Interview mit Christopher Davis am 12. März 2004 beim
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Interview mit Christopher Davis am 12. März 2004 beim
Interview mit Christopher Davis am 12. März 2004 beim Fernsehsender in der Sendung „Louis Rukeyser’s Wall Street“ hristopher Davis repräsentiert die dritte Gene- der renommierten InvestmentfondsC ration familie Davis. Vor vielen Jahren war sein Großvater bereits bei CNBC als Gast in einer Sendung. Sein Vater, der Investmentexperte Shelby Davis, hat Christopher Davis hinsichtlich der Anlagephilosophie, die den Davis-Fonds seit Jahrzehnten zugute kommt, grundlegend geprägt. Seit 1995 zeichnet Christopher Davis als PortfolioManager für den Davis New York Venture Fund (Parallelfonds des Davis Value Fund) verantwortlich, der seinen Referenzindex, den S&P 500, in 21 der vergangenen 28 Jahre geschlagen hat. In diesem Jahr verzeichnet der Fonds erneut eine gute Performance. Christopher Davis managt u.a. auch noch den Davis Financial Fund. CNBC Maria Bartiromo: Wie gehen Sie bei der Auswahl von Aktien vor? Welche Überlegungen stellen Sie dazu an? Auf welche Kriterien achten Sie besonders? Christopher Davis: Wir gehen nach unserem altbewährten Investmentansatz vor. Sie wissen vielleicht, dass wir nicht allzu häufig umschichten. Bevor wir investieren, führen wir im Vorfeld eine genaue Recherche über ein Unternehmen durch, das wir dann durchschnittlich über fünf Jahre lang halten. Schließlich ist es von fundamentalem Nutzen, wenn man Unternehmen ausfindig machen kann, die solide und langfristig aussichtsreich sind. Diese Art von Unternehmen können vielleicht etwas „langweilig“ sein, aber sie zeichnen sich meist durch gesunde Bilanzen, beständiges Management und nachhaltiges Wachstum aus. Man könnte sagen: die Unternehmen sind nicht aufregend, aber beständig! Bartiromo: Und ich nehme an, dass es sich um Unternehmen handelt, die zusätzlich zu günstigen Preisen erhältlich sind? Davis: Genau richtig, denn selbst ein sehr gutes Unternehmen kann noch eine schlechte Investition darstellen, wenn der Preis zu hoch ist. Bartiromo: Wie gehen Sie also vor, wenn Sie in ein Unternehmen investieren möchten und in diesen Markt involviert sein möchten? Wie machen Sie führende Unternehmen ausfindig? Nennen Sie uns doch bitte ein paar Ihrer ausgewählten Unternehmen. Davis: Dazu muss ich auf den Begriff „Beständigkeit“ zurückkommen. Man sollte sich vor allem bewusst sein, dass es immer wieder unvorhersehbare Dinge gibt, insbesondere dann, wenn Investieren auf Langfristigkeit ausgerichtet ist. Welche Art von Unternehmen soll man demnach halten beziehungsweise welche Unternehmen sollte man in unsicheren Zeiten an den Märkten ins Portefeuille aufnehmen? Dazu analysieren wir die Stärke eines Unternehmens, in das wir investieren, seine Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu seinen Konkurrenten sowie die Widerstandskraft, die es während kunjunkturschwachen Zyklen aufweisen konnte. Wir haben eine besondere Vorliebe für Finanzdienstleistungs- und Versicherungsunternehmen, die nicht veraltern können, wie zum Beispiel AIG oder Berkshire Hathaway sowie für globale Unternehmen wie Heineken, die zu günstigen Preisen erworben werden können und die sowohl während konjunkturstarken als auch während der unumgänglichen konjunkturschwachen Wirtschaftszyklen Beständigkeit beweisen können. Bartiromo: Sie erwähnten Finanzdienstleistungsunternehmen. American Express ist eines der von Ihnen selektierten Unternehmen. Davis: American Express ist sogar unsere größte Position und zeichnet sich vor allem durch ausgezeichnetes Management aus. American Express ist im Kreditkartengeschäft und hat viele Vorteile gegenüber seinen Mitbewerbern. So müssen zum Beispiel die anderen Kreditkartenunternehmen für die Nutzung des Markennamens „Visa“ an eine Art Genossenschaft Lizenzgebühren zahlen, während American Express seinen eigenen Markennamen besitzt. Damit haben sie den gesamten Bereich unter sich. American Express wird ausgezeichnet gemanagt. Bartiromo: Altria ist auch eine Ihrer größten Positionen. Davis: Ja. Wissen Sie, das vergangene Jahr hat wieder einmal gezeigt, dass Kontroversen oft Gelegenheiten schaffen. Das haben wir bei Unternehmen wie Tyco, und natürlich bei Altria und Philip Morris festgestellt. Häufig ergeben sich durch Kontroversen günstige Preise, was dann gute Kaufgelegenheiten bedeutet. Ich würde beispielsweise einem Anleger nicht den Kauf von Aktien empfehlen, wenn er nur eine, zwei, fünf oder 10 Aktienpositionen besitzt. Aufgrund seiner hervorragenden Dividende eignet sich Altria jedoch sehr gut als Beimischung und kann auf jeden Fall als beständiges Unternehmen bezeichnet werden. Ed Brown (Präsident der Brown Capital Management): Chris, Sie haben einige interessante Ideen, wie man indirekt in andere Bereiche investieren könnte, die attraktiv sind, jedoch risikoreich erscheinen. Können Sie uns dies anhand eines Beispiels erläutern? Davis: Das ist ein ausgezeichneter Punkt. Oftmals, wenn man an das Internet denkt, wird einem bewusst, dass es einen enormen Trend gibt, der absolut klar ist. Das Wachstum des Internet-Bereichs war von Anfang an vorhanden und hält nach wie vor an, es bestand immer. Direkte Investitionen sind häufig spekulativer Natur und risikoreich. Häufig bietet indirektes Investieren jedoch auch Gewinnmöglichkeiten. Ein gutes Beispiel ist hier wiederum American Express. Da man im Internet nicht bar bezahlen kann, gibt es eine riesige Anzahl von Transaktionen, die über die Kreditkarte abgewickelt werden müssen. An diesem Beispiel erkennt man die Vorteile von indirektem Investieren leicht, wie auch bei Versandunternehmen. Heutzutage spricht fast jeder vom Wachstumsmarkt China, dessen Wachstum genauso unumgänglich erscheint wie das des Internets. Direkte Investitionen erscheinen uns jedoch sehr gefährlich. Wir investieren lieber in Unternehmen wie AIG, American International Group, das 1919 in Schanghai gegründet wurde und mit mittlerweile über 30.000 Versicherungsfachleuten in China Versicherungen vertreibt . Vorgehensweise dann weiterhin in diesem Unternehmen investiert bleiben und müssen es nicht veräußern. Bartiromo: Gibt es Ihrer Meinung nach weitere Trends, die Aussicht auf gute Erträge erwarten lassen? Davis: Man könnte durchaus sagen, dass wir in unserer Selektion zu globalen Unternehmen tendieren. Zum Einen erreichen wir mit einer solchen Investition auch die 95% der Weltbevölkerung, die nicht in den Vereinigten Staaten leben und zum Anderen sichern wir dadurch auf weltweiter Basis die Währung ab, da wir mit den globalen Unternehmen in unseren Portfolios auch Kunden in Europa, Asien und im Mittleren Osten erreichen. Kim C. Goodwin, State Street Bank: Sie sind dafür bekannt, Unternehmen aufs Genaueste zu analysieren und dann eine gut überlegte Entscheidung zu treffen. Was war die längste Zeit, die Sie je auf eine Unternehmensrecherche verwendet haben? Mr. Davis: Wir haben Unternehmen in unserem Portefeuille, in denen wir seit fast 20 oder 25 Jahren investiert sind. Das ist die von uns favorisierteste Haltedauer. Aber es gibt viele Unternehmen, die wir gerne zum richtigen Preis besitzen würden. Wir beobachten die Entwicklung eines Unternehmens sorgfältig und warten eine passende Gelegenheit ab. Am liebsten erkläre ich das immer am Fall „Costco“. Wir sind stolz darauf der größte Aktionär dieser wirklich erstklassigen Einzelhandelskette zu sein. Aber um den geeignetsten Zeitpunkt zum Investieren herauszufinden, mussten wir die Ereignisse und Kurse des Unternehmens fast fünf Jahre lang beobachten, bevor Costco ein enttäuschendes Quartal verzeichnete, in dem die Aktie um 10 bis 12 Punkte fiel und wir am selben Tag die Mittel bereit hatten, um einsteigen zu können. Bartiromo: Das ist sehr interessant. Ich muss Sie doch noch nach dem Namen des Unternehmens fragen, das Sie seit 25 Jahren in Ihrem Portfolio halten. Davis: AIG Bartiromo: Wenn ich Sie richtig verstehe, suchen Sie nach den großen Trends, nutzen diese Trends aber nicht in der allseits üblichen Art und Weise? Davis: Wenn es sich bei diesen Trends um große Möglichkeiten spekulativer Natur handelt, sicher nicht. Investitionen auf indirektem Wege zu tätigen bedeutet außerdem geringeres Risiko, insbesondere wenn Entwicklungen viel Zeit in Anspruch nehmen, was die Regel ist. In Zeiten großer Unsicherheit und Volatilität an den Märkten können Sie bei unserer Bartiromo: Ihre Ausführungen waren sehr interessant und aufschlussreich und wir bedanken uns bei Ihnen für dieses Interview. Auszugsweise Übersetzung durch NORAMCO NORAMCO AG • Schloss Weilerbach • D-54669 Bollendorf Tel. 0 65 26 92 92 - 0 • Fax 0 65 26 92 92 - 30 • www.noramco.de