeit nicht-integrierte Lagen gering 1,9% mittel 29,6% hoch 68,5% Quelle: eigene Erhebungen, CIMA GmbH, 2008 Erwartungsgemäß ist die Mehrheit der Anbieter in nicht integrierten Lagen als sehr wettbewerbsfähig einzustufen, da sie aufgrund ihrer Konzeption und ihres Standortes über optimale Bedingungen verfügen. Dennoch gibt es auch hier Konzepte und Standorte, die nicht mehr uneingeschränkt marktgängig sind, sei es, dass die Verkaufsflächenentwicklung die Konzeption in Dachau bereits überholt hat oder die Standorte nicht mehr optimal sind. Hier ist insbesondere in Dachau-Ost von Nachteil, dass aufgrund einer fehlenden Gesamtkonzeption (gemeinsame Erschließung, etc.) manche Einzelstandorte von der Frequenz benachbarter Magnetbetriebe nur eingeschränkt profitieren. In einzelnen Branchen (z. B. Oberbekleidung) ist durchaus erkennbar, dass bei einer geeigneten Ansiedlungsstrategie für die Innenstadt auch Anbieter und Kaufkraft aus integrierten Lagen zurückgewonnen werden könnte. Dachau 2008 Empfehlungen für die Handelsentwicklung Insgesamt lassen sich aus der Standortanalyse für die nicht-integrierten Standorte folgende Empfehlungen ableiten: Grundsätzlich haben die nicht integrierten Standorte eine große wirtschaftliche Bedeutung für Dachau und sind maßgeblich für das große Einzugsgebiet im Einzelhandel. Die Dominanz in nahezu allen Handelsbranchen hat u. E. jedoch bereits zu einer strukturellen Schieflage geführt, die insbesondere die Bedeutung der Innenstadt als traditionellem Handelszentrum der Stadt entwertet hat. Aufgrund des aktuell gültigen Bebauungsplanes an der Äußeren Münchner Straße sind hier weitere Ansiedlungen von Einzelhandelsbetrieben unterhalb der Schwelle zur Großflächigkeit (bis 800 m²) nur schwer zu vermeiden. Eine Überprüfung der planungsrechtlichen Möglichkeiten einer besseren Steuerung sollte angesichts der noch großen unbebauten Restflächen auf dem Areal erfolgen, da bei Ansiedlung maßgeblicher weiterer Verkaufsflächen Kannibalisierungseffekte im Einzelhandel kaum zu vermeiden sein werden. Für die zukünftige Entwicklung sollte die Ansiedlung oder Erweiterung von zentrenrelevanten Sortimenten an nicht integrierten Standorten grundsätzlich ausgeschlossen werden. Die Anzahl der Betriebe mit mittlerer Wettbewerbsfähigkeit liegt bei knapp 30 %. Mit der in Zukunft zu erwartenden erhöhten Wettbewerbsintensität bei Realisierung geplanter Vorhaben ist ein erhöhter Anpassungsdruck für diese Betriebe zu erwarten. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 99 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Tab. 29: Dachau 2008 Steckbrief nicht-integrierte Lagen – Schwarzer Graben / Dachau Ost Standortprofil Nicht-integrierte Fachmarktagglomeration Standorttyp Mehrere Standorte und Standortgemeinschaften, teilweise mit Einkaufszentrencharakter, aber ohne Gesamtkonzept über ein Gewerbegebiet verteilt Funktionsdichte Große Einzelhandelsdichte, tlw. mit Gastronomie-, Dienstleistungs- und Freizeitnutzungen ergänzt; Aufenthaltsqualität Stark autoorientierte Standorte ohne besondere städtebauliche Qualität Erreichbarkeit gute Erreichbarkeit mit dem PKW, Busverbindung Parkplatzsituation umfangreiche, kostenlose Parkmöglichkeiten auf betriebseigenen Stellflächen Handelsbesatz Anzahl der EH-Betriebe: 51, Verkaufsfläche insgesamt: 52.325 m² Food-/ Non-Food-Besatz 14.090 m² (26,9%) / 38.235 m² (73,1%) Magnetbetriebe Toom SB Warenhaus, AEZ, Kaufland, Praktiker Baumarkt, OBI, C&A wichtige Anbieter Penny, Aldi, Lidl, Müller, Vögele-Modemarkt, KIK, Takko, Fressnapf, Schuhcenter, Reno, Deichmann, Bewertung Die Fachmarktagglomeration in Dachau-Ost hat in dieser Dimensionierung regionalen Alleinstellungscharakter. Vergleichbare Konkurrenzstandorte gibt auch nicht in München. Auch die Kundenbefragung hat gezeigt, dass der Standort damit ein Einzugsgebiet von mehr als 134.000 Einwohnern insbesondere im Landkreis Dachau erreicht und damit maßgeblich für das Einzugsgebiet der Gesamtstadt verantwortlich ist. Die überwiegenden Fachmarkt-Betriebstypen sind bereits mit einer großen Zahl an kleinflächigen Fachgeschäften durchsetzt. Wettbewerbsfähig Für eine Reihe von Anbietern mit typischen Autotransportwaren (z. B. Baumärkte) bzw. für nicht zentrenrelevante Sortimente ist der Standort auch aus städtebaulicher Sicht funktional. Alle Betriebe am Standort unterliegen grundsätzlich dem Bestandsschutz. Dennoch sollte es städtebauliches Ziel sein, durch eine gezielte Standortlenkung und Angebotsplanung in der Innenstadt zumindest wesentliche Schlüsselbranchen wie Oberbekleidung, Sport oder Elektrobedarf wieder schwerpunktmäßig in der Innenstadt anzusiedeln. Mögliche Verlagerungen von Betrieben in die Innenstadt sind dabei u. E. nicht ausgeschlossen. Zentrenrelevante Branchen sollten in Dachau-Ost weder neu angesiedelt noch erweitert werden dürfen um die ohnehin gefährdete zentrenorientierte Einzelhandelsentwicklung nicht zusätzlich zu belasten. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 100 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Tab. 30: Dachau 2008 Steckbrief nicht-integrierte Lagen – Äußere Münchner Straße Standortprofil Nicht-integrierter Fachmarktstandort Standorttyp Einzelbetriebe im Gewerbegebiet Funktionsdichte Monostrukturiert, geringe Funktionsdichte, kein Frequenzaustausch zwischen den Anbietern Aufenthaltsqualität autoorientierter Standort ohne besondere städtebauliche Qualität Erreichbarkeit gute Erreichbarkeit mit dem PKW, Parkplatzsituation umfangreiche, kostenlose Parkmöglichkeiten auf betriebseigenen Stellplätzen Handelsbesatz Anzahl der EH-Betriebe: 3, Verkaufsfläche insgesamt: 2.760 m² Food-/ Non-Food-Besatz 1.860 m² (67,4%) / 900 m² (32,6%) Magnetbetriebe Aldi, Lidl wichtige Anbieter Aro Fußbodenmarkt Perspektiven An der Äußeren Münchner Straße sind weitere Handelsbetriebe bis jeweils ca. 800 m² Verkaufsfläche planungsrechtlich möglich; ein Bio-Supermarkt und ein Textil-Fachmarkt sind bereits in Planung; insgesamt stehen noch 78.600 m² Fläche (inkl. Verkehrsflächen, etc.) zur Verfügung, die zumindest teilweise auch für Einzelhandel genutzt werden können. wettbewerbsfähig Grundsätzlich zeichnet sich insbesondere im Fachmarktbereich eine gewisse Marktsättigung ab, die eine ungebremste Entwicklung am Standort möglicherweise verhindert. Neben den Anbietern in Dachau-Ost entstehen Konkurrenzobjekte bereits in Karlsfeld und Olching, ggf. auch in Bergkirchen, was eine maßgebliche weitere Abschöpfung im Einzugsgebiet verhindert. Nach den gegebenen planungsrechtlichen Möglichkeiten sollte u. E. die Ansiedlung zusätzlicher zentrenrelevanter Handelsbranchen am Standort vermieden werden. Eine entsprechende Angebotsplanung an innerstädtischen Standorten könnte zudem dazu beitragen, dass der Ansiedlungsdruck von interessanten Anbietern auf städtebaulich wünschenswerte Lagen gelenkt werden kann und eine weitere Entwertung des innerstädtischen Branchenmixes vermieden wird. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 101 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 6.8 Zusammenfassung und abschließende Empfehlungen Abb. 38: Mögliche Positionierung und Zielsetzung der Einkaufslagen in Dachau Altstadt: Nahversorgungsstandorte Positionierung: Ambiente, Funktionsvielfalt gehobene, qualitätsorientierte Niveaus Mode + Lifestyle, Nischenstrategie: Schmuck, Antiquitäten, Zielkunden überwiegen Positionierung: Wohnortnahe Versorgungsstandorte für den periodischen Bedarf Zielsetzung: Bedarfsgerechte Entwicklung Zielsetzung: Stärkung durch Ansiedlung fehlender Angebote; Südliche Innenstadt Dachau-Ost Positionierung Regional bedeutende Fachmarktagglomeration Ergänzender Handelsstandort für nicht zentrenrelevante Autotransportwaren Ggf. Möbelstandort Zielsetzung: Ansiedlungsstopp für zentrenrelevante Sortimente Positionierung: Bedarfsdeckung, attraktiver periodischer Bedarf + ergänzender qualifizierter Bedarf, konsumige Niveaus, hohe Frequenz, Spontankauf; Arbeitsteilung mit der Altstadt Zielsetzung: Nachverdichtung mit konsumigen , frequenzabhängigen Konzepten und Erhöhung der Aufenthaltsqualität; Äußere Münchner Straße Positionierung: Ergänzungsbedarf für Dachau-Süd, Ggf. Möbelstandort Zielsetzung: Ansiedlungsstopp für zentrenrelevante Sortimente Quelle: CIMA 2008 CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 102 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Das vorliegende Zentrenkonzept ist nicht von der Stadt Dachau selbst in Auftrag gegeben worden und kann somit lediglich als Vorschlag für die weitere Diskussion in den Gremien der Stadt Dachau verstanden werden. Eine Konsultation und Abstimmung mit verschiedenen Vertretern der Stadt und aus dem Einzelhandel hat während der gesamten Bearbeitungszeit stattgefunden und soll auch für die nun anstehende Erarbeitung konkreter Maßnahmen zur Umsetzung dieses Konzeptes fortgeführt werden. Die Marktanalyse hat gezeigt, dass Dachau zwar teils gravierende strukturelle Defizite im Handelsversorgungsnetz hat. Dennoch sind auch für die nahe Zukunft noch eine Reihe von handelsökonomischen und städtebaulichen Potentialen vorhanden, die eine zentrenorientierte Weiterentwicklung ermöglichen. Dies erfordert jedoch erfahrungsgemäß eine aktive Standortpolitik, um die fraglos weiterhin anhaltenden Investitionen im Einzelhandel entsprechend den Vorstellungen der Stadtentwicklungsplanung und des Zentrenkonzeptes für den Einzelhandel zu steuern. Dachau 2008 Innenstadt als wichtigster und höchster Standort in der Zentrenhierarchie Nutzung der vorhandenen Umsatzpotentiale bis 2011 zur Stärkung der Innenstadtstandorte. Kanalisierung des anhaltenden Ansiedlungsdrucks; Rückholung zentraler Leitbranchen in die Innenstadt (z.B. Mode, Sport, Schuhe, Elektro, Foto) Schaffung der Voraussetzung für die Ansiedlung interessanter Anbieter in der Innenstadt (Mobilisierung von Baulücken und Leerständen; Unterstützung von Revitalisierungsmaßnahmen) Nutzung innerstädtischer Potentialflächen (z.B. MD-Areal, Bahnareal) zur bedarfsgerechten Erweiterung des innerstädtischen Einzelhandels Verbesserte Positionierung der Altstadt und der südlichen Innenstadt im Sinne einer Arbeitsteilung zur Minimierung der faktisch bestehenden Konkurrenzsituation zwischen Standorten. Städtebauliche Verknüpfung der Innenstadtlagen als stadtentwicklungspolitisches Ziel bleibt von großer Bedeutung, ist jedoch aufgrund der topographischen Barriere mittelfristig mit den zur Verfügung stehenden Mitteln unrealistisch. Ansiedlungsstopp für Fachmärkte mit zentrenrelevanten Sortimenten in nicht integrierten Lagen; ggf. Nutzung der Lagen für die Ansiedlung fehlender Möbelanbieter Die wesentlichen Inhalte und Empfehlungen des Zentrenkonzeptes lassen sich wie folgt zusammenfassen: Qualifizierung im Einzelhandelsangebot, bessere Marktabschöpfung im gehobenen (Marken-)Segment. Verstärkte Innenentwicklung sowohl im Einzelhandel als auch bei anderen Nutzungen und Infrastrukturen (z.B. Wohnen) vor dem Hintergrund der zu erwartenden demographischen Veränderungen. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 103 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 6.10 Prüfschema für Einzelhandelsansiedlungen Grundsätzlich sollte die Ansiedlung von Einzelhandelsbetrieben nach dem Zentrenkonzept stringent der Zentrenhierarchie folgen: Jegliches Ansiedlungsbegehren an einem bestimmten Standort muss sich in seinen Auswirkungen an den Erfordernissen der höheren Hierarchiestufen messen bzw. mit der Entwicklung dort verträglich sein. Zentrenrelevante Sortimente sollten ohnehin den Zentralen Versorgungsbereichen der Innenstadt und bei entsprechender Nahversorgungsrelevanz den Nahversorgungszentren vorbehalten bleiben. Abb. 39: Um eine schnelle und vereinfachte Erstbewertung von Einzelhandelsvorhaben im Vorfeld der formalen Bauleitplanung zu ermöglichen, dienen nachfolgende Prüfschemata: Abb. 40: Prüfschema Einzelhandelsbetriebe Liegt ein großflächiger Einzelhandelsbetrieb vor? Nein •Verkaufsfläche >800m² •Geschoßfläche >1.200m² Zentrenhierarchie Dachau Handelt es sich um nahversorgungs‐ relevante Sortimente? • Lebensmittel • Drogeriewaren etc. Nein Keine Prüfung erforderlich Ja Prüfung als Nah‐ versorgungsbetrieb Ja Hierarchiestufe I Innenstadt Befindet sich das Vorhaben innerhalb eines zentralen Versorgungsbereichs? Nein Ablehnung des Projektes •Stadt‐,Stadtteilzentrum •Nahversorgungszentrum Hierarchiestufe II Nahversorgungszentren Ja Beeinträchtigung von anderen, höherwertigen Zentren? Nein •Auswirkungsanalyse durch neutralen Gutachter notwendig Hierarchiestufe III Fachmarktstandorte Genehmigung des Vorhabens möglich • Abstimmung in einem interdisziplinären Gremium sinnvoll • Stadtplanung, Wirtschaftsförderung Ja Ablehnung des Projektes Quelle: CIMA GmbH 2008 Quelle: CIMA GmbH, 2008 CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 104 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Abb. 41: Dachau 2008 Prüfschema nahversorgungsrelevante Betriebe Liegt ein nahversorgungs‐ relevanter Einzel‐ handelsbetrieb vor? Nein Ist der Betrieb großflächig? • Verkaufsfläche >800 m² • Geschossfläche >1.200 m² •Verkaufsfläche >400m² •Verkaufsfläche <800m² Nein Keine Prüfung erforderlich Ja Prüfung als großflächiger Betrieb Ja Befindet sich das Vorhaben innerhalb eines zentralen Versorgungsbereichs? Nein Ablehnung des Projektes •Stadt‐,Stadtteilzentrum •Nahversorgungszentrum Ja Beeinträchtigung von anderen, höherwertigen Zentren? Nein •Auswirkungsanalyse durch neutralen Gutachter notwendig Genehmigung des Vorhabens möglich • Abstimmung in einem interdisziplinären Gremium sinnvoll • Stadtplanung, Wirtschaftsförderung Ja Ablehnung des Projektes Quelle: CIMA GmbH, 2008 Bearbeitung: CIMA GmbH, 2008 CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 105 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept 7 Anhang 7.1 Bestimmung des Einzugsgebietes und des Umsatzpotentials Dachau 2008 Das Marktgebiet für den Einzelhandel der Stadt Dachau wurde mit dem computergestützten Simulationsmodell HUFF berechnet und mit der Haushaltsbefragung sowie der Point-of-Sale-Befragung und Expertengesprächen abgestimmt. Die einzelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffer wird nach der folgenden Formel berechnet: Einflussgrößen für die Berechnung des Marktgebietes sind: Geographische, örtliche und verkehrsbedingte Faktoren, Zeitdistanzen (Messungen der Wegezeiten) zwischen den Wohnorten der Konsumenten und den zentralen Einkaufsorten im Einzugsbereich, Attraktivität konkurrierender Einkaufsorte gemessen an der Kaufkraft, Attraktivität konkurrierender Einkaufsorte gemessen an Zentralitätsindices der verschiedenen Bedarfsbereiche. Dabei ist: Das einzelhandelsrelevante Nachfragepotential leitet sich ab aus: der Attraktivität der Konkurrenzorte, der geographischen Lage der Konkurrenzorte, der Einwohnerzahl im Einzugsbereich, den Kaufkraftverhältnissen im Einzugsbereich und den einzelhandelsrelevanten Verbrauchsausgaben pro Kopf und Jahr. In das Simulationsmodell wurden neben der Stadt Dachau weitere 22 Gemeinden einbezogen. Das tatsächliche Einzugsgebiet umfasst jedoch nur diejenigen Orte, aus denen ein nennenswerter Anteil der verfügbaren einzelhandelsrelevanten Kaufkraft (mindestens 10 %) realistischerweise nach Dachau fließen kann. KK(Dachau) / E(Dachau) * 100 KK(Dachau) = Einzelhandelsrelevante Kaufkraft Dachaus in ‰ der einzelhandelsrelevanten Gesamtkaufkraft der BRD E(Dachau) = Einwohnerzahl Dachaus in ‰ der Einwohnerzahl Gesamtdeutschlands Die Kaufkraft bezeichnet diejenigen Geldmittel, die für den Konsum zur Verfügung stehen. Das sind die Nettoeinkommen abzüglich der Kosten für Miete, Reisen und andere Konsumzwecke (Dienstleistungen etc.) sowie der Spareinlagen. Laut einer aktuellen Untersuchung des Kooperationsinstituts der CIMA, MB-Research, liegt die Kaufkraft je Einwohner in Deutschland derzeit bei 18.470 €. Diese Kaufkraft wird gleich 100,0 gesetzt. Ein Ort mit einer Kaufkraftkennziffer von 110,0 hat somit ein Pro-Kopf-Potential von € 20.317, ein Ort mit einer KKZ von 90,0 hat entsprechend ein verfügbares Pro-KopfEinkommen von € 16.623. Charakteristisch für den kurzfristigen Bedarf (v. a. Lebensmittel) ist, dass vergleichsweise häufig kleine Mengen eingekauft werden und ein dichtes Netz von Verkaufseinrichtungen auch in kleineren Ortschaften die Erledigung zahlreicher Einkäufe ermöglicht. Im mittel- und langfristigen Bedarfsbereich (Textilien, Elektrogeräte, Möbel usw.) befinden sich Versorgungseinrichtungen in der Regel in den größeren zentralen Orten. Einkäufe werden häufig CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 106 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 mit dem Auto durchgeführt und sind seltener als im kurzfristigen Bereich. Dem Einkauf geht in der Regel auch ein intensiverer Auswahl- und Vergleichsprozess voraus. Die ausgegebenen Beträge pro Einkauf sind dabei erheblich höher. Grundlage für die Potentialberechnung im Einzelhandel sind die jährlichen Verbrauchsausgaben pro Kopf der Bevölkerung. Hierzu liegen Daten vor, die aus umfangreichem, sekundärstatistischem Material, Eigenerhebungen im Rahmen von Standortanalysen und Betriebsberatungen resultieren. Keine Berücksichtigung finden dabei die Verbrauchsausgaben für Kraftfahrzeuge, Landmaschinen, Brennstoffe und Mineralölerzeugnisse. In Abzug gebracht ist der Anteil des Versandhandels an den Verbrauchsausgaben, so dass nur der Pro-Kopf-Verbrauch, der im stationären Einzelhandel realisiert wird, in die Berechnungen eingeht. Jeder Person, vom Baby bis zum Greis, steht entsprechend dieser Verbrauchsausgaben-Ermittlung pro Jahr ein Betrag in Höhe von 5.435 € für Ausgaben im Einzelhandel zur Verfügung: Tab. 31: Verbrauchsausgaben in Deutschland Bedarfsbereiche Pro-Kopf-Ausgaben In €/Ew. p.a. Anteil in % 2.871 52,8 (2.100) (38,6) überwiegend mittelfristiger Bedarf 951 17,5 überwiegend langfristiger Bedarf 1.613 29,7 insgesamt 5.435 100,0 überwiegend kurzfristiger Bedarf (davon Lebensmittel) Quelle: BBE Handelsberatung, München, 2008 Bearbeitung: CIMA GmbH, 2008 Kopf-Verbrauchsausgaben. Unter der Berücksichtigung branchenspezifischer Verkaufsflächenproduktivitäten lassen sich schließlich aus den Umsatzpotentialen die erforderlichen Verkaufsflächen ableiten. 7.2 Erhebung des bestehenden Einzelhandelsangebotes und Analyse der örtlichen Situation Im Rahmen der Untersuchung wurde eine Bestandsaufnahme aller existierenden Einzelhandelsbetriebe durchgeführt. Entscheidendes Kriterium für die Erfassung eines Betriebes ist dabei die Tatsache, dass zum Zeitpunkt der Erhebung von einer branchentypischen Geschäftstätigkeit ausgegangen werden kann. Die Klassifizierung aller erfassten Betriebe erfolgte nach folgenden Merkmalen: Lage des Betriebes (Innenstadt, integrierte Lage, sonstiges Gebiet/nicht integriert/Gewerbegebiet) Branche Betriebstyp Verkaufsfläche Sortimentsniveau allgemeiner Zustand des Betriebes, differenziert nach Innen- und Außengestaltung Die Zuordnung eines Betriebes zu einer Branche orientiert sich grundsätzlich am Schwerpunkt des angebotenen Sortiments. Handelt es sich um Betriebe mit mehreren Sortimentsbereichen (z. B. Warenhäuser, Verbrauchermärkte), so wird für die Bestimmung der gesamten Verkaufsfläche je Branche im betreffenden Untersuchungsort eine Aufspaltung in alle wesentlichen Warengruppen vorgenommen. Die Nachfragepotentiale in den einzelnen Warengruppen ergeben sich aus dem Produkt der (rein rechnerisch) gebundenen Einwohner und den Pro- CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 107 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Die Klassifizierung der Betriebstypen orientiert sich an folgenden Kriterien (vgl. auch letzte Seite): Bedienungsform Preisniveau Sortimentstiefe und -breite Verkaufsfläche Die Bedarfsbereiche setzen sich aus folgenden Einzelbranchen zusammen: Kurzfristiger Bedarf (auch: periodischer oder täglicher Bedarf): Lebensmittel, Reformwaren, Apotheken, Drogerien, Parfümerien, Blumen Mittelfristiger Bedarfsbereich: Oberbekleidung, Wäsche, Strümpfe, sonst. Bekleidung, Heimtextilien, Kurzwa-ren, Handarbeitsbedarf, Sportartikel, Schuhe, Sanitätshäuser, Bücher, Schreibwaren, Spielwaren, Zoobedarf Langfristiger Bedarfsbereich: Möbel, Antiquitäten, Kunstgegenstände, Eisenwaren, Hausrat, Baumarktartikel, Glas, Porzellan, Keramik, Geschenkartikel, Farben, Lacke, Tapeten , Elektrogeräte, Leuchten, Unterhaltungselektronik, Foto, Optik, Uhren, Schmuck, Lederwaren, Musikinstrumente, Musikalien, Fahrräder, Autozubehör, Büromaschinen, -einrichtung, Personalcomputer, Gartenbedarf Die Branchen des mittel- und langfristigen Bedarfsbereiches werden aufgrund ihrer Nachfragestruktur auch als qualifizierte oder mittelzentrale Bedarfsbereiche bezeichnet. Dachau 2008 Insgesamt erhebt die CIMA folgende 31 Branchen: 1 Lebensmittel 2 Reformwaren 3 Apotheken 4 Drogerien, Parfümerien 5 Blumen, Pflanzen, Sämereien 6 Oberbekleidung 7 Wäsche, Strümpfe, sonst. Bekleidung 8 Heimtextilien, Kurzwaren, Handarbeitsbedarf 9 Sportartikel 10 Schuhe 11 Sanitätshäuser 12 Bücher 13 Schreibwaren 14 Spielwaren/Hobby/Basteln 15 Zoobedarf 16 Möbel 17 Antiquitäten, Kunstgegenstände 18 Eisenwaren, Hausrat, Baumarktartikel 19 Glas, Porzellan, Keramik, Geschenkartikel 20 Farben, Lacke, Tapeten 21 Elektrogeräte, Leuchten 22 Unterhaltungselektronik 23 Foto 24 Optik 25 Uhren, Schmuck 26 Lederwaren 27 Musikinstrumente, Musikalien 28 Fahrräder 29 Kfz-Zubehör 30 Büromaschinen, -einrichtung, PC 31 Babybedarf, Kinderbedarf und -bekleidung CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 108 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Dachau 2008 7.3 Begriffsdefinitionen Abschöpfungsquote Bedeutung: Die Abschöpfungsquote (auch Bindungsquote oder Umsatzbindungsfak-tor) bezeichnet denjenigen Umsatzanteil am gesamten bindungsfähigen Umsatzpotential, der zu einem Zeitpunkt x tatsächlich erzielt wird. Berechnung: Die Berechnung kann branchenbezogen oder branchenübergreifend erfolgen. Berechnungsbasis ist der tatsächlich erzielte Umsatz einer Branche/eines Ortes dividiert durch das (bindungsfähige) Umsatzpotential dieser Branche/des Ortes. Einzugsgebiet Bedeutung: Die Größe des Einzugsgebiets eines Ortes bestimmt zu einem wesentlichen Anteil die Höhe seines bindungsfähigen Umsatzpotentials. Berechnung und Abgrenzung: Einflussgrößen zur Bestimmung des Einzugsgebiets sind v.a. die Zeitdistanzen von den Wohnorten der Konsumenten zu den zentralen Einkaufsorten in der Region; die Marktpotentiale der Gemeinden des potentiellen Einzugsgebiets; die Attraktivitätsgrade der konkurrierenden Einkaufsorte; die unterschiedliche Distanzempfindlichkeit und Ausgabebereitschaft für Güter des kurz-, mittel- und langfristigen Bedarfs. Die Abgrenzung erfolgt i.d.R. nach Bedarfsbereichen für Güter des kurz-, mittel- und langfristigen Bereichs. Zum Einzugsgebiet zählen alle Gemeinden, aus denen mindestens 10 % der verfügbaren Kaufkraft in den Untersuchungsort fließen. Dabei ist zu beachten, dass v.a. in Verdichtungsräumen eine unter 10 % liegende Kaufkraftbindung in €Werten einen erheblichen Umfang erreichen kann. Kaufkraft (nominal / real) Bedeutung: Die nominale Kaufkraft bezeichnet diejenige Geldmenge, die den privaten Haushalten innerhalb eines bestimmten Zeitraumes zur Verfügung steht. Sie setzt sich zusammen aus dem verfügbaren NettoEinkommen zuzüglich der Entnahmen aus Ersparnissen und aufgenommener Kredite, abzüglich der Bildung von Ersparnissen und der Tilgung von Schulden. Die reale Kaufkraft berücksichtigt das regional sehr unterschiedliche Niveau von Löhnen/Gehältern und Lebenshaltungskosten. Eine neue Untersuchung von MB Research, Nürnberg, belegt dabei deutliche Unterschiede. Kaufkraftkennziffer (KKZ) Bedeutung: Die KKZ bezeichnet die Kaufkraft einer Gemeinde pro Einwohner im Vergleich zum Bundesdurchschnitt (unabhängig von der Größe der Gemeinde). Berechnung: Aus der Einkommensteuer-Statistik der Städte und Gemeinden wird das gesamte im Ort verfügbare Netto-Einkommen aufsummiert und durch die Zahl der Einwohner geteilt. Daraus ergibt sich ein bestimmtes ortsspezifisches Pro-Kopf-Einkommen. Der Bundesdurchschnitt dieses Pro-Kopf-Einkommens wird gleich 100 gesetzt. Angenommen dieser Bundesdurchschnitt läge bei 10.226 €, so würde einem Ort mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 11.248 € die KKZ 110,0 zugewiesen, einem Ort mit € 9.203 entsprechend die KKZ 90,0. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 109 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Marktpotential Bedeutung: Das Marktpotential bezeichnet den Umsatzumfang eines Ortes auf Basis seiner Einwohnerzahl (ohne Kaufkraftzu- und -abflüsse aus dem Ein-zugsgebiet). Berechnung: Berechnungsbasis sind die jährlich neu ermittelten durchschnittlichen einzelhandelsrelevanten Verbrauchsausgaben pro Kopf in der BRD, multipliziert mit der Einwohnerzahl des Ortes. Umsatzpotential (bindungsfähiges) Bedeutung: Das bindungsfähige Umsatzpotential bezeichnet den Umfang des Umsatzes, den ein Ort auf Basis seinen eigenen, lokalen Marktpotentials, abzüglich der Kaufkraftabflüsse der eigenen Bevölkerung und zuzüglich der Kaufkraftzuflüsse der Bewohner des Einzugsgebiets, rechnerisch erreichen kann. Berechnung: Vom ermittelten lokalen Marktpotential wird der zu erwartende Kaufkraftabfluss der örtlichen Bevölkerung abgezogen und der zu erwartende Kaufkraftzufluss aus dem Einzugsgebiet hinzugerechnet (Ermittlung des zu erwartenden Kaufkraftzu- bzw. -abflusses über Einfluss von Entfernung und Attraktivität der Konkurrenzzentren = Distanz-MatrixModell nach HUFF). Dachau 2008 Umsatzkennziffer (UKZ) Bedeutung: Die UKZ bezeichnet die Umsatzkraft einer Gemeinde pro Einwohner (also nicht den Umsatz pro Einwohner!). Da am Umsatz eines Ortes zu beträchtlichen Teilen auch die Bewohner des Umlandes beteiligt sind, ist der Umsatz bzw. die Umsatzkennziffer Ausdruck der Zentralität eines Ortes und ein Kriterium für die Beurteilung seiner Standortattraktivität. Berechnungsbasis: Berechnungsbasis ist der (von MB Research jährlich geschätzte) örtliche Einzelhandelsumsatz (ohne Kfz/Mineralöl, aber mit EinzelhandelsNahrungsmittelhandwerk wie Bäcker/Metzger). Wie bei der KKZ wird der ortspezifische Wert mit dem Bundesdurchschnitt verglichen und auf die Einwohnerzahl des Ortes bezogen. Einzelhandelszentralität Die Einzelhandelszentralität eines Ortes beschreibt das Verhältnis des am Ort getätigten Einzelhandelsumsatzes zu der am Ort vorhandenen Nachfrage. Wenn die Zentralität einen Wert von über 100 % einnimmt, so fließt Kaufkraft aus dem Umland in den Ort, die die Abflüsse übersteigt. Liegt die Zentralität unter 100 %, so existieren Abflüsse von Kaufkraft, die nicht durch die Zuflüsse kompensiert werden können. Je größer die Zentralität eines Ortes ist, desto größer ist seine Sogkraft auf die Kaufkraft im Umland. Die Zentralität eines Ortes wird z.B. durch die Qualität und Quantität an Verkaufsfläche, den Branchenmix, die Verkehrsanbindung und die Kaufkraft im Marktgebiet gesteuert. CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 110 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Non-Food-Sortimente von Lebensmittelmärkten (nach EHI, EuroHandelsinstitut GmbH, Köln, 2007) Non-Food I: Wasch-, Putz-, und Reinigungsmittel, Schuh-, Kleiderpflege, Hygieneartikel, Hygienepapiere, Säuglingspflege, Watte, Verbandsstoffe, Haar-, Haut-, Mund- und Körperpflege, Sonnen- und Insektenschutz, Kosmetika, Fußpflegemittel, Tiernahrung/Tierpflegeartikel Non-Food II: Textilien, Heimtextilien, Kurzwaren, Schuhe, Lederwaren, Koffer, Schirme, Haushaltswaren, Bilderrahmen, Galanteriewaren, Camping-, Garten- und Sportartikel, Unterhaltungselektronik, Elektrogeräte- und artikel, Elektrogroßgeräte, Schmuck, Foto, Uhren, Brillen, Spielwaren, Papier-, Büro- und Schreibwaren, Bücher Zeitungen, Zeitschriften, EDV, Kommunikation, Do-it-Yourself-Artikel (Baumarktartikel), Eisenkurzwaren, Farben, Lacke, Autozubehör, Fahrradzubehör, Blumen, Pflanzen, Samen, Düngemittel, Insektizide, Sonstiges, wie Möbel und Sanitärbedarf. Wir unterscheiden zwischen folgenden Einzelhandels-Betriebstypen: Fachgeschäft Sehr unterschiedliche Verkaufsflächengrößen, branchenspezialisiert, tiefes Sortiment, in der Regel umfangreiche Beratung und Kundenservice (Als Filialisten sind z.B. Benetton oder Fielmann zu nennen). Fachmarkt Meist großflächiges Nonfood-Fachgeschäft (Ausnahme: Getränkemärkte) mit bestimmtem Branchenschwerpunkt, mit breitem und tiefem Sortimentsangebot, in der Regel viel Selbstbedienung und Vorwahl, oft knappe Personalbesetzung (z.B. Obi, Vögele, Media-Markt, Deichmann, ARO-Teppichwelt). Fachmarktzentren vereinen zahlreiche unterschiedliche Fachmarktkonzeptionen unter einem Dach oder auch in offener Bauweise. Dachau 2008 Shopping-Center Großflächige Konzentration vieler Einzelhandelsfachgeschäfte diverser Branchen, Gastronomie- und Dienstleistungsbetriebe meist unter einem Dach, oft ergänzt durch Fachmärkte, Kaufhäuser, Warenhäuser und Verbrauchermärkte; großes Angebot an Kundenparkplätzen; i.d.R. zentrale Verwaltung und Gemeinschaftswerbung. Errichtung häufig aufgrund zentraler Planung. Oft werden bestehende Einkaufszentren auch weiterentwickelt und vergrößert, mit der Folge, dass sich eine gravierende Veränderung der Wettbewerbssituation ergeben kann (z.B. OlympiaEinkaufszentrum in München, Brückencenter in Ansbach). Supermarkt Ca. 400 bis 1.500 m² Verkaufsfläche, Lebensmittelvollsortiment inkl. Frischfleisch, ab 800 m² Verkaufsfläche bereits höherer Nonfood-Anteil: Umsatzanteil ca. 10 - 15 %, Flächenanteil ca. 20 - 30 % (z.B. Spar, Edeka, Tengelmann). Lebensmittel- Meist Betriebsgrößen zwischen ca. 700 und 1.200 m² Discounter Verkaufsfläche, ausgewähltes, spezialisiertes Sortiment mit relativ niedriger Artikelzahl, grundsätzlich ohne Bedienungsabteilungen, preisaggressiv, weiter zunehmender Nonfood-Umsatzanteil (Aldi, Lidl, Norma). Verbrauchermarkt Verkaufsfläche ca. 1.500 bis 5.000 m², Lebensmittelvollsortiment, mit zunehmender Fläche stark ansteigender Flächenanteil an Nonfood-Abteilungen (Gebrauchsgüter), Nonfood-Umsatzanteil ca. 20 - 40 %, Nonfood-Flächenanteil ca. 30 - 60 % (Kaufland). SB-Warenhaus Verkaufsfläche über 5.000 m², neben einer leistungsfähigen Lebensmittelabteilung (Umsatzanteil i.d.R. über 50 %) umfangreiche Nonfood-Abteilungen: NonfoodUmsatzanteil ca. 35 - 50 %, Nonfood-Flächenanteil ca. 60 75 %. Standort häufig peripher, großes Angebot an eigenen Kundenparkplätzen (Globus, Real). CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de 111 Einzelhandels- und Zentrenkonzept – Teil I: Zentren- und Standortkonzept Warenhaus In der Regel Verkaufsfläche über 3.000 m², in zentraler Lage, meist mit Lebensmittelabteilung, breites und tiefes Sortiment, hier überwiegend Vorwahlsystem und Bedie-nung (Karstadt, Kaufhof). Kaufhaus In der Regel Verkaufsfläche über 1.000 m², in zentraler Lage, breites, tiefes Nonfood-Sortiment, im Gegensatz zum Warenhaus meist mit bestimmtem Branchenschwerpunkt, oft Textil (C&A, H&M). CIMA Beratung + Management GmbH Brienner Str. 45 80333 München Dipl.-Geogr. Stefan Gortan [email protected] www.cima.de Dachau 2008 112