Erfahrungsbericht Auslandssemester

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Erfahrungsbericht Auslandssemester
Erfahrungsbericht
Auslandssemester
University of Alberta
Edmonton, Alberta, Kanada
27.08. bis 29.12.2012
Cand. rer. mont. Maximilian Hertrampf
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1
2 Vorbereitungen
2
3 Anreise & erste Woche
3
4 Universität
4.1 Campus . . . . . . . . .
4.2 Unterricht . . . . . . .
4.3 Benotung & Prüfungen
4.4 Sport . . . . . . . . . .
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I
1 Einleitung
1 Einleitung
Dieser Erfahrungsbericht ist eine kurze Zusammenfassung meiner Erlebnisse während
meines Auslandssemesters an der University of Alberta in Edmonton. Er soll dazu dienen, anderen Studenten einen Eindruck zu vermitteln, wie das Studium an der Uni
und das allgemeine Leben vor Ort ablaufen und vielleicht als Grundlage für einen eigenen Aufenthalt an der UoA dienen.
Dieser Bericht beruht auf eigenen Erfahrungen in Alberta. Ein anderer Austauschstudent mag wohl möglich andere Eindrücke erlebt haben. Ich absolvierte drei Kurse im
Bereich des ingenieurtechnischen Bergbaustudiums.
Jeden, der den Wunsch hat, im Ausland zu studieren, kann ich nur dazu ermutigen,
dies zu tun. Mein Auslandssemester war eine sehr große Bereicherung für mich und
ich möchte dieses Erlebnis und Abenteuer nicht missen. Auf diesem Wege möchte ich
auch allen danken, die mir diesen Auslandsaufenthalt ermöglicht und mich dabei unterstützt haben.
Cand. rer. mont. Maximilian Hertrampf
Lübbenau, 29. Dezember 2012
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2 Vorbereitungen
2 Vorbereitungen
Als ich mich dazu entschieden hatte, ein Auslandssemester im WS 12/13 zu absolvieren, ging es darum, eine passende Universität im Ausland zu finden. Ich war auf der
Suche nach einer renommierten Bergbauuni im englischsprachigen Ausland, da eines
meiner Ziele war, mein Fachvokabular im Englisch zu verbessern und auszubauen.
So erkundigte ich mich nach Partneruniversitäten der Bergakademie. Und ich wurde
auch recht schnell fündig - die University of Alberta (UoA) in Edmonton, Kanada. Das
Einzige, was ich über Kanada wusste, war das es ein sehr großes Land mit viel Natur
ist und ich habe davon gehört, dass die Kanadier ein sehr nettes Volk sein sollen.
Zuerst erkundigte ich mich bei der Dekanatsrätin, meinen Studiendekan und im Studentenbüro wie ein Auslandsaufenthalt in mein Studium integriert werden könnte. Es
kristallisierte sich ziemlich schnell heraus, dass ich wohl ein Jahr in Freiberg aussetzen sollte, da ich nur einige Kurse anrechnen lassen und der Einstieg aufgrund des
Diplomstudienganges im Sommersemester schwierig werden könnte.
Nachdem dies geklärt war, bewarb ich mich um einen Austauschplatz am Internationalen Universitätszentrum in Freiberg. Dazu brauchte ich unter anderem einen Englischnachweis. Ein TOEFL-Test wurde aber von der kanadischen Uni nicht verlangt. In
einem persönlichen Gespräch musste ich noch meine Umstände und Gründe für den
Aufenthalt schildern. Und dann bekam ich die glückliche Nachricht, dass ich einen
Platz bekommen könnte. Darüber hatte ich mich natürlich riesig gefreut. Nun hieß
es massenweise Unterlagen für die UoA ausfüllen und einreichen. Im Juni bekam ich
dann auch die Zustimmung aus Kanada.
Bevor es losgehen konnte, waren so einige Dinge zu erledigen: Flug buchen, ESTA beantragen (da ich über die USA Transit reiste), Auslandskrankenversicherung abschließen, in Kurse online einschreiben, Beurlaubung in Freiberg einreichen und natürlich
sich von den Kameraden und der Familie zu Hause verabschieden.
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3 Anreise & erste Woche
3 Anreise & erste Woche
Am 28. August ging es dann endlich los! Ich flog von Berlin über Amsterdam und
Minneapolis nach Edmonton. Als ich auf kanadischem Boden aufsetzte, war es mitten in der Nacht. Den ersten Eindruck, den ich von Edmonton hatte, war ein riesiges
Lichtermeer in den dunklen Weiten Albertas. Die Gegend ist hier echt dünn besiedelt.
Nachdem ich dem Immigration Office erklärt hatte, was ich in Kanada will, erhielt ich
meinen Stempel im Pass und durfte einreisen. Ein Visum braucht man als Austauschstudent hier nicht, solange man nicht länger als sechs Monate bleibt. Der Flughafen
liegt außerhalb. So ging es früh mit dem ÖPNV in die Stadt. Dies war recht problemlos.
Als erstes ging es zum International Centre (IC). Dies ist die Anlaufstelle für internationale Studenten. Am ersten Tag holte ich meinen Studentausweis, die OneCard, ab. Mit
der kann man hier auf dem Unigelände bezahlen und sich natürlich als Student ausweisen. Des Weiteren holte ich den U-Pass ab. Dies ist eigentlich nur ein Aufkleber, der
auf die OneCard kommt. Damit kann man dann aber in ganz Edmonton den ÖPNV
kostenlos benutzen. Außerdem suchte ich meinem Kursbetreuer auf, um letzte Details
für meine Kurse zu klären. Ich belegte nun „Technologie unter Tage“, „Tagebautechnologie und Rekultivierung“ sowie „Technisches Darstellen“. Für das Handy besorgte
ich mir eine SIM-Karte. Da ich nicht viel telefoniere, reichte mir eine Prepaidkarte, die
man hier überall bekommt. Am Nachmittag ging es dann endlich ins Hotel, welches
ich von zu Hause aus schon gebucht hatte. Das Hostel war leider schon ausgebucht.
Für die ersten Tage war dies aber erstmal eine Lösung.
Die Transition Days sind eine gute Möglichkeit, um sich die ersten Tage zu recht zu
finden. Diese Orientierungstage speziell für die Austauschstudenten bieten einem eine
sehr gute Campustour; Vorträge zu allgemeinem Leben in Edmonton, Unterrichtsverhalten, Konto in Kanada (deutsche Kreditkarte reicht aber auch aus), Handyverträgen,
usw.; Möglichkeiten, um recht schnell neue Kommilitonen kennen zu lernen; und an
manchen Tagen kostengünstiges Barbecue oder Waffelfrühstück.
In der ersten Woche organisierte ich mir vor Ort auch ein WG-Zimmer. Meine Bewerbung am Wohnheim ist total in die Hose gegangen. Die Papierbewerbungen, die
von Deutschland aus geschickt wurden, landeten im Schredder. Einige der anderen
Austauschstudenten wurden per Email darüber informiert, sich nochmals online zu
bewerben. Ich hatte aber nie eine solche Email erhalten. Deswegen bin ich auch immer
noch sehr verärgert über die Wohnheimvergabestelle. Da ich somit den online End-
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3 Anreise & erste Woche
termin verpasst hatte, hatte ich auch keinen Anspruch auf einen Platz. Dass ich eine
Papierbewerbung eingereicht hatte, interessierte hier dann auch keinen. Das Einzige,
was ich bekam, waren Internetseiten, wo man sich über private Annoncen erkundigen konnte. Die hatte ich aber auch schon vorher gefunden. Letztendlich konnte ich so
auch ein für kanadische Verhältnisse günstiges WG-Zimmer ($ 600 pro Monat) uninah
finden. Jeden, den ich in Kanada kennen gelernt habe und die gleichen Probleme hatte,
fand eine Bleibe. Es soll also kein Hindernis sein, ohne Zusage für ein Zimmer, nach
Edmonton zu kommen. Vieles lässt sich vor Ort gut klären und heraus finden.
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4 Universität
4 Universität
4.1 Campus
Der Hauptcampus der UoA ist der Nordcampus, am North Saskatchewan River gelegen. Die Uni wurde 1908 gegründet und ist eine der führenden auf dem nordamerikanischen Kontinent. Viele Gebäude stammen aus den 70er oder 80er Jahren. Lediglich
die Ingenieur-, Medizin- und Teile der Sportgebäude sind sehr modern und neu.
Die drei ältesten Gebäude auf dem Campus beherbergen die Verwaltung. Das ehemalige Kraftwerk der Stadt ist heute eine kleine Bar. Außerdem befinden sich zwei große
Bibliotheken auf dem Campus. Ich als Ingenieurstudent habe hier aber nie ein Buch
ausgeliehen. Das neueste Gebäude ist das der Naturwissenschaften. Dieses befindet
sich an dem größten von drei Grünflächen. Auf diesen kann man sich sehr gut erholen
und auch Hasen und Hörnchen beobachten.
Im westlichen Teil des Nordcampus befinden sich die Ingenieurgebäude und somit
auch das Ressourcengebäude, wo ich Unterricht hatte. Zwischen den einzelnen Gebäuden gibt es so genannte Pedways. Dies sind überdachte Brücken, die die einzelnen
Komplexe verbinden. Somit kann man gerade im Winter immer im Warmen von einem zum anderen Gebäude gehen.
Eine Mensa, so wie man es aus Deutschland kennt, gibt es hier nicht. Das studentische Treiben spielt sich hier in der SUB (Student Union Building) ab. Hier gibt es
FastFood-Ketten, den studentischen Buchladen, Sitzmöglichkeiten, kostenlos Wasserspender (auch für Flaschen zum Nachfüllen), eine studentenpreisfreundliche Bar und
einen Druckservice. Im Buchladen bekommt man alles an Schreibwaren, Uni T-Shirts
und Kursbüchern, die man sich zu Beginn des Semester kaufen muss bzw. kann. Was
auch zu empfehlen ist, sich ein Schließfach bei einen der Clubs zu mieten. Somit kann
man die schweren Bücher in der Uni lassen, wenn man sie zu Hause nicht braucht,
oder seine Jacke tagsüber einschließen.
Auf dem Campus befindet sich des Weiteren eine französische (ja Kanada ist zweisprachig) und eine katholische Fakultät. Die HUB im östlichen Teil ist Wohnheim und
Einkausmall zugleich. Der Bau ist aber auch schon alt wie der Großteil des Campus.
In den Gebäuden ist das Klima meiner Meinung nach übertrieben. Im Spätsommer
liefen die Klimaanlagen auf Hochtouren, so dass man mit Strickjacke im Unterricht
saß, und im Winter wurde dermaßen geheizt, dass man mit T-Shirt in die Uni gehen
konnte.
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4 Universität
4.2 Unterricht
Da ich nur drei Kurse belegte, hatte ich auch immer nur am Vormittag Unterricht. Tiefbau fand montags, mittwochs und freitags zu immer 50 Minuten statt. Die Tagebauvorlesungen waren mit 90 Minuten zwar länger, aber dafür auch nur am Dienstag und
Donnerstag. Technisches Darstellen wurde nur mittwochs und freitags zu je 50 Minuten abgehandelt.
Auf den ersten Blick mag es sich zwar nach sehr wenig anhören, aber man muss bedenken, dass man in jedem Kurs Hausaufgaben aufbekommt, die z.T. einige Nachmittage in Anspruch nehmen. Außerdem hatte ich für Tage- und Tiefbau einige Labs.
Hier wurden in Gruppen größere Probleme erarbeitet. Gruppenarbeit wird in Kanada
sowieso sehr groß geschrieben. In Tagebau z.B. wurden die Hausaufgaben immer in
Viererteams erarbeitet.
Des Weiteren hatte ich in Technischem Darstellen montags immer eine Übungsstunde
von 3 Stunden, bei der wir im Selbststudium mit einem dicken Lehrbuch die Software
AutoCad behandelten. Bei Fragen stand der Professor immer zu Verfügung.
An sich ist die kanadische Lehrweise sehr verschult an den Universitäten. In den Vorlesungen wird alles bis ins Detail erklärt, damit man auch ja in der Lage ist, die Übungen
zu bewerkstelligen. Auf der anderen Seite, mussten für die Übungen sehr viele Annahmen und Entscheidungen getroffen werden, wo das selbstständige Denken wieder
gefördert wird. Was mich als angehenden Ingenieur sehr gestört hatte, war, dass auf
dem nordamerikanischen Kontinent selten wirklich Formelzeichen oder standardisierte Einheiten verwendet werden. Da beginnt schnell mal eine „Formel“ mit einem Wort.
Weiterhin wird hier auch das Imperialsystem gelehrt. An sich verwendet Kanada ja das
metrische System, aber da die USA nicht weit sind und gerade im Bergbau auch eine
Rolle spielen, wird das meiner Ansicht nach überholte System weiterhin verwendet.
Auch das sehr späte Erscheinen zum Unterricht, z.T. eine Minute vor Beginn, war für
mich etwas Neues. Was mir sehr im Unterricht geholfen hatte, war ein Fachwörterbuch. So konnte man doch mal schnell das ein oder andere Wort nachschlagen.
Dass man die Professoren sehr einfach nach dem Unterricht in ihren Büros antreffen
und somit auch nochmal die ein oder andere Frage stellen konnte, hat mir sehr gut
gefallen. Ich kenne dies zwar auch aus Freiberg, aber für eine große Uni ist das dann
doch besonders. Auch ein Smalltalk war schnell mal drin.
Das Herbstsemester verläuft hier übrigens vom September bis Anfang Dezember. Im
Dezember stehen dann nur noch die Endprüfungen bis Weihnachten an. Im Januar
beginnt dann schon das Wintersemester.
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4 Universität
4.3 Benotung & Prüfungen
Die Kursnote setzt sich aus mehreren Teilen zusammen. Einerseits gehen die schon benannten Hausaufgaben mit ein. Andererseits werden in einigen Kursen Projektarbeiten oder Präsentation, die man über das Semester anfertigen/halten musste, verlangt.
Auch gibt es in der Mitte des Semesters einen sogenannten Midterm. Dies ist eine Zwischenprüfung, die auch in die Endnote mit eingeht. Die Zeit während der Midterms
war ziemlich stressig, da man neben dem Lernen natürlich auch in die Uni gehen und
Hausaufgaben machen musste. Mit mindestens 40 % geht dann die Abschlussprüfung
in die Note ein.
Betrug oder Schummeln wird in Kanada überhaupt nicht geduldet. Wird man erwischt, droht einem die Exmatrikulation. Auch die Disziplin während der Prüfungen hatte mich sehr erstaunt. Die Prüfungen wurden anfangs ausgeteilt und nicht angerührt,
bis es den Startschuss gab. Es versuchte wirklich niemand nach rechts oder links zu
schauen. Und wenn das Ende verkündet wird, legt auch sofort jeder seinen Stift weg.
Die Prüfungen sind ganz unterschiedlich bei mir abgelaufen. In den kleineren Kurse
wie Tage- und Tiefbau schrieben wir im Unterrichtssaal. Es ist sogar vorgekommen,
dass der Professor während der Prüfung den Raum verlassen hat, und nach einer geraumen Zeit erst wieder zurückgekehrt ist. Wer jetzt denkt, dass nun versucht wurde,
irgendwie zu Schummeln, liegt falsch. Die Disziplin, die mir hier gezeigt wurde, hatte
mich echt beeindruckt.
In meinem größeren Kurs Technisches Darstellen, wurden die Prüfungen immer in
großen Sälen abgehalten. Die Abschlussprüfung fand z.B. in der Sportarena statt. In
der riesigen Sporthalle waren zig Reihen mit Stühlen und Tischen aufgestellt. Man
muss sich ein überdachtes Fußballfeld voller Prüfungsplätze vorstellen. Die Reihen
waren durchnummeriert. Es wurden gleichzeitig mehrere unterschiedliche Prüfungen geschrieben. Eine war immer zwei Reihen versetzt angeordnet. Mittendrin waren
große Uhren aufgestellt. Nachdem tausende Studenten einen Platz gefunden hatten,
gab es per Mikrofon noch Durchsagen und dann den Startpfiff. Auch hier wurde nicht
gesprochen. Es war extrem leise, dafür dass hier so viele Studenten anwesend waren.
4.4 Sport
Das Sportangebot an der UoA ist überwältigend - typisch Nordamerika. Im Sportzentrum, dem Van Vliet Centre, findet man fast alles, was man sich an Sportmöglichkeiten vorstellen kann. Hier kann man auch zu bestimmten Zeiten kostenlos in einer der
beiden Pools schwimmen gehen. Der Pavillon, auch Butterdome genannt, ist das Herzstück des Sportzentrums. Es ist eine riesige überdachte Leichtathletikarena. In der Ecke
befindet sich auch ein Kletterfelsen, den Undergraduate Studenten mittwochs immer
kostenlos benutzen durften.
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4 Universität
Wie schon gesagt, ist das Angebot an Sportarten riesig. Es gibt auf der einen Seite die
von der Uni angebotenen Sportkurse, in die man sich eintragen konnte, und auf der
anderen Seite die zahlreichen Sportclubs. Ich besuchte u.a. den Wasserball-Club, den
Fechtkurs und die Kletterstunde. Weiterhin besteht die Möglichkeit die Eisarena zu bestimmten Zeiten zu benutzen. Zum einen gab es Stunden nur zum Schlittschuhlaufen,
auch am Wochenende, und zum anderen gab es Stunden, zu denen man mit Schläger
und Puck richtig Hockey üben konnte.
Auch die Spiele der Unimannschaften, Bears and Pandas, sind sehenswert. Gerade
die männliche Hockeymannschaft ist eine der besten in Kanada. Aber auch American
Football oder Basketball sind sehenswert.
Als normaler Austauschstudent hat man natürlich nicht die Möglichkeit in den Uniteams mit zu spielen. Dafür gibt es aber die Intramural/Recreational Sports. Hier können die normalen Studenten sich mit Teams beteiligen. Finden sich genug Studenten
zusammen, können sie ein Team aufstellen und gegen andere antreten. Ich spielte beim
Fußball für eines der Wohnheimteams. Die Fußballspiele fanden zu Beginn des Semesters statt. Da zu der Zeit es noch warm genug draußen war. Ab Mitte des Semesters
spielte ich dann in der Bergbau-Hockeymannschaft. Mit vernünftiger Ausrüstung, die
man sich kostenlos ausleihen kann, konnte ich so mal den kanadischen Nationalsport
selbst richtig miterleben. Es war eines der besten Erfahrungen, die ich sportlich hier
gemacht habe. Man spielt mit den Teams dann in einer richtigen Liga und kann es bis
zu den Finalen schaffen.
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5 Edmonton
5 Edmonton
Die Stadt ist wie viele der nordamerikanischen Städte im Schachbrettmuster aufgebaut. Die Orientierung fällt damit recht leicht, da man nur die Street- und Avenuenummer braucht. Man sollte aber nicht die Entfernungen unterschätzen - zehn Blocs
sind eine weite Strecke. Entlang des Flusses gibt es zahlreiche Parkanlagen, wo man
spazieren gehen oder Sport treiben kann. Wenn man Glück hat, sieht man auch einen
Biber am Fluss.
Die Innenstadt mit ihren zahlreichen Wolkenkratzern sieht man als Student eher selten.
Hier gibt es zwar ein paar Bars und einige Einkaufsmöglichkeiten, wie das Edmonton
City Centre. Das studentische Leben spielt sich dann aber doch eher auf dem Campus oder am Wochenende auf der Whyte Avenue (82 Ave) ab. Hier liegt nämlich der
Stadtteil Old Strathcona. Dieser bietet mit seinen vielen Bars, Kinos und co. eine gute
Abwechslung zum alltäglichen Leben.
Wer richtig shoppen gehen will, findet in der West Edmonton Mall, bis 2004 die größte
der Welt, eigentlich alles. Neben Geschäften gibt es hier auch einen Wasserpark. Auch
im South Common findet man gute Einkaufsmöglichkeiten. Hier gibt es einen IKEA
und viele Sport Outlets.
Sehenswürdigkeiten gibt es viele in Edmonton. Neben dem Regierungsgebäude, dem
Legislature, lohnt es sich das Fort Edmonton und das Royal Alberta Museum zu besuchen. Hier lernt man so einiges über die Geschichte Kanadas und der Region sowie
über die hiesige Tier- und Pflanzenwelt. Eine Fahrt mit der historischen Eisenbahn
über die High Level Bridge lohnt sich auch allemal, da man von der Brücke einen
wunderbaren Blick auf die ganze Stadt hat.
Edmonton ist auch die Stadt der Festivals. Über das Semester verteilt gab es so einige.
Besonders gut war das Canadian Finals Rodeo. Im Eishockeystadium der Oilers fand
an zwei Tagen professionelles Rodeo statt. Dies war sehr beeindruckend. An Halloween fand auch eine Kneipentour von der Uni aus organisiert statt. Diese sollte man
sich nicht entgehen lassen. Hier kann man neue Leute und viele der Bars in Edmonton
kennen lernen.
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6 Alberta
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Alberta an sich ist sehr weitläufig. Man sollte die Entfernungen nicht unterschätzen!
Zumal, wenn man mit dem Auto unterwegs ist, darf man auf dem Highway maximal
100 bzw. 110 km/h fahren. Und Tankstellenabstände von 200 km sind normal.
Das Klima ist sehr kontinental geprägt und damit sehr trocken. Die trockene Luft ist
am Anfang eine große Umstellung für mich gewesen. Im Spätsommer waren die Temperaturen vergleichbar mit deutschen Verhältnissen, nur dass hier die Sonne fast jeden
Tag scheint. Der kanadische Winter kann sehr kalt sein. Dicke Wintersachen, vor allem
Winterstiefel, sind zu empfehlen. In Edmonton sind Temperaturen bis zu -30 ◦ C im
Dezember möglich. Das kälteste, was ich erlebt hatte, waren -37 ◦ C in Fort McMurray. Und der Wind sollte auch nicht unterschätzt werden. Der macht das ganze nochmal um einiges kälter. Am besten informiert man sich auf der staatlichen Wetterseite
(www.weatheroffice.gc.ca). Wenn man Glück hat, kann man auch in Edmonton Polarlichter sehen.
Die Kanadier sind ein sehr freundliches und hilfsbereites Volk. Ich wurde überall immer höflich behandelt. In Kanada bedankt man sich selbst beim Aussteigen aus dem
Bus beim Fahrer. Auf der anderen Seite ist das Leben in Alberta sehr teuer. Obwohl in
Alberta nur die nationale und keine Provinzsteuer erhoben wird, ist alles teurer als in
Deutschland.
Ausflüge in die Umgebung sind auf alle Fälle zu empfehlen. Wenn man in Edmonton ist, sieht man von der Natur nicht viel. Der Outdoorsclub der Uni bietet regelmäßig Trips an. Meistens ging es in die Rockies. Auch die verlängerten Wochenenden
zu den Feiertagen Thanksgiving und Rememberance Day kann man sehr gut nutzen,
um selbst einen Trip mit ein paar Freunden zu machen. Um ein Auto auszuleihen,
empfiehlt sich ein internationaler Führerschein. Die Altersbeschränkung liegt meist ab
21 Jahren, ab 25 bezahlt man auch keinen Jungfahreraufschlag mehr.
Ich unternahm mehrere Trips in die Rocky Mountains nach Banff, Lake Louise und Jasper. Es war einfach atemberaubend. Ich kannte zwar schon die Alpen, aber die Rocky
Mountains haben etwas Spezielles. Die blauen Seen zwischen den Bergen sind unbeschreiblich. Auch sieht man hier wirkliches Wildlife. Leider konnte ich keinen Bären
entdecken, dafür aber einen Elchbullen. Bergziegen, Schneehühner, Hörnchen u.v.m.
kann man recht leicht sehen. Eine Wanderung oder Skifahren lohnen sich wirklich.
Auch ein Besuch in Drumheller ist zu empfehlen. Das IC organisierte zu Beginn des
Semesters einen Trip hierher. In Drumheller befindet sich eines der weltweit wich-
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tigsten Dinosaurierforschungszentren. Im Museum kann man sich über die ausgestorbenen Dinosaurier informieren und die Skelette auf sich wirken lassen. In der Nähe
von Drumheller gibt es auch sehr schöne Sandsteinformationen, die einen Besuch wert
sind.
Calgary, die Stadt am Bow River, sollte man sich auch nicht entgehen lassen. Sie ist um
Weiten moderner als Edmonton und bietet mit ihren Hauptsitzen der großen Ölfirmen
eine beeindruckende Skyline. In der Stadt gibt es viele Museen zu entdecken und im
Olympic Park kann man sich sportlich betätigen und über die olympischen Winterspiele 1988 in Calgary informieren.
Wen Bergbau interessiert, sollte den langen Weg nach Fort McMurray in die Ölsande
auf sich nehmen. Eine Grubenbefahrung kann man bei einigen der großen Bergbaufirmen erhalten. Ich hatte meinen Professor für Tagebau nach Kontaktmöglichkeiten
gefragt und konnte somit eine Privatbefahrung bei Shell für mich und drei weitere
interessierte Kommilitonen organisieren. Für mich als Bergmann, war dies natürlich
eines der Highlights meines Aufenthaltes in Kanada.
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