Pläne fürs Schmeißer-Stift werden konkret

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Pläne fürs Schmeißer-Stift werden konkret
REGION EBERBACH
Nr. 81 / Rhein-Neckar-Zeitung
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Ü B R I G E N S . . .
Deutlicher
geht’s nicht
Von Martina Birkelbach
Es gibt verschiedene Reaktionen der
Autofahrer auf Fußgänger, die den
riesigen, eigentlich nicht zu übersehenden Fußgängerüberweg (Zebrastreifen samt großen Schildern, deutlicher geht’s nicht) vom Lauer in die
Hauptstraße
überqueren
wollen.
Manche fahren langsam und vorsichtig, den Zebrastreifen schon von
der Ferne aus in Sicht. Sie halten
prompt. Andere sind schneller unterwegs, legen dann eine Vollbremsung hin. Etwas gefährlich, aber sie
halten und entschuldigen sich oft noch
für ihre etwas raue Art. Und dann gibt
es die, die einfach weiterbrettern, stur
geradeaus schauen und einem fast die
Füße abfahren. Und dabei sieht es so
aus, als pfeifen sie noch fröhlich vor
sich hin. Die mag ich nicht! Vielleicht
sollten die sich mal an ihre Fahrstunde erinnern: An Zebrastreifen haben Fußgänger absoluten Vorrang. Das
gilt bereits, wenn ein Fußgänger auf
dem Bürgersteig in Richtung des Zebrastreifens geht. Oder wenn es auch nur
den Anschein hat, als würde der Fußgänger den Überweg benutzen wollen. Er braucht also nicht davor zu stehen und warten. So! Und wenn es nicht
hilft, dann mache ich die nächsten Tage nichts anderes, als den Anschein zu
haben, ich würde den Fußgängerüberweg nutzen wollen.
Autofahrer wurde
leicht verletzt
Eberbach. Eine 76-jährige Frau verursachte am Mittwochvormittag in der
Karlstalstraße einen Verkehrsunfall, bei
dem ein 83-jähriger Mann leicht verletzt
wurde. Die Opel-Fahrerin war gegen
11.30 Uhr in Richtung Hirschhorner
Landstraße unterwegs und fuhr, vermutlich aufgrund eines Bedienfehlers, an
der Einmündung auf den verkehrsbedingt wartenden Opel des Rentners auf.
Dieser wiederum kollidierte noch mit dem
Citroen eines 51-Jährigen. Der 83-Jährige musste mit leichten Verletzungen in
ein Krankenhaus gebracht werden. Sein
Auto wurde abgeschleppt. Hierfür musste die Hirschhorner Landstraße kurzzeitig gesperrt werden. An allen drei
Fahrzeugen entstand Sachschaden in
Höhe von rund 13 000 Euro.
Hallentennisplatz soll
Fitnessfläche werden
Eberbach. Am Donnerstag, 14. April, tagt
der Bau- und Umweltausschuss in öffentlicher Sitzung im Ratssaal des Rathauses. Auf der Tagesordnung steht die
Umnutzung eines Hallentennisplatzes in
der Au zu einer Fitnessfläche. Außerdem
stehen diverse Bauanträge wie zur Errichtung eines Carports in der Au, zur
Überdachung einer Terrasse in der Königsberger Straße und für den Neubau eines Einfamilienhauses mit Doppelgarage
in Unterdielbach an. Zudem geht es um
die Vergabe von Bauleistungen für das
Kanalsanierungsprogramm. Die Sitzung
startet um 17.30 Uhr.
Infoabend für
VRN-Karte ab 60
Eberbach. Die Stadt lädt alle Senioren zu
einer Informationsveranstaltung mit
VRN-Referent Rainer Nimis, am Donnerstag, 21. April, um 14 Uhr, in den Ratssaal des Rathauses ein. Nimis wird über
attraktive Ausflugsziele, Fahrkartenangebote, die Bedienung von Fahrkartenautomaten sowie die Nutzung von Bussen und Bahnen bei Mobilitätseinschränkungen informieren. Im Besonderen wird der Referent auf die „Karte
ab 60“ eingehen.
Freitag, 8. April 2016
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Pläne fürs Schmeißer-Stift werden konkret
Wenn im Herbst die Genehmigung vorliegt, werden die Mitglieder gefragt, ob sie den Umbau zum betreuten Wohnen wirklich so wollen
Von Christofer Menges
Eberbach. Die Pläne für den Umbau des
Dr.-Schmeißer-Stifts zum betreuten
Wohnen werden konkreter. Architekt
Christoph Weidner zeigte den Mitgliedern des Vereins Stiftung Altersheim am
Mittwochabend in der Stadthalle erste
Ansichten, wie das Gebäude künftig aussehen soll. Die Pläne werden jetzt zur Genehmigung eingereicht. Für rund 125 000
Euro wurde das Büro Moray parallel mit
der Tragwerksplanung beauftragt.
Sobald die Behörden grünes Licht gegeben haben, voraussichtlich im Herbst,
sollen die Vereinsmitglieder endgültig
entscheiden, ob sie den Umbau zum betreuten Wohnen so wollen. Wird die Sanierung beschlossen, könnten die neuen
Seniorenwohnungen in der Innenstadt bei
einer geschätzten Bauzeit von zwei Jahren Anfang 2019 bezugsfertig sein.
Laut Bürgermeister und Vereinsvorsitzendem Peter Reichert wurde „intensiv geplant“: „Wir sitzen manchen Freitagnachmittag bis in die Puppen.“ Dabei
kam es gegenüber den ersten Entwürfen
34 betreute Wohnungen
im Herzen der Stadt
zu einigen Änderungen: Die alternativen
Wohnformen etwa in Form einer Senioren-WG im ersten Stock wurden verworfen. Dort sollen nun zehn normal betreute Wohnungen untergebracht werden. Drüber bleibt alles wie gehabt: Vom
zweiten bis zum fünften Stück jeweils fünf
Wohnungen pro Etage, auf der Dachterrasse zwei großzügige PenthouseWohnungen mit Blick über die Stadt, im
Erdgeschoss zwei weitere Wohnungen.
Insgesamt 34 betreute Wohnungen, die
kleinste mit 41 Quadratmetern, die größte mit 88.
Im Erdgeschoss bleibt die Küche fürs
Lebensrad, die unabhängig vom Gebäudeumbau in nicht allzu ferner Zeit saniert werden soll und laut Architekt
Weidner auch für die Wohnungen im Dr.Schmeißer-Stift noch Bedeutung bekommen könnte. Dazu kommen Räume
für einen ambulanten Pflegedienst und
Tagespflege, eine Lounge mit Bibliothek
und ein kleines Café. Im Keller sollen 30
Nur noch zwei Balkone statt fünf auf jeder Seite und Sandstein nur noch am Sockel: So soll das Dr.-Schmeißer-Stift in der Luisenstraße
nach dem Umbau fürs betreute Wohnen künftig aussehen. Grafik: Architekturbüro Planrausch
Abstellräume à fünf Quadratmeter untergebracht werden. Darüber hinaus hält
es Planer Weidner für möglich, das
Schwimmbad in Veranstaltungs- und
Seminarräume umzuwandeln. Die Kosten dafür sind im jetzt geplanten Umbau
jedoch noch nicht enthalten.
Die berechneten Baukosten stiegen
gegenüber der ersten Schätzung um rund
220 000 Euro auf jetzt 5,93 Millionen Euro. Die Zusatzkosten entstehen durch den
Anbau eines Blockheizkraftwerks. Dadurch lässt sich laut Markus Scheurich
vom Ingenieurbüro Schulz der Energiestandard KfW 100 erreichen. Das entspricht dem eines Neubaus. Dadurch
wiederum kommt der Verein laut Vorstandsmitglied Heiko Stumpf an einen
Tilgungszuschuss und ein günstiges Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Den finanziellen Vorteil für den Verein beziffert Stumpft auf fast eine Million Euro.
Finanziell sei das Projekt für den Verein durchaus stemmbar, zumal als Puffer
eine Leerstandsquote von 9,7 Prozent
einkalkuliert sei. Zum Vergleich: Bei der
Eberbacher Baugenossenschaft liegt die
Leerstandsquote derzeit bei rund drei
Prozent. Zudem bleibt das Eigenkapital
des Vereins von rund 2,2 Millionen Euro
noch unangetastet: Die vorgestellte Kal-
BETREUTES WOHNEN IM DR.-SCHMEISSER-STIFT
Gesamtfläche
vermietbare Fläche
davon :
34 Wohnungen (o. Balkone)
Tagespflege
ambulante Pflege
4775 m2
2632 m2
2178 m2
220 m2
93 m2
berechnete Umbaukosten
5,93 Mio. €
Miete Wohnungen
8 bis 12 €/m2
kalk. Durchschnittsmiete
8,22 €
jährl. Mieteinnahmen
259 443 €
jährl. Zinsen (Vollfinanzierung) 70 971 €
kalk. Rendite
0,68 %
kulation geht von einer Vollfinanzierung
über Kredite bei Zinsen von bis zu 1,95
Prozent aus.
Vereinzelt gab es noch Kritik aus der
Versammlung. Helmut Weihrauch bezeichnete die Fassade mit den neuen Balkonen als „verunstaltet“ und kritisierte
den Abriss des erst rund 30 Jahre alten
Pflegeanbaus, der für Parkplätze und ein
zweites Treppenhaus weichen soll. Wolfgang Court meldete Zweifel an, ob der
eingeplante Puffer für eine Teuerung der
Bau- und Zinskosten ausreichend sei.
Der Pflegeanbau weist jedoch laut
Vorsitzendem Reichert von allen Gebäudeteilen den schlechtesten Zustand
auf. Zudem biete der Abriss eine zusätzliche Chance: Wenn nämlich das Projekt „Betreutes Wohnen im Dr.Schmeißer-Stift“ gut läuft, ließen sich
dort über den Parkplätzen problemlos
und mit Anbindung ans neue Treppenhaus weitere Wohnungen bauen.
F
i Info: Die Pläne sind ab Dienstag im
Rathaus und im Lebensrad zu sehen.
Ländliche Kommunen suchen nach neuen Nahverkehrsformen
In Allemühl wurde der Bürgerbus vorgestellt – Land und EU unterstützen ehrenamtliche Mobilitätsangebote – Berichte aus der Praxis
Von Jutta Biener-Drews
Schönbrunn. Bezahlbare Mobilität im
ländlichen Raum ist eine Aufgabe, die
nicht nur Schönbrunn mit seinen 2900
Einwohnern in fünf Ortsteilen auf den
Nägeln brennt. Das Problem einer nur lückenhaften Versorgung kleiner Dörfer
und ihrer älter werdenden Einwohner mit
ÖPNV-Angeboten drückt auch andere
Kommunen. Und verlangt nach neuen
Formen der Nahverkehrsversorgung, wie
sie die sogenannten Bürgerbusse und
ähnlich strukturierte ehrenamtliche
Fahrdienste bieten (siehe Kasten). Was es
damit auf sich hat, wie sich ein Bürgerbus aufbauen, erfolgreich betreiben und
finanzieren lässt, war Gegenstand einer
gut besuchten Informationsveranstaltung in der alten Schule von Allemühl.
Zur von der Leader-Regionalentwicklung Neckartal-Odenwald und dem
Ehrenamtszentrum Neckar-Odenwald
organisierten Runde konnte Bürgermeister Jan Frey als Hausherr begrüßen:
den Leiter der Leader-Geschäftsstelle
Martin Säurle, den früheren Waldbrunner Bürgermeister Klaus Schölch,
Vorsitzender des Vereins Regionalentwicklung Neckartal-Odenwald („die
Leader-Strukturprogramme für ländliche Räume sind hier auf gutem Weg“) und
als Referent Dr. Martin Schiefelbusch. Er
ist bei der Nahverkehrgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) für ÖPNV und
innovative Angebotsformen im ländlichen Raum zuständig. Um den interessierten Zuhörern, darunter etliche Bürgermeister, einen Eindruck davon zu geben, wie ehrenamtliche Verkehrsmodelle
funktionieren, stellten Maxi-Monika
Thürl und Dieter Scheidel aus ihrer Praxis den Fahrdienst Seckach bzw. den
Bürgerbus Grünsfeld vor.
Die Stärke des Bürgerbusses ist seine
persönliche Note, sagte Referent Schiefelbusch und erläuterte fünf der auch in
Baden-Württemberg verbreiteten ehrenamtlichen Mobilitätsformen. Vorrangig den klassischen Bürgerbus mit
festem Fahrplan, das Bürgerrufauto und
den sozialen Bürgerfahrdienst für spezielle Gruppen oder Zwecke (wie beispielsweise Einkaufs- und Arztfahrten),
Die Konzepte variieren laut Schiefelbusch stark – angefangen bei der Trä-
Der ÖPNV reicht im ländlichen Raum – im Bild: Allemühl – nicht aus, um „Dörfer attraktiv
und zukunftsfähig zu erhalten“ (Leader-Förderthema). Neue Verkehrskonzepte sind gefragt.
gerschaft (denkbar ist
Bürgerbus und in
etwa ein eigener VerSeckach beim soein, die Gemeinde sozialen Fahrdienst.
wie eine Mischform als
Beiden Modellen
Träger) und Versiist unter anderem
cherungsfragen bis zu
gemein: es werden
den Einsatzmöglichnur eigene, rein
keiten. Bei ihrer Umehrenamtlich täsetzung müsse ein
tige und eigens geKompromiss gefunden
schulte
Fahrer
werden zwischen dem
eingesetzt;
die
vorhandenen ÖPNVausschließliche
Angebot, in das sich
oder weitgehende
das
ehrenamtliche Jan Frey, Klaus Schölch, Martin Säurle und Nutzung als RufEngagement sinnvoll Dr. Martin Schiefelbusch (v.l.) in der alten verkehr
(mit
einzuordnen habe, und Allemühler Schule. Fotos: Biener-Drews
Fahrtanmeldung
den lokalen Mobiliam Vortag), die
tätsbedürfnissen. Das Land, so Schie- nach schleppenden Anfängen gute Akfelbusch, will die geeigneten Rahmen- zeptanz des Angebots – und das Bemübedingungen dafür bieten. Wichtig da- hen, damit auch den örtlichen Handel zu
bei: nicht konkurrieren, sondern koope- unterstützen. So gilt in Seckach, dessen
rieren mit Verkehrsanbietern vor Ort; das Zentrum im Unterschied zu seinen Ortsneue Angebot einbinden in die lokale Inf- teilen eine gute Infrastruktur aufweise,
rastruktur und Partner suchen (Feuer- ein Großteil aller Fahrten dem Einkauf.
wehr, DRK, Gewerbetreibende); die ehIn Grünsfeld, erläutert Dieter Scheirenamtlich Aktiven nicht überfordern. del, läuft der Bürgerbus seit Oktober 2015.
Und schauen, wie es anderswo läuft.
Ein halbes Jahr zuvor wurde ein Verein
Zum Beispiel in Grünsfeld beim gegründet mit dem Ziel, die Mobilität der
Älteren zu fördern, einen Zubringer zum
Schienenverkehr sowie eine Anbindung
zum Industriepark und seinen Arbeitsstellen zu schaffen. Laut Scheidel wurde
ein Sponsor gefunden, der einen Neunsitzer als Fahrzeug anschaffte, 48 Firmen unterstützen das Unternehmen
durch ihre Werbung auf dem Bus. Die Buchung der Fahrten läuft hier über die
Stadt, die auch finanziell mit im Boot ist.
In Seckach gibt es seit 2008 einen mit
privaten Pkw besorgten Fahrdienst speziell für in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen. „Einen Verein
wollten wir nicht gründen“, berichtet
Maxi-Monika Thürl, „aber die Unterstützung durch die Gemeinde war groß“.
Das jetzige Angebot ermögliche Senioren nun sogar den Verbleib in ihrer vertrauten Umgebung: durch Fahrten zu
Ärzten, Therapeuten und zum Einkauf.
Wie man Bürgerbusse zum Rollen
bringt und ihren Betrieb finanziert, welche EU(Leader)- und Landesfördertöpfe
sich dafür anzapfen lassen, dazu gibt es
Infos
auf
www.buergerbus-bw.de,
www.leader-neckartal-odenwald.de. Ein
Praxisworkshop findet am 29. April, 10.30
Uhr, im Landratsamt in Heidelberg statt.
HINTERGRUND
> Der Bürgerbus ist ein Nahverkehrsangebot von Bürgern für Bürger
und dazu gedacht, speziell im vom
ÖPNV unterversorgten ländlichen
Raum das bestehende Angebot sinnvoll und ohne hohen finanziellen Aufwand für die Kommunen zu ergänzen.
Mit Hilfe solcher ehrenamtlich organisierter Personenbeförderung – sei es
in Kleinbussen oder in Privat-Pkw mit
ehrenamtlichen Fahrern – ist auf dem
Land eine örtliche Feinerschließung
möglich, die vom gewerblichen Linienverkehr nicht zu leisten ist, und die
passgenau und flexibel auf lokale
Wünsche und Verhältnisse eingehen
kann. So lassen sich Lücken in Busfahrplänen schließen, Dörfer auch außerhalb der Schülerbeförderung bedienen, Wohngebiete erschließen und
Mobilität unabhängig vom Individualverkehr z.B. auch für Senioren gewährleisten.