Die Mank-Zebec-Weise-Bubis

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Die Mank-Zebec-Weise-Bubis
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I Historie
Diva vom Main I 21
Die
Mank-Zebec-Weise-Bubis
» Thomas Berthold im Spiel gegen den 1. FC Köln.
Wenn man so will, gingen die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts bei der
Frankfurter Eintracht endgültig erst ein paar Jahre später zu Ende. Gleichzeitig
brach die Zeit der „jungen Wilden“ an – mehr und mehr erfolgreiche Jugendspieler
drängten ins Team.
Der langjährige Spielführer Jürgen Grabowski musste seine
Karriere nach einem Tritt des Lothar M. 1980 beenden. Der
Torschütze vom Dienst, Bernd Hölzenbein, wechselte ein Jahr
darauf in die USA. Auch in den folgenden Jahren verließen die
prägenden Akteure des vergangenen Jahrzehnts aus unterschiedlichen Gründen die SGE. Bum Kun Cha, Norbert Nachtweih und Bruno Pezzey wurden verkauft, Willi Neuberger beendete seine Karriere und Bernd Nickel durfte nicht mehr so,
wie er wollte. Somit waren zur Saison 1983/84 nur noch zwei
Spieler verblieben, die den Glanz vergangener Zeiten repräsentierten: Ronnie Borchers und Charly Körbel. Dazu stand mit Jürgen Pahl ein UEFA-Cup- und auch Pokalsieger im Kasten, der
jedoch während seiner langen Zeit bei der Eintracht nie gänzlich
unumstritten geblieben ist.
» Wie so oft: Umbruch
Der Umbruch bei der Eintracht, der vielleicht mit dem Ende der
großartigen Karriere von Jürgen Grabowski begonnen hatte,
erhielt 1982/83 einen weiteren Schub. War der Club noch mit
Helmut Senekowitsch als Trainer in die Saison gestartet, wurde
diesem nach nur sechs Pflichtspielen, von denen fünf verloren
wurden, der Stuhl vor die Tür gestellt. Für ein Spiel betreute
Uli Meyer die Eintracht, bevor Branko Zebec an den Riederwald
gelotst wurde. Zwar konsolidierte sich die Mannschaft im Laufe
der Saison, an deren Ende jedoch die finanzielle Zukunft auf
dem Spiel stand. Schulden in Millionenhöhe, riskante Bauherrenmodelle – die Eintracht stand vor dem Ruin. Die Mitgliederversammlung wählte im Mai 1983 ein neues Präsidium, neuer
Präsident der Eintracht wurde Dr. Klaus Gramlich, Sohn des
langjährigen Präsidenten Rudi Gramlich. Zwar konnten durch
kurzfristige Geldzuwendungen, auch von Matthias Ohms, der
später in den Verwaltungsrat aufrückte, die Verbindlichkeiten
gesenkt werden, die Lizenz für die nächste Spielzeit aber beinhaltete auch die Auflage, sich von Spielern zu trennen. So
wechselte Pezzey nach der Saison für 1,25 Millionen Mark nach
Bremen, während Cha für knapp eine Million nach Leverkusen
verkauft wurde. Sogar Körbel war kurz davor, die Eintracht zu
verlassen, zu sehr hatte ihm der sportliche Substanzverlust zu
schaffen gemacht – vor allem den Verkauf Pezzeys nahm Körbel
der Eintracht übel. Immerhin konnte mit den Verpflichtungen
von Jürgen Mohr und Jan Svensson das Frankfurter Urgestein
Körbel von einem Verbleib bei der Eintracht überzeugt werden.
» Meisterliche Jugend
Während also die Bundesligamannschaft im Mittelfeld herumdümpelte und das finanzielle Chaos regierte, hatte sich der
Nachwuchs an die Spitze des nationalen Fußballs gespielt. 1982
und 1983 wurde die A-Jugend unter Trainer Klaus Mank Deutscher Meister. 1982 wurde der VfB Stuttgart mit 2:0 bezwungen, ein Jahr darauf mit dem gleichen Ergebnis der 1. FC Köln,
dessen Trainer Christoph Daum hieß. Schon 1980 konnte die
B-Jugend unter Mank den nationalen Titel erringen.
Der Übersicht halber hier die Aufstellungen der Eintracht für die
Finalspiele:
» Die B-Jugend Meister 1980
Hans-Jürgen Gundelach – Andreas Hofmann – Hans-Peter Boy,
Thomas Kühn, Heiko Ernst – Michael Gabriel, Gert Kramp (68.
Achim Schmidt), Volker Rudel – Thomas Berthold, Harald Krämer (45. Andreas Lenz), Uwe Müller.
» Die A-Jugend Meister 1982
Hans-Jürgen Gundelach – Andreas Hofmann – Hans-Peter Boy,
Mike Kahlhofen, Heiko Ernst – Thomas Kühn, Michael Gabriel,
Stefan Wöber – Harald Krämer, Uwe Müller, Dennis Rieth (54.
Thomas Berthold).
» Die A-Jugend Meister 1983
Jörg Hollenbach – Bernhard Trares – Thomas Klepper, Dirk Borkenhagen, Armin Kraaz – Markus Piesker, Manfred Binz (69.
Alexander Conrad), Dennis Rieth – Stefan Wöber (63. Achim
Völker), Wolfgang Heider – Holger Friz.
» Branko Zebec und der Beginn der Weise-Ära
Schon 1982/83 hatte Trainer Branko Zebec vereinzelt auf den
Nachwuchs zurückgegriffen und zudem mit Ralf Falkenmayer
einen Spieler in den eigenen Reihen, der ob seines Alters zwar
nicht in einer Meisterelf jener Jahre stand, dennoch als eines der
größten Eintracht-Talente überhaupt galt. Unter Trainer Dietrich
Weise zählte Falkenmayer zu der Truppe, die 1981 U18-Europameister geworden war; Falke absolvierte seine ersten Ligaspiele
schon als 18-Jähriger. Als Zebec kam, hatte der gebürtige Frankfurter schon knapp 50 Spiele auf dem Buckel. Thomas Berthold
absolvierte 1982/83 sieben Bundesligaspiele, Uwe Müller gar
deren 16. Und auch Mike Kahlhofen trug in jener Saison zwei
Mal das Trikot der Eintracht.
Wenn man es also ganz genau nimmt, so sind die legendären
„Weise-Bubis“ im Grunde auch die „Zebec-Bubis“. Oder sogar
die „Mank-Bubis“, immerhin hatte Klaus Mank als Trainer der
Jugendmannschaften die Jungs allesamt soweit gebracht, dass
sie für den Bundesligakader interessant wurden. Die Ära Zebec
aber endete anders, als es sich die Eintracht-Verantwortlichen
vorgestellt hatten. Zebec, der schon früh an der Bauchspeicheldrüse operiert wurde und wegen seines Diabetes Medikamente
nehmen musste, verzichtete dennoch nicht auf Alkohol – mit
fatalen Auswirkungen. Mal wurde er in einem Teppich aus
dem Stadion geschafft, um den Journalisten zu entgehen, mal
wirkte er schläfrig auf der Trainerbank – letztlich hatte die Eintracht keine andere Wahl und ersetzte im Oktober 1983 den
großen Trainer durch Dietrich Weise, der schon zwischen 1973
und 1976 höchst erfolgreich am Riederwald gearbeitet hatte.
Interimsmäßig hatten Klaus Mank und Jürgen Grabowski die
Eintracht übernommen. 0:7 gegen den 1. FC Köln lautete das
niederschmetternde Endergebnis – bis heute die höchste Auswärtsniederlage in der Bundesliga für die Eintracht. Die zweite
Ära Weise begann einen Tag später.
» Der Pokalsiegertrainer kehrt zurück
Und Weise hatte viel Arbeit vor sich. Zum Zeitpunkt seiner
Amtsübernahme war die Eintracht durch ein 2:4 gegen das
unterklassige Team von Göttingen 05 – in dessen Reihen ein
junger Spieler namens Lothar Sippel eingewechselt wurde – aus
dem Pokal geflogen und zierte zudem das Tabellenende der
Bundesliga. Nach zwölf Spieltagen standen 6:18 Punkte bei einem Torverhältnis von 17:32 zu Buche, bei einem einzigen Sieg
gegen Fortuna Düsseldorf. Selbst das so wichtige Spiel bei den
ebenfalls abstiegsgefährdeten Kickers aus Offenbach ging verloren. Und wie: Lange hatte der OFC durch einen von Uwe Bein
verwandelten Handelfmeter in Führung gelegen. Schiedsrichter
Hontheim aus Trier hatte nicht seinen besten Tag erwischt. Aus
unerklärlichen Gründen verweigerte er einem Freistoßtreffer
von Falkenmayer die Anerkennung und in der 71. Minute musste dann auch noch Michael Sziedat mit „Rot“ vom Platz. Als Sievers kurz vor Schluss dann doch noch den Ausgleich für die Eintracht erzielte, lag sich die Eintrachtwelt in den Armen – ohne
jedoch die Rechnung mit dem Wirt namens Michael Kutzop
gemacht zu haben, der unmittelbar darauf den Siegtreffer für